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Schlangengift I - Der schmale Pfad

Harry x Draco
von

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Aufträge und lange Gespräche

Kapitel 14

Aufträge und lange Gespräche
 

Wer verstehen will, muss Geduld haben (Albert Camus)
 

Der nächste Tag war endlich wieder trocken. Am Abend zu vor hatte Dumbledore angekündigt, um die Laune der Schüler ein wenig zu heben, es würde Halloween eine Art Ball geben oder zumindest würde Musik vorkommen. Harry war froh darüber, lenkte dies doch die meisten Schüler von ihrer Trauer ab und brachte sie auf andere Gedanken. Dazu kam noch, dass Harry selbst fürs Erste vergessen war und nicht mehr auf Platz eins der Gesprächsliste stand. Für den Schwarzhaarigen eine durchaus angenehme Wendung der Ereignisse.

„Harry, kommst du mit raus, ein wenig Quidditch spielen?“ Harry nickte und innerlich freute er sich darüber, dass Seamus ihn gefragt hatte. Er war schon lange nicht mehr mit seinem Besen geflogen, was wohl auch daran lag, dass dieser ihn immer an Sirius erinnerte. Er verdrängte die unangenehmen Gedanken, lief nach oben, holte seinen Besen und folgte Seamus und Dean nach draußen.

„Hallo Harry!“, rief jemand von hinten. Die Drei blieben stehen und Luna kam mit verträumtem Gesichtsausdruck näher. Die kleine schwarz weiße Katze, die sie schon früher gesehen hatten, folgte ihr dicht auf den Fersen.

„Hallo, Luna.“, erwiderte Harry lächelnd. Er mochte Luna, auch wenn sie manchmal ein wenig komisch war. Dean und Seamus schauten ihn seltsam an, sagten jedoch nichts.

„Wohin geht ihr?“, sie beugte sich hinunter und hob die Katze auf.

„Quidditchfeld. Wenn du willst kannst du uns begleiten!“

Sie schüttelte ihren Kopf und die Bananenförmigen Ohrringe die sie dieses Mal trug flogen ihr ums Gesicht.

„Nein, ich muss noch etwas erledigen. Du weißt schon die Schnarackler. Einer der Drittklässler von Slytherin hat mir gestern davon erzählt.“, meinte sie lächelnd und ging einfach davon.

„Die wird auch von Jahr zu Jahr seltsamer.“, meinte Seamus mit leicht offenem Mund, als er Luna hinterher schaute.

„Wem sagst du das…!“, erwiderte Harry kopfschüttelnd.
 

~*~
 

Das Wetter war nicht Ideal zum Fliegen, aber Harry ließ sich davon nicht stören. Dean und Seamus hatten jeweils einen der Schulbesen genommen und gemeinsam warfen sie sich den Quaffel zu. Harry hatte nie versucht als Jäger zu vielen, aber er musste zugeben, dass es ihm Spaß machte, wenn man sich erstmal an den größeren Ball gewöhnt hatte.

„Was haltet ihr davon einen der Klatscher los zu lassen? Das würde das Ganze ein wenig interessanter machen!“, rief Seamus nach einer Weile.

Er flog nach unten und ließ einen der großen Bälle frei, der sich auch gleich auf die Spieler stürzte.
 

~*~
 

Draco hatte dem Schauspiel aus einiger Entfernung zugeschaut und irgendwie beneidete er die drei für ihre Ausgelassenheit. Hierbei schien es nicht um Gewinn oder Niederlage zu gehen, sondern einfach nur um das Spiel selbst. Sie spielten nur des Spielens wegen und nicht des Gewinnens.

In Slytherin wäre dies wahrscheinlich unmöglich. Es musste immer einen Gewinner und einen Verlierer geben, das war nun mal so. Man konnte nicht einfach so spielen ohne zu den Besten oder den Schlechtesten zu gehören.

