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Bittersweet Feelings

von

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Retter in der Not

Autor: CatherineMiller

Titel: Bittersweet Feelings

Fandom: Weiß Kreuz

Kapitel: Retter in der Not

Teil: 5/?

Pairings: RanxNagi; BradxKen; SchuldigxYohjixSchuldig; FarfxOmi

Warnungen: keine

Danksagung: Vielen Dank an mein Betas emilyheart und Corrychan, die sich fleißig durch meine tausend Tippfehler mühen!

Sonstiges: Ken und Brad (jaja ich weiß, die meisten mögen das Pärchen nicht, ich schon XDD) im Supermarkt... gut oder schlecht?
 

Lasst ihr mir nen Kommi da? *auf Knien anbettel* *fieps*

*besten Welpenblick aufsetz*
 


 

Gespannt wartete Ken, dass sich der schwarzhaarige Fremde umdrehte. Inzwischen war er wirklich neugierig auf das Gesicht, dass sich unter den dunklen Strähnen verbarg, die so perfekt gegelt waren.
 

Der Mann schien für einen Moment wie erstarrte zu sein. Hatte er ihn etwa erschreckt? Doch dann sanken die angespannten, breiten Schultern etwas nach unten und der Körper setzte sich in Bewegung. "Ja vielen Dank, ich fürchte ich...." Ken entfuhr ein erschrockenes Keuchen, als er in das erleichterte Gesicht des vermeintlich Fremden blickte. Diese Züge würde er überall auf der Welt, selbst im Traum noch wieder erkennen, so hatten sie sich ihm ins Gedächtnis eingebrannt. Es war das Gesicht eines der Männer, die er am meisten hasste.
 

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Brad spannte für einen Moment sämtliche Muskeln an. Er war so in Gedanken mit seiner verzweifelten Suche beschäftigt gewesen, dass es tatsächlich einem Normalsterblichen gelungen zu sein schien, ihn zu überraschen. Wie peinlich, welche Schande!
 

Doch dann sanken seine angespannten Schultern merklich nach unten. Er hatte wohl keine andere Wahl und der Mann hatte eine wirklich angenehme Stimme. Der war sicher besser, als eine von diesen dummen, himmelnden Verkäuferinnen. Und er hatte die Hilfe ja angeboten.
 

Er gab sich einen Ruck und drehte sich schließlich um. "Ja, vielen Dank, ich fürchte, ich...." er führte den Satz nie zu Ende, denn bei dem Anblick, der sich ihm bot, blieb ihm doch glatt die Spucke weg.
 

Da stand doch tatsächlich Ken Hidaka alias Siberian und starrte ihn fassungslos an. Tja das hatte er wohl nicht erwartet. Aber dann fiel ihm auf, dass er selbst wahrscheinlich gerade nicht viel besser dreinschaute, denn ihn überraschte es ebenso wie sein Gegenüber, den Anderen hier anzutreffen.
 

Er sah wie Kens Hand sich zur Faust ballte, als wenn er seine Bugnuks ausfahren wollte, die er natürlich nicht dabei hatte. Brad schluckte etwas, als er diese natürliche Abwehrreaktion des Killers sah, denn wenn der Braunhaarige ihn früher erkannt und seine Waffe dabeigehabt hätte, wäre er jetzt wohl Geschichte, Öffentlichkeit hin oder her. Kein Wunder, so abwesend wie er gewesen war.
 

Trotzdem fand er als erstes seine Fassung wieder. Zum Glück war er so trainiert, dass sein Gesicht keinerlei Regung gezeigt hatte, weder Überraschung noch sonst etwas. Nun erschien ein überhebliches Grinsen auf seinen kalten Zügen. "Sieh an..."
 

In Kens Wange zuckte ein Muskel und am liebsten wäre er Crawford an die Kehle gesprungen. Dieser arrogante Bastard! Wie sehr er ihn hasste! Doch hier konnte er ihn ja schlecht umbringen, mal ganz davon abgesehen, dass er wahrscheinlich sowieso keinerlei Chance gehabt hätte. Mit seinen Kräften war ihm Oracle nun mal haushoch überlegen. Und doch versetzte es ihm einen Stich, dass dieser niedliche Schwarzhaarige ausgerechnet der berechnende, eiskalte Schwarz-Leader sein sollte.
 

Brad überlegte einen Moment, als er keine Antwort bekam und das Grinsen verschwand wieder. Er musste zugeben, dass er hier absolut orientierungslos war, während Siberian wenigstens einigermaßen Durchblick in den Regalreihen zu besitzen schien, wenn man dem Inhalt seines Einkaufswagens trauen durfte.
 

