Zum Inhalt der Seite

Zweiter Teil: Gift in Körper und Seele

Fortsetzung von "Du kennst mich nicht und doch hasst du mich"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Blind

"Ich möchte nur den alten Kaiba zurück."

Knapp eine halbe Stunde später, saß er mit Duke in einem der Aufenthaltsräume und sprach sich aus, da Kaiba ja kein offenes Ohr für ihn hatte. Duke jedoch, nickte verständnisvoll.

"Am ersten Tag hat er mich nicht einmal angesehen, hat so getan, als wäre ich überhaupt nicht da! Am zweiten Tag hat er mich angesehen, aber nicht mit mir gesprochen!" Joey beugte sich nach vorn, stützte sich auf den Tisch und rieb sich erschöpft den Nacken. "Und in den letzten fünf Tagen konnte ich nur seinen Flüchen lauschen und kam ihm um keinen Millimeter näher!"

"Aber Dr. Johnson hat dich aufgeklärt", murmelte Duke.

"Natürlich hat er das." Verzweifelt richtete sich Joey auf und lehnte sich zurück. "Aber ich konnte doch nicht wissen, dass es so schlimm wird! Ich war erst einmal nur erleichtert, dass er überleben wird und jetzt habe ich Angst, dass die Distanz zwischen uns wieder größer geworden ist. Beinahe wie zu Beginn!"

"Der Doktor sagte aber auch, dass es sich alles beheben wird", sprach Duke beruhigend auf ihn ein. "Er hat große Probleme, wird zurzeit nicht einmal mit sich selbst fertig. Und du kannst auch nicht erwarten, dass alles von einem Tag auf den Anderen wieder gut wird, Joey." Duke seufzte, beugte sich nach vorn und schob die Hände über den Tisch zu ihm. "Er wäre beinahe ums Leben gekommen und bald wird er dazu im Stande sein, dir Dankbarkeit und dieselbe Aufmerksamkeit zu geben, die er dir anfangs gegeben hat. Es wird alles wieder gut... nur eine Frage der Zeit."

"Ich weiß, ich weiß." Joey nickte überfordert und verdrehte die Augen. "Es fällt mir nur schwer, verstehst du?"

"Natürlich."

"Ich dachte, mit dem Gegengift wären alle Probleme aus der Welt geschafft! Ich dachte, ich würde wieder glücklich sein, könnte wieder seine Nähe genießen, seinen Atemzügen lauschen und mich am starken Blau seiner Augen erfreuen. Aber es wirkt so kühl und emotionslos auf mich, schlimmer, ja, viel schlimmer als früher, als wir nichts miteinander zu tun haben wollten. Er...", Joey stoppte, schloss die Augen und stöhnte am Ende seiner Kräfte, "… er... ist jetzt seit sieben Tagen wach... und ich merke nichts von seiner Aufrichtigkeit und seinem Stolz. Er hat sich so grausam verändert und raubt mir die letzte Hoffnung. Ich bin fertig, Duke!" Er schnappte nach Luft und starrte sein Gegenüber selbstquälerisch an. "Ich stecke diese ganzen Erlebnisse nicht so einfach weg! Ich leide darunter, egal, ob es nun schon vorbei ist, oder nicht! Wir haben verdammt viel durchgemacht und ich war nahe davor, aufzugeben und auf das Ende zu warten! Aber ich habe einen harten Kampf auf mich genommen, um dieses gottverdammte Gegengift zu besorgen! Und jetzt habe ich mir einen Lohn für meine Mühen erhofft. Ein Lohn für diese Anspannung und die Todesangst, die wir gemeinsam erlebt haben! Einen Lohn, für all das, was wir für ihn auf uns genommen haben! Ich weiß, dass er es noch nicht zu schätzen wissen kann und überhaupt nicht versteht, was überhaupt passiert ist! Ich konnte es ihm ja noch nicht sagen, weil er nur flucht, mir nicht zuhört und es sowieso nicht verstehen würde! Ich will es ihm aber sagen und ich will, dass er es versteht! Ich war so glücklich, als ich mit dem Gegengift herkam, konnte das erste Mal seit langem ruhig schlafen und mich auf die nächsten Tage freuen. Aber... ich habe mich geirrt. Das eigentliche Drama beginnt gerade erst."

Daraufhin antwortete Duke nicht. Auch er lehnte sich zurück, starrte auf den Tisch und begann die Kante mit den Fingern zu bearbeiten.

"Wenn du seinen Anblick und sein Verhalten nicht ertragen kannst", sagte er dann nach langen Überlegungen, "… dann solltest du ihn vielleicht vorerst nicht mehr besuchen und warten, bis es ihm besser geht."

Joey blickte auf.

"Du solltest dich auf andere Dinge konzentrieren und erst wieder zu ihm kommen, wenn er wieder bei Sinnen ist und deine Anwesenheit zu schätzen weiß. Und ich bin mir sicher, dass sie ihm sehr wichtig ist."

"Und genau deshalb muss ich bei ihm sein", erwiderte Joey leise, seine Augen waren bedrückt auf einen nicht existierenden Punkt gerichtet. "Er geht nicht auf mich ein und macht den Eindruck, als wäre ihm meine Anwesenheit egal aber das stimmt nicht. Ich glaube, irgendwie ist er doch dankbar, dass ich da bin. Und das ist immerhin der Grund, weshalb ich es tue."

"Und was willst du jetzt machen? Willst du wieder zu ihm gehen, herumsitzen und dir seine finstere Miene antun? Du wirst doch nur darunter leiden und irgendwann reißt dein Geduldsfaden, das sehe ich kommen."

"Dann reißt er eben." Joey blähte die Wangen auf. "Ich bin mir sicher, dass er dasselbe für mich tun würde."

"Hm... das könnte ich mir auch vorstellen."

"Geh doch mal zu ihm?" Plötzlich richtete sich Joey auf. "Vielleicht benimmt er sich bei dir ja anders?"

"Wa... warum sollte er das denn tun?" Duke wurde nervös, begann auf dem Stuhl hin und her zurutschen und mehrmals den Kopf zu schütteln. "Zu dir hat er doch eine viel größere Verbindung."

"Auf den Versuch kommt es aber doch an." Joey war sich seiner Sache sicher und Duke wusste überhaupt nicht mehr, was er denken sollte. "Ich bitte dich, Duke. Schau mal nach ihm und versuch ihn zum sprechen zu bringen. Ich... ich könnte auch Yugi zu ihm schicken, dann würde er sicher etwas sagen... auch, wenn es nur Flüche wären. Aber du. Er hat es mir gesagt, Duke! Er hat nichts gegen dich! Und du hast verdammt viel für ihn getan, warum solltest du die Chance also nicht nutzen und den Kontakt zu ihm suchen?"

"Ich weiß nicht einmal, ob ich das wirklich will." Duke räusperte sich. "Kaiba spielt in einer anderen Liga."

"Das ist nur eine dumme Ausrede!", bemerkte Joey. "Schau mich an! Bin ich vielleicht in seiner Liga? Da kämst du schon eher in Frage, immerhin bist auch du ein erfolgreicher Geschäftsmann. Und... und... bei dem Picknick, da warst du der Einzige, der ein passendes Gesprächsthema fand und etwas mit ihm gequatscht hat. Ihr habt euch doch damals schon gut vertragen, oder?"

"Hm..."

"Bitte geh zu ihm, ja?" Jetzt begann Joey zu betteln. "Du kannst ihn ja auf Computer oder irgendwelche Programme ansprechen, was weiß ich."

"Du bist ihm aber viel wichtiger", widersprach Duke. "Und wenn er dir schon mit Ablehnung begegnet... wie soll es denn dann bei mir sein?"

"Ver-su-huch", flüsterte Joey. "Wenn du keine Lust mehr hast, kannst du ja sofort gehen. Mich hat er auch nicht zurückgehalten."

"Okay, okay." Jetzt reichte es Duke - jetzt hatte Joey ihn überredet. Also hob er die Hände und nickte erschöpft. "Ich gehe zu ihm."

"Dann komm." Sofort war der Blonde auf den Beinen, und, woher auch immer, er schien neuen Mut geschöpft zu haben, schien doch wirklich zu glauben, Duke hätte mehr Chancen und könnte an alledem etwas ändern. Er zerrte seinen Hoffnungsträger auf die Beine und machte sich schnell auf den Rückweg zu Kaiba. Vor dem Zimmer blieben sie dann stehen und Joey ballte beide Hände zu Fäusten, mitflehend, dass es funktionierte.

"Hauptsache ist, du bringst ihn zum Sprechen. Und nachher erzählst du mir, ob es sinnvoll war, was er gesagt hat."

Duke nickte untertänig und dann schob Joey ihn zur Tür.

"Du machst das aber nicht nur für mich, oder?", flüsterte er währenddessen leise. Darauf konnte Duke ihm nicht antworten, also griff er schnell nach der Klinke und öffnete die Tür. Und sofort ließ Joey von ihm ab, ging zur Seite und ließ ihn alleine. Nach der Beschreibung, die Joey ihm geliefert hatte, erwartete er ein verwüstetes Zimmer und Kaibazilla, der auf dem Bett saß und blutgierig die Zähne fletschte. Doch stattdessen sah er nur einen jungen Mann, der sich leise fluchend aus dem Bett neigte und sich streckte. Er besah ihn sich musternd und schloss die Tür hinter sich. Und sofort wurde Kaiba auf seinen Gast aufmerksam. Er drehte das Gesicht zu ihm und kämpfte sich in eine aufrechte Haltung, um ihn bequem anstarren zu können.

Und Duke wurde zugegeben etwas nervös. In was hatte Joey ihn da nur verwickelt? Er kannte Kaiba doch so gut wie gar nicht und wusste erst recht nicht, wie er ihn ansprechen sollte. Doch das übernahm überraschenderweise Kaiba für ihn. Und das nur nach wenigen Augenblicken. Sein Blick hatte etwas Boshaftes an sich, doch so schlimm, wie Joey es ihm geschildert hatte, wirkte es nicht auf Duke. Kaiba musterte ihn nur wenige Sekunden, schien nicht über seine Anwesenheit erstaunt zu sein. Stattdessen fuchtelte er mit der Hand.

"Devlin!", murrte er. "Los, komm her! Gib mir eine Flasche!"

Oh, dieser Ton.

Er hatte wirklich nichts allzu angenehmes an sich aber Duke ließ sich nicht einschüchtern, blieb einfach stehen und befolgte den strikten Befehl nicht.

"Könnte ich", antwortete er nach einem hastigen Grübeln. "Es fällt mir nur leichter, wenn man mich freundlich darum bittet."

Kaibas Miene verdunkelte sich sofort und er knirschte mit den Zähnen. Er schien es zurzeit nicht gern zu haben, wenn man nicht auf ihn hörte. Barsch und schroff, wie Joey ihn beschrieben hatte. Doch er hatte ihn erkannt und ihm somit mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als Joey. Und das wunderte Duke und machte ihn gleichermaßen sehr nervös. Ein Gedanke schlich sich in seinem Kopf ein, doch bevor er ihn weiter verfolgen konnte, brummte Kaiba wieder, warf sich zur Seite und startete einen neuen, hoffnungslosen Versuch, eine der Flaschen zu erreichen. Er streckte sich so gut er konnte, stöhnte und schnaufte. Er rutschte auch weiter nach vorn, doch bevor er aus dem Bett fiel, spuckte er einen kaum hörbaren Fluch und hielt in den Bewegungen inne, denn Duke war näher getreten und direkt vor ihm stehen geblieben. Er blickte zu ihm auf, brummte erneut und kämpfte sich wieder in eine aufrechte Haltung. Und als er dort saß, wandte er ruppig den Blick ab und verschränkte die Arme vor dem Bauch. So hatte Duke ihn noch nie erlebt. Bei den seltenen Treffen und in der Schule war er stets der Kühle und Unnahbare gewesen. Nun wirkte er wehrlos und erreichbar für jeden, der ihm helfen konnte. Duke warf einen kurzen Blick zu den Flaschen, betrachtete sich dann Kaiba und ließ sich auf dem Stuhl nieder, auf dem Joey zuvor gekauert hatte. Nun wusste er, dass er es nicht nur für Joey tat. Er war tief in die gesamte Sache verwickelt und der Gedanke, ihm etwas näher kommen zu können, erweckte allmählich ein angenehmes Gefühl in ihm. Einige Momente vergingen in Schweigen. Kaiba wollte scheinbar lieber verdursten, als das gewisse Wort auszusprechen und Duke würde es ihm nicht geben, wenn er sich nicht dazu überwand.

