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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Oster-Sonntag euch allen,

ich bin gerade der Familie entfleucht und sitze mit meinen Laptop im Garten um euch ganz fix das Kapitel hochzuladen.
Hoffentlich genießt ihr auch das schöne Wetter und viel Spaß mit Kapitel 27.

Liebe Grüße
eure Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 27 - Respekt

Kapitel 27 - Respekt

 

-Mihawk-

Ein leises Stöhnen ließ ihn aufhorchen.

Er sah über seine Zeitung hinweg zur schmalen Gestalt im weißen Himmelbett, die sich kaum bewegt hatte, doch die Augen waren nun schmerzerfüllt zusammengekniffen.

Zufrieden faltete der Samurai seine Lieblingslektüre und legte sie auf den kleinen Nachtisch, Lorenor würde bald aufwachen.

Es wurde auch langsam Zeit, die Sonne hatte vor wenigen Minuten den Horizont verlassen, ein neuer Tag war angebrochen. Noch in der Nacht hatte Lorenor sich wieder in Loreen zurückverwandelt. Nachdem das Monster ihn verlassen hatte, war sein Körper zu erschöpft gewesen um sich seinem ewigen Fluch länger zu erwehren.

Der Samurai ließ seinen Blick durch das Zimmer des Jüngeren wandern, während er darauf wartete, dass Lorenor endlich zu sich kommen würde.

Es sah noch genauso aus wie damals als der verfluchte Pirat eingezogen war; der Raum war karg und leer, die wenigen Möbel schienen unbenutzt und verstaubt. Einzig und alleine der altertümliche Kleiderschrank und das danebenstehende Regal wirkten belebt.

Die Neugierde hatte Dulacre überreden wollen sich die Unterlagen auf dem Regal einmal etwas genauer anzuschauen – insbesondere den Vertrag mit Eizen, den Lorenor ihm vorenthielt – aber er hatte sich dagegen entschieden.

Das überraschte ihn selbst am meisten. Noch nie hatte er sich um solche Dinge geschert, aber hier und jetzt wollte er das Vertrauen, welches zwischen ihm und dem Jüngeren wuchs, nicht aufs Spiel setzten.

Seufzend fuhr er sich mit einer Hand durchs Gesicht.

Er hatte sich wirklich sehr verändert.

Dann fiel sein Blick auf den Jüngeren, dessen Lieder leicht flatterten, ehe er schließlich unter leisem Ächzen die Augen öffnete.

„Guten Morgen, Lorenor.“

Er konnte ein Lächeln nicht verhindern, als die verklärten Augen des anderen zu ihm herüber schwenkten. Der Jüngere wollte etwas entgegen, aber mehr als ein klägliches Wimmern kam nicht über seine Lippen.

„Beruhige dich, Lorenor. Ich bin mir sicher, dass dein Körper noch zu erschöpft ist. Du wirst dich vermutlich erst in ein paar Stunden wieder bewegen können.“

Lorenor blinzelte kurz und seufzte tief.

Obwohl sein Körper matt und kraftlos war, schien Lorenor geistig wach zu sein. Sein eben noch verschwommener Blick war nun zielgerichtet auf Dulacre gerichtet und ohne auch nur ein Wort zu sagen, wusste der Samurai was der andere von ihm wissen wollte.

„Du erinnerst dich nicht mehr daran, was passiert ist, oder?“

Der Jüngere blinzelte erneut und Dulacre nickte.

„Ja, das habe ich schon befürchtet. Es ist also wirklich genau wie in deiner Kindheit.“

Nun überschlug er die Beine und strich sich über den Bart.

„Also gut, ich werde dir von den Geschehnissen erzählen. Solltest du irgendwelche Fragen haben, kannst du sie mir immer noch später stellen.“

Wieder einmal bemerkte er wie ungewohnt es für ihn war, dass Lorenor ihn einfach so direkt anstarrte. Die meisten Menschen wichen seinem Blick aus, Lorenor jedoch suchte den Augenkontakt und hielt ihm problemlos stand.

