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Wegweiser ins Licht

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute, tut mir leid, dass es am Montag mit dem Kapitel nicht geklappt hat, aber ich bin zurzeit echt ziemlich ausgebucht.
Diesmal müsst ihr aber nicht bis zur nächsten Woche warten, da ja Ostern ist und Montag somit Feiertag. Deswegen heute mal ausnahmsweise an einem Samstag, damit ihr auch Zeit habt zum Lesen.
Ich zumindest bin die nächsten Tage erstmal mit einer Menge anderem Kram beschäftigt.
Bevor es losgeht danke an mittlerweile 22 Favoriten.
Genießt noch das herrliche Osterwochenende mit diesem Bombenwetter. :D

Euer Cognac Komplett anzeigen

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Diskussionsbedarf

Kapitel 16: Diskussionsbedarf
 

Shinichi lag auf der Couch in Haibaras Labor und bohrte angestrengt Löcher in die Luft.

„Bist du dir sicher, dass das die Antwort sein soll auf das, was mit uns passiert ist?“, fragte er die junge Wissenschaftlerin, die unweit vom Oberschuldetektiv an ihrem Arbeitsplatz saß.

Er fuhr sich unruhig durch die schwarzen Haare, doch Shiho warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu und schaute dann wieder auf den Bildschirm ihres Computers.

Sie ließ es sich zwar nicht anmerken, doch war sie furchtbar müde und das, obwohl sie Nachtschichten eigentlich gewohnt war. Im Gegensatz zu Shinichi, hatte sie sich nicht die letzten Stunden noch ein wenig aufs Ohr hauen können, sondern musste forschen und analysieren was das Zeug hielt. Nur sie verfügte über die notwendigen Kompetenzen, um ihrer mysteriösen Rückverwandlung auf den Grund zu gehen und eine Antwort darauf zu bekommen.

„Ich sagte dir es ist meine Annahme, dass es so gewesen sein könnte, mehr nicht.“

Shiho unterbrach für einen Moment ihre Arbeit und drehte sich zu Shinichi um.

„Ich habe uns ganz am Anfang etwas Blut abgenommen und es anschließend auf Veränderungen studiert, mithilfe älterer Entnahmen, die ich bis heute aufbewahrt habe. An diesen konnte man erkennen, dass früher die verbliebenen Rückstände des APTX in unseren Körpern stets die Aufhebung unseres geschrumpften Zustandes verhinderten. Die Zellerneuerung blieb aktiv egal was wir taten. Den Vorläufern von Prototypen gelang es dabei immer nur für einen begrenzten Zeitraum den Prozess zu unterbinden.“
 

Shiho machte eine kurze Pause, in der sie sich die überanstrengten Augen rieb.

„Mit Zero wurden dann zum ersten Mal alle Auslöser der Apoptose so systematisch lahm gelegt, dass die Zellerneuerung längerfristig unterbrochen wurde. Dafür bildeten wir allerdings Antikörper gegen die Einnahme eines erneuten Gegengiftes und sobald die betroffenen Zellen wieder aktiv wurden, sind wir erneut geschrumpft. Womit ich aber nicht gerechnet habe und dass der einzige Grund sein könnte der einen Sinn ergibt, so hat unser Immunsystem es irgendwie geschafft die Resistenz zu überwinden, indem die Apoptose im Nachhinein gänzlich eliminiert wurde. Ein Prozess der anscheinend mehrere Wochen benötigt hat. Trotz Immunität gegenüber des Gegenmittels, wurde das Gift in unserem Blut nach und nach abgebaut und somit neutralisiert. Zero hat also buchstäblich alles wieder auf null gesetzt und unsere Körper in den Zustand zurückbefördert, den wir vor dem Apoptoxin 4869 besessen haben. Wir sind praktisch geheilt.“, erklärte die Wissenschaftlerin langefächert, aber am Ende klang sie nur wenig enthusiastisch.

Vor einiger Zeit hätten sich beide oder zumindest Shinichi vor lauter Jubel nicht mehr einkriegen können, doch hat sich seitdem einiges getan und sie hatten ihr altes Leben bereits abgeschrieben für ein Neues, welches sie fortan gemeinsam führen wollten.
 

„Das klingt nicht wirklich gut. Was wollt ihr denn jetzt machen?“, stellte Masumi die alles entscheidende Frage, die ebenfalls Shihos Worten gelauscht hatte.

