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LOST

- Huch, wo sind wir denn hier gelandet?! -
von

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Tag 4

Tag 4
 

Tess war grade dabei langsam aufzuwachen. Die schwüle Hitze hatte sie dazu gebracht, obwohl sie sich eigentlich noch hundemüde fühlte. Langsam setzte sie sich auf und sah zu ihrer Überraschung, dass Reese nicht mehr neben ihr lag. Sofort sprang sie auf und sah sich weiter um. Einige Leute schliefen noch tief und fest, doch es waren bei weitem nicht mehr alle da.

Instinktiv machte sich Tess auf zum Strand. Wo sollte sie schließlich sonst sein? Sie lief nur wenige hundert Meter grade aus und fand sich an der selben Stelle wie gestern wieder. Das Flugzeugwrack ragte noch immer hoch in den Himmel hinein, doch diesmal zerstörte es nicht das friedvolle Bild des Strands, denn auf ihm wuselten bereits eine Vielzahl von Leuten herum. Unter ihnen war auch Reese.

"Was tust du denn da?" fragte Tess ihre Cousine während sie durch den Sand auf sie zu stapfte.

Reese, die grade einen Koffer aus dem Wrack zog sah sie kurz an, ließ dabei allerdings nicht von der Arbeit ab. "Ich helfe die Koffer zu bergen. Es könnte schließlich Zeug drinnen sein was für unser Überleben hier nützlich sein könnte."

Tess starrte ihre Cousine mit großen Augen an. "Aber das ist doch vergebene Liebesmüh! Noch ein paar Stunden und wir werden alle von hier gerettet werden."

"Das glaub ich nicht." Antwortete Reese und musste sogar ein wenig lächeln. "Du bist noch in Phase zwei, Verdrängung."

Tess hob eine Augenbraue, folgte aber ihrer Cousine als sie grade einen Koffer weg schleppte. "Und in welcher Phase bist du, wenn ich fragen darf?"

"Ich" begann Reese und knallte den Koffer auf einen Haufen anderer. "...durchlaufe die Phasen rückwärts und bin also im Augenblick bei der vollkommenen Akzeptanz unserer Situation angekommen. Demzufolge tu ich das, was schon Cicero als den Urinstinkt eines jeden Menschen identifiziert hat."

Tess musste kurz das psychologische Wirrwarr was ihr Cousine grade verzapft hatte auseinander nehmen bevor sie darauf antworten konnte. "Und das wäre?" "Ich versuche zu überleben!" erklärte sie schon fast euphorisch. Tess schob dieses Verhalten auf den Schock den die Arme erlitten hatte.

"Warte, ich helf dir!" sagte sie schließlich und die Beiden machten sich gemeinsam auf die nächsten Koffer zu bergen. Sie waren grade auf dem Weg zu dem Wrack, als sie eine Frau sahen die mit einem eingeklemmten Koffer kämpfte.

"Können wir dir helfen?" fragte Reese die Frau, die so gleich zu den Beiden aufsah.

"Oh, das wär super." Sagte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Gemeinsam zogen die drei Frauen am Koffer und nach einem kurzen Kampf kam er ihnen dann auch mit einem PLOP entgegen geflogen.

"Danke." Sagte die Frau und stemmte sich erstmal die Arme in die Seiten um richtig Luft zu holen. "Mein Name ist übrigens Kate."

"Hi, ich bin Reese und das ist meine Cousine Tess."

"Hi!" sagte nun auch Tess.

Kate schien plötzlich etwas irritierendes an Reese zu bemerken und sah sie für eine Weile stumm an, bevor sie es über die Lippen bracht.

"Sag mal... ist dir nicht irgendwie warm? Wieso trägst du denn einen Pullover?"

"Ach..." meinte Reese und winkte ab "Mir ist immer recht kalt. Ich bin eben sehr fröstlich."

Kate hob ungläubig eine Augenbraue. "Achso..."

Gemeinsam arbeiteten die Frauen solange weiter bis sie vor Hitze und Ermüdung nicht mehr konnten. Etwa gegen Mittag ließen sie sich dann an einem schattigen Plätzchen in den Sand fallen und ruhten sich ein wenig aus.

