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Welt ohne Grenzen

von

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Aus der Asche (Prompto Argentum)

Als Kind habe ich immer gedacht, dass ich es nicht verdient hätte, glücklich zu sein.
 

Ich war nur adoptiert, hatte keine echten Eltern, und ich wusste, dass ich einer von denen bin. Den anderen, den Bösen. Einer aus Niflheim, ein Feind von Lucis. Meine Eltern haben sich sehr bemüht, mir beizubringen, dass ich trotzdem ein guter Junge bin. Dass es mir in Insomnia gut gehen würde, dass man mich von dort gerettet hat. Wenn ich den Barcode auf meinem Arm nicht sehen musste, konnte ich manchmal fast glauben, dass ich jetzt einer von den Guten war.
 

Als ich fünf Jahre alt war habe ich den Schürhaken aus unserem Kamin genommen um mir den Code aus der Haut zu brennen. Ich war gerade erst in die Schule gekommen, habe zum ersten Mal wirklich live gehört, was die anderen Kinder über uns Niffen denken. Was wir für Monster sind. Dass wir andere Menschen essen. Ich wollte keiner von denen sein, und ich wusste, dass ich den Code dazu loswerden müsste. Eine dumme Idee, aber die Ärzte haben mich wieder gut hinbekommen. Kaum Narben an meinem Arm, aber den blöden Code konnten weder das Feuer noch die Ärzte löschen. Dafür hat mein Vater den Kamin ausbauen lassen und gegen einen elektrischen ersetzt. Er und Mama waren eine Weile öfter zu Hause nach der Schule, aber bald haben sie wieder voll arbeiten müssen und ich musste zurück in den Unterricht. Gestärkt durch psychologischen Rat, aber immer noch einsam und ängstlich.
 

Ich dachte damals, ich wäre das einsamste Kind auf der Welt. Bis ich ihn gesehen habe: Noctis Lucis Caelum, Kronprinz von Insomnia, der ganze Stolz des Reiches. Wir waren nicht in derselben Klasse, aber ich habe ihn oft auf dem Gang bemerkt, immer umringt von anderen Kindern, immer gelöchert von Fragen. Wie viele Diener habt ihr, wie viele Köche, wie viele Hektar Garten? Aber da war keiner, der die richtigen Fragen stellt. Wie geht es dir? Wollen wir Freunde sein? Magst du auch Hunde? Oder Chocobos? Ich hätte ihn das alles gern gefragt, aber ich war niemand, der sich das trauen durfte. Bis ich Pyrna kennen gelernt habe… bis Lunafreya mich um Hilfe für Noctis gebeten hat. Mein erster Versuch ihn anzusprechen war mehr als peinlich. Ich war dick und unsportlich, zu fett und zu langsam, als das ich mit ihm hätte mithalten können. Aber ab diesem Tag wusste ich, dass ich mich ändern musste. Ich wollte jemand sein, der es Wert ist, Noctis‘ Freund zu sein. Jemand, der mit ihm mithalten kann, wenn er läuft oder springt, jemand, auf den er nicht ständig warten oder Rücksicht nehmen muss. Also hab ich trainiert. Bin jeden Tag Laufen gegangen, habe meine Ernährung umgestellt, versucht, offener und cooler zu werden. Bis ich gut genug war, um es nochmal zu versuchen. Aber als ich mich dann vorgestellt habe hat Noct nur gelacht und gemeint, wir wären doch längt Freunde. Und so hat er mich auch behandelt; als würde er mich schon ewig kennen.
 

Seit dem ersten Tag der Highschool waren wir ständig zusammen. Sind in die Spielhalle oder ins Einkaufszentrum gegangen, irgendwann hat Noct mich sogar in seine Reitschule mitgenommen, um mir die Chocobos zu zeigen. Ist mit mir nach Hause gekommen, hat mir Ignis und Gladio vorgestellt. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich glücklich. Ich habe dazu gehört, war jemand, mit dem man sich gerne trifft und der etwas wert ist. Den Code auf meinem Arm konnte ich teilweise über Monate komplett vergessen. Aber ich wusste, dass die Highschool nicht ewig geht, dass Noct irgendwann in die Zitadelle zurückkehren würde, wo er für einen einfachen Bürger wie mich unerreichbar ist. Also hab ich mich bei der Garde beworben, um mich hochzuarbeiten. Ich dachte, wenn ich mich nur genug anstrenge, könnte ich durch die Ränge aufsteigen, bis ich es Wert bin, auch einem König zur Seite zu stehen. Aber eigentlich ging es in meinem Training nur darum, mich irgendwie fit zu kriegen, damit ich nicht im Weg stehe. Dass Noct mich mit auf seine Reise nehmen würde stand vorher schon fest, Cor musste nur dafür sorgen, dass er damit keinen Fehler macht. Das Training war hart, aber es hat mir auch das Gefühl gegeben, dass ich für meine Freunde kämpfen kann, und wenn es nur ist, dass ich ihnen nicht im Weg bin. Dabei waren die Sorgen, die ich mir deswegen gemacht habe, völlig unbegründet. Noct wollte mich um jeden Preis dabei haben, weil ich sein Freund bin, und auch die anderen waren froh, mich im Team zu haben. Ich weiß noch, wie Ignis sich jedes Mal gefreut hat, wenn ich beim Tisch decken geholfen und sein Essen gelobt habe. Gladio ist morgens immer mit mir joggen gegangen, wenn ich nach einem Besuch im Krähennest ein schlechtes Gewissen hatte. Auch die beiden hatten mich gern um sich.
 

