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Feel the Love you can't live without

von

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Lightning and Thunder

„Gibt’s bei dem Ding auch sowas wie nen Ton?“, murrte Vegeta, während er in die Kugel des Wächter-Stabes starrte.

„Nein.“, antwortete Goku kurz angebunden.
 

Der Prinz der Saiyajins sah über den Stab hinweg zu seinem Artgenossen, der seinen Blick abgewandt hatte und beobachtete dessen Gesichtszüge für eine Weile. Er wirkte eindeutig angespannt. Erst nach ein paar Sekunden schaute Vegeta wieder auf das Geschehen in der kleinen Kugel. Dort konnte er sie alle sehen, wie sie um Goku versammelt waren, ältlich und bester Laune. Er entdeckte einige bekannte, aber auch unbekannte Gesichter. Sie lachten, aßen und tranken und amüsierten sich sichtlich. Vegeta legte seine Hand auf die Kugel und dachte an Bulma. Das Geschehen schwenkte von Goku fort und Bulma tauchte auf, die sich angeregt mit…mit ihm unterhielt? Aber…so alt hatte er sie gar nicht in Erinnerung…
 

„Kakarott?“

„Was ist?“

„Das kann nicht die richtige Feier sein. Ich bin dort.“

„Was?“ Goku blickte wieder zu der Kugel und musterte sie genau. „Oh…doch, das ist es schon. Das ist er. Das ist Shanks.“

Vegeta zog ungläubig den Stab näher an sein Gesicht. „Das…ist…unmöglich…“

„Ich sagte doch, dass er dir wie aus dem Gesicht geschnitten ist.“
 

Der stolze Prinz beobachtete seinen Sohn und Bulma eine Weile, während sich ein herzzerreißendes Lächeln auf seine Lippen legte. Wie schön es gewesen wäre Shanks mit ihr großzuziehen…mit Kakarott an seiner Seite. Nach allem, was Goku ihm erzählt hatte, wäre Shanks wohl sein ganzer Stolz gewesen.
 

Er atmete tief durch und wischte das Bild vor sich weiter zu einem späteren Zeitpunkt der Feier, auch wenn es ihm schwer fiel sich vom Anblick seiner ehemaligen Gefährtin und Shanks zu lösen. Aber es schmerzte ihn Bulma zu sehen, in dem Wissen, dass sie nicht mehr da war. Einfach so. Von gestern auf heute. Etwas in ihm wollte es eigentlich gar nicht wirklich mitbekommen. Nicht sehen, was ihm entgangen war, nicht erkennen, dass sie und die anderen womöglich auch ohne ihn glücklich gewesen waren…

Also ließ er sich wieder Goku zeigen. Es war bereits dunkel und die Szenerie wurde nur noch von den überall im Garten hängenden Lampions ausgeleuchtet. Kakarott saß alleine auf der einen Seite der langen Tafel. Sein Blick war verklärt und breit grinsend saß er einfach nur da. Hatte seinen Kopf auf seine Hand gestützt und ließ seinen Blick über die anderen schweifen. Er wirkte zufrieden, glücklich. Doch sein Lächeln verschwand langsam und er sah auf das Glas in seiner anderen Hand hinab. Schwenkte die klare Flüssigkeit darin langsam hin und her. Dann wanderten seine Augen neben sich auf einen leeren Stuhl, den er lange anstarrte, bevor er seine Augen schloss und tief durchatmete. Als er sie wieder öffnete, blinzelte er schnell einige Male. Schien so die aufgekeimten Tränen zu unterdrücken. Dann ließ er seinen Blick erneut durch die Runde schweifen, doch plötzlich schossen seine Augen wieder ein Stück zurück und fixierten etwas.
 

Da war Shanks, der Goku gegenüber, hinter einer beim Tisch sitzenden Frau stand, die Vegeta nicht kannte. Er hatte eine Hand auf der Stuhllehne, die andere neben der Schwarzhaarigen auf dem Tisch abgestützt und lächelte über den Tisch hinweg jemand anderen an, den Goku in seinem Gesichtsfeld nicht wahrnehmen konnte. Es schien ihn auch nicht zu interessieren, wen Shanks da ansah, denn dieses Lächeln schien ihn vollkommen gefangen zu nehmen. Von diesem Lächeln konnte einem wahrlich schwindlig werden. Kurze Zeit später blickte Shanks zu der Frau hinab, die sich angeregt mit Gohan neben sich unterhielt. Sein Lächeln wurde kleiner bis es ganz verschwunden war und sich nachdenkliche Falten auf seiner Stirn abzeichneten. Mit diesem Gesichtsausdruck sah er Vegeta einfach zum Verwechseln ähnlich...

Langsam wanderte Shanks‘ Blick auf den Tisch vor sich, auf seine Hand, mit der er sich dort abstützte. Es wirkte so als würde er angestrengt über etwas nachdenken oder als ob ihm etwas weh tun würde. Plötzlich schnellten seine Augen, ohne dass er seinen Kopf anhob, zu Goku. Er wirkte sichtlich überrascht, dass dieser ihn gerade selbst ansah.
 

Shanks richtete sich zu seiner ganzen Größe auf, ohne seinen Blick von dem Vollblut-Saiyajin abzuwenden. Eine ganze Weile starrten sie sich einfach nur an, bis Goku seinen Blick langsam über Shanks Gesicht wandern ließ, nach unten, über dessen Brust, hinab zu seinem Bauch und für einen kurzen Moment ließ er seinen Blick in dessen Schritt verweilen bevor er ihn wieder zu Shanks Augen zurückwandern ließ…
 

„Schätze ich hab die Stelle gefunden, Kakarott…du hast ihn ja regelrecht ausgezogen mit deinem Blick.“, stellte Vegeta trocken fest.

„…bist du jetzt zufrieden?“ Goku griff nach dem Stab und wollte ihn dem Jüngeren schon aus der Hand reißen als Vegeta ihn aufforderte zu warten.

