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Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...?

von

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Der verflixte Ausweis

Hikari wurde durch ein störendes, aber ihr dennoch vertrautes, Geräusch wach. Irritiert sah sie sich um. Sie musste lächeln, als sie sich in den Armen von Takeru wiederfand. Er hatte sie ganz dicht an sich herangezogen und seine Hand lag auf ihrem nackten Bauch. Tief atmete sie seinen Geruch ein. Glücklich kuschelte sie sich enger in seine Umarmung. So konnte jeder Morgen für sie anfangen. Sie griff zum kleinen Nachtschränkchen um sein Handy in die Hand zu nehmen, damit sie seinen Wecker ausschalten konnte.
 

Sie zuckte zusammen als sie seine Lippen an ihrem Nacken spürte. „Guten Morgen Sonnenschein. Hast du gut geschlafen?“

Sie drehte sich langsam zu ihm um. „Guten Morgen mon coeur. So gut habe ich das letzte Mal vor sieben Wochen geschlafen.“

„Mir geht es genauso.“

Hikari gab ihm einen Kuss, den er nur zu gerne erwiderte.
 

Ein klopfen an der Tür ließ die Beiden zusammenzucken.

„Hey Großer. Ihr solltet langsam aufstehen, es ist kurz vor acht. Das Frühstück steht auf dem Tisch. Ich muss zur Schule. Einen schönen Tag euch.“

Takeru war zwischenzeitlich aufgestanden und hatte sich seine Boxershorts übergezogen. Er ging zu Tür und öffnete diese einen Spalt, trat in den Flur und schloss die Tür zu seinem Zimmer. „Guten Morgen Krümel.“ Er gab seiner Schwester einen Kuss auf die Wange. „Danke dir. Wo sind unsere Eltern?“

Louisa ging auf die Wohnungstür zu. „Gern geschehen. Ihr müsst sicherlich Hunger nach dieser Nacht haben.“ Sie grinste ihren Bruder frech an.

Er erwiderte ihr Grinsen. „Ich weiß nicht, wie du darauf kommst.“

„Nur eine Vermutung“, war ihre freche Antwort. „Ach so, die Beiden sind schon auf den Weg zur Arbeit. Ich muss wirklich los. Grüße Kari ganz lieb von mir.“

„Dankeschön, das werde ich machen. Ich wünsch dir einen schönen Tag.“

„Den wünsche ich dir auch.“ Mit diesen Worten war die Wohnungstür ins Schloss gefallen.
 

Als Takeru sein Zimmer wieder betrat war es leer. Verwirrt schaute er sich um. Bis er schließlich das Rauschen des Wassers aus dem Bad hörte. Er öffnete das Fenster und trat auf das zerwühlte Bett zu. Ein Lächeln zierte sein Gesicht, als er an die letzte Nacht dachte. Schnell schüttelte er die Kissen und die Bettdecke auf. Danach suchte er sich seine Sachen für den Tag zusammen um dann ins Badezimmer zu gehen. Kurze Zeit später stand seine Freundin in einem schwarzen Businesskostüm vor ihm. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen Dutt zusammengebunden. Nervös spielte sie mit ihrem Armband herum.

„Warum bist du so nervös?“

„Ich habe etwas für deine Mutter, Louisa und dich.“ Sie ging an seinen Schreibtisch und nahm das Fotoalbum und die Fotos in die Hand. „Die Bilder aus dem Shiba Park sind fertig. Ich hoffe, dass die Fotos euch gefallen.“

Takeru musterte sie eindringlich. „Darum bist du so nervös?“

Er nahm ihr die Fotos aus der Hand und schaute diese sich an. Die Bilder waren wunderschön geworden. Diese wirkten aus dem Leben gegriffen. Yamato und er saßen auf der Wiese und Louisa hatte sich von hinten an ihre Brüder herangeschlichen und sie umarmt. Man sah den Geschwistern an, dass sie glücklich waren. Takeru erinnerte sich gerne an diesen Tag.
 

