Raining
Der Regen prasselte nahezu lautlos auf ihn nieder, seine Kälte und Nässe drang durch Dukes Kleider, berührte seine Haut. Doch ihn störte es nicht. Es war fast so, als würde er es gar nicht erst bemerken. Es war ihm einfach egal. Alles war ihm egal.
Warum mussten sie ihn immer so verletzen? Es tat weh...Und er hasste sich dafür. Denn er war schwach, einfach zu schwach. Jedes Mal, wenn sein Vater es wieder vergaß, zog sich sein Herz zusammen, Schmerz breitete sich in ihm aus und schlug jede Vernunft nieder. Langsam sollte er es doch wissen...Warum machte er sich immer noch Hoffnungen? Warum war er so erbärmlich schwach?
Seine silbernen Strähnen klebten dem jungen Elfen im Gesicht, seine meerblauen Augen, die einen abwesenden Glanz trugen, blickten starr zu Boden. Seine Füße trugen ihn zum Schloss. Das taten sie doch immer...Schließlich war es sein ,zu Hause'.
Duke sah schon den Warin vor sich, der, so bald er ihn sah, sofort anfangen würde auf ihn einzureden, er solle doch schnell ein Bad nehmen, bevor er sich erkältete. Das kleine runde Gesicht, mit den dunklen Augen darin, das ihn besorgt und versteckt vorwurfsvoll anblickte.
Seufzend stieg er die marmorne Treppe hinauf.
Und jetzt lag er in dem Becken. Es war in den Boden eingelassen worden, so dass die Wasseroberfläche fast auf gleicher Ebene mit diesem war. Es war riesig, wie eigentlich alles in dem Schloss. Fliesen bedeckten alles außer der Decke, die lediglich weiß gestrichen worden war.
Dampfwolken stiegen von dem heißen Wasser auf, ließen die Fliesen anlaufen. Nur ein kleiner Schrank mit Handtüchern darin befand sich noch in dem Raum, ansonsten war er völlig leer.
Der Silberhaarige kümmerte sich nicht um die Temperatur des Wassers, er hätte sich wohl auch nicht daran gestört, wenn es eisig kalt gewesen wäre...Im Moment kümmerte ihn einfach gar nichts...
Sein Vater war schon immer so gewesen...Das, was seinem Sohn am wichtigsten war, das schien er irgendwie grundsätzlich zu vergessen. Sowieso war Duke schon längst in den Hintergrund gerückt, seine Stiefmutter war doch viel wichtiger und er war sozusagen nur noch die ,Dekoration'. Mehr Gegenstand als wirklich Person. So schienen sie ihn zu sehen...
Manchmal würde er am liebsten weglaufen, so schnell er konnte, und er würde nie mehr zurückkehren. Doch sie würden ihn finden...Sie hatten ihn schon einmal gefunden, als er es versucht hatte...Damals war er 11 gewesen... Seitdem hatte er es nie wieder versucht...Hatte sein Schicksal angenommen und akzeptiert...
Er hatte schließlich nie eine Wahl gehabt...Man hatte ihn nicht gefragt, ob er als Prinz geboren werden wollte...Er hatte sich nie entscheiden können...Ihm war sein Leben vorgegeben. Bald, wahrscheinlich früher als ihm lieb war, würden seine ,Eltern' eine Prinzessin für ihn aussuchen, er würde heiraten, und so weiter und so fort...Er würde nicht mal mit entscheiden können, wen er heiratete...Das würde alles für ihn gemacht werden...
Wie er dieses Leben doch hasste.
Nur mit einem Handtuch um die Hüfte, begab er sich wieder in sein Zimmer, wo schon ein Warin auf ihn wartete. Dieser verneigte sich sofort vor ihm und sprach dann leise.
"Maste Duke, Master Karun wünscht Euch zu sprechen." Warum überraschte ihn das jetzt nicht? Aber er hatte keine Lust sich jetzt seinem Vater gegenüber zu stellen...Er würde ihn nur mit diesem traurigen Blick ansehen und versuchen mit ihm zu reden, sich wahrscheinlich entschuldigen...Alles so, wie er es jedes Jahr tat, und nie hatte dieser Akt irgendetwas verändert.
"Jetzt nicht." "Aber..." "Willst du mir etwa widersprechen, Iason?", antwortete er mit kalter Stimme. Er wusste, er war nicht gerecht zu dem kleinen Kerl, den er im Grunde doch schon mochte. Iason musste auch nur Befehle ausführen, und eigentlich ziemte es sich nicht, dem
Befehl des Königs nicht zu gehorchen.
