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Angels & Demons

von

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Konfrontation

Die Sonne ging auf und sie war genauso dunkel orange wie am Abend zuvor, als sie untergegangen war. Demnach war es noch sehr früh, und dennoch erwachte das Lager der Verlorenen langsam aus seinem Schlaf. Es war ein schöner Morgen und strafte den dunklen Zeiten Lügen. Und nicht nur den dunklen Zeiten sondern auch dem, was an diesem Tage noch kommen mag.
 

Rin war wie immer bei den Ersten, die schon wach waren. Sie hatte zwar noch nicht gefrühstückt, aber das hinderte sie nicht daran, sich schon ihren Bogen und ihren Köcher voller Pfeile zu schnappen, um mit ihnen zu trainieren. Sie stellte sich in Position, die rechte Hand, mit der sie den Pfeil hielt, am Ohr angelehnt und den Heuballen fest im Blick. Lange stand sie so da, genauso wie gestern, auch Kagome mit ihr geübt hatte, bevor sie den Pfeil los ließ und der dann in dem Heuballen stecken blieb.
 

„Rin! Hey, Rin-chan!“
 

Sie ließ den Bogen mit dem neu angelegten Pfeil sinken, als sie ihren Namen hörte und drehte sich leicht um. Für einen winzigen Augenblick meinte sie, Sesshoumaru gesehen zu haben, doch er war so schnell wieder verschwunden, dass sie glaubte, sich diese Erscheinung nur eingebildet zu haben. Stattdessen sah sie jetzt Kato auf sich zulaufen, der er ihr schon von weitem gewunken hatte. Sie erwiderte den Gruß und lachte fröhlich.
 

Endlich bei ihr angekommen, verschnaufte er kurz. Er grinste leicht, als er sich wieder aufrichtete. „Na? Immer noch fleißig am trainieren?“, fragte er. „Was hältst du von einer kleinen Pause?“
 

Rin schüttelte leicht den Kopf. Sie wieder den Bogen an und spannte die Sehne ganz durch. „Ich darf keine Pausen machen, wenn ich nicht endlich besser werden will, Kato. Das solltest du gerade wissen“, erwiderte sie. Sie ließ den Pfeil los. Er war zwischen dem mittleren und dem äußeren Kreis stecken geblieben.
 

„Nicht schlecht“, meinte er anerkennend, als Rin die Pfeile wieder aus dem Heuballen gepflückt hatte. „In Wahrheit meinte ich keine Pause in dem eigentlichen Sinne. Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du nicht mit auf einem unserer Flüge willst, die Gegend auskundschaften. Aber wenn du nicht willst …“
 

„Was? Oh, Kato-kun, arigatou!“ Sie fiel dem überraschten Kato in die Arme, der daraufhin, überrumpelt wie er war, das Gleichgewicht verlor und mit dem Hintern im Heu landete, Rin natürlich über sich, die ihn glücklich anlachte.

* * *

Es dauerte gar nicht mal so lange, da befanden sie sich auch schon in der Luft. Jiyu hatte sich in den riesigen Greif verwandelt, auf dessen Rücken sie jetzt mit Kato saß. Auch noch mit von der Partie waren Shippo und Myouga, die vorne auf dem Kopf des Greifes saßen. Sie musste sich an Kato festklammern, wegen den kräftigen Flügelschlagen des Greifes, sodass jedes Mal ein starker Ruck durch seinen Körper ging. Kato schien das offenkundig nicht mehr allzu viel auszumachen, da er sich kaum festhielt, aber das hier war ja auch nicht sein erster Flug auf Jiyu. Im Gegenteil, oft spähten Jiyu und Kato gemeinsam die Gegend aus, ob sich irgendetwas tat, in dem Fall hieß das, ob Jagan wieder die Menschendörfer überfiel. Doch in letzter Zeit tat sich gar nichts. Alles war ruhig, die Dörfer waren zum Teil schon weitgehend verlassen, da die Menschen aus Angst geflohen waren.
 

