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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Zusammentreffen II

Was machte er hier, wie kam er hierher? waren Fragen, die sich Carina gerade unweigerlich stellen musste. Verflucht nochmal, nein! Nein, er sollte nicht hier sein. Hatte er eigentlich eine Vorstellung davon, was er damit anrichtete? Wie sehr es ihr das Herz zerrissen hatte, damals in Baden-Baden Abschied von ihm zu nehmen? Nein, natürlich wusste er das nicht. Dieser Vollidiot hatte doch keine Ahnung von Gefühlen und erst recht keine von ihren. Aber Moment mal… wenn er hier war… bedeutete das etwa, dass…
 

Grell landete mit einem einzigen Sprung neben ihr, seine Kettensäge erwachte mit einem lauten Brummen zum Leben. Gekonnt zerschnitt er die restlichen Leichen in Einzelteile. Der Rothaarige bedachte Elizabeth mit einem kurzen Zwinkern seines linken Auges und drehte sich anschließend zu Carina um. „Gott sei Dank, es geht dir gut! Ich bin fast umgekommen vor-“ Die restlichen Worte blieben ihm abrupt im Halse stecken, als er den vernichtenden Blick bemerkte, den Carina ihm zuwarf. „Grell“, zischte sie, zornentbrannt, und Angesprochener schluckte. Verdammt, sie hatte es schneller begriffen, als er gedacht hatte…
 

„Sag mir, dass du das nicht getan hast!“

„Carina-“

„Sag mir, dass du das nicht getan hast!“
 

Grell warf hilfesuchend die Arme in die Luft. „Ich hatte doch keine Wahl“, versuchte er sich zu rechtfertigen. „Du warst spurlos verschwunden, ich hatte Panik und dann sind wir uns in London zufällig über den Weg gelaufen… Hätte ich einfach nichts sagen und ihn wegschicken sollen?“ „Ja“, gab Carina heftig zurück. Sie konnte es einfach nicht fassen. Das ganze Theater, die ganze Heimlichtuerei… alles umsonst! Carina traute sich kaum, sich noch einmal zu Cedric umzudrehen. Er wusste Bescheid! Er wusste alles!
 

„Hör mal, ich verstehe, dass du wütend bist, aber das ist jetzt wohl kaum der richtige Zeitpunkt“, erwiderte Grell. Von weitem ertönten erneute Schritte, die auf eine weitere Ladung der wandelnden Leichen schließen ließen. „Ganz abgesehen davon: Sei doch froh, jetzt musst du es ihm nicht mehr selbst sagen.“ „Ich bin aber nicht froh“, fauchte sie. Die 19-Jährige bemerkte selbst, dass sie gerade bockig reagierte, aber momentan lagen ihre Nerven einfach blank. „Und überhaupt“, schnappte sie plötzlich nach Luft, als ihr noch etwas einfiel, „wenn du jetzt hier bist, wer ist dann bitteschön bei Lily?“ „Keine Sorge, die Zofe von der kleinen Midford kümmert sich um sie. Ihr geht es gut.“ Ein tonnenschwerer Stein, den Carina so gar nicht wahrgenommen hatte, fiel ihr vom Herzen. Ihrer kleinen Maus ging es gut…
 

Grells Blick verfinsterte sich ein wenig. „Dann weißt du also schon über Alice‘ Entführung Bescheid“, stellte er fest und wirkte zornig über die schiere Tatsache. Der Schnitterin zog es bei der bloßen Erwähnung ihrer besten Freundin die Kehle zusammen. „Ja“, antwortete sie schlicht und dankte Gott dafür, dass in genau diesem Moment die neuen Bizarre Dolls in den Raum stürzten. Denn so konnte sie der Antwort, die sie Grell geben musste, noch eine Weile entkommen.
 

Ciel, der seine schluchzende Verlobte erstaunlich sanft in den Armen hielt, funkelte die Untoten zornig an. „Sebastian“, sagte er und es bedürfte keiner weiteren Worte. Der Dämon grinste, verneigte sich kurz mit seinem üblichen Spruch – der Carina kurz die Augen verdrehen ließ – und zog ein paar der silbernen Messer hervor. Scheinbar machte er sich kampfbereit. „Verstehe ich es richtig, dass wir momentan einen Waffenstillstand haben?“, fragte sie und hob ihre Death Scythe ein wenig höher. „Vorerst“, erwiderte Sebastian und lächelte sachte. „Tch“, murrte die Blondine. Wenn es ihr dabei half schneller mit den bizarren Puppen fertig zu werden und sich dem Strippenzieher im Hintergrund zu widmen, dann sollte es eben so sein.
 

