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Schlangengift I - Der schmale Pfad

Harry x Draco
von

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Lebensschuld

Lebensschuld
 

"...Du hast Voldemort einen Gehilfen geschickt, der in deiner Schuld steht...wenn ein Zauberer das Leben eines anderen Zauberers rettet, entsteht ein gewisses Band zwischen ihnen... und ich müsste mich schwer irren, wenn Voldemort einen Knecht will, der in Harry Potters Schuld steht."

Albus Dumbledore "Der Gefangene aus Askaban"
 

Verteidigung gegen die dunklen Künste war relativ einfach. Harry selbst, der schon immer recht gut in diesem Fach war, hatte wenige Probleme, die vorgegebenen Abwehrzauber aufzusagen. Auch für Mitglieder der frühere DA schien es leichter zu sein. Talin ging in den normalen Unterrichtsstunden, welche auch für die zugänglich waren, welche es nicht in die UTZ Klassen geschafft hatten, ebenfalls auf das Abwehren von schwarzmagischen Flüchen ein. Es schien, als hätte Dumbledore dieses Mal darauf geachtet, dass die Lehrer auch etwas von ihrem Fach verstanden.

Als endlich die letzte Stunde zu Ende war und Harry, gefolgt von Dean und Seamus, zum Gryffindorturm ging, war es schon zehn nach sechs Uhr. Er müsste sich also beeilen, wenn er vor der Strafarbeit noch etwas essen wollte.

"Wandlung!", meinte Harry leichthin, als sie vor dem Bild der Fetten Dame standen.

"Schön wäre es...!", grummelte diese nur und das Portrait schwang auf. Mit schnellen Schritten durchquerten die drei Jungen den Gemeinschaftsraum und liefen die Treppe in Richtung Jungenschlafsaal hinauf. Neville, der dabei war ein Buch zu lesen, schaute nicht einmal auf, als er sie grüßte.

"Was müsst ihr denn machen?", fragte Dean Harry, als dieser sich gerade seine Robe über den Kopf zog.

"Hm? Hab ich das noch nicht erzählt? Wir müssen ein Kraut sammeln... Laudnum? Laudanum?... Laudum?? Keine Ahnung, irgendwie so... Ich weiß jedenfalls, wie es aussieht, ich denke das reicht." Er schmiss seine Robe über den Bettpfosten, griff nach einem Pullover und zog ihn sich über. Es war einer der Weasley Pullis, wie er feststellte. Ein leichtes Gefühl von Bedauern keimte ihn ihm auf, doch er drängte es zurück.

"Neville, kommst du?" Der Junge schaute von seinem Buch auf, welches er schon den ganzen Tag mit sich herum trug.

"Hm? Was?"

"Abendessen!", erinnerte Seamus den Jungen mit einem leichten Grinsen.

"Ah, klar, wartet, ich komme gleich." Er steckte das Buch unter sein Kopfkissen und stand dann ebenfalls auf um mit den anderen Jungen gemeinsam zur großen Halle zu gehen.

"Das Buch über giftige Pflanzen Europas ist wirklich interessant! Was da alles alles drin steht. Wisst ihr, manche Pflanzen sind an sich gar nicht giftig, sondern entfalten ihre gefährliche Wirkung nur unter bestimmten Umständen. Da wäre zum Beispiel die Kuzinrame, eine kleine, recht unscheinbare Pflanze, die man früher für ziemlich heftige Gifte benutz hatte. Sie wirkt nur tödlich, wenn sie in einem Kupferkessel zubereitet wird dann gibt sie giftige Dämpfe von sich. Aber ist nicht wirklich schlimm, denn solche Kessel gibt es eigentlich schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Aber diese Pflanze ist ja noch gar nichts, es gibt da auch eine, die...!"

Harry schaltete ab. Er hatte Besseres zu tun, als sich mit Neville über Pflanzen zu unterhalten, die er in - er blickte kurz auf seine Uhr - 20 Minuten um sich haben würde.

Sein Essen schaufelte er schnell runter und beeilte sich dann zu Professor Sanktus Büro zu kommen. Malfoy stand schon vor diesem und sah ihn herblassend an, sagte aber nichts.

"So, hier!" der Professor drückte beiden einen metallenen Kessel in die Hand. "Ich erwarte, dass beide Kessel gefüllt sind." Er zog etwas aus seiner Manteltasche "Dies ist die Pflanze. Merkt euch gut, wie sie aussieht!" Er steckte sie wieder ein und Harry griff nach seinem Kessel und verließ dicht gefolgt von Draco das Zimmer.

