Das Licht
Lena stand an ihrem Fenster. Gedankenverloren starrte sie in das Dunkel der Nacht. Es dürfte so gegen elf gewesen sein. Kaum ein Mensch war noch auf der Straße. Vor wenigen Minuten hatte es angefangen zu schneien. Es war der erste Schnee in diesem Jahr. Schließlich war ja erst November. Eigentlich mochte sie den Schnee. Die weiße Pracht, die bei klarem Himmel und Vollmond die Felder zum leuchten brachte. Aber dieses Jahr irgendwie nicht. Unbehagen machte sich in ihr breit. Der Wind wehte die Flocken genau an die Fensterscheibe, doch so schnell wie sie dort klebten, waren sie auch schon wieder geschmolzen. Lena ging näher an die Scheibe heran und diese beschlug. Plötzlich lief es ihr eiskalt den Rücken herunter aber so recht konnte sie sicht nicht erklären warum. Sie war zwar nur mit einem Nachthemd bekleidet, weil sie eigentlich vor hatte zu Bett zu gehen, aber in ihrem kleinen Zimmer sorgte der eine kleine Heizkörper noch immer für angenehme Wärme. Sie drehte sich um, weil sie ein wirklich schlechtes Gefühl in der Magengegend hatte, doch da war es bereits zu spät.
Ein grelles Licht leuchtete sie an. Lena kniff die Augen zu. Plötzlich spürte sie, dass dieses Licht sie anzog. Sie krallte sich am Heizkörper, der vor dem Fenster stand, fest, doch dieser fremden Macht war sie nicht gewachsen. Schreiend und von panischer Angst erfüllt wurde sie von der Heizung weggerissen. Lena fuchtelte wild mit Armen und Beinen herum doch sie hatte keine Chance. Ein Sog hatte sie erfasst. Mittlerweile konnte sie ihren Blick nicht mehr abwenden, sondern starrte in den Strudel der sie anzog. Das Licht wurde heller. Vielleicht kam ihr das auch nur so vor, weil sie teilweiße darin verschwunden war und dann wurde es schlagartig dunkel.
Was zurück blieb war ein menschenleeres Zimmer und zwei Hausschuhe die gegen die Wand schlugen...