„Lasst… lasst mich mitkämpfen. Ich bin noch nicht am Ende“, meinte Elizabeth, wurde jedoch sogleich von Ciel an den Schultern gepackt. „Nein, Lizzy. Du hast bereits genug getan. Überlass ihnen den Rest.“ Er legte ihr eine Hand auf den Kopf und bekam rote Wangen, was ihn schon viel mehr wie ein Kind aussehen ließ. „Du hast dich gut geschlagen. Ich bin… sehr stolz auf dich.“ Elizabeth wurde ebenfalls rot. „Aber…“, zögerte sie und schaute zu Carina zurück, die ihr aber nur zunickte und somit signalisierte, dass sie schon zurechtkommen würde. „In Ordnung, ich halte mich raus. Aber… dafür möchte ich, dass du mich später endlich über all das hier aufklärst. Keine Ausreden oder Ausflüchte mehr. Nur die Wahrheit.“ Ciel schluckte, als er in die jadegrünen Augen seiner Verlobten sah, die ihm entschlossen entgegen blickten. Natürlich hatte die Midford längst begriffen, dass sie es hier nicht mit normalen Menschen zu tun hatte. Der Earl seufzte. Er konnte sich mehr als nur glücklich schätzen, dass seine Lizzy so stark war und nicht vor Furcht davon lief. „Nun gut. Ich werde dir alles erzählen, wenn das hier vorbei ist. Versprochen.“ Die 15-Jährige strahlte ihn an und klammerte sich mehr an seine Seite, was Carina amüsiert beobachtete. In ihrem Inneren war Elizabeth halt nach wie vor ein süßes, kleines Mädchen.
 

Ein Luftzug neben ihr sorgte jedoch dafür, dass sie sich abrupt versteifte. „Carina“, ertönte seine Stimme direkt neben ihr. Angesprochene atmete geräuschlos aus, ballte ihre Hände zu Fäusten und schloss ihre Augen, wandte ihm aber nicht ihr Gesicht zu.
 

Und sie hatte sich schon gefragt, warum er so lange die Füße still gehalten hatte…
 

Cedric konnte es nicht fassen. Carina hatte ihm lediglich einen entsetzten Blick geschenkt, als sie ihn gesehen hatte und jetzt? Jetzt ignorierte sie ihn! Er spürte einen Teil der Wut zurückkehren, die er empfunden hatte, als er von Grell erfahren musste wie viel sie ihm vorenthalten hatte. Wie dreist sie ihm ins Gesicht gelogen hatte. Und jetzt konnte sie ihn scheinbar nicht einmal mehr ansehen. „Carina“, sagte er ein weiteres Mal, nun mit deutlich mehr Nachdruck. „Jetzt nicht“, entgegnete sie kalt und schritt an ihm vorbei, erneut ohne einen einzigen Blick zu riskieren. Ihm entglitten die Gesichtszüge.
 

Grell schluckte. Er konnte sich nicht recht entscheiden, ob er lachen oder sich vor dem Silberhaarigen fürchten sollte. Denn sein Gesichtsausdruck versprach wahrlich ein Donnerwetter.
 

Sebastian legte sich seine behandschuhte Hand ans Kinn und grinste sein falsches, schadenfreudiges Lächeln. „Immer noch so widerspenstig wie eh und je, nicht wahr, Miss Carina?“ Die Schnitterin warf ihm einen genervten Blick zu, widmete sich dann aber lieber zwei Dolls, die sie genau in diesem Augenblick erreichten. Ein Mann Mitte 30 verlor seinen Kopf, während eine junge Frau direkt durch die Stirn aufgespießt wurde. „Grell?“ rief sie, eine Frage in der Stimme. Der Reaper grinste und war eine Sekunde später dicht hinter ihr. „Zur Stelle“, antwortete er und seine selbsternannte kleine Schwester schenkte ihm einen dankbaren Blick. Wenn sie sich immer auf jemanden verlassen konnte, dann war es Grell. Und A–
 

„Nicht“, verbat sie sich selbst den Gedanken und versuchte sich wieder auf ihre Gegner zu konzentrieren. Für sie als Shinigami war es zwar nicht schwer die wandelnden Leichen zu beseitigen, aber die ungeheure Menge machte den Unterschied. Mittlerweile befanden sich bestimmt 50 Exemplare der Dolls in dem riesigen Raum und es schienen stetig mehr zu kommen. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis der Leiter der Ordnungsabteilung herausgefunden hatte wo sie sich aufhielten. „Umso besser für mich.“
 

Während Sebastian und Grell links von ihr die Leichen nach und nach auseinandernahmen, erfolgte plötzlich rechts von ihr eine einzelne Bewegung. Sofort gingen 4 der Untoten zu Boden, da Ober- und Unterkörper sauber durchtrennt worden waren. Carina brauchte gar nicht genauer hinzusehen. Welche Waffe außer seiner Sense wäre schon zu so etwas in der Lage? „Carina“, wehte seine Stimme nunmehr zum dritten Mal zu ihr herüber. Selbst von ihrer Position aus konnte sie hören, dass er zornig war. „Ich sagte: Nicht jetzt“, zischte sie, duckte sich im nächsten Moment und zerteilte zwei Dolls sauber in der Mitte. Herrgott, merkte er denn nicht, dass das gerade nicht der richtige Zeitpunkt-
 

Eine Hand packte sie grob am Oberarm und riss die 19-Jährige herum, sodass sie nun dazu gezwungen war ihm ins Gesicht zu sehen. Und in seine vor Zorn verengten Augen, die ihr klar und deutlich zeigten, dass sie den Bogen nun weit überspannt hatte. „Oh doch, jetzt“, knurrte er ihr entgegen. Carinas Herz rutschte ein wenig tiefer in ihrer Brust. Das letzte Mal, als er so wütend gewesen war, hatte er sie geschlagen.
 

