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Nur ein Spiel

von

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Im Angesicht der Apokalypse

Als die vertrauten Lichter auf der Welt verschwanden, eine purpurrote Dunkelheit sich dem ahnungslosen Himmel bemächtigte, trat die vergessene Prinzessin Hyrules wachsam durch das riesige Modegeschäft, unauffällig, schleichend. Sie versuchte sich zu sammeln, nicht panisch zu werden und stärkte sich an den schwersten Erinnerungen der alternativen Zeit. Damals… als sie ein anderes, kriegerisches Gesicht trug… damals, als sie sich als todbringender Schatten in der gefallenen Welt bewegte. Sie erinnerte sich an jenes Leben, obwohl sie diese Zelda doch eigentlich nicht war…

Ihre Atemzüge schwelten unruhig in ihren Lungen, flach unterdrückte sie den Sog, ahnend, dass Ganons Gift überall war, selbst in der stehenden Luft. Weitere Schritte führten sie vorwärts, als sich unwilliges Zittern und kratzige Schweißtropfen mit weiterer Unruhe vermischten… Einmal mehr fiel die Erschöpfung der letzten Tage über sie hernieder und forderte Tribut. Kurz wurde ihr schwarz vor den Augen, in dieser gespenstischen Szenerie mit leblosen Schaufensterpuppen, auf denen sich der glühende Schein des gefallenen Himmels verlor. Sie hielt sich an der rauen Metallstange eines Kleiderständers fest, als die unschuldigen Gedanken an die letzten Augenblicke dieser Welt an ihr nagten… zerflossen wie dunkle Tinte auf zerrissenem Pergament. Alles war zerflossen…

Einige Fetzen leerer Gedanken streiften ihr Gemüt, wühlten mit Scham und Verachtung, so gefräßig… Die fehlende Zeit belehrte sie darüber, was sie nicht genutzt hatte, was sie nicht vollbracht hatte und was sie nicht zugelassen hatte. Wie konnte es nur soweit kommen… das Gesicht der Welt geschändet und zerstückelt von Dämonen einer anderen Welt, einem Spiel!

Von überall her donnerten vernichtend vertraute Laute der Welt an ihre uneinsichtig menschlichen Ohren, die eisernen Trommelschläge, die mordlüsternen Schritte der Kreaturen… die gebogenen Hörner der Dunklen und die Schreie der zermürbten Geister, die von den Schlachtfeldern nicht mehr loskamen. Zelda hörte sie in der Ferne, die Gefallenen, lauschte auf einer vergessenen, intuitiven, medialen Ebene dem alten Klagegesang Tausender Wesen, die dieser Welt gewaltvoll und brutal entrissen wurden… und jedes Gemetzel in ihrem Verstand raubte ihr weitere Fassung und Kraft. Mit einem unterdrückten Wimmern stemmte sie sich auf ihre Arme, rieb sich die Oberarme in der zunehmenden Kälte und befahl sich aufzustehen. Sie war geboren worden um zu kämpfen, Apokalypsen wie diese auszuhalten, und doch schlitzte Ganons Macht an dem bisschen Stärke in ihr, das Link so ungebändigt versucht hatte am Leben zu halten… an dem bisschen Selbstwert, das Link in all den letzten Wochen so kampfbereit versucht hatte zu beschützen…

Link…

Ein neues Gefühl durchbrach diesen gespenstischen Ort hier inmitten der Verdammnis in Zeldas Innerem, schnürte sich zusammen zu einem Spektakel aus Zorn und Ungeduld. Sie hatte aufzustehen, sie hatte sich zusammen zu reißen! Sie war es ihm schuldig aufzustehen und zu kämpfen. Sie war es ihrem Heroen schuldig ihm in diesem Alptraum beizustehen. Mit einer erzwungenen Wachheit in ihren schönen Seelenspiegeln, die das glühende Rot des Untergangs in diese entseelte Nacht zurückwarfen, erhob sie sich. Die letzte Prinzessin Hyrules trat vorwärts, marschierend und doch allein hier in dem Modegeschäft, wo Sara und Maron nicht mehr weilten. Das Chaos hatte die Menschen entzweit… und es gab für sie nur eine Chance… sie musste jene finden, die zusammengehörten…
 

An einem anderen Platz der Welt hetzten Sian und Leon Johnson mit dem Notwendigsten in einen klapprigen Oldtimer. Als der dämonische Vorhang strafend über die Welt fiel, strotzten beide Krieger, jung und alt, vor Kampfbereitschaft und fütterten ihre Ziele mit dem Willen gegen die bestialische Widerwertigkeit der entstellten Welt vorzugehen. Bepackt mit Waffen und einer Tasche, die vielleicht den wertvollsten Inhalt in dieser düsteren Zeit darstellte, nämlich gezüchteten Kristallen Hylias, sauste der Oldtimer dahin. Sian hatte mithilfe seines bekannten Alchemisten einige der Heilung versprechenden Objekte duplizieren können und hoffte auf eine Möglichkeit mit Zeldas einstiger magischer Begabung diese Kristalle über die Welt regnen zu lassen. Es würde Stunden dauern, aber ihre Hoffnung keimte mit einem klaren Bestimmungsort vor Augen. Sie bretterten über enge Straßen in Richtung des Meeres, um am anderen Ende der Welt Schicksalsort zu erreichen.
 

Unter Zwang schlürfte Zelda weiter, lauschte grässlichen, schiefen Schreien aus allen Himmelsrichtungen, ein rupfendes Empfinden riss sich durch ihre Sehnen und produzierte eine betäubende Gänsehaut, ein hässliches Gefühl, das sie nicht zuordnen konnte. Ihre Atemzüge kamen unregelmäßig, erinnerten sie an etwas Bestialisches, das sich durch die Luft brannte… säureartig. Leise Ascheplättchen in stehender, drückender und schwerer Luft, hier in dem einst so blühenden Modegeschäft von Links Tante. Breite, gleißende Deckenlampen flimmerten und von irgendwoher hämmerte ein schwitziges Piepsen, vermischte sich mit weiteren dumpfen Lauten… Zelda spürte, als sie mit vorsichtigen Schritten die stehengebliebene Rolltreppe hinunterlief, sie spürte außerhalb den Wahnsinn Ganons auf den heißen Teerstraßen…

Die Menschen waren da draußen entseelt und angstverzerrt, hetzten umher wie verlorenes, gepeitschtes Vieh, gefoltert von unsichtbaren Händen, beladen mit der Angst vor dem näher rückenden blutroten Horizont, als fiel der Himmel auf die Erde. Menschen, sogar Kinder entschlüpften der einst so menschlichen Gestalten, verwandelten sich in Bestien aus der alten Zeit, begierig beinahe, todbringend, ohne Gegenwehr, Zarnas Splitter ebneten den Weg einer neuen Form der Besetzung von Ganons Hass… Dämonen, egal, welchen Geschlechts und welcher Generation, sie kamen in diese Welt, nicht länger unsichtbar, sondern schälten sich in menschliche Wesen… ein abartiges Gesindel, genährt von Missgunst, niederen Trieben, erzeugt von der Göttin der finsterten Nacht, drangen auf die Welt, überfielen alles, was einst rein und unschuldig war…

Monster… soweit das Auge reichte… Monster aus Hyrules dunkelstem Zeitalter… Sie hatten auf ihren Herren gewartet, hatten ihren Durst aufgespart. Jetzt waren sie hier, in ihrem neuen Paradies und rissen die Welt an sich…

Mit Schweiß über der Stirn, kroch Zelda zitternd die Rolltreppe hinab, bemüht um Standfestigkeit, bemüht ihr drittes Auge, das in jenen Momenten schrie, zu ignorieren… Aber die alte Kraft der Göttin in ihr ließ sich nicht ignorieren. Zelda sah die blutende Welt in ihren Gedanken, folternd, sich aufdrängend, sah eine Schlacht nach der anderen, wo Menschen unter rupfenden Klauen und giftigen Fängen fielen… Das Ende der Welt blitzte in ihrem sechsten Sinn und knallte mit roher Gewalt nieder. Sie musste es sehen, so wie einst, traumatisch, sich von der Brutalität der Apokalypse beflecken lassen nur um gestärkt daraus hervorzugehen.

Sie sank am unteren Bereich der Rolltreppe zu Boden, wimmernd, bettelnd. Hylianische Beschwörungsformeln über ihren trockenen Lippen. Nayrus Gebet, eine alte Weise, die sie seit ihren Kindertagen auswendig kannte, drang beschwörend dahin, vermischten sich mit dem unheilvollen Schimmer glühendem Rot, das sich vom Himmel niederbrannte, ein fahriges, stechendes Geräusch produzierte, als fielen Engel vom Himmel.

