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Last verse of dawn

von

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9

Sanft drifte ich zurück in die Realität, als das warme Licht der Morgensonne durch das Glas des Fensters dringt. Vorerst blendet es mich, lässt mich blinzeln. Meine Hand findet zu meinen Augen, reibt sie, während ich mich einem tiefen Gähnen hingebe. Der Tag beginnt friedlich. Ohne Eile oder die Bedeutung der Zeit, die stets zu schnell verrinnt in besonderen Momenten. Und dieser gehört zu ihnen.

Als ich abermals die Lider hebe, scheint die restliche Müdigkeit abrupt von mir zu bröckeln und wie wach und aufmerksam betrachte ich mir das schlafende, reglose Gesicht vor mir. Er liegt mir zugewandt und wie halte ich inne in jeder Bewegung, um das dünne Band des Augenblickes nicht zu stören. So heilig sind diese Anblicke, so selten. Meistens wacht er vor mir auf.

Die Decke wärmt ihn nur noch teilweise und auch sein Haar lässt mich befürchten, dass seine Nacht weniger Eintracht besaß als meine. Vielleicht hatte er abermals zu kämpfen, nachdem ich einschlief. In einer Ferne, in die ich nicht mehr hineinreichte.

Beiläufig spüre ich über meinem Kopf eine Regung. Tim nahm einen Teil der Matratze für sich ein. Sein Flügel streift meinen Schopf, doch ich beachte ihn nicht. Absent erreichen meine Finger meine Lippen und folgen ihrem Verlauf ziellos. Viel lieber würde ich sie nach Kanda ausstrecken, ihn erreichen und berühren, doch ich befürchte, ihn dadurch aufzuwecken und er ist kein Freund von zu aufdringlichem Starren.

Wider durchkämmt Tims Flügel mein Haar, bevor ich seinen runden Körper an meinem Kopf spüre. Er rückt näher, drängt sich gegen mich und stirnrunzelnd werde ich meine Betrachtung kurz untreu. Ich rege mich, versuche ihn zurückzudrängen, treffe jedoch auf Widerstand.

„Tim“, zische ich, als ich nicht nur seinen Körper, sondern auch seine Zähne an meinem Kopf spüre. Er knabbert an meinen Haaren und augenrollend versuche ich all das auszublenden. Noch habe ich Gelegenheit. Noch ist der Moment nicht zerstört. So gebe ich mich wieder diesem entspannten Gesicht hin, betrachte mir die gesenkten Lider und stummen Lippen. Jedem Zentimeter der makellosen Haut will ich frönen, jedem feinen Haar der Brauen huldigen und ihrem Verlauf. Tim zieht an meinem Schopf, als ich vorsichtig die Hand nach einer störenden Strähne ausstrecke und sie aus seinem Gesicht streife. Ganz langsam und zögerlich, ohne auf seine Haut zu treffen. So streife ich die Strähne zurück, spüre das Kitzeln, als meine Haut seinem Haar begegnet und wie albern komme ich mir vor, wie hilflos und verfallen, als ich kurz darauf tief durchatme, seufze.

Ich bin der einzige, der ihn so sieht, der es darf und der das Bild endlos zu würdigen weiß. Vor niemandem sonst würde er jemals all seine Mauer niederreißen und niemand sonst würde diese Tatsache abgrundtief lieben.

„Tim!“ Unwillkürlich schneide ich eine Grimasse. Allmählich tut es weh. Er erzwingt meine Aufmerksamkeit, zwingt meine Hand zu ihm und kaum habe ich ihn ertastet, da schließen sich seine Zähne um meine Finger.

„Hör auf damit“, zische ich erneut, doch erstarre in blankem Schrecken, als Kanda unter einem tiefen Atemzug zum Leben erwacht. Er regt sich nur flüchtig, regt den Kopf auf dem Kissen und starr lasse ich Tim auf meiner Hand kauen. Der Moment darf noch nicht enden. Ich muss ihn verteidigen, doch gleichzeitig meine Hand befreien. Ich brauche sie, denn mein Verlangen beschränkt sich nur kurz auf meine Augen. Nur wenige Augenblicke und ich werde hungriger und muss ihn abermals berühren.

