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Ein Austausch mit Folgen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Mal wird es zu einer Art Austausch zwischen Mei und dem Protagonisten kommen.

Für alle, die rein auf Boys Love spekulieren, ist dieses Kapitel eher wenig angedacht. Es wird eine von zwei Ausnahmen bilden, die essentiell für den späteren Plot sein werden. Komplett anzeigen

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Bittere Tränen

Ekel durchzuckte meinen Körper, ausgehend von der Hand, welche Meis umschlossen hielt. Ich wollte mich lösen, wegrennen, oder sie einfach zusammenschreien – konnte und durfte vor allem nicht. Joey hatte mir unmissverständlich klar gemacht, dass niemand von uns wissen durfte. Ich war gezwungen dieses grausame Spiel mitzuspielen. Verzweiflung machte sich in mir breit. Wie weit würde Mei wirklich gehen?
 

Diese riss die Tür auf, und Kinderlärm schlug uns entgegen. Eine Gruppe bestehend aus Jungs und Mädchen hatte sich im Wohnzimmer (meine Vermutung war richtig gewesen), mittig im Raum, im Kreis um eine Flasche gesetzt. Flaschendrehen – typisch. Bei unserem fulminanten Auftritt (so wie Mei die Türe aufgerissen hatte, war es kein Wunder, dass wir die Aufmerksamkeit der Meute bekamen) ruhten schlagartig alle Blicke auf uns.
 

„Ihr habt es also endlich geschafft! Toll! Ich freue mich, Mei!“ Damit sprang Sakura auf und fiel dieser um den Hals. Es wurde immer deutlicher: Mei manipulierte ihr Umfeld geschickt, um zu bekommen, was sie wollte. Ihrer Schwester musste sie entweder etwas vorgegaukelt haben, oder sie steckte mit ihr unter einer Decke. Mei löste endlich ihre Hand von meiner, und ich atmete erleichtert aus.
 

Mokuba kam grinsend auf mich zu und boxte mir gegen die Hüfte. „Das hast du aber schnell geschafft. Da habe ich wohl die richtige Person ausgesucht, um mich anzuleiten.“ Wie Unrecht er doch hatte. Ich wollte ihm aber auch nicht den Abend versauen, zumal, seinem Gesicht nach zu urteilen, es mit Sakura gut klappen musste.
 

„Klar, siehst du doch.“ Mit einem halbherzigen Schmunzeln zerwuschelte ich meinem kleinen Freund die Haare. Dann beugte ich mich nach unten und flüsterte ihm etwas zu: „Vergeig es bloß nicht, beim Küssen später. Ganz vorsichtig und behutsam. Sie hat sicher auch noch niemanden geküsst.“ Damit richtete ich mich wieder auf, und konnte einen dezenten Hauch von Rot auf Mokubas Wangen erkennen.
 

Mei packte mich wieder am Arm und ging nach draußen. Über die Schulter rief sie noch: „Um zwölf macht ihr das Licht aus, und kein Mucks. Mokuba, deine Sachen liegen im Gästezimmer. Gute Nacht.“ Ich konnte die Aufregung in Meis Stimme hören. Warum war sie nervös? Sie hatte doch bereits alles, was sie wollte, oder?
 

Wir stapften zurück zu ihrem Zimmer, in welchem ich unsanft auf die Couch geschubst wurde. Mei schloss die Tür hinter uns ab und grinste unverhohlen. „So, jetzt sind wir ungestört.“ Innerlich sandte ich sämtliche Stoßgebete in den Himmel, es möge doch noch etwas passieren. Irgendetwas, um diese Wahnsinnige von mir abzuhalten. Ein Anruf, ein Klopfen an der Tür oder ein Meteorit, welcher durchs Hausdach schlug.
 

