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Scatter and Howl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ich hoffe, ihr habt den ersten Feiertag bereits genossen und könnt auch noch den nächsten Feiertag genießen. Das Wetter ist ja soweit herrlich. Wir haben unser Osterfest ein wenig entschleunigt, da ich einfach nicht mehr so viel schaffe. Mir geht schnell die Puste aus und wenn man mich lässt, schlafe ich mittags noch mal gut 2 bis 3 Stunden... xD

Dafür sind wir ein gutes Stück weiter, was die baulichen Maßnahmen für den Nachwuchs angeht. Wir gehen bald in die heiße Phase über, ab der ich dann kein eigenes Arbeitszimmer mehr haben werde. Einerseits schade, da ich dann keinen richtig "eigenen" Raum mehr habe, aber es wird sicherlich auch schön, einen Raum mit meinem Mann zu teilen. Aber ist das Ganze erst einmal erledigt, ist das Thema Nachwuchs noch einmal viel greifbarer. Schon ein komisches Gefühl. Aber in der 34. Woche von (im Idealfall) 40 sollte man da schon langsam mit seelisch und moralisch abgeschlossen haben xD

Und dann euch allen schöne Feiertage, auch wenn ihr Ostern nicht feiert! 4 freie Tage am Stück sind ja eigentlich Grund genug zur Freude ^^
Dann viel Spaß beim Lesen!
LG
yezz Komplett anzeigen

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Hunger and Rumor

Byakuya starrte auf das Feldbett über seinem Kopf. Er hatte ein wenig geschlafen, etwas meditiert, einige Hakuda-Formen geübt und war durch die öffentlichen Orte des Madennests gewandert.
 

Es war noch nicht einmal Nachmittag.
 

Er war gelangweilt, sehr, sehr gelangweilt. Er stand auf, spähte in Tens oberes Feldbett und dachte daran zu fragen, ob es etwas gab, dass er gegen ein Buch – irgendein Buch – eintauschen könnte. Doch wieder einmal schien es, als wäre Ten verschwunden. Byakuya überlegte, ob er sich aus lauter Verzweiflung selbst an einem Buch bedienen sollte, doch er wollte nicht an seinem ersten Tag im Gefängnis zum Dieb werden.
 

Mit einem Seufzen wandte er sich um. Er hatte vor, die Kohlezeichnungen an der Wand zu bewundern, als er ein seltsames Geräusch hörte. Es war wie ein gurgelndes Knurren und es schien von überall her zu kommen. Verwundert blickte sich Byakuya um und versuchte die Quelle ausfindig zu machen.
 

Es passierte schon wieder – ein leises, rollenden Stöhnen, so nah. Byakuya wandte sich wieder um. Es klang, als wäre es direkt über ihm.
 

„Wonach suchst du?“, Tens Kopf erschien über einem Stapel Bücher.
 

Byakuya wollte Ten fragen, wie er das machte, wo er sich noch in einem Moment versteckt hatte, doch der Laut lenkte ihn ab. „Hörst du das?“, fragte Byakuya, als es erneut ertönte, eine abgehackte Art von Blubbern.
 

„Wow“, sagte Ten, seine Arme über den Stapel Büchern verschränkt, der nahe am Kopfende seines Feldbettes war und sah zutiefst amüsiert aus. „Ernsthaft, du weißt nicht, was das ist?“
 

„Nein“, gab Byakuya zu, er fühlte sich ein wenig töricht deswegen, weil er sich in Richtung des Lautes drehte, nur um wieder nichts zu sehen, als würde eine Katze ihren eigenen Schwanz jagen. „Sollte ich?“
 

Ten rieb sich das Gesicht, als könnte er seinen Augen nicht wirklich glauben. „Ok. Wow. Du bist… also, wow. In Ordnung… dieser Laut-“, wie auf ein Zeichen hörte Byakuya es wieder, dieses Mal viel lauter – ein tiefes Grummeln. „-ist dein Magen. Du bist hungrig. Bist du ernsthaft noch nie zuvor hungrig gewesen?“
 

„Natürlich bin ich schon hungrig gewesen“, Byakuya runzelte die Stirn und legte eine Hand auf seinen Bauch. Er sagte jedoch nicht, dass auch wenn er zuvor hungrig gewesen ist, er zum allerersten Mal in seinem Leben nicht einfach essen konnte. Nahrungsmittel waren bisher für ihn immer nur eine Anordnung weit weg gewesen.
 