Als Noct im Kristall verschwunden ist war ich trotzdem oft allein unterwegs. Es gab so viele Siecher dass es sinnvoller war, getrennt zu agieren, und ich musste stärker werden. Es hat mir nicht mehr gereicht, nicht im Weg zu sein, ich wollte wirklich etwas bewegen. Noct finden, die Welt retten, oder zumindest die nächste Familie vor den Siechern schützen. Ich hab diese zehn Jahre überlebt. Und ich bin stark geworden. Stark genug, um Noct auf seinem letzten Weg zu begleiten, stark genug, um Insomnia zurückzuerobern. Aber was danach kam… die Zeit ohne ihn war hart.
 

Ich will nicht sagen, dass ich mich mit Ignis und Gladio zerstritten hätte, das wäre gelogen. Wir haben uns gestritten, ja, immer wieder und manchmal auch recht schlimm. Aber wir haben uns auch immer wieder vertragen. Mal eine Nacht drüber schlafen, sich selbst einen Idioten schimpfen und dann einfach ‚tut mir Leid‘ sagen. Wir konnten einander nicht helfen, aber wir haben es immer versucht. Manchmal waren es nur Kleinigkeiten… ein wenig Hilfe im Haushalt, Händchen halten, bis ein Baby da ist, mal Babysitten, damit die Eltern schlafen können. Manchmal waren es größere Sachen. Ignis hatte ein paar Mal richtige Panikattacken, bis er sich daran gewöhnt hat, wie schlecht er sich in größeren Menschenmengen orientieren kann. Dann habe ich ihn am Arm geführt, aus der Menge raus, bis er sich beruhigt hat. Gladio stand immer wieder zu nahe am Abgrund, hat dringend Zuspruch gebraucht, um doch nochmal die Kurve zu kriegen. Einmal habe ich ihn dafür so heftig provozieren müssen, dass er mich fast bewusstlos geschlagen hat, da ist er die ganze Zeit im Krankenhaus bei mir geblieben. Wir haben uns darauf geeinigt, dass die anderen definitiv in der Überzahl waren, und ich durfte ein paar Tage in Gladios Wohnzimmer campen. Kam mir ganz gelegen… es hat gewittert an dem Tag. Und Gladio war froh um meine Anwesenheit, weil er gerade auf sein Baby warten musste. So schwer es manchmal war, einander auszuhalten, wir sind oft zusammen abgehangen. Selten wirklich zu dritt, aber… aber ich habe die Nähe meiner verbliebenen Freunde gebraucht und sie waren für mich da, auch wenn es mal nichts für mich zu helfen gab. Haben mir ohne viel zu fragen Schutz und Zuflucht geboten. Auch, wenn ich nicht mit ihnen über meine Sorgen reden konnte, habe ich mich nie allein gefühlt.
 

Nicht, bis diese Maschine mich aus der Stadt gejagt hat. Ich wollte nicht fort. Konnte mich nur mit Mühe überreden lassen, Ignis die Pflege des Altars in der Zitadelle zu überlassen. Aber vor allem wollte ich nicht weg von Ignis und Gladio. In Hammerhead, bei Cidney, da ging es noch einigermaßen. Aber je weiter ich weg musste… desto einsamer wurde ich. Cidney und Gladio haben mich oft besucht, auch Ignis hat sich hin und wieder zu mir fahren lassen, um selbst nach mir sehen zu können. Ich habe nur noch für diese Besuche gelebt… nur noch für diese paar Stunden, in denen ich nicht alleine war. Nemos Angebot, in sein Team zu kommen, war verlockend. Aber er war gegen Lucis… ich konnte nicht mit ihm gehen. Ich liebe dieses Land und seine Leute, egal wie selten ich meine Freunde gesehen habe, ich würde niemals der Verräter werden, als den der Code auf meinem Arm mich bezeichnen will. Ich bin meinen Leuten treu… aber letztendlich habe ich sie doch in seine Arme geführt.
 

Piep.
 

Ein Zucken geht durch meinen Körper bei der Erinnerung. Ich war damals schon in der Nautilus. Gefangen, aber behandelt wie ein Gast. Die starken Wände boten ein wenig Schutz vor der Strahlung, ich hatte ein eigenes Zimmer, Essen, Gesellschaft. Niemand hat mir verboten, gut über meine Heimat und meinen König zu sprechen, ich habe mich bemüht, mit Nemo und seinen Leuten zu verhandeln, ihnen klar zu machen, dass nicht Lucis, sondern Rashin und seine Partei von Extremisten am Tod seiner Töchter Schuld haben. Dass er nur diesen einen Mann töten muss, nicht das ganze Land. Dass ich ihm gerne helfe, die Maschine zu vernichten, aber kein Unschuldiger dabei sterben darf. Aber meine Worte fielen auf taube Ohren. Zu viel Hass, der der Vernunft im Weg steht.
 

