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Melodie der Vergangenheit

Bevor das wahre Glück zu einem kommt, erleidet man tiefen Schmerz
von

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Zerrissene Herzen

Sascha ließ sich die Worte, die Kai vorhin ausgesprochen hatte noch einmal durch den Kopf gehen und wurde je mehr sich die Worte geistig wiederholten wütender und enttäuschter. Sie konnte es nicht verstehen warum sie als Einzige nichts wusste und warum ihr keiner etwas erzählt hatte.

„Ich glaube es nicht! Ihr…du Tala willst das ich dir verzeihe und am Ende bin ich die Dum-me, die gar nichts weiß?“, schrie sie fast schon enttäuscht ihn an, doch dann wandte sie ihren Blick zu mir, „Und du…von dir hätte ich gedacht, dass du es mir erzählst. Wir erzählen uns doch immer alles! Du weißt alles über mich, wann es mir schlecht geht und was für Geheim-nisse ich habe. Warum, Irina? Warum hast du es mir nicht gesagt! Dann hätte ich es wenigs-tens verstanden oder zumindest den Grund gewusst. So war ich all die Jahre wütend auf Tala. Es war eine schmerzhafte Wut, weil…weil ich Tala nie wirklich vergessen konnte.“

Ich hörte ihr aufmerksam zu und mit jedem Wort das sie sagte erkannte ich immer mehr ihre Enttäuschung und Schmerz. Der Schmerz war förmlich spürbar für die Menschen um sie her-um und es bewegte mein gefühlvolles Herz so sehr, dass ich die Tränen nicht mehr zurückhal-ten konnte. Mir ist erst in diesem Moment klar geworden, wie bedeutsam Tala für sie war und noch mehr wie schlimm es war, als er von der Bildfläche verschwand.

„Sascha, ich…“, schluchzte ich, doch wurde ich erneut von meiner Schwester unterbrochen.

„Nichts, Sascha! Ich hab die Schnauze voll“, sagte sie laut unter tränenerstickter Stimme.

Tala vergaß in diesem Moment, dass Kai ihn davon abhalten wollte es ihr zu sagen und ging auf sie zu. Sanft wischte er ihr die Tränen weg.

„Es hatte seine Gründe und du brauchst nicht wütend auf Irina zu sein. Sie weiß nicht alles, eigentlich weiß sie kaum etwas. Es ist für uns nicht leicht. Kai würde es ihr gern erzählen, aber er hat Angst, ihr würde etwas passieren. Genau wie ich. Ich hab auch Angst, dass du mit hineingezogen wirst. Und jetzt beruhig dich“, sprach er beruhigend auf Sascha ein.

„Wenn du es ihr erzählst, sind wir alle geliefert“, machte Kai ihm klar und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Aber, wenn wir es wissen können wir euch helfen“, mischte ich mich ein und wischte mir mit einem Taschentuch die Tränen weg.

„Genau, Kai. Wenn wir die Mädchen einweihen haben wir wohlmöglich eine Chance zu ent-kommen und…“

„Spinnst du Tala? Plakatieren wir es doch gleich überall hin, dass wir ein Leben ohne Zukunft führen und dunkle Machenschaften machen. Denkst du eigentlich mal nach?“, fragte Kai kühl nach.

„Aber Kai, es ist doch besser oder? Ich mein wenn wir es wissen?“, wollte ich von ihm wissen und blickte ihn verständnisvoll an.

Es entbrannte ein richtiges Gefecht wegen diesem Thema, weil Tala es sagen wollte und Kai nicht. Sascha niedergeschlagen war und ich versuchte Kai zur Vernunft zu bringen sich uns anzuvertrauen. Immer mehr eskalierte die Situation bis ein Streit deswegen entbrannte und Kai und Tala sich stritten. Ich nahm Sascha währenddessen in den Arm um ihr halt und Trost zu geben. Beruhigend versuchte ich auf sie einzureden und streichelte ihr leicht über den Rü-cken.

„Kai! Halt endlich den Mund“, kam es von Tala.

„Nein. Ich hab lange genug geschwiegen und mich von dir Babysitten lassen. Nun hörst du mal auf mich und ich sage dir noch mal. Schweig über dieses THEMA!“

„Jetzt seid doch endlich einmal ruhig!!“, rief ich laut und zog somit die Aufmerksamkeit der zwei Jungs auf mich.

