Gravitation
Don't go wasting your emotions
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Story by: Calypso
kategorie: shonen-ai
disclaimer: Jap, die gehören immernoch alle Maki Murakami.
Ich mache kein Geld mit der folgenden story
(immer noch nicht!) Alles nur für Fans! Jawoll!
Die Lyric darin stammt auch nicht von mir,
sondern von ABBA ^.^
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Wieder einmal war Freitag Abend. Ich hatte eine weitere Woche hinter
mich gebracht samt Streß, samt mieser Laune, samt Verzweiflung. Ich
wußte nicht, wie lange ich das noch aushalten würde, lange sicher
nicht mehr.
Matt, ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte die Decke über
mir an. 'Hiro, du bist wirklich ein Trottel!' So lange schon, wußte
ich, daß es mehr war, das ich für Shuichi empfand, als nur Freund-
schaft, brachte es allerdings niemals fertig, es ihm zu sagen. Wer
weiß, was aus unserer Freundschaft geworden wäre...
Und nun?
Ja, nun hatte er jemand anderen gefunden, dem er seine Liebe
schenkte und es schmerzte.. es schmerzte, zu wissen, daß ich es nicht
war, den er liebte, es schmerzte, von ihm zu hören, wie glücklich er
mit diesem kaltherzigen Bastard war, es schmerzte, es schmerzte so
sehr...
Ich wand mich zur Seite und bedeckte mein Gesicht. Sollte ich nicht
glücklich sein, wenn er es war? Sollte es mich nicht freuen, daß er
jemanden gefunden hatte? Sollte ich nicht lachen?? Warum aber, rannen
dann Tränen an meinen Wangen herab.
Salzig und bittersüß zugleich, suchten sie ihren Weg aufs Laken
herab. Es ging nicht mehr. Ich hielt es nicht mehr länger aus, jeden
Tag ins Studio zu gehen und so zu tun, als würde ich mich freuen, als
wäre er für mich nur ein Freund, als ginge es mir gut... Lügen, alles
Lügen, die ich ihm direkt ins Gesicht sagte, ohne auch nur mit der
Wimper zu zucken.
Mein Herz jedoch, zerbrach allmählich daran..
Langes dunkles Haar, fiel mir ins Gesicht, verdeckte mir die Sicht
und verdunkelte das Licht. Alles schien plötzlich so, wie in meinem
Herzen, dunkel und hoffnungslos...
Meine Hand strich die Strähnen zurück und ich warf einen Blick auf
das Foto auf meinem Nachttisch. Es war Shuichi, wie er einmal in
meinem Bett eingeschlafen war. Wenn er wüßte, daß ich ihn damals
fotografiert hatte, fände er es wahrscheinlich eher weniger komisch.
Aber wie sollte er es schon erfahren? Er kam ja nicht mehr zu
Besuch... ein Grund, warum das Foto existierte und dort stand...
Seufzend, richtete ich mich auf. Ich war wirklich ein hoffnungsloser
Fall, daß ich mich immernoch so in Selbstmitleid ertränkte. Ich mußte
mich endlich damit abfinden. Mein Chance war vorbei, alles verloren,
ich würde ihn nicht wieder bekommen. Er hatte sich an jemand anderen
verschenkt... Jemandem, der ihm weh tat... dennoch liebte er ihn...
etwas in meiner Brust zog sich zusammen...
Es schmerzte...
In der Hoffnung, mich etwas ablenken zu können, griff ich nach der
Gitarre und wollte etwas spielen, als meine Haare mir mal wieder einen
Strich durch die Rechnung machten, indem sie mir die gesamte Sicht
versperrten.
Mit Klammer im Haar, die die Frisur nach hinten hielt, wo sie seidig
an meinem Hals herabhing, setzte ich mich auf die Bettkante und begann
irgendwelche Nonsens vor mich hin zu zupfen. Als ob ich wirklich dabei
wäre, als würde ich tatsächlich ans Spielen denken, wem machte ich was
vor?
Ich dachte nur an eines... an ihn...