Grell, der momentan dafür sorgte, dass die beiden nicht angegriffen wurden, schluckte erneut. Gerade konnte er sich irgendwie überhaupt nicht vorstellen, dass die zwei Todesgötter mehrmals das Bett miteinander geteilt hatten, geschweige denn, dass sie sich liebten. Wobei es ihn nicht einmal wunderte, dass der Bestatter momentan so außer sich war. Er wollte Antworten. Antworten, die Carina ihm zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben wollte.
 

Die Shinigami versuchte indessen ihre Gefühlswelt zu kontrollieren, die gerade auf sie einstürzte. Sie hatte ihn so sehr vermisst. Am gestrigen Tag hätte sie alles dafür gegeben ihn nur noch einmal zu sehen, noch einmal seine Stimme zu hören und in dieses unglaublich schöne Gesicht zu blicken. Aber jetzt lagen ihre Prioritäten vorerst woanders. Natürlich wusste sie, dass jetzt – wo die Wahrheit raus war – ein Gespräch mit ihm unvermeidlich war. Dennoch, wenn es endlich soweit war, dann wollte sie im Vollbesitz ihrer körperlichen und geistigen Kräfte sein. Sie wollte sich nur auf ihn konzentrieren. Jetzt war alles, woran sie denken konnte, die Rache an Mr. Crow.
 

Ihr Blick verfinsterte sich. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig“, sagte sie ihm mitten ins Gesicht, woraufhin nun Grell derjenige war, dem die Gesichtszüge entglitten. Das hatte sie gerade nicht ernsthaft gesagt?!
 

Cedrics Griff um ihren Oberarm wurde fester. Er zog sie so dicht vor sein Gesicht, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. „Und ob du das bist, Weib“, blaffte er ungehalten. Carinas Augen weiteten sich. Wie hatte er sie gerade genannt? Weib?!
 

Trotz regte sich in ihr, den nur ein Mädchen aus dem 21. Jahrhundert empfinden konnte. Was erlaubte er sich eigentlich? Von niemandem würde sie sich als Weib betiteln lassen, auch nicht von ihm! Entschlossen erwiderte sie seinen Blick, der sie eindringlich davor warnte auch nur ein weiteres falsches Wort zu sagen. Aber sie wäre nicht sie selbst, wenn sie das nicht gekonnt ignoriert hätte. „Fick dich, Cedric!“
 

Seine Lippen krachten gegen ihre, als sich die Spannung zwischen ihnen schlagartig entlud. Die Hand, mit der er nicht seine Death Scythe festhielt, grub sich beinahe schmerzhaft in ihren Hinterkopf und gab ihr keine Gelegenheit zurückzuweichen, sich irgendwie aus dem groben Kuss zu befreien. Grell klappte der Mund auf, während Ciel und Elizabeth puterrot anliefen und schleunigst den Blick abwandten. Sebastian, der inzwischen den Großteil der Dolls auf seiner Seite beseitigt hatte, verdrehte lediglich verständnislos die Augen. Er wurde aus diesen Todesgöttern einfach nicht schlau. Dafür, dass sie wie er selbst übernatürliche Wesen waren, ließen sie sich viel zu sehr von menschlichen Gefühlen leiten. Das war wohl tatsächlich etwas, was er niemals wirklich verstehen würde.
 

Der Undertaker löste den Kuss ebenso schnell, wie er ihn begonnen hatte. Carina starrte ihn fassungslos an, konnte gerade einmal so viel tun wie blinzeln. Was… was zum Teufel war gerade passiert? Sie leckte sich unbewusst über die Unterlippe und zuckte überrascht zusammen, als er im nächsten Moment seine Stirn gegen ihre lehnte und sie mit einem Blick bedachte, der Carina sofort an Sex denken ließ. Als er seinen Mund schließlich das nächste Mal öffnete, flüsterte er die nachfolgenden Worte so leise, dass nur die junge Frau sie hören konnte. „Dafür… versohle ich dir den Hintern.“
 

Carinas Wangen verfärbten sich auf der Stelle scharlachrot. Das Lächeln, das er ihr nun schenkte, war nicht nur dunkel und anzüglich, nein. Es war ein Versprechen.
 

Entsetzt stolperte sie einen Schritt rückwärts und als er im gleichen Augenblick das Gesicht von ihr abwandte – um sich wieder seiner eigenen Erfindung zuzuwenden – brach endlich der Bann, in dem sie sich befunden hatte. Schockiert stellte die 19-Jährige fest, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. An seiner Wirkung auf sie hatte sich nicht das Geringste geändert.
 