Die Augen konzentriert auf sein Gesicht gerichtet, versuche ich Tim loszuwerden und wie endlos wirkt die Zeit, bis ich es schaffe. Dann dränge ich den Golem über die Kante der Matratze und lasse ihn hinabrutschen.

„Bleib weg“, warne ich ihn noch, bevor ich mir die leichten Zahnabdrücke auf meiner Hand betrachte, doch das Gefühl des Sieges ist von kurzer Dauer, denn abermals regt sich Kanda vor mir.

Er schürzt die Lippen. Seine Hand gleitet unter das Kissen und nur kurz meine ich das Zucken seiner Lider zu erkennen, da erreicht ihn meine Hand und bettet sich auf sein Ohr. Warm decke ich es zu, doch übe ebenso einen leichten Druck aus, als könne ich ihn dadurch zurückdrängen und aus der Realität.

„Schlaf.“ Unwillkürlich verlieren sich meine Finger in einem leichten Kraulen. „Es ist viel zu früh zum Aufwachen. Bleib liegen. Bleib genauso liegen.“

Eine eindeutige Regung zieht durch seine Mimik und augenrollend streichle ich ihn weiter.

Er taucht auf und er ist nicht begeistert. Ich bin es auch nicht, als sich die leisen Flügelschläge Tims im Zimmer erheben und sich kurz darauf sein Körper in all seinem Gewicht auf meinen Kopf senkt. Er lässt sich nieder und es dauert nicht lange, da senkt sich einer seiner Flügel vor meine Augen. Das Bild des schlafenden Gesichtes wird dunkel. Unter meiner Hand spüre ich die erneute Regung Kandas.

„Tim!“ Verbittert bewege ich den Kopf, versuche ihn hinabrutschen zu lassen und als sich sein Flügel von meinen Augen hebt, sehe ich Kanda blinzeln.

„Was wird das?“ Nur undeutlich erreicht mich sein Murren und umso konzentrierter kraule ich ihn weiter.

„Scht. Nicht reden.“

Endlich erhebt sich Tim wieder in die Lüfte. Er lässt mich in Ruhe, der stille Frieden kehrt zurück mit all seinen Gelegenheiten, doch zersplittert unter Kandas zermürbten Brummen. „Was zur Hölle…“

„Du sollst still sein und schlafen!“

Und natürlich heben sich seine Lider. Der seltene Moment verfliegt, zurück bleibt eine provokante Brise des Vergangenen und kaum sieht er mich an, geradlinig und durchaus bitter, da ächze und kapituliere ich. Während seine Augen ein Loch in mich brennen, löse ich mich von ihm und sinke stöhnend auf den Rücken.

„Es ist ganz schön selbstsüchtig von dir, meinen Egoismus nicht zu beherzigen.“ Ernüchtert reibe ich mein Gesicht und werde auf Tim aufmerksam, der über uns flattert. „Hoffentlich bist du jetzt zufrieden.“

Neben mir stemmt sich Kanda in die Höhe. Er will vermutlich aufstehen, denn der Halbschlaf existiert in seinem Leben nicht. Entweder er schläft oder er ist wach und in wachem Zustand kann man sich ebenso gut in Bewegung setzen.

Resigniert verfolge ich, wie er sich das Haar zurückstreift.

Der Tag begann vielversprechend, doch die weitere Entwicklung ist mit einem Mal genauso fragwürdig wie die Zuneigung, die Tim in nächster Zeit erhalten wird. Die Decke, von der Kanda sich befreit, bekomme ich ins Gesicht und als ich sie von mir streife, da rutschte er zur Bettkante.

Stoisch bemerke ich, wie sich Tim erneut mit meinen Haaren befasst und es gibt keine positiven Erwartungen mehr in mir, als Kandas schwarzer Golem auf dem Tisch abrupt zum Leben erwacht und sich flatternd in die Luft erhebt. Eine weitere Störung. Eine schlimmere, eine endgültige.

Ich bleibe liegen und lasse Tim an mir zerren, während sich das kurze Rauschen der Verbindung erhebt und anschließend die Stimme, die ich erwartete.