"Es...ich...kannst...du...mir..........helfen?" presste er schließlich beschämt hervor. Welche Schande, ausgerechnet den Feind um Beistand bitten zu müssen und das auch noch bei so etwas Einfachem wie einkaufen. Das war doch seiner nicht würdig. Wenn er allerdings daran dachte, was ihn zu Hause erwartete, wenn er ohne die Dinge, die er besorgen sollte, wiederkam...ok, dann doch lieber Hidaka. Der Kerl schien zwar die Weisheit nicht gerade mit dem Schöpflöffel gefressen zu haben, aber fürs Einkaufen war es wohl augenscheinlich genug.
 

Kens Augen weiteten sich überrascht wieder und diesmal hatte er sich noch weniger in der Gewalt. "Bitte?!" Hatte er sich eben verhört? Es hatte ihn doch nicht etwa das Orakel persönlich um Hilfe beim Einkaufen gefragt oder? Anscheinend doch. Er hätte nicht gedacht, dass es etwas gab, was dieser perfekte Mann nicht beherrschte und schon gar nicht so was simples wie Waren in den Wagen legen und bezahlen gehen. Wie man sich doch täuschen konnte!
 

Brad schnaubte genervt. "Muss man dir alles zweimal sagen? Bist du so d..." Er bekam sich gerade noch rechtzeitig ein, denn ihm fiel auf, dass er ja hier drin auf Ken angewiesen war, wenn er sich nicht noch jemand Anderen suchen wollte und dazu hatte er jetzt absolut keinen Nerv mehr.
 

"Ähm...ich meine...du hast doch wohl verstanden, was ich gesagt habe, oder? So schlimm ist mein Akzent nun auch wieder nicht..." Also versuchte er es mit einem sehr unbeholfenen Scherz. Hatte wohl nicht so gewirkt, wie er gehofft hatte, den Hidakas Augen verdunkelten sich ein wenig und er lachte kein bisschen.
 

Ken rollte innerlich nur die Augen. Ihr Götter, der Mann wusste doch ganz genau, dass sein Japanisch so perfekt war, wie es nur sein konnte. Etwas Anderes war doch bei so einem nicht möglich. Er sollte jetzt auf der Stelle gehen und den Kerl einfach so hier stehen lassen. Doch irgendwie wirkte der Schwarz-Leader im Moment so...hilflos. Hilflos und sogar etwas unbeholfen, zwei Dinge, die ihm noch nie an dem Anderen aufgefallen waren. Ihm kam eine Idee, denn umsonst würde er sich sicher nicht mit diesem arroganten Sack abgeben, auch wenn er ziemlich viel Mitleid mit ihm hatte.
 

"Dein Name! Ich will deinen Namen wissen..." Er grinste triumphierend ob seines Einfalles. Brad zuckte etwas zusammen. "Wozu? Mein Name nützt dir gar nichts, ich hab eine absolut weiße Weste..." Wenn Siberian also in der Öffentlichkeit gegen ihn vorgehen wollte, würde er schlechte Karten haben.
 

Diesmal rollte Ken die Augen auch äußerlich. "Und mir sagt man immer, ich hätte ne lange Leitung...", maulte er leise "Ich kann dich ja wohl hier nicht gut 'Oracle' nennen oder?" Er hatte seine Stimme etwas gedämpft, immerhin standen sie hier direkt an einer Theke, und so etwas musste nun wirklich niemand außer ihnen mitbekommen.
 

Brad schlug sich fast mit der Hand vor die Stirn. Warum war ihm das eigentlich nicht selbst eingefallen? Also seufzte er nur und nickte. "Crawford...du kannst mich Crawford nennen...", meinte er dann leise und wich Kens Blick aus.
 

Der legte den Kopf etwas schief. "Crawford?" Wenn er es aussprach, hörte es sich irgendwie komisch an. Leicht falsch. Aber naja, wenn sein Feind meinte...Amerikaner sollten ja sehr seltsam sein, hatte er gehört. "Seltsamer Vorname...", bemerkte er nur nebenbei.
 

Am liebsten hätte der Schwarzhaarige sein Gegenüber nun gepackt und geschüttelt. "Das ist nicht mein Vorname, du Tr...ähm...naja, den werd ich dir sicher nicht sagen!" Oh, wie ihm doch die Beschimpfungen auf der Zunge lagen und er musste sie runterschlucken, wie gemein! Hoffentlich überlebte er den Einkauf, ohne daran zu ersticken, sonst machte Farf noch mehr Stress.
 

Kens Blick verdüsterte sich noch weiter, als wollte er sagen: 'Reiß dich ja zusammen!' Aber immerhin hatte Crawford ja Recht. Er war ein Trottel und würde immer einer bleiben, so war das nun mal, man sagte es ihm ja schließlich oft genug. Außer Fußballspielen und töten konnte er eben nichts. Selbst beim Blumenverkaufen war er zu so gut wie nichts zu gebrauchen. Aber damit hatte er sich schon lange abgefunden. An Tatsachen konnte man eben nur schwer etwas ändern.
 

Also beschwerte er sich auch nicht, sondern nickte nur leicht. "Zeig her, was brauchst du?" Er streckte die Hand nach dem Einkaufszettel aus.