Vor einiger Zeit hätte Draco wahrscheinlich einfach nur über die Naivität der Gryffindors gelacht und es damit abgetan. Jetzt aber dachte er darüber nach und empfand diese Naivität, auch wenn er nur zuschaute, als erfrischend. Vielleicht fehlte dies einigen in seinem Haus.
 

~*~
 

„Wir gehen schon einmal vor, okay?“, fragte Dean nachdem sie das Spiel beendet hatten. Es hatte leicht angefangen zu nieseln, doch Harry störte das wenig.

„Klar, wir sehen uns dann oben!“, rief er ihnen noch zu, bevor er seinen Feuerblitz über das Feld schießen ließ. Er hatte noch nicht wirklich das Bedürfnis wieder in den Turm zu gehen, schließlich gab es da nicht viel zu tun und bis zum Mittagessen war es noch eine Weile hin.

So genoss er es einfach, den Wind in seinen Haaren zu spüren und alles andere hinter sich zu lassen.

Es gab nichts Schöneres als fliegen. Es war wie eine Flucht vor der Wirklichkeit um alles andere hinter sich zu lassen. Den Krieg, Malfoy, die Schüler, den Tod. Hier oben gab es diese Sachen nicht, nichts von all dem.

Nach einer schieren Unendlichkeit, kam er endlich zu Boden. Sein Herz schlug schnell und er konnte noch immer das Nichts unter seinen Füßen spüren.

„Netter Flug, Potter.“, ertönte eine Stimme von den Tribünen.

„Was hast du hier zu suchen?“, erwiderte Harry leicht ärgerlich, dabei hatte es ihn irgendwie nicht gewundert, dass Malfoy hier auftauchen würde. Es war einfach typisch.

„Hm… ein wenig deine Taktik ausspionieren, vielleicht?“

„Und? Erfolg gehabt?“, fragte Harry und ging in Richtung Schloss.

„Wo nichts ist, da kann man auch nichts ausspionieren.“, argumentierte Malfoy gelassen und setzte mit Harry gleich.

„Als ob ihr etwas anderes machen würdet, als schummeln.“

„Du scheinst zu glauben, dass das alles ist was wir machen, richtig?“

„Slytherin, was soll ich von euch erwarten?“, erwiderte Harry Schulter zuckend.

„Wahrscheinlich… Slytherins, die Bösen, hm? Ist es das, was Weasley dir erzählt hat?“, fragte Malfoy langsam und Harry blieb stehen. „Ich frage mich nur wo dein bester Freund, das Wiesel, geblieben ist.“ Harry blickte ihn scharf an, sagte aber nichts zu seinem letzten Kommentar. Draco erwiderte seinen Blick mit gelassener Miene.

„Nein. Es ist das, was du und so viele andere mir gezeigt haben. Ist es nicht so? Die meisten von euch, dich ja wohl eingeschlossen, sind doch auch noch stolz darauf, wenn man sie für Böse hält!“ Ein humorloses Grinsen schlich sich in Malfoys Gesicht, seine Augen noch dunkler als sonst.

„Klar. Wir gehen immer nach dem Schema. Wir sind die Bösen und die Gryffindors sind die Guten. Am Ende kommt dann Prinz Gryffindor und rettet die Lady aus den Klauen des bösen Slytherins und es gibt ein Happy End. Richtig?“

„So einfach ist das nicht und das weißt du!“, zischte Harry ärgerlich. Malfoy strich sich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht.

„Warum machst du es dir dann so einfach? Sehe ich jetzt für dich gefährlich aus oder vielleicht böse?“ er machte eine Geste die Harry zutiefst erschrak. Langsam hob er seinen linken Arm hoch und zog den Ärmel nach oben. Harry starrte wie gebannt auf die weiße Unterseite des Armes. Es dauerte einen Moment, bevor er sich wieder fing.

