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I only wish my dream to come true

Otherwise I'll break apart
von

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Calling you

A Subaru Sumeragi Story
 

Chapter III
 

Calling you Eyeless
 

Schwarz.

Nichts als endlose Schwärze.

Meinem Herzen gleich.
 

Wir verweilen in der Dunkelheit.

In der Dunkelheit deines Traumes, Seishiro-san.

Kakyu und ich, wir stehen hier.

Von deinen pechschwarzen Erinnerungen umgeben.

Umhüllt von völliger Finsternis.
 

Sehe dich.

Wie du dort hinten stehst.

Um dich tanzen zartrosa Kirschblüten.

Dieses Bild.

Immer kommt es mir sofort in den Sinn, wenn ich an dich denken muss.

Die Sakura sind dein Markenzeichen.

Sie gehören zu dir.

Sowie auch ich.

Gehöre dir.

Bin dein.

Auf ewig.
 

Fühle mich so machtlos.

Sehe dich, wie du mir den Rücken zukehrst.

Du siehst mich nicht.

Kannst mich weder hören, noch spüren.

Es ist nur ein Tarum.

Ein Traum, in dem es mir unmöglich ist, dich zu berühren.

Es erdrückt mich.

Zerfetzt mein Herz.

Dieses Gefühl von Einsamkeit.
 

Auf einmal spüre ich Hände, Arme, die sich sanft um meinen Körper legen.

Kakyu.

Er zeiht mich in eine leichte Umarmung.

Ich lass es geschehen.

Bin einsam.

Bin voll Trauer.

Allein.
 

"Subaru-kun."

Er flüstert meinen Namen.

Aber ich reagiere nicht, gebe keine Antwort.

Bleibe stumm.

Sonst muss ich mich ergeben.

Muss den Tränen weichen, die wieder aus meinen Augen herausquellen wollen.

Will nicht weinen müssen.

Nicht schon wieder.
 

Doch kann nichts tun.

Zum Weinen verdammt.
 

"Subaru-kun. Sprich deine Beschwörung. Weck deine Kräfte. Rufe die Magie der Sumeragi und wende sie an. Jetzt."
 

Ich verstehe nicht.

Was soll das?

Yin-Yang-Magie?

Wozu?
 

Auch wenn ich fragen will, bringe ich kein Wort über meine Lippen.

Bin immer noch erschüttert darüber, dass ich meinen Geliebten nicht berühren darf, es nicht kann.

Nie.

Ohne Zukunft.
 

In diesem Augenblick hebt Kakyu seinen Kopf, blickt zu mir herauf.

Sein Blick durchdringt mich wieder.

Sieht alles, was in mir verborgen ist.

Da ist nichts mehr, außer Trauer.

Sieh es ein.

Lass es gut sein.
 

"Subaru-kun! Sprich die Formel, mit denen du die Geister der Toten herbeirufen kannst."
 

Herbeirufen?

Tote?

Geister?
 

Ja, ich kann Geister rufen.

Von Menschen, die einst gestorben sind.

Ich kann sie rufen.

Mit ihnen sprechen.

Dennoch.

Nicht mit ihm.

Seishiro.

Nicht mit ihm.
 

Er weigert sich zu kommen, wenn ich ihn rufe.

Ich habe es schon so oft versucht.

So oft meine Magie angewandt, um ihn herbeizurufen.

Doch er kommt nicht.

Meine Rufe verhallen.

Er ignoriert mein Flehen.

Zerbricht meine Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Will nicht kommen.

Nicht von mir geholt werden.

Er kommt nicht.

Lässt mich allein.
 

"Nein." , sanft drücke ich Kakyu von mir. Diese Umarmung. Ich will sie nicht. Von niemandem will ich je in den Arm genommen werden. Von keinem, außer von ihm. Also tu mir bitte diesen Gefallen. Umarme mich nicht.
 

Ich schaue ihn an. Ohne Ausdruck in den Augen.

Er sagt nichts, verhält sich stumm, wartet nur ab.
 

"Du willst, dass ich ihn rufe. Seinen Geist rufe, um mit ihm sprechen zu können."

Kakyu nickt zaghaft.

"Das habe ich bereits versucht. Tausend Mal. Millionen Mal. Er kommt nicht. Er will mich nicht sehen. Mich nicht wieder sehen. Er weigert sich. Und ich kann ihn nicht zwingen."

Ich schließe meine Augen. Die Erinnerung tut weh.

Ich erinnere mich gut daran, wie enttäuscht ich war, als ich merkte, dass er nicht kommen wollte. Wie traurig ich war. Wie ich auf Knien am Boden saß und weinte. Die ganze Zeit weinte. Weil er mich ignorierte.

Weitere Stiche, die mein Herz betäubten.

Durchbohren.

Immer und immer wieder.

Ohne Gnade.

Kein Ende.
 

Wieder kämpfe ich gegen die Tränen an.

Es hat keinen Sinn.

Ergebe mich ihnen.

Es ist einfacher.
 

"Aber hier bist du in seinem Traum."
 

Sofort reiße ich meine Augen auf.

In seinem Traum?

Ja.

In seinem Traum.

Und?
 

Kakyu bemerkt, dass ich ihm nicht recht folgen kann.

"Wir sind hier in seinem Traum. Hier kann er deiner Magie nicht entkommen. Damals, als du versuchtest, ihn zu rufen, versteckte er sich in seinem Traum. Hier ist sein Zufluchtsort.

Und nun bist du hier, im Zentrum seines Traumes. Wenn du ihn jetzt rufst, kann er sich nicht verstecken. Er ist dir ausgeliefert, kann sich nicht dagegen wehren, zu dir gerufen zu werden. Er wird und muss dir gehorchen."
 

Er lächelt mich an. Es ist nur ein sanftes Lächeln, doch er lächelt.

Er weiß, was mir seine Worte bedeuten, wie wertvoll sie für mich sind.

Er sagt mir, ich kann ihn rufen. Werde ihn sehen und mit ihm reden können. Und vor allem, wird er mich sehen können. Oh, Seishiro.
 

"Ich.....kann....", stottere ich.

Ich glaube es einfach nicht.

Ich kann ihn rufen.

Zu mir rufen.

Wieso um alles in der Welt sagst du mir das erst jetzt, Kakyu?!

Warum quälst du mich so?

Du hättest es weiß Gott nicht so lang hinaus zögern müssen!

Aber ich bin froh.

Glücklich.

Es gibt eine Möglichkeit.

Ich löse mich aus meiner Starre.

Langsam.

Ganz langsam.

Es ist der erste Schritt.