Brad war erstaunt, dass Siberian nicht seinem Namen alle Ehre machte und ihm mit ausgefahrenen Krallen ins Gesicht sprang, spätestens jetzt, nachdem er ihn erneut beinahe beleidigt hatte. Umso mehr verwirrte es ihn, dass der Junge es nicht tat, sondern nur nickte und nach dem Einkaufszettel fragte. Etwas abwesend reichte er Ken das Stück Papier ganz automatisch, ohne zu überlegen.
 

Der Braunhaarige besah sich das Ganze eine Weile, zuckte dann die Schultern und reichte Crawford den Zettel zurück. "Du wirst es mir vorlesen müssen, ich kann kein Englisch..." Und dabei wurde er auch noch tatsächlich etwas rot, als würde er sich für seine mangelnde Bildung schämen. Er konnte doch auch nichts dafür, dass er immer lieber Fußball gespielt hatte und Vokabeln-Pauken so absolut ätzend fand. Aber in Moment wie diesen wünschte er sich, er hätte in der Schule etwas besser aufgepasst, dann müsste er sich jetzt vor seinem Feind nicht eine solche Blöße geben.
 

Die schwarzen Augenbrauen des gegnerischen Leaders zuckten steil nach oben. So wenig Bildung hätte er dann selbst von einem Kritiker-Agenten nicht erwartet. Aber vielleicht war Hidaka da ja eine Ausnahme. Sonderlich schlau schien er ja nun wirklich nicht zu sein und Brad war nur froh, dass er im Moment seinen impulsiven Hitzkopf ganz gut unter Kontrolle zu haben schien. Er wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn Ken hier auf ihn losging.
 

Aber die Röte auf den Wangen des Fußballers war schon ganz interessant, um nicht zu sagen niedlich, auch wenn er natürlich dieses Wort niemals in den Mund nehmen würde, schon gar nicht in Verbindung mit dem Erzfeind Nummer zwei, Nummer eins war ja immer noch Abyssinian.
 

Diesmal verkniff er sich jedoch einen entsprechenden Kommentar und las einfach nur den Zettel, beziehungsweise, die schier endlos scheinende Liste vor. Eine Menge Sachen, die da drauf standen und natürlich alle völlig durcheinander.
 

Ken schüttelte verständnislos den Kopf. Wie konnte ein Mann, der sonst so auf Korrektheit und Perfektion achtete, zumindest was sein Äußeres betraf, wobei er gerne davon ausging, dass sich dieses auch auf sein Privatleben ausdehnte, wie konnte also so jemand so konfus sein, wenn es um etwas so einfaches wie Einkaufen ging? Das war ihm dann doch etwas unbegreiflich, aber er fragte nicht weiter, sondern hielt brav ihren unausgesprochenen Waffenstillstand ein. Man konnte ihm dann hinterher zumindest nicht vorwerfen, dass Weiß nicht hilfsbereit war, alles aber nicht das, sie waren schließlich die Guten!
 

Als erstes ordnete er gedanklich die Dinge, die Crawford benötigte in die entsprechenden Regale ein, in denen sie zu finden waren und steuerte dann auf den Ein- und Ausgang des Supermarktes zu. Brad musste eben sehen, wie er hinterherkam.
 

Der Schwarzhaarige taperte verwirrt hinterher, hob die Hand und gestattete sich einen Einwand. "Äh...Moment...ich dachte...du...hm...wie?" Brachte er heute eigentlich noch mal einen zusammenhängenden Satz heraus, oder stotterte er weiter die ganze Zeit irgendwelches wirres Zeug zusammen um die Zeit zu überbrücken?
 

Sein Feind hielt noch nicht mal im Schritt inne, sondern marschierte zielstrebig zum ersten Regal. "Was nützt es, mittendrin anzufangen? Wir beginnen da, wo man reinkommt, das ist am einfachsten...", erklärte er etwas ungeduldig. Man konnte doch bitte auch von einem hilflosen Schwarz erwarten, dass er ein bisschen mitdachte. Erst jetzt fiel ihm das Paradoxe an der ganzen Sache auf: er, ein WEISS, half einem SCHWARZ, anstatt ihn einfach stehen zu lassen.
 

Er konnte nur über sich selbst den Kopf schütteln, entschuldigte sich aber mit seinem Gewissen und außerdem hatte es wohl noch nicht mal ein arroganter Sack wie Crawford verdient, einsam und alleine in einem Supermarkt zu stehen und nicht mehr weiterzuwissen, das was dann doch zu grausam.
 

Brad tat das einzig sinnvolle in dieser Situation: er hielt den Mund. Da er auch sonst ein eher schweigsamer Geselle war, fiel ihm das nicht sonderlich schwer, aber Ken wurde das Schweigen von Minute zu Minute unangenehmer. Schließlich hielt er es einfach nicht mehr aus. "Warum schickst du nicht einen deiner Leute zum einkaufen?"
 

