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Vollmond

Jonathans und Lukes Geschichte
von

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Kapitel VII

Am nächsten Wochenende hatten sie wieder die Gelegenheit, eine solche Nacht zu verbringen. Lukes Eltern versuchten, die Beiden so oft wie möglich allein zu lassen und an diesem Wochenende wollten sie zur Tante von Luke, der Schwester siener Mutter.

Bei den Jacobs klingelte das Telefon und Mrs. Jacob nahm den Hörer von der Gabel.

"Ja bitte?"

Stille.

"Ja, der ist da, Moment, ich hol ihn mal."

Ein Rufen ließ das ganze Haus erbeben: "Jonathan! Luke ist am Telefon!"

Polternd rannte Jonathan die Treppe hinunter und nahm seiner Mutter das Telefon aus der Hand.

"Luke?"

Am anderen Ende der Leitung lachte eine tiefe Stimme.

"Ja, ich bin dran. Ich wollte nur fragen, ob du heute wieder bei mir übernachten könntest."

Ein Stirnrunzeln legte sich auf Jonathans feine Haut.

"Da muss ich kurz fragen. Wo sind denn deine Eltern diesmal?"

"Nun ja. Erstens sind sie bei meiner Tante, um die zu besuchen und zweitens wollten sie uns allein lassen. Such dir aus, was du deinen Eltern sagst."

"Wohl eher erstens."

Luke lachte.

"Ich frag mal kurz. Bleib dran."

Der Hörer wurde hingelegt und Luke konnte am anderen Ende die Diskussion in der Küche der Jacobs mithören.

"Mum?"

"Ja, Jonathan?"

"Darf ich heute vielleicht wieder bei Luke schlafen?"

"Wieso?"

"Nun ja. Nur so..."

"Mmh. Wo sind denn Lukes Eltern? Sind die da?"

"Nein, die sind bei Lukes Tante. Bitte, Mum."

"Na... Na dann schlaf halt da. Aber bleibt anständig."

"Was soll denn das bedeuten?"

"Sprich erstmal mit Luke, dann erklär ich dir das."

Der Hörer wurde wieder aufgenommen.

"Luke, das geht klar. Wann soll ich bei dir sein?"

"Hab ich schon gehört. So früh wie möglich. Komm einfach her, ich bin da."

"Okay, dann bis nachher."

"Bis dann."

Luke wusste, dass er Dinge wie "Ich liebe dich." nicht am Telefon sagen durfte, doch Beide dachten an die Worte.

Luke hängte ein und auch Jonathan hatte aufgelegt.

"Mum? Was meintest du vorhin? Diese Andeutung?"

"Ach nichts, Jonathan."

"Mum, komm schon, ich weiß, du sagst so was nicht umsonst."

Seine Mutter winkte ab.

"Mum."

Fordernd blieb er mit verschränkten Armen in der Küche stehen.

"Ach... Ich... Ihr..."

"Mum, was ist los?"

Es platzte aus ihr heraus.

"Ihr hattet das Fenster offen."

Jonathan blieb vor Schreck der Mund offen stehen.

"Du hast... Nein, oder?"

"Sag das bloß nicht deinem Vater!"

"Habe ich nicht vor! Was... Hast du... Alles?"

"Ich habe... Viel. Oder sagen wir, ich habe genug gehört, um es zu verstehen. Ich bin ja nicht dumm."

"Oh mein Gott."

Er musste sich setzen.

"Mum?"

"Mmh?"

"Was hast du so spät abends noch draußen gemacht?"

"Tja, das war ein großer Fehler, was? Ich hätte zuhause bleiben sollen."

"Mum?"

"Ach ja. Ich war spazieren. Ich konnte nicht schlafen. Es war doch wieder Vollmond."

Entsetzt sah Jonathan sie an.

"Es war Vollmond?"

Seine Mutter nickte. Es war die erste Nacht, die er bei Vollmond einigermaßen normal verbracht hat. Er hatte sogar geschlafen. Vor zwei Uhr hatte er sogar geschlafen.

"Mein Gott."

"Das kannst du laut sagen. Ich habe ja nichts..."

Mrs. Jacob atmete tief durch.

"Ich habe ja nichts gegen eure...Liebe, aber wenn das dein Vater rausbekommt, dann ist die Hölle los."

"Ja, ich weiß. Wir wollten es bis zu meinem 18. Geburtstag geheim halten. Und dann noch einmal bis zum 21. Geburtstag."

"Da habt ihr noch einen langen Weg."

Jonathan nickte.

"Mum?"

"Mmh?"

"Danke, dass du mir beistehst. Ich brauche das wirklich. Den Beistand der Familie, meine ich."

Lächelnd kam seine Mutter auf ihn zu.

"Ich stehe dir bei, bei allem, was du tust. Du bist schließlich mein Sohn."

Für eine Mutter war das ganz selbstverständlich, aber Jonathan war unheimlich dankbar. Plötzlich lachte seine Mutter laut auf.

"Was?"

"Lasst bitte nicht noch einmal das Fenster auf, versprich mir das. Und macht so was nur, wenn ihr allein seid. Ihr habt ja geschrieen... Da hat sich Onkel Thomas bestimmt im Grab umgedreht."

"Ich verspreche es, aber warum spielst du gerade auf den an?"

"Weil er... Er war auch so wie Luke und du."

"Onkel Thomas war schwul?!"

Seine Mutter nickte.

"Und er wusste es gut zu verstecken. Nur ich wusste davon. Na, ich bin ja schließlich auch seine Schwester. Sein ganzes Leben lang hat er es geschafft, sein Geheimnis zu wahren."

Das verblüffte Jonathan wirklich.

"Das habe ich nie bemerkt..."

"Hätte ich bei dir auch nicht, wenn ich dich nicht gehört hätte."

Jonathan lief rot an.

"Mum, bitte... Erzähl es niemandem, ich bitte dich."

"Natürlich werde ich es niemandem sagen. Und nun pack deine Sachen und verschwinde zu...deinem Freund."

Das ließ sich Jonathan nicht zweimal sagen, lief nach oben und packte einen Rucksack voller Zeugs, das er brauchte: Rasierer, Rasierschaum, Zahnbürste - Pasta bekam er immer von Luke - Schlafhose, Haarbürste und ein Deo. Mehr brauchte er nicht.

Innerhalb weniger Minuten war er fertig, schlüpfte auf der Veranda in seine Schuhe und verabschiedete sich von seiner Mutter.

"Was sagst du eigentlich Dad, wenn er heim kommt?"

"Dass ihr zusammen deine Mathematikhausaufgaben macht und du dort schläfst."

"Erzählst du ihm auch, dass Lukes Eltern nicht da sind?"

Mrs. Jacob lächelte ihren Sohn an.

"Nein, mein Sohn, das werde ich ihm nicht erzählen."

Er nickte.

"Okay, Mum. Dann bis morgen."

Und dann rannte, wie immer, die drei Felder zu Lukes Haus.

Dort erzählte er seinem Freund von der Entdeckung seiner Mutter und Beide lachten sich halb tot über die peinliche Situation.

"Ich mag deine Mutter, Jonathan. Sie kann wenigstens damit umgehen, bei deinem Vater bin ich mir da nicht so sicher, wie er es aufnimmt."

Sein Gegenüber nickte.

"Ich mir auch nicht, aber ich habe mir vorgenommen, es ihm zu sagen, sobald ich 18 bin."



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