„Der spinnt ja wohl“, schoss es ihr durch den Kopf. Er konnte sich seine leeren Drohungen sonst wohin stecken. Garantiert würde es nicht zu solch einer Situation kommen. Was sollte der Mist überhaupt? Er glaubte doch nicht ernsthaft, dass sie ihn in diesem Leben noch einmal an sich ranlassen würde? Solange er eine andere Frau liebte? Das konnte er vergessen! „Abgesehen davon… hat Cedric mir mehr als nur einmal deutlich gemacht, dass er nicht an mir interessiert ist. Nicht auf diese Weise.“ Kurz kehrten die Trauer und die Enttäuschung aus jener Nacht zu Carina zurück, in der sie Cedric gestanden hatte, dass sie ihn liebte. Was für ein dummer, dummer Fehler…
 

Grell warf ihr einen fragenden Blick zu. „Was hat er denn zu dir gesagt?“, fragte er ahnungslos, als er sich dicht genug an ihrer Seite befand. „Nicht so wichtig“, erwiderte sie gereizt und machte sich wieder daran den Raum von diesen unnatürlichen Kreaturen zu säubern. Mithilfe von Grell, Sebastian und Cedric dauerte es gar nicht lange, bis erneut Totenstille herrschte, dieses Mal im wahrsten Sinne des Wortes. „Wow“, blinzelte Elizabeth, der immer bewusster wurde, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Seltsamerweise blieb sie ruhig, was sie selbst erstaunte. Vielleicht, weil sie wusste, dass Ciel bei ihr war und weil Carina trotz ihrer unmenschlichen Stärke definitiv nicht böse war. Nein, sie empfand Trauer und Schmerz wie jeder andere Mensch auch und sie hatte ihr geholfen zu fliehen, hatte sogar versucht sie aufzumuntern, dabei kannten sie sich kaum. Nein, Carina konnte nicht böse sein.
 

„Wir sollten schleunigst von hier verschwinden, solange keine neuen Gegner auftauchen“, meinte Ciel und ergriff bestimmt die Hand seiner Verlobten. „Komm Lizzy, bringen wir dich hier raus.“ „Aber… Carina will doch…“, murmelte sie und schaute erneut zu der anderen blonden Person im Raum zurück. Sie wollte ihren gemeinsamen Entführer doch töten. Was, wenn ihr dabei etwas passierte? Elizabeth hatte sich doch noch gar nicht so richtig bei ihr bedanken können. Außerdem wollte sie mehr über diese faszinierende Frau erfahren, zu der sie unerklärlicherweise so eine Art Verbindung spürte. „Die kommt schon alleine zurecht. Außerdem werde ich Sebastian hierher zurückschicken, sobald wir beide aus diesem Bunker raus sind“, erwiderte Ciel und meinte jedes einzelne Wort ernst. Dieser Mistkerl hatte seine Verlobte entführt und das würde er ihm sicherlich nicht so einfach durchgehen lassen. Dafür würde er bluten und wenn es nach Ciel ging, dann würde es nicht nur bei etwas Blut bleiben. Nein, der Mann würde mit seinem Leben bezahlen.
 

Elizabeth nickte, sah sie doch eben jenen Blick bei dem Phantomhive, der ihr manchmal etwas Angst machte. „Okay“, flüsterte sie, konnte sich aber ein paar letzte Worte an ihre Retterin nicht verkneifen. „Stirb bloß nicht, Carina“, rief sie ihr zu, woraufhin Angesprochene sich ihr zuwandte. „Ich möchte… ich möchte noch über so vieles mit dir sprechen.“ Verwundert schaute Ciel das Mädchen neben ihm an. Hatte Lizzy sich etwa mit der Shinigami angefreundet?
 

Carina grinste ihrer Vorfahrin kurz zu und zwinkerte. „Keine Angst, so leicht lasse ich mich nicht umbringen. Wir sehen uns später“, rief sie zurück und hoffte gleichzeitig, dass sie diese Worte auch tatsächlich würde einhalten können.
 

Grell schaute den beiden Kindern dabei zu, wie sie zusammen mit Sebastian den Raum in die Richtung verließen, aus der sie gekommen waren. „Wäre es nicht besser, wenn du mit ihnen gehen würdest?“, meinte er dann an Carina gewandt und blickte ernst zu ihr herab. „Ich meine… Crow ist doch hinter dir her und dem Etwas, was du ihm entwendet hast. Wäre es nicht sicherer, wenn du auch erst einmal von hier verschwindest und den Rest uns überlässt? Wir holen Alice und kommen dann nach, versprochen.“
 

„Auf gar keinen Fall“, erwiderte die 19-Jährige, die erschreckend bleich im Gesicht aussah. Sobald Alice’ Name fiel, musste sie wieder an ihre Leiche denken. An den abgetrennten Kopf, den sie in den Armen gehalten hatte und an den sie sich wie eine Ertrinkende geklammert hatte. Allein ihre Selbstbeherrschung sorgte dafür, dass sie sich nicht ein weiteres Mal übergeben musste. Mit aller Macht klammerte sie sich jetzt an der Wut fest, die in ihrem Inneren brodelte. „Ihr haltet euch da raus, verstanden? Crow gehört mir!
 

