First thoughts
So sollte es also aussehen.
Mein Leben.
Hatte ich nicht schon genug durchgemacht?
Genug gelitten?
Offensichtlich nicht.
Es musste eine Strafe aus einem vergangenen Leben sein. Ja genau. Anders konnte ich es mir einfach nicht erklären. Niemand lief durch sein Leben und hatte so unbeschreiblich viel Glück, wie Robin Foxx.
Wow, ich überraschte mich wieder mal selbst. Trotz all der verschiedenen Seiten, die die Öffentlichkeit von mir zu sehen bekam, schien der Sarkasmus tatsächlich mein zweiter Vorname zu sein.
Aber ich machte mir schon nichts mehr daraus. So kannte ich am Ende ja doch etwas von mir, das tatsächlich der Wahrheit entsprach.
Meine Damen und Herren, Robin Foxx war ehrlich zu sich selbst! Was denn? Ich bekam noch nicht mal Applaus.
Tja, musste ich mich am Ende wohl doch damit abfinden bei Seto Kaiba zu arbeiten. Ja, ja, sie haben richtig gehört. Mr. Seto Kaiba! Der jüngste Großunternehmer Japans. Und zugegeben, auch ziemlich jung für Britannien! Ich fragte mich wirklich, was ich verbrochen hatte.
Kaiba war dafür bekannt, seine Angestellten herumzuscheuchen. Sie aufs Schlimmste zu malträtieren. Und ich hatte natürlich das Vergnügen ihm schon am ersten Tag zu begegnen.
Man hatte mir doch versichert, dass er nicht auftauchen würde. Na ja, Pech gehabt. Der Gute machte eben gerade ein neues Geschäft auf und brauchte dafür das beste Personal, das man bekommen konnte. Logisch, dass er gleich selbst nach dem Rechten sieht.
Warum musste ich auch so gut auf diesem Gebiet sein? Warum musste gerade Seto Kaiba die wahnwitzige Idee haben, einen Nationalpark zu errichten? Ausgerechnet hier im Nirgendwo. Ausgerechnet der Boss einer Spielfirma macht einen Park auf. So was Komisches erlebte man auch nicht häufig!
Tja, und ich, mit meinem Professortitel in Zoologie und Botanik, musste natürlich auch gerade auf der Suche sein. War ja klar, bei meinem Glück hatte ich nichts anderes erwartet. Gott, Seto Kaiba! Ich bekam es einfach nicht in mein Hirn. Nicht das ich Angst gehabt hätte, nein. Ich fühlte mich beinahe wie gelähmt.
Nun stand dieser Typ auch noch vor mir und sah in meine Augen. Er musterte mich eingehend. Der hat echt gar keinen Anstand, schoss es mir durch den Kopf. So unverhohlen wie der mich ansah, konnte man davon ausgehen, dass niemand ihm jemals wiedersprach. Na, der würde sich wundern! Er mochte ja Ahnung von Computern haben, ich wusste dafür so ziemlich alles über Pflanzen und Tiere. Der wollte mir doch nicht etwa einen Vortrag darüber halten, was ich zu tun hatte?
Beeindruckend sah er ja schon aus. Mit seiner Größe und seiner ganzen Gestalt wunderte es mich nicht, dass jeder vor ihm zurück schrak. Er war bestimmt einen ganzen Kopf größer als ich. Und ich war bestimmt nicht klein. Natürlich war das nicht das Beste. Oh nein. Das Tollste waren seine Augen, die einen zu erstechen drohten. So ein eisiges Blau sollte verboten werden!
Sie schienen auch mich gerade durchbohren zu wollen. Ich fragte mich wahrscheinlich schon zum tausendsten Mal was ich getan hatte.
"Foxx, antworten sie gefälligst wenn ich mit ihnen rede!" Hatte ich schon seine Stimme erwähnt? Boah, Wahnsinn! Ok, sie war kühl und klang etwas verärgert, aber ich meine Boah! Der Typ hätte als Sänger Erfolge gefeiert!!!
"Hey, ich rede mit ihnen!" Und da war sie wieder. Nur dieses Mal riss sie mich aus meinen Gedanken. "Ja, Mr. Kaiba?"
