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Auch Eis kann brennen, wenn es auf Feuer trifft

...und kann lernen sich daran zu wärmen
von

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Kämpfe Mokuba, kämpfe!

Meine Hände zitterten. Mit weit aufgerissenen Augen und rasendem Puls sah ich auf die leblose Gestalt Mokubas vor mir hinunter.

Rot. So viel Rot.

Helles Rot mischte sich mit dunklem.

Dort wo der Stoff seiner Jeans das ausströmende Blut aufgesogen hatte, war es dunkel. Eine seltsame Farbmischung von Rot und Blau. So seltsam dunkel.

Das frisch aus der Wunde austretende Blut war hellrot.

Langsam wurde der feuchte Fleck auf dem Jeansstoff größer und größer.

Ich starrte auf den Fremdkörper, der so bedrohlich und abstoßend aus Mokubas Bein ragte. Ein schwarzer Griff.

Es hämmerte in meinem Kopf. Irgendwelche Gedanken, aber ich konnte sie nicht hören, denn das Rauschen meines Blutes in den Ohren schien alles zu übertönen.

Ich konnte mein Herz rasen hören. Laut und in ungeahnter Geschwindigkeit hämmerte es gegen meine Brust und lies fast jedes andere Geräusch verstummen.

Irgendetwas Wichtiges war das, was mir im Kopf umging. Nur was?

Zu schnell rasten meine Gedanken vorüber, als dass ich einen festhalten konnte. Aber es war etwas von unglaublicher Bedeutung.

Was war es nur?

Die zittrigen Hände streckten sich dem Messer entgegen. Dieser Störenfried des Bildes. Dieser Fremdkörper. Die bebenden Finger kamen dem schwarzen Griff näher.

- Nicht herausziehen! Du darfst auf keinen Fall das Messer herausziehen! Sonst verblutet er! -

Der Gedanke war klar und heftig.

Sofort zuckten meine Hände unter dem Befehl zurück.

Natürlich!

Das Messer verschloss die Wunde und war der einzige Grund, warum Mokuba noch nicht verblutet war. Würde ich es herausziehen, dann würde die Blutung nicht mehr zu stoppen sein und binnen weniger Minuten wäre Mokuba tot...verblutet.

Das Messer musste also dort bleiben. Auch wenn sein Anblick mich beinahe den Verstand verlieren lies.

Aber ich musste mich jetzt konzentrieren. Ich musste versuchen klar zu denken, mich daran zu erinnern, was im erste Hilfe Kurs, den ich vor einigen Jahren gemacht hatte gesagt wurde. Was musste man in so einer Situation zu tun hatte, wie man sich verhalten musste.

Meine rasenden Gedanken versuchten sich zu fokussieren. Sich zurückzuerinnern. Doch immer noch den schmächtigen Körper Mokubas vor Augen, einen über diesen gebeugten Seto, der mit ungewöhnlich verengten Pupillen das Gesicht seines Bruders musterte. Hatte er Angst? Hatte er deswegen so zusammengezogene Augen?

Irrte ich mich oder zitterten seine Hände ebenfalls leicht? Waren seine Bewegungen fahrig, als seine Hände die schmalen Schultern Mokubas umgriffen?

Ich konnte mich einfach nicht erinnern, was der Leiter des Kurses damals gesagt hatte.

Wie sollte man sich auch konzentrieren können, wenn man dermaßen unter Stress stand? Wenn man aus Angst um den Jungen sein Herz so heftig schlagen spürte, das man fürchten musste im nächsten Moment einfach umzukippen. Die Angst, ihn sterben sehen zu müssen, zusehen zu müssen, ohne etwas dagegen tun zu können. Die Angst, die einem die Kehle zuschnürte, die Luft abzuschnüren schien und somit überventilieren ließ.

Wie sollte man sich da konzentrieren können?
 

Nein, ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Ich wusste nicht, was zu tun war. Wertvolle Sekunden verstrichen, die ungenutzt vorüber zogen. Sekunden, die eventuell entscheidend für Mokubas Rettung waren. Sekunden, die wir jedoch nicht nutzen konnten, weil wir nicht wussten, was getan werden musste, um an dem Jungen Erstversorgung zu leisten.

Ja wir.

Denn auch Seto sah seinen Bruder mit immer noch so schrecklich starren Augen an, hatte seine Finger fest in den Stoff seiner Jacke und somit auch in dessen Schultern vergraben.

Ein heißeres Keuchen war von ihm zu hören.

"Mokuba?"

Mit Augen, die jede noch so kleine Bewegung, jeden Atemzug wahrnahmen, weil sie nichts anderes mehr interessierten, blickte Seto seinen Bruder an. Suchte nach einem Lebenszeichen in dessen Gesicht.

Doch einzig und allein der flache Atem war die Reaktion Mokubas. Er bewegte sich nicht, sprach nicht, die Augen waren geschlossen und nur die kaum sichtbaren Bewegungen seiner Brust, dich sich schwach hob und senkte zeigte, dass es noch nicht zu spät war, dass er immer noch lebte. Aber wie lange noch?

Die Finger gruben sich fester in Mokubas Schulter.

"Mokuba!"

Die Stimme wurde hektischer und befehlender. Nein, jetzt war Seto wirklich nicht mehr die Ruhe selbst. Er war genauso von Angst und lähmender Unwissenheit erfüllt wie ich.

- Was soll ich nur tun? Irgendwas muss ich doch....was kann ich nur...? -

Meine zittrigen Hände fuhren fahrig über den Bauch Mokubas. Fühlten den Stoff seines Pullovers. Wollte ich ihn streicheln, beruhigen, ihn mit meiner Berührung zu verstehen geben, dass ich hier war, bei ihm?

- Mokuba...ich muss irgendwas...-

Meine Augen brannten. Weinen würde jetzt aber auch Niemandem weiterhelfen.

- tun...ich muss etwas tun...Mein Handy! -

Meine rechte Hand zuckte so schnell zurück und griff in die hintere Hosentasche meiner Jeans, dass sogar Seto, leicht erschrocken von der plötzlichen Bewegung so nahe bei ihm, zusammenzuckte.

Kurz warf er mir einen Blick zu, aber ich schien ihm nicht weiter von Bedeutung zu sein, denn sofort richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Bruder.

Konnte es sein, dass er sich gerade jetzt erst darüber im Klaren geworden war, dass ich ihm gegenüber auf dem kalten Asphalt saß und mich wie er über den Körper Mokubas gebeugt hatte? Hatte er jetzt erst meine Anwesenheit wahrgenommen?

Ich klappte das Handy auf und starrte zwei Sekunden lang auf das nun erleuchtete Display. Ich musste tatsächlich erst überlegen wie die Notfallnummer ging.

Wie weggeblasen waren die rettenden Zahlen. Fort aus meinen Kopf. Sonst wusste man sie doch immer, man kannte sie in und auswendig, schließlich könnte es um Leben und Tod gehen. Und dennoch waren sie mir in diesem Moment für wenige Sekunden entfallen.

- Notruf, Sarah, der Notruf. Denk nach, wie geht die Nummer? -

Endlich kamen die Zahlen zurück.

Meine unkontrolliert zitternden Finger hielten das Handy fest umklammert. Es fiel mir schwer mit meinem Zeigefinger die winzigen Tasten zu treffen. Mittlerweile war das Zittern bereits auf meinen ganzen Körper übergegangen.

Von Beherrschung konnte keine Rede mehr sein.

Wie sollte man in so einer Situation denn auch Ruhe bewahren?

Endlich war es geschafft. Ich hätte niemals gedacht, dass es mir einmal derartig schwer fallen würde, eine Telefonnummer eingeben zu müssen.
 

Das Symbol eines abgehobenen Telefons erschien mitten auf dem Farbdisplay und zeigte damit den entstehenden Verbindungsaufbau an.

Sofort und routiniert hob ich die Hand und hielt mir das Handy an mein rechtes Ohr. Es war wirklich wie ein Reflex.

Gut, dass wenigstens das ohne Nachzudenken funktionierte.

Das Beben in meinem Körper ließ mich kaum das Telefon ruhig halten. Es war wie ein Frösteln, nur dass die Kälte tief aus meinem Inneren zu kommen schien.

- Der Schock. -

Der obligatorische Signalton war zu hören.

Tut...Tut...Tut.

Die Kälte breitete sich immer weiter in mir aus. Würde sie mich bald vollends lähmen und unfähig zum Handeln machen?

"Notrufzentrale...Um welchen Notfall handelt es sich? Wie können wir Ihnen helfen?"

Die routinierte Frauenstimme sagte brav ihren Spruch auf und vermittelte dennoch nicht das Gefühl, sie wäre gelangweilt oder desinteressiert.

In ihrer Stimme war die Ruhe herauszuhören, die mir im Moment so sehr fehlte.

Sie schien nicht im Geringsten aufgeregt oder hektisch zu sein. Sondern stattdessen war ihre Stimme ganz sanft und...sehr beruhigend.

"Ja, hallo...Mokuba ist verletzt...ähm ich meine, ähm wir sind überfallen worden. Ein Junge, zwölf Jahre, ist verletzt. Er hat ein Messer ihm Bein, bis zum Griff. Sie müssen einen Krankenwagen schicken."

Meine Stimme überschlug sich. Die Worte stolperten übereinander, da ich am liebsten alles gleichzeitig hinausgeschrieen hätte. So viele Informationen, die diese Frau am besten alle auf einmal erfahren sollte. Doch meine Panik und Hektik führte wohl nur dazu, dass sie kaum etwas verstand.

"Bleiben Sie ganz ruhig. Wie ist Ihr Name?"

War das etwas von Bedeutung? Aber ich antwortete aus Reflex.

"Sarah...Sarah Danzigten."

"Gut Sarah, bleiben sie ganz ruhig. Wir sorgen dafür, dass Sie Hilfe bekommen. Aber Sie müssen versuchen sich zu beruhigen und langsam zu sprechen. Ich kümmere mich um Sie, keine Angst. Haben Sie das verstanden?"

"Ja."

Ihre Stimme war so einfühlend. Und dennoch bestimmend. Ich gehorchte einfach.

"Gut so Sarah. Jetzt sagen Sie mir wo sie sind. Wie heißt die Straße?"

"Ich...ich weiß nicht. Im Industriegebiet...nahe des Hafens? Ich weiß die Straße nicht. Ich weiß nicht wo..."

Die Worte fingen schon wieder an sich zu überschlagen.

"Bleiben Sie ruhig Sarah! Keine Angst. Sehen Sie sich um! Ist vielleicht irgendwo ein Straßenschild zu sehen? Können Sie einen Namen erkennen?"

Mein Kopf hob sich und mein Blick überflog wie befohlen die Umgebung. Streifte über Bäume, Häuserfassaden, über den grauen Asphalt...und endlich entdeckte ich das Gesuchte.

"Ja, das ist ein Schild.... Tsuyoshi-Takeru-Straße..."

"Sehr gut. Das haben Sie sehr gut gemacht Sarah. Wir schicken sofort einen Krankenwagen zu Ihnen."

"Bitte, bitte beeilen Sie sich."

"Das werden wir."

"Und bitte, legen Sie jetzt nicht auf. Bitte!"

Plötzlich hatte ich furchtbare Angst, sie würde das Gespräch beenden, mich in einer Situation allein zurücklassen, mit der ich heillos überfordert war.

"Ich werde nicht auflegen. Sie brauchen keine Angst zu haben Sarah. Ich kümmere mich um Sie. Sie haben gesagt, ein Junge sei verletzt. Mit einem Messer. Beschreiben sie mir die Verletzung genauer Sarah, können Sie das?"

"Ja, ja...Ein Messer, es steckt bis zum Griff in seinem linken Oberschenkel." Mein Blick fixierte die Wunde und das immer noch ausströmende Blut. "Es blutet so sehr. Die ganze Jeans ist schon voll gesogen...Ich habe das Messer nicht raus gezogen, weil er doch sonst verbluten würde."

"Das haben Sie ganz richtig gemacht. Sie haben alles richtig gemacht Sarah."

"Was soll ich nur tun, es blutet so stark?"

"Ist der Junge noch bei Bewusstsein? Hat er die Augen geöffnet? Ist er ansprechbar?"

Der Blick wanderte zu Mokubas Gesicht hinauf. Seto hatte sich immer noch über ihn gebeugt und seine Hände schienen bald die Schultern des Jungen zu zerquetschen, so fest hatte er sie umschlossen.

Doch Mokuba gab außer seinen Atemzügen immer noch kein Lebenszeichen von sich. Er war immer noch bewusstlos.

"Nein, er ist nicht wach. Er hat die Augen zu und er atmet nur noch sehr schwach."

"Ich habe verstanden. Der Krankenwagen ist zwar schon unterwegs, aber Sie können dennoch schon etwas tun. Sind sie allein mit dem Jungen?"

"Nein, Seto, sein Bruder ist auch da."

"Sie sind beide unverletzt?"

Kurz überflog ich Setos Gestalt.

"Ja, wir haben nichts abbekommen."

"Gut, dann werden sie die Aufgaben jetzt aufteilen. Einer muss versuchen den Jungen wieder wach zu bekommen. Reden Sie auf ihn ein, rütteln Sie ihn leicht, geben Sie ihm notfalls einige schwache Ohrfeigen, aber er muss aufwachen. Wenn er wach ist, dann müssen sie alles tun um ihn auch wach zu behalten. Sie dürfen ihn aber nicht bewegen. Er muss liegen bleiben. Bewegen Sie ihn auf keinen Fall. Er muss nur aufwachen. Haben Sie das verstanden Sarah? Können sie das tun?"

Ich nickte mit dem Kopf. Bedächtig, aber entschieden...bis mir einfiel, dass die Frau am anderen Ende der Leitung das ja gar nicht sehen konnte, also beeilte ich mich ihr zu antworten.

"Ja, ja, das kann ich...Einen Moment."
 

Ich ließ das Telefon ganz automatisch leicht sinken und wandte meine ganze Aufmerksamkeit erstmals seit langem Seto zu. Er war immer noch über Mokuba gebeugt und schien mich ganz und gar ausgeblendet zu haben. Er hatte wohl einfach vergessen, dass ich noch da war. Nicht einmal mein Telefonat mit dem Rettungsdienst schien er wahrgenommen zu haben. Das alles war schlicht weg nicht von Bedeutung für ihn.

Alles was für ihn zählte, lag vor ihm auf den grauen Asphalt und hauchte mit jedem Atemzug mehr seines Lebens aus.

Ich streckte meine freie linke Hand aus, sah dabei zu, wie die zittrigen Finger Setos Oberarm berührten und leicht dagegen stießen.

"Seto."

Keine Reaktion. Fester griffen die Finger zu und versuchten auf sich aufmerksam zu machen. Entschiedener klang die Stimme. Er musste jetzt zuhören.

"Seto!"

"WAS?"

Sein Kopf schnellte zu mir herum, um den Störenfried ausfindig zu machen, der ihn da belästigte. Seine Augen blickten mich zornig an. Ein unglaublich wütendes und gleichzeitig auch von Angst gezeichnetes Gesicht starrte mir entgegen. Er hatte tatsächlich erst jetzt bemerkt, dass ich noch da war.

Für einen kurzen Moment änderte sich der Blick seiner Augen...Zeigten so etwas wie Überraschung, als er mich neben sich erkannte und als diejenige Person ausfindig gemacht hatte, die ihn derartig unverfroren aus seinem tranceartigen Zustand gerissen hatte. Doch dieser Moment währte nur kurz. Sofort wurde sein erstaunter Blick von der erneut aufkommenden Wut ersetzt.

Er sah mich an. Musterte mich kurz. Sein Blick sprach eine eindeutige Sprache.

'Wieso hast du es gewagt mich zu stören?'

Aber dafür hatte ich keine Zeit. Die Frau hatte mir einen Auftrag geben und ich brauchte Seto dazu, um ihn ausführen zu können. Wir mussten doch Mokuba retten. Was interessierte mich da sein durchbohrender Blick?

"Seto, du musst versuchen Mokuba aufzuwecken. Er muss wieder zu Bewusstsein kommen und dann musst du alles tun, damit er auch wirklich wach bleibt. Notfalls auch mit leichten Ohrfeigen."

Meine Worte kamen abermals übereilt aus mir herausgeschossen, überschlugen sich fast. Ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Ich atmete schwer, als hätte ich gerade eine große körperliche Anstrengung hinter mir.

Eine Sekunde sah er mich fassungslos an. Doch dann wechselte sein Blick abermals. Jetzt sah er misstrauisch aus. Wie konnte er in so einem Moment misstrauisch sein?

"Wieso? Wer sagt das?"

Ich hob ihm das Telefon leicht entgegen, als wollte ich ihm mit dieser Geste alles verständlich machen, ohne Worte benutzen zu müssen.

Seine Augen musterten kurz das Handy in meiner Hand, doch sein Blick kehrte erneut mit einem verkniffenen Ausdruck zu meinen Augen zurück.

Er verstand diese Demonstration wohl doch nicht.

"Der Notruf. Die Frau hat gesagt, wir müssen versuchen Mokuba aufzuwecken und ihn so lange wach zu halten, bis der Krankenwagen da ist."

Sein Blick hob sich und ohne einen genauen Punkt anzufixieren überflog er die Straße hinter mir. Als würde er nach dem Krankenwagen Ausschau halten. Doch natürlich war noch nichts von ihm zu sehen. Wahrscheinlich würde er an die fünf bis zehn Minuten zur Bewältigung der Strecke benötigen, auch wenn er mit Höchstgeschwindigkeit hierher unterwegs war.

Erstaunlicherweise weiteten sich seine Puppillen wieder und seine Augen richteten sich erneut auf seinen kleinen Bruder.

Er schien einen Einfall gehabt zu haben.

Seine Hände, die immer noch auf den Schultern Mokubas lagen griffen fester zu.

"Mokuba..." Er brachte sein Gesicht ganz nah an das des Jungen heran, doch es erfolgte keine Reaktion von diesem.

Jetzt wurde Setos Stimme schneller, hektischer. Das war ich nicht von ihm gewöhnt. So aufgewühlt, ja beinahe schon panisch hatte ich ihn noch nie erlebt. Sein Blick glitt unruhig über die Gestalt seines kleinen Bruders.

"Ich muss ihm helfen...ich werde..." Setos rechte Hand griff rasch an seine eigene Brust und schien dort etwas zu suchen, denn mit der flachen Hand klopfte er auf seinem Mantel herum. "Mein Handy....ich werde den Helikopter herkommen lassen...die werden ihn ins nächste Krankenhaus bringen...."

"Seto, ich habe doch schon..."

"Nein, das dauert zu lange. Bis die ihn startklar gemacht haben ist es schon zu spät..."

"Seto!"

Seine Hand, die nach seinem Handy in der Brusttasche seines Mantels gesucht hatte, umgriff abermals die schmalen Schultern.

Seto war wirklich am Rande einer Panikattacke.

Nichts an seinem fahrigen Verhalten erinnerte noch an den durch Logik überlegenen Mann, den ich kennen gelernt hatte.

Er war jetzt nur noch ein Junge, der sich um das Leben seines kleinen Bruders sorgte und nichts anderes mehr wahrnahm. Meine versuchten Einwände und Erklärungsversuche schenkte er deswegen auch keinerlei Beachtung.

"Ich bringe ihn selbst da hin. Ich werde ihn tragen...und wenn ich dabei drauf gehe, ich bringe ihn so schnell ins Krankenhaus, dass ihm nichts geschehen wird...hörst du Mokuba?"

Er machte bereits anstallten den Körper seines Bruders anzuheben und auf seine Arme zu nehmen, um ihm im Laufschritt ins Krankenhaus zu bringen.

Hastig umgriff meine linke Hand seinen rechten Unterarm. Fest und hart umschlossen meine Finger seinen Arm. Jetzt war ICH kurz davor in Panik auszubrechen.

"NEIN, Seto nicht..."

Er versuchte das lästige Etwas abzuschütteln, das ihn daran hinderte seinen Bruder hochzuheben, ohne sich jedoch danach umzudrehen.

Was blieb mir anders übrig? Noch fester wurde mein Griff und drückte damit die Blutzufuhr seines Armes ab. Morgen würde er wahrscheinlich einen gewaltigen Bluterguss an dieser Stelle haben, der garantiert die Form meiner Finger haben würde, aber das war egal.

Es zählt nur, dass er jetzt endlich doch auf mich reagierte und sich mir nun zuwandte, während sich sein Griff um Mokubas Schultern lockerte. Er versuchte nicht länger Mokuba aufzuheben.

"Seto, das darfst du nicht."

Jetzt wurden die Puppillen wieder enger und sein Blick war diesmal wirklich eiskalt. Sie spieen nahezu Wut und Zorn aus.

"Sag DU mir nicht, was ich zu tun habe! Ich werde Mokuba jetzt sofort ins Krankenhaus bringen. Es ist mir egal was du dazu sagst. Ich werde meinen Bruder retten."

Abermals hielt ich ihm das Handy entgegen, welches ich immer noch mit meiner rechten Hand umschlossen hielt.

"Das darfst du nicht. Die Frau vom Notruf hat gesagt wir dürfen ihn auf keinen Fall bewegen. Wir sollen ihn nur aufwecken, aber ihn bloß nicht hochheben."

Er warf dem Telefon einen vernichtenden Blick zu.

"Das ist mir egal. Ich werde meinen Bruder retten."

Mein Griff um seinen Unterarm wurde abermals fester.

"Nein, das wirst du nicht. Auf jeden Fall nicht, wenn du ihn bewegst. Du musst ihn nur aufwecken, nur aufwecken, verstehst du das?...Und außerdem sei doch vernünftig Seto. Der Krankenwagen ist bereits hierher unterwegs. Er kann Mokuba viel schneller als du ins Krankenhaus bringen. Aber wenn wir nicht mehr hier sind, wenn er eintrifft, weil du Mokuba selbst ins Krankenhaus bringen wolltest, dann dauert es viel länger....Wir müssen hier sein, wenn der Krankenwagen kommt. Sonst findet er uns doch nie."

Mit einer kräftigen Bewegung seines Armes schüttelte er nun endgültig meine Hand ab, die immer noch seinen Unterarm umklammert gehalten hatte.

Mit wütend verengten Augen blickte er mich an.

"Gut...aber wehe dir der Krankenwagen ist nicht rechtzeitig da, dann kannst du schon mal anfangen zu beten."

Ich nickte kurz. Ich wusste, seine Drohung war ernst gemeint, das war mir klar. Die Situation mochte noch so bizarr und verwirrend für uns beide sein, aber Seto konnte in dieser Hinsicht noch vollkommen klar denken. Er hatte das nicht nur so dahin gesagt, er meinte es auch so...und er würde seine Drohung in die Tat umsetzen, wenn es soweit kommen sollte. Doch das war für mich jetzt nur nebensächlich.

Denn wenigstens schien Seto es eingesehen zu haben, dass es das Beste für Mokuba sein würde, wenn er auf die Anweisungen der Frau vom Rettungsdienst hören würde. Das war für mich im Moment das einzige was zählte.

"Versuch Mokuba aufzuwecken, okay? Ich werde weiter mit dem Notruf reden..."

Ich sah ihm direkt ihn seine stechenden Augen. Augen, die es nicht gewöhnt waren, dass man ihnen widersprach, den Blick dauerhaft standhielt und ihnen auch noch wagte Anweisungen, wenn nicht sogar Befehle zu erteilen.

Kurz spannten sich Setos Gesichtsmuskeln an, so, als würde er seine Kiefer fest aufeinander pressen. Er schien mit sich selbst zu kämpfen.

Einerseits war da der absolute Widerwille sich etwas sagen zu lassen, doch andererseits wusste er, dass das genau das richtige war um Mokuba zu helfen, ihn zu retten.

Er sprang letztendlich über seinen Schatten und zwischen immer noch aufeinander gepressten Zähnen stieß er ein knurrendes 'Okay' heraus.

Damit wandte er sich sofort zu seinem kleinen Bruder um und beugte sich abermals tief zu ihm herab. Seine Hände fanden erneut den Weg an dessen Schultern, doch anstatt sie fest zu umklammern, fing Seto an den Jungen leicht zu schütteln. Er wollte ihn mit leichten Rüttelbewegungen zum aufwachen bewegen.

"Mokuba? Mokuba wach auf!"

Kurz beobachtete sich hoffnungsvoll die Szene, wartete mit klopfenden Herzen darauf, dass der Kleine endlich seine Augen öffnen würde, doch dann wurde mir bewusst, dass ich dafür keine Zeit hatte. Es gab etwas anderes, um das ich mich dringendst kümmern musste. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie ich das bewerkstelligen sollte, aber wenigstens wusste ich genau, wo ich die nötige Hilfe herbekommen würde, um das Nötige tun zu können.

Rasch hob ich meine rechte Hand wieder und hielt mir mein Handy erneut an mein Ohr.

"Hallo? Sind sie noch da?"

In der darauf folgenden Stille, setzte mein Herz einen Moment aus. Sie konnte mich doch nicht allein gelassen haben. Nicht mich selbst in einer so schrecklichen Situation überlassen haben.

"Ja, ich bin noch da Sarah. Keine Sorge."

Erleichterung. Große unendliche Erleichterung.

Der rettende Anker, der mich daran hinderte völlig in Panik auszubrechen, war noch da und hielt mich davon ab, durchzudrehen, indem er mir Mut einflößte.

Die ruhige und zugleich sanfte Stimme der Frau, war das einzige, worauf ich mich in diesem Moment verlassen konnte, die mir das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen vermittelte.

"Zum Glück...Seto versucht Mokuba aufzuwecken. Was soll ich jetzt tun?"

"Sehr gut. Während Ihr Freund versucht den Jungen wach zu bekommen werden Sie sich um die Verletzung kümmern."

Einen kurzen Moment brannte in mir der Reflex zu sagen 'Seto ist aber nicht mein Freund' doch sofort besann ich mich eines Besseren. Das war nun wirklich nicht von Bedeutung. Ich sprach hier nicht mit Hiroko und musste mich nicht vor ihr rechtfertigen. Welch irrwitzigen Gedanken mich doch in diesem Moment befielen? Ich stand wohl eindeutig unter Stress.

"Sie können doch Blut sehen, nicht wahr Sarah? Sie können die Wunde versorgen, da bin ich mir ganz sicher."

- Na großartig. -

Diese Frau setzte ein Vertrauen in mich und glaubte anscheinend tatsächlich, dass ich dieser Aufgabe gewachsen wäre.

"Ich...ich weiß nicht...so viel Blut."

Unweigerlich war mein Blick wieder zu Mokubas Bein gewandert und starrte auf das Messer und die voll gesogene Jeans. Rotes Blut. Überall wo man hinsah so viel Blut...Wie sollte ein so schmächtiger Junge wie Mokuba einen derartigen Blutverlust überleben?

"Ich weiß, dass sie es können Sarah. Sie können das. Und ich werde Ihnen helfen und Ihnen genau sagen, was Sie tun müssen. Keine Sorge, wir schaffen das schon gemeinsam."

Ich schluckte hart um den trockenen Mund entgegenzuwirken. Diese Stimme war einfach zu eindringlich, als dass ich mich ihrer hätte erwehren können.

"Was..." nochmals musste ich schlucken, denn es war nur ein heißeres Krächzen von mir gekommen. "Was muss ich tun?"

- Ich will Mokuba retten. Egal was ich dafür tun muss. -

"Sie müssen das Bein abbinden. Am besten mit einem Gürtel oder wenn Sie nichts anderes haben, dann mit einem Kleidungsstück. So können Sie die Blutung kurzzeitig stoppen, wenigstens solange, bis der Krankenwagen bei Ihnen ist. Verstehen Sie das Sarah?"

"Ja."

"Gut, sehr gut. Sie müssen das Bein oberhalb der Verletzung abbinden. Sie müssen den Gürtel, oder was Sie eben gerade haben so fest zusammenziehen wie Sie können. Binden Sie es wenn möglich mehrmals um das Bein und haben Sie keine Angst, dass es zu fest sein könnte. Denn nur indem Sie das Bein abbinden wird die Wunde aufhören zu bluten. Und natürlich dürfen sie das Messer nicht herausziehen. Haben Sie alles verstanden Sarah? Können Sie das tun?"

"Ja."

"Dann wiederholen Sie noch mal, was Sie tun sollen."

"Ich muss das Bein abbinden, über der Wunde, damit es aufhört zu bluten. Ich muss einen Gürtel oder etwas Ähnliches hernehmen und so es fest wie möglich um sein Bein binden."

"Sehr gut Sarah. Genau so. Und nun tun sie genau das was ich ihnen gesagt habe."

"Ja."

Völlig automatisch legte ich das Telefon beiseite, legte es auf den grauen Asphalt neben mir, ohne jedoch das Gespräch durch einen Knopfdruck zu beenden. Niemals würde ich freiwillig den rettenden Anker hergeben, welcher mich davor bewahrte die Kontrolle über mich zu verlieren.

Mein Blick huschte suchend und hektisch über meine Kleidung. Doch nirgends fanden meine Augen einen Gürtel oder etwas Vergleichbares, was ich benutzen konnte. Für meine Jeans hatte ich keinen Gürtel benötigt und das einzige Kleidungsstück, das sich sonst dafür eigenen würde, war mein Strechtop. Aber ich bezweifelte, dass das die beste Lösung war. Natürlich hätte ich mir ohne zu zögern das Oberteil vom Körper gerissen, wenn ich mir sicher gewesen wäre, dass es sich am besten eignen würde. Es war mir vollkommen egal, ob ich dann nur im BH oder nackt da sitzen würde...Hauptsache Mokuba wäre versorgt und hätte somit eine größere Change zu überleben.

Hilfe suchend blickte ich zu Seto hinüber, der mir immer noch gegenüber saß, sich tief über Mokuba gebeugt hatte und immer noch versuchte den Jungen zu Bewusstsein zu bringen.

Fahrig hetzte mein Blick über seine Kleidung. Vielleicht konnte er ja mit etwas Brauchbarerem als meinem Top aufwarten.

Meine Augen huschten über die schlanke Gestallt des Mannes vor mir entlang und suchten verzweifelt nach einem geeigneteren Gegenstand.
 

Mein Blick blieb an einem Punkt hängen.

Beinahe hätte ich aufgelacht. Das war ja beinahe schon die reinste Ironie.

Galgenhumor konnte man das wohl in dieser Situation nennen.

Mein Blick war auf Setos rechten Oberarm geheftet. Genauer gesagt an seinen beiden Schnallen, die er dort, genauso wie an seinem anderen Oberarm, angebracht hatte.

Insgeheim hatte ich mich immer gefragt, was diese Teile bei seinem Outfit zu suchen hatten. Man konnte sie bestimmt aus gewisser Sichtweise stylisch nennen, aber dennoch hatte ich mich oft über diese Designauswahl gewundert. Seto hatte einen sehr eigenwilligen Kleidergeschmack.

Na schön, diese Schnallen mochten gut an ihm aussehen und sein Outfit ergänzen, aber sie waren doch einfach nur völlig funktionslos. Wenn man mal davon absah, dass sie wohl auch nur dazu gedacht waren, um gut auszusehen.

Und jetzt...

Wer hätte gedacht, dass diese Dinger sich doch tatsächlich mal als nützlich erweisen würden?

Wer hätte gedacht, dass diese Schnallen einmal für etwas wirklich Sinnvolles eingesetzt werden würden?

Ich ganz bestimmt nicht.

Doch genau das war es, was ich jetzt brauchte. Genau diese Schnallen würden mir dabei helfen, das Bein abbinden zu können, die Blutung zu stillen und somit Mokuba zu retten. Ausgerechnet diese Dinge, die eigentlich nur zum stylischen Effekt angelegt worden waren, aber ansonsten schlicht weg nutzlos gewesen waren.

Fast schon erleichtert, endlich etwas gefunden zu haben, mit dem ich Mokuba helfen konnte streckte ich meine Hand aus, um mit immer noch leicht zittrigen Fingern die Schallen von Setos Oberarm zu lösen. Da war genau das, was ich jetzt brauchte und ich musste schnell handeln, denn Mokuba blutete weiterhin sehr stark. Er würde noch verbluten. Ich musste mich beeilen, um ihm wenigstens eine Chance zu geben das Ganze hier zu überleben.

Ich griff nach dem Verschluss der Schnalle, holte meine linke Hand zur Hilfe, um ihn schneller öffnen zu können.

Mit schrecklich ungeschickten Fingern versuchte ich den Verschluss zu öffnen.

"Fass mich nicht an!" Es war mehr ein bedrohliches Zischen, als wirkliche Worte.

Seto machte eine unwirsche Bewegung mit seinem Arm und schüttelte somit meine Hände mit Gewalt ab. Er hatte sein Gesicht zu mir herumgedreht und sah mich mit Augen an, die Wut und unbändigen Zorn widerspiegelten.

"Ich brauche die Schnalle."

Wieder fanden meine Finger den Verschluss und nestelten bereits erneut an ihm herum. Ich musste mich beeilen.

Nun nahm Seto seine linke Hand zur Hilfe und schlug meine Hände fort.

"Lass deine Finger von mir!"

Die Augen verengen sich weiter und ich konnte nur Wut darin erkennen. Mir war klar, wenn ich abermals versuchen würde die Schnalle abzumachen, würde Seto wieder meine Hand fort schlagen, oder mich sogar ganz von sich fort stoßen. Aber dafür hatte ich keine Zeit. Ich wusste nicht, was auf einmal mit ihm los war, dass er mich so voller Zorn anfuhr, doch es war mir auch egal.

"Verdammt Seto. Ich brauche die Schnalle! Ich muss Mokuba das Bein abbinden, verflucht noch mal!"

Setos Blick löste sich abrupt von meinen Augen und er starrte auf das Bein seines kleinen Bruders. Das Messer ragte immer noch daraus hervor.

Eine Sekunde starrte er wie benommen auf die Wunde, dann, mit einer unglaublich raschen Bewegung fuhren seine Finger an seinen Oberarm und hantierten am Verschluss der Schnalle herum.

"Ich werde ihm das Bein abbinden." Immer noch starrte er auf das Messer, bemühte sich allerdings weiter darum, die Schnalle zu lösen.

"Nein, das wirst du nicht. Ich mach das. Du musst dich darum kümmern, dass Mokuba wach wird. Du musst ihn aufwecken."

"Ich werde..."

"Seto du kannst nicht alles gleichzeitig tun. Und ich auch nicht. Ich brauche deine Hilfe. Du versucht Mokuba aufzuwecken und ich binde ihm das Bein ab. Klar?"

Ich schrie ihn beinahe schon an, aber was blieb mir anderes übrig? Ich konnte nicht alles alleine tun, genauso wenig wie er. Wir brauchten uns gegenseitig um Mokuba am besten helfen zu können.

Er hatte es geschafft die Schnalle zu lösen und hielt sie einen Moment unschlüssig in Händen. Immer noch konnte er seinen Blick nicht von der blutenden Verletzung lösen.

Ich griff einfach entschlossen danach und nahm ihm somit das rettende Stück aus den Händen.

"Ich weiß was zu tun ist. Die Frau vom Rettungsdienst hat es mir gesagt."

Kaum hielt ich die Schnalle in Händen, Seto war wohl zu überrumpelt gewesen um sich dagegen zu wehren, widmete ich mich Mokubas Bein. Ich zog die Schnalle zu ihrer ganzen Länge zwischen meinen Händen aus und versuchte abzuschätzen, ob sie auch wirklich genügen würde, ob sie wirklich um Mokubas Bein herum passen würde.

Doch der Junge war so schmächtig, dass das wohl ohne weitere Probleme funktionieren würde.

Ich schob die Schnalle vorsichtig unter dem linken Oberschenkels hindurch, ohne das Bein oder das Messer zu bewegen und zog die Enden nach oben.

Kurz musste ich durchatmen. Gleich würde ich zuziehen müssen. Gleich würde ich mit aller Kraft die ich besaß das Bein abbinden müssen.

Ich hob den Kopf, etwas irritierte mich.

"Seto versuch Mokuba aufzuwecken, ich mach das hier schon."

Kurz zuckte er unter seinem Namen zusammen, doch endlich schaffte er es seinen Blick von der Wunde zu lösen. Einen kurzen Moment sah er mich noch in die Augen, wieder voller Wut, doch dann drehte er mir wieder leicht den Rücken zu und widmete sich erneut dem Versuch Mokuba zu Bewusstsein zu bringen.

Ich senkte meinen Blick und jetzt, da Seto mich nicht mehr anstarrte fasste ich meinen letzten Mut zusammen, fädelte die eine Ende der Schnalle durch den Verschluss...eine Sekunde hielt ich noch inne, doch dann zog ich zu.

Ich schloss kurz die Augen, doch mir blieb ja keine andere Wahl. Ich musste hinsehen.

Tief grub sich das Band in Mokubas Oberschenkel. Weit genug von der Wunde entfernt, um das Messer nicht zu berühren.

Ich spannte meine Armmuskeln noch etwas weiter an...noch tiefer schnitt die Schnalle in Mokubas Bein.

Fester konnte ich nicht mehr. Mit angespanntem rechtem Arm, um den Zug weiter aufrecht zu erhalten, hantierte ich mit der linken Hand am Verschluss herum. Immer wieder rutschte mir der kleine Metallstift aus den schweißnassen Fingern und wollte einfach nicht ins Loch treffen. Nach dem dritten Versuch endlich hatte ich es geschafft.

Ich sackte leicht in mich zusammen und mit ausgelaugtem rechtem Arm betrachtete ich mein Werk.

Noch konnte man nichts von der erhoffen Wirkung erkennen, aber das sollte wohl nichts heißen. Mittlerweile war Mokubas Jeans schon so voller Blut, das man nicht mehr sagen konnte wie viel Blut noch die Wunde verließ. Aber ich hatte alles mir mögliche getan. Ich hatte das alles getan, was mir die Frau vom Notruf aufgetragen hatte. Jetzt würde Mokuba sicherlich überleben.

Er musste einfach überleben.

Schwer atmend starrte ich auf Mokubas Bein. Hörte, wie Seto auf den Jungen einredete und versuchte ihn endlich wach zu bekommen.

Meine Hand wanderte traumwandlerisch zum Handy, welches neben mir auf der Straße lag und hielt es mir ans Ohr.

"Hallo? Ich habe alles getan. Ich habe das Bein abgebunden."

"Sehr gut Sarah, das haben Sie sehr gut gemacht...Der Rettungswagen wird gleich da sein. Sie brauchen keine Angst zu haben, bald werden Sie im Krankenhaus sein...Ist der Junge mittlerweile aufgewacht."

Ein Blick in sein Gesicht. Immer noch geschlossene Augen und keine Reaktion auf Setos verzweifelte Bemühungen.

"Nein."

"Sie müssen sich keine Sorgen machen, Sarah. Das ist nicht so schlimm. Gleich wird der Krankenwagen da sein."

"Ja."

Mir fehlte die Kraft um noch ausführlich zu antworten. Und was hätte ich auch sagen sollen? Ich saß hier auf kaltem, grauem Beton, sah Mokuba dabei zu, wie er mit dem Tod kämpfte und wartete einzig und allein darauf, dass endlich der Notarztwagen eintreffen würde.

"Wie lange noch?"

"Nicht mehr lange Sarah, er ist schon fast bei Ihnen."

- Bitte, bitte, lass ihn bald da sein. Bitte lass ihn schnell hier sein. Bitte. -

Ich saß auf der kalten Straße und sah zu dem Jungen vor mir, der verletzt war und dessen Überleben davon abhing, wie schnell dieser Krankenwagen hier sein würde.

Seto bemühte sich weiterhin ihn aufzuwecken. Doch er blieb erfolglos.

Meine Kehle schürte sich zusammen.

Warum konnte er nicht einfach aufwachen? Warum konnte Mokuba nicht einfach die Augen öffnen und uns mit seinen strahlenden Blick anlächeln, dem man einfach nicht widerstehen konnte?

Warum lag er hier, blutend und um sein Lebend kämpfend? Warum?
 

Ich hörte in der Ferne die Sirenen des Rettungswagens.

Für eine winzige Sekunde hegte ich die Befürchtung, dass sie gar nicht uns galten, sondern zu einem ganz anderen Notfall unterwegs waren. Aber da das hier eine so abgelegene Gegend zu sein schien, denn bis her hatte sich noch kein anderes menschliches Wesen blicken lassen, da musste das einfach der Rettungswagen sein, der uns zur Hilfe kam. Der Mokuba so schnell ins nächste Krankenhaus bringen würde, dass er sicherlich überleben würde.

Mein Herz machte einen erleichterten Aussetzer. Die Rettung. Die Rettung. Der Krankenwagen würde gleich da sein und alles würde wieder gut werden. Mokuba würde überleben und alles würde wieder in Ordnung kommen.

Ich konnte nur noch pure Erleichterung spüren.

Die Sirenen wurden immer lauter. Ja, der Krankenwagen war eindeutig auf den Weg zu uns. Und aus der Lautstärke zu schließen, mit der der so vertraute Ton erklang, würden sie jeden Augenblick hier eintreffen...und dann würde alles wieder gut werden.

Mein Blick heftete sich erwartungsvoll auf die Straße. In die Richtung, aus der ich den Rettungswagen vermutete.

Mit gebanntem Blick wartete ich darauf, dass blaues Signallicht erscheinen würde um die Sirenen zu unterstützen. Jeden Moment würde der Wagen um die Ecke biegen und uns zur Hilfe kommen.

Es dröhnte in meinen Ohren. Die Sirene des Rettungswagens hallte in meinem Kopf nach. Es wirkte so laut und wurde immer noch lauter. Sie kamen näher und die Erleichterung die mich befallen hatte ließ mich vor Freude fast trunken werden.

"Der Rettungswagen ist da!"

"Sehen Sie Sarah, jetzt kommt der Junge ins Krankenhaus."

"Endlich, oh dem Himmel sei Dank, der Krankenwagen ist gleich da."

"Alles wird wieder in Ordnung kommen, keine Sorge."

"Danke, danke für alles." Ich drängte meine Tränen zurück. So viel Erleichterung, so viel Dankbarkeit. "Vielen Dank."

"Das habe ich gerne gemacht."

"Ich muss jetzt auflegen...der Krankenwagen...danke nochmals."

Ich ließ meine Hand sinken und mit einem leicht zittrigen linken Zeigefinger beendete ich das Gespräch mit einem Knopfdruck.

Jetzt brauchte ich meinen rettenden Anker nicht mehr, denn die Rettung für Mokuba war fast eingetroffen.

Aus reiner Routine und ohne es bewusst wahrzunehmen, ließ ich mein Handy wieder in meine Tasche gleiten.
 

Blaues Signallicht erfüllte die Straße. Blinkend und aufdringlich hell stach es in die Augen. Noch bevor man den Wagen sehen konnte, kündigte das Blaulicht schon mit eindringlicher Wirkung sein kommen an. Der vertraute Anblick des aufblinkenden Lichtes, mit dem man sonst nie mehr als oberflächliches Interesse verbunden hatte, denn schließlich hatte es nie einen selbst betroffen, wurde mit einem Mal zum schönsten Anblick, den es wohl jemals gegeben haben musste.

Meine Augen weiteten sich, sogen das Licht in sich auf und die damit verbundene Erkenntnis, das nun alles gut werden würde...denn der Krankenwagen war da.

Im nächsten Moment ertönte wieder der ohrenbetäubender Sirenensignal, der für wenige Sekunden ausgesetzt hatte.

Selbst die best komponierteste Oper konnte nicht mit diesem unvergleichlich schönen Klang konkurrieren.

Der Rettungswagen bog um die Ecke.

Kam direkt auf uns zu gefahren.

Für einige Augenblicke fragte ich mich, ob ich vielleicht doch nur halluzinierte, es konnte doch nur zu schön sein, um wahr zu sein. Doch dem war nicht so. Der Krankenwagen war tatsächlich endlich da. Mokubas Rettung war soeben eingetroffen.

Ein erleichtertes und beinahe schon hysterisches Lachen überfiel mich.

Es war einfach so wundervoll, dieser Anblick.

Seto hatte seine Bemühungen unterbrochen Mokuba aufwecken zu wollen und mit verengten Pupillen starrte er auf den Krankenwagen, der just in diesem Moment gut drei Meter vor uns abrupt zum stehen kam.

Der Signalton erlosch, doch das blinkende Blaulicht blieb und tauchte die Straße mit den sie umgebenden Fabrikhallen in eine unwirkliche Atmosphäre.

Autotüren wurden aufgerissen und wieder mit einem kräftigen Stoß zugeschlagen. Schritte hallten auf dem Asphalt wieder. Sie kamen sehr schnell näher.

Wieso fühlte sich mein Kopf so schwer an? Warum konnte ich kaum all das realisieren, was um mich herum geschah?

Diese Freude, endlich den Rettungswagen vor Augen sehen zu können, schien meine Konzentration zu stören, mich für alles andere blind zu machen.

Eine Bewegung neben mir rüttelte mich aus meinem tranceartigen Freudentaumel.

Zwei Sanitäter hatten sich neben Mokuba niedergekniet. Einer von ihnen öffnete gerade einen übergroßen Metallkoffer und wühlte mit gummibehandschuten Händen darin herum und schien etwas zu suchen.

Er wirkte noch recht jung.

Der zweite Sanitäter war gerade damit beschäftigt, mich sanft zur Seite zu drängen. Verwirrt gab ich nach und rutschte zur Seite um ihm genügend Platz zu verschaffen.

Hinter ihm konnte ich eine noch zusammengeklappte Bare erkennen. Sie würden Mokuba wohl gleich darauf legen.

Mein Blick hob sich und suchte nach Seto. Auch er war bereits von dem anderen Sanitäter zur Seite gedrängt worden. Auch er hatte sich widerstandslos gefügt.

"Wie lange ist es her, dass er verwundet wurde?"

Der Mann, der im Koffer gewühlt hatte und nun einige Kompressen in Händen hielt sah auf und ließ seinen Blick rasch zwischen Seto und mir hin und her wandern.

Wie um alles in der Welt hätte ich bei all diesem Geschehen auch noch auf die Uhr sehen sollen?

"Keine Ahnung...Vielleicht fünf, höchstens zehn Minuten."

Ich zuckte hilflos mit den Schultern.

"Wissen Sie, ob er irgendwelche Allergien hat, gegen Medikamente? Hat er eine medizinische Vorgeschichte?"

"Nein. Mein Bruder hat keine Allergien und er war nie krank."

Der Sanitäter nickte kurz angebunden.

"Wer hat das Bein abgebunden?"

Die Männer hantierten mit schnellen und gezielten Handgriffen an Mokuba herum. Einer sorgte dafür, dass sein Bein mit einem Druckverband versehen wurde, während der andere eine Nadel in seinen Unterarm stach, um einen Zugang für die bereitgelegte Infusion zu legen. Der Eine von ihnen las laut Messdaten von einem Gerät ab, welches er mitgebracht und anscheinend an Mokuba angebracht hatte. Blutdruck, Puls, Herzschlag...all die Zahlen die er aufzählte, sagten mir überhaupt nichts. Waren seine Werte gut oder schlecht?

Obwohl sie sicherlich mit äußerster Konzentration handelten, konnten die Notärzte dennoch immer noch Fragen stellen, die in meinen Augen schlicht weg nur überflüssig waren. Sie sollten Mokuba doch einfach so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen. Das war doch das Einzige was zählte.

"Ich war das."

"Das haben Sie gut gemacht."

"Was machen sie da eigentlich?" Seto meldete sich mit dominanter Stimme wieder zu Wort.

"Wir versorgen den Jungen." Das war die knappe Antwort einer der Sanitäter.

"Dann machen sie das schneller. Mein Bruder muss ins Krankenhaus."

"Keine Sorge, wir tun alles was wir können."

Seto öffnete schon wieder den Mund um den Männern wohl mit neuen Bemerkungen weiter zur Eile anzutreiben, doch in diesem Moment positionierten sich die beiden Sanitäter neu. Sie griffen geschickt Mokubas Körper und ehe ich mich noch fragen konnte was das wohl werden sollte, da hatten sie den Jungen bereits auf die bereitgestellte Bare gehoben und diese ausgeklappt.

Nun befand sich Mokuba auf Hüfthöhe. Schnell stand ich vom Boden auf und eilte zu der Bare.

Immer noch hatte er nicht einmal die Augen geöffnet.

"Ist er schon irgendwann bei Bewusstsein gewesen?"

"Nein." Seto hatte sich ebenfalls neben der Bare aufgerichtet.

"Wir bringen Ihren Bruder jetzt ins Krankenhaus."

Und noch ehe sie die Worte ganz ausgesprochen hatten, schoben sie Mokuba bereits mit zügigen Schritten auf den Rettungswagen zu.

Das waren die Worte, auf die ich die ganze Zeit gewartet hatte. Das war es, was ich mir die ganze Zeit erhofft hatte.

Wieder drohte ich vor Glücksgefühlen taumeln zu müssen.

Mokuba war auf den Weg ins Krankenhaus! Jetzt würde alles wieder gut werden!
 

Die nun folgenden Minuten liefen wie ein Film an mir vorbei, den man auf schnellen Vorlauf gestellt hatte.

Immer wieder gab es kleine Aussetzer und wenn ich mich dann wieder umblickte, um mir des Geschehens um mich herum gewahr zu werden, so war ich plötzlich an einer ganz anderen Stelle in einer ganz anderen Situation als zuvor. Die Zeit raste vorbei.

Zuerst hatte ich dabei zugesehen, wie die Sanitäter Mokuba auf der Bare in den Krankenwagen schoben. Mit zügigen Bewegungen, schnell aber dennoch nicht hektisch. Ich war dicht an Mokubas Seite, wollte nicht von ihm weichen.

Hörte noch am Rande, wie Seto im befehlenden Ton verkündete, er würde mitfahren. Einer der Notärzte sagte irgendetwas, was verdächtig danach klang, dass dies nicht möglich sei. Setos Stimme erklang abermals und war erneut bestimmend und ließ keinen Widerspruch zu. Ich war mir noch des Gedanken bewusst, dass ich in dem Moment dachte, dass ich auch mit wolle.

Im nächsten Augenblick saß ich schon neben Seto im Krankenwagen, der mit eingeschalteter Sirene und Blaulicht durch die Straßen raste. Leicht hin und her gerüttelt durch die Bewegungen des großen Fahrzeuges saßen wir beide auf der schmalen Bank. Einer der Sanitäter war mit uns im hintern Teil des Rettungswagens und kümmerte sich um Mokuba, während der andere mit halsbrecherischem Tempo, aber mit einer unglaublichen Zielsicherheit den Wagen lenkte.

Wie war ich so schnell hierher gekommen?

War ich nicht gerade noch vor dem Rettungswagen gestanden, hatte Mokubas Hand gehalten und zugehört wie Seto eine Diskussion mit dem Notarzt geführt hatte?

Irgendwie war die Zeit dazwischen verloren gegangen. Und auch so sehr ich mich bemühte mir ins Gedächtnis, wie ich in diesen Ambulanzwagen gestiegen war, denn das musste ich ja unweigerlich irgendwann getan haben, sonst säße ich ja nicht hier, ich konnte mich jedoch einfach nicht daran erinnern.

Es war wie ein Blackout.

Ein Rück ging durch den Wagen, als er mit schneller Geschwindigkeit ein Schlagloch durchfuhr. Wir waren im Gegensatz zu Mokuba nicht festgeschnallt oder angegurtet, deswegen wurden wir abermals etwas herumgeschleudert. Ich hielt mich krampfhaft an der Bank fest und versuchte mein Gleichgewicht zu halten und nicht auf dem Boden zu landen.

Seto schien damit weniger Probleme zu haben als ich. Er saß mit aufgerichtetem Oberkörper und zeigte kaum Anzeichen von fehlender Balance. Fest wie ein Fels in der Brandung.

Mein Blick viel zu Mokuba hinüber, der immer noch bewusstlos war, dessen Bein mit dem Druckverband versehen war und dessen Körper durch die leichten Erschütterungen des Wagens etwas vibrierte. Er sah so leblos aus.

"Sie sind verletzt."

"Das ist nicht wichtig."

"Sie bluten aber."

"Das ist egal." Setos versuchte den Sanitäter abzuwürgen. Man konnte es an seiner Stimmlage erkennen. Seiner Meinung nach sollte sich der Notarzt ausschließlich auf seinen kleinen Bruder konzentrieren und nicht auch noch anfangen ihn verarzten zu wollen.

"Von mir aus. Aber dann lassen sie mich wenigstens eine Kommpresse darauf legen."

"Sie sollten lieber..."

"Ich will nicht, dass Sie mir meinen ganzen Krankenwagen versauen."

Der Sanitäter konnte allerdings genauso kompromisslos sein wie Seto.

"Gut, aber machen Sie schnell!"

Mit müden Augen, die zwar etwas sahen, aber es nicht schafften das Gesehene wirklich zu verarbeiten starrte ich mit leerem Blick zu den beiden Männern neben mir.

Ich konnte meinen Blick nicht scharf stellen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Ich war vollkommen erschöpft. Fast schien mich meine ganze Kraft verlassen zu haben. Aber war das auch ein Wunder nach alldem, was bisher geschehen war?

Mokuba war auf dem Weg ins Krankenhaus, man kümmerte sich um ihn, warum also noch weiter kämpfen? Warum nicht einfach der Erschöpfung und Verzweiflung nachgeben?

Es gab allerdings einen ganz einfachen Grund warum ich noch weiter standhielt.

Mokuba brauchte mich.

Wie ich es aus dem leicht verschwommenen Bild, das mir meine Augen vermittelten, erkennen konnte, legte der Sanitäter etwas auf Seto rechtes Handgelenk und begann dann einige Male mit einer ausladenden Handbewegung etwas anderes darum zu wickeln.

- Ein Verband. -

Ich war schon froh, dass ich überhaupt noch etwas um mich herum wahrnahm. Die Erschöpfung drohte Überhand zu nehmen, obwohl ich mich mit all meiner verbliebenen Kraft dagegen wehrte, um weiterhin Mokuba beistehen zu können.

Mein Kopf dröhnte.

Wie war ich gleich noch in diesen Wagen gekommen? Wie war ich hier eingestiegen?

Im nächsten Augenblick lief ich neben der Bare her, auf der Mokuba lag. Wir waren im Krankenhaus.

Die Sanitäter schoben die Liege mit so zügiger Geschwindigkeit durch die mir vollkommen fremden Gänge, die aber aufgrund ihrer weißen Farbe und des überall vorherrschenden Geruch von Desinfektionsmittel eindeutig nur zu einem Krankenhaus gehören konnten.

Seto schritt ebenfalls neben der Bare her, aber mit seinen langen Beinen hatte er kaum Schwierigkeiten sich dem raschen Tempo anzupassen und Schritt zu halten.

Auf einmal wurden wir zur Seite gedrückt.

Ärzte und Krankenschwestern drängten sich auf einmal an die Bare heran, versperrten mir den Weg und die Sicht auf Mokuba. Mit flinken Fingern, die genau zu wissen schienen was zu tun war nestelten unzählige Hände an dem Jungen herum. So viele Menschen umringten auf einmal die Liege, die weiterhin mit schneller Geschwindigkeit voran geschoben wurde.

So viele Leute belagerten Mokuba und hantierten an ihm herum. Und alle riefen sich wie wild irgendwelche Anweisungen oder Messdaten zu. Wieder zählte jemand Puls, Herzschlag und Blutdruck auf. So viele Stimmen, die alle durcheinander sprachen und sich dennoch zu verständigen wussten. Ich verstand nichts von dem ganzen Stimmenwirrwahr. Wie konnte dieses Notfallteam nur so perfekt agieren, obwohl alles für die Augen eines Leihen vollkommen ungeordnet und einfach nur wild durcheinander zu gehen schien?

Wann waren wir eigentlich hier im Krankenhaus angekommen? In welchem Krankenhaus waren wir überhaupt? Was würde nun mit Mokuba geschehen?

Eine große Schleusentür öffnete sich elektronisch und die Bare, auf der Mokuba weiterhin bewusstlos lag, umringt von so vielen fremden Menschen wurde hindurch geschoben.

Ich beeilte mich um die Gruppe wieder einzuholen, die bereits durch die Tür getreten war und welche sich nun wieder zu schließen drohte. Diese Leute hatten uns einfach so vollkommen unverfroren beiseite geschoben, hatten Seto und mich einfach weggedrängt, uns von Mokuba abgeschnitten.

Ich musste mich beeilen um sich noch einzuholen.
 

"Bitte warten Sie hier. Sie können nicht zu ihm." Eine Krankenschwester trat plötzlich wie aus dem Nichts hervor und versperrte mir mit einer energischen Geste den Weg und machte unmissverständlich klar, dass ab hier kein Weiterkommen war. Dass sie uns nicht vorbei lassen würde. Ich hielt abrupt an um sie nicht umzurennen.

"Aber..."

Hilfe suchend blickte ich über ihre Schulter hinweg, in die Richtung, in die Mokuba fort geschoben worden war. Ich wollte hinterher, ihm nachlaufen, mich wenn es sein musste an der Schwester vorbeikämpfen. Ich konnte Mokuba doch nicht alleine lassen, nicht jetzt. Er brauchte doch jemanden bei sich, damit er nicht so schreckliche Angst ausstehen musste. Er war doch jetzt ganz alleine, er musste doch Angst haben.

"Das ist der Operationsbereich. Sie können nicht zu ihm, es tut mir leid. Aber er wird jetzt operiert und da können sie nicht dabei sein, das verstehen sie doch, nicht wahr?"

"Ja schon, aber..."

"Sie dürfen nicht in den Operationssaal, aber sie können im Wartebereich warten." Sie deutete auf eine Stelle neben der Tür, durch die man Mokuba in den OP gebracht hatte. Seto wandte sich nun ebenfalls der angedeuteten Stelle zu. Bis her hatte er nur mit starrem Blick auf die Schleusentür gestarrt, die die Notaufnahme mit dem Operationsbereich verband.

Auch ich widmete meine volle Aufmerksamkeit nun der besagten Stelle.

Es war mir zuerst nicht aufgefallen, da ich nur Augen für Mokuba gehabt hatte, aber an der linken Seite des Ganges war eine Nische eingelassen, in der mehrere Plastikstühle standen. Der Wartebereich war zwar gut 100 Meter von der Tür entfernt, aber von dort aus konnte man den gesamten Gang überblicken.

"Wenn sie möchten können sie beide auch in den separaten Warteraum gehen. Dieser befindet sich zwei Türen weiter. Dort wären sie ungestörter. Es gibt auch eine Couch und einige Getränke- und Essensautomaten dort. Es wäre wirklich um einiges bequemer...Aber wenn ich sie mir so ansehe..." Die Krankenschwester ließ ihren Blick kurz über uns streifen. "...dann wollen sie wohl so nahe wie möglich am Operationssaal sein."

Ich nickte ihr stumm zur Bestätigung zu.

"Dann setzten sie sich ruhig in den Wartebereich und keine Sorge, sobald die Operation vorüber ist oder sich Neuigkeiten ergeben, wird man sie sofort informieren."

Wieder nickte ich stumm.

Seto reagierte überhaupt nicht. Er starrte wieder die geschlossene Tür an, hinter der Mokuba verschwunden war...Umzingelt von einer Heerschar an Ärzten und Krankenschwestern.

Vermutlich hörte er uns schon gar nicht mehr zu.

"Ich bin dort vorne an der Anmeldung. Wenn sie irgendetwas brauchen, dann fragen sie ruhig. Ich werde ihnen gerne weiterhelfen."

"Danke."

Die Krankenschwester lächelte mich aufmunternd zu entfernte sich dann von uns. Sie hatte schließlich noch anderes zu tun.
 

Mein Blick wanderte zu Seto hinüber, der angespannt mitten ihm Gang stand, die Arme vor der Brust verschränkt und weiterhin die Operationstür anstarrte.

"Seto, wir sollten uns lieber hinsetzen."

Nichts geschah.

Er reagierte nicht.

"Seto?"

Erst jetzt drehte er sich leicht zu mir um und fixierte mich mit einem ablehnenden Blick. Seine Mimik war steif und wirkte wieder arrogant und herablassend.

"Was hast du hier noch zu suchen?"

Die Selbstverständlichkeit, mit der er diese Worte ausgesprochen hatte erschrak mich mehr, als sein abweisender Blick.

"Was ich...was ich hier suche? Ich warte darauf, dass Mokuba operiert wird."

Ich sah ihn verblufft an. Wieso stellte er mir so eine Frage, obwohl der die offensichtliche Antwort doch bereits schon kannte?

"Das geht dich nichts an. Verschwinde von hier." Da war sie wieder. Diese kalte und schneidende Stimme, die keinen Widerspruch zuließ und einfach nur gefühllos klang. "Du hast hier nichts zu suchen."

Nein, nicht gefühllos, sondern voller Verachtung und Arroganz.

"Das geht mich sehr wohl etwas an. Ich werde doch nicht abhauen, solange ich nicht weiß wie es Mokuba geht. Was denkst du denn von mir?"

Ich war schockiert und nicht im Geringsten bereit nachzugeben. Zumal ich seine Aufforderung sowieso nicht verstand. Wieso wollte er mit einem Mal, dass ich aus dem Krankenhaus verschwand? Ich verstand den Sinn hinter seinen Worten nicht. Wieso sollte ich dann also nachgeben und auf ihn hören? Niemals würde ich von Mokubas Krankenbett weichen. Niemals.

"Ich denke..." Er trat bedrohlich einen Schritt näher auf mich zu und baute sich vor mir mit seiner gesamten imposanten Körpergröße und Furcht einlösenden Ausstrahlung auf. "...das du sofort von hier verschwinden solltest, weil du hier nichts zu suchen hast. Absolut nichts."

"Wieso?"

"WIESO?" Seine bisher so unnatürlich ruhige und schneidende Stimme wurde auf einmal schriller und um einiges lauter. Er schrie mich schon beinahe an. Erst jetzt erkannte ich, dass er gar nicht so beherrscht gewesen war, wie ich es angesichts seiner ruhigen Stimmlage vermutet hatte. Genau das Gegenteil war der Fall. Er war vollkommen außer sich und hatte diesen Gefühlsausbruch bisher nur unterdrückt.

"DU FRAGST NOCH WIESO? Verschwinde endlich. Ich will dich nicht mehr sehen. VERSCHWINDE!"

"WARUM?"

Ich verstand es einfach nicht. Warum wollte er mich fortschicken? Warum schrie er mich voller Wut an, wieso wollte er mir nicht einmal gestatten so lange zu warten, bis ich wusste wie es Mokuba ging?

Schnell trat er abermals einen Schritt auf mich zu. Seine Augen verengt, sein Atem schnell und sein Gesicht vor angespannter Wut verzerrt. Einen Moment fürchtete ich, er würde mich nun schlagen. Er machte mir tatsächlich Angst.

"Du WAGST es noch....wie kannst du nur? DU bist schuld. DU allein bist schuld, dass Mokuba verletzt wurde. Du bist schuld, dass er dort im OP liegt. Nur DU. Und du weigerst dich tatsächlich zu gehen? Ich werde dich niemals wieder auch nur in die Nähe meines Bruders kommen lassen. Du wirst ihn nie wieder derartig in Gefahr bringen. Dafür werde ich sorgen. Du bist schuld, dass er verletzt worden ist. DU, hast du verstanden? DU!"

Mit jedem seiner Worte war das Blut weiter aus meinem Gesicht gewichen. Jedes Wort war wie ein tatsächlicher Schlag für mich.

"A..aber..."

"Wessen Idee war denn dieser beschissene Ausflug? Wer hat uns mit sich gezerrt, hn? Wer wollte, dass wir zu Fuß gehen? Das warst du. Und nur wegen dir hat sich Mokuba wieder losgerissen und ist auf die Typen zugelaufen. Weil er so dumm war und dir idiotischem Weib zur Hilfe kommen wollte. Allein wegen dir ist er angegriffen worden. Wenn du nicht gewesen wärst, dann wäre das alles niemals passiert und Mokuba würde nicht da im OP liegen. Du bist verdammt noch mal daran schuld. ALSO VERSCHWINDE ENDLICH! Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen."

Ich taumelte einige Schritte zurück. Seine Worte hatten mir den Rest gegeben.

Es lag nicht an seiner Stimme, nicht an seinem von Abscheu geprägtem Blick, mit dem er mich bedachte, sondern allein seine Worte, die mich zurückwarfen.

Denn...sie waren wahr!

Mit weit aufgerissenen Augen und mit hektischen Atemzügen sah ich zu dem Mann hinauf, der mir gerade eben klar gemacht hatte, was ich getan hatte. Was wegen mir geschehen war. Was ich zu verschulden hatte.

Wegen mir war Mokuba verwundet worden. Wegen mir würde er vielleicht...sterben. Wegen mir...allein wegen mir. Weil ich in Gefahr gewesen war hatte Mokuba versucht mich zu befreien, hatte sich ohne weiter nachzudenken auf die Gang gestürzt. Weil er mir hatte helfen wollen, war er verletzt worden.

Seto hatte mit jedem seiner Worte Recht. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wäre das alles nie geschehen. Wenn ich nie in das Leben der Kaiba Brüder getreten wäre, dann wäre Mokuba niemals in so eine Gefahr geraten.

Ich war schuld. ICH!

Ich war kurz davor zusammenzubrechen. Mich einfach auf die Knie fallen zu lassen und meinem unbändigen Schmerz Ausdruck verliehen. Ich wollte einfach nur hemmungslos weinen. Alles aus mir heraus brechen lassen.

ICH WAR SCHULD!

Doch kurz bevor es soweit kam, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.

- Mokuba! -

Nein, ich durfte jetzt nicht weinen, durfte jetzt nicht einfach aufgeben und mich in mein Selbstmitleid ergeben, denn der Junge brauchte mich. Was würde es ihm helfen, wenn ich jetzt wie eine Irre anfangen würde zu heulen? Nicht das Geringste.

Ich musste jetzt stark sein. Für Mokuba. Und ich würde solange ausharren, bis ich erfahren hatte, wie es ihm ging. Solange würde ich nicht von dieser Tür weichen. Solange bis man uns sagte, wie die Operation verlaufen war.

Danach...nun ja, danach...

Ich fing mich wieder. Ein holte einmal tief Luft und trat wieder an Seto heran. Entschlossen und bereit zum Kämpfen. Er würde in diesem Punkt nicht gewinnen. Niemals. Selbst ein Seto Kaiba hatte in dieser Situation keine Chance gegen mich. Mit entschiedenem Blick sah ich ihm in die Augen.

"Nein Seto."

"NEIN?" Seine Augen weiteten sich kurz

"Nein Seto. Ich werde nicht gehen. Ich werde solange nicht gehen, bis ich weiß, wie es Mokuba geht. Du kannst sagen und tun was du willst, ich werde nicht hier weggehen..." Mein Blick wich nun doch dem seinen aus. Die Schuld...ich konnte ihm nicht bei meinen nächsten Worten in die Augen sehen. Zu groß war meine Schuld. "Du hast Recht, ich bin schuld an dem was Mokuba passiert ist, wegen mir ist er..." Ich hob meinen Kopf wieder und sah erneut in die meeresblauen Augen. "Aber genau deswegen werde ich hier bleiben. Ich muss wissen wie es Mokuba geht. Ich werde nicht gehen, bis ich es weiß...danach...danach..."

Wieder senkte ich den Blick.

"Wirst du gehen?"

Die kalte Stimme. Schneidend und ohne Gefühl für mich.

Ohne den Kopf zu heben nickte ich.

"Ja, ich werde gehen und nie wieder mit euch reden. Ich werde aus eurem Leben verschwinden, als hätte es mich nie gegeben. So wie du es willst?"

"Ja, genau so."

"Ich werde verschwinden und nie mehr auftauchen. Aber ich gehe erst, wenn ich weiß wie es Mokuba geht. Solange bleibe ich hier."

Stille.

Angespannt starrte ich den PVC Boden an und wartete auf das abschließende Urteil. Würde Seto mir gestatten hier zu bleiben, bis ich über Mokubas Gesundheitszustand bescheid wusste? Obwohl er mich derartig verabscheute und so unendlich wütend auf mich war?

Würde er es mir erlauben?

Stille.

Stille die nicht enden wollte. Stille, die sich wie Stunden hinzog.

"Tu was du willst. Solange du verschwindest wenn du weißt wie es Mokuba geht und ich dich nie wieder zu Gesicht bekommen muss..."

"Ja Seto."

Er wandte sich von mir ab und schritt auf die Plastikstühle im Wartebereich zu, die ja vor dem OP aufgereiht waren. Er würdigte mich keines Blickes mehr.

Aber für mich war das im Augenblick das schönste was er für mich tun konnte. Seto hatte mir gestatten hier zu bleiben. Er würde mich nicht rauswerfen lassen. Er duldete meine Anwesenheit, solange, bis wir wussten wie Mokuba die Operation überstanden hatte.

Danach würde ich ohne ein weiteres Wort verschwinden. So war es wirklich für alle Beteiligten das Beste. So wie Seto es von mir verlangte und so wie ich ihm mein Wort gegeben hatte.

Ich hatte Mokuba bereits schon genug in Gefahr gebracht.

Mit trägen Schritten folgte ich Seto und ließ mich Rechts neben ihn auf einen der Stühle fallen. Er starrte gerade aus und ignorierte mich. Für ihn war ich schon jetzt gar nicht mehr existent.

Deswegen versuchte ich auch erst gar nicht seinen Blick aufzufangen oder mit ihm in Kontakt zu treten. Ich war geduldet, aber mit einer unbedachten Äußerung könnte sich das jederzeit wieder ändern.

Also saß ich neben Seto auf dem Stuhl...wir schwiegen und sahen uns nicht an.

So würden wir wohl die restliche Zeit verbringen. So lange wie es dauern würde.

Sekunde um Sekunde.

Minute um Minute.

Stunde um Stunde.

So lange, wie es eben dauern würde.
 


 

Also soweit so gut...Nur so am Rande erwähnt, eigentlich hatte ich dieses und das nächste Kapitel als ein einziges geschrieben. Aber nachdem ich dann bei einer Wörterzahl von über 16000 angekommen war (! Mein neuer Rekord, nur zur Info, das wären dann an die 30 Seiten gewesen) und immer noch nicht fertig war, habe ich mich dann doch dazu entschlossen lieber zwei Kapitel daraus zu machen und diese dann noch mit einigen kleinen Details zu versehen, die ich aufgrund der ursprünglichen Länge eigentlich hatte streichen wollen. Also hoffe es hat euch gefallen.

Zum Inhalt. Also ich hoffe Sarahs Gedanken sind glaubhaft gewesen. Vielleicht ist euch aufgefallen, dass die Erzählweise etwas verändert ist. Sarahs Gedanken sind sprunghafter und leicht planlos. Habe versucht mit dieser Erzähltechnik zu verdeutlichen, wie durcheinander sie in diesen Moment ist, wie sehr sie unter Stress und Schock steht und deswegen anders denkt und handelt als normal. Deswegen sind auch mehrere Wiederholungen und einige Gedankensprünge in diesem Kapitel. Hat euch das verwirrt? Gut, dann könnt ihr besser nachvollziehen wie verwirrt Sarah ist.

Zur Handlung an sich [ ich hoffe doch ihr mögt meine angedrohte Aktion ;-) ] ich habe mich bemüht trotz des etwas abgehobenen Storyverlaufes so authentisch wie möglich zu bleiben. Eventuell habt ihr bemerkt, dass die Frau vom Notruf sehr oft Sarahs Namen nennt, immer wieder auf sie einredet und nachfragt, ob sie alles verstanden hat. Das alles soll dazu dienen sie zu beruhigen.

Dann dass Seto Sarah fortschicken will...Kann man nachvollziehen, oder? In seinen Augen ist Sarah schuld an Mokubas Verletzung und deswegen will er sie loswerden. Aber ich habe mir das dann so gedacht, dass er schon irgendwie verstehen kann warum Sarah Mokuba noch ein letztes Mal sehen will und gibt nach. Zumal sie danach von selbst verschwinden wird und weil er jetzt einfach nicht die Kraft hat mir ihr zu diskutieren. Deswegen gibt er nach und lässt sie so lange bleiben, bis sie wissen, wie Mokuba alles überstanden hat.
 

Zuletzt noch ein kleiner Tipp von mir. Falls ihr Interesse an einer guten FF haben solltet, dann schaut mal bei: "Alles nur nicht der" von puzzle rein.

Die Story ist wirklich gut, doch leider hat sie bisher trotz ihrer wirklich guten Idee noch recht wenige Kommentare bekommen. Also wenn ihr mal Lust haben solltet...es lohnt sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  Dusk
2007-07-14T12:47:15+00:00 14.07.2007 14:47
Hey!!
o gott o gott o gott.....das war aber mal nervenaufreibend, und nicht nur für die protgonisten ;)...nee nee das war wirklich spannend...ich hab die ganze zeit darauf gewartet, dass seto etwas unternimmt, naja dann muss eben mal mokuba die initiative ergreifen^^..ist aber auch verständlich, er will schließlich sarah beschützen^^

zum glück bleibt sie relativ ruhig, sonst wäre seto wohl wirklich mit seinem bruder auf dem arm losmarschiert....

hmmm...aber sarah kann doch nicht einfach gehen, wenn sie mokuba gesehen hat...ins hotel?..da hätte der kleine wohl was gegen...

nya bin gespannt wie sich der konflikt entwickelt^^
lg
Dusk
Von:  Pueppi
2006-11-12T10:45:45+00:00 12.11.2006 11:45
Heyhey!
Sorrrrryy dass ich solange nichts mehr von mir hören hab lassen, aba ich hatte echt keine Zeit.....*auf boden guck* dafür hol ich das heute nach =)
Zu dem Kapi muss ich sagen, dass ich das echt ober hammer geil fand! Das war echt spannend, schafft es Mokuba bis der Rettungswagen kommt, Wieso ist Seto so abweisend zu Sarah und und und^^ Einfach klasse^^
Jetzt will ich aba wissen, ob Sarah wirklich geht, wenn sie weiß wie Mokuba die OP überstanden hat, also ich geh dann mal weiter lesen^^
bis denne
bloody_sunlight
Von: abgemeldet
2006-06-09T18:36:23+00:00 09.06.2006 20:36
So, hier kommt das nächste

Wenigstens konnte Sarah so weit denken, dass sie das Messer nicht herausziehen! Gute Mädchen!
Ob Seto Angst hat, wenn seine Augen zusammen gekniffen sind, weiß ich nicht. Aber, dass er um Mokuba mehr als nur angst hat, das weiß ich! Wer hätte da keine Angst. Aber du hast sehr gut beschrieben, wie Seto die geduld verlor, dass er die befehlerisch wurde. In seinem Kopf schrie es bestimmt: Mokuba wach auf, ich befehle es dir. Aber es war so realistisch.
Aber das war auch ein riesen Mist, dass sie ausgerechnet so ein ablegendes Gebiet ausgesucht haben, um überfallen zu werden…
Aber ich kann Seto total verstehen, dass er in diesem Moment zu panisch war, um eins nach dem anderen zu tun. Ich hätte das auch nicht geschafft. Aber dass er so misstrauisch in der Situation ist…eben ganz unser Seto Kaiba…
Sarah hat am ende dann doch logisch gedacht, während Seto immer noch panisch war. Man könnte sagen, dass Sarah eher Mokuba gerettet hat!
Aber Sarah muss klarer im Kopf gewesen sein, als ihr selbst bewusst war! Denn wenn sie in ihren Gedanken noch sagen kann: Er ist nicht mein Freund! Dann muss sie ja ziemlich klar gewesen sein. Außerdem liebe Sarah, was wäre so schlimm daran????
Das mit der Schnalle war eine super Idee, obwohl Seto ja auch einen Gürtel trägt! Klar dass Seto in dem Moment nicht wollte, das sie ihn anfasst, aber da muss er wohl in den sauren Apfel beißen, immerhin geht es hier um seinen Bruder! Aber bis er verstanden hat, dass sie die Schnalle zur Hilfe benötigte und nicht nur einfach das Bedürfnis hatte mit ihm zu kuscheln und ihn zu entkleiden, dass hat wieder wertvolle Sekunden gedauert! Mensch Seto!
Als endlich der Rettungswagen da war, das war wirklich eine Erleichterung.
Und Seto war am ende doch verletzt und es war ihm natürlich egal.
Krankenhäuser sind wirklich das schlimmste, da ist alles so hektisch und man bekommt eigentlich nur die Hälfte mit, wenn man daneben steht…hast du voll realistisch beschrieben.
Wieso war Seto im Krankenhaus plötzlich so ablehnen? Klar, Sarah ist nicht mit ihnen verwandt, aber sie hat mehr geholfen, als er wohl wahrhaben will. Sie will doch nur das Beste und hatte ihn gerettet und mehr getan als Seto!
Und dass er sie auch noch beschuldigt! Aber an seiner Stelle hätte ich es wohl nicht anders gemacht. Sie hat entschieden zu laufen und obgleich sie es nicht vorher sehen konnte, wenn man so verzweifelt ist, dann sucht man einfach schuldigen…
Und nein Sarah, er hat nicht Recht! Mokuba hatte die Idee mit dem Ausflug und nur weil du laufen wolltest…Mokuba wollte doch die Abkürzung nehmen…es war ein Zufall, keiner hat Schuld!

So, werde dann weiter lesen
Hoffe aber, dass es nicht das aus für Seto und Sarah war.

Liebe Grüße

darksid
Von: abgemeldet
2006-05-01T13:43:13+00:00 01.05.2006 15:43
Hey!
Sarahs Panik hast du echt gut beschrieben. Sehr realistisch und in keinem Fall übertrieben oder so. Ich glaub ich wäre so geschockt wie Sarah hätte ich das ganze Blut gesehen.;___; Armer Mokuba. Als Sarah beim Notruf anrief und sie nicht wusste was sie genau sagen sollte, weil sie noch geschockt war, fand ich ebenfalls gut. Das gibt Sarah noch mehr Herz.
Was auch noch gut war für die FanFic das Sarah ein Blackout hatte. SO vertieft das mehr die Gefühle während der ganzen Situation. Wie du die Gedanken von ihr rüber bringst ist echt gut.
Das Kaiba kurz vor einem Nervenzusammenbruch war, ist sehr verständlich. Jetzt habe ich wirklich Mitleid mit ihm : ( Aber das er alles an Sarah auslässt, finde ich nicht gut. Vielleicht hat er sich auch von seinen Emotionen leiten lassen oder so was. Aber Sarah hat versucht zu helfen. Wenn wir die Sache genau betrachten, dann ist das Kaiba Schuld. Hätte sich Kaiba schneller etwas einfallen gelassen, dann wäre Mokuba nicht dazwischen gegangen um Sarah zu retten. Im Endeffekt hat aber nur der Schuld der Mokuba das Messer ins Bein gejagt hat. Ich hoffe den Typen steckst du hinter Gittern. Mein lieber Mokuba..
>>Ich werde dich niemals wieder auch nur in die Nähe meines Bruders kommen lassen.<< Dieser Satz haut mich echt um. Oh man. Das regt mich noch mehr auf. Boah wie kann er so was von ihr verlangen. Der hat sie doch nicht mehr alles.
Kaiba sollte dankbar sein das jemanden wie Sarah hat. Sie soll verschwinden? Tz.. Was will er tun, wenn sie weg ist? Was wird dann Mokuba dazu sagen?
Ich find es richtig das Sarah aber solange bleiben wird, bis es Mokuba wieder besser geht.
Oh man! Tut mir Leid. Ich hab alles durcheinander geschrieben. Aber ich bin total aufgebracht wegen dem was Kaiba meinte und andererseits weil ich echt beeindruckt bin von diesem Kapitel. Ich mag deinen Schreibstil. Er ist flüssig, ausführlich und sehr ungewöhnlich ;)
Ich freue mich schon, wenn ich später weiter lese.
Ganz Liebe grüße
Rukaya
Von: abgemeldet
2006-02-19T16:59:56+00:00 19.02.2006 17:59
Hey, ich dachte mir, dass ich mal wieder einen Kommentar abgeben sollte :-)
Also zuerst mal muss ich sagen, dass es dir sehr gut gelungen ist, die Panik von Sahra rüberzubringen und auch lebensecht wirken zu lassen, teilweise jedoch ist es ein bisschen zu nah an Hysterie herangekommen. ( Dazu muss ich sagen, dass ich erst kürzlich einen erste Hilfekurs gemacht habe, wo cih erfahren habe, dass der echte Schock meistens erst sehr viel später einsetzt, vor allem wenn um einen geliebten Menschen geht)
Setos Reaktion darauf war auch recht verständlich, obwohl ich sagen muss, dass mir sein Ausbruch am Schluss ein wenig suspekt war, als ihm auf einmal einfiel, dass es ja alles Ihre Schuld ist- aber , dass er die Wut rauslassen musste war durchaus verständlich.
Zeitweilig habe ich bei dem ganzen ein wenig den Überblick verloren, weil alles ein bisschen durcheinander ging.. was allerdings für die Panik von Sahra spricht.

Alles in allen ist dir ein gutes KApitel gelungen, wobei mcih besonders beeindruckt,, dass die Länge deiner Kapitel konstant bleibt ( Ich liebe lange Geschichten)

Jetzt habe ich wieder ewig gequatscht... aber vielleicht konnte ich dir ja ein bisschen helfen-

Alles Liebe

Shantay
Von:  Rockfairy
2006-02-14T21:04:05+00:00 14.02.2006 22:04
Ach du heilige sch***se!!!
Ich sahs kommen aber das dass SOO Krass wird...
Nyo, mach schnell weiter!

bb Hoellenwesen16
Von:  Nane05
2006-02-10T22:32:53+00:00 10.02.2006 23:32
Hi!
Danke für die ENS.
hmm.... 16000 Wörter in einem Kap? Ja ich galube das ist ein wenig zu viel. Daraus hätte man sicher auch 4 Kaps machen können, obwohl ich keine Stelle gefunden habe, in der ich sagen würde, dass dort ein Schnitt möglich wäre. Die tausenden von Wörtern haben sich ohne Probleme weggelesen und am Ende ging mir warhaftig durch den Kopf "Was schon vorbei?"
Auf jeden fall bin ich wieder megabegeistert von diesem Kap und freue mich schon auf das nächste ^.^

*wink* Nane
Von: abgemeldet
2006-02-09T21:31:48+00:00 09.02.2006 22:31
*schnauf*
man ich bin total aufgeregt, mein Herz schlägt auf jeden fall schneller. *WO IST MEIN BALDRIAN!?*

"Seto ist aber nicht mein Freund" klingt irgendwie komisch aber es stimmt das man in solchen Situationen die absurdesten Gedanken hegt (also mir ist das schon öfters passiert) -.-"

wusstest du das mich heute so ein seltsames Gefühl beschlichen hat? irgendwie hab ich mir gedacht das ich mal ins I-net gehen sollte um zu sehen ob du ein neues Kapitel reingestellt hast.... seltsam und das 3 Tage zu spät... =.="""

auf jeden Fall schreib weiter! ich warte sehnlichst darauf!!

*dich drück*
Marina
Von:  Somi
2006-02-07T19:25:51+00:00 07.02.2006 20:25
mach schnell weitwe,bitte
sie darf nicht aus deren leben verschwinden und auch nicht mokuba darf nicht sterben *heul*
bye *knuddel*
Von: abgemeldet
2006-02-06T23:27:52+00:00 07.02.2006 00:27
Hallöchen!

Danke für deine ENS!

Dieses Kapitel war wirklich sehr spannend!
Sehr schön, wie du ihre Gedanken gezeigt hast, vorallem am Anfang, wo sie wegen dem vielen Blut so geschockt war, obwohl mir dieses stockende nicht so ganz gut gefiel, aber Naja das ist nur meine Meinung.
Ich hab ein paar kleine Abers, was daran liegt, daß ich ehrenamtlich im DRK bin.
Sehr gut, daß sie das Messer drin gelassen hat, daß hätte ne schöne Blutfontäne gegeben, aber Abgebunden wird eigentlich nicht mehr, zumindest im deutschen Rettungsdienst nicht mehr, auch wenn es in vielen Filmen gezeigt wird. Hier hätte man, wäre Mokuba bei Bewusstsein gewesen, daß Bein hoch gelegt, damit das Blut nicht so schnell ins Bein fließt, aber vielleicht ist das im japanischem Rettungsdienst ja noch anders.
Soviel dann auch zum ruhigliegen lassen, da er an der HWS (Halswirbelsäule) nicht verletzt war, hätte man ihn auch nicht ruhig liegen gelassen, sondern man hätte Sarah erklärt, wie man ihn in die stabile Seitenlage bringt, da er ja bewusstlos war. Somit hätte man verhindert, daß er vielleicht seine Zuge verschluckt, hätte ihn aber immernoch versuchen können aufzuwecken.
Trotzdem hast du aber sehr schön rübergebracht, wie die Beiden ausm Wind waren, und wie die Person am Telefon versucht hat Sarah zu beruhigen.
Sehr süß, wie Seto sein Handy gezogen hat, um seinen Heli zu rufen, und wieviel Mühe sie hatte, ihn davon abzubringen.
Ehrlich gesagt, hatte ich währenddessen die ganze Zeit gedacht, daß der Akku seinen Geist aufgeben würde.
Richtig schön wie du geschildert hast, daß die beiden eigentlich kaum richtig in der Welt waren, hinterher, was mich zu meinem nächsten Aber bringt, oder mich zumindest etwas stutzig gemacht hat.
Diese schwummerige fast einschlafen von Sarah, würde ich als genauso Schockpatient ansehen, wie auch bei Seto, und deshalb habe ich mir die Frage gestellt, warum die beiden nicht als solche angesehen wurden, ich denke eine kleine Untersuchung ist auch bei Schockpatienten wichtig, zumal Seto, wenn auch nur ne kleine, Verletzung hatte.
Schön aber, wie du Seto als diesen typischen, von jedem Rettungsdienstler gehassten, am Unfallort befindlichen,
nervigen Angehörigen darstellst, der erstmal bei allem genau zusehen und seinen Senf dazugeben muß.Als solchen hab ich ihn mir auch schon immer vorgestellt!

Alles in allem, finde ich dieses Kapitel trotzdem sehr gut, weil deine Gedankenschilderung wirklich richtig gut war.
Ich konnte mich richtig gut in Sarah hineinversetzen, so könnte man sich vorstellen zu reagieren, wenn man selber in so einer Situation ist. Ich war auch sehr froh, als Sarah endlich ihr Handy griff, um den Rettungsdienst zu alarmieren.
Also nochmal, das Kapitel war sehr gut, und Seto konnte ich am Ende auch gut verstehen, zumal er ja auch noch unter Schock stand. Ich denke das wird sich mit den beiden, spätestens, wenn Mokuba wach wird, wieder einrenken.

Freu mich total auf das nächste Kapitel!

Bis bald
Kosmashiva


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