Er grübelte, meinte bei sich, dass Kaiba überhaupt nicht sehr verwirrt wirkte. Etwas schon, doch sinnlos war es nicht gewesen, was er gesagt hatte. Und nachdem er bemerkte, dass sie stundenlang so dasitzen könnten, da sah er sich dazu gezwungen, das Wort zu ergreifen.

"Dir scheint dieses Wasser ja sehr wichtig zu sein", meinte er ruhig und war gespannt auf Kaibas Reaktion. Und die bekam er. Kaiba ließ die Arme sinken und warf ihm einen scharfen Blick zu.

"Was geht dich das an! Gib mir eine Flasche!"

"Warum hast du nicht Joey darum gebeten?" Fragte Duke, ohne lange zu überlegen. "Er war doch vor kurzem bei dir und ich bin mir sicher, er hätte es sofort getan, ganz egal, wie lieb du ihn darum gebeten hättest."

"So wie es aussieht, ist er aber nicht mehr hier!", antwortete Kaiba ihm klar und deutlich. "Jetzt mach schon!"

Duke jedoch, schüttelte den Kopf und äffte seine beleidigte Haltung nach.

"Warum fällt es dir so schwer, darum zu bitten?"

"Ich bitte nicht! Ich will es haben!"

"So bekommst du es aber nicht."

Herrje, Duke befürchtete, dass sie dieses sinnvolle Gespräch bis zur Unendlichkeit weiterführen konnten. Und wenn Kaiba nicht endlich das gewisse Wörtchen sagte, würde dem so sein. Also beschloss er, das Thema vom Wasser abzulenken und Klartext zu sprechen. Und so wie sich Kaiba benahm, fiel es ihm nicht allzu schwer. Er war kurz davor, ihm die gesamte Geschichte zu erzählen, da er meinte, Kaiba wäre zurechnungsfähig genug. Doch letzten Endes tat er es nicht und wählte einen anderen Weg.

"Du scheinst deinen Aufenthalt hier sehr zu genießen, hm?", sagte er also und da Kaiba seine Anwesenheit, außer der Tatsache, dass er ihm nicht das verfluchte Wasser gab, nicht zu stören schien, wagte er sich weit aufs Glatteis hinaus. Kaiba jedoch, schien kein Interesse an einem Plausch zu haben und starrte weiterhin in die andere Richtung.

"Ich will das Wasser!", zischte er nur.

Duke bewahrte Ruhe und sehnte sich nach einem Fortschritt des Gespräches. Also fragte er einfach weiter und ging überhaupt nicht auf ihn ein. Diese Verzogenheit störte ihn an Kaiba und er hatte sicher nicht vor, sein neues Dienstmädchen zu werden, wenn Joey gerade nicht griffbereit war.

"Was tust du, wenn du entlassen wirst? Wirst du dich sofort wieder in die Arbeit stürzen?" Er kreuzte die Beine und legte den Kopf schief.

"Wasser", murmelte Kaiba resigniert.

"Nicht, bevor du nett darum gebeten hast." Allmählich war Duke genervt und da fuhr Kaiba zu ihm herum und schickte ihm einen tödlichen Blick. Nur kurz blieb er sitzen, dann plötzlich grabschte er nach der Decke und schlug sie ruppig zur Seite. Duke hob die Augenbrauen. Und ohne ihm einen weiteren Blick zu schicken, schob sich Kaiba mit viel Mühe zur Bettkante. Er keuchte, als er die Beine darüber zog und sie baumeln ließ. Er trug lediglich ein langes weißes Hemd und Shorts. Außerdem hatte er den strengen Befehl, das Bett nicht zu verlassen. Duke wusste es, griff aber nicht ein. Er blieb nur sitzen und beobachtete, wie Kaiba nach vorn rutschte, die Füße auf den Boden setzte und sich hinabsinken ließ. In den Beinen schien er nicht allzu viel Kraft zu haben und deshalb kam er überhaupt nicht in den aufrechten Stand. "Jetzt ist auch noch der Rest der Welt gegen mich." Kurz rupfte er an seinem Hemd und griff etwas ungeschickt nach einer der Flaschen.

Duke verfolgte das Geschehen weiterhin gelassen, beobachtete Kaiba, wie er die Flasche hob und mit letzter Kraft auf dem Bett ablegte. Und schon war er erschöpft, ließ die Arme sinken und sah sich flüchtig um. Da unten kauerte er jetzt und kam nicht mehr auf die Beine. Zumindest nicht ohne Hilfe. Und es vergingen keine fünf Sekunden, da giftete er Duke an.

"Hilf mir auf!"

"Wie bitte?"

"Du sollst mir auf helfen!" Jetzt wurde Kaiba laut und machte den Anschein, Duke an die Beine zu fallen, wenn er nicht spurte. Zu mehr wäre er im Augenblick nicht im Stande. Nun würde ihm aber nichts anderes mehr übrig bleiben, als Duke zu bitten. Und dieser wartete nur darauf. Nachdem er jedoch nicht auf seine Ermahnung geantwortete hatte, biss Kaiba die Zähne zusammen, hob die Arme und klammerte sich doch wirklich in die Matratze! Er versuchte sich aufzurichten, sich hinaufzuziehen, doch auch seine Arme schienen schwach zu sein und so sank er auf den Boden zurück und blieb keuchend kauern.

"Warum fällt es dir so schwer, ‚Bitte’ zu sagen?", wunderte Duke sich gelassen. "Es ist nur ein Wort, hat aber eine große Wirkung."

Kaiba reagierte nicht und er würde den ganzen Tag hier sitzen bleiben, bis ein Anderer kam, der ihm zu einem geringeren Preis half. Er würde nicht darum bitten und so musste Duke nach einer anderen Lösung suchen. Und diese Lösung war schnell gefunden. Er räusperte sich leise, rutschte sich auf dem Stuhl zu Recht und setzte eine ernste Miene auf.

"Ich helfe dir, wenn du mir ein paar Fragen beantwortest."

Kaiba starrte währenddessen auf den Boden und begann ihn mit den Fingernägeln zu bearbeiten, verbissen und ruppig, so als wäre er an allem Schuld.

"Die erste Frage lautet: Weißt du, dass Joey jeden Tag den ganzen Tag bei dir ist und sich um dich kümmert?"

Kaiba pulte weiter und das Einzige, das er als Antwort hervorbrachte, war ein ungewisses Knurren. Damit gab sich Duke jedoch nicht zufrieden.

"Entweder du bittest mich freundlich um Hilfe, oder du beantwortest meine Frage", stellte er ihm prompt ein Ultimatum.

Kaiba blickte nicht auf, pulte weiter und regte sich nicht von der Stelle. Und Duke übte sich in Geduld. Er wartete und Kaiba schien zu grübeln, denn seine Bewegungen wurden langsamer, bis sie endgültig nachließen und seine Hände still verblieben. Und dann blickte er auf und in Duke sprudelte die Neugierde auf die Antwort empor.

Was würde Kaiba ihm auf die Frage antworten?

Scheinbar hatte er sich entschieden.

Ja, seine Augen richteten sich ernst auf ihn und dann atmete er tief ein und öffnete den Mund.

"Bitte hilf mir dabei, aufzustehen", sagte er und in dem gewünschten freundlichen Ton.

"Was...?" Duke neigte sich langsam nach vorn.

"Bitte hilf mir", wiederholte Kaiba mit größter Mühe.

Duke war enttäuscht, hatte gehofft, dass er sich für die andere Möglichkeit entscheiden würde. Doch er hatte ihm eine Ausweichmöglichkeit gegeben und wenn Kaiba lieber bettelte, als ihm auf die Frage zu antworten, dann musste schon viel dahinter stecken. Er zögerte kurz, nickte dann jedoch und kam auf die Beine. Versprochen war versprochen. Kaiba klammerte sich an seinen Arm, Duke packte ihn vorsichtig und dann zog er ihn auf die Beine und war ihm dabei behilflich, sich auf das Bett zu setzen. Ein "Danke" gelang Kaiba dann aber nicht mehr. Ruppig befreite er sich aus Dukes Griff, schickte ihm einen weiteren düsteren Blick und grabschte nach der Flasche. Er hielt sie fest, während er sich mit großer Anstrengung zu den Kissen zurückschob, sich hinlegte und die Decke über sich zog. Stockend hatte sich Duke wieder auf dem Stuhl niedergelassen und verfolgte nun mit bitterer Miene, wie Kaiba den Deckel aufdrehte. Er tat es langsam und bedächtig, starrte währenddessen neben sich auf die Decke und schien abzudriften.

"Misch dich nicht ein", sagte er dann plötzlich die Worte, die das Fass zum Überlaufen brachten und die Geduld, die Duke angestrengt bewahrt hatte, wie einen Ballon platzen ließen. Während er ihn erschüttert anstarrte, setzte er nur die Flasche an die Lippen und trank.

"Ich... ich soll mich nicht einmischen?" Mit einem Mal sprang er auf die Beine und trat mit einem Schritt an das Bett heran. "Joey hat sich verdammt große Sorgen gemacht, während du krank warst, Kaiba! Er war verzweifelt und hatte Angst um dich! Du bist nicht der Einzige, dem Joey am Herzen liegt! Er ist auch mein Freund und es tut mir leid, wenn ich mich um ihn sorge, wenn es ihm schlecht geht! Du scheinst zurzeit ja keine Lust dazu zu haben! Spielst ihm einen Verrückten vor, damit du nicht auf ihn eingehen musst!! Tust so, als wäre dir seine Anwesenheit egal!!"

Kaiba gab sich ungerührt, ließ die Flasche sinken und schraubte sie mit aller Seelenruhe zu. Doch Duke war noch nicht fertig und nun hielt er sich nicht mehr zurück.

Er stürzte zum Fußende des Bettes und starrte ihn feurig an.

"Katagori hat dich vergiften lassen, Kaiba! Dir ging es so schlecht, weil du ein Gift in dir hattest!! Joey und ich bekamen es erst heraus, als wir von ihm entführt wurden!! Glaubst du, diese Schrammen haben wir nur so zum Spaß?! Nein, gottverdammt!! Katagori hatte zwei Gehilfen und nach der ersten Tracht Prügel sollten wir dem Leben endgültig Ade sagen!! In der Zwischenzeit lagst du schon im Krankenhaus und hast mit dem Tod gekämpft aber wir konnten fliehen und wurden beinahe hingerichtet!! Trotzdem haben wir überlebt, wussten endlich, was mit dir geschehen war und konnten einen Weg suchen, wie wir dich retten!! Joey war verzweifelt, mit den Nerven am Ende! Und glaubst du, mir ging es besser?! Wir waren erschöpft und haben trotzdem nach dem Mann gesucht, der das Gift entwickelt hat und somit auch im Besitz des Gegengiftes war! Wir sind durch halb Domino gerannt und unsere Suche war erfolglos! Kannst du dir vorstellen, wie sich Joey gefühlt haben muss?! Er liebt dich, verdammt noch mal! Und obwohl er kaum noch stehen konnte, machte er sich allein auf die Suche nach dem Gegengift!! Er war einen ganzen Tag unterwegs und wurde erst in Minjoko fündig! Dort wurde er verprügelt und beinahe erschossen!! Aber er hat das Gegengift geholt und sich anschließend nach Domino zurückgeschleppt, um dir das Leben zu retten!!" Duke schnappte gehetzt nach Luft und fuhr fort. "Er hat verdammt viel auf sich genommen, um dich zu retten und sein eigenes Leben schien ihm dabei wieder einmal egal zu sein!! Nun lebst du, das Gegengift wirkt und er hat sich erhofft, dich zurück zu gewinnen und eine schöne Zeit mit dir zu haben!! Und nun?! Nun spielst du ihm kaltherzig etwas vor und lässt ihn nicht an dich heran! Du blockst ihn ab und fügst ihm somit nur weitere Schmerzen zu!! Oh... du weißt nicht, was wir erlebt haben! Und nichts in der Welt gibt dir das Recht, ihn so zu behandeln. Ohne ihn... wärst du tot, Kaiba! Kein Mokuba mehr, keine Kaiba-Corporation. Viele Menschen hätten unter deinem Tod gelitten... und Joey dachte nicht nur an sich, als er sich auf den Weg machte, der ihn ins Ungewisse führte. Was auch immer dich zu diesem Irrsinn treibt, lass es sein und sprich mit ihm." Ohne auf Kaibas Gesicht zu achten, wandte er sich ab. "Zeig ihm wenigstens, dass sich sein verbitterter Kampf gelohnt hat. Und wenn du ihm weiterhin so gnadenlos weh tust... dann ist kein Gift mehr nötig, um dich ins Grab zu bringen!"

