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Auf nach Bagghar


 

๑⊱☆⊰๑
 

„Wir müssen in Bagghar noch vor Sakharine ankommen.“, sagte Tim ein wenig außer Atem und trieb weiterhin die Ruder durch das Meerwasser. Seine Armmuskulatur brannte bereits wie Feuer, doch er musste durchhalten. Er war der Einzige, der noch Kraft genug hatte, weiter zu rudern. Der Kapitän und dessen Tochter hatten abwechselnd die Nacht durch gerudert, wobei Tim doch unglaublich erstaunt darüber war.

Christin wirkte auf ihn zwar wie eine willensstarke Frau, doch hatte er sich von ihrem gepflegten und hübschen Erscheinungsbild blenden lassen. Sie trug zwar dieses weinrote, knielange Kleid, ihre roten Pumps und ihr schwarzes Samthalsband mit dem Saphirschmuck, doch sie war sich nicht zu fein mit anzupacken und sich auch die Hände schmutzig zu machen. Das hatte sie dem Reporter letzte Nacht eindrucksvoll bewiesen, als sie darauf bestand ebenfalls eine Zeit lang zu rudern.

Nun graute bereits der Morgen und die Sonne stieg allmählich immer höher und tauchte das Meer in eine wunderschöne Glitzerlandschaft. Für einen Moment betrachtete der Reporter Haddocks Tochter, wie sie elegant, zusammen mit Struppi, am Bootsrand saß und mit ihm hinaus auf das Meer schaute.

Ihre Beine hatte sie übereinandergeschlagen und sich zum Rand des Bootes gelehnt, wobei sie mit ihrem einen Arm ihren Kopf abstütze und mit der anderen Hand zärtlich durch das Fell des Fox Terriers strich. Eindeutig genoss sein Hund die Streicheleinheiten in vollen Zügen, da er seine Vorderpfoten auf ihrem Schoß gelegt und seinen Kopf auf diese gebettet hatte. Noch immer war Tim von ihr fasziniert und er konnte es nicht leugnen, dass seine Faszination ihr gegenüber immer weiter anstieg. Außerdem wurde er immer neugieriger auf ihr Wesen und auch wollte er zu gern mehr über sie erfahren.

Es war jedoch kein Wunder, denn eine Frau wie sie war ihm noch nie untergekommen. Seltsam war es dennoch so neugierig auf sie zu sein, wo er doch sonst nur so seinen Abenteuern gegenüber empfand. Es war ein ganz neues Gefühl für ihn auf diese Art und Weise eine Frau zu betrachten und er musste gestehen, dass es ein sehr angenehmes Gefühl war. Was immer es war, dass sie in ihm entfacht hatte, er mochte es.

Schließlich antwortete der Kapitän dem jungen Reporter mit den Worten: „Ich weiß. Ich weiß.“ Doch kaum hatte er diese Worte gesagt, blickte er fragend vom Meer auf und in Tims Gesicht. „Warum?“ Nun blickten auch Christin und Struppi zu den Beiden hinüber, woraufhin Tim sich nicht nur beobachtet fühlte, sondern sich auch etwas straffte.

„Weil der Scheich Omar Ben Salad das dritte Modell der Einhorn hat und Sakharine will es in seinen Besitz bringen.“, erklärte der Reporter bemüht nicht abgehetzt oder erschöpft zu klingen. Die Augen von Christin verengten sich leicht zu Schlitzen, während sie Tim mit ihrem prüfenden Blick regelrecht durchbohrte. Nicht nur, dass er ihren Blick eingefangen hatte, konnte er diesen auch sehr gut spüren. Allerdings ließ ihn dieser Blick nicht aus der Ruhe bringen, weshalb er ein wenig weiter ruderte.

Ihre skeptische Stimme erhob sich nun und er vernahm ihre neugierige Frage. „Woher weißt du das so genau?“ Auf ihre Frage hin hielt Tim mit dem Rudern inne, sah ein wenig abgekämpft in ihr Gesicht und zog aus seiner Tasche den Flyer, den er aus dem Funkraum hatte mitgehen lassen. Er stand auf, beugte sich zu Haddock und seiner Tochter vor und zeigte ihnen das aufgeklappte Papier.

„Der Scheich sammelt alte Schiffsmodelle und die Einhorn ist sein Prunkstück.“, erklärte Tim freundlich und fügte hinzu, dass der Scheich das Modell in einem kugelsicheren Glaskasten ausgestellt hatte. Die Augen von Christin blickten nun erstaunt drein, ehe sie vom Flyer zu Tim aufsah. „Und er will es stehlen? Wozu?“

„Das weiß ich nicht, aber ich weiß, dass er eine Geheimwaffe hat, um an das Modell heranzukommen. Die Mailänder Nachtigall, aber das wird nicht ausreichen, um es zu bekommen.“ Tim sah in ihr Gesicht und anschließend zu dem Kapitän. Sein Blick wurde sehr viel ernster und er besah Beide zu gleichen Teilen, ehe er fortfuhr: „Und das ist warum Sakharine Sie braucht. Da gibt es etwas, dass nur Sie wissen, Kapitän, und an das Sie sich erinnern müssen.“

