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Eien ni

Bis in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 03 / 24

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Zuhause

Der Heimweg hatte ewig gedauert. Nicht nur, dass er humpelte und ihm das Laufen Schwierigkeiten bereitete, nein. Er wäre zwei Mal beinahe Ushio und seinen Deppen in die Arme gelaufen. Es war ihm ein Rätsel was er heute verbockt hatte, dass er die Aufmerksamkeit der Drittklässler wieder auf sich gezogen hatte. Aber schlussendlich spielte es auch keine Rolle, denn meist war es ohnehin nur seine bloße Existenz, die sie in Rage versetzte. Sie riefen ihn immerhin nicht umsonst 'Gaijin', auch wenn er ein geborener Japaner war, blieb seine Herkunft doch eine gemischte.

Vor der Haustür des zwölfstöckigen Wohnhauses mit den unzähligen Wohnungen kam er schließlich zum Stehen und begann in seinen Hosentaschen zu kramen. Der Schlüssel konnte ja nicht weit sein, dachte er sich, als er ein Loch in seiner Hosentasche ertastete. Entmutigt seufzte er und hoffte, dass er Glück im Unglück hatte. Er begann sein Bein, auf dessen Seite das Loch in der Tasche entstanden war, zu schütteln und hörte dann - zu seiner Erleichterung - das Klimpern eines Schlüssels, der schließlich laut auf den Boden vor ihm fiel.

Mit viel Mühe bückte er sich und hob den Schlüssel auf. Dann schloss er die Haustür auf und betrat den Eingangsbereich, in dem auch die Briefkästen an einer ganzen Wand angebracht worden waren. Vor den Briefkästen sah er jemand, der die gleiche Schuluniform trug, wie er und erkannte ihn sofort wieder: Es war dieser Neue... dieser Kaiba. Dieser klebte gerade ein Namensschildchen an einem der Briefkästen fest und prüfte, ob der Briefkastenschlüssel auch wirklich in das Fach passte.

Jonouchi humpelte an ihm vorbei und zum Aufzug. Er betete, dass dieser heute mal funktionierte, denn die sechs Stockwerke würde er sonst nicht schaffen. Also drückte er auf den Rufknopf und wartete gespannt. Im ersten Moment dachte er schon, er hätte auch in diesem Punkt Pech, doch dann hörte er, wie der Aufzug sich im Schacht bewegte.

Kaiba hatte wohl seine Aufgabe am Briefkasten erfüllt und kam auch zum Aufzug. Er bedachte ihn nur kurz mit einem Blick, bevor er einen Arm anwinkelte und wieder an einem Fingernagel knabberte. Der Aufzug kam und der Blonde stieg ein und drückte auf die Sechs. Kaiba war nach einem kurzen Zögern gefolgt und drückte auf die Fünf.

Kritisch beäugte Jonouchi den anderen und fragte sich, seit wann der hier wohl wohnte. Wenn er eben erst die Namensschilder angebracht hatte, dann war er wohl mit seinen Eltern erst frisch eingezogen. Der Aufzug bekam einen Schluckauf, blieb kurz stecken, bevor er quietschend weiterfuhr. Kaiba hatte erschrocken seine Hände gegen die Wände der schmalen Kabine gedrückt, als glaubte er, dass er einen Absturz damit verhindern könnte. Jonouchi musste kurz lächeln. Doch dann kam der Aufzug doch noch im fünften Stock an und Kaiba stieg eilig aus ohne sich noch einmal umzudrehen.

Jonouchi fuhr ein Stockwerk weiter und fluchte innerlich ein wenig, dass das doofe Ding nicht doch noch mal richtig steckengeblieben war. Dann hätte er wenigstens nicht nach Hause gemusst.
 

Zur Abwechslung fand er die Wohnung leer vor. Er ging in die Küchennische und an den Kühlschrank, nur um festzustellen, dass er gähnend leer war. Entmutigt lehnte er sich mit der Stirn gegen den Eisschrank, bevor er ihn wieder schloss und zu einem alten Mehltopf ging. Er öffnete den Deckel und griff hinein. Tatsächlich befanden sich einige Scheine in ihm. Diese steckte er ein und verließ wieder die Wohnung.

