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Wie man es noch sagen kann

[Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe das Gefühl, dass Hibiki hier sehr viel Ähnlichkeit mit Loke hat, aber mehr Anhaltspunkte liefert mir der Manga einfach nicht für ihn :/
Und ist überhaupt deutlich geworden, dass Yukino gerade mit sich selbst überfordert ist?^^'
Der Stingue-Hint musste sein. Ich bin gerade auf Stingue-Entzug >_<

Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank im voraus für jeden Kommentar!
LG
Yosephia Komplett anzeigen

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68. “You didn’t have to ask.” (Hibikino)

„Du hättest nicht fragen müssen.“

Man sollte meinen, wenn man sich einen gewissen Erfahrungsschatz erworben hatte, wäre es schwierig, noch jemanden zu begegnen, der einen aus der Fassung bringen konnte. So hatte Hibiki von sich selbst in Bezug auf Frauen gedacht.

Nicht dass er seine Partnerinnen wie Unterwäsche wechseln würde oder als Nachspeise Frauenherzen verschlang oder so etwas. Meistens begnügte er sich mit harmlosen Plänkeleien, die einfach nur beiden Parteien Spaß machen sollten. Ein angeregtes Gespräch mit einer schönen Frau war einer schnellen Nummer in einer Restauranttoilette oder einem billigen Hostelzimmer definitiv vorzuziehen.

Tatsächlich war die Auswahl der Frauen, mit denen er ernsthaft flirtete und vielleicht auch in die Horizontale ging, wenn es sich ergab, dann doch wieder sehr gering und noch geringer wurde sie, wenn es um die Frage ging, ob er sich auf eine feste Beziehung mit ihnen einlassen wollte. Bislang hatte es da nur zwei Frauen gegeben und er hatte jede von ihnen sehr geschätzt – und sie dennoch Beide im freundschaftlichen Einvernehmen ziehen lassen, als ihm klar geworden war, dass ihre Herzen anderen Personen gehörten.

Hibiki trug den Ruf eines Frauenverstehers mit sich herum, was ihm einen großen Zulauf vonseiten seines weiblichen Umfeldes einbrachte. Es gab Männer, die ihm das neideten, aber auch damit konnte Hibiki umgehen. Wie gesagt, er hatte sehr viele Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt.

Aber irgendwie hatte ihn doch nichts auf die Frau vorbereiten können, die ihm heute gegenüber stand.

Yukino gehörte zum schüchternen Frauenschlag. Sie errötete leicht, geriet ins Stottern und fing irgendwann an, den Augenkontakt zu meiden. Soweit war es für Hibiki nichts Neues. Er musste sich sogar eingestehen, dass er trotz einer gewissen Vorliebe für reifere Frauen mit Biss durchaus auch einen gewissen Spaß daran hatte, sich mit den sogenannten Mauerblümchen zu beschäftigen.

Es war angenehm, zu sehen, wie sie unter seiner Aufmerksamkeit langsam aufblühten, wie ihre Augen zu schimmern anfingen und wie sie irgendwann befreit zu lachen begannen. Auf dem Weg dorthin genoss er den kleinen Nervenkitzel, solche Frauen behutsam zu bedrängen, sie mit ausgewählten Gesten zu bedenken, die manch eine gestandene Frau vielleicht als klischeehaft bezeichnet hätte, letztendlich aber doch ein bewährter Klassiker war.

Aber jetzt stand Yukino vor ihm, eine ausgesprochen attraktive Literaturstudentin, die Hibiki im ersten Augenblick hier im Club vollkommen fehl am Platz vorgekommen war. Sie war einen ganzen Kopf kleiner als er, hatte eine zierliche und doch weibliche Statur und ein niedliches, herzförmiges Gesicht mit einer Stupsnase und verblüffend ausdrucksstarken, braunen Augen, die Hibiki aller sonstiger Unterschiede zum Trotz an eine seiner Ex-Freundinnen erinnerten.

Besagte Augen funkelten jetzt energisch zu Hibiki hoch, während die Weißhaarige ihre Hände in die Hüften stemmte. Im krassen Gegensatz dazu stand die tiefe Röte auf ihren Wangen, die sich langsam auch über den Rest des Gesichts ausbreitete. Anscheinend verspürte sie doch ein hohes Maß an Verlegenheit, aber im Gegensatz zu dem, was Hibiki zuerst von ihr erwartet hatte, kämpfte sie dagegen an. In ihr steckte viel mehr Temperament, als man es ihr bei ihrem zarten Äußeren und ihrem sonst eher zurückhaltenden Gebaren zutrauen würde.