„Was denn?“, wollte Goku genervt wissen. Es war ihm sichtlich unangenehm…

Vegeta zog den Stab wieder näher an sein Gesicht heran und beobachtete Kakarott weiter durch die Kugel. Neugierig und verwirrt, was der Prinz jetzt noch sehen wollte, warf auch Goku einen Blick auf das Geschehen in der kleinen Kugel. Immerhin konnte er sich an den Ausgang des Abends nicht mehr wirklich erinnern. Er wusste nur, dass er am nächsten Morgen am Badezimmerboden in der Capsule Corp. aufgewacht war und ihm schrecklich schlecht gewesen war…
 

Goku, der immer noch am Tisch saß, wandte sein Gesicht ab, nachdem er Shanks‘ fragenden Blick gesehen hatte. Der Jüngere hatte seinen Kopf nur leicht zur Seite geneigt, seine Augenbrauen fast flüchtig fragend zusammengezogen. Schnell hob Goku den Kopf von seinem Arm hoch und stand auf. Kippte die klare Flüssigkeit in einem Zug nach unten, strauchelte ein Stück nach links weg und konnte sein Gleichgewicht erst wieder herstellen als er sich an der Tischkante festhielt. Dann schüttelte er kurz seinen Kopf und eilte schwankend in Richtung des Hauses davon. Er steuerte jedoch nicht den Eingang der Capsule Corp. an, sondern verschwand daneben. Kaum war er aus der Sichtweite der anderen, stützte er sich an der Hausmauer ab und sah aus als würde er jeden Moment umkippen oder sich übergeben. Es dauerte einige Sekunden bis er sich wieder bewegte und noch ein paar Schritte in gebeugter Haltung weiter taumelte. Ohne, dass es Goku mitbekam, war Shanks von hinten an ihn herangetreten und legte ihm seine Hand auf den Rücken. Der Jüngere beugte sich vor, um in Gokus Gesicht sehen zu können. Als der Größere merkte, wer da neben ihm stand, richtete er sich abrupt auf, was definitiv ein Fehler war, denn er kam ins Straucheln und musste sich nun gänzlich mit seinem Rücken gegen die Hausmauer lehnen, um nicht umzukippen. Shanks stellte sich sofort dicht vor ihn, schien ihm vorm Umkippen bewahren zu wollen, als Goku plötzlich seine Hand auf Shanks’ Wange legte und etwas sagte.

Die Augen des Jüngeren weiteten sich nur für einen kurzen Moment, bevor man leichte Verzweiflung in ihnen erkennen konnte über das eben Gehörte und er Goku etwas zuzuflüstern schien, was nun den Älteren für einen kurzen Augenblick die Augen aufreißen ließ. Dann begann Goku ungläubig, fast unsicher zu lächeln, als ob er etwas gehört hätte, dass er nicht wirklich zu begreifen schien.
 

Wieder flüsterte Shanks ihm etwas zu. Es war nur ein Wort. Dann packte er Goku mit beiden Händen und küsste ihn einfach. Drängte seinen Körper an den Größeren, fuhr mit seiner Hand in dessen Nacken, was diesen Kuss unglaublich leidenschaftlich wirken ließ. Als auch Goku ihn zu erwidern schien und seine Arme um Shanks schlang, wäre Vegeta der Stab beinahe aus der Hand gerutscht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Kakarott mit seinem Sohn an, die immer wilder wurden, an der Kleidung des anderen zerrten, unter sie fuhren, sich gegenseitig aneinander pressten.

Als Goku Shanks mit einer Hand an seinem Hintern packte, ihren Kuss löste, ihn gleich darauf an dessen Hals zu liebkosen begann und immer wieder etwas flüsterte, knallte Vegeta seinem Wächter den Stab gegen die Brust, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem Zimmer.
 

Goku starrte Vegeta völlig durcheinander hinterher, hob dann zitternd den Stab hoch und sah auf Shanks‘ Gesicht in der Kugel, der mit zusammengepressten Augen aufstöhnte. Panisch ließ er den Stab zu Boden fallen. Was…was hatte er nur getan…?
 

Er…er musste Vegeta hinterher…sofort! Da stimmte doch irgendetwas nicht! Er konnte sich kein Stück daran erinnern!

Unaufhörlich zitternd stieg er über den Stab hinweg und eilte dem Prinzen hinterher.
 

In der zurückgelassenen Kugel konnte man sehen, wie Shanks langsam seine Augen öffnete, während Goku immer wieder einen Namen zu flüstern schien. Er löste sich von seinem Hals um Shanks wieder zu küssen, der jedoch sein Gesicht abwandte, sich von Goku wegdrückte und ihm dann mit zornigem Blick etwas entgegenschrie. Danach weiteten sich die Augen des Größeren entsetzt. Fassungslos.

Zitternd legte er sich seine Hand über den Mund. Dann durchzog ihn ein Schauer, er stieß Shanks zur Seite, lief einige Schritte von ihm weg, bevor er auf die Knie fiel, sich vornüberbeugte und sich übergab. Shanks kam zu ihm, kniete sich daneben und legte ihm vorsichtig, selbst zitternd, seine Hand auf den Rücken, doch Goku stieß ihn sofort von sich, sah ihn wütend an und schrie ihm etwas entgegen. Danach sprang Shanks auf und lief davon, während sich Goku auf die Seite fallen ließ und bitterlich zu weinen begann…

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„Lauf nicht weg, bitte! Vegeta! Bleib…bleib stehen! Lass uns darüber reden! BITTE!“

Der Prinz der Saiyajins blieb stehen, drehte sich mit einer derartigen Verachtung in seinen Augen um, dass Goku jegliches weitere Wort im Hals stecken blieb.

Nachdem der Größere den Mund nicht wieder aufbekam und sie sich einige Sekunden einfach nur angestarrt hatten, drehte sich Vegeta wieder um und setzte seinen Weg fort. Nicht mehr rennend, sondern langsam und schweigend.
 

„Ich…ich…kann mich daran…nicht erinnern.“, flüsterte Goku leise vor sich hin. Beobachtete wie sich der Prinz immer weiter von ihm entfernte. „Ve…VEGETA! ICH KANN MICH DARAN ÜBERHAUPT NICHT ERINNERN!“

Der Jüngere blieb stehen. Ohne sich umdrehen, erwiderte er, gerade so laut, dass Goku ihn verstehen konnte: „…und das…macht es jetzt inwiefern…besser?“

Danach ging er weiter, ohne auf eine Antwort zu warten…
 

Goku schlug sich entsetzt über sich selbst eine Hand vor den Mund und starrte dem Jüngeren einfach nur hinterher, unfähig sich zu bewegen…

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Als Vegeta das Haus verließ und auf den großen Balkon trat, wehte ihm eine starke Böe entgegen, sodass er kurz seine Augen schließen musste. Als der Windstoß an ihm vorübergezogen war, blickte er zum wolkenfreien Himmel auf. Die aufgehende Sonne tauchte ihn in ein orangenes Blau. Es war wunderschön und spiegelte das komplette Gegenteil seiner Gefühlslage wider. Dort herrschte pures Chaos. Ein Gewitter, Stürme, Regen, finstere Nacht…
 

Warum blieb er nur so ruhig? Warum…rastete er nicht aus?
 

