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Torn

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel... hat mich überraschend viele Nerven gekostet.
Überraschend, weil ich seit Wochen wusste, was in dem Kapitel passieren würde.
Aber irgendwie kamen ständig kleine Veränderungen und neue Szenen hinzu und am Ende hatte ich über 8000 Wörter, was eigentlich eher zwei Kapiteln entsprochen hätte.
Da alles mehr oder weniger zusammengehört, habe ich auch keine gute Stelle gefunden, um das Kapitel aufzuteilen, also gibt es heute ein bisschen mehr Lesestoff... Komplett anzeigen

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Feeble

- Am nächsten Morgen im Krankenhaus -
 

Ihr Blick ist im ersten Moment verschwommen, aber sie nimmt augenblicklich die sengenden Schmerzen in ihrem Unterleib war. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den sie spürt, als ihre Erinnerung an den letzten Abend zurückkehrt.

Ihr Blick schärft sich und fällt auf Sakura, die auf einem Stuhl neben ihrem Bett sitzt.

Hinata fährt sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen und räuspert sich, um ein wenig Kraft in ihre Stimme zu zwingen.

„Sag es mir.“

„Der Embryo saß an deiner unteren Hohlvene.“ Sakuras Blick wandert kurz ziellos durch den Raum und sie blinzelt verdächtig oft, bevor sie wieder zu Hinata sieht und sich zwingt zu antworten. „Es… blieb uns keine andere Wahl, als… den Embryo zu entfernen und zu verhindern, dass du dabei verblutest.“

Hinata selbst richtet ihren Blick leer auf die weiße Deckenfarbe, aber sie spürt Sakuras Besorgnis, ohne in ihre Richtung sehen zu müssen. „Eine weitere Sache, die mir das Herz bricht, wird mich nicht umbringen.“

Aber Sakura ergreift ihre Hand und zieht Hinatas Blick dadurch trotzdem erneut auf sich.

„Ich habe keine Angst, dass es dich umbringt. Ich habe Angst, dass es dich zerstört.“

Die junge Clanerbin dreht ihren Kopf erneut Richtung Decke. „Irgendwann vielleicht, aber jetzt noch nicht.“
 

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- Zur selben Zeit -
 

Anhand der Beschreibung einer der Frauen aus ihrem Dorf findet er sie in dem Waldstück, das an das ehemalige Uchiha-Viertel grenzt.

Sie sitzt auf einem umgestürzten Baumstamm und sieht zu, wie Takeru und Nia wenige Meter vor ihr ausgelassen miteinander auf der Wiese toben, aber als er aus dem Schatten der Bäume tritt, fällt ihr wachsamer Blick augenblicklich auf ihn.

„Darf ich?“

Sie nickt knapp, bevor sie wieder nach vorne sieht.

„Du scheinst deinen Wachen ihren Job gerne zu erleichtern.“

Seine Mundwinkel zucken nach oben, als er sich neben sie setzt. Für einen Moment sieht er ebenfalls auf die spielenden Kinder, aber es erinnert ihn auch eindringlich daran, warum er hier ist.

Gaara richtet seine volle Aufmerksamkeit auf die junge Frau neben sich und obwohl er es an nichts Konkretem festmachen kann, hat er das Gefühl, das seit gestern Abend etwas vorgefallen ist, das sie belastet.

„Geht es dir gut?“

Ihre ausdrucksstarken Augen richten sich auf ihn und er sieht etwas in ihnen aufflackern, das verdächtig nah an Schmerz grenzt.

Aber dann blinzelt sie und die Emotion verschwindet in perfektionierter Gleichmütigkeit.

„Ja, es geht mir gut.“
 

Sie weiß, dass ihre Gefühle heute zu ersichtlich an der Oberfläche schimmern, aber als sie heute Morgen Sakura und Hinata im Krankenhaus besucht hat, war auf den ersten Blick offensichtlich, dass bei den beiden gestern noch eine ganze Menge mehr schiefgegangen ist, als sie mitbekommen hat.

Hinatas bewusstloser Zustand und Sakuras auffällige Schweigsamkeit belasten seither jeden ihrer Gedankengänge.

Sie ist mit den Kindern in den Wald gekommen, um zumindest sie von der angespannten Atmosphäre wegzubringen, die auch unter den anderen Frauen herrscht, seit sich die Nachricht verbreitet hat, dass sich drei Männer aus dem Dorf der Grenze Konohas nähern.

„Und gut ist die Umschreibung für was?“

Seine direkte Frage lässt ihren Mundwinkel versteckt zucken.

„Dem Baby geht es gut.“

„Ich habe gefragt, wie es dir geht.“

Sie sieht zurück zu ihm und erwidert unerschrocken seinen Blick, während sie sich mit ihrer Antwort Zeit lässt. „Mir geht es auch gut.“

Es ist keine direkte Lüge. Gesundheitlich fehlt ihr zumindest nichts und ein bisschen Schlafmangel hat auch noch niemanden umgebracht.

Nicht in der Stimmung diesen Gesprächspunkt weiter zu vertiefen, stellt sie die nächste Frage zuerst.

„Was willst du mich wirklich fragen?“

Dieses Mal ist er es, der sich mit seiner Antwort Zeit lässt und zuerst zurück zu den spielenden Kindern sieht, die sie nicht weiter beachten.

„Auch auf die Gefahr hin, dass du wieder wütend wirst-“

Er bricht seinen Satz doch ab, selten zögerlich, aber sie hat längst erkannt, worauf er hinaus will. Soya zieht ihr linkes Knie an ihren Körper und dreht sich ein wenig zu dem jungen Kazekagen um.

„Es war kein Trick. Ich hätte dich problemlos ausknocken können, ohne zuvor mit dir zu schlafen.“

Ihre freche Aussage treibt ein seltenes Schmunzeln auf seine Lippen. „Ach ja?“

Sie erwidert die amüsierte Geste. „Du hättest niemals damit gerechnet.“

„Ich fand eigentlich, dass du deinen Standpunkt, als du zur Begrüßung mit einem Kunai nach mir geworfen hast, schon ziemlich deutlich gemacht hast.“

Seine Worte jagen ein erneutes Zucken durch ihre Mundwinkel, aber dann beugt sie sich ein Stück weit zu ihm vor, senkt die Stimme und beschließt kurzentschlossen eine Sache zwischen ihnen endgültig klarzustellen.

„Ich war auf einer Mission, die ein klein wenig schief gegangen ist. Nachdem nicht unweit von mir ein Sprengsatz losgegangen ist, bin ich alleine nahe der Stelle gelandet, an der wir uns später begegnet sind. Ich war schon oft alleine auf Missionen unterwegs, aber es war nie so, dass sie nicht gewusst hätten, wo ich mich aufhalte. Bis zu dieser Nacht. Ich bin praktisch verloren gegangen.“ Ihr Blick fällt auf ihren Neffen, der konzentriert einen Turm aus Steinen baut. „Es stand außer Frage, dass ich am nächsten Morgen zurückkehren würde. Aber diese Nacht war seit Jahren meine erste Nacht in Freiheit.“

Sie dreht den Kopf zurück zu Gaara und sucht offen seinen Blick. „Ich habe mit dir geschlafen, weil ich wollte.“

Aber scheinbar war das Ganze für ihn noch nicht klar genug, denn seine Stirn legt sich in ersichtliche Falten. „Warum?“

Auf seine Frage hin bricht ein Lachen über ihre Lippen. „Warum ich mit dir schlafen wollte?“

Dieses Mal bleibt er stumm und das Lachen verschwindet schnell aus ihrem Gesicht. Während er seinen Blick zurück auf die Kinder richtet, mustert sie sein Profil von der Seite und analysiert jede noch so kleine Regung in seinen feinen Gesichtszügen. Sein Pokerface ist fast besser als ihres, aber ebenso wie sie scheint er sich ihr gegenüber nicht ganz so viel Mühe zu machen, seine Empfindungen zu kaschieren. Es ist subtil, aber sie sieht das minimale Funkeln in seinen Augen, das verdächtig nach Unsicherheit aussieht.

Ihre nächste Handlung ist seltener Spontanität geschuldet. Ohne die Entscheidung rational abzuwägen, beugt sie sich vor und drückt ihre Lippen gegen seine.

Die Berührung dauert nur zwei Sekunden, aber es ist genug, um sie drei Monate zurückzuwerfen, zu dem Abend, an dem sie sich begegnet sind.
 

Soya lehnt sich zurück und schafft es, nach außen hin unbeeindruckt, zu kaschieren, dass die Berührung jedes einzelne ihrer Nervenenden mit Elektrizität versetzt hat.

Sie sieht zurück zu Nia und Takeru und registriert mit einem verborgenen Schmunzeln, dass der aufmerksame Blick ihres Neffen auf ihr liegt, er aber sofort zur Seite sieht, als sie ihn bemerkt.

„Deshalb.“ Sie dreht den Kopf zurück zu Gaara und begegnet direkt seinem Blick. „Sind wir damit jetzt durch oder sollte ich dir vielleicht noch dieselbe Frage stellen?“

Er bewegt sich so schnell, dass sich ihre einzige körperliche Reaktion darin äußert, dass sich ihre Augen überrascht weiten und sich eine angespannte Starre über ihre Muskeln legt, als er eine Hand in ihren Nacken schiebt und sie ruckartig zurückzieht, bis ihre Lippen erneut auf seinen liegen.