„Was? Spinnst du?“, fragte Grell fassungslos und packte Carina am Arm, da diese gerade Anstalten gemacht hatte in die Richtung zu gehen, aus der die Bizarre Dolls gekommen waren. „Das ist viel zu gefährlich. Er hat dich jetzt schon zweimal überwältigt, was glaubst du denn was passiert, wenn du jetzt zu ihm gehst?“ „Ich werde mich kein drittes Mal von ihm überraschen lassen“, fauchte sie und riss sich von ihrem Mentor los. Der Rothaarige zuckte erschrocken zurück, als er den eiskalten Hass in den gelbgrünen Augen seiner Schülerin sah. „Nein, dieses Mal bin ich dran“, ergänzte sie mit einem Unterton in der Stimme, der Grell Angst machte.
 

Auch Cedric gefiel diese Entwicklung ganz und gar nicht. Also hatte er es sich vorhin nicht eingebildet, dass Carina sich seltsam benahm. Ihr ganzes Verhalten wirkte vollkommen untypisch für sie, diese Aggressivität war jenseits von Gut und Böse. Irgendetwas musste passiert sein…
 

„Hör zu, ich meine das doch nicht böse“, verteidigte sich Grell und blieb Carina dicht auf den Fersen, da sie nun tatsächlich Gesagtes in die Tat umsetzte und tiefer in den Bunker hineinging. Der Totengräber tat es ihm schweigend gleich. „Nicht nur, dass es für dich gefährlich wird. Alice würde es doch auch viel mehr nützen, wenn wir alle gegen ihn kämpfen, oder etwa nicht?“ Leider sah der Rothaarige von hinten nicht, wie sich das Gesicht der Schnitterin schmerzerfüllt verzerrte. „Wenn wir sie gerettet haben, dann-“ „Es gibt nichts mehr, was wir noch retten könnten, Grell“, schrie sie gequält auf und ballte ihre Hände so fest zusammen, dass ihre Fäuste zitterten. Sofort spürte sie, wie ihre Stimme versagte, „Es ist zu spät, hörst du?“, flüsterte sie daher nur noch, mit leiser und bebender Stimme, dabei wollte sie diese Worte selbst nicht akzeptieren. Geschweige denn sie laut aussprechen.
 

Die beiden Männer hinter waren abrupt stehen geblieben. Die Augen des Bestatters hatten sich um eine Spur geweitet, während Grell ziemlich schnell erschreckend blass geworden war. „W-was meinst du damit?“, stammelte er fragend, obwohl er sich die Antwort eigentlich schon denken konnte. Doch er betete – er hoffte – dass er sich irrte.
 

Carina klang hohl, als sie die nächsten Worte mit größter Anstrengung nun endlich über die Lippen brachte. „Alice ist tot.“ Sie hätte gerne noch mehr gesagt. Dass ihre beste Freundin ermordet worden war, von diesem miesen Psychopathen, und dass sie ihn dafür leiden lassen würde. Aber ihr fehlte schlichtweg die Kraft noch genauer auf das Geschehene einzugehen. Grell würde sich den Rest schon selbst zusammenreimen können.
 

Der Rothaarige schaute die Schnitterin von hinten an, starr vor Entsetzen. „W-was?“, brachte er gerade noch so hervor, ehe er sich reflexartig vor Fassungslosigkeit eine Hand vor den Mund schlug. Die kleine Nervensäge… – nein… Alice – war tot? Dieser Mistkerl hatte sie umgebracht? „Nein, das konnte nicht sein“, versuchte sein Herz seinem Verstand klar zu machen. Sie waren doch so schnell es nur ging hierhergekommen, hatten selbst für ihre Verhältnisse ein überdurchschnittliches Tempo an den Tag gelegt. Was hatte Crow davon, wenn er die Schwarzhaarige direkt nach deren Entführung umbrachte? Was hatte die Entführung dann überhaupt für einen Sinn gehabt? „Bist… bist du dir auch ganz sicher?“, fragte er vorsichtig nach, denn er wollte Carinas Stimmung nicht noch mehr beeinflussen. Zum ersten Mal seit Jahren konnte er nicht genau verstehen, was in der Blondine vor sich ging oder wie sie auf bestimmte Dinge reagieren würde. „Ich war dabei“, erwiderte sie tonlos, setzte eine undurchdringliche Maske auf, die bar jeglicher Emotion war.
 