„Streiten bringt nichts. Wir müssen zusammenhalten, Kai. Hör doch auf Tala. Bitte.“

Kai sah mich an und schloss die Augen wobei er versuchte sich innerlich zu beruhigen. Er nahm all seinen Mut zusammen für diesen letzten und entscheidenden Schritt.

„So ist das. Es geht nur darum was du willst und um den Wunsch das ihr Zwei die Wahrheit kennt“, sprach er zuerst ganz ruhig und wurde mit jedem Wort aufgebrachter, „Doch denkst du auch mal an uns? Oder an mich, was ich möchte? Es…es war falsch dich getroffen zu ha-ben und mich auf dich einzulassen. Mir wäre vieles erspart geblieben, wenn du nicht in mein Leben getreten wärest.“

Meine Augen begannen sich zu weiten, als ich das hörte. Ich hatte das Gefühl mein Herz würde zerbröckeln und ein unendlich schwarzes Loch würde an dieser Stelle entstehen. Wenn ich nicht wüsste, dass ich stehen würde, könnte man glauben ich würde gerade ins Nichts fal-len, wo es kein Licht und niemanden gab. Mit jeder Minute wurde mein Blick leerer und mat-ter. Es war gelogen! Es musste gelogen sein, versuchte ich mir weiß zu machen, doch dem war nicht so.

„Das…das ist nicht wahr, Kai“, murmelte ich vor mich hin.

Kai beobachtete mich und fühlte sich sichtlich schlecht dabei, doch es war aus seiner Sicht das Beste, was er tun konnte. Er drehte sich um und stand nun mit dem Rücken zu mir gewandt.

„Es ist nicht gelogen. Jedes Wort ist wahr, wenn…wenn du nicht wärst, dann hätten wir alle nicht diese Probleme. Ohne diesen Tag vor der Abtei, wenn ich nicht dein Lied gehört hätte jeden Tag bis zu dem Tage als ich dich das erste Mal sah wär ich in der Lage gewesen mein Leben, welches ich führte zu akzeptieren, doch dem war nicht so. Es wäre gut alles zu verges-sen“, waren seine letzte Worte und riss sich die Kette mit dem Anhänger vom Hals, die er jahrelang trug und schreitet in die tiefe Nacht davon.

Ich sah wie die Kette zu Boden fiel und auch in diesem Moment sackte ich auf meine Knie. Mit den Armen stützte ich mich am Boden ab und konnte noch immer nicht glauben, was Kai gesagt hatte und das er gegangen war mit der Andeutung, er wolle mich nie mehr sehen.

Ich fing an zu zittern und vor mich hinzu reden, wie in Trance.

„Ich bin schuld, an all dem Unglück.“

Tala war mit der Situation überfordert und wusste nicht was er tun solle. Er nahm uns beide an der Hand und führte uns nach Hause. Sascha und ich waren heute nicht mehr fähig irgend-etwas zu tun oder zu sprechen. Wir schafften es gerade nachdem Tala gegangen war uns in unsere Zimmer zu verkriechen und ins Bett zu legen, wobei wir nicht mal im Stande waren uns umzuziehen. Nach einiger Zeit der tiefen Trauer und unbändigen Schmerz verfielen wir in einen traumlosen und unruhigen Schlaf.
 

In der kommenden Woche blieben Sascha und ich aufgrund dieses Erlebnisses und Zustandes von der Schule und Aktivitäten fern. Unsere Eltern waren besorgt und wußten keinen Rat. Egal was sie taten oder sagten, wir nahmen kaum etwas wahr. Zur gleichen Zeit ging der Ta-gesablauf in der Abtei seinen gewohnten Lauf. Nur zwischen Kai und Tala war das Verhältnis seit diesem Tage nicht das Beste, so wie man es gewohnt war.

Kai, der gerade von seinem Training fertig war, schlenderte nun durch den kahlen, fast men-schenleeren Gang zurück zu seinem Zimmer. Vorsichtig öffnete er die Metalltür und betrat sein Zimmer, welches er sich schon seit er hier war mit Tala teilte. Diese lag gerade auf seinem Bett und döste vor sich hin. Nach seinem betreten schloss er die Tür und hockte sich ver-kehrtherum auf einen Holzstuhl.