Erneut sank Zelda auf ihre nackten Knie, fröstelte ein wenig in ihrer kuren Jeanshose und dem ärmellosen Top, dennoch kroch sie vorwärts in diesem zum Scheitern verurteiltem Versuch ein Ziel zu finden, sich zu sammeln, hier in diesem Alptraum zu bestehen. Da waren zu viele Bilder anderer Zeiten, Halluzinationen und von ihren alten Göttern gesendete Bilder, die wie Geister durch ihre innere Welt tobten, als dass Zelda ihren klaren Verstand finden konnte. Über ihrem fiebrig schimmerndem Gesicht tröpfelte der Angstschweiß, in ihren Gelenken tobte die Kälte unschmelzbaren Eises… Sie wimmerte erneut, bemühte sich um Fassung und darum sich selbst zu schützen. Und unter dem Sturm der Fähigkeit des Sehens, das Zelda schon so lange in sich versucht hatte zu verschließen, diese unsäglich irrende Fähigkeit der Schicksalsprinzessin, fieberte ein neuer Wahnsinn durch ihre Adern, stachelte und triggerte einen neuen Schmerz, den sie bisher noch nicht erfahren hatte…

In dem glühenden, hassbeseelten Meer der Apokalypse rief eine alte Macht in ihr mit der einzigen Kommunikation, die möglich war um Hilfe, ihr rechter Handrücken schmerzte barbarisch, gerade da, wo sich einst ihr Abzeichen der Göttinnen verbarg… Ein Schmerz so erpresserisch, erbarmungslos, der ihr Tränen in die roten, brennenden Augen trieb…

Hastig, aber tollpatschig und ungelenkig krabbelte sie unter einen breiten Kleiderständer und hockte sich wie ein Kind darunter zusammen. Sie bibberte, konzentrierte sich auf die Sensation des Schmerzes, beinahe gefährlich heilsam, weil es sie von ihren Visionen und den Bildern von dem Ende der Welt abrücken ließ… Zeldas Blick, ein Gemisch aus Starre und Trauer verlor sich im Nirgendwo…
 

In der dreckigen Düsternis, die über den Wäldern hing, hetzte der junge Heroe mit zusammengepresstem Kiefer vorwärts… immer vorwärts und hinein in das Entsetzen, das seinen Verstand mit Angst und Zweifeln überlagerte, hinein in den Alptraum eines schwindenden Pulses des Lebens auf dem gesamten Planeten. Er hatte den Waldrand erreicht und konnte beinahe seine Hände vor Schwärze nicht erkennen… Das benutzte Schwert in seiner Hand glühte, war ein sicheres Leuchtfeuer in der Finsternis, hatte dunkles Blut geschmeckt auf seinem Weg zurück in die Stadt. Links gesamte Konzentration war auf sein Ziel gerichtet, so schnell wie möglich seine Familie, seine Freunde und allen voran seine Prinzessin zu finden… Eine pragmatische Härte ergriff von ihm Besitz, gerade jetzt, wo er auf seinem Weg einige Köpfe gespalten hatte… Und diese Härte verwandelte ihn für diese Minuten in den würdigen Krieger, den die Welt brauchte. Zeit für Zweifel und Sorgen würde noch kommen, doch jetzt brauchte ihn das letzte Licht, das auf der Welt noch leuchten konnte. Er wurde gebraucht als der eine Held. Stürmisch hetzte er weiter, das goldene Haar flatterte im Wind und seine muterfüllten Augen leuchteten wie blaues Feuer, durchbrachen die faulige Dunkelheit mit einem kraftvollen Beben des Guten.
 

Heimgesucht von zermürbenden Visionen hockte Zelda noch immer leise wimmernd unter dem Kleiderständer, spürte alberne, künstliche Pelze über ihren brünetten Schopf schleifen und hielt sich die schweißnassen Hände an die Ohren… Von überall drangen schrille Schreie, die sie nicht zuordnen konnte, bemächtigend, wühlend wie staubige Würmer in ihrem Kopf. Schreie von Menschen, vermischt mit Klagegesängen und Rufen unsterblicher Wesen. Rupfender und folternder rissen Bilder der Apokalypse an ihren mentalen Barrieren, gewillt ihre Seele zu brechen. Mit einem hämmernden Rhythmus verborgen hinter ihrer Stirn, sank Zelda in sich zusammen, ihre Fäuste gruben sich unaufhörlich in steinernen Erdboden. Sie fühlte es… während in dem Modegeschäft Deckenlampen zuckten und ein gehässiges Licht auf sie herab flimmerte. Sie fühlte es… Ganons Augen waren überall.

Er war überall!

In jedem Atom hauste seine dunkle Energie…

Glühend weilten seine dreckigen Gelüste am getöteten Horizont, während die letzten Menschen der Welt über zerstörte Straßen und gefallene Monumente der Welt rannten, verfolgt von Kreaturen der Finsternis, die selbst einst Menschen waren…

Und sie, das Blut Hylias, verbrannte innerlich, als sich ihre Fähigkeit des Sehens gegen sie stellte und einen Teil ihrer alten Seele in Schutt und Asche legte… Sie presste ihre Hände an die Ohren, schlug in einem Anfall suchenden Erbarmens gegen ihre Ohren, schlagend gierte sie danach sich die Trommelfelle entzwei zu stückeln, sich durch erneute schmerzende Sinne geerdet und lebendig zu fühlen. Und unter dem betäubten Gefühl ihrer Sinne, war da ein neues Geräusch, das sie wie ein Katapult packte und zurück in die Realität warf, sodass sie sich beinahe sammeln konnte. Ein dumpfes Echo hallte nach in ihren Ohren in dem kläglichen Versuch sich von den Visionen abzulenken, es echote leise, bis Zelda sich vorsichtig aufrichtete und dann das Geräusch von irgendwo in dem Modegeschäft einmal mehr vernahm… etwas raschelte, klapperte durch die purpurrote Finsternis, zischte und schlürfte an metallischen Ketten… Ihre himmelblauen Augen blitzten forschend durch die Düsternis, blinzelten mehrfach um die entsetzliche Gewalt irgendwelcher Schlafhormone wegzuwaschen. Was war sie nur für ein verdammter Schwächling geworden, schimpfte sie in ihren Gedanken…

,Hör auf‘, sprach sie in Gedanken. ,Reiß dich zusammen!‘, zürnte sie. Sie hielt angesichts ihrer Erschöpfung nicht einmal mehr diese vertrauten Visionen aus… Wie sollte sie jemals eine Kraft finden, die ihr half an Hyrules Untergang zu rütteln?

Und erneut ein leises Klappern, kratziges Zischen und ein schlürfendes Geräusch, das ihre Gedanken durchbrach wie ein über Nervenbahnen und Synapsen vibrierendes, buntes Signal, das Warnung in Form von brennenden Schweißtropfen über ihre Haut schickte. Das Zischen wurde lauter, belustigter, regelmäßiger… stapfende Klauen… ein dreckiges Schwert schleifend am Boden.

Die versunkene Kriegerin in Zeldas Seele wusste nun, dass sie in dem unheimlichen Modegeschäft nicht mehr alleine war. Etwas war hier, roch Zeldas Schweiß und schmeckte ihre Ängste in der stehenden, vergifteten Luft. Aber sie würde sich keinen Zentimeter bewegen, egal, was hier hauste… Sie war nicht töricht und vielleicht nicht mutig genug um ihr Schicksal herauszufordern. Um sich von ihrer Starre zu lösen, sich zu beherrschen, vergrub sie ihre Fingernägel in der Haut ihrer Arme und schloss die tränenden Augen.

Die Zeit tickte unmerklich dahin, ein verflüssigender Rhythmus, beinahe leer, bedeutungslos. Das Wesen der Zeit lag in einem trümmerhaften Schlaf, nun, da die Welt gefallen war. Im Schlund ihrer Visionen hatte Zelda ohnehin das Zeitgefühl verloren… Sie wusste nicht mehr, wie lange sie hier hockte, überhaupt waren ihre Gedanken schwer und überlagert von Ganons fiebriger Hasssubstanz…

Zelda nahm einen rasselnden Atemzug, noch einen… noch einen… und fürchtete, dass jeder neue Atemzug einer ihres eigenen Fallens in die Dunkelheit sein könnte. Sie spürte Ganons Energie, jedes noch so kleine physikalische Teilchen durchdrungen von seiner Pest… säuerlich, bitter, schimmlig…

Vorsichtig bewegte sie sich ein Stückchen und blickte leicht neben den schweren, nach künstlichen Stoffen muffelnden Pelze hindurch, erkannte in der zunehmenden Dunkelheit kaum die Umrisse des Mobiliars und der vielen Schaufensterpuppen. Und als sie einmal mehr stechende, bittere Luft in ihre Lungen sog, war da erneut ein Klappern… klapp… klapp… wie das Schlagen von Metall gegen Metall, trommelnder, forschender… Da war eine Kreatur, die sich Geräusche zunutze machte, die wusste, welche Reaktionen diese in der nahen Umgebung widerspiegeln würden… eine intelligente Kreatur mit Reflexen eines Raubtiers, erbarmungslos und schnell… ein neues Geräusch vermischte sich mit dem Klappern… Zisch… zisch… verriet eine lange Schnauze mit giftigen Zähnen… eine lange Zunge, über die jene Zischgeräusche flossen… ein wässriges, flüssiges Geräusch. Eine Kreatur, die gerne im Wasser hauste. Zelda bewegte sich ein Stück nach vorne, schob einen kratzigen Pelz langsam zur Seite und beobachtete ihre eigene zitternde Hand währenddessen. Dann huschten ihre Augen umher, bis sie einen menschengroßen, mageren Schatten an einer hinteren Ecke des Ladengeschäftes erkannte…
 

Außer Atem erreichte der junge Heroe die Stadt im Angesicht einer fallenden, verlorenen Welt… Glühende Ascheteilchen hingen in der Luft, bezeugten etwas, das bereits in eine andere Zuflucht gefallen war, stumm, ohne Zeugen womöglich. In dem glühenden Schein des vernichteten Himmels fokussierten Links wache, sturmblaue Augen jeden Winkel der Gebäude und Straßen, lauschte jedem noch so winzigen Geräusch in der düsteren Ferne. Wie oft hatte der heimliche Held Hyrules vom Untergang, vom Ende seiner Welt geträumt… wie oft hatte er die warnenden Alpträume ignoriert, in die Flucht geschlagen und als Produkt seines depressiven Verstandes interpretiert… und nun war er hier, felsenfest und sicher bahnte er sich seinen Weg durch diese Hölle, das Schwert als scharfkantiger Beweis seiner Tapferkeit… Er hatte lange überlegt, auf welchem Weg er in diese vom bösen verseuchte Stadt eindringen sollte, sich bildhaft die Gassen der Altstadt vorgestellt, auch überlegt, ob er den Weg in Richtung der alten Kirche vermeiden sollte. Schließlich war er einfach seinen Instinkten gefolgt, immer der Nase nach und entschied die einst belebte Innenstadt mit ihren Cafés, Restaurants, Shops und allerlei Geschäften unter die Lupe zu nehmen, hoffend, er fand dort jemanden, den er kannte… hoffend, er fand dort seine Freunde und Familie… und betend, er erreichte irgendwo in diesem vom Bösen befallenen Alptraum seine Zelda.