Frustriert über mich selbst, stellte ich die Gitarre wieder fort und
schaltet das Radio an, um wenigstens etwas Musik zu hören, wenn ich
sie schon nicht selbst spielen würde. Der Klang der traurigen Melodie
klang an mein Ohr und ich lauschte entspannt.
'Don't go wasting your emotion... lay all your love on me.'
Ich lachte bitter, der Text traf genau das, was ich dachte, wenn ich
ehrlich war. Warum nur, vergab Shuichi seine Liebe an Yuki? Er war ein
kaltherziger, ignoranter, arroganter, selbstherrlicher Bastard!! Warum
gerade dieser Kerl? Wie oft, hatte er Shuichi schon zum Weinen ge-
bracht? Wenn ich ehrlich war, war das nicht schwer, aber er schien es
beinahe darauf anzulegen.. das machte mich rasend...
'Don't go sharing your devotion.. lay all your love on me.'
Wie wahr der Song doch war, und wie bitter zugleich. Ich würde
Shuichi niemals bekommen, das war mir klar. Doch was noch mehr
schmerzte, war, daß er mich allmählich völlig zu vergessen schien. Wie
lange schon, hatten wir nichts mehr miteinander unternommen?
Ich erinnterte mich an früher, als er fast jeden Tag bei mir war,
oder ich bei ihm, wie wir Musik hörten, tanzten, uns eine Kissen-
schlacht lieferten oder einfach nur redeten. Es war schön gewesen. So
würde es nie wieder werden....
Betrübt, blickte ich aus dem Fenster. Es war schon spät, der Himmel
schon völlig dunkel, und ein Sturm schien aufzuziehen. Die kahlen
Bäume wiegten sich im Wind auf und ab, als würden sie fürchten, sonst
zu zerbrechen und formten im Schatten eigenartige Gestalten. Dunkle
Geschöpfe, die in der Dunkelheit lauerten... und Seelen verletzten,
verdarben, zerstörten.
'The feeling I feel.. when I don't have you near..'
Regentropfen klopften gegen mein Fenster und spielten ein einsame
Melodie. Die Sterne waren völlig bedeckt, kein silberner Mond zu
sehen, alles dunkel.
Gleichgültig, griff ich nach meiner Colaflasche und trank etwas.
Es war bereits 1.00 Uhr, außer mir war in dieser Gegend wohl kaum noch
jemand wach. Umso einsamer fühlte ich mich... wieder fiel mein Blick
auf das Photo...
Er würde mich vergessen... ohne es zu bemerken... irgendwann wäre
ich einfach kein Teil seines Lebens mehr, als hätte er mich nie ge-
braucht, als hätte er mich nie gekannt, als hätte es mich nie gegeben.
Ich begann zu husten, als Cola in meine Luftröhre floß. War das der
Weg des Schicksals? Es war nicht fair, soviel war klar.
Was beschwerte ich mich? Niemand hatte jemals gesagt, daß das Leben
fair war! Wie kam ich auf so einen naiven Gedanken? Das Leben war
grausam, das sollte ich wissen. Als würde man auch nur einmal das
bekommen, was man sich wünschte... ich könnte noch so sehr darauf
hoffen, letztendlich würde das Leben mir doch nur einen Tritt in den
Arsch geben und fies grinsen. Das war nicht irgendein Leben, das war
mein Leben...
Ein klackendes Geräusch riß mich aus meinen Gedanken und ich blickte
irritiert auf. Was war das gewesen? Ein weiteres Pochen und ich be-
merkte, das es vom Fenster kam. Jemand warf Steinchen dagegen...? Aber
wer.... um diese Zeit?
Mehr geistesabwesend, als alles andere, öffnete ich die Fenster und
begrüßte den rauschenden Regen, der vom Himmel herabfiel. Das matte
Licht der Straßenlaternen funkelte in der Dunkelheit und ich blickte
herab. Dort stand eine Gestalt. Irritiert, kniff ich die Augen zu-
sammen, als eine bekannte Stimme zu mir herauf rief. "Hey Hiro! Er-
kennst du mich nicht mehr! Ich bins, laß mich rein, es ist arschkalt!"