Ihre Finger strecken sich reflexartig in seine Richtung, aber sie behält sie an ihrer Seite und widersteht der Versuchung sie in seinen Haaren zu vergraben und die Berührung zu vertiefen.

Aber ihre Lider sind drauf und dran ohne ihr bewusstes Zutun zuzufallen, als er sich jedoch bereits wieder von ihr löst.

Soya blinzelt zweimal zu oft, als Gaara sich zurücklehnt, gewinnt ihre Fassung aber dennoch schnell zurück. „Dann hätten wir das ja jetzt geklärt.“

Er lässt sie los, verweilt aber dicht neben ihr. Auch sein Blick wandert kurz zu den spielenden Kindern, bevor er eindringlich wieder den ihrigen sucht.

„Ich weiß, ihr seid gerade erst hier angekommen und ich rede nicht von jetzt gleich, aber… könntest du dir eventuell vorstellen mit mir nach Suna zu kommen, wenn das hier alles vorbei ist?“

Es scheint ihm erneut gelungen zu sein, sie zu überraschen, denn es dauert mehrere Wimpernschläge, bevor sich ihre Haltung erneut streckt.

„Denkst du nicht, wir sollten zuerst einmal Grundlegenderes klären, bevor wir über so etwas nachdenken? Du kennst nicht einmal meinen Nachnamen.“

„Spielt der eine Rolle?“

Es ist offensichtlicher Zynismus, der sich in ihren Mundwinkeln versteckt. „Nicht mehr im eigentlichen Sinne, aber durchaus für unsere… Situation.“

„Wie ist dein Nachname?“

„Inazuma. Soya Inazuma.“
 

Es dauert kaum ein paar Sekunden, dann weiten sich Gaaras Augen sichtbar. „Inazuma wie der Inazuma-Clan?“

Soya nickt. „Aber angesichts der Tatsache, dass nur noch Takeru und ich übrig sind, ist es ein wenig übertrieben von einem Clan zu sprechen.“

Sie sieht wie sich die Fragen in seinen Augen überschlagen und beschließt ihm die Bürde abzunehmen, zu erwägen, ob es unhöflich wäre sie zu stellen.

„Und ich würde sagen, die meisten Gerüchte, die du über uns gehört hast, sind war. Wir waren einer der mächtigsten Clans Kaminari no Kunis. Und ähnlich wie der Uchiha-Clan haben wir uns nach und nach selbst zerstört. Auch uns hat unsere Macht alles gekostet. Aber wir mussten es nicht selbst tun. Das haben unsere Gene für uns übernommen.“

Sie lässt ihm einen Moment, um zu ihrer Offenbarung aufzuschließen und dieses Mal wandert sein Blick auf eine andere Art musternd über ihren Körper.

„Also stimmt das mit der Elektrizität?“

Sie behält ihren Blick auf die Kinder gerichtet, die ungeachtet ihres schwerer gewordenen Gesprächsthemas ausgelassen ihr Spiel fortsetzen.

„Dank unseres Kekkei Genkais pulsieren in unserem Körper konstant mehrere tausend Volt, ja.“

Er hat diese Offenbarung noch nicht verarbeitet, als sie ihm direkt die nächste vor die Füße wirft.

„Aufgrund der… Besonderheiten unseres Clan hat kaum eine Frau je eine Geburt überlebt. Meine Mutter war eine von ihnen. Aber beim zweiten Mal ist dann auch ihr Glück verronnen.“

Ihr Blick verliert sich für einen Moment in der Ferne mit dem Gedanken an ihre Schwester, aber dann sieht sie emotionslos zurück zu ihm. „Hinata und ich haben eine Abmachung uns um die Kinder des anderen zu kümmern, solange es uns möglich ist. Ich habe Hinata darum gebeten, sich um das Baby zu kümmern, falls-“

Aber Gaara fällt ihr überraschend heftig ins Wort. „Hör auf!“

Sie hält seinen Blick, lässt sich aber von seiner sichtlichen Aufregung nicht aus der Ruhe bringen. „Gaara, wenn du dieses Baby willst, unterschreibe ich dir sobald wie möglich die Papiere, die deine Vaterschaft bestätigen und-“

Sie bricht ihren Satz gezwungenermaßen ab, als er seine Hand erneut in ihren Nacken schiebt und sie dieses Mal rau und heftig gegen seine Lippen zieht. Sie legt ihre Hände zuerst gegen seinen Oberkörper, um ihn wegzustoßen, aber seine leidenschaftliche Berührung veranlasst sie schnell dazu, stattdessen ihre Finger in seinem Oberteil zu vergraben und seine Berührung zu erwidern.
 

Auch als er sich von ihr löst, behält er sie so dicht bei sich, dass sie jedes seiner Worte gegen ihre Lippen spürt. „Ich will nichts mehr in diese Richtung von dir hören! Niemand wird hier sterben! Und jetzt wirst du mich zu Tsunade begleiten, damit sie uns genau das bestätigen wird.“

„Ich muss die Kinder nach Hause bringen.“

Sie unterbricht ihn, als er ansetzt, etwas zu sagen. „Und dann gehen wir wegen mir am besten mit Tsunade zu Sakura und Hinata, wenn du das willst. Aber es wird dir nicht gefallen, was sie dir sagen werden.“
 

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„Wir könnten dein Chakra während der Geburt lahmlegen.“ Tsunades Vorschlag ist nach langer Diskussion der Erste, der nicht direkt abgelehnt wird. Aber nach ein paar Sekunden wird ihr klar, dass das überwiegend daran liegt, dass Sakura mit ihren Gedanken ganz wo anders zu sein scheint. „Sakura?“

Es dauert einen Moment, bis sich die Angesprochene zurück in die Wirklichkeit blinzelt. „Tut mir leid.“ Ein vertrautes, übermütiges Grinsen ziert plötzlich ihre Lippen. „Aber ich rechne immer noch die Wahrscheinlichkeit aus, dass ausgerechnet ihr beide euch zufällig begegnet seid.“

Soya rollt nur mit den Augen und Hinata, auf deren Bettkante Sakura sitzt, stößt ihre vorlaute Freundin gutmütig mit dem Ellenbogen in die Rippen.

„Schon gut, schon gut.“ Sakura verliert das Amüsement und nimmt den angemessenen Ernst an. „Ihr Chakra lahm zu legen, würde nur das Risiko erhöhen, dass es im Rahmen der Geburt unkontrolliert durchbricht.“

Als Gaara die Stirn runzelt, schaltet Soya sich in die Diskussion ein, die sie bisher überwiegend den beiden Medic-nin überlassen hat.

„Eines unserer größten Mankos war schon immer, dass wir lebenslang Schwierigkeiten haben unser Bluterbe zu kontrollieren. Geht unser Temperament mit uns durch, gerät auch unser Chakra außer Kontrolle.“ Das bittere Schmunzeln um ihre Mundwinkel verrät, dass sie nicht so gelassen ist, wie es den Anschein hat. „Und wir waren schon immer eine ausgesprochen temperamentvolle Familie.“

Sie räuspert sich und nach ein paar Tagen erkennt Gaara problemlos, wie sich jeder der Muskeln in ihren feinen Gesichtszügen bewusst anspannt, als sie die ohnehin kaum sichtbaren Emotionen aus ihrer Mimik verdrängt.

„Wir waren unglaublich mächtig, aber es brauchte keine Feinde, um uns auszulöschen. Über zwei Drittel der Schwangerschaften in unserem Clan wurden schon vor der Geburt abgebrochen. Einmal die Beherrschung auch nur ein wenig zu verlieren, reicht, um unser Bluterbe in unserem Körper ausbrechen zu lassen. Und das jagt eine Voltanzahl durch unseren Organismus, den kein Fötus überlebt. Oftmals ist die Schwangerschaft schon vorbei, bevor die Frau überhaupt gemerkt hat, dass sie schwanger ist. Schafft man es neun Monate lang jeden Impuls zu unterdrücken und jede Emotion zu kontrollieren, sorgt die Anspannung einer Geburt in der Regel dafür, das sich dann alles entlädt. Mehr als die Hälfte der Frauen in unserem Clan haben die Geburt ihres ersten Kindes nicht überlebt.“
 

Nach mehreren Minuten angespannter Stille räuspert sich Tsunade schließlich durch die Anspannung. „Was wäre mit einem Kaiserschnitt? Würde eine Narkose das Risiko nicht beseitigen?“

Dieses Mal überlässt Sakura die Antwort gleich Soya. „Vermutlich. Wäre da nicht das kleine Hindernis, das in unserer Familie ebenfalls eine heftige Allergie gegen Narkosemittel hartnäckig weitervererbt wird.“

Dieses Mal ist es klare Resignation, als die erfahrene Sanin zwischen den drei Frauen hin und her sieht. „Ihr habt das alles schon durch.“

Soya nickt. „Seit Generationen. Es ist, was es ist. Ein Kind zu bekommen, ist in unserem Clan ein Spiel mit dem eigenen Leben und nicht allzu guten Chancen. Es ist ein Risiko, das wir immer kannten.“ Ihre Augen finden Gaara. „Ein Risiko, das es immer wert war.“

Sie schließt für einen Moment die Augen, als der Kazekage sich umdreht und mit einer letzten Höflichkeit in die Richtung der Hokage den Raum verlässt.