Ten nickte, als könne er es immer noch nicht ganz glauben, überhaupt dieses Gespräch zu führen. „Nun ja, gewöhn dich dran. Du und ich, wir bekommen ein Abendessen, doch bis dahin sind es noch einige Stunden. Wasser hilft, um deinen Magen voll zu halten. Du kannst jederzeit Wasser haben. Du musst nur im Gemeinschaftsraum danach fragen.“
 

„Ich verstehe.“ Byakuya mochte es nicht, die Zelle zu verlassen. Seit die Verrückten-Division ihn adoptiert hatte, kam ihm niemand mehr näher oder versuchte auch nur mit ihm zu sprechen, doch er konnte spüren, wie er beobachtet wurde und die Kühneren beleidigten ihn.
 

Byakuya wurde schon viele Dinge in seinem Leben genannt, doch verrückt war niemals eines davon gewesen. Er bemerkte, dass es ihn viel mehr störte, als er gedacht hatte. Vielleicht weil er, vor dieser Situation hier, sich selbst sagen konnte, dass sie anderen Beleidigungen – skrupellos, kalt, gnadenlos, grausam, unnachgiebig, herzlos – tatsächlich wahr waren und die Leute, die ihm solche Dinge an den Kopf warfen, kaum mehr als eifersüchtig waren. Und meisten besiegt zu seinen Füßen lagen.
 

Ten schien das zu verstehen. „Ich könnte mit dir kommen, aber, ähm… Ich bin kein Soldat. Ich gehöre nicht zu deiner Division.“
 

„Gibt es niemals Allianzen mit Unteroffizieren, wie du dich selbst nennst?“, fragte Byakuya, dankbar für das Gespräch, um sich von seinem knurrenden Magen abzulenken. Nun, da er wusste, was es war, fühlten sich seine Eingeweide leer und nagend an.
 

„Gibt es“, sagte Ten und ließ sich so nieder, dass sein Kinn auf seinen verschränkten Armen lag. „Aber niemals mit deiner Truppe. Niemand möchte so enden, wie Ding eins und Ding zwei.“
 

„Das kann ich mir vorstellen“, stimmte Byakuya zu. „Erinnert sich wirklich niemand an ihre Namen?“
 

Ten atmete durch und schaute für einen Moment weg. „Ich tue es. Kazue und Kazumi. Sie waren mal Kadetten. Dinge sind geschehen und sie sind hier geendet und sie waren so grün hinter den Ohren, so gebrochen von der Trennung von ihren Zanpakutō und so sehr leicht zu… ködern. Sie sagen, dass sie niemand schreien gehört hat, weil Kurotsuchi eine improvisierte Möglichkeit gefunden hatte, ihre Stimmbänder durchzuschneiden. Als man sie endlich fand… Nun ja, sie waren Monate auf der Krankenstation. ‚Glücklich, überlebt zu haben‘, sagten die Heiler. Ich bin mir nicht so sicher. Der Tod wäre vielleicht ein Segen gewesen.“ Ten blickte für eine lange Zeit aufgrund dieser Erinnerungen finster drein, doch dann hob er eine Schulter in einer Art von Schulterzucken. „Wie auch immer, danach hat der Wächter Kurotsuchi in Einzelhaft gesteckt.“
 

„Der Wächter“, murmelte Byakuya. „Kisuke Urahara.“
 

Tens Augen wurden groß und er nickte. „Ist es wahr? Sie sind nun beide Kommandanten?“
 

