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Angel

von

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Wenig später fand sich Minako mit Jiro, so hieß der neugierige Kellner, im Park auf einer Bank wieder. Sachtes Laternenlicht erfüllte den kleinen Platz, während sie sich unterhielten - nachdem Minako ihre Scham etwas überwunden hatte. Sie konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass Jiro sie tatsächlich beobachtet hatte. Aber sie war auch selber Schuld, warum fällt sie auch einfach so auf offener Straße über ihre Geliebte her?

>>Woher kennst du Kai?<<, wollte die Schwarzhaarige wissen.

>>Wir sind mal zusammen zur Schule gegangen. Er hat damals schon einen recht hohen Frauenverschleiß gehabt, und irgendwie hat er es immer hinbekommen, dass keines der Mädchen irgendwas von den anderen mitbekommen hat.<<, antwortete Jiro.

>>Deswegen hast du Gina so unter die Lupe genommen?<<

>>Ja, sie tat mir leid. Wahrscheinlich war sie die erste, die ihn erwischt hat. Was hast du eigentlich mit der Sache zu tun?<<, fragte Jiro nun seinerseits und schaute Minako skeptisch an.

>>Na ja, Kai ist eben mein bester Freund. Der einzige Grund, warum er an mich noch nicht herangekommen ist, ist wohl, dass ich lesbisch bin. Auf jeden Fall hat er mir gesagt, dass er sie loswerden will, und mich dann gebeten, ihm dabei zu helfen... da hab ich eben mein Möglichstes getan. Dass ich mich in Gina verliebe, war dabei aber nicht geplant...<<, das Mädchen schaute betrübt zu Boden. >>Ich kenne sie eigentlich gar nicht, aber die Aktion tut mir so endlos leid... und wenn ich in ihre Augen sehe, habe ich das Gefühl, ich würde einem Engel begegnen...<<

Jiro grinste. >>Solche Aktionen sind ganz typisch für Kai. Aber vielleicht hat die ganze Geschichte ja für euch beide doch noch ein gutes Ende. Es sei denn, Kai bekommt einen ...äh.. wie soll ich es sagen? Rückfall?... Gina war nämlich definitiv diejenige, mit der er am längsten zusammen war und mit der er am meisten Zeit verbracht hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nicht das Geringste für sie empfunden hat. Vielleicht sollten wir mal Handynummern tauschen und uns gegenseitig auf dem Laufenden halten!<<

So tauschten sie also ihre Handynummern aus und unterhielten sich noch eine ganze Weile. Irgendwann begann Minako zu gähnen und verabschiedete sich dann von Jiro, um den Rest der Nacht noch ausnutzen zu können.

Als Minako gerade vor ihrer Haustür stand, klingelte ihr Handy. Müde drückte sie einen Knopf und beantwortete den Anruf.

>>Ja, hallo?<<

>>Mi..Minako?<< Sie erkannte Ginas verzerrte Stimme durch das Mobiltelefon. Plötzlich war Minako wieder hellwach.

>>Gina?<<

>>Warum bist du nicht bei mir geblieben? Ich vermisse dich...<<, sagte Gina traurig.

>>Ich weiß auch nicht... das war eine ganz schön komische Aktion vorhin! Ich komme sofort zu dir<<, versprach die Schwarzhaarige ihrer Freundin.

>>Danke!<<, flüsterte die Blonde und beendete das Gespräch. Minako machte sofort auf dem Absatz kehrt und rannte den ganzen Weg zu Ginas Wohnung zurück, um dann stürmisch zu klingeln. Als die Tür auf einen Knopfdruck von Gina hin aufsprang, rannte sie durch das Treppenhaus und stolperte in die Wohnung hinein, wo sie direkt in die Arme ihrer Freundin fiel.

>>Mina-chan, ich brauche dich so sehr... lass mich nie mehr allein!<<, sagte Gina, während sie schon wieder anfing zu weinen. Minako konnte in diesem Augenblick nichts sagen. Sie zerrte ihre Freundin ins Schlafzimmer. Während sie einander ihrer Kleidung entledigten, flüsterte sie Gina wieder und wieder ins Ohr: >>Ich liebe dich!<<

Bald lagen sie still und eng aneinander gekuschelt im Bett.