Mit diesen Worten atmete er tief durch und ging zur Tür, ohne sich einmal zu Kaiba umzudrehen. Er griff nach der Klinke, öffnete die Tür und verließ das Zimmer. Er ließ Kaiba zurück, der nun plötzlich, mit einem Schlag, die gesamte Wahrheit erfahren hatte.

In Duke brodelte noch immer die Wut, als er sich wenige Schritte von der Tür entfernte und losging. Sein Atem raste, seine Venen pulsierten, doch er bereute kein einziges Wort. Er ließ zwei Türen hinter sich, ging einfach weiter ohne ein Ziel vor Augen zu haben, doch da ertönte Joeys Stimme.

"Duke!"

Sofort blieb der Angesprochene stehen und blickte auf. Mit wenigen Schritten stand Joey direkt vor ihm und starrte ihn mit großen Augen erwartungsvoll an.

"Und??" Er sprudelte vor Neugierde. "Hat er Wirrwarr gesprochen? Hat er überhaupt gesprochen?! Sag schon!"

Duke zögerte mit der Antwort, sah ihm direkt in die Augen und entspannte sich.

"Duke, bitte sag es mir!" Joey wurde schnell ungeduldig. "War er gemein zu dir? Hat er dir gesagt, was er denk?! Habt ihr über Computer gesprochen?! Du warst ja länger bei ihm, als ich es gedacht hätte!"

Duke nickte stumm, stützte die Hände in die Hüften und biss sich auf die Unterlippen.

"Hm..."

"Hm?" Joey zog eine Grimasse. "Was soll das denn heißen?"

"Ich hätte schon viel eher mit ihm sprechen müssen." Wieder sah Duke ihn an und Joey schnappte überrascht nach Luft.

"Habt ihr euch gut verstanden? Konntest du dich mit ihm unterhalten?"

"Hör zu." Duke atmete tief durch, wackelte mit dem Kopf und legte den Arm um seinen Hals, um ihn mit sich zu führen. "Wir sollten jetzt vielleicht etwas essen gehen. Und dann, nach ungefähr zwei Stunden, gehst du noch einmal zu ihm, ja?"

"Warum?" Joey blieb wie versteinert stehen. "Hast du... hast du etwas erreicht?"

"Das musst du nachher herausfinden." Duke zuckte mit den Schultern. "Ich glaube, er braucht jetzt erst einmal seine Zeit, um alles zu durchdenken."

"Duke?" Joey zog die Augenbrauen zusammen. "Hast du... ihm die Geschichte erzählt?"

Der Angesprochene zögerte wieder. Lange standen sie sich gegenüber, bis er nickte.

"Ich hielt es nicht mehr aus, Joey. Er kennt jetzt die Wahrheit und wird erst einmal mit ihr fertig werden müssen."

"Aber...", Joey presste die Lippen aufeinander, drehte sich kurz zur Tür um, "… meinst du, dass er jetzt alleine sein sollte?"

Duke gelang ein aufmunterndes Lächeln.

"Unbedingt."
 

"Ich habe ihm alles erzählt." Duke ließ sich an einem der vielen kleinen runden Tische nieder und lehnte sich sogleich zurück, um tief durchatmen zu können, Joey setzte sich neben ihn und begann mir einer kleinen Karte zu spielen.

"Und du weißt wirklich nicht, wie er reagiert hat?", erkundigte er sich ernst. "Hast du nicht doch noch kurz zu ihm gelugt?"

Duke schüttelte den Kopf.

"Tut mir leid, ich war einfach nur verdammt wütend."

"Warum?", fragte Joey verwundert.

"Warum?" Duke gelang ein flüchtiges Grinsen. "Weil er ein verwöhnter, reicher Pinkel ist."

"Ja." Joey erwiderte das Grinsen und nickte zustimmend.

Dann bestellten sich die Beiden ein Getränk.

"Es ist so, Joey." Duke rollte das Glas zwischen beiden Händen und räusperte sich leise. Joey lauschte aufmerksam. Sie saßen in einem Cafe, das gleich gegenüber dem Krankenhaus lag. "Kaiba ist noch etwas durcheinander, das sieht man an seinen Augen, aber... so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Jedenfalls konnte ich normal mit ihm sprechen. Er hat mich erkannt, auf mich reagiert... tja, und so bekamen wir uns in die Haare."

"Was willst du mir damit sagen?" Joey nippte an seinem Glas, die Augen behielt er stets auf ihn gerichtet.

"Na ja." Duke erwiderte seinen Blick kurz. "Ich glaube, dass er dir etwas vorgespielt hat, als du bei ihm warst."

"Hm?" Joey ließ das Glas sinken. "Meinst du, dass er mich verstanden hat? Dass er genau wusste, wovon ich sprach und einfach nicht auf mich eingehen wollte?"

"Genau das würde ich sagen. Sicher bin ich mir jedoch nicht."

Die nächsten Momente verbrachten sie in Schweigen. Joey grübelte verbissen und brachte manchmal ein stummes Nicken hervor. Ja, so sah es aus und auch Duke beschäftigte sich damit. Sie sagten lange nichts und Joey ergriff erst das Wort, als er sich eine zweite Cola bestellte.

Und dann wandte er sich wieder an ihn.

"Du hast Recht." Er versuchte, heiter und entschlossen zu wirken, doch es fiel Duke nicht schwer, sein wahres Gesicht zu erkennen, das wehleidig verzogen war. "Jetzt, da er über alles Bescheid weiß, sollte ich ihm erst einmal etwas Zeit zum Überlegen geben. Und dann schau ich noch einmal nach ihm und hoffe auf eine richtige Aussprache, ja."

"Genau das solltest du tun", pflichtete Duke ihm bei. "Es ist nur verständlich, dass er etwas Zeit braucht und..."

Er verstummte, als sich Joeys Handy meldete. Der Blonde hob die Augenbrauen, richtete sich auf und wühlte kurz in seinen Hosentaschen. Anschließend fuchtelte er kurz mit der Hand und nahm ab.

"Japp?", meldete er sich.

Duke beobachtete ihn, wie er lauschte und lauschte... und dabei schnell blass im Gesicht wurde. Was war denn jetzt wieder passiert! Duke ahnte Schlimmes und seine Befürchtung bewahrheitete sich, als Joey wieder nickte und das Handy sinken ließ. Er sah Duke lange an, wackelte mit dem Kopf und schnalzte mit der Zunge.

"Tja", murmelte er dann. "Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen."

"Warum?"

"Kaiba macht Radau und will mit mir sprechen." Mit diesen Worten erhob sich Joey und begann kurz in seinen Hosentaschen zu wühlen.

"Ich mach das schon", erklärte Duke sofort. "Geh du zu ihm und sprich dich aus. Hoffentlich wird sich alles bessern. Hm... lange zum Überlegen hat er ja nicht gebraucht."

Joey weitete die Augen. "Wünsch mir Glück, ja?"

Somit schlug er Duke auf die Schulter und kehrte in sicheren Schritten zum Krankenhaus zurück. Dieser sah ihm kurz nach, wandte sich wieder ab und rieb sich das Gesicht. Hoffentlich erinnerte sich Kaiba an seine Drohung.

Wenn Joey heulend zurückkehrte, würde er sie verwirklichen.
 

Diesen packte die Nervosität, als er das Krankenhaus betrat.

Er bereitete sich auf alles vor und Kaiba sollte seine Wortwahl gut überdenken, denn er war allmählich auch etwas gereizt und würde seine Meinung zum Besten geben.

Ein gestresster und überarbeiteter Dr. Johnson war es gewesen, der ihn angerufen hatte. Sicher wäre auch dieser heilfroh, wenn Kaiba endlich entlassen wurde. Einen so spannenden Patienten hatte er sicher nur selten erlebt. Und mit seinen Wutausbrüchen hatte Kaiba schon oft die gesamte Station auf Trab gehalten.

Johnson oder einen anderen bekannten Arzt sah Joey während seines Weges nicht mehr. Vermutlich hielten sie sich alle von jenem Zimmer fern, da auch sie mit den Nerven am Ende waren.

"Am liebsten hätte ich es schon hinter mir", brummte Joey, als er nur noch wenige Schritte vom Ziel entfernt war und sich ruppig einen Zopf band. Flink schlang er sich noch den Pullover um die Hüfte, rieb sich die Augen und sah sich kurz nach beiden Seiten um.

Wer weiß?

Vielleicht würde sich Kaiba ihm sofort um den Hals werfen und darum bitten, dass sie alles Vorgefallene vergaßen? Unrealistisch, schon klar, aber für Joey wäre das der beste Ausgang dieses Gespräches. Kaiba hatte ihn verletzt und großen Mist gebaut!

Was würde er nur dazu sagen?

Joey war zu aufgeregt, als dass er länger warten konnte, also räusperte er sich leise, griff entschlossen nach der Klinke und drückte sie dann etwas langsamer hinab.

Als er eintrat, blickte Kaiba nur kurz auf, erkannte ihn und starrte wieder auf die Decke zurück, die seinen Schoß wärmte. Die Hände hatte er vor sich gefaltet, das Gesicht wirkte müde und zermürbt. Und er schwieg, wartete darauf, dass Joey die Tür hinter sich schloss. Aber als dieser es getan hatte, schwieg er nur weiterhin und würdigte ihn keines weiteren Blickes.

Nun standen Joey zwei Möglichkeiten offen. Entweder er würde dieses Krankenhaus verlassen, sich Zuhause verkriechen und endlich erkannt haben, dass all seine Mühen umsonst gewesen waren. Er hatte Kaiba das Leben gerettet, würde jedoch nicht allzu viel davon haben.

Oder er konnte sich der restlichen Sorgen entledigen und endlich glücklich sein.

Welche dieser beiden Möglichkeiten würde nun in Erfüllung gehen?

Er beobachtete Kaiba mit ernster Miene, trat in langsamen Schritten näher und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand, so, dass er Kaiba genau vor sich hatte. Kaiba hielt das Gesicht so gesenkt, dass er es trotzdem kaum sehen konnte. Doch seine Finger begannen sich zu bewegen. Sie spreizten sich und letzten Endes griff er neben sich auf den Nachttisch, griff nach einer Flasche und zog sie zu sich. Es vergingen einige Momente in diesem eisigen Schweigen und nachdem Kaiba wenige Schlucke zu sich genommen hatte, umfasste er die Flasche mit beiden Händen und starrte sie weiterhin an. Verspannt klammerten sich die Finger um das Glas und ließen dann wieder lockerer. Joey wartete. Diese Stille machte ihn noch nervöser, doch wenn es nötig war, würde er weitere drei Stunden hier stehen, bis Kaiba endlich ein Wort sagte.

Ihre Beziehung stand auf Messers Schneide. Dachte Kaiba an dasselbe?

Es war, als würde Joey aus einem Traum gerissen, als er sah, wie Kaiba langsam den Kopf schüttelte, wie sich seine Lippen bewegten.

"Was soll ich noch tun, um dich zu schützen", erhob sich seine Stimme leise, beinahe lautlos. "Glaubst du, mir hat es gefallen, dir so etwas zu sagen? Es war der schlimmste Weg, den es gab, aber der Effektivste. Und wenn es so nicht funktioniert... wie dann?"