Das Fräulein Miyano sah etwas überrascht zu Sera, welche neben Shinichi auf einem Drehstuhl saß und eigentlich bis eben noch tief und fest geschlummert hat.

Sie hätte nicht erwartet, dass sie ihr zuhören würde und zog die Augenbrauen zusammen, als die junge Frau sie mit ihren grünen Augen ausgiebig studierte.

Eigentlich sollte die Rotblonde dankbar dafür sein, dass sie ihren Freund ohne großes Tamtam hier her gebracht hat. Das Shinichi jedoch die Jacke Masumis getragen hatte und darunter völlig nackt gewesen war, bereitete ihr ein klein wenig Unbehagen.

Er wird doch wohl nicht komplett entblößt bei ihr in der Wohnung aufgetaucht sein?

Shiho schüttelte diese Gedanken von sich.

In so etwas durfte sie sich jetzt nicht verbeißen. Sie hatten schließlich andere Sorgen und diese waren immens.  
 

Shinichi sah erwartungsvoll zu der Rotblonden.

„Es gibt doch bestimmt eine Möglichkeit wieder klein zu werden, oder?“

Die junge Wissenschaftlerin musste unweigerlich kurz auflachen, als sie ihren Lieblingsdetektiv das sagen hörte.

„Was ist denn daran so komisch?“, konnte Shinichi ihre Amüsiertheit darüber nicht teilen.

Ihre Lage war schließlich äußerst prekär.

Sobald Ran oder auch alle anderen merken würden, dass Conan und Ai spurlos verschwunden waren und das kurz nach dem was Amuro wiederfahren war, würde sich mit großer Wahrscheinlichkeit Chaos ausbreiten. Vor allem wenn Shinichi und Shiho plötzlich wieder auftauchen würden. Eine Katastrophe wäre somit vorprogrammiert.

Shihos Blick wurde kälter.

„Empfindest du es nicht auch als ziemliche Ironie, dass du auf einmal alles daran setzen willst wieder zu schrumpfen. Wenn man bedenkt, wie viele Monate du und ich damit zugebracht haben das genaue Gegenteil zu erreichen.“

Der Schwarzhaarige begriff nun was sie meinte.

„Aber das war doch noch…“

Shinichi hielt inne.

Er blinzelte kurz zur Sera.

„D-das war doch noch vor UNS.“, murmelte er schüchtern zurück.

Shiho beäugte ihren Liebling und konnte ein schwaches Lächeln nicht verbergen, wenn sie ihn so dabei zusah, wie er sich zierte.

„Nun, der einfachste aber zugleich auch törichteste Weg wäre es, dass APTX-4869 ein zweites Mal einzunehmen, doch kann niemand vorhersehen, ob wir danach wirklich erneut schrumpfen würden.“

Ihr Ausdruck wurde wieder nüchterner.

„Viel wahrscheinlicher wäre es, dass wir dabei elendig zugrunde gehen.“

Die Wissenschaftlerin sagte dies mit einer solch neutralen Haltung, dass Shinichi schlagartig eine Gänsehaut bekam.

„Das soll unsere einzige Möglichkeit sein?“

Der ehemalige Oberschüler wollte sich damit nicht zufrieden geben.
 

Sera drehte sich wortlos auf ihrem Stuhl um die eigene Achse, während sie mit über die Lehne hängenden Kopf ihre Freunde beobachtete.

„Es ist nicht die einzige, aber die mit Abstand schnellste Möglichkeit.“, wandte Shiho ein.

„Man könnte sicherlich aus dem Gift die ausschlaggebenden Elemente heraustrennen und mithilfe von Zero ein Schrumpfelexir herstellen, dessen Wirkung dann ungefährlich wäre. Das Kreieren eines solchen Wundermittels würde aber bestimmt mehrere Jahrzehnte andauern mit keiner hundertprozentigen Chance auf Erfolg. Außerdem glaube ich nicht, dass ein solches Mittel überhaupt existieren sollte.“

Die Rotblonde verschränkte die Arme und schlug ihre schlanken Beine übereinander.

„Ich meine, wir reden hier über etwas, was mit dem heiligen Gral oder dem Jungbrunnen gleichzusetzen wäre und glaube mir, es gibt Menschen, die für die ewige Jugend töten würden, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.“

Masumi riss es auf einmal förmlich aus dem Drehstuhl, wobei ihr ein wenig schwindelig wurde und sie einen Moment brauchte, bis ihr Kopf aufhörte zu rotieren.