„Guten Morgen, Kanda.“ Komui hört sich an, als würde er selbst noch schlafen. „Hoffentlich habe ich dich nicht geweckt.“

Kanda antwortet mit einem Murren, das klingt, als hätte es etwas mit mir zu tun und augenrollend winke ich ab, denn ich bin nicht nur unschuldig, sondern auch der Hauptleidtragende.

„Wie auch immer“, übergeht Komui die gewohnte Reaktion. „Es gibt eine Mission. Kommst du in einer Stunde zu mir?“

„Mm“, brummt Kanda nur und nach wenigen weiteren Worten beendet Komui die Verbindung.

Das Rauschen verstummt, flatternd sinkt der Golem zurück auf den Tisch und in der kurzen, darauffolgenden Stille streift sich Kanda das Hemd über den Kopf. Eine Bewegung, die mir nicht entgeht und betrachteten sie sich gerade noch stoisch die Wand, driften meine Augen abrupt zur Seite.

Als würden sie gelockt von diesem Rücken, den sie doch schon oft sahen. Trotzdem zelebriere ich jede Gelegenheit und wie entrückt betrachte ich mir die Regungen seiner Schulterblätter und den Verlauf seiner Wirbelsäule.

Irgendwo in der Realität erhebt sich abermals ein Rauschen, doch ich schenke ihm keine Beachtung. Viel zu faszinierend ist das Gleiten dieser langen Strähnen über die makellose Haut.

„Einen schönen guten Morgen, Allen“, glaube ich Komuis Stimme wieder zu hören. „Hast du gut geschlafen?“

Als sich Kanda das Haar über die Schulter streift, gehört meine Aufmerksamkeit den leichten Konturen seiner Rippen und dem wunderschönen Zusammenspiel mit den sich deutlich abzeichnenden Muskeln. Jede Bewegung bringt etwas hervor, das es wert ist, beachtet zu werden.

Absent löst sich meine Hand von der Decke und driftet der blanken Haut entgegen.

„Allen?“, dringen abermals ferne Geräusche zu mir. „Schläfst du noch?“

Fast habe ich sie erreicht. Ich meine bereits die Wärme des anderen Körpers auf meinen Fingerkuppen zu spüren und wie sehne ich mich danach, sie auf diese Haut zu setzen, sie zu spüren, ihr zu folgen, mich zu verlieren. Meine Augen sättigen mich nicht. Ich muss sie berühren.

Und Berührung gibt es, denn abrupt erreicht Kandas Hand mein Bein. Weder zögerlich noch sanft und wie zucke ich zusammen, wie blinzle ich mich wach und kehre zurück an den Ort, an dem mich Komui noch immer ruft.

„Ja!“ Zerzaust richte ich mich auf. „Ja, ich bin da.“

„Bist du das?“ Komui scheint amüsiert.

„Ja“, bringe ich abermals hervor. Mein Bein schmerzt und wie missmutig taste ich nach der Stelle.

„Reicht dir eine Stunde, um wach zu werden und zu frühstücken?“

„Ja.“

„Gut.“ Ein Schlürfen erhebt sich in der Leitung und wie bildlich sehe ich vor mir, wie er an der Kaffeetasse hängt. „Dann sehen wir uns nachher.“

Dann ertönt das kurze Rauschen, dann kehrt die Stille zurück und ächzend sinke ich auf die Matratze zurück.

Kandas Verhaltend entsteht entweder durch Gleichgültigkeit oder Naivität, denke ich, als ich abermals zu ihm spähe. Als wüsste er nach all der Zeit nicht, dass es mir in gewissen Situationen schwer fällt, mich auf etwas zu konzentrieren.

Er beugt sich hinab, tastet auf dem Boden nach seinen Schuhen und wieder handelt mein Körper ohne mein bewusstes Zutun. Als hätte meine Hand einen eigenen Willen, streckt sie sich abermals nach ihm aus, legt sich um seinen Oberarm und zieht ihn zu mir. Der Widerstand, den sie spürt, ist zu spärlich, um ernst gemeint zu sein und so ziehe ich ihn zu mir und schließe die Arme um seinen Hals. Wie schwer und warm sinkt sein Körper auf mich. Kitzelnd streift sein Haar meine Schulter und während ich tief und genüsslich seufze, dringt sein Brummen zu mir.