Wie zwei verwirrte Kinder blickten die Beiden nun zu ihm auf, woraufhin Haddock ehrlich zu Tim sagte: „Ich kann Ihnen nicht folgen, Tim.“ Missmutig ließ Tim sich auf diese Worte hin zurück auf seine Bank fallen, sah den Kapitän ruhig an und eröffnete ihm und seiner Tochter: „Ich habe davon in einem Buch gelesen. Dass nur ein echter Haddock das Geheimnis der Einhorn lüften kann.“

Plötzlich begann der Kapitän übers ganze Gesicht zu strahlen, als hätte er gerade einen helfenden Geistesblitz erhalten. Hoffnungsvoll lächelte Tim ihn an und glaubte er würde nun endlich die Antwort auf all seine Fragen bekommen. Die Einzige, die skeptisch dreinblickte und vor allem dabei zu ihrem Vater sah, war Christin. Endlich brach Haddock sein Schweigen, während Tim an seinen Lippen hing: „Ich kann mich an absolut nichts erinnern.“

Das Lächeln war vollkommen aus Tims Gesicht gewischt worden, während Christin bei diesen Worten nur mit den Augen rollte und zurück aufs Meer sah. Der Kapitän zuckte entschuldigend mit den Schultern, als Tim verzweifelt sagte: „Aber Sie müssen doch etwas über Ihre Vorfahren wissen, dass ist doch Ihre Familiengeschichte.“

„Mein Gedächtnis ist nicht mehr so gut wie früher.“, versuchte der Kapitän sich zu entschuldigen. Der Reporter hob nun argwöhnisch eine Braue und sah sein Gegenüber in die Augen. „Wie war es denn früher?“ Haddock schüttelte anschließend mit dem Kopf und zuckte erneut mit den Schultern. „Habe ich vergessen.“

Sowohl Tim als auch Christin und sein Hund seufzten entmutigt auf diese Antwort hinauf, während sie auf dem Ozean trieben und die Sonne unerbittlich auf sie hinab schien. Schweigen trat für den Moment ein und Tim blickte den Kapitän nur ernst an. Seine Gedanken überschlugen sich und er hoffte, dass dieser im Laufe der Reise nach Bagghar sich an seine Familiengeschichte erinnern würde. Es hing nun nicht mehr nur ein guter Artikel davon ab, sondern auch Leben, die in Gefahr waren. Kapitän Haddock war der Schlüssel, denn nur er hatte die Geschichte über Ritter Franz von Hadoque von seinem Großvater erzählt bekommen, als dieser auf dem Sterbebett lag.

Der Reporter strich sich tief durchatmend über den Kopf und sah anschließend hoffnungsvoller zu Haddock. „Kapitän? Können Sie uns nach Bagghar bringen?“ Sofort verzogen sich die Gesichtszüge des Kapitäns ins Negative und er polterte empört los: „Was ist das für eine saublöde Frage?! Hagel und Granaten! Her mit den Rudern!“ Ein wenig erschrocken war Tim deswegen schon, da er nicht mit solch einem Stimmungswechsel gerechnet hatte.

Der Kapitän erhob sich schimpfend, ging auf Tims Seite und nahm bereits das erste Ruder, um es in eine andere Metallöse des Bootes zu stecken und es so neu auszurichten. Tim hatte er dabei hinter sich gedrängt, wetterte immer noch wie ein Rohrspatz und griff nach dem zweiten Ruder. Hinter ihm hatte sich Christin erhoben und wollte ihn gerade an der Schulter berühren. „Beruhig dich doch, Papa.“

In diesem Moment zog der Kapitän das zweite Ruder aus der, für ihn nun unbrauchbaren, Metallöse und stieß dabei heftig mit dem Stil gegen Christins Stirn. Ein dumpfer Schlag war zuhören und sie verlor direkt das Bewusstsein. Geistesanwesend hatte Tim sofort reagiert und Christin noch auffangen können, bevor sie Kopf über ins Meer gestürzt wäre. Mit großen Augen sah der Reporter erst zu Christin und anschließend zu Haddock, welcher noch immer vor sich hin maulte und sich darüber ausließ, dass er Seemann sei und diese Gewässer besser als jeder andere kannte.

Der Kapitän bemerkte nicht einmal, dass er seine Tochter ausgeknockt hatte. Im Gegenteil. Er hatte weiter vor sich hin gepöbelt und bekam dabei auch nicht mit wie energisch er mit dem Ruder hantierte. Vermutlich hätte Tim es sogar irgendwie genossen, die Tochter des Kapitäns zu halten, doch nicht unter diesen Umständen.

Der Reporter war gerade dabei Christin halbwegs sicher und rücklings auf der Bank zu positionieren, als er einen gewaltigen Schlag auf den Hinterkopf spürte. Augenblicklich sackte er über Haddocks Tochter zusammen, landete der Länge nach auf ihr und fühlte, wie alles um ihn herum dumpf wurde. Wieder hatte der Kapitän so wild rumgefuchtelt, dass er Tim und sogar kurz darauf Struppi ins Reich der Träume schickte.

Erst als Haddock saß, konnte er das Ausmaß seines kleinen Wutausbruchs sehen, doch ahnte er offenbar nicht, dass er daran Schuld trug. „Pff, die Jugend hat heutzutage kein Stehvermögen mehr. Na, keine Sorge Tim, ich bringe euch sicher nach Bagghar.“ Die Worte des Kapitäns drangen noch an seine Ohren, ehe alles um ihm herum endgültig schwarz wurde.
 

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