Sie verließen gerade das Schlossportal, als sich die Wolken, verschwanden und die Sicht auf den Mond frei wurde. Ein leichtes Frösteln überkam ihn, als er an seine letzte Vollmondnacht im Verbotenen Wald nachdachte.

"Na, Potter? Schlottern dir die Knie?", zischte er gehässig.

"Hättest du wohl gerne.", knurrte Harry zurück. Wie hätte er nur denken können, dass der Slytherin einmal auf seine bissigen Kommentare verzichten würde.

Langsam bahnten sie sich den Weg durch das kniehohe, nasse Gras und Harry wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass er einmal auf Hermine gehört hätte und im Gryffindorturm geblieben wäre. Seine Robe war schon durchnässt und an seine Schuhe wollte der Junge gar nicht erst denken.

Nach kurzer Zeit hatten sie den Wald erreicht und Harry war froh, als Draco stillschweigen zu suchen begann und ihm keine Beachtung mehr schenkte.

Am Rande des Waldes schaute er sich um, konnte aber nichts, was auch nur im entferntesten an das Kraut erinnerte, ausmachen. Seufzend schritt er tiefer in den Wald hinein und bemerkte dabei, dass Draco ihm folgte.

Sich immer wieder umschauend, lief Harry weiter, doch von dem Kraut war nichts zu finden.

Seine Schritte wurden langsamer, bis er schließlich stehen blieb und sich umschaute. Überall waren riesige Wurzeln von uralten Bäumen, Moos wuchs an ihren Stämmen dick wie Teppich. Über ihnen wuchsen nur wenige der, zu dieser Jahreszeit eher spärlich bewachsenen Äste und gaben so dem Mondlicht Platz um sanft auf die Lichtung zu strahlen, auf der sich die beiden Jungen nun befanden.

"Warum bleibst du stehen, Potter? Angst?" Harry drehte sich nicht zu ihm um, sondern sah aufmerksam vor sich. Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf seinem Armen und ein Schauer stahl sich seinen Rücken hinunter, als er das blasse Mondlicht auf seiner Hand sah.

"Wir sind schon viel zu tief im Wald, findest du nicht?", fragte er mit leicht zitternder Stimme.

"Worauf willst du hinaus?", entgegnete Draco schnarrend und ging einige Schritt, sich umsehend weiter.

"Sollte das Kraut nicht am Waldrand wachsen? Warum finden wir es nicht?"

"Potter, sag was du zu sagen hast oder halt die Klappe. Ich hab keine Lust auf Rätsel raten." Draco schien aggressiv und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während er den Gryffindor musterte.

"Verstehst du nicht? Wird sind schon viel zu tief drin und haben nichts gefunden. Kommt dir das nicht seltsam vor? Was...!", er blickte sich nach dem Slytherin um, konnte ihn jedoch nicht finden. Eine seltsame Angst überkam ihn. Der Wald um ihn war sonderbar still, nicht mal Wind strich durch die schon leicht welken Blätter und auch wenn Malfoy keine angenehme Gesellschaft war, so war er, inmitten einem Wald, indem sich was weiß nicht wie viele Monster aufhalten (von Riesenpinnen, Zentauren und Riesen mal abgesehen), zumindest eine Gesellschaft.

Schnell drehte er sich um und ging mit nervösem Schritt in die Richtung, aus der er den Blonden zuletzt gehört hatte.

Er war noch keine drei Schritte von der Lichtung weg, als eine Hand hervorschnellte und sich um seinen Mund legte.

"HMM....!" Harry riss seine Augen auf und schlug panisch um sich, als er Gelächter hörte.

"Mensch Potter, du...!" Die Worte des Slytherins gingen in einem lang gezogenen Jaulen unter.

"Was zum Teufel...!", hauchte Draco panisch, doch Harry bedeutete ihm mit einer schnellen Handbewegung zu schweigen.

"Sei still, los komm." Leise schlich er los, in die Richtung aus der sie gekommen waren, doch weit kamen sie nicht. Ein leises Knacken ertönte hinter ihnen und beide Jungen fuhren erschrocken herum.

Hinter ihnen war nichts, auch wenn Draco schwören könnte, dass er einen Schatten gesehen hatte. Krampfhaft ballte er seine Hand zur Faust um das leichte Zittern zu unterdrücken.

Er hatte vor keine Schwäche zu zeigen.

