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Welt ohne Grenzen

von

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Zukunft (Noctis Lucis Caelum)

Es herrscht Frieden.
 

Nachdem die Dunkelheit wieder aus der Welt verschwunden ist gab es noch einiges zu tun. Rashins Kraftwerk wurde komplett abgebaut und von Exineris durch ein vernünftiges ersetzt, das den Strom tatsächlich aus Erdwärme herstellt. Das unterirdische Labor existiert nicht mehr.
 

Zerstörte Häuser und Straßen wurden restauriert, das Wahlsystem von Grund auf erneuert, bis Lucis tatsächlich eine funktionierende Regierung gefunden hat. Ein König an der Spitze, ein Rat, dessen Mitglieder allesamt vom Volk gewählt sind. Entscheidungen, die das Volk per Abstimmung bestimmt. Es hat eine Zeit gedauert, aber Nyx wurde bald als neuer König angenommen und ich konnte mich guten Gewissens zurückziehen. Wo es dem Jungen an Erfahrung fehlt helfen ihm sein Vater und der Bürgerrat. Wir vier Freunde haben uns ein wenig verstreut, aber die Entfernung mindert unsere Freundschaft nicht. Trotzdem freue ich mich unendlich, zum ersten Mal seit Beginn meines Ruhestandes alle drei auf einmal zu mir einzuladen. Teilweise mit Anhang.
 

Ignis steht bereits in meiner Küche und hilft Luna fleißig, das Essen für den Grill vorzubereiten. Er hat lange nicht mehr richtig gekocht, aber der Duft, der aus dem Küchenfenster wabert, ist fantastisch. Nyx hat es auch geschafft, sich von seinen Pflichten als König Urlaub zu nehmen, bis vor einer Stunde habe ich mit ihm unten am Meer geangelt. Er hat ein wenig mit Akne zu kämpfen, eine Tatsache, die vor der Kamera und auf offiziellen Anlässen gut überschminkt wird, ist aber ansonsten zu einem recht attraktiven Teenager heran gewachsen. Das Leben als König ist schwer und weil er, anders als ich, nicht jeden Tag zum Angeln kommt habe ich ihn allein weiter machen lassen. Iris, sein Schild, ist natürlich bei ihm, begleitet von Crowe, die sich fleißig auf ihre Aufnahme in die Königsgarde vorbereitet. Beide leben im alten Anwesen der Amicitias neben der Zitadelle, verwöhnt und unterstützt von Talcott, der im finalen Kampf um Insomnia endlich den Mut gefunden hat, Iris zu sagen, was alle außer ihr längst wussten. Gladio hat freundlicherweise davon abgesehen, den armen Kerl zu lynchen, vor allem, als Iris ja gesagt hat. Nachwuchs hat sich noch nicht eingestellt, aber das kann ja noch werden.
 

Gladio selbst ist noch nicht hier; er hat sich mit seiner Frau nach Galahd zurückgezogen und ebenfalls seinen Ruhestand angetreten. Sein Arm ist wieder gut verheilt, abgesehen von ein paar Narben und der Eigenart, Wetterschwankungen vorherzusagen. Dennoch wird er wohl nicht mehr kämpfen, ohne explizit angefordert zu werden. Vorhin hatte er kurz angerufen, dass er sich verspäten wird; es gibt wohl ein Problem mit der Fähre. Ich mache mir deswegen keine großen Gedanken, Gladio ist schließlich der Letzte, der sich einen gemütlichen Grillabend entgehen lassen würde.
 

Erst recht bei diesem fantastischen Wetter. Die Sonne scheint hell inmitten eines wolkenlosen Himmels, die Luft ist warm und duftet nach Meer. Früher Vormittag, ein gemütlicher Schaukelstuhl auf der Südseite meiner Hütte... ein Traum, der Realität geworden ist. Einen besseren Tag hätten wir kaum auswählen können für unser Treffen.
 

"Onkel Nooo~ct!" Ich muss wohl kurz eingenickt sein, denn die schrille Stimme reißt mich aus dem Schlaf. Mein Schaukelstuhl kippt beinahe nach hinten über als der kleine Wirbelwind auf meinen Schoß springt, um mich stürmisch zu umarmen.
 