„Was willst du mir damit sagen? Das du noch keinen Brand hast, der dich als Voldemorts Haustier auszeichnet? Herzlichen Glückwunsch. Aber ich schätze nicht mal Voldemort wäre so dämlich irgendjemanden, geschweige den jemanden wie dich, der es wahrscheinlich in der Schule spazieren führen würde, mit dem Mal unter Dumbledores Augen rumlaufen zu lassen.“ Für einen Moment schienen Malfoys Augen einen verletzten Ausdruck anzunehmen, dann wurden sie kalt wie Eis.

„Du hast keine Ahnung von was du sprichst Potter. Schau dir die Leute aus Slytherin mal genau an. Es ist nicht so, dass wir eine Wahl hätten. Genauso wenig wie du eine gehabt hast, als du der Held der Zaubererwelt wurdest. Keiner von uns wurde gefragt, auf welcher Seite wir sein wollen, was wir mit unserem Leben machen sollen. Alles ist vorbestimmt und man entkommt dem nicht. Du hast vielleicht Glück, dass du auf der Seite der ‚Guten’ bist und nicht gefoltert wirst, wenn du keine Lust mehr hast, wobei ich keine Ahnung habe was ihr mit euren Verrätern macht. Aber zumindest weißt du wofür du kämpfst. Nämlich für deine Freunde, deine Familie. Wir kämpfen für Tod und Diktatur.“ Er holte zitternd Luft. „Denn wer glaubt schon, dass der dunkle Lord wirklich nur Schlammblüter töten will? Und Muggel? Das ist Unsinn, denn es sterben auch immer wieder Reinblüter in seinen Reihen. Ganze Familien wurden von ihm oder in seinem Auftrag getötet und ausgelöscht. Die Blacks zum Beispiel.“ Den letzten Satz hatte er leiser gesprochen, doch es hatte eine Wirkung auf Harry, als hätte Malfoy ihn gerade Cruciatus Fluch entgegen geworfen.

Er ging mit schnellen Schritten weiter und Harry war kurze Zeit sprachlos, dann jedoch drehte er sich zu Malfoy um. Er begriff plötzlich, das Malfoy die Blacks keineswegs beleidigt hatte.

„Malfoy. Es…!“

„Spar es dir Potter!“, fauchte Malfoy zurück und verschwand in Richtung Schloss. Harry folgte ihm, langsam und nachdenklich.
 

~*~
 

Draco war gerade auf dem Weg zurück in die Kerker, als er fast mit Snape zusammenstieß.

„Entschuldigung, sir.“, murmelte Draco kurz und wollte weitergehen, als Snapes Stimme ihn innehalten ließ.

„Mister Malfoy? Ob sie vielleicht einen Moment Zeit hätten, da wäre etwas das ich noch mit Ihnen besprechen müsste.“, meinte Snape mit schmeichelnd weicher Stimme. Draco versteifte sich leicht. Was wollte Snape von ihm?

Schlagartig wurde ihm übel. Er hatte seinem Vater geschrieben, er würde Potter ausspionieren. Er hatte diesem Brief nicht wirklich ernst genommen, schon alleine weil dies zum größten Teil eine Ausrede gewesen war um zum ersten seinen Vater zufrieden zu stellen und dazu seine ‚Freunde’ loszuwerden. Sicherlich, er hatte Blaise losgeschickt und sich ein wenig Gedanken gemacht, aber er hatte nicht vorgehabt zu Snape zu gehen oder zumindest nicht so bald. Aber was hatte er erwartet? Wahrscheinlich hatte sein Hauslehrer Lucius auch darüber aufgeklärt, dass er Potter das Leben gerettet hatte und dieser hatte dann seine eigenen Schlüsse daraus gezogen, die denen von Blaise wahrscheinlich gar nicht so unähnlich waren.

Leicht unsicher folgte Draco seinem Lehrer in dessen Büro, welches nicht weit von ihnen entfernt war.

Draco hätte es nicht gewundert, wenn sein Lehrer ihn genau hier abgepasst hätte.