"Nein, natürlich nicht, Master." Wieder verbeugte sich der Warin und schloß die Tür hinter sich. Der Elf fuhr sich durch seine feuchten Haare und atmete tief durch.
"Wenn du schon halbnackt in der Gegend rum stehen musst, dann könntest du wenigstens das Fenster zu machen, damit du dich nicht erkältest."
Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Arcana grinste ihn frech an, schob die Fenster zu.
"Was wollt Ihr hier?", knurrte der Silberhaarige leicht gereizt. Er hatte jetzt wirklich keinen Nerv für so einen!
Doch der Schwarzhaarige antwortete ihm nicht. Er ging einfach auf ihn zu, kam ihm immer näher, grinste ihn an, ließ seinen Blick unverfroren über den schlanken und nahezu nackten Körper des Elfs wandern.
Duke fühlte sich leicht unangenehm unter diesem prüfenden den Blick, doch tat er den Teufel, dass vor dieser Person zu zeigen. Die ihm im Übrigen zu nahe kam, für seinen Geschmack.
Viel zu nahe! Die kalte Wand an seinem Rücken, den warmen Körper vor sich. Eine Hand, die seine Handgelenke über seinem Kopf zusammen hielt.
Und dieses grinsende Gesicht vor seinen Augen! Der Silberhaarige hätte schreien können...Konnte dieser Kerl einen nicht mal in Ruhe lassen?!?
Überrascht zuckte er zusammen, als die freie Hand des Katzenwesens ungeniert über seine nackte, feuchte Brust glitt, über seinen Bauch, wieder nach oben.
"Ich dachte, Ihr wolltet mich soweit bringen, dass ich euch darum anflehe...Das hier sieht mir aber doch eher nach Vergewaltigung aus.", warf er Arcana ungerührt und kalt entgegen.
Dieser lachte nur dunkel und seine grünen Augen blitzten auf.
"Ich betrachte mir doch nur schon mal das, was sich mir bald freiwillig hingeben wird, darum flehen wird, dass ich es so wie jetzt und noch ganz anders berühre.", entgegnete er mit seiner dunklen, rauen Stimme und grinste schelmisch.
"Master?" Sofort wich das Katzenwesen zurück, trat hinter die Tür, als Duke auch schon den Eintritt gewährte.
Iason verbeugte sich, wirkte irgendwie unsicher, nervös, seine dunklen Augen huschten unruhig durch den Raum. Der Warin schloß die Tür hinter sich, und der Elf runzelte verwirrt die Stirn, als er Arcana dahinter nicht erblickte. Das Licht warf zwar einen Schatten in den Ecken, aber darin konnte man sich doch nicht so perfekt verstecken, oder?
"Was ist, Iason?" "Ich....Ich....habe da etwas mit angehört...Was ich sicher nicht hätte hören sollen und ich wollte auch nicht lauschen, wirklich, Master...Aber...Ich dachte, Ihr solltet das vielleicht wissen...Auch wenn ich es gar nicht hätte hören sollen...Ich..." Der Warin schien völlig mit sich im Zwiespalt zu sein, so dass der Silberhaarige sich in die Hocke sinken ließ. "Was ist los, Ia?", fragte er so sanft wie es ihm möglich war mit seiner jetzigen Laune.
"Ich habe euren Vater und eure Mutter reden hören...Sie hat gesagt...Sie hat gesagt, er würde viel zu nachsichtig mit Euch umgehen, viel zu unkonsequent...Und er solle endlich durchgreifen, Ihr dürftet seinen Befehl doch nicht einfach so verweigern...Und sie hat immer weiter auf den Master eingeredet...Er solle doch endlich mal etwas tun, und nicht nur zusehen...Und irgendwann....Hat er ihr zugestimmt...Und dann...dann haben sie darüber geredet, wie sie das tun könnten...Und dann kam jemand, und ich musste weg...Aber...Sie...Ihnen fällt sicher etwas ein...Master...Ich...Vielleicht auch wegen der Heirat...Ich weiß es nicht...Ich wollte Euch das nur sagen..."
"Iason, ganz ruhig." Sanft legte er dem Warin eine Hand auf die Schulter, und das Zittern des kleinen Wesens hörte auf. "Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast. Das war genau die richtige Entscheidung. Aber pass auf, dass es sonst niemand mitbekommt, sonst werden sie dich sicher bestrafen und das will ich nicht, ja?"
Der Kleine nickte und lächelte schon wieder etwas entspannter.