Shuichi!!
Eilig, stürmte ich die Treppe herab und riß die Tür auf, ehe ich
überhaupt bemerkt hatte, daß ich das Zimmer verlassen hatte. Freudig
sprang er auf mich zu und warf sich um meinen Hals. "LALIHO!", rief
er in freudiger Stimme und lachte kindlich, sowie er es früher so oft
zu tun gepflegt hatte.
Ich blinzelte irritiert. War das wirklich er? Ich starrte ihn an
und er grinste noch breiter, ehe ich verzweifelt versuchte, meine
wahren Gefühle zu tarnen. "Yo! Stell den Lautstärkepegel runter, meine
family pennt schon!", meinte ich lässig und winkte ihn ins Haus, wo er
seine Schuhe auszog und mich mit großen Augen ansah.
"Tut mir leid...", meinte er leise.
"Vergiß es einfach..", winkte ich ab und sah ihn von oben bis unten
an. Er war völlig durchnäßt und sah aus wie ein begossener Pudel. So
süß, daß ich ihn am liebsten wieder in meine Arme gerissen und nie
wieder losgelassen hätte. Aber dafür hatte er jetzt jemand anderen...
Dennoch, lächelte ich liebevoll bei seinem Anblick, was ihn augen-
scheinlich irritierte. Ganz toll, noch offensichtlicher konnte ichs
wohl nicht machen! Ich Trottel!
Nervös räusperte ich mich und sah ihn erwartungsvoll an. "Stimmt was
nicht? Was führt dich zu mir?", meinte ich ruhig und sah ihm direkt in
die wunderschönen blauen Augen, die wie zwei Ozeane, völlig klar und
tief vor mir schimmerten. Könnte ich darin schwimmen....
"Ähm...", meinte er zögerlich und wurde leicht rot im Gesicht. "Ich
hab dich vermißt...", meinte er leise und begann scheinbar hilflos an
seinen Sachen herumzuzupfen. Was war das nun? Hatte er das tat-
sächlich? Aber er schien so glücklich ohne mich... die letzten Wochen
waren die Hölle gewesen und jetzt kam er tatsächlich zu mir und er-
zählte mir, daß es ihm auch weh getan hatte?
Verzweifelt versuchte er, ernsthaft zu sein, aber wir beide wußten,
daß ihm das nicht besonders lag. Er war eben Shuichi, niemand, der ihn
kannte, erwartete wirklich noch, daß er sich erwachsen verhielt. Das
Schicksal bewies meine These, als er zu niesen begann, und das vier
Mal...
Lachend, schüttelte ich den Kopf und deutete auf die Treppe. "Wie
auch immer, laß uns erst mal rauf gehen..", meinte ich lächelnd und
wandte mich von ihm ab, damit ich mich nicht doch noch verriet. Ich
konnte meine Gefühle so gut verstecken, selbst Yuki wäre beeindruckt
von mir, da war ich mir sicher.
Jede der Stufen schien unter meinen Stufen zu verschwinden, so
schwer fielen mir die Schritte, wissend, daß Shuichi direkt hinter mir
lief, daß er mich vermißt hatte, so wie ich ihn, und daß er völlig
durchnäßt war und wohl frieren würde... ich würde ihn gern in die Arme
schließen und wärmen... wie wir es früher zu tun gepflegt hatten...
Dinge ändern sich, dachte ich zu mir und senkte betrübt den Kopf..
Matt, schlürfte ich den Flur zu meinem Zimmer herab und öffnete die
Tür, ohne ein Wort. Auf leisen Füßen folgte Shuichi, welcher wohl
auch nicht recht wußte, was er sagen sollte. Pure Ironie, daß man die
Nähe zu einander wochenlang vermißte und wenn man sie bekam, nicht
wußte, was man damit anstellen sollte...
Mit leisem Klacken fiel die Tür wieder in ihr Schloß und sperrte
uns beide zwischen diese vier Wände, in das silberne Licht, das von
oben herabschien und in diese Ruhe, die keiner von uns beiden zu
durchbrechen wußte.