Joey hob die Augenbrauen.

Plötzlich war er sich gar nicht mehr so sicher, ob Kaiba bei klarem Verstand war.

Was redete er da?

Und noch dazu, ohne ihn anzusehen.

Er antwortete nicht, wartete, dass er fortfuhr. Und das tat Kaiba erst nach erneutem langem Schweigen. Seine Schultern hoben und senkten sich unter einem tiefen Atemzug und dann schüttelte er wieder den Kopf.

"Ich tue, was ich kann und du stürzt dich in Gefahren und bist dem Tod des Öfteren nur harrscharf entkommen, vorausgesetzt, es stimmt, was Devlin erzählt hat. Das Gift ist mir scheißegal."

Mit diesen Worten senkte er das Kinn auf die Brust und Joey wusste, dass er die Augen schloss, sah, wie er die Lippen aufeinander presste. Und wieder kehrte Schweigen ein und Joey würde es ganz sicher nicht brechen, denn er überlegte. Und er blinzelte erst, als Kaiba nach einiger Zeit die Hand hob und sich die Augen rieb.

"Ohne mich würdest du Katagori nicht einmal kennen." Er wurde leiser und die letzten Worte konnte Joey kaum hören. Dieser runzelte die Stirn und mit einem Schlag kam ihm ein bestimmtes Wort in den Sinn. Und er sprach es aus, ohne zu zögern.

"Idiot."

Kaiba hielt kurz in der Bewegung inne, ließ die Hand dann plump auf die Decke zurücksinken und tastete wieder nach der Flasche, um sich an die zu klammern.

"Ich dachte, mich trifft der Schlag", murmelte er. "Du warst sieben Tage bei mir und hast es nicht für nötig gehalten, mir diese Geschichte zu erzählen."

"Idiohooot." Joey ließ den Kopf hängen und stöhnte leise. "Was glaubst du denn, warum ich nichts erzählt habe." Er blickte auf, sah ihn direkt an. "Weil ich dachte, einen Menschen vor mir zu haben, der nicht klar denken und diese Geschichte erst recht nicht verstehen kann."

Daraufhin erwiderte Kaiba nichts und Joey löste sich träge von der Wand, ließ die Hände in die Hosentaschen rutschen und trat schlendernd an das Fußende des Bettes heran.

"Ich sag dir jetzt, was unser Problem ist." Bei dem Fußende angelangt, lehnte er sich seitlich dagegen und sah aus dem Fenster. "Wir stecken in einem Teufelskreis fest, reden einander vorbei und verstehen den Anderen nicht. Du machst dir andauernd Sorgen um mich und tust die schrecklichsten Dinge, um mich vor schlimmen Erlebnissen zu bewahren. Dabei bin ich alt genug, um selbst Entscheidungen zu treffen. Wenn ich mich in Gefahr begeben will, dann tue ich es. Heißt, ich übernehme die Verantwortung für mich und wenn ich in irgendetwas hineinrutsche, dann ist es mein Problem. Und weißt du was? Es wäre bei weitem nicht so schlimm gekommen, wenn du eine andere Möglichkeit gewählt hättest. Scheinbar hattest du nicht genug Zeit, um diese Sache richtig zu durchdenken. Du...", Joey verzog die Augenbrauen und grübelte kurz, "… du meinst immer, dass du dich um alles kümmern, für alles die Verantwortung tragen müsstest. Aber so ist das nicht. Natürlich würde ich Katagori ohne dich überhaupt nicht kennen aber wäre das alles nicht passiert, dann würde uns etwas fehlen, verstehst du? Dass wir uns jetzt richtig aussprechen, zum Beispiel. Was ist dir wichtiger?" Er drehte das Gesicht zu ihm und musterte ihn nachdenklich, wie er dort zusammengesunken saß. "Ich oder die Sorgen, die du dir immer machst. Uns beide kannst du nicht haben, denn, wie du gemerkt hast, gibt es große Probleme, wenn sich diese Dinge vereinen. Ein gewisses Maß an Sorge ist in Ordnung und ich fühle mich gerührt, wenn du dich um mich sorgst aber es hätte dir doch keine Schwierigkeit gemacht, mir einfach von Katagori zu erzählen, oder? Ich weiß, dass du verhindern wolltest, dass ich Angst vor einem Widersehen habe und mich nicht mehr auf die Straße traue. Und vielleicht wäre es auch so gewesen. Wer weiß? Auf der anderen Seite jedoch...", Joey legte den Zeigefinger gegen das Kinn und wandte sich wieder dem Fenster zu, "… wenn ich es recht bedenke, ist eigentlich alles so gekommen, wie es kommen musste. Stell dir vor, ich wäre die ganze Zeit bei dir und ebenso ratlos wie Dr. Johnson gewesen. Ich wäre nicht entführt worden und hätte somit auch nie von dem Gift erfahren. Wow, dass mir das erst jetzt einfällt?"

Kaiba antwortete nicht, blickte nicht einmal auf.

"Natürlich sind so viele Gefahren nicht normal und mit dir bin ich in so einiges hineingeraten, was du aber auf keinen Fall als Vorwurf ansehen darfst. Aber es ist eben einfach so, dass deine Probleme in der Zwischenzeit auch meine Probleme sind und so groß diese Probleme auch sind, zu einer richtigen Beziehung gehört das einfach dazu." Wieder wandte sich Joey an ihn. Doch diesmal stützte er sich mit beiden Händen auf die Lehne und sah ihn direkt an. "Und wenn du meinst, dass es trotzdem zu gefährlich ist und dass unsere Beziehung dadurch gefährdet werden könnte... dann... sehe ich nur einen Ausweg."

Und nun begann sich Kaiba endlich zu regen. Er blinzelte, hob langsam den Kopf und erwiderte Joeys Blick mit müden Augen. Der Blonde atmete tief ein, zog die Hände von der Lehne und verschränkte die Arme langsam vor der Brust.

"Welcher Ausweg ist das", erkundigte sich Kaiba leise.

"Ganz einfach." Joeys Miene verfinsterte sich verbissen. "Wir müssen uns um Katagori kümmern und mit ihm alle Probleme aus der Welt schaffen, die unsere Beziehung gefährden könnten."

An Kaibas Gesicht konnte man deutlich erkennen, dass er nicht mehr wusste, was er denken sollte. Er starrte ihn nur an und Joey fuhr entschlossen fort.

"Denn unsere Beziehung ist mir verdammt wichtig. Was denkst du denn, warum ich das alles auf mich genommen habe, hm? Warum habe ich mir wohl den Kopf zerbrochen. Man, weil ich mit dir die beste Zeit meines Lebens erlebt habe und keine Lust habe, sie so früh enden zu lassen! Du bist einfach unglaublich! Und selbst, wenn du die Worte ernst gemeint hättest, wäre ich losgerannt und hätte Kopf und Kragen riskiert! Dann hätte ich dich eben nicht mehr haben können... aber wenigstens wärst du am Leben! Das hätte mir gereicht."

Und nun blinzelte Kaiba. Soeben schien ihm eine Erinnerung gekommen zu sein und Joey hob verdutzt die Augenbrauen, als er wieder den Kopf schüttelte und sich die Stirn rieb.

"Was ist?"

"Nein, es...", erhielt er zur Antwort, "… es ist nur so... dass wir denselben Konflikt durchzumachen hatten. Genau das habe ich mir auch gedacht."

"Na, das ist ja großartig." Joey weitete die Augen. "Und wir haben uns Beide für das Richtige entschieden. Auch wenn es schwer war."

Jetzt ließ Kaiba wieder die Hand sinken und starrte von neuem auf die Decke. Joey jedoch, konnte nicht darauf achten, denn nun wurde er sich einer wichtigen Tatsache bewusst.

"Und wir mussten den Konflikt mit uns allein ausmachen. Wir hatten einander nicht und haben aller Welt bewiesen, dass wir nicht den Anderen brauchen, um uns durchzuschlagen. Und das ist gut, denn man sollte es nicht übertreiben und hilflos ohne den Anderen sein."

Kaiba schwieg, seine Hände legten sich wieder um die Flasche. Und auch Joey wusste nun nicht mehr, was er sagen sollte. Er wurde auf seine Niedergeschlagenheit aufmerksam, stützte sich wieder auf die Fußlehne und beugte sich nach vorn.

"Hey", sagte er leise, beinahe schon flehend. Dieser Anblick gefiel ihm nicht und bevor große Ängste in ihm erwachten, musste er Klartext sprechen. Kaiba reagierte nicht. "Du bist einer der Wichtigsten für mich. Ohne dich kann ich nicht leben, verstehst du? Und ich flehe dich an, lass mich nicht hängen, nur, weil es da einen irren Idioten gibt, der Langweile hat und gleichzeitig bekloppt ist. Und das ist es doch, das dich beschäftigt, oder? Von so einer Gestalt können wir uns doch nicht das Leben zerstören lassen."

Doch Kaiba verharrte wieder reglos und Joey wurde bang ums Herz.

War Kaiba etwa anderer Meinung?

Angespannt starrte er ihn an und wartete sehnlich auf eine Antwort. Doch die erhielt er nicht. Er hielt es nur wenige Sekunden durch, dann schluckte er und beugte sich wieder nach vorn.

"Kaiba...?"

"Nein, nein." Plötzlich hob dieser die Hand und gestikulierte mit ihr. Die Andere verschwand kurz im braunen Schopf. "Ich... ich kann nur gerade nicht… richtig denken." Er blickte auf, sah sich flüchtig um.

"Ach so." Joey konnte sich erleichtert nennen, als er sich wieder aufrichtete und verständnisvoll nickte. "Ist es sehr schlimm?"

"Nein." Kaibas Blick richtete sich auf ihn. Seine Augen hatten sich nicht verändert und doch schien Kaiba einen unauffälligen Kampf zu führen. Nach kurzer Zeit brach er den Blickkontakt ab, ließ den Kopf sinken und stützte die Stirn in beide Hände. Ein Keuchen entrann ihm.

"Soll ich den Arzt rufen?", erkundigte sich Joey besorgt.

Und es dauerte lange, bis er eine Antwort erhielt.

"Nein." Lahm schüttelte Kaiba den Kopf, tastete nach der Flasche und richtete sich auf. "Nein... das… geht wieder vorbei."

"Okay." Zögerlich ging Joey um das Bett herum. "Habe ich dich überfordert?"

"Nein", erwiderte Kaiba und blinzelte, die Flasche zu sich ziehend. "Ich...", sein Blick richtete sich auf den Deckel, "… ich habe so etwas noch nie erlebt. Dass... dass alles plötzlich weg ist..."

"Das ist eine normale Nachwirkung des Giftes", versuchte Joey ihn zu beruhigen. "Es wird sich bessern, glaub mir."

Kaiba brachte nur ein stummes Nicken hervor und begann den Deckel mit größter Hingabe aufzudrehen. Seine Augen verfolgten das Geschehen und Joey ließ sich langsam auf dem Stuhl nieder. Er beobachtete Kaiba, als er den Deckel in der Hand hielt, ihn sich kurz betrachtete und die Flasche zum Mund hob. Doch bevor er getrunken hatte, ließ er sie wieder sinken und schraubte sie zu, um sich weiterhin an sie zu klammern.

"Ich muss dir noch etwas sagen…"

"Das musst du nicht jetzt", erwiderte Joey sofort. "Wenn es dir jetzt nicht gut geht, dann warte besser, bis es dir wieder besser geht."

"Nein." Kaiba löste eine Hand von der Flasche und gestikulierte mit ihr. "Verdammt! Lass mir... kurz Zeit."

"Natürlich."

Joey fiel es schwer, ihn leiden zu sehen. Und das tat er, wenn er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte und sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er kämpfte um einen klaren Verstand, rieb sich das Kinn, räusperte sich und wandte sich ihm dann direkt zu. Er schien jetzt sehr lange überlegt zu haben, um einen langen Satz zu bilden.

Von neuem trafen sich ihre Blicke und Kaiba befeuchtete die Lippen kurz mit der Zunge, ihn angestrengt anstarrend.