„Ja“, sagte Byakuya. „Doch Urahara ist nun ein Gesetzloser, ein Verbannter.“
 

Tens Mund hing offen und er starrte für einige lange Momente, als wäre er total perplex. Langsam sagte er: „Urahara… nicht Kurotsuchi? Bist du sicher, dass du keine Wahnvorstellungen hast, Kommandant?“
 


 

Renjis Tag verging schnell. Es gab so viel zu tun. Er vermittelte immer die verschiedenen Kampfstile an seine Soldaten, doch nun hatte er nicht die gewohnte Zeit, was irgendwie den Geschmack von ‚Warte einfach, bis Papa nach Hause kommt‘ hatte.
 

Alle wussten, dass Renji weniger streng war wie Byakuya und dass er wesentlich weniger auf gewisse Regeln gab. Er hasste es, über Dinge zu stolpern, von denen er ehrlich gesagt dachte, dass sie trivial waren, denn das bedeutete, dass er sich dagegen wehren musste oder an Stand verlieren würde. Also verbrachte er den Tag damit, das größte Arschloch in der Stadt zu sein.
 

Es fühlte sich nicht so super an. Tatsächlich hatte er davon Kopfschmerzen. Große Kopfschmerzen.
 

Renji war so erschöpft am Ende der zweiten Schicht, dass er wirklich überlegte, einen Schmetterling zu beschwören, um Seichi zum Kuchiki-Anwesen für das Abendessen einzuladen. Doch dann erinnerte er sich daran, dass die Elfte eine große Freude daran hatte, alle Nachrichten-Schmetterlinge zu zerquetschen, die ihnen in den Weg kamen.
 

Es war halb der Grund, warum Kenpachi nie zu den Kommandanten-Versammlungen auftauchte.
 

Die andere Hälfte war, weil es ihm einfach scheiß egal war.
 

Nun, vielleicht war es auch nur ein Drittel des Grundes. Manchmal verirrte sich Kenpachi auch einfach nur.
 

In dem Moment, als seine Schicht vorbei war, überließ Renji die Kopfschmerzen Nanako und machte sich auf den Weg zu seiner früheren Einheit. Er hätte den Spaziergang gebrauchen können, um sich zu entspannen, doch das Wetter war fürchterlich. Typisch für den Februar war die Luft eisig. Es hatte versucht, in der Nacht zu regnen doch es kam nur ein eisiger, matschiger Mist hinunter, der das Kopfsteinpflaster und die Dächer rutschig gemacht hatte. Selbst im Blitzschritt musste Renji auf seine Füße achten. Die Sonne schien, doch irgendwie war dadurch alles noch kälter.
 

Er traf noch vor der ‚Feierstunde‘ – die Zeit am Abend oder in der Nacht, wenn die meisten Divisionen ihre Tore schlossen, doch die Elfte ihre Tore weit öffneten für alle, die gewillt waren, die Blörre zu trinken, die sie als Alkohol servierten - am Tor der Elften ein. Daher musste er den beiden Wachen, die gelangweilt dort standen, sein Anliegen nennen. „Renji Abarai, ich bin hier, um meinen Bruder Seichi zu sehen.“
 

„Hey, Renji“, rief eine der Wache hinunter. „Kannst du dir nicht denken, dass wir dich mit deiner bekloppten, roten Ananas auf dem Kopf und den Tattoos auf deiner hässlichen Visage erkennen? Ist nicht so lange her, oder?“
 

„Es ist nicht die Zeit“, sagte die andere Wache. „Es ist die Distanz. Das ist Kommandant Abarai da unten, wusstest du’s noch nicht?“
 

Die erste Wache schaute noch einmal übertrieben hin. „Was? Seit wann?“
 

„Seit er seinen Kommandanten in den Knast geworfen und seinen Job gestohlen hat“, sagte die andere Wache. „Wann war das, Abarai-Taicho-sama, irgendwann heute Morgen, richtig?“
 