Wie immer, machte ich den ersten Schritt. Als gäbe es nichts, das
mich bedrückte, wuschelte ich Shuichi spielerisch durch sein pinkes
Haar und grinste ihn brüderlich an. "Ich hol dir erstmal ein Hand-
tuch, du siehst ja aus wie ein benutzter Teebeutel..."
".. und zieh die naßen Klamotten aus.. häng sie am besten über die
Heizung zum Trocknen...", rief ich ihm noch zu, ehe ich das Zimmer
wieder verließ und in das meiner Eltern schlich, um etwas körper-
trocknenden Stoff, im Volksmund auch Handtuch genannt, mitgehen zu
lassen.
Als ich zurück in mein Zimmer kam, saß Shuichi bereits nur noch in
Shorts auf meinem Bett. Unschuldig, blickte ich auf meine Gitarre, die
ich plötzlich unheimlich interessant fand, um keine unpassenden Ge-
danken zu bekommen und reichte ihm das verdammte Handtuch. Wenn er nur
wüßte, was er mir antat....
"Danke...", meinte Shuichi ungewohnt matt und griff nach dem Hand-
tuch. Ich wollte mich schon wieder abwenden, als seine Hand an dem
Ärmel meines Hemdes hielt, das ich aufgeknöpft trug. Ich zögerte. Was
stimmte nicht?
Irritiert blickte ich auf ihn herab. Momente der Ruhe, ehe er mich
dämlich angrinste und mir das Handtuch entgegen streckte. "Trocknest
du mich ab?", mit einer so kindlichen Art, daß ich wieder lächeln
mußte. Ich armer Idiot...
"Sicher", lachte ich und begann mit dem Stoff durch seine Haare zu
wuscheln, nachdem ich mich hinter ihn aufs Bett gesetzt hatte. Leises
Rascheln klang an mein Ohr und ich erwischte mich selbst, wie ich ohne
Grund lächelte. Es fühlte sich so gut an. Warum konnte die Zeit nicht
einfach stehenbleiben?
Ich würde ihn nie wieder hergeben... Nie wieder...
Plötzlich hielt ich inne und blickte auf ihn herab. Wie gerne würde
ich ihn jetzt an mich drücken. Es fiel mir schwer, es nicht zu tun,
doch ich würde mich nicht verraten. Es würde Shuichi nur weh tun, das
wußte ich, warum also unnötige Schmerzen verursachen? Es genügte, wenn
ich unglücklich war.
Achtlos flog das Handtuch in die Ecke und ich warf mich kraftlos in
die Matratze. Irgendwie war mein Leben scheiße! Anders konnte man das
wirklich nicht ausdrücken. Warum mußte ich jemanden lieben, der mich
nicht liebt? Zumindest nicht so, wie ich es mir wünschte... warum
jemanden begehren, der jemand anderen will... waren das die Gesetze
der Liebe? Dann würde ich ihr abschwören...
Fragend, drehte Shuichi sich zu mir und sah mit großen Augen auf
mich herab, ehe er das Gesicht wieder verzog und mit den Zähnen
klapperte. "Uah! Ist das kalt! Kannst du die Heizung nicht andrehen?",
plärrte er mir in die Ohren und rieb sich verzweifelt die Arme.
Die Augen schließend, verschränkte ich die Arme hinter meinem Kopf
und atmete aus. "Is kaputt...", seufzte ich und tat so, als kümmerte
ich mich nicht weiter drum und wäre kurz vor dem Einnicken.
Frustriert darüber, setzte Shuichi sich auf mich und begann an
meinem Hemd zu zerren, wobei seine kalten Hände an meiner Brust ent-
langstrichen. "Hey! Mir ist kalt! Tu gefälligst was!", heulte er. Der
Versuch, nicht rot zu werden, mit seinem Hintern gerade an dieser
Stelle und seinen sanften Händen an meiner Brust, stellte sich als
äußerst schwierig heraus, als er noch begann, an mir zu schütteln und
somit seinen Unterkörper leicht vor und zurück zu bewegen. Die Reibung
an meinem Schritt war nicht besonders förderlich, ihn nicht zu
wollen...
