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Zweiter Teil: Gift in Körper und Seele

Fortsetzung von "Du kennst mich nicht und doch hasst du mich"
von

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Neben dem Pfad

Als Joey die Augen öffnete, fand er sich in einem großen Bett wieder. Schläfrig blinzelte er, bevor er sich langsam aufrappelte und die Kissen zur Seite kämpfte. Müde setzte er sich auf, zog die Decke über die Schultern und sah sich um. Ohne Umschweife fiel sein Blick auf die Stelle neben ihm. Dort war das Bettlaken etwas zerknittert, die Kissen ebenfalls zerwühlt.

Er runzelte die Stirn und drehte das Gesicht zur anderen Seite.

Wo war Kaiba?

War er nicht neben ihm eingeschlafen?

Er grübelte über sein plötzliches Verschwinden und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Hatte er nicht gesagt, dass er früh in die Firma müsste?!

"Verflucht!" Joey warf sich auf die Seite, schob sich bis zu dem Nachtschrank und grabschte nach dem Wecker. Er zog ihn zu sich und warf einen kurzen Blick darauf. Es war erst neun Uhr, vielleicht war Kaiba ja noch hier? Ohne zu zögern befreite er sich aus der Decke, sprang aus dem Bett und eilte zu seinen Kleidern. Hastig grabschte er nach seinen Shorts, da öffnete sich die Tür und er hielt in der Bewegung inne. Glücklicherweise war diese Störung keinem Angestellten zu verdanken. Immerhin stand er splitternackt dort und ließ nun die Shorts sinken. Nein, Kaiba war es, der den Kopf in das Zimmer streckte.

"Seto?" Verwundert richtete sich Joey auf. "Du bist ja noch hier? Gott sei Dank!"

Kaiba ließ flüchtig den Blick über seinen Körper schweifen, dann trat er ein.

"Sieht ganz so aus, nicht wahr?"

"Ja." Joey lachte selbstverspottend und blickte an sich hinab.

"Ich bin seit zwei Stunden auf den Beinen." Mit dem Fuß schloss Kaiba die Tür hinter sich, verschränkte die Arme und lehnte sich mit dem Rücken gegen das massive Holz. Er besah sich Joey erneut und das mit aller Seelenruhe, nicht einmal darauf bedacht, es unauffällig zu tun.

"Kann ich...", Joey fuchtelte mit den Shorts, "... mich jetzt anziehen?"

Kaiba ließ ihn lange auf eine Antwort warten. Er legte den Kopf zur Seite, verzog einschätzend die Augenbrauen und schnalzte mit der Zunge. Joey erwiderte seinen Blick lange, dann hielt er sich die Shorts vor die Hüfte und streckte den Kopf vor.

"Was guckst du so?"

"Macht dich das nervös?" Stellte Kaiba eine Gegenfrage. Ein leichtes Grinsen zog an seinem Mundwinkel.

"Nein... nein natürlich nicht." Joey schüttelte den Kopf. "Aber gibt’s da noch was Neues zu sehen?"

"Darf ich dich trotzdem anschauen?", stocherte Kaiba weiter. Es hatte doch wirklich den Anschein, als wolle er Joey mit voller Absicht nervös machen.

"Klar darfst du." Joey gab auf, ließ die Shorts fallen und verschränkte resigniert die Arme vor der Brust. "Schau dich satt!"

"Na gut." Grinsend schüttelte Kaiba den Kopf, griff wieder nach der Türklinke. "Dann will ich dich nicht weiter quälen." Er öffnete die Tür. "Zieh dir etwas an und komm dann runter."

"Natürlich ziehe ich mir etwas an!" Joey lachte und streckte ihm die Faust nach. "Das musst du mir nicht sagen!"

Sobald sich die Tür schloss, schlüpfte er in die Shorts und zog sich auch den Rest seiner Kleider über. Letzten Endes schlüpfte er in seine Schuhe und trödelte in den Gang hinaus. Mokuba war einmal mehr bei Bikky. Was könnte schöner sein? Kaiba und er hatten das ganze Haus für sich allein, mussten sich nicht einmal vor kleinen Jungen fürchten, die zu den unpassensten Zeiten hereingestürmt kamen, um die, die sich soeben etwas Tolles vorgenommen hatten, zu erschrecken. Nein, sie hatten ihre Ruhe. Und das hatte sie in der vergangenen Nacht ausgenutzt. Während er die vielen Türen hinter sich ließ, fuhr er sich durch den Schopf und wunderte sich, wie lang seine Haare wieder geworden waren. Er müsste bald zum Friseur, oder... er ließ sie sich einfach wachsen? Er beschloss, diese wichtige Entscheidung ein anderes Mal zu treffen. Während er die Treppe hinab stieg, band er sich einen lockeren Zopf und erspähte kurz darauf Kaiba, der bereits im Foyer stand und auf ihn wartete. Sobald er ihn auch bemerkte, fuchtelte er mit der Hand.

"Komm, wir haben keine Zeit."

"Kein Frühstück?" Joey schlenderte näher, blieb vor ihm stehen und zupfte an dem Kragen seines Mantels, der etwas schief saß. Kaiba brummte und schüttelte seine Hand ab.

"Heute musst du zu Hause frühstücken", erklärte er und wandte sich ab. "Ich hatte auch keine Zeit, konnte nicht einmal einen Kaffee trinken. Jetzt muss ich zu einem Termin. Komm jetzt." Er ging los. "Ich bringe dich nach Hause. Dort kannst du ja ein paar Sachen packen und wieder herkommen. Aber jetzt..."

"... bleibt uns wirklich keine Zeit", beendete Joey für ihn und trat hinter ihm aus der Tür.

"Genau." Im Gehen drehte sich Kaiba zu ihm um. "Schlimm?"

"Ach wo." Joey fuchtelte mit den Händen und folgte ihm weiterhin. "Kein Problem."

Nachdem der Chauffeur die Tür geöffnet hatte, stiegen die beiden ein. Kaiba zückte sogleich sein Handy, doch Joey schien den Chauffeur plötzlich sehr interessant zu finden. Bevor Kaiba jemanden anrufen konnte, zupfte er an seinem Ärmel und rückte näher zu ihm.

"Das frage ich mich schon seit gestern", fing er an und Kaiba ließ kurz das Handy sinken, lugte zu ihm.

"Was?"

"Na ja." Joey juckte sich die Stirn. "Wo ist Jeffrey?"

"Wer?"

"Dein Chauffeur", antwortete Joey. "Mit deinen Angestellten kennst du dich ja nicht aus, oder?"

"Warum sollte ich?" Kaiba wandte sich ab und begann wieder zu tippen. Da setzte sich die Limousine in Bewegung und Joey beobachtete den fremden Fahrer nachdenklich. "Ich habe Besseres zu tun."

"Natürlich, versteh ich. Aber wo ist Jeffrey denn nun?"

"Ich glaube, der ist krank. Bis er wieder hier ist, habe ich einen Ersatz."

"Ach so." Joey atmete tief ein und schloss die Augen.

Nachdem Kaiba mit irgendjemandem telefoniert und diskutiert hatte, wandte er sich an den neuen Chauffeur.

"Bei der nächsten Tankstelle halten Sie an", befahl er, der Mann nickte. "Ich brauche einen Kaffee."

Joey schmatzte und gab sich einem tiefen Gähnen hin.

"Du brauchst anscheinend auch einen."

"Hm." Joey nickte.
 

Nach wenigen Minuten fuhr die Limousine auf eine kleine Tankstelle ein und blieb stehen. Kaiba saß soeben gemütlich dort, außerdem könnte er nicht aufstehen ohne Joey zur Seite zu schubsen. Also befahl er dem Fahrer, zwei Kaffee zu holen. Der Mann drehte sich zu ihm um, erwiderte seinen Blick kurz und nickte bereitwillig. Dann stieg er aus und Joey sah ihm nach.

"Der scheint sich ja richtig gefreut zu haben, Kaffee holen zu dürfen", bemerkte er.

"Was interessiert's mich."

"Hm." Joey schloss wieder die Augen, machte es sich an den Rückenpolstern bequem und war wirklich dazu fähig, wieder einzuschlafen. Er blieb dort liegen und lauschte Kaibas gleichmäßigen Atemzügen. Dann, nach kurzer Zeit, öffnete sich die Tür und Kaiba wurden zwei Becher gereicht. Doch als sich die Tür schloss, bekam Joey die Becher in die Hand gedrückt, da Kaiba noch einmal kurz in seinem Koffer wühlen musste.

Beide Kaffee waren schwarz, woran sich Joey nicht wirklich störte. Seit er bei Kaiba frühstückte, hatte er sich daran gewöhnt. Dieser zog einige Unterlagen hervor, warf sie erst einmal neben Joey auf den Sitz und lehnte sich zurück; die Limousine fuhr wieder ab. Joey besah sich die beiden Becher.

"Welchen willst du?" Er lugte verspielt zu Kaiba.

"Egal, gib her."

"Okay." Joey grübelte kurz. "Du bekommst den."

"Hm." Kaiba griff danach und trank sofort einen großen Schluck.

Joey befasste sich mit seinem Becher und als sie sein Haus erreichten, hatte er gerade erst wenige Schlucke getrunken. Kaiba hingegen, hatte seinen Becher in einer Rekordzeit geleert und machte sogar den Anschein, als wolle er auch noch Joeys Becher für sich beanspruchen. Bevor er dies jedoch schaffen konnte, öffnete Joey die Tür und schob sich hinaus.

"Wann kann ich zu dir kommen?", erkundigte er sich noch schnell, während er nach dem Schlüssel suchte.

"In zwei Stunden", antwortete Kaiba. "Schließ ab und pass auf dich auf."

"Ja, natürlich." Joey schenkte ihm ein knappes Grinsen, richtete sich auf und schlug die Tür zu. Ohne auf irgendetwas zu warten, schob er dann die Haustür auf und trat in das Treppenhaus. Auch dort sah er sich um, bevor er die Treppen hinaufstieg. Doch niemand war hier, also konnte er sich getrost Zeit lassen.

Als er dann seine Wohnung betrat, bemerkte er jedoch mit größtem Missfallen, dass er noch etwas äußerst Unangenehmes zu tun hatte. Auf dem Sofa hafteten noch einige Blutspritzer und insgesamt sah es etwas unordentlich aus. Also putzte er ein bisschen und erhielt anschließend einen Anruf von Yugi. Mit diesem tratschte er etwas, sagte, wie gut es ihm ginge und wie sehr er sich auf das Wiedersehen freute und so. Und als er auflegte, blieb ihm nur noch eine Stunde, bis er sich wieder auf den Weg machen konnte. Zum Frühstücken kam er nicht mehr, denn er schlüpfte in neue Sachen, stopfte andere schnell in eine Tasche und brach dann schon zu früh auf. Bei Kaiba gab es immer jemanden, der ihn hinein ließ.

Als er auf die Straße hinaustrat, wurde er wieder vorsichtiger, sah sich um und hielt sich nahe bei großen Menschenmengen. Und es fiel ihm etwas schwer, den Weg zurück zu Kaiba zu finden, obgleich er bei diesem mehr Zeit verbrachte, als bei sich zu Hause. Aber bisher war er immer abgeholt worden. Doch es bestand keine Gefahr, dass Joey zu einem verzogenen verwöhnten Bengel mutierte. Er genoss den Weg und freute sich auf Kaiba. Wieder fragte er nach dem Weg, wieder hörte er so etwas wie:

"Du weißt nicht, wo Seto Kaiba wohnt??"

Bla, bla, bla - furchtbar! Letzten Endes erreichte er das riesige Tor doch nur eine viertel Stunde zu früh. Aber Kaiba schien noch nicht da zu sein. Er sah sich kurz um, da öffnete sich das Tor auch schon und er konnte eintreten. Gemächlich schlenderte er über den breiten Schotter, hinauf zu der riesigen Villa. Er grüßte einen Gärtner, der die Büsche stutzte und wurde freundlich zurück gegrüßt. Es kam nicht oft vor, dass sich Kaibas Gäste für die Angestellten interessierten. Nun, eigentlich kam es auch nicht oft vor, das Kaiba Gäste hatte. Dann erreichte er das Haus und erspähte den Pinguin, der dort vor der Tür stand und sich sicher einmal mehr vor Augen führte, was für einen spannenden Job er doch hatte. Sein Gesicht ließ jedoch meinen, dass er mit sich und der Welt zufrieden war. Joey schulterte seine Tasche neu und stieg die Treppen hinauf. Da machte der Mann einen kleinen Knicks und griff nach der großen Türklinke.