Rin sah zwischen den violetten Schwingen auf die Erde. Das Land sah wie tot aus, die Vegetation war ausgedorrt und ein kleiner Bach, der aus einem Wald herausführte, war fast ausgetrocknet. In einigen leeren Menschendörfern brannte es sogar noch vereinzelt. Rin wurde die Kehle eng, als sie das tote Land unter ihr sah. Die Zeiten, wo sie unbekümmert Wildblumen für Sesshoumaru gepflückt hatte, waren wohl endgültig vorbei.
 

Lange Zeit flogen sie über diese Lande, sie wusste nicht, wie viel Zeit in Wirklichkeit verging. Bald wurde die Stille ihr aber unerträglich; es war wie das Schweigen der Toten, die dort unten in ihren Dörfern begraben lagen.
 

„Wohin fliehen die Menschen, wenn sie ihre Dörfer verlassen?“, fragte Rin irgendwann.
 

„Ein paar finden den Weg zum Lager der Verlorenen, manche nur versehentlich, andere absichtlich. Aber die meisten fliehen zu den Stützpunkten, die nur von Menschen gehalten werden. Es gibt drei oder vier, ich weiß es nicht genau. Dort ziehen sie sich vorerst zurück, aber auf Dauer werden sie da auch nicht vor Jagan sicher sein“, antwortete er nach einer Weile.
 

Er hatte nur stockend gesprochen und Rin wünschte sich, das Thema nicht angeschnitten zu haben. Für ihn musste es unvorstellbar schwer sein, keine Familie mehr zu haben. Sie dagegen konnte sich so gut wie gar nicht an ihre Eltern erinnern und dann war sie irgendwann bei Sesshoumaru und Jaken gewesen, die dann zu ihrer Familie wurden.
 

Shippos Aufschrei riss sie aus ihren Gedanken. „Seht mal, da unten! Isuaki und Byougan!“
 

Ihnen bot sich ein Bild, was in den letzten Jahren oft zu sehen gewesen war. Eine Stadt mit vielen Häusern, in denen einige große Familien wohnten, und der Palast des Fürsten der Stadt, standen in Flammen, Kinder weinten, die alleine waren, das Vieh schrie und blökte laut, die hilflosen Schreie der Menschen, die alles verloren hatten, was ihnen einst etwas bedeutete und jetzt nichts gegen die Angreifer unternehmen konnten … Und über allem stand Inu Yasha, der zufrieden beobachtete, wie die Menschen allmählich untergingen und weidete sich an ihrer Angst. Er war wieder gänzlich in schwarz gekleidet, mit einem Brustharnisch vor dem Oberkörper, Tessaiga und Touzajin steckten in seinem verzierten Gürtel.
 

Rins Mund wurde ganz trocken. Diese Grausamkeit, die sich vor ihren Augen hier jetzt abspielte, traf sie völlig unvorbereitet und unerwartet. Mit einem Schlag begriff sie, wie naiv sie gewesen war … so naiv. Seit Jagan aufgetaucht war, redete jedermann von Krieg, doch in diesem Augenblick begriff Rin erst, was “Krieg“ wirklich bedeutete. Durch Sesshoumaru, der niemals zugelassen hatte, dass sie auch nur an nähernd in Gefahr kam, sah sie dies alles jetzt zum ersten Mal … diese Grausamkeit … diese Brutalität … diese Lust nach Blut … Sie konnte die Augen nicht von den Isuaki abwenden, die gezielt mit ihren Waffen die hilflosen Menschen umbrachten, egal, ob Mann, Frau oder Kind, wie sehr sie das auch bis ins Mark erschreckte. Sie fühlte sich, als wäre sie seit einer Ewigkeit blind gewesen und als könne sie erst jetzt wieder sehen.
 