Die Aufmerksamkeit der beiden einstigen Geschrumpften war ihr auf jeden Fall gewiss.

„Wenn ihr vielleicht meine Meinung dazu hören wollt, dann bin ich davon überzeugt, dass es bestimmt kein Zufall war, dass ihr beiden an dem APTX-4869 nicht gestorben seid, sondern stattdessen nur geschrumpft wurdet. Nie im Leben hatte das etwas mit reinem Glück zu tun. Da müsst ihr mir doch zustimmen.“
 

„Mmh“

Ihre Worte schienen bei Shiho, trotz ihres ziemlich übermüdeten Zustandes, mehrere Denkprozesse in Gang gesetzt zu haben.

„Vielleicht gelingt es mir ja Parallelen zwischen meinem und Shinichis Blut festzustellen. Eventuell gibt es einen gemeinsamen Faktor, der das Schrumpfen auf Grund des Empfängers auslöst. Ich bräuchte dann aber sicherlich noch weitere Referenzen von anderen Personen, sprich weitere Proben zum Abgleichen. Zum Beispiel das Blut vom Professor.“

„Mein Blut könnt ihr auch verwenden, wenn es euch hilft.“, bot sich Sera an und trat auf die Wissenschaftlerin zu, wobei sie eine Hand zur Darbietung an ihre Brust hielt.

Shiho war verblüfft, wie selbstredend die Schwester von Akai ihre Hilfe zu Verfügung stellen wollte. Sie kam nicht drum herum, dies mit ein wenig Skepsis aufzufassen.

„Natürlich. Danke, dass du dich dafür bereiterklärst. Je mehr Daten ich sammeln kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit etwas zu finden.“, bedankte sich Shiho mit einem seichten Lächeln, aber auch ein wenig Argwohn, der in ihr hoch schwappte.

„Wie lange würde das alles dauern?“, wollte Shinichi erfragen.

Die Rotblonde wandte sich zu ihm, zuckte aber nur halbherzig mit den Achseln.

„Da bin ich überfragt. Solange wird uns aber nichts anderes übrig bleiben, als wieder Shinichi Kudo und Shiho Miyano zu sein.“
 

Shinichi erhob sich langsam von der Couch.

Aus der Villa Kudo hatte er sich einige Anziehsachen von sich besorgt, um nicht ständig beim Aufstehen befürchten zu müssen, die viel zu weite Hose Kogoros zu verlieren und unten ohne dazustehen.

In Jeans und einfachem Hemd gekleidet, ging er nun einige Schritte im Raum auf und ab. Seine Hände hatte er in seinem Nacken verschränkt.

Sie standen vor einem gewaltigen Problem, vor allem er.

Nervös sah er auf die Uhr an der Wand.

In einer Stunde würde Ran aufstehen, um zur Schule zu gehen und damit einhergehend auch Conans Verschwinden bemerken. Die Arme hat sich noch nicht einmal von Amuros spurlosem Abtauchen erholt, da muss sie auch schon feststellen, dass er ebenfalls nicht mehr aufzufinden war.

Wie ungerecht und grausam konnte das Schicksal nur sein?

Shiho betrachtete den Gesichtsausdruck ihres Freundes, der für sie wie ein offenes Buch zu lesen war. Er machte sich wieder Sorgen um SIE.

In ihr regte sich ein flaues Gefühl und der Blick der rotblonden Frau wurde eindringlich.

„Du kannst nicht verhindern was geschehen wird. Sie wird es herausfinden und dein Verschwinden mit einer spontanen Ausrede erklären zu wollen wird dieses Mal nicht funktionieren.“

Shinichi reagierte ganz schön perplex anlässlich der scharfen Kombinationsgabe seiner Freundin. Konnte man es ihm etwa so leicht ansehen, dass er an Ran gedacht hatte.

„Am besten ist es, wenn du sie genau das denken lässt, was sie denken wird. Noch besser wäre es sogar, wenn du sie darin zusätzlich bestärken würdest.“, fügte Shiho noch hinzu, was ihm bereits erahnen ließ, worauf sie hinauswollte.
 