„Wie dem auch sei, ich habe meine Vermutung was mit dir geschehen ist, aber lass uns beim Anfang beginnen.“

Er lehnte sich leicht vor, so fiel es ihm leichter den Blick des Jüngeren zu lesen, da seine Miene kaum mehr verriet als sein schweigsamer Mund.

„Wie du dich erinnern kannst bat ich dich darum meine Ummantelung des Bambusstabes zu überlagern. Ich wollte, dass du meinen Hakifluss wahrnimmst um zu verstehen, was dein Ziel ist. Allerdings ist dann etwas passiert mit dem selbst ich nicht gerechnet habe.“

Grinsend beobachtete er wie Lorenor ihn aus zusammengekniffenen Augen anstarrte. Seine rechte Augenbraue zuckte gefährlich und er atmete tief ein.

„Als deine Rüstung meine überlappte hast du mein Haki absorbiert.“

Nun weiteten sich Lorenors Augen und es war mehr als deutlich, dass der andere versuchte sich aufzurichten, doch nichts passierte und über seine Lippen kam nicht mehr als ein unzufriedenes Seufzen. Dulacre lachte leise auf.

„Ja, ich muss gestehen, dass ich von einer solchen Fähigkeit auch noch nie gehört habe“, meine er immer noch grinsend, „und doch zweifle ich nicht an meiner Beobachtungsgabe. Aber ich bin noch nicht fertig. Direkt nachdem du mein Haki aufgesaugt hast, bist du diesem Wahn verfallen, von dem du mir berichtet hast. Wir sind uns wohl einig darüber, dass ein Zusammenhang dazwischen besteht. Wie du weißt ist Haki nichts anderes als formgewordene Lebensenergie. Je höher das natürlich vorkommende Haki in einer Person ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie die Veranlagung des Königs in sich trägt, aber dazu mehr an einem anderen Tage. Ich vermute, dass du durch das Training eine hohe Menge deines eigenen Hakis verbraucht hast, vielleicht sogar eine lebensbedrohlich hohe Menge, ohne dass du dem Einhalt gebieten konntest.“

Der Jüngere beobachtete ihn ernst, nichts verriet was Lorenor wohl wirklich dachte und das würde sich auch nicht ändern, solange er sich nicht bewegen konnte, sodass Dulacre fortfuhr.

„Es ist eine deiner Eigenarten an deine eigenen Grenzen zu gehen und darüber hinaus. Ich glaube aber, dass in diesem Fall dein inneres Monster dich überwältigt hat und zwar in dem Moment, in dem du mein Haki absorbiert hast. Vermutlich um dein eigenes Leben zu retten.“

Nachdenklich rieb der Samurai sich den Nacken.

„Trotzdem ist es geradezu bedenklich, denn während du deinem Wahn verfallen warst, stieg zwar dein Haki in ungeahnte Höhen, gleichzeitig floss die Lebensenergie allerdings nur so aus dir heraus. Hätte ich dich nicht aufgehalten, hätte dieser enorme Kräfteverlust dich womöglich innerhalb weniger Minuten dahingerafft. Aus diesem Grund bist du nun auch so erschöpft.“

Seufzend erhob er sich.

„Du solltest jetzt noch etwas schlafen und dich erholen. Sobald es dir besser geht, können wir über dein zukünftiges Training sprechen.“

Lorenor wollte etwas entgegnen, doch sein Körper verriet ihn erneut und ihm entrang nicht mehr als ein schwerfälliges Stöhnen.

„Beruhige dich, Lorenor. Jetzt ist nicht die Zeit für Gespräche. Ich habe dir alles von Wichtigkeit mitgeteilt damit du nun in Ruhe zu Kräften kommen kannst. Also schlaf nun, sonst schicke ich nach dem Geistermädchen damit es auf dich Acht gibt.“

Der Jüngere schnaubte verächtlich und Dulacre nahm es als Zeichen zu gehen.