„Ich danke dir für deine Hilfe, Tsunade.“

Soya sieht zurück zu Hinata und Sakura und letztere nickt auffordernd in die Richtung der Tür, die gerade in ihrem Rücken ins Schloss fällt.

„Na los, das ist jetzt deine Aufgabe.“

Soya schiebt sich seufzend eine lose Haarsträhne zurück hinter ihr Ohr. „Wir kennen uns kaum.“

„Es hat immerhin schon zum Kinder machen gereicht.“

„Sakura!“ Hinatas Rüge erfolgt mit einem Kopfschütteln, bevor sie zu Soya sieht. „Was Sakura meint ist, dass du mit ihm reden solltest.“

Die schöne Medic-nin hebt unschuldig die Arme. „Genau das habe ich doch gesagt.“

Während Hinata gutmütig mit den Augen rollt, verlässt Soya ebenfalls den Raum und Tsunade wendet sich an die beiden.

„Ihr habt davon also nichts gewusst?“

Sakura zuckt ehrlich mit den Schultern. „Wir wussten nur, dass der Vater des Babys nicht aus dem Dorf war und sie ihm zufällig bei einer misslungenen Mission begegnet ist. Außerdem wusste sie selbst nicht, wer er war, woher hätten wir es also wissen sollen.“

Sie sieht zu Hinata, deren Aufmerksamkeit sich jedoch irgendwo verloren zu haben scheint und sieht dann zurück zu ihrer Sensei. „Aber es ist gut, dass du hier bist, dann können wir ja jetzt darüber reden, wann du vorhast uns hier wieder raus zu lassen?“

Sie spürt Hinatas skeptischen Blick auf sich, was nicht weiter verwunderlich ist, nachdem sie ihr vor dem Besuch der Kage und Soya einen ausführlichen Vortrag darüber gehalten hat, dass sie sich die nächsten Tage unbedingt noch schonen muss.

Aber es würde mehr Verdacht bei ihrer ehemaligen Sensei erregen, wenn sie sich nicht bei der ersten Gelegenheit über ihren Krankenhausaufenthalt beschweren würde und sie verlässt sich darauf, dass Tsunade sie schon aus Prinzip mindestens noch einen Tag hierbehalten wird.
 


 

Soya verlässt das Krankenhaus mit raschen Schritten und sieht sich suchend um, auch wenn sie wirklich nicht weiß, was sie ihm noch sagen soll.

Sie sieht seine vornehme Kleidung gerade noch in einer der Seitengassen verschwinden und beschleunigt ihre Schritte, um noch zu ihm aufschließen zu können.

„Gaara, warte!“

Er bleibt stehen und sie ist froh, dass er eine unbelebte Seitengasse gewählt zu haben scheint und es keine unmittelbaren Zeugen zu ihrem Gespräch gibt. Sie weiß selbst immer noch nicht, was das zwischen ihnen ist und sie kann auf unerwünschte Zuschauer generell verzichten.

Sie bleibt kurz vor ihm stehen, ohne eine Entscheidung getroffen zu haben, was genau sie ihm sagen will.

„Hör zu, es… tut mir leid, dass meine Familie so verkorkst ist. Und du da mit rein geraten bist.“

Sie runzelt die Stirn, als trotz dem Ausdruck in seinen Augen ein leichtes Schmunzeln seine Lippen verzieht.

„Du kennst meine Familie noch nicht.“ Aber seine Gesichtszüge verlieren schnell jegliche Freude. „Ich will nicht, dass mein Kind so aufwächst wie ich.“

Sie weiß nicht viel über ihn, aber als Kazekage zählt seine Biographie zum Allgemeinwissen und es ist kein Geheimnis, wie seine Mutter gestorben ist.

Es ist mehr ein Impuls, als eine bewusste Entscheidung, der sie nach seiner Hand greifen lässt. „Ich habe nicht vor, mich kampflos meiner Biologie zu unterwerfen.“ Ein leichtes Schmunzeln zupft an ihren Lippen, als sie seinem Blick begegnet. „Und ich bin alles in allem eine ziemlich passable Kämpferin.“

Sie verliert ihren Atem mit einem Keuchen, als er ohne jegliche Vorwarnung und in einer fließenden Bewegung eine Hand in ihren Nacken schiebt, den Kopf zu ihr senkt und seine Lippen auf ihre drückt.

Es ist kein Kuss wie heute Morgen. Da ist keine Vorsicht, kein Zögern, kein Rückzug.

Er schlingt seine andere Hand um ihre Hüfte und zieht sie gegen seinen Körper, während er sie küsst, als wären sie zurück in einem verlassenen Waldstück in Kiri und nicht in einer Seitengasse in Konoha, die jeden Moment nicht mehr so verlassen sein könnte. Aber wenn es ihm egal ist, ist es ihr auch egal.

Mit einem atemlosen Seufzen, das gegen seine Lippen verhallt, schiebt sie ihre Hände in seine Haare und streckt sich auf die Zehenspitzen, um ihm näher zu kommen.

Sie unterbricht den Kuss schließlich, aber er lässt sie nicht los und sie lässt sich seufzend in seine Umarmung sinken und lehnt ihre Stirn vorsichtig gegen seine Schulter.

Ihr Herz pocht spürbar in ihrem Brustkorb, aber es ist nicht allein sein Kuss, der das flatterhafte Organ aus dem Takt gebracht hat; es ist die Art wie er sie hält.
 


 

- Kurz darauf -
 

Shikamaru runzelt sichtlich überrascht die Stirn, als er die Tür öffnet und sich unerwartet dem Kazekagen gegenüber sieht.

„Gaara.“

Der junge Kage nickt knapp, beide Hände in die Hosentaschen geschoben. „Shikamaru. Ist meine Schwester zu Hause?“

„Sie ist im Wohnzimmer.“ Shikamaru tritt einen Schritt zur Seite. „Warum gehst du nicht einfach durch? Ich wollte uns sowieso gerade etwas zum Essen holen.“

Er wartet, bis Gaara an ihm vorbei den Flur betritt, bevor er nach seiner Jacke greift und selbst über die Türschwelle nach draußen tritt. „Soll ich dir auch etwas mitbringen?“

Gaara schüttelt den Kopf, hält aber noch einmal inne, bevor er durch die Flügeltür am Ende des Flures das Wohnzimmer betritt.

„Danke.“

Shikamaru nickt kommentarlos und ohne direkt anzuerkennen, dass ihm bewusst ist, dass sein zukünftiger Schwager sich nicht für die Einladung zum Essen bedankt hat.
 

Temari sitzt mit einer großen Tasse Tee in den Händen auf der Fensterbank und die Tatsache, dass sie ein dicker Schal und eine Decke einhüllen, lässt Gaara die Stirn runzeln.

„Bist du krank?“

Aber Temari winkt seine Besorgnis ab. „Es ist nur eine Erkältung.“

Sie zieht die Beine an, um die Hälfte der Fensterbank freizumachen und klopft mit ihrer freien Hand auf das breite Holzbrett.

Gaara kommt ihrer Aufforderung seufzend nach und lässt sich neben seiner Schwester nieder, die gewohnterweise keine Sekunde verschwendet, den Elefanten im Raum direkt anzusprechen.

„Was ist los?“

Der Kazekage lehnt seine Stirn gegen das kühle Glas und sieht an seiner Schwester vorbei hinaus in den Garten, der zunehmend von der herannahenden Dunkelheit der Nacht überzogen wird.

„Es gibt anscheinend ein hohes Risiko, dass Soya die Geburt unseres Kindes nicht…“, er nimmt einen tiefen Atemzug bevor er den Satz beenden kann, „…nicht überleben wird.“

Temari richtet sich augenblicklich neben ihm auf und stößt ihn sanft mit dem Fuß, bis er ihren Blick erwidert.

„Was? Wieso sollte sie? Sie ist wie alt, 19, 20? In dem Alter stirbt man nicht und besonders nicht an einer Geburt.“

„Ich weiß nicht, wie alt sie ist.“

Die Suna-nin bemüht sich nicht einmal das Grinsen auf ihren Lippen zu verbergen und ihre Reaktion veranlasst ihren Bruder bereits zu einem Augenrollen, bevor sie ihre neckende Stichelei in Worte fasst. „Dann hoffen wir mal, dass sie schon über 18 ist. Das gäbe sonst wirklich einen Skandal.“

„Ich werde sie bei nächster Gelegenheit fragen.“

Aber Temari wird ihre Belustigung schlagartig wieder los. „Wieso?“

„Sie ist eine Inazuma.“
 

Diese Offenbarung steht für einen Moment zwischen ihnen, bis Temari die Aussage blinzelnd verarbeitet.

„Inazuma? Inazuma wie der legendäre Inazuma-Clan aus Kaminari no Kuni?“

Als ihr Bruder wortlos nickt, werden die hellen Augen der Suna-nin weit.