Weiter vorne an der Straßenecke befand sich ein Conbini. Dort kaufte er einige Lebensmittel ein, die jeder eigentlich immer zuhause haben sollte. Das Geld reichte gerade so aus. Auf dem Heimweg blieb er an einem Schaufenster eines Comicladens stehen und betrachtete die Auslage, bestehend aus mehreren Decks eines Trading Card Games. Er seufzte. Wie gerne wäre er einfach in den Laden gegangen und hätte sich so ein Starterdeck gekauft. Die Regeln konnten ja nicht so schwer sein, immerhin spielten selbst Grundschüler dieses Spiel, von dem es sogar Turniere gab.

Für einen Moment träumte der Blonde davon, wie er mit einem Starterdeck bei so einem Stadtturnier antrat und gewann. Der Underdog, den keiner auf dem Schirm gehabt hatte. Vorrunde, Achtel-, Viertel- und Halbfinale, direkt ins Finale und den amtierenden Meister in den Staub stampfen. Ein fettes Preisgeld einheimsen und endlich sein eigenes Leben führen können. Doch dann kehrte er in die Realität zurück, schüttelte den Kopf und kehrte zurück in das Haus, in dem er wohnte.

Als er nach einer abenteuerlichen Aufzugfahrt endlich auf seinem Stockwerk ankam und die Wohnung betrat, musste er zu seinem Bedauern feststellen, dass sein Vater nach Hause gekommen war. Die halbe Küche war mit Mehl eingestäubt und sein Alter wirbelte wütend herum, als der Blonde herein kam.

"Du dreckiger Nichtsnutz von einem Dieb.", brüllte der Alte ihn sofort an, bevor er ihn am Kragen packte, in die Wohnung zerrte und die Tür laut ins Schloss warf. Dabei fiel Jonouchi die Papiertüte zu Boden. Eilig zog der Ältere, dessen Alkoholfahne deutlich zu riechen war, ihn in die Küche und stieß ihn wie einen Hund, der sein Geschäft auf dem Teppich verrichtet hatte, auf den Mehltopf.

"Wo ist es, hä?", schrie der Vater ihn erneut aufgebracht an.

"War einkaufen.", stammelte der Blonde nur.

"Schmeißt mein sauer verdientes Geld zum Fenster raus?", brüllte der Ältere ihn an.

"Wir hatten nichts mehr zu essen, da bin ich einkaufen gegangen.", erklärte Jonouchi eilig, was ihn nicht davor bewahrte eine Backpfeife zu kassieren. Der Schlag war heftig und er fiel gegen die Anrichte, an der er sich festklammerte. Dann legte er seine Hand auf die heiße Wange und hoffte, dadurch den Schmerz zu lindern.

"Du Sohn einer dreckigen Hure... beklaust mich und hast dann die Dreistigkeit so zu tun, als ob du mir einen Gefallen getan hättest?", schrie sein Vater ihn an, als er ihn von der Anrichte zog und ihm auf der anderen Gesichtshälfte eine runter schlug, so dass Jonouchi nun gegen die Theke fiel. Wieder versuchte er sich festzuhalten, doch es gelang ihm nicht und so fiel er auf die Knie. Doch schon spürte er erneut den Zug an seinem Kragen, der ihn auf die Beine hievte. Direkt darauf spürte er bereits die Faust seines Vaters in seiner Magengrube und irgendwo war er froh heute noch nichts gegessen zu haben, denn so musste er nur husten und nichts erbrechen. Erneut sackte er auf die Knie und rang um Atem.

"Hör auf deine Scheißzeit mit Schule zu verschwenden und such dir endlich einen Job.", brüllte der Vater ihn an, während er mit seinen Stahlkappenschuhen gegen das Bein seines Sohnes trat. Der Schmerz raste durch Jonouchis Schenkel und beinahe hätte er aufgewimmert. Doch zum Glück war er geübt darin das Wimmern zu unterdrücken, denn das brachte den Alten erst Recht in Rage.

"Ich geh jetzt in die Stube. Wenn ich wiederkomme ist hier aufgeräumt und alles sauber und besser so, dass ich mich drin spiegeln kann, haste gehört?", schrie sein Vater wütend, als er zur Wohnungstür stapfte und dabei auf die Papiertüte trat. Dann riss er die Tür auf, verließ die Wohnung und knallte sie mit Schwung ins Schloss.

Jonouchi wartete noch einen Moment, bevor er sich erlaubte, sich nach vorne zu krümmen und endlich zu weinen. Sein Bauch tat ihm furchtbar weh und das Bein pochte. Wie so viele Male zuvor fragte er sich, was er wohl in seinem früheren Leben verbrochen hatte, dass er so ein Leben verdient hatte.