"Passen sie freundlicherweise auf! Ich habe noch genug zu tun. Ich kann mich nicht den ganzen lieben Tag mit unfähigem Personal herumschlagen." Jetzt war der Faden echt gerissen.
"Entschuldigen sie, Mr. Kaiba! Ich war mit meinen Gedanken wo anders." Konnten solche Augen noch kälter werden? Aber natürlich konnten sie das.
"Das ist mir aufgefallen. Sollte das häufiger vorkommen, ist ihnen hoffentlich klar das ich jederzeit jemand anderen einstellen kann!" Aber klar war mir das klar! Als ob er jemals jemanden finden könnte, der besser auf diesem Gebiet war.
"Wie ich bereits erwähnt hatte, bevor sie ins Reich der Träume verschwanden, muss hier unbedingt noch ein Zaun hin. Wir wollen doch nicht das uns die guten Tierchen davon laufen!" Selbstverständlich nicht du Eisberg!
"Wie sie wünschen Mr. Kaiba." Jetzt sah er mich verwundert an. Verwundert? Ja ne, tatsächlich. Was hatte ich denn jetzt wieder getan?
"Sagen sie mal, können sie noch etwas anderes sagen?" Aha, daher wehte der Wind.
"Kommt darauf an! Können sie denn auch netter fragen?" Na toll, was hatte ich da bloß wieder angerichtet? Konnte ich eigentlich auch mal was richtig machen? Sah nicht danach aus.
Verdammt, halt doch einfach deine Klappe, Robin! So schwer ist das nicht!
Aber statt der Mahnung, die ich erwartet hatte, sah er mich nur unentwegt an.
Langsam wurde mir das hier zu bunt. Er war mein Chef, ja schön und gut. Aber das gab ihm nicht das Recht mich so zu durchleuchten. Ich hatte zu viel zu verbergen und er war bestimmt nicht der Mensch, dem ich mein Herz ausschütten wollte.
"Ich glaube nicht, dass sie das etwas angeht Ms. Foxx." Ach er konnte also doch noch sprechen.
"Sie haben vollkommen Recht. Wenn sie mich nun entschuldigen würden. Ich muss wieder an die Arbeit!" Ha friss das Kaiba! Doch zu früh gefreut. Ich spürte plötzlich eine starke Hand um mein Handgelenk, als ich an ihm vorbei ging. Sie zog mich zurück zu diesen kalten Augen. Wir mussten schon bei -30 Grad sein! Doch etwas war anders. Was war es? Schien mir nach einem herausfordernden Blitzen in seinen Augen. Aber wenn das stimmte, wieso?
"Sehr lobenswert, Ms. Foxx. Ich hoffe das bleibt auch so!" Grinste er etwa? Ich konnte mich nicht erinnern ihn jemals grinsen gesehen zu haben.
"Natürlich, Mr. Kaiba. Sie werden niemand kompetenteren finden." Er ließ mich los und trat zurück. Endlich konnte ich wieder Luft holen.
"Ich hoffe zumindest das wird nicht nötig sein." Eingebildeter Idiot. Wird es garantiert nicht. Ich werd es dir schon zeigen.
Er schritt davon, nicht ohne mich noch einmal zu mustern. Was war sein Problem? War ich ihm zu aufsässig? Bestimmt. Das war noch eine unserer netteren Begegnungen gewesen. Beim ersten Mal hatten wir uns schon fast angeschrieen. Der Kerl war ja nicht viel älter als ich selbst. Meinte er wohl, dass er was Besseres sei. Aber nicht mit mir. Ich hielt zwar menschlich nicht viel von mir, aber Kaiba war nicht der einzige der in jungen Jahren schon weit gekommen war. Immerhin war ich erst 18 Jahre alt und schon Professor auf zwei Fachgebieten.
Auch egal, jetzt wo Kaiba weg war, verlief der Tag eher ruhig. Ich kam schnell voran. Ohne diese Blicke im Nacken war das ja auch kein Wunder. Ich wusste ja das Kaiba die Leute immer durchleuchtete, aber wieso musste er das bei mir so übertreiben? Er erschien beinahe jeden Tag hier. Etwa wegen mir? Nein, das musste ich mir einbilden.