"Guten Tag, Herr Wheeler."

"Joey." Hinter ihm trat Joey in das große Foyer. "Wie oft habe ich Ihnen denn schon gesagt, dass Sie mich Joey nennen sollen?"

"Dreizehn mal, Herr Wheeler", antwortete der Pinguin höflich und machte sich daran, die Tür zu schließen. Verdattert sah Joey ihm nach, dann zuckte er mit den Schultern und trödelte auf die Treppe zu. Als er die erste Stufe hinter sich hatte, hörte er weiter oben schnelle Schritte. Kurz blieb er stehen und lauschte. Kurze Zeit später, erschien Mokuba, der ihm eilig entgegen kam.

"Joey!", rief er heiter, blieb stehen und wedelte mit den Armen.

"Mokuba?" Joey hob die Augenbrauen. "Was machst du denn schon hier?"

"Na, ich wohne hier, und du?", fragte der Junge zurück.

"Na, ich besuche euch."

"Toll!" Mokuba lachte, beugte sich nach vorn und schnappte nach seinem Ärmel, um ihn höher zu ziehen. "Kommst du mit? Bikky und ich spielen Playstation!!"

"Oh, natürlich!"
 

Kurze Zeit später, saß Joey mit den beiden Jungs in Mokubas Zimmer und versuchte verzweifelt, Mokuba zu schlagen. Bikky war der, der immer zuerst verlor. Es machte Joey keine großen Probleme, dafür zu sorgen. Nur an Mokuba biss er sich die Zähne aus.

>Könnend und gerissen, wie Seto!!<, dachte er sich verbissen, als er den kleinen Joystick herumriss und auf die Tasten schlug. Er wusste nicht, wie lange er dort saß, wie oft er gegen Mokuba verlor und sich ärgerte. Auf jeden Fall wurde er immer wieder zu einem neuen Spiel überredet. Und als sich dann die Tür öffnete, bemerkte er es nicht.

"Verdammt!" Unverdrossen beugte er sich nach vorn und starrte auf den großen Bildschirm. "Das kann doch nicht... hey, das ist gemein!"

Er leckte sich die Lippen, konnte nicht glauben, dass er gegen Mokuba verlor.

Das war doch sein Lieblingsspiel!

"Hast du noch einen Klassenkameraden mitgebracht, Mokuba?", ertönte hinter ihm plötzlich eine Stimme und er fuhr herum. Da stand Kaiba und blickte durchaus kritisch auf ihn herab. "Seto!" Mokuba warf den Joystick fort.

"Seto…!" Joey musste sich erst von diesem Schrecken erholen. Er tat es Mokuba gleich und rappelte sich auf. "Musst du mich so erschrecken?"

Bikky zog ein langes Gesicht und rutschte weiter weg. Wenn er stets als erstes verlor, fand er keinen Spaß an diesem Spiel!

"Habe ich?" Kaiba ließ die Hände in die Taschen seines Mantels rutschen und schüttelte amüsiert den Kopf. "Du scheinst etwas schreckhaft zu sein."

"Die Köche wollten schon das Mittagessen machen", meldete sich Mokuba wieder zu Wort und sprang auf die Beine. "Aber ich habe ihnen gesagt, dass sie warten sollen, bis du da bist. Sicher hast du doch Hunger." Er zupfte am Mantel seines Bruders. "Oder?"

"Ja", antwortete Kaiba. "Könnte man sagen."

Joey tätschelte Bikkys Schopf, dann richtete er sich auf und grübelte kurz. Währenddessen stand Bikky auf und rannte weg, Mokuba zupfte weiterhin an Kaibas Mantel.

"Was haltet ihr davon", Joey hob den Zeigefinger und zwei Augenpaare richteten sich auf ihn, sogar Bikky lehnte sich wieder in das Zimmer und hob die Augenbrauen, "… wenn ich koche?"

"Du kannst kochen?" Joey konnte kochen und Mokuba konnte es nicht glauben.

"Japp!", erwiderte Joey stolz und stützte die Hände in die Hüften.

Kaiba hatte keine Einwände.
 

Die Köche wurden erst einmal nach Hause geschickt und die Küche geräumt, bis nur noch Mokuba, Bikky und Kaiba dort herumstanden. Kaiba setzte sich jedoch nach wenigen Sekunden hin und beobachtete Joey, wie dieser die Schränke durchwühlte. Die Küche war riesig. Alles war schön zu betrachten. Sicher machte es großen Spaß, hier zu kochen.

Während Joey noch verzweifelt um eine gewissen Übersicht kämpfte, begannen die beiden Jungen Fange zu spielen, bis Kaiba sie nach draußen schickte, damit sie dort weiterspielen konnten. Er selbst blieb sitzen, schlüpfte aus seinem Mantel und machte es sich auf seinem Stuhl gemütlich.

Endlich entdeckte Joey den Kühlschrank. Er öffnete ihn und warf einen kurzen Blick hinein. Und dieser kurze Blick genügte, dann wandte er sich Stirnrunzelnd an Kaiba.

"Ist das nicht ein bisschen zuviel für dich und Mokuba?"

"Für die Küche und die Einkäufe bin ich nicht zuständig", antwortete Kaiba ihm etwas gelangweilt.

"Aha." Joey wandte sich ab, schloss den Kühlschrank und begann etwas herumzuwandern. Nach wenigen Momenten blieb er wieder stehen, lehnte sich gegen den Herd und besah sich ihn mit kecker Miene.

"Kannst du kochen?"

"Kochen", wiederholte Kaiba etwas angewidert. "Warum sollte ich."

Joey hob abwehrend die Hände. "War nur eine Frage."

Dann machte er sich an die Arbeit. Er fand alles, was er brauchte, musste nicht einmal einkaufen zu gehen, um alle Zutaten zu haben, die er für ein tolles Gericht benötigte. Kaiba saß nur da, starrte vor sich hin und ließ ihn arbeiten. Natürlich, er hatte für das alles bezahlt, bezahlte auch seine Angestellten. Es war sein Geld, das er mit harter Arbeit verdient hatte. Trotz alledem war Joey der Meinung, dass er ihm ruhig etwas helfen könnte. Also zog er ihn am Ärmel auf die Beine und drückte ihm prompt ein Messer in die Hand.

"Was soll das werden", erkundigte sich Kaiba weniger begeistert.

"Na, was wohl." Joey drängte ihn zu einer der Arbeitsflächen. "Du kannst die Paprika schneiden, anstatt herumzusitzen."

"Ich soll was machen…?" Kaiba hörte sich ungläubig an, benahm sich, als hätte man versucht, ihm einen Bären aufzubinden. Er starrte das Messer an und bekam bald alles Nötige vorgelegt.

"Schneiden", sagte Joey wieder und lachte leise. "Du weißt doch wie das funktioniert, oder?"

"Ich soll Paprika schneiden." Kaiba stand wie eine Salzsäule dort, starr vor Schreck.

"Genau." Joey tätschelte seine Schulter und gluckste leise, doch Kaiba sah nicht so aus, als wolle er bald anfangen. Joey werkelte etwas und hielt inne, als er ihn immer noch dort stehen, und auf die Paprika starren sah.

"Was ist?", fragte er und schob sich eine Gurke in den Mund.

Langsam drehte Kaiba das Gesicht zu ihm, starrte jetzt ihn an.

"Wo ist das Problem?" Joey kaute weiter. "Sag bloß, du kannst es nicht."

"Natürlich kann ich es." Kaiba brummte unzufrieden und warf der Paprika einen missmutigen Blick zu. "Warum holst du dir nicht einen der Köche zur Hilfe!"

"Weil ich sehen will, wie du aussiehst, wenn du Paprika schneidest", verriet Joey lachend.

"Das ist Blödsinn."

"Jetzt stell dich nicht so an." Seufzend machte sich Joey wieder an die Arbeit. "Du wirst stehen, dass es eigentlich Spaß macht."

"Paprika schneiden macht Spaß?" Kaiba runzelte die Stirn, gab Joey deutlich zu verstehen, was er von dieser ganzen Sache hielt.

"Kochen macht Spaß, ja." Joey war fest entschlossen, Kaiba zu überreden.

Dieser wendete das Messer kurz in der Hand, brummte etwas Verworrenes und griff nach dem armen Gemüse. Man freute sich wie ein Kind über diesen seltenen Anblick.

"Blödsinn", murrte Kaiba erneut und doch begann er dann zu schneiden. Joey warf ihm versteckte Blicke zu und irgendwie sah Kaiba einfach gut aus, wie er dort stand und die Paprika auseinandernahm. Selbst so eine Kleinigkeit ließ in Joey die Freude empor sprudeln. Kaiba stellte sich auch richtig geschickt an. Nachdem er diese Arbeit verrichtet hatte, wandte er sich jedoch ab und wollte sich wieder auf den Stuhl setzen. Doch Joey zog den stöhnenden jungen Mann zurück und legte ihm das Nächste vor, das auseinandergenommen werden wollte. Nur ein leises Knurren war aus seiner Richtung zu hören, dann nahm er die Sache wie ein Mann auf sich und bescherte Joey so manchen wundervollen Anblick. Nach wenigen Minuten legte er das Messer zur Seite, richtete sich auf und ließ einem herzhaften Gähnen freien Lauf.

"Was ist?" Joey verschlang die nächste Gurke und lugte zu ihm. "Schon müde?"

"Hm." Kaiba nickte und rieb sich die Augen. "Schon lange."

"Du warst heute aber auch früh auf den Beinen." Joey neigte sich wieder über sein Brettchen und zückte ein noch schärferes Messer - die Kartoffeln leisteten verzweifelten Widerstand. "Dann gehen wir heute eben etwas früher schlafen, hm?"

"Ist nicht ungewöhnlich, dass ich früh aufstehe." Kaiba griff nach hinten, nahm sich ein Paprikastück und hob es zum Mund.

"Eigentlich ist es aber doch verständlich. Ich meine, in Deutschland warst du auch die ganze Zeit auf den Beinen."

"Daran kann es liegen."
 

Der Tag wurde zu einem vollen Erfolg. Nachdem sich Kaiba Joeys Kreation schmecken gelassen hatte, grübelte er, ob er ihn nicht als Koch einstellen sollte. Auch Mokuba und Bikky waren begeistert. Aber die beiden waren nicht sehr anspruchsvoll, wenn es um das Essen ging. Also war es kein allzu großes Lob für Joey.

Dennoch war er guter Dinge, ließ sich sogar zu einem weiteren Spiel an der Playstation überreden. Währenddessen zog sich Kaiba noch kurz in sein Büro zurück. Es war am späten Mittag, als er zurückkam und die fleißigen Spieler unterbrach. Aber er wollte nur Joey entführen, mehr nicht.

"Wo gehen wir hin?", erkundigte sich dieser, als er neben Kaiba einher trödelte. Wenn man ihn von der Playstation holte, dann musste es schon einen triftigen Grund dafür geben.

"Frag nicht, warte." Kaiba stöhnte leise, zog ihn zu sich und legte den Arm um seinen Hals. "Und hör auf, so zu zappeln."

"Okay." Sofort war Joey still. Er versuchte, mit Kaiba Schritt zu halten, dann ließ er den Blick sinken und besah sich die Hand, die ruhig und sanft auf dieser wundervoll angenehmen Stelle lag. Er grinste, fasste nach ihr und hielt sie fest. Da blieb Kaiba aber schon stehen, wandte sich zur Seite und öffnete eine Tür. Neugierig streckte Joey den Kopf vor, sein Zeigefinger hakte sich hinterrücks in Kaibas Hosengurt.

"Was ist in diesem Raum?"

"Sieh nach." Kaiba zog die Hand zurück und schob ihn hinein.