"Cid, Hallo! Meine Güte bist du wieder gewachsen..."
 

Strahlende Augen blicken mir entgegen, blau wie die Sielblumen aus Tenebrae. Cid stemmt seine kleinen Füße auf den Sitz meines Stuhles, greift mit seinen Händen die Streben der Lehne und fängt wild an zu schaukeln. "Weißt du was cool ist?", fragt er mich begeistert, aber es klingt mehr nach einer Aufforderung als nach einer Frage. "Wir sind einen echten Chocobo geritten. Einen echten, lebendigen Chocobo! Das war so COOL!"
 

"Uhum." Ich muss kräftig gegensteuern, damit der Schaukelstuhl nicht umkippt, die Konzentration auf diese Aufgabe macht es schwer, sich von Cids Begeisterung anstecken zu lassen. Der kleine Rabauke hat mehr Sommersprossen als sein Vater und noch ein wenig Babyfett am Körper, aber er wächst ja auch noch und ist ordentlich aktiv. Prompto selbst hat auch etwas zugelegt, ist aber immer noch extrem schlank. Er hebt gerade den Sattel von Bokos Schultern und entlässt den gelben Vogel zurück auf den Paddok.
 

"Voll cool, dass Wiz dir unsere alten Leih-Chocobos überlassen hat", freut er sich, "ist Sweety auch hier?"
 

"Ja, sie hat sich nur etwas versteckt", antworte ich schmunzelnd. Das Schmunzeln wird zu einem Grinsen, als mir ein neuer Gedanke kommt: "Wisst ihr, was noch cooler ist?"
 

"Nein, was?", fragt Prompto und auch Cid hält endlich still, um mich erwartungsvoll anzusehen.
 

"Wollt ihr beide mal ein Chocoboküken schlüpfen sehen?"
 

Die unschuldige Frage schlägt ein wie eine Bombe und mein Schaukelstuhl kippt beinahe ganz nach hinten um, als nun auch Prompto mir fast in den Schoß springt. Lachend führe ich die beiden zu einem kleinen Verschlag auf der Chocobokoppel. Sweety blickt freudig auf, als sie ihren alten Freund Prompto erkennt und gibt ein zutrauliches Schnattern von sich. Sie sitzt in einem Nest aus Stroh, Moos und Daunen. Prompto zu liebe steht sie auf und präsentiert uns vertrauensvoll ihr Gelege. Drei große, wackelnde Eier liegen zwischen ihren schuppigen Beinen, eines hat bereits deutliche Brüche in seiner gefleckten Schale. Atemlos sehen Cid und Prompto zu, wie die Eier gegeneinander schlagen, rollend, wackelnd und leise piepsend, bis endlich der erste kleine Schnabel sich seinen Weg nach draußen bricht. Das Küken folgt gleich darauf, nass, klebrig und noch mit fest geschlossenen Augen. Sweety krault es zärtlich mit ihrem großen Schnabel, trocknet ihm die Federn und würgt fürsorglich einen breiigen Klumpen Gizarkraut hoch, den das Küken ihr gierig aus dem Schnabel pickt.
 

Auch die anderen Küken befreien sich nun aus ihren Eiern, und auch sie werden von ihrer Mutter liebevoll empfangen und gefüttert. Alle drei Küken haben lackschwarze Federn, alle drei sind lebendig und gesund. Ich bin stolz auf Sweety.
 

"Zeit zu gehen", raune ich meinen Jungs zu, "lassen wir ihr die Zeit mit den Kleinen allein zu sein." Prompto nickt verständnisvoll und hebt seinen Sohn hoch um ihn wieder ins Freie zu tragen. Cid blickt noch immer mit leuchtenden Augen dem Verschlag nach, aus dem die Stimmen der hungrigen Küken deutlich zu hören sind.
 

Inzwischen ist endlich auch Gladio eingetroffen. Seine Haare sind noch heller geworden, an den Seiten inzwischen sogar komplett weiß. Aber ich brauche kaum lästern; meine eigenen Haare sind auch längst nicht mehr so tief schwarz wie sie mal waren. Der letzte Einsatz des Rings hat mich viel Kraft gekostet, die ich in Jahren zu zahlen hatte. Aber es könnte schlimmer sein... noch fühle ich mich so frisch, wie ich mit Mitte vierzig nur sein kann.
 

