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Die Weiße Schlange

von

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Falsche Liebe

"Was zum Teufel DENKT sich der Kerl eigentlich?"

Eine Kette, gefolgt von Ohrringen und Armbändern, dann sogar ein paar ausnehmend hübsche Schuhe, flogen durch die Luft quer durchs Zimmer und landeten lautstark an der gegenüberliegenden Wand, wo sie sich anschließend zu einem bereits am Boden zusammengeknüllten Etwas gesellten, das wohl eine Art Kleid in europäischem Schnitt darstellte.

Madokas Augen sprühten Funken. Sie stand, nur in Unterwäsche gekleidet, aufgebracht mitten im Zimmer und war umgeben von Kleidern und Stoffen aller nur möglichen Schnitte und Materialien. Die Dienstmädchen hatten sich respektvoll ein Stück von ihr zurückgezogen.

"Da sollen wir uns ausstaffieren lassen wie eine Barbie-Puppe und mit ihm zu Abend essen? Ich GLAUBE das einfach nicht. Ist der verrückt geworden? Was erhofft er sich davon? Wir sind seine GEFANGENEN!"

"Vielleicht sollten wir froh sein, dass wir so behandelt werden. Es hätte schließlich auch anders kommen können. Ich sage nur Folter, Vergewaltigung..."

Aurinia sammelte in aller Seelenruhe die Utensilien wieder auf, die Madoka in ihrer Wut in alle Teile des Zimmers befördert hatte.

"Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Ich werde hier noch WAHNSINNIG..."

"Ich weiß, dass ich nicht lange hier bleiben werde."

Die Stimme der Yosei vermittelte eine Zuversicht, die Madoka nicht einmal ansatzweise verspürte.

"Und du solltest dir eigentlich auch nicht zu viele Gedanken machen. Takeo wird dich nicht im Stich lassen. Ich habe gesehen, wie er dich angeschaut hat."

Die Yosei kam zu ihr und drückte ihr eines von den Kleidern, die sie auf dem Arm trug, in die Hand. Es hatte einen wundervoll satten, roten Farbton und schwang weit aus, etwas, das in diesen Breiten gänzlich unbekannt oder doch zumindest sehr neu sein dürfte.

"Hier. Das steht dir sicher blendend."

Sie selbst hatte sich bereits umgezogen und sah - zugegebenermaßen - bezaubernd aus in ihrem laubgrünen Kleid. In Ihrem hochgesteckten Haar trug sie Spangen, die wie Efeublätter geformt waren. Murrend ließ sich Madoka von ihrer Freundin in das rote Kleid helfen.

"So. Und jetzt sieh dich an."

Aurinia zog sie vor den großen Spiegel im Zimmer, den man auf einem Holzgestell kippen konnte.

Madoka starrte sich selbst an, als würde sie sich nicht wiedererkennen. War das wirklich sie?

"Wundervoll.", sagte die Yosei. "Ich denke, Takeo wäre in jedem Fall sprachlos wenn er dich so sehen könnte."

Madoka war sich da nicht so sicher. Das Kleid war fantastisch. Sie hatte in den letzten zwei Wochen derart abgenommen, dass sie tatsächlich auch mal zufrieden mit ihrer Figur war. Sie war zwar immer noch nicht dünn, aber doch zufrieden. Und das Kleid... war in der Tat ein Traum. Allerdings sah sie am

Kopf aus, als wäre sie geradewegs durch einen Orkan gelaufen. Unglücklich zog sie an den verfransten Strähnen.

"Oh, das haben wir gleich. Ich werde das machen."

Aurinia nickte den Geishas zu, die sich unter Verbeugungen zurückzogen, und bedeutete Madoka sich zu setzen. Sie ließ sich hinter ihr nieder und begann sie zu frisieren. Als Okita sie abholen kam erkannte sich Madoka nun wirklich kaum noch wieder.

Sie fühlte dennoch... nichts. Sie würde alle Kleider der Welt und noch so viel mehr dafür hergeben, jetzt zu Hause zu sein. Oder bei ihm...

Okita stand auch geschlagene drei Sekunden da und sagte gar nichts. Sein Blick war eindeutig bewundernd. Doch er schwieg sich auch während ihres Weges zum Bankettsaal aus.

