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Weinende Seele

von

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Hass

Hass
 

Mit einem Lächeln betrat der Fürst seinen Balkon. Eine helle, strahlende Engelsgestalt, umhüllt von dem

samtigen, schwarzen Mantel der Nacht blickte

ihm entgegen. Als sie zum Sprechen ansetzen wollte, trat der Fürst näher.

"Du brauchst mir nichts zu erklären. Ich weiß weshalb du hier bist."

Mit feucht schimmernden Augen verlor sich Tetei in den Schwarzen seines Herren. "Ein Engel braucht

ein höheres Wesen, dass er vergöttern kann."

Teteis Augen verengten sich. "So selbstherrlich und arrogant?"

"Es ist die Bitternis die aus dir spricht. Andernfalls würdest du mich nicht

in einem so schlechten Licht sehen." "Nein, wie würde ich euch denn dann sehen?" "So wie in

vergangener Zeit. Einnehmend, anziehend, verführerisch." Tetei erwiderte mit einem bitteren Lächeln

"Dann habe ich also recht."
 

Ein unzufriedener Ausdruck, legte sich auf Laures ebenes Gesicht.

Kühl gebot er "Ich erwarte dich morgen früh in der Bibliothek."

In Tetei glommen Erinnerungen hoch, an jenen Tag an dem er vor Erschöpfung in der Bibliothek

zusammen brach. An jenen Tag an dem ihm bewusst wurde,

dass Zadei mehr für ihn war als nur ein wilder Barbar. Doch das warme Gefühl

in ihm, wurde alsbald von einem Abbild des Schmerzes umhüllt.

Wie ein Brandmal trug er es in seinen Gedanken. Unfähig es zu verdecken,

es in das Unterbewusstsein abzuschieben.

Ein fremdes Gefühl bahnte sich ungestüm einen Weg an die Oberfläche.

Kratzte an der Tür der Beherrschtheit.
 

Mit einem flüchtigen Blick wünschte Tetei seinem Herrn eine gute Nacht.

Sein Körper peilte die dunkle Tür am Ende des Gemaches an.

Doch die dunkle Stimme hinter ihm lies ihn innehalten.

Er spürte nur zu deutlich die nahe Präsenz seines Herrn. Er war sich nicht sicher ob es mehr das Gefühl

der Unsicherheit war, welches ihn vereinnahmte oder doch eher Furcht. "Schön, dass du wieder hier

bist."

Leise kam es über seine Lippen "Daran wart ihr ja nicht gerade unschuldig."

"Du verzeihst mir dennoch und Zadei nicht? Es erfreut mich, dass deine Loyalität immer noch mir

gehört." Laures Finger strichen zart am Rücken Teteis entlang. Trotz Kleidung hinterließen sie dort

einen unangenehmen Schauer den Tetei nur schwer zu verbergen vermochte.

Das fremde Gefühl in ihm gellte nun nach Freiheit, durchdrang die Gitter der Gefangenschaft. "Ich hasse

euch."

Damit verließ er ruhigen Schritts das Gemach.
 

Er hatte mühe sich zu konzentrieren. Es schien als ob die Buchstaben

vor seinen Augen einen Tanz aufführen würden. Abermals rieb er sie sich,

doch es half nichts. Er hatte einfach zu wenig Schlaf gehabt.

Die halbe Nacht quälte ihn der Gedanke daran, seinem Fürsten am morgen wieder gegenüber zu

stehen. Und den Rest der Nacht, versuchte er zwanghaft sämtliche Erinnerungen und Gedanken an

Zadei nieder zu kämpfen, was ihn wieder zu Laures brachte. Er seufzte. Das beklemmende Gefühl,

bereits den ganzen morgen schon von einem dunklen Schatten verfolgt zu werden, machte seine

Verfassung nicht wirklich besser. Vielleicht war es einfach nur das Ungewisse, das in beunruhigte.
 

Entschlossen sich ausschließlich auf seine Arbeit zu konzentrieren schlug er eines der wenig hilfreichen

Bücher zu und griff nach der Schreibfeder.

Im selben Augenblick hallten Schritte an den Wänden des großen Raumes wider. Die schwere Tür wurde

in die Angeln geworfen. Tetei richtete sich höflich auf. Sein Fürst reichte ihm seine Hand zur

Ehrerbietung dar.