Sie arbeiteten nach dem Frühstück noch weiter mir Kate und brachten es so auf sage und schreibe 32 Koffer. Und da waren noch viel mehr. Doch eine Pause brauchten sie hin und wieder auch...
 

"Hey Hurley, du kannst nicht einfach so vor mir stehen bleiben!" beschwerte sich Sam lauthals als sie gegen Hurley stieß, der wie eine riesige Wand vor ihr stand.

"Oh, sorry Dude, ich hab nur grad denen dort drüben zugehört, die scheinen Chinesisch zu reden..."

"Koreanisch Hurley, sie reden Koreanisch." verbesserte Sam ihn und beäugte nun auch voller Interesse das Pärchen, das in einiger Entfernung zu ihnen unter einer Palme saß.

"Wo her weißt du denn das schon wieder?"

"Ist doch jetzt egal. Los, lass uns zu ihnen gehen."

Und schon war Samantha auf dem Weg in Richtung des koreanischen Paares. Hurley zuckte nur verständnislos mit den Schultern und folgte ihr.

Die beiden Koreaner sahen überrascht auf als das Mädchen und der stämmige Kerl auf sie zu gelaufen kamen. Die Frau blickte etwas ängstlich zu ihrem Mann und wusste anscheinend nicht, wie sie sich den beiden Fremden gegenüber verhalten sollte. Der koreanische Mann hingegen setzte eine grimmige Miene auf. Hätte Samantha nicht gewusst, dass Hurley direkt hinter ihr lief und sein Körper ziemlich respekteinflößend wirkte, wäre sie wahrscheinlich sofort schreiend weggerannt. Aber so baute sie sich einfach vor dem Pärchen auf und begrüßte sie freundlich.

"Ehm, Dude..." wandte Hurley sofort ein, "...ich glaube nicht, dass die dich verstehen."

Daraufhin nahm auch Sam den immer noch bösen Blick des Koreaners wahr, doch bei seiner Frau schien sie für einen kurzen Moment so etwas wie Verständnis zu erkennen, oder hatte sie sich getäuscht? Kurzerhand änderte sie ihre Taktik. Sie zog Hurley am Arm und klopfte ihm immer wieder mit der flachen Hand auf die Brust:

"H-u-r-l-e-y."

"Was zum Teufel machst du da Sam?"

"Ich versuche ihnen deinen Namen zu vermitteln."

Hurley sah sie lange an, öffneten langsam den Mund, überlegte es sich dann aber doch anders und schloss ihn wieder. Es war sicher besser, wenn er dazu nichts sagte...

Mittlerweile war Sam bei ihrem eigenen Namen angelangt, den sie dem Paar nun zu vermitteln schien. Zu ihrer großen Freude reagierte die koreanische Frau und deutete auf sich:

"Sun."

Doch nahezu sofort wurde sie von ihrem Mann scharf zurechtgewiesen, so hörte es sich jedenfalls an, denn er sprach wieder Koreanisch. Sam konnte dieses Mal einen bedauernden Blick in ihrem Gesicht erkennen, irgendwie hatte sie Mitleid mit der Frau.

"Komm Sam, lass uns wieder gehen, es ist noch viel zu tun und die anderen warten sicher schon."

Sam nickte nur und hob zum Abschied die Hand, doch dann entschloss sie sich, doch noch etwas zu sagen:

"Unser Lager ist dort drüben, wir sammeln gerade Nahrung und bauen noch alles auf...und wir haben einen Arzt."

Dann drehte sie sich um und folgte Hurley, der schon ein ganzes Stück gegangen war. Weshalb sie das jetzt gesagt hatte wusste sie nicht genau, aber vielleicht hatte es ihnen ja geholfen...
 

Tess blinzelte schon seit geraumer Zeit zu Kate hinüber, die sich mit geschlossen Augen an einen Palmenstamm gelehnt hatte. Reese hatte ihre Blicke bereits bemerkt und runzelte fragend ihre Stirn.

Da Kate keine Anstalten machte so schnell ihre Augen wieder zu öffnen nahm Tess allen Mut zusammen und runkste sie ein wenig an. Erschrocken riss diese ihre Augen auf und sah Tess an.

"Ja?"

"Oh entschuldige, aber...ich frag mich die ganze Zeit ob wir uns schon einmal begegnet sind. Du kommst mir so bekannt vor."