Joey betrat einen Raum, der nicht allzu groß und ausnahmsweise nicht mit Marmor, sondern mit dunkelblauen und weißen Fliesen geschmückt war. Joey blieb stehen und sah sich um. Auch die Wände waren mit diesen Fliesen bedeckt. An der hintersten, linken Ecke befand sich ein säuberliches Wasserbecken, hier und dort waren kleine Vertiefungen im Boden zu erkennen. Joey erspähte auch eine schmale Wendeltreppe, die auf der anderen Seite des Raumes empor führte, doch was dieser Raum zu bedeuten hatte, das konnte er sich nicht vorstellen. Er drehte sich zu Kaiba um, wollte eine Frage stellen, doch da schnappte dieser nach seinem Ärmel und zog ihn weiter.

Er zog ihn bis zur Treppe, ließ ihn dort los und drängelte ihn die Stufen hinauf. Nun, drängeln musste er ihn eigentlich nicht, denn Joey ging freiwillig, war neugierig, was es dort oben zu sehen gab. Dieses Haus steckte doch voller Überraschungen.

Er stieg schneller, hörte Kaiba hinter sich gähnen. Bald endete die Treppe und er stieg langsamer. Seine Augen weiteten, und sein Mund öffnete sich. Zögernd trat er über die letzte Stufe. Plötzlich fand er sich in einem riesigen Raum wieder. Dieser bestand wieder aus Marmor, in seiner Mitte befand sich ein quadratisches Schwimmbecken. Es war riesig, das saubere Wasser warf unbeständige Muster an die hellen Wände. Joey blickte auf. Über ihm befand sich ein großes Glasdach, von dem man die Schönheit des blauen Himmels genießen konnte. Noch nie hatte Joey so etwas Herrliches gesehen.

Leise gluckste das Wasser gegen den Marmor, auf der einen Seite des Raumes befanden sich gemütliche Sitzbänke, die wie breite Stufen angebaut waren. Auf der anderen Seite erspähte Joey eine Sauna. Himmelherrgott… wenn er so ein Haus hätte, würde er in diesen Raum ziehen, den ganzen Tag herumliegen und schwimmen, bis seine Haut verschrumpelt war. Warum zur Hölle hatte Kaiba ihm diesen Raum noch nicht eher gezeigt?

Mit viel Überwindung schloss er seinen Mund und atmete tief ein. Hinter ihm war Kaiba stehen geblieben. Joey grübelte, besah sich das wundervolle Wasser erneut. Und da kam ihm ein Gedanke. Ein Grinsen zog an seinen Lippen, als er sich langsam umdrehte, die Arme vor dem Bauch verschränkte und näher schlenderte. Sobald er Kaiba erreicht hatte, umarmte er ihn und lehnte sich gegen seinen Bauch.

"Wolltest du mir das nur zeigen?" Er blickte auf und grinste ihn keck an. "Oder hast du Lust, etwas zu plantschen?"

"Plantschen", wiederholte Kaiba resigniert. "Ja, lass uns plantschen."

"Schön." Sofort griff Joey nach dem Saum seines Pullovers und zog ihn höher. Bereitwillig hob Kaiba die Arme, ließ zu, dass er ihm den Stoff über den Kopf streifte.

"Wie oft bist du hier?" Lässig warf Joey das Kleidungsstück zur Seite und wandte sich wieder Kaiba zu. Dieser ließ die Arme sinken und sah sich um.

"Nicht oft", antwortete er. "Gar nicht."

"Warum denn das?" Joey machte sich an seiner Hose zu schaffen. "Dieser Ort ist wundervoll! Genau richtig, um sich zu entspannen! Warum nimmst du deinen Laptop nicht einfach mal mit hier hinauf? Du könntest dich auf die Bänke da setzen...", er drehte die Knöpfe aus den Löchern, sah sich nach beiden Seiten um, "… und schon wirst du viel entspannter sein."

Daraufhin sagte Kaiba nichts. Er spürte, wie sich seine Hose lockerte und dann samt Shorts seine Beine hinab glitt. Joey kauerte sich vor ihn, zog die Hose bis zu seinen Knöcheln und zwickte ihm in die Wade, damit er seine Füße befreite. Lustlos stieg Kaiba aus der Hose und kurze Zeit später, flog auch sie zur Seite und blieb irgendwo liegen.

"Weißt du was?" Joey seufzte leise, setzte sich zurück und legte die Hände um seine Kniekehlen. Kaiba blickte erwartend auf ihn herab. "Wir setzen uns jetzt gemütlich in das Wasser und entspannen uns."

Kaiba legte den Kopf schief, hob eine Augenbraue.

"Also? Was ist?" Joey grinste, legte die Hände um seine Kniekehlen und ließ sie die festen Waden hinab gleiten.

"In Ordnung."
 

Nach wenigen Minuten saßen sie gemütlich auf einer Bank. Diese Bank befand sich am Rand des Pools, lag ungefähr einen halben Meter unter der Wasseroberfläche. Kaiba hatte sich gemütlich zurückgelehnt, hielt Joey in einer bequemen Umarmung; dieser saß schräg auf seinem Schoß, hatte die Arme um seinen Hals gelegt und bewegte die Beine in dem Wasser, das außerdem eine wundervolle Temperatur hatte. Die gesamte Atmosphäre hatte etwas Bezauberndes an sich. Bald legte Joey den Hinterkopf in den Nacken und betrachtete sich den Himmel, der noch immer so wunderschön blau war.

Er besah sich die Wolken, die langsam über ihnen vorbeizogen, er starrte so lange nach oben, bis Kaiba einen Arm löste und nach einer seiner langen Strähnen griff. Er besah sie sich nachdenklich, besah sich dann den Rest seiner Haarpracht.

"Was ist?" Joey lugte zu ihm.

Langsam ließ Kaiba seine Strähne los, der Arm verschwand wieder unter Wasser, legte sich um seinen Leib. Verwundert hob Joey die Augenbrauen.

"Sie sind lang geworden, nicht wahr?"

"Mm." Kaiba nickte.

"Was ist? Gefällt es dir nicht?" Joey strich einige Strähnen zurück, die ihm störend im Gesicht hingen.

"Weiß nicht."

"Du musst doch wissen, ob es dir gefällt." Joey runzelte die Stirn.

"Ich bin es nur nicht gewohnt", erklärte Kaiba endlich und wurde wieder auf die Haare aufmerksam.

"Verstehe ich das richtig?" Joey zog eine Grimasse, richtete sich auf und wandte sich Kaiba zu. Dann ließ er sich wieder auf seinen Schoß sinken und bewegte die Hände im Wasser. "Unterhalten wir uns jetzt über Haare und Frisuren?"

"Über was sollen wir uns sonst unterhalten." Kaiba wirkte etwas gelangweilt

"Öhm..." Joey legte den Kopf schief und grübelte etwas. Er dachte nach... dachte nach... dachte nach... und nahm Kaibas Haar unter die Lupe. Er nahm es ins Visier. "Also ich rede gern über Haare und Frisuren", erklärte er plötzlich, nahm die Hände aus dem Wasser und schob sie durch sein Haar. Er befeuchtete es, verwuschelte es und stellte noch andere Sachen damit an. Kaiba ließ sich alles gefallen und regte sich nicht einmal, als seine Haare vor Nässe trieften. Nach einigen Minuten richtete sich Joey wieder auf, drehte sein Gesicht nach links, nach rechts und betrachtete es sich.

"Sieht gut aus", grinste er. "Das ist fabelhaft... und zieh nicht so ein langes Gesicht."

"Daran liegt es nicht." Kaiba blähte die Wangen auf. "Mir ist übel."

"Dir ist übel?" Das wunderte Joey sehr.

Kaiba nickte.

"Seit wann denn das?", erkundigte er sich mitfühlend. "Gerade ging es dir doch noch gut?"

"Nein", verriet Kaiba.

Joey öffnete sprachlos den Mund. "Es liegt doch nicht etwa an meinem Essen, oder…?"

"Unsinn." Kaiba presste die Lippen aufeinander. "Deine... Kreation war exquisit."

"Da bin ich ja erleichtert." Seufzend umarmte Joey ihn. "Du Armer, kann ich irgendetwas für dich tun?"

"Ja." Kaiba atmete tief ein und schloss die Augen. "Bleib so."
 

Gemächlich ließ sich Joey auf Kaibas Steiß nieder, neigte sich nach vorn und begann ihn zu massieren. Behaglich und etwas schläfrig lag dieser dort, hatte das Gesicht im Kissen vergraben und ließ die angenehme Behandlung über sich ergehen.

"Gott, bist du verspannt!"

Ein leises Brummen drang durch das Kissen.

"Was ist denn mit dir los?" Joey tat sein Bestes, versuchte verzweifelt, die Verspannungen zu bekämpfen. Und solche Argen hatte er noch nie erlebt. "Wir sollten dann schlafen, damit du dich erholen kannst."

Wieder ertönte das Brummen, doch auch ein anderes Geräusch nahm Joey wahr. Seine Hände hielten in den Bewegungen inne, er blickte auf. Herrje, da meldete sich sein Handy.

"Warte kurz." Er tätschelte Kaibas Schulter und rappelte sich auf.

"Mm..."

In Shorts kämpfte er sich aus dem Bett, stolperte zu seinen Kleidern und kramte kurz.

"Ja?" Schnell nahm er ab.

Langsam begann sich Kaiba zu regen. Sein Leib hob und senkte sich unter einem tiefen Atemzug. Während Joey lauschte und tratschte, vergrub er sein Gesicht tiefer in den flauschigen Federn und brummte erneut. Wer auch immer da anrief, er schien viel auf dem Herzen zu haben, das er unbedingt loswerden wollte. Er blieb unterdessen reglos liegen und wartete, dass Joey endlich zurückkehrte. Er konnte verdammt gut massieren.

Aber Joey ließ sich alle Zeit der Welt und nach wenigen Minuten hob Kaiba das Gesicht und beobachtete ihn. Joey schwieg, lauschte nur und nickte vereinzelte Male. An seiner Miene war deutlich zu erkennen, dass es um etwas Ernstes ging. Kaiba wartete kurz, musterte seine Miene und ließ sich dann wieder auf das Kissen fallen.

Er schloss die Augen und entspannte sich so gut er konnte.

"Ja..." In schlendernden Schritten näherte sich Joey wieder dem Bett. "Ja, das finde ich auch. Hm? In Ordnung... ja..."

Langsam ließ er sich auf der Bettkante nieder, zog die Beine hoch und setzte sich in den Schneidersitz. Wieder nickte er und warf Kaiba einen knappen Blick zu. Dieser bewegte sich nicht.

"Ja, ich kann nach Hause kommen. Wann bist du da?" Er wandte sich ab und begann an seinen Zehen zu kratzen. "Aha, ja, natürlich. Wenn du willst? Um zwölf." Wieder begann er zu schweigen und lauschte. Wieder vergingen einige Minuten. Und während dieser Zeit zeichnete sich auf Joeys Gesicht eine leichte Nachdenklichkeit ab. Er nickte. "Okay Paps, bis dann." Mit diesen Worten legte er auf und ließ das Handy sinken. Er seufzte, warf es neben sich auf das Bett und rieb sich das Gesicht. Er schien kurz zu grübeln, dann drehte er das Gesicht zur Seite und beobachtete Kaiba. Dieser bewegte sich noch immer nicht.

"Hey." Joey streckte den Arm aus, berührte seinen Fuß. "Hey, Seto."

Keine Reaktion. Matt ließ Joey den Arm sinken und seufzte erneut.

"Hey. Hey, Seto." Langsam ließ er sich zur Seite fallen. "Ach man."

Er landete neben Kaiba in den Kissen, kuschelte sich an ihn und legte den Arm über seinen Rücken.

>Das gibt's doch nicht. Jetzt schläft er einfach ein...<

Er räkelte sich kurz, sog den angenehmen Geruch in sich ein und schloss müde die Augen.
 

"Du... Joey?"

Joey spürte, wie jemand an seinen Haaren zupfte. Doch er blieb liegen, brummte und drehte das Gesicht zur anderen Seite.

"Jooooey."

Da war aber einer hartnäckig. Als er auch noch gezwickt wurde, rutschte er weiter weg und zog sich das Kissen über den Kopf.

"Geh weg..." Mit letzter Kraft fuchtelte er mit der Hand und verblieb wieder reglos.

"Aber Joey...", hörte er eine Stimme jammern.