Cedric wurde unterdessen so einiges klar. Endlich verstand er, wieso Carina sich aufführte wie ein verwundetes Tier. Jetzt machten ihre Worte und ihre Reaktionen endlich Sinn. Ihre letzte Aussage machte ihn erneut unglaublich wütend. Crow hatte ihre Freundin umgebracht, das war an und für sich schon schlimm genug. Aber scheinbar hatte er es vor ihren Augen getan und das war etwas, was er diesem Mistkerl nicht verzeihen konnte. Carina hatte durch ihre Zeitreise vielleicht ihre Familie und ihre Freunde verloren, aber das war etwas gänzlich anderes, als jemanden an den Tod zu verlieren. Der Silberhaarige wusste zwar nicht wie die Freundin der 19-Jährigen schlussendlich gestorben war, aber ein sanfter Tod war es sicherlich nicht gewesen. Carinas Augen sprachen da eine relativ deutliche Sprache. Irgendetwas in ihrem Inneren war für immer zerbrochen worden und würde nie wieder zu ihr zurückkehren.
 

„Und deswegen“, fuhr die Schnitterin fort und setzte sich jetzt wieder in Bewegung, „werde ich ihn nicht davon kommen lassen. Er wird bezahlen und keiner von euch beiden wird mich daran hindern.“ „Und dann?“, mischte sich der Undertaker zum ersten Mal in das Gespräch ein. „Was machst du, sobald du ihn erledigt hast? Glaubst du wirklich, dass du dich nach deiner Racheaktion besser fühlen wirst?“
 

Carina warf ihm einen kurzen Blick zu. „Lass das mal meine Sorge sein“, entgegnete sie und beschleunigte ihre Schritte. Natürlich wusste sie, dass es ihr danach keineswegs besser gehen würde. Immerhin hatte sie Ciel wegen seiner eigenen Rachegelüste immer scharf kritisiert. Nein, danach würde es ihr zweifelsohne genauso schlecht gehen wie jetzt auch. Aber sie konnte einfach nicht anders. Sie konnte sich nicht von dem Gedanken lösen. Es wäre nicht gerecht, wenn ihn jemand anderes töten würde, geschweige denn ihn entkommen zu lassen. Nein, sie musste diejenige sein, die dem Ganzen ein Ende setzte.
 

An einer erneuten Abbiegung blieb sie stehen, schaute zuerst nach links und dann nach rechts. Verdammt, wie sollte sie ihn in diesem Labyrinth nur finden? Er konnte schließlich überall sein. Und seine Energiesignatur konnte sie auch nicht spüren, aber das wunderte die Blondine nicht einmal. Immerhin hatte er selbst zugegeben, dass er im Aufspüren ein Meister war. Dann traf das sicherlich auch auf das Verbergen zu. „Ich finde immer noch, dass das eine schlechte Idee ist“, sagte Grell hinter ihr mit niedergeschlagener Stimme. Scheinbar hatte ihn Alice‘ Tod tiefer erschüttert, als er es selbst für möglich gehalten hatte. Carina antwortete ihm nicht, schloss lediglich genervt die Augen.
 

„Links!“
 

Überrascht öffnete sie die Augen wieder und drehte sich zu Grell und Cedric um, die sie jedoch nur schweigend ansahen und auf eine Handlung von ihr warteten. Keiner von beiden schien etwas gesagt zu haben. Aber das hätte Carina auch gewundert. Die Stimme, die sie gerade gehört hatte, hatte sich ganz und gar nicht nach ihren männlichen Begleitern angehört. Nein, diese hier war höher gewesen. Irgendwie… heller.
 

„Geh nach links!“
 

„Schon wieder“, schoss es ihr durch den Kopf, während sie langsam anfing an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Jeder normale Mensch wusste, dass es kein besonders gutes Zeichen war, wenn man plötzlich Stimmen hörte. Und scheinbar hatten die Todesgötter hinter ihr nichts gehört.
 

„Ach, was soll’s? Was hab ich schon zu verlieren? Ich weiß ohnehin nicht wo es lang geht, da kann ich auch einfach nach links gehen.“ Sie ließ ihren Gedanken Taten folgen und bog links ab. Sogleich hatte sie wieder ihre beiden Leibwächter dicht hinter sich. „Weißt du überhaupt, wo du lang musst?“, fragte Grell und schulterte seine Death Scythe, die auf Dauer doch etwas unhandlich wurde. „Ja“, log Carina, klang dabei allerdings nicht sonderlich überzeugend. Der Bestatter verdrehte hinter ihr seine Augen. „Du hast auch schon mal besser gelogen“, konnte er sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Sofort traf er bei der 19-Jährigen einen Nerv, was bei ihrer momentanen Laune auch nicht sonderlich schwer war. Aber die Retourkutsche folgte postwendend. „Ja, allerdings. In dem Café zum Beispiel“, antwortete sie gereizt und spürte sofort seinen finsteren Blick, der sich in ihren Rücken bohrte.
 

„Würdet ihr bitte mit dem Gezanke aufhören? Wir haben gerade wahrlich Wichtigeres zu tun“, bemerkte Grell und rollte mit den Augen. Also ehrlich, da sollte noch mal jemand zu ihm sagen, dass er sich manchmal kindisch verhielt…
 

Carina seufzte, sagte aber tatsächlich kein weiteres Wort mehr. Grell hatte Recht, sie hatten Wichtigeres zu erledigen. Anscheinend sah Cedric dies ebenfalls ein, denn auch von ihm kam kein weiterer Ton mehr.
 