Und sie sah. Es trieb ihr die Tränen in die Augen, mit anzusehen, wie die Youkai die Menschen abschlachteten, völlig ohne Skrupel, und dann war da auch noch Inu Yasha, der Bruder Sesshoumarus, inzwischen der Diener Jagans, der das Massaker mit den Augen verfolgte – plötzlich fühlte sie sich ungemein hilflos. Sie spürte in ihrem Inneren, dass sie diesen Menschen helfen wollte, dass sie kämpfen wollte … aber was konnte sie, ein kleines Menschenmädchen, denn schon gegen diese Schar Dämonen ausrichten?
 

Sie bekam kaum mit, wie Jiyu etwas außerhalb der Schlacht landete, wo sie nicht gesehen werden konnten. Kato rutschte zurück auf den Boden und wandte sich sofort dem Kitsunen zu: „Shippo, du musst mit Myouga sofort zurück ins Lager fliegen, so schnell wie du kannst!“ Er warf einen schnellen Blick auf Rin, die jetzt auch von Jiyus Rücken rutschte. „Und du musst Rin mitnehmen!“
 

Shippo sah todunglücklich aus, als er antwortete: „Aber wenn ich auch noch Rin tragen muss, erreiche ich das Lager nicht schnell genug. Ich wäre einfach zu langsam.“
 

„Verflucht! Dann … dürft ihr keine Zeit verlieren. Beeilt euch!“ Shippo verwandelte sich in einen pinken Falken und schoss davon.

* * *

Der junge Kitsune gönnte sich nicht die kleinste Pause, bevor er im Lager der Verlorenen angekommen war. Die ganze weite Strecke war er so schnell geflogen wie er konnte, und als er endlich das Lager entdeckte, schoss er im Sturzflug durch den Bann und segelte noch einige Meter weiter, bevor er total schlapp auf dem Boden fiel. Wie von selbst verwandelte sich Shippo zurück, doch sämtliche seiner letzten Energiereserven waren verbraucht, sodass er einfach an Ort und Stelle liegen blieb. Myouga würde den Rest übernehmen.
 

Natürlich war Shippos Sturzflug nicht unbemerkt geblieben. Miroku hatte Shippo entdeckt, gerade, als er aus einem Zelt kam. Verwundert beugte er sich herunter. „Shippo? Alles in Ordnung? Solltest du nicht auf Patrouille sein?“
 

Aber Shippo nahm den Mönch im Moment gar nicht mehr wahr, stattdessen sah gerade der Flohdämon seine beste Gelegenheit sich bemerkbar zu machen. „Houshi-sama!“, quiekte er, als er auf Mirokus Nase gelandet war.
 

Dessen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Myouga? Was ist los? Was ist mit Shippo?“
 

„Es werden wieder Menschendörfer angegriffen!“, berichtete der Flohgeist eilig. „Einige Meilen südöstlich von hier. Auch Inu Yasha ist dort. Ihr müsst euch beeilen!“
 

Es dauerte nicht lange, da waren sie auch schon unterwegs. Miroku, Sango und Kagome, alle drei natürlich bewaffnet, flogen auf Kirara, Kouga, Ginta und Hakkaku folgten ihnen auf dem Boden, ebenso Kagura auf ihrer Feder in der Luft.

* * *

„Sesshoumaru-sama! Sesshoumaru-sama!“ Aufgeregt watschelte Jaken auf den Herr der Hunde zu, der völlig bewegungslos unter einem Baum saß, ein Bein angewinkelt, die klaren, unergründlichen Augen auf etwas gerichtet, was der Krötendämon nicht sehen konnte.
 

Schnaufend kam Jaken vor Sesshoumaru zum Stehen und stützte sich erschöpft auf seinem Kopfstab ab. „Sesshoumaru-sama …“, keuchte er.
 