"Nein", sagte er dann.

"Was nein?", hakte Joey nach.

"Nein, er... an Katagori soll es nicht liegen."

"Du meinst...", Joey richtete sich auf, „… dass er uns nicht im Weg stehen wird?“

Nach einem intensiven Überlegen, nickte Kaiba.

"Ja."

"Wirklich?" Joey richtete sich stockend auf, doch Kaiba hob die Hand.

"Aber lass uns ein andermal darüber sprechen, ja? Ich...", er räusperte sich.

"Du meinst es jetzt aber wirklich ernst, ja?" Joey stand auf und blieb direkt neben ihm stehen. "Ich möchte nicht wieder eine unangenehme Überraschung erleben. In der letzten Zeit konnte ich mich kaum entspannen, also lass mich jetzt unbesorgt sein, okay?"

"Wenn du das schaffst...?"

"Ich möchte aber, dass wir uns gegenseitig eine Hilfe sind. Ich will dir helfen, jetzt, da es dir nicht gut geht und ich möchte bei dir sein. Erlaub mir das."

Kaiba stellte die Flasche vorsichtig auf dem Tisch ab, griff nach der Decke und rutschte vorsichtig im Bett tiefer. Und Joey wartete. Seine Bewegungen waren stockend und es fehlte ihnen an Kraft. Und dann, als Kaiba endlich gemütlich lag, hakte Joey nach.

"Und? Was sagst du?"

"Was?" Kaiba wirkte überrascht. "Wozu?"

"Okay." Joey grinste und stützte die Hände in die Hüften. "Ich sollte dir jetzt wirklich etwas Ruhe gönnen. Versuch etwas zu schlafen und ich komme heute Abend noch einmal vorbei und dann können wir vielleicht besser reden."

"Ja." Kaiba rollte sich nur zur anderen Seite, zog sich die Decke bis zum Hals und blieb reglos liegen.

Das war es jetzt?

Joey hob die Augenbrauen.

Hatte sich Kaiba jetzt wirklich von ihm verabschiedet? Oh, es war viel schwerer, das durchzumachen, als er dachte. Er hatte lange nichts von Kaiba gehabt, hatte nun wenigstens auf eine kleine Umarmung gehofft. Doch Kaiba ließ ihn warten und er musste sich gedulden. Er seufzte, kratzte sich an der Stirn und machte sich anschließend auf den langsamen Weg zur Tür.

"Also, bis dann." Er griff nach der Klinke, doch da wurde er plötzlich gerufen.

"Joseph... warte."

Das ließ sich Joey nicht zweimal sagen... und Kaiba hatte ihn sogar beim Namen genannt. Sofort hielt er inne, ließ die Hand von der Klinke rutschen und drehte sich um. Kaiba sah ihn nur an, hob dann jedoch eine Hand und winkte ihn schwach zu sich. Ohne zu zögern kehrte Joey zu ihm zurück, blieb stehen und wartete. Kaiba erwiderte seinen Blick nicht, nein, er streckte nur den Arm aus und tastete nach seiner Hand. Sofort erleichterte er es ihm, indem er sich nach vorn beugte und sie ihm entgegenstreckte. Sofort fasste dieser nach ihr und als er sie fest umschlossen hielt und abwesend anstarrte, ging Joey in die Knie. Er hockte sich neben das Bett und beobachtete Kaiba. Dieser besah sich seine Hand von allen Seiten und schien nach nur wenigen Sekunden abzudriften.

Und für dieses Gespräch hatten sie sieben Tag gebraucht?

Wie konnte man eine chaotische Beziehung definieren, wenn nicht so?

Es ging einfach alles drunter und drüber und er zerbrach sich den Kopf, obwohl es nicht einmal halb so schlimm war. Und wenn einmal etwas schief ging, dann wurden gleich alle Probleme sichtbar, die da zwischen ihnen existierten. Nach wenigen Minuten seufzte Joey erneut. War es überhaupt möglich, dass sie noch lange zusammen waren? Kaiba tat alles, damit ihm nichts zustieß... und Joey tat alles, damit er einen Grund dazu hatte.

Chaotisch!

Das war das richtige Wort, das ihre Beziehung beschrieb!
 

Er wartete, bis Kaiba eingeschlafen war, dann erhob er sich schweren Herzens. Nun, er war zwar erleichtert aber überglücklich konnte er sich nicht nennen. Er würde wohl weiterhin an Kaibas Seite stehen, doch er wusste, dass es erst wie vorher werden würde, wenn Katagori keine Gefahr mehr für sie darstellte. Das war es auch, das Kaiba Kopfzerbrechen bereitete.

Und solange Katagori noch auf freiem Fuß war, würde es sich zwischen ihnen nicht vollends bessern.

Verdammte Situation!

Was sollte Joey denn tun?!

Wenn doch wenigstens Hirayama gefasst worden wäre! Dann könnte er sofort einen Plan aushecken und den Anfang machen, auf dass Katagori sein restliches Leben in einer zwei mal zwei Meter großen Zelle verbrachte und an den rostigen Gitterstäben kratzte!

Grübelnd und wiederum verbissen verließ er das Krankenhaus und kehrte zu dem Café zurück. Dieses Gespräch hatte ihn nicht zufrieden gestellt. Sie hatten zwar so einige Probleme aus der Welt geräumt, doch die wirklich Großen blieben nun noch übrig.

Er hatte verdammt viel durchgemacht, wurde angeschossen, entführt, zusammengeschlagen, beinahe hingerichtet und beinahe erschossen und das ganze Zweimal. Er war um sein Leben gerannt, hatte um Kaibas Leben gebangt und Todesängste durchgestanden. Sollte er sich jetzt auch noch um Katagori kümmern? Seine Miene war verbissen und düster, als er zum Café zurückkehrte und sich stöhnend in den Stuhl warf.

"Ach Duke, ich habe keine Lust me..." Er verstummte als er bemerkte, dass Duke das Handy am Ohr hatte. Na gut, dann sagte er ihm eben später, dass er mit den Nerven am Ende war und nur noch seine Ruhe haben wollte. Dass er mit Kaiba ein schönes Leben führen und mit alledem nichts mehr zu tun haben wollte. Nun schwieg er erst einmal, verdrehte die Augen und rieb sich die Stirn. Und in dieser Sekunde ließ Duke das Handy sinken und grinste.

"Weißt du, wer mich angerufen hat?"

"Ne", stöhnte Joey.

"Die Polizei." Duke legte das Handy auf den Tisch und neigte sich nach vorn. Auch Joey richtete sich auf.

"Ja, und?"

"Hirayama wurde an der Grenze geschnappt und wird noch heute im Polizeipräsidium sitzen. Hier in Domino, verstehste?"

Joey nickte grüblerisch und lehnte sich stockend zurück.

Huch?

War das gerade eine gute Nachricht gewesen?

Das war er überhaupt nicht mehr gewohnt.

"Und?", fragte Duke. "Bringt uns das etwas in Sachen Katagori?"

"Ob uns das etwas bringt?" Plötzlich schlich sich ein hinterhältiger Ton in Joeys Stimme ein und er grinste siegesgewiss. "Und ob. Ich habe einen Plan."

"Einen Plan?"

"Ja." Joey griff nach Dukes Cola. "Ich könnte die Suche nach ihm der Polizei überlassen, herumsitzen und einfach darauf warten. Aber das kann ich leider nicht."

"Warum?"

"Mm... es is so." Nach einem kräftigen Schluck, ließ Joey das Glas sinken und stöhnte. "Solange Katagori noch frei herumläuft, wird es zwischen mir und Kaiba nie mehr so sein, wie es früher einmal war. Das Gespräch war kurz und nicht sehr zufriedenstellend aber es hat mir gut getan... irgendwie... Tatsache ist", er sah sich heimlichtuerisch um, "er lässt mich nicht richtig an sich heran, sagt mir nicht die Dinge, die er eigentlich gern loswerden möchte. Er hält sich zurück, weil er sich immer noch große Sorgen macht. Und deshalb habe ich etwas ausgeheckt. Ein Plan, mit dem Katagori uns ins Netz geht. Denn wenn wir Hirayama haben... dann haben wir auch Katagori! Und schwuppdiwupp ist zwischen Kaiba und mir wieder alles in Ordnung! Das will ich und nichts anderes. Da nehme ich es auch gern auf mich, noch ein bisschen herumzurennen, Nachforschungen zu betreiben und was auch immer."

Duke nickte zögerlich.

"Und bei Gott! Ich gebe mich erst zufrieden, wenn er weg ist! Fort, verstehst du?"

"Höm..."

"Ich will diese ganze Sache nur hinter mich bringen. Und deshalb fahre ich jetzt zu Pikotto, denn ohne ihn kann ich den Plan nicht in die Tat umsetzen!"

"Ja, klar... und was hast du vor?" Duke wusste nicht, was er denken sollte und Joey erhob sich entschlossen.

"Komm, wir gehen einkaufen."

"Einkaufen?" Duke schmiss einen Schein auf den Tisch und folgte ihm verdattert, als er davon schlenderte. "Was willst du denn einkaufen?"

Im Gehen drehte sich Joey zu ihm um und grinste keck.

"Wir kaufen uns Hirayama."

"Wie meinst du das?" Nun wusste Duke überhaupt nicht mehr, was er denken sollte. "Du willst Hirayama einkaufen??"

"Was denkst du denn? Ein Scheck, ein paar Nullen und die gekaufte Freiheit und schon springt er für uns."
 

"Es ist ganz simpel", erklärte Joey zum siebten Mal, als er das große Firmengebäude der Kaiba-Corperation betrat und durch den riesigen Empfangsraum eilte. "Hirayama ist leicht zu durchschauen. Glaubst du wirklich, dass er sich noch Zeit genommen hat, Katagori aufzuklären? Nein, du, der war weg. Katagori dürfte also nichts von Kaibas Rettung wissen und auch die Flucht von seinem Partner Hirayama blieb ihm verschleiert. Ich erzähle dir alles später, Duke. Wenn du mir helfen willst, dann hast du einen langen Tag vor dir."

Während der Fahrt im Fahrstuhl wirkte Joey auf eine schlichte und ergreifende Art entschlossen und sehr zuversichtlich. Er schien seinen Plan mehrmals zu durchdenken und man konnte sich wundern, wann er soviel Zeit zum grübeln gehabt hatte.

Duke bemitleidete ihn im Stillen. Jetzt rannte Joey wieder herum, musste planen und sich um alles kümmern. Alles drehte sich nur um Kaiba und dieser wusste kaum etwas davon. Er lag die ganze Zeit im Krankenhaus und meckerte über das grauenhafte Wasser, während Joey alles tat, um Ordnung in sein Leben zu bringen.

"Es ist ein ganz schlichter Plan." Die Türen öffneten sich unter einem leisen Läuten und Joey eilte durch den großen Arbeitsraum, Duke hinter sich herziehend. "Hab ich mir selbst ausgedacht und jetzt wollen wir mal hören, was Pikotto dazu sagt. Wenn er uns hilft, dann ist es möglich, dass wir Katagori binnen zweier Wochen im Knast haben. Und wenn nicht? Tja, dann wird sich Hirayama nie bei ihm melden, Katagori wird ahnen, dass der Plan missglückt ist und bevor wir uns versehen, ist er ausgewandert. Auf Nimmer Wiedersehen, Domino. Es war schön. Verstehst du?" Joey drängelte sich durch die Angestellten und plapperte angestrengt. "Aber wenn wir meinen Plan in die Tat umsetzen, dann wird Katagori meinen, dass alles in Ordnung sei. Wir brauchen Kontakte... mit Zeitungen und ähm... weißte was? Wir lassen Kaiba für die Öffentlichkeit einfach sterben. Das dürfte doch zu machen sein. Ja, Katagori soll sich in Sicherheit wiegen und dann... boom!" Joey blieb stehen und grinste bestialisch. "Dann erlebt er eine große Überraschung und wir können endlich wieder glücklich sein!"

Duke öffnete etwas verwirrt den Mund und Joey ging weiter, durch einen schmalen Gang.