Piep. Piep.
 

Ich weiß noch, wie er mich in diesem dunklen Keller abgelegt hat, als es mit mir zu Ende ging. Wie liebevoll er meine Haare gestreichelt hat. Wie ich nach seinem Arm gegriffen habe damit er mich nicht allein lässt. Ich war so verzweifelt… die drohende Einsamkeit wollte ich nicht wieder. Lieber im Kreis meiner Feinde sterben als ganz allein. Letztendlich hat Nemo mir ein altes Radio dagelassen, sogar extra einen insomnischen Kanal eingestellt, damit ich eine freundliche Stimme in meiner Sprache reden höre. Ich bin ihm dankbar dafür… der kalte Ort hat mich lange genug am Leben gehalten, dass ich meinen Mut wiederfinden und überleben konnte. Ich habe nach Hause gefunden, durfte wieder zu meinen Freunden und letztlich mit ihnen auf eine neue Reise gehen. Ich dachte, diesmal wäre ich stark genug, eine Hilfe zu sein. Aber so war es nicht.
 

Piep. Piep.
 

Letztendlich… habe ich sie Nemo in die Arme geworfen. Dem Mann, der jeden Menschen in Lucis tot sehen will. Weil ich keinen anderen Ausweg wusste… weil ich nicht stark genug war. Meine Augen brennen vor Tränen. Mein Leben zieht an mir vorbei… vielleicht geht es diesmal wirklich zu Ende. Nemo würde mir nichts tun, aber für diesen Verrat an meinem Land werde ich sicher hingerichtet. Ich bin gefesselt… breite Lederriemen halten mich an meinem Bett, in meinem linken Arm steckt ein Schlauch, der brennende Flüssigkeit in meinen Körper schickt. Ich kann kaum atmen… sehe schon den Fluss, an dem Noct auf mich gewartet hat, als er noch tot war. Diesmal ist hier niemand… niemand mit der Macht, mir entgegenzugehen auf diesem letzten Weg.
 

Piep. Piep. Piep.
 

„Prompto?“
 

Jemand nimmt meine Hand.
 

Ich erinnere mich daran, als Gladio mich geschlagen hat. Einen Moment war ich bewusstlos, da kam ich an diesen Fluss. Noct und ich sind oft hier gewesen, an der abschüssigen Wiese neben der großen Brücke, eine Idylle mitten in der Stadt. Noct saß da und hat entspannt die Angel ins Wasser gehalten, ich durfte mich an seinen Rücken lehnen. Wir haben geredet… ich weiß nicht mehr, über was. Ich wollte bei ihm bleiben, und für ein paar Minuten hat er es mir gestattet. Dann musste ich zurück, bin im Krankenhaus aufgewacht. Gladio hatte sich furchtbare Sorgen gemacht, aber mir ging es gut. Nichts, was ein paar Potions nicht heilen konnten.

Als dann diese Maschine gebaut wurde, kam ich noch öfter an den Fluss. Zu Noctis. Er hat mich in seiner Nähe ausruhen lassen, so lange ich wollte, und mir immer wieder den Weg zurück gewiesen. Noch nicht jetzt... es ist noch zu früh. Ich wollte nicht sterben, und er hätte mich auch nicht sterben lassen. Hat an der Grenze zum Jenseits gewacht, um mich wieder und wieder zurückzuschicken. Hat mir Mut gemacht, wann immer ich am Ende war. Aber heute ist hier niemand, nur die grasisge Böschung und der Fluss.
 

Piep. Piep. Piep. Piep.
 

Langsam verblasst das Bild des Flusses wieder. Das Gras, der Himmel, das Wasser unter der Brücke… was bleibt, ist ein grelles Licht. Und seine Stimme, die leise zu mir spricht.
 

„Ich bin hier Prompto, sieh mich an.“
 

Ich zwinge mich, die Augen zu öffnen. Es ist nicht leicht; das Licht blendet, und das Bild ist verschwommen. Ein Schatten schiebt sich zwischen mich und die Lampe, beugt sich über mich.
 

„Noct…?“
 

„Endlich! Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf.“ Nocts Stimme klingt unendlich erleichtert, genau wie Gladio damals, vor inzwischen mehr als sechs Jahren. „Wie fühlst du dich?“
 

Ich brauche einen Moment, die Frage zu verarbeiten. Eben noch zog mein ganzes Leben an mir vorbei, und jetzt… Das Piepen rückt langsam in den Hintergrund, meine Augen gewöhnen sich an das Licht. Ich kann Noct erkennen, wie er sich über mich beugt, immer noch verschwommen, aber nah genug, um den besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht zu deuten. Seine Hand liegt in meinen Haaren, ich kann spüren, wie seine Finger zittern.
 