>Joey? Seit wann nennt er mich Joey, rupft an meinen Haaren und zwickt mich?< Wieder begann er sich zu bewegen. Er wühlte das Gesicht aus dem Kissen, drehte es zur Seite und rieb sich die Augen. Dann öffnete er sie.

"Joey!" Mokuba gluckste und neigte sich nach vorn, um ihn anzustarren. "Na endlich! Ich versuche schon seit zehn Minuten, dich wach zu kriegen!"

"Was'n los?" Schläfrig rappelte sich Joey auf und sah sich um: Das Bett war leer. Verwundert hob er die Augenbrauen. "Wo ist Seto?"

"Vorhin hat er sich übergeben, jetzt liegt er drüben und stänkert, weil der Arzt ihn nicht zufrieden lassen will."

"Er hat sich übergeben?" Joey kämpfte die Decke zur Seite und setzte sich auf. "Warum denn das?"

"Ja, keine Ahnung." Mokuba zuckte mit den Schultern. "Ihm war wohl schlecht."

"Herrje, gestern auch schon." Joey schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um aus dem Bett zu rutschen. Sofort war auch Mokuba auf den Beinen und sprang neben ihm auf den Boden. "Ich werde mal nach ihm schauen."

"Er sieht nicht gut aus." Als Joey auf die Tür zutrottete, eilte Mokuba neben ihm einher. "Ich bin auch der Meinung, dass er sich etwas ausruhen sollte aber du kennst ihn ja."

"Oh ja." Joey öffnete die Tür und trat in Flur hinaus, noch immer war er müde, obwohl es schon in den frühen Mittagsstunden war. Er gähnte, zog seine Shorts zurecht und nahm direkten Kurs auf Kaibas Zimmer. Er erreichte die Treppe, schlenderte an ihr vorbei und bog in den nächsten Gang ein. Da öffnete sich eine der Türen.

"Niemand hat mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe!", ertönte da eine nur allzu bekannte Stimme und Kaiba trat in den Gang hinaus, dicht gefolgt von dem Arzt, der aufgeregt mit den Händen fuchtelte. "Ich entscheide selbst, was ich mir zutrauen kann und was nicht!"

"So nehmen Sie doch Vernunft an!" Bettelnd stolperte der Mann hinter ihm her. "Sie können doch nicht..."

Er verstummte, als er Joey erspähte. Auch Kaiba bemerkte ihn und kam auf ihn zu.

"Joseph!" Der Arzt erreichte ihn als erstes, packte ihn an den Armen und rüttelte kräftig an ihm. "Bitte bringen Sie ihm Vernunft bei! In diesem Zustand kann er unmöglich arbeiten! Ich habe ihn gebeten, wenigstens eine Stunde..."

"Ich habe mich ausgeruht!", warf Kaiba grimmig ein und blieb neben ihnen stehen. "Ihre Reaktion ist ein weiteres Mal völlig übertrieben!"

"Sagen Sie doch etwas!" Wieder rüttelte der Arzt an Joey, dieser besah sich in der Zwischenzeit Kaibas Gesicht. Und dem Gesicht, oder besser gesagt, der Gesichtsfarbe nach zu urteilen, war die Reaktion des Arztes überhaupt nicht übertrieben. Diese Farbe... nun... sie war nicht vorhanden. Kaiba war furchtbar blass, seine Augen glasig und leicht gerötet. Endlich wurde Joey losgelassen.

"Du...", er traf auf Kaibas Blick, "... siehst wirklich nicht gut aus."

"Ganz reizend." Kaiba wandte sich zum Gehen ab. "Jetzt stellst du dich auch noch gegen mich."

Mokuba, Joey und der Arzt blieben stehen und sahen ihm nach. Kaiba fluchte leise, dann plötzlich verlangsamte er seine Schritte, bis er stehen blieb. Joey hob die Augenbrauen, Mokuba ließ verzweifelt den Kopf hängen und der Arzt schüttelte ihn vorwurfsvoll. Kaiba blieb nur kurz stehen, dann eilte er zu einer der Türen, riss sie auf und verschwand im dahinter liegenden Badezimmer.

"Nummer drei", seufzte Mokuba.

"Er ist so unvernünftig", knurrte der Arzt.

"Was ist denn mit ihm los?", wandte sich Joey an ihn. "Ist er krank? Oder hat er vielleicht nur etwas Falsches gegessen?"

"Nein." Da war sich der Arzt sicher. "Herr Kaiba kann essen was er will, Magenverstimmungen hatte er noch nie."

"Ja, und woran liegt es sonst?"

"Ich habe keine Ahnung." Der Arzt seufzte. "Vielleicht ist es nur die Überanstrengung?"

"Aber er hat sich in den letzten Tagen doch nicht überanstrengt", bemerkte Joey. "Daran kann es nicht liegen."

"Wie auch immer, daran wird er nicht sterben. Soll er doch machen, was er will. Ich werde ihn im Auge behalten." Mit diesen Worten fluchte der Arzt leise, wandte sich ab und schlürfte davon. "Auf mich hört ja niemand", hörten Joey und Mokuba ihn noch flüstern.

Da standen sie nun, zogen lange Gesichter und starrten auf die Tür, hinter der Kaiba soeben verschwunden war.

"Kam so etwas früher schon einmal vor?", wandte sich Joey nach kurzen Überlegungen an Mokuba. Dieser schüttelte den Kopf.

"Nein, ich glaube sogar, dass er nicht einmal eine Influenza hatte. Ich dachte schon, er wäre ein Mensch, der gegen alles immun ist."

"Kein Mensch ist gegen alles immun", murmelte Joey.

Da öffnete sich die Tür erneut und Kaiba trat in den Gang hinaus. Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, atmete tief ein und sah sich um. Als er den Arzt nicht erspähte, wandte er sich an Joey, der dort stand und ihn anstarrte.

"Ich fahre in die Firma", erklärte er entschlossen. "Was machst du?"

"Ich fahre erst einmal nach Hause." Joey kratzte sich am Kopf. "Mein Vater war es, der gestern angerufen hat."

Erneut sah sich Kaiba um, suchte vermutlich nach dem Arzt.

"Ich kann dich mitnehmen wenn du willst."

"Ja, das wäre nett."

Kaiba nickte und wandte sich ab. "Ich warte unten."
 

Kurze Zeit später kam Joey nach Hause. Nicht ganz unbesorgt öffnete er die Wohnungstür und trat ein. Kaiba war also krank. Joey hoffte, dass es nur eine kleine Infektion war.

"Da bist du ja endlich." Sein Vater neigte sich aus der Küche, hob zum Gruß die Hand. "Wo warst du eigentlich?"

"Bei Seto." Joey schmiss seinen Rucksack in die nächste Ecke und schlüpfte aus dem Pullover. "Da bist ich meistens."
 

Kurz darauf saßen sie gemütlich in der Küche und nippten an einem Kaffee. Joeys Vater wirkte etwas nachdenklich, unentschlossen, was er sagen, wie er anfangen sollte. Auch sein Sohn war schweigsam, dachte an Kaiba und hoffte, dass es wirklich nicht an seinem Essen lag. Mokuba und Bikky ging es danach doch auch gut?

"Es ist so." Endlich erhob Herr Wheeler das Wort und Joey blickte auf. "Ich weiß, dass ich viel zu selten zu Hause bin. Es tut mir leid, dass wir kaum Zeit miteinander verbringen können."

"Schon in Ordnung." Joey zuckte mit den Schultern. "Es geht nun einmal nicht anders."

"Ja, aber ich bekomme überhaupt nicht mit, was du alles erlebst."

Langsam ließ Joey die Tasse sinken, sein Blick richtete sich nachdenklich auf seinen Vater.

"Und du sagst auch, dass du zurecht kommst. Aber ich merke doch, wie du darunter leidest, dass du immer allein bist."

"Das ist nicht das Problem. Ich habe viele Freunde, mit denen ich die Zeit verbringen kann."

"Das vielleicht schon." Sein Vater seufzte. "Aber wir tauschen uns nicht aus. Ich erzähle dir nie, wie mein Tag gelaufen ist, weil ich einfach zu müde bin und du erzählst mir auch nicht, was du alles erlebst."

>Was ich alles erlebe?< Joey biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. >Das ist schon eine ganze Menge, wenn man es so bedenkt. Angeschossen, verprügelt... dies und das. Warum sollte ich es ihm eigentlich nicht sagen? Immerhin ist er Teil meines Lebens, trägt die Verantwortung und so weiter. Doch was ist, wenn er Seto Vorwürfe macht? Ich weiß nicht. Aber ich kann ihn ja verteidigen, sagen, das er keine Schuld daran trägt, so, wie es wirklich ist.<

"Also gut." Joey nickte entschlossen und baute den Blickkontakt wieder auf. "Willst du wissen, was ich alles erlebt habe?"

"Natürlich." Sofort nickte sein Vater und er begann die Geschichte.

Die Geschichte über die schlimmsten Dinge, denen er je ausgeliefert gewesen war. Das, was sein Vater nicht wusste. Er erzählte einfach alles, begann am Anfang und ließ kaum Details aus. Kaiba spielte in der Erzählung natürlich nur einen seiner Freunde. Er erzählte von Katagori, Kaibas Sorgen, ihrem Streit und erwähnte im gewissem Sinne dann auch das Drama, das sich auf den nächtlichen Straßen Dominos abgespielt, an dem er unfreiwillig teilgenommen hatte. Sein Vater schwieg die gesamte Zeit über. Sein Gesicht verlor an Farbe und seine Augen weiteten sich mit jedem Wort mehr, das Joey aussprach. Er berichtete vom Krankenhaus, der unbeschwerten Zeit mit Kaiba. Und am Ende stellte er seinem Vater auch Chester vor, was ihm am schwersten fiel. Während er sprach, wagte er es nicht, aufzublicken. Er sprach sich aus, wollte, dass sein Vater ihn verstand, dass er keine Geheimnisse mehr vor ihm haben musste.

"Nach diesem Erlebnis hat mich Seto wieder bei sich aufgenommen." Joey rieb seine Tasse mit beiden Händen. "Bei ihm erholte ich mich schnell von dem Schrecken. Jetzt geht es mir besser." Er zögerte kurz. "Das alles geschah im letzten halben Jahr."

Sein Vater brauchte eine lange Zeit, bis er zur Sprache zurückfand. Und er war von dieser Geschichte zu entsetzt, als dass er laut werden konnte. Er stotterte etwas und konnte es scheinbar noch immer nicht fassen, was Joey in seiner Freizeit so tat. Es vergingen wohl insgesamt drei Stunden. Joey musste viele Fragen beantworten, Kaiba immer und immer wieder verteidigen und ihm die Unschuld zusprechen. Und was war er erleichtert, als sein Vater Kaiba nicht beschuldigte. Letzten Endes kam es zu folgendem Entschluss:

Herr Wheeler meinte, dass er sich mehr um Joey kümmern müsste, weniger Reisen ins Ausland unternehmen durfte, obwohl diese Reisen nötig waren, um Geld zu verdienen. Das sagte Joey auch und doch entschied sich sein Vater dazu, öfter zu Hause zu sein. Sie würden es schon irgendwie schaffen, meinte er. Im Inneren spürte er wohl ein tief verankertes Entsetzen über das, was sein Sohn alles durchmachen musste. Stets war er der Meinung gewesen, Joey würde ein normales Leben führen, würde unter keinerlei Gefahren leiden und zufrieden sein. Jetzt erfuhr er, dass er im Krankenhaus gelegen und unter Schmerzen gelitten hatte, dass er von einem Wahnsinnigen verfolgt, verprügelt und beinahe vergewaltigt worden wäre. Er hatte sich mit einem Messer verteidigen müssen, um sich zu retten!

"Diesen Kaiba", sagte er nach einem bedrückten Schweigen, "lade ihn doch mal ein."

"Warum?", fragte Joey.

"Du scheinst sehr viel mit ihm durchgemacht zu haben", erhielt er zur Antwort. "Ist es nicht verständlich, dass ich ihn gern näher kennenlernen möchte?"

"Doch, klar." Joey betrachtete sich die leere Tasse, die seit langem vor ihm stand. Kennenlernen war in Ordnung. "Ich rufe ihn an. Vielleicht könnte er schon morgen vorbeikommen?"