„Langsam begreifen es die Neulinge auch, wie man kämpft“, erzählte er Tala auch wenn es ihm nie wirklich interessiert hatte, wie sich die anderen anstellten.

„Glaubst du das interessiert mich? Mich kümmert es mehr was die Aktion von damals soll-te!!“, erinnerte er Kai daran.

„Fängst du schon wieder damit an. Lass mich doch endlich damit in Ruhe.“

„Ich lass dich nicht in Ruhe. Du hast ihr Herz regelrecht mit Füssen getreten! Ist dir das be-wusst, Kai?“

Doch dieser antwortete nicht darauf und schwieg bei dieser Frage. Er fühlte sich schuldig seit diesem Tag und konnte kaum schlafen. Jedesmal wenn er seine Augen schloss sah er mein Gesicht weinend und verletzt, vor sich und jedesmal zerriss es sein Herz aufs Neue.

„Es war das Beste Tala und das weißt du selber. Wenn sie wüsste, dass wir hier in der Abtei, der Elite angehören genauso wie die damalige Einheit, die uns im Aquariumshaus begegnet sind und sie sich erinnern was diese angestellt haben. Wenn wir von unseren Schlägen und Leid erzählen würde, glaubst du sie könnten uns gefahrlos helfen? Die Polizei kann gegen diese Macht nichts machen und…und Irina ist ohne mich besser dran“, meinte Kai dazu.

Doch kurz danach packte Tala ihn am Kragen und drückte ihn fest gegen die Wand. Seine Nerven waren überstrapaziert und ihn kotzte es regelrecht an, dass er das so leichtfällig sagen konnte.

„Hörst du dir eigentlich mal selber zu, wenn du redest? Es kommt mir so vor als hättest du jede Minute mit ihr draußen in der Freiheit nicht genossen! Und da willst du mir weißmachen, dir ist es egal?“, keifte sein bester Freund Kai an.

„Misch dich nicht ein! Es ist meine Angelegenheit was ich mache oder nicht. Aber wenn du schon bestimmen willst, warum gehst du nicht zu deiner Sascha und klärst die Sache!“

„Ich misch mich sehr wohl ein! Wir sind Freunde, Kai. Mehr haben wir hier nicht! Begreife es doch endlich. Ich will doch nur nicht, dass du hier versauerst vor Einsamkeit!“, wollte Tala ihm klar machen.

„Und wenn schon. Es würde eh keinen stören, wenn ich mein Leben einsam verbringe“, nu-schelte Kai leise, doch Tala, der nah bei ihm stand, hörte ihn trotzdem deutlich.

In ihm stieg mit jedem unsinnigen Wort, wie er fand, das Kai sprach die Wut noch höher in ihm auf und zum ersten Mal, seit sie sich kennen schlug Tala Kai mit der Faust ins Gesicht. Kais Wange wurde erheblich rot und seine Unterlippe platze auf, so dass sie anfing zu bluten.

„Vielleicht hast du recht. Wahrscheinlich ist es doch besser, wenn du und Irina getrennte We-ge gehen, wenn du der Ansicht bist, dass sie ohne dich besser dran wäre! Du wählst immer den einfacheren Weg, ohne Konflikte und ohne Komplikationen! Langsam glaub ich, dass sie dir gar nicht so wichtig war, wie du immer behauptest hast. Denn es hat den Anschein als wollest du gar nicht kämpfen um bei ihr zu sein und dich ihr anzuvertrauen. Aber bitte wie du willst. Es ist dein Leben. Ich lass es mir nicht verbauen. Ich werde der Gefahr ins Augen se-hen, Sascha alles sagen und sie beschützen“, macht Tala ihm klar und lies von ihm ab, bevor ihr verärgert das Zimmer verließ.

Kai, der noch immer an der Wand gelehnt war, wischte sich mit einem Taschentuch das Blut von Mund und nahm sein Handy heraus. Er klappte dieses auf und blickte auf sein Handy-Display, wo er heimlich ein Foto von mir schoss und dieses als Hintergrundbild gewählt hatte.

Sanft drückte er das Handy an sich und rutschte die Wand hinunter bis er auf den kalten Steinboden saß und ein paar Haarsträhnen ihm ins Gesicht fielen und es teilweise verdeckten.

„Irina…was soll ich tun? Bitte sage es mir oder lass mich wenigstens dein Lied noch einmal hören“, murmelte Kai niedergeschlagen.
 