Er verabschiedete sich und verschwand wieder, während Duke sich erhob, wandte seinen Rücken der Tür zu, seine Arme schlangen sich um seinen eigenen Körper.
Mit aller Macht versuchte er das Zittern zu unterdrücken. Wie konnten sie ihm das antun? Wie konnte sein Vater sich schon wieder von seiner Stiefmutter überreden lassen, wie konnte er ihr so hörig sein? War er denn völlig egal? War es denn nicht verständlich, dass man aufgebracht war, wenn der eigene Vater den Todestag der Mutter vergaß?
Duke wollte die Arme, die ihn umschlangen, abwehren, doch ihm fehlte die Kraft dazu. Stumme Tränen bahnten sich ungewollt ihren Weg über seine Wangen, und irgendwie tat die Nähe dieses warmen Körpers einfach gut.
Ohne Widerstand ließ er sich zu dem Schwarzhaarigen umdrehen, schloß zumindest seine Augen halb, er wollte dieses Grinsen, das ihn sicher erwartete, nicht sehen. Er wusste doch, dass er schwach war.
"Ach, Kleiner..." Warme Lippen, die die Tränen von seinen Wangen küssten, bewegten ihn dazu, doch aufzusehen. Liebevolle Finger strichen die letzten Spuren von der Haut.
"Deine Augen sind so dunkel, wie das Meer an einem Gewittertag.", murmelte Arcana leise.
Dem Silberhaarigen war in dem Moment alles egal. Er wusste, wenn er jetzt nachgeben würde, würde er diesem Mann Tor und Tür zu seiner Seele öffnen, doch er brauchte jetzt einfach jemanden, der für ihn da war. Es war ihm so egal...
Bebend schlang er seine Arme um das Katzenwesen, drängte sich an die Wärmequelle. Seine Umarmung wurde erwidert, warme Hände strichen beruhigend über seinen Rücken, kraulten ihn kosend im Nacken, während er leise an der Brust dieses fast Fremden weinte.
Noch nie hatte er sich so wohl, so geborgen gefühlt. Noch nie hatten ihn jemand so umarmt, hatte einfach still gehalten und versucht, ihn mit Berührungen zu entspannen.
Müde blinzelte er dem Sonnenlicht entgegen, das ihn geweckt hatte. Einen Moment orientierungslos, stellte er im nächsten fest, dass er in seinem Zimmer war, genauer gesagt in seinem Bett, und das fürsorglich zugedeckt.
Verwundert stellte er fest, dass er ein langes, schwarzes Hemd trug, und als er daran roch, konnte er sich auch denken, wem es gehörte. Dann doch weniger erfreut bemerkte er, dass er außer diesem Hemd gar nichts trug.
Erschrocken schlug er die Bettdecke zurück, als er auch schon das Handtuch entdeckte, das zusammen geknäult ein bisschen weg von ihm lag, wahrscheinlich hatte er es sich einfach während dem Schlafen von den Beinen gestrampelt.
Oh Mann...Jetzt musste er dieses Hemd auch noch zurück bringen...Behalten würde er es sicherlich nicht, das würde ja fast so aussehen, als würde er es mögen! Von wegen! Er würde es diesem Katzenwesen so schnell wie möglich zurückgeben!
Duke hatte es gut vermieden, seinen ,Eltern' auf dem Weg nach draußen zu begegnen. Jetzt saß er auf Aragorn, der schon unruhig mit dem Huf scharte, und hielt dem hundeähnlichen Geschöpf das Hemd zum daranschnuppern hin.
Das Tier ging seinem Hengst mit dem Rücken ungefähr bis zum Bauch, sein ganzer Körper war mit struppigem, braunem Fell überzogen. Zwei schwarze Augen blitzten über der langen Schnauze daraus hervor, die ein scharfes Gebiss verbarg, wobei jeder Kiefer zwei Reihen identische Zähne hatte, die zweite Reihe war einfach versetzt hinter der ersten vorhanden.
Der Roy, wie man die Rasse betitelte, hatte einen langen Schwanz, lange, kraftvolle Beine. Seine Ohren waren gespitzt und lauschten immer wieder in eine andere Richtung.
Roys wurden meist als Suchhunde gebraucht, da ihr Geruchssinn sehr stark ausgeprägt war. Doch einen Roy sollte man niemals reizen. Wenn er sein Herrchen zu verteidigen suchte, oder sich einfach nur bedroht fühlte, wuchsen aus seinem ganzen Körper Stahlklingen, die gefährlicher waren als jedes Schwert.