Wie ein Schatten schlich Link an Häuserecken vorbei, versteckte sich sorgfältig in den dunkelsten Möglichkeiten, hier wo die Hauptstraße entlang führte, Autos stehen geblieben waren, Haustüren offen standen, Straßenlaternen unruhig flackerten… kein Lichtstrahl ging mehr durch die Wolkendecke… überhaupt wirkte der Himmel wie geronnenes Blut, als hätte Ganondorf die Seele der Welt zerfleischt.

Link sammelte eine sonderbare Form der Ruhe in sich, während er vorüber schlich und in der hässlich dämmernden Ferne Stimmen hörte, Klageschreie, die sich mit dem sterbenden Himmelszelt zu verbünden schienen. Link rieb sich einige Sorgenfalten von der Stirn, fasste sich mit der rechten über seinen Brustkorb, um das schlagende Herz darunter zu spüren… selbst sein Herz schlug ruhevoll, bestimmend… und obwohl der Anblick dieses Alptraumes des Schreckens ihn völlig zermürben sollte, tat dieser es nicht. Link hatte nur eine Erklärung dafür, er hatte nicht ohne Grund das Götterreich besucht und er hatte nicht ohne Grund Hunderte düsterer Alpträume in seiner persönlichen Welt der Nacht überstanden… all dies war nur Teil seines Lernens, Teil seiner Prüfung um stärker zu werden…
 

In einem Schaufenster lief noch ein Fachbildschirm, zeugte von dem verheerenden Sturm, der über die Welt gezogen war. Link lief wachsam daran vorüber, als sich im glutroten Schein seine Gesichtszüge im Fensterglas spiegelten. Das erste Mal seit langer Zeit erkannte er sich in seiner Spiegelung mit allen Wahrheiten und einem verteufelt irren Erkennen. Er war für dieses Ende der Welt erschaffen worden, oder nicht? Er war nur hier, weil der Kreislauf aus Hass sich durch den Fluch des Todbringers fortsetzte. Und doch war diese herbe, bittere Erkenntnis nichts für das er sich in irgendeiner Weise schämte. Es war Schicksal, sein Schicksal hier zu sein, der eine Held zu sein…

Seine tiefblauen Augen schillerten, als die letzten Meldungen auf dem Fernsehen erschienen, voller Wahnsinn, Angst und Zweifel berichteten wenige mutige Menschen von den Ereignissen auf der Welt… eine Nachrichtensprecherin mit stockender Stimme erschien live, bevor selbst die Fernsehstudios dem Erdboden gleich gemacht wurden. Sie war jung und schön, aufrichtig erzählten ihre trockenen, ängstlichen Lippen von dem Zustand der Welt, mit einer gebrochenen Stimme. Ein Sinnbild für den Zustand der Menschen auf dem Planeten Erde, erbarmungswürdig, unwissend und voller Angst…

Gerade da fiel die Liveübertragung aus, was auch Link die Augen zusammenkneifen ließ. Er atmete keuchend und versuchte die in ihm wühlenden Schreckensbilder des sterbenden Planeten in sich zu verdrängen. Der blutige Schein der Welt glomm als Palette aus Tod und Pest, pulsierend, aussaugend, als der Heroe sich in der scheinbar leergefegten Stadt seinen Weg bahnte. Es hetzte vorwärts, immer auf der Hut, mit dem Schwert fest in der Hand, rannte immer schneller mit gestärkter Intuition und einer leuchtenden Hoffnung im Herzen. Er bewegte sein Licht des Guten immer näher an den Kern des Unheils, sein Ziel war das Stadtzentrum, wo leise Klageschreie in seine Richtung hallten. Die Menschen dieser Stadt mussten irgendwo sein, spornte er sich an und lief noch ein wenig schneller. Es war das einzige, was er jetzt tun konnte, die Menschen, die ihm begegneten zu beschützen und Monster Ganons zu Fall zu bringen. Und obwohl Link so schnell rannte, so war er vollkommen lautlos und bewegte sich in der versenkenden Hitze dieses Wahnsinns sicher und elegant. Auch Link spürte die Energie des Bösen in jedem noch so winzigen Teilchen der uralten Schöpfung, spürte die Düsternis wallen und reißen, aber er würde diesem scheußlichen, roten Dreck niemals gestatten sich seiner selbst zu bemächtigen und länger als nötig auf dieser Welt zu toben. Der legendäre Mut begleitete ihn, während er schnell und zielsicher weiter hastete, sein Körper bewegte sich galant durch die Verwüstung hindurch… In seinen tiefblauen Augen aber keimte eine vertraute Sorge, beinahe zärtlich funkelte sein Blick mit einem Gedanken an seine Prinzessin. Wenn es niemanden mehr gab auf dieser Welt, so wollte er zumindest Zelda in Sicherheit wissen…

,Wo bist du nur’, murmelte eine fürsorgliche, liebevolle Seite in dem mutigen Kopf. ,Wo bist du nur?’ Er kniff seine Augen zusammen, erzeugte das Bild seiner Prinzessin in Gedanken mit aller Sehnsucht, die er gerade zulassen konnte und hetzte die leergefegte Straße hinab.
 

Währenddessen befanden sich eine vor Ruhe und Strenge strotzende Naranda Leader und Ines Schattener in einem Kampfkostüm in der Polizeistation von Schicksalshort. Impa wurde von den wenigen Menschen, die sich zusammen mit ihnen dort verbarrikadiert hatten mit geweiteten Augen betrachtet, mit Entsetzen, nicht sicher, ob aus Angst oder Erleichterung. Denn die einstige Shiekahkriegerin strotzte in ihrem Gewand vor brutaler Handlungsbereitschaft. Sie wirkte mit einem Brustpanzer und Kriegerinnenrock, als wäre sie aus einer anderen Epoche in dieses Weltenende gestrandet. Ihr grau gesträhntes Haar hatte sie unwirsch am Hinterkopf verbunden, ein Katana auf dem Rücken und ein Kunai an ihrer rechten Seite. Sie war eine der legendären Weisen Hyrules und würde niemals zurückweichen vor ihrer Pflichterfüllung. Es war schließlich ihre Erfahrung im Kampf, von der Zelda sich einige Scheiben abschneiden konnte. Aber auch Naranda schien von einem anderen Planeten zu stammen. Sie trug ein tapferes Grinsen spazieren, während die wenigen Menschen hier wimmernd auf dem Boden hockten. Einige wippten vor Verzweiflung auf und ab, einige Menschen hetzten durch die Räume, verfolgten letzte Meldungen, telefonierten eifrig, um noch Anweisungen zu erhalten. Auch Links Onkel Jonas Carter war unter den wenigen Menschen und ging seinen Beschäftigungen nach um diesen Alptraum zu verstehen, ja, Verständnis zu finden für das, was gerade auf der Welt passierte.

„Jonas“, sprach Impa dann. „Du ahnst, dass es nichts bringt sich hier zu verstecken, nimm‘ diese Menschen mit dir und flieh‘ in die nächste größere Ortschaft.“

Ricks Vater nickte bloß, er war so blass wie die graue Betonwand des Polizeigebäudes. Er hatte seinen Aufenthalt hier so lange wie möglich hinaus gezögert, auf seine Freunde und seine Familie gewartet. Aber weder sein Sohn Rick, noch seine eigene Frau Lydia oder deren Schwester Meira Bravery mit Sara, Eric und Link waren aufgetaucht. Er wusste ohnehin, dass er nicht noch länger warten konnte. Er wusste nur, dass von oben Anweisungen kamen die Überlebenden in eine nahe Quarantänestation zu bringen, dort, wo Hilfe, ärztliche Versorgung und Erklärungen warteten.

„Was ist mit euch beiden?“, fragte er leise und stockend. Er schien sichtlich um Ruhe und Besonnenheit bemüht, vielleicht weil er in seiner Stellung in diesem beobachtenden

Apparat seit geraumer Zeit merkwürdige Erlebnisse bezeugt hatte.

„Naranda und ich werden ebenfalls aufbrechen…“, sprach Impa, ihre rubinroten Augen funkelten mit fernem Entsetzen, ein Blick, der sogar Naranda einen Schauer den Rücken hinabjagte. Impa war nicht nur kampfbereit, es schien als lebte sie auf wie eine glühende Flamme, die endlich Sauerstoff bekam. „Wir haben einen Plan…“

Jonas Carter nickte beflissen, aber mit Skepsis. „Ihr wisst beide mehr als wir alle, nicht wahr?“ Seit Zeldas merkwürdigem Auftauchen hier in Schicksalsort hatte der Forensiker in ihm Alarm geschlagen. Impa nickte bloß und deutete dem Polizisten an zu gehen. Als er sich bereit machte und die wenigen Menschen gemeinsam mit ihm das Gebäude verließen um in einen Kleintransporter zu steigen, legte die rothaarige Schönheit Naranda ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter. „Es ist gut so… wir können nicht Unwissende in diese Kämpfe hineinziehen. Es ist besser, wenn Schicksalsort leer und verlassen ist… besser wir riskieren nichts.“ Sie deutete an, dass sie in den letzten Stunden eine weitere wichtige Sache in die Wege geleitet hatten. Ein großzügiger Radius um die alte Kirche Schicksalshort, das Hauptquartier des Bösen, musste leer sein um weitere Verluste zu vermeiden. Gerade deshalb war es gespenstisch leer in der Stadt, da Impa und Naranda Leader heimlich dies veranlasst hatten.

