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Dark pieces of my mind

Dürstere und sonderbare Kurzgeschichten
von

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Leer in Gedanken

Der Mann sah aus seinem Fenster. Es war längst schon dunkel geworden. Im Zimmer war kein Licht. Er sah nach draußen. In weiter Ferne flackerte eine Kerze vor sich hin und er vernahm das leise Heulen des Windes, der um die Häuser strich und Baumwipfel bog. Der Mann stand da, vor der Glasscheibe, und wollte nicht denken. Vielleicht dachte er auch nicht, wer soll das wissen? Hinter ihm, in dem großen Zimmer, war alles leer. Leer in Gedanken. Das einzige was dort stand war ein großer, weißer Tisch mit einem kleinen weißen Stuhl davor. Auf dem Tisch lagen viele Blätter Papier, große, kleine, kleine, große. Doch alle waren sie leer. Leer, leer in Gedanken. Auf dem Tisch lag ein Glas mit Tusche. Die Tusche war rot, das Glas war umgefallen. Die Tusche floss über den Tisch, über das Papier. Rot, rot. Über das leere Papier, rot wie Blut, doch es blieb leer, leer in Gedanken. Die Tusche floss weiter bis zur Kante des großen, weißen Tisches, floss sie hinunter und tropfte auf den kleinen, weißen Stuhl. Sie bildete dort eine Lache. Eine Lache wie Blut, rubinrotes Blut. Auf dem Tisch lagen Federn und ein Federhalter lag in dem Glas, aus dem die Tusche ausgelaufen war. Er war rot. Rot wie Schmerzen. Schmerzen- Blut. Die Federn waren verklebt. Die rote Tusche. Sie lagen in der roten Tusche.

Der Raum war leer. Trotzdem. Gerade deshalb.

Der Mann hob die Hände, verdeckte sein Gesicht mit ihnen. Wollte nicht denken. Dachte.

Schmerz- Blut- Leere.

Das Flussufer. Es ist Herbst und die Blätter fallen. Der Wind heult leise und fährt durch die Wipfel der Baume. Er trägt den Geruch des Schnees mit sich. Doch noch ist alles trocken. Nur am Flussufer ist es nass. Nicht nass vom Wasser, das unten im Graben fließt, sondern nass von rotem Blut, das in der Abendsonne glitzert. Er liegt da, der Mann, und denkt nicht. Er liegt da mit ausdruckslosen Augen und einem wie zum Schrei geöffneten Mund, einem Schrei nach Freiheit. Die Finger seiner rechten Hand sind um ein Stück Papier geschlossen, doch es ist leer. Nur rot, rubinrot. Von Blut gefärbt. Doch leer, ohne Aussage, doch mit Aussage?

Wie ist er gestorben?

Ein Engel mit schwarzem Haar. Er liegt im Laub, rot, rubinrot von seinem Blut und seine schöne Augen schauen in die Ferne. Sie schauen weit über die flackernden Lichter hinfort. Und seine Ohren vernehmen das leise Heulen des Windes, doch sie hören auch die stumme Musik die im Hintergrund dieser Welt liegt.

Sind in seinen Augen Tränen? Oder sind sie leer?

Leer wie die Blätter Papier, die auf seinem Tisch lagen, leer wie das Papier, um das sich fest seine Finger schließen? Auch jetzt noch.

Wie ist er gestorben?

Er, der schöne Engel, der die Freiheit sucht.

Ist er gefallen, von oben herab?

Die Böschung hinab geschlittert?

Ist er gesprungen auf der Suche nach Freiheit?

Sein Kopf liegt auf einem großen Stein. Er ist rot, rot von Blut. Das Blut ist rubinrot. Es gleicht roter Tusche, die aus ihrem umgefallenen Glas läuft.

Blut- Rot.

Schmerzen- Blut.

Blut- Freiheit.

Licht. Das Licht steht am

Ende.



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