Renji blickte zu ihnen hinauf. Er wusste, dass die Gerüchteküche deswegen nur so brodeln würde, doch er hatte nicht gedacht, dass es so durcheinandergewürfelt rauskam. „Das ist nicht, was passiert ist. Ich habe ihn verdammt nochmal nicht festgenommen.“
 

„Ja?“, höhnte Wache Nummer zwei. „Wie sonst wird ein Kommandant wegen Unzucht eingebuchtet? Du sagst, du kämst mit seinen grapschenden Händen klar, aber jemand anderes hat ihn hochgenommen?“
 

„Unzucht?“, sagte Wache Nummer eins. „Jetzt weiß ich, dass das Schwachsinn ist. Keine lebende Seele findet diesen tätowierten Affen so heiß, dass er gewillt ist, für ein Stück von ihm, seine Karriere zu riskieren.“
 

„Ja, das muss ich zugeben“, sagte Wache zwei. „Ich kann die Zuneigung auch nicht verstehen. Außerdem, hast du Kommandant Kuchiki gesehen? Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, dass er ein Mädchen sei. Hey, Renji, lässt du dich von einer Pussy herumschubsen?“
 

„Was? Was zum Teufel sagst du da?“, rief Renji und hielt noch gerade so sein Temperament zurück. Seine Fäuste hatten sich an seinen Seiten geballt, bereit die Wand hinaufzuspringen und diese Idioten Hirn einzuprügeln. Scheiße, mit nur einem zucken von seinem Handgelenk könnte Zabimaru bis oben hinkommen und im Shikai dem Typen die Kehle aufschlitzen.
 

Kein würdiges Mahl, knurrte der Paviankönig.
 

Zzzu dumm, stimmte der Schlangenschwanz zu. Unappetitlich.
 

Das beruhigte Renji. „Ja, wisst ihr was? Der Scheiß, den ihr da von euch gebt, macht noch nicht mal Sinn, so bescheuert ist er.“ Er atmete aus und ließ die Spannung aus seinen Schultern gleiten. Die erste Regel der Elften: Kämpfe immer unter deinen eigenen Regeln. Es kommt nur zu einem Kampf, wenn du ihnen einen lieferst. „Lasst ihr zwei Tratschweiber mich rein, damit ich meinen Bruder sehen kann oder was?“
 

Sie machten eine Grimasse, doch die Tore öffneten sich.
 


 

Ten hatte sich endlich auf einen Handel eingelassen. Er würde Byakuya ein Buch geben, wenn er den Tee haben könnte, den Toda immer vom Personal stahl.
 

Byakuya überlegte, Todas typische Weise nachzuahmen, einfach unautorisiert in den Raum zu gehen und sich selbst zu bedienen. Doch dann noch einmal: Egal wie verzweifelt er sich fühlte, was sowohl Tee als auch Lesestoff anging, das würde ihn zu einem Dieb machen. Er war nicht gewillt, seine Ehre aufzugeben. Nicht, wenn seine Haftzeit so kurz war. Also befasste er sich mit der ebenfalls beängstigenden Aufgabe, Toda zu finden und mit ihm zu sprechen.
 

Was bedeutete, dass er andere Leute fragen musste, wo Toda normalerweise zu finden war.
 

Im Gemeinschaftsraum entdeckte Byakuya den Deserteur Adachi. Er war unverwechselbar mit seiner leicht bräunlichen Haut und dem kontrastreichen, weißen, geometrischen Tattoo, welches die Hälfte seines Gesichts abdeckte, wie schimmernde Fischschuppen. Als Byakuya zum Tisch der Deserteure ging, fragte er sich, ob das Tattoo Adachis Zanpakutō reflektierte, wie es bei Renji der Fall war. Ein Wassertyp vielleicht? Eine Schlange? Oder ein Drache?
 