Schweigend durchschritten sie das lange, unterirdische Labyrinth und Carina machte sich mit jeder Abzweigung, die sie passierten, mehr Sorgen. Denn immer wieder konnte sie diese seltsame, unbekannte Stimme hören, die ihr eindeutige Anweisungen gab, wohin sie zu gehen hatte. Noch mehr Sorgen machte es ihr allerdings, dass sie jede einzelne befolgte. Aus irgendeinem aberwitzigen Grund hatte sie das Gefühl, dass diese Stimme die Wahrheit sagte und ihr tatsächlich zu helfen versuchte. Hoffentlich war das keine Fehlentscheidung, die sie im Nachhinein bereuen würde…
 

Nach ungefähr 20 Minuten wurden die Gänge spürbar breiter, die Luft jedoch dünner und es stank immer mehr nach Erde und Moder. Anscheinend waren sie nun tiefer unter der Erde, was Carina ganz und gar nicht gefiel. Obwohl optisch nichts dergleichen passierte, fühlte sie sich allein durch den Gedanken irgendwie eingeengter. Als könnte jeden Moment die Decke auf sie herabstürzen und sie lebendig begraben. Und wenn man ein Shinigami war, bekamen diese Worte noch einmal eine ganz andere Bedeutung.
 

„Mir gefällt das hier von Minute zu Minute weniger“, sprach Grell das aus, was Carina dachte. „Mir auch nicht“, gab sie zu und drückte ihren Rücken ein wenig mehr durch, um sich selbst in ihrem Vorhaben zu bestärken. Der Reaper seufzte. „Wem gefällt es auch bitteschön sich in solch gruseligen Gefilden rumzutreiben, die einen noch am ehesten an ein Grab erinnern?“ „Hehe~“, erklang hinter ihm ein unverkennbares Kichern, was sofort dafür sorgte, dass Carinas Mundwinkel unwillkürlich in die Höhe zuckten. „Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Ist doch ganz schnuckelig hier unten“, meinte der Totengräber breit grinsend, woraufhin Grell ihn anstarrte, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank.
 

„Ernsthaft jetzt, was findest du nur an ihm, sein gutes Aussehen mal außer Acht gelassen?“, fragte Grell trocken. Carina verdrehte die Augen. „Ich dachte, wir sollten mit dem Gezanke aufhören“, erwiderte sie kühl, wandte ihre volle Aufmerksamkeit aber mit einem Mal wieder dem Gang vor sich zu. Er verlief noch etwa 30 Meter weiter und endete dann in einem erneuten Abschnitt. Allerdings schien es sich dieses Mal nicht um einen erneuten Durchgang zu handeln, sondern um einen neuen Raum. Carina konnte von ihrer Position nicht erkennen wie groß er war, aber es hätte sie in diesem Moment nicht weniger interessieren können. Denn ca. 10 Meter weiter, mitten in besagtem Raum, stand…
 

Bevor Cedric und Grell reagieren konnten, stürmte die Blondine bereits los und das in einem nicht zu verachtenden Tempo. „Verdammt, Carina“, schrie Grell ihr hinterher und obwohl er sofort losrannte, wurde er bereits nach wenigen Sekunden von dem Silberhaarigen überholt. „Bleib stehen, Carina“, rief er ihr im Befehlston hinterher. „Ich denk nicht dran“, zischte die 19-Jährige laut zurück und beschleunigte ihre Schritte. Sie würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Nicht, wenn das Objekt ihres ganzen Hasses endlich in greifbarer Nähe war.
 

Die nachfolgenden Dinge passierten alle recht schnell. Carina stürmte in den Raum hinein, der – nur nebenbei bemerkt – riesig war. Die Decke war bestimmt mindestens 10 Meter hoch, dabei gab es kein zweites Stockwerk. Sofort nahm sie ihre eigenen Schritte viel lauter wahr, sie hallten in der Stille des Gewölbes wieder. Hier befand sich nichts – keine Treppen, keine Möbel. Es schien eher eine Art Foyer zu sein, einzig dazu errichtet riesige Versammlungen abzuhalten. Möglicherweise mit der Ordnungsabteilung?
 

Cedric und Grell waren nur wenige Schritte hinter ihr und dennoch kamen sie zu spät. Mr. Crow betätigte einen kleinen Schalter, der sich in seiner Handfläche befand und sogleich schob sich eine Art Barriere zwischen die beiden Todesgötter und Carina. „Was zum…“, stieß Grell geschockt hervor und konnte gerade noch rechtzeitig vor der durchsichtigen Mauer abbremsen. „Was ist das?“, murmelte er und presste seine Hand gegen die seltsame Konstruktion. Sofort spürte er den Widerstand unter seinen Fingern. Es fühlte sich tatsächlich wie eine Wand an. „Verhärtete Luft?“, murmelte Cedric und tastete ebenfalls über die Vorrichtung. Der schwarzhaarige Lehrer schenkte ihm ein kurzes Grinsen. „Nahe dran, Bestatter, aber belassen wir es dabei. Eine meiner Erfindungen aus dem 21. Jahrhundert, die ich Gott sei Dank erneut entwickeln konnte.“
 