Snape öffnete die Tür mit einigen gemurmelten Worten und ließ sich schließlich auf den Sesseln hinter einem großen schwarzen Tisch fallen.

„Dein Vater hatte mir ab Anfang des Schuljahres mitgeteilt, das du zu mir kommen würdest, wegen… Sagen wir, einer wichtigen Angelegenheit. Er hielt dies für den sichereren Weg mit dir über mich zu kommunizieren, als die Eulenpost zu benutzen.“ Draco kannte den Grund. Lucius war zwar freigesprochen worden, aber es wurden noch genug von seinen Briefen geöffnet, auch wenn der Schutzzauber alles unlesbar machte, als das die Eulenpost zu gefährlich wäre vertrauliche Informationen zu verschicken.

„Aber vielleicht sollten wir ein wenig… privater sprechen?“ er lächelte kalt und Draco fühlte sich ein wenig ausgeliefert. Niemand würde seine Schreie hören können.

Nicht das er Snape das zutrauen würde, schließlich war er sein Pate…

Auf der anderen Seite war er… Draco fand keine Worte, aber Lucius hatte einen für seine Vorzüge, guten Paten gewählt. Dazu noch verfolgten sie die gleichen Ziele und Snape war nicht im Geringsten so dämlich wie andere Todesser.

Snape schwang seinen Zauberstab und murmelte einige Worte. Draco konnte zwar nicht genau sagen, was er sagte, aber er war sich sehr sicher, dass Snape den Raum gerade Schalldicht gemacht hatte.

„Dein Vater meinte, du hättest Potter ausspioniert. Er war anfangs nicht sehr … glücklich darüber dass du diesem arroganten Gryffindor das Leben gerettet hast. Du hattest Glück, dass dein Vater deine Intelligenz nicht anzweifelt und sich gleich gedacht hat, dass du wolltest, dass Potter dir sein Leben schuldet. Dennoch wäre es günstig, wenn du ihm etwas Wichtiges liefern könntest. Also, was hast du erfahren?“ Draco schluckt leicht. Er mochte Potter nicht, oh nein, ganz sicher nicht… aber die Abende, die er mit diesem verbracht hatte, das was er Potter gesagt hatte über die Slytherins, über sich, die leichten Streitereien, die aber nie heftig geworden sind…zumindest in der letzten Zeit nicht. Dazu fand er Potter alles andere als arrogant, er vertrat nur seine Sichtweise, aber wahrscheinlich wurde Snape immer noch, selbst nach ihren Tod von James Potter und Sirius Black, von seinen Erinnerungen verfolgt. Draco jedoch interessierten die verdrehten Denkweisen von Snape nicht, darum verschwendete er keinen weiteren Gedanken damit.

„Draco?“, rief Snapes Stimme ihn wieder in die Wirklichkeit.

„Äh… nein, sir, nichts.“ Er schluckte leicht, bewahrte aber dennoch Haltung. „Ungewöhnliches. Zumindest nichts, was nicht schon die Runde gemacht hat. Dass seine Freunde ihn verlassen haben, dass er ein wenig depressiv ist…!“ Snape zog eine Augenbraue hoch.

„Depressiv? Das ist mir neu.“ Draco biss sich auf die Zunge.

„Er versteckt es sehr gut, aber ich kenn ihn lange genug. Er heult sich wahrscheinlich jede noch in den Schlaf.“ Er versuchtes ein altes selbstgefälliges Grinsen aufzusetzen.

Es fiel ihm überraschend schwer.

Draco schluckte

Snape schaute ihn lange Zeit an und Draco befürchtete jeden Moment dass dieser ihn durchschaut hatte. Snape jedoch, senkte nach einer Weile seinen Kopf und blickte wieder hoch. Sein Blick hatte für einen Wimpernschlag einen verwunderten Ausdruck angenommen, doch ehe sich Draco dessen sicher war, war es auch schon wieder verschwunden.