"Los, komm weiter!", drängte ihn Harry und Draco folgte. Er hatte zu viel Angst um gegen die herrischen Worte des Gryffindors zu protestieren, außerdem war sich Draco sicher, das Potter sich weit besser im verbotenen Wald auskannte, als er eigentlich sollte.

Krachend stürzten sie durch das Unterholz, während hinter ihnen wieder ein Heulen ertönte.

Draco, welcher von Harry mitgezerrt wurde, achtete nicht weiter auf den Weg, welcher vor ihm lag und in einem ungeschickten Augenblick stolperte er über eine der großen Baumwurzeln und viel der Länge nach hin.

"Los, steht auf, mach schon!", drängte Harry und der Slytherin kam schnell wieder auf die Beine. Draco schaute sich gehetzt um und drehte sich dann wieder zu dem Schwarzhaarigen.

"Wo zum Teufel sind wir hier, Potter? Und was war... ist das?", fragte er und spürte wie sein Herz in der Brust fast schon schmerzhaft schlug. Auch sein Atem ging rasselnd und seine Lungen brannten. Potter schien es ähnlich zu gehen, stellte er mit einem Anflug von Genugtuung fest.

"Im verbotenem Wald?", erwiderte Harry genervt. Angestrengt schaute er sich um, in der Hoffnung irgendwo einen Hinweis darauf zu finden, wie sie hier wieder herausfanden.

"Sehr komisch!", knurrte der Blonde zurück und rang um seine Beherrschung. Er war nie besonders heldenhaft gewesen, sicher nicht und auf viele mochte er wie ein Feigling wirken. Draco selbst hielt sich jedoch einfach nur für vorsichtig... "Sag nicht, wir- du hast dich auf der Flucht vor diesem... Ding, auch noch verlaufen. Ganz klasse, typisch, so was von typisch!"

"Pass mal auf, du kleines, widerliches ...," Harry drehte sich langsam wieder zu ihm um und wollte fortfahren, als er etwas hinter dem Blonden im Schatten einiger Büsche sah "Malfoy, hinter dir!" Draco hörte die Stimme des Gryffindors und sah, wie sich dessen Augen weiteten, doch noch bevor er reagieren konnte, schlug ihn etwas zu Boden und nagelte ihn dort fest. Fast schon spürte er die langen Fänge des Untieren in seinem Nacken, als ein Schrei durch den Wald hallte, gefolgt von einem rötlichen Blitz.
 

"Furnunculus!" Im Nachhinein hätte Harry sich in den Hintern beißen können, doch für den Moment schien es den riesigen grauen Wolf abzulenken und fiepend ließ dieser von dem Slytherin ab.

Harry rannte zu dem am Boden liegenden Jungen und zerrte ihn auf die Beine und rannte dann in wilder Eile weiter. Er wusste nicht, ob das Tier noch hinter ihnen war, ob es aufgegeben hatte oder immer noch nach seiner Beute, ihnen, gierte.

Der Wald wurde nach kurzer Zeit wieder dichter und Äste schlugen den beiden Jungen ins Gesicht, dann plötzlich lichtete sich der Wald. Abrupt blieb Harry stehen und schaute sich um. Sie waren keine 20 Meter vom See entfernt und auch zum Schloss würden sie keine fünf Minuten brauchen.

Ein erneutes Jaulen ließ ihn zusammenfahren und weiterlaufen. Dass er immer noch die Hand des Slytherins mit seiner umklammerte nahm er nicht bewusst war. immer noch umklammerte er die Hand des Slytherins mit seiner. Keuchend kamen sie am Schlosstor an und schlüpften durch die große Tür, welche sich hinter ihnen verriegelte. Kurz standen sie mit dem Rücken gegen das Tor gelehnt, atmeten schwer, versuchten das eben Geschehene zu realisieren.

"Potter... Du kannst mich wieder loslassen.", schnaufte Draco außer Atem und blickte den ebenso schwer atmenden Gryffindor an. Dieser ließ die Hand des Blonden los, als hätte er sich verbrannt.

"Wir sollten das lieber niemanden sagen...", meinte Harry, nachdem sich sein Atem wieder erholt hatte. Draco nickte zustimmend. Er hielt es auch nicht für nötig, schließlich war es mehr oder weniger `normal´ von irgendwas wildem angegriffen zu werden, dabei fast draufzugehen und mit seinem Erzfeind `Händchen zu halten´.

Er schnaubte missbilligend.

"Was erzählen wir Sanktus?"

