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Im Flügelrausch der Phantasie

Eine Sammlung an Kurzgeschichten
von

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Der große Knall

„Der große Knall“

Eine Kurzgeschichte

Von Yalene
 

Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen Werken sind reiner Zufall.
 

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Der große Knall

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Sam durchwühlte die unterste Schublade auf der linken Seite. Er wusste, dass die Flasche Wodka noch da sein musste. Suchende Finger ertasteten eine glatte, kalte Oberfläche und Sam grinste zufrieden.

Er zog die halbleere Flasche mit der klaren Flüssigkeit heraus, stellte sie vor sich auf den Tisch und inspizierte prüfend das Glas, welches er zuvor gefunden hatte, auf Brauchbarkeit.

Er nickte zustimmend und lächelte als er zusah, wie klares Nass langsam das leere Glas füllte.

Nicht weit entfernt von ihm lag eine Zigarre. Sam hatte sie sich extra für diese Gelegenheit gekauft. Er war in der Stimmung zu feiern und er- so dachte der Mann sich, als er einen Blick über die Schulter warf - hatte es sich auch redlich verdient.

Feuer züngelte um die abgeschnittene Zigarrenspitze und Sam zog genüsslich den Rauch ein.

Das war das wahre Leben. Noch nie hatte er sich so zufrieden und frei gefühlt, wie in jenem Augenblick – die Beine auf dem Tisch ruhend, die Zigarre in der einen Hand und das Glas mit dem Wodka in der anderen. Sam seufzte tief und genoss diesen Moment. Er wusste, er würde nicht lange anhalten, aber das kümmerte ihn jetzt nicht. Für Sam zählte das Hier und Jetzt und er würde es bis zu seinem Ende genießen.

Ein verschmitztes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er sich an das Gesicht seines besten Freundes erinnerte. Dieser hatte so verblüfft ausgesehen… Greg schien immer Herr der Lage gewesen zu sein. Schon damals, als sie die Firma zusammen aufgebaut hatten bis hin zu jenem Moment, der noch nicht einmal so lange her war, da er und Sams Frau ihm sagten, dass sie eine Affäre miteinander hatten. Sams zufriedenes Lächeln verschwand für einen Augenblick. Das war eine Erinnerung, die er wirklich nicht gern mochte. Aber so war nun mal der Lauf der Welt. Die Skrupellosen siegten und die Fairen gingen unter.

Letztendlich haben Greg und seine Frau auch dafür ihre Strafe erhalten.

Sam lächelte wieder. Ah ja Greg… Sein guter, alter Freund Greg. Er hätte nicht auch noch versuchen sollen, Sam aus der Firma zu drängen. Das war definitiv der Sargnagel gewesen.

Er zog erneut an der Zigarre und genoss das Aroma.

Wie leicht, dachte er sich, wie klar und einfach war nun alles geworden.

Ein Ticken im Raum verriet ihm das Voranschreiten der Zeit, doch er beachtete es kaum. Die Augen geschlossen atmete er einmal tief ein. Da war ein Geruch, sehr markant, aber Sam konnte ihn nicht richtig zuordnen. Er saß da, die Augen geschlossen, zog gelegentlich an seiner Zigarre und nippte an dem Wodka. Als ihm einfiel, woher er den Geruch kannte, verbreiterte sich sein Grinsen, ja sogar Zähne kamen zum Vorschrein und Sam gluckste lachend wie ein kleines Kind.

Erneut sah er über die Schulter und eine wohlige Wärme breitete sich in ihm aus. Ob diese vom Wodka kam oder von Sams Zufriedenheit, das wusste er nicht, aber es war ihm gleich.

Von fern hörte er Sirenen näher kommen. Es klang, als wäre die Polizei auf einen Großeinsatz eingestellt. Sam sah, den letzten Zug von der Zigarre tief einatmend, zur Uhr auf dem Sprengkörper. Zwei Minuten noch. Er lehnte sich im Chefsessel zurück, blickte noch einmal über die Schulter und lächelte glücklicher denn je. Selbst jetzt, kurz vor dem Ende, starrten die leblosen, entsetzten Augen seines ehemals besten Freundes und seiner Exfrau zu ihm herüber. Der süße Duft vergossenen Blutes schwängerte weiterhin die Luft. Sam sah wieder zu der Uhr und lauschte den Sirenen.

Er lächelte. Die Polizei würde nicht mehr rechtzeitig da sein.
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~

Ende

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