Sosehr wie Tetei diesen kurzen intimen Augenblick früher geliebt hatte,

sosehr verachtet er jetzt diesen Akt der Pflichterfüllung. Achtlos hauchte er einen Kuss auf die sanfte

Hand.

Mit festem Griff am Kinn zwang sein Herr ihn in die Augen zu blicken.

"Du hasst mich also? Sicher, dass dein Hass mir und nicht Zadei gilt?"

Grob entfernte sich die Hand aus seinem Gesicht.
 

"Zadei gehört mein Schmerz, meine Verzweiflung. All das was ich nicht in Worte zu fassen vermag. Für

euch bleibt nur mein Hass."

"Weshalb? Ich habe dir nur die Wahrheit gezeigt, Tetei. Keine schönen und trügerischen Illusionen von

uneingeschränktem Glück und aufrichtiger Liebe."

Tetei richtet sich auf. "Es war Glück, das ich empfand und ich glaubte

an diese aufrichtige Liebe, bis ihr sie mir genommen habt.

Ihr mögt vielleicht glauben, dass ich zurückgekehrt bin, weil ich mich in eure Arme, nach Trost sehne

und weil ich Zadeis Macht über mich brechen will,

aber so ist es nicht."

Verächtlich gab Laures zurück "Nein? Dann kläre mich auf! Wenn nicht aus Sehnsucht und Liebe zu mir,

dann doch wohl aus Hass und Verbitterung über Zadei."
 

"Verbitterung ja. Über meine Naivität. Ich glaubte mich von euch lösen zu können, doch ich lag falsch.

Wisst ihr was Menschen in ihrer größten Trauer

und Einsamkeit bleibt?"

"Ich denke, das kann ich besser beurteilen als du Tetei. Oder hast du meine Herkunft vergessen?"

"Dann wisst ihr, dass es war ist, was ich euch jetzt sage. Das was ihnen bleibt, ist die Anbetung ihres

Gottes. Einzig diese Verehrung gibt ihnen die Kraft, sich ihrem Leben mit all seiner Grausamkeit zu

stellen und nicht feige davor zu fliehen. Doch sie belügen sich selbst, wenn sie ihre Hingabe Liebe und

Glaube nennen. Sie hassen in Wahrheit jenes Wesen, das in seiner Macht ihr grausames Schicksal hätte

anders bestimmen können.

Bergraben ihre Verzweiflung unter gewaltigen Fragmenten aus falschem Glauben. Alles um nicht der

Leere in ihrem Innenren begegnen zu müssen.

Ich bin nicht anders als diese seelenlosen, stupiden Hüllen.
 

Ich hasse euch. Für das was ihr getan habt.

Eure selbstsüchtigen Ziele. Eure Freude darüber, mich als eure Marionette zurück gewonnen zu haben.

Ich hasse es in eure verlogenen Augen blicken zu müssen.

Euren schamlosen Körper mir gegenüber zu sehen.

Eure unerträgliche Gegenwart zu spüren.

Ich hasse es, dass mein Herz an euch in Anbetung gekettet ist.

Das meine Seele nach eurer Wahrhaftigkeit schreit.

Dass ihr das Letzte seit, was meinem erbärmlichen Leben bleibt."
 

Immer noch mit pochendem Herzen wand sich Tetei der großen aufgestellten Karte neben dem

Schreibtisch zu. Mit ruhiger Stimme und sachlichem Ton fuhr er nach kurzem Ein- und Ausatmen fort

"Die Verträge mit Corvax halte ich für rentabel, auch wenn sich für den Westen Makeis hieraus..."

Mit einer befehlende Geste brachte Laures, Tetei zum schweigen.

"Ich habe dich wieder einmal unterschätzt oder viel mehr falsch eingeschätzt." Mit einem infamen

Lächeln fragte der erhabene Dämon "Wovon träumst du Nachts, Tetei? Davon wie sich unsere Lippen

das erste mal berührten?

Ich deinem Körper Leben ein hauchte?

Die Leidenschaft in deinen Adern zum Kochen brachte?

Oder davon wie sich Zadeis Arme vor Verlangen um meine Taille schlangen?

Sein Leib vor Erregung bebte?"

Kreischend sank die Engelsgestalt in die Knie. "Wieso tut ihr mir das an!!! Macht es euch Spaß, mich

derart zu quälen?!"
 