„Was ist passiert?“, meine Stimme ist heiser, kaum lauter als das Piepen. Ich will meine Hände bewegen, will den Schlauch aus meinem Arm ziehen, aber ich kann mich nicht bewegen. Die Fesseln an meinem Bett sind real, ich habe keinen Zentimeter Raum. „Wo bin ich?“
 

„Im Krankenhaus. Die Ärzte mussten dich in ein künstliches Koma schicken, damit das Gift dich nicht umbringt, bevor dein Körper es abbauen konnte. Du hast zwei Wochen geschlafen. Wir haben uns ganz schön Sorgen gemacht… aber jetzt ist alles gut.“
 

Ich verstehe nicht genau, worüber Noct redet, aber es tut gut, seine Stimme zu hören, und er wirkt gesund. Ich kann langsam wieder ruhiger Atmen. „Warum bin ich gefesselt?“
 

„Du hattest schlimmes Fieber. Albträume, nehme ich an, hast dich ganz schön gewehrt gegen die Ärzte. Sie mussten dich fesseln, damit du die Infusion nicht raus reißt. Die soll noch eine Weile laufen.“
 

Ich blicke auf den Schlauch, der in meinen Arm führt. Vage erinnere ich mich, ich hätte von meiner eigenen Hinrichtung geträumt… natürlich ist kein Gift in dem Schlauch, nur Medizin. Sicher hab ich mich ganz schön angestellt in meiner Angst.
 

„Meinst du, ich kann dich jetzt losmachen?“, fragt Noct vorsichtig, „Versprichst du mir, dass du brav liegen bleibst?“
 

Ich will nicken, aber nicht mal so weit bewegen kann ich mich. Noct scheint jedoch schon den Versuch zu verstehen und er beginnt, die Gurte zu lösen, massiert sogar meine Arme und Beine, wie Ignis es bei ihm gemacht hat, als er sich nicht bewegen konnte. Ich schäme mich ein bisschen, so eine Behandlung von meinem König zu bekommen, aber Noct ist in erster Linie mein Freund. Die Massage tut gut.
 

„Ganz befreien kann ich dich noch nicht“, entschuldigt er sich schließlich, während er meine Füße massiert, „Die Halskrause und das Stützkorsett bleiben noch, bis du geröntgt worden bist. Der Arzt macht sich Sorgen, dass deine Wirbelsäule bei dem Angriff Schaden genommen hat… etwas Schlimmes wäre bei deinem Gezappel sicher sofort aufgefallen, aber leichtere Brüche können manchmal eine tickende Zeitbombe sein.“ Eine falsche Bewegung und Bumm. Natürlich werde ich da erst mal festgepackt, um weiteren Schaden zu verhindern. „Während du in Narkose lagst, konnten sie dich nicht in den Scanner fahren, weil sie dafür die Überwachung hätten ausschalten müssen.“
 

„Verstehe.“ Es ist etwas unbequem, aber immerhin kann ich jetzt locker Nocts Hand halten. Langsam beruhige ich mich auch wieder. „Wo sind die anderen?“
 

„Nicht weit weg.“
 

Mir fällt auf, dass Noct oft auf die Uhr sieht. Er ist gut angezogen, trägt den feinen Anzug, in dem er seine Reden gehalten hat.
 

„Triffst du noch jemanden?“, frage ich leise.
 

„Wa… ja. Ja, ich muss gleich weg. Da steht ein Kriesengipfel an, zu dem ich erscheinen sollte, ich habe nur um etwas Zeit gebeten, weil ich da sein wollte, wenn du aufwachst. Hast dir ganz schön Zeit gelassen.“ Der Vorwurf klingt nicht sehr ernst gemeint, zumal Noct sich noch im Sprechen zu mir herunterbeugt um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Der Bart kitzelt ganz schön… ich muss ein wenig kichern.
 

„Geh nur“, beruhige ich ihn, „ich komme schon klar. Und… danke… danke, dass du hier warst. Das bedeutet mir super viel.“
 

„Weiß ich. Hab doch versprochen, dass ich dich nie mehr allein lasse.“ Wieder streicht mir Noct die Haare aus dem Gesicht, lehnt seine Stirn an meine und sieht mir fest in die Augen. Es ist etwas unheimlich beruhigendes in diesem dunklen Blau… Wie der Nachthimmel in der Zeit, als es keine Siecher gab. Friedlich und sicher. „Ich muss leider wirklich gleich los, aber Ignis kommt sofort zu dir rein, ja? Wenn du Angst hast, ruf einfach eine der Schwestern, die holen ihn dir notfalls her.“
 

Noct drückt mir eine Art Fernbedienung in die Hand, die mit einem Kabel am Bett hängt. Sicher der Piepser für die Schwestern. Ich schlucke vorsichtig gegen die Halskrause und blicke Noct nach, als er aus dem Raum eilt. Meine Infusion ist schon fast leer… sicher dauert es eh nicht lang, bis jemand kommt.
 

Ich muss wohl doch noch einmal kurz eingenickt sein, denn als ich die Augen wieder öffne, ist Ignis schon bei mir und der Schlauch aus meinem Arm verschwunden. Blinzelnd sehe ich mich um, meine Augen scheinen sich ein wenig an das helle Licht gewöhnt zu haben, und jetzt fallen mir auch die vielen Blumen auf meinem Nachttisch auf. Karten, kleine Geschenke und Schokolade sind auch dabei… Und zwischen all dem hängt mein Traumfänger.
 

