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Children of the night

von

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Cloud träumte von seiner Mutter, wie sie ihn verabschiedet hatte, als er von zu Hause fortging und ihr versprach, eines Tages wiederzukommen um ihr all seine Abenteuer zu erzählen und natürlich, ob er sie gefunden hatte oder nicht. Cloud war gerade einmal 13 Jahre alt, packte schnell seinen Rucksack mit etwas Proviant, einer Hose und einem Hemd zum Wechseln und etwas Geld, das Mutter ihm gab. Sie hatte lange gespart, hatte sie gesagt und nun sollte er es bekommen. Mit wild klopfendem Herzen vor Aufregung, strahlenden Augen voller Vorfreude und einem breiten Grinsen, welches es kaum erwarten konnte endlich die Türschwelle zu verlassen und in die weite Welt hinauszugehen. Schnell wendete sich das Blatt und Cloud fand sich mit 15 Jahren in einer Reihe von Rebellen vor, welche ihren Feldherren stürzten und das Land selbst regieren wollten, doch als ihn der Anführer ansprach, etwas sagte, biss ihn jemand rücksichtslos von der Seite her in den Hals. Erschrocken und nach Luft japsend öffnete Cloud die Augen, sah sich panisch in dem Raum herum und entdeckte Kadaj erst, als er sich etwas beruhigt hatte. "Es war nur ein Traum … nichts weiter … nur ein Traum", wisperte er vor sich hin, lächelte traurig und sah ihn an.
 

Kaum, dass Cloud nach Luft ringend die Augen öffnete, versuchte seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen, ließ Kadaj schließlich von ihm und seinem Hals ab. Langsam um ihn nicht gänzlich zu verschrecken, richtete er sich auf, blickte auf ihn herab, sah in sein von Angst gezeichnetes Gesicht. "Schhhh … ganz ruhig, ich tu dir nichts", wisperte er leise, stutzte jedoch bei seinen Worten und runzelte die Stirn. "Träume? Was ist das?", verlangte er neugierig zu wissen, besaß diese Gabe nicht zu träumen und wusste daher auch nicht, was dies war.
 

"Träume?", fragte Cloud ihn verwundert, als er bemerkte, wie neugierig sein Blick war. Langsam setzte er sich auf, fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und sah auf die weiße Bettdecke, ehe er anfing, langsam zu erklären. "Träume können Erinnerungen, Wünsche aber auch Trugbilder sein. Sie kommen meist Nachts, wenn man schläft, aber es kann auch passieren, dass man am Tage träumt, wenn man hellwach ist. Es sind Bilder, welche Geschichten erzählen, meist kommen auch Worte hinzu und schließen sich so zu einem Ganzen, zu einem Film", erklärte er ihm nun aus eigenen Worten die Definition und sah ihn schließlich an. "Ich habe von meiner Mutter geträumt, von dem Tag, an dem ich aufbrach, um euch zu suchen, von Rebellen, welche ich zwei Jahre später traf und wie ich gegen ihren Feldherren gekämpft hatte. Doch war das einmal, es ist Vergangenheit, Erinnerungen, nicht mehr." Cloud schüttelte seinen Kopf, hoffte, er würde jetzt verstehen und nicht weiter nachfragen.
 

Äußerst neugierig lauschte Kadaj Cloud seinen Worten, was er ihm über diese sogenannten Träume erzählen konnte, es sich dabei scheinbar um kleine zusammengesetzte Geschichten, im Kopf eines Menschen handelte. Schade, es klang verlockend … aber er konnte nicht träumen, hatte es nie und daher würde er es wohl genau wie das Tageslicht nicht vermissen. "Wir scheinen etwas gemeinsam zu haben. Du hast deine Mutter lange nicht gesehen und ich meine ebenfalls. Sie lebt zwar hier, aber ich hab sie bestimmt schon seit Hundert Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen", seufzte er leise auf und blickte auf den Rand seiner Bettdecke.
 