„Zelda ist bei Link, ja?“, meinte die vergessene Kriegerin der Wüste. Ihre goldenen Augen funkelten mit neuem Ehrgeiz. „Du bist zum Glück durchtriebener als du aussiehst“, setzte sie hinzu. „Du hast gestern schon gespürt, dass es besser ist Zelda zu ihm zu schicken, was?“

Ines Schattener unterließ es darauf zu antworten, zog ihre Augenbrauen nach oben als sie weitere Schreckensmeldungen im Internet verfolgte. Ihr Tablett gab den Horror wieder, den sie damals in Hyrule erlebt hatte… auch für sie war es ein Martyrium den Schrecken erneut zu bezeugen.

Naranda erhob sich, seufzte und verschränkte die Arme. „Ich hätte niemals gedacht, dass es soweit kommt…“ Ihr Blick ging hinaus, über die riesigen Glasfenster, zu dem verdunkelten Horizont, diesem Meer aus Säure und geschmolzenen Atomen… Ab und an zuckte ein roter Blitz in der Suppe aus Galle und Schleim, versprühte Aschefunken und Elend.

„Das hat niemand von uns“, bestätigte Impa sorgenvoll. Sie las noch einige letzte Meldungen aus dem Internet. Entsetzt schüttelte sie mit dem Kopf. Was zu viel war, war zu viel. Das Böse hatte damals schon Unmengen von Unheil angerichtet, aber was er diesmal aus der Welt machte, übertraf sogar ihre Befürchtungen… Die Brut des Bösen in Gestalt der dunkelsten Kreaturen überfielen die Welt in Begleitung von Stürmen, Hitzefeuern, Säureregen und flammenden Tornados. Es war wie, als genoss Ganon es diesen Planeten als Spielball seines Hasses in lodernde Flammen zu stürzen, er genoss es, weil er damals nicht bekommen hatte, was er wollte.

Gerade wollte sie weiterlesen, als das Internet den Geist aufgab. „Wir können nicht länger untätig herumsitzen, Naranda. Ich würde vorschlagen wir kontaktieren die anderen.“

„Ja, aber…“

„Telepathisch. Wir können das!“ Damit kramte sie ihre Autoschlüssel heraus und lief ungeduldig zum Ausgang. Auch für die einstigen Weisen Hyrules war es an der Zeit einen düsteren Pfad zu beschreiten, zu kämpfen mit allem, was sie besaßen. Und im Angesicht der Apokalypse zu siegen oder unterzugehen. Naranda folgte ihr mit dem kampfbereiten Herzen einer Wüstenkriegerin…
 

Mit stiller Aufregung erreichte der junge Heroe den leergefegten Marktplatz mitten in der Altstadt Schicksalshorts. Die vor ihm liegenden Kämpfen und mit ihnen eine spürbare Bereitschaft zu töten trommelten nervös und hektisch in seinen Gedanken, und doch war sein Körper ruhig und gefasst, folgte präzise dem Weg eines Kämpfers. Beinahe wie ein Shiekahkrieger schlich Link vorwärts in der Düsternis, in der blutroten Suppe seines Erzfeindes, wo die Brut der Nacht jedes Tageslicht verbannt hatte. Link wusste, dass es vielleicht fünf Uhr nachmittags war, eine Zeit in welcher hier im Sommer die Orte von Licht und Hitze geflutet waren und nun hing ein trockener, kalter Staub in der Luft, als kam eine baldige Eiszeit über die Welt…

Link war fortwährend gerannt, sodass er sich endlich eine verdiente Verschnaufpause gönnte. Nirgendwo war ein Mensch zusehen, nirgendwo eine Taube, die sonst immer so zahlreich auf dem Marktplatz herum turtelten, kein Lebewesen weilte hier… Link stützte sich schwer atmend auf seine Knie, beobachtete das unnatürliche Glühen des Himmels, welches die Welt in ein dunkles Gewand hüllte: das holprige Pflastergestein, die urigen Fachwerkhäuser, selbst das Wasser des gefleckte Brunnens auf dem Marktplatz…

Ein trübsinniger Gedanke streifte seine Sinne, als selbst sein blondes Haar von diesem glühenden Schein eingenommen wurde. Wofür und für wen sollte er kämpfen, wenn hier niemand mehr war… Seine Augen schillerten, und selbst dort verlor sich der blutrote Schein. Für wen sollte er das Schwert in die Höhe heben, wenn alle Menschen Ganons Wahnsinn zum Opfer gefallen waren? Selbst wenn er in der Ferne noch immer Stimmen hörte, so zweifelte er allmählich daran, ob dies die Stimmen der Überlebenden waren oder ob er die klagenden Rufe der Gefallenen vernahm, die in ihrem Schmerz als Geister ein trostloses Dasein führten…

Beladen mit einer düsteren Palette aller möglicher Gedanken hockte sich Link am steinernen Rande des Brunnens zusammen, seine rechte Hand tauchte er in das von fleckigen Linien glühenden Rots durchzogene Wasser, bis er spürte, dass sich selbst jenes Element beinahe glasig, und irgendwie beengend anfühlte. Er schöpfte ein wenig der einst so kristallenen Flüssigkeit, sah es an seiner Haut hinabrieseln, abperlen und schwammig im Auffangbecken niedersinken, sodass sich Bläschen bildeten wie bei Seife… Was war mit dem Wasser? Hatte Ganons Seuche selbst dieses Element infiziert? Link schüttelte das Wasser von seiner Hand, erhob sich, lauschte weiter in die vom Himmel gefallene Düsternis. Wo sollte er nur anfangen diese Welt zu retten, wenn er absolut nicht wusste, was er gegen diese apokalyptischen Wahnsinn tun konnte… es war keine Verzweiflung, die gerade über Link kam, es war ein unverständlicher Zorn… einfach nur Zorn und irgendwo auch Wut…

Wut darüber, dass er niemanden finden konnte, absolut niemanden, der in diesem Alptraum kämpfte.

Wut darüber, dass da nichts war, was er beschützen konnte…

Und irgendwo auch Wut darüber, dass er Ganondorf in der alten Kirche nicht herausfordern konnte…

Es war nicht nur dieser äußere Alptraum auf der Welt, der alles in dieses scheußliche Verderben stürzte, es war auch der innere Schandfleck der unsicheren Gefühle. Es gab für Link keinen Weg, keine Option sich so schnell wie möglich eine ausreichende Kraft anzueignen um ein würdiger Gegner für den Fürsten des Schreckens darzustellen. Und er ahnte, dass es diese Hoffnung auch in naher Zukunft nicht gab? Also was war, wenn er doch nur hier geboren war um zu fallen, genauso wie die Held in dem düsteren Zeitpfad, wo das Licht des Guten nicht mehr durch Link selber leuchten konnte?
 

Aus seinen Gedanken gerissen hetzte der junge Heroe in die Höhe und zog sogleich die schneidige Klinge von Leon Johnson und wirbelte in Richtung der schmalen Gassen. Da waren Geräusche, kaum vernehmbar, mit einer erschreckenden Ausdruckslosigkeit und schlürfenden Leere, Schritte zu gleichmäßig, als dass sie von einem Menschen stammen konnten. Klappernd bewegten sich magere Gestalten in seine Richtung, erschienen in Begleitung des schattigen Samtes, das in den dunklen Gassen vorherrschte. Wacklig krochen sie vorwärts, schlürfend, untot und entseelt, bereit den jungen Heroen zu umzingeln.

In Sekundenbruchteilen studierte Link jene Gegner der Verderbnis, fleischlos umhüllte sie ein bleicher Schein, fehlende Kleidung ließ jene menschengroßen Wesen kaum mehr wie intelligente Spezies aussehen… Haut, mumifiziert, Gesichter ohne jeden Ausdruck, spärlich mit grauen Fleischfasern durchzogen, dunkelgrüne Hautfalten um leere Augen wie schwarze Löcher…

Kreisförmig umzingelten sie ihn, ein wahnsinniger Tanz entzündete sich in von Trieben gesteuerten Maskeraden, genährt durch Ganons Willen… Das war es, was er niemals vergessen würde… Die Funken des Wahnsinns, pulsierend rot wie Blut, glommen sie in toten Augen, gerade dann, wenn das Schwert ihres Vernichters durch ihre Leiber wühlte wie die Gerechtigkeit persönlich. Link würde niemals vergessen, wie es sich anfühlte… Eine Erinnerung aus Tausenden Leben würde dieses Gefühl genauso transportieren wie er es gerade empfand. Es ging ihm unter die Haut, brannte mit Bildern, die er kaum zu einem alten Leben zuordnen konnte.

Bilder von brennenden Körpern, aufgeschlitzt zum Wohle des Guten… diese mumifizierten Bastarde, die sich in gefallenen Städten an toten Körpern vergingen. Er sah sie lebendig in seinen Erinnerungen, Bildern ohne Sinn, lebendig schlürften sie genauso wie hier über verlassene Ortschaften, und dann… wenn sie ihre Stimmen erhoben, gefror selbst das dreckigste Wasser.

Wie auf Kommando zischten sie, eine Qual, die Ohren zerstieß, sie zischten so schrill mit dem Verlangen das Blut fließen zu sehen, spritzen zu sehen… Link sah die Bilder folternder, stürzte auf die Knie. Menschen, die aus ihren Ohren bluteten, unterjocht von gefräßigen Mumien…

Und dann knallten sie nieder, ohrenbetäubende, gefrierende Schreie, saugten jede Kraft aus den Körpern unbefleckter Menschen. Krampfhaft begann Link sich die Ohren zuzuhalten, presste und zwang seine Hörsinne zur Stille. Er wusste, dass der Sieg dieser Höllenkreaturen mit ihren Schreien begann, Link wusste, sie konnten mit diesen schrillen Stimmen betäuben und Sinne zerstückeln.