„Ich dachte, der Clan wäre vor Jahren ausgestorben!“

„Scheinbar sind Soya und ihr Neffe die letzten.“

Dieses Mal verarbeitet Temari die Information wesentlich schneller und verliert kaum ein paar Sekunden, um ihre nächste Frage abzuwägen. „Also stimmt das mit der elektrischen Energie?“

Die Tatsache, dass seiner Schwester beinahe wortwörtlich seine Fragen an Soya wiederholt, ringt Gaara trotzdem ein halbes Schmunzeln ab.

„Sie hat es mir noch nicht demonstriert, aber ich gehe davon aus.“

„Ich muss dringend mehr Zeit mit ihr verbringen.“

„Temari.“

Die Blondine blinzelt betont unschuldig. „Was? Ich werde mich natürlich nur von meiner allerbesten Seite zeigen.“ Doch dann nimmt sie erneut eine ruhige Ernsthaftigkeit an und legt ihre Hand beruhigend auf Gaaras. „Aber jetzt wirst du mir erst in Ruhe erklären, warum die Tatsache, dass sie eine Inazuma ist, bedeutet, dass sie ein hohes Risiko hat bei einer Geburt zu sterben.“
 

Also fasst er sein niederschmetterndes Gespräch mit Soya, Sakura, Tsunade und Hinata noch einmal knapp für seine Schwester zusammen.

„Das wird nicht passieren.“

„Das habe ich auch gesagt.“

Temaris Augen wandern aufmerksam über die vertrauten Gesichtszüge ihres jüngsten Bruders, die heute bei weitem nicht so verschlossen wirken, wie sonst. Aber sie wiederholt ihre Feststellung, dass er ehrliche Gefühle für Soya hat, nicht noch einmal laut.

Stattdessen stellt sie ihre Teetasse ab, beugt sich vor und schlingt fest beide Arme um ihn und äußert einen Satz, den sie ihm gegenüber seit Jahren nicht mehr formuliert hat.

„Es wird alles gut.“
 

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- Am nächsten Vormittag -
 

Das Blut ihrer Feinde klebt immer noch an ihnen, weil sie sich nicht einmal die Zeit genommen haben, es abzuwaschen, so schnell haben sie den Rückweg in ihr Heimatdorf angetreten.

Außerdem haben sie alle drei auch die eine oder andere Verletzung davongetragen, auch wenn keine davon schwerwiegender oder lebensbedrohlich ist.

Aber vor allem Toma hat ihnen einen besseren Kampf geliefert, als sie erwartet haben und sie haben es überwiegend Neji und seinem praktischen Bluterbe zu verdanken, dass ihre Haut jetzt nicht von einer tödlichen Schwärze überzogen ist.

Ihr erster Weg führt sie pflichtschuldig ins Krankenhaus, aber ihr Besuch dort erfolgt nur vorgeschoben aufgrund des Protokolls, das eine Meldung und Behandlung nach jeder Mission dort vorschreibt.

Sie haben den Eingangsbereich allerdings kaum betreten, als ihnen ihre Hokage persönlich entgegen kommt und Tsunades Augen fahren augenblicklich kritisch über ihre mitgenommenen Gestalten.

„So wie ihr ausseht, habt ihr euren Auftrag erfüllt. Irgendetwas, was ich wissen sollte?“

Sie nickt in die Richtung einer Tür zu ihrer Linken und die drei ANBU folgen ihr wortlos in einen Behandlungsraum.

Naruto fährt sich müde durch die blutverschmierten Haare. „Nicht wirklich. Wir kannten nur Toma und der war auch das größte Problem, aber nachdem wir die anderen zwei ausgeschaltet haben, hat er uns auch keine allzu großen Schwierigkeiten mehr gemacht.“

Tsunade sieht von Naruto zu Sasuke und Neji und selbst in den stoischen Mienen der beiden liest sie heute genug. Der unbändige Zorn, der in den letzten Wochen in jedem der drei Männer gekocht hat, hat zweifellos dafür gesorgt, dass es ein ausgesprochen blutiges Aufeinandertreffen war.

Sie bedeutet zuerst Naruto sich auf die Behandlungsliege zu setzen und wendet sich der tiefen Schnittverletzung am Oberschenkel des Blonden zu, aus der immer noch Blut rinnt.

„Wie geht es Sakura und Hinata?“

Die Hokage behält ihren Blick auf der Verletzung, die sie mit geübten Handgriffen säubert, bevor sie ihr Chakra aktiviert. „Sie haben das Krankenhaus vor ein paar Stunden verlassen.“

Sasukes Kiefer knackt hörbar und er nimmt diese Nachricht gewohnt unzufrieden auf. „Hast du sie entlassen oder haben sie sich selbst entlassen?“

„Ich habe ihrer Entlassung zugestimmt.“

Die vage Antwort legt auch Narutos Stirn in Falten. „Tsunade, komm schon.“

Die Hokage erhebt sich, nachdem sie ihre Heilung an Narutos Oberschenkel beendet hat und erwidert seufzend den Blick des blonden Shinobi.

„Hinata hat sich nicht besonders gut erholt und ich glaube, Sakura hat keine einzige Minute geschlafen, seit sie aus ihrer Bewusstlosigkeit aufgewacht ist. Mehr kann ich euch nicht sagen.“

„Und du hast sie aus dem Krankenhaus entlassen, ohne dem auf den Grund zu gehen?“ Neji verschränkt die Arme, ebenso sichtlich unzufrieden wie Sasuke zwei Meter neben ihm.

Aber die Hokage runzelt warnend die Stirn in ihre Richtung. „Solange keiner von euch jahrzehntelange Erfahrung als Medic-nin vorweisen kann oder den Titel Hokage trägt, erwarte ich, dass meine Anweisungen kommentarlos befolgt und meine Entscheidungen wortlos hingenommen werden. Und falls einer dazu noch etwas zu sagen hat, könnt ihr auch direkt anfangen eure Berichte für diese Mission zu schreiben.“

Naruto springt mit einem Satz von der Behandlungsliege und unterbindet jegliche Fortsetzung dieses Gespräch, die einer seiner beiden ANBU-Kollegen im Sinn haben könnte. „Weißt du, wo sie sind?“

„Ich nehme an bei Soya, irgendwo im Uchiha-Viertel. Wenn ihr also keine weiteren Verletzungen aufzuweisen habt, die eine sofortige Heilung benötigen, verschwindet aus meinem Krankenhaus. Allerdings solltet ihr euch vorher zumindest das gröbste Blut abwaschen. Ich glaube kaum, dass sie es zu schätzen wüssten, wenn ihr so vor den Kindern auftaucht.“
 

Tsunade verlässt den Raum und die drei ANBU kommen ihrer Aufforderung knapp nach, bevor sie das Krankenhaus schnellstmöglich wieder verlassen.

Sie sind nur noch zwei Querstraßen vom ehemaligen Uchiha-Viertel entfernt, als ihnen eine vertraute Gestalt ins Auge fällt.

„Gaara!“

Narutos Ruf lässt den Kazekage inne halten und sie schließen schnell zu ihm auf, bevor sie ihren Weg ohne Absprache fortsetzen.

„Wolltest du nach Sakura und Hinata sehen?“

Gaara erwidert Narutos Blick für einen Moment, bevor er wieder nach vorne sieht. „Eigentlich wollte ich zu Soya.“

„Soya?“

Bevor Gaara Narutos Nachfrage beantworten kann, schaltet sich Neji in ihr Gespräch ein. „Die schwangere Kunoichi mit den dunklen Haaren, die immer mit den zwei Kindern unterwegs ist?“

Naruto bestätigt die nüchterne Zusammenfassung des Hyuugas mit einem knappen Nicken, seine Aufmerksamkeit immer noch auf dem Kazekage, der beide Hände in den Taschen seines Mantels verbirgt.

„Es ist mein Kind.“

Bei Sasuke und Neji springt beinahe synchron eine Augenbraue in die Höhe, aber Naruto runzelt verständnislos die Stirn. „Was?

„Das Kind, mit dem Soya schwanger ist, ist von mir.“ Der Kazekage führt diese Offenbarung weiter, ohne sich mit der sichtlichen Überraschung der Konoha-nin aufzuhalten. „Ich bin ihr zufällig auf einer meiner Reisen nach Kirigakure begegnet. Ich habe nicht gewusst, dass sie in irgendeiner Weise mit Hinata und Sakura in Verbindung steht und sie wusste auch nicht wer ich bin.“

Naruto blinzelt kontinuierlich fünfmal pro Sekunde, Nejis Augenbrauen sind unter seinem Stirnband verschwunden und sogar Sasuke öffnet den Mund fünfmal, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

Als Naruto schließlich mit einem Räuspern seine Stimme wiederfindet, rücken vertraute Gestalten in ihr Blickfeld und beenden ihr Gespräch abrupt.
 

Die drei Frauen sind mit den beiden Kindern allein am Waldrand, der die äußere Grenze des Viertels markiert und auch wenn außer Frage steht, dass ihr Näherkommen Hinata nicht entgangen sein kann, liegt die Aufmerksamkeit der jungen Hyuuga im Moment ausschließlich auf Nia, die sich müde die Augen reibt und mit unsicheren Schritten auf Hinata zutapst und blind die Arme nach ihr ausstreckt.