Der Inu Youkai wandte desinteressiert nur leicht den Kopf. „Jaken? Was ist?“
 

Endlich schien Jaken wieder zu Atem zu kommen. „Rin … sie war mit auf einem dieser Späherflügen mit Jiyu und Kato. Shippo und Myouga sind gerade mit einer Nachricht zurückgekommen“, erzählte er hastig, „… sie wurden angegriffen.“
 

Einen Moment lang geschah erst mal gar nichts. Nicht das kleinste Lüftchen regte sich auf der Lichtung. Dann stand auch schon in der nächsten Sekunde Sesshoumaru vor seinem Diener, seine Finger stählern um den grünen Hals geschlossenen, die einst so goldenen Augen waren bereits blutrot und sein Gesicht mit den feinen, aristokratisch anmutenden Zügen war zu einer wutverzerrten Fratze geworden. „Wie lange ist das her, seitdem du es weißt, Jaken?“
 

„Etwas mehr als eine halbe Stunde!“, röchelte er leicht.
 

Sesshoumaru hatte Jaken kaum losgelassen, da war der Herr der Hunde auch schon verschwunden.

* * *

Eine kleine Holzhütte stand einsam inmitten einer riesigen Ebene. Es gab keine Bäume, nur ein paar Büsche und etwas entfernt einen kleinen See, der fast trocken war, sollte es bald nicht regnen. Das Haus wurde durch einen starken Bann geschützt, den man als leichtes, weißes Flimmern in der Luft erkennen konnte.
 

Ein Mann mit langen roten Haaren, das über seinen Rücken floss, saß im Lotussitz vor dem Haus und schien voll konzentriert zu meditieren. Nichts würde sich ihnen nähern können, ohne dass er es merkte. In dem Augenblick trat eine Frau in einem Mikogewand aus der Hütte, sie schien jung zu sein, doch sie war schon unglaublich alt und müde, nur ihre Augen ließen das erkennen.
 

„Pao? Unsere Hilfe wird gebraucht.“
 

* * *

Weit, weit weg saß Jagan im Herzstück der Schwarzen Feste. Dieser Raum befand sich hinter zahlreichen Gängen und Sälen, von denen nur vereinzelt jemand wusste, wie man zu ihm gelangen konnte. Er war durch zahlreiche Banne, Zaubersprüche und Wachen - hauptsächlich Saimyoushou - geschützt, sodass es praktisch unmöglich für Außenstehende war, in diesen Raum zu kommen.
 

Jagan saß in dem stark verdunkelten Raum, der Kimono war ihm von den Schultern geglitten, sodass er dort mit frei gelegtem Oberkörper saß. In der Düsternis war es nur schwer zu erkennen, doch mit Youkai-Augen konnte man deutlich die Umrisse der Narbe, die die Form einer riesigen Spinne sehen. Sie erstreckte sich über den ganzen Rücken und es war das Zeichen dafür, dass er von Naraku abstammte. Seine Maske hatte er abgelegt und jetzt konnte man sein ungleiches Augenpaar sehen, das in der Dunkelheit leuchtete. Das eine war rot wie Feuer, und das andere, das tödliche Auge, war weiß, durchzogen von feinen Äderchen, und doch schien es, als hätte das tödliche Auge, keinen Glanz, es war ganz matt und … tot. Es war ohne Leben, da es ja auch nur Leben auslöschen konnte.
 

Jagan war nicht allein; vor ihm stand Kanna, der älteste Abkömmling von Naraku. Sie hielt die Augen fest geschlossen, zum einem, weil sie sich konzentrierte, und zum anderen, um Jagans tödlichen Blick zu entgehen. In ihren Händen hielt sie ihren Spiegel und er zeigte sogar ein Bild. Zu sehen waren die Rebellen, die gerade von ihrem Lager aus aufgebrochen war. Doch sein Blick lag allerdings nur auf Kagome, die Kikyo so ähnlich schien.
 