Herr Wheeler wollte sich also mehr um Joey kümmern. Und doch verbrachten die beiden den Rest des Tages damit, in ihren Zimmern zu sitzen und nachzudenken. Sie liefen sich kaum über den Weg und wenn sie es taten, dann schwiegen sie. Beide kämpften mit vielen Gedanken. Ich muss wohl nicht erklären, wie diese Gedanken bei Joeys Vater aussahen. Joey selbst, machte sich mehr Sorgen um Kaibas Zustand, seine Gesundheit. Er war der Meinung, dass es sein Vater richtig aufgefasst hatte und damit klarkam. Bald hockte er sich vor seine Konsole, hörte Musik und faulenzte. Wie versprochen, rief er Kaiba an und lud ihn ein. Dieser hatte viel Arbeit vor sich, und doch meinte er, sich eine Stunde Zeit nehmen zu können. Bei dem Telefonat hatte Joey das Gespräch mit seinem Vater nicht erwähnt.

Und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
 

Was man nicht weiß, kann man auch nicht befürchten...

Joey verspürte sogar eine große Erleichterung, als er den Abend kommen sah. Nun wusste sein Vater bescheid. Was konnte jetzt noch dafür sorgen, das er sich schlecht fühlte? Aber natürlich! Warum zur Hölle war er nicht bei Kaiba? Nun, da es diesem nicht so gut ging, wäre es ihm doch lieber, zu ihm zu fahren. Er wollte sich um ihn kümmern, ihn massieren und verpflegen. Kaiba hatte es schon so oft für ihn getan. Es war nur natürlich, dass er sich revanchieren wollte.

Doch ebenso wichtig war es ihm auch, hier zu sein, zu Hause zu sein. Vielleicht würde sein Vater ihm verbieten, zu Kaiba, oder spät abends auf die Straße hinunter zu gehen? Dieser Gedanke brachte solch ein Schrecken mit sich, dass Joey nicht weiterhin darüber nachdenken wollte. Wenn Kaiba auch nur die geringste Schuld zugewiesen wurde, und wenn er sich deshalb wieder Vorwürfe machte, dann würde er ausrasten! Er würde dafür sorgen, dass es nicht so weit kam.

>Hoffentlich benimmt sich Seto morgen ordentlich<, dachte er sich, als er sich in sein Bett warf und sich vornahm, erneut unter dieser Einsamkeit zu leiden. Er war es gewohnt, sich an weiche Haut zu kuscheln, an einen wärmenden Körper. Er wollte die Nähe des anderen spüren, wenn er sich auf den Weg in das heißbegehrte Traumland machte. >Mein Vater hat ihn nur wenige Male, und dann nur sehr kurz gesehen. Nun ja, ich denke schon, dass sich Kaiba Mühe geben wird, nicht wie ein ungehobelter Klotz zu wirken. Das kann er... wenn er sich bemüht.<

Joey zog sich die Decke über den Kopf und biss sich auf den Zeigefinger. Plötzlich war er nicht mehr müde. Viel mehr Lust hatte er auf etwas anderes. Wenn er Kaiba schon nicht sah, dann wollte er doch zumindest seine Stimme hören. Einmal nur, bevor er einschlief. Nach einer kurzen Überlegung wirschte er einen Arm aus der Decke frei, griff nach seinem Handy und zog es unter die Decke. Nur wenige Worte, das würde ihm genügen.

Diese völlig blödsinnige Denkweise, die Kaiba mit einer Droge verglich... einer Droge, die man zum leben benötigte, um glücklich und sorglos zu sein. Diese völlig abstrakte Meinung... sie bewahrheitete sich immer wieder. Hastig wählte Joey die Nummer, legte das Handy an das Ohr und machte es sich gemütlich. Es klingelte... er gluckste leise und schloss die Augen, ungeduldig auf diese wundervolle Stimme. Es klingelte dreimal, viermal, fünfmal... dann endlich wurde abgenommen.

"Öhm...", ertönte eine Stimme in der Leitung, "… wir... ähm nein, Seto ist gerade nicht zu erreichen. Also wenn du was willst, dann musst du schon..."

"Mokuba?", unterbrach Joey den fleißigen Anrufbeantworter. "Seid wann gehst du an Setos Handy?"

"Ach, Joey?" Der Junge lachte leise, Gerumpel war im Hintergrund zu hören. "Seid wann ich an sein Handy gehe? Na ja, ich glaube, er kann gerade nicht."

"Warum? Was ist denn?" Joey erschrak.

"Na ja." Ein leises Seufzen. "Seto hockt seit zwei Stunden im Bad und ist bemüht, das Essen loszuwerden, das er heute zu sich genommen hat."

"Er übergibt sich schon wieder?" Joey kämpfte die Decke zur Seite und richtete sich auf.

"Ja, so kann man es auch ausdrücken."

"Was zur Hölle ist denn nur mit ihm los?" Joey seufzte ebenfalls, starrte traurig auf die gegenüberliegende Wand. "Da kann doch etwas nicht stimmen!"

"Er hat gesagt, dass er in einem normalen Imbiss gegessen hat, nur so aus Verzweiflung. Und das Essen dort war vermutlich nicht so gut."

"Der lügt doch wie gedruckt!" Joey rümpfte die Nase. "Ihm war schon lange übel und es... zum Teufel damit! Er sollte sich mal richtig untersuchen lassen! Das kann doch nicht normal sein!"

"Ja, wenn der Arzt gerade nicht jammert, sagt er das auch." Mokuba machte eine kurze Pause, Geräusche ertönten. "Ah, da kommt er gerade!"

"Wirklich?" Joeys Gesicht erhellte sich. "Kannst du ihn mir mal..."

"Und schon ist er wieder weg", unterbrach Mokuba ihn. "Das ist schon das vierte Mal, dass er kommt und schnell wieder in das Bad zurückkehrt."

"Na gut." Joey ließ sich in die Kissen zurückfallen und streckte sich aus. "Kannst du ihm etwas ausrichten?"

"Klar", erklärte sich Mokuba bereit.

"Richte ihm viele Besserungswünsche von mir aus und sag ihm, dass er morgen nicht zu mir kommen muss, wenn es ihm nicht gut geht." Joey starrte auf die Zimmerdecke. "Ich will nicht, dass er sich wegen mir veraus..."

"Papallapapp!", knurrte Mokuba. "Er fährt in die Firma und schuftet! Da kann er auch zu dir kommen!"

"Na ja..."

"Okay, wenn er das nächste Mal kommt, richte ich es ihm aus, bevor er wieder verschwinden kann." Mokuba lachte, im Hintergrund jammerte der Arzt. "Ach, was war das erste noch mal? Ich hab's vergessen... ups?"

"Besserungswünsche", wiederholte Joey. "Es tut mir auch leid, dass ich nicht da sein kann. Ich würde gern bei ihm sein und mich um ihn kümmern. Sag ihm das. Und ja! Sag ihm auch, dass ich morgen wieder da bin."

"Herrjemine, das kann ich mir doch alles gar nicht merken."

"Es ist aber wichtig", warf Joey ein. "Ich kann es ihm ja wohl nicht selbst sagen, oder?"

"Öhm... ja, das glaube ich auch."

"Na gut, also bis dann."

"Ja, ich warte jetzt, bis er wiederkommt, dann sag ich ihm gute Nacht und bin im Bett."

"Ja, das ist schön. Tschau."

"Tschüssi!"

Joey legte auf, ließ das Handy auf seinen Bauch sinken und atmete tief ein.

>Es muss doch jemanden geben, der dazu imstande ist, Seto zur Vernunft zu bringen! Warum zur Hölle kann er sich nicht frei nehmen, wenn es ihm nicht gut geht! Er arbeitet doch genug, und pleite gehen wird er sicher nicht, wenn er etwas faulenzt. Bis jetzt konnte ich ihn nur selten dazu überreden. Und siehe da! Er lebt noch. Und so schwer ist das faulenzen doch auch wieder nicht. Ich bin gespannt, ob er morgen hier auftaucht.<
 

Ja, er tauchte auf.

Es war in den Mittagsstunden, als Joey im Wohnzimmer auf dem Sofa hockte, Däumchen drehte und grübelte. Sein Vater benahm sich heute halbwegs normal. Auch er schien wieder zu grübeln, aber das war noch nichts, worüber man sich Gedanken machen musste. Joey lächelte, um ihn zu beruhigen, tat alles, damit es seinem Vater besser ging und damit er sich keine Sorgen mehr machte.

Vor Joey lief der Fernseher, in der Küche die Kaffeemaschine. Die Atmosphäre war still und angenehm... bis es klingelte. Sofort richtete sich Joey auf, schaltete den Fernseher aus und eilte in den Flur. Hastig griff er nach der Klinke, riss die Tür auf und trat durch den Türrahmen. Kaiba lehnte dort an der Wand, hatte die Arme vor dem Bauch verschränkt und starrte ihn phlegmatisch an.

"Da bin ich."

"Ich wusste, dass du kommst." Joey trat an ihn heran und umarmte ihn. "Aber ich dachte... du glühst ja!"

Er ließ ihn los und trat einen Schritt zurück, ihn musternd.

"Du bist verdammt blass! Und... mein Gott, hast du Fieber?" Er hob die Hand, betastete Kaibas Stirn, worauf dieser brummte und das Gesicht abwandte. Und in dieser Sekunde erschien Joeys Vater im Flur. Er stützte die Hände in die Hüften und verfolgte die Szene.

"Jetzt sei nicht so." Joey erwiderte das Brummen, grinste jedoch sofort wieder. "Komm rein."

Kaiba blickte auf und erspähte Joeys Vater. Der Blickkontakt war nur von kurzer Dauer, dann nickte Herr Wheeler begrüßend.

"Na komm." Joey zupfte an seinem Mantel.

Kaiba trat in den Flur, schloss die Tür hinter sich und sah sich kurz um, unterdessen wurde er wieder von Joeys Vater beobachtet.

"Schön." Joey grinste. "Und jetzt?"

"Schön, dass Sie kommen konnten." Herr Wheeler reichte Kaiba die Hand, dieser ergriff sie.

"Ich habe leider nicht allzu viel Zeit", erwiderte er.

"Kein Problem." Herr Wheeler wandte sich ab und verschwand in der Küche, Joey und Kaiba folgten ihm.

"Ach Joey." Als sie die Küche betraten, wandte sich sein Vater von einem Regal ab. "Könntest du mir einen Gefallen tun?"

"Klar." Der Angesprochene blieb stehen.

"Könntest du wenigen Einkäufe übernehmen? Ich komme später bestimmt nicht mehr dazu."

"Die Einkäufe?" Joey wunderte sich, doch sein Vater nickte nur.

"Öhm..." Joey warf Kaiba einen knappen Blick zu. "Klar…"

"Danke." Herr Wheeler bat Kaiba mit einer lässigen Handbewegung, Platz zu nehmen. Dieser nickte mit ernster Miene und ließ sich am Tisch nieder. Während er aus seinem Mantel schlüpfte und sich zurücklehnte, wandte sich Joey zum Gehen ab.

"Ich bin bald zurück."

Er grinste, grabschte nach seinem Schlüssel und verließ die Wohnung. Er wusste, dass er genau deshalb losgeschickt worden war. Eben darum. Damit sich die beiden unterhalten konnten. Und er fügte sich gern, denn Kaiba und sein Paps sollten sich mal richtig aussprechen.

>Worüber will er mit mir sprechen?< Kaiba atmete tief ein und begann über den Tisch zu kratzen. Er hatte es gewusst, schon als er hier angekommen war und das Gesicht des Mannes gesehen hatte. Herr Wheeler füllte Kaffee in zwei Tassen und wandte sich ihm zu.

"Zucker? Milch?"

"Schwarz."

Herr Wheeler ließ sich ihm gegenüber nieder und schob ihm eine Tasse zu. Kaiba griff nach ihr, blickte auf und lugte zu den zwei Zuckerwürfeln, die im Kaffee des anderen versanken.

"Also." Ohne zu zögern begann Herr Wheeler zu sprechen. "Ich habe schon so einiges von Ihnen gehört. Sie scheinen mir ein fleißiger Mann zu sein."

Kaiba hob die Tasse zum Mund.

