Zum Inhalt der Seite

Schwarzrot - Dunkelheit kann man nicht färben

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Plan

Unzufrieden ballte Gin die Hände in seinen Taschen zu Fäusten. Es war ihm nicht leicht gefallen das FBI über Shuichis Handy zu kontaktieren, doch ihm war nichts anderes eingefallen. Nur das FBI konnte so schnell die Leute zusammen bekommen, die er brauchte, um die Organisation ausreichend abzulenken. Dass sie auf die kurze SMS mit der Adresse des gegenüberliegenden Gebäudes reagiert hatten, konnte er daran erkennen, dass sich diese Jodie Starling hier befand.

Sie schien mit jemandem zu telefonieren, während sie vor dem Gebäude auf und ab ging, doch Gin erkannte, dass sie nur beobachtete. Es gab noch ein paar weitere Leute bei denen er vermutete, dass sie zum FBI gehörten, aber..."Warum zum Teufel gehen die nicht rein?! Hier draußen rumstehen bringt doch nichts! Alles Idioten!"

Er musste sich etwas neues einfallen lassen. Der Trick mit dem Handy im Bus würde die Organisation nicht sonderlich lange aufhalten. Und sobald sie erkannten, dass Gin das Handy nicht mehr bei sich trug, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie Shuichi endgültig loswerden würden. Immerhin hatte er ihnen nicht den gewünschten Erfolg verschafft…

Beim Gedanken an das Video schloss Gin kurz die Augen, um seine Fassung zu bewahren. Er durfte nicht noch mehr Zeit verlieren. Irgendwie musste er diese dämlichen Agenten in das Gebäude locken.

"Also, angenommen ich bin so ein idiotischer Dummkopf... was würde mich mit absoluter Sicherheit da rein bringen?"

Ein ironisches Lächeln verzog seine Lippen leicht. Es gab etwas, das sie unbedingt haben wollten. Besser gesagt: Jemanden.

Es war ein riskanter Plan, aber der schnellste und erfolgversprechendste. Das Gebäude selbst kannte Gin gut genug, um die Agenten dort loszuwerden und den Mitgliedern, die ihm gefährlich werden könnten, auszuweichen. Zumindest solange, bis er die Oberhand hatte. Ein passendes Hotel in der Nähe hatte er auch schon gebucht. Er musste nur noch Shuichi da rausholen. Dann würden sie sich für ein paar Stunden in dem Hotel verstecken und anschließend aus der Stadt verschwinden.

Ein guter Plan, wie Gin fand. Es war Zeit, ihn umzusetzen. Entschlossenen Schrittes verließ Gin die Gasse, in der er sich befand und trat auf den belebteren Gehweg.

Er musterte einige der Passanten, die dort umherliefen. Eine Wahl zu treffen, war nicht sonderlich schwer. Es musste sich nur im Sichtfeld dieser blonden FBI-Agentin befinden. Ein Mann mittleren Alters, mit einer Brille, die ein gereizt wirkendes Gesicht schmückte, hatte es scheinbar eilig und bewegte sich in seine Richtung zu. Ohne weiter darüber nachzudenken verschnellerte Gin sein Schritttempo und rempelte den Mann beabsichtigt grob an.

„Idiot, hast du keine Augen im Kopf?!“, schimpfte der Typ umgehend, wie erwartet, nachdem er beinahe gestolpert wäre. Gin betrachtete ihn nur mit finsterer Miene und schwieg, versuchte dabei aber im Augenwinkel zu erkennen, ob er so die Aufmerksamkeit der Agentin auf sich gezogen hatte.

Nach wenigen Sekunden des Anstarrens schlich sich allmählich Unsicherheit auf das Gesicht des fremden Mannes, welche sich dann in Einschüchterung umwandelte.

Der Silberhaarige drehte sich von ihm weg und tat weiterhin so, als hätte er die FBI-Agentin nicht bemerkt. Jetzt, wo er sich aber sicher war, dass diese ihn aufmerksam beobachtete, betrat er zielsicher das Gebäude.