„Na, wieder wach?“ Ignis' Frage reißt mich aus meinen Gedanken, und wieder muss ich meine schwache Stimme bemühen, weil ich nicht nicken kann. „Die Schwestern bringen dich gleich in die Radiologie, dann kannst du dich hoffentlich bald freier bewegen. Wie fühlst du dich?“
 

„Ziemlich daneben“, gebe ich zu, „und voll auf Drogen.“
 

Ignis lacht nur gutmütig und streichelt mich zärtlich. „Nur verständlich, immerhin lagst du fast zwei Wochen im künstlichen Koma. Es dauert sicher noch eine Weile, bis du die Nachwirkungen der Medikamente nicht mehr spürst.“
 

„Wie geht es Noct? Ist er…“
 

„Hast du nicht eben selbst mit ihm gesprochen?“ Ich werde etwas rot auf die Frage, fühle mich ertappt. Noct sah gesund aus, ja, aber vorher ging es ihm so schlecht… Ignis lacht leise und wuschelt mir durch die Haare. „Ist schon okay. Du hast dir Sorgen gemacht, nicht wahr? Noct geht es wieder recht gut. Er wird schnell müde und sollte mit dem Einsatz von Magie noch etwas vorsichtig sein, aber er ist wieder fit. Von uns allen geht es ihm wohl im Moment am besten…“
 

Der letzte Satz ist fast nur noch ein Flüstern, trotzdem entgeht mir nicht, wie müde und abgeschlagen Ignis wirkt. Ich erinnere mich wieder, wie übernächtigt er in der Nautilus ausgesehen hat und fühle mich schuldig. „Was ist mit Gladio?“, frage ich dennoch zuerst.
 

Ignis setzt sich zu mir aufs Bett und legt eine Hand auf meine Stirn, als wollte er wieder meine Temperatur fühlen. Seine Hände sind eiskalt, aber ich glaube trotzdem, dass ich jetzt kein Fieber habe. „Gladio geht es langsam wieder besser. Wir dachten erst, er hätte es mit dem Gift leichter als du, aber das war nicht ganz richtig… er hat zwar eine geringere Dosis abbekommen, aber dafür hat es die Platte in seinem Arm angegriffen und korrodiert. Hier in Gralea ist diese Technik, Knochenbrüche zu behandeln, unbekannt, deswegen musste erst mal ein Arzt aus Lucis eingeflogen werden, um ihn operieren zu können… Gladio ist nur knapp einer schweren Sepsis entgangen. Ich war vorhin noch bei ihm und er sieht wieder recht okay aus, die Platte ist raus und das Fieber gesunken, aber…“
 

„Aber?“
 

„Nun, die Löcher, in denen die Schrauben für die Platte verankert waren, sind erst frisch aufgefüllt worden, und nach allem, was Gladio mit dem Gift und der Blutvergiftung durchgestanden hat kann es locker vier Wochen dauern, bevor er den Arm wieder richtig belasten darf. Wirklich fit ist er also nicht.“
 

Mir dämmert etwas. „Dieses Gipfeltreffen, zu dem Noct so schnell musste… es ist was passiert, oder? Und wir sind…“
 

„Absolut nicht kampftauglich, ja.“
 

„Was ist mit dir, Ignis? Wie geht es dir?“
 

„Nett das du fragst, Prompto, ich bin nur müde. Ich habe… wir waren auf der Nautilus nicht wirklich eingesperrt, das solltest du wissen. Ich wollte Noct und Gladio eigentlich nicht allein lassen in ihrem Zustand, aber Arc war jeden Tag ein paar Stunden da und hat mir nahe gelegt, mich auch mal um mich selbst zu kümmern. Ich habe den Psychologen angerufen, dessen Nummer in deinem Handy gespeichert war und… nun, du bist jetzt nicht mehr der einzige, der Tabletten schlucken darf. Und ja, wir wissen davon, und nein, das ist wirklich nichts Schlimmes.“
 

Ignis redet schnell, aber diesmal bin ich fit genug, seinen Worten zu folgen. „Tut mir Leid, dass ich nichts gesagt habe.“ Ich schäme mich dafür, aber ich habe mich auch für die Tabletten geschämt. Deswegen habe ich überhaupt erst geschwiegen.
 

„Ist schon in Ordnung. Es hilft ja auch, das ist das Wichtige. Vermutlich hätten wir alle welche gebraucht, von Anfang an. Ich zumindest habe zusätzlich noch Schlaftabletten bekommen, damit ich mal wieder durchschlafen kann. Das ist mir in letzter Zeit sehr schwer gefallen… Ach, was red ich, ich hab seit Nocts Verschwinden damals keine Nacht mehr durchgeschlafen.“
 

„Wegen de Albträume?“, erinnere ich mich.
 