„Eine Stunde“, erinnert er mich. „Das ist ohnehin schon knapp für die Mengen, die du in dich reinstopfst.“

„Heute reicht mir eine halbe.“ Ich umschließe ihn fester, genieße seinen Geruch mit geschlossenen Augen und spüre, wie er sich mir ergibt.
 

Genügsam verfolge ich bald darauf, wie Komui sich einen Überblick auf seinem Tisch verschafft. Er wurde nicht viel ordentlich in letzter Zeit und so öffnet er eine schwarze Mappe, doch legt sie nach kurzem Durchblättern zur Seite, um nach einer anderen zu tasten. Seinem Haar zu urteilen, verbrachte er die vermutlich viel zu kurze Nacht auf dem Sofa, auf dem ich es bequem habe. Auch die Kaffeetasse ist längst leer und wie offensichtlich unterdrückt er ein Gähnen, als er fündig wird. Dann reibt er sich den Mund und rollt mit den Schultern, bevor seine Augen zu mir finden. Sie taten es öfter, seit wir den Raum betraten, doch offenbar kann er nicht länger hinabschlucken, was sie in ihm auslösen.

„Deshalb fragte ich, ob dir eine Stunde reicht“, spricht er es aus und die Hand in einer Papiertüte voller Muffins, Croissants und Donuts hebe ich die Brauen.

Ich bin nicht nur hier, um mit der Mission vertraut gemacht zu werden. Ich frühstücke, denn mein Besuch im Speisesaal fiel kurz aus und endete in allerhand schnellem Essen, das mich hierher begleitete. Zumindest trocknete ich meine Haare nach dem Duschen genug, um mein Gesicht vor Rinnsalen zu schützen. Kauend erwidere ich Komuis skeptischen Blick.

„Geht es dir gut?“

Ich nicke nur, denn mein Mund ist zu voll, doch gleichzeitig seufzt mein Befinden wohlig unter einem Gedanken. Komui hat nicht die geringste Ahnung, wie gut es mir geht. Entspannung erfüllt meinen gesamten Körper, Ruhe meine Glieder und eine friedliche Leere meinen Kopf. Es könnte mir nicht besser gehen, ganz gleich, was vor uns liegt.

„Na gut.“ Komui scheint überfordert zu sein, weshalb er sich den Mappen zuwendet.

Ich stiere indessen in die Tüte, schiebe einen Croissant zur Seite und erkenne stirnrunzelnd einen Blaubeermuffin. Der muss aus Versehen dazwischen gerutscht sein, denn Jerry weiß, dass ich die nicht besonders mag.

„Ich bitte euch, nach Faltning zu reisen, einer Kleinstadt in der Nähe Ljusdals.“ Als Komui eine kleine Landkarte zückt, tritt Kanda neben ihn. Sie betrachten sich das Papier, während ich nach einem Donut fische.

„Vor wenigen Wochen meldete sich ein dort stationierter Finder mit einem Verdacht und ich bat ihn, vorerst mehr Informationen zu sammeln, bis es genug Hinweise gibt, um der Sache nachzugehen.“ Beiläufig reicht Komui Kanda eine Mappe und kurz befreie ich mich von meiner Last, um auf die Beine zu kommen und die zweite an mich zu nehmen. Meine Finger hinterlassen eine dezente Spur von Schokolade auf der schwarzen Oberfläche.

„In der letzten Zeit wurden dort insgesamt vier Kinder als vermisst gemeldet und wenig später tot aufgefunden“, fährt Komui fort. „Der Finder nimmt an, dass es sich nicht um normale Entführungsfälle oder Serienmorde handelt, denn in diesem Zeitraum verschwanden ebenso drei der Mütter spurlos. Und zufälligerweise sichtete er vereinzelte Akuma in der Nähe des Stadtrandes.“

Beiläufig meine Finger von der Schokolade befreiend, bette ich die Mappe auf meinen Beinen und öffne sie.