"Bist du nicht noch ein bisschen zu jung für den Schaukelstuhl, Noct?", unkt Gladio und hebt grinsend die Hand zum Gruß.
 

"Wüsste nicht, dass es dafür ein Mindestalter gäbe", gebe ich zurück, "Cid findet den Stuhl auch toll, und der ist fünf." Tatsächlich ist der Kleine schon wieder auf dem Stuhl gesprungen um fleißig zu schaukeln. Prompto hat sicherheitshalber die Hände an der Lehne, damit kein Unfall passiert. "Was hat dich aufgehalten?"
 

"Hab spontan noch wen mitgebracht", erklärt Gladio, und mit fällt jetzt erst das kleine rosa Bündel in seinen massigen Armen auf. Er hält es für mich hoch und ich kann nicht anders, als breit zu grinsen. "Hallo Lilly Mäuschen", gurre ich wie ein Idiot und fasse die winzigen Hände des Mädchens, "kommst deinen Onkel Noctis auch mal besuchen, ja?"
 

Lilly brabbelt kichernd und tropft Speichel auf ihr weißes Lätzchen. "Edna ist wieder schwanger, ihr ist es momentan etwas zu anstrengend allein mit dem Baby", erklärt Gladio, "immerhin ist Lilly schon ein Jahr alt und kann gut genug laufen und klettern, um eine Menge Chaos zu stiften, da kommt Mutti mit dem dicken Bauch nicht hinterher."
 

"Darf ich sie mal halten?"
 

"Klar. Aber Vorsicht, die läuft etwas aus. "
 

"Hab ich gesehen, danke." Lilly sabbert tatsächlich recht fleißig. Ich nehme sie vorsichtig auf den Arm und tupfe ihren kleinen Mund mit dem Lätzchen ab. Sie ist groß und schwer für ihr zartes Alter, und die winzigen Finger, die sich in meine Jacke krallen, sind ungewohnt kräftig. Die feinen schwarzen Locken auf ihrem Köpfchen sind mit einem süßen rosa Zopfband gebändigt.
 

"Und Edna ist jetzt schon wieder schwanger?" Wiederholt Ignis, der gerade aus dem Haus gekommen ist, um Teller voller Gemüse und selbstgemachten Soßen auf den Gartentisch zu verteilen, "da versucht wohl einer, kurz vor Torschluss doch noch einen Jungen zu bekommen..."
 

"Unterstellst du mir da gerade irgendwas?", knurrt Gladio in gespieltem Ärger, klopft dem alten Freund aber trotzdem kameradschaftlich auf die Schulter und nimmt grinsend die rohen Behemothsteaks entgegen, die Ignis ihm für den Grill reicht. Frisches Fleisch von einem, der herkam, meine Chocobos zu fressen... der hat sich mit dem Falschen angelegt. Ich wiege Lilly in meinen Armen und bedauere mal wieder, dass ich keine eigenen Kinder haben kann. Luna und ich sollen tot sein, Kinder sind für uns nicht vorgesehen. Umso dankbarer bin ich, dass meine Freunde mich am Leben der ihren teilhaben lassen.
 

Schließlich kommt auch Nyx mit den großen Mädchen zurück zur Hütte. Er hat eine beträchtliche Menge Fische dabei, genug, uns alle satt und zufrieden zu machen. Es ist herrlich, so mit meinen Freunden und ihren Kindern zusammen zu essen, uns so sitzen wir bis spät in die Nacht auf meiner Terrasse, erinnern uns gegenseitig an frühere Abenteuer und lustige Anekdoten und gehen erst ins Bett, als Lilly und Cid schon längst schlafend im hohen Gras liegen. Der Himmel ist hell und voller Sterne, als wollte er uns daran erinnern, dass die Dunkelheit selbst nachts keine Bedrohung mehr ist.
 

Es herrscht endlich und ehrlich Frieden auf Eos.



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