Aber als Hinata ansetzt sich nach dem Kleinkind zu bücken, streckt Sakura ruckartig die Hand nach ihr aus und ihre Stimme ist das Erste, was deutlich verständlich zu den Männern durchdringt.

„Hinata.“ Sakura spricht ihren Namen ausgesprochen ruhig aus, aber es liegt trotzdem eine leise, kaum hörbare Warnung darin.

Obwohl sie nur ihr Profil sehen, steht für einen Moment der Schmerz so klar in Hinatas Augen, dass es sich nicht leugnen lässt und Narutos Haltung strafft sich augenblicklich und spannt sich gleichzeitig an. Aber ein Blinzeln und es ist verschwunden.

Sakura bückt sich bereits nach Nia, hebt das Kleinkind sicher in die Höhe und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sie in Hinatas Arme legt.

Hinata flüstert Nia leise Worte zu und das Mädchen legt ihren Kopf müde an Hinatas Schulter und scheint innerhalb von Sekunden einzuschlafen.

Das ist dann auch der Moment, wo sich die Aufmerksamkeit der drei Frauen direkt auf die sie verlagert.

Es ist Soya, die sich erhebt, während ihr Blick ebenso kritisch über sie wandert, wie der von Sakura und Hinata, aber auf keinem von ihnen verweilt.

„Sind sie tot?“

Ihre Frage lässt die Männer stutzend innehalten.

Neji räuspert sich. „Ja.“

„Und einer von ihnen war Toma?“

Dieses Mal kommt die Bestätigung von Sasuke. „Ja.“

Ihr nächster Atemzug bewegt Soyas Brustkorb sichtbar, während ihr Blick auf ihren Neffen fällt, der wenige Meter von ihnen entfernt in eine Darstellung mit seinen Spielzeugfiguren vertieft ist.

Hinata macht einen Schritt auf sie zu, einen Arm sicher um die schlafende Nia geschlungen, streckt sie die andere Hand in einer unverkennbar tröstenden Geste nach Soya aus, aber diese schüttelt nur den Kopf.

„Ist schon gut.“ Ihr Blick ruht unentwegt auf Takeru. „Ich werde es ihm sagen.“

Sakura kaut in einer bekennenden Geste zögernd auf ihrer Unterlippe rum. „Jetzt gleich?“

Soyas Schultern straffen sich, bevor sie Sakuras Blick erwidert. „Diese Nachricht wird in weniger als einer Stunde durch alle unsere Leute gehen und auch vor den Kindern nicht Halt machen.“ Mit ihrem nächsten Wimpernschlag behält sie ihre Lider eine Millisekunde zu lange geschlossen. Als sie die Augen wieder aufschlägt, liegt eine vertraute eiserne Entschlossenheit darin. „Ich kann nicht riskieren, dass er es so erfährt.“

Damit bewegt sie sich mit raschen Schritten von ihnen weg und sinkt vor ihrem Neffen auf die Knie.
 

Sie sind zu weit weg, um die leisen Worte zu verstehen, die Soya und Takeru miteinander wechseln.

Hinata beugt sich über den Kinderwagen, der neben ihr steht und legt Nia mit sicheren Handgriffen hinein.

Sakura öffnet den Mund, aber dann fängt sie Sasukes Blick auf, der wachsam wie gewohnt auf ihr liegt und presst stattdessen hart ihre Lippen aufeinander.

Naruto sieht von Hinata, deren Atmung mit einem stummen Keuchen stockt, als sie sich über dem Kinderwagen wieder aufrichtet, zu Soya und zurück. „Hätten wir ihn nicht… töten sollen?“

Hinata hält seinen Blick kaum eine Sekunde, bevor sie ebenfalls wieder zu Soya und Takeru sieht, aber Sakura beantwortet seine Frage direkt.

„Nein. Toma hat sein eigenes Schicksal besiegelt. Keiner von uns ist traurig darüber, dass wir mit ihm ein Problem weniger haben. Soya am allerwenigsten.“ Etwas verfärbt ihren Blick, als er auf Takeru fällt, der beinahe regungslos den Worten seiner Tante zuhört. „Aber er war dennoch Takerus Vater.“

„Und wir sind genetisch darauf programmiert unsere Eltern zu lieben. Selbst wenn sie uns jeden Tag das Leben zur Hölle machen.“

Hinatas leise Worte klingen weder bitter, noch lassen sie sonst irgendein Gefühl vermuten.

Sakuras Stimme ist dagegen wesentlich ausdrucksstärker. „Das ist auch so ziemlich der einzige Grund, warum Kaito noch atmet.“

Narutos Blick wandert erneut zurück zu Hinata, aber die junge Hyuuga äußert sich nicht dazu. Ihre volle Aufmerksamkeit liegt auf Soya und Takeru. Auch wenn sie die Worte zwischen den beiden nicht verstehen können, erzählt der Gesichtsausdruck des Kleinen eine wortlose Geschichte.

Jegliche Freude fällt aus seinem Gesicht, als er erfährt, dass er seinen Vater nie wieder sehen wird.

Sein Kiefer spannt sich an, als er mit einem steifen Nicken versucht seine Emotionen zu beherrschen. Aber Soya schlingt beide Arme um ihn und zieht ihn in eine liebevolle, tröstende Umarmung.

Doch als eine einzelne Träne über Takerus Wange läuft, die er schnell zur Seite wischt und sein schmaler Körper zu zittern beginnt, spannt sich Hinatas Haltung schlagartig an und auch Sakura macht einen Schritt nach vorne.

Soya lässt Takeru los und legt ihre Hände beruhigend auf seine Schultern, aber ihre Worte scheinen nicht mehr zu dem Jungen durchzudringen.

Aber das plötzliche Aufflackern eines kleinen, unkontrollierten Chakras ist für sie alle spürbar und Hinatas Warnung hallt durch die Luft.

„Soya!“
 

Im nächsten Moment überschlägt sich alles.

Helle Blitze knisternder Elektrizität scheinen sich von Takerus Händen über seinen ganzen Körper auszubreiten, als der Fünfjährige die Kontrolle über sein Chakra und sein Bluterbe verliert.

Soya lässt Takerus Schultern gerade noch los, bevor die ersten Blitze ihre Haut streifen, aber obwohl Hinata und Sakura sich bereits bewegen, erreicht lange vor ihnen eine Wand aus Sand die beiden und trennt Soya wirkungsvoll von ihrem Neffen.

Soyas wilder Blick fliegt zu Gaara, der in diesem Moment neben ihr erscheint und neben ihr in die Hocke sinkt.

„Geht es dir gut?“

Sie nickt, steif aber unerklärlich atemlos und erhebt sich schnell aus ihrer sitzenden Position. Ihre Augen wandern hektisch über die Wand aus Sand, die sie umgibt und ihr jeden Blick auf ihren Neffen nimmt.

„Nimm es weg.“

Auch Gaara hat sich wieder erhoben und streckt beschwichtigend einen Arm nach ihr aus. „Soya-“

Aber sie weicht seiner Berührung einmal mehr aus. „Nicht! Ich werde aufpassen, aber ich muss mich um ihn kümmern!“

Es widerstrebt ihm sichtlich ihrer Bitte nachzukommen, denn auch wenn viel von dem, was sie ihm gestern im Krankenhaus offenbart hat, immer noch ein Rätsel für ihn darstellt, so viel hat er verstanden: Ein einziger Kontakt mit ihrem eigenen Bluterbe, das auch ihr Neffe teilt, würde ihrem ungeborenen Kind mit ziemlicher Sicherheit das Leben kosten.

„Gaara, bitte!“

Er schließt für einen Moment die Augen, bevor er seinen Sand zurückzieht, aber als er die Umgebung um sie herum wieder frei gibt, kniet Hinata vor ihnen auf den Boden, beide Arme fest um Takeru geschlungen, der leise weint, während immer noch helle Blitze um ihn zucken. Hinatas Chakra schimmert um sie herum und es ist nicht klar ersichtlich, in welcher Form sie den Jungen abschirmt, während Sakura, Neji, Naruto und Sasuke um sie herum stehen.

Sakura hat ihre Lippen fest zusammengepresst, während die Männer eher perplex und ratlos an ihrer Seite verharren.

Aber dann sackt Takerus Körper in sich zusammen, als ihm die Erschöpfung schließlich sein Bewusstsein stielt.

„Hinata-“

Soya macht einen besorgten Schritt auf die Hyuuga zu, während Hinata sich mit Takeru auf dem Arm erhebt.

„Ist schon gut.“

Sie macht Anstalten Soya das bewusstlose Kind zu reichen, aber Gaara tritt zuerst einen Schritt vor und sucht dann Soyas Blick. „Lass mich ihn für dich tragen.“

Es ist nur ein kurzes Zögern, bevor sie resigniert nickt und dann zurück zu Hinata sieht, die Takeru wortlos an Gaara weiterreicht und dann ihrem Blick begegnet.