Anders konnte man den runden, großen Raum mit der stuckverzierten Decke, den Kronleuchtern, den mattgold gestrichenen Säulen und verspiegelten Wänden nicht nennen. In seiner Mitte stand dann auch ein riesiger, wenn auch ungedeckter Tisch. Madoka fühlte sich nicht mehr so, als wäre sie in Japan. Dies hier hätte auch gut in die Kulisse Neuschwansteins in Deutschland gepasst. Dieser Ysidro musste einen starken Hang zum Kitschigen und Pompösen gehabt haben. Und er musste steinreich gewesen sein. Es war alles so... unwirklich. Sie fror plötzlich.

Wenn sie sich so jemanden wie Takeo in seiner traditionell japanischen Kleidung hier in diesem Raum vorstellte... Sie ließ es lieber. Sie war in einem Traum innerhalb eines Albtraumes - so kam es ihr jedenfalls vor. Und sie wollte auch hieraus nichts anderes als Erwachen.

Okita blieb jedoch nicht stehen, sondern führte sie zu den großen, geöffneten Verandatüren. Dann ließ er ihnen den Vortritt hinaus auf eine steinerne Terasse, über Treppen hinab in jenen Garten, den man auch von Mamorus Zimmer aus schon hatte sehen können.

Und hier...

... war es einfach nur wunderschön. Wo sie drinnen der westliche Prunk beinahe erdrückt hatte, war es hier draußen, in diesem typisch japanischen Garten, der so gar nicht zu dem Haus passen wollte, traumhaft schön. Madoka stand auf der Treppe und schaute hinab auf den reich gedeckten Tisch, der auf der zweiten, etwas unterhalb der ersten angelegten Terasse aufgestellt worden war. Steinerne Laternen illuminierten den ansonsten in samtener Schwärze daliegenden Garten, kleine, verträumte Inseln aus Licht in der Dunkelheit, in denen man winzige Bäumchen, wunderschöne Blumenrabatten, steinerne Brücken und ruhig dahinplätschernde Bäche erkennen konnte. Und Glühwürmchen gab es hier. In der erstaunlich lauen Luft gaukelten unzählige der winzigen, leicht grün schimmernden Insekten und verliehen der gesamten Kulisse etwas Unwirkliches, und beinahe Überirdisches. Große Ständer mit langen Kerzen erhellten den Bereich rund um den Tisch.
 

Und neben der Tafel stand Mamoru. Er sah unglaublich gut aus.

Er trug einen dunkelblauen Kimono, darüber eine schwarze Schärpe und der weiße Stoff seines Untergewandes schaute effektvoll an Brust und Armen aus dem Oberteil hervor. Das Haar trug er nun offen. Es fiel ihm leicht, wenn auch längst nicht so lang wie das von Takeo, über die Schultern und schimmerte wie flüssiges Kupfer im Schein der Kerzen. An seiner Seite trug er ein Katana.

Er trat auf die Frauen zu. Formvollendet verneigte er sich und griff dann, ohne sich groß mit Floskeln

aufzuhalten, nach Madokas Arm, um sie zum Tisch zu führen. Aurinia blieb etwas pikiert zurück. Doch schon war der junge Okita wieder an ihrer Seite und hielt ihr auffordernd seinen Arm hin. Seufzend ergriff die junge Yosei den Arm des Jünglings. Sie war beinahe einen Kopf größer als er. Als sie um den Tisch herum Platz nahmen, zog sich Okita jedoch wieder zum Haus zurück. Einzig ein paar in schwarz gekleidete Männer blieben in einiger Entfernung rund um den Tisch stehen, die Gesichter mit schwarzen Tüchern verhüllt. Ihren wachsamen Blicken schien nichts zu entgehen.
 

Während des gesamten Essens, das zugegebenermaßen vorzüglich schmeckte und sowohl Reis mit Hühnerfleisch als auch in Blätterteig gebackene Meeresfrüchte und gedünstetes Gemüse, Sojasprossen und sogar Bambus, beinhaltete, sprachen sie alle kein einziges Wort. Mamoru schien sich ganz auf das Essen zu konzentrieren und winkte hier und da einem Diener, der dann wie von Geisterhand auftauchte, um mehr Sake zu bekommen.

Madoka war so viel Sake nicht gewohnt. Sie spürte schon jetzt ihren Kopf schwirren und gemahnte sich zur Vorsicht. Sie durfte sich auf keinen Fall betrinken. Nicht, dass sie das gewollt hätte, aber Mamoru ließ auch die Schalen der Frauen immer wieder auffüllen. Madoka hätte nicht zu trinken

brauchen. Ebenso wenig wie sie etwas essen musste - aber sie war dermaßen ausgehungert und hatte einen solchen Durst, dass sie dennoch tüchtig zulangte. Sie war zu schüchtern um nach einfachem Wasser zu fragen - und ärgerte sich wieder einmal über sich selbst deswegen.

Gegen Ende des Dinners hatte sie hochrote Wangen und glänzende Augen. Das sah zwar wirklich fantastisch aus und passte sehr gut zu ihrer Garderobe - zeugte aber eindeutig von einem schon mehr als nur kleinen Schwips. Sie hatte die letzten Runden Sake schon ausgelassen und bedeutend weniger getrunken als die anderen, aber sie war dieses Getränk einfach nicht gewohnt und hatte, wie bereits erwähnt, furchtbaren Durst. Seltsamerweise verlosch dieser Durst auch nicht, egal wie viel sie noch getrunken hätte.

Sie sah hinüber zu Aurinia, die immer noch unberührt und bewundernswert gefasst auf ihrem Stuhl saß. Hin und wieder warf sie einen forschenden, beinahe erwartungsvollen Blick in den dunklen Garten hinaus, als würde sie auf etwas warten. Madoka selbst fühlte sich sehr leicht und zugleich

hundemüde. Sie schaute heimlich zu Mamoru hinüber, der soeben der Dienerschaft einen Wink gab abzuräumen. Er sah... so gut aus.

Für einen kurzen Moment überschnitt sich das Bild von Takeo, das sie im Herzen trug, mit dem von Mamoru und die beiden Brüder wurden eins in ihrer Erinnerung. Sie fühlte ein seltsames Ziehen in der Brust und ihre Hände begannen zu zittern.

'Takeo... Wo bist du?', dachte sie.

Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen und bemerkte erstaunt, dass ihre Stirn schweißnass war. Sie glühte ja regelrecht! Was ging hier vor?

Jetzt hatte Aurinia bemerkt, dass etwas nicht stimmte.

"Madoka? Madoka, was ist los?"

Madoka drehte den Kopf in ihre Richtung - sofort begann sich alles um sie herum leicht zu drehen. Sie lächelte hilflos.

"Ich fürchte, ich habe nen kleinen - HICKS! - Schwips. Pardon...", wandte sie sich dann an Mamoru.

Dieser sah nicht im Mindesten beeindruckt aus und schenkte ihr sein schönstes Lächeln.

"Ich bitte dich. Das ist doch nicht der Rede wert. Ich freue mich, dass du dich hier so wohl fühlst."

Wohlfühlen? Madoka fühlte sich alles andere als wohl. Sie fühlte sich seltsam - vorsichtig ausgedrückt.

"Was war in dem Sake drin, du Mistkerl?", schleuderte Aurinia dem jungen Mann über den Tisch hinweg entgegen. "Was hast du mit ihr gemacht?"

Mamorus Lächeln war unerschütterlich.

"Ich hätte wissen müssen, dass es bei dir nicht wirkt."

Er winkte kurz und hinter der überraschten Yosei traten zwei der schon bekannten,

schwarzgekleideten Riesen heran, völlig lautlos, und ergriffen die junge Frau an den Armen.

"Nun, das macht eigentlich nicht viel. Ich bin nur an dieser jungen Dame hier interessiert. Man hat mir geflüstert, dass sie meinem Bruder recht nahe steht - habe ich Recht, Madoka-chan?"

Mamoru drehte sich Madoka zu, die mittlerweile einen Zustand erreicht hatte, in dem sie zwar sehr wohl mitbekam, was um sie herum vor sich ging, es aber ausgesprochen erheiternd fand. Sie kicherte zur Antwort.

"Madoka!", schrie Aurinia entsetzt. "Komm zu dir! Siehst du nicht, was er mit dir macht?"

Die Angesprochene erhob sich leicht schwankend. Sofort war Mamoru neben ihr und stützte sie.

"Warum? Was tut er denn?", fragte sie mit schwerer Zunge und lächelte ihrer Freundin zu.

"Ich weiß nicht, was du meinst."

Aurinia bäumte sich in den Armen ihrer Wächter auf.

"Das kann doch einfach nicht... Ich glaube das nicht! Mamoru, lass das Mädchen in Ruhe! Was soll das!"

Mamoru schlenderte lässig auf die zu. Er beugte sich ganz nah zu ihr, sodass nur sie die Worte verstehen konnte.

"Was das soll? Ich denke, das wirst du noch früh genug erkennen. Allerdings bist du zu unwichtig für mich, um es dir jetzt schon zu verraten. Ich denke, dass das Rauschmittel bei dir zwar nicht dieselbe durchschlagende Wirkung erzielt wie bei deiner reizenden Freundin - aber deine Reaktionen dürften dennoch langsamer sein als zuvor. Lass es mich ausprobieren."

Dann lächelte er sie zuckersüß an - und schlug ihr unvermittelt mit der geballten Faust sehr wuchtig in den Leib.
 

Aurinia keuchte überrascht und bekam plötzlich keine Luft mehr. Die Wunde an der sorgsam verbundenen Schulter brach auf, das konnte die Yosei spüren. Der Schmerz raubte ihr nicht nur den Atem, sondern auch die Sinne. Sie sackte in den Armen ihrer Wächter zusammen.

"Bringt sie ins Haus.", sagte Mamoru kühl und ließ dann, ganz ähnlich wie die Yosei es zuvor auch schon getan hatte, den Blick langsam und sehr wachsam durch den Garten schweifen. Auch er schien auf etwas zu warten. Aber für all das hatte Madoka keinen Blick mehr.

Was auch immer Mamoru ihr in den Sake getan hatte, es wirkte schnell und es ließ Madoka alles vergessen - selbst was sie soeben gesehen hatte. Sie registrierte auch nur am Rande, dass man die bewusstlose Aurinia fortbrachte. Etwas in ihr schrie protestierend auf, wollte sich aufbäumen und auf Mamoru stürzen. Doch sie war einfach zu müde, um diese Gedanken umzusetzen.

Und dann drehte Mamoru sich herum.

Die meisten Kerzen waren durch den aufkommenden Nachtwind verloschen oder heruntergebrannt. Sein Gesicht lag im Schatten als er jetzt auf sie zukam. Aber seine Augen funkelten. Es war schwer, den Ausdruck darin zu deuten. Madoka hatte mit einem Mal ein ganz merkwürdiges Gefühl - noch nicht richtig Angst, aber doch eine Art... Unwohlsein und Argwohn. Allerdings verhinderte die ihr verabreichte Droge, dass aus dieser Ahnung eines Gefühls mehr wurde. Das Lächeln auf Mamorus Zügen war wie fortgewischt, wie sie nun erkannte als er näher kam.

"Verschwindet!", herrschte er seine Diener an, ohne indes den Blick von der zitternden Madoka zu wenden.

Er erreichte sie und hielt ihr den Arm hin.

"Möchtest du mich in den Garten begleiten? Vielleicht tut dir ein kleiner Spaziergang ganz gut, was meinst du, meine Süße?"

Seine Stimme war nun wieder sehr freundlich - und Madoka zu benommen, um die Häme und Ironie hinter diesen Worten zu erkennen. So nahm sie die Aufforderung an, hakte sich bei ihm ein und zusammen gingen sie die Treppen und über die flachen Terassen hinunter in den Garten. Sie genoss das Gefühl, an seiner Seite zu sein. Madoka war sich nicht bewusst, dass ihre Gedanken mehr und mehr verschwammen, Vergangenes und Gegenwart eins wurden. Mamoru war wieder der perfekte Gentleman, führte sie durch die parkähnliche Anlage, erzählte ihr belanglose Nichtigkeiten, die in ihrem Kopf zu einem beruhigenden, monotonen Kanon wurden. Sie wurde schläfrig.

"Es ist recht warm heute, findest du nicht auch, Madoka-chan?"

Der junge Mann blieb stehen. Er nestelte ein dunkles Band aus seinem Ärmel und reichte es der verdutzten Madoka.

"Mir ist sogar ein wenig ZU warm. Würdest du mir das Haar binden?"

Er drehte ihr den Rücken zu und nahm sein kupferfarbenes Haar zu einem Zopf zusammen.

Madoka stand da wie vom Donner gerührt. Sie starrte auf sein Haar, seine Hände, seine Schultern - und ihr wurde plötzlich ganz warm ums Herz. Sie taumelte ein wenig, als sie dicht hinter ihn trat und den Zopf band. Sie war in einer Art von Trance, in der sich Wahrheit und Wunschdenken einfach

vermischten.

"Takeo...", flüsterte sie leise, als sie zurücktrat. "Du hast wundervolles Haar..."

Sie spürte, wie sie rot wurde und kicherte verlegen - auch dies war wohl dem Einfluss der Droge zu verdanken, wovon sie natürlich nach wie vor keine Ahnung hatte. Dafür wuchs plötzlich noch etwas anderes in ihr heran. Der Wunsch, Takeo endlich zu sagen, wie sehr sie ihn liebte. Der Wunsch, diese wunderschön geschwungenen Lippen endlich zu berühren, diese Arme um ihrem Körper zu fühlen...

Ihr Blick verschwamm.

Sie taumelte erneut, wie ein Schmetterling in zu starkem Wind, und wäre gestürzt, wenn Mamoru nicht nach ihr gegriffen hätte. Natürlich hatte er es genau darauf abgesehen: Dass sie ihn für Takeo selbst hielt und so unvorsichtig wurde. Das Rauschmittel, das er ihr gegeben hatte, sollte sie ihm gefügig machen. Sein Bruder würde vor Wut kochen. Erneut stahl sich ein falsches Lächeln auf die Gesichtszüge, die denen des jungen Samurai Takeo zum verwechseln ähnlich sahen.

"Madoka... Geht es dir nicht gut? Du solltest dich vielleicht ein Weilchen ausruhen."

Er bugsierte sie zu einer der Brücken des Gartens und ließ sie sich am Geländer abstützen.

"Geht es?"

"Mmmmhh...", gluckste Madoka. Es klang erheitert.

"Ich fühle mich so... leicht! Alles ist so... Mmmm... Takeo-san?"

"Ja?", antwortete Mamoru arglos.

"Ich wollte dir eigentlich schon länger etwas sagen..."

Sie drehte sich herum und sah ihn an - versuchte zumindest ihren Kopf zu heben und ihn auch zu

halten, um in seine Augen zu sehen.

"Du musst nicht sprechen wenn du nicht willst, meine kleine Madoka-chan.", sagte er mit täuschend echter Sanftheit.

"Ich weiß ohnehin was du mir sagen möchtest."

Er kam näher und mit einem Mal konnte sie seinen Leib ganz nah an ihrem spüren. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich augenblicklich, ihr Herz jagte. Das war es! Das hatte sie sich immer gewünscht: Dass jemand ihre Gefühle erwiderte, dass jemand sie so liebte, wie sie war. Sie war so glücklich.

Mamoru hob mit spitzen Fingern ihr Kinn an. Und als er nun fest und voll Verlangen seine Lippen auf ihre legte, seine Zunge fordernd in ihren Mund eintauchen ließ, da wehrte sie sich nicht, sondern kam ihm entgegen, seufzte und stöhnte leise in seinen Mund, bewegte sich aufreizend an seinem Körper und schien geradezu nach mehr zu betteln...

Diese Droge war unglaublich. Mamoru spürte, wie sehr Madoka ihn erregte, wie sehr es ihn erregte, wenn sie sich ihm so willig hingab. Er hatte es ursprünglich gar nicht vorgehabt wirklich zu tun. Aber wenn sie ihn so heiß machte...

Und Madoka genoss die Berührungen und Liebkosungen ihres Gegenübers in dem blinden Glauben, sich Takeo hinzugeben. Sie war so erregt und berauscht wie nie zuvor in ihrem Leben.Und so blind für das, was wirklich geschah...

Als er seiner Hände fordernd über ihren Körper gleiten ließ und schließlich ihr Kleid raffte, um seine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten zu lassen verspürte Madoka zunächst nichts anderes als gelinde Überraschung (ging das immer so schnell?) und (DAS war eigentlich das vorherrschende Gefühl) ein immer stärker werdendes Verlangen. Ihr Körper reagierte sehr stark auf seine Berührungen.

"Ich will dich, Madoka. Das ist es doch, was du auch möchtest, oder?", flüsterte er rau an ihrem Ohr.

Die junge Frau stöhnte unterdrückt, als seine Hand in ihren Slip glitt.

Aber...
 

Etwas stimmte nicht. Sie spürte es mehr, als dass sie es wirklich wusste, aber etwas war nicht so wie es sein sollte. Sie verspürte Verlangen und sogar Lust - aber keine...

Liebe. Tatsächlich! Es war so, wie sie voller Überraschung feststellte. Hier fehlte eine wichtige Sache: Die Liebe. Es sah zwar so aus, als wäre es genau das, was sie sich insgeheim immer gewünscht hatte - aber das war es nicht. Es war nur ein Wunschbild. Es sah nur äußerlich nach Liebe aus - aber es war

nur Illusion. Seine Hände waren eine Spur zu...

Sie konnte es nicht in Worte fassen. Doch mit einem Mal zwang Madoka ihren Körper, sich zurückzuziehen - was angesichts der immer noch wirkenden Droge eine ungeheuere Kraftanstrengung darstellte.

"Was ist denn?", fragte Takeo (Takeo?) leicht unwillig.

"Was hast du, Madoka? Du liebst mich doch, oder?"

Madoka blinzelte.

"Es geht mir... zu schnell...", antwortete sie mühsam. Ihr Herz raste immer noch und ihr Körper wollte noch immer die Berührung seiner Haut auf der ihren spüren. Aber sie zwang sich noch weiter zurückzuweichen.

"Gib mir noch etwas Zeit..."

"Zeit? Du hattest alle Zeit der Welt, Schätzchen. Ich WILL nicht warten. Komm schon, du willst es doch auch! Das ist wieder so typisch für euch Frauen. Erst macht ihr uns rasend vor Verlangen - und dann geht es euch plötzlich zu schnell.", meinte der junge Mann ungehalten.

'Billig!', dachte Madoka. 'Das alles hier! Es ist BILLIG! Das KANN nicht Takeo sein.'

Und in dem Moment, in dem sie von dem Gedanken an Takeo Abstand nahm, in welchem sie ihr Gegenüber WIRKLICH ansah, erkannte sie ihren Irrtum endlich. Es war nicht Takeo - es war Mamoru, sein Bruder, der da vor ihr stand und seine Hand unter ihrem Kleid hatte! Angewidert stieß sie ihn von sich.
 

Und dann zeigte Mamoru sein wahres Gesicht.

Madoka erkannte das gefährliche Funkeln in seinen Augen und keuchte erschrocken, drehte sich herum, wollte laufen, rennen, fliegen... Sie taumelte nur, ihre Beine waren beinahe gefühllos. Doch es machte ihm offensichtlich Spaß, sie zu quälen, denn er ließ sie weiter in Richtung des Wohnhauses laufen, schlenderte seelenruhig hinter ihr her und lachte leise. Sie hatte die Treppen erreicht und kämpfte sich die Stufen zur ersten Terasse hinauf.

"Du kannst nicht vor mir weglaufen, Süße! Und langsam reicht es auch mit den Spielchen, meinst du nicht auch?"

Mit ein paar Sätzen hatte er sie nun erreicht und riss sie am Arm herum. Dann stieß er sie rücklings auf das breite, steinerne Geländer der Terasse und war sofort über ihr. Madoka hörte Stoff reißen.

"Findest du nicht auch, dass Brüder redlich teilen sollten, was ihnen gehört? Sag mir, Madoka, warum sollte ich nicht das nehmen, was auch mir zusteht?"

Seine Stimme, vollkommen verändert, rau und dunkel, erklang dicht an ihrem Ohr. Sie bäumte sich in seinem Griff auf, war aber immer noch zu benommen, um sich ernsthaft wehren zu können. Ein Teil ihres Bewusstseins erkannte sehr wohl, was hier vorging. Er würde sie vergewaltigen wenn nicht

gleich ein Wunder geschah. Aber zugleich war ihr Körper durch die Droge und den Alkohol, aber auch durch die Angst wie gelähmt. Sie wollte schreien und brachte keinen Ton heraus.

Mamoru packte grob ihr Kleid, riss es mit mehreren, wuchtigen Bewegungen von ihrem Leib und stieß sie zurück auf den Sims, zwang ihre Beine auseinander.