Kates anfänglich leichtes Lächeln gefror ihr im Gesicht. Sie wandte ihren Blick ab.

"Nicht das ich wüsste."

"Ich denke doch...hast du vielleicht ne Zwillingsschwester?"

"NEIN!" fuhr Kate sie an.

Sogar Reese, die weiter zu ihr weg saß, fuhr etwas zusammen. Kate war über ihren Tonfall selber erschrocken und entschuldigte sich.

"Tut mir leid. Ich bin nur etwas angespannt." und sie rieb sich die Stirn "Ich...leg mich etwas hin und ruh mich aus. Bis dann."

Tess und Reese sahen ihr nach.

"Das hast du toll gemacht." meinte Reese.

"Was denn?" Tess sah Reese mit großen Augen an.

"Du hast sie vergrault."

"Meinst du wirklich?"

"Das war doch offensichtlich."

"Is doch egal...ich werde sie sowieso nie wieder sehn."

Reese rollte innerlich mit den Augen. Tess hatte doch nicht wirklich vor schon wieder damit anzufangen?

"Nach unserer Rettung werden wir-"

"Tess!" fuhr nun Reese sie an, senkte ihre Stimme aber gleich wieder und fuhr mit geschlossenen Augen fort "Tess...ehe...Cousinchen..."

Tess war über den Unterton in ihrer Stimmer sehr erschrocken und starrte sie an.

Reese holte tief Luft und versuchte ihre Worte sehr sorgfältig zu wählen.

"Ich hab mit Jack geredet...er hat den Piloten gefunden...er ist jetzt übrigens tot..."

"Das ist sehr schade, aber die Rettungs-"

"SIE WERDEN NICHT KOMMEN, TESS!"

Desorientiert sah Tess ihre schreiende Cousine an.

"Was? Aber wieso? Die können uns doch nicht einfach vergessen haben."

"Wir waren 1000 Meilen vom Kurs als wir in Turbulenzen gerieten. Sie werden nach uns suchen, Tess, aber an der falschen Stelle...an der falschen Stelle..."

Reese blickte traurig zu Boden. Jetzt war es raus. Die ganze Wahrheit. Wie würde Tess wohl damit fertig werden? Hätte sie es ihr vielleicht nicht so an den Kopf knallen sollen? Doch wie lange hätte sie noch damit hinterm Berg halten können? Tess' Schweigen verhieß allerdings nichts Gutes.

"Bitte sag was...irgendwas." bat Reese sie.

Tess schüttelte abwesend ihren Kopf. Ihr Blick wurde unfokussiert als sie sich langsam erhob.

"Ich möchte jetzt alleine sein."

Sie drehte sich um und lief den Strand hinunter, durch die Menge der noch immer arbeitenden und der Trümmerteile. Einige blickten auf als sie mit starrem Blick und Tränen im Gesicht an ihnen vorbei ging.

Reese fragte sich ob sie ihr lieber folgen sollte, doch widerstand sie diesem Drang. Sie würde selber damit fertig werden. Zumindest hoffte sie das.
 

Tess schlurfte weiter durch den Sand. Wie konnten sie nur so weit vom Kurs abkommen? 1000 Meilen? Tess musste kein Genie in Mathematik sein um zu wissen, dass die Chance das sie gefunden werden eins zu uff...vielleicht unendlich bestand? Unweigerlich musste sie an Robinson Crusoe denken. Wie lange war er auf seiner Insel geblieben? 26 Jahre? 28? Allein der Gedanke daran für so lange Zeit irgendwo gefangen zu sein war in diesem Moment unerträglich. Und plötzlich sah das dunkelblaue, tiefe Wasser unheimlich verlockend aus. Die Wellen die sich an diesem Teil des Strandes so hoch auftürmten, dass sie alles unter sich zermalmen konnten. Das Wasser zog Tess magisch an. Wie in Trance schritt sie hinein und schon bald schlug die erste Welle über ihren Kopf zusammen und zog sie unter Wasser. Die zweite folgte, die dritte. Sie bekam Grund unter ihren Füßen zu spüren und stemmte sich nach oben. Sie japste nach Luft und versuchte sich über Wasser zu halten. Das Wasser hatte ihr den Verstand wieder klar gespült. Was hatte sie vor? Wollte sie sich umbringen? Die nächste ziemlich heftige Welle drückte sie wieder unter Wasser. Für kurze Zeit ließ die Strömung nach und sie fand wieder Zeit um einen weiteren Versuch des Luftholens zu starten, doch auch dieser verwandelte sich in das panische Gefühl ersticken zu müssen. Sie hustete und schluckte Wasser. Auch ihre Kraftreserven würden langsam aber sicher ihr Ende finden. Ihre Arme spürte sie kaum mehr. Verzweifelt und nun vollkommen am Ende stieß sie die ihr verbliebene Luft aus. Die Strömung schleuderte sie hin und her als sie reflexartig nach Luft schnappte, doch da war keine Luft. Nur Wasser. Noch einmal riss sie die Augen weit auf. Sie gab sich der Dunkelheit die sie nun zu umfangen begann voll hin.
 