„Kannst du Nia mitnehmen?“

„Natürlich. Hinata, ich-“

Aber die Hyuuga schüttelt knapp den Kopf. „Ist schon gut.“ Sie wiederholt ihre vorherigen Worte steif und dieses Mal ist offensichtlich, dass jede ihrer Bewegungen kontrolliert und abgehackt und scheinbar unter größter Anspannung geschieht. „Geh!“

Soya nickt und bewegt sich auf den Kinderwagen zu, in dem Nia die ganze Aufregung verschlafen hat und Gaara folgt ihr wortlos.
 

Naruto sieht ihnen nur für einen Moment hinterher, dann gehört seine volle Aufmerksamkeit wieder Hinata.

„Hina, was ist los?“

Er streckt eine Hand nach ihr aus, aber sie weicht seiner Berührung aus und wendet sich stattdessen mit gepresster Stimme an ihren Cousin.

„Neji, ich brauche eine freie Fläche, mehrere Quadratkilometer ohne Zivilisten in der Nähe. Sofort!“

Die Dringlichkeit in ihrer Stimme lässt den Hyuuga trotz sichtlicher Verständnislosigkeit handeln und nachdem er sich mit seinem Bluterbe umgesehen hat, murmelt er schnell ein paar ungefähre Koordinaten.

Sakura greift wortlos nach Hinatas Arm und nach dem nächsten Wimpernschlag sind sie einmal mehr verschwunden, aber dieses Mal sind die drei Männer auf eben diese Aktion vorbereitet und folgen ihnen innerhalb von Sekunden in die Richtung, die Neji ihnen beschrieben hat.
 

An der verlassenen Grünfläche mehre Kilometer von Konoha entfernt angekommen, hören sie gerade noch Hinatas angestrengte Worte an Sakura, die mehrere Meter von Hinata entfernt näher vor ihnen steht.

„Du musst mich einschließen.“

Sakura nickt knapp und fängt noch im selben Moment an, ihre Hände zu bewegen und bevor einer der Männer eine Frage stellen kann, wird schnell offensichtlich, dass sie die Kraft in sich dirigiert.

Das Gras vor ihren Füßen fängt ohne ersichtliche Quelle Feuer und Sakuras koordinierten Handbewegungen folgend, tanzen die Flammen in unnatürlicher Geschwindigkeit über die Erde und bilden einen perfekten Kreis einige Meter von Hinata entfernt um sie herum.

Mit einem sprunghaften Anstieg der Energie in ihr, reißt Sakura beide Arme in die Höhe und das Feuer folgt jeder ihrer Bewegungen, bis sich ein meterhoher Feuerwall vor ihnen aufgebaut hat, der Hinata undurchdringlich vor ihnen abschirmt.

Naruto beißt knurrend die Zähne zusammen und richtet innerlich warnende Worte an den Fuchs, der die ganze Szene mit wachsender Aufmerksamkeit verfolgt. Aber Sasuke tritt neben Sakura und umschließt mit einer Hand vorsichtig ihren Arm.

Er wartet, bis sie seinem Blick begegnet, auch wenn er sieht wie sorgfältig sie jede Emotion verdrängt, bevor sie ihn ansieht.

„Was ist da gerade passiert? Warum hat Gaara Soya so schnell von dem Kleinen weggerissen?“ Was er wirklich wissen will ist, woher ihre und Hinatas sichtliche Panik in diesem Moment gekommen ist und was sie jetzt hierher geführt hat.

„Weil ein einziger Stromschlag gereicht hätte, um ihr Baby zu töten.“

Diese Offenbarung lässt Naruto zischend Luft holen und Neji überrascht die Stirn runzeln, während Sasukes linke Augenbraue nach oben springt, aber mit der einen Frage, die beantwortet wird, stellen sich auch wieder fünf neue.
 

Das schlagartige und extreme Aufflammen von Hinatas Energie zieht ihre Aufmerksamkeit schlagartig auf das Innere des Feuerwalls, das sie nur erahnen können. Aber ersichtbar ist, wie der bisher strahlende Sonnenschein in Sekunden hinter dunklen Wolken verschwindet, die von einem rasch zunehmenden Wind begleitet werden.

Neji macht einen Schritt nach vorne. „Verliert sie die Kontrolle?“

Ein zynisches Lachen verzieht Sakuras Mundwinkel auf der rechten Seite. „Ein wirklicher Kontrollverlust hätte diese ganze Gegend bereits in Schutt und Asche gelegt. Sie muss nur Takerus Energie loswerden, um ihre eigene wieder unter Kontrolle zu bekommen.“

Trotz dieser Zusicherung fährt ein einheitliches Zucken durch die drei Männer, als es plötzlich um sie herum blitzt, aber die gleißende Energie kommt nicht von den dunklen Wolken, sondern strebt von Hinatas Standpunkt gen Himmel hinauf.

Und mit dem Sturm und dem Knistern der Flammen, die trotz des zunehmenden Windes keine Sekunde Sakuras Kontrolle zu entweichen scheinen, ist die Geräuschkulisse um sie herum so laut, dass es kaum zu hören ist, aber der Schrei, der in den Naturgeräuschen verhallt, stammt dennoch von Hinata.

Naruto öffnet den Mund, aber in diesem Moment nähern sich ihnen Gaara und Tsunade mit raschen Schritten.

Tsunades Augen wandern über das Naturschauspiel vor ihnen, aber Gaara fängt sich schneller und sucht Sakuras Blick. „Soya hat mich gebeten nach euch zu sehen. Sie meint, Takeru würde etliche Stunden schlafen.“

Sakura nickt, ihre Aufmerksamkeit nur zur Hälfte auf dem Kazekagen. „Er hat all seine Energie verbraucht und wird so schnell nicht zu sich kommen.“ Sie erwidert Gaaras Blick direkt, um die Ernsthaftigkeit ihrer nächsten Worte zu unterstützen. „Takeru ist für ein Fünfjährigen wahnsinnig kontrolliert und der genetische Anteil seines Vaters trägt auch dazu bei, dass er sein Bluterbe besser im Griff hat, als es in seinem Alter normalerweise möglich ist. Ein Ausbruch wie heute ist eine absolute Seltenheit. Du brauchst dir also diesbezüglich keine Sorgen zu machen.“

„Nach allem, was ich heute und gestern gehört und gesehen habe, soll ich mir keine Sorgen machen?“

Sakura setzt zu einer Erwiderung an, aber Hinatas Chakra flacht schlagartig ab und mit ihm auch der Wind um sie herum.
 

Sobald Sakuras Aufmerksamkeit wieder ganz dem Feuer gehört, das sie heraufbeschworen hat, dauert es nur Sekunden, bis sich die tanzenden Flammen erneut ihrem Willen beugen und kleiner und kleiner werden, bis nur noch schwacher Rauch übrig bleibt und den Blick auf Hinata frei gibt, die regungslos in der Mitte steht, den Kopf in den Nacken gelegt und leer in den Himmel sieht.

Aber dann blinzelt sie und dreht den Kopf zu ihnen. Ihr Blick findet zuerst Sakura und es ist offensichtlich, dass einmal mehr eine stumme Kommunikation zwischen den beiden Frauen stattfindet, die mit einem schweren Seufzen zuerst von Tsunade unterbrochen wird.

„Hinata, ist mit dir alles in Ordnung?“

Die junge Hyuuga wendet sich mit steifen Bewegung der Hokage zu. „Ja.“

Die knappe Antwort ist in diesem Fall keinem genug und Sasuke bringt es als erster auf den Punkt. „Er ist nur ein kleiner Junge. Wie konnte dich seine Energie so durcheinander bringen?“

Es ist der gewohnte Blickwechsel zwischen Sakura und Hinata, der jeder Antwort voraus geht und die Beherrschung des Uchihas in diesem Moment überschreitet. „Könnt ihr nicht einmal einfach antworten?“

Sakura sieht mit einem gemurmelten Fluch gen Himmel, als würde sie sich göttlichen Beistand erbitten. „Schön, aber wenn ihr die Wahrheit nachher nicht ertragen könnt, ist das nicht unser Problem.“

Sie schließt für einen winzigen Moment die Augen und sucht dann Sasukes Blick, bevor sie ihre nächsten Worte so nüchtern wie möglich ausspricht. „Wir haben schon an einem normalen Tag wahnsinnige Schwierigkeiten diese Energie zu kontrollieren. Auch nur ein Funke fremder Energie in unserem Körper reicht, um alles aus den Fugen geraten zu lassen. Es ist so viel Energie, dass es uns von innen auffrisst.“

„Vielleicht solltet ihr dann nach einer Möglichkeit suchen, um es besser zu kontrollieren.“

Nejis Äußerung lässt dieses Mal Sakura hart die Zähne aufeinander beißen und ihr vertrautes Temperament lässt ihre Augen funkeln. „Lass mich raten: Ihr würdet euch natürlich absolut selbstlos dafür zur Verfügung stellen.“

Aber Tsunade mischt sich ruhig und beschwichtigend ein. „Ist es denn eine so schlechte Idee? Gaara und Naruto könnten-“

„Nein!“ In nur einer Silbe fällt Hinatas direkter Widerspruch doch ein wenig zu heftig aus und sichert der jungen Clanerbin augenblicklich die ungeteilte Aufmerksamkeit, während Naruto beruhigend einen Schritt auf sie zumacht.