Grells Augen weiteten sich. Cedric kam ihm jedoch mit seinen Worten zuvor. „Du stammst auch aus der Zukunft“, sagte er monoton. Es war eine bloße Feststellung der Situation, ohne jegliche Wertung. Dennoch konnte Carina die Anspannung fühlen, die von ihm ausging. Das Grinsen auf dem Gesicht des Shinigami wurde breiter. „Was denn, Carina, hast du deinen kleinen Freunden etwa nicht davon erzählt?“ Angesprochene verzog keine Miene. Das hier war für sie die Ruhe vor dem Sturm. Sie konnte es sich nicht leisten, sich jetzt bereits von ihm provozieren zu lassen. „Das werde ich nachholen, sobald ich dich getötet habe“, erwiderte sie mit beherrschter Stimme.
 

Ein gefährliches Funkeln trat in seine Augen. Er bedachte sie mit einem herablassenden Blick. „Du? Mich töten? Mach dich nicht lächerlich. Ich wusste zwar, dass ich deinen Geist gebrochen habe, aber ich dachte eigentlich, dass das Gehirn nicht darunterfällt.“ „Unterschätz mich lieber nicht“, flüsterte die 19-Jährige leise und zog langsam ihre Death Scythe aus der Scheide. „Du hast bisher niemals ernsthaft gegen mich gekämpft, sondern immer nur feige aus dem Hintergrund agiert. Dieses Mal läuft das anders, das verspreche ich dir.“ „Du tust immer so mutig“, antwortete der Mann leise und schaute sie zornig an. „Dabei bist du nichts anderes als ein kleines dummes Mädchen, das einfach nicht weiß wann es genug ist.“ Da Carina nicht auf seine Worte reagierte, fuhr er fort. „Gut. Dann beweise es mir!“
 

Er warf ihr den Schalter zu, dieser blieb haargenau vor ihren Füßen liegen. „Wenn du den Schalter erneut betätigst, dann löst sich die Barriere auf und die beiden können dir zur Hilfe kommen. Aber wenn du wirklich so mutig bist, wie du immer tust, dann gibst du mir den Schalter unbetätigt zurück und wir regeln das allein.“ Er schien sich seiner Sache äußerst sicher zu sein, was Cedric mehr als alles andere beunruhigte. Seit diese Mauer – diese Barriere – zwischen ihm und Carina stand und er nicht zu ihr gelangen konnte, pochte sein Herz doppelt so schnell gegen seine Brust. „Carina“, sagte er ruhig und betete, dass sie für logische Argumente noch zugänglich war. „Das hier ist kein Spiel. Du bist hier eindeutig im Nachteil, lass diesen Unsinn also bitte bleiben. Heb einfach den Schalter auf und deaktivier diese Vorrichtung, damit wir dir helfen können. Wir werden ihn bezahlen lassen, aber nicht so.“ „Er hat Recht“, schaltete Grell sich lautstark ein, auch seine Stimme war nun komplett ernst.
 

Carina warf den beiden einen kurzen Blick zu, bückte sich dann tatsächlich und hob den Schalter auf. Fast hätte Cedric erleichtert aufgeseufzt, doch dieses Gefühl wurde ihm bereits im nächsten Augenblick vollständig genommen.
 

Carina betätigte den Schalter nicht.

Sie warf ihn allerdings auch nicht zu ihrem ehemaligen Lehrer zurück.

Nein, was sie tat, war noch zehnmal schlimmer.
 

Ohne eine Gefühlsregung zu zeigen, ließ sie das kleine Gerät wieder los. Es segelte, jedenfalls kam es allen Anwesenden so vor, in Zeitlupentempo zurück zu Boden. Carina hob in aller Seelenruhe den Fuß und ein erstickter Laut entfuhr Grells Lippen, als sie den Schalter in der nächsten Sekunde mit einem gezielten Tritt zertrümmerte. Sie wandte ihren Blick wieder Mr. Crow zu, der grinsend zu ihr hinsah. „Damit hast du gerade dein Todesurteil unterschrieben“, sagte er und jetzt musste auch Carina lächeln. Doch dieses Lächeln hatte nichts mit Freundlichkeit zu tun. Es war die blanke Verachtung. Sie hob ihre Death Scythe ein Stückchen höher.
 

„Ich werde Sie töten“, entgegnete sie, das Lächeln wurde breiter. „Und es wird mir ein Vergnügen sein.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  lula-chan
2018-06-20T07:08:20+00:00 20.06.2018 09:08
Tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben. Carinas Gefühle kamen sehr gut rüber.
Na mal sehen, wie der Kampf ausgeht. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.

LG
Von:  Haji
2018-06-19T21:19:55+00:00 19.06.2018 23:19
Wow...Ich muss sagen, dass die Geschichte mich von mal zu mal mehr fesselt. Du kannst so super schreiben.
Ich bin wirklich gespannt wie es weiter geht *-*


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