Für eine Sekunde überlegte er schlafen zu gehen, schließlich hatte er die vergangene Nacht wieder einmal am Bett seines Wildfangs verbracht, doch dann entschied er sich dagegen und wählte den Weg zum Kaminzimmer.

In der Eingangshalle traf er auf das Geistermädchen, die gerade das schwere Tor hinter sich zufallen ließ, in ihrem Arm ein riesiger, leerer Korb.

„Tze.“ Dulacre blieb stehen.

„Geistermädchen, ich erlaube dir zwar zu bleiben, aber es missfällt mir wie du meine Lebensmittel verschwendest.“

„Ich heiße Perona!“, entgegnete sie mit erhobenen Haupt und sah ihn ernst an. „Merke er sich das.“ Sie schien äußerst schlechte Laune zu haben, nicht dass es ihn kümmerte.

„Außerdem seit wann scherst du dich um so etwas wie Lebensmittel? Bei deinem Vermögen fallen doch ein paar Laib Brot mehr oder weniger kaum ins Gewicht.“

Eilig schritt sie an ihm vorbei, Richtung Küche.

„Glaubst du wirklich, dass dein Verhalten irgendetwas an der Situation ändert?“, fragte er kühl und sah ihr nach. „Egal wie viel Essen du ihnen bringst, die Humandrills werden dich trotzdem bei der erstbesten Gelegenheit erledigen. Es liegt in ihrer Natur und deine aufopfernde Nächstenliebe wird daran nichts ändern.“

„Na und?!“ Die Geisterprinzessin war stehen geblieben, drehte sich jedoch nicht zu ihm herum. „Darum geht es doch gar nicht!“

Leicht legte er den Kopf schief.

„Und worum geht es dann?“

„Ach, als würdest du das verstehen, schließlich hast du ein Herz aus Stein!“

Sie wollte weitergehen, blieb allerdings vor der Türe erneut stehen.

„Naja, außer es geht um Zorro natürlich.“

Mit diesen Worten verschwand sie.

Zurück blieb Dulacre, der sich von ihren Worten nicht einmal beeindrucken ließ. Natürlich verstand er, warum sie den Humandrills immer wieder die Essensreste brachte und normalerweise entschied er es zu ignorieren. Allerdings zweifelte er wirklich daran, dass ihre Gutmütigkeit Früchte tragen würde. Die Affen der Insel hatten über Generationen hinweg nur Kampf und Krieg kennengelernt, ein Mädchen mit rosa Zöpfen, die alle paar Tage einen Korb alte Backwaren vorbeibrachte, würde daran nicht viel ändern.

Auch der lächerliche Seitenhieb am Ende ihres Auftritts war nichts, worüber er sich Sorgen machte. Schließlich war es ein offenes Geheimnis, das Lorenor seine Schwäche war und es war nicht das erste Mal, dass das Geistermädchen in ihre Beziehung mehr hineininterpretierte als es tatsächlich war.

Wenige Sekunden später warf er sich auf seinen Lieblingssessel und zog die Zeitung wieder hervor, obwohl er sie bereits durchgelesen hatte. Dabei entschied er das unangenehme Ziepen seiner Schulter zu ignorieren.

Nicht ignorieren konnte er hingegen die Stimme des Geistermädchens.

Seufzend erhob er sich und entschied seinen Kindheitsfreund anzurufen, doch wieder einmal, war Jiroushin nicht zu erreichen.

Grübelnd kratzte Dulacre sich am Hinterkopf, ehe er schließlich den Kopf schüttelte und entschied solch sinnlose Gedanken nicht weiter zu verfolgen.

 

-Zorro-

Er sollte liegen bleiben.

Er sollte sich beruhigen.

Er sollte noch etwas schlafen.

Dieser Mihawk würde noch etwas erleben.

Nicht nur, dass Zorro sich überhaupt nicht bewegen konnte, nein, dann erzählte dieser Mistkerl ihm mal ebenso, dass er nicht nur durchdrehte, sondern auch noch Haki absorbierte, nur um dann abzuhauen und ihn hier alleine zu lassen.