Reese konnte einfach nicht anders um Tess zu folgen. Sie hatte ein wirklich ungutes Gefühl bei dieser Sache. Schon von weitem erkannte sie, dass irgendetwas nicht stimmte als Tess schnellen Schrittes auf das Wasser zusteuerte.

"Tess!" rief sie, wohl wissend, dass sie sie nicht hören konnte geschweige denn reagieren würde.

Sie begann panisch zu laufen als sie beobachtete wie ihr Körper vollkommen im Wasser verschwand.

"TESS!" kreischte sie förmlich, sodass ihre Stimme bereits versagte.

Sie rannte so schnell sie ihre Beine trugen, doch stolperte sie immer wieder über kleinere Trümmerstücke oder auch über ihre eigenen Beine. Als sie so vollkommen hilflos im Sand lag und zu der Stelle blickte an der sie Tess zuletzt sah war sie um so mehr überrascht als zwei Gestalten wie der Wind an ihr vorbei sausten und sich einer der beiden hundert Meter weiter in die Fluten stürzte.

Reese kämpfte sich wieder auf die Beine und humpelte so schnell sie konnte die letzten Meter zu dem am Strand stehenden Sawyer. Die Tränen schossen ihr in die Augen als sie beobachtete wie Jack Tess' leblosen Körper aus dem Wasser trug und vor ihre Füße bettete. Sofort knieten sie und Sawyer sich nieder und Reese begann Tess' Schulter zu schütteln.

Jack lauschte ihrem nicht mehr vorhandenen Atem.

"Sie atmet nicht! Reese, Herzdruckmassage!" rief er ihr zu um ihr Schluchzen zu übertönen.

Er kauerte sich direkt neben ihren Kopf und nahm ihn nach hinten um den Kehlkopf zu strecken.

Er hielt ihre Nase zu und atmete kräftig in ihre Mundhöhle hinein um ihre Lungen wieder mit Luft zu füllen. Reeses Aufgabe bei der Ganzen Sache blieb dabei allerdings unbesetzt. Sie hielt Tess' Hand und wippte mit ihren Oberkörper immer wieder vor und zurück. Sie wimmerte vor sich hin und nahm nichts mehr um sich herum war.

"Reese!" schrie Jack sie an.

Keine Reaktion.

Bevor sie sich versah wurde sie von Sawyer, der jetzt ihren Platz einnahm, beiseite gedrückt. Er legte seine Hände übereinander auf die richtige Stelle an ihrem Brustkorb und begann immer wieder das Herz zu stimulieren.

Jack füllte von neuem mit seinem Atem ihre Lungen und als Sawyer erneut an der Reihe war hielt er erschrocken inne als es unter seinen Händen furchtbar knackste.

"Ich hab ihr eine Rippe gebrochen."

"Mach weiter..." sagte Jack und als Sawyer sich nicht rührte "SAWYER!"

Er besann sich und zählte an der Stelle weiter wo er aufgehört hatte. Jack nickte zufrieden.

Reese wimmerte noch immer. Sie hatte ihre Knie eng an ihren Körper gezogen und gab sich natürlich die Schuld für dieses Unglück. Umso mehr heulte sie weiter als Tess nach unzähligen Versuchen endlich Wasser spuckte und hustete.

Jack lächelte als er ihren Oberkörper aufrichtete.

"Tief durchatmen. Tief durchatmen."