Es ist ein Anfang.

Ich kann ihn rufen.
 

Vom Gefühl des Glückes und der Vorfreude überflutet drehe ich mich zu der Gestallt Seishiros in weiter Ferne. Ein Lächeln stielt sich auf meine Lippen. Ein sehr, sehr zaghaftes Lächeln.

Ich habe so lange nicht mehr gelächelt. Wagte es nicht. Brauchte es nicht.

Doch nun, der Augenblick ist gekommen, indem ein Lächeln von mir gefordert wird.

Und ich lächle gern. Wir werden uns gegenüberstehen. Gegenseitig wieder sehen.

Endlich. Nach so langer Zeit.

Ohne auch nur noch eine zehntel Sekunde zu warten, verhake ich meine Finger ineinander und beginne die Worte der Beschwörung zu murmeln. Dann werde ich immer lauter, schreie fast.

Schreie die Worte aus mir heraus, um dir den Weg zu weisen. Den Weg zu mir.

Komm her. Komm zu mir. Ignorier mich nicht. Versteck dich nicht. Folge meinem Ruf.

Komm zu mir.
 

"Omm, abokya makabodara mani haraparitaya un!"
 

Ich schreie, ich schreie die Worte aus mir heraus!

Folge ihnen. Finde den Weg zu mir. Lass dich führen. Komm zu mir.
 

Ich sehe, während meiner Beschwörung, wie du dich in jede Richtung wendest. Hörst du meine Stimme? Kannst du sie hören? Wie sie dich ruft?

Ich glaube, du bist erschreckt. Erschreckt darüber, dass ich dich rufe, es noch immer nicht aufgegeben habe.

Suchst du nach einem Versteck?

Unnötig. Diesmal entkommst du mir nicht. Ich hole dich zu mir.

Seishiro-san.
 

Merkst du, dass meine Kräfte stärker auf dich wirken?

Merkst du, dass du dich nicht wehren kannst?

Ich bin in deinem Zentrum.

Wir sind beide am gleichen Ort.

In deinem Traum.

Hier verstärken sich meine Kräfte und du bist machtlos.

Kannst nicht davon laufen und meine Rufe ignorieren.

Sie sind überall.

Lass es zu.

Komm zu mir.

Lass dir den Weg weisen.

Ergebe dich mir.

Seishiro.
 

Noch bist du nicht in der Lage, mich wahrzunehmen.

Uns trennen die Dimensionen.

Die der Lebenden und der Toten.

Doch diese Trennung, diese Entfernung, die mich seelisch fertig macht, ich werde sie sogleich überbrücken.

Ich zerschlage das unsichtbare Tor, die einzige Tür, die unsere Welten voneinander trennt.

Raum und Zeit.

Ich werde alles überwinden.

Alles hinter mir lassen.
 

Ich breche die Tür auf, sodass du in meine Welt gelangst.

Folge meiner Stimme.

Lass dir den Weg weisen.

Von mir.

Zu mir.

Komm.
 

"Omm, abokya haraparitaya un!"
 

Lass es zu.

Lass dich leiten.

Ich werde dich in meine Arme schließen.

Ganz fest.

Dich niemals wieder loslassen.

Möchte nicht.

Will nicht müssen.
 

Dein imaginärer Körper, er beginnt sich aufzulösen.

Sich in eine durchsichtige Geisterform zu verwandeln.
 

Du schwebst empor.

Hebst vom Boden ab.

Fühlst du dich frei?
 

Wind ist aufgekommen.

All die Kirschblüten wehen mit ihm.

Werden durch die Lüfte geschleudert.

Hin und her.
 

Langsam und stockend kommst du in meine Richtung.

Immer ein Stückchen näher auf mich zu.

Ja, komm her!

Ich bin hier.

Warte auf dich.
 

Gefolgt von neonähnlichem Geisterschein schwebst du durch die Schwärze deines Traumes.

Versuchst, die Richtung auszumachen, woher meine Stimme kommen mag.

Folge ihr und du wirst mich finden.

Komm!
 

Immer näher.

Du kommst immer näher auf mich zu.

Jetzt endlich vermag ich deutlich deine Gesichtszüge erkennen zu können.

Du lachst nicht.

Schaust nicht.

Hast deine Augen geschlossen.

Hast deine Lippen in einer geraden Linie aufeinander gepresst.

Kein Ausdruck.

Leer.

Dennoch.

Ich lächle.

Und das immer mehr, je näher du mir kommst und ich deine imaginäre Wärme wahrnehmen kann.
 

"...."
 

Was sagst du?

Ich kann dich nicht verstehen.

Noch bist du zu weit entfernt, als dass ich schon hören könne, was du sagst.

Du musst näher kommen!
 

Der Wind wird stärker.

Ich habe Schwierigkeiten meine Konzentration beizubehalten.

Kirschblüten behindern meine Sicht.

Ich sehe dich nicht mehr deutlich genug.

Verschwommen.

Das ohrenbetäubende Geräusch des Windes beeinträchtigt meine Hörkraft.

Kann dich nicht hören.

Taub.
 

Wie damals.
 

>>Lass uns eine Wette abschließen.<<
 

Nein!
 

>>Wenn wir uns eines Tages wieder sehen...<<
 

Hört auf!
 

>>Was sagen Sie?<<
 

Verschwindet!
 

>>Verzeihung. Ich kann Sie nicht verstehen.<<
 

Lasst mich in Frieden!
 

>>Der Wind ist zu laut.<<
 

Geht weg!
 

>>Deswegen lasse ich die heute davon kommen.<<
 

Stopp!
 

Schnell verdränge ich die schmerzlichen Erinnerungen meiner Vergangenheit.

Will mich nicht daran erinnern.

Nicht an jene Wette.

An jenen Ort.

An jenen Tag.

An alles eben.
 

Will nicht.

So lasst mich.
 

Ich sehe, wie du dich nicht weiter bewegst.

Verweilst auf einer Stelle.

Mein Rufen ist verstummt.

Wegen der plötzlichen Erinnerungen, die in mir aufgekeimt sind.

Meine Konzentration war unterbrochen.

Meine Stimme.

Kannst ihr nicht mehr folgen.
 

"Omm, abokya haraparitaya un!"
 

Ich werde nicht aufgeben!

Nicht jetzt.

Nicht, wo ich schon so weit gekommen bin.

Nicht, wo ich kurz davor bin, dich über die Schwelle unserer beider Welten zu führen.

Ich gebe nicht auf!
 

Ich schließe meine Augen.

Presse sie fest aufeinander.

Muss mich stärker konzentrieren.