Bisher klingt es nach einer Spur, die unsere Beachtung auf jeden Fall wert ist. Als würden die Puzzleteile perfekt ineinandergreifen und uns ein klares Bild offenbaren.

„Es gibt nur wenige Gefühle, die stärker sind, als die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind“, höre ich Komui murmeln und blicke auf. „Wer wäre bereit, ihre Kinder zurückzuholen, wenn nicht sie?“

„In dem Fall könnte ein Broker involviert sein“, antworte ich und sehe Komui nicken.

Niemand befasst sich gern mit Angelegenheiten dieser Art, denke ich, als er gedankenverloren schweigt. Auch mich würde es endlos schwer machen, wäre ich nicht gerade so leicht. Alles in mir ist angereichert mit Zufriedenheit, Gleichmut und der Stärke, mich dieser Herausforderung stellen zu können. Es sind traurige Tatsachen, die uns in letzter Zeit begegnen und unweigerlich spähe ich zu Kanda und sehe ihn in seiner Mappe blättern.

Wie vielen ähnlichen Missionen begegnete er wohl schon in all den Jahren?

Es gibt keine unterschwellige Mimik in seinem Gesicht, keine Veränderung seiner Haltung. Als würden wir in den nächsten Tagen lediglich ein Innocence transportieren oder ein Lager bewachen. Wieder macht er den Eindruck, als müsse er gar nicht leicht sein, um sich vor der Tiefe zu schützen und unweigerlich erfasst mich das Bewusstsein, die kommende Mission als bedrohlich zu empfinden. Bedrohlich für ihn.

Als würde das Schicksal Marie und mir mit verächtlichem Hohn vor Augen führen, dass es in unserer Welt unmöglich ist, jemanden zu schützen.

Als bestünde unser Weg aus nichts anderem als schrecklichen Bildern.

Beinahe schrumpft der Ausgang in Bingen zu einem kleinen Faktor, der den anderen in nichts nachsteht.

„Der Finder wird euch morgen Abend am markierten Treffpunkt erwarten“, holt mich Komuis Stimme zurück in die Realität. „Er wird euch sämtliche Informationen geben und euch auf der Mission unterstützen. Meldet euch, wenn ihr Verstärkung braucht oder etwas anderes. Haltet mich auf jeden Fall auf dem Laufenden. Ich weiß nicht, wie groß und schwer diese Angelegenheit wirklich ist.“

Als ich auf die Beine komme, hinterlasse ich eine dezente Spur aus Krümeln, die den Zustand des Umfeldes dennoch nicht sichtbar verschlimmert. Flüchtig streiche ich über meinen dünnen Mantel und klemme mir die Tüte unter den Arm.

Wir können aufbrechen. Auch Tim erhob sich längst in die Lüfte und während Kanda um den Schreibtisch tritt, noch immer in die Mappe vertieft, da streifen mich Komuis Augen. Es ist ein spürbarer Blick, dem ich begegne und mit einem angedeuteten Lächeln antworte.

Er weiß von der Angelegenheit, die unausgesprochen über uns schwebt und ebenso auch von der Tatsache, dass sie wohl nicht mehr lange in Stille dahinvegetieren wird. Ich entschied mich, Kanda zu begleiten und einzusehen, dass mein Rückzug nicht nur auf Kandas Schutz basierte, sondern überwiegend auf meinem, da ich glaubte, nicht der Richtige zu sein für solche schweren Worte. Und ich irrte mich. Niemand besitzt mehr Recht und gleichzeitig Verpflichtung, sie auszusprechen.

„Macht‘s gut.“ Komuis Lächeln wirkt etwas matt, als er die Hand hebt, sich abermals in der Position wiederfindet, in der er uns der Gefahr entgegensendet und selbst sitzen zu bleiben hat in den Mauern voll Schutz und Entfernung. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als uns Glück zu wünschen, darum zu bitten, dass wir uns in jedem Fall melden und zu hoffen, dass wir es auch wirklich tun.

Während Kanda bereits auf dem Weg zur Tür ist, trete ich den Schreibtisch und wie perplex entspannt sich Komuis Miene, als ich den Blaubeermuffin im Meer aus Papier und Chaos ablege.