"Wohl kaum die Wahrheit... `Entschuldigen sie, wir haben ihre verdammten Pflanzen nicht gefunden, wurden stattdessen aber fast gefressen´ Du hast nen Knall." Der Blonde fuhr sich genervt durch die Haare.

"Wie wäre es, wenn wir ihm erzählen, wir hätten Stunden lang gesucht, nichts gefunden und schlussendlich aufgegeben." So einfach diese Antwort auch war...

"War klar, dass du eine Ausrede mit so wenig Raffinesse entwickelst..." Draco verdrehte die Augen und schritt den Gang entlang. Insgeheim hatte er nichts gegen diese Möglichkeit, schon alleine deswegen, weil ihm selber auch nichts Besseres eingefallen wäre, aber das musste man dem Gryffindor ja nicht unbedingt auf die Nase binden.

"Wo willst du hin?" Harry war verwirrt. Die ganze Situation war seltsam. Noch am selben Tag hatte der Blonde ihn bis aufs Blut gereizt und Harry hätte nichts lieber getan als ihn in die nächste Woche zu hexen und nun ... nun sprachen sie schon fast normal miteinander.

Der Slytherin war stehen geblieben und schaute Harry über die Schulter hinweg an.

"Ich gehe ins Bett. Solltest du übrigens auch machen, vielleicht siehst du dann morgens ein wenig besser aus. Soll ja Leute geben, denen Schönheitsschlaf geholfen hat, auch wenn du dafür wahrscheinlich hundert Jahre schlafen müsstest." Mit diesen Worten schritt er ohne noch einmal zurückzuschauen weiter.

Kopfschüttelnd tat Harry es dem Slytherin gleich und machte sich auf den Weg zum Gryffindorturm, in der Hoffnung weder Filch noch einem Lehrer über den Weg zu laufen.
 

~*~
 

Draco ging selbstsicher die Flure und Gänge zum Kerker entlang, so als wäre es sein gutes Recht zu dieser späten Stunde unterwegs zu sein.

In gewisser Weise war es das wohl auch, immerhin war er Vertrauensschüler. Die Tatsache, dass selbst diese um diese Zeit nicht mehr auf den Fluren sein duften, ignorierte er.

Um diese Uhrzeit war der Gemeinschaftsraum leer und dunkel, nur noch das Feuer des Kamins spendete ein wenig Licht. Wie ein Schatten lief Draco weiter zu der Tür des Zimmers das er sich mit Blaise teilte.

"Seelenleben!", flüsterte er kaum hörbar und mit einem leisen `Klick´ schwang die Tür auf.

Der Blonde trat ein, schloss dir Tür hinter sich und lehnte sich schwer atmend gegen sie.

Sein Herz raste und er fühlte sich wie betäubt. Der Gryffindor schien keine Ahnung zu haben. Rein gar keine.

"Wo warst du?", flüsterte eine leise Stimme in das ebenfalls nur von Feuer des Kamins beleuchtete Zimmer.

"Strafarbeit?", fragte Draco ebenso leise zurück. Er hatte keine große Lust sich ausgerechnet jetzt mit Blaise zu unterhalten.

"Gut." Der Junge schien verstanden zu haben und eine leichte Welle der Dankbarkeit durchflutete Draco. Leise zog er sich aus, nicht in der Absicht heute Nacht noch einmal das Badezimmer zu benutzen. Er wollte einfach nur ins Bett. Nachdenken, schlafen, falls dies möglich war.

Nachdem er unter die weiche Bettdecke geschlüpft war, die Vorhänge seines Himmelbettes zugezogen hatte, breitete sich eine grausame Stille aus. Nicht nur im Raum, indem immer noch das leise Knacken der brennenden Scheite zu hören war, sondern viel mehr in Dracos Innerem.

Was sollte er jetzt tun?

Potter schien überhaupt nicht aufgefallen zu sein, was er getan hatte. Typisch Gryffindor, dachte Draco grimmig. Immer erst handeln und dann über die Konsequenzen nachdenken.

Wie sollte er sich nun verhalten? Denn auch, wenn der Schwarzhaarige sich seiner unverhofften Macht über den Blonden nicht im Geringsten bewusst war, so wusste doch Draco um sie.

Was sollte er nur machen?

Es war das erste Mal, das Draco, in seinem Maße möglich, verzweifelt war, denn es gab Dinge, die musste man begleichen. Dinge, der Verantwortung wegen, wenn man Fehler machte.