„Nein, das hat aufgehört, als Noct wieder ins Leben zurückkam. Ich dachte auch, dass ich dann wieder schlafen könnte, aber ich bin einfach nicht zur Ruhe gekommen. Manchmal habe ich es auch ausgenutzt, um mein Arbeitspensum zu bewältigen oder Wache zu halten, aber auf die Dauer hat es mich einfach fertig gemacht.“
 

„Das hätten wir merken müssen…“ Ich erinnere mich, wie genervt Ignis war, als wir mit dem Regalia losgefahren sind. Auch, wenn Gladio oder ich nachts aufgewacht sind, weil wir schlecht geträumt hatten, war Ignis immer wach, um uns zu trösten, selbst, wenn keiner laut geschrien hat. Er hat für zwei gearbeitet, mehr, als an einem Tag möglich sein sollte. Aber dass er wirklich gar nicht richtig schläft…
 

„Ihr hättet nichts tun können außer mich zum Psychiater zu schicken, fürchte ich“, gibt Ignis zu und streichelt meine Haare wieder ordentlich hin, „Und den Schritt musste ich letztlich selbst gehen.“
 

„Funktionieren die Tabletten denn?“
 

„Geht so. Ich kann durchschlafen, aber wenn ich dann aufwache, fühle ich mich trotzdem noch extrem müde. Arc meint, das wird vermutlich besser, wenn mein Körper wieder in einen guten Rhythmus findet, und ich soll einfach viel schlafen, am besten natürlich nachts. Es wird auch wirklich langsam besser… nur das erste Mal, dass ich eine Tablette genommen habe, war nicht sehr beruhigend.“
 

„Erzähl.“
 

„Das war noch in der Nautilus. Noct ging es zum ersten Mal so gut, dass er alleine Duschen wollte, und als er fertig war, hat er mich ins Bett geschickt. Meinte, er wollte etwas sitzen, und er würde mich schon wecken, wenn er wieder ins Bett will. Ich dachte, er würde das tun, oder sich notfalls einfach in meine Arme kuscheln wie früher als Kind, und dass es einigermaßen sicher wäre, eine Tablette zu nehmen um richtig zu schlafen.“
 

„Aber Noct hat dich nicht geweckt? Was ist passiert?“
 

„Ich bin aufgewacht, weil das Schiff gelandet ist. Das gab einen ziemlichen Ruck, so ein Frachtschiff setzt recht hart auf, das hat gereicht, um mich zu wecken. Ich war völlig benebelt und wäre vermutlich einfach wieder eingeschlafen, aber Noct war weg und da bin ich natürlich ordentlich erschrocken. Naja… er kam schnell genug wieder und sah ziemlich verlegen aus, aber eine Weile hatte ich echt Angst um ihn. Hab erst hinterher erfahren, dass er die ganze Zeit eine Schlüsselkarte hatte.“
 

„Die Karte aus der Zegnautusfestung“, erinnere ich mich, „natürlich, das ist dasselbe Sicherheitssystem!“
 

„Ja, das dachte ich mir hinterher auch.“
 

„Seid ihr denn raus gekommen aus dem Zimmer?“
 

„Ja. Ich hab nett gefragt und man hat mir immer geöffnet. Eine eigene Schlüsselkarte hatte man nicht für mich, aber man hat mich überall durchgelassen und hingebracht. Ich durfte unsere Vorräte aufstocken, die Bordküche nutzen, spazieren gehen... Alles kein Problem, aber ich habe die Freiheit nur genutzt, wenn Arc da war um in meiner Abwesenheit auf Noct und Gladio aufzupassen.“
 

Ich will noch fragen, wieso Nemo seine Meinung so einfach geändert hat, aber da kommt schon die Schwester, um mich mitsamt meinem Bett zum Röntgen zu fahren. Mir wird fast übel, als ich den riesigen Tunnel sehe, in den sie mich hineinscheiben wollen. Ich zapple, soweit mein Panzer es zulässt, und man hält dankenswerterweise das Bett an.
 

„Was ist denn…?“, beginnt die Schwester, da fällt Ignis ihr auch schon ins Wort: „Ach natürlich, das ist mir fast entfallen. Prompto hat fürchterliche Angst vor engen Räumen…“
 

„Ich will da nicht rein“, piepse ich zustimmend und blicke die Schwester aus großen Augen an.
 

„Tut mir Leid“, meint die, „Aber das muss sein. Ich kann ihnen höchstens etwas zur Beruhigung spritzen, aber da müsste ich erst mit dem Anästhesisten sprechen…“
 

„Wie lange dauert denn der Scan?“, fragt Ignis mit ruhiger Stimme. Er ist wieder näher an mein Bett getreten und hält beruhigend meine Hand fest. Ich zittere schon beim Gedanken an den engen Tunnel…
 

„Etwa zwei bis vier Minuten bis alles vorbei ist. Dazu müsste er aber still halten…“
 

„Das bekommen wir doch hin, oder, Prompto? Du hast uns so oft in enge Höhlen und Tunnel begleitet, da schaffst du den Scanner bequem. Ich bleibe auch die ganze Zeit im Raum, versprochen.“
 

Ich atme tief durch und blicke Ignis fest in die Augen. Er hat nicht ganz Unrecht… wenn ich diese Angst nicht halbwegs in den Griff bekommen hätte, hätte Cor mich nie mit der Gruppe reisen lassen, egal, was Noct will oder sagt. Langsam bekomme ich mich wieder unter Kontrolle. Fünf Minuten… ich hab schon länger in dunklen Höhlen gesteckt.
 