Crawford knirschte hörbar mit den Zähnen, was der Braunhaarige mit einem Schaudern zu Kenntnis nahm, aber geschickt überhörte. War wohl keine so tolle Frage gewesen. "Weil ich dran war." Ok, das war eindeutig. Und doch konnte der Fußballer es nicht lassen, nachzubohren.
 

"DU hältst dich an Regeln?" Er hätte nicht gedacht, dass auch Schwarz so etwas wie einen Haushaltsplan oder der Gleichen besaß, oder überhaupt Richtlinien, die nicht von ihrem Leader selbst aufgestellt worden waren. Der Schwarzhaarige zuckte die Schultern und fischte eine Packung Nudeln aus dem Regal, die ihm richtig erschien. "Berserker kocht, wir kaufen ein..."
 

Ken nahm ihm die Teigwaren wieder aus der Hand und legte sie zurück, holte dafür eine andere Schachtel heraus und legte sie in den Einkaufswagen des Schwarz. Die Worte brauchten eine ganze Weile, bis sie versickert waren. "Nimm die, die sind besser....Moment mal! Sagtest du gerade BERSERKER KOCHT?" Seine Stimme war ziemlich laut geworden und einige Leute schauten interessiert zu ihnen herüber. Errötend senkte er den Kopf und nuschelte eine Entschuldigung.
 

Dadurch entging ihm allerdings Brads erneutes Schulterzucken. Er könnte sich selbst für seine Dummheit die Zunge abbeißen. Sonst war es doch auch gar nicht seine Art, Privates auszuplaudern! "Einer muss es ja machen und er macht es freiwillig....", beendete er damit das Thema."Du willst mir doch nicht erzählen, dass es genießbar ist, was er fabriziert, oder?" Der Weiß schien den stummen Wink nicht verstanden zu haben und ganz und gar nicht dazu bereit zu sein, die Sache einfach so auf sich beruhen zu lassen.
 

Brad war inzwischen eindeutig genervt. "Doch ist es und bestimmt besser, als das von eurem Katanaschwinger!" Hupps, schon wieder! Siberians Augen weiteten sich deutlich. "Woher weißt...ok, schon klar, vergiss es..." Es machte ihn deutlich nervös, dass sein Gegenüber scheinbar alles über ihn zu wissen glaubte. Naja er hoffte, dass es nicht wirklich ALLES war, das könnte problematisch werden. Allerdings glaubte er auch nicht, dass ausgerechnet der Schwarz-Leader an seinem Verhalten oder seinen Gedanken interessiert war, das war doch dann eher Masterminds Kategorie und den entdeckte er zum Glück weder hier real noch spürte er ihn in seinem Kopf.
 

Nun war es an ihm, zu schweigen, während sie langsam Stück für Stück die endlosen Regalgänge abliefen. Kaum einmal musste er nachfragen, was noch auf dem Zettel stand, das meiste hatte er sich ohnehin schon beim ersten Mal gemerkt. Brad war beeindruckt, denn das hätte er von wirklich allen Weiß-Mitgliedern erwartet, aber nicht von Ken, der ja immer den Eindruck machte, als wäre er ein bisschen dumm. Aber anscheinend hatte der Junge nur ab und zu eine lange Leitung sonst nichts und das hatte Schuldig ja auch gelegentlich bis öfters, wenn es um seiner Meinung nach unwichtige Dinge ging.
 

Unauffällig beobachtete er den Jungen, der mit nachdenklichem Gesichtsausdruck vor ihm herlief. Braune, verstrubbelte Haare, schlanke Figur mit deutlichen Muskeln vom Sport, einfache Kleidung, alles in allem ein durch und durch unauffälliges Kerlchen, hübsch zwar aber nicht zu vergleichen mit beispielsweise Ayas exotischer Schönheit. Brad runzelte die Stirn. Er sollte aufhören, solche Sachen über seine Feinde zu denken! Trotzdem musterte er den Fußballer weiter, solange der es nicht bemerkte.
 

Doch obwohl Brad mehr als vorsichtig war, spürte Ken die Blicke des anderen wie Nadelstiche im Nacken. Was war denn das? Hatte er irgendwo ein seltsames Schild kleben, das ihm Yohji noch verpasst hatte, bevor er gegangen war? Wäre ja nicht das erste Mal! Auf dem Letzten hatte irgendwas von 'lieb haben und knuddeln' gestanden und prompt waren ihm sämtliche Weiber, die ihn von hinten gesehen hatten, um den Hals gesprungen. Also Erstens hatte er es dann doch nicht so nötig und zweitens wären ihm Männer sowieso lieber gewesen, aber das wusste sein blonder Kollege ja zum Glück nicht.
 

Moment mal, Crawford wusste doch alles, wusste er DAS etwa auch? Würde er dann auf der nächsten Mission eine dumme Bemerkung fallen lassen und ihn verraten? Das durfte nicht passieren, dafür war ihm das Verhältnis zu seinen Freunden viel zu wichtig! Fieberhaft überlegte er, was er tun könnte, um das scheinbar drohende Unheil noch einmal von sich abzuwenden.
 