„Hört auf, ihr Viecher. Hört auf“, brüllte er, als abscheuliche Laute hinein in seinen Kopf drangen, sich an den wehrlosen Bahnen und Synapsen zu schaffen machten. Wie Hunderte vergiftete Nadeln, die in seinen Ohren wühlten und rissen.

Und der junge Heroe brüllte, seine raue Kämpferstimme hallte über den Marktplatz mit allem, was er an Kraft in seinen Lungen hatte um diese Brut des Bösen in ihren entsetzlichen Lauten zu übertönen. Fester und stärker umfasste der Heroe das Heft seines Schwertes, suchte den reinen Klang des Stahls, sammelte sich darin, lauschte einer verwegen Melodie in der Waffe, um den entstellenden Wahnsinn der Zombiekreaturen zu verschließen.

Mit einer Verzweiflungstat sprang er auf, brüllte so laut er konnte, wirbelte das Schwert durch die Lüfte als begann es zu atmen. Wie ein Richter zerschnitt er die Leiber der Zombiekreaturen, diese entseelten Gestalten, die sich wie Unkraut durch ihre morbiden Laute vermehrten, Lebensenergie saugten. Und als alle Dämonen zu seinen Füßen lagen, das Ende, das jenen Kreaturen zustand, kam ein vertrauter Schrecken über den Heroen, der versuchte weitere Bilder einer alten Zeit in sich zu bannen…
 

Zisch… Zisch… ein surrendes Klacken… ein Schwall tauben, süßen Atems… Wispernde Laute und faulige Gerüche durchdrungen von bösem Willen…

Ganons Verseuchung werkelte auf allen Sinneskanälen in der rohen, fleischlosen Atmosphäre hier in Schicksalshort und hielt Einzug in das größte Modegeschäft der Stadt… ein rötlichschimmernder Nebel schlich vorwärts, in Bodennähe schlummernd, wirbelte um Zeldas Fußknöchel, die schmerzten von der hockenden Haltung unter den Pelzen.

Zelda wusste, dass in dem Verkaufscenter Lydias ein Dämon hauste, dass er ihre Furcht in der stockenden Luft riechen konnte, dass die Nase der Kreatur feucht war vor Entzücken, dass herber Speichel tropfte von rissigen, steinernen Reißzähnen mit einem füllenden Hunger nach Blut und zartem, rosa Fleisch.

Blutrote Motten flimmerten in Begleitung kühler Funken von zerberstenden Deckenlampen hier in dem von menschlichen Trieben erfüllten Haus der Gewänder und Stoffe. Zelda zitterte, über sich eine rauschende, defekte Klimaanlage, die Kälteschauer produzierte. Und während dem heftigen Frösteln ihrer Glieder, strömten die trostlosesten Gedanken auf sie ein, raubten ihr die Vernunft mit jedem schmerzhaften Stich in ihrer rechten Hand…

Sie versuchte das Schlitzen der Verzweiflung in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen, spürte rupfende Vibrationen einer sturen Gewalt marternder Gedanken. Sie hämmerten in ihrem Kopf wie Tausende Pfeilspitzen… Ein Gedanke, mitfühlend ergoss er sich angesichts des Leids der Welt, ließ Zelda Tränen des Kummers vergießen… Dann ein Gedanke an die gefallenen Menschen, aufgespießt, missbraucht von niederem Dämonenvieh… Auch Hyrule floss in ihre gedankliche Welt, in dem letzten, verblassenden Zustand… bis ein Bild ihres Heroen, eines, das sie schon vor langer Zeit in sich verschlossen hatte, an die Oberfläche ihrer mentalen Welt rüttelte… auch dieses trieb ihr Tränen über die Wangen…

Ihr Heroe… der vor langer Zeit, als Hyrule noch nicht verblasste vor ihr stand. In ihren Gemächern, ein wohliges, aber ungewöhnliches Abendessen gemeinsam bei flackerndem Kerzenlicht, ein einziges Mal, das ihr dies gewährt wurde, dann, als ihr entweder niemals jemand Gesellschaft leistete oder sie genötigt war an einer langen Tafel den ermüdenden Gesprächen des Adels beizupflichten. Ein einziges Mal hatte sie ihren Willen durchgesetzt mit Link zu speisen, damals…

Und es war trotz aller Merkwürdigkeiten und eines beschämenden Gefühls, das den Abend begleitete, eine der wenigen zärtlichen Erinnerungen an die alte Welt.

Weil Link bei ihr war, in einem alltäglichen und doch bedeutungsvollen Moment der Wünsche. Und es war der intensive, liebevolle Ausdruck in seinen tiefblauen Augen, der sie mit einer erschreckenden Macht über ihr streng beschnittenes Gefühlsleben, musterte.

Es war eines der wenigen Male, da Zelda ihr Zuhause im Schloss Hyrule tatsächlich als einen Ort der Wonne empfand… damals, als Link gezwungenermaßen viele Wochen im Schloss weilte. Eine blassblaue Tunika umhüllte ihn, ein edler Stoff mit feiner Verarbeitung und leichten Goldstickereien. Sein wildes heublondes Haar schien das einzige, was ihn davor bewahrt hatte als Kind des Adels von Hyrule wahrgenommen zu werden… seine Gestalt trug die Kleidung des Hofadels mit einer faszinierenden Geschmeidigkeit und Präsenz, als hatte er nie etwas anderes an seine stramme Haut gelegt. Dieses Bild, als er mit liebevoll besorgtem Lächeln vor ihr saß, in ihrem eigenen Reich, als ob er genau da hin gehörte, erfüllte Zelda mit ihren süßesten und begierigsten Hoffnungen, ließ Zeldas himmlische Mädchenträumereien lebendig werden. Sie hatte sich seine Nähe gewünscht, unschuldige Gesten, sanftes Lächeln, gewünscht seine Stimme zu hören in sinnlosen Gesprächen über alles Wissenswerte in Hyrule… Ihn bei sich zu spüren, zu wissen, dass er da war, mehr brauchte sie nicht, um sich stärker und sicherer zu fühlen…

Stärker und sicherer…

Ihre himmelblauen Augen öffneten sich mit einem gequälten und doch genervten Ausdruck ihrer eigenen Sturheit. Der Gedanke an ihren Helden festigte nicht nur ihre mentalen Barrieren, den mutigen Ausdruck in seinen Gesichtszügen zu visualisieren, half ihr sich an ihre eigene Kampfkraft zu erinnern. Sie hörte seine vertraute Stimme in ihren verletzten Gedanken brüllen, rau, mit Befehlsgewalt: ,Steh‘ auf, meine Prinzessin. Erhebe dich, kämpfe!‘

Sie wimmerte, warf ihren müden Kopf von einer Schulter auf die andere, Links Ehrgeiz rüttelte an ihr, befahl ihr endlich sie selbst zu sein. Und sie brauchte es. Sie brauchte seinen zornigsten Ton, um gegen diese vergiftende Erschöpfung anzukämpfen.

,Zelda‘, rief er irgendwo dort draußen… und für einen wunscherfüllten Moment hoffte sie ihn tatsächlich zu hören. Einmal mehr knallte diese Stimme als rettender Anker durch ihre Sinne. ,Zelda, ich bin hier, steh‘ auf!‘

Sie rieb sich ihre mit dem fernen Schatten belegten blauen Augen, stülpte jeden Funken Lebenswillen gegen das Gefühl innerlich zu zerbrechen, innerlich zu verdampfen und befahl ihrem Körper zu arbeiten. Link rief nach ihr, er suchte sie… je mehr sie daran glaubte, umso mehr Lebenssaft schien in ihren müden Zellen zu blubbern. Sie versuchte ihren Heroen innerlich zu erreichen mit Tausenden Bildern seines Lächelns, seines entschlossenen, tapferen Lächelns, rief ihn innerlich und betete.

Und dann endlich kam der erste Kraftakt, herausgepresst aus ihren Lungen wehrte sie sich gegen Ganons Gift in der Luft. Sie schnappte nach Sauerstoff, stemmte ihren Körper in die Höhe und überflog den Innenraum nach etwas, mit dem sie kämpfen konnte.

Link war da, rief nach ihr, stand ihr bei, und es war sein Licht, das warm in ihrem Herzen glühte. Sie spürte seine Nähe, diese Vertrautheit zahlloser Leben und das Gefühl, als packte seine Hand sie fest und bestimmend am Arm, zerrte sie auf die Beine und befahl ihr sich endlich zusammenzureißen. Sie seufzte, als sie ihren zitternden Körper in die Höhe brachte, atmete die Angst aus sich heraus, langsam, stetig. Sie war hier und sie würde diesen Alptraum hinter sich bringen, genauso wie damals. Sie setzte einen Fuß nach den anderen, entkam ihrer eigenen Erbärmlichkeit mit gefasstem Blick. Einmal mehr überflog sie den Raum nach ihren Möglichkeiten, sah überall Kleiderbügel herumliegen, Stofffetzen, kaputte Ablagen, zerstörte Schaufensterpuppen…

Auf der Suche nach einem Gegenstand, der als Waffe dienen könnte, ein Befreiungsschlag in die Welt hinaus, die blutende Welt unter dem Vorhang, verwarf ihr Kopf eine Idee nach der anderen. In einer weiteren Ecke des Geschäftes stand ein Ständer mit Regenschirmen. Ob sie es bis dahin schaffen könnte, eine Frage, die sie nicht stellen würde… ein Regenschirm mit Spitze wäre vielleicht als Waffe brauchbar und ihre einzige Option fliehen zu können.
 