Sein Herr beugte sich zu ihm. Kalte Augen bohrten sich in seine Seele.

"Wenn du mir schon nicht deine Liebe schenken kannst, dann will ich wenigstens deinen Hass in vollen

Zügen spüren. Mit dem Wissen, dass ich es bin,

der deinen Geist kontrolliert und nicht Zadei."

Schluchzend hauchte Tetei "Ihr seit krank." "Nein, machthungrig. Ich dulde niemanden, denn du mir

gleichstellst. Kein Gott würde das tun." Mit einer raschen Bewegung zerrte er Tetei an der Taille nach

oben. Drückte den schlanken Körper eng an sich. Versiegelte seine Lippen mit einem rauhen Kuss.

"Ihr seit nicht Gott." "Ich bin der deinige. Das genügt mir vollkommen."

Tetei wand seinen Kopf angewidert ab, wollte seine Ohren vor der dunklen Stimme verschließen.

"Bevor du mir noch mehr von deiner Leidenstour vorspielst, möchte ich dich auf etwas hinweisen. Egal

wie sehr du deiner neuen Utopie von Anbetung und Hass glauben magst, du solltest dabei eines nicht

vergessen. Du bist kein Mensch Tetei. Dein Hass kann für dich genauso lebenserfüllend, ja selbst

glückbringend sein, wie die Liebe für den Menschen. Andernfalls wärst du wahrhaftig bereits eine leere

Hülle ohne Emotionen.
 

Doch du hast sie diese Emotionen. Mehr davon als dir lieb ist. Sogar jetzt,

wo du dich windest mir zu entkommen. Was genau fühlst du Tetei?

Erregung? Verlangen? Wut? Zorn? Gleich was.

Deine Gefühle führen dich stets zu einem: Leidenschaft. Wäre es anders, hätte ich dich nie Zadeis

Händen entrissen. Was nützte einem Gott schon eine leere Seele die ihm angeboten wird?" Damit warf

er Tetei auf den Boden.

Mit barschem Ton fuhr er fort "Dein Schauspiel war wirklich beeindruckend.

Aber das nächste mal solltest du dir eine bessere Maskerade ausdenken."

Zitternd ballte Tetei seine Hände zur Faust.

"Wenn ihr die Besprechung vertagen wollt, dann würde ich mich jetzt gerne zurückziehen."
 

Laures begab sich zu einem kleinen Tisch mit Wein und Früchten. Er goß etwas von der roten

Flüssigkeit in einen Becher nahm einen Schluck und ging leichtfüßig zu einem der Sessel neben dem

Schreibtisch und lies sich hinein sinken. "Vertagen? Wieso sollte ich das wollen? Fahr fort."

Eine große Unsicherheit gefolgt von einem unerbittlich Herzklopfen überkam Tetei. Wie sollte er nach

all dem hier, zur Tagesordnung übergehen.

Mit einem fast flehendem Blick, bedachte er seinen Fürsten bevor er sich der Karte zu wand. Aus den

Augenwinkeln erkannte er nur sachliche Autorität.

Nein, wenn er die politische Besprechung vertagen wollte, musste er schon

darum bitten.
 

Mit einem mal, kam er sich ungeheuer klein, schwach vor.

Eben glaubte er doch tatsächlich, Laures einen Strich durch seine Rechnung gemacht zu haben. Die

Spielregeln für sich nutzen zu können.

Die Überraschung auf seiner Seite zu haben. Und jetzt? Es half nichts.

Wenn schon verloren, dann zumindest in Würde. Sicherlich hätte er im Augenblick nichts lieber getan,

als seine Wunden geleckt. Doch wenn er sich ein letztes bisschen Stolz bewahren wollte, dann musste

er da jetzt durch.

Mit steifer Haltung und gefasster Stimme begann er abermals: "Wie bereits erwähnt, halte ich die

Verträge mit Corvux rentabel. Es gibt jedoch einige Problem die sich besonders im Westen ergeben

könnten. Zu einem macht mir die Instabilität ..."
 


 

Es dämmerte bereits als Laures die Sitzung endlich unterbrach.

"Es ist schon spät. Lass uns morgen weiter machen." "Gewiss."

Laures erhob sich und bedachte Tetei mit einem viel sagendem Blick.