Zur selben Zeit bei Sascha und mir, versuchte ich mit Sascha darüber zu reden und um mich zu entschuldigen, dass ich ihr nie etwas gesagt hatte. In unseren Herzen herrschte zwar noch immer eine Ruine, aber ich konnte es nicht ertragen, wenn Sascha böse auf mich wäre, selbst wenn ich es verstehen würde. Draußen herrschte das passende Wetter zu unserer Stimmung. Es war grau, bewölkt und verschneit. Kaum jemand war draußen unterwegs und die wenigen die es waren, beeilten sich zurück zu ihrer Arbeit oder nach Hause. Ich schritt den Flug ent-lang bis zum Zimmer meiner Schwester und klopfte sanft an ihrer Tür.

„Sascha, darf ich reinkommen?“, fragte ich vorsichtig, weil ich nicht sicher gehen konnte ob sie mich sehen wollte oder nicht.

Gedankenversunken saß meine Schwester auf der Fensterbank und starrte aus dem Fenster. Leise begannen die dicken Schneeflocken an ihrem Fenster vorbeizufliegen und der Wind zu pfeifen. Langsam begann sich ein kleiner Schneesturm aufzubauen und passte sich dement-sprechend der Kälte in unseren Herzen an.

„Die Tür ist offen“, antwortete sie mir und rührte sich dabei nicht vom Fenster weg, nicht mal ihr Blick fiel auf mich als ich das Zimmer betrat.

Eine Weile sah ich sie nur stumm an ohne zu wissen wie ich es ihr erklären konnte. Seit diesem Tag als Tala uns endlich die Wahrheit sagen wollte, Kai der Meinung war das ich Schuld hatte und das rauskam das ich ein wenig wusste und es Sascha nicht anvertraut hatte, war die schlimmste Zeit überhaupt, denn wir waren uns immer sehr nah.

„Also…ich…ehm..bist du mir noch immer böse, Sascha?“

„Nein, ich bin es nicht. Genau gesagt war ich es auch nicht. Ich war nur ein wenig enttäuscht, dass du es für die behalten hast, weil so hätte ich es wenigstens verstanden und wär nicht da gestanden wie eine Dumme“, erklärte Sascha mit ruhiger und klangloser Stimme.

„Das tut mir auch leid, nur ich war mir nicht sicher ob ich es dir sagen sollte, da…da ich nicht wollte, dass du oder unsere Eltern in Gefahr geratet. Ich konnte nicht sicher wissen ob ich nicht vielleicht beobachtet wurde oder nicht.“

„Ist schon okay. Vergessen wir das alles. Ich möchte nicht weiter darüber reden. Es ist eine schwierige Situation und du hast es auch nicht leicht mit Kai wegen….“, hält aber plötzlich inne um sie nicht daran zu erinnern.

Traurig senkte ich meinen Blick gen Boden und schüttelte leicht den Kopf.

„Was…was mit Kai passiert ist, ist schon ok. Er hatte recht mit dem was er gesagt hat. Wenn ich nicht wäre, dann hätte er diese Probleme nicht. Ich hätte Tala nicht kennengelernt und du hättest ihn später nicht getroffen und wärst nicht so traurig. Es ist alles meine Schuld. Alles alleine meine Schuld…“, schluchzte ich.

Erst jetzt als Sascha hörte, dass ich weinte wandte sie ihren Blick zu mir und sah mich an.

„Irina, sowas darfst du nicht sagen! Das stimmt doch nicht. Er hatte dich gern, dass habe ich gesehen. Er läuft einfach vor seinen Problemen und der Gefahr weg, dass ist alles. Lass dich davon nicht so fertig machen. Er kommt sicher wieder zurück zu dir“, beruhigte sie mich mit ihrer sanften Stimme.

Aufmerksam hörte ich ihr zu, obwohl mein Herz mit jedem Wort mir in sich zusammenfiel, als dieses schmerzhafte Erlebnis wieder erwähnt wurde.

„Aber selbst, wenn. Was ist wenn alles schlimmer dann wird? Ich würde das nicht aushalten wenn jemanden etwas meinetwegen passieren würde. Außerdem hat Kai das von sich aus gesagt. Niemand hat ihn gezwungen. Warum sollte er wieder kommen? Wenn dann nur um Tala aufzuhalten, weil er dafür war es dir zu sagen. Tala wollte es dir sagen. Immer und immer wieder seit sie aufgetaucht sind. Du solltest eher Tala ‘ne Chance geben“, machte ich ihr klar.