Der erste Gedanke, den sich Vegeta seltsamerweise stellte, war, ob Kakarott auch so gefühlt hatte wie er jetzt, als sie beide bei Beerus und Whis gewesen waren und Goku erfahren hatte, dass Vegeta weiterhin mit Bulma geschlafen hatte. Er war immerhin auch erst völlig ruhig geblieben.

Doch das…das war einfach nicht dasselbe, oder? Vegeta…er hatte Bulma nie offiziell verlassen…sie war die Mutter seiner Kinder gewesen…und er hatte sie geliebt. Hatte Angst davor gehabt sie und sein mühsam aufgebautes…glückliches…Leben zu verlieren. Und Kakarott hatte seinen…seinen…er konnte es nicht einmal in Gedanken aussprechen. Er hatte ihn geküsst und wer weiß was noch getan, weil…Shanks ihm ähnlich sah. Da war keine Liebe im Spiel gewesen…oder? Nur…nur…Kakarott hatte einfach nur gelitten, weil er nicht da gewesen war…all die Zeit einfach nicht bei ihm gewesen war…
 

Wieso nur…wieso passierte immer wieder etwas? Wieso verflucht nochmal stand immer wieder etwas zwischen ihnen?!
 

Ständig taten sie sich weh und doch hatten sie einfach nicht anders gekonnt als den anderen weiterhin zu lieben. Doch das…das was er da gesehen hatte…das war nicht einfach nur ein Betrug gewesen. Das war Verrat. Vollkommen egal, ob Kakarott betrunken gewesen war. Vollkommen egal wie viele BESCHISSENE Jahre er auf Vegeta gewartet hatte. Voll…vollkommen egal, wie ähnlich Shanks ihm sah. Das spielte keine Rolle…o..oder?
 

Vegeta fuhr sich durch seine Haare. Atmete tief ein. Nein. Nein, das war’s. Das…würde er ihm niemals verzeihen können. Niemals…nicht…nicht in einer Millionen Jahre.
 

Warum war er nur so beschissen ruhig, verdammt?!!
 

Langsamen Schrittes ging er zum Geländer des Balkons, legte seine Hände darauf und umschloss das kalte Metall. Er blickte in die Schlucht, die sich vor dem Haus erschreckte. In die Schlucht, in die er sich damals hatte fallen lassen, um endlich loszulassen. Um endlich mit…Goku glücklich zu werden.

Er schloss seine Augen. Konnte diese schrecklichen Bilder einer fast schon glücklichen Zeit mit Kakarott und diesen elenden, friedlichen Himmel nicht mehr ertragen. Er wollte sich nur noch diesem Chaos, dieser Finsternis in seinem Inneren hingeben. Hatte er nicht heute Morgen noch so ein seltsames Gefühl verspürt, dass sich sein Körper einfach nicht aus dem Bett bewegen wollte?
 

Wäre er doch einfach liegen geblieben…
 

Vegeta hörte wie sich hinter ihm die Tür öffnete, vernahm Gokus Stimme, hörte wie sie zitterte, flehte, doch er verstand seine Worte nicht. Er nahm wahr wie er an seinem Arm berührt wurde, wie etwas neben ihm zu Boden sank und sich an seiner Hose festkrallte, wie sein Körper hin und her gerüttelt wurde, aber er spürte es nicht.
 

Er fühlte einfach nichts. Als ob sein Körper, sein Geist ihn beschützen wollte vor dieser grausamen Tatsache, dass die Ewigkeit, ihre Ewigkeit…seine…Ewigkeit ihren Sinn zu verlieren begann…
 

Vegeta blickte zu Goku hinab, der neben ihm kniete, an ihn geklammert war und ihn verzweifelt anflehte, dass er irgendetwas sagen sollte. Und langsam verstand er warum Kakarott damals nichts von ihm über Bulma hatte hören wollen.
 

Weil es einfach nur weh tat.
 

Stumm hob der Prinz seine Hand, die bis dahin nur regungslos an seiner Seite gehangen hatte, ließ seine schwarze Götter-Energie aufleuchten und dachte nur daran, dass Goku endlich ruhig sein sollte…
 

Sofort war es still und Vegeta wurde losgelassen. Er trat einen Schritt zurück, sprang auf das Geländer vor sich und blickte in die Tiefe. Er konnte sich selbst vor sich sehen, wie er sich damals hatte fallen lassen. Wie Goku vor ihm die Schlucht entlang gerauscht war und nach ihm gerufen hatte…der Beginn einer wundervollen Zeit.
 

Jetzt war niemand mehr da, der ihn aufgefangen hätte.
 

Sein Blick huschte zu dem Saiyajin hinter sich am Boden, der einfach nur ins Leere starrte. Was war das nur, dass er seinen Wächter einfach zu einem Verhalten zwingen konnte? Doch Vegeta wandte seinen Blick ab. Konnte Kakarotts Anblick nicht ertragen. Er wollte nur noch weg…
 

Mit einem kräftigen Abstoß vom Balkongeländer begab er sich in die Lüfte und flog über die Schlucht hinweg.

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Nur zwei Minuten später kam Goku wieder zu sich. Er schüttelte sich und blinzelte ein paar Mal als er merkte, dass Vegeta nicht mehr vor ihm stand.

War es etwa schon wieder passiert? Auch beim Zusammentreffen mit Trunks und Goten hatte er schon so einen seltsamen Aussetzer gehabt. Langsam wurde ihm bewusst, dass Vegeta ihn irgendwie manipulieren konnte. Kurz fragte er sich, ob Beerus diese Fähigkeit wohl auch gegenüber Whis einsetzen hatte können. Es gab mit Sicherheit Gründe dafür, die in der Verbundenheit zwischen Gott und Wächter lagen. Vielleicht war es ja auch einfach das Gegenstück zu der Fähigkeit des Wächters, die Zeit zurückdrehen zu können. Möglicherweise hatte auch der Gott der Zerstörung so die Möglichkeit sich gegen seinen Wächter in einem Ausnahmefall durchzusetzen. Immerhin hielten sie das Universum im Gleichgewicht und mussten wohl auch die Möglichkeit haben sich gegenseitig…aufhalten zu können…
 

Doch das spielte jetzt keine Rolle, denn der Prinz war scheinbar wieder abgehauen. Er hob ab und wollte los, doch kaum, dass er einen Meter hochgeflogen war, sank er schon wieder zu Boden.
 