„D-Du meinst, ich soll sie in den Glauben lassen…“

„Genau. Sie soll ruhig glauben du seist auf die gleiche Weise spurlos verschwunden, wie Amuro. Das ist die alleinige Option, wie man deine plötzliche Absenz erklären kann.“, nahm die Wissenschaftlerin ihm die Worte aus dem Mund, doch stieß sie damit beim Schwarzhaarigen auf klaren Widerstand.

„Hast du sie noch alle.“, fuhr er sie etwas schärfer an, als gewollt.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein.“

Shiho blieb ganz gelassen, stand nun auch auf und trat dem Detektiv gegenüber, wobei sie die Hände in den großen weiten Taschen ihres weißen Kittels vergrub.

„Ich mache gewiss keine Scherze Shinichi. Glaubst du unsere Situation verlangt nach solchen Späßen?“

Ihr war klar es musste hart für ihn klingen, doch sie sah sich dazu verpflichtet ihn vor Augen zu führen, wie wichtig nun ein gut durchdachtes Vorgehen für sie war.

„Es ist der einzig logische Schritt, den wir nun setzen können. Komisch genug, dass es keine Einbruchspuren gibt und Kogoro merkwürdiger Weise eine Hose fehlt.“, hielt die großgewachsene Ai an ihrer Überzeugung fest.

„Willst du das Ran diesmal nur eins und eins zusammen zählen muss? Mit unserer unerwarteten Rückkehr als Shinichi und Shiho werden wir schon so oder so in ausreichend heikle Situationen gelangen. Wir müssen uns einen Plan zu Recht legen, wenn nicht bald jeder von unserem Doppelleben wissen soll.“
 

Shinichi vollführte regelrechte Gesten einer Schnappatmung, im Versuch etwas dagegen einzuwenden.

„A-Aber ich kann Ran doch nicht weißmachen, dass Conan einfach weg ist und niemand weiß wie und wohin. Das wird sie nicht überstehen.“

„Das muss sie.“, beharrte Shiho mit einem knallharten Auftreten.

„Wir müssen in dieser Sache die Distanz halten Shinichi.“

Von ihrer so kühlen und sturen Seite hatte sie sich schon lange nicht mehr gezeigt.

Der einstige Oberschüler drehte sich von ihr weg, sah kurz zu Sera, die wieder in ein für ihr sonst untypisches Schweigen verfallen war und dann zu Boden.

„Nein Ai du verstehst das nicht. Du weißt nicht was sie zurzeit fühlt und außerdem kann ich ihr unmöglich als Shinichi unter die Augen treten, nachdem was gestern…“

Er brach ab.

Shiho wurde hellhörig und ihre Augenbrauen fingen an bedrohlich zu zucken.

„Was? Was war gestern?“

Shinichi hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen.

Zum Teufel mit seinem losen Mundwerk.
 

„I-Ich“, stammelte er.

„Jetzt spuck es schon aus.“, verlangte das Fräulein Miyano streng.

„I-Ich habe Ran gestern als Shinichi angerufen.“

Es folgte eine unheimliche Stille.

Mit dieser Antwort hatte Shiho gewiss nicht gerechnet. Dementsprechend fiel auch kurz darauf ihre Auffassung dazu aus.

„DU HAST WAS?“

Selbst Masumi zog bei ihren Worten vorsichtshalber den Kopf ein.

„Ich musste es.“, verteidigte Shinichi seine Entscheidung.

„Sie war am Boden zerstört gewesen und ich hätte sie als Conan niemals so trösten können, wie ich es als Shinichi gekonnt hätte. Ran verbirgt ihre Trauer ständig, um niemanden zur Last zu fallen und ich sah nur so eine Chance, dass sie sich mir öffnet.“

Shiho konnte ihre Fassungslosigkeit nicht verbergen, während sie ihn einfach nur anstarrte.

Das Shinichi einen solchen Schritt in Kauf nehmen würde, die damit möglichen einhergehenden Auswirkungen ignorierend, hätte sie nie gedacht.

„Das darf doch nicht…. Wir hatten uns doch darauf verständigt, dass du zu ihrem eigenen wohl nie wieder Kontakt zu ihr mit deinem alten Ich aufnehmen solltest, weil du ganz genau wusstest, dass du nie mehr zurückkehren kannst.“

„Doch wie der Zufall so will bin ich wieder zurück. Nichts ist so abgelaufen, wie es sollte.“, gab Shinichi zu bedenken.
 

Shiho seufzte gestresst.