"Hirayama wird uns helfen und wenn er das getan hat, dann landet er gleich wieder bei der Polizei. Wir lassen ihn natürlich nicht gehen, aber das muss er ja nicht wissen. Es ist ganz einfach." Endlich blieb Joey wieder stehen und wandte sich einer Tür zu, um förmlich anzuklopfen. "Und?" Er linste zu Duke. "Wie findest du es?"

"Ich versteh kein Wort."

"Dann komm." Joey griff nach der Klinke und trat ein.

Pikotto stand mit einem Kaffe vor dem großen Fenster und drehte sich nun um. Er schien nicht besonders überrascht von ihrem Besuch zu sein und nickte ihnen begrüßend zu. Duke musste sich erst einmal umblicken, doch Joey trat direkt auf den Mann zu, erwiderte die Geste freundlich und blieb neben ihm stehen. Er sah auf Domino hinab und Pikotto trank einen kleinen Schluck.

"Ich telefonierte soeben mit Dr. Johnson. Über den Ausgang dieser Geschichte bin ich sehr froh."

"Und weißt du auch, dass Hirayama geschnappt wurde?" Joey lugte zu ihm.

Pikotto nickte.

"Und jetzt haben wir ein Problem."

"So sieht es aus." Joey biss sich auf die Unterlippe und stützte die Hände in die Hüften. "Und hast du schon über eine Ausweg nachgedacht?"

"Nein." Pikotto schwenkte den Kaffee in der Hand, an seinen Lippen zog plötzlich ein knappes Grinsen. "Aber du hast es getan, nicht wahr? Weih mich ein."

"Hey, ich bin nur ein normaler Jungendlicher und habe keine Ahnung, ob es überhaupt möglich ist, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Und deshalb musst du mich beraten. Außerdem... ohne deine Mithilfe funktioniert es nicht."

"In dieser Situation muss man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen." Pikotto seufzte leise, wandte sich ab und schlenderte zu seinem Schreibtisch. Dahinter ließ er sich nieder und lehnte sich zurück. "Setz euch."

Joey zog sofort einen der Stühle zu sich und setzte sich. Duke, der die Augen noch immer in der ganzen Weltgeschichte hatte, fand erst später zu einem der Stühle. Und währenddessen begann Joey schon zu erzählen. Er stellte noch einmal klar, dass ihm dieser Plan nach nur kurzem Grübeln eingefallen war und er nicht wusste, ob er brauchbar war. Doch nun konnten sie keine Zeit verschwenden. Duke stützte sich auf eine Lehne, rieb sich das Kinn und lauschte aufmerksam, als Joey zu erzählen begann.
 

Der Plan:

Pikotto verspricht Hirayama die Freiheit, wenn dieser Kontakt mit Katagori aufnimmt. Er soll ein Treffen arrangieren. Kaiba ist tot - die Nachricht wird sich durch die Zeitung verbreiten. Pikotto hat Kontakte und kann dafür sorgen, dass ein riesiger Artikel auf der ersten Seite erscheint: "Seto Kaiba vergiftet! Angehörige trauern". Katagori wird diesem Artikel Glauben schenken, meinen, Hirayama hätte seine Arbeit getan. Und da er ihn nicht bezahlen kann, wird er sich mit ihm treffen, um ihn aus der Welt zu schaffen. Und sobald Hirayama dieses Treffen arrangiert hat, landet er wieder bei der Polizei und wird irgendwann herausfinden, dass er an der Nase herum geführt worden ist. Zu dem Treffen wird er nicht mehr gehen können und die Polizei wird es für ihn übernehmen. Und es muss ihr gelingen, ihn zu verhaften.
 

Joey erklärte alles ausführlich und bis ins kleinste Detail. Und nicht nur Duke staunte über seinen Scharfsinn, nein, auch Pikotto wirkte überrascht.

Nach einer ganzen Weile verstummte Joey und Pikotto starrte nachdenklich vor sich auf den Schreibtisch. Joey wartete und nach wenigen Sekunden brummte Pikotto und klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen.

"Möglich ist es", murmelte er. "Und dieser Plan ist dir ganz spontan eingefallen, ja?"

"Ja, ich meine, eine andere Möglichkeit sehe ich jetzt nicht. Und du meinst wirklich, dass wir diesen Plan in die Tat umsetzen und dass es funktionieren könnte?"

"Warum sollte es nicht funktionieren?" Pikotto suchte nach seinem Feuerzeug. "Katagori hat nicht vielmehr Grips als eine Taschenlampe und bevor er sich zu etwas entschließt, überlegt er nicht lange. Es ist möglich, dass er wirklich in diese Falle läuft."

"Das ist unglaublich." Duke ließ die Hand sinken. "Auf so etwas wäre ich nie gekommen."

"Die Verzweiflung treibt einen Menschen nun einmal zum überlegen. Und das habe ich getan."

"Wir werden versuchen, den Plan in die Tat umzusetzen", erklärte Pikotto plötzlich entschlossen. "Die Zeit rinnt uns durch die Finger und bevor Katagori das Land verlassen kann, müssen wir handeln."

"Du willst es wirklich versuchen?" Joey traute seinen Ohren nicht.

"Es ist kein Problem, so einen Artikel in die Zeitung zu bringen. Wenn Domino jedoch glaubt, dass Kaiba tot ist, dann müssen wir darauf achten, dass niemand ihn sieht. Wenn er entlassen wird, müssen wir ihn unauffällig nach Hause bringen und dort darf er sein Haus dann nicht verlassen. Wir werden einige Vorkehrungen treffen müssen. Ich werde mich noch heute mit einem Reporter in Verbindung setzen und dafür sorgen, dass die Bürger Dominos morgen einen gehörigen Schreck bekommen. Ich werde auch alles mit Hirayama in die Wege leiten und du Joey..." er warf ihm einen ernsten Blick zu, "du kümmerst dich um Kaiba, während ich Vorbereitungen treffe."

"Ich soll überhaupt nicht mithelfen?" Joey wunderte sich. "Ich dachte, ich könnte vielleicht..."

"Überlass es der Polizei und mir", erwiderte Pikotto nur. "Ich werde mich an deinen Plan halten und du wirst über das Treffen alles verfahren, wenn es so weit ist."

"Aber..."

"Joseph." Pikotto atmete tief ein, neigte sich nach vorn und musterte ihn ernst. "Du hast genug getan, genug auf dich genommen und genug durchgemacht. Bitte überlass den Rest mir und versuch dich zu entspannen. Ich werde für alles Sorge tragen."

"Aber etwas kann ich doch tun", entschied sich Joey. "Tatenlos kann ich nicht herumsitzen, also werde ich dafür sorgen, dass es viele Trauergäste geben wird, die an dem Begräbnis teilnehmen."

"Dann sprich alles mit Kaiba ab und weihe irgendwelche Freunde in das Vorhaben ein. Wichtig ist nur, dass sie schweigen können und mitspielen."

"Das werden sie."

"Hast du Yugi und die Anderen dafür im Sinn?", erkundigte sich Duke.

"Ja, natürlich", erwiderte Joey schnell und wandte sich wieder an Pikotto. "Das Begräbnis muss jedoch so schnell wie möglich stattfinden, damit die ganze Sache überhaupt erst ins Rollen gerät."

"Überlass es mir", sagte Pikotto wieder. "Ich werde ein Begräbnis veranstalten lassen, das Seto Kaiba würdig ist. Du kümmerst dich um die Teilnehmer und ich werde dich heute Abend anrufen und dir Bescheid geben, wann das Begräbnis stattfindet."

"Gut, dann werde ich meine Freunde gleich Morgen einweihen."

"Willst du sie alle bei Kaiba versammeln?", fragte Duke.

"Meinst du denn nicht, dass er erfahren sollte, dass er tot ist?" Joey grinste und Duke schloss sich ihm etwas unentschlossen an.

"Auch ich werde mir morgen Zeit nehmen und mit Mokuba vorbeischauen", versprach Pikotto und nahm einen langen Zug. "Er sollte ebenfalls in das Geschehen eingeweiht werden."

"Aber natürlich."

"Gut." Pikotto atmete tief durch und ging kurz das Vorhaben durch. "Ich werde die Polizei von dem Plan unterrichten und alles in die Wege leiten. Ich werde mich um die Zeitung und das Begräbnis kümmern, noch heute. Und du bereitest Kaiba auf das morgige vor."
 

Nach einer weiteren halben Stunde, in der sie alles noch einmal detailliert durchgegangen waren, verließen Joey und Duke das große Gebäude und blieben auf dem Parkplatz stehen. Joey schien über Pikottos Arrangement sehr zufrieden und glücklich zu sein. Er genoss die frische Luft, streckte die Arme gen Himmel und reckte sich. Duke jedoch, wirkte nicht allzu froh, als er die Hände in die Hosentaschen schob.

"Und kann ich vielleicht auch irgendetwas tun?"

"Hm?" Joey ließ die Hände sinken. "Ich glaube nicht. Warum?"

Duke runzelte die Stirn, stöhnte laut und wandte sich ihm direkt zu.

"Du hast nichts unversucht gelassen, hast alles getan. Und ich? Ich habe nicht viel getan und deshalb dachte ich jetzt, ich könnte vielleicht..."

"Machst du dir Vorwürfe?", unterbrach Joey ihn verwundert.

"Nein", antwortete Duke ihm sofort. "Nein, ich meine nur... doch, so ist es."

"Warum denn das?" Joey verstand nicht so recht. Naserümpfend trat er an ihn heran. "Du hast auch dein Leben riskiert, obwohl du mit Kaiba so gut wie nichts zu tun hattest. Du hast verdammt viel getan, hast genau wie ich um sein Leben gekämpft und dich gesorgt. Und du hättest einfach gehen können, dann hätte ich all das allein durchstehen müssen. Und... Mensch, natürlich! Was ist mit Alfons, hm? Wenn wir nicht zu ihm gegangen wären, wären wir erst recht nicht weitergekommen! Durch dich konnte ich Hirayama suchen und das Gegengift holen. Also hör auf, so einen Quatsch zu reden." Joey stieß ihn freundlich an und lächelte. "Und jetzt gehst du erst einmal nach Hause und ruhst dich richtig aus, ja? Sei faul oder mach irgendetwas anderes. In Gefahr sind wir nun nicht mehr, es handelt sich eigentlich nur noch darum, spätere Erlebnisse zu verhindern und die Beziehung zwischen Kaiba und mir wieder aufleben zu lassen. Und ich glaube, dass es keine weitere Gefahren oder Ängste geben wird. Der Plan wird glücken und schon ist alles wieder in Ordnung." Mit diesen Worten stieß er ihn wieder mit der Schulter an und Duke nickte.

"Ich geh jetzt nach Hause."

"Genau." Joey strahlte. "Und nachdem mich Pikotto heute Abend angerufen hat, melde ich mich bei dir und dann sprechen wir auch alles mit den Anderen ab. Na, Kaiba wird ja staunen, wenn er morgen großen Besuch bekommt."

"Er wird ausrasten", brummte Duke.

"Stimmt", seufzte Joey. "Aber er hat bis jetzt nichts von unserem Kampf mitbekommen und deshalb möchte ich nicht, dass nicht noch mehr ohne sein Wissen geschieht. Sonst kann er sich irgendwann überhaupt nicht mehr verzeihen."

Somit verabschiedeten sie sich. Duke ging und Joey nahm sich vor, noch so lange bei Kaiba zu bleiben, bis die Besuchzeit vorbei war.

Es war früh am Abend, als er sich dann auch auf dem Heimweg machte und den Anruf bekam er erst, als er spät auf seinem Bett lag und Zeitschriften durchblätterte. Und dieser Anruf machte ihn noch viel zufriedener. Auf die morgige Zeitung konnte er sich freuen und das Bestattungsunternehmen freute sich, dass es für ein Begräbnis ohne Leiche Geld bekam.
 

In dieser Nacht fand Joey nicht viel Schlaf. Er war bis um zwei Uhr auf den Beinen, hockte an seinem Bett und hatte einen Notizblock auf den Beinen. Ein Stift wippte zwischen seinen Fingern.