Währenddessen sich unser Gespräch immer mehr vertiefte und ich ihr erzählte, was ich damals gesehen hatte, auch wenn es nicht viel war, klopfte jemand an die Eingangstür. Unsere Mutter öffnete demjenigen die Tür und fragte sich warum ein gutaussehender junger Mann bei so einem Wetter ohne Regenschirm an ihre Haustür klopfte.

„Gute Abend. Ich möchte bitte zu Sascha und Irina“, sagte er prompt und bat um höflich um Einlass.

„Eh…okay, kommen Sie herein“, antworte sie Tala und trat zur Seite um ihm Einlass zu ge-währen. Tala trat ein und zog sich die Schuhe und die nasse Jacke aus, während unsere Mutter ins Bad lief um ein Handtuch zu holen. Tala bedankte sich und rubbelte sich mit den Hand-tuch halbwegs die Haare trocken und folgte ihr ins Wohnzimmer, wo Vater saß und wie jeden Abend seine Zeitung las.

Skeptisch warf Vater einen Blick über den Zeitungsrand zu Tala und sagte erst mal nichts, da ihm Tala ein wenig suspekt vorkam, doch das bekam Tala nicht mit.

„Möchten Sie etwas trinken?“, fragte Mutter höflich und mit lächelndem Gesicht.

„Nein, danke, dass ist nett von Ihnen. Können Sie mir sagen, welches Zimmer Sascha ge-hört?“, fragte Tala und zitterte, da seine Klamotten auch durchnässt waren.

„Es wäre besser, Sie würden sich etwas anderes anziehen. Ich hole Ihnen ein paar Sachen von meinem Mann“, sagte sie in einem fürsorglichen Ton und ging dann Richtung Schlafzimmer.

Soviel Fürsorge kannte Tala nicht, da er ohne Eltern aufwuchs und ihm das daher fremd vor-kam. Er wusste nicht wie er damit umgehen sollte und lies alles mit sich machen. Nach ein paar Minuten kam Mutter mit frischen Sachen zurück und führte ihn gleich ins Bad.

„Hier können Sie sich frisch machen und umziehen. Wenn Sie fertig sind lassen sie die nassen Sachen einfach liegen. Ich kümmere mich schon darum. Etwas Warmes zu Essen wird’s auch gleich geben und Saschas Zimmer ist oben, die zweite Tür links. Sie hat eh ein Schild an der Tür hängen“, sagte sie zu Tala in einem warmherzigen Ton und verließ darauf hin das Bade-zimmer.

„Elternliebe und Fürsorge nennt man das wohl“, murmelte er leise und zog sich aus um danach unter die Dusche zu steigen. Sanft lies er das warme Wasser auf sich herab rieseln, die über seinen gutgebauten Körper hinunter rannen. Leise atmete Tala tief ein und entspannte sich seit langem mal wieder so richtig.

//Es ist zu beneiden. Diese Liebe, die Wärme die man fühlt wenn man bei der Tür herein-kommt und diese warmherzige Fürsorge der Eltern. Ich kann nicht verstehen, wie andere die Eltern haben, diese so verachten können. Ich würde alles tun um solche Liebe erfahren zu können.// waren seine Gedanken und er warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.

Wie ein Hauch fiel das Wasser auf sein Gesicht und er blieb weiter in Gedanken versunken. //Bin ich überhaupt in der Lage zu Liebe, wenn ich selber keine Erfahren habe? Weiß ich überhaupt was Liebe ist? Wie kann ich es zeigen ohne es zu wissen…// fragte er sich und öff-nete seine türkisblauen Augen.

Er drehte, dann die Dusche ab, stieg heraus und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Unsicher und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend zog er sich die Sachen von unserem Vater an. Zum Glück hatte Tala eine ähnliche Statur wie Vater nur ein wenig kleiner war er und so musste er sich die Hose ein Stückchen raufkrempeln. Nachdem er sich angezo-gen hatte verließ er das Bad und traute kaum seinen Augen, als er eine gewisse Person die Treppe hochsteigen sah.