Alleine in einem leeren Raum, unfähig sich zu bewegen, seinen im Kreis rennenden Gedanken hilflos ausgeliefert.

Es war also wieder passiert, Zorro hatte wieder das Rüstungshaki eingesetzt und wieder einmal hatte er keine Erinnerungen daran was passiert war.

Er erinnerte sich daran wie der Samurai den Bambus verhärtet hatte und ihn dann aufgefordert hatte das ebenfalls zu tun und dann war Zorro in seinem Bett aufgewacht, was dazwischen geschehen war, da konnte er nichts anderes tun als Dulacre Glauben schenken.

Die Fähigkeit Haki zu absorbieren.

Von so etwas hatte er noch nie gehört, nein so etwas konnte es nicht geben und warum sollte ausgerechnet er so etwas tun können?

Und warum hing es damit zusammen, dass er durchgedreht war?

Zorro verstand gar nichts mehr.

Aber zumindest eine Sache hatte er lapiert: Dulacre dachte anscheinen nicht einmal im Traum daran, das Training aufzugeben, ihn aufzugeben.

Was auch immer geschehen war, es hatte den Samurai anscheinend nicht so sehr schockiert wie Zorro es befürchtet hatte.

Nein, wenn er ganz ehrlich war, so hatte der andere eher neugierig, ja fast schon gespannt gewirkt.

Vielleicht, nur vielleicht, gab es also Hoffnung für ihn?

Schwer seufzte der ehemalige Piratenjäger auf. Selten haderte er mit der Vergangenheit, aber gerade fragte er sich wirklich was wohl geschehen wäre, wenn er von Anfang an unter Mihawks scharfen Augen den Schwertkampf gelernt hätte.

Nein, das war undankbar seinem Meister, seiner Vergangenheit gegenüber. Es war unfair Kuina gegenüber.

Außerdem hätte der Samurai nie ohne Weiteres ein vorlautes Gör unter seine Fittiche genommen. Selbst jetzt wunderte er sich manchmal, warum der andere sich so einfach von ihm beeinflussen ließ.

Er hatte nun schon mehrmals gehört, dass Dulacre nach ihrer ersten Begegnung ihm größeres Interesse gezollt hatte als sonst für ihn anscheinend üblich und natürlich war ihm auch aufgefallen, dass sie – trotz all ihrer Unterschiede, und davon gab es viele – auch einige Gemeinsamkeiten hatten.

Gerade was die Schwertkunst betraf teilten sie eine ähnliche Sichtweise und einen gleichwertig tiefen Respekt den Schwertern gegenüber, den Zorro bisher noch von keinem anderen Schwertkämpfer kannte.

Das sie mittlerweile eine bedeutsame Freundschaft verband konnte Zorro schon lange nicht mehr abstreiten, aber hätte der Samurai ihn damals auch unterstützt, wenn er nicht so besessen von ihm gewesen wäre?

Warum hatte der andere überhaupt einen Narren an ihm gefressen?

Der Pirat wusste, dass er einen Eindruck hinterlassen hatte, dass er den anderen vielleicht sogar beeindruckt hatte. Aber war das schon Grund genug für den anderen gewesen, sich über sämtliche Vorfälle seiner Crew zu informieren?

Erneut seufzte er, solche Gedankengänge würden ihm doch jetzt nichts bringen. Die Dinge waren nun einmal so wie sie waren und Zorro wusste, dass er an jenem verhängnisvollen Tag auch noch viel zu stolz gewesen wäre um den Samurai zu bitten, sein Lehrmeister zu werden.

Diese Demut hatte Zorro erst durch die Menschen gelernt, die ihm wichtiger waren als sein eigener Stolz.

Jetzt war er also hier, nach all diesen nervigen Umständen, in dem Körper einer jungen Frau, durch einen Vertrag an einenm Politiker gebunden, für zwei Jahre auf einer Insel mit dem besten Schwertkämpfer der Welt.