„Nun gut. Das hier soll ich dir von deinem Vater übergeben, er fand es sicherer den Brief mir zu geben, als zu gefährden, dass er abgefangen wird.“ Er verzog sein Gesicht leicht. Es wirkte wie ein gequältes Lächeln.

Draco griff nach dem Brief und es fiel ihm schwer das Zittern in seiner Hand zu unterdrücken.

„Wissen Sie was drin steht, sir?“ Snapes runzelte die Stirn.

„Ich hoffe das soll ein Scherz sein.“
 

~*~
 

Harry schaute nachdenklich ins Feuer. Es war schon recht spät und sie waren gerade vom Abendessen wieder nach oben gekommen. Dean und Seamus saßen in der Nähe am Fenster und spielten Snape explodiert. Harry selbst hatte dazu kein Interesse gehabt, seine Gedanken waren immer noch bei Lupins Tod und Malfoys Worten.

Hatte Malfoy davon gewusst und sich im Stillen mit seinen Freunden darüber lustig gemacht, dass er Harry keine Ahnung gehabt hatte? Lupin. Harry dachte wehmütig an seinen Lehrer, den er kaum gekannt hatte, der aber nach Sirius die einzige Brücke zu seiner Vergangenheit war. Wut flammte in ihm auf, als er daran dachte. Wenn Malfoy wirklich etwas davon gewusst hatte, … er würde den Bastard umbringen.

Wieder hallten Malfos Worte in seinem Kopf wieder und seine Wut erlosch so plötzlich wie sie gekommen war.

War er wirklich so? Hatte er genau das getan, was andere immer mit ihm getan? Hatten die Slytherins wirklich keine große Wahl? Oder war dies alle nur eines von Malfoys grausamen Spielen?

Wenn er jedoch genau darüber nachdachte, hatte Malfoy sich nie wirklich die Mühe gemacht, sich so etwas auszudenken. Sicherlich, waren seine Versuche sich bei den Lehrern einzuschleimen und Harry dabei dran zu kriegen, alles andere als direkt gewesen, aber wirklich hinterhältig oder gefährlich war keiner gewesen. Teilweise fragte er sich wirklich ob Malfoy nur so einfallslos war um über ‚bessere’ Pläne auszuklügeln oder ob er einfach weniger Wert darauf legte. Was aber wäre wenn er einen Plan hätte, den er verfolgen musste? Oder vielleicht hatte er ein einziges Mal Harry gegenüber die Wahrheit gesagt, über die Lage in der sich wohl einige Slytherins befanden.

„Ich geh noch mal spazieren.“, rief er Dean und Seamus schnell, schnappte sich seinen Tarnumhang und verschwand aus dem Porträt, noch bevor die beiden reagieren konnten.
 

~*~
 

Draco wusste nicht genau, warum er wieder hierher gekommen war. Wartete er wirklich darauf, dass Potter kommen würde? Und wenn… warum?

Gedankenverloren strich seine Hand über das Stück Pergament in seiner Robe. Er hatte so etwas oder zumindest etwas Ähnliches erwartet. Dabei hatte er den Dienst mit Potter nicht wirklich ernst gemeint, zumindest nicht so, dass er… Wahrscheinlich hatte er zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht darüber nachgedacht, dass der dunkle Lord oder vielleicht sogar Lucius auf die Idee kommen könnten, dass er für ihre Zwecke nützlich wäre. Er war der Einzige in den Reihen der Todesserkindern, der auch nur annähernd an Potter ran kam. Wenn nicht auf freundschaftlicher Basis, dann aber sehr wohl auf feindlicher; ohne dass irgendjemand zu viele Fragen stellen würde. Auf jeden Fall bemerkte ihn Potter und nahm ihn, wenn wohl ungewollt, ernst. Doch nun… dieses Pergament in den Händen zu halten. Sein Vater hatte ihm gesagt, er sollte möglichst keine Briefe zu ihm schicken, nur wenn es nötig wäre und sie würden sich zu Halloween im verbotenen Wald treffen, dort wären keine Antiapperierungsschilde aufgestellt worden.