Sie spielte bewusst die Gereizte, um ihre Enttäuschung darüber zu verschleiern, dass der draufgängerische Oberschuldetektiv für seine Sandkastenfreundin wieder so viel aufs Spiel setzte und damit ihr gemeinsames Geheimnis gefährdete.

Sie war der Meinung gewesen, dass sie sich gleichermaßen von ihrem alten Leben verabschiedet hatten. Die Tatsache das Shinichi sein altes Handy behalten und wieder Kontakt mit Ran aufgenommen hat, ließen die Rotblonde befürchten, dass er immer noch an seinem vergangenen Dasein hing und sich davor fürchtete endgültig loszulassen.

War allein SIE der Grund dafür oder lag es auch an ihrer eigenen Wenigkeit?

Shinichi hatte seiner Freundin schon mehrmals versichert, dass er sich nur für sie entschieden habe, doch… wieso ließ er sie dann ständig an seinem Versprechen zweifeln.

Shiho versuchte sich innerlich wieder zu ordnen.

„Okay, erzähle mir alles, was gestern bei eurem Telefonat abgelaufen ist und lasse kein Detail aus. Das ist jetzt wirklich wichtig.“, verlangte die junge Wissenschaftlerin mit Nachdruck.

Sie setzten sich nun zu zweit auf die Couch und auch Masumi pflanzte sich wieder auf ihren Drehstuhl, Shinichis Schilderungen ungeduldig erwartend.

„Also gut.“, gab er sich geschlagen und fing an von seinem Gespräch mit Ran zu erzählen.
 

„Hallo Ran.“, begann er in seiner alten Stimme.

„Ich bin es.“

„S-Shinichi?“

Anhand der Stimme seiner ehemaligen Mitschülerin erkannte er schnell, dass sie es gar nicht so recht realisieren konnte.

Sie reagierte auf ihn, als würde ein Verstorbener, wieder auferstanden von den Toten, zu ihr sprechen.

„Ich glaube es nicht.“, ruckartig wurde ihre Haltung verbittert.

„Ich hätte nie gedacht, dass du es wagen würdest dich je wieder bei mir zu melden, nachdem was du mir angetan hast.“

„Ran…“, war alles, was sie ihm erlaubte hervorzubringen.

Nein, auf diese Tour brauchte er es gar nicht erst zu versuchen.

Das Fräulein Mori kochte regelrecht.

„Wie glaubtest du denn, dass ich wohl reagieren würde? Du hast gelogen. Wie so oft hast du mich einfach nur angelogen. Du hast mir versprochen wieder von dir hören zu lassen, wenn deine Aufgabe in Tokyo erfüllt sei, doch wieder habe ich vergebens auf etwas dergleichen gewartet. Du und deine Liebhaberin seid einfach in die USA verduftet, ohne auch nur ein einziges Wort zu verlieren. Ich kam mir so unglaublich dumm vor, dass ich deinen ständigen Versprechungen auch nur eine Sekunde lang Glauben geschenkt habe.“

Ran war stinksauer, aber auch die Verletzlichkeit wuchs in ihr. Das genaue Gegenteil, was Shinichi mit seinem Anruf eigentlich bezwecken wollte.
 

„Kaum habe ich all das Leid, dass du mir zugefügt hast überwunden, kaum ist die tiefe Wunde in meinem Herzen verheilt, fällt dir nichts Besseres ein, als das du mich anrufst und alles wieder aufreißt. Weißt du eigentlich, was du mir damit antust? Ist dir klar, dass ich auch so schon genug durchmachen muss und dabei nicht auch noch dich brauche, der mein Leben weiter ins Chaos stürzt?“

„Ran…“, versuchte es Shinichi erneut.

„WAS?“, keifte sie ihn an, sodass er es sogar durch die Wand hören konnte.

Hoffentlich schliefen ihre Eltern schon tief und fest.

„Ich weiß nur zu gut, wie es dir gerade ergehen muss.“

Er bemühte sich, beruhigend auf sie einzuwirken.

„Wie könntest du, du bist auf der anderen Seite der Welt, glücklich und zufrieden. Das erging mir übrigens bis vor kurzem auch noch so und das ist nicht etwa dein Verdienst, sondern der von Amuro. Er war meine große Stütze, als du einfach wieder abgetaucht bist und hat mir beigestanden.“

Ran begann auf einmal seltsam zu drucksen, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie ihren nächsten Satz wirklich aussprechen sollte, aber sie tat es schlussendlich trotzdem.