Plötzlich hatte ihn die Lust befallen, irgendetwas zu schreiben. Und das tat er auch, bis er sich einfach zur Seite legte und auf dem Boden einschlief. Insgesamt fand er nur drei Stunden Schlaf, denn um fünf Uhr musste er wieder auf die Beine und ins Krankenhaus. Dreiviertel sechs traf er sich fort mit Yugi, Tea, Tristan, Duke, Bakura, Pikotto und Mokuba. Eine ernste Lagebesprechung wartete auf ihn. Er war trotzdem hundemüde, als er die Wohnung verließ, schnell in eine Jacke schlüpfte und sich in eiligen Schritten auf den Weg zu einem Zeitschriftenladen machte. Er war unglaublich gespannt, als er von der Straße verschwand, die Glastür aufschob und sich sogleich umblickte. Morgens war es stets grausam kalt und wenn man ohne Jacke in den frühen Stunden einen Spaziergang wagte, kam man nicht wieder, wenn ihr wisst, was ich meine.

"Morgen", grüßte er den Verkäufer, rieb sich fröstelnd die Hände und sah sich kurz um. Er musste nicht lang suchen, dann grabschte er nach einer Zeitung und starrte sie mit großen Augen an.

"Oh mein Gott!", stieß er erschrocken aus. "Seto Kaiba ist tot?"

Ja, er hatte einen großen auffälligen Artikel vor sich, außerdem ein richtig hübsches Bild von Kaiba. Da wurde der Verkäufer aufmerksam. Er blickte auf, musterte Joey ernst und nickte dann.

"Ja, tot", sagte er leise und fuchtelte ihn zu sich. Mit der Zeitung trat Joey näher und stützte sich auf die Theke. Der Mann rümpfte die Nase und sah sich heimlichtuerisch um. "Aber weißt du was?"

"Was?" Joey lauschte interessiert.

"Ich glaube, dass er gar nicht vergiftet wurde."

"Ach ja?" Joey hob die Augenbrauen, nebenbei wühlte er in einer Hosentasche. "Nicht vergiftet?"

Der Mann schüttelte den Kopf. "Ich denke, dass er in kriminelle Geschäfte verwickelt war und sterben musste, weil er irgendeinen Mist gebaut hat."

"Gibt's nicht!" Joey weitete die Augen. "Meinen Sie wirklich?"

"Hm...", der Verkäufer kratzte sich, "… niemand hat ihn wirklich gekannt, niemand kann die Fragen beantworten. Er lebte doch so zurückgezogen und abgekapselt... ich persönlich werde ihn nicht vermissen. Aber das Geschäftswesen Dominos...? Das dürfte Probleme geben."

"Sie werden ihn nicht vermissen?" Joey nickte und legte den Mann ein paar Münzen hin, nach denen dieser sofort grabschte. "Endlich weiß ich, wie Sie darüber denken." Er klopfte auf die Theke und wandte sich zum Gehen ab. "Ich werde ihm viele nette Grüße von Ihnen ausrichten."

Mit diesen Worten verließ er den Laden und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus. Und nebenbei las er den Artikel. Na, die schrieben ja eine Menge Blödsinn. Doch die Nachricht, dass Seto Kaiba den Tod gefunden hatte, brachten sie traurig und spektakulär rüber. Pikotto hatte gute Arbeit geleistet und Joey war etwas zuversichtlicher.

Er war der erste Gast des Tages, der zu solch früher Stunde das Krankenhaus betrat. Morgens um halb sechs herrschte im Krankenhaus noch die Nachtruhe und so musste Joey schleichen, nachdem er von einem eingeweihten Arzt hereingelassen worden war. Er hatte noch eine viertel Stunde Zeit, also nahm er sich vor, Kaiba erst einmal wachzurütteln und ihn auf die vielen Besucher vorzubereiten. Er wollte nicht mit ihm über weitere Probleme sprechen, sich nur auf den Plan konzentrieren. Für solche Sachen hatte er nun wirklich keine Nerven. In wenigen Sprüngen ließ er die Treppe hinter sich und erreichte schnell jenes Zimmer. Leise umfasste er die Klinke und drückte sie hinab. Doch als er die Tür öffnete, sah er, dass grelles Licht brannte. Verwundert trat er ein.

Kaiba saß aufrecht im Bett, hatte einen Block auf den Beinen und ließ nun einen Stift sinken. Auch er schien über den frühen Besuch erstaunt zu sein. Doch Joey staunte noch viel mehr.

"Hast du gar nicht geschlafen?", erkundigte er sich und schloss die Tür hinter sich.

"Konnte ich nicht." Kaiba musterte ihn nur flüchtig, klemmte sich den Stift in den Mund und blätterte im Block eine Seite zurück. In diesen Sekunden trat Joey schon näher.

"Und was machst du da?", fragte er, als er neben ihm stehen blieb und die Zeitung hinter dem Rücken versteckte.

"Schreiben", murmelte Kaiba abwesend.

"Aha." Joey bemerkte, dass es nicht zu einem richtigen Gespräch kommen würde. Also zückte er die Zeitung und legte sie Kaiba wortlos vor. Diesem prallte die riesige Überschrift förmlich entgegen. Er starrte sie an, überflog dann den Artikel und griff langsam nach dem Stift, um ihn aus dem Mund zu ziehen. Dann runzelte er die Stirn und blickte auf.

"Habe ich irgendetwas verpasst?"

"Kann man so sagen." Joey wackelte mit dem Kopf und hockte sich dann neben ihm auf die Bettkante. "Das gehört zu meinem Plan, Katagori zu fassen."

Kaiba zog die Augenbrauen zusammen, warf der Zeitung einen irritierten Blick zu und sah ihn dann wieder mit einer leichten Skepsis an.

"Du hast einen Plan entworfen?"

"Japp." Joey war stolz auf sich. "Und mit diesem Artikel beginnt er. Wunder dich nicht darüber, denn ich kann dich beruhigen, du bist nicht tot."

"Endlich habe ich Gewissheit." Dennoch schien Kaiba von alledem nicht allzu fasziniert zu sein. "Und erzählst du mir vielleicht mal, wie dieser Plan aussehen soll? Plötzlich steht in der Zeitung, dass ich tot bin. Was kommt in den nächsten Tagen noch auf mich zu? Wird meine Leiche gestohlen?"

"Nein." Joey beugte sich nach vorn und schnippte an die Zeitung. "Du musst dich um überhaupt nichts kümmern. Das Einzige, das wir tun müssen, ist, dich unerkannt aus dem Krankenhaus zu schmuggeln. Der Rest wird sich von allein erübrigen."

"Ich muss mich um nichts kümmern." Wieder überflog Kaiba den Artikel. "Und was ist, wenn mir das nicht gefällt?"

Joey beobachtete ihn von der Seite, dann verdrehte er die Augen und fuhr sich durch das Haar. "Dann tut es mir leid", erwiderte er etwas genervt.

"Und was kommt in den nächsten Tagen noch auf mich zu?" Kaiba vertiefte sich wieder in den Artikel und begann zu lesen.

"Erstens, diese Frage hast du mir gerade erst schon einmal gestellt und zweitens habe ich keinen Nerv, mich um jeden zu kümmern. Sieh das ein oder lass es bleiben. Jedenfalls bin ich gerade bemüht, Katagori in den Knast wandern zu lassen, damit zwischen uns wieder alles stimmt."

Kaiba blickte nur kurz auf und wandte sich dann sofort wieder der Zeitung zu. Und Joey stöhnte. Fabelhaft, warum tat er das eigentlich?

Seine gute Laune war nun auch zerstört.

"Und damit du alles bis ins kleinste Detail erfährst, werden Yugi, Tea, Tristan, Duke, Bakura, Dr. Johnson, Pikotto und Mokuba in wenigen Minuten hier auftauchen."

"Was!"

Das war die Reaktion, die Joey erwartet hatte.

Und er war kurz davor, zu fluchen.

Diese Undankbarkeit!

Er klammerte sich an den letzten Zipfel seiner Geduld und gab sich gelassen.

"Yugi und die anderen gehören zu dem Plan und müssen das Ihrige leisten. Und es wäre doch nur höflich, ihnen zu verraten, weshalb und wofür sie es tun, oder etwa nicht? Und da du die Geschichte ebenfalls gern hören möchtest, dachte ich mir, es würde am schnellsten gehen, wenn wir uns alle zusammen setzen und es gemeinsam ausdiskutieren." Er warf Kaiba einen missgelaunten Blick zu, rutschte näher und hob den Zeigefinger, bevor er etwas erwidern konnte. "Und jetzt hörst du mir mal zu. Wenn dir der Plan nicht gefällt, dann entwirf einen Neuen. Einen, der genau nach deinen Vorstellungen ist. Und das müsstest du schnell schaffen, sagen wir, binnen zweier Tage? Tut mir ja leid, es dir nicht recht machen zu können aber ich habe mich um einiges zu kümmern. Und", er schlug in einen wirklich sarkastischen Ton um, "Duke, Pikotto und ich sind zur Zeit die Einzigen, die wirklich etwas machen. Du kannst nicht, schon klar. Und es soll auch kein Vorwurf sein aber ich bin mit den Nerven am Ende und fände es nicht übel, wenn du mir wenigstens etwas Dankbarkeit entgegenbringen und mir etwas Mut machen könntest. Denn den habe ich bitter nötig!"

Kaiba starrte ihn an und er rutschte zurück. Sonst würde er nicht so schnell nach einem harten Ton greifen aber jetzt war es eben passiert und Kaiba wusste Bescheid. Wenn zurzeit so gut wie gar nichts zwischen ihnen funktionierte, dann war das doch das Mindeste!

Ruppig verschränkte Joey die Arme vor der Brust und starrte aus dem Fenster. Wie schnell man seine gute Laune doch zu Nichte machen konnte.

Aber hatte er nicht Grund, nun zu schmollen?

Er setzte alles daran, Katagori in eine Falle laufen zu lassen. Wieder strengte er sich an, plante und plagte sich. Und Kaiba? Was tat Kaiba, um den sich alles drehte?! Der meckerte! Joey befürchtete, dass seine Nerven wirklich bald am Ende waren. Und dann sollte sich Kaiba bloß nicht wundern.

Dieser schwieg in der Zwischenzeit, wandte den Blick ab und starrte wieder auf die Zeitung, ohne sich für sie zu interessieren. In dieser eisigen Atmosphäre vergingen einige Momente, und dann riss sich Kaiba zusammen, atmete tief ein und richtete sich auf, um etwas zu sagen. Aber in dieser Sekunde öffnete sich die Tür. Joey wandte sich sofort ab und auch er schwieg. Dr. Johnson war es, der nun eintrat, seinen Patienten musterte und Joey grüßend zunickte. In seiner rechten Hand hielt er die Zeitung, die er nun hob und mit ihr fuchtelte.

"Habe ich irgendetwas verpasst?" Er wirkte sehr überrascht und Joey setzte alles daran, um ihn zu beruhigen, obgleich er allmählich keine Lust mehr auf diesen Job hatte. Er sehnte sich nur noch nach Ruhe und einem geregelten Alltag. War das zuviel verlangt?

"Nicht aufregen." Er hob die Hand und ließ den Kopf hängen, Kaiba starrte wieder auf die Zeitung, verbissen und unzufrieden. "Sie haben mich gestern Abend, als ich Sie anrief und erklärte, dass es heute viele Besucher geben würde, nach dem Grund gefragt. Und der sieht folgendermaßen aus: Ich brauche die große Runde, um alles zu erklären und zu regeln. Sie werden also gleich erfahren, weshalb Ihr Patient tot ist, ohne dass Sie es wissen."

"In... Ordnung." Der Mann nickte zögerlich, warf die Zeitung neben sich auf einen Stuhl und trat an Kaiba heran. "Wie geht es Ihnen heute?"

Während sich Johnson ausführlich über den Zustand seines Patienten informierte, stand Joey auf, rieb sich den Nacken und verließ den Raum.