„Nein, deshalb nicht. Ich kann meinen Presseausweis nicht finden. Entweder habe ich den zu Hause liegen lassen, oder ich habe ihn verloren. Das wird deinem Vater nicht gefallen. So kann ich keine Fotos von dem Treffen machen.“

Unsicher sah sie ihrem Freund in die Augen. An seinem Blick erkannte sie, dass er gerade in den Chefredakteur-Modus schaltete. „Hikari, das ist jetzt nicht dein Ernst!“, kam es aufgebracht von ihm.

Sie schluckte, als ein leises „Doch“, über ihre Lippen kam.

„Hast du in deinem Koffer nachgeschaut?“

Sie nickte.

„Was ist mit deiner Handtasche?“

„Nichts.“

„Bei deinem Equipment? Du hast den Ausweis doch immer in der kleinen Seitentasche.“

Hikari schüttelte ihren Kopf. „Dort ist er auch nicht.“
 

Takeru atmete einmal tief durch. Es brachte jetzt nichts auszurasten. Er konnte sich vorstellen, wie anstrengend die letzten Tage für seine Freundin waren. Die Arbeit - dort hatte sie nicht nur ihre Arbeit verrichtet, teileweise hatte sie in Tokio seine Arbeit mitübernommen. Die Meetings mit seinem Vater, die immer sehr anstrengend waren. Das Tanztraining, von dem er wusste, dass sie danach immer mehr als erschöpft war. Das sie kurzfristig ihre Sachen packen musste um nach Paris zu reisen.
 

„Ich geh schnell duschen und nach dem Frühstück schauen wir in Ruhe deine Sachen durch.“ Er schnappte sich sein Handy und rief Raphaël an. Kurz erklärte er ihm, dass er heute später im Verlag sein würde.

„Darf ich fragen, wann der Fototermin ist?“

„Heute Nachmittag“, kam es leise von ihr.

„Klasse! Ganz tolle Leistung, Hikari!“

Wütend ging er aus seinem Zimmer. Hikari hörte noch, wie die Tür zum Badezimmer laut geschlossen wurde. Sie wusste, dass nicht ihr Freund auf sie sauer war, sondern ihr Arbeitskollege. Immerhin hatte sie, wenn sie den Presseausweis wirklich verloren oder vergessen hatte, riesigen Mist gebaut. Es ging es um die Exklusivfotos.
 

Takeru dachte eine Bombe hätte in seinem Zimmer eingeschlagen, als er dieses frisch geduscht wieder betrat. Überall lagen Hikaris Sachen rum. Selbst ihren Fotografenkoffer hatte sie ausgeräumt. Vorsichtig ging er an ihrer Ausrüstung vorbei. Ihr verzweifelter Blick sagte ihm, dass sie den Ausweis immer noch nicht gefunden hatte. Er holte tief Luft, flüchtig schaute er auf seinen Schreibtisch. Dort lag die Jacke, die sie gestern getragen hatte, als sie den Koffer aus Taichis Hotel abgeholt hatten. Er blickte auf den Besucherausweis, den ihr Bruder ihr mitgegeben hatte. Diesen hatte sie auf ihre Jacke gelegt. Kurz stutzte er. Irgendwie sah der Besucherausweis gestern noch anders aus.

„Hika, wie sieht der Besucherausweis von Hotel aus?“

„So wie der Presseausweis, nur das dort ‚Besucherausweis‘ darauf steht und das Logo von dem Hotel darauf abgebildet ist.

„Der Presseausweis sieht wie immer aus?“

„Ja.“

Takeru ging auf seinen Schreibtisch zu. Er drehte den Gegenstand in seiner Hand. Ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht. „Dann habe ich deinen Presseausweis gefunden.“

„Was? Wirklich? Wo?“

„Ja! Hier!“ Er zeigte ihr die Visitenkartegroße Hülle. „Du hast den Besucherausweis in die Hülle vom Presseausweis gesteckt. Wahrscheinlich, damit du beide Ausweise immer bei dir hast.“

Hikari nahm ihn den Gegenstand aus der Hand. Takeru hatte Recht, auf der einen Seite war der Besucherausweis vom Hotel, wenn sie diesen drehte kam ihr Presseausweis zum Vorschein.
 