Die Gespräche an dem Tisch kamen zum Erliegen, als Byakuya halb da war. Adachi stand auf, um ihm gegenüberzutreten. Die anderen am Tisch erhoben sich leicht, bereit ihren Anführer zu verteidigen. Byakuya bemerkte, dass Adachis Hand unbewusst dorthin fiel, wo seine Klinge hätte sein müssen. Da sie sich um nichts schloss, kräuselte sie sich zu einer Faust. Ein kleiner Hauch von Schmerz ging durch sein Gesicht, bevor er seine Miene wieder im Griff hatte und zu wissen verlangte: „Was willst du von uns, Kommandant?“
 

„Keinen Ärger“, beharrte Byakuya. „Nur eine Information. Weißt du, wo ich vielleicht Toda finden kann?“
 

Adachis feste Miene wandelte sich in eine neugierige. „Toda? Du hast deinen Kameraden so schnell schon verloren?“
 

„Scheint so“, bestätigte Byakuya.
 

Adachis Körpersprache änderte sich, entspannte sich etwas, dachte Byakuya. Doch er wäre immer noch ein hervorragender Gegner. Er war nicht so groß wie Renji, doch er hatte eine ähnliche Statur und Haltung. Geschmeidig, gelenkig… ja, mit der Art von flüssigen Bewegungen einer Schlange.
 

Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Ich werde dir sagen, wo du Toda finden kannst, aber du musst mir eine Frage beantworten, Kommandant.“
 

Byakuya konnte keinen Schaden darin sehen, also nickte er. „Also gut.“
 

Er nickte mit dem Kopf in Richtung des Tisches, der von der Verräter-Division belegt war und sagte: „Dieser Haufen scheint zu denken, dass du nicht so verrückt bist, wie du aussiehst. Sie behaupten, ihr Willkommenskomitee wurde von Kidō getroffen. Gedämpft, aber immer noch funktionierendes Kidō auf höchstem Level. Ist das wahr? Kannst du es hier beschwören?“
 

Nach dem Gespräch mit Ten, fühlte Byakuya die Notwendigkeit zu fragen: „Würdest du mir glauben, wenn ich ja sagen?“
 

„Das würde ich, Kommandant“, sagte Adachi. Die Augen, die Byakuyas Blickkontakt suchten und auch hielten waren von einem auffallenden, blassen Grün und so scharf und durchdringend wie die einer Schlange. „Da ist etwas anders an dir. Ich denke, du bist ungebrochen.“
 

Ein Gemurmel erhob sich bei Adachis Worte und alle Augen wandten sich zu Byakuya, um ihn lange anzuschauen.
 

„Das ist nicht möglich“, sagte der grünhaarige, trollartige Anführer der Verräter mit einem Schnauben. „Ich denke, seine Verrücktheit färbt auf dich ab, Adachi.“
 

„Außerdem“, kicherte jemand in der Menge. „Falls das wahr wäre, würde die Wächterin ihm nicht von der Seite weichen. Der arme Kommandant würde ihr liebstes Spielzeug werden.“
 

Fast jeder schien das lustig zu finden, mit Ausnahme von Byakuya natürlich – und wie er bemerkte, die meisten der Deserteur-Division.
 

Als das Gelächter verebbte, wandte sich Adachi wieder zu Byakuya und sagte: „Du wirst den Kenpachi der Maden finden, wo du jeden Kenpachi erwarten würdest: Im Dojo.“ Adachi deutete auf einen in seiner Truppe und sagte: „Eskortiere den Kommandanten dorthin.“
 

Der Mann, auf den Adachi gezeigt hatte, sprang ohne Zögern auf. Als er an seinen Kommandanten vorbeiging, legte Adachi eine Hand auf seine Schulter und sagte: „Aber verschwinde schnell wieder von dort. Gib das Signal, falls du es brauchst.“
 

„Ja“, sagte der Untergebene mit einem respektvollen Nicken. Zu Byakuya sagte er: „Folgt mir.“
 

Niemand im Gemeinschaftsraum versuchte sie aufzuhalten, als sie gingen. Sie alle beobachteten nur Byakuya, wie er mit seiner Deserteur-Eskorte ging und schüttelten ihre Köpfe und murmelten ungläubig.
 