Glücklicherweise, holte mich ein piekender Schmerz in die Realität
zurück und ich öffnete mein linkes Auge leicht, so daß Shuichi einen
Moment lang glaubte, ich würde endlich reagieren, als ich lediglich
die Spange aus meinen Haaren löste und dann weiterhin so tat, als
würde ich ihn ignorieren.
Früher hätte ich eine Decke um uns beide geschlungen und ihn ge-
wärmt, aber täte ich das jetzt, würde es ein völlig anderes Licht auf
die Sache werfen, schließlich wäre es mindestens für mich nicht mehr
so wie früher. Irgendwie war alles anders, so fremd und dennoch
geliebter, als alles andere.
Wie ich mir wünschte, daß er meine Gefühle erwiedern würde.
Leises Schluchzen klang an mein Ohr und ich lauschte irritiert, als
Shuichi wieder zu plärren begann. "Hiro! Du magst mich nicht mehr...
sonst hast du mich immer gewärmt... das ist so gemein... ", schluchzte
er und zerrte weiterhin an meinem Hemd.
Irgendwie machten mich seine Worte wütend. Was erwartete er denn?
Warum kam er überhaupt zu mir? All die anderen Wochen, Tage, Stunden,
die ich zählte, ließ er mich allein... glaubte er denn, das alle nur
für ihn lebten?
In beinahe tödlicher Geste, schlug ich die Augen auf und sah ihn
ernsthaft an. "Warum bist du hier Shuichi?", flüsterte ich, "Wenn du
Wärme brauchst, warum bist du nicht bei dem Menschen, der sie dir
geben sollte? Was ist mit Yuki?", und ich starrte ihn durchdringend
an. In schwarzen Strähnen schlängelte sich mein Haar über das Bett
und Ruhe folgte auf meine Worte. Es war verletzter herübergekommen,
als ich es gewollt hatte...
Shuichi biß sich auf die Unterlippe und blickte herab. Seine blauen
Augen schimmerten traurig und langsam bäugte er sich zu mir herab, so
daß ihm sein seidiges Haar ins Gesicht fiel. Ich keuchte, als er sein
Gesicht direkt über meines hielt, mit traurigem und merkwürdig
einsamem Blick.
Sekunden vergingen so... eine Ewigkeit... und ich versank in diesen
Augen...
Ohne ein Wort, schloß er sie plötzlich und ich spürte seine weichen
Lippen auf meinen, so süß, so lieblich, der Atem blieb mir stehen. Der
Kuß war völlig unschuldig und gerade deshalb weckte er den Appetit
nach mehr in mir, als Shuichi sich wieder von meinen Lippen löste.
Was genau, war eigentlich passiert? Warum hatte er mich gleich
geküßt? Mußte ich das Verstehen? Hatte er eine masochistische Ader,
daß es ihm gefiel, wenn man gemein zu ihm war? Naja, würde wenigstens
seine Liebe für Yuki erklären.... nein, das konnte es nicht sein...
"...warum...", flüsterte ich völlig irritiert und blickte wieder in
seine Augen, die ihren Blick kein bißchen verändert hatten. Das war
nicht der Shuichi, mit dem ich früher Kissenschlachten veranstaltet
oder einen Trinken war, das war ein anderer Mensch, zu dem er geworden
war und irgendwie machte es mir Angst.
Angst, ihn nicht mehr zu kennen.
Angst, daß er mich nicht mehr brauchte.
Angst, ihn zu verlieren...
Als wüßte er, was mir durch den Kopf ging, preßte Shuichi seinen
Zeigefinger auf meine Lippen und schüttelte resignierend den Kopf. Was
wollte er mir damit sagen? Bereute er es? Wollte er mehr? War das ein
Abschied? Ich war völlig verwirrt...