Es…es würde keinen Sinn machen Vegeta jetzt hinterher zu jagen, wo auch immer er war. Er würde ihn einfach wieder befehlen, ihn in Ruhe zu lassen. Langsam aber sicher machte ihn diese Tatsache wütend. Wenn das eine Fähigkeit war, die es geben musste, um sich über seinen Wächter hinwegsetzen zu können, dann war das mit Sicherheit wichtig und hatte einen bestimmten Zweck, aber sicher nicht den, ihn außer Gefecht zu setzen, damit er nicht mit ihm reden musste! Und mit einem Mal machte es Goku noch wütender, dass er Vegeta jetzt schon wieder hinterher fliegen musste. Das war doch einfach…!
 

Plötzlich riss Goku seine Augen weit auf, als ihm der Grund des Ganzen wieder ins Gedächtnis schoss. Shanks…er hatte Shanks wirklich…er hatte ihn…sie hatten sich tatsächlich…was hatten sie nur getan? Und wer weiß was sie noch getan hatten! Seine Augen wurden noch größer.
 

Dann wurde ihm furchtbar schlecht.

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Nach langen Überredungsversuchen gab Trunks schließlich auf, Son Goten davon überzeugen zu wollen, dass er mit ihm an diesem Abend wieder nach Hause flog, also kam er nach getaner Arbeit spät abends zurück zum Haus in den Bergen. Etwas überrascht stellte er fest, dass nirgends ein Licht brannte und ging davon aus, dass sein Vater wohl schon wieder schlief und Goku wahrscheinlich im Dunkeln fernsehen würde. Seufzend landete auf dem großen Balkon. Er war sichtlich etwas enttäuscht darüber, dass sich sein Vater und Son Goku den ganzen Tag nicht hatten blicken lassen. Irgendwie konnte er es ja verstehen, dass sein Ziehvater dringend Zeit mit Vegeta allein brauchte und dennoch hatte er gehofft, dass es seinem Vater doch wichtiger wäre seine Kinder…zu sehen. Aber vielleicht waren die beiden ja auch bei Bra und Shanks und gar nicht hier. Er würde seine Zeit mit seinem Vater schon noch bekommen…
 

Müde stampfte er auf die Eingangstür zu als er eine Regung in der Finsternis vernahm. Er war sofort hellwach, drehte sich in die Richtung aus der er die Bewegung vernommen hatte und ging in Kampfstellung.

„Ich bin’s nur, Trunks.“, konnte man Gokus Stimme aus der Finsternis hören.

„Oh…ich hab dich gar nicht gesehen. Warum sitzt du denn hier im Dunkeln?“, fragte Trunks, öffnete die Tür und betätigte innen den Lichtschalter, der die Außenbeleuchtung aktivierte. Als er wieder nach draußen trat, sah er Goku, der auf der Eckbank am Tisch saß, zurückgelehnt und zu den Sternen blickend. Der Halb-Saiyajin warf seinen Schlüssel auf den Tisch und ließ sich auf dem Stuhl, seinem Ziehvater gegenüber, nieder.

„Alles in Ordnung?“, fragte er schließlich, da Goku sich einfach nicht rührte.

„…nein.“

„Oh…schläft er etwa schon wieder?“

„Nein.“

„Mmh…“, überlegte Trunks, „…habt ihr euch gestritten?“

Nun blickte Goku doch zu Vegetas Sohn. „Ich…ich…“

Trunks richtete sich auf seinem Stuhl auf. „Was ist denn los?“, fragte er besorgt. So wie Goku dreinblickte, hatte er das Gefühl, dass der Größere gleich zu weinen anfangen würde.

„…ich…hab…ich hab wohl ziemlichen…Mist gebaut…“

„Wieso? Was ist denn passiert?“

Goku wandte seinen Blick schnell ab. „Ich kann dir das nicht…sagen.“

„Aber…Son Goku. Du kannst mir alles sagen.“

„Nicht das…“

„Goku…“ Trunks griff über den Tisch und legte seine Hand über Gokus, sodass der Ältere wieder zu ihm sah. „…ernsthaft. DU kannst mir ALLES sagen.“

Nur zögerlich begann Goku wieder zu reden. Was er da in seinem Stab gesehen hatte…was er da GETAN hatte…schon allein bei dem Gedanken daran, fühlte er sich wieder wie erstarrt.

„Ich…hab…ich hab ihn geküsst…wir…wir haben uns geküsst…“

Trunks hob verwirrt eine Augenbraue nach oben. „…ja…und? Ist doch…gut oder nicht?“

Goku zog seine Hand unter der seines Ziehkindes weg und umschlang mit seinen Armen seinen eigenen Oberkörper. Ihm wurde wieder übel und sein Körper begann erneut zu zittern, wie er es schon die ganze Zeit tat.

„Son Goku…?“

„Shanks…Shanks und ich…wir…oh Gott…“ Unaufhaltsam stiegen dem großen Saiyajin Tränen in die Augen, während sich Trunks‘ Blick weitete als er Eins und Eins zusammenzählte.

„W…was? Wie…? Was? Wieso? WANN?!“

„…an…an meinem…Geburtstag…“

„Was? Der…der ist doch schon fast ein Jahr her…?“

„Nicht mein letzter. An…an meinem…meinem 75. Geburtstag…“

„Das…ist ja…noch länger her…?“ Trunks war sichtlich verwirrt und versuchte angestrengt das eben Erfahrene zu verarbeiten. Die wenigen Puzzlestücke, die Goku ihm hinwarf zusammenzusetzen.

„…oh Gott…Trunks…wie…wie konnte das nur…wieso hat er…ich…und…dein…dein Vater…“, stotterte Goku unvollständige Sätze vor sich hin. Es auszusprechen machte es noch viel schlimmer…realer…

„Okay, ganz ruhig, Son Goku. Eins…eins nach dem anderen, ja? Du und Shanks…? Ihr habt euch vor ner Ewigkeit an deinem Geburtstag…?“ Auch Trunks fiel es sichtlich schwer diese Tatsache auszusprechen. Goku nickte nur.

„…und…warum kommst du JETZT damit an?“, fragte er Halb-Saiyajin weiter.