Der Mann, dem Byakuya folgte, gab ihm den Eindruck von einer Art stillen Würde. Er war ungefähr von Byakuyas Größe, feingliedrig, mit kurzen, dunklen Haaren mit unauffälligen, doch durchschnittlich hübschen Gesichtszügen. Er hielt seine Hände vor ihm zusammen, wie ein Priester oder Mönch. Wäre da nicht die Uniform der Hofgarden, Byakuya würde annehmen, dass er genau das war – oder eher, gewesen war.
 

„Wie wurde aus einem Priester ein Krieger?“, fragte Byakuya sobald sie die Geräusche des Gemeinschaftsraums hinter sich gelassen hatten.

Der Mann war überrascht. Doch er erholte sich schnell, beugte seinen Kopf wie in Zustimmung und sagte mit einem sanften Lächeln: „Das Problem ist, Kommandant, dass er nicht dazu geworden ist.“
 

„Du hast den Befehl zu töten verweigert?“ Der Priester sagte nichts dazu und so hakte Byakuya nach. „Hättest du nicht zum Heiler werden können?“
 

„Die Götter haben einen starken Sinn für Ironie, Kommandant. Es gibt nichts in meiner Seele, das nicht aus purer Gewalt geschmiedet wurde.“
 

Ah, tatsächlich war das eine Schande. Wie auch immer, es schien wie eine Verschwendung, denn Mann hierher zu schicken. Er schien solide und loyal. Könnte der Generalkommandant nicht einmal eine Begnadigung gewähren? „Haben sie nicht einmal in Erwägung gezogen, dich in die Priesterschaft zurückkehren zu lassen? Offensichtlich nimmst du dein Gelöbnis ernst genug, dass sie wissen müssten, dass du ihnen keinen Schaden zufügst.“
 

Ein weiteres, trauriges Lächeln zierte das Gesicht des Mannes. „Ich klinge vielleicht gebildet, Kommandant, doch mein Schrein ist tief im östlichen Rukongai, im Sakahone-Distrikt, 76. Ost. Niemand ist es erlaubt, außerhalb der Mauern der Seireitei bewaffnet zu sein. Vor allem nicht mit einem Zanpakutō namens Maouryuu.“
 

Maouryuu? Teufelsdrachenkönig. Je nachdem, wie es geschrieben war, könnte es auch eine Verbindung zu ‚Feind‘ oder ‚Erzfeind‘ haben. Mit einem solchen Namen alleine konnte Byakuya das Zögern des Generalkommandanten verstehen – zumindest ein wenig. „Doch sicherlich haben sie verstanden, dass du keine Rebellion aufheizen würdest, keine Anklage gegen sie führen würdest?“
 

Er lachte darüber laut auf. „Ich war ein Priester. Natürlich habe ich zu einer Rebellion aufgerufen. Ich habe mich geweigert, jemanden zu töten, ja. Ich schätze das Leben, was genauso bedeutet, dass ich es als eine Sünde empfinde, wenn auch nur eine einzige Seele aufgrund von Vernachlässigung getötet wird. Meine Leute sterben, ich wollte ihnen Nahrung geben. Und ich bezweifelte keinen Moment, dass ich es mit Maouryuu an meiner Seite hätte möglich machen können. Nein, Kommandant, ich gehöre hierher. In den Augen der Hofgarden bin ich die gefährlichste Einzelperson, der du jemals begegnen kannst. Eine Ehrliche.“
 


 

Renji fand Seichi im hinteren Bereich des Quartiers der Ranglosen, vertieft in ein Kartenspiel. Er lehnte sich mit seiner Schulter gegen die Wand und beobachtete für einige Minuten den Fortschritt des Spiels. Seichi war gerade genauso hinterhältig, wie er es in Inuzuri gewesen war. Diese Idioten verloren ihre letzten Hemden an ihn.
 