„Schenke ich dir.“

„Danke.“ Das kleine Gebäck scheint bei ihm tatsächlich etwas auszulösen. Vermutlich kam er bisher noch nicht zum Frühstück, vermutlich wird er es in absehbarer Zeit auch nicht und wie gerührt ist er, als er den Muffin an sich nimmt. „Ich habe tatsächlich Hunger. Das ist wirklich nett dir.“

Lächelnd hebe ich die Mappe und wende mich ab.

Zum Wegschmeißen wäre der Muffin auch wieder zu schade.
 

-tbc-


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich danke allen Lesern, die bisher ein Feedback hinterlassen haben. :)
Ich kann leider nicht auf jeden Kommentar eingehen, möchte aber erwähnen, dass sie sehr wichtig sind, um den Schreiber zu motivieren. Wenn die Reaktionen ausbleiben, kann man die Geschichte auch nur für sich verfassen und braucht sie nicht online zu stellen.
Gerade bei einem solchen Monsterprojekt braucht man etwas Ansporn, also ein Lob an diejenigen, die es bisher geschafft haben, mir zu sagen, wie sie mein Werk finden.

Da ich allgemein darauf hingewiesen wurde, dass meine Kapitel manchmal etwas zu lang und deswegen anstrengend zu lesen sind, uppe ich ab jetzt etwas kleinere Happen, die hoffentlich leichter zu verdauen sind. :)

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Otogi
2017-11-07T11:05:03+00:00 07.11.2017 12:05
Halli hallo, da bin ich wieder ^^

Wie versprochen führe ich mir auch diese FF von dir zu Gemüte. Es ist schon etwas her, dass ich sie gelesen habe, aber ich komme erst jetzt dazu, sie zu kommentieren, da ich auf dem Smartphone immer etwas zu faul bin, etwas zu schreiben >.<

Dein Schreibstil ist nach wie vor wunderbar, daran gibt es nichts auszusetzen. Ich lese es so gerne und habe es inzwischen lieben gelernt. Und mir gefällt es, in deiner FF zu versinken~

Der Tod mit dem Priester. Irgendwie habe ich das schon kommen sehen ab dem Moment, an dem Allen Kanda getroffen und hat und er ihm erzählt hat, dass die Stadt ihn vergraben hat. Und dass Allen mitzieht, stand für mich auch ausser Frage. Ebenso, dass die Bewohner nicht einfach plötzlich ihren Lebensstil ändern, nur, weil ihr Priester nicht mehr da ist. Der Massenselbstmord hat mich also auch nicht verwundert.
Mir tut es nur wirklich leid für die Beiden. Mein erster Gedanke an Allens Stelle war übrigens auch derselbe, den er dann auch ausgesprochen hat. Kanda darf nichts davon wissen. Ist schon erstaunlich, wie gut du meinen Geschmack von einem Allen triffst, das mag ich so an dieser FF ^^
Jetzt bin ich gespannt, wie es weitergehen wird und wie Kanda es auffassen wird.

Ich finde nur eines interessant, weil mir das aufgefallen ist, als Allen sich von Kanda zurückgezogen hat. Ich frage mich, ob Kanda überhaupt einen Schritt von sich aus auf Allen zugehen würde, wenn Allen es nicht tun würde. So wie ich das verstanden habe, ist Kanda hier der Seme, richtig? Auch das gefällt mir, keine Frage. Aber könnte Allen ihn auch nehmen, wenn er es wollte? Würde Kanda das auch zulassen? Ich bin da wirklich gespannt und wohl etwas zu neugierig, tut mir leid ^^"

Und so wie es aussieht, scheint Komui ihre Beziehung schon zu durchschauen. Das denke ich jedenfalls, immerhin hat er seine Exorzisten ja doch gut im Blick, auch wenns oft nicht so wirkt.