„Du weißt, dass das keine kluge Aktion von dir war? Was wäre gewesen, wenn du beide Dokumente verloren hättest? Hätten die falschen Leute die Ausweise in die Hände bekommen, wäre das Chaos perfekt und du wärst deinen Job los.“ Seine Stimme klang nicht nur wie der Chefredakteur, sondern auch wie die von Hiroaki, wenn dieser kurz vor einem Wutausbruch stand.

„Wirst du es Hiroaki sagen?“

„Nein, da diese Aktion nie passiert ist.“

„Du deckst mich?“

„Ich haue nicht jeden Kollegen in die Pfanne, nur weil ihm ein Fehler passiert. Es ist ja nichts passiert. Am Besten du steckst den Besucherausweis in dein Portemonnaie und den Presseausweis in deinen Fotografenkoffer.“

„Das werde ich machen. Danke dir, Takeru.“
 

Er lächelte, „Du hättest genauso reagiert, wenn mir das passiert wäre. Dabei spielt es keine Rolle, dass wir ein Paar sind. Wir haben uns schon oft genug gestritten, weil wir beruflich verschiedene Meinungen haben, dass die Kollegen es nicht glauben können, dass wir zusammen sind.“

„Stimmt.“

Hikaris Magen machte sich lautstark bemerkbar. Er musste herzhaft lachen. „Gehe schon mal in die Küche. Louisa hat das Frühstück vorbreitet. Ich räume schnell dein Chaos auf und komme dann auch zum Essen. Danach müssen wir in den Verlag. Raphaël braucht meine Hilfe.“
 

Takeru zog sie in eine sanfte Umarmung und gab ihr einen Kuss. „Meine Ausrüstung lässt du bitte in Ruhe. Das mache ich, dazu benötige ich nicht mehr als fünf Minuten.“

„Dein Heiligtum hätte ich nie im Leben angefasst. Ich hätte dir nur deinen Presseausweis in die kleine Seitentasche gesteckt.“

„Hört sich gut an.“ Sie wollte ihm noch einen Kuss geben, als ihr Magen wieder knurrte.

„Am Besten du gehst jetzt frühstücken, sonst fällst du mir noch in Ohnmacht vor Hunger.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tasha88
2020-01-16T01:16:53+00:00 16.01.2020 02:16
Hallo Glitzersteinchen,

Uiuiui... Da denke ich an meine verzweifelte Schlüsselsuchen von gestern... Und dass dieser neben meinem fröhlichen Kind die ganze Zeit im maxi cosi lag 🙈

Tk ist halt nicht nur Freund, sondern auch Arbeitgeber/Kollege. Trotzdem hätte ich mehr erwartet. Nicht nur Vorwürfe sondern sofort Hilfe und Zuspruch. "mach dir keine Sorgen, wir finden ihn, hika"
Und dass sich kari überhaupt Sorgen machen muss, dass er sie "verpetzt", finde ich auch schade. Aber sie sind halt nicht nur "Kleine" Arbeitskollegen sondern stehen ganz oben in der Hierarchie.
Liebe Grüße
<3
Antwort von: abgemeldet
31.03.2020 21:47
Hallo kleiner Geist :)

Wegen so einer ähnlichen Aktion - wie dir mit deinem Schlüssel - ist mir dieses Kapitel in den Sinn gekommen.
Bloß ich hatte die Tür schon zugemacht und der Schlüssel lag auf dem Schuhschrank :/ Wie gut das man einen bessere Hälfte hat. Von zu Hause, zur Arbeit meines Mannes, zur Kita, zum Klavierunterricht meiner Tochter und dann endlich nach Hause.;) Herrgott nochmal, war das ein Umweg.

Mit dem Verhalten von TK hast du recht. Mal sehen, ob er es im nächsten Kapitel wieder gut machen kann. ;)

Ganz liebe Grüße und hoffentlich bleibt ihr gesund.


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