Gravierende Veränderung
Das Wochenende hatte Draco nun problemlos überstanden. Er hatte sich lange mit Severus unterhalten. Als er allein war, hatte er viel nachgedacht. Harry würde heute wiederkommen und Draco wußte nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollt. Er hatte wieder mit Snape geschlafen ohne sich zu wehren.
Der Blonde saß auf dem Fenstersims und schaute Gedankenverloren in die Ferne. Die Schneeflocken tanzten im Wind. Ganz plötzlich war der Winter eingebrochen. Seine Hände waren kalt und die Wangen hatten einen Rotton angenommen. Er stieß den Rauch der Zigarette gen Himmel. Den zweiten Zug nahm er kräftiger und fühlte sich sofort erleichtert. Jetzt erst bemerkte er, das Harry ihn ansah.
"Hallo Draco..."
Der Angesprochenen sah kurz in das grinsende Gesicht des Jungen. Er konnte ihn nicht lang ansehen.
"Hallo." sagte Draco mürrisch.
"Du rauchst?" fragte Harry und Draco sah aus dem Augenwinkel herraus das er die Arme vor der Brust verschrenkte.
"Ja und?" fuhr Draco ihn an.
"Ich meinte ja nur..."
"Das geht dich garnichts an!"
Der Blonde hüpfte vom Sims und stolzierte an Harry vorbei aus dem Zimmer. Harry atmete tief ein und aus. Wie konnte Draco nur so kalt sein?
Harry hatte geglaubt das es nach ein paar Tagen Pause wieder besser zwischen ihnen laufen würde.
Er schloß das Fenster und setzte sich auf das ungemachte Bett. Sehr untypisch für Draco. Er liebte die Ordnung, das hatte Harry beobachtet. Er verabscheute das Rauchen und tat es nun selbst.
Der Schwarzhaarige nahm sich vor ernsthaft mit Draco zu reden, bevor er sich in die Sorgen, die er sich seinetwegen machte, hineinstürzte.
Er saß jetzt schon stunden auf dem Bett und wartete auf Draco. Dieser betrat in diesem Moment das Zimmer.
"Du sitzt immernoch hier?" fragte der Blonde.
"Ja, wie du siehst. Draco, ich muß mit dir reden..."
"Es gibt nichts zu reden!"
"Bitte Draco, setz dich zu mir."
"Nein!" zischte der Angesprochene.
"Es gibt nichts zu besprechen!"
Harry stand auf und ging auf ihn zu.
"Was ist los mit dir? Wieso bist du so ein Arschloch?"
Harry hatte Tränen in den Augen und das Draco grinste, verstärkte seine Unsicherheit noch mehr.
"Ich wurde so geboren, weißt du. Und du? Du wurdest als 'Ich-heul-los-wenn-mir-was-nicht-passt-Typ' geboren. Stimmts?"
Der Schwarzhaarige öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch er schüttelte den Kopf und ging, die Türe hinter sich schließend. Draco warf sich auf sein Bett und starrte an die Decke. Wieso hatte er das zu Harry gesagt? Jetzt bereute er es. Als er aber die Augen schloß und einen gequälten Harry sah wußte er, das es besser war, wenn er sich langsam von ihm entfernte. Leicht würde es ihm nicht fallen, denn diese unglaublichen, grünen Augen hatten ihn tatsächlich verzaubert. Er liebte es, wenn Harry lächelte oder wenn er vor Scham etwas errötete. Jetzt mußte auch Draco lächeln, denn er sah Harry vor seinem geistigen Auge.
"Draco, das Essen ist fertig." hörte er die leise Stimme Harrys.
"Ich hab keinen Hunger!"
Harry war drauf und dran loszuschreien. Was wollte Draco mit diesem Verhalten erreichen?
Langsam ging er auf den Blonden zu, setzte sich neben ihn und sah ihn traurig an. Draco konnte den Augen nicht standhaft bleiben und sah weg.
"Draco...ich..." fing Harry an. "...ich vermisse dich..."
Dann legte er sich zu ihm, doch Draco schubste ihn unsanft beiseite.
"Lass das!"
Harry sah ihn an.
"Was soll ich denn machen verdammt? ich will bei dir sein...Ich vermisse deine Nähe!"
Jetzt konnte der Schwarzhaarige nicht mehr. Er weinte stumm und sah dabei in die leeren, eisblauen Augen.
"Harry...es...es..."