Dinge aus Ehre, wie Spielschulden zurückzahlen... Doch wie sollte er diese `Schuld´ zurückzahlen? Wie zahlte man eine Lebensschuld zurück, wenn man doch im Begriff war alles zu tun um den vermeintlichen Retter zu töten?

Wie schnell der Tag kommen sollte, an dem er sich entscheiden musste, wusste Draco nicht. Wie schnell er sich zwischen dem, was man ihm anerzogen hatte und dem was ihm sein Gewissen riet entscheiden musste.

Wie schnell er sich entscheiden müsste ob er mit allem brechen würde um zu versuchen etwas Neues zu beginnen und seine Schulden vielleicht abzubezahlen.
 

~*~
 

Der nächste Tag begann so gut wie jeder andere. Harry sprach noch immer kein Wort mehr mit Ron und Hermine, hielt sich stattdessen lieber in der Gegenwart von Seamus und Dean auf. Vielleicht tat er es mit Absicht, vielleicht auch eher aus reinem Selbstschutz.

Er wollte nichts mehr mit all dem zu tun haben. Er wollte nicht mehr für jeden der Held sein. Er wollte nicht mehr mit der Gewissheit leben ein Mörder zu werden und oder wahrscheinlich selbst zu sterben.

Seufzend rückte er in eine gemütlichere Position, verschränkte die Arme über der Tischplatte und bettete seinen Kopf darauf. Er fühlte sich müde und ausgelaugt, dazu hatte er gestern noch eine Weile nachgedacht, seinen Gedanken nachgehangen. Es war alles schon sehr seltsam. Er hatte gestern mit Draco Malfoy eine Strafarbeit im verbotenem Wald gehabt, musste gemeinsam mit diesem um sein Leben rennen (Dinge, die er sonst nur mit Ron und Hermine, seinen `Freunden´ gemacht hatte) und - was das Absurdeste war - sie hatten sich sogar einigermaßen normal unterhalten.

Er warf einen kurzen, recht schläfrigen Blick zu dem Slytherin, welcher schräg vor ihm saß und scheinbar ein paar Notizen machte.

Binns spulte wie jedes Jahr sein Programm herunter und interessierte sich scheinbar herzlich wenig dafür, dass ihm gerade mal zwei oder drei Schüler folgten.

Seine Gedanken wanderten wieder zu dem Slytherin und der gestrigen Situation. Dieser hatte ihn heute noch kein einziges Mal beleidigt und auch wenn es gerade die erste Stunde war und der Tag noch recht jung so war dies doch ein großer Schritt in Richtung Frieden, so zumindest Harrys Meinung. Ihm konnte es nur recht sein, denn im Moment wollte er keine weiteren Probleme. Denn von diesen gab es schon genug.

Da er sich nun endlich wieder in der Zaubererwelt befand, bekam er auch einiges von den neuen Geschehen mit. Wie er erfahren hatte, gab es einen neuen Zaubererminister und es schienen immer wieder neue Todesser festgenommen zu werden. Scheinbar bekam das Ministerium doch noch kalte Füße und musste Handeln, nachdem Voldemort bei ihnen aufgetaucht war. Zu sagen, Harry war mit der Situation zufrieden wäre so, als würde man sagen, die Passagiere der Titanic waren ein wenig ungehalten über den Untergang des Schiffes gewesen. Denn, wie er von Seamus schon erfahren hatte, war Lucius, wie auch immer, freigesprochen worden war. Er war auf freiem Fuß. Zwar hatte er all seine Stellungen im Ministerium und Anderweitige aufgeben müssen, dennoch war er frei. Dabei war er doch dabei gewesen, er war gesehen worden.

Kopfschüttelnd öffnete Harry die Augen, verdrängte die Bilder aus seinem Kopf, die immer wieder, in unachtsamen Momenten in seinem Inneren aufloderten. Das Ministerium, die Abteilung, der Schleier, alles... Er wollte nicht mehr, er wollte keine Menschen mehr verlieren, er wollte nicht sehen wie sie alle starben...

"Harry, Mensch schläfst du wieder?" Dean und Seamus standen neben ihm. "Es hat geklingelt, komm wir müssen zur nächsten Stunde. Zaubertränke!" Seamus spie die Worte regelrecht aus.
 

~*~
 

Es war eine Grausamkeit. Snape hatte die Schüler wieder in Gruppen eingeteilt und schien eine grausame Freude daran zu finden ihn wie immer mit Malfoy zusammen zustecken. Als würden die UTZ Stunden nicht schon reichen.