Nur damit er besser werden würde, nur damit er stark genug werden konnte um erst sich selbst und dann seine Crew beschützen zu können, nur damit er schließlich den Mann besiegen konnte, der ihn nun trainierte.

Jetzt war er also hier und konnte sich nicht bewegen, aber es machte ihm deutlich weniger aus als er es erwartet hatte.

Eigentlich war er sogar ganz guter Dinge.

Damals als Kind war sein Meister zwar ruhig mit ihm umgegangen, aber Zorro hatte gewusst, dass auch er mit den Geschehnissen überfordert gewesen war. Sie beide hatten geglaubt, dass seine Hakifähigkeiten irgendwie beeinträchtigt wären.

Dulacre hingegen hatte nicht im mindesten ernüchternd gewirkt oder gar eingeschüchtert. Für ihn schien es nicht mehr zu sein als eine neue Herausforderung, als ein spannendes Schachspiel und irgendwie, ja irgendwie fühlte Zorro sich dadurch sicher.

Wie schlimm konnte es schon sein, wenn selbst das Monster in ihm noch nicht einmal in der Lage war den stärksten Schwertkämpfer der Welt auch nur zu erschrecken?

Leicht schüttelte er den Kopf, dabei hatte er sich wirklich schon Sorgen gemacht, dass er den anderen verletzen würde, wie unnötig.

Oh, da viel ihm auf, dass sein Körper anscheinend langsam wieder auftaute, wurde aber auch Zeit. Auch wenn ihm bewusst war, dass er damals viel länger bewegungsunfähig gewesen war. Er vermutete, dass der Samurai seinen Zustand schneller unterbrochen hatte als es seinem Meister gelungen war.

Wie gerne würde er nun noch einmal mit dem alten Koshiro reden, eines Tages würde er in den East Blue zurückkehren und seinem Lehrmeister alles erzählen.

Mit diesem Gedanken erlaubte er sich tatsächlich wieder einzuschlafen.

 

Doch irgendwann wachte er dann wieder auf. Da sein Zimmer immer noch von Tageslicht geflutet wurde ging er davon aus, dass es noch – oder aber auch wieder – Tag war.

Zu seiner Überraschung saß jedoch nicht der Samurai auf dem Stuhl neben seinem Bett, sondern Perona.

Sie war am stricken und hatte noch nicht einmal bemerkt, dass er wieder aufgewacht war.

„Was machst du denn hier?“, murrte er und richtete sich mühsam auf, selbst seine Zunge fühlte sich geschwollen und schwer an.

Schmerzen hatte er keine, einzig ein nerviges, taubes Gefühl schlich durch seine Glieder und ließ sie immer wieder kribbeln.

Überrascht sah die junge Frau auf und dann schlich sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen.

Der Schwertkämpfer verstand nicht warum sie entschieden hatte auf dieser Insel zu bleiben und die meiste Zeit musste er dem Samurai zustimmen, dass sie eine reine Nervensäge war, aber eigentlich war sie auch nicht schlimmer als Nami und sobald ihr der Zucker ausging war sie sogar eine ganz passable Köchin. Zumindest war sie besser, als wenn Zorro selbst kochen würde und er musste ihr Zugute halten, dass sie sich immer um seine Verletzungen kümmerte – obwohl das auch nervig war – und jede noch so bescheuerte Scharade mitmachte.

„Na, nach dir sehen, was denn sonst?“, entgegnete sie nicht halb so schnippisch wie sie es wohl beabsichtigt hatte. „Falkenauge hat gesagt, dass du einen Durchbruch oder so hattest, aber ich hab keine Ahnung, was er damit meint, schließlich hast du fast einen kompletten Tag durchgepennt und außerdem hast du...“

Eine ihrer Stricknadeln fiel zu Boden.