Einer von Seichis Gefährten bemerkte Renji, blickte zu ihm und sagte: „Dein Bruder ist ein dreckiger, mieser Schummler, Abarai.“
 

Renji schnaubte lachend. „Nah, du bist nur ein Trottel, der es nicht besser weiß als gegen einen Hai anzutreten, der seine Zähne in den Spielhöhlen von Inuzuri gewetzt hat.“
 

Alle verteilten sich sofort danach.
 

„Gottverdammt, Renji“, sagte Seichi und sammelte die Karten auf, die sie überall verteilt hatten. „Ich hatte sie am Haken. Nun werden es alle besser wissen, als gegen mich noch einmal zu spielen.“
 

„Tut mir leid, Brüderchen“, sagte Renji ernst. Er streckte seine Hand aus, um Seichi aufzuhelfen. „Hör zu, bist du an einem Gratisessen interessiert?“
 

„Kumpel, immer“, grinste Seichi und nahm seine Hand.
 

„Cool. Die Kuchiki haben uns in ihr großes Haus geladen.“
 

Sobald er auf den Füßen war, ließ Seichi Renjis Hand los, als hätte er sich verbrannt. „Kuchiki? Ich… Ich dachte… er sollte im Gefängnis sein. Oder – oh, ich verstehe, er hat sich bereits seinen Weg nach draußen erkauft?“
 

„Ah, ja, nein, nicht der. Ich habe es dir doch erklärt“, sagte Renji. „Byakuya hat einen Erben ernannt. Shinobu. Er ist ein guter Junge. Du wirst ihn mögen.“
 

Seichi sah sichtlich erleichtert aus. Er richtete sein Bandana, das kaum seine dreckig-blonden Dreadlocks im Zaum hielt und folgte Renji nach draußen. „Du bist sicher glücklich, huh?“, fragte er.
 

„Worüber?“, fragte Renji und konnte sich nicht vorstellen, worauf der anspielte.
 

„Nun ja, er ist weg“, sagte Seichi. „Du bist endlich von diesem missbrauchenden Arsch weg.“
 

Renji hielt an. „Worüber zum Teufel sprichst du?“
 

„Ich habe gesehen, was dein Kommandant dir angetan hat, Renji“, sagte Seichi. „Die Verletzungen.“
 

Sie waren bis zur Kantine gekommen. Einige Soldaten der 11. Division, die auf dem Weg zum Abendessen waren, blickten sie neugierig an.
 

Renji griff Seichi beim Ellbogen und lenkte ihn zu einer weniger belebten Gegend. „Seichi, ich habe es dir schon einmal gesagt, dass du das falsch verstanden hast“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich stehe auf das Zeug.“
 

„Und wie kommt es, dass er dann verhaftet wurde? Ich dachte, das läge an dir.“
 

Renji blickte Seichi einen langen Moment mit offenem Mund an, dachte daran, was die Torwächter ihm gesagt hatten. „Seichi“, Renjis Stimme war ein Knurren. „Erzählst du den Leuten deine verschissenen und verrückten Theorien über Byakuya und mir? Denn das ist nicht cool, Seichi. Überhaupt nicht cool.“
 

„Jeder hier schien mitzufühlen. Sie alle wissen, wie dein Kommandant war, als du versucht hast, das Richtige bei Rukia zu tun. Dich ins Gefängnis zu werfen und dich blutig zu prügeln“, sagte Seichi. „Niemand denkt weniger von dir, dass er das machen konnte. Selbst der Kommandant denkt, dass Kuchiki stark ist.“
 

„Oh mein verschissener Gott, du redest nicht mit Kenpachi über meine Beziehung, oder?“
 

Seichi hatte wenigstens den Anstand, nervös auszusehen. „Ähm… er hat vielleicht zugehört.“
 

Renjis Stimme war kalt und ruhig, als er murmelte: „Ich muss dich vielleicht wirklich umbringen.“
 


 

Byakuya bemerkte an den Klängen eines Kampfes, dass sie in der Nähe des Dojo waren. Da waren wütende Schreie und konstante, brutale, hämmernde Schläge.
 