Grummelnd schaute er dem Trank zu, welcher fröhlich vor sich hinblubberte, während Malfoy noch einige Stachelscheinstacheln hinzufüge.

Der Slytherin war diese Stunde auffallend zurückhaltend, kein schlechtes Wort - zumindest Harry gegenüber - war gefallen. Ein wenig irritiert war der Gryffindor schon von dem Verhalten. Es war sonst nicht die Art des Blonden. Nicht mal nach so einer Nacht wie gestern.

Auch Snape schien die Veränderung aufgefallen zu sein, denn er zog Harry Punkte ab, wo er nur konnte. Dafür, dass dessen Feder verknickt war, dafür, dass sein Hemd aus der Hose schaute oder auch dafür, dass die Haare des Gryffindors noch schlimmer aussahen, als sonst.

"5 Punkte Anzug für Gryffindor. Passen sie gefälligst auf Potter. Nur weil sie es - auf welchen Wegen auch immer - in meine UTZ Klasse geschafft haben, berechtigt es sie noch lange nicht, in meinem Unterricht zu träumen.", fuhr er den Schwarzhaarigen an und noch ehe Harry reagieren konnte war er auch schon weitergerauscht um Neville zu kretisieren. Harry empfand Mitleid mit dem Jungen und er war sich sicher, dass Neville wesentlich besser sein würde, wenn Snape ihn nicht ständig runtermachen würde.

Seufzend wandte er sich wieder seinem Besenkraut zu und begann es zu schälen.
 

~*~
 

Draco betrachtete stolz sein Werk. Wenn es eines gab, worauf er stolz war, dann die Zaubertrankbrauerei.

Auch wenn alle immer dachten, er würde die guten Noten nur wegen seinem Vater oder Severus bekommen.

Sicherlich, Severus half ihm hin und wieder und wenn er sich an die grausamen, nie endenden Stunden Nachhilfe von seinem Vater erinnerte, wurde ihm heute nach schlecht. Und dass er extra Punkte zugesprochen kam und der Lieblingsschüler von Snape war, war auch kein Geheimnis. Dennoch konnte er von sich behaupten, dass er dies nur war, weil er auch etwas dafür tat. Ganz anders, als so manch ein Gryffindor. Er war einen schnellen Blick zu seinem Partner, dem Helden der Zaubererwelt.

Draco fühlte sich unwohl bei dem Gedanken an dem Jungen. Er wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte. Es war nicht so, als wäre er dem Gryffindor dankbar, aber... Wie verhält man sich jemanden gegenüber, der einem das Leben gerettet hatte, aber im Grunde genommen ein Feind ist, den es zu bekämpfen galt.

Aber sah er Potter wirklich als Feind an?
 

Vorsichtig fügte Draco das eben von Harry geschälte Besenkraut hinzu, achtete dabei darauf die richtige Menge hinzuzufügen. Mit Genugtuung beobachtete er wie sich der Trank leicht grünlich färbte. Genauso, wie es im Buch beschrieben war.
 

War es nicht einfach so, dass sie sich immer bekämpft hatten und es irgendwann zu einer Art.. Gewohnheit geworden war? Etwas, was lediglich alltäglich war? So etwas wie eine lästige Angewohnheit? Lag es daran, dass er dessen Freunde nicht ausstehen konnte? Dass Potter ein Schlammblutliebhaber, Muggelfreund und Dumbledores Liebling war? Oder daran, dass sein Vater ihm immer wieder eingebläut hatte, dass dieser Junge ein Feind war, sein Feind, weil er der Feind des dunklen Lord war und dass er besser sein musste als Potter?
 

Noch drei Mal rührte Draco den Trank um. Zweimal links, einmal rechts. Es gab ein leises Zischen und er löschte schnell das Feuer.
 

Er war sich nicht sicher. Mit einer schnellen Kopfbewegung verscheuchte er diese lästigen Gedanken und füllte zwei Piolen mit dem Trank ab um sie anschließend zu Snape zu bringen.
 

~*~
 

Als es klingelte war Harry froh aus dem mittlerweile stickigen Klassenraum raus zukommen. Neville hatte es am Ende tatsächlich geschafft seinen Verwirrungstrank überkochen zu lassen, welcher anschließend gestunken hatte wie verfaulte Eier. Dies hatte Gryffindor weitere zwanzig Punkte gekostet, Neville eine Stunde Kesselschrubben und Hermine scheinbar einige Nerven. Er konnte sie immer noch hören, wie sie sich aufregte, dass alle Punkte die sie heute Morgen bei Binns bekommen hatte verloren waren.