"Nehmen Sie es mir nicht übel, dass ich Ihre Zeit in Anspruch nehme, doch ich möchte mir ein Bild von den Menschen machen, mit denen mein Sohn die meiste Zeit verbringt."

Ein verständnisvolles Nicken genügte ihm als Antwort.

"Und deshalb dachte ich mir, ich lade Sie einfach ein."

"Worauf wollen Sie hinaus?" Kaiba stellte die Tasse auf den Tisch zurück und neigte sich nach vorn, Herrn Wheeler ernst musternd. "Sie schicken Joseph weg, nur weil Sie sich ein Bild von mir machen wollen? Dazu wären Sie auch in der Lage gewesen, wäre er hier geblieben. Ich ziehe daraus den Schluss, dass es sich um etwas Ernstes handelt."

"Etwas ernstes, ja." Herr Wheeler nickte. "Sie sind ein kluger Mann."

Kaiba schwieg und auch Herr Wheeler zögerte, bevor er fortfuhr. Er trank noch einen Schluck, murmelte etwas Verworrenes und begann ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.

"Es ist so", begann er endlich. "Joey hat mir gestern so einiges erzählt... das mich sehr irritiert hat. Es hat mir Angst gemacht, könnte man sagen. Er hat mir von einigen Erlebnissen berichtet, die in keinen Alltag gehören. Erst gestern wurde ich mir darüber bewusst, was für ein gefährliches Leben mein Sohn führt. Und Sie verstehen doch, dass ich mir große Sorgen mache, nicht wahr?"

Kaiba schwieg, behielt den Blick eisern auf ihn gerichtet.

"Ich erfuhr von ihrem ehemaligen Mitarbeiter. Wie hieß er noch? Katagori? Er hat mir alles erzählt. Er erzählte mir, wie dieser kranke Mann Anschläge auf Sie verübte. Nur... meistens hatten andere darunter zu leiden."

>Worauf ist er aus!< Nun wandte Kaiba den Blick ab, starrte wieder auf den Tisch. >Will er mich quälen?!< Sein Gesicht verzog sich verbissen.

"Ich will Ihnen nicht zu nahe treten." Herr Wheeler bemerkte diese Reaktion und neigte sich ebenfalls nach vorn. "Ich will mich auch nicht in Ihr Leben einmischen. Aber sind Sie der Meinung, dass diese Gefahren gut für einen Sechzehnjährigen sind?"

"Ihr Sohn... ist siebzehn." Kaiba räusperte sich leise und Herr Wheeler rieb sich in einer leisen Verzweiflung die Stirn.

"Sehen Sie? Soweit ist es schon gekommen. Aber ich habe mich nur versprochen."

Kaiba zuckte mit den Schultern und ließ den Blick erneut sinken.

"Ich möchte Ihnen damit nur sagen, dass Joey so etwas nicht erleben darf. Er muss sich auf die Zukunft konzentrieren, auf die Schule und auf andere Dinge, die wichtig sind. Aber, verdammt noch mal, es kann doch nicht sein, dass er angeschossen wird! Und ich erfahre nichts davon, denn er erzählt es mir nicht. Ich habe keine Ahnung, warum dem so ist. Warum ich erst im Krankenhaus anrufen musste, um die Wahrheit zu erfahren und er mir etwas von Treppenstürzen erzählt! Sicher ist aber, dass ich instinktiv etwas dagegen habe. Bitte nehmen Sie es mir nicht übel", bat er beschwichtigend. "Aber ich bitte Sie, auch auf meinen Sohn aufzupassen, wenn er bei Ihnen ist. Ich meine, früher... da hatte er nie..." Er wagte es nicht, diesen Satz zu beenden. "Sie scheinen ein aufregendes Leben zu führen, Herr Kaiba. Aber dieses Leben, nun, es ist nicht das Richtige für Joey. Ich möchte mir sicher sein, das es ihm gut geht, wenn er bei Ihnen ist. Ich will nicht befürchten müssen, dass er mit einer Schussverletzung im Krankenhaus liegt. Und wenn Sie der Meinung sind, dass Sie das nicht schaffen... Ich meine, wenn Sie glauben, dass Sie ihn nicht beschützen können, dass so etwas noch einmal vorkommen könnte... dann..."

"Sprechen Sie deutlicher", unterbrach Kaiba ihn endlich. "Was erwarten Sie von mir! Ich weiß, dass ich die Schuld an alledem trage, auch, wenn Joseph das Gegenteil behauptet! Was denken Sie! Natürlich habe ich mich um ihn gekümmert, habe versucht, ihn zu schützen! Wollen Sie, dass ich Joseph von mir stoße, um ihn nicht weiterhin zu gefährden?!"

"Nein, dazu bedeuten Sie meinem Sohn zuviel." Herr Wheeler seufzte. "Sie müssen mich falsch verstanden haben..."

"Und was soll ich tun, wenn ich der Meinung bin, dass ich ihn nicht schützen kann?" Wieder trafen sich ihre Blicke. Kaibas Augen funkelten verbissen, Herr Wheeler erwiderte seinen Blick nachdenklich.

"Ich werde mich wohl darauf verlassen müssen, dass Sie es schaffen", sagte er dann. "Glauben Sie mir, Joey würde an Ihrem Verlust zerbrechen. Sie sind ihm sehr wichtig, das merke ich."

"Joseph wurde angeschossen!" Kaiba biss die Zähne zusammen, lehnte sich stockend zurück. "So, wie es aussieht, bin ich wohl doch nicht imstande dazu."

"Sie haben so viel vollbracht, Kaiba." Herr Wheelers Ton änderte sich, wirkte beinahe schon flehend. "Sie haben sich hochgearbeitet, haben viele Dinge gemeistert. Ich habe Ihnen nie die Schuld gegeben, weiß nun, wie es dazu kam. Sie konnten nichts tun. Ich bitte Sie, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Wenn Ihnen mein Sohn etwas bedeutet, dann passen Sie auf ihn auf, achten Sie darauf, nein, sorgen Sie dafür, dass er nicht wieder verletzt wird. Dann werde ich mir keine Sorgen machen und..."

"Da bin ich." Mit einem Schritt stand Joey in der Küche. Augenblicklich verstummte sein Vater und auch Kaiba schwieg, verbissen auf den Boden starrend. Unterdessen schlenderte Joey näher und blieb neben ihnen stehen. "Habt ihr euch nett unterhalten?"

Sein Vater erhob sich, nahm ihm den kleinen Beutel aus der Hand und nickte.

"Ja."

In dieser Sekunde erhob sich Kaiba vom Stuhl, griff nach seinem Mantel und ging hinaus in den Flur. Verwundert drehte sich Joey um, um ihn nachsehen zu können. Dann wandte er sich an seinen Vater, kratzte sich an der Stirn.

"Was ist denn mit ihm los?"

"Du hast einen sympathischen Freund", erwiderte sein Vater daraufhin. "Du musst nichts bereuen."

"Weiß ich doch." Joey runzelte die Stirn. "Worüber habt ihr denn gesprochen?"

"Über dies und das." Herr Wheeler öffnete den Kühlschrank, lugte zu ihm. "Na komm, geh zu ihm."

Das ließ sich Joey nicht zweimal sagen. Dennoch zögerte er, bevor er mit den Schultern zuckte und die Küche verließ. Er schlenderte in den Flur, hielt dann jedoch inne und neigte sich noch einmal in die Küche zurück. Ernst richtete sich sein Blick auf seinen Vater.

"Ich weiß schon, worüber ihr gesprochen habt", verriet er; sein Vater wandte sich ihm zu und er brummte. "Bin ja nicht von gestern. Du hast ihm aber nicht die Schuld zugewiesen, oder?"

"Nein", kam prompt die Antwort.

"Wirklich nicht?", hakte Joey nach.

"Wirklich nicht", versicherte ihm sein Vater.

"Ooookay." Joey runzelte skeptisch die Stirn, brummte und verschwand dann endgültig.
 

Als er sein Zimmer betrat, warf Kaiba seinen Mantel auf einen Stuhl und ließ sich auf dem Bett nieder.

"Hey." Joey setzte sich neben ihn, legte die Arme um seinen Hals und lehnte sich gegen ihn. Kaiba neigte sich leicht zur Seite und starrte auf die gegenüberliegende Wand. "Geht es dir gut?"

"Warum sollte es mir nicht gut gehen", antwortete Kaiba leise. An seiner Stimme konnte man jedoch erkennen, dass er nicht wirklich anwesend war.

"Vielleicht, weil du Fieber hast?", murmelte Joey besorgt und schmiegte sich fester an ihn. "Dein Körper glüht."

"Das ist kein Fieber." Kaiba blinzelte und schloss die Augen. Er legte den Kopf zur Seite, stützte die Wange auf Joeys Schopf.

"Was ist es denn dann?", murmelte dieser kritisch.

"Weiß nicht."

"Hey, was hältst du davon, wenn wir heute Abend ausgehen?" Joey atmete tief durch und genoss die Wärme, die ihm entgegenströmte.

"Ausgehen?" Kaiba begann sich zu regen.

"Genau, lass die Arbeit mal ruhen. Ich kenne eine tolle Kneipe. Ich gehe oft mit den anderen dorthin. Wir können Billard spielen oder einfach nur herumsitzen. Wir könnten etwas trinken und so. Es wird dir sicher gefallen."

"In einer Kneipe?"

"Ja, so etwas machst du nicht oft, hm?"

"Überhaupt nicht."

"Dann wird es ja mal Zeit." Joey richtete sich auf, ließ die Arme sinken und besah sich sein Gesicht von der Seite.

"In Ordnung." Kaiba nickte.

"Wundervoll."
 

Als es dunkel wurde, trafen sich die beiden vor dem Lawell. Da die gewisse Kneipe ganz in der Nähe lag, konnten sie sie in wenigen Minuten zu Fuß erreichen. Auf den Straßen war es angenehm ruhig, nur wenige Menschen waren noch unterwegs. Da es zu solch später Stunde etwas kühl war, trug Kaiba einen schwarzen Mantel, Joey war nur in einen weiten Kapuzenpullover geschlüpft und fand es dabei etwas übertrieben, dass sich Kaiba einen Schal um den Hals geschlungen hatte. Hinzukommend missfiel ihm das blasse Gesicht des jungen Mannes. Das Fieber jedoch, schien zurückgegangen zu sein. Und nachdem er fürsorglich seine Stirn betastet und anschließend mit ihm gekämpft hatte, war er sich dessen sicher. Diese Blässe musste wohl nur eine Nachwirkung sein. Joey hakte sich bei ihm ein und schlenderte los. Er genoss die frische Luft, genoss Kaibas Anwesenheit und doch bemerkte er nicht, wie dieser grübelte. Abwesend starrte er vor sich auf den Weg und schwieg. Bald begann Joey etwas zu quatschen, erzählte von dies und jenem. Und Kaiba hörte nicht zu. Nach kurzer Zeit blieb der fleißige Erzähler stehen und hielt Kaiba fest, da dieser gedankenverloren weiterschlendern wollte.

"Da ist es." Er rüttelte an ihm und zeigte in eine schmale Gasse. Kaiba brummte und warf einen kurzen Blick in diese ‚Kneipe’. Er sah jedoch nichts, nur Dunkelheit und Dreck. Angestrengt versuchte er etwas zu erkennen, neigte sich nach vorn. Dann wandte er sich an Joey, sah ihn skeptisch an.

"Wirklich eine tolle Kneipe", brummte er. "Würde ich gern sagen, wenn ich sie sehen könnte."

"Wirst du gleich." Joey zog ihn weiter.

Sie durchquerten die Gasse und erreichten kurz darauf eine breite Blechtür. Das alles kam Kaiba äußerst merkwürdig vor. Als Joey nach der alten Klinge griff und die Tür öffnete, runzelte er die Stirn.

"In was für Kneipen treibst du dich denn herum."

"Och." Wieder griff Joey nach seinem Ärmel und zog ihn herein. "Das ist eine ganz normale Kneipe. Da findet nichts Illegales statt."

"Woher willst du das wissen?"

"Jetzt sei mal nicht so."