„Hina, es macht mir nichts aus-“

Aber Sakura unterbricht seine ruhige Zusicherung mit einem verächtlichen Schnauben. „Schon mal daran gedacht, dass es uns etwas ausmachen könnte?“

„Wieso sollte es?“

Sakura öffnet aufgebracht den Mund, aber Hinata schwankt in ihrem nächsten Schritt minimal und die Diskussion kommt mit ihrer nächsten Äußerung sofort zum Erliegen.

„Ich will nach Hause.“
 

.

.

.
 

- Kurz darauf in der Wohnung der Vier -
 

Sie haben auf dem Heimweg kein Wort mehr aneinander verloren und die Anspannung, die sie trennt, ist beinahe mit den Händen greifbar.

Sasuke tritt aus seinem Schlafzimmer in das angrenzende Badezimmer und beginnt wortlos seine verdreckte Ausrüstung abzulegen, während Sakura in dem dunklen Raum verweilt, den nur das Mondlicht erhellt. Keiner von ihnen hat es für nötig befunden, den Lichtschalter umzulegen.

Aber sobald Sasuke das Licht im Badezimmer anmacht und ihr Blick auf seinen bloßen Oberkörper fällt, holt sie zischend Luft.

Sie steht in einem Wimpernschlag vor ihm und streckt bereits die Hand nach der verkrusteten Wunde über seinem rechten Hüftknochen aus, aber seine Hände schließen sich hart um ihre Handgelenke, bevor sie ihre Heilung beginnen kann und sie hebt ihren Blick seufzend zu seinem.

„Wie wäre es, wenn du mich das zuerst heilen lässt?“

Es ist ein vertrauter Zorn, den sie in seinen Augen findet. „Wie wäre es, wenn du dich nicht mit solchem Kleinscheiß aufhältst und dich stattdessen auf die wesentlichen Dinge konzentrierst?“

Die schöne Medic-nin hebt provozierend eine Augenbraue. „Die da wären?“

„Du hast mich kaum angesehen, seit ihr uns das mit den Elementen offenbart habt. Was genau fürchtest du, Sakura? Dass das für mich irgendeinen Unterschied macht?“

Ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb angesichts der tiefen, emotionalen Wendung, die er mit seinen Worten unerwartet vollzieht und sie sieht aus dem Takt gebracht an ihm vorbei.

„Nein, ich-“

Er lässt eines ihrer Handgelenke los, um stattdessen ihr Kinn zu umfassen und sie zu zwingen, seinen Blick zu erwidern.

„Ich liebe dich, Sakura. Und du solltest besser als sonst jemand verstehen, was das für mich bedeutet.“

Sie zwingt sich zu atmen, als ihr auffällt, dass sie unbewusst die Luft angehalten hat. Sie öffnet ihre Lippen, um ihm zu sagen, dass es nicht um ihn geht. Dass sie keinesfalls an ihm zweifelt oder an den Gefühlen, die sie verbinden.

Aber als sie ansetzt, es ihm zu erklären, ohne ihm zu verraten, dass sie vor weniger als 48 Stunden ihre Hände im Bauchraum ihrer besten Freundin hatte und um ihr Leben gebangt hat, kämpft sie stattdessen gegen die Flut an Emotionen, die sie schlagartig überfallen.

Sie starrt an ihm vorbei ins Leere, aber als er mit dem Daumen über ihre Wange fährt, zuckt sie zusammen und ihre Aufmerksamkeit kehrt ruckartig zu ihm zurück. Ihre Nervenenden senden die Informationen verspätet an ihr Gehirn und es dauert einen langen Moment bis sie erkennt, dass er ihr eine vereinzelte Träne von den Wangen gestrichen hat.

„Sasuke.“

Sein Name auf ihren Lippen ist eine verzweifelte Bitte. Ein flehendes Ersuchen sie ihre Realität vergessen zu lassen.
 

Er hält ihren Blick noch für einen Moment, aber dann senkt er seine Lippen ruckartig auf ihre und stiehlt ihr mit der rauen Berührung schnell jeden Gedanken an etwas anderes.

Sie schlingt ihre Arme seufzend um seinen Nacken, aber dort bleiben sie nicht lange und fahren suchend über seine Schultern seinen Oberkörper hinunter und sie aktiviert ihr Chakra doch über der Wunde, die er sie nicht heilen lassen wollte.

Sein mürrisches Brummen vibriert gegen ihre Lippen, aber er lässt sie die Heilung beenden, bevor er mit seinen Händen beide Seiten ihrer Bluse umfasst und so ruckartig an dem Stoff reißt, dass die Knöpfe in alle Richtungen davonspringen.

Seine Lippen verlassen ihre immer nur für Millisekunden während er sie mit geübten Handgriffen auszieht und sie greift mit einem stummen Seufzen nach dem Gürtel seiner Hose.

Aber er schiebt ihre Hände ungeduldig zur Seite und entledigt sich selbst seiner letzten Kleidungsstücke.

Ihr lautes Keuchen verhallt gegen seine Lippen, die er ihr erneut aufdrückt, während er sie ruckartig auf seine Arme hebt. Sakura vergräbt ihre Hände zärtlich in seinen Haaren und schlingt ihre Beine um seine Hüfte, während sie sich widerstandslos seinem Willen überlässt.

Sasuke trägt sie in die Duschkabine und dreht das Wasser über ihnen erbarmungslos auf, was Sakura ihren Kuss keuchend unterbrechen lässt, als das kalte Wasser ihren erhitzten Körper trifft.

Sie begegnet unter gesenkten Lidern Sasukes Blick und registriert das zufriedene Schmunzeln auf seinen Lippen, aber bevor sie seine Selbstzufriedenheit kommentieren kann, senkt er seine Lippen auf die sensible Stelle über ihrem Schlüsselbein und vergräbt seine Zähne in ihrer Haut.

Sie wirft den Kopf in den Nacken und lässt bereitwillig zu, dass er ihre Hände umfasst und sie über ihrem Kopf gegen die kühlen Fliesen drückt. Mit ihrem Körper zwischen seinem und den Fliesen der Duschkabinen ist sie ihm in dieser Position vollkommen ausgeliefert; und sie genießt jede Sekunde davon.

Er hebt den Kopf und drückt seine Lippen dieses Mal nur für einen kurzen Moment neckend gegen ihre, bevor er sich gerade so weit von ihr entfernt, dass sie immer noch jeden seiner Atemzüge auf ihren Lippen spürt.

Er sucht ihren Blick und hält ihn, während er ihre Körper ohne jegliche Vorwarnung miteinander vereint, aber bevor das heisere Stöhnen ihre Lippen verlässt, erstickt er es mit seinen.

Seine Bewegung sind rau und wild und unter dem Wasser, das über ihr Gesicht rinnt, tanzen Sterne hinter ihren Lidern, als sein Name erneut über ihre Zunge rollt.

„Sasuke!“
 


 

- Zur selben Zeit -
 

Als er aus dem Badezimmer kommt, ist sein Raum so dunkel und leer, wie er ihn verlassen hat, um duschen zu gehen.

Naruto schlüpft in ein T-Shirt und eine Jogginghose und zögert einen Moment. Aber er war noch nie der Typ, der gewisse Dinge stumm hingenommen hat.

Deshalb klopft er wenige Minuten später an das dunkle Holz der Zimmertür und betritt dann leise den Raum.

Das Zimmer ist dunkel, aber mit dem Licht, das aus dem Gang durch den Türspalt fällt, macht er Hinatas Umrisse problemlos aus.

Sie liegt mit dem Rücken zu ihm auf dem Bett, aber als sie sich aufrichtet, entdeckt er das schlafende Kleinkind vor ihr auf der Matratze.

Sie haben Nia auf dem Rückweg bei Soya abgeholt, aber selbst mit ihr hat Hinata nur wenige Worte gewechselt.

Es ist ihm schon kurz nach seiner Rückkehr aufgefallen, dass sie etwas bedrückt und er hat ebenso schnell erkannt, dass sie offensichtlich nicht vorhat, mit ihm darüber zu sprechen.

„Naruto.“

Ihre Stimme ist so leise, dass sie kaum hörbar zu ihm herüberdringt, aber als sie nichts weiter sagt, tritt er in den Raum und schließt die Tür hinter sich.

Er bewegt sicher durch die Dunkelheit und kurz vor dem Bett spürt er ihre Hände, die sich nach ihm ausstrecken.

Sie zieht ihn in eine Umarmung und neben sich auf die Matratze und er schlingt fest beide Arme um sie, um sie bei sich zu behalten und sich selbst zu versichern, dass sie in diesem Moment hier bei ihm sicher ist. Unabhängig davon, was sie ihm möglicherweise verschweigt.

„Ich liebe dich.“

Er hört ihren Atem zwischen ihnen stocken und drückt seine Lippen in stummem Trost gegen ihre Stirn.