Dieser Roy, mit Namen Xar, preschte gerade los, um den Besitzer des Hemdes zu finden, das sein Herrchen ihm vor die Nase gehalten hatte. Der schwarze Hengst jagte dem Tier hinterher, konnte mit ihm Schritt halten, während Xar in die Stadt lief.
Die Bürger sprangen erschrocken zur Seite, als der Roy angerannt kam, machten ihm und seinem Besitzer Platz. Nach kurzer Zeit blieb das Tier vor einem alten, doch noch in recht gutem Zustand befindlichen, Haus stehen, knurrte leise.
"Hier also." Duke schwang sich von Aragorn, stellte diesen an den vor dem Haus vorhandenen Anbindbalken, so dass sein Pferd nicht im Weg rum lungerte. Xar hechelte glücklich, als der Elf ihm dankend über den Kopf streichelte, und gehorchte dann auch brav und setzte sich neben dem Hengst auf den Boden.
Der Silberhaarige klopfte an die Tür, hörte die schlurfenden Schritte, die sich ihr näherten.
Ein alter, weißhaariger Mann öffnete ihm, dessen trübe blaue Augen von seiner Blindheit kündeten.
Ein zahnloses Lächeln begrüßte ihn. "Ich suche jemanden, der bei Ihnen hier wohnt, Arcana ist sein Name." "Ah ja, natürlich, kommen Sie nur rein. Er wohnt im Dachgeschoss. Wissen Sie, ich vermiete diese Wohnung da oben immer an Besucher dieser Stadt, damit ich etwas Geld verdiene und nicht so allein im Haus bin. Gehen Sie einfach die Treppe hinauf, bis sie nicht mehr weitergeht."
Duke bedankte sich bei dem Mann, der ihn nicht erkannt zu haben schien, aber wie denn auch, wenn er nichts sehen konnte?!?
Der Elf atmete noch einmal tief durch, bevor er an die hölzerne Tür klopfte, die schon so aussah, als würde sie gleich aus den Angeln fliegen, wenn man sie nur anhauchte.
Erschrocken stolperte er einen Schritt zurück, als die Tür fast im selben Moment geöffnet wurde und der Schwarzhaarige ihn überlegen angrinste. "Komm nur rein, Kleiner."
Damit trat das Katzenwesen zur Seite und ließ den zögernden Silberhaarigen eintreten.
Dieser räusperte sich kurz, bevor er anfing zu sprechen. "Ich bin nur hier, um Euch Euer Hemd zurück zu geben."
Licht und Schatten wechselten sich ab in der großen Wohnung, die aus einem einzigen Zimmer bestand. Genau gegenüber der Tür war ein Balkon zu dem zwei gläserne Türen führten, die die Sonne hinein ließen. Das Bett befand sich aus seiner Sicht links davon, in dem vom Licht nicht erhellten Fleck. Ein großer Tisch stand einsam und verlassen in der Mitte des Zimmers. Eine Vase stand darauf, doch sie beherbergte keine Blumen. Auf der anderen Seite des Zimmers, auch im Schatten, stand ein großer Schrank. Ansonsten wirkte die Wohnung ziemlich leer.
Doch was interessierte ihn das? Er war nur hier, um das Hemd abzuliefern und dann wieder zu gehen.
Gehorsam streckte er dem Schwarzhaarigen jetzt auch die Hand mit dem Hemd darin hin, der ihn wieder so angrinste und es entgegen nahm, als ein kratzendes Klopfen den Elfen zusammen zucken ließ.
Überrascht blickte er zu dem Balkon, und sah einen Adler, der unruhig mit seinem Schnabel gegen die Scheibe hämmerte. Arcana öffnete auch sogleich die Tür, wann war er denn dahin gegangen, dachte sich Duke nur, und das Tier landete auf seinem Arm, nachdem es den Brief, den es in seinen Krallen getragen hatte, fallen gelassen hatte.
Verwirrt bemerkte der Silberhaarige das königliche Siegel darauf. Es war immer einfach zu erkennen, nur das Königshaus durfte rotes Wachs benutzen, um den Brief zu verschließen.
Aber was ging ihn das an? Konnte ihm doch auch egal sein, er sollte besser gehen.
Der Schwarzhaarige schickte den Adler wieder fort, legte den Brief achtlos neben der Vase ab und ging wieder auf Duke zu, der ihn nur mehr als misstrauisch musterte.
Das Katzenwesen wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als die Stimme des Alten ihn kurz hinunter bat. "Entschuldige mich für einen Moment, du kannst dich ruhig setzen, wenn du magst, Kleiner."