„…ich…ich wusste das nicht mehr…ich konnte mich…daran nicht erinnern…ich war doch damals so…betrunken von Kuririns Schnaps…“

„…okay? Und…jetzt kannst du dich wieder erinnern?“

„Nein. Ich…dein Vater und ich…wir haben…wir haben es durch meinen Stab gesehen…er wollte…es sich ansehen…und…und da haben wir’s gesehen…“

„Ach du…Scheiße…“ Trunks lehnte sich entsetzt zurück und starrte Goku mit weit aufgerissenen Augen an, der die Tischplatte zwischen ihnen fixierte, während ihm eine Träne die Wange hinabrann.
 

Erst nach einigen Augenblicken hatte sich der Halb-Saiyajin wieder etwas gefangen und fand seine Stimme wieder. Er musste jetzt ruhig bleiben. Auszurasten brachte sie jetzt mit Sicherheit nicht weiter…
 

„…wo ist Vater?“

Nur langsam schaffte es Goku den Jüngeren wieder anzusehen und zu antworten. „…keine Ahnung…“

Trunks atmete tief durch und strich sich durch sein silber-graues Haar. Dann nahm er seine Brille ab, legte sie vor sich auf den Tisch und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Okay…okay…das…wir kriegen das schon hin, Son Goku. Vater…er wird sich wieder beruhigen. Er ist mit Sicherheit…einfach nur geschockt. Aber…du…du warst betrunken…und Shanks…wahrscheinlich auch. Außerdem…also…er sieht Vater zeitweise zum Verwechseln ähnlich. Das…das wird der Grund gewesen sein. Nur…keine Ahnung warum Shanks…also…ich meine…du…du bist doch…wie ein Vater für uns…“

Goku kniff seine Augen zusammen als ihn eine gigantische Welle von Übelkeit überkam.

„So…sorry…das…weißt du ja selbst…aber…hey. Wahrscheinlich kann er sich selbst auch nicht daran erinnern, sonst…hätte er das doch mit Sicherheit irgendwann mal…erwähnt…oder?“

„…keine Ahnung…“

„Okay…okay…also…ich…ich muss dich das jetzt fragen…“

„Was denn…?“

„…es war…nur ein Kuss?“

Goku starrte Trunks mit aufgerissenen Augen an und blieb stumm.

„Ihr…? Habt ihr…?!“

„…ich…ich weiß es nicht…wir…Vegeta…als er das gesehen hat, ist er abgehauen und ich bin…gleich hinterher…“

„Scheiße…das heißt, vielleicht habt ihr sogar…?“

„Oh Gott! Bitte, hör auf! Das…das verkrafte ich nicht…“

„Tut mir leid. Es ist nur…wenn es nur der Kuss war, dann…wird Vater dir das schon…naja…“

„…würdest du es denn…Son Goten verzeihen, wenn er mit, keine Ahnung, Vegeta betrunken rumgemacht hätte?“

Sofort verzog Trunks angewidert das Gesicht, was Goku einen schmerzhaften Stich versetzte. Ja…dasselbe war dem Größeren auch durch den Kopf gegangen als er sich gefragt hatte, wie er reagiert hätte, wenn sich Vegeta und Son Goten geküsst hätten, weil ihm sein jüngster Sohn früher auch ähnlich gesehen hatte…

„Ach…Son Goku…das…das kann man doch alles nicht mit euch vergleichen…mein Vater hat ewig geschlafen. Du warst all die Jahre allein. Hast gewartet und gewartet und…warst ihm immer treu. Das…das war ein Ausrutscher an den…naja, an den du dich nicht mal erinnern konntest. Und Shanks sieht Vater so ähnlich und außerdem sind wir alle erwachsen geworden. Du bist…also, du bist nun mal in deinem körperlichen Zustand von vor fünfzig Jahren. Das heißt du und Shanks…ihr wart damals…ungefähr im selben…naja…Alter eben. Das kann man durchaus…verzeihen. Wirklich…“

„…ja…vielleicht…wenn es…bei dem Kuss geblieben ist…“

„Okay, weißt du was? Ich seh es mir einfach an, dann wissen wir bescheid. Und mit Shanks…können wir auch reden.“

„Was?! NEIN! Wenn…wenn er sich auch nicht mehr daran erinnern kann, dann…dann soll das auch so bleiben!“

„Mmh…naja…was denkst du denn wird passieren, wenn Vater auf Shanks trifft?“

„Oh…oh nein…oh Gott…“
 

Plötzlich umspielte Trunks‘ Lippen ein fast belustigtes Lächeln. „…haha…weißt du was, Son Goku?“

„…mh?“

„So viel Action hatte ich schon lange nicht mehr…du und Vater…ihr bringt echt immer was Neues…“

Nun musste auch Goku für einen kurzen Moment auflachen, auch wenn es eher verzweifelt klang. „Darauf…könnte ich echt verzichten…“

Trunks beugte sich nun wieder zu seinem Ziehvater und legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. „Ach…das wird schon. Ich bin für dich da, so wie du damals für mich da warst als das mit Son Goten war. Okay?“

„…danke, Trunks…“

„So. Und jetzt zeig’s mir. Ich seh mir an, was du mit meinem kleinen Bruder angestellt hast.“

„Trunks!“

Lachend stand der Halb-Saiyajin auf und kam zu Goku um den Tisch herum. „Na los. Dann wissen wir es wenigstens…“
 

Der Größere seufzte ausgiebig, ließ jedoch seinen Stab erscheinen und gemeinsam sahen sie sich das Ende dieses Abends an…
 

„Na siehst du? Alles gut. Du hast dich übergeben.“

„…toll.“

„War aber ein ziemlich…heißer Kuss.“ Trunks stupste Goku bei diesem Satz aufmunternd und etwas neckend in die Seite.

„Ach, hör doch auf…“

„Haha…okay, tut mir leid, ich bin schon still. Also…was hältst du davon, wenn ich morgen mit Shanks rede und du…du verbringst morgen einfach den Tag mit Son Gohan. Der wird sich total freuen, dich zu sehen.“

Sofort verflogen alle Gedanken an Vegeta und Shanks aus Gokus Gedanken und sein Gesicht wurde ernst. „…Gohan? Wie…wie geht es ihm denn mittlerweile?“

„Ach…es geht schon.“

„…ist…ist es schlimmer geworden?“

„Naja…seine Beine sind immer noch gelähmt und langsam beginnt es auch bei seinem linken Arm…aber die Ärzte tun was sie können. Du weißt doch, dass wir ihm die Besten besorgt haben…“

„Ja…sicher.“

„Ach Son Goku…jetzt mach doch nicht so ein trauriges Gesicht. Gohan hat sich schon lange mit der Krankheit abgefunden. Es geht ihm gut. Er ist glücklich…“

„Ja…ich weiß.“ Der Vollblut-Saiyajin atmete tief durch. Die Krankheit seines Sohnes war damals so plötzlich aufgetreten und er hatte sich ihr so tapfer entgegengestellt. Es einfach akzeptiert, wie es war und sich nie unterkriegen lassen. Niemals beschwert. An ihm konnte man sich wirklich ein Beispiel nehmen. „Vielleicht…werde ich ihn wirklich morgen einmal besuchen gehen…“

„Gut so.“, bekräftige der Halb-Saiyajin Gokus Entscheidung.