„Wir sind die ganze Zeit bei dir, Prompto“, versichert mir Ignis nochmal und drückt mir einen Ball in die Hand, „Wenn du den drückst brechen wir sofort ab und holen dich raus, ja? Du schaffst das.“
 

Ich will nicken, habe aber immer noch die dumme Halskrause an. Ich will das Ding loswerden… wenn ich mich danach endlich wieder frei bewegen kann, ist es das wert. „Ich schaff das.“
 

Ich schaffe es nicht.

Oh Himmel ich überlebe das nicht…

Ich kneife die Augen zusammen als die Schwester mich in den dunklen Tunnel fährt. Trotz der Kopfhöhrer, die sie mir aufgesetzt hat, wummert es ungeheuer laut hier drin. Komm schon, nicht mal fünf Minuten… ich zwinge mich, die Hand um den Ball entspannt zu lassen, auch wenn ich nichts lieber täte, als jetzt fest zuzudrücken. Es ist eng hier drin, zu eng. Fast bin ich mir sicher, dass die Wände näher kommen… ich öffne eine Sekunde die Augen und bereue es sofort, als ich die Teile sehe, die sich wild um mich drehen und das Wummern verursachen. Näher, immer näher… ich bekomme keine Luft mehr, fühle schon den Druck auf meiner Brust. Das Wummern wird lauter, als der enge, dunkle Raum mich erdrückt. Mir bricht der Schweiß aus, ich sehe mich schon wieder an der grasigen Anhöhe vor dem Fluss, wo Noct früher so friedlich geangelt hat. Dann ist es plötzlich vorbei und ich werde wieder nach draußen gezogen.
 

„Machen sie bitte ein Fenster auf“, höre ich Ignis sagen. Seine Stimme scheint weit weg zu sein. „Alles gut Prompto, ganz ruhig atmen. Alles gut.“ Jemand drückt mir einen Beutel über Mund und Nase, ich kann sehen, wie er sich schnell aufbläht und wieder zusammenzieht. „Alles gut.“ Ignis hält meine Hand fest, und langsam spüre ich einen schwachen Luftzug im Gesicht.
 

„Ich will raus“, jammere ich, „Ich will hier raus.“
 

„Einen Moment Geduld noch, Prompto. Versuch erst mal, ruhig zu atmen, ja? Wir können nachher kurz in den Garten gehen, wenn du willst.“
 

„Alles in Ordnung“, meint eine Männerstimme etwas Abseits, aus meinem toten Winkel, „Da ist nichts gebrochen.“
 

Die Schwester ist sofort bei mir. Mit geübten Händen befreit sie mich von der Halskrause und dem engen Korsett und ich bekomme wieder besser Luft. Ignis nimmt die Papiertüte von meinem Gesicht und ich blicke ihn flehend an. Er lächelt. „Meinst du, du kannst mit etwas Hilfe aufstehen?“
 

Ich kann. Mein ganzer Körper zittert und Ignis muss mich kräftig stützen, aber ich komme auf die Beine. Es tut gut, so zu stehen… ich kann hören, wie die Schwester noch ein paar mahnende Worte an Ignis richtet, aber der kann sie wohl beruhigen. Jemand bringt mir warme Pantoffeln und eine Wolljacke und Ignis führt mich nach draußen. Schon seltsam… wir sind oft so gegangen, aber da habe ich Ignis geführt, weil er nichts sehen konnte. Jetzt führt er mich, weil ich kaum laufen kann… Meine Beine zittern und es ist nicht ganz einfach, einen Fuß vor den anderen zu setzen, aber mit Ignis‘ Hilfe schaffe ich es sogar die Treppe hinunter und hinaus an die frische Luft.
 

„Endlich… das tut sooo gut!“
 

Lachen. „Ich sag’s ja, es geht nichts über die freie Natur!“
 

„Gladio!“
 

Gladio hebt grüßend die Hand und grinst breit. Er sitzt im Rollstuhl neben einer Parkbank, den linken Arm in Gips, die graumelierten Haare zu einem peinlichen Dutt zusammengebunden und in einer schicken rosa Wolljacke mit passender Decke gekleidet. Ignis führt mich zu ihm und hilft mir, mich auf die Bank zu setzen, bevor auch mir jemand eine Decke aufdrängt. Ich nehme einigermaßen dankbar an, es ist schon etwas frisch hier draußen.
 

„Wie geht’s dir? Alles soweit fit?“, frage ich munter und blicke meinen größten Kumpel strahlend an.
 

„Alles top außer dem blöden Arm. Schon elend was ein winziger Fehler für scheiß Folgen haben kann… Aber genug von mir, wie geht’s dir? Hast uns ja ordentlich Angst gemacht hier, zwei Wochen Koma und vorher auch schon ein Wrack…“
 

„Mir geht’s prima, alles wieder fit“, versichere ich schnell und muss nicht mal lügen. Klar, ein bisschen daneben bin ich schon noch, aber nach der Panikattacke eben fühle ich mich hier an der frischen Luft wieder richtig lebendig.
 