Haha! Zum Totlachen! Hier gab es ja noch nicht mal Stühle!
Murrend ging er trotzdem ein paar Schritte weiter ins Zimmer hinein, als Arcana verschwunden war. Es interessierte ihn jetzt doch, was dieser Mann mit dem Königshaus irgendeines Landes zu schaffen hatte...Immer wieder fixierte sich sein Blick auf den Umschlag, und immer wieder wandte er ihn ab.
Konnte ihm doch egal sein! Er wollte doch sowieso nichts mit diesem Kerl zu tun haben, was dachte er also über dessen Post nach? War doch seine Sache...Das würde ja fast so aussehen, als würde er sich für den Schwarzhaarigen interessieren, von wegen! Der war ihm schnurz piep egal!
Ach, scheiß drauf! Er musste jetzt einfach wissen, was das für ein Umschlag war!
Schnellen Schrittes ging er zu dem Tisch, schnappte sich den Umschlag und besah sich das Siegel und das darauf gedrückte Wappen genauer...Wenn er sich recht erinnerte, war das das Wappen der Katzenwesen. Okay, so weit nicht verwunderlich...Aber was hatte das Königshaus mit diesem Mistkerl zu schaffen? Hatten sie ihn etwa hierher geschickt, oder was?
Bevor sich seine Vernunft auch nur ansatzweise einschalten konnte, hatte er schon angefangen, das Wachs mit seinem Fingernagel zu durchtrennen.
"Macht's Spaß?" Mist verdammter! Das war jetzt aber mehr als peinlich. "Ja, tut es.", giftete er gereizt und legte den Umschlag wieder auf den Tisch. Warum mussten Katzen auch so leise laufen?
Doch statt in ein wütendes Gesicht zu blicken, grinste Arcana ihn wie gewöhnlich an. Oh Mann, dieser Kerl kannte wohl nur diesen einen Gesichtsausdruck, wenn er sich das so genauer überlegte.
"Dafür schuldest du mir was." Nein! Am liebsten hätte der Silberhaarige aufgejault wie ein verwundeter Hund. Der Schwarzhaarige war ihm schon wieder so nahe, hatte sein Kinn in die Hand genommen, bevor er seinen Kopf wegdrehen konnte.
"Einen Kuss, einen kurzen, kleinen, harmlosen Kuss auf den Mund, Kleiner. Den schuldest du mir. Oder willst du das etwa nicht entschädigen? Du musst dich entschuldigen, Süßer, und genauso wünsche ich es mir..."
Der Schwarzhaarige hatte ja schon Recht, besonders da den Elfen von den gesellschaftlichen Regelungen vorgeschrieben wurde, dass sie sowas entschädigen mussten, in angemessenem Maße, nach dem Wunsch des Geschädigten.
Warum war er bloß so neugierig?
Augen zu und durch...Schnell stellte er sich auf die Zehenspitzen, streckte sich noch ein bisschen, hauchte Arcana einen kleinen Kuss auf die Lippen, zur Hölle, sein erster Kuss, was für eine Verschwendung!
Doch schleunigst zog er sich auch wieder zurück und musste wieder in dieses grinsende Gesicht blicken. Eine feine Röte zierte seine Wangen, und mit all seiner verbliebenen Vernunft redete er sich ein, dass da KEIN Kribbeln gewesen war! Ganz bestimmt nicht! Das war nur Einbildung gewesen, auf jeden Fall! Die Berührung dieser weichen, warmen Lippen hatte kein Kribbeln auf seinen verursacht, niemals!
Erschrocken schnappte er nach Luft, als das Katzenwesen ihn an sich zog, seinen Kopf in Dukes Halsbeuge senkte. Sein warmer Atem jagte über die Haut, die Bartstoppeln kratzen leicht auf der Haut des Elfen, der unbewusst erschauerte, und sich dafür hasste.
Schnell wand er sich aus dem Griff des Mannes, stürmte regelrecht aus dem Zimmer, stolperte die Treppen hinunter, riss die Tür auf, schwang sich auf sein wartendes Pferd, und trieb dieses unbarmherzig an, so dass Aragorn aufgeregt wieherte, sich einen Moment aufbäumte, um dann wie von der Tarantel gestochen loszujagen, Xar an seiner Seite.
Da war kein Kribbeln gewesen und ein Erschauern erst recht nicht! Und es hatte ihm ganz sicher NICHT gefallen... "Mistkerl!", brüllte er voller Wut im Bauch, so dass die Leute ihn überrascht anstarrten, an denen er vorbei hetzte.