„Aber Trunks…ich will nicht, dass du mit Shanks redest, okay? Wenn dann…wenn dann werde ich das tun.“

„…ähm…okay, wenn du das so willst…“

„Danke…“

„Also schön, Son Goku. Versuch dich nicht allzu fertig zu machen, okay? Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“

„Mh…“

„…dann werd ich mich…naja, ich werd mich mal hinlegen, in Ordnung? Es war ein echt langer Tag…“

„Sicher. Geh nur, Trunks.“
 

Als sich Goku wieder alleine auf dem Balkon vorfand, fingen seine Gedanken erneut zu rotieren an. Unruhig ging er auf und ab. Es machte ihn fast wahnsinnig, dass Vegeta abgehauen war. Er wollte mit ihm reden…es war kaum auszuhalten, dass dieser verfluchte Fehler so schrecklich über ihnen schwebte und er hatte…er hatte Angst, dass es nur schlimmer statt besser werden würde, je länger Vegeta alleine war und Zeit hatte darüber nachzudenken. Sich in das Gesehene immer weiter hineinzusteigern…denn das tat er doch immer. Natürlich war das, was Goku getan hatte, nicht leicht zu verdauen, aber WARUM musste der Prinz immer abhauen?! Bestimmt malte er sich auch aus, was Shanks und er womöglich noch getan hatten, genauso wie sich Goku und auch Trunks diese Frage gestellt hatten. Wäre Vegeta nicht abgehauen, hätten sie zumindest schon einmal das klären können. Sie waren doch keine kleinen Kinder mehr, verdammt! Es musste doch möglich sein, sich kurz Luft zu machen und dann zurückzukommen, um darüber zu reden!
 

Außer…außer natürlich Vegeta würde ihm das…niemals verzeihen. Goku wurde erneut übel. Das konnte doch einfach alles nicht wahr sein! Mit verzweifeltem Blick sank er auf einen der Stühle zurück. Starrte lange einfach nur in den Nachthimmel und dachte über sein Gespräch mit Trunks nach. Hoffte, betete inständig, dass der Jüngere recht behielt und sie das schon irgendwie wieder hinbekommen würden…
 

Er schloss seine Augen und atmete lang und tief ein. Wo war Vegeta nur…wann…wann würde er wohl endlich zurückkommen…?
 

Nach einigen Stunden, in denen Goku einfach nur regungslos dagesessen hatte, kroch die Sonne langsam über den Horizont und schickte ihre ersten Strahlen über die Schlucht hinweg. Als sie Gokus Gesicht berührten, öffnete er seine Augen einen spaltbreit. Blinzelte der roten Dämmerung entgegen. Der Morgen war also angebrochen, ohne ein einziges Zeichen von Vegeta…
 

Und dann schoss ihm plötzlich Trunks‘ Satz durch den Kopf: ‚…was denkst du denn wird passieren, wenn Vater auf Shanks trifft?‘
 

„Scheiße…“ Hektisch und mit einem Mal aus seiner Starre gerissen, richtete sich er sich auf, hob seinen Zeige- und Mittelfinger an seine Stirn und suchte mit geschlossenen Augen nach Shanks‘ Aura…

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Nach einem stundenlangen Flug, der Vegeta über weite Flächen und schließlich über den unendlich wirkenden Ozean geführt hatte, erreichte er ein mit Eis und Schnee überzogenes Land. Am Himmel hangen tiefe, dunkle Wolken. Ein eiskalter Wind wehte und ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Ja…diese Landschaft spiegelte endlich sein Innerstes wider…
 

Er steuerte einen großen Berg an und landete auf dessen Spitze, blickte sich in dieser trostlosen, weißen Stille um. Selbst hier…am gottverdammten Arsch der Welt gab es Ruhe und Frieden…nur nicht bei ihm und Kakarott. In Summe hatten sie doch höchstens drei oder vier Jahre miteinander gehabt, in denen sie einfach glücklich gewesen waren. Doch so wie ihr Leben, ihre Zukunft aussah, würden sie da überhaupt noch eine Chance auf…Glück und Zufriedenheit haben? Denn das war es doch worauf es ankam, oder nicht? Genau das hatte Goppa ihm einmal vor so langer Zeit gesagt…und genau das war es, wonach Vegeta sich sehnte.
 

Irgendwie schien ihnen diese Ewigkeit im Weg zustehen, anstatt sie glücklich zu machen. Sie schien einen Preis zu fordern, den zu zahlen er einfach nicht wollte. Irgendwie…irgendwie war es auch nicht einmal wirklich der Kuss zwischen Goku und seinem Sohn. Verdammt…es…es war Kakarotts Gesichtsausdruck. Nicht, als er Shanks gemustert hatte, sondern…sein Blick davor. Auf den leeren Stuhl neben sich. Auf den Platz, an dem wohl eigentlich Vegeta hätte sitzen sollen…
 

Der Prinz der Saiyajins sank auf seine Knie, seine Hände berührten den Schnee.
 

Goku hatte gelitten und…Shanks war da gewesen. Sah Vegeta zum Verwechseln ähnlich. Das war es gewesen, nicht mehr, nicht weniger. Nur ein…Kuss…ein schwacher Moment. War das wirklich etwas, dass er Kakarott nicht verzeihen konnte? Einen Fehler in fünfzig Jahren…?
 

Langsam ballte er seine Hände zu Fäusten, presste das gefrorene Wasser darin zusammen. Er betete inständig, dass es…nur ein Kuss gewesen war…
 

Langsam schloss er seine Augen. Hätte es nicht einfach irgendjemand sein können? Jemand, der ihm nicht ähnlich sah, damit es einfach offensichtlich war, dass sich Kakarott einen anderen gesucht hatte, der bei ihm war? Nein…es musste jemand sein, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah…
 

Vegeta riss seine Augen wieder auf. Warum hatte eigentlich sein Sohn…sein eigener Sohn…den ersten Schritt gemacht?! Er war Kakarott immerhin nachgegangen! Er hatte seine Hände auf Gokus Wangen gelegt und ihn geküsst!
 