„Du hättest nicht fragen müssen“, wiederholte Yukino jetzt etwas lauter, um gegen die Club-Musik anzukommen. Ihre Stimme war heiser und für einen Moment flackerten ihre Augen, aber dann straffte sie die Schultern und hielt stand.

Allmählich legte sich Hibikis Staunen und in einem Versuch, eben jenes zu überspielen und zu alter Form zurück zu finden, trat er wieder näher an die junge Frau heran, mit der er sich in den vergangenen zwei Stunden unterhalten hatte.

„Du meinst also, ich soll dich einfach so küssen?“, fragte er gerade laut genug und beugte sich vor, während sein Blick langsam zwischen ihren Augen und den leicht geöffneten und sehr anziehenden Lippen hin und her wanderte.

Dabei war er den äußerlichen Reizen, die gerade durch die bescheidene, zurückhaltende Aufmachung – eine züchtig geschlossene Bluse und einfache Röhrenjeans, eine kunstvolle Blumenhaarspange im Haar, kein Make up – betont wurden, schon beim ersten Blick nicht abgeneigt gewesen. Sobald er sie gesehen hatte, hatte er geahnt, dass der Abend mit ihr unterhaltsam werden könnte, hatte seine Freunde stehen lassen und ihr einen Drink ausgegeben, um mit ihr ins Gespräch zu kommen.

Und bis hierher war der Abend auch so verlaufen, wie Hibiki das von Frauen ihres Schlags kannte. Sie war zuerst sehr schüchtern und wortkarg gewesen, hatte ihre Finger immer fest um ihr Glas geschlossen, als würde sie einen Halt suchen, und immer nur flüchtig in Hibikis Augen aufgeblickt.

Ein Großteil ihrer Aufmerksamkeit hatte noch bei ihrem Freund gelegen, einem etwas steif wirkenden Schwarzhaarigen, der anscheinend versuchte, mit den Avancen von einem der Barkeeper zurecht zu kommen. Vermutlich hatte der Knabe ein Auge auf Sting geworfen, der seinerseits keinen Hehl aus seinem Interesse machte und darüber seine anderen Kunden vernachlässigte.

Als Hibiki das Gesprächsthema auf ihr Studium gelenkt hatte, war sie langsam aus sich heraus gekommen und hatte anscheinend auch irgendwann entschieden, dass ihr Freund schon alleine mit seinem Flirt klar kommen würde. Das Funkeln in ihren Augen und das Lächeln auf ihren Lippen, als sie angefangen hatte, über ihr Fach zu reden, hatten sie gleich noch anziehender gemacht.

Deshalb hatte Hibiki sich dazu hinreißen lassen, forscher zu werden. Seine Ex-Freundinnen hatten ihm unabhängig voneinander Beide gesagt, dass in ihm ein Spielkind stecken würde. Das war wohl im Umgang mit Yukino geweckt worden. Hibiki hatte einfach sehen wollen, wie sie reagierte, wenn er sie nach einem Kuss fragte.

Aber sie hatte ihn überrascht – und überraschte ihn auch jetzt.

Obwohl ihm nicht entging, wie Yukino schwer schluckte, war er doch beeindruckt, dass sie blieb, wo sie war, sogar ein wenig das Kinn hochreckte. In dieser Frau steckte eine ganze Menge Mumm. Ganz unwillkürlich fühlte Hibiki sich davon noch mehr angezogen.

Er beugte sich noch weiter vor und stützte sich mit der Linken neben der jungen Frau an der Theke ab, während er mit rechtem Daumen und Zeigefinger nach ihrem Kinn griff, um es noch ein wenig weiter nach oben zu dirigieren. Mittlerweile wurden sogar ihre Ohren rot, aber sie machte keinen Rückzieher. Mehr Ermunterung brauchte Hibiki nicht.

Der Kuss war eine weitere Überraschung. Denn obwohl er sich mit behutsamem Lippenkontakt begnügte – so offensiv Hibiki auch war, er musste nicht in aller Öffentlichkeit mit seinem Date des Abends herumzüngeln –, war er ausgesprochen intensiv. Ein aufregendes Kribbeln breitete sich in Hibikis Körper aus, was sich noch einmal steigerte, als Yukino den Mut fand, die langsamen Lippenbewegungen zu erwidern.