Dort drin war es zwar schwer, normale Besucher und Mitglieder der Organisation auseinanderzuhalten, jedoch versuchte er zumindest außerhalb der Sichtweite von den installierten Überwachungskameras zu bleiben und mischte sich geschickt unter die Leute.

Ohne sich direkt umzudrehen, konnte er zufrieden feststellen, dass die FBI-Agentin ihm gefolgt war. Doch die Frau schien sich gerade nur orientierungslos umzusehen.

Gin bog um die nächste Ecke und blieb dort stehen, um das Geschehen weiter zu beobachten. Er wartete auf eine Chance und hoffte, dass andere Agenten auch bald nachkommen würden. Da Jodie gerade offensichtlich ein kurzes Telefonat führte, fehlte bis dahin nicht mehr viel. Als sie das erledigt hatte, ging sie zum Empfang.

Schon nach kurzer Zeit konnte Gin dann doch schon einige Mitglieder unter den vermeintlichen Besuchern herausfiltern. Die betreffenden Personen wirkten angespannt und setzten eine strenge Miene auf, während sie untereinander Blicke austauschten und dann ihren Blick zu der blonden Agentin richteten, welche wohl längst erkannt worden war.

“Anfänger...“, spottete Gin gedanklich in Bezug auf die niederen Mitglieder der Organisation. Irgendwie war ihm schon vorher klar, dass man hier unten keine Profis platzieren würde. Einfache Leute, die im Notfall schnell beseitigt und kein großer Verlust wären, waren für solche Jobs am besten geeignet.

Nun betraten endlich weitere, besonders ausländische Personen das Gebäude. Womöglich handelte es sich dabei um die FBI-Kollegen dieser Frau. Sie versuchten unauffällig zu wirken, wofür es aber ohnehin längst zu spät war und sie nicht im Geringsten ahnten, dass sie bereits die Büchse der Pandora geöffnet hatten.

Im nächsten Augenblick fiel plötzlich ein Schuss, auf welchen zugleich panische Schreie folgten. Jedoch war noch niemand verletzt. Der Schuss galt eigentlich der blonden Agentin, welche aber ausgewichen war und sofort ihre Dienstwaffe zückte.

„Sofort die Waffe runter!“, schrie sie. Doch ihrem Befehl wurde nicht nachgegangen, eher gaben sich noch weitere Mitglieder zu erkennen und zogen ebenfalls ihre Waffen heraus.

Wieder fielen zwei Schüsse. Die Agenten versuchten auszuweichen, wobei sie auch anfingen zu feuern. Es dauerte nicht lange bis sich das Ganze zu einer chaotischen Schießerei entwickelte.
 

Gin setzte nur ein Grinsen auf.

“Frohes sterben.“, dachte er und wandte sich endgültig vom Geschehen ab, welches nun für genug Ablenkung sorgen würde, die er sich zunutze machen könnte, um Shuichi zu finden. Was mit den Agenten passieren würde interessierte ihn nicht sonderlich, zumal diese Jodie Shuichi sowieso etwas zu nah stand, wie der Silberhaarige empfand. Das Handy seines Liebhabers hatte beinahe übergequollen vor Anrufe und besorgter SMS.

Gin seufzte und öffnete die Tür zum Treppenhaus, welche ihn mit Sicherheit auf dem Flur führen würde, in welchen sich Arraks Abteil befand.

Er versuchte so leise wie möglich zu sein und setzte seine Schritte vorsichtig, die sonst ein Echo erzeugen würden. Auch wenn er niemanden hörte, sah er sich genau um. Würde er jetzt noch auffliegen, wäre alles vorbei.

“Ich muss das hier schaffen...“, befahl er sich in Gedanken und umschloss fest den silbernen Ring an seinem Finger. “Halte noch einen Moment durch...“ Obwohl er sich nicht zu hundert Prozent sicher sein konnte, er fühlte sich seinem Geliebten so nah und dieses Gefühl verriet ihm, dass er hier einfach richtig sein musste und auf keinen Fall aufgeben sollte. Hoch und heilig schwor er sich: Er würde Shuichi um jeden Preis retten. Eine Niederlage würde er sich niemals verzeihen.
 