Der Prinz sank auf seine Unterschenkel zurück, versank ein Stück in den weißen Massen. Er nahm die Kälte kaum war, die in seine Glieder kroch.
 

Wo waren sie da nur hineingeraten? Was sollte er nur tun? Was fühlen? Wie…weitermachen?

Sollte er ignorieren, was passiert war? Sollte er verzeihen? War die Sache mit Shanks etwas, dass er verzeihen konnte? Er wusste doch selbst nicht, ob er vollkommen treu geblieben wäre. Verdammt nochmal, warum musste es ausgerechnet sein SOHN sein!

Und was zum Teufel hatte sich Shanks überhaupt dabei gedacht?!! Hatte der nicht eine Frau? Einen eigenen Sohn?!
 

Wut kroch langsam in Vegeta empor und begann die bis eben noch vorhandene, fast schon unheimliche Ruhe in ihm zu verdrängen. Ja, er war wütend über das, was er gesehen hatte, was er erfahren hatte. Über ihre Situation, ihr Leben. Er spürte einen solch bitteren Zorn aufsteigen über die Dinge, die er einfach nicht ändern konnte…die passiert waren, weil er einfach nicht da gewesen war!

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Shanks war gerade dabei in der gigantischen Trainingshalle, die neben der Capsule Corp. errichtet worden war, als Super-Saiyajin kräftige Tritte gegen virtuellen Gegner auszuteilen, gefolgt von wilden Schlägen und einer heftigen Energieattacke, mit denen er die echsenartigen Hologramme in Stücke riss und sie sich in Luft auflösten. Danach landete er in der virtuellen Wiese der Halle neben dem Schaltpult und tippte darauf herum.

Er brauchte mehr. Mehr Gegner. Stärkere Gegner.

Die ganze Nacht hatte er schon damit verbracht sich hier abzulenken. Es machte ihn wahnsinnig, dass sein Vater wach war und er ihn immer noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Und…er war verdammt nervös, was ihn noch verrückter machte. Er war tatsächlich nervös, dass es endlich soweit sein würde. Dass er nach all den Jahren des Wartens seinem Vater gegenüberstehen würde.

Wie sollte er sich verhalten? Wie würde sein Vater reagieren? Würde er ihn wieder mit einem Schlag begrüßen…?

„Scheiße!“, fluchte er vor sich hin, da er sich an der Anzeige vertippt hatte und die Eingabe nochmal durchführen musste.
 

„Shanks.“, drang plötzlich eine so vertraute Stimme an sein Ohr, die ihn innehalten ließ. Seine Augen weiteten sich. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Doch bevor er sich umdrehte, versuchte er sich schnellstens zusammen zu reißen und legte eine möglichst ausdruckslose Miene auf. Dann wandte er sich endlich um. „Son Goku.“

So sehr Shanks sich auch zusammennahm, so wenig konnte er verhindern, dass seine Augen sofort die Umgebung nach seinem Vater absuchten. Nachdem er feststellen musste, dass Goku alleine hier war, richteten sich seine Augen wieder auf den Älteren. „…schön, dich nach zwei Jahren wiederzusehen.“

„Ja…es…ist auch schön…dich wiederzusehen.“, brachte Goku nur gezwungen hervor.

Langsam hellte sich Shanks‘ Gesicht etwas auf, denn er meinte es ernst. Es war wirklich schön seinen Ziehvater wieder zu sehen. Er hatte ihn vermisst…und sein Vater war ja nicht hier, also…
 

Ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. „Ach komm, Son Goku, warum so zurückhaltend?“ Shanks marschierte auf den Größeren zu, breitete seine Arme aus, doch bevor er Goku in die Arme schließen konnte, hob dieser schnell seine Hand und hielt den Jüngeren mit seinem Zeigefinger an dessen Stirn davon ab, sich ihm noch weiter zu nähern. Verwirrt machte Shanks einen Schritt zurück und ließ seine Arme sinken. „W…was soll das denn?“

Gokus Züge wurden ernst. „Wir…müssen uns unterhalten.“

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Zitternd vor Kälte rappelte sich Vegeta wieder auf. Es brachte ihn einfach kein Stück weiter, sich hier weiter alleine den Kopf zu zermartern. Er musste das klären. Für sich. Für…Kakarott. Immerhin konnte ihm keiner sagen, ob…ob er nach der nächsten Nacht auch am nächsten Morgen aufwachen würde…
 

Es brachte ja nichts vor der Wahrheit…vor einander…davonzulaufen. Hatten sie sich nicht erst gestern dazu entschlossen, dies nicht mehr zu tun? Und Goku war verdammt nochmal nicht der Einzige, der sich ändern konnte! Er hatte zwar keine fünfzig Jahre Zeit dafür, aber auch er war fähig sich…anzupassen. Er war der verdammte Gott der Zerstörung!
 

Er sog ein letztes Mal die eiskalte Luft tief in seine Lungen und erhob sich aus den Schneemassen. Blickte in die Richtung aus der er gekommen war und entschied sich nicht denselben Weg zurückzunehmen. Nein…er musste vorwärts gehen, auch wenn dies bedeutete, mehr als die Hälfte des zurückgelegten Weges auf der anderen Erdballseite auf sich nehmen zu müssen…

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„Das klingst ganz schön ernst, Son Goku. Ist alles in Ordnung? Oder müssen wir uns auf eine drohende Gefahr vorbereiten? Ist Vater deswegen erwacht?“, begann Shanks den Größeren zu löchern.

„Ich…“ Goku schaffte es kaum Shanks anzusehen, denn immer wieder blitzten verschwommene Bilder ihrer verschlungenen Körper vor ihm auf. Das Gefühl von Haut unter seinen Fingern. Lippen auf seinen. Fast als würden sein Filmriss…Risse bekommen.

„Son Goku?“

„…es…es ist nichts Dergleichen. Ich hab keine Ahnung, warum Vegeta aufgewacht ist. Das Universum ist friedlich.“

„Wieso bist du dann so ernst? Ist…Vater am Durchdrehen, weil er so lange geschlafen hat? Trunks hat sowas in der Art angedeutet…“

„…ein wenig…ja…“

„Dann…bist du hier, weil…? Sollen Bra und ich mit ihm reden? Will er uns sehen?“

„Nein.“ Als Shanks bei diesem Wort merklich zusammenzuckte, revidierte Goku schnell seine Antwort, wohl wissend wieviel Vegeta seinem jüngsten Sohn doch bedeutete. „Also schon. Natürlich wird er euch sehen wollen, es ist nur…also…ach verdammt, Shanks…“

„J…ja?“

„Erinnerst du dich an meinem 75. Geburtstag?“, brachte es Goku endlich über seine Lippen.