Und gerade in dem Moment belehrte sie das Schicksal darüber, dass sie keine Zeit hatte für unnötiges Gedankenkreisen und Abwägen irgendwelcher Optionen. Sie musste aufstehen und handeln, sofort. Denn nicht weit von ihr entfernt zerschlug die Bestie, die sich geschickt in den rötlichen Schatten verbarg einen der Kleiderständer mit einem metallischen Getöse. Noch ein Schlag und noch einer dröhnte durch die Halle und ließ Zelda heftig zusammenzucken. Die Kreatur der Nacht spielte mit ihr, spielte ein mörderisches Spiel der Angst…

Weitere Kleiderständer fielen krachend zu Boden, ein vibrierendes Surren schnitt durch die Luft, keimte in den Ohren nach. Und Zelda wusste, dass Ganons Diener nicht mehr spielen wollte. Er wollte töten. Er wollte fressen…

Noch einmal warf Zelda einen Blick zu den Regenschirmen, flehte nach ihrem Heroen, sprach den Namen des Helden der Zeit immer wieder unbewusst in ihrer Gedankenwelt. ,Link… finde mich…’, schrie sie innerlich.

Sie fröstelte einmal mehr in der feuchten, klimagekühlten Luft und unterband ihre rasselnde Atmung, als sie im Hintergrund, mit dem Mauerwerk verschmolzen, geschickt getarnt, den stachligen Rücken eines Ungetüms entdeckte, das sie in unterirdischen Labyrinthen zuhauf angetroffen hatte. In etwa zweimal so groß wie ein gewöhnlicher Mensch, muskulös und unersättlich in Kraft und Ausdauer. Grüne, schleimige Haut, die in dem flackernden, unruhigen Licht verräterisch schimmerte. An seinem Hals, wie auch an den Beinen und Armen befanden sich schwere, mit Stacheln versehene Eisenringe. Es trug ein Schild und ein gezacktes Schwert in der Hand. Zelda erkannte das Geschöpf nun als riesige mutierte Echse: ein Echsodorus.
 

Naranda und Impa fuhren inzwischen auf der leeren Hauptstraße in Richtung Innenstadt. Die Scheinwerfer des Wagens knisterten, zischten, als sich das helle Licht seinen Weg durch die von Verderbnis durchtränkte Luft brannte. Ein Paar goldene und ein paar kirschrote Augen stachen durch die Finsternis, mitleidig bezeugten sie den Schrecken am gefallenen Firmament, wo hoch oben die Schatten fliegender Dämonen weilten.

„Wir haben uns vorbereitet… für den Ernstfall alle Fäden gezogen, die wir konnten und doch…“, Naranda trug melancholische Worte vor sich her. „… und doch kann ich die Verwüstung der Erde doch nur mit Schuldgefühlen ertragen…“

Impa wusste, wovon die Antiquitätenbesitzerin sprach. Es war unumgänglich den Faden weiterzuspinnen und sich eine entscheidende Frage zu stellen. Wenn sie alle, einschließlich Link, niemals auf der Erde, einer Dimension von unzähligen, inkarniert wären, wäre dieser Planet vielleicht sicher? Was hatte die Welt schon mit Ganondorf zu tun?

„Uns bleibt nicht viel“, murmelte Impa. „Uns Kämpfenden in diesem Wahnsinn blieb niemals viel als nur unsere sturen Ideale… und Gewissensbisse über mögliche Fehler… Aber weißt du…“ Impas Mundwinkel zogen sich in die Breite. „Was soll’s.“ Sie lachte in der von klirrenden Gesängen und Entsetzensschreien durchdrungenen Armut der Welt. Sie hatte nie ihre Verzweiflung gezeigt, niemals gewagt in ihrer Stärke einzubrechen. Und egal, was noch kam, sie würde standhalten auch auf dem Planeten Erde.

„Wir werden von unserem Vorhaben nicht abweichen“, bekräftigte sie. Denn auch die Weisen Hyrules hatten einen Plan, Pläne schmieden war der einzige Weg zum Erfolg in diesem Krieg. „Wir werden uns in der Villa verbarrikadieren, so wie es im Ernstfall angedacht war. Dann die anderen telepathisch kontaktieren.“

Naranda Leader nickte beflissen, ihr Kiefer zuckte, als sie sich über ihre trockenen, großen Lippen leckte. „Und du hältst es immer noch für klug hier in Schicksalshort zu bleiben?“

Impa stoppte plötzlich ruckartig den Wagen, die Antwort ließ sie in ihrer Kehle stecken und fokussierte mit scharfen, aufmerksamen Blicken einen Punkt in der Ferne. Einige Hundert Meter entfernt bretterte eine Horde von Moblins der unterschiedlichsten Stämme dahin, brüllte Laute ihrer alten Ursprachen dirigierend in die stehende, erdrückende Luft und trommelte Risse in wehrlosen Erdboden. Sie stapften lärmend dahin, Schimpfwörter auf ihren vernarbten Lippen. Das wenige Metall, das sie als Schmuck in ihre Gesichter gerammt hatten, klapperte mit schiefen Tönen. Die verdreckten Felle um ihre breiten Hüften stanken nach dem Tod.
 

„Naranda, siehst du das?“ Das Bild musste angesichts der modernen Gebäude ringsherum obskur und irritierend wirken. Eine Meute dickgesichtiger, kurzbeiniger Dämonen mit mittelalterlichen Waffen donnerte über Teerstraßen, an Schaufenstern mit flackernden Flachbildschirmen vorbei. Und noch etwas entdeckten Impas scharfe Shiekahaugen, es waren nicht nur Moblins, die dahinfegten. Sie verfolgten etwas, einen kleinen grünen Punkt… eine Gestalt rannte vor den Dämonen her, als würde sie sie durch die Stadt führen. Angestachelt hetzten die Finsteren hinter einem jungen Mädchen her, das sich durchaus flink bewegte. Flink, aber dennoch panisch…

„Beim Wüstenwurm, das ist Sara! Fahr‘ schneller!“ Naranda ergriff sofort die Initiative, öffnete im Fahren die Autotür und erhob sich geschickt mit einer feuerbereiten Armbrust in der Hand. Sie klemmte ihre pralle, weibliche Figur akrobatisch zwischen Autotür und Sitz, als ihr feuerrotes Haar in der Finsternis flatterte und zu leuchten schien. Einmal mehr kam die Kampfkraft und Einsatzbereitschaft ihrer Herkunft zum Vorschein. Mit wenigen Griffen schickte die Kriegerin, die einst bei den ungemütlichsten Bedingungen in der Wüste ausgebildet wurde, einige dicke Pfeile in Richtung der Horde dämonischer Brut.
 

Mit einigen Schnittwunden an den Armen und Beinen wie auch Tränen in müden Augen hetzte die jüngere Schwester in Richtung des Autos, fühlte ihre Kehle zu trocken und taub als nach Impa und Naboru zu rufen und rannte nur noch schneller, bis sie plötzlich stürzte. Sara warf ihren Kopf zurück, ein Schwall Tränen rann über ihre rotgeschwitzten Wangen, als Impa verstand. Mit einem Akt der Verzweiflung riss die Shiekahkriegerin das Steuer herum, brachte den Wagen krachend zum Stehen und schnellte noch im selben Augenblick mit ihrem Katana in den Händen vorwärts. Sie bewegte sich so scharf wie aufwirbelnde Windböen, die den Gesang alter Elemente feierten. Innerhalb von Sekundenbruchteilen umhüllte die einstige Direktorin das legendäre Kriegerfeuer des untergegangenen Assassinnenvolkes Hyrules. Sie marschierte und schlich wie ein Schatten… tauchte auf und ab wie ein Schatten…

Innerhalb von Sekundenbruchteilen zerrte Ines Schattener die verzweifelte Sara Bravery auf ihre schweren, zitternden Beine. „Du musste weiter!“, brüllte sie, ihre tiefe Stimme schallte befehlsgewaltig durch die verseuchte Luft. Aber Sara hatte alle Mühe sich überhaupt auf den Beinen zu halten und stürzte erneut. Sie blickte verstört drein, starr… traumatisiert… Sara war keine Kriegerin, sie war nur eine Jugendliche, die ihr Zuhause in Hyrule erinnerte. Sie war nur ein kleines Licht, das die eigene Kraft und Magie vergessen hatte. Und obwohl Sara entschlossen war und auch tapfer die Probleme anzupacken, so fand sie ihre Stärke gerade nicht. Die Apokalypse überforderte sie… sehnte sie sich doch nur nach einer stillen Ruhe, wo Leben zirpte, Leben tanzte und Leben lachte…

„Sara, steh’ auf!“ Impas tiefe Stimme schallte durch die Luft. Aber die Jugendliche rührte sich nicht. Entsetzt blickte sie zu den Moblins, die sie schmierig anstarrten, wie eine erste Mahlzeit. Als der erste Moblin zum Schlag ausholen wollte, trat Impa in den Kampf ein. Innerhalb von Sekunden hatte sie den Moblin überwältigt, weitere Moblins fielen… ein Gemetzel der berstenden Gliedmaßen folgte.

Grob wurde Sara schließlich von Naboru auf ihre Beine gezerrt, ein Griff um ihren Arm so fest, dass er bluten musste… und plötzlich saß Sara im Wagen. Naranda war inzwischen am Steuer und fuhr los, sammelte Impa ein, die sich leichtfüßig durch die Luft katapultierte und auf das Dach des Wagens sprang. Sara saß erstarrt und geschockt auf dem Rücksitz, Sekunden und Minuten entfielen ihr, Augenblicke dieses Kampfes, als wären sie niemals passiert.
 

„Sara? Bist du okay“, meinte Ines von oben herab, irgendwo verständnisvoll, aber auch deutlich. Aber die Schülerin reagierte kaum, begann zu schluchzen. Dann liefen Tränen über Saras Wangen. Ja, sie hatte die Vorboten der Apokalypse bereits gestern gespürt. Ja, sie hatte es kommen sehen und doch… und doch war dieser Dämonen gemachte Wahnsinn zu viel. Es war ihr einfach zu viel…

Tausende sorgenvolle Gedanken strömten auf sie ein, sie dachte an ihren Bruder und ihre Eltern, an ihre Freunde und Mike… Innerhalb von wenigen Minuten hatte sich das Gesicht der Welt schlafen gelegt und in einem Meer der Alpträume verloren, aus dem es kein Entrinnen gab. Wie nur sollte hier an diesem dreckig düsteren Ort jemals wieder die Sonne scheinen?