„Kai? Was tust du hier?“, fragte Tala ihn.

Der Angesprochene erschrak kurz darauf, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass Tala auch hier sei. Kai dachte jetzt angestrengt nach ob er die Wahrheit sagen solle oder nicht.

„Ich bin hier um…um mich bei ihr zu entschuldigen. Mir ist nicht aus dem Kopf gegangen was du gesagt hast. Dass das Glück nicht auf einen zugeflogen kommt und man etwas riskie-ren muss um frei zu sein“, gab er ehrlich zu.

Tala seufzte und schüttelte ein wenig schmunzelnd den Kopf.

„Du warst immer schon schwer zu verstehen und bräuchtest immer einen Schubs damit du dich etwas traust, dass in deinen Augen gefährlich war. Komm lass uns unser Zukunft ändern und unser Schicksal selber bestimmen, Kai.“

Dieser nickte und zusammen gingen sie den Korridor entlang zu Sascha Zimmer. Das Ge-spräch zwischen Sascha und mir hat an Lautstärke zu genommen, so das man sogar vor ge-schlossener Türe alles mitbekam.

„Lass mich doch mit Tala in Ruhe. Ich halte das schon alles nicht mehr aus und ich will nicht mehr. Und du rede dir nicht ein, dass du an allem Schuld wärst. An meinem Leid bin ich sel-ber Schuld. Einerseits, dass ich mir nicht eingestehen wollte das Tala nie mehr wieder kommen würde und andererseits, weil ich nach dem ersten Schlag nicht meine Sachen gepackt habe und gegangen bin“, machte sie mir weiß und sah mich dabei lediglich mein Spiegelbild an, welches sie am Fensterglas spiegelte. Tala, der gerade anklopfen wollte war geschockt von der Erkenntnis, dass Sascha geschlagen wurde und kochte vor Wut. Kai sah ihn an und klopfte ihn auf die Schulter. Tala verstand seine Gestik und klopfte dann an die Tür.

Das Klopfen unterbrach dann unser Gespräch und ich ging an die Tür um diese zu öffnen. Meine Augen weiteten sich als ich Tala und Kai vor mir stehen sah und noch dazu in unserem Haus.

„Ka…Kai…Tala..“, sagte ich verdutzt und meine Schwester sah mit einem Schlag zu Tür und war sichtlich überrascht.

//Ich hoffe er hat das von vorhin nicht gehört// betete sie inständig und stand vom Fenstersims auf. Tala und Kai traten in Saschas Zimmer ein und setzten sich erst mal hin.

„Machst du bitte die Tür zu, Irina“, bat mich Kai und lächelte mir zu. Ich tat dies auch und setzte mich dann anschließend ans obere Ende des Bettes und wartete gespannt, was jetzt kommen würde.

„Die letzte Woche war für uns alle nicht sehr einfach und wir sind hier um euch die Wahrheit zu sagen ohne das uns jemand dazwischen funkt“, erklärte uns Kai mit ruhigem Ton in seiner Stimme.

„Die wollen wir nicht mehr hören! Wenn ihr nur deshalb hier seid könnt ihr wieder gehen. Ich will damit nichts mehr zu tun haben“, motze Sascha die Zwei an.

„Ich will sie hören, Schwesterli. Ich wollte sie immer schon hören, die Wahrheit und auch ob wir für beide etwas tun können. Du willst es auch nur willst du es nicht zugeben.“

Sascha war aber zu stolz dies zuzugeben und setzte sich erneut auf den Fenstersims.

„Bitte, wenn ihr unbedingt wollt. Dann redet“, warf Sascha ein und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
 

Die Zeit war nun gekommen,

sich den einzigen Menschen, die sie hatten anzuvertrauen.

Denn nur gemeinsam waren sie

in der Lage, der Gefahr zu trotzen

und am Ende zusammen eine Zukunft aufzubauen.

Angst, Gefahr, Liebe und Hoffnung wird sie nun erwarten.

Bald hat die Qual ein Ende.

Oder nicht?


 

Kapitel 6 Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sasi
2008-08-21T14:03:56+00:00 21.08.2008 16:03
is ein ganz schön trauriges kapitel aber supi geschrieben =)
ich hoffe es geht schnell weiter will ja wissen obs endlich gut weiter geht =) hoffe es sehr...

Mach nur weiter so =)

bussal


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