„Kagome …“ Ein leises Flüstern in dem stillen Raum. „Du bist so naiv, wenn du glaubst, dass du Inu Yasha so einfach wieder bekehren könntest … Mach dir doch keine Illusionen. Ich habe ihn fest im Griff … und dann, wenn du erst einmal wieder in der Schwarzen Feste bist, wirst du hoffnungslos verloren sein ... Ein zweites Mal wird man dich nicht retten können, dafür sorge ich schon …“

* * *

Rin war alleine. Kato und Jiyu hatten sich natürlich sofort in den Kampf gestürzt, um den Menschen gegen die Isuaki und die Byougan zu helfen – doch zu zweit war es eigentlich nur hoffnungslos. Kato hatte ihr eindringlich verboten mitzukämpfen und in seinen Augen hatte sie deutlich gesehen, dass er es bereute, sie mitgenommen zu haben. Sie saß jetzt schon seit einer geraumen Zeit hinter einem riesigen Felsen und bisher hatten die Dämonen sie jetzt noch nicht entdeckt. Sie spielte die ganze Zeit über mit ihrem Bogen, welchen sie trotz allem rein intuitiv mitgenommen hatte. Der Köcher, voll mit einsatztüchtigen Pfeilen, hing ihr über der Schulter und dachte daran, wie es wohl wäre, mit den anderen mitzukämpfen. Im Moment kam sie sich nur wie ein unnützes Kleinkind vor, dass beschützt werden musste und das allen im Weg stand. Geistesabwesend strich sie mit den Fingern über den Griff ihres Bogens und dachte an die Menschen und die Dämonen auf dem Kampfplatz, an ihre Freunde, die auf dem Weg hierher waren, und vor allem dachte sie an Sesshoumaru. Würde er auch kommen? Sicher. Schließlich war Sesshoumaru doch bisher immer gekommen, wenn sie in Gefahr gewesen war, oder nicht?
 

Ein lautes Trampeln schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Sofort gefroren ihre Bewegungen und sie lauschte. Das Kampfgeschrei wurde vom Wind herüber geweht, der Geruch von Blut war immer deutlicher in der Luft auszumachen. Das Trampeln kam immer näher; Rin griff so leise wie nur möglich nach einem ihrer Pfeile und legte ihn an. Sie schluckte …
 

„Hier riecht es eindeutig nach Mensch … nach saftigem Menschenfleisch …“
 

Die Stimme kam von rechts. Rin musste ein Zittern unterdrücken, die Schritte näherten sich ihr immer weiter, sie zog die Sehne an …
 

„Komm raus, kleiner Mensch … ich weiß, dass du hier bist!“
 

Eine grässliche Fratze tauchte vor ihr – und genau in demselben Moment schrie Rin erschrocken auf und ließ den Pfeil los. Doch der ging ins Leere und der Youkai mit der hässlichen Fratz kam ihr unaufhaltsam immer näher, die Hände wie dürstend nach ihr ausgestreckt. Erschrocken kroch sie rückwärts, nur um weg von ihm zu kommen. Aber das würde ihr über kurz oder lang nichts bringen, weswegen sie mit dem Mut der Verzweiflung nach einem zweiten Pfeil griff und schoss – und der Pfeil traf.
 

Da sie aus einer tiefen Position geschossen hatte, steckte der Pfeil jetzt von unten in seiner linken Wange und bohrte sich immer weiter in sein Hirnmark. Der Isuaki brüllte vor Schmerzen, torkelte von ihr weg, prallte gegen den Felsen und stürzte. Sein Körper zitterte vor Schmerzen, und er schrie immer weiter und weiter … - bis er schließlich liegen blieb. Stille senkte sich über Rin, die ihr Herz laut gegen ihren Brustkorb schlagen hörte.
 

Rin blieb nicht lange Zeit zu überlegen. Sie sprang sofort auf ihre Beine und rannte von dem Isuaki weg, denn wahrscheinlich würde sein Blut noch weitere Youkai herlocken. Sie lief in dem Schutz einiger Büsche auf den Kampfplatz zu; weglaufen kam für sie nicht infrage. Der Himmel war mit Wolken verhangen, sie lagen wie eine schwarze Decke über ihnen und vermutlich würde es bald anfangen zu regnen. Ein leises Grollen hörte man bereits in der Ferne.
 