Für einen Moment dachte Hibiki darüber nach, den linken Arm um die Taille der Weißhaarigen zu schlingen, um ihr näher zu kommen. Womöglich hätte sie das sogar zugelassen, aber eigentlich hatte Hibiki kein Bedürfnis, es zu übereilen. In gewisser Weise war diese Frau mit ihrer so widersprüchlichen Mischung aus Schüchternheit und Temperament, mit der sie selbst noch nicht so ganz klar zu kommen schien, ein Rätsel für ihn. Eines, welches er gerne in aller Ruhe ergründen würde…

Ein verhaltenes Räuspern neben ihnen ließ Yukino schließlich doch zurück schrecken und Hibiki richtete sich wieder gerade auf und drehte sich herum. Der Störenfried war der Schwarzhaarige, der eben noch mit Sting geflirtet hat – oder eher von Sting angeflirtet worden war, soweit Hibiki das aus der Entfernung und nur mit gelegentlichen Blicken mitbekommen hatte. In der Hand hielt er einen Bierdeckel, den er jedoch in seine Hosentasche steckte, als er Hibikis Blick bemerkte. Seine Miene war forschend, fast schon finster, während er Hibiki musterte. Erst als er sich an Yukino wandte, wurde sein Gesichtsausdruck wieder weicher.

„Sorry, Yukino, aber ich brauche meine Tasche.“

„J-ja!“, quiekte Yukino, ihr Gesicht nun scharlachrot.

Fahrig strich sie sich eine Strähne hinters Ohr und bückte sich umständlich, um die Tasche aufzuheben, deren Riemen sie gemeinsam mit dem ihrer eigenen Tasche auf die Sitzfläche ihres Barhockers gehängt hatte, auf welchem sie bis eben noch gesessen hatte.

„W-was ist denn mit Sting?“, fragte sie ihren Freund wohl in einem Versuch, von der Situation abzulenken, in der sie erwischt worden war. Das Temperament von eben war verschwunden.

„Der hat eine Rüge von seinem Chef gekriegt“, nuschelte der Schwarzhaarige und Hibiki könnte schwören, dass seine Wangen eine Nuance dunkler wurden. „Ich wollte nach Hause fahren, kommst du mit?“ Wieder warf er Hibiki einen Blick zu, der nur haarscharf von einer Drohung entfernt war.

„Uhm…“ Nun beinahe ein bisschen panisch blickte Yukino zwischen Hibiki und ihrem Freund hin und her.

Es wäre verlockend für Hibiki, den Schwarzhaarigen ein bisschen zu foppen und Yukino zu fragen, ob sie noch einen Drink wollte, aber letztendlich entschied er sich doch dagegen. So sehr er es auch bedauerte, dass er unterbrochen worden war, er fühlte sich doch eigenartig befriedigt, beinahe euphorisch. Mehr war aus diesem Abend wohl kaum rauszuholen.

„Hast du einen Stift?“, fragte er daher.

Als Yukino aus ihrer Tasche einen Kugelschreiber heraus holte, nahm Hibiki ihn dankend an. Für einen Moment erwog er, nach einem der Bierdeckel zu greifen, aber dann griff er mit einem flüchtigen Seitenblick auf den unwillig dreinschauenden Schwarzhaarigen nach Yukinos Hand und schrieb ihr seine Handynummer auf den Handteller. Danach drückte er ihr den Stift wieder in die Hand und drehte diese herum, um einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen.

„Ich würde mich freuen, wenn du dich melden würdest. Pass’ gut auf deinen Freund auf.“

Wahrscheinlich hatte er es nun doch ein wenig übertrieben. Yukino brachte nur noch undeutliches Gestammel zustande und folgte ihrem nun offensichtlich griesgrämigen Freund zum Ausgang des Clubs, ihr Gesicht nun beinahe besorgniserregend rot und ihre Finger so krampfhaft um den Riemen ihrer Umhängetasche geschlungen, dass es schon schmerzhaft aussah.

Doch als sie an dem schwarzen Vorhang stand, der den Eingangsbereich vom Rest des Clubs abtrennte, drehte sie sich noch mal um und blickte zu Hibiki zurück. Sie schluckte mehrmals schwer, aber dann deutete sie mit Daumen und kleinem Finger der rechten Hand ein Telefon an ihrer Wange an und lächelte schüchtern. Selbst aus der Entfernung wirkten ihre Augen unglaublich ausdrucksstark und wieder verspürte Hibiki ein angenehmes Kribbeln. Er erwiderte Yukinos Geste mit einem Lächeln und beobachtete, wie sie den Club verließ.