„Wir sind inzwischen ein Paar geworden, musst du wissen. Er hat mir dabei geholfen, dich zu überwinden.“
 

Shinichi erkannte, dass sie ihm damit eine auswischen und auch eifersüchtig machen wollte, doch ließ ihn das weitestgehend kalt, da es für ihn ja auch keine wirklichen Neuigkeiten waren. Stattdessen wollte er fröhlich klingen und Ran somit zeigen, dass er sich wirklich aufrichtig für sie freute.

„Oh, meinen Glückwunsch. Ich sagte dir doch, dass du ohne mich besser dran bist.“

„Verdammt richtig.“, bellte sie ihm ins Ohr, sodass er das Handy etwas von seinem Hörorgan zurückzog.

„Doch ich habe gehört das Amuro verschwunden ist.“, sprach Shinichi wieder, nachdem der kurze Angriff auf sein Trommelfell vorüber war.

Ran machte am anderen Ende der Leitung ein merkwürdiges Geräusch.

„W-Warte was? Wie kannst du das wissen? Es ist erst heute passiert.“

Ihr Zorn war durch ihre Verwunderung kurzzeitig wie weggeblasen.

„Du darfst nicht vergessen, dass ich immer noch Kontakte zum FBI und nach Japan habe und als ich davon Wind bekam, musste ich einfach deine Stimme hören, um zu wissen ob es dir gut geht.“, erklärte er ihr gefasst.
 

„Sekunde…“

Einen Augenblick lang war es still, bis sich Rans Zorn aufs Neue zurückmeldete.

„Lügen, Lügen, alles Lügen.“, fauchte sie ihn erneut an.

„Ich weiß nicht was du schon wieder vorhast Shinichi, aber ich habe schon vor geraumer Zeit beschlossen dich nie wieder sehen zu wollen. Wenn du wirklich nur wissen wolltest wie es mir geht, dann verrate ich dir, ging es mir bis eben noch bedeutend besser.“

Shinichi wusste nur zu gut, dass dies nicht der Wahrheit entsprach, immerhin hatte erst ihre ununterbrochene Trauer ihn dazu veranlasst, gegen seine und Ais Abmachung zu verstoßen und sie anzurufen.

„Das glaube ich dir nicht Ran. Ich kenne dich doch und kann an deiner Stimme erkennen, dass du bis eben noch geweint hast. Falls du Trost suchst oder wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tuen könnte dann…“

„Nein Shinichi, vergiss es.“, kam sogleich ihre ablehnende Antwort.

„Ehrlich gesagt brauche und möchte ich dein Mitleid nicht. Wenn du wirklich nur das Beste für mich willst, dann bleibe fern von mir. Das hast du doch ohnehin bisher so gut auf die Reihe bekommen, da sollte dir das auch weiterhin nicht schwer fallen. Ich könnte deine Präsenz einfach nicht ertragen.“

Ran wirkte nun mit jedem Wort immer zerbrechlicher. Der Großteil ihrer angestauten Wut schien verraucht zu sein, womit der Kummer jetzt die Oberhand erlangen konnte.
 

„Es tut mir leid Ran, was ich dir angetan habe. Wenn es dein unbedingter Wunsch ist, nie wieder von mir zu hören, dann gebe ich dir mein Wort als Detektiv, dass ich dich nie wieder belästigen und dir nie wieder vor die Augen treten werde. Mir ist klar, dass ich alle meine Chancen, dich als Freundin zu behalten, verspielt habe.“

„Shinichi…ich…“

Ran wusste nicht was sie erwidern sollte, doch diesmal war auch er es, der sie nicht ausreden lassen wollte.

„Ich will dennoch meine Hilfe anbieten. Siehe es aber nicht als einen Akt dein Vertrauen und deine Freundschaft zurückgewinnen zu wollen. Amuro ist dein Freund und ich werde alles daran setzen ihn dir zurückzubringen. Ich erwarte keine Vergebung und verdiene sie auch nicht, aber lass mich das bitte machen. Ich möchte nichts weiter, als das du glücklich bist.“

Ohne noch weitere Worte zu wechseln legte Shinichi auf, denn es gab für ihn nichts mehr zu sagen.

Er konnte hören, wie Ran nebenan mehrmals seinen Namen sagte, sie aber natürlich keine Antwort erhielt. Danach war es ruhig.