Er beachtete sie nicht, sondern schlenderte weiter, von Dean und Seamus begleitet zum Mittagessen in die große Halle.

Als die Flügeltüren aufschwangen, schlug ihnen gleich der alltägliche Lärm des Mittagessens entgegen.

Schnell gingen sie zu ihren Plätzen am Gryffindortisch und setzten sich zu den anderen.

Harry wollte sich gerade ein paar Kartoffeln auf seinen Teller legen, als Professor McGonagall auf ihn zukam.

"Mister Potter?" Schnell stand Harry auf um auf einer Höhe mit seiner Hauslehrerin zu sprechen. "Wie sie wissen beginnt bald die Qudditschsaison und da viele der Spieler letztes Jahr die Schule verlassen haben, darunter auch die ehemalige Kapitänin, biete ich ihnen hiermit den neuen Posten als Kapitän im Team an, sofern sie Interesse daran haben. Natürlich wird ihr Spielverbot, welches letztes Jahr unsinniger Weise von Professor Umbrige angeordnet wurde, aufgehoben." Sie lächelte ihn freundlich an und Harry erwiderte die Geste vorsichtig.

"Ich... Danke, Professor.", meinte er zurückhaltend.

"Gut, dann ist wohl alles besprochen. Sie werden einige Positionen neu belegen müssen und ich hoffe, dass sie ein genauso gutes Team wie das Letzte aufstellen werden!"

Mit diesen Worten drehte sich die Lehrerin um und ging zu ihrem Platz am Lehrertisch.

Immer noch ein wenig überrascht von der Neuigkeit ließ Harry sich wieder auf seinen Platz fallen.

"Mensch, wie genial! Klasse, Mann, herzlichen Glückwunsch!", gratulierte ihm Seamus aufgeregt und Dean klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Auch von den anderen Gryffindors kamen nun Glückwünsche und selbst Hermine und Ron schlossen sich an.

"Jetzt stehst du mit den Vertrauensschülern auf einer Stufe!", meinte Hermine strahlend und Harry fühlte sich unter ihrem Blick ein wenig unbehaglich. Wieso war sie plötzlich wieder so nett?

"Cool, dann beginnen ja demnächst die Auswahlspiele!", hörte er noch Ginny rufen. Er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen und beschloss auf die Versuche von Seamus und Dean einzugehen und zu planen.
 

~*~
 

Der Tag verging für Draco außerordentlich schnell. Mit einem Hauch von Ironie hatte er mitbekommen wie Harry Potter zum Kapitän gemacht worden war. Es war vorhersehbar gewesen und dennoch... Schon wieder standen sie sich gegenüber, nicht nur als Sucher, sondern nun auch als Kapitäne.

"Draco?" Blaise schaute von seinem Pergament über seiner Geschichtsnotizen auf.

"Was?"

Der Schwarzhaarige rückte sich ein wenig zurück, schaute sich kurz in der Blibliothek um.

"Das würde ich gerne wissen. Was ist los?"

Der Blonde schaute auf, zog eine Augenbraue in die Höhe und tat erstmal unwissend. Er mochte seinen Zimmergenossen weit mehr als die Slytherins, die ihn über Tag immer noch begleiteten, dennoch war er der Meinung Blaise erstmal mit Vorsicht zu genießen. Wer konnte schon wissen, was ein Schatten alles sah, währen die anderen sich unbeobachtet fühlten?

"Ich weiß nicht, was du meinst!", winkte Draco ab und wollte sich wieder seinen Zauberkunsthausaufgaben widmen.

"Ich rede von gestern Abend, von heute... Du benimmst dich irgendwie seltsam. Was ist gestern Abend passiert?"

Seufzend schaute Draco auf und Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Schnell packte er seine Sachen in seine Tasche und grummelte Blaise entnervt an, als dieser ihn nur fragend anschaute.

"Nun komm, so etwas bespreche ich ganz sicher nicht hier, wo jeder es mitbekommen könnte!", meinte er verschwörerisch.

Schnell verschwanden sie in die Kerker, durchquerten den Gemeintschaftsraum, ohne von jemanden angesprochen zu werden und betraten ihr Zimmer.

Draco legte abermals einen Impercussus* und ließ sich auf sein Bett fallen, während Blaise einige Kerzen anzündete um ein wenig Licht zu machen.