Versonnen lächelnd ließ Hibiki die Hand sinken. Dieser Abend hatte eindeutig eine überraschende Wendung genommen. Aber keine unwillkommene, dachte er bei sich, während er sich herum drehte, um dem verdrossen dreinblickenden Sting einem Wink zu geben. Er würde sich noch einen Drink alleine gönnen, bevor er nach Hause ging. Er verspürte kein Bedürfnis danach, den Abend mit einer anderen Frau ausklingen zu lassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Arianrhod-
2018-07-03T16:36:02+00:00 03.07.2018 18:36
Und den 2. Kommentar schaffe ich jetzt auch noch, jawoll! (Ganz schnell, bevor ich Sansa hole.)

Bei dem OS hattest du Schwierigkeiten reinzukommen, nicht wahr? Er ließt sich nämlich zu Beginn ein wenig trocken und holprig, ehe er an Fahrt aufnimmt und sich dann in echten Zucker verwandelt. Hibiki ist sicher auch kein einfacher PoV, schon allein, weil man A) man bei ihm nicht viel hat, mit dem man arbeiten kann, und b) mit ihm nicht so viel macht.
Anyway, den Erklärungspart zwischen Yukinos 1. Satz und ihrem 2. ist zu lang. Oder vielleicht auch nur zu blockartig? Wäre vielleicht besser gewesen, wenn du ihn irgendwie aufgebrochen und verteilt hättest?
Was ich sonst zu ihm zu sagen habe, ist eigentlich, dass er vom Inhalt her passt. Ich habe eine ganz ähnliche Vorstellung von Hibiki und seinen Freundinnen bzw. seine Beziehung zu dem schönen Geschlecht. (Ganz ehrlich, Hibiki und Loke SIND sich ähnlich. Hibiki halte ich nur für den Intellektuelleren und Gebildeteren der beiden, während Loke eher der Aufreißer-&-Draufgänger-Typ ist. Sorry, Loke.)
Yukino hast du ebenfalls gut charakterisiert (wobei es vielleicht ein wenig tief geht in Anbetracht der Tatsache, dass Hibiki sie anscheinend erst an diesem Abend getroffen hat? ^^“)

Ihre kesse Antwort auf seine Kuss-Frage ist allerdings eine echte Ansage. Wurde sie irgendwie von Minerva getriezt, dass sie es jetzt mal richtig so drauf ankommen lassen will? Oder hat sie doch schon tiefer ins Glas geschaut, als Hibiki annimmt? Das wirkt so gar nicht wie ihr Stil, kein Wunder, dass er überrascht ist. Darum sehr passend auch die kleinen Unsicherheiten, die durchblitzen. Und dann darf er sie tatsächlich gleich küssen.
Was ich aber schöner fand, war die Verabschiedung. Sie war sehr intim und gleichzeitig niedlich und nicht irgendwie aufdringlich. Yukino wird ihn ganz sicher anrufen und vermutlich sogar sehr bald. Er war da doch sehr eindeutig, das wird ihr Mut genug machen. Mir gefiel auch, dass er sie ohne Protest hat ziehen lassen, als sie ein wenig hin und her gerissen war. Sie wollte ja noch bleiben und mit ihm reden, aber doch irgendwie nicht ohne Rogue im Rücken. Dass er da die Initiative ergriffen und ohne Probleme einen Ausweg gefunden hat, fand ich sehr toll von ihm.
Auch, wenn der Abend damit für ihn ebenfalls gelaufen war, aber für jemanden wie Yukino kann man solche Opfer bringen. (Wobei es mir jetzt nicht wie ein Opfer vorkam, eher ein ‚der Höhepunkt des Abends war gerade, jetzt ausklingen lassen und morgen weitermachen‘.)

Rogue der Wachhund fand ich auch lustig. XD“ Er hätte Yukino wohl auch nicht allein gelassen, wenn sie noch geblieben wäre. Aber vermutlich hatte er keine Lust mehr, nachdem ihm Sting ‚entführt‘ worden ist. Ich mach dem Boss jetzt keinen Vorwurf, aber ist halt blöd für die zwei. ^^“ Wenigstens ist nicht nur Yukino mit einer Telefonnummer nach Hause gegangen.
Dementsprechend kann ich nur sagen, dass diese kleinen Stingue-Hinweise im Hintergrund mir sehr gefallen haben. (Es sind aber zu wenig, mach mehr.)

Wie gesagt, ich fand den OS echt süß. :)
Gruß
Arian
PS. Hehehehe, das ist OS Nr. 69.
(sorry, I just had to)


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