Ihre Hände waren bereits schweißnass und sie blickte sich immer wieder von neuem um, ob nicht bereits der nächste Dämon hinter einem Gebüsch hockte. Gleichzeitig fragte sie sich, ob das nicht genau das gewesen war, was sie immer gewollt hatte? Jetzt war sie mittendrin – und zugleich wurde ihr auch klar, dass das vielleicht noch ein paar Nummern zu groß für sie war. Aber das hieß jetzt garantiert nicht, dass sie jetzt den Kopf in den Sand stecken und darauf warten würde, dass alles bald wieder vorbei würde. Die Verlorenen waren immer noch nicht aufgetaucht und Kato und Jiyu brauchten garantiert Hilfe.
 

Sie war immer noch geduckt hinter einem Gebüsch, den nächsten Pfeil hatte sie schon die ganze Zeit bereits schon angelegt gehabt. Nur wenige hundert Meter vor ihr stand die Menschenstadt in Flammen, die von den Dämonen belagert wurde. Sie sah nur die schwarzen Schatten der Byougan vorbei huschen, Kämpfe zwischen Dämonen und Menschen und selbst beim zweiten Mal erschreckte sie immer noch diese Grausamkeit. Plötzlich erblickte sie eine Frau mit einem Baby auf den Arm, welche genau auf sie zu rannte, mindest fünf Youkai ihr direkt auf den Fersen. Rin fackelte nicht lange und zielte am Busch vorbei auf einen der Youkai, konzentrierte sich dabei auf das, was Kagome ihr gesagt hatte und wartete auf den richtigen Augenblick ... Sie traf einen der Isuaki am Hals, der darauf sofort tot war und stürzte, die verwirrte Mutter rannte direkt auf sie zu, doch einer hatte sie eingeholt und stürzte sie zu Boden, das Baby kullerte aus ihren Armen und die übrigen drei Youkai stürzten sich auf Rin, deren Deckung enttarnt war.
 

Und die Hölle brach los.
 

Rin schaffte es noch gerade, einen Pfeil abzuschießen, der jedoch ins Leere ging, bevor ihr der Bogen aus den Händen geschleudert wurde. Hände griffen nach ihr, doch der Wille nicht aufzugeben fachte in ihr auf, und sie kratze, biss, boxte, schlug und trat, als wäre sie eine wilde Furie. Mittendrin hatte es angefangen zu regnen, doch Rin bekam das kaum mit. Von irgendwoher hörte sie das Plärren des Babys, das verzweifelte Schreien der Mutter – es gab ihr Kraft, weiter zu kämpfen, obwohl schon alles in ihr total taub war. Sie griff entschlossen nach einem Pfeil und jagte ihn einem Isuaki direkt ins Auge, der sie danach jaulend aus seinem eisernen Griff freigab, doch sogleich stürzte sich ein neuer Dämon auf sie, die jetzt von überall her kamen.
 

Doch es war eine ausweglose Situation, das war allen drei Menschen bewusst.
 

Sowohl Rin als auch die Frau waren überwältigt, sie wehrten sich zwar mit allem was sie hatten, doch die Griffe der Ungeheuer waren eisern. Das laute Schreien des kleinen Kindes übertonte alles, das Getöse des Kampfes, das Rauschen des Regens, und auch es war gefangen in den Klauen eines Youkai, der ihm am Genick festhielt und langsam, qualvoll zudrückte. Rin drückte die Augen zu, Tränen quollen aus ihren Augen –
 

Da gab es nur noch einen starken Lichtblitz und die Situation wandelte sich augenblicklich.

* * *

„Füg ihr auch nur einen Kratzer zu und du armseliger Wurm wirst dir noch wünschen, mir niemals begegnet zu sein …“ Kalt, emotionslos und knurrend – eine klare Drohung.
 