Die Braunhaarige ging auf mich zu, und setzte sich, mit dem Gesicht meinem entgegen, auf meinen Schoß. Sie spreizte dabei die Beine ein wenig und drückte meinen Kopf in die Sofalehne. Bevor ich reagieren konnte, spürte ich schon ihre Lippen auf den Meinen. Sie waren weder warm noch weich, wie die von Joey, im Gegenteil: Ich empfand sie als kalt und gierig. Mein ganzer Körper versteifte sich und ich drückte das Mädchen von mir weg.
 

Mei lächelte nun nicht mehr. In diesem Moment konnte ich wahrscheinlich die echte Mei Nakamura sehen. Sie wirkte ernst, regte keinen Muskel im Gesicht, zuckte nicht einmal. Wie eine Statute blickte sie auf mich herab, nur um dann mit einem fordernden, drohenden Unterton zu sprechen: „Entweder machst du mit, oder morgen weiß die ganze Schule von dir und Joey.“ Damit beugte sie sich wieder nach unten und küsste mich erneut.
 

Ich fühlte mich so hilflos, so machtlos. Was sollte ich tun? Wieder durchzuckte der Ekel meinen Körper, dieses Mal von den Lippen ausgehend. Dieses Mädchen war total verrückt, oder auf irgendeinem wahnsinnigen Rachetrip. Das Schlimmste: Ich musste mitziehen, sonst würde ich alles verlieren – wobei das in Joeys Fall ohnehin schon mit an großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen war. Wie der Löwe und das Lamm, nur dass ich nicht der Löwe war.
 

„Noch einmal, mach endlich mit. “ Mei hatte sich kurz gelöst, nur um mich dann wieder zu küssen. Ihre feuchte, widerwärtige Zunge strich über meine geschlossenen Lippen. Die Hände hatte sie auf meinen Nacken und Hinterkopf gelegt, sich mir entgegenpressend. Meis Blick war bar jeder Wärme und Zärtlichkeit. Er war eiskalt, fordernd und drohend. Noch einmal würde sie mich wohl nicht „bitten“.
 

Ich öffnete meine Lippen einen Spaltbreit. Ihre Zunge verwob sich augenblicklich mit der meinen. Meis Finger in meinen Haaren zogen grob an diesen, während sich die andere Hand vom Nacken auf meine Brust bequemte. Ich wollte schreien, sie wegstoßen, davonlaufen, am besten alles zeitgleich. Sie widerte mich an, genauso wie ich mich selbst. Vor meinem geistigen Auge erschien Joey, welcher lächelte, mir den Reis eingab, mich in den Arm nahm. Dabei tat ich das Einzige, was ich in dieser Situation konnte: Stumm weinen. Salzige Tränen liefen über meine Wange, während ich Meis Aufforderung nachkam, und ihren Kuss erwiderte.
 

Dieses vermeintliche Liebesspiel war grausam. Mei war grausam. Mit einer einzigen Tatsache hatte sie mich in die Knie gezwungen, mich hilfloser gemacht, als ein Kleinkind, welchem man den Lutscher wegnahm. Immer wieder geisterte mir die Frage des Warums durch den Kopf. Was hatte ich ihr getan? Was hatte ihr Joey getan?
 

Meis Lippen lösten sich endlich von meinen, nur um mich auffordernd anzublicken. „Was?“ fragte ich leise und sah zur Seite. Diesen Augen haftete etwas Böses an. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Diese Erpressung, wie sie mich berührte, grob zwang, ihren Wünschen nachzukommen – am liebsten wäre ich gestorben, so hilflos fühlte ich mich.
 

„Los, zieh den Pulli aus, und dein Shirt auch, wenn du eines trägst.“ Wieder folgte ich stumm ihrem Befehl. Mei inspizierte mich kurz, nur um dann mit den Fingern über meine Brust zu streicheln. Ihre Berührungen ließen mich erschaudern, aber nicht vor Erregung sondern vor Abscheu. Ihre Nägel ritzten über meine Haut und hinterließen eine feine Blutspur.
 