>>Kai wird dich niemals zurückbekommen, egal was er tut<<, sagte Minako mehr zu sich selbst als zu Gina.

>>Ich will niemals zu Kai zurück. Du bist mein Engel, niemand sonst!<<, bestätigte Gina und streichelte ihrer Freundin über die Wange.

Als sie zum ersten Mal nebeneinander einschliefen, fühlten beide sich so glücklich wie nie zuvor.
 

Am nächsten Morgen stand Gina als erste auf und beschloss, Minako noch nicht zu wecken und schon einmal Frühstück zu machen. Also zog sie sich einen Bademantel über und verließ das Schlafzimmer. Vorher wollte sie aber nach der Post sehen, so lief sie die Treppen hinunter bis zu ihrem Briefkasten. Als sie das Fach öffnete, blieb ihr der Mund offen stehen.

Der ganze Briefkasten war voll von Zetteln.

Sie griff einen einzelnen, um ihn zu lesen, und erkannte sofort Kais Handschrift. Auf dem weißen Zettel stand in riesigen Druckbuchstaben mit Edding geschrieben: + VERZEIH MIR! +

- Wie kann er nur so naiv sein? Erst versucht er mich loszuwerden, geht mir fremd... und dann... -

Gina war nun vollends verwirrt. Verzweifelt ließ sie sich mitten im Hausflur auf dem Boden nieder. Sie konnte nicht leugnen, dass sie noch etwas für Kai empfand. Immerhin waren sie 4 Jahre zusammen gewesen, da kann man die Gefühle nicht einfach so ausradieren. Sie lehnte ihren Kopf gegen die raue, unverputzte Wand. Mittlerweile fühlte sie sich gar nicht mehr in der Lage, zu weinen. Dazu weinte sie in letzter Zeit zu oft.

Bedrückt las sie auch alle anderen Zettel. Überall standen Dinge wie >Ich liebe dich<, >Ich will dich zurück<, >Ich hab einen schrecklichen Fehler gemacht< und vieles mehr. Konnte sie ihm überhaupt noch glauben? Vielleicht war das alles auch nur aufgesetzt, um ihr neuerliche Schmerzen zuzufügen...
 

Nach 10 Minuten, die ihr endlos erschienen, stand sie wieder auf und nahm all die Zettel mit nach oben in ihre Wohnung. Dort griff sie aus dem Küchenschrank eine große Schüssel, zeriss die Zettel nach und nach in kleine Fetzen und warf sie hinein. Den letzten Schnipsel entflammte sie mit einem Streichholz und warf ihn auf den Haufen, dann stellte sie die brennende Schüssel in die Spüle und beobachtete, wie Kais Liebesgeständnisse unter den Flammen zu Asche zerfielen. Gina beschloss, niemandem von diesen Zetteln zu erzählen. So öffnete sie dann schnell alle Fenster, damit der Brandgeruch verflog, bevor Minako aufwachte.

Einige endlose Sekunden lang starrte sie aus dem Fenster, beobachtete die entschwindenden, immer durchsichtiger werdenden Rauchschwaden. Dann schüttelte sie verzweifelt den Kopf, rannte ins Bad, schloss sich ein und ließ sich einfach auf den Boden fallen. Sie wühlte in einer Schublade, suchte nach dem Einzigen, was ihr jetzt noch Trost spenden konnte - und fischte eine Rasierklinge heraus. Wie in Trance schnitt sie sich hackelige Muster in Arme und Oberschenkel. Das Blut tropfte auf die weißen Badezimmermatten. Schließlich begann sie doch wieder bitterlich zu weinen.

- Was soll ich nur tun? Womit habe ich das verdient... -



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-07-14T14:40:38+00:00 14.07.2005 16:40
Was für ne Wendung...
Aber lass Minako und Gina ja zusammen bleiben! XD
Kai kann sich mit sonst wem abtun^^
Nya, war zwar wieder etwas zu kurz, aber jut, freu mich schon auf's nächste.
Und ach ja, der Kellner wird mir immer symphatischer XD

Kira


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