Tess hustete noch immer als Reese sich bereits um ihren Hals geworfen hatte und in ihre Schulter schluchzte.

Doch Tess versuchte sie möglichst vorsichtig von sich zu drücken, denn sie konnte kaum atmen. Ihre Rippen schmerzten furchtbar.

"Au, au, au...autsch...was ist denn passiert?"

"Sawyer hat dir ne Rippe gebrochen." informierte Jack Tess als wäre es das normalste auf der Welt.

"Was?" echauffierte sie sich, bereute es jedoch sofort wieder. Das tat wirklich weh.

"Na kommt! Gehen wir."

Jack half Tess auf die Beine und stützte sie, genau wie Reese. Sawyer trottete hinter ihnen her als sie zu den Anderen zurück kehrten.

Jack warf allen die aussahen als würden sie gleich irgendwelche Fragen stellen einen warnenden Blick zu als er mit Tess im Zelt für die ärztliche Versorgung verschwand. Doch diese drehte sich noch mal kurz zu Reese um die sie ungern allein lassen wollte.

"Mir geht's gut, Reese. Ich bin in guten Händen." sagte sie und fügte mit einem Seitenblick auf Jack hinzu "Denk ich."

Jack grinste und Reese wischte sich die letzten Tränen vom Gesicht und nickte so überzeugt sie konnte. Sie sah noch zu wie die beiden in dem Zelt verschwanden bevor sie sich an einen Fels lehnte und langsam daran runter rutschte. Sie kauerte sich zu einem Kneul zusammen und vergrub ihren Kopf zwischen ihren Armen. Ihre Nerven waren am Ende. Sie wusste, dass sie sich keine Vorwürfe machen sollte, sie wusste es sogar genau, doch beherzigen konnte sie es nicht. Eine tolle Psychologin war sie.

Eine plötzlich Berührung an der Schulter ließ sie aufschrecken. Sie hob ihren Kopf ein wenig um zu sehen wer es war und fand zu ihrer Überraschung Locke neben sich stehen.

"Alles in Ordnung, Soldat?" brummte er und ließ sich neben sie fallen. "So ein Verletzter Kamerad kann einem schon zu schaffen machen, schließlich ist eine Kompanie immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Aber mach dir keine Sorgen, ich glaub nicht das wir deshalb in irgendwelche Schwierigkeiten kommen werden. Schließlich haben wir noch hier noch einige starke Führungspersonen wie zum Beispiel mich und... ... ..." er schien plötzlich zu grübeln. "... ... naja, ich bin jedenfalls da!"

Reese schniefte kurz auf und wischte sich mit den Ärmeln die Tränen vom Gesicht. Für einen Moment starrte sie ihn an. Unweigerlich kam ein Grinsen auf ihr Gesicht obwohl sie sich eigentlich gar nicht danach fühlte, doch Locke sah mit seinem halb überzeugten, halb resignierenden Grinsen einfach zu witzig aus. Anscheinend fiel es ihm nicht grade leicht etwas nettes, gefühlvolles zu sagen. Aus dem Affekt heraus löste sie ihre Arme von ihren Knien und schloss sie um Lockes Nacken. Sie klammerte sich so fest sie konnte an ihn und nuschelte nur ein resignierendes

"Danke Locke."

Völlig schockiert über diese herzliche Geste starrte Locke einfach nur auf Reese nieder. Nachdem einige Sekunden... oder vielleicht auch Minuten vergangen waren klopfte er ihr dann wohlwollend mehrmals auf den Rücken und musste sogar ein wenig lächeln.

"Nichts zu danken."
 

***FLASHBACK***
 

"Danke, Mom." Sagte Reese als ihre Mutter die Tasse Tee vor sie hinsetzte.

"Ach, nichts zu danken, Schatz." Erwiderte sie und lächelte. "Ich freu mich doch wenn du mal hier bist. Die Nachbarn wundern sich schon ob du niemals Semesterferien hast."

Reeses Lächeln stockte und sie nickte nur langsam. Um alle bitteren Kommentare die ihr auf der Zunge lagen zu ersticken nippte sie an ihrem Tee. Es war dieses "Forever Young" Zeug was sie sich immer von ihren Freundinnen aufschwätzen ließ. Nur widerwillig schluckte sie etwas davon.