Er wusste nicht, was er machen sollte. Das erste Mal, dass er nicht einmal den Hauch einer Idee hatte. Selbst Blaise hätte ihm nicht helfen können, nicht einmal, wenn Draco ihm von dem Brief erzählt hätte. Der Schwarzhaarige wollte mit Voldemort nichts zu tun haben; wollte Draco es denn?

„Malfoy?“, fragte eine Stimme von der Tür aus. Es war kein Kunststück für den Blonden gewesen zu wissen, dass Potter kommen würde. Er war ein Gryffindor, sagte man ihnen ihre Fehler und zeigte man ihnen, das sie jemand anderen falsch behandelt hatten, so mussten sie losgehen und sich entschuldig. Es schien ihre Natur zu sein. Dennoch überkamen Draco plötzlich heftige Zweifel. Er wusste, dass Potter ihn noch nicht gesehen hatte. Er könnte noch alles abbrechen und sich von dem Gryffindor fernhalten. Er könnte sagen, Potter wolle nichts mit ihm zu tun habe, er könnte nichts machen, es ginge nicht. Er könnte…

„Potter, was führt dich in die Nähe des Bösen? Sorry, wenn ich dich enttäusche, aber ich habe keine Prinzessin die der edle Gryffindor retten könnte, also verschwinde!“, schnappte Draco wütend über sich selbst.

Es schien, als würde Potter wie aus dem Nichts auftauchen. Er schien es eilig zu haben seine Robe zu sortieren und Draco schaute ihn misstrauisch an.

Schließlich schien er zufrieden und blickte scheinbar ziemlich unsicher zu Draco, welcher schon wieder nach seinen Zigaretten fingerte. Er musste bald wieder zu Fletchley, sein Vorrat ging zur Neige.

„Malfoy, ich… Gott, das ich das jemals machen würde,“, grummelte er zwischen den Sätzen. „Ich wollte sagen… es war nicht fair, was ich zu dir auf dem Quidditchfeld gesagt habe.“
 

~*~
 

„…Es war nicht fair, was ich zu dir auf dem Quidditchfeld gesagt habe.“ Er hatte sich gerade bei Draco Malfoy, von allen Menschen auf der Welt, entschuldigt. Dem Sohn eines Todessers, einem Slytherin, einfach…Draco Malfoy!

Und das ohne einen wirklichen Grund. Schließlich hatte dieser ihm ganz andere Sachen an den Kopf geworfen und diese waren noch gar nicht so lange her und… Er hatte wieder aus einem Instinkt gehandelt, der ihn schon oft genug in Schwierigkeiten gebracht hatte. Wann würde er es endlich lernen?

Selbst Malfoy schien sprachlos zu sein und es dauerte bis sich der Blond wieder zu fassen schien.
 

~*~
 

„Potter, ich hab dich immer schon für einen Trottel gehalten. Ich denke ich hab meine Meinung geändert; du bist ein vollkommener, erbärmlicher, gryffindorischer Vollidiot.“

„Ich frage mich, ob ich das jetzt als Beleidigung auffassen soll, oder nicht. Schließlich ist das deine Ansicht von eigentlich alles Gryffindors.“, seine Stimme war nicht erbost, sie war sogar freundlich, man könnte fast meinen versöhnlich und Draco fühlte sich ein wenig hilflos. Hätte Potter nicht eigentlich anders reagieren sollen? Hätte er nicht versuchen sollen Draco zu verhexen oder verfluchen, was auch immer am besten war? Nein, stattdessen riss er Flachwitze und es schien ihm wirklich irgendwie unangenehm zu sein.

Draco fühlte sich noch schlechter.