Inzwischen stand Gin vor der Tür des fast obersten Stockwerkes.

Er öffnete sie langsam und vermied es, dabei ein Geräusch von sich zu geben. In dem leicht verdunkelten Flur befand sich niemand, dennoch sah sich der Silberhaarige nach einer Wache oder derartigem um.

Als er fast glaubte, dass sich wirklich keiner weiter im Flur befand, durchschnitt plötzlich eine wütende Stimme die scheinbare Stille. Gin ging umgehend in Deckung.
 

„Was soll das heißen? Wo zur Hölle kommen die plötzlich her?!“

„I-Ich weiß es nicht-“

„Wie das weißt du nicht? Natürlich bekommt einfach so das FBI von diesem Gebäude hier Wind!“

„V-Vielleicht hat Gin sie gerufen...“

„Wie?“

„Das GPS-Signal des Handys kam nur von einem gewöhnlichen Bus aus… Gin war bereits verschwunden.“

„Also hat er uns verarscht.“

„Scheint so...“
 

Stille. Gin lauschte angespannt. Dass der Trick aufgeflogen war, machte ihm jetzt auch nichts mehr aus. Doch er erkannte in der wütenden Stimme eindeutig Arrak wieder, womit er seinem Sieg schon ein Stück nähergekommen war. Die zweite, zittrige Stimme schien nicht weiter von Belang, womöglich handelte es sich nur um einen Handlanger.

Da hörte Gin plötzlich, wie Arrak dem anderen befahl, er solle auf der Stelle verschwinden und dass er ihn hier oben nicht bräuchte. Kaum einen Moment später folgten schnelle Schritte. Gin wich noch weiter in die Ecke, in der er sich verbarg, zurück und sah wie jemand an ihm vorbeilief.

Ein paar Sekunden versuchte er wieder zur Ruhe zu kommen und sich zu sammeln, bevor er vorsichtig einen Blick in den Gang warf. Niemand befand sich mehr dort.

Also ging er weiter voraus, bis zu dem Gang, aus welchem er die Stimmen gehört hatte. Auch dieser war leer. Da es am Ende des Gangs nur eine Sackgasse gab, musste Arrak wohl in einen der Räume verschwunden sein.

“Aber welcher...“ Gin blickte zu den einzelnen verschlossenen Türen. Ihm war klar, würde er einmal falsch liegen, könnte das zu Problemen führen, wenn der Raum nicht gerade geschlossen war. Jetzt musste er wohl oder übel auf seinen Instinkt vertrauen.

“Wo könntest du sein…?“, fragte er Shuichi gedanklich und wünschte sich in diesem Augenblick wirklich, sein Liebhaber würde ihm darauf antworten. Doch je länger er hier rumstand und zu keiner Entscheidung kam, so nervöser wurde er.

Er zog seine Beretta und wählte einfach die Tür, welche sich links von ihm befand. Atmete kurz durch und drückte die Klinke herunter.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Luzie_
2019-06-16T15:58:32+00:00 16.06.2019 17:58
Oh Mann ist das spannend! Hat er sich doch dazu durchgerungen das FBI zu kontaktieren. Aber Ich glaube er stellt sich das zu einfach vor wieder dort raus zu kommen. Ich schätze ein Drama wenn nicht mehrere werden noch passieren. Wieso kann ich mir unseren Gin schon in einer Gefängniszelle vorstellen? Naja, jetzt muss er erstmal mit der Tür richtig liegen und der Held in strahlender Rüstung sein
Super Kapitel und ich kann das nächste kaum erwarten LG Luzie_
Antwort von:  ginakai
16.06.2019 23:07
Vielen Dank für deinen Kommentar! :) Da hast du natürlich recht, so leicht da rauszukommen wird es nicht ganz ;D Und wir haben auch nicht vor den armen Gin hinter Gitter zu bringen :D Ich werde die nächsten Kapitel auch in geringeren Zeitabständen veröffentlichen. Danke, dass du dran bleibst <3


Zurück