"Und, wie geht es Josh?" fragte ihre Mutter plötzlich um die peinliche Stille zu brechen.

"Josh?" fragte Reese bevor sie sich hätte bremsen können, jetzt wollte sie sich aber am liebsten auf die Zunge beißen.

"Jetzt sei nicht albern, Reese. Wie geht's ihm?"

"Oh... ganz gut, doch... er... hat viel zu tun im Augenblick."

Und wie er zu tun hatte. Josh war ihr Freund. Nein, eigentlich war es noch schlimmer, er war ihr "perfekter Freund". Der Sohn eines Arztes, der ,wie durch Zufall, der beste Freund von ihrem Vater war, weshalb sie sich, wie durch Zufall, auf einer dieser öffentlichen Partys vorgestellt worden waren. Josh war nicht übel, sie mochte ihn sehr und wollte für eine Weile auch gerne daran glauben, dass er der "perfekte Freund" war. Leider zerplatzte diese Vorstellung sobald sie einen Monat zusammen waren und Josh genug Eindruck bei ihrem Vater geschunden hatte um einen Arbeitsplatz bei ihm sicher zu haben. Etwa eine Woche später hatte sie dann den perfekten Josh mit der Sekretärin im Bett erwischt. Doch das würde sie ihrer Mutter jetzt sicher nicht erzählen.

"Und... meinst du er wird bald die Frage stellen?" riss ihre Mutter sie wieder aus ihren Gedanken.

"Die... Frage?" wiederholte sie die Worte.

"Ach Reese, was ist denn heut bloß los mit dir?" sagte ihre Mutter und schüttelte belehrend den Kopf. Die Bewegung war so energisch, das sie gleich erstmal ihre Teetasse hinstellen musste, damit sie nichts verschüttet. "Du weist doch genau wovon ich rede!"

Oh mein Gott, dachte Reese, was ging nur im Kopf dieser Frau vor die sich ihre Mutter nannte. "Meinst du nicht ich wäre noch etwas zu jung um zu... heiraten?"

"Ach was! In deinem Alter war ich schon längst verheiratet und hat es mir geschadet?"

"Und was ist mit meinem Studium?" entgegnete Reese völlig entgeistert, bemühte sich allerdings darum, dass ihre Mutter das nicht bemerkte.

"Das machst du natürlich zu ende!" Reese war erleichtert das zu hören. "Aber wenn ihr verheiratete seid brauchst du ja sowieso nicht arbeiten. Aber das mit der Psychologie kannst du ja immer noch als Hobby machen!"

Reese knallte ihr Teegeschirr auf dem Tisch und stand mit einem Ruck auf.

"Ich muss los. Ich wollt heute noch Tess besuchen."
 

*** FLASHBACK ENDE***
 

Reese musste versuchen sich abzulenken. Es war egal mit was, Hauptsache es brachte sie auf andere Gedanken, sonst könnte sie für nichts garantieren. Sie entschied sich zum Strand zu gehen, schließlich hatte sie, ganz im Gegensatz zu den meisten anderen, ihren Koffer noch nicht gefunden. Das würde sie sicher etwas ablenken.

Sie hatte noch keine zehn Schritte zum Strand getan, als sie lautstark von Hurley begrüßt wurde.

"Hey Duda!" sagte er und begann auf sie zu zujoggen. Reese musste ein wenig lächeln. "Du... du hast nicht zufällig Lust mir dabei zu... helfen die ganzen Leute zu... Katalogisieren?" schnaufte er und streckte ihr sofort einen Block und einen Stift entgegen.

"Wozu willst du denn das machen?" fragte sie ungläubig.

"Willst du etwa nicht wissen was für schräge Typen hier Nachts frei rumlaufen während du friedlich, zusammengekauert schläfst?"

Reese blinzelte ihn einige Male an. "Überredet!" sagte sie und schnappte Hurley den Block aus der Hand.

"Super!" grinste ehr und fing gleich eifrig an zu erklären. "Also du musst wenigstens die Namen aller Leute Sammeln, aber je mehr du rauskriegst um so besser, okay? Vor allem wenn's um irgendwelche Vorstrafen geht!"

Reese nickte eifrig und machte sich dann auf den Weg.



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