"Ich hab dich lieb, Hiro", lächelte er plötzlich verträumt und hätte
kindlich gewirkt, wäre dieser traurige Schimmer nicht in seinen Augen
geblieben. Was war das? Ich wollte es wissen! Doch seine Lippen
formten andere Worte. "Du bleibst der wichtigste Mensch in meinem
Leben, auch wenn du dir die Position mit Yuki teilen mußt", grinste
er mich für einen Moment lang dämlich an, "Ich möchte bei dir sein,
weil ich mich bei dir geborgen fühle...", und seine Stimme begann zu
zittern, "Ich will nicht, daß sich daran etwas ändert... bitte laß
mich nicht allein... ich brauch dich... ja, Hiro?", blickte er wie
ein treuer Hund auf mich herab und erwartete eine bestätigende
Antwort.
Ich konnte nicht mehr...
Verzweifelt schloß ich die Augen und atmete mehrmals ein und aus, in
der Hoffnung, diese starken Gefühle würden verschwinden, doch das
taten sie nicht. Es brannte wie Feuer. Ich hielt es nicht mehr aus.
Mein Herz raste. Mir war heiß und kalt zugleich. Es ging einfach nicht
mehr...
"Ich brauche dich auch..", hauchte ich, legte meine Arme um ihn und
wandte ihn auf die Matratze unter mich, ohne auch nur die Augen zu
öffnen. Würde ich sehen, sähe ich seinen Blick. Ich wollte nicht, daß
er mich ablehnte... so würde es wenigstens nicht so weh tun, wenn er
mich von sich schob...
Mir nicht mehr bewußt im Klaren darüber, was ich tat, begann ich
seinen Hals zu küssen. Meine Hände streichelten seinen Rücken herab,
bis meine Fingerspitzen mit dem Gummibund seiner Shorts zu spielen
begannen und mein Körper legte sich auf seinen.
Zu meiner Überraschung, tat Shuichi nichts, um mich abzuhalten. Er
lag einfach nur da und ließ seine Hände durch mein langes Haar
streichen, als gäbe es nichts anderes in seinem Leben, an das er
denken müßte.
Meine Zunge begann mit seiner Haut zu spielen und das Gefühl überkam
mich, ich konnte nicht mehr klar denken. Dennoch überwand ich mich,
die Augen zu öffnen und Shuichi anzusehen. Was machte ich mir etwas
vor? Wollte ich ewig in einer Illusion leben? Früher oder später mußte
ich mich den Dingen stellen... ich wollte Shuichi nicht verlieren...
...und wenn nur unserer Freundschaft zu Liebe...
"Was ist?", sah ich ihn besorgt an und küßte ihn lieb auf die Stirn,
um tröstend zu wirken, ohne überhaupt genau zu wissen, wieso. Irgend-
wie hatte ich das Gefühl, daß er mir etwas sagen wollte, auch wenn ich
nicht wußte, was.
Mein Gesicht direkt über seinem, blickte ich wieder in seine azur-
blauen Augen und konnte es nicht fassen, wie schön er war. So schön..
Doch während ich mich in seinem Blick verlor, biß er sich zögerlich
auf die Unterlippe und begann mit seinen Fingern in meinen herab-
hängenden Haarsträhnen zu zwirbeln.
"Es ist mehr, nicht wahr?", flüsterte er so leise, daß ich es kaum
gehört hätte, wäre ich ihm nicht so nahe gewesen. Perplex, sah ich ihn
an, und wußte nicht recht, was er mir sagen wollte. "...unsere
Beziehung", fügte er ruhig hinzu, "...es ist mehr, als nur Freund-
schaft, hab ich recht?", und mein Herz hämmerte gegen meine Brust, als
würde es jeden Moment zerspringen.
Beziehung... es war mehr... ja, für mich war es das...
"Was meinst du?", lächelte ich verschmitzt, während ich verzweifelt
versuchte, meine Finger möglichst unauffällig wieder unter dem Gummi-
bund seiner Shorts hervorzuziehen.
"Liebst du mich?", kam die nächste Frage, in ähnlich traurigem Ton.
