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André und das Leben

von

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Zweisamkeit

Kapitel zwei- Zweisamkeit
 

Es ist still in dem großen Zimmer in dem großen, hellblauen Haus, in dem mein bester Freund nun wohnt.

Besagter Freund sitzt mir gerade schweigend gegenüber und mustert mich von Kopf bis Fuß, scheint noch nicht ganz fassen zu können, dass ich jetzt tatsächlich hier bin, den ganzen Weg aus England hinter mir habe.

Trotz der langen Zeit, die vergangen ist, habe ich keine Probleme, Deutsch zu sprechen, und doch fehlen mir die Worte, wenn ich ihn anschaue.

Ich kann es nicht beschreiben, doch die Freude über unser Wiedersehen schnürt mir die Luft ab und unter der Oberfläche gärt etwas, dass ich nicht fassen kann - es ist einfach da und frisst sich in mich hinein.

Die Uhr tickt, laut, fast unerträglich und zeigt mir, dass die Zeit noch nicht stehen geblieben ist, sondern kontinuierlich fortschreitet, während wir uns gegenüber sitzen und nicht wissen, was wir machen sollen.

So viel ist in den letzten Jahren passiert, ein ganzes Leben scheint zwischen uns zu stehen.

Ein Leben, an dem der Andere nicht teil hatte...

Ich merke, dass ich mich unwohl fühle, und er merkt es auch, weiß aber scheinbar nicht, was man dagegen unternehmen kann, und so sitzen wir weiter still da und warten.

Worauf, weiß ich nicht.
 

Plötzlich, ohne dass einer von uns es erwartet hätte, klingelt das Telefon, und wie von einer Tarantel gestochen springt André auf und hechtet, froh über die Unterbrechung, zum Gerät.

"Hallo?"

Er schweigt kurz, verdreht die Augen und wirft mir einen kurzen Blick zu.

"Nein, weißt du, ich habe gerade Besuch..."

Wieder eine Pause.

"Nein, ein alter Freund, wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen..."

Erneut hört er dem Unbekannten am anderen Ende der Leitung zu, dann bildet sich ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen und er grinst mich an.

"Hättest du Lust, heute Abend auszugehen?"

Erst nach ein paar Sekunden merke ich, dass er mit mir spricht und nicke automatisch, um mich vor einer peinlichen Situation zu bewahren.

"Okay.

Also, Stefan, wir kommen dann heute zur Tenne.

Bis dann!"

Er legt auf und bleibt kurz still stehen, bevor er wieder lebendig wird.

"Na dann, ich denke, wir müssen uns fertig machen."

Sein Grinsen ist geradezu mitreißend, und während ich ihm ins Bad folge, frage ich mich, ob ich die Antwort nun endlich erhalten werde.
 

Ich hasse laute Musik.

Ich hasse aufgetakelte Gören, die wirken, als müssten sie gleich zum Kinderstrich gehen.

Und ich hasse Bars und Diskotheken, in denen sich nur heterosexuelles Volk herumtreibt- ich fühle mich dann immer so anders, ein wenig wie ein Außenseiter...

Doch heute bin ich ja in Begleitung hier.

Ich werfe einen Blick auf André und drei andere, mir völlig fremde Jungen, die vorne auf uns gewartet haben und frage mich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen ist, mit meinem besten Freund und dessen neuen Freunden wegzugehen, doch leider kann man daran nichts mehr ändern.

Das Dröhnen der Musik, der dichte Rauch, der in der Luft hängt und die Enge der Körper, die sich, mehr oder weniger, meist weniger, anziehend bewegen, lässt einem eigentlich nur die Wahl zwischen mittanzen, dumm herumstehen oder trinken.

Die Jungs und ich entscheiden uns für letzteres.
 

Schwankend stehen wir wieder vor dem blassblauen Haus, und ich beobachte belustigt, wie André zum siebten Mal versucht, die Tür dazu zu bewegen, sich zu öffnen.

Leider hat er damit wenig Erfolg und dass er nicht in der Lage ist, den Schlüssel vernünftig in das Schloss zu stecken, macht das Ganze natürlich auch nicht einfacher.

Schließlich hat er es dennoch geschafft und gemeinschaftlich torkeln wir die Treppe hoch, hinein in sein Zimmer, wo ich mich ohne Umschweife auf das Bett fallen lasse.

Mein bester Freund schafft es nicht einmal bis da, er klappt schon auf dem Teppich zusammen und schließt müde die Augen.

"Wie lange bleibst du eigentlich?"

Ich bin erstaunt, dass er seine Zunge noch gut genug im Griff hat, um mich etwas zu fragen, doch irgendwann schaffe ich es dennoch, eine Antwort zu formulieren.

"Ich weiß nicht...

kommt drauf an, entweder ich fahre morgen, oder übermorgen, oder Ende der Woche.."

Er nickt und seufzt leise auf.

Es ist nicht wie früher, weil etwas wichtiges fehlt...

Ich weiß nur nicht, was.

Es wird still, und in der seltsamen Ruhe kann ich mein Herz wieder schlagen hören, spüre das seltsam eindringliche Verlangen, dass schon den ganzen Abend in mir brennt.

"Wie läuft es denn bei dir mit der Liebe in den letzten sieben Jahren?"

Ich lasse mich auch auf den Boden gleiten und reibe mir über die brennenden Augen.

"Mies..."

Er kichert leise und albern, bevor er sich wieder zurücklehnt.

Ich weiß, dass ich seit Jahren nicht mehr so betrunken gewesen bin, doch gleichzeitig ist mir bewusst, dass ich es jetzt herausfinden muss.

Heute oder nie.

Ohne richtig darüber nachzudenken ziehe ich mich am Bettrand hoch, setze mich unsicher auf die Matratze, die unter meinem Gewicht leicht nachgibt.

Aber wie soll ich es anstellen?

Ich bin einfach nicht klar genug, um ordentlich zu handeln, und so schließe ich erneut die Augen, warte auf eine gute Idee, die natürlich nicht kommt.

Plötzlich torkelt André, anscheinend wieder einigermaßen Herr seiner Sinne, auf mich zu und lässt sich ebenfalls auf dem Bett nieder.

"Wir müssen die Schlafcouch noch ausziehen..."

Ich lache kurz und uns ist beiden bewusst, dass das nicht möglich ist, was dazu führt, dass wir im Endeffekt gemeinsam in dem mittelgroßen Bett liegen.

Meinen Plänen hilft das natürlich ungemein, denn so kann ich ohne große Vorarbeit durch Andrés weiches Haar streichen.

"Was ist denn los, Kev?"

Ich nuschele etwas in meinen nicht vorhandenen Bart und meine Hände wandern wie von selbst unter sein Oberteil, das locker um den Oberkörper fällt.

"Kevin?"

Er starrt mich, immer noch ziemlich betrunken an, und als ich ihn küsse, scheint er nicht genau zu wissen, was er jetzt machen soll.

"Du bist schwul?"

Seine Stimme klingt irgendwie ein bißchen ängstlich, trotzdem nicke ich einfach und lasse meine Finger weiter nach unten gleiten.

Er gibt einen undefinierbaren Laut von sich und starrt mich, inzwischen schneller atmend, an.

"Ich aber nicht!"

Ich zucke nur mit den Schultern und mach weiter, spüre, wie sein Körper, den er derartig alkoholisiert nicht mehr richtig unter Kontrolle hat, auf mich reagiert.

"Mensch Kev...

Mach keinen Mist."

Ich weiß nicht warum, aber seine Stimme klingt nicht mehr verunsichert, eher etwas verwirrt, und das ist wohl der Grund, warum ich weiter mache.

Meine Hände haben längst den Reißverschluss seiner Hose geöffnet, habe sie hinuntergezogen und massieren seinen Libido.

Für einen Moment muss ich über dieses seltsame Wort lachen, doch je härter sein Glied wird, umso höher steigt mein Verlangen.

Das Verlangen, dass mich schon seit Jahren verfolgt, und wegen dem ich eigentlich hier bin.

Beim nächsten Kuss presst sich sein aufgeheizter Körper an mich, reibt seine Erregung an meiner und als wir uns wieder lösen, meint er:

"Ich bin nicht schwul.

Ich will auch nichts von dir..."

Ich nicke, während meine Hände weiterhin ihrer Arbeit nachgehen.

"Ich weiß..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Drachenwind
2006-04-02T10:16:08+00:00 02.04.2006 12:16
Es ist nicht wie früher, weil etwas wichtiges fehlt...

Wichtiges

Die Übergänge zwischen den Ereignissen finde ich etwas ... abrupt. Es wundert mich, dass in der Disko anscheinend nicht viel passiert ist. Andererseits wird die Story damit natürlich knapp gehalten...

Ich weiß, dass ich seit Jahren nicht mehr so betrunken gewesen bin, doch gleichzeitig ist mir bewusst, dass ich es jetzt herausfinden muss.

Man oh man, ich dachte, er ist 18 (zumindest hatte ich den Eindruck, denn irgendwie 7+11, oder war ich unaufmerksam und habe da einige Jahre übersehen?). Wann hat er denn anfangen damit, sich hemmungslos zuzuschütten? ;)

Ist das eigentlich in all deinen Geschichten so? Einer, der homosexuell ist und dann einen anderen überzeugen muss, dass das eigentlich ganz in Ordnung ist? Oder geht die Geschichte diesmal anders aus?
Von: abgemeldet
2005-08-15T11:52:53+00:00 15.08.2005 13:52
wahh!^^
wie kannst du nur an so einer Stelle aufhören?!
Das is fies, aber hehe, ich kann ja weiterlesen! *gggg*
ich hoffe ja, dass die beiden zusammenkommen, aber das is ja fast unmöglich...*seufz*
ah, ich muss weiterlesen!
Von: abgemeldet
2005-08-07T15:53:21+00:00 07.08.2005 17:53
*lach* so kann man(n)s natürlich auch machen *g*
Es ist wirklich gut geschrieben, dein Schreibstil ist klasse.^^
bin gespannt wie es weitergeht.. schätze.. einer von beiden wird es am nächsten bereuen.. oder auch nicht? wer weiß?*g*
Von:  Morathi
2005-08-06T15:06:13+00:00 06.08.2005 17:06
hey ^^
die story find cih cool... melancholisch irgendwie...
wie jetzt am schluss. ich bin gespannt, was daraus wird. eine einseitige beziehung? nur auf sexueller ebene? wird andre sich irgendwann doch für kevin entscheiden? seiner "libido" nachgehen? XD
dein schreibstil macht dsa ganze perfekt. echt schön ^^
schreib bald weiter, ja?
udn meldest du dich, wenns weitergeht???? *liebguck*
thx ^^
cu tsusuki


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