Nach wenigen Schritten durch einen kahlen Gang, erreichten sie eine nackte Stahltreppe. Sie stiegen sie hinab und nach wenigen Stufen drang leise Musik an ihre Ohren. Dann erreichten sie das Ende der Treppe und Kaiba erblickte einen riesigen geteilten Raum. Leichte Nebelschwaden hingen in der Luft. Im hinteren Teil des Raumes waren Billardtische aufgestellt und Dartscheiben aufgehängt. Auch runde Tische zum Kartenspielen erspähte Kaiba. An den Decken hingen rechteckige Lampen, die den Raum in ein angenehmes Licht hüllten. Hier und dort tummelten sich Menschen. Sie lachten, rauchten und spielten. Es sah nicht so aus, als würden hier schräge Dinge ablaufen. Auf der anderen, der vorderen Seite des Raumes befand sich eine riesige Bar und so einige Tische, an denen ebenfalls Menschen saßen, tranken und aßen. Eine schöne Kneipe, die jedoch aus unerfindlichen Gründen versteckt lag. Joey ließ Kaiba kurz Zeit um sich umzuschauen, dann zog er ihn weiter, auf die Bar zu. Ein Bier - ja, das wäre nun das Richtige. Bedauerlicherweise... war er immer noch minderjährig und hier war man mit den Gesetzen sehr streng. ‚Minderjährigkeit’, wie er dieses Wort hasste.

Sie ließen sich auf den hohen Barhockern nieder, stützten sich auf die Theke und machten es sich gemütlich. Und Kaiba schlüpfte erst aus seinem dicken Mantel, als Joey ihn darauf aufmerksam machte, dass er wie ein Eskimo aussah. Hinzukommend war es hier warm genug.

Auch Joey befreite sich aus dem Pullover, warf ihn auf den nächststehenden Hocker und sah den Barkeeper, der sie entdeckt hatte und auf sie zukam. Joey kannte ihn schon und noch nie hatte er von ihm ein Bier bekommen, obwohl er jedes Mal danach fragte. Er runzelte die Stirn und bereitete sich auf eine Cola vor. Als der Keeper sie erreichte, wandte sich Kaiba an ihn.

"Bier?"

"Ja." Sofort erstrahlte Joeys Gesicht. Dieses Strahlen hielt jedoch nicht allzu lange an. Er sollte sich nicht zu früh freuen. Immerhin war auch Kaiba noch minderjährig, so merkwürdig dies auch klang.

"Geben Sie uns ein Bier und einen Spätburgunder."

Der Mann trocknete ein Glas ab und besah sich die beiden Gesichter nachdenklich. Joey war ihm bekannt und so bemerkte er schnell dessen verzweifelten Versuch, doch noch an ein Bier heranzukommen. Und der Andere… dieses Gesicht gab es nur einmal. Doch er runzelte die Stirn.

"Wie alt seid ihr?"

"Bringen Sie es uns einfach, ja?" Kaiba rümpfte die Nase und warf dem Mann einen vielsagenden Blick zu.

"Hm." Der Mann grübelte kurz, dann nickte er jedoch und wandte sich ab.

In Joey entflammte die Freude. Er hatte keine Hoffnung mehr gehabt, hatte sich jedes Mal nach einem kühlen Bier gesehnt, wenn er mit Yugi und Co hier gewesen war. Er hatte sich Sorgen gemacht, sich gequält. Und trotzdem hatte er kein Bier bekommen! Doch nun? Nur wenige Worte von Kaiba genügten und schon vergaß der nette Barkeeper die Gesetze für kurze Zeit. Er war ja so praktisch! Er beobachtete den Mann, wie er davon wackelte, dann wandte er sich an Kaiba.

"Wie hast du das geschafft?", erkundigte er sich und stieß ihm vorsichtig in die Seite. Kaiba warf eine Zigarettenschachtel auf den Tresen, drehte sich kurz auf dem Hocker und sah sich um.

"Was ich will, das bekomme ich", antwortete er nebenbei.

Kurze Zeit später, bekam Joey das Bier und Kaiba seinen Rotwein vorgestellt. Hinter ihnen klimperte die Musik, die Menschen lachten. Und der Barkeeper gönnte sich auch ein Gläschen Whisky.

Während Kaiba den Rotwein im Glas schwenkte, mal und mal einen Schluck nahm und sich das Glas besah, ließ Joey die Beine baumeln und blähte die Wangen auf. Er hatte befürchtet, dass sich Kaiba langweilen und meckern würde, doch nun war er der Einzige, der nicht wusste, was er tun sollte. Kaiba schien sowieso in seiner eigenen Welt zu sein, sah so aus, als würde er wieder nachdenken. Joey beobachtete ihn von der Seite, nuckelte an seinem Bier und verfiel ebenfalls in tiefste Grübelei.

Er dachte über alles Mögliche nach, machte sich Gedanken über das Gespräch, das Kaiba mit seinem Vater geführt hatte. Er konnte sich denken, worum es sich gehandelt hatte. Bevor er sich jedoch den Kopf zermartern konnte, wurde ihm die Zigarettenschachtel unter die Nase gehalten. Er hob die Augenbrauen und lugte zur Seite. Kaiba hatte schon eine Zigarette im Mund und schickte dem Barkeeper, der unzufrieden brummte, einen knappen Blick.

"Danke." Joey lächelte und zog sich ebenfalls einen Glimmstängel.

"Könntest du mir übermorgen in der Firma helfen?" Kaiba entzündete das Feuerzeug und reichte es Joey. Dieser hielt die Zigarette kurz in die kleine Flamme, nahm einen langen Zug und blies den Rauch aus.

"Aber natürlich." Er schien über dieses Angebot sehr erfreut zu sein. "Ich habe mich schon gefragt, wann du mich endlich mal wieder einlädst."

Kaiba nicke, bewegte die Zigaretten zwischen den Lippen und griff dann nach ihr. Er legte sie auf den Tresen und erhob sich vom Hocker.

"Bin gleich wieder da", sagte er nur, als er an ihm vorbeizog und sich in eine der hinteren Ecken zurückzog. Schmunzelnd sah Joey ihm nach.
 

Gemächlich öffnete Kaiba die Tür und trat in den Vorraum der Toilette. Und sobald die Tür hinter ihm zuschlug, geriet er ins Straucheln, verlor das Gleichgewicht und stolperte zur Seite. Bevor er zu Boden gehen konnte, stützte er sich an der Wand ab. Kurz drückte er die Arme durch, dann ließ er sich keuchend nach vorn sinken. In dieser Haltung verweilte er kurz, schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. Von einer auf die andere Sekunde war ihm schwindelig geworden. Er öffnete den Mund, um genügend Luft zu bekommen, achtete auf seine Knie, damit sie nicht weich wurden und er zusammenbrach.

Joey hatte Recht - es ging ihm nicht gut. Anfangs hatte ihn nur die Übelkeit gequält, nun wurde es schlimmer. Es schien eine leichte jedoch stetige Steigerung vonstatten zu gehen.

Langsam ließ er die Hände über die Fliesen gleiten. Schnaufend schloss er die Augen und legte die Stirn gegen die Wand. Er fühlte sich, als würde er in einer Achterbahn sitzen und einen Looping nach dem anderen fahren. Es fiel ihm schwer, sich aufrecht zu halten. Er presste die Lippen aufeinander, sein Gesicht verzerrte sich. Nach einer kurzen Zeit, richtete er sich langsam auf, drehte der Wand den Rücken zu lehnte sich wieder gegen sie. Er legte den Hinterkopf gegen die Fliesen, schloss die Augen erneut und atmete tief durch.

>Was ist mit mir los?!<, zog es ihm rasend schnell durch den Kopf. >Ich kann keinen Schritt mehr gehen!<

Hilflos sah er sich um und schluckte schwer, sein Atem fiel schnell und zitternd. Langsam ließ er sich an der Wand hinabrutschen, kauerte sich auf den Boden und streckte die Beine von sich. Die Hände legte er auf die Oberschenkel. In dieser Haltung versuchte er sich zu entspannen und neue Kraft zu schöpfen.

Vielleicht war es nur eine Erkältung?

Er würde Dr. Araki aufsuchen müssen, sobald er zu Hause war.

Hoffentlich konnte dieser das Problem schnell beheben.

Er blieb eine lange Zeit dort sitzen, starrte auf die gegenüberliegende Wand und spürte, wie es ihm allmählich besser ging. Diese Ruhe schien ihm gut zu tun, bedauerlicher Weise konnte er diese Ruhe nur zu selten genießen. Und was hoffte er, das es somit vorbei war. Matt ließ er den Kopf hängen, war kurz davor, einzuschlafen. Doch plötzlich öffnete sich die Tür neben ihm. Sofort blickte Kaiba auf und erkannte einen Mann, der nun vor ihm stehen blieb und ihn anstarrte. Kaiba besah sich die smaragdgrünen Augen nur kurz, dann stöhnte er leise und begann sich zu regen. Fabelhaft! Jetzt hockte Seto Kaiba auf dem Boden eines Toilettenvorraumes! Er versuchte sich aufzurappeln, doch es fehlte ihm die Kraft dazu. Da grinste der Mann hilfsbereit und reichte ihm die Hand.

"Kommen Sie, Herr Kaiba. Ich helfe Ihnen."

"Das schaffe ich schon selbst!" Kaiba schnaubte, stützte sich ab und richtete sich langsam auf.

"Wie Sie meinen." Der Mann grinste, verschränkte die Arme vor dem Bauch und beobachtete Kaiba amüsiert, wie er sich unter großen Umständen auf die Beine kämpfte. Er schnaufte und keuchte und als er letzten Endes wieder aufrecht stand, lachte der Mann sogar.

"Der große Seto Kaiba in so einer Kneipe?", fragte er und besah sich den jungen Mann interessiert von Kopf bis Fuß. "Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Und ich muss sagen, Sie sehen viel besser aus, als im Fernsehen."

Sein Grinsen vertiefte sich und Kaiba richtete sich auf. Nicht auf den Mann achtend, zog er sich das Hemd zu Recht, fuhr sich durch den Schopf und stieß einen langen Atemzug aus. Noch immer waren die grünen Augen interessiert auf ihn gerichtet. Kaiba erwiderte seinen Blick nicht, wandte sich wortlos ab und griff langsam nach der Klinke. Er drückte sie hinab, ohne ihn zu beachten.

"Warten Sie doch." Plötzlich erschien der Mann vor ihm, legte die Hand auf die Tür und drückte sie zu. "Ich habe Sie schon immer verehrt, Herr Kaiba. Nun, da wir uns endlich kennen lernen, sollte ich es doch ausnutzen, oder?"

Kaiba betrachtete sich die Hand des Mannes, die in einem ledernen Handschuh steckte. Die Eigene ließ er von der Klinke rutschten und stützte sie in die Hüfte.

"Hm." Er biss sich auf die Unterlippe und wandte sich grübelnd an den Mann, der sich ihm langsam jedoch stetig näherte. Kaiba blickte auf, besah sich die außergewöhnlichen Augen des Mannes, dessen charmantes Grinsen. Er erwiderte nichts dergleichen, seine Augen blieben ausdruckslos, verengten sich nach einer kurzen Zeit der Beobachtung.

"Wissen Sie was?“, hob er ebenso charmant an. „Wenn Sie Ihre Hand nicht augenblicklich von der Tür nehmen, werden Sie sich wünschen, nie geboren worden zu sein und wenn Sie sich mir auch nur einen weiteren Zentimeter nähern, dann werden Sie sich wünschen, das Leben bereits hinter sich zu haben."

"Och..." Das Grinsen des Mannes verlor an Kraft. Auch die Hand ließ er sinken und trat zurück. Kaiba gegenüber, schien er Respekt zu haben. Und das mochte auch an dessen Augen liegen, die ihm etwas Grausames versprachen, sollte er sich nicht augenblicklich benehmen! Obgleich Kaiba nun die Gelegenheit dazu hatte, den Raum zu verlassen, tat er es nicht. Stattdessen wurde er auf die Handschuhe aufmerksam. Er besah sie sich kurz, kehrte der Tür den Rücken und verschränkte die Arme vor dem Bauch.

"Ist es hier nicht etwas zu warm, um Handschuhe zu tragen?"

"Was...?" Der Mann hob die Hände, betrachtete sie sich und grinste sofort wieder. "Nein, die Handschuhe sind zum Schutz der anderen Menschen. Ich habe einen leichten Ausschlag und..."