Der Angesprochene schüttelte den Kopf und sah zur Seite. Er wollte nicht weinen, wollte nciht schwach sein, doch es ging nicht anders. Er brauchte Draco und dieser wies ihn immer wieder ab.
Der Blonde sah Harry an. Sein Herz schlug wie wild. Er hatte ihn zum weinen gebracht...Das hatte er nicht gewollt! Sein Herz siegte über den Verstand und er zog Harry fest in seine Arme, küsste ihm die Tränen weg.
"Es tut mir so leid Harry....bitte verzeih mir...Weine nicht mehr, ja?"
Harry sah in die nun warmen Augen und nickte leicht. Langsam kamen sie sich näher, bis sie sich küssten. Alle Angst die Draco bis eben noch in sich gehabt hatte, verschwand mit einem Mal. Er wollte an nichts denken, als an diesen schönen Moment. Er wollte Harry berühren, wollte ihn spüren und sich fallen lassen. Der plötzliche Schmerz in seiner Brust hielt ihn aber ab. Harry sah den schmerzverzerrten Gesichtsausdruck Dracos und wollte eine seiner Hände nehmen. Dieser zog sie aber weg. Der Schmerz wurde unerträglich und liess es ihm schlecht werden. Er sprang auf und rannte ins Badezimmer, schloß die Türe hinter sich. Draco stützte sich am Waschbecken ab, biss die Zähne aufeinander. Die Initialien brannten wie Feuer und es kam ihm so vor, als würde es sich mit jeder vergangenen Minute noch weiter ausbreiten. Er konnte nicht mehr. Jeder klare Gedanke war aus seinem Kopf gewichen und er übergab sich ins Waschbecken. Schnaufend sah er sich im Spiegel an, nachdem er sich das Gesicht gewaschen hatte.
"Draco, alles okay?" fragte Lucius.
Wieso war sein Vater gekommen? Hatte Harry ihn wirklich wegen soetwas geholt? Er lächelte in den Spiegel, machte sich zurecht und stolzierte aus dem Bad an dem entsetzten Lucius und dem jammernden Harry vorbei.
"Klar, mit mir schon. Aber Harry hat glaube ich ein Problem. Sieh ihn dir doch an!" meinte Draco schnaubend.
"Wie meinst du das?" fragte Lucius nun sichtlich verwirrt.
"Na also ich denke er braucht psychologische Hilfe, das Muttersöhnchen. Nur weil mir schlecht war holt er gleich meinen werten Herrn Vater...Nicht zu fassen!"
Draco lachte und steckte sich eine Zigarette an. Lucius machte einen Schritt auf seinen Sohn zu. Er war wütend. Was war bloß los mit ihm?
"Draco!" raunte Lucius.
"Was denn? Stimmt doch!" antwortete der Angesprochene grinsend.
Lucius sah seinen Sihn immernoch wütend an.
"Was ist eigentlich los mit dir?"
"Mit mir?" fragte Draco hönisch und zeigte auf sich selbst.
"Wer spinnt den hier rum? Wohl eher ihr!"
Der Blonde Mann sah zu dem noch immer zitterndem Harry.
"Er hat sich Sorgen um dich gemacht."
Draco lachte.
"Der kann sich seine Sorgen sonstwo hinstecken das Muttersöhnchen!"
Mit einer Ohrfeige seines Vaters hatte der Blonde nicht gerechnet und sah nun mit runzliger Stirn zu Harry.
"Da siehst du mal, was du angerichtet hast, nur weil du dein Maul nicht halten kannst!"
Er drehte sich um und verliess den Raum. Harry sah beschämt zu Boden.
"Harry, es ist nicht deine Schuld. Red dir das ja nicht ein. Dracos Verhalten ist inakzeptabel und rücksichtslos dazu. Komm bitte mit, ja?"
Harry spürte die Hand des Mannes in seinem Kreuz und wie er leicht zum Gehen angetrieben wurde. Was war nur los mit Draco? Was hatte ihn so verändert?
Harry dachte den ganzen Tag über vieles nach und beschloß Malfoy Manor zu verlassen.
Abends verabschiedete er sich von Lucius und Narzissa. Es war ihm sehr unangenehm so plötzlich zu verschwinden, doch Lucius sagte ihm, das er es verstehen würde.
Als der Schwarzhaarige durch das große Tor des Anwesens ging, drehte er sich noch einmal um. Draco stand am Fenster und sah Harry traurig an.