Verwirrt zog Shanks eine Augenbraue nach oben. Was sollte das denn jetzt? Sein Vater…SEIN Vater war nach fünfzig Jahren ENDLICH aufgewacht, endlich würde er die Möglichkeit haben, ihm gegenüber zu treten, seine Stimme zu hören, ihm Fragen zu stellen, ihn kennen lernen und Goku wollte über seinen Geburtstag reden, der über 25 Jahre zurücklag? Warum zum…? Doch plötzlich weiteten sich Shanks Augen voller Entsetzen. Er machte seinen Mund auf, wollte irgendwas sagen, doch dieser klappte sofort wieder zu. Dann wich er einen Schritt zurück. Noch einen.
 

„…du weißt es also…“, stellte Goku fest.

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Vegeta steuerte immerzu Kakarotts Aura an, orientierte sich an ihr, um nicht vom Weg abzukommen. Es war nicht mehr weit. Die Sonne war gerade aufgegangen und er konnte ihre Wärme auf seiner Haut fühlen. Auch wenn sie es nicht schaffte, seine kalten Glieder zu erwärmen, so war es doch irgendwie ein Lichtblick, der Vegeta ermunterte weiterzufliegen.

Er verlangsamte seinen Flug je näher er Gokus einzigartiger Aura kam, denn der Ort, an dem sie sich zu befinden schien, kam ihm seltsam vor. Er flog gerade über der Schlucht, an deren einen Seite das Haus in den Bergen gebaut war, doch Kakarott war eindeutig weiter weg. Als er das Haus erreicht hatte, blieb er stehen und blickte nach unten. Dort war definitiv nur Trunks. Er blickte in die Richtung, in der unweit von hier die Schule der Saiyajins lag, doch dort konnte er nur Gotens Aura wahrnehmen. Zumindest war das die Einzige, die ihm bekannt vorkam. Dann sah er geradeaus, wo er Goku ortete. Er setzte seinen Flug fort und überlegte fieberhaft, was in dieser Richtung lag. Gohan wohnte jedenfalls in der entgegengesetzten Richtung. Wenn er weiterfliegen würde, käme er doch zur…Capsule Corp.
 

‚Also…du wohnst jetzt in unserem Haus in den Bergen?‘, konnte Vegeta seine eigene Frage hören, die er gestern an Trunks gerichtet hatte.

‚Ja.‘

‚Warum nicht in der Capsule Coorperation?‘

‚Naja…da wohnen…also…Bra und Shanks teilen sie sich.‘
 

Shanks…

Vegetas Blick verengte sich. Sein Flug wurde schneller. Kakarott war also zu ihm gegangen…

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„N…nein…keine…keine Ahnung, was du…meinst…“ Shanks machte noch einen Schritt zurück, um noch mehr Abstand zwischen sich und seinen Ziehvater zu bringen. Doch plötzlich wich der ernste Ausdruck von Gokus Gesicht und seine Augen wurden groß.

„Vegeta…“, flüstere er.

„Was?“, fragte Shanks verwirrt, doch der Ältere wandte seinen Blick bereits zur Tür der Trainingshalle, die eine Sekunde später aufgeschlagen wurde.
 

Vegeta stand wutschnaubend dort.
 

Nur einen Wimpernschlag später stürmte der Gott der Zerstörung mit erhobener Faust auf die beiden zu, doch Goku blockte geistesgegenwärtig den Schlag mit seiner Hand ab. Vegeta hatte direkt auf Shanks Gesicht gezielt…

Ein weiterer Schlag folgte, ein Knietritt. Goku wehrte beides ab. Hielt die Fäuste des Prinzen fest in seinen Händen. Vegeta drückte dagegen, blickte dabei über Gokus Schulter und starrte Shanks mit rasendem Ausdruck in den Augen an…

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Piccolo blickte zum Himmel auf. Dunkle Wolken zogen auf und ein Sturm erfasste seinen Umhang. Er schnappte ihn sich und hielt ihn schützend vor Gohans Gesicht, den er in gerade in seinem Rollstuhl durch den Garten vor dessen Haus geschoben hatte.
 

„Seltsam…“, murmelte Piccolo.

„Sind das…sind das nicht Vater und…“

„Ja. Das sind Son Goku und Vegeta.“

„Vegeta…ist wach?“, fragte Gohan überrascht und blickte zu Piccolo auf.

„Sieht so aus.“

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Trunks schreckte aus seinem Schlaf hoch als ein Blitz vor seinem Schlafzimmer in den Balkon einschlug und ein Loch in diesen riss. Ein ohrenbetäubender Donner folgte.
 

„Was zum…?!“ Er schlug die Decke zurück und lief zur Balkontür, riss den Vorhang beiseite und blickte nach draußen. Schnell öffnete er die Tür und trat hinaus, wo ihn eine starke Windböe erfasste. Sich schützend den Arm vor die Augen haltend, rief er nach Son Goku, der jedoch nicht da war.

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Zwei Blitze, einer weiß, der andere lila, fast schon schwarz, schlugen gleichzeitig im Garten vor der Capsule Corp. ein und das Krachen, das sofort danach folgte, ließ die Wände des Gebäudes bedrohlich zittern. Danach wurde der Regen, der gegen das Haus prasselte noch stärker. Der Sturm vor dem Haus nahm zu.
 

Dann prallten Goku und Vegeta erneut über den Wolken gegeneinander…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryosae
2021-05-28T15:08:10+00:00 28.05.2021 17:08
Wow. Einfach wow.
Diese Story die du aufgebaut hast ist einmalig!

Hoffentlich bringt Goku Vegeta wieder zur Vernunft. Scheint so als würde ihr erster großer Kampf anstehen. Ich besorge Popcorn und warte auf die Fortsetzung xD

LG
Ryo
Antwort von:  -Alice-
03.06.2021 13:09
Hi Ryo! =)

Ich...ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich bin so gerührt von deinen Worten. *-* Vielen...VIELEN DANK!
Das ist wirklich eine unglaubliche Motivation!

Mal sehen, ob man Vegeta hier noch zur Vernunft bringen kann und wie ihr Kampf tatsächlich aussehen wird. ;)
GlG, Alice


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