Der Schwarzhaarige hatte keine Ahnung, was bei ihr aktuell vor sich ging, doch das Weinen war zu Ende gegangen und auch bis er selbst in einen tiefen Schlaf verfiel, blieb es auf der anderen Seite friedlich.

Er musste unweigerlich lächeln, als er seine Augen schloss.

Obwohl Ran alles andere als gut auf ihn zu sprechen war, so hatte er ihr anscheinend dennoch etwas geben können, so hoffte der Geschrumpfte inständig und das war Hoffnung. Hoffnung, dass alles wieder in Ordnung kommen würde.
 

Masumi krempelte ihren Ärmel wieder nach unten, nachdem die erwachsene Haibara an ihren freien linken Arm eine Nadel angesetzt und ihr eine Probe ihres Blutes entnommen hatte.

Shiho hielt die kleine Ampulle mit der roten Flüssigkeit in ihren Händen. Das erste Exemplar für ihre Vergleichsanalysen, doch sie würde, wie bereits erwähnt, noch weitere benötigen.

Auch wenn sie nur zu gerne ihre gesamte Aufmerksamkeit nun auf ihre neue Aufgabe richten würde, so müsste sie aber auch gleichzeitig überlegen, wie es Shinichi gelingen würde, die nächste Zeit unter keinerlei Umständen Ran über den Weg zu laufen.

Missbilligend sah die junge Wissenschaftlerin zu dem Schwarzhaarigen hinüber, der weiterhin verdrossen auf der Couch saß, den Oberkörper nach vorne gebeugt und die Elle auf den Schenkeln stützend auf seine Füße starrend.

Nach seiner Erzählung waren die Verliebten in eine lange Phase des gegenseitigen Anschweigens verfallen.

Sera war die einzige, die für ein bisschen Konversation sorgte. Doch auch die spärlichen Themen, die ihr einfielen, waren schnell aufgebraucht.
 

Shiho versuchte, wie sie es damals in der Organisation getan hat, sich mit ihrer Arbeit abzulenken und einfach nicht mehr daran zu denken, dass Shinichi mit seinem voreiligen Versprechen an Ran, alles deutlich verkompliziert hatte.

Um es kurz zu fassen, sie war wütend auf ihn. Ihres nach Achtens habe er ziemlichen Mist gebaut, auch wenn seine Absichten guter Natur waren und niemand ahnen konnte, dass er kurz danach wieder zum Oberschüler mutieren würde.

Hätte er sich aber gleich an ihren Beschluss gehalten, wäre ihrer beider Problem deutlich weniger verzwickt.

Shinichi schielte für eine Sekunde zu seiner Freundin und bemerkte dabei ihren tadelnden Blick. Sofort sah sie weg, als ihre Augen sich trafen und auch er starrte wieder grämlich zu Boden.

Die Lage schmeckte ihm nicht, vor allem Ran aufs Neue zu belügen, doch es gab bereits keinen anderen Weg mehr. Zu viel Zeit war verstrichen und in der Wohnung Kisaki spielte sich gewiss schon ein heilloses Drama ab.

Außerdem konnte er so viel nachdenken wie er wollte, Shinichi fiel selbst nichts Besseres ein und das störte ihn noch viel mehr.
 

Ein schweres Tapsen von der Treppe aus kommend, ließen den Detektiv mehr aus Reflex, als auf Interesse beruhend, sich zur Tür des Labors umdrehen, durch welche nun der Professor zu ihnen hinein kam.

Noch in Schlafsachen gekleidet, schien er erst eben aufgestanden zu sein.

Shinichi hatte seinen alten Freund nur kurz gesehen, als er in der Nacht mit Masumi bei seinem Haus ankam.

Er war von Shiho aus dem Bett gescheucht worden, nachdem sie, wie Shinichi, unter Schmerzen in ihrem Bett liegend, wieder die Gestalt eines Erwachsenen angenommen hatte.

„Und? Habt ihr schon etwas herausfinden können?“, gähnte Agasa, als er sich näherte, die Brille ganz schief aus seiner Nase sitzend.

„Gut sie sind wach.“, kam Shiho unverfroren gleich zur Sache und streckte wie selbstverständlich ihre Hand aus.

„Reichen sie mir ihren Arm, ich brauche eine Blutprobe von ihnen.“

Der Professor putzte sich mit dem Finger die Ohren, da er glaubte sich verhört zu haben.