„Sag mal, hat dir irgendjemand was ins Abendessen getan? Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber… hast du dir schon mal überlegt, was ich über dich und deine, “, er zögerte einen Moment. „… Freunde, gesagt habe? Wie oft ich dich hintergangen bin und dich in Schwierigkeiten gebracht habe? Oder hast du das bei deiner ganze Güte einfach vergessen?“, schnappte Draco fast schon aufgebracht. Es war eigentlich nicht seine Art, so was zu einem Gryffindor, geschweige denn zu Harry Potter, zu sagen, war dies doch ganz gegen seinen Plan. Er musste wissen, welche Schwächen der Gryffindor hatte und das würde er wohl am leichtesten schaffen, wenn Potter ihm zumindest ein wenig vertraute. Aber nein, er sagte dem Trottel, er solle doch noch mal darüber nachdenken ob er Draco überhaupt nahe kommen wollte.

So … So gut konnte man doch nicht sein, oder?

„Was denkst du? Natürlich nicht. Ich bin nur der … nun ja, schon vergessen? Gryffindor. Vergiss einfach alles was ich gesagt habe und wir machen da weiter, wo wir vor zwei Wochen aufgehört haben, beim Streiten sich gegenseitig Verfluchen und dabei Hauspunkte zu verlieren.“, erwiderte Potter nun auch hitzig und Draco bereute seine Antwort. Es war nicht so, dass es ihm Leid tat, es… passte nur einfach gut in seinen Plan. Überleben Draco. Egal auf welche Art und Weise und das möglichst unbeschadet.

Er war ein Slytherin, er würde auch wie einer handeln.

Potter hatte sich schon umgedreht und war dabei die Tür zu öffnen, tat Draco etwas was nicht wirklich Slytherin mäßig war, oder?

„Potter. Warte.“, schnarrte er und der Schwarzhaarige drehte sich zu ihm um. Durch den Mond sah Draco, das sein Gesicht leicht erhitzt war, seine Augen funkelten wütend. „Ich… Verdammt, was hast du erwartet? Slytherin, schon vergessen?“

Der Gryffindor seufzte, blieb aber stehen und Draco kam es so vor, als würden er ein Lächeln unterdrücken müssen.

„Slytherin. Klar.“
 

~*~
 

Es wurde eine lange Nacht und Draco lernte etwas, wovon er gedacht hatte, dass es unmöglich wäre. Mit Harry Potter, dem Jungen der lebte, konnte man sich gut unterhalten. Er war zwar immer noch ein Gryffindor und hatte andere Ansichten, aber das machte keinen Unterschied und wenn Draco es genau bedachte, so waren ihre Ansichten auch nicht ganz unterschiedlich.

Sie vermieden beide Themen wie Todesser, Dracos Vater, Voldemort und die ganze Situation um den Krieg insgesamt, nicht wenn all das zwischen ihnen stand. Sie hielten sich lieber auf mehr oder weniger ungefährlichem Gebieten auf.

Quidditch zum Beispiel, was zwar auch nicht ungefährlich war, aber dennoch besser als ihre Ansichten von Gut und Böse. Sie redeten nicht über die Spiele Slytherin gegen Gryffindor, es war eines dieser Tabuthemen, welches keiner von beiden anschneiden wollte. Der Frieden zwischen ihnen war zu dünn und konnte zu leicht zerbrechen. Dennoch diskutieren sie über die besten Spielstrategien von den Tornados, den Chudley Canons, die Draco schon wegen ihrer Farbe nicht ausstehen konnte und auch die letzte Weltmeisterschaft. Irgendwie kamen sie dann darauf, dass Slytherins erstes Spiel gegen Ravenclaw ging.

„Ich denke du solltest die Ravenclaws nicht unterschätzen. Der neue Sucher kommt zwar nicht ganz an Chos Fähigkeiten heran, aber ich hab gehört die Jäger sollen ziemlich stark sein.“

„Cho Chang meinst du? Die Freundin von Diggory? Warst du nicht mit der zusammen?“, erwiderte Draco halb schnippisch, halb neugierig und er brauchte Potters Gesicht nicht zu sehen um zu wissen, das dieser rot wurde.