"Hundert Jahre sind sehr lang, ich habe meine acht Jahre nicht gesehen und vermisse sie unglaublich. Ihre warme Art ist etwas, das ich am meisten vermisse, wie sie mich trotz der ganzen Schwierigkeiten immer in den Arm nahm. Ich weiß nicht einmal, ob sie noch lebt…" Erst jetzt begriff Cloud den Sinn seiner Worte und seine Gesichtszüge entgleisten ihm sofort, doch schnell schaffte er es wieder seine Fassung zu erlangen und lächelte schief.
 

Geduldig hörte Kadaj Cloud seinen Worten über seine Mutter zu, bemerkte wie er dabei leiser, sanfter und sehr viel zärtlicher sprach. Demnach musste sie wohl ein wundervoller Mensch sein, einer, voller Wärme und Güte, mit einem guten Herz am rechten Fleck."Du hast Angst, dass sie tot sein könnte", sprach er seine Befürchtungen laut aus, streckte seine Hand nach ihm aus, wollte sie ihm eigentlich auf die Schulter legen und doch zog er sie zurück.
 

Cloud riss seine Augen auf, sah ihn an und wusste nicht, was er sagen sollte. Woher? Merkte man es ihm an? War er so leicht zu durchschauen? Ertappt ließ er seine Schultern hängen, nickte sachte und erst jetzt bemerkte er seine Hand, doch so vorsichtig er sie ihm entgegengestreckt hatte, so schnell hatte er sie auch schon zurückgezogen. Mochte er Berührungen nicht? Ohne darüber nachzudenken, griff Cloud nach seiner Hand und zog ihn zu sich, doch zog Kadaj zu stark und so prallte er gegen ihn und fiel mit ihm nach hinten. "Ups, das war zu stark", grinste er breit und lachte hell auf.
 

Abwartend sah Kadaj ihn an, erwartete eine Antwort, eine Geste von ihm, spürte, wie er dabei nach seiner ausgestreckten Hand griff und wir unsanft zusammenprallten. Leicht darüber erschrocken, entsetzt auf ihm zu liegen, sah er in seine blauen Augen, welche ihn entschuldigend und irgendwie auch erschrocken ansahen. Bisher hatte er solche Augen nur einmal gesehen, war ihnen jedoch noch nie so nahe gewesen wie jetzt. Kadaj wusste nicht mal, was er sagen sollte, machen oder wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte.
 

"Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?", grinste Cloud ihn an, wollte ihm eigentlich zeigen, dass er ruhig von ihm gehen konnte, dass er nicht länger auf ihm liegen bleiben müsste. Irgendwie fühlte er sich wie eine Beute in den Fängen des Jägers und wenn dieses Blut nicht an seinen Mundwinkeln kleben würde, so würde Cloud wahrscheinlich weiter ruhig unter ihm liegen bleiben. "War die Jagd erfolgreich?", fragte er ihn nun leise und mit einem wehmütigen Beigeschmack in der Stimme.
 

Seine Worte verwirrten ihn, Kadaj blickte daher rasch zur Seite und rappelte sich nur langsam wieder auf, setzte sich an das Fußende des Bettes und sah auf. "Deine Augen … ich habe sie schon einmal gesehen, doch das ist Jahre her", verriet er ihm, leckte sich das restliche Blut von den Lippen und verzog aufgrund, dass es kalt war sein Gesicht und schüttelte sich. "Die Jagd war erfolgreich, ja", nickte er ihm knapp zu, wischte den Rest mit dem Zipfel seines Umhanges weg und erhob sich.
 

"Vielleicht haben wir uns schon einmal gesehen vor langer Zeit und haben es einfach nur vergessen, doch daran würde ich mich sicherlich erinnern! Aber warte mal, mein Vater! Er hat die gleiche Augenfarbe! Kennst du ihn? Wo ist er? Wo hast du ihn gesehen? Sag es mir! Bitte!" Es war, als würde sein ganzer Körper unter Hochspannung stehen und sein Herz ein Hammer, welcher erbarmungslos gegen seine Brust schlug, doch der Gedanke, dass er seinen Vater gesehen hatte, ihn womöglich sogar kannte und wusste, wo er sich befinden könnte, schoss das Adrenalin nur so durch seine Adern.
 