Saras Gedanken füllten sich mit einer bleiernen Schwere, ließen mehr und mehr Bruchstücke ihrer alten Persönlichkeit hindurchschimmern. Ihr wahres Ich riss an ihr, deutete ihr den Mut und die Kraft zu finden, die tief in ihrer unsterblichen Würde und Weisheit schlummerte. Ihre graublauen Augen verloren sich mit stillen, bangen Blicken in dem glühend roten Horizont, als gleißende Blitze niederknallten…
 

Das letzte Glimmen der Scheinwerfer von Impas Wagen erhellte kurzzeitig in Begleitung eines Funken sprühenden Gewitters das stolze Anwesen der Schatteners auf dem einsamen grünen Hügel, hier am Stadtrand Schicksalshort. Hier, wenige Minuten später. Sara hatte die gesamte Zeit geschwiegen, versuchte das Geschehene zu verarbeiten, sich selbst in diesem düsteren Alptraum zu erkennen, sich an ihre eigene Bürde aus Hyrule zu erinnern. Sie hatte während der Fahrt hierher nur Wortfetzen von Ines und Naranda mitbekommen und doch nicht in ihr gedankliches Reich schwappen lassen. Noch immer zitterte sie, erinnerte die nach Schwefel stinkenden Mäuler der Moblins, die Mordlust in den Augen jener Anhänger des Bösen. Wie nur kamen diese Kreaturen auf die Erde? Waren sie alle durch Zarnas Splitter gezüchtet? Handelte es sich bei diesen tatsächlich um Menschen? Entseelte, vernichtete Menschen?

„Es scheint hier rein zu sein…“, sprach Naranda, so stimmgewaltig, dass Sara aus ihren Gedanken gerissen wurde. „Los beeilen wir uns!“ Sara hatte noch nicht einmal richtig wahrgenommen, wo sie sich aufhielten, als die beiden Kriegerinnen aus dem Wagen sprangen, Sara mit einer forschen Gewalt aus dem Wagen zogen und sofort ins Haus hetzten.

Impa verriegelte ohne zu zögern Türen und Fenster, überhaupt hatte sie alle Umbauten und Besorgungen in die Wege geleitet… vor Wochen weder Kosten noch Mühe gescheut um diese Villa in eine letzte Festung des Guten zu verwandeln. Ein paar schnelle Handgriffe und die Öffnungen schlossen sich mit Stahlverkleidungen, ein unterirdisches Belüftungssystem würde Sauerstoff für viele Wochen garantieren. Einige Räume im Keller waren mit Waffen, Konserven, Getränken und Medikamenten vollgestopft.
 

„Sara. Geht es dir gut?“, meinte Impa, als sie zu dritt in die Kellerräume, ein versteckter und gesicherter Bereich, eintraten. Links kleine Schwester hatte sich inzwischen von einem ersten Schock erholt, fand Ruhe und Sicherheit in der Gesellschaft der Direktorin und der Antiquitätensammlerin.

„Ja, ich bin in Ordnung…“, murmelte die Jugendliche, nicht sicher, ob diese Aussage wirklich zutraf. Saras gesamte Welt war zerbrochen, nichts war in Ordnung.

„Es wird Zeit, dass wir dir einige weitere Dinge erklären. Wir brauchen deine Hilfe.“ Sie nickte zur Verwunderung von Impa und schien zu verstehen. In ihren Gesichtszügen lag eisernes Vertrauen. „Ich ebenso eure…“, sagte sie leise und verschwand mit Impa und Naranda hinter einer dicken Stahltür, bereit für eine lang geplante Mission. Bereit die in Trümmern gestoßene Welt zu erneuern…
 

Gelähmt trat Zelda inmitten von Kleiderständern und Ablagen, fokussierte furchtsam die Bestie im hinteren Bereich des Geschäftes… Wie ein Relikt aus der uralten Zeit hauste es hier, zischte und sendete kratzige Laute gewetzter Krallen durch die stechende Luft. Die letzte Prinzessin Hyrules hatte so gefleht diese Kreaturen nie wieder anzutreffen, nie wieder die beißende Luft in Gegenwart dieser Monster zu spüren. Zeldas Blick verfolgte die Kreatur in geschmeidigen Bewegungen, versuchte ihre eigene Atmung zu unterbinden, aber sie ahnte auch, dass der Echsodorus sie schon lange ausgemacht hatte, ihren genauen Standort kannte. Seine schlitzförmigen, glühenden Pupillen weiteten sich verräterisch, seine lange Zunge leckte schmatzend über ein langgezogenes Maul.

Zelda nahm allen Mut zusammen, den sie in sich spürte und trat einen kleinen Schritt vorwärts, eine Bewegung, so gut wie lautlos und doch war jene für den Echsodorus deutlich zu vernehmen. Sein von knochigen Strukturen durchzogener, fleischiger Schwanz wirbelte kraftvoll herum und zerstieß einen weiteren Kleiderständer, sodass Kleider und Stofffetzen wie Motten niedergingen und der metallische Lärm sich in Vibrationen bis hinein in die Gehörknöchelchen fortsetzte. Weitere kratzige Laute folgten… gnadenloses Schaben eiserner Raubtierkrallen…
 

Zeldas Atem kam nun stoßweise, bemüht das viehische Wesen zu verwirren, sie bettelte darum, dass er ihre Richtung vermied. Erstaunlicherweise blieb das Wesen ruhig, verharrte wie versteinert in seiner Position, wartend, begierig wartend, um sich mit einem schnellen, triumphierenden Sprung, auf seine Beute zu stürzen, mit dem Gewicht des Aufpralls Knochen zu zerbersten und dass Leben heraussickern zu riechen. Die letzte Prinzessin Hyrules zitterte noch immer durch die Kälte der Klimaanlage, zog den nächsten, feuchten Atemzug lang durch ihre Nase, während noch immer ein Schmerz auf ihrem Handrücken pochte, der sie in Begleitung ihrer Angst lähmte. Ein Schmerz, so stark, als grub sich ein Dolch immer wieder brennend in ihre Hand, ein Schmerz, als riss jemand ihre Hand auseinander… ein Schmerz, der sie daran hinderte magische Fertigkeiten einzusetzen.

Einmal mehr verlor sich ihr Blick auf dem Behältnis mit den vielen, farbigen Regenschirmen. Sie zögerte, biss sich auf ihre trockenen Lippen. War sie schnell genug? Würde sie es schaffen, oder würde die Höllenbestie sie, noch ehe sie zum Sprung ansetzte, zerfleischt haben? Zeldas Gedanken erklärten die unausweichliche Not, schickten die einzig sinnvollen Signale nach Rettung durch ihre müden Glieder. Natürlich würde sie nicht schnell genug sein, vor allem dann, wenn sie weiterhin zögerte!

Ein Impuls der Angst krachte durch ihre Sehnen, zog sich wie eine Schlinge fester in ihr Fleisch, als der Echsodorus vorwärtspreschte wie eine Kreatur des jungen Planeten, beinahe wie eines der ersten Raubtiere der Geschichte… Kratzend schleiften seine Waffen und Metallringe über den steinernen Boden, stachelten weitere Ängste, die sich impulsartig in Zeldas Magen krampften, sodass ihr in Begleitung von kaltem Schweiß übel wurde. Die Kreaturen besaßen zwar keinerlei Verstand, aber peinigen konnten sie ihre Opfer auf die grausamste Weise- eines der einzigen Dinge, die sie instinktiv in ihren Raubtiergehirnen spürten. Zeldas rechte Hand zitterte immer stärker. Der Schmerz brannte immer deutlicher, als surrte er, als schrie er in ihren Zellen, getränkt durch magisches Blut…

Immer weiter preschte der Dämon vorwärts, zischte, donnerte, lärmte, bis er die glasige, robuste Schaufensterscheibe mit seinem gewichtigen Echsenschwanz zerstörte. Zelda stieß den panischen Angstschrei aus, den sie die gesamte Zeit versucht hatte in ihrer Kehle zu betäuben. Schrill donnerte ihre Stimme nieder, ihre verräterische Kleinmädchenstimme, eine, die sie immer versucht hatte abzulegen. Dutzende Verbote zürnten in ihren Gedanken, Verbote und Beschimpfungen ihrer eigenen Unfähigkeit. Sie hatte schon wieder Fehler gemacht… Schon wieder brachte sie sich selbst in Gefahr.

Noch ehe Zelda sich zitternd rückwärts bewegen konnte, hatte die Kreatur sie im Visier, hüpfte auf muskulösen Raubtierbeinen näher. Und es war dann, dass auch Zelda begann zu rennen, einmal mehr so panisch wie damals. Sie fühlte sich wie das hilflose Prinzeschen, das so viele in ihr gesehen hatte, wie das kleine königliche und doch eigensinnige Anhängsel im Schloss ihres Vaters… und sie hatte für diese angsterfüllten Augenblicke in dieser ihr trostlos erscheinenden Welt ihre gesamte Stärke und Kampfkraft vergessen…

Sie stürzte, fühlte ihre Beine zittern und ihrem Willen nicht länger gehorchen, bis sie wimmernd unter die Ladenkasse krabbelte. Erneut ein Wimmern aus ihrem trockenen Mund, erneut das kleine ängstliche Mädchen, das um Hilfe bat, das sich fühlte, als wäre sie niemand…

Das Monster raunte, stieß dröhnende Laute aus begleitet von dem schürenden Taptap von silbrigen Krallen. Es schnupperte den Geruch von Angst in der Luft, erfreute sich daran, schöpfte Mordtrieb und Wahnsinn daraus. Es zerschmetterte weitere Gegenstände mit kraftvollen Hieben, zischte häufiger, wütender.