Was? Hatte er das tatsächlich gefragt? Was sollte ich sagen? In
meinem Kopf rauschte es, plötzlich wurde alles vor meinen Augen weiß,
ich schluckte tief... zögerlich, brachte ich ein heiseres "Ja" hervor
und wandte meinen Blick deprimiert von ihm ab, als wäre es etwas,
wofür ich mich schämen müßte.
Momente vergingen so und ich spürte, wie Shuichi mich einfach nur
ansah. "Dann bin ich glücklich...", meinte er schließlich und gab mir
einen kurzen süßen Kuß auf die Wange. Wieder einmal, konnte ich nur
verwirrt blinzeln und grübeln, was er meinte, doch er besaß die Güte,
mich nicht lange im Ungewissen zu lassen.
"Es gibt Menschen, die niemals jemanden finden, den sie wirklich
richtig lieben... in meinem Leben gibt es gleich zwei davon.. dafür
bin ich dankbar..." und er lächelte so warm, das mir ein Schauer, wie
tausend Schmetterlinge, über die Haut ging.
War das wirklich war? Ich betete, daß ich nicht gleich wieder in
meinem Bett erwachen und auf meine weiße Decke starren würde. Ich
hoffte es so sehr...
Ich lächelte ebenfalls, als ich bemerkte, wie kalt Shuichis Haut
immernoch war. Eilig, sprang ich aus dem Bett auf und zog Hemd und
Hosen aus, um das Licht auszuschalten und dann wieder zu Shuichi ins
Bett zu klettern. Ohne weitere Worte, zog ich die Decke über uns und
nahm ihn in meine Arme.
Mein Leben lang, würde ich ihn wärmen, wenn er es sich wünschte..
Kichernd, kuschelte er sich an mich und warf ein Bein über meine
Hüften, was mich doch irritierte. Schlief er immer so? Ich brauchte
etwas, um es zu verarbeiten, ehe ich meine Hand auf seinen Ober-
schenkel legte und ihn zärtlich zu streicheln begann.
"Hiro...?", schnurrte Shuichi leise, während seine Finger Kreise auf
meiner Brust zogen. Er schien plötzlich so zierlich, wo ich ihn
endlich in den Armen halten konnte. So schlank, nicht zerbrechlich,
aber verletzlich...
"Mhm?", summte ich zufrieden. Wenn es nach mir ginge, könnte die
Zeit jetzt stehen bleiben, denn morgen früh, würde er wieder zu Yuki
gehen. Auch wenn er mich liebte, so könnte ich IHN doch niemals er-
setzen...
Ich öffnete die Augen und erwartete in sein süßes Gesicht sehen zu
können, traf stattdessen aber auf eine schlitzäugige Fratze. "Also
was dieses Foto auf deinem Nachttisch betrifft...", und seine Stimme
hob sich beängstigend...
Mist, erwischt! Ich hatte doch tatsächlich vergessen, das Foto von
ihm im Schlaf umzudrehen... ärgerlich, im Nachhinein, aber ich war
ertappt...
Ein kleiner Schweißtropfen bildete sich an meiner Stirn. "Ähehe...",
lachte ich irritiert, "...was ist damit?", und versuchte so lieb zu
lächeln, wie ich nur konnte, damit er mir nicht all zu böse war.
Entgegen allen meinen Erwartungen, allerdings, gab er mir einen Kuß
auf die Nase und lächelte. "Dreh es um, heute Nacht brauchst dus
nicht... ich lauf nicht weg...", und mit diesen Worten kuschelte er
sich enger an mich und schloß die Augen.
Ich lachte und klappte das Foto um. Diese Nacht wäre es kein Traum.
Diese Nacht lag er tatsächlich in meinen Armen und ich würde ihn nicht
wieder gehen lassen. Wenn dort auch nur ein Funken Hoffnung für mich
war, dann würde ich nicht aufgeben... Ich hoffte weiterhin auf seine
Liebe...
Und wie ich allmählich spürte, daß ich ins Land der Träume ent-
schwand, hörte ich plötzlich wieder diese eine Melodie in meinen Ge-
danken.
"Don't go wasting your emotions... lay all your love on me"
~ ~ Owari ~ ~
by Calypso