Lächelnd reichte Kadaj ihm einfach seine Hand, forderte ihn stumm auf, ihm zu folgen und führte ihn schließlich zu den Menschen, welche unter ihnen lebten, sich als Blutspende ansahen und dafür mit Essen versorgt wurden. "Sieh dich um und sag mir, ob du ihn siehst", wandte er sich an Cloud, zeigte ihm die Lebenden und doch glichen sie mehr einem Frack, als einem Menschen.
 

Als Cloud all die verwahrlosten Menschen sah, wie sie litten und das Elend ihr Leben nannten, wurde es ihm schwer ums Herz, sah er hier doch seine Zukunft. Kurz atmete er tief durch, als er jemanden erkannte, einen alten Mann, kraftlos hing er an seinen Ketten, welche seine Arme über seinem Kopf hielten und ihn daran hinderten, sich zu bewegen. Es war ein Gefühl, welches ihn dazu brachte einen Schritt nach dem anderen auf ihn zuzugehen und als er dich vor ihn kniete, sein altes, faltiges, schmales und so schrecklich abgemagertes Gesicht in die Hände nahm, hatte er Angst ihm noch mehr Leid zuzufügen, als er es bis jetzt erlebt hatte. Müde und trübe Augen sahen Cloud an, sahen durch ihn hindurch und doch erkannte er die seinigen in ihnen. "Vater", wisperte er leise, ließ es zu, dass ihm die ersten stummen Tränen die Wangen hinunterflossen und auf den Boden tropften. "C... Cloud...", hörte er die rauchige, leise und gebrochene Stimme seines Vaters und war froh, dass er ihn wiedererkannte, er wusste, wer er war und sich erinnerte. Hemmungslos weinend schmiss er sich ihm um den Hals, presste seinen geschundenen Körper an den seinen und es war ihm egal, wie sehr er stank und zerbrechlich wirkte. Cloud hatte ihn wieder, hatte ihn gefunden und das ausgerechnet hier! "Lauf! Verschwinde von hier… er… er ist ein Monster!.. Lauf Cloud, solange du die Kraft dafür noch hast!" Leise, kaum wahrnehmbar wisperte er ihm die Worte ins Ohr und doch verstand er sie kaum, trotz dass er ihm so nahe war.
 

Kadaj ließ Cloud erst mal alleine sich umsehen, mit dem alten Mann sprechen, sogar dass sie sich umarmten gewährte er ihnen und lächelte kalt. Menschen, so voller Gefühle, voll mit Leben und doch so armselig krank, dass sie sich in diesen Gefühlen verloren und sich hinterher nicht mehr wiederfanden. Wie Recht der Alte hatte, ihn als Monster bezeichnete, ihn lobte, für das, was er verkörperte, was er auslebte. Etwas anderes war er nicht und wollte er nie sein.
 

Nach einigen Minuten ließ Cloud von seinem Vater ab, stand auf und sah zu Kadaj. "Lass ihn gehen, was kann er euch schon noch von Nutzen sein?!", fragte er den Silberhaarigen fordernd und sah ihn auch dementsprechend an. Er sollte ihn gehen lassen, was wollte er noch von ihm? Sah er nicht, dass er am Sterben war? War er etwa so kalt und herzlos, dass er ihn weiter quälen würde!
 

"Es tut mir furchtbar leid, aber das geht nicht. Ich habe das nicht zu entscheiden", antwortete er Cloud leise, nicht mal kühl, sondern einfach nur leise und etwas wehmütig.
 

"Wieso nicht? Bitte lass ihn gehen", bat er ihn schon regelrecht, sah ihn bittend und flehend an, wollte er doch nicht, dass sein Vater hier sein Ende fand.
 

"Ich darf nicht! Würde ich ihn gehen lassen, so wäre ich dem Tode geweiht. Wende dich bitte an meinen Vater", brachte Kadaj Cloud nun wieder kaltherzig entgegen, zeigte seine egoistische Seite und knurrte ihn leise an.
 