"Oh." Kaiba weitete verständnisvoll die Augen. "Einen Ausschlag."

"Genau." Der Mann lachte heiter, hielt sich jedoch von ihm fern. "Er ist ansteckend, wissen Sie?"

"Nun, da Sie meinen Namen kennen, wäre es nur fair, wenn ich auch Ihren erfahren würde", fuhr Kaiba fort.

"Meinen Namen?" Der Mann reagierte überrascht, vermutlich schlich sich ein Gedanke in seinem Hinterstübchen ein, der ihm Hoffnung versprach. Vielleicht würde sich Kaiba doch auf etwas einlassen? Schon bei dem bloßen Gedanken... mit Seto Kaiba! Dieser nickte nur und wartete geduldig, obgleich er wieder einen leichten Schwindel in seinem Kopf verspürte.

"Aber natürlich." Der Mann riss sich zusammen, lachte überfreundlich und präsentierte ein charmantes Lächeln. "Mein Name lautet Even Shawn."

"Even Shawn, ja?" Ein freundliches Schmunzeln umspielte Kaibas Lippen und schon reichte er ihm die Hand. Wie aus Reflex griff sein Gegenüber zu und sobald Kaiba seine Hand umfasste, drückte er zu. Sofort schrie der Mann laut auf und wollte die Hand zurückziehen, doch Kaiba packte ihn am Kragen, riss ihn herum und stieß ihn mit aller Kraft gegen die Wand.

"Schön, dass wir uns auch mal kennen lernen, Chester!" Wutentbrannt presste Kaiba ihn gegen die Fliesen, griff auch mit der zweiten Hand zu und zerrte ihm den Kragen um die Gurgel.

"Was... was wollen Sie von mir?!" In Chesters Augen flimmerte die Angst, als er sich verzweifelt wehrte. "Ich habe Ihnen doch nichts..."

"Aber mit Joseph hat es dir gefallen, ja?!" Kaiba biss die Zähne zusammen, starrte ihn hasserfüllt an.

"Joseph?!", schrie der Mann verwirrt.

"Joey!" Kaiba zog ihn zu sich und stieß ihn erneut gegen die Wand. "Du verfluchter...!!"

"Ich kenne keinen Joey!!"

"Und ob du den kennst!!" Kaiba trat zur Seite, zerrte ihn nach vorn und schlug ihn gegen die gegenüberliegende Wand. Chester ächzte laut auf, doch bevor er auf die Knie sinken konnte, erschien Kaiba vor ihm und packte ihn am Ärmel.

"Nein, bitte!!" Chester begann zu winseln, riss die Arme vor das Gesicht. Kaiba zerrte ihn zu sich und schleuderte ihn zu Boden.

"Niemand fasst Joseph an!" Keuchend stieg Kaiba über ihn hinweg, ließ seinen Stiefel auf seinen Hals niedergehen und verlagerte mehr Gewicht auf das Bein. "Und wer es wagt... der hat keine Zukunft vor sich!"

"Sie sind ja völlig verrü..." Chester begann zu röcheln, riss den Mund und die Augen auf. Kaiba beugte sich weiter nach vorn, in seinen Augen loderte die Wut.

"Was soll ich jetzt mit dir machen, hm? Dreimal hast du Joseph belästigt, zweimal hast du ihm aufgelauert! Und bei dem dritten Mal...", Kaiba schnaubte, "... ich bringe dich um!"

Er drückte dem Mann die Luft ab, schien nicht vorzuhaben, den Fuß von seinem Hals zu nehmen. Chester röchelte und versuchte sich zu befreien, doch dies ließ Kaiba nicht zu. Er starrte verächtlich auf ihn herab, verlagerte noch mehr Gewicht auf das Bein und...

"Aahhh!!"

Kaiba blickte auf, Chester riss das Gesicht zur Seite. Dort im Türrahmen stand Joey mit offenem Mund und starrte sie entsetzt an. Kaiba runzelte die Stirn, ließ jedoch nicht von Chester ab.

"Ohhhhh... Gott!!" Joey schnappte nach Luft, raufte sich die Haare. "Oh Gott!! Oh Gott!! Ohhhhh... mein Gott!!"

Chester erschrak grässlich, wieder begann er sich regen, doch der Stiefel lockerte sich nicht.

"K-K... Seto?!" Etwas wackelig trat Joey näher, starrte auf das verschrammte Gesicht des am Boden liegenden Mannes. "Was... was machst du?!"

"Was ich mache?" Kaiba lachte bitter, warf Chester einen verächtlichen Blick zu und bewegte den Fuß auf seinem Hals. "Das siehst du doch!"

Vor Chester blieb Joey stehen. Sein Gesicht war nun ebenso blass wie das von Kaiba.

"Warum zur Hölle regst du dich auf!" Kaiba musterte ihn scharf. "Das ist er doch! Der Typ der dich..."

"Ich... ja, das ist er!" Joey begann mit den Händen zu gestikulieren. "Aber... aber... ich will das nicht! Nimm deinen Fuß da runter!!"

"Was?!" Kaiba konnte es nicht glauben. "Dieser Typ hat dich verprügelt, hat sich an dir vergriffen und wollte dich vergewaltigen und jetzt nimmst du ihn in Schutz?! Du bist zu weich, Joseph!! Wenn du so etwas mit dir machen lässt, dann wirst du nie deine Ruhe haben!!"

Joey warf Chester einen kurzen Blick zu.

"Du bringst ihn ja um!!"

"Und wenn schon! Der Kerl hat es verdient!"

"Jetzt reicht es!!" Auch Joey stieg über Chester hinweg, packte Kaiba am Arm und zog ihn zurück. Kaiba wehrte sich kurz, doch die Kraft, um standzuhalten, besaß er nicht. Endlich bekam Chester wieder Luft und noch während Kaiba zurückstolperte und Joey ihn anschrie, richtete er sich hastig auf und rieb sich den Hals.

"Wie kannst du nur..."

"Geh weg!" Kaiba stieß ihn zur Seite und trat auf Chester zu, der sich hektisch zurückschob.

"Seto!" Joey eilte ihm nach, wieder packte er ihn an Arm. "Hör auf!!"

"Joseph...!" Kaiba fuhr zu ihm herum, doch genau in dieser Sekunde ließen seine Knie nach. Er verlor das Gleichgewicht, rutschte durch Joeys Arme und schlug hart auf dem Boden auf.

"Se..." Entsetzt rang Joey nach Atem. Und noch während sich Kaiba benommen auf dem Boden räkelte, sprang Chester auf und eilte auf die Tür zu. Er strauchelte, riss sie auf und stolperte in den Flur hinaus. Joey hatte ihm nur kurz nachgesehen, konnte sich jedoch nicht um ihn kümmern.

"Verdammt." Keuchend rollte sich Kaiba auf den Rücken. "Das kann doch nicht wahr sein!"

"Was hast du?!" Hektisch hockte sich Joey neben ihn, starrte ihn mit großen Augen an.

"Das siehst du doch." Kaiba streckte sich aus und rieb sich das Gesicht. "Ich bin umgekippt."

"Ja, aber warum?!" Joey geriet in Hektik. "Was ist denn mit dir?!"

"Es geht schon." Kaiba hob abwehrend die Hand, blinzelte matt. "Lass mich noch kurz hier liegen. Es wird gleich besser."
 

"Legen Sie die Füße nach oben!" Aufgeregt rannte der Arzt von einer Seite zu anderen. "Und... zieh ihm die Stiefel aus, Joseph!"

"Ja, schon in Arbeit!" Joey rollte mit den Augen, hockte sich vor Kaibas Knie und tastete nach dem Reißverschluss. Kaiba lag zur Hälfte auf dem Bett, nur seine Füße standen noch auf dem Boden. Er hatte beide Arme von sich gestreckt und starrte müde auf die Deckenlampen. Sein Zustand hatte sich nicht gebessert und so hatten die beiden ihren Ausflug abgebrochen und waren zu Kaiba gefahren. Und der Arzt wurde Teil von etwas noch nie da Gewesenen. Das mochte auch erklären, weshalb er plötzlich aufgeregt und hektisch war. Während er Mokuba zur Seite drängelte und in seinem Koffer wühlte, zog Joey Kaibas Hosebeine höher, ertastete den weit oben liegenden Reißverschluss und zog ihn hinunter. Mit wenigen Rucken streifte er den Stiefel dann ab, Kaiba brummte und drehte das Gesicht zur Seite. Währenddessen machte sich Joey auch an seinem anderen Stiefel zu schaffen.

"Was hat er denn?" Mokuba kauerte sich auf die Bettkante und starrte Kaiba an.

"So." Joey warf den zweiten Stiefel zur Seite, schob die Hände unter Kaibas Waden und hob dessen Beine auf das Bett. Er legte sie fürsorglich zurück und machte dann dem Arzt Platz, der händeringend näher trat.

"Wozu der Aufstand." Kaiba blinzelte matt, seine Pupillen wanderten flimmernd durch den Raum. "Ich bin nur müde und will schlafen."

Joey ging um das Bett herum, stieg auf die Decke und ließ sich neben Kaiba nieder. Er hockte sich hin, beugte sich nach vorn und betastete das Gesicht des jungen Mannes. Er betastete seine Stirn, seine Wangen und besah sich auch seine Augen. Diese wirkten glasig und abwesend.

"Er glüht vor Fieber", bemerkte er besorgt.

Dr. Araki reicht ihm einen kalten Umschlag. "Legen Sie ihn auf seine Stirn."

Joey nickte, nahm ihn entgegen und tat es. Kaiba begann stoßweise zu atmen und schloss die Augen. Joey seufzte. In diesem Fall konnte er unmöglich nach Hause gehen. Er musste auf Kaiba aufpassen, sich um ihn sorgen. Als er Arzt eine Spritze und eine Ampulle zückte, blickte er auf, Mokuba krabbelte näher.

"Wissen Sie, was mit ihm nicht stimmt?", wiederholte er Mokubas Frage und der Junge nickte sofort beipflichtend.

"Es sieht so aus", der Arzt stach die Nadel in die Ampulle und zog die Spritze auf, "als würde er unter einer schweren Influenza leiden“, erklärte er und legte die Ampulle zur Seite. "Entblößen Sie bitte seinen Arm."

"Ja." Joey beugte sich über Kaiba, griff nach seinem Handgelenk und knöpfte den Ärmel auf. "Was spritzen Sie ihm?"

"Nur etwas, um das Fieber zu senken. Schlafen wird er schon von selbst."
 

Es verging keine halbe Stunde, da war Joey der Einzige, der neben Kaiba hockte und ihn beobachtete. Man musste kein Mediziner sein, um zu wissen, dass diese Gesichtsfarbe und die kurzen Atemzüge nichts Gutes zu bedeuten hatte. Und eine Grippe? Die hatte Joey schon oft gehabt und so widersprach er der Aussage des Arztes. Kaiba war schwach, hatte Fieber und war, kurz bevor er eingeschlafen war, kaum noch ansprechbar gewesen. Da konnte etwas nicht stimmen. Wenn Joey sich sein Gesicht so besah, wäre es ihm am liebsten, sofort und augenblicklich mit ihm ins Krankenhaus zu fahren.

Lange saß er noch da und wachte über Kaibas Schlaf, dann legte er sich hin und schmiegte sich an ihn. Er zog die Decke über ihn, rutschte ebenfalls unter sie und versuchte ebenfalls etwas Schlaf zu finden.
 

~*to be continued*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-02-10T21:58:40+00:00 10.02.2009 22:58
Jetzt versuche ich aber endlich mal weiterzukommen bei dem FF! xD Hab keine Zeit gefunden wie konnte ich das bloß vergessen?? hab ich nicht. Nicht sowas, wie könnt ich das tun!?xD Ich mach mir riesig Sorgen wegen Seto. Hoffentlich ist das nicht schlimm was er hat aber wenn ich da sowas vonwegen Gift lese,wird mit schon bange.
Aber seto hat ja seinen joey,der ihn gesund pflegen wird.:DDDD
Von:  TyKa
2008-11-29T17:44:23+00:00 29.11.2008 18:44
geiles kapitel
ich bin von dieser story
und vom schreibstil begeistert
*_*

mach weiter so
^^

lg
TyKa


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