Muss lauter schreien.

Muss dich führen.
 

Verdränge die Vergangenheit.

Für einen einzigen Augenblick.

Das Hier und Jetzt zählt.

Lass mich fallen.

Frei.
 

Als ich meine Augen wieder ein wenig öffne, wegen des starken Windes, sehe ich, wie du dich erneut in Bewegung gesetzt hast.

Du folgst wieder meinen Rufen.
 

"Omm, abokya haraparitaya un batarei ya sowaka!"
 

Ja, komm her.

Zu mir.

Ich warte.

Seishiro.
 

Wenige Sekunden.

Und dann.

Auf einmal lässt der Wind schlagartig nach.

Meine Augen, sie sehen wieder klar.

Meine Ohren, sie hören wieder deutlich.
 

Du stehst vor mir.

In voller Lebensgröße.

Wahrhaftig.

Seishiro Sakurazuka.

Der Mann, der einst mein Herz stahl.
 

"Subaru-kun."

Es brennt.

Das Zeichen des umgedrehten fünfzackigen Sternes auf meiner beiden Hände.

Das Zeichen des Sakurazukamori, welches deine Opfer kennzeichnete.

Du spürst, dass ich hier bin.
 

"Du hast mich doch gerufen, Subaru-kun?"

Und deine Stimme.

Wie damals.

Sie fesselt mich.

Ich liebe deine Stimme!

So sehr.

Ich liebe dich so sehr!
 

Im ersten Moment bin ich stumm.

Gebannt von deiner Erscheinung.

Du weißt gar nicht, wie sehr du mich in deinen Bann ziehst!

Alles an dir.
 

"Seishiro-san..."

Meine Stimme.

So zaghaft.

So, als müsse ich seinen Namen so vorsichtig wie nur eben möglich aussprechen, damit er sich nicht im nächsten Moment in Luft auflöst.
 

Wie kindisch.

Habe ich doch nicht alles verloren, was mich einst ausmachte?

Ich dachte, ich war mir sicher, dass ich mich verändert hätte.

In der Tat, das habe ich auch.

Gewiss.

Doch naiv scheine ich dennoch zu sein.

Irgendwo.

Tief in mir.

Es scheint mir fast, als lassest du Subaru Sumeragi wieder aufleben.
 

>>Wiedergeboren.<<
 

Ein Grinsen überzieht deine Lippen.

Dein übliches Grinsen, welches du in vergangen Tagen immer auflegtest.

Ich habe es vermisst.
 

Obwohl es nur gespielt war.

Obwohl es höhnisch war.

Obwohl es falsch war.

Ich liebe es.

Und daran wird sich nie etwas ändern.

Dann liebe ich eben ein unehrliches Grinsen.

Na und?

Es hat mich all die Jahre gepeinigt.

All die Jahre gedemütigt.

All die Jahre begleitet.

Mittlerweile habe ich verstanden, dass es mir viel bedeutet.

Selbst, wenn es falsch ist, für mich ist es richtig.
 

Wieder diese kranke Art zu denken.

Was ist aus mir geworden?

Was hast du aus mir gemacht, Seishiro-san?
 

"Du bist also in meinen letzten Traum eingedrungen und hast meinen Geist zu dir befohlen, hm? Was tust du nicht alles, um mich zu sehen."

Dein Grinsen wird breiter.

Dennoch.

Du öffnest deine Augen nicht.

Was ist es?

Was ist es, dass ich in deinem einen Auge lesen könnte?

Etwa was anderes als... Liebe?

Warum zeigst du mir dein Auge nicht?
 

"Dabei dachte ich, du hättest es endlich aufgegeben. Hast du nicht gemerkt, dass ich nicht kommen wollte, Subaru-kun?"
 

Ich trete etwas näher an dich heran.

Überbrücke weitere Distanzen zwischen uns.

Am Liebsten würde ich dich umarmen.

Ich wünsche es mir in diesem Augenblick mehr als alles andere.

So sehr.

Doch bin ich mir bewusst, du bist nur eine Illusion.

Du bist nichts weiter als ein Geist.

Unmöglich für einen Lebenden, dich zu berühren.

Mit meiner Magie habe ich es ermöglicht, dass wir uns wenigstens gegenseitig sehen und miteinander sprechen können.

Wenigstens das.
 

"Doch."

Ich wirke bedrückt.

Wieso sagst du mir so direkt ins Gesicht, dass du nicht kommen wolltest?

So hart.

Immer noch der eiskalte Sakurazukamori, hm?
 

Unwillkürlich muss ich lächeln.

Doch.

Ich weiß, du hast dich geändert.

Ein Bisschen.

Und das reicht mir.
 

"Aber es war mir letztendlich egal, ob du wolltest oder nicht. Ich wollte es."

Ich schaue zu dir hinauf.

Sehe dein Gesicht.

Dein Grinsen.

Deine geschlossenen Augen.

Öffne sie!

Bitte!

Was soll denn das?

Was verbirgst du hinter ihnen?
 

Willst du mich denn gar nicht sehen?

Seishiro...
 

Du schweigst einige Zeit.

Woran denkst du?
 

"Seit wann sind dir deine eigenen Wünsche wichtiger als die der anderen? Das sieht dir aber gar nicht ähnlich, Subaru-kun. Seit wann so egoistisch?"
 

Zu Anfang scheinst du doch ziemlich verwundert zu sein.

Doch dann spielt ein Hauch von Sarkasmus in deinem Satz mit.

Egoistisch?

Ich?

Hat lang genug gedauert, bis ich auch mal egoistisch sein wollte, oder?
 

"Habe ich denn nicht lang genug meine Wünsche zurückgestellt? Habe ich mich nicht oft genug selbst damit verletzt? Ich kann nicht mehr. Jetzt bin ich dran."
 

Ja.

Jetzt bin ich auch endlich mal dran.

Immer stellte ich meine Wünsche hinten an.

Die Wünsche der anderen waren mir wichtiger.

Damals.

Heute ist nur noch mein Wunsch wichtig.

Er allein zählt.

Ich wünsche mir, dass mein Traum, mein einziger, in Erfüllung gehen wird.

Sonst zerbreche ich gänzlich.
 

Ich musste meine Wünsche zurückstellen.

Ich tat es für das Wohlergehen anderer.

Ich brachte dieses Opfer gern.

Doch nun muss ich für mich etwas tun.

Jetzt ist es für mich an der Zeit, egoistisch zu werden.

Für meinen Wunsch, meinen einzigen, gehe ich brutal meinen Weg.

Und nehme keine Rücksicht auf andere.

Auf niemanden.

Und auf niemandes Wunsch.

Jetzt bin ich dran.

Ich gehe meinen Weg.

Bin egoistisch.
 

"Soso. Nun Subaru-kun, du hast mich hierher gezerrt. Was ist dir so wichtig, dass du meinen Geist rufen musst?"
 

Ungehalten pruste ich drauf los: "Riechst du das Blut, welches an meinen Händen klebt? Siehst du den eiskalten Blick, wenn ich töte? Siehst du den Sakurazukamori, der vor dir steht?"
 

Stille.

Vorerst keine Reaktion von dir.
 

Doch dann: "Obwohl ich nur ein Geist bin, rieche ich das Blut deiner Opfer, welches an deinen Händen klebt."

Du pausierst.

In mir brodelt es.

Ich habe so das Verlangen nach dir.

Sag etwas.

Mach es mir nicht so unerträglich.

Und sieh mich endlich an!
 

"Doch kann ich mir keinen eiskalten Blick vorstellen, den du haben sollst, wenn du tötest.

Ich weiß zu gut, deine Augen können nicht eiskalt sein, Subaru-kun."
 

Du lächelst.

Wieso?

Ich kann dich nicht verstehen.

Es tut mir weh.

Ich will dich doch verstehen.

Zu gern.

Alles an dir verstehen.

Mach es mir möglich.

Lass mich in deinen Augen lesen.

Öffne sie!

Bitte!
 

"Du bist dir da so sicher. Willst du dich nicht überzeugen? Mach deine Augen auf und sieh deinen Nachfolger, wie leer seine Augen sind und wie tot er scheint."
 

Keine Reaktion.

Seishiro.

Verstehst du denn nicht, worauf ich hinaus will?

Deine Augen.

Ich möchte sie sehen.

Mich in ihnen verlieren.

Wenigstens in dem einen, welches dir geblieben ist.
 

Ungeduldig.

Ich will nicht abwarten.

Unerträgliche Stille.
 

"Nein, Subaru-kun. Nein."
 

Nein?

Was nein?

Seishiro!
 

Ich warte ab.

Auch, wenn es mir unerträglich ist.

Drängen kann ich dich ohnehin nicht.
 

"Ich will mich nicht überzeugen. Ich bin überzeugt. Auch wenn du es -mir zu Liebe- sein möchtest, dieser Mörder mit eiskaltem Blick. Du willst Ich sein... Du bist es nicht."
 

Bin sprachlos.

Was?

Ich bin nicht der Mörder für den ich mich gehalten habe?

Bin nicht wie du?

Bin nicht DU?

Du hältst mich für nicht würdig?

Nicht würdig, dein Amt zu tragen?

Bin ich nicht gut genug?

Bin ich es nicht wert?
 

"Und darüber bin ich doch sehr froh."
 

Deine geschlossenen Augen lachen diesmal mit.

Meinst du es ernst?

Bist du froh darüber?

Aber froh über was?

Dass ich nicht würdig bin, ein Mörder zu sein?

Dass ich es nicht wert bin, wie du sein zu wollen?
 

Oder vielleicht, dass... ich immer noch der liebenswürdige und naive Junge von damals und mir selbst treu geblieben bin?
 

Bist du darüber froh?

Dass Subaru Sumeragi nicht verloren ist?

Oh, Seishiro!

Du hast keine Ahnung!

Dieser Jemand ist schon längst gestorben!

Zusammen mit dir.

Hast du es denn nicht gemerkt?

Hast du nicht gemerkt, wie dich sein Herz begleitet hat auf dem Weg in den Tod?

Nichts?
 

Schon wieder Schmerzen.

Schon wieder Tränen.
 

Sinnlos.

Ich wollte es ändern.

Alles ändern.
 

"Sag, bin ich dir egal?"

Ich muss es wissen!

Sag es mir!

Und nichts als die Wahrheit!
 

"Bin ich dir egal?!"
 

So aufgebracht!

Ich bin so aufgebracht.

Du stehst vor mir.

Und noch immer lässt du deine Maske nicht fallen.

Und wieso nicht?

Ist denn jetzt nicht alles egal?

Alles andere egal geworden?
 

Seishiro!

Ich dachte, die Mauer, die du vor dir aufgebaut hattest, all die Jahre, sei eingestürzt.

Ich dachte, ich hätte sie zum Einsturz gebracht.

Ist dem nicht so?

Habe ich nicht hinter deine Maske geblickt?

Lag hinter dieser noch eine weitere Maske?

Sag es mir, Seishiro!
 

Mein Körper, er zittert.

All diese Gefühle, all die Eindrücke und Emotionen, sie wirken auf mich ein, erdrücken mich förmlich.

Ein Chaos herrscht in meinem Inneren.

Hilf mir.

Ich gehe unter, wenn du mir nicht endlich die Wahrheit sagst.

Werde ertrinken.

Willst du das?

Soll ich ertrinken?

Unter gehen in all diesen schrecklichen Gefühlen?
 

"Egal?"
 

Ja, egal!?

Bin ich dir egal?

Empfindest du keine Liebe?

Keine Zuneigung?

Nichts?
 

"Egal bist du mir nicht, Subaru-kun. Ganz und gar nicht."
 

"Nicht egal, aber trotzdem nichts wert? Seishiro-san! Sag es!"
 

Ich fordere dich auf.

Sag mir, was du empfindest.

Für mich.

Ehrliche Gefühle.

Ich möchte ehrliche Gefühle.
 

"Ah, jetzt weiß ich, worauf du hinaus willst, Subaru-kun."
 

Wieder dieses Grinsen.
 

"Meine Worte in dem Augenblick, in dem ich starb, nicht wahr? Du willst diese Worte hören oder? Oh, Subaru-kun. Sind sie dir denn so wichtig? Was bringt es dir, wenn du sie noch mal hörst? Es ändert doch nichts. Unsere Situation bleibt die gleiche. Außerdem, du weißt doch, was ich sagen wollte."

Kurze Pause.

"Ich bin tot. Gestorben durch deine Hand. Auch wenn ich dir jetzt sage, was ich damals sagen wollte, es ändert nichts. Also belass es einfach dabei."
 

"Nein! Wie könnte ich?! Sag mir, was du damals nicht zu ende bringen konntest! Ich will es hören! Ich habe dich gerufen, damit du es mir sagen kannst. Also tu es gefälligst auch!"
 

Ich bin so aufgebracht.

Du behandelst mich, als sei ich dir nicht mehr wert, als andere Menschen.

Bin ich dir nicht mehr wert?

Bin ich nicht einzigartig für dich?

Bin ich dir nicht wichtig?
 

"Seit wann erteilst du Befehle, Subaru-kun?"
 

Lass diese Witze!

Wechsle nicht das Thema.

Drück dich nicht vor einer Antwort.

Einer ehrlichen.
 

"Seishiro-san..."
 

Ich klinge so flehend.

Dabei wollte ich vor dir doch stark sein.

Damit du mich für würdig siehst, deinen Part als Mörder übernommen zu haben.

Wollte keine Schwäche zeigen.

Du kennst sie sowieso.

Aber ich wollte mich vor dir behaupten.

Dir ebenbürtig sein.

Nicht als Opfer vor dir stehen.

Sondern als ein Mensch.

Der dich liebt, Seishiro.
 

"Hör zu, Subaru-kun, der Grund, weshalb ich deine Rufe immer wieder ignoriert habe... ich wollte dich nicht wieder sehen."
 

So hart.

Als würde ein Pfeil meine Brust durchbohren.

Seishiro!
 

"Ich wollte nicht sehen, wie gebrochen du bist. Ich wollte keinen >falschen< Subaru vor mir sehen. Ich weiß, den Subaru-kun von damals, den gibt es nicht mehr. Ich habe ihn ausgelöscht. Einfach ausradiert. Ich wollte, dass du mir allein gehörst. Du warst mein Opfer, meine Beute, mein Eigentum. Ich musste dich zerbrechen, damit du mir verfällst. Auf ewig. Doch wollte ich deinen liebenswürdigen Geist nicht zerstören. Aber ich glaube, auch ihn habe ich zerstört. Alles an dir und alles in dir. Ich habe dich völlig zerstört. Mit Leib und Seele."
 

Ich muss einmal kräftig schlucken.

Zu hören, wie du über mich denkst.

Es mir tut weh.

Sag mir endlich die Wahrheit.

Ist da noch mehr?
 

"Ich wollte dich nicht völlig zerstören, Subaru-kun. Nicht mehr, als ich eingesehen habe, dass nicht du mein Opfer warst. Sondern ich deines."
 

Was?

Was sagst du da?

Mein Opfer?

Du?

Seishiro!

Ich versteh dich nicht!

Quäl mich nicht so!

Reiß die alten Wunden nicht wieder auf.

Sie werde niemals heilen.
 

"Als ich mir letztendlich eingestanden habe, dass du mir mehr bedeutest, als ich anfangs zu glauben wagte, sah ich dich, wie verstört du warst. Sah ich, wie ich dich zugerichtet hatte.

Einerseits brachte mir der Anblick eines gebrochenen Subaru ein wunderbares Gefühl. Ich hatte grenzenlose Macht über dich. Du gehörtest mir. Mir allein. Doch auf der anderen Seite spürte ich etwas, dass mich traurig zu machen schien. Und dass mich etwas traurig machen konnte, wollte ich nicht einsehen. Und schon gar nicht, dass eines meiner Opfer mich traurig machte."
 

"Du hattest also Mitleid mit einem armen, kleinen, naiven Jungen?! Kam ich dir so armselig vor?"
 

Noch nicht einmal ein Opfer konnte ich sein.

Kein würdiges Opfer, dass es wert war, getötet zu werden.
 

"Nein. Mitleid hatte ich nicht mit dir. Keineswegs. Ich glaube, ich war traurig, dass du dein Lächeln verloren hast, Subaru-kun. Ja, etwas in mir wollte nicht, dass der lächelnde Subaru verschwand. Doch es war bereits zu spät. Dein Geist war ebenfalls zerstört. Du hattest dein Lächeln verloren. Und da wollte ich..."
 

Ja?

Was wolltest du?

Bring den Satz zu ende!

Zögere nicht.

Quäl mich nicht.
 

"Da wollte ich, dass du wieder lächelst."
 

Du wolltest, dass ich lächle?

Seishiro...
 

"Deswegen wollte ich dir noch sagen, was ich für die empfand. Ich dachte, dann würdest du wieder lächeln. Bevor ich starb wollte ich dir sagen, was ich fühlte. Denn am Ende hast du es dann doch geschafft, Subaru-kun. Du hast meine Mauer eingerissen und hinter meine Maske geblickt."
 

Du lächelst.

Ist das ein ehrliches Lächeln?

Ich möchte, dass du es ehrlich meinst.

Bitte.
 

"Hat es dir die Sprache verschlagen, Subaru-kun? Erschreckt es dich, all das zu hören? Aus meinem Munde? Das alles wolltest du doch hören oder nicht? Die Wahrheit. Du wolltest nichts als die Wahrheit hören. Und ich sage sie dir."
 

Seishiro!
 

"Aber...ich konnte es dir nicht mehr sagen, starb, bevor ich dein Lächeln sehen konnte. Das klingt komisch, stimmts? Nun, ich dachte, dass dich meine ehrliche Aussage etwas glücklicher machen könnte. Du wolltest mich nicht töten ...und hast es doch getan. Ich habe den Fluch deiner Schwester ausgelöst, damit ich auf jeden Fall getötet wurde. Von dir. Da du mich nicht töten wolltest, da du von meiner Hand den Tod erfahren wolltest, da ich dir diesen Wunsch verwehrte, wollte ich dir noch meine Gefühle mitteilen, meine aufrichtigen Gefühle. Aber du hast nicht gelächelt."
 

"Seishiro!"
 

Dieses ganze Gespräch, es macht mich so unendlich traurig.

All die schmerzlichen Erinnerungen kommen zurück, überfluten mich.

Die Wahrheit.

Die Wahrheit ist so grausam.

Wieder flehe ich dich an.

Flehe dich an, mir die ganze Wahrheit zu erzählen.

Ich nehme alles in Kauf.

Ich will diese Schmerzen ertragen.

Wenn ich nur endlich die ganze Wahrheit weiß!

Egal, ob grausam oder nicht.

Ich will alles wissen.
 

"Seishiro-san! Wie kommst du nur darauf, dass ich lächeln könnte, wenn der Mensch, den ich am meisten liebe, in meinen Armen stirbt? Wenn ich ihn gerade getötet habe?"
 

Heiße Tränen überströmen meine Wangen.

Alles ist so dermaßen krank.
 

Ich bin kein Mörder.

Nicht so einer wie du.

Kein Profi.

Kein eiskalter Killer.
 

Ich kann meine Opfer, die Menschen, die durch mich ihren Tod gefunden haben, denen ich das Leben einfach entrissen habe, nicht anlächeln.

Nicht im Augenblick ihres Todes.

Du hast immer gelächelt, wenn du wieder jemanden getötet hast, ich weiß.

Du bist skrupellos.

Du bist ein gewissensloser Killer.

Ich bin nicht wie du.

Nein.

Ich bin nicht so pervers.

Wie könnte ich jemals die Menschen anlächeln, die ich tötete.

Ohne Grund tötete?

Welchen Grund hätte ich zu lächeln?
 

Warum hast du immer gelächelt?
 

Aber warte.

Sag es nicht.

Ich will es nicht erfahren.

Deine Gründe.

Woher dein Lächeln rührt.

Ich könnte es nicht ertragen.
 

"Ach, Subaru-kun. Immer noch der brave, kleine Junge, der niemals den Genuss des Tötens erfahren wird."
 

Seishiro!

Dieses Grinsen, welches du gerade auflegst, es ist so voller Hohn.

Du verhöhnst all deine unschuldigen Opfer.

Ergötzt dich an ihren wehleidigen Blicken, die sie haben, wenn sie ihren letzten Atemzug tun.

Du genießt es richtig, anderer Menschen Leben auszulöschen.

Ich weiß zu gut, du bist ein echter Profikiller.

Hast keine Gefühle währen du tötest.

Empfindest nichts.

Versiegelst jegliche Emotionen.
 

Du machst keinen Unterschied zwischen Lebewesen und Dingen.

So jemanden liebe ich?

Einen skrupellosen Profikiller, der Lebewesen und Dinge gleichsetzt?

Ja.

Ich liebe ihn.

Mehr als alles andere.

Mehr als alles andere liebe ich ihn.

Haltet mich für verrückt.

Geisteskrank oder sonstiges.

Es ist mir egal geworden.

Kein anderer versteht meine Gefühle.

Kein anderer kann sie nachvollziehen.

Nicht mal ansatzweise.

Ich liebe ihn.
 

"Du hast recht, Seishiro-san. In den Genuss werde ich wohl niemals kommen. Ich bin Sakurazukamori, ich töte Menschen ohne Grund, einfach nur wegen eines Auftrages.

Aber ich bin nicht der richtige für diesen Job. Niemals könnte ich lächeln, wenn ich in die leeren Augen meiner Opfer sehen würde. Ich bin nicht wie du. Aber... sieh mich deswegen bitte nicht als unwürdig an."
 

Das ist mir sehr wichtig.

Sieh mich nicht als unwürdig an, dein Amt übernommen zu haben.

Ich gebe mir Mühe.

Aber verlange nicht von mir, meine Opfer anlächeln zu müssen.

Ich könnte es nicht.

Nicht einmal dir zu liebe.

Bitte, verlang dies nicht von mir.
 

"Unwürdig, hm?"
 

Erneut setzt du dein übliches Grinsen auf.
 

"Ich weiß, Subaru-kun, du gibst dir alle Mühe, den Job richtig zu machen. Ich weiß sehr wohl, du bist nicht so wie ich. Wirst es auch niemals sein. Du kannst nicht skrupellos sein und wirst niemals den Genuss, welcher dir das Töten bringt, erfahren. Du tötest. Zeigst keinerlei Gefühle. Im Inneren jedoch, und das weiß ich zu 100 Prozent, bist du einfach nur unermesslich traurig, so dermaßen, dass du an deiner Trauer ersticken könntest."
 

Du weißt einfach alles.

Ich habe das Gefühl, dass du alles weist, was mich angeht.

Und du weißt alles.

Alles über mich.

Deswegen steht es dir auch zu, über mich richten zu können.

Dann tu es.

Richte über mich.
 

"Allein, weil du es versuchst und dir alle Mühe gibst, bist du würdig. Du tötest immer weiter, obwohl es gegen deinen Selbstwillen geht. Obwohl du mit all den Opfern mitfühlst, so wie du es schon immer getan hast, obwohl du ihre Angst und ihr Leid spüren kannst, weil sie einen Teil auf dich übertragen, obwohl ein Teil von dir mit deinen Opfern stirbt, tötest du weiter.

Du hörst nicht auf die Stimme deines Herzens, wie sie dich davon abringen will zu töten.

Allein, weil du grausam deinen Weg gehst, weil du mordest ohne Reue zu bekennen, bist du es wert, mein Amt als Sakurazukamori übernommen zu haben, Subaru-kun."
 

"Ja, in einem Punkt hast du recht, Seishiro-san. Ich höre nicht auf die Stimme meines Herzens."
 

Ich unterbreche meinen Satz.

Kommst du nicht selbst darauf?

Wieso ich nicht auf die Stimme meines Herzens höre?
 

"Denn ich habe keines mehr."
 

Hör genau hin, was ich sage!
 

"Du hast es mir damals entrissen und als du starbst hast du es mit dir in den Tod genommen. Ich habe kein Herz mehr.... Du hast es, Seishiro-san!"
 

Hörst du es?

Du hast mir mein Herz gestohlen.

Jetzt ist es für immer bei dir.

Ohne, dass du es jemals wieder loswerden würdest!

Verflucht.

Von mir.

Von meinem Herzen begleitet.

Verfolgt.

Für immer.

Mein Herz gehört für alle Zeit dir.
 

"Subaru-kun..."
 

Was ist?

Hat es dir jetzt etwa die Sprache verschlagen?

Das ist die Wahrheit.

Und nichts als die Wahrheit.

Glaub ihr.

Denn so ist es.

Genauso, wie ich sagte.

Mein Herz gehört dir.

Ist für immer an dir festgewachsen.

Du kannst es nicht abreißen.

Du bist dazu verdammt, mein Herz zu behalten.

Also behüte es.

Oder trete es mit deinen Füßen.

Egal.

Hauptsache, du besitzt es.

Und das für die Ewigkeit.
 

"Willst du denjenigen nicht sehen, dem du das Herz gestohlen hast? Willst du denjenigen nicht sehen, der für dich tötet und seine Freunde verraten hat? Willst du denjenigen nicht sehen, der dich über alles liebt? Sag, Seishiro-san."
 

Ich stehe direkt vor.

Nur wenige Zentimeter trennen unsere Körper voneinander.

Ich sehe dich an.

Will sehen, was hinter deinen geschlossenen Augen vorgeht.

Was denkst du?

Sag es.

Und öffne deine Augen.

Lass mich in ihnen lesen.

Wie du dich fühlst.

Was du empfindest.

Bitte.
 

Ich hebe meine Hand, führe sie zu deinem Gesicht

Ich weiß, du bist nur ein Geist, existierst nur als Vorstellung in diesem Traum.

Doch, auch wenn es für mich unmöglich ist, ich will dich berühren.

Ein einziges Mal.

Hier und jetzt.

Dich, wie du mit geschlossen Augen vor mir stehst.

Will deine Haut streicheln.

So unsagbar gern.
 

Meine Augen.

Wie viele Tränen bergen sie noch?

Wann habe ich wohl meine letzte Träne geweint?

Kann meine Tränen nicht unterdrücken.

Schaffe es nicht.

So lasse ich sie laufen.

Mein Gesicht überströmen.

Zum Glück, siehst du nicht wie ich weine.

Schwäche zeige vor dir.

Wie ich um dich weine.
 

Doch öffne deine Augen.

Selbst wenn du mich für schwach hältst.

Öffne deine Augen.

Sieh mich endlich an.

Bitte.
 

Meine Finger berühren deine Wange.

Doch spüren sie keine feste Masse, greifen ins Nichts.

Ich kann dich nicht berühren.
 

"Ich bin nur ein Geist, Subaru-kun. Du weißt selbst, du kannst mich nicht berühren."
 

Ja, ich weiß es doch!

Ich weiß!

Trotzdem habe ich dieses Verlangen in mir.

Trotzdem wünsche ich es mir.

Trotzdem möchte ich es jetzt.

Zu gern.
 

Keine Chance.

Körperlichen Kontakt zwischen uns kann es nicht geben.

So grausam.

So hart.

Ich beginne zu zittern.

Ich krampfe mich unter meinen Schmerzen im Inneren.

Alles, aber auch alles wird mir verwehrt.

Warum bist du gestorben?

Warum musstest du mich allein lassen?

Wieso bist du so grausam?

Warum hast du mich damals nicht getötet?

All das hier hättest du mir ersparen können!

Seishiro!
 

"Wenn ich dich schon nicht berühren darf, dann sieh mich doch wenigstens einmal an! Ich will deine Augen sehen! Bitte! Seishiro-san!"
 

Das Zittern.

Es hört nicht auf.

Will nicht verschwinden.

Ich verkrampfe mich weiter.
 

"Nein"
 

Ich fahre hoch.

Nein?
 

Alles wird mir verwehrt.

Quäl mich weiter.

Immer weiter.
 

"Das wäre nicht gut für dich. Glaub mir, Subaru-kun."
 

"Was gut ist oder nicht entscheide immer noch ich, nicht wahr?! Mach deine Augen auf, Seishiro-san!"
 

Du schweigst wieder.

Zeigst keine Reaktion.
 

"Auch wenn dich der Anblick meiner Augen noch mehr verletzt?"
 

Verletzt?

Wieso sollten mich deine Augen verletzen?

Ich liebe deine Augen.

Ich liebe die Augen eines Mörders.

Sie verletzen mich nicht.

Sie verzaubern mich.

Deswegen will ich sie doch sehen.

Zeig sie mir.
 

"Deine Augen können mich nicht verletzen, Seishiro-san. Denn ich liebe sie."
 

Erwartungsvoll schaue ich in dein Gesicht.

Warte nur darauf, dass du endlich deine Lider auftust, damit ich deine wunderschönen Augen sehen kann.

Ich will mich in ihnen verlieren.

So wie früher.

Öffne sie.
 

Und tatsächlich.

Deine Lider zucken.

Beginnen sich langsam zu öffnen.

Ja, öffne sie.

Ganz.
 

Und dann... deine Augen, du hast sie gänzlich geöffnet.
 

Wie ein gleißender Blitz durchfährt es meinen Körper.

Der Anblick, der sich mir bietet, ich ertrage ihn nicht.

Bin geschockt, von dem was ich sehe.

Ich zittere wie noch nie zuvor, krampfe mich stark.

Kann nicht mehr.

Ich falle auf die Knie.

Schlinge meine Arme um meinen bebenden Körper.

Ertrage deinen Anblick nicht.

Seishiro!
 

"Nicht meine Augen verletzen dich, sondern ihr Anblick."
 

"Sei...shi...ro...sa...n"
 

Ich stottere.

Das Zittern überzieht meinen gesamten Körper.

Macht es mir unmöglich einen normalen Satz zustande zu bringen.

In meinem Inneren, alles krampft sich zusammen.

Etwas schnürt mir die Luft ab.

Ich kann nicht mehr atmen.

Erdrückt.

Zerschmettert.

Kalt.

So kalt.

Eine gewaltige Kälte überzieht meinen Körper.

Erfroren.

Seishiro-san!
 

Ich schreie!

Ich schreie so laut wie noch nie.

Schreie den Schmerz aus mir heraus!

Alles schreie ich aus mir heraus.

Alles will raus.

Alles.

Alles.
 

Dann sehe ich, wie du in Abermillionen von Scherben zerberstest, dich in der Dunkelheit deines Traumes auflöst.

Alles zerbricht, wie ein Spiegel.

Der Traum, er zerbricht.

Alles zerbricht.

Ich will nicht mehr.

Will raus.

Alles zerbricht.
 

Schwärze ist alles was bleibt.
 

Schweißgebadet schrecke ich hoch.

Schaue mich um, völlig verstört.

Atme schnell.

Stoßweise.

Ich muss mich beruhigen.

Ganz ruhig.
 

Nach einigen Minuten, mein Atmen normalisiert sich wieder.

Ich komme langsam wieder zur Besinnung und kann klar denken.
 

Es war ein Traum.

Ich habe geträumt.

Kakyu.

Er hat mich in seinen Traum gebracht.
 

Auch wenn es ein Traum war.

Es war Realität.

Ich habe ihn tatsächlich getroffen.

Seishiro.

Ich habe ihn tatsächlich gesehen.

Wir haben wirklich mit einander gesprochen.

Aber eine Antwort auf meine Frage habe ich dennoch nicht.
 

Ich balle meine Hände zu Fäusten.

So fest, dass die Knochen weiß hervortreten.
 

Er hat mir keine Antwort gegeben, wollte mir keine geben.

Seishiro!

Du kannst einfach nicht aufhören, mich zu quälen, hm?
 

Und dann, deine Augen.
 

Mir läuft jetzt noch ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke.

Deine Augen.

Ich habe es völlig vergessen, völlig verdrängt.

Deine Augen, beide sind... erblindet.
 

Verdammt!

Ja, natürlich!

Beide deiner Augen sind blind.
 

Als ich sah, wie leer deine Augen waren... zog sich alles in mir zusammen.

Eiskalt. Beide deiner Augen lagen tot ihn ihren Höhlen.

Dieser Anblick!

Schrecklich!

Seishiro!
 