Nach ein paar Minuten drängte er seine Verzweiflung und den Schmerz zurück, bevor er sich aufraffte und begann die Wohnung aufzuräumen. Er wollte seinem Vater, der wohl erst spät in der Nacht kommen würde, keinen erneuten Anlass geben wütend auf ihn zu werden.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shijin
2019-12-06T20:25:28+00:00 06.12.2019 21:25
Shijin: Joey hat noch Träume. Das ist gut.
Romantiker: Lass mich raten, Seto hat die Wohnung darunter und kriegt alles mit.
Shijin: Ob das so sinnvoll ist??
Antwort von:  MAC01
06.12.2019 21:34
Hey Shijin,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Hey... hast du etwa schon vorgelesen? *gespielt empört* Schon okay... ich hab ja am Anfang gewarnt, das es vor Klischees nur so sprotzen wird XD daher wunderts mich gar nicht, dass du mich direkt schon durchschaut hast :)

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  Onlyknow3
2019-12-03T08:24:16+00:00 03.12.2019 09:24
Ja das Seto jetzt auch dort wohnt, könnte für Joey sogar gut sein. Vielleicht können sie sich dann Gegenseitig helfen.
Dennoch tut mir Joey hier leid, es ist einfach Ungerecht, wie er behandelt wird.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
03.12.2019 13:59
Hallo Onlyknow3,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Möglicherweise kann das gut sein... möglicherweise auch furchtbar schlecht, dass werden wir bald erfahren. Ja, Joey / Jonouchi hat es auch in dieser FF nicht leicht, daher ja die Klischee-Warnung zu Beginn :3

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  Neko20
2019-12-03T04:03:13+00:00 03.12.2019 05:03
Gibt es eigentlich einen Ort an dem sich Katsuya sicher fühlen kann? Schule und Zuhause scheiden jedenfalls aus.
Es ist einfach sehr traurig, dass niemand der das mitbekommt etwas unternimmt, aber Nachbarn in so einer Wohngegend scheren sich nicht um das, was in der Nachbarwohnung passiert.
Äußerst interessant finde ich die Tatsache, dass Seto ebenfalls im selben Haus wohnt. Je nachdem, wo im fünften Stock seine Wohnung ist, hat er vielleicht was gehört (sind solche Häuser nicht oft sehr hellhörig?)
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Türchen!
LG Neko20
Antwort von:  MAC01
03.12.2019 05:10
Ja guten Morgen liebe Neko20,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Der Ort an dem sich Katsuya sicher fühlt wird noch kommen, denn du hast vollkommen Recht: Schule und Zuhause sind ein Totalausfall.

Ich wohne auch in einem ziemlich großen Haus, mit fast 90 Wohneinheiten auf acht Stockwerke und ich kann dir versichern, dass solche Häuser durchaus sehr hellhörig sein können, wenn nicht von der Bausubstanz her (wie bei Sozialwohnhäuser z. B.) dann über die Luftschächte, die z. B. fensterlose Badezimmer verbinden. Ich hab die 'Ehre' jedes Wochenende meinen Nachbarn obendrüber zwei Tage beim Musizieren und Singen zuhören zu dürfen -.-' Oder jeden Abend das Theater, wenn das Kind gebadet werden soll. Da hab ich auch schon Mal das Jugendamt angerufen und gebeten schauen zu gehen, ob da alles in Ordnung ist. Ein allgemein großes Problem bei solchen großen / hohen Häusern ist zudem, dass ständig jemand ein- oder auszieht... es ist also wirklich schwer die Nachbarn namentlich zu kennen.

Dann bis zum nächsten Türchen :3 Hab einen relativ streßfreien Dienstag :)
Von:  -Pharao-Atemu-
2019-12-03T01:19:27+00:00 03.12.2019 02:19
Ich bin immer wieder geschockt, dass es Eltern gibt die derartig abartig sind. Und den Begriff Eltern gar nicht verdient haben...
Aber genau so schlimm finde ich die Leute die wegsehen/weg hören.
Antwort von:  MAC01
03.12.2019 02:22
Guten Morgen -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ja, manche Menschen verstehen unter Nachbarschaftlichkeit möglichst niemand an den Karren zu fahren und gerade in sozialschwachen Gebieten kümmert sich jeder nur um seine Angelegenheiten...


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