Die priesterliche Eskorte verbeugte sich kurz und entschuldigend vor Byakuya. „Ich gehe nur so weit, Kommandant. Ich habe vielleicht das Gelöbnis des Pazifismus geschworen, doch der Kenpachi der Maden hat so etwas nicht getan.“
 

Byakuya nickte verstehend und dankend.
 

Vorsichtig blickte Byakuya in das Gefängnis-Dojo, unsicher, was ihn dort erwartete. Sicherlich würden sie keine Bokken oder irgendwelche anderen Übungswaffen dort haben, vor allem wenn es Toda noch nicht einmal erlaubt war, kurzzeitig einen Mopp zu halten.
 

Es schien, als wären den Insassen eine Art von Schaumstoffschlauch erlaubt. Toda hämmerte seins gerade gegen eine, mit Gummi ummantelte, Attrappe in Fetzen. Als sich das letzte bisschen des Schaumstoffschlauchs pulverisiert hatte, schlug er die Attrappe mit seinen Fäusten um. Er setzte sich rittlings darauf und hämmerte es in den Boden, bis die hölzerne Form splitterte und die Gummirüstung nichts mehr weiter als ein unkenntlicher Klumpen war.
 

Hmmm, vielleicht war das Buch nicht annähernd so wichtig.
 

Byakuya überlegte, einfach wieder lautlos zu gehen, als Toda ihn zu bemerken schien. „Tja, wenn das nicht Kommandant Wahnvorstellung ist“, sagte er und klopfte die Holzflocken und alles andere von seiner Uniform. „Bitte sag mir, dass du gekommen bist, um mich herauszufordern.“
 

„Nicht dieses Mal“, sagte Byakuya. Er war sich nicht sicher, warum er es in dieser Weise ausgedrückt hatte, denn er hatte keinerlei Intentionen, gegen diese Brut zu kämpfen. Vielleicht war es die Stellung als Kenpachi im Generellen, die seine angriffslustige Seite zum Vorschein brachte. Oder vielleicht waren es Rothaarige. „Ich habe mich gefragt, ob du gewillt bist, mir mehr Tee zu besorgen.“
 

Toda starrte Byakuya lange an. „Du möchtest, dass ich dir Tee hole?“
 

„Ja.“
 

„Glaubst du, ich arbeite für dich?“
 

„Nein“, sagte Byakuya. „Ich bin gewillt, dafür zu handeln.“
 

„Ok“, sagte Toda und rieb abwesend seine geschwollenen Knöchel. „Wie viel Tee brauchst du?“
 

Byakuya überlegte. „Ich glaube, eine Portion würde reichen.“
 

„Wann möchtest du ihn?“
 

„Sobald es dir möglich ist“, sagte Byakuya.
 

„Ja, ich könnte dir heute Abend Tee besorgen“, sagte Toda und überlegte. „Nachdem du und das Wiesel euer Abendessen hattet.“
 

Byakuya nickte. „Exzellent. Was schulde ich dir dafür?“
 

„Ten“, sagte er ohne zu zögern. „Sag deinem Wiesel-Zellengenosse, dass er kommen soll, um gegen mich zu kämpfen. Wenn er es nicht tut, gehört dein Arsch mir.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 31:
Obwohl sie immer noch von einander getrennt sind, denken Renji und Byakuya über ihre Leben als Soldaten und ihre Beziehung zu ihrem Zanpakutō nach. Komplett anzeigen

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