Er war so ein Feigling! So etwas wie ihn, hatte er ihn noch nie gesehen und je länger er den Silberhaarigen nun ansah, desto mehr hasste er ihn! "Ich komme wieder, ich werde dich hier herausholen und zusammen werden wir zu Mutter gehen", versprach er ihm wispernd, lächelte ihn sanft an und streichelte ein letztes Mal über seine faltige Wange. Er war so schnell gealtert, dabei war er erst um die vierzig herum und nun das. Als er neben Kadaj stand, sagte er kein Wort, doch seine Augen sprachen Bände, er verachtete ihn!
 

"Du wirst hier ebenso wenig rauskommen wie dein Vater und das weißt du auch. Solltest du dich nicht an die Abmachung halten, wird dein Vater der Erste sein, der hier stirbt … dicht gefolgt von deinem sehr qualvollen Tod!" Kadaj hatte ein sehr gutes Gehör, hatte jedes Wort von Cloud gehört, sah aber auch seine verachtenden Blicke und grinste amüsiert. Ihm war es nur recht, dass er es tat, so musste er sich nicht um irgendwas wie Gefühle Sorgen machen.
 

"Ich hatte gedacht, du hast ein Herz!", zischte Cloud ihm zu, drehte sich um und ging hinaus aus dem Kerker.
 

Fast hätte Kadaj gelacht, folgte ihm mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, hielt ihn schließlich an der Schulter fest und drehte ihn ruckartig zu sich um. "Vampire haben kein Herz." Er legte ihm einfach seine Hand auf die Stelle, wo es sich bei ihm befand, jedoch war bei ihm dort nichts zu hören. Als wäre dort ein klaffendes Loch, ein Sog, der alles in die Dunkelheit riss, alles mit einem Schatten umhüllte.
 

"Du verfängst dich in deinen eigenen Worten. Vincent! Du sagtest, er hat ein Herz! Also ist es eine Lüge!", zischte Cloud zurück, riss ihm seine Hand aus der seinen und trat einen Schritt zurück. "Du solltest erst überlegen, bevor du sprichst! Sonst strafst du deine eigenen Worte", knurrte er weiter, sah ihn von Sekunde zu Sekunde kälter an und auch sein Körper fing an, vor unterdrückter Wut zu zittern.
 

"Ich besitze keines, du kannst dich gern davon überzeugen." Kadaj schritt mit jedem gesagten Wort näher, blieb direkt vor ihm stehen und öffnete nur sehr langsam sein weißes Hemd. Knopf für Knopf öffnete er, gab mehr und mehr seiner hellen Haut frei, streifte es schließlich ganz ab und zeigte ihm die Stelle, wo eigentlich ein Herz hätte sein sollen. Stattdessen war da nichts, nur eine Narbe, ein Kratzer… nichts weiter.
 

Wütend sah Cloud ihn an, völlig rasend machte ihn dieser Mutant und so trat er noch einen Schritt zurück, ballte die Hände zu Fäusten und verengte deine Augen zu Schlitzen. "Deine verdammte Narbe interessiert mich einen Dreck! Nur weil es deiner Meinung nach nicht mehr existiert, bedeute es noch lange nicht, dass es nicht da ist", brüllte er ihn nun eiskalt und hasserfüllt an, drehte sich um und stampfte davon.
 

Holla, er konnte ja richtig launisch sein und herumschreien. Wie herzallerliebst, das erfreute dein dunkles und nicht vorhandenes Herz. Rasch folgte Kadaj ihm dennoch, hielt ihn erneut an der Schulter fest und sah ihn giftig funkelnd an. "Wenn du jetzt noch mal wegrennst, dann hetze ich dich auf die ausgehungerte Meute und glaub mir, das wird alles andere als lustig. Entweder du kommst runter, akzeptierst es so, wie es ist, oder aber das war es für dich!", drohte er ohne eine Miene zu verziehen an, besah sich dann aber schon wieder gelangweilt seine Fingernägel und knöpfte in Ruhe sein offenes Hemd zu.



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