Zelda umarmte sich selbst, grub ihre Fingernägel in die Haut ihrer Oberarme und befahl ihrer Seele zu kämpfen. Sie wimmerte einmal mehr, atmete tief und zwang sich Ruhe zu finden. Erst dann blickte sie über die Tischkante, um sich zu vergewissern, wie viel Abstand sie zu dem Vieh noch hatte. Sie rappelte sich auf, ihr Herz trommelte die Panik in den Körper, die sie vielleicht sogar brauchte um sich endlich zu verteidigen.

Und als die schlitzartigen Augen des Echsodorus blitzten, es einmal mehr mit der Zunge schnalzte und seinen gesamte Hungertrieb auf das brünette Mädchen richtete, begann Zelda zu rennen. Sie sprang mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte in Richtung der Regenschirme, Zelda hetzte, ergriff den Stiel eines Regenschirmes, aber…

Was war das? Sie ließen sich aus dem Behältnis nicht herausziehen. Sie steckten fest!

Vom Donner gerührt rüttelte sie an den Regenschirmen, als die Bestie sie höhnend dabei beobachtete, vielleicht sogar lachte. Entmutigt und ihre letzten Kräfte aushauchend, sank Zelda schließlich in sich zusammen, erblickte die Kreatur mit nur einem Satz in ihre Richtung sausen, bereit für die letzte Attacke. Zeldas himmelblaue Augen standen starr, ihre letzten Gedanken kreisten um ihr Versagen an sich selbst und dem Versagen an Link…

Sie hatte sich selbst aufgegeben… Sie hatte ihre gesamte Stärke und Hoffnung in Hyrules Grab fallen lassen…

Sie blickte noch einmal auf, mit der letzten Würde einer gefallenen Prinzessin des hylianischen Geblüts, war bereit dieses Schicksal anzunehmen… Und sie realisierte das erste Mal seit langer Zeit ein Stückchen Frieden an dem Gedanken endlich schlafen zu können.

Ihre himmelblauen Augen, mit unheilvoller Lethargie, eisige Schatten benetzt von erkalteten Tränen schimmerten mit einer letzten Sehnsucht nach ihrem Heroen, bis sie jene schloss… und noch immer verdampfte die alte Magie in ihr in einem tiefen Schmerz… unfähig… beladen mit Zweifeln und Zwängen…

Gerade in dem Augenblick setzte die Bestie zum finalen Schlag an… und Zelda machte sich bereit für ihr Scheitern.
 

Plötzlich zuckte die Bestie zusammen, ein hässlicher Laut in Begleitung violetten Speichels entkam dem langgezogenen Schlangenmaul. Klappernd knallte die schwere Eisenwaffe nieder, als Zelda die Spitze eines hellen Schwertes, welches durch das Herz der Bestie gestoßen wurde, endlich erkannte. Der Echsodorus fiel, er fiel durch die Hand des Guten. Und erst dann hörte die junge Lady eine kraftvolle Stimme, eine gewaltige, vertraute Kämpferstimme, die ein Schwert aus weißem Stahl aus dem Leib der Kreatur zog. Bettelnd löste sich der Echsodorus in Asche auf, glühende Ascheplättchen verpufften in der erdrückenden Luft und erst dann sah sie ihn. Umgeben von den glimmenden Teilchen wirkte sein kampferprobtes Erscheinungsbild unwirklich, wie ein letzter Kriegergott, der sein Licht in den Dienst dieser Welt gestellt hatte.

Sie sah ihn vor sich in allen Facetten, gerade in dem Augenblick des Kampfes und der Schuld. Seine warmherzige, vertraute Gestalt mit den ausdrucksstarken, tapferen Augen… seine Gestalt verbunden mit dem Gesang des Schwertes, bereit zu Töten…

Er war hier…

Er hatte in ihren Gedanken gesprochen, hatte versprochen sie zu finden…

Link war gekommen um ihr in dieser grausamsten Nacht auf Erden beizustehen…

Zelda atmete schluchzend aus, Tränen stiegen ihr in die müden, glasigen Augen, als sie ihn vor sich sah, bereit sein Schicksal anzunehmen, und völlig tapfer hielt er das Schwert in der Hand. Er selbst schnappte nach Luft und musste wohl die ganze Strecke ohne Pause gerannt sein. Er reichte ihr die Hand. Diese starke Hand… Zelda sah ihn ungläubig an, erinnerte diesen mutigen, loyalen Ausdruck in seinen tiefblauen Augen, seine Ergebenheit und Treue…
 

Ein Schluchzen drang aus ihrem Mund in der wagen Hoffnung, dass dies Realität war und nicht bloß ein Wunschtraum oder eine Halluzination um ihr den schmerzhaften Tod erträglicher zu machen… Anstatt ihm ihre Hand zu geben, schloss sie die Augen und neigte ihren Kopf zur Seite. Alles, was sie fühlte war erdrückende Scham, hinterhältige Scham über ihr Scheitern auch in diesem Kampf… Sie schämte sich für ihre Schwäche und Erbärmlichkeit.

„Zelda?“ Seine Stimme rauschte in ihren Ohren von Weitem, diese liebevolle Stimme, die jede Düsternis ausräumen konnte.

Er war wirklich hier… Diese Stimme… so zärtlich…

Er kniete nieder, steckte das Schwert zurück in die Scheide und nahm ihr Gesicht in beide Hände, streichelte sorgsam über ihre Wangen, nicht nur um sich von ihrem Zustand zu überzeugen, sondern vor allem um sie zu trösten.

„Zelda…“, er sprach ruhiger… so einfühlsam und zwang sie seinem Blick zu begegnen. „Ich weiß, ich bin spät…“, murmelte er. Link hatte unbewusst die besten und sichersten Wunderworte gewählt um Zelda zurück in die Realität zu holen… und es zeigte Wirkung. Sie blinzelte mehrfach unter einem weiteren Schluchzen, brachte aber dennoch kein Wort der Begrüßung heraus.

„Wir müssen sofort weg von hier. Kannst du aufstehen?“ Seine Stimme schwoll an zu Erwartung und Strenge. Sie spürte den leisen Zorn darin, die notwendige Schärfe und Unbeugsamkeit, die ihm eigen war.

Sie nickte endlich, fassungslos darüber von ihm gerettet worden zu sein und fassungslos, dass sie aufgegeben hätte. Der unerklärliche Schmerz auf ihrer rechten Hand flaute allmählich ab, ließ sie zweifeln, ob ihre eigene Schwäche an der lähmenden Empfindung schuld war. Mit einem Schwung packte Link sie schließlich am Handgelenk und zerrte sie etwas ruppig auf die Beine. Und sie brauchte es, diesen wütenden Ton von ihm, sie brauchte diese Derbheit um sich zu sammeln. Tapfer nahm er sein Schwert wieder in die linke, und leuchtete mit seinen scharfen Augen die nahe Umgebung ab. Ein weiterer Blick aus seinen wachen Augen forderte von Zelda Gefasstheit und den Willen zu kämpfen.

„Schnell, wir haben keine…“, begann er unduldsam, aber wurde dann von einer geschockten Prinzessin innig in die Arme gezogen. Ja, er hatte keine Zeit seinen Satz zu beenden. Zelda legte ihre Arme innig und fest um seinen Hals und drückte ihn an sich. Sie brauchte diese Nähe um sich von Links Echtheit zu überzeugen. Er spürte ihre stockenden Atemzüge an seinem rechten Ohr, fühlte ihre Aufregung und Angst.

Sie murmelte leise und wimmernd: „Danke, Link. Ich danke dir… so sehr…“ Er wusste nicht, dass sich Zelda eher dafür bedankte, dass er sie vor ihrem eigenen Aufgeben bewahrt hatte, dass er sie vor der dunkelsten Erbärmlichkeit in ihrem Herzen gerettet hatte.

„Gern geschehen“, murmelte er und erwiderte kurz die begrüßende Umarmung. „Aber dank mir lieber nachher. Komm’!“ Er nahm sie sicher an der Hand und rannte mit ihr aus dem zertrümmerten Ladengeschäft. Er war unglaublich schnell und sicher auf seinen Beinen, gewandt, strotzend vor Energie, und für die kommenden Minuten vergaß Zelda ihre eigene Erschöpfung… Beständig und so ermutigend war allein Links Anwesenheit.

Hand in Hand folgten sie dem vorgeschrieben Pfad ihrer beiden Schicksale, Hand in Hand führte sie ein neuer Weg vorwärts, als im Hintergrund der Welt murmelnde Stimmen, zischend, kollernd und auch winselnd erklangen… Hoch über dem blutbefleckten Horizont leuchtete ein kleiner Lichtstreif der Hoffnung. Denn die Kinder des Schicksals hatten sich inmitten der Götterdämmerung gefunden. So wie es in der alten Welt seit Generationen prophezeit wurde. Die Legende Hyrules lebte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  FairyZelda
2019-06-30T12:39:11+00:00 30.06.2019 14:39
Wider mal ein packendes und spannendes Kapitel!
Ich bin immerwieder sprachlos wie du es schaffst mit Worten zu zaubern und deine Leser damit in die Geschichte mit eintauchen lässt.
(Mir kommt es jedes mal so vor als würde ich einen Film schauen und nicht eine Geschichte lesen.🤩)

Freu mich schon mega auf das nächste Kapitel! ^-^
Antwort von:  Faylen7
09.07.2019 00:14
Danke, ich bin ja so froh, dass die überarbeiteten Kapitel scheinbar doch gelesen werden :-) Ist schon besser jetzt, oder? Die Kapitel waren ursprünglich aber auch total nichtig, unsinnig, finde ich...


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