Der Krankenhausgarten ist auch echt hübsch, fast wie in Insomnia, nur mit anderen Blumen und Bäumen. Alles irgendwie fremd und doch genau gleich… so sehr unterscheiden sich die beiden Länder nicht. Krieg ist immer etwas, was von Menschen gemacht wird. Die Gründe dafür sind ebenfalls nur vom Menschen erfunden. Wir sind ja auch nicht so verschieden… Noct hat Recht, Herkunft macht keinen Unterschied.
 

Ignis lässt sich seufzend neben mich auf die Bank fallen und legt vertraut den Arm um meine Schultern. Er wirkt richtig müde, aber auch irgendwie glücklich. Es tut gut, wieder so zusammenzusitzen und zu plaudern… fehlt nur noch einer, aber der kommt bald wieder. Solange Noct nicht ganz aus der Welt ist halten wir es doch auch ganz gut zu dritt aus.
 

„Aber ganz ehrlich, diese Manticor-Mechs und ihr Giftcocktail… wer baut sowas?“, empört sich Gladio und reibt sich zitternd die Schulter.
 

„Jedenfalls kein netter Mensch“, murmle ich. Auch mir schmerzt der Rücken beim Gedanken daran. „Und offensichtlich jemand, der uns hasst.“
 

„Vermutlich derselbe, der auch die anderen Magitech gebaut hat“, mutmaßt Ignis, „Die haben alle zusammengearbeitet als sie uns im Regalia gehetzt haben. Ich würde inzwischen tatsächlich die Mutmaßung anstellen, dass Rashin dahinter steckt - ihr beide wisst es noch nicht, aber er hat die Kontrolle von Insomnia an sich gerissen. Sein Sohn wurde zum König gekrönt… fälschlicherweise, und dessen ist sich Rashin sicher bewusst.“
 

„Du meinst, er steckt hinter all dem?“, fragt Gladio und stemmt sich beinahe aus seinem Rollstuhl hoch.
 

„Bleib sitzen, das bringt jetzt nichts“, beschwichtigt ihn Ignis, „Ich habe zumindest die Vermutung. Der erste große Siecher wurde nahe Insomnia gesichtet, der Wall muss nahe seines Ursprungs gebrochen worden sein und die Plage ist auch direkt in der Stadt zum ersten Mal ausgebrochen… Es würde mich nicht wundern, wenn Rashin von Anfang an der einzige Drahtzieher war.“
 

„Dann sind es also nur noch er und dieser Nemo, gegen die wir kämpfen?“ Ich zucke bei Gladios Worten ertappt zusammen, fühle mich immer noch schuldig wegen der Sache mit der Nautilus, auch, wenn weder Noct noch Ignis es mir übel nehmen.
 

„Nein, nur Rashin. Nemo ist… soweit besänftigt, denke ich. Ich habe in Lestallum etwas erfahren, womit ich ihn bei unserer Festnahme konfrontieren konnte, und wir haben ein paarmal ganz vernünftig miteinander gesprochen.“
 

„Seine Töchter sind nicht an der Maschine gestorben“, vermute ich, „Sonst hätten sie länger durchgehalten als er. Seine Frau hat die Mädchen getötet, oder? Aus Entsetzen darüber, was er war… deswegen hasst er uns. Die Maschine hat nur einer gebaut, aber den Hass gegen uns Klone unterstellt er dem ganzen Land.“
 

„Das ist wahr, aber als ich ihn damit konfrontieren konnte, hat er nach und nach Einsicht gezeigt. Aber was ihn wirklich umgestimmt hat ist wohl das Vertrauen, das du bewiesen hast, als du ihn um Hilfe gebeten hast. Nemo konnte uns nichts tun, ohne dich zu verletzen, das hat uns Zeit gegeben zu beweisen, dass du Recht hast und wir gute Menschen sind. Ich weiß nicht, ob Nemo gewillt ist, uns zu helfen, aber er ist nicht mehr unser Feind.“
 

Mir fällt ein echter Stein vom Herzen bei diesen Worten. So eine Belastung, zwischen zwei Seiten zu stehen… ich wusste immer, wem ich im Notfall die Treue halten würde, aber ich hatte auch auf Nemos Seite einige Menschen kennen gelernt, die ich vorsichtig Freunde hätte nennen wollen. Nette Jungs, die mir zugehört und mich verstanden haben, auch, wenn sie mir nicht ganz glauben wollten. Nemo hat mich für naiv gehalten, weil ich meinen lucischen Freunden vertraue, aber jetzt weiß er, dass ich von Anfang an Recht hatte.
 

„Wenn es konkret gegen Rashin geht, wird er uns vielleicht helfen. Es sind viele gestorben wegen der Maschine… viele gute Jungs, die Nemo unter Einsatz seines Lebens aus den Fabriken gerettet hat. Allein dafür…“
 

Ich weiß nicht, ob es moralisch richtig wäre, Rashin im Falle einer Festnahme an Nemo auszuliefern und will mir nicht vorstellen, was der mit ihm machen würde. Aber verdient hätte es Rashin… er hätte so einiges verdient. Ignis drückt mir beruhigend die Schultern und ich atme tief aus, versuche, den Hass zu vergessen. Das bringt nichts… Hass macht einen nur blind.



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