„W-Was brauchst du?“, gluckste er etwas irritiert.

„Schon richtig gehört Professor, her mit ihren Arm.“, dekretierte die Rotblonde und ihr Unterton, gespickt mit dem Frust auf Shinichis Handeln, ließen dem alten Erfinder alle weiteren Fragen seinerseits ganz schnell vergessen.
 

Somit waren es neben ihrem und Shinichis Blut, nun schon zwei weitere Blutproben, die Shiho in einer kleinen Kühltruhe, an der Wand stehend, unterbrachte.

Bevor sie aber nur daran denken konnte, einen ersten Blick darauf zu werfen, bräuchte sie dringend erst einmal einige Stunden Schlaf, von denen sie ohnehin mehr als genug nachzuholen hatte.

Vielleicht wäre ihre Stimmung dann wieder besser und sie hätte sich auch etwas beruhigt. Das sie momentan noch aufgewühlt war, hat der Professor schon durch das energische Einführen der spitzen kalten Nadel in seinen Arm zu spüren bekommen.

Irgendetwas sagte ihm, dass dies nicht nur mit der Rückverwandlung der beiden Verliebten, sondern auch mit etwas anderem zusammen hängen musste.

So wie Shinichi und Shiho abwechselnd einander ansahen, ohne dass sich ihre Blicke noch einmal trafen, ließ Agasa auf Ran tippen.

Ein wirklich schwieriges Thema für die beiden.
 

Shiho beschloss sich vorerst zurückzuziehen und Shinichi hielt es für eine gute Idee, sich erst einmal mit einem großen Becher Kaffee stärken zu wollen.

Sera hingegen verabschiedete sich, wenn auch noch ein wenig verschlafen klingend und schlenderte zur Haustür der Villa Agasa. Sie müsste in knapp einer Stunde im Unterricht erscheinen. Also musste sie sich beeilen, dass sie noch schnell ihren Kram von zu Hause holt und sich umzieht, ehe die erste Stunde beginnen würde.

Masumi ergriff die Klinke der Tür, als zeitgleich Shinichi aus dem Labor gestapft kam und Shiho die ersten Stufen hinauf ins Obergeschoss nehmen wollte.

Plötzlich wurde die Klingel draußen betätigt und ohne groß zu überlegen, riss Sera die Haustür auf, nur um wenig später in das Gesicht ihrer Klassenkameradin Ran zu starren.

Ihre Freundin sah sie verdattert an, ihre Augen waren ganz rot und verquollen.

Sera wäre beinahe umgekippt vor Schreck und wich ein wenig zurück, gab aber somit die Sicht auf die beiden Verliebten frei, die gar keine Chance hatten in Deckung zu gehen.

Wie angewurzelt standen Shinichi und Shiho da und schauten zu Ran, die sie ebenfalls bemerkt hatte und ihre Welt somit nun völlig aus den Fugen geriet.

Nicht doch, dachte sich der Oberschuldetektiv.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Am Ende noch einmal eine kurze Frage an meine Leser:
Was würdet ihr eigentlich bevorzugen?
Das Shinichi und Shiho am Ende wieder klein werden oder das sie fortan in ihren richtigen Körpern verbleiben.
Eure Meinung ist gefragt, schreibt mir dafür gerne eine PN. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blue_StormShad0w
2019-04-20T17:18:09+00:00 20.04.2019 19:18
Guten Abend.
Oh Mann, was für ein Kapi!
Gut, die plötzliche Rückverwandlung wäre schon mal aufgeklärt. Fragt sich nur, ob es auch wirklich denn auch so bleibt. Wäre 'ne verzwickte Situation, wenn sie plötzlich wieder schrumpfen, wärend mehrere Menschen sie dabei beobachten würden.
Hui, dicke Luft zwischen Shinichi und Shiho ... (^ ^)° Das sie stinksauer auf ihn ist, kann man nachvollziehen.
Als wäre seine und ihre Lage nicht verzwickter genung, taucht auch noch Ran beim Professor auf und sieht ausgerechnet ihre ehemals große Liebe und seine Freundin vor sich. Oh Gott, das wird bestimmt Highlife Konfetti geben! Ich bin da mal sehr gespannt, was er da erklären will - wenn das überhaupt noch in Bereich des möglichen ist ... (^_^)° Nun, dann muss er wohl in den sauren Apfel beißen.
Gut, dann bis demnächst wieder! (^-^)/


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