>Keine Unfälle mehr<, dachte er sich verbissen, als er im Gang stehen blieb und sich an die Wand lehnte. >Keine traurigen Vorfälle! Es muss alles perfekt laufen. Katagori rennt in die Falle, die Polizei schnappt ihn und ich bekomme meinen alten Seto zurück! Und wenn es nicht klappt, oder irgendwie schief geht, dann raste ich vollends aus!<

Er ließ sich auf den Boden rutschen, streckte die Beine von sich und kratzte sich an der Stirn.

>Ich will nichts mehr mit Katagori zu tun haben, ihn nie wieder sehen. Ich will alle Unklarheiten in meinem Freundeskreis regeln und faulenzen können. Ich will ruhig schlafen und mir keine Gedanken mehr machen, wenn ich aufwache. Ich will meinen Spaß mit Seto und ein ungestörtes Leben. Er versichert mir ein spannendes Leben. Pah! Das ist mir zu spannend... wie soll ich nur damit fertig werden! Ich bin kein Superheld der so etwas vor dem Frühstück erledigt!<

Nach wenigen Minuten bogen Duke und Tristan um die Ecke und er blickte auf. Tristan war munter und grinste, als er zum Gruß die Hand hob. Duke jedoch, sah sehr unausgeschlafen und lustlos aus. Und es war ihm nicht zu verübeln. Dann blieben sie vor ihm stehen und er gesellte sich sogleich zu Joey auf den Boden und rieb sich die Augen.

"Und?", fragte er nuschelnd. "Hat es funktioniert?"

"Ja", antwortete Joey gähnend. "In wenigen Stunden wird es ganz Domino wissen. Und sicher auch Katagori."

"Was wird ganz Domino wissen?", erkundigte sich Tristan verwundert. "Sind wir hier, damit du uns das erzählen kannst?"

"Genau." Joey legte den Hinterkopf gegen die Wand, winkelte die Beine an und legte die Arme darüber. "Wo sind Yugi, Tea und Bakura? Sie kommen doch noch, oder?"

"Ich denke schon." Tristan sah sich um. "Puh, zu dieser Zeit war ich noch nie im Krankenhaus."

Joey und Duke wechselten müde Blicke.

"Und? Schreibst du ein Buch über deine Abenteuer?"

"Böh." Joey schloss die Augen und gähnte erneut.

Dann, wenige Minuten später, trafen Pikotto und Mokuba ein. Der Junge war hellwach und das aus dem einfachen Grund, weil sein Bruder wieder da war. Er war unglaublich aufgeregt, begrüßte Joey nur kurz und verschwand sofort im Zimmer. Pikotto blieb jedoch bei Tristan, Duke und Joey stehen und besah sich diesen mit besorgter Miene. Ihm schien es nichts auszumachen, so früh herumzurennen. Er fand ohnehin nur äußerst selten ins Bett.

"Du siehst nicht gut aus", sagte er, als er Joey innig beäugte. "Du musst unbedingt von diesen ganzen Problemen wegkommen und dich entspannen."

"Oh, klingt gut." Joey grinste, ließ den Kopf nach vorn fallen und rieb sich den Nacken.

"Und wie läuft es mit ihm? Habt ihr euch unterhalten?"

"Frag nicht, bitte." Joey schnaufte. "Am liebsten würde ich diesen ganzen Mist einfach fallen lassen und mir Zeit für ihn nehmen. Es läuft überhaupt nicht gut."
 

Und dann, nachdem sich auch die restlichen drei Gäste eingefunden hatten, zogen sie sich in das Zimmer zurück, suchten sich Sitzplätze und eröffneten die Besprechung.

Joey erzählte lediglich von dem Plan, der bereits im vollen Gange war. Mokuba hockte bei seinem Bruder auf dem Bett und klammerte sich während der gesamten Geschichte an seinen Arm. Kaiba schwieg die ganze Zeit über und an seinem Gesicht konnte man nicht erkennen, an was er dachte oder wie er diesem Plan gesinnt war. Yugi, Tea, Tristan und Bakura lauschten aufmerksam und Pikotto und Duke blieb nichts anderes übrig, als beipflichtend zu nicken. Trotz alledem war diese Besprechung sehr wichtig. Und Joey hatte wieder alles auf sich genommen und sich den Mund fusselig geredet.

"Das Begräbnis findet...", jetzt war er völlig durcheinander und stoppte, um sich zu sammeln.

"Übermorgen", half Pikotto aus und er nickte ihm dankbar zu. Dann rutschte er zur Kante des freien Bettes und ließ die Beine baumeln. Sein Blick richtete sich kurz auf Kaiba, der gedankenverloren auf die gegenüberliegende Wand starrte. Die Anwesenheit der vielen Menschen schien ihm unangenehm zu sein und gleichermaßen schien er all das erst verarbeiten zu müssen.

"Wir sind uns sicher, dass Katagori das Begräbnis mitverfolgen wird, wie auch immer. Also ist es sehr wichtig, dass wir überzeugend schauspielern."

"Kein Problem." Yugi war von der gesamten Erzählung hingerissen und starrte Joey mit großen Augen an. "Kein Problem."

"Und wie läuft es mit Hirayama?", wandte sich Joey an Pikotto.

"Er erreichte Domino erst in der späten Nacht. Ich weiß, wo er ist und werde mich gleich heute darum kümmern. Es dürfte keine Komplikationen geben. Und es ist nun von großer Wichtigkeit, dass du dich nicht in der Öffentlichkeit zeigst, Kaiba. Halt dich auch von den Fenstern fern und bleib in diesem Raum."

Alle Blicke richteten sich auf Kaiba und dieser erwiderte sie nach einem langen Zögern finster.

"Als ob ich in letzter Zeit etwas anderes getan hätte." Mit diesen Worten befreite er seine Hand aus der eisernen Umarmung seines Bruders und rollte sich zum Fenster, so, dass ihn niemand mehr anstarren konnte.

"Och..." Yugi teilte sein Leid.

"Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht." Tea erhob sich und warf nebenbei einen Blick auf ihre Uhr. "Und ich hoffe, dass sie diesen Katagori schnappen. Wir werden übermorgen kommen. Aber jetzt müssen wir los, sonst kommen wir zu spät in die Schule."

Tristan und Yugi nickten zustimmend und Bakura kratzte sich am Kopf.

"Ich muss auch in die Schule", bemerkte Mokuba, nachdem er nach der Hand seines großen Bruders geschnappt hatte. "Kommen wir auch zu spät, Pikotto?"

"Nein."

"Schade."

"Also dann." Vor Joey blieb Tea stehen und schenkte ihm ein aufmunterndes Grinsen. "Ich bete für dich, dass du diese Probleme bald hinter dir hast." Sie hob die Hand und zupfte an seiner Jacke. "Dich scheint das alles sehr mitzunehmen."

Joey neigte sich nickend zur Seite und warf Kaibas Rücken einen knappen Blick zu.

"Natürlich", antwortete er mit Nachdruck und rutschte vom Bett. Kaiba regte sich nicht und während sich Mokuba mit allem Drum und Dran von ihm verabschiedete, drängelte sich die kleine Gruppe auf die Tür zu.

"Gute Besserung, Kaiba!", rief Yugi noch, bevor er auf den Gang hinaustrat.

Duke blieb auf seinem Stuhl sitzen und ging erst, nachdem Mokuba an ihm vorbei gerannt war. Kaiba blieb weiterhin liegen und schenkte den Gästen keine weitere Beachtung. Bevor Duke dann die Tür schloss, warf er Kaiba einen finsteren Blick zu. Für ihn machte es nicht den Anschein, als hätten sich die Beiden ausgesprochen und Kaibas Benehmen Joey gegenüber machte ihn wütend. Keine Dankbarkeit! Nichts!

Draußen im Gang verabschiedeten sich Yugi, Tea, Tristan und Bakura und gingen ihrer Wege, Johnson sprach Joey kurz seine Faszination an dem Plan aus und verschwand dann nachdenklich in Richtung seines Büros, Mokuba machte sich am Getränkeautomaten zu schaffen und Duke lehnte sich seitlich gegen die Wand. Joey sah seinen Freunden schweigend nach und sobald sie winkend hinter der Ecke verschwunden waren, wandte er sich an Pikotto, der direkt neben ihm stand.

"Ich halte es nicht mehr aus!", zischte er zwischen den zusammengebissenen Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten. "Liegt es nun an Katagori, an dem Gift oder macht es ihm Spaß, mich leiden zu sehen!"

Duke biss sich auf die Unterlippe und ließ den Blick sinken. Pikotto jedoch, antwortete ruhig.

"Ich erkenne ihn auch kaum wieder, wüsste aber keinen Grund, weshalb er Spaß daran finden sollte."

"Ich sehe auch keinen Grund!" Joey warf der Tür einen düsteren Blick zu. "Ich habe mit der ganzen Sache nichts mehr zu schaffen und Katagori ist so gut wie geliefert! Und trotzdem kann ich mich nicht entspannen und er?" Er spuckte einen leisen Fluch, wandte sich ab und schloss am Ende seiner Kräfte die Augen. "Er ist immer noch so abweisend und tut so, als ginge ihn diese Sache einen Scheißdreck an!"

"Joseph", sagte Pikotto ernst. "In weniger als einer Woche wirst du alles hinter dir haben. Und wenn er genügend Zeit hat, wird er sich ändern und zwischen euch wird sich alles bessern."

"Er, er, er!" Joey drehte sich zu ihm um und in seinen Augen funkelte die pure Wut. "Immer geht es nur um ihn! Er muss sich ausruhen! Er braucht Zeit! Er wird sich erholen!! Ich habe keinen Bock mehr!! Ich muss ihn beruhigen, ihm Mut zusprechen! Ich muss mich um ihn kümmern und immer für ihn da sein! Und wer ist für mich da?! Wer spricht mir Mut zu und sorgt sich um mich!? Er sicher nicht!! Wie viel muss ich denn noch aufopfern, damit er endlich zufrieden ist!! Ich verstehe es aber irgendwann habe auch ich keine Kraft mehr!!" Er raufte sich die Haare, Duke sah ihn mitleidig an und Pikotto nickte ebenso verständnisvoll. "Er ist so... undankbar, kalt und alles scheint ihm egal zu sein! Alles!! Dabei geht es nur um ihn! Wir mussten sein Leben retten, wir mussten uns wegen ihm den Kopf zerbrechen, wir mussten nach einer Möglichkeit suchen und nun einen Plan entwickeln, damit er nicht mehr in Gefahr ist und sich erholen kann! Von was denn?! Von dem Gift?! Ich habe weitaus mehr durchgemacht, als er! Und er..." Joey verstummte, schnappte nach Luft und unterdrückte mit aller Kraft einen lauten Aufschrei. Seine Hände zitterten, als er sich abwandte, gegen die Wand trat und davon stampfte.

Pikotto und Duke sahen ihm nach, bis er leise fluchend und händeringend hinter der Ecke verschwand. Beide schluckten und während sich Duke die Stirn rieb, hielt Pikotto nach Mokuba Ausschau.

"Er muss diese Sache hinter sich bringen." Duke löste sich von der Wand und blickte sich traurig um. "Das ist alles so ungerecht. Und wenn er nicht bald ein unbekümmertes Leben genießen kann, dann ist er es, um den wir uns Sorgen machen sollten."

Pikotto nickte stumm, dann rief er Mokuba und wandte sich zum Gehen ab.

"Was meinst du?", sagte er zu Duke, als der Junge angelaufen kam. "Wird er bis zum Begräbnis noch einmal nach ihm schauen?"

"Das kann ich nicht sagen." Duke zuckte mit den Schultern. "Ehrlich, ich habe keine Ahnung."
 

~*to be continued*~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-03-22T20:36:55+00:00 22.03.2009 21:36
Versteh ich voll dass joey sauer ist!! der mache ja alles um Kaiba zu helfen und dann kommt der dem so blöde! da wär ich auch mal so richtig sauer! =(((
Von:  TyKa
2008-12-22T09:55:10+00:00 22.12.2008 10:55
aahh
wie toll
das ist mein absolutes lieblingskapitel
die aussprache
und seto so verwirrt...
und joey ist auch schon verzweifgelt
du brinst das so gut rüber
*wein*
ich mag die FF total!!!

mach weiter so

lg
TyKa ^^


Zurück