„Ach verdammt! Ist ja auch egal. Ich werde diesen komischen Kauz wohl nie verstehen. Er ist so ein Idiot und immer so schlecht gelaunt. Wie kannst du ihn nur mögen? Zu mir ist er die ganze Zeit so fies, nicht einmal hat er mich bei meinem Namen genannt.“

Leicht schmunzelnd hob Zorro eine Augenbraue an. Im Verhältnis zum genannten Kauz sorgten die Unterhaltungen mit ihr selten für Kopfschmerzen, außer wenn sie ruckartig von einem Thema in ein völlig anderes abrutschte.

„Das mag daran liegen, dass du ziemlich respektlos bist“, mutmaßte er desinteressiert.

„Was? Wovon redest du? Als hättest du Manieren mit Löffeln gegessen, du ungehobelter Grobian.“

Unbeeindruckt hielt er ihrem Blick stand.

„Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun. Ist doch egal mit welchem Messer man das Fleisch schneidet, aber warum sollte der Herr des Hauses dich respektvoll behandeln, wenn du es noch nicht einmal schaffst ihm bei seinem Namen zu nennen?“

Überrascht wuchsen ihre eh schon überdimensional großen Augen noch ein Stück.

„Wie meinst du das?“

Seufzend klopfte er leicht gegen seine kribbelnden Beine.

„Er mag den Beinamen ‚Falkenauge‘ nicht, ist dir das etwa noch nicht aufgefallen?“

Nun sah sie beinahe beschämt auf ihre Strickzeug.

„Ach so, er mag es also nicht wenn ich ihn so nenne“, murmelte sie sichtlich betroffen, „und deswegen ist er so gemein zu mir?“

Der Pirat zuckte mit den Achseln. Eigentlich konnte es ihm wirklich egal sein, wie der Samurai die Geisterprinzessin behandelte, aber ach ja, sie hatte ja auch ihre kindlichen Seiten.

„Naja, also um ganz ehrlich zu sein glaube ich, dass das nur eine Kleinigkeit ist“, murrte er und kratze seinen Hinterkopf.

„Was? Aber was ist es dann?“, entgegnete sie und rutschte auf ihrem Stuhl nach vorne. „Warum ist er nur zu dir lieb? Bei mir ist er immer wie ein unzivilisierter Grobian.“

Der Grünhaarige zweifelte an dieser Aussage und zuckte erneut mit den Schultern.

„Wie gesagt, es hat etwas mit Respekt zu tun. Ich denke es liegt eher an deiner generellen Art, du nervst ihn halt.“

„Ja aber warum? Was kann ich ändern, dass er etwas lieber zu mir ist?“

Langsam rückte sie ihm auf die Pelle.

„Woher soll ich das wissen?“, grummelte er abwehrend. „Und warum interessiert es dich was er von dir denkt? Wenn du immer nur anderen gefallen willst, kannst du irgendwann deinem Spiegelbild nicht mehr in die Augen gucken.“

Leicht legte sie den Kopf schräg.

„Wovon redest du? Ich will doch einfach nur hier wohnen können ohne dass er dauernd meint, dass ich seiner Meinung nach drauf gehen könnte.“

Zorro seufzte entnervt. Langsam ließ das Kribbeln nach, bald würde er das Bett und bitte auch dieses Gespräch verlassen können.

„Du vergisst wer Dulacre ist“, meinte er dann schließlich und entschied sich ihr tatsächlich zu helfen. „Du musst dir seine Wertschätzung erarbeiten. Keine Ahnung wie das geht, ganz ehrlich. Aber ich glaube, dass er dich nicht mögen wird nur weil du ein paar wilde Affen durch den Winter fütterst. Andauernd redest du darüber, dass du dir um Moria Sorgen machst, trotzdem willst du weder die Insel verlassen noch nach ihm suchen. Ich glaube einfach, dass Dulacre mit dir nichts anzufangen weiß da du deinen leeren Worten keine Taten folgen lässt.“

Zu seiner Verwunderung wirkte sie erstaunlich ernst.