„Ich liebe dich auch.“

Es liegt ihm auf den Lippen, sie zu bitten, ihm zu sagen, was sie bedrückt, aber er respektiert Tsunades Ratschlag sie nicht zu bedrängen und Erklärungen einzufordern, die sie offensichtlich noch nicht zu geben bereit ist.
 

Während sein Atem neben ihr langsam gleichmäßig wird und Nia in ihrem Rücken sicher schläft, lauscht sie auf den Atem der beiden Menschen, die sie neben Sakura am meisten liebt.

Während der anhaltende Schmerz in ihrem Unterleib sie daran erinnert, was sie gerade erst verloren hat.

Und sicher verborgen in der Dunkelheit, rinnt eine einzelne Träne über ihre blasse Wange.
 

.

.

.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So...
Für all die, denen das ein bisschen zu viel Information für ein Kapitel war: Keine Sorge, das nächste Kapitel wird wieder ein bisschen kürzer ausfallen ;)
Und falls es irgendwelche Unklarheiten oder Fragen gibt, schreibt mir einfach!
LG
Eure Hinarika Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  XxGirlyxX
2018-07-16T20:01:27+00:00 16.07.2018 22:01
Das klingt alles andere als nach einer einfachen Schwangerschaft. Ich hoffe sie finden noch einen Weg oder eine Lösung, dass sowohl Mutter wie auch Kind das ganze ohne weiteres oder schwerer Vorkommnisse überleben 😱
Gaara und soya sind ja schon sehr süss miteinander. Auch temari als grosse Schwester. Zu toll:)
Das der kleine so austickt ist auf der einen Seite verständlich. Es war eben doch der Vater.
Hinata hat es leider wieder einmal nichr leicht. Hat eben ihr Kind verloren:(((
Ob und wann sie wohl mit Naruto darüber reden wird und wie er es auffasst?
Sasuke und sakura haben ihre eigene art damit fertig zu werden.
Ich hoffe alle werden noch glücklich werden :)
Freue mich schon sehr, wenn es weiter geht;)
Glg XxGirlyxX
Von:  Cosplay-Girl91
2018-07-16T19:53:03+00:00 16.07.2018 21:53
Tolles Kapitel :)
Bin schon sehr gespannt wie es weiter geht.
Mach weiter so.
LG
Von:  Scorbion1984
2018-07-16T10:51:40+00:00 16.07.2018 12:51
OHA ,das ist ein sehr aufschlussreiches Kapitel !
Gara wird also Vater erfreut sich ,obwohl es sehr starke Komplikationen geben soll !
Irgendwie fallen sie alle von ein Extrem ins andere ,obwohl ich ihnen allen ihr Glück gönnen würde !
Sehr gut geschrieben ,sehr spannend man ist beim lesen davon gefesselt !
Von:  Narudia
2018-07-16T05:33:52+00:00 16.07.2018 07:33
Huhu, omg was für ein wahnsinns kapitel und es war gefühlt so ewig lang.

Ich freue mich das Soya und Gaara wohl irgendwie zueinander finden und das nicht nur des kindes wegen das hätte ich gaara auch nicht zugetraut so ist er einfach nicht. er hätte sich nicht auf sie eingelassen aus einer laune heraus nein er hat es bewusst getan und wer einmal seinen Respekt seine Freundschaft oder seine liebe gewonnen hat kann sich sicher sein diese ewig zu behalten. ich hoffe die 2 bekommen das mit der Geburt gemeinsam hin den es wäre wirklich traurig wenn sein Kind sein Schicksal teilen müsste.

hinatas verlust ist echt hart ich fühle mit ihr. aber es war noch nicht weit fortgeschritten und noch leben sie in gefährlichen Zeiten spätestens nachdem sie takeru geholfen hat wäre es zu spät für das Kind gewesen ich denke Familienplanung steht leider erst nach der großen schlacht an sie haben noch zu viel zu kämpfen da ist leider so hart wie das klingt im Moment für ein Baby kein platz. das heist nicht das sie das nicht zukünftig unter besseren Voraussetzungen haben können. wer weis vielleicht werden sie die Elemente ja auch wieder los was noch ein Vorteil wäre.

ich mag Sakuras und Sasukes stille Unterhaltungen. die 2 verstehen sich immer ohne viele worte sie gehören einfach zusammen. aber wer hätte mal gedacht das der stille Sasuke es mal verfluchen wird wenig zu reden den es sagt ja schon viel aus wenn er mal derjenige ist der mehr redet als sein Gesprächspartner aber vielelicht kann er sich nun mal in alle anderen hineinversetzen für die es auch nicht immer leicht war.

bin schon sehr gespannt wie es weitergehen wird.

lg narudia
Von:  Kleines-Engelschen
2018-07-15T21:00:31+00:00 15.07.2018 23:00
ein wahnsinns kapitel. das ist echt richtig viel input der der kam und das wird bestimmt ein bisschen dauern das auch so weiterhin zuzuordnen. aber echt toll geschrieben! freue mich auf das nächste kapitel. mach weiter so!

greetz
Von:  Thrawn
2018-07-15T17:59:36+00:00 15.07.2018 19:59
Super Kapi

Ich glaube Konoha wird mit jeder Generation dümmer. Durch Sojas und Takerus Körper fließt Strom. Was leitet Strom denn nicht? Sand! Gaara tut das was bei Spidermann 3 zu Sandmann geführt hat. Er tut vor der Geburt sehr kleine Sandkörner in Sojas Körper rein und verwandelt sie so zu Sandfrau. Nach der Geburt zieht Gaara seinen Sand aus Soja raus. Es könnte vielleicht vorkommen das Soja durch ein Versehen ihre Haare verliert und sich dadurch ihr Brustumfang vergrößert, aber das ist es wert.^^ Ich frage mich wieso man Takerus Enegrie absorbieren musste. Gaaras Sandschild hätte ausgereicht bei einer Entladung.

Wie lange wohl Sakuras und Hinatas Geheimnis noch geheim bleibt? Wenn also ein bisschen Energei die beiden Frauen beinahe tötet, dann sollten sie kein Snickers essen.^^ Geiler Witz! Im ernst. Sie sollten mit der Wahrheit rausrücken. Oder aber ihre Gegenspieler setzt sich in Bewegung. Das fände ich klasse.

MfG Thrawn
Von:  Sakura2100
2018-07-15T16:49:59+00:00 15.07.2018 18:49
Wow mega kapitel *___*
Hätte echt nicht gedacht dass sasusaku miteinander schlafen werden !! *_* - find ich aber trotzdem total toll :) - hoffe nur dass saku es nixht “bereuen“ wird bin einfach auf den Moment danach gespannt ggg
Hina hingegen tut mir echt meega leid :((
Antwort von:  Sakura2100
15.07.2018 18:50
Das mit gaara und seinem ungeborenen kind find ich meega blöd, hoffe es läuft trotzdem alles gut, denn sie wären sicher zotal tolle eltern :)
Von:  Kaninchensklave
2018-07-15T16:42:51+00:00 15.07.2018 18:42
und hier vernichtung nummer 2 ggggggggggggggggg

ein Tolles Kap

oh man das kann ja noch was werden aber Soya wird wenn alles vorbei ist mit nach Suna gehen und die Geburt überleben gegen den Sturschädl zieht der Tod den kürzeren da hat er ka chance ggggggg

das Takeru so reagiert war klar nur hätte nicht Hinata die energie aufnehmen sollen sondern Naruto der diese schneller abgebaut hätte da er solche mengen gewohnt ist und sogar nocj höhere darum hat tsunade auch vorgeschlagen das Sakura und Hinata mit Gaara und Naruto trainieren sollten um ihre Kontrolle zu verbessern

auch wenn sie es ablehnen so wird es wohl für die Zukunft besser sein wenn sie es machen immerhin
hat Ihr Feind dann auch ein Problem mit der Kontrolle wenn sie selbst die Kontrolle haben

mit Nia und Naruto hat sie ihre beiden liebsten umsich doch sie hat was wichtiges verloren doch es war besser so
immerhin ging es um Ihr leben und auch um Nia sowie Naruto, und ich würde lächeln wenn am nächsten Morgen
Nia gemütlich auf Naruto schläft dieser lächelt und Hinata auch aber Narutos Brust ist groß genug für Nia und Ihren Kopf ggggg

eine Väterliche Bindung zu Naruto würde den verlust des Leiblichen bei weiten schmälern
wenn nicht sogar ganz ausschalten und das kann man Nia nur wünschen

Sasuke zeigt und sagt es Sakura immer wieder wie sehr er sie liebt und auch Sakura sieht es langsam ein das sie keine Chance hat gegen Ihre Gefühle und Sasukes anziehungskraft auch wenn sie versucht die Bindung nicht zu eng werden zulassen es wird nicht klappen

GVLG
Von:  lula-chan
2018-07-15T15:22:50+00:00 15.07.2018 17:22
Tolles Kapitel. Gut geschrieben.
Oh Mann. Das ist alles echt kompliziert.
Hm. Soya hat da aber ein ziemlich spezielles Kekkai Genkai. Das gibt doch bestimmt noch Probleme. Klar, dass Gaara das mitnimmt. Sie könnte immerhin bei der Geburt ihres Kindes sterben. Das würde er niemals verkraften.
Ich bin schon richtig gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG


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