„Besser noch als angenommen. Wirklich, da hatte ich einen guten Riecher.“ Ich unterdrückte die nächsten Tränen, als sie meine Hände nahm und an ihrem Rücken, knapp über dem Hintern platzierte. Ein wenig weiter oben konnte ich den Bügel ihres BHs ertasten. Nein, ich würde das nicht machen. Das war zu viel.
 

„Du bist jedenfalls ein Weichei, das steht fest. Aber für meine Zwecke genügst du vollkommen.“ Mei rutschte von meinem Schoß. Ich atmete erleichtert aus und bückte mich nach meinen Sachen. „Nanana, mehr als maximal eine Schlafhose wirst du nicht brauchen. Los, mach dich bettfertig, ich bin müde.“ Ihr Ton war herrisch, gebietend und ließ keine Widerrede zu. Selbst wenn ich widersprochen hätte – es hätte nichts geändert. Ich musste mich fügen, fürs Erste zumindest. So schnappte ich mir meinen Rucksack und verzog mich ins angrenzende Bad. Dort schloss ich die Tür hinter mir ab und rutschte an dieser mit dem Rücken entlang. Mein Gesicht vergrub ich in den Händen und weinte stumm.
 

Wie sollte ich das alles nur durchstehen? Joey würde mich hassen, auch wenn ich es aus Liebe zu ihm tat. Mei hatte mich in ihren schmierigen Klauen und würde mich winselnd zappeln lassen. Nach außen hin musste ich perfekt schauspielern, durfte mir nichts anmerken lassen. Für meine Freunde würde ich der Held sein – der Junge, der Mei Nakamura aufgerissen hatte. Für den Menschen, den ich, nebst meinen Großeltern abgöttisch liebte, würde ich ein Monster sein.
 

Verzweiflung keimte in mir auf. Ich fühlte mich wie damals, mit der Schwester meiner besten Freundin. Sie in den Armen eines anderen zu sehen, zu sehen wie sie geküsst wurde, sich an ihren Freund schmiegte; ich bin dabei innerlich beinahe zerbrochen. Kummer und Schmerz kämpften in mir um die Oberhand und ein Teil von mir hatte sich gewünscht zu sterben. Es gab Momente, in denen hatte ich gehofft in einen ewigen Schlaf fallen zu dürfen. Wie süß erschien mir doch damals die kalte Schwärze des Jenseits?
 

„Bist du es bald? Mokuba war schon da, seine Sachen holen.“ Mei klopfte gegen die Tür und riss mich aus meinen Gedanken. Ich musste stark sein und durfte keine Schwäche zeigen, nicht noch einmal. Diese Genugtuung würde ich ihr nicht lassen. Eilig schlüpfte ich aus meiner Kleidung, putzte mir die Zähne und wischte mir die restlichen Tränen aus den Augen. So einfach würde ich es ihr nicht machen. Nur mit meiner kurzen Trainingshose bekleidet verließ ich das Bad, den Rucksack geschultert. Mei lag bereits im Bett. Die Bettdecke verhüllte ihren Körper, ließ aber ein pinkes Trägertop hervorblitzen. Obwohl sie durchaus ein schönes Mädchen war, widerte mich Mei an. Bemüht ruhig und hocherhobenen Hauptes schritt ich zu der leeren Bettseite, stellte meinen Rucksack ab und legte mich ins Bett.
 

„Mach dich nicht zu breit, weck mich nicht und erdreiste dich nicht zu schnarchen.“ Damit konnte ich Meis Hand auf meiner Brust spüren, was ein unangenehmes Gefühl in meinem Körper entstehen ließ. Ich wurde noch immer nicht ganz schlau aus ihren Handlungen – sie war entweder eine durchgeknallte Psychopathin, oder sie konnte sich nicht entscheiden. Ich entschied mich dazu, zu versuchen, zumindest ein wenig zu schlafen, was mir schlussendlich auch gelang.



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