„Dulacre wird dich nicht respektieren nur weil du dich im Schloss nützlich machst oder weil du aus Gutmütigkeit jemandem anderen hilfst.“

Für einen Moment schien sie nachzudenken, zupfte dabei immer wieder an ihren Zöpfen.

„Aber was muss ich dann tun?“, fragte sie ihn.

„Nun ja, ich würde sagen aufhören mich zu fragen was du tun sollst und mal selber nachdenken.“

Unzufrieden zog sie eine Schnute.

„Aber dich respektiert er doch.“

Kopfschüttelnd warf Zorro beide Beine über die Bettkante.

„Es gibt kein Lehrbuch darüber wie man Leute dazu kriegt einen zu mögen, Perona. Und wenn doch dann ist mir dieses Buch herzlich egal. Dulacre und ich haben ähnliche Ansichten und setzten uns ernsthaft mit der Schwertkunst auseinander, vielleicht respektiert er mich deswegen. Aber da musst du schon ihn fragen, warum genau.“

Wackelig stand er auf. Er hatte noch nicht einmal versucht, sich wieder in Zorro zu verwandeln, wissentlich, dass er es zurzeit nicht schaffen würde.

Die nachdenkliche Perona hinter sich lassend wankte er durch die Untiefen des Schlosses, bis er schließlich im großen Kaminsaal ankam.

Wie erwartet fand er dort auch den Samurai, der über sein Auftauchen sichtlich überrascht schien.

„Solltest du nicht noch im Bett liegen?“, fragte der Schwarzhaarige mit einem leichten Schmunzeln und sah von dem kleinen Buch in seiner Hand auf. „Deine Beine wirken noch recht unsicher.“

„Klappe“, murrte Zorro unbeeindruckt und ließ sich schwerfällig auf das Sofa gegenüber vom Samurai fallen.

Der kleine Marsch von seinem Zimmer bis hierhin hatte ihn doch erschöpft.

Wie er es hasste andauernd ausgelaugt zu sein.

„Ich bin hier“, murmelte er dann kühl, „also lass uns über den Trainingsplan reden!“

Der Ältere nickte und klappte das Buch zu.

„Wie du willst.“

Ein böses Grinsen schlich über die Züge des besten Schwertkämpfer der Welt.

„Natürlich kann ich von einem Versuch noch nicht sämtliche Rückschlüsse ziehen, trotzdem habe ich einen Plan.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: RuffysKreationen
2019-04-22T11:59:50+00:00 22.04.2019 13:59
Zorro wird wohl noch ein paar Tage mehr im Bett verbringen, bis Mihawk alles analysiert hat XD
Er hat tut mir jetzt schon leid ._.
Bin auch sehr gespannt, wie du die Beziehung zwischen Perona und Mihawk verbessern wirst :D
Antwort von:  Sharry
28.04.2019 19:04
Hi,
ich danke dir für deinen Kommentar.
Ja, Zorro tut mir auch des öfteren leid, gerade wenn unser Samurai wieder einmal seine Reden schwingt (wo ich mir auch nicht ganz sicher bin, dass Zorro die immer versteht...)
Naja, wer sagt denn, dass Perona und Mihawk je miteinander klar kommen werden? Derzeit steht der Gute doch alle fünf Minuten kurz davor sie doch rauszuwerfen ;-P

Liebe Grüße
Von:  lula-chan
2019-04-22T11:06:33+00:00 22.04.2019 13:06
Ein tolles Kapitel. Gut geschrieben. Gefällt mir.
Na das kann ja was werden. Wenigstens ist Zorro wieder wach, zwar noch recht schlapp, aber wach. Na mal sehen, was sich Falkenauge ausgedacht hat. Ich bin gespannt.

LG
Antwort von:  Sharry
28.04.2019 19:02
Hey,
vielen lieben Dank.
Freut mich, dass das Kapitel dir gefallen hat und keine Sorge, unser Samurai hat doch immer einen Plan ;-)
Liebe Grüße


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