„Es glich eher einem Desaster als einem Date. Sie war am weinen, wegen Cedric und…“ Er hielt inne und Draco merkte, dass er unbewusst einen Wundenpunkt getroffen hatte. Potter hielt kurz inne fuhr dann aber fort. „Sie hatte scheinbar nur jemanden zum ausheulen gesucht.“ Er grinste kurz. „Kennst du Madam Puddifoot’s?“, fragte Potter glucksend.

„Sie hat dich nicht wirklich dahin geschleift, oder?“, lachte Draco. „Ich weiß noch das Pansy dahin wollte, zum Glück hatte ich zu der Zeit… sagen wir andere Dinge zu erledigen.“ Er verschwieg, dass er damals dabei war, Weasley und Granger zu ärgern. „Wie sieht’s da drin überhaupt aus?“

„Also, als wir da waren… Alles rosa und Valentinsmäßig geschmückt… Wir haben uns die ganze Zeit angeschwiegen während hinter uns ein Pärchen sich geküsst hatte.“

„Dein erstes Date und eine volle Pleite.“, meinte er trocken „So was scheint auch nur dir zu passieren. Wenn ich mich an den Weihnachtsball erinnere… Selbst Weasley hat sich besser gemacht. Mit dem Tanzen und so.“

„Ron hat gar nicht getanzt.“, erwiderte Potter trocken. Draco schaute ihn spöttisch an.

„Deswegen ja.“

„Und du hast mehr Glück, oder wie?“, fauchte Potter getroffen zurück.

„Sicher.“

Potter setzte gerade zu einer Antwort an, heraus kam allerdings nur ein lang gezogenes Gähnen.

„Shit, wie spät ist es?“, fragte er und blinzelte leicht verschlafen. Auch Draco war müde, wie er erst jetzt bemerkte. Es war seltsam. Er hatte wahrscheinlich einen seiner besten Abende mit Harry Potter verbracht.

Draco bevorzugte es nicht weiter darüber nachzudenken. Dafür war später noch Zeit; wenn überhaupt.

Er sah zu wie Potter seinen Zauberstab herausholte und einen Tempus, sprach. Kurz nach ein Uhr morgens.
 

~*~
 

Sie hatten sich kurz darauf in Richtung ihrer Häuser begeben. Draco war immer hob nur die Hand zum Gruß und Potter tat es ihm gleich.

Es brauchte keine Worte. Wahrscheinlich gab es dafür auch keine, sinnierte Draco gedanklich, sie verstanden sich so.

Es war eine seltsame Vertrautheit zwischen ihnen entstanden, ohne das Draco es wirklich gemerkt hatte. Die Rettung vor dem Wolf, Potters Zusammenbruch, die abendlichen Treffen und nun Das.

Draco hatte es verdammt noch mal nicht bemerkt und es kam ihm vor, als wäre dies nur der Anfang, von etwas mit dem er lieber nicht in Berührung kommen wollte.

Er betrat die Türen zu seinem Zimmer wie im Traum. Erst als sich seine Zimmertür schloss und das leise atmen von Blaise in der Dunkelheit hören konnte, realisierte er, dass er angekommen war.

Ohne sich auszuziehen, Zähne zu putzen oder seinen sonstigen Gewohnheiten nachzugehen ließ er sich aufs Bett fallen und war sofort eingeschlafen.
 

~*~
 

„Harry. Wo warst du?“, grummelte Deans Stimme, als Harry die Tür aufmachte und sich schnell auszog.

„Du würdest es mir eh nicht glauben. Schlaf weiter Dean.“

„Gut…!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kachina
2006-12-08T20:30:16+00:00 08.12.2006 21:30
Noch ein schönes Pitelchen...
am besten fand ich das Ende... mit Draco und Harry wie sie sich so einfach unterhalten konnten, asl wären sie schon immer freunde...
bin gespannt wie es weiter geht...
*schnellzumnächstenflitz*

greets
Pyro


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