Rin wurde losgelassen und sie plumpste unsanft auf den Boden, nicht unweit des Babys, das ebenfalls weinend am Boden lag, der Isuaki, der es festgehalten hatte, lag mit einem Pfeil im Brustkorb im Gras. Längst hatte sie die Stimme erkannt – wie könnte sie diese Stimme auch nicht erkennen? – und dennoch musste sie sich vergewissern, dass er wirklich da war. Nur ein paar Meter von ihr entfernt stand Sesshoumaru, und auch wenn er völlig durchnässt sein musste, hatte er noch nie so stolz und unbezwingbar gewirkt wie jetzt. Sein silbernes Haar klebte an seinem Rücken und für einen Augenblick schien es ihr, als würde sein Blick kurz zu ihr hinüber huschen, während er Toukijin in der Hand hielt, mit dem er den Dämon bedrohte, der sie festgehalten hatte. Rin musste sich stark dazu zwingen, die alberne Vision eines Ritters in strahlender Rüstung, der gekommen war, um sie zu retten, weil er ohne sie, nicht leben konnte, zu unterdrücken, aber dennoch schlich sich ein großes Lächeln auf ihre Lippen.
 

Rin wandte sich nach dem Baby um, nahm es auf den Arm und versuchte es zu beruhigen, indem sie leise zu ihm sprach, doch es wurde nur langsam stiller.
 

„Die Frau lasst ihr auch frei!“ Eine Miko war vorgetreten, sie hatte einen langen Pfeil an ihren Bogen gelegt und die Sehne bis zur Gänze gespannt – Rin hatte sie gar nicht bemerkt. Neben ihr konnte sie zudem noch Pao erkennen, auch er stand in Kampfhaltung. Die Frau wurde losgelassen und sie torkelte geschwächt auf Rin und ihr Baby zu und ließ sich neben sie fallen.
 

„Und nun“, grollte Sesshoumaru einem Donnergrollen gleich, „werdet ihr dafür bezahlen!“
 

Es dauerte nur wenige Minuten, in denen Rin sich intensiv mit dem Baby und seiner Mutter beschäftigte, um den Kampf nicht mit ansehen zu müssen – das Kind war fast unverletzt, die Mutter dagegen sah schlimm aus -, danach senkte sich wieder Stille über sie. Rin stand ungelenk auf und humpelte auf ihre drei Retter zu, nachdem sie das Kind in die Arme der Mutter gelegt hatte. „Danke“, sagte sie keuchend, „das war wirklich Rettung in letzter Sekunde.“
 

Sesshoumaru sah sie durchdringend an und sie senkte den Blick. Sie ahnte, dass er wütend sein musste, da er ihr verboten hatte, das Lager der Verlorenen zu verlassen. Doch er sagte nichts und wandte sich schließlich von ihr ab. Rin biss sich auf die Lippe; Sesshoumaru war schon immer so abweisend gewesen, aber dass er gar nichts zu ihr gesagt hatte, grenzte fast schon an Ignoranz – und das schmerzte ihr.
 

„Hey, Kleine … zeig mal her, du bist verletzt.“ Die Miko hatte sich zu ihr runter gebeugt und untersuchte sie auf starke Verletzungen. Sie sah sich kurz um, aber Pao war nicht mehr zu sehen, ebenso Sesshoumaru. Und wieder war da ein Stich in ihrem Herzen.
 

„Es geht schon“, erwiderte Rin. „Die Mutter des Kindes hat es sehr viel schlimmer als mich erwischt. Sie hat eine riesige Fleischwunde an der Seite.“
 

Sogleich wandte sich die Miko der Mutter zu und drückte Rin wieder das Baby in die Arme, um sie untersuchen zu können. „Das sieht übel aus“, sagte sie schließlich. „Das muss schnell versorgt werden, am Besten sogar hier. Einen Flug ins Lager würde sie nicht überleben, allerdings habe ich nichts an Verbandszeug und Salben dabei.“
 

„Wo sind die ganzen anderen? Sind sie noch auf dem Weg?“, fragte Rin und kam sich zum wiederholten Male schrecklich hilflos vor, während sie das Kind wiegte.
 

„Die Verlorenen sind in der Stadt und kämpfen bereits gegen die Youkai. Aber viele werden sie nicht mehr retten können“, sagte sie. Die Miko schaute bedrückt aus, während sie in Ermangelung etwas Besserem ein wenig Kleidung abriss und die Wunde notdürftig verband. Ebenfalls bedrückt drückte Rin das Baby näher an sich.
 

„Gehört Ihr auch zu den Verlorenen?“, wollte Rin leise wissen.
 

„Hai, das tue ich, aber ich bin selten im Lager der Verlorenen, auch wenn ich es bin, die es mit dem Bann schützt.“ Sie sprach kurz beruhigend auf die Mutter ein, bevor sie sich wieder Rin zuwandte. „Du warst sehr tapfer, weißt du? Es gehört sehr viel Mut dazu, sich gegen Dämonen zu stellen, um jemanden anderen zu retten, wenn man selber in Sicherheit ist. Viele andere wären an deiner Stelle feige weggerannt.“
 

Rin sah zu der brennenden Stadt hinüber, und hatte überhaupt nicht das Gefühl, sich wegen ihrer Tat gut fühlen zu können. Das was sie erlebte hatte, war gar nichts gegen das gewesen, was im Herzen der Schlacht stattfand.
 

TO BE CONTINUED …

* * * * *

Oh Mann, diese Kampfszene weiten sich bei mir immer fürchterlich aus, d.h. im nächsten Kap geht es mit den anderen dabei weiter. Und Kago wird endlich ihrem Inu wieder gegenüber stehen. So groß sollte die Szene mit Rin gar nicht werden, aber ich finde sie eigentlich ganz gut gelungen ^^ Besser als so manch andere Szene. Rin ist eine von meinen Lieblingscharas. Ich finde das Pairing Rin/Sess so sweeeeet! Als ich die Szene geschrieben hab, musste ich auch irgendwie an das Klischee mit dem Ritter denken ^^““ Ehehehe. Sehen wir mal, was aus den beiden noch wird ^^
 

Ich hoffe, euch hat’s wieder gefallen. Das Kap war zumindest mal wieder einigermaßen lang. -.- Ich versuche mich mit dem nächsten Kap zu beeilen, aber vielleicht mache ich auch zuerst an einer anderen Fic weiter, die auch schon wieder längst überfällig sind *unschuldig pfeift*
 

Bai bai

Yena-chan



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Serenety75
2006-11-25T21:46:40+00:00 25.11.2006 22:46
wieder ein super tolles kapitel.
ist dir echt gelugen und das rin gegen die dæmonen gekæmpft hat find ich echt cool^^

Liebe grüße
Von:  maryland
2006-05-22T13:02:03+00:00 22.05.2006 15:02
hey, erstma danke für die ens! ^___^
das kap war wie immer sehr gut geschrieben. es stimmt, bei dir weiten sich kampfszenen aus. Û.Û
was nicht heißt, dass es schlimm ist. ;P
ist oke so. in diesem kap gings aber leider nur eher um rin und ein wenig um sess. sind ja nicht so meine lieblingscharas. ^^" aber es muss für jeden was dabei sein. :)
ich warte also wieder gespannt aufs nächste kap.

glg, mary :)
Von:  Taijou
2006-05-12T15:52:41+00:00 12.05.2006 17:52
War wieder ein klasse kp!^^b Die Kampfszene ist dir wirklich gut gelungen!XD
Naja, zumindest wirst du nicht von den Lesern ermordet, wenn du nicht weiterschreibst!^~^
*bekommt häufig 'Morddrohungen'*
Mach schön weiter so, ja?XD


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