Es tut mir leid!

Ich bin schuld, dass du deine Augen hergegeben hast.

Ich habe dich blind gemacht.
 

Ich fasse mir an mein rechtes Auge.

Dein Auge.

Du hast es mir geschenkt, mir nach deinem Tod überlassen.

Ich bin der Grund, weshalb du dein Augenlicht für immer verloren hast.

Es tut mir leid!

So unendlich leid!

Verzeih!

Verzeih mir!

Seishiro!

Seishiro-san!

Bitte, verzeih mir!
 

Wieder schreie ich.

Den Schmerz aus mir heraus.

Auch versuche ich mit aller Kraft meine Schuldgefühle aus mir heraus zu schreien.

Doch werde ich sie nicht los.

Sie sind tief in mir.

Ich trage für immer die Schuld daran.

Werde mich für immer schuldig fühlen.
 

Wolltest du mich deshalb nicht ansehen?

Wolltest du nicht, dass ich sehe, was ich aus dir gemacht habe?

Oh, Seishiro!
 

Schuldgefühle zerfressen mich.
 

Und ich fühle mich verpflichtet.

Ich bin verpflichtet.

Ich bringe dir dein Augenlicht zurück!
 

Mein Wunsch.

Jetzt sehe ich ihn klar und deutlich.

Ich habe eine Zukunft.

Eine unbestimmte.

Sie ist nicht vorherbestimmt.

Ich kann sie so gestalten, wie ich es mir wünsche.

Und das werde ich.

Nach diesem Treffen habe ich gemerkt, was mein eigentlicher Wunsch ist.

Ich wollte dich nicht >nur< wieder sehen und deine Erinnerung lieben, Seishiro.

Nein.

Das reicht mir nicht.

Ich will dich.

Ich will dich als Menschen.

Ich möchte, dass wir beide wiedergeboren werden.

In diesem Leben.

Und dafür werde ich sorgen.

Ich werde alles, aber auch wirklich alles tun, damit mir dieser Wunsch erfüllt wird!
 

>Jemand, der gestorben ist, bleibt tot. Das ist das Gesetzt der Natur.<
 

Soll es das Gesetz der Natur sein.

Ich werde es widerlegen.

Ich werde es brechen.

Es unwirksam machen.

Für meinen Wunsch werde ich alles hinter mir lassen.

Raum und Zeit.

Einfach alles.

Ihr werdet sehen.

Du wirst sehen, Seishiro-san.
 

Wir beide werden wiedergeboren.

Weil es mein Wunsch ist.

Und ich gebe ihn nicht auf.

Koste es, was es wolle.

Ich gebe alles, was ich habe.

Ich selbst gebe mich dafür hin.

Ich opfere mich.

Zu gern.

Mein Wunsch, er wird sich erfüllen.

Gegen alle Macht der Welt erhebe ich mich.
 

Für meinen Traum.

Damit er in Erfüllung geht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2006-05-27T10:28:20+00:00 27.05.2006 12:28
Ach ja wieder ein traumhaftes Kapitel ...Hoffentlich erfühlt Subaru seinen Traum . Es wird ihm gelingen sicherlich ....So hoffe ich , aber es liegt ja an dir wie´s ausgeht ...Irgendwie fande ich dieses Kap. sehr rührend ...Die Gefühle wieder sehr schön zum Ausdruck gebracht . Das finde ich immer so toll an deiner Story und sonst gibt es nichts zu meckern ...=3

Hoffe du schreibst weiter ....
Von:  Annatar
2005-12-17T23:22:56+00:00 18.12.2005 00:22
*sitzt heulend vorm Computer*
JA!Subaru erfülle dir deinen Wunsch!Werde glücklich!Oh Sei-chan!Du wolltest ihm deine Augen nicht zeigen weil du ihn liewbst, nicht wahr!?!*völlig vertieft*
Von:  LeS
2005-09-01T12:25:00+00:00 01.09.2005 14:25
Ich hab dir ja noch ein Kommi versprochen! Q_Q~
Hach, aber momentan bin ich furchtbar lahm und faul, deswegen kommt es erst jetzt. xD

Deinen Stil mag ich sehr, es ist sehr poetisch und passt einfach zu dem, was du aussagen möchtest. Im Gegensatz zu anderen, auch poetischen Werken, ist bei dir auch der Lesefluss noch sehr angenehm, und das ist mit das Wichtigste am Schreiben, dass der Leser nicht aus dem Textfluss gerissen wird.
Meiner Meinung nach gelingt dir das sehr gut, und das ist schonmal ein ziemliches Lob, denn die meisten, die heutzutage Fanfics schreiben, sind grausig in Sachen Lesefluss aufrechterhalten.
Kakyou hat mich zwar öfters mal genervt (*ihn wegkick*), aber gut, sein Auftritt hatte einen bestimmten Sinn und Zweck, von daher ist es nicht schlimm. Was ich nämlich wirklich schlimm finde, ist, wenn Charas vorkommen, die dann doch nicht wichtig sind.
Das ist hier nicht der Fall, und das ist auch wieder sehr gut so. Man möchte Kakyou zwar manchmal den Mund verbieten, aber er erfüllt seinen Sinn. x3

Und es gab etwas, was mich total geschockt hat. Ich wäre beinahe vom Stuhl gefallen, beim Lesen und konnte erstmal für die nächsten zehn Minuten nichts mehr sagen.
Seishirou ist ja vollkommen blind!!
Das hatte ich bisher so noch nie bedacht! Es hat einem an der Stelle wirklich beinahe das Herz zerissen. Zuerst ist man in totaler Panik, dann leidet man gleich mit Subaru mit. Es ist wirklich geradezu grausam und definitv zum Heulen, die Gefühle hast du auch gut rübergebracht.

Obwohl fast nur geredet wurde, war es doch nicht langweilig, das schaffen auch nur die wenigsten Autoren. Liegt aber vor allem daran, dass du sehr auf die Gefühlswelt eingehst, was das ganze schon wieder ein gutes Stück spannender macht, als wenn du das weglassen würdest.

Die Fanfic lebt vielleicht nicht von großen, spannenden Taten, zumindest nicht bisher, aber sie lebt von den Gefühlen, und das ziemlich gut sogar! ^_^
Ich bin ja schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird! oo;;
Was tut Subaru jetzt, wie will er seinen Traum wahrmachen?
Ich hoffe sehr, dass es bald weitergeht.
Von:  Sephie
2005-08-14T13:01:22+00:00 14.08.2005 15:01
*heul*
armer subaru T_T...
das kappi war sehr schön geschrieben.


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