Dessen Kehle schnürte sich augenblicklich zu. Er konnte seine Ehrerbietung nicht noch einmal auf so

eine respektlose Art und Weise ausdrücke, wie heute morgen. Doch sträubte sich alles in ihm, seinem

Herren Hochachtung entgegen zu bringen. "Du zögerst?" "Nein, bitte verzeiht."

Mit wackligen Beinen trat er näher. "Du sprachst von Anbetung Tetei, gleich ob du sie mir mit Hass

entgegen bringst oder nicht, ich bestehe darauf."

Langsam sank er zu Boden. Zaudern griff seine Hand nach die seines Fürsten.

Was war nur los mit ihm? Er musste wieder Herr seiner Gefühle werden.
 

Mit starkem Druck wurde er plötzlich hochgezogen. Genau wie heute vormittag. Nur viel sanfter. Sanft

waren diesmal auch die Augen die ihm entgegen blickten. Der Arm der ihn hielt. Der Atem der seine

Haut streifte.

"Nein, ich bin schon lange kein Gott mehr für dich, nicht wahr? Das ist es was es dir so schwer macht.

Ein Gott hätte das Recht gehabt, sich nach belieben in dein Leben zu mischen, doch ich hatte es nicht.

Ich habe meine Göttlichkeit für dich, in jener Nacht verloren, als unsere Leiber verschmolzen. Ich wurde

wahrhaftig, lebendig, greifbar.

Genug Offenbarungen um auch in mir Schwächen zu entdecken. Schwächen die Götter nicht haben. Und

jetzt? Die schlichte Wahrheit ist doch, dass du nicht weist, ob dein Schmerz meinem Verrat oder dem

Zadeis gehören soll.

So wie du ihm körperlich vertraut hast, so hast du mir geistig vertraut.

Hast dich darauf verlassen, dass ich dich ziehen lassen werde.
 

Bedauere Tetei, aber so wie du in unseren gemeinsamen Nacht festgestellt hast, dass du mich im

Grunde nicht zu begehren brauchst, weil du mich haben kannst, so musste ich feststellen, dass ich dich

brauche, aber unfähig bin, dich auf ewig in Liebe an mich zu binden."

"Deshalb sollte ich euch hassen?"

"Ich möchte in dir existieren, dein Leben ausfüllen. Auf welche Weise ist mir gleich."

"Wie könnt ihr nur so etwas sagen?" "Weil ich ein Dämon bin. Weil ich dem Schwarz immer näher sein

werde als dem Weiß. Und weil es mir so gefällt."
 

Leichte Tränen stahlen sich in die Grünen Teteis und verwandelten sie in unergründliche Seen.

"Ich wünschte ich könnte die Zeit zurück drehen."

"Und wohin würdest du sie drehen wollen?" "Ich weiß nicht. Vielleicht zu dem Tag, als ich euch das erste

mal sah. An dem es nichts gab, als den Glauben an etwas das mein Leben mit Sinn erfüllen könnte."

Müde sank Teteis Kopf auf Laures Brust. Dessen Hand strich behutsam über das seidige Haar. Tetei

blickte instinktiv auf und sah Schmerz in den Augen seines Gebieters.

"Wenn es sein muss werde dich in Ketten legen und wegschließen, Tetei. Deinen Hass zu mir mit Blut

nähren."

Die Engelsgestalt riss die Augen auf. Es war nicht schwer zu erraten,

wessen Blut sein Herr meinte. Einzig die Tatsache, dass Zadei nicht wusste wo er war und dass er ihn

niemals wieder an sich heran lassen würde, konnte den Schwall von Gefühlen in ihm dämmen. Langsam

entfernte sich der warme Körper von ihm. Für einen Augenblick wünschte er sich die Nähe zurück.

Gleich darauf verachtet er sich für dieses Verlangen.

Schweigend verließ er die Bibliothek.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-11-07T21:48:21+00:00 07.11.2005 22:48
Goil *______*
Laures ist ja sooooooooooo böse! >.<
Hach, da schauderts einen ^^
Ich fand aber, dass es recht geknistert hat zwischen Laures und Teti, zumindest von Laures' Seite aus gesehen.
Aber dass der große Häuptling ein derart verdrehtes Gefühlsleben hat ist schon erschreckend *g*
Schreib schnell weiter ^__^b
Von:  AssassinsAtu
2005-11-05T12:25:05+00:00 05.11.2005 13:25
Wow...*applaudier*
Ein wirklich schaudern machendes Kapitel...


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