"Ich werde ihn so richtig wütend machen. Oh, ja. Er wird leiden, so wie ich gelitten habe! Ich WILL das er leidet! Ich will es sehen! Er wird herkommen. Und DANN werde ich den Hitokiri gebührend empfangen! Ich werde mit ihm kämpfen - endlich!"

Mamoru schien mit den Gedanken gar nicht hier zu sein. Mit beinahe mechanisch wirkenden, groben Bewegungen riss er der zitternden jungen Frau die letzten Fetzen des Kleides von den Schultern und griff dann nach ihrer Wäsche. Madoka zuckte zurück - und er schlug sie unvermittelt mit dem

Handrücken über die Lippen. Blut. Sie schmeckte Blut.

Nein. Das war nie und nimmer Takeo. Wie hatte sie nur so blind sein können? Wie hatte sie auf ihn hereinfallen können? Auch WENN sie unter Einfluss von Alkohol und vielleicht auch irgendeiner Droge stand, sie machte sich Vorwürfe, dass sie so dämlich gewesen war, das nicht zu erkennen. Dieser Mann war das genaue Gegenteil seines Bruders. Wo Takeos Bewusstsein, seine Präsenz in ihrer Gegenwart gestrahlt hatte wie das Licht der Sonne, das durch die dunklen Wolken eines Gewitters brach, so war die von Mamoru wie dieses Gewitter selbst: Dunkel, brutal und bedrohlich - unberechenbar.

Er öffnete seinen Kimono - darunter war er vollkommen nackt! Sie starrte entsetzt auf sein aufgerichtetes Geschlecht und versuchte sich verzweifelt klar zu machen, dass dies hier die bittere Wirklichkeit war und ihr gleich etwas sehr Abstoßendes angetan werden würde, wenn sie nicht ENDLICH aus ihrer Lethargie erwachte! Aber noch immer war sie unfähig auch nur einen Muskel zu rühren. Er drängte sich zwischen ihre geöffneten Schenkel und umfasste grob ihre Handgelenke, um sie daran zu hindern um sich zu schlagen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Schalmali
2007-03-19T15:43:07+00:00 19.03.2007 16:43
Ich geb zu ich hab viel "überlesen" da ich einfach keine lange Beschreibungen mag und das waren mir dann doch paar zuviele ^^ Ansonsten aber fieses Kapitel arme Madoka...
Von:  Rogue37
2006-09-03T13:03:22+00:00 03.09.2006 15:03
Oh mei, das ist echt intensiv erzählt. Madoka tut mir grad so leid. Macht sich Vorwürfe und kann doch eigentlich nichts dafür. Ich mein Mamoru hat das schließlich so eingefädelt, dass sie nicht klar denken konnte. Also echt, das ist wirklich zu arg. Und trotz der schlimmen Ereignisse, deine Erzählweise ist einfach unglaublich. ICh mag die Art wie du mit Worten umgehst. DAs ist echt unglaublich schön zu lesen.
Von:  demiveemon
2005-11-05T13:50:22+00:00 05.11.2005 14:50
höhöhö, endlich Wochenende; lang Ausschlafen und dann den Tag mit einer guten FF anfanfen! *~*
Gott, bist du fleißig am Tippen gewesen und ich habs net mal mitgekriegt *drop* Mexx braucht wirklich sowas wie ein FF-Abo! T^T
Das letzte Kapitel hat mir mal wieder ausgesprochen gut gefallen mit den Schilderungen. Man hört ja immer wieder von sowas, Frauen die erst durch Rauschmittel wehrlos gemacht und dann vergewaltigt werden. Was dieses "wehrlos gemacht werden" eigentlich bedeutet, darüber habe zumindest ich mir nie so wirklich Gedanken gemacht. Umso interessanter diese hineinversetzung, auch wenn es Fiction ist, so wächst das Verständnis dafür. Aber ok, ich schweife vom Fic ab XD; War nur so ne Anregung die mir gekommen ist. ^^;
Beim davorliegenden Kapitel war ich mir zuweilen unsicher, ob die Personen durcheinander gewürfelt worden sind? *Kopfkratz* Na, egal XDDD
Bleibe der Geschichte treu, just give me a call, wenn es wieder was neues zu lesen gibt! ^^ *knuddel*


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