"Was würdest du tun, wenn dir jemand das Leben gerettet hat?", fragte Draco in die drückende Stille, die den Raum erfasst hatte.

Warum er das tat wusste er nicht. Er vertraute, in solchen Zeiten, jemanden von dem er nicht wusste auf welcher Seite er stand, etwas so wichtiges an. Sicherlich, Blaise schien kein Todesser werden zu wollen, aber konnte man sich wirklich sicher sein?

Er konnte sehen, wie der Schwarzhaarige in seiner Bewegung erstarrte, auch fühlte er die eindringlichen Blicke auf sich.

"Das hat er nicht.", kam es nur von Blaise und Draco seufzte auf. "Was ist passiert, verdammt!"

Die Stimme drängte und Draco gab nach. Er schob es auf seine... nun, pikante Situation zurück.

"Versprichst du mir, bei deiner Ehre als Slytherin, bei allem was dir heilig ist, scheiße, bei deiner Zaubererehre, dass du es nicht weitererzählst?", fragte er tonlos und blickte dem Jungen in die braunen Augen, durchbohrte sie förmlich.

"Ich schwöre, selbst wenn du mir ein Messer in die Brust stechen würdest, ich würde nicht zurückweichen!", kam die entschlossene Antwort und es war Draco, als würde etwas von ihm abfallen. Irgendetwas Schweres, was ihn vielleicht schon eine ganze Weile begleitet hatte.

"Wir sollten gestern Abend, als Strafarbeit für Sanktus, Kräuter besorgen. Am Waldrand sollten sie zu finden sein, da wir dort aber nichts fanden gingen wir ein wenig tiefer hinein. Ich weiß noch, dass ich Potter ein wenig erschrecken wollte, als plötzlich dieses Heulen ertönte. Auf einmal war dort dieses... dieses Tier, ich glaube es war ein Wolf. Er hat uns verfolgt und mich, als wir dachten er würde aufgeben, angegriffen. Potter hat ihn abgelenkt und wir konnten fliehen... Dieses Tier hätte mich in Stücke gerissen."

"Habt ihr es einem Lehrer erzählt?"

"Nein, natürlich nicht... Sanktus hat sich komischer Weise auch noch nicht bei uns gemeldet." Draco schaute wieder an die Decke.

"Draco, das ist...!" Der Satz ging in einem lauten Klopfen unter. Genervt stand Draco auf und ging zur Tür, er konnte sich schon denken, dass es für ihn war.

"Was?", fragte er betont genervt, als er einen Erstklässler vorfand.

"Post!", meinte der Kleine leise und hielt Draco einen Brief entgegen. Verwundert nahm dieser ihn an und schloss ohne dem Jüngeren weitere Beachtung zu zollen die Tür vor der Nase zu.

Der Brief trug das Siegel seiner Familie. Aber sein Vater hatte ihn doch erst vor kurzem...

Vorsichtig fuhr er mit seinem Zauberstab über den Brief, entschlüsselte mehrere Flüche und Schutzzauber. Als er den Brief öffnete, war diese jedoch leer.

"Blaise, würdest du kurz rausgehen?", fragte er mit kalter Stimme. Der Schwarzhaarige schaute verwirrt auf, tat aber wie ihm geheißen. Es schienen keine guten Nachrichten zu sein.

Als Blaise draußen war, entfaltete Draco den Brief abermals. Langsam bildeten sich Buchstaben, Sätze...

Hastig überflog er den Brief und wurde kreidebleich. Das konnte doch unmöglich, dass war...

So schnell er konnte suchte er nach einer Feder und Pergament und kritzelte eine Antwort. Es war unsinnig noch einmal nachzufragen und so ließ er es bleiben. Aber was sollte er jetzt tun? Noch einmal laß er sich alles durch. Er hatte sich nicht verlesen und zu hoffen dies möge alles nur ein Traum sein, ein Alptraum, aus dem er bald erwachen würde, schien hoffnungslos.
 


 


 

*Schalldicht



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kachina
2006-01-19T15:39:29+00:00 19.01.2006 16:39
So. Das wäre nun auch abgehandelt das Kapi.
Mich interessiert ja wirklich sehr, was das für ein Brief war, den Dracie da bekommen hat und was da drin steht.
Und das mit diesem Sanktus was nicht stimmt, bin ich mir eigentlich auch sicher inzwischen... nur noch nicht, was es ist....
Ich les einfach schnell weiter.
*knuffz*
Elena-chan


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