Auf jedenfall gefällt mir der Verlauf der Geschichte sehr. Es passiert nicht zu wenig und nicht zu viel~
Viel mehr kann ich eigentlich garnicht sagen, außer, dass ich mich auf die Fortsetzung freue :D

Ich finde es nur schade, dass die FF so wenig Kommentare bekommt, weil sie wirklich großartig ist :(
Mit Sicherheit beglückst du damit viele andere Leser auch und ich hoffe, dass deine Motivation dafür bestehen bleibt :3
Gäbe es einen "Gefällt mir" Button, dann würde der sicher oft geklickt werden :D
Ich bleibe dem hier auf jeden Fall treu ^^

Liebe Grüße~
Antwort von: abgemeldet
07.11.2017 15:46
Tach Otogi,
ich bin motiviert solange es noch vereinzelte Kommentatoren wie dich gibt. :)
Und mitunter schreibe ich auch nur für mich selbst. Die Story würde entstehen aber vermutlich würde ich sie nicht veröffentlichen.
Ich fand deine Seme/Uke-Frage interessant und muss gleich etwas dazu schreiben.
In meiner Welt ist Kanda kaum in der Lage, sich unterzuordnen und schon gar nicht in einem solchen Gebiet. Ich habe es nie in Betracht gezogen, so eine Richtung einzuschlagen, denn für mich sind die Rollen klar verteilt.
So gesehen ist Kanda in der Beziehung der 'Mann', durch seine Persönlichkeit, seine körperliche Größe, seinen Stolz etc.. Allen ist körperlich mindestens genauso stark wegen dem parasitären Innocence aber sein zarter Körperbau, sein Charakter, seine gesamte Ausstrahlung machen ihn zur 'Frau'. Ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine.
In Teil 1. habe ich ihn durch sein Leid etwas verwundbar dargestellt. Seine Alpträume haben ihn sogar körperlich beeinträchtigt, wohingegen Kanda seine Pein so tief vergraben hat, dass sie nicht so leicht an die Oberfläche tritt.
Für mich wirkt schon die Vorstellung anormal, dass sie die Rollen beim Sex tauschen würden. Meiner Meinung nach würde es weder zu Kanda noch zu Allen passen.
Kanda würde sich von Allen gegen die Wand oder auf die Matratze hinabdrängen lassen. Allen könnte auf ihm sitzen, beim Vorspiel die Kontrolle übernehmen (teilweise tut er das auch, da er manchmal sehr fordernd ist), aber kommt es zum Akt, mag ich es, wenn er sich komplett unterwirft und seine Kraft, seine Intelligenz und seine (ich nenne es einfach mal so) Niederträchtigkeit keine Rolle mehr spielen. :)
Sei weiter neugierig, ich tratsche gern über so etwas und tausch mich aus.
Cheers~ Asche
Von:  lula-chan
2017-09-28T14:17:53+00:00 28.09.2017 16:17
Das Kapitel war wieder mal sehr gut. Dein Schreibstil ist wirklich sehr fesselnd.
Komui hat es wirklich nicht leicht, aber er ist nunmal in dieser Position. Das Verhältnis zwischen Allen und Kanda ist manchmal etwas fragwürdig, wie ich finde. Tim scheint irgendwie etwas gegen ihre Beziehung zu haben. Ich frage mich sowieso, warum Allen ihn diesmal mitgenommen hat.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und bin begierig zu erfahren, wie es weitergeht.

LG
Antwort von: abgemeldet
28.09.2017 20:58
Warum findest du die Beziehung fragwürdig? :)
Würde mich interessieren.
Grüße - Asche
Antwort von:  lula-chan
29.09.2017 13:57
Na ja, ich habe einfach das Gefühl, dass sie unterschiedliche Meinungen zu dem Thema haben. Ich finde es etwas schwer, dass zu beschreiben. Darum auch das Wort fragwürdig. Mir ist einfach kein besseres eingefallen. Sorry dafür.

LG
Antwort von: abgemeldet
29.09.2017 20:53
Zu welchem Thema? Tut mir Leid, ich versteh nix. :D
Antwort von:  lula-chan
29.09.2017 21:42
Tut mir wirklich leid, dass ich dich so verwirre.
Ich meine mit Thema, wie die beiden zu ihrer Beziehung stehen und was sie darunter verstehen.

LG
Antwort von: abgemeldet
30.09.2017 10:33
Okay, da sagt mir immer noch nicht viel, wenn du es nicht näher erklären kannst, woran du das festmachst.
Lassen wir das. :)


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