Der Schwarzhaarige dagegen wusste nichts von alledem, es hatte ihn nie interessiert, wie Ken gepolt war und es würde ihn auch ganz sicher nicht interessieren, obwohl er es natürlich ganz ohne Schwierigkeiten herausfinden könnte, wenn er es denn wollte, das war doch eine seiner leichtesten Übungen! Doch daran dachte er im Moment gar nicht, vielmehr war er damit beschäftigt, die runde Kehrseite des Anderen zu begutachten, natürlich aus rein wissenschaftlichem Interesse, ob sich diese denn mit seiner messen könnte. Durchaus, wie er entschied, Kens Hintern war rein objektiv betrachtet wirklich nicht zu verachten.
 

Ken knabberte fieberhaft auf seiner Unterlippe herum, denn er hatte nicht die geringste Ahnung wie er den Schwarz bestechen sollte und Druck konnte er auch keinen auf ihn ausüben. Crawford würde sich höchstens halb tot lachen und ihm dann eine Kugel zwischen die Augen verpassen. Doch dann hatte er einen Geistesblitz, wie er es schaffen könnte, dass der Schwarzhaarige in seiner Schuld stand. Er warf ihm einen Seitenblick zu, machte dann ein äußerst unbeteiligtes Gesicht und erledigte zunächst alle noch ausstehenden Einkäufe, bevor er noch einen Blick auf seine eigene Liste warf und den Warenbestand in seinem Einkaufwagen vervollständigte.
 

Brad wartete einfach. Er hatte den Blick des Jungen sehr wohl gesehen und war gespannt, was jetzt kam. Das war irgendwie nett an Ken, man konnte in seinem Gesicht lesen, wie in einem offenen Buch, selbst auf Missionen, selbst wenn er sich sonst völlig unter Kontrolle hatte. Seine Augen verrieten ihn grundsätzlich, sagten seinem Gegenüber immer, was er gerade dachte und im Moment schien er sich über irgendetwas Sorgen zu machen und nachzudenken.
 

Der Leader sah allerdings davon ab, Schuldig einzuschalten, denn die dummen Kommentare, warum er sich von einem Weiß helfen lassen musste, die konnte er sich wahrlich ersparen. Wenn der Deutsche einkaufen ging, manipulierte er einfach irgendwen und trank in der Zeit einen Kaffee, er selbst musste sich eben anders behelfen. War doch gar nicht so übel, den Feind für sich arbeiten zu lassen und dafür noch nicht mal eine Gegenleistung erbringen zu müssen, zumindest solange, wie man die Tatsachen verdrehen und sich schöne Dinge einreden konnte. Aber irgendwas hatte die kleine Ratte doch sicher vor, dass sah er ihm an der Nasenspitze an, nur was? Brad war wirklich versucht, einen Blick in die nahe Zukunft zu werfen, ließ es dann aber doch bleiben, denn vielleicht gefiel ihm das ganz und gar nicht und im Augenblick war er eigentlich recht zufrieden. Dazu kam, dass Siberian sowieso nie lange irgendwas hinterm Berg halten konnte, er würde es also ohnehin erfahren, egal, was es war.
 

Sie schoben ihre Wägen in Richtung Kasse und Brad lenkte seinen wieder neben Kens, denn es sah seiner Meinung nach doch zu dämlich aus, wenn er die ganze Zeit hinter dem Braunhaarigen herdackelte wie ein Hündchen, vor allem, weil er sich für heute vor den Verkäuferinnen wohl schon genug zum Gespött gemacht hatte. Vielmehr würden seine armen, workaholic-geschädigten Nerven nicht mehr aushalten und der Tag hatte ja eben erst angefangen. Zu Hause musste er wieder seine Teamkollegen ertragen, beziehungsweise einen ganz bestimmten, orangehaarigen, der immer noch seinen Bandanas nachtrauerte und bestimmt Langeweile hatte. Darauf konnte er dann doch verzichten.
 

Ken dagegen bearbeitete seine Unterlippe noch ein wenig und warf immer wieder nachdenklich, ganz und gar unauffällige Seitenblicke zu seinem Nachbarn hinüber, in der Hoffnung, eine Antwort auf die Frage aller Fragen zu bekommen: Würde es funktionieren? Wahrscheinlich nicht, so wie er sich kannte, aber was schadete es schon, es einfach auszuprobieren?
 

"Wirst du es denn nächstes Mal alleine schaffen?", fragte er deshalb erstaunlich freundlich. Es konnte ja hilfreich sein, wenn er ein bisschen nett war. Brads Augenbrauen zogen sich misstrauisch zusammen, bis sie sich in der Mitte fast berührten. Was wollte Hidaka denn damit sagen? Dass er unfähig war? Nein, in seiner Stimme lag kein Spott und besonders in seinen Augen auch nicht. Also war es wohl eine ernst gemeinte Frage.
 

"Muss ja, oder?", gab er ein wenig kurz angebunden zurück, nicht, dass Ken etwa noch auf die Idee kam, das Thema weiterzuverfolgen. Er hatte allerdings nicht mit der Hartnäckigkeit und der langen Leitung des Jungen gerechnet. "Hm...naja...also...ich könnte dir ja vielleicht....." Er ließ den Satz mit Absicht offen, um Brad die Gelegenheit zu geben, vielleicht in seinem Sinne darauf zu antworten, so dass er den Anderen nicht beleidigte, das wäre wohl fatal gewesen.
 

Die dunklen Augen des gegnerischen Leaders richteten sich nun ganz auf den Weiß-Jungen. "...helfen?", fragte er etwas ungläubig, konnte gar nicht glauben, was er da gerade hörte. Das konnte doch wohl nur ein Irrtum sein, oder? Aber Kens Nicken belehrte ihn eines Besseren. "Das meinst du ernst oder?" Er blinzelte verwirrt, als der Feind wieder nickte. War der denn von allen guten Geistern verlassen? Takatori würde sie eliminieren, wenn er davon erfuhr, oder es zumindest versuchen und er bezweifelte, dass Kritiker davon viel mehr angetan sein würden.
 

Ken fing wieder an, auf seiner Unterlippe zu knabbern, war deutlich unsicher und trat nervös von einem Fuß auf den Anderen. War das nun gut oder schlecht? Irgendwie schien Brad das gar nicht von ihm erwartet zu haben. Hatte das Orakel auf einmal Probleme mit seiner Gabe? War er vielleicht nicht mehr voll einsatzfähig? Und wenn ja, WAS GING IHN DAS VERDAMMT NOCHMAL AN???

Der Weiß-Junge schüttelte den Kopf, um diese furchtbar lästigen Gedanken loszuwerden, das war ja nicht zum Aushalten!
 

Jetzt war es an Brad, verlegen zu sein. Langsam rückten sie in de Kassenschlange weiter nach vorne und Ken schien ihn erwartungsvoll anzusehen. Er schluckte ein paar Mal trocken, während sein Gehirn in Windeseile versuchte, Vor- und Nachteile der Sache abzuwägen. Denn dass der Feind ihn in eine Falle locken wollte, glaubte er einfach nicht, dafür war der Junge viel zu ehrlich und geradeaus. Wenn er zusagte, hatte er zumindest keine Probleme mehr was das Einkaufen betraf und unangenehm war die Gesellschaft des Braunhaarigen wider Erwarten auch nicht im Übermaß. Allerdings gab er sich damit auch eine Blöße und wurde ziemlich erpressbar gegenüber seinen Teamkameraden. Sollte vor allem Schuldig jemals herausbekommen, dass er die Hilfe des Weiß brauchte, um einzukaufen, würde er den Spott nie wieder loswerden.
 

Nahm er das Angebot aber nicht an, würde er den Jungen höchstwahrscheinlich kränken, was bei dessen hitzköpfigem Gemüt sicher nicht besonders ratsam war. Er hatte Ken schon wütend erlebt und legte ehrlich gesagt, trotz seiner Überlegenheit durch seine Kräfte, keinen Wert auf Wiederholung. Außerdem würde er dann auch in Zukunft den Kampf gegen den Supermarkt alleine bestehen müssen und wenn er das Genuschel von Farfarello neulich richtig deutete, würde diese Aufgabe demnächst komplett an ihm hängen bleiben und es gab absolut nichts, was er dagegen tun konnte, es sei denn, er wollte ab morgen wieder von Fertigfutter leben und darauf konnte er dann doch dankend verzichten.
 

Also dann eben das eine Unheil in Kauf nehmen, um das Andere abzuwenden. Er seufzte tief und nickte dann. "Na schön...ich nehme an, bleibt mir ja nicht viel Anderes übrig, fürchte ich..." Er lächelte ein wenig gequält, sollte heißen, seine Mundwinkel zuckten einen Moment lang nach oben und gingen sofort in ihre Ausgangsposition zurück, in der sie, ähnlich wie bei Aya, festgewachsen zu sein schienen, in einer absolut ausdruckslosen, geraden Linie.
 

Ken dagegen grinste fröhlich und nickte eifrig. "Ich bring dir das schon bei, keine Sorge..." Damit schob er seinen Wagen endgültig in die Kasse hinein und begann, seine Waren auf das Fließband zu legen und das war doch eine ganze Menge. Schnell schob er das leere Gefährt zum anderen Ende und packte dort alles wieder ein, ließ sich einen Haufen Tüten geben, denn verpacken würde er alles in Ruhe. Aya hasste nichts mehr, als wenn sein heißgeliebtes Gemüse, dass ja auch so gesund war und soo viele wichtige Vitamine enthielt, von denen sie allein viiiel zu wenig bekamen, zerdrückt war, da konnte er richtig sauer werden und das war wirklich keine sehr angenehme Sache. also lieber alles schön, brav sauber einpacken und heil nach Hause bringen.
 

Er bemerkte nebenbei, dass Brad sein Verhalten sehr aufmerksam zu beobachten schien, als wäre ihm so was völlig neu. Der Schwarz gehörte garantiert zu den Menschen, die alles sofort irgendwie, nur möglichst schnell, in die Tüten stopften und sich dann hinterher zu Hause wunderten, dass fast nichts noch ganz war. Überhaupt schien im gegnerischen Haushalt ein ähnlicher Gesundheitsfanatiker sein Unwesen zu treiben wie bei ihnen, der Liste nach zu urteilen. Gekochtes Essen war ja in der Regel auch ganz nett, aber man konnte es doch wirklich übertreiben!
 

Der Schwarz reagierte kaum auf Kens Worte, viel zu sehr war er damit beschäftigt, dessen seltsame Technik beim Einpacken zu beobachten. Wie wollte er denn den Kram nach Hause schaffen? Einfach so ins Auto? Nein, da nahm er sich noch Tüten... also erst später einpacken? Anscheinend... nunja, war mal auf jeden Fall nicht so stressig, wie wenn er es an der Kasse gemacht hätte. War vielleicht doch nicht ganz so dumm, der Kleine.
 

Er schloss sich dem Verhalten des Braunhaarigen an, lud zunächst alles auf das Fließband, dann wieder in den Wagen, nahm genügend Tüten und bezahlte. Dann ging er dem Anderen wieder hinterher, zu den eigens für das Verpacken der Einkäufe aufgestellten Brettern und tat es dem Jungen gleich, als dieser begann, die Sachen erst zu sortieren, obwohl er da noch nicht so ganz durchblickte, was wohin musste und warum.
 

Ken grinste in sich hinein. Das war doch mal wirklich ein Erlebnis, den großen Crawford, Chef-Orakel so hilflos und lernwillig zu sehen. Tatsächlich schien er ihm alles nachzumachen, also begann er, geduldig zu erklären, wie er es auch immer mit seinen Kids machte, mit denen er Fußball spielte. "Also unten rein in die Tüten tust du immer die schweren Sachen, die nicht zerdrücken können: Dosen, Flaschen, Wurstpackungen und so weiter... mach aber nicht zu viel rein, sonst wird's zu schwer und die Tüte reißt..." Er schielte zu seinem Nebenmann und beobachtete so ein wenig dessen treiben. Wenigstens stellte er sich nicht halb so dämlich an, wie er selbst als er das erste Mal einkaufen gewesen war.
 

Schnell war auch diese Arbeit beendet. Der Braunhaarige warf einen Blick auf seine Uhr. Noch mehr als eine halbe Stunde Zeit, bis er wieder zu Hause sein musste, Zeit genug also, noch einen Kaffee trinken zu gehen. Das gönnte er sich meistens nach dem Einkaufen, einfach nur dasitzen und ein wenig die Leute zu beobachten, dabei eine Tasse mit leckerem Getränk vor sich, so liebte er das.
 

Brad bemerkte den Blick und hatte zumindest den Anstand, einen Anflug von schlechtem Gewissen zu bekommen. "Zu spät?", fragte er in neutralem Ton, als ob ihn das gar nichts anginge. Ken schüttelte den Kopf so dass die braunen Strähnen flogen. "Nein, hab noch eine halbe Stunde Zeit... ich werd wohl noch einen Kaffee trinken gehen oder so...", erklärte er dann und packte die Tüten in seinen Einkaufswagen.
 

Der Schwarz tat es ihm gleich und überlegte einen Moment. Er war Ken eindeutig etwas schuldig und das war ihm alles andere als recht. "Sag mal... wie.. hm.. wie wär's... wenn ich dir einen Kaffee ausgeben würde? So als... hm..." Er scheute sich irgendwie ganz gewaltig, das Wort 'Dankeschön' auszusprechen. "...Gegenleistung?", umschrieb er deshalb recht geschickt. Ken grinste leicht, nickte dann aber. warum sich nicht für seine Dienst entlohnen lassen, dann brauchte er wenigstens kein schlechtes Gewissen zu haben. "Warum nicht? Aber eine Bedingung gibt es...", schränkte er trotzdem ein.
 

Eine schwarze Augenbraue hob sich merklich und fragend. Was wollte der Kerl denn? Das Teuerste vom teuren? Nicht das Geld für Brad eine Rolle spielte, aber trotzdem... "Kein Wort über den Job!" Das war wenigstens eine klare Ansage, auch wenn sie den Schwarzhaarigen noch mehr überraschte als Kens ganzes Verhalten zuvor. "Sicher... kein Problem...", willigte er deshalb rasch ein, bevor der Junge es sich womöglich noch anders überlegte und ihm noch mehr Forderungen einfielen.
 

Zufrieden nickte der Weiß. "Ok, dann komm..." Er schob seinen Wagen zu dem kleinen, ruhigen Cafe auf einer der Galerien des Zentrums, von dem aus man die ganzen vielen Menschen gut überblicken konnte und selbst doch so gut wie unsichtbar blieb. Brad nickte anerkennend, denn das war doch ein Ort nach seinem Geschmack, unauffällig, gemütlich, ruhig.
 

Sie ließen sich an einem der kleinen, runden Tische nieder und steckten ihre Nasen erst einmal in die Karten, obwohl Ken ja schon genau wusste, was er wollte. Es hätte aber wohl ziemlich dumm ausgesehen, wenn er einfach so in der Gegend herumgesessen wäre, denn Brad wusste es ja offensichtlich nicht. Die junge Bedienung kam und nahm ihre Bestellungen auf. Schon von weitem konnte man die Sternchen in ihren Augen sehen, angesichts dieser beiden Männer, die dort saßen, wobei der Braunhaarige das eigentlich eher auf seinen Feind bezog, als auf sich selbst. Oh ja, Brad war schon ein gutaussehender Mann, das musste er zugeben und er schien das auch genauestens zu wissen, denn er würdigte die junge Frau keines Blickes, als er einen einfachen Kaffee bestellte, nachdem er die Karte weggelegt hatte.
 

Der Fußballer schloss sich mit einer heißen Schokolade an und lehnte sich dann zurück, als dir Kellnerin enttäuscht wieder verschwand. "Ich glaube, du hast soeben ein Herz gebrochen", meinte er grinsend und deutete mit dem Kopf in die Richtung der Bedienung. Brad runzelte verständnislos die Stirn. "Wie meinst du das?", fragte er kühl und unbeteiligt, was man genauso gut als Arroganz auslegen konnte.
 

Der Weiß rollte die Augen ein wenig. "Na die Kleine da findet dich ganz toll..." Erstaunt drehte sich der Schwarz-Leader um, um einen Blick auf die Frau zu werfen, als habe er sie vorhin gar nicht wahrgenommen. "Oh...naja, mag sein..." Er wollte nicht zugeben, dass er davon absolut keine Ahnung hatte, folglich auch die Blicke, die sie ihm zugeworfen hatte, nicht wahrgenommen oder überhaupt registriert hatte. Er war furchtbar schlecht in solchen Dingen, aber normalerweise sah er den Ausgang eines Gesprächs ja vorher voraus und Schuldig rieb es ihm unter die Nase, so dass noch nie jemand seinen Mangel an Kenntnis über unauffällige, zwischenmenschliche Aktivitäten, bemerkt hatte, seien es nun Blicke oder Gesten oder sonst etwas.
 

Er hatte einfach immer viel zu viel zu tun, um sich mit so etwas sinnlosem auch noch abzugeben. Wenn man einen Partner wollte, sollte man das gefälligst sagen und damit basta. Nicht immer ewig drum herumreden und versuchen, es dem Anderen mit irgendwelchen lächerlichen Dingen begreiflich zu machen, weil man nicht zu direkt werden wollte, um keine Abfuhr zu riskieren. Das Leben bestand nun mal nur aus Abfuhren, wenn man es nicht geschickt anstellte, egal in welchem Bereich und Crawford wusste es zumindest auf geschäftlicher Ebene mit bewundernswerter Eleganz zu meistern, nicht abzublitzen. Dabei blieben allerdings die Sensoren für private Dinge größtenteils auf der Strecke, wegen mangelnder Ausbildung und Übung.
 

Ken amüsierte sich innerlich, denn für einen winzigen Moment waren die Gesichtszüge des Anderen entgleist, so kurz nur, dass er sich fragte, ob er es sich vielleicht nur eingebildet hatte, und gaben einen Teil der Überraschung und Verwunderung preis, die der Schwarzhaarige in diesem Moment zu empfinden schien. Es erstaunte den Fußballer, dass offensichtlich auch das Orakel zu überraschen war, wenn man sich nur geschickt genug anstellte.
 

Es dauerte nicht lange und ihre Getränke wurden gebracht. Diesmal zog die die Kellnerin gleich wieder zurück, weil sie sich wohl unter Brads musterndem Blick unwohl fühlte, denn wohlwollend war der nicht. Es hätte nicht viel gefehlt und Ken wäre in lautes Lachen ausgebrochen. Das sah irgendwie... niedlich aus, wie Crawford da versuchte, in den Blicken der Frau zu lesen und offensichtlich mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Er hätte nie gedacht, dass der Schwarz-Leader, der FEIND so... ja so sympathisch wirken konnte. Man musste offensichtlich nur nahe genug hinsehen...
 

Brad gab es irgendwann auf und widmete sich lieber seinem Kaffee, bevor der noch kalt wurde. Sein Blick fiel auf die gebräunte Hand seines Gegenübers, die die zweