Strafe muß sein ...
Moin, hier ist schon Kapitel 4. Ist ein wenig kürzer als die anderen und irgendwie passiert auch nicht richtig viel, aber solche "Zwischenstücke" sind ja trotzdem wichtig...
Vielen Dank an die lieben Kommi-Schreiber und besonders an Mimchen. Keine Sorge, ich vergesse Lost nicht, komme da nur momentan nicht recht voran. Außerdem ... Was ist mit 'As if it was...'? Nicht immer wild an den anderen FF rumschreiben, sondern fleißig weiter hochladen. Ich weiß doch, daß du schon (fast) fertig bist und will soooooo dringend wissen, wie es weitergeht! Hoffe, daß es dir schon wieder besser geht (u. daß mein Päckchen endlich angekommen ist ;-) *knuddel*
Chapter 4: Strafe muß sein
Kyo hatte tief und fest geschlafen und war erholt aufgewacht. 'Vielleicht sollte ich öfter einen über den Durst trinken,' dachte er gut gelaunt während er unter der Dusche stand. Keinen Kater, kein Kratzen im Hals, keinen brennenden Durst. So war das Leben doch schön! Als er sich in frische Klamotten geworfen hatte, setzte er sich auf das Sofa, steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und ließ den gestrigen Abend Revue passieren. So prächtig hatte er sich schon lang nicht mehr amüsiert. Und das trotz Karaoke. Er mußte zugeben, daß die Gazette-Leute echt in Ordnung waren. Nur Ruki kam ihm ein wenig übereifrig vor. Naja, mußte an seiner Jugend liegen. Er hätte sich wohl nicht anders verhalten, wenn er in dem Alter mit den Leuten von X-Japan oder Bucktick einen trinken gegangen wäre. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein und Ruki war einfach so. Ach ja, sie mußten sich ja noch über die Strafe unterhalten. Darauf hatte der Diruvocal eigentlich gar keine Lust. Nicht wegen Ruki, sondern weil er Angst hatte, daß ihm das seine kostbare Freizeit rauben würde. Andererseits war selbst Kaoru Feuer und Flamme gewesen. Naja, er würde es so schnell wie möglich hinter sich bringen und Ruki am besten gleich anrufen.
Er schaute auf die Uhr und befand, daß es nicht zu früh war, um ihn anzurufen. Suchend blickte er sich nach seinem Telefon um. Wo hatte er es zuletzt benutzt? Er hatte die schlechte Angewohnheit den Hörer dort liegen zu lassen, wo er das Gespräch beendete. Er stellte die Wohnung auf den Kopf, guckte sogar in seinen Kühlschrank, aber das verflixte Ding war nirgends zu finden. Schließlich zückte er sein Handy, das sich noch in seiner Jackentasche befand und wählte seine eigene Nummer. Zuerst ertönte das tiefe Klingeln der Ladestation. "Halt die Klappe, sag mir lieber, wo dein Baby ist," zischte er und horchte auf das nun folgende höhere Gedudel. Von wo kam das doch gleich? Er schlich dem Geräusch nach, öffnete schließlich seine Balkontür und fand es unschuldig auf dem kleinen Tischchen liegend. "Da bist du ja," murmelte er beinahe liebevoll und ging zurück ins Wohnzimmer, wo er sogleich die Nummer von Ruki wählte.
Nach mehrmaligem ertönen des Freizeichens sprang der AB an. 'Wie ich diese Dinger hasse,' jammerte er in Gedanken. Das brachte ihn völlig aus dem Konzept. Als der Piepton freie Fahrt signalisierte stammelte er: "Hi Ruki, Kyo hier." 'Toller Spruch,' lobte er sich sarkastisch und fuhr fort, "Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt." 'Man bist du bescheuert, wenn du ihn geweckt hättest, dann wäre er wohl an den Apparat gegangen.' So fügte er schnell hinzu: "Ach nee, dann würdest du ja rangehen. Naja, ich dachte, daß wir uns vielleicht bald treffen sollten ..," Kyo machte eine Pause und überlegte, ob es noch etwas zu sagen gäbe. Er konnte einfach nicht mit Anrufbeantwortern. 'Los, sag noch etwas. Das ist ja schließlich kein Date,' feuerte er sich an und sprach zögerlich weiter, "Solange wir frei haben. Vielleicht rufst du mich einfach mal an, wenn du wach bist. Ich bin wohl eh zuhause. Also dann!" Er hängte ein und stöhnte gequält. 'Der muß jetzt auch denken, daß ich einen Vollschatten habe.'
Kyo überlegte, was er denn jetzt machen sollte. Schließlich hatte er Ruki gesagt, daß er zuhause sein würde, also konnte er nicht einfach weggehen. Er entschied sich für eine Runde 'Primal' auf seiner PS2 und kämpfte sich anschließend durch die einzelnen Level. Als seine virtuelle Kämpferin sich gerade eine heiße Unterwasserschlacht mit drei finsteren Neptunen lieferte, klingelte sein Telefon. "Scheiße, nicht gerade jetzt," fluchte er und rief laut, "Ich komme gleich!" als stünde jemand vor der Tür und könnte ihn hören. Nach dem vierten Klingeln drückte er die Pausentaste, sprang über die Lehne der Couch hinweg und riß den Hörer von der Station (ja, diesmal hatte er ihn zum Laden auf die Station gelegt). "Nishimura," hechelte er ein wenig außer Atem. "Kyo? Hier ist Ruki. Du hast mich angerufen," schallte es ihm fröhlich entgegen. "Wie? Achso ja," er war in Gedanken noch immer bei seinem Kampf und hoffte inständig, daß er gleich wieder den Anschluß finden würde. "Wegen der Strafe ...," half Ruki ihm auf die Sprünge. Er wunderte sich über die geistige Abwesenheit seines Gesprächpartners. "Jaja," setzte Kyo schnell nach, "Ich weiß. Wann wollen wir uns denn treffen? Ich meine, ich habe heute nichts vor," er warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Bildschirm, wo das Kampfgeschehen eingefroren war und fügte dann hinzu, "Nichts wichtiges jedenfalls. Also, wenn du magst, könnten wir das ja nachher noch machen?" Ruki machte einen kleinen Hüpfer und jubelte innerlich. Dann riß er sich zusammen und entgegnete so cool, wie er konnte: "Gern. Soll ich zu dir kommen oder willst du zu mir?" "Hmm ...," Kyo überlegte einen Augenblick. Würde er ihn zu sich einladen, dann hätte er jetzt noch ein wenig Zeit, sich dem Spiel zu widmen. Andererseits war er schon irgendwie neugierig auf die Wohnung des Anderen. Ein Zwiespalt. Schließlich dachte er, daß es besser wäre Ruki die Wahl zu lassen und murmelte: "Is' mir egal. Wie du möchtest." "Dann komm' ich zu dir," meinte Ruki hastig. So hätte er die Möglichkeit einen Blick auf die Wohnung des Diruvocals zu werfen. Das würde er sich um nichts in der Welt entgehen lassen. "Gut, dann mach dich mal bald auf die Socken," zwitscherte Kyo nun besser gelaunt, da er sich gleich in Ruhe wieder der Playstation widmen konnte. "Ist gut. Bis gleich." Sie verabschiedeten sich.
Als Kyo gerade die Pausentaste gelöst hatte und versuchte den Kampf doch noch für sich zu entscheiden, klingelte der Apparat schon wieder. "Verfluchte Scheiße," schimpfte er, fror das Geschehen auf dem Bildschirm erneut ein und stürzte zum Telefon. "Was ist denn?" schrie er gereitzt in die Muschel, worauf hin sich ein nervös stammelnder Ruki meldete: "Ich weiß gar nicht, wo du wohnst," murmelte er entschuldigend. Nun grinste Kyo breit. 'Ach ja, ich hab' ihm meine Adresse gar nicht gegeben,' erinnerte er sich und teilte dem Armen diese nun in einem wesentlich milderen Tonfall mit.
Eine gute Stunde später läutete es an seiner Tür. Er hatte den Kampf schon längst beendet und das gröbste Chaos in seiner Wohnung beseitigt. Er hatte die Sachen wahllos in einige Schränke gestopft (wie mir das bekannt vorkommt *g) und war mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden. So könnte jemand seine Behausung betreten, ohne gleich in Ohnmacht zu fallen. Naja, ganz so schlimm war es nicht, aber er hatte eben nicht viel Zeit, um Ordnung zu halten. 'Ich sollte öfter überraschenden Besuch bekommen. Dann räume ich wenigsten auf,' dachte er bei sich, als er den Summer drückte und an der geöffneten Tür auf seinen Gast wartete. Neugireig trat Ruki in den kleinen Flur und entledigte sich seiner Schuhe. Dann hängte er die Jacke an die Garderobe und blickte Kyo fragend an. Dieser erwiderte den Blick ein wenig verdattert, doch als Ruki keine Anstalten machte an ihm vorbeizugehen zischte er: "Was?" "Hast du keine Pantoffeln?" Kyo starrte ihn mit einem nicht zu deutenden Ausdruck an und zuckte mit den Schultern. "Nee, sorry, aber ich lauf' immer auf Strümpfen herum. Es macht dir doch nichts aus?" Ruki schüttelte den Kopf und folgte dem Anderen in dessen Wohnzimmer, wo er erstaunt stehen blieb. "Wow, das ist aber geräumig." Nicht ohne Stolz entgegnete Kyo: "Ja und ich habe noch ein Schlafzimmer und ein winzig kleines Arbeitszimmer. Gut, was? Aber setz dich doch." Kyo bedeutete Ruki, auf der Couch Platz zu nehmen. Er selber ließ sich in einen Sessel fallen und musterte sein Gegenüber interessiert. 'Der wirkt ja so verschüchtert,' dachte er und lächelte.
Es herrschte ein unangenehmes Schweigen. Nervös griff Kyo nach seinen Zigaretten, steckte sich eine an und hielt Ruki die geöffnete Schachtel hin. Dieser schüttelte mit dem Kopf und sagte resigniert: "Nein danke, ich habe aufgehört." Einen Augenblick verharrte Kyo, die offene Schachtel noch immer unter die Nase seines Besuchers haltend. Verlockend wie die Sirenen aus Odysseus leuchteten die weißen Stangen dem Gazettesänger entgegen und schienen ein betörendes Lied anzustimmen. "Ach was soll's," murmelte er und fischte sich eine heraus. 'Eine macht noch lange keinen Raucher,' beruhigte er sich innerlich und ließ sich von Kyo Feuer geben. "Nicht, daß mir nachher Beschwerden kommen, daß ich dich verleitet hätte wieder anzufangen," mahnte der Ältere. "Bestimmt nicht," versicherte Ruki und sog an dem Filter. Genießerisch schloß er die Augen und inhalierte den heißen Qualm. Das hatte er so sehr vermißt. Langsam entließ er die Rauchschwaden aus seinen Lungen und blinzelte verträumt. Kyo lachte bei diesem Anblick auf. "Hat dir wohl gefehlt?" fragte er belustigt. "Jaaa," hauchte der Jüngere.
"Hast du dir schon etwas überlegt?" wollte Kyo nun in einem geschäftlichen Tonfall wissen. Ruki schrak auf und stammelte: "Wie? Was?" "Ich meine, ob du schon eine Idee hast, wie beide Bands bestraft werden können?" "Nein," kam die ehrliche Antwort. Der Filter brannte bereits heiß zwischen Rukis Lippen, doch dieser war noch nicht gewillt, die Zigarette auszudrücken. "Man könnte meinen, daß das für dich besser ist als Sex," witzelte Kyo und brachte den Jüngeren dazu, laut loszuprusten. Er hatte sich an dem Rauch verschluckt und röchelte nun, mit Tränen in den Augen. "W .. wie bitte?" preßte er zwischen zwei Hustern hervor. "War nur 'n Witz," wehrte Kyo ab. "Du brauchst den Filter nicht mitzurauchen. Kannst dich gern bei mir bedienen." Ruki hatte sich inzwischen wieder gefangen und wehrte dankend ab. "Laß mal. Ist wirklich nett von dir," doch seine Augen sagten etwas anderes. Kyo grinste in sich hinein. Er selber hatte auch schon mehrfach versucht aufzuhören, aber immer wieder angefangen. Der Mensch war halt ein Gewohnheitstier. "Paß auf," schlug er in einem verschwörerischen Tonfall, als wollte er jemanden bestechen, vor, "Ich lege die Schachtel hier auf den Tisch und wenn nachher einige Zigaretten fehlen, dann weiß ich von nichts." Ruki lächelte, nickte dankend und griff tatsächlich gleich nach der zweiten Kippe.
Als beide sich ein wenig beschnuppert hatten, stellten sie Überlegungen an, wie eine Strafe aussehen sollte. "Also," begann Kyo irgendwann, "Ich bin dafür, daß wir uns etwas ausdenken, von dem wir beide, als Vokals sozusagen, den geringsten Schaden haben. Was meinst du?" Ruki nickte begeistert. "Ja, aber was könnte das sein?" Sie gingen einige Vorschläge durch, verwarfen diese aber meistens bald. Es wurde Abend und irgendwann meldete sich Rukis Magen lautstark zu Wort. Er grinste entschuldigend, als Kyo das unüberhörbare Grummeln mit einer hochgezogenen Augenbraue bedachte. "Hast du Hunger? Mann, ich bin wirklich kein guter Gastgeber. Normalerweise hängen bei mir Leute ab, die sich nehmen, was sie brauchen. Tut mir ehrlich leid." "Ist doch nicht schlimm. Du kannst ja nichts dafür," wiegelte der Jüngere ab. "Wollen wir etwas bestellen?" schlug er vor. Kyo dachte an die gähnende Leere in seinem Kühlschrank, in dem nur Getränke lagerten und nickte eifrig. "Gute Idee." Sie ließen sich eine Familienpizza kommen und sahen während des Essens fern.
Ruki schielte immer wieder zu Kyo hinüber und musterte ihn, wie er gebannt auf die Mattscheibe starrte, sich ab und an ein Stückchen Pizza in den Mund schob und kaute. Warum fühlte er sich von dem Älteren so angezogen. War es Heldenverehrung? Oder war da etwas anderes? Er konnte es sich nicht erklären, aber die zierliche Gestalt, mit den wilden Haaren und den kindlichen Gesichtszügen faszinierte ihn auf eine seltsame Weise. "Ist etwas? Hab ich mich bekleckert?" riß Kyo ihn aus den Gedanken, als dieser bemerkte, daß er angestarrt wurde. "N ... nein, hast du nicht. Ich habe nur geträumt," rechtfertigte sich der Jüngere sofort. Kyo hatte wieder diesen nicht zu deutenden Ausdruck in den dunklen Augen und fixierte Ruki einige Sekunden, bevor er sich wieder dem Geschehen auf dem Bildschirm zuwandte. 'Puh,' seuftze der Jüngere lautlos und schüttete mit dem Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen.
Sie hatten das Mahl bereits beendet und im Hintergrund dudelte der Musikkanal, als Kyo plötzlich ein Geistesblitz durchzuckte und er erregt aufsprang. "Ich habe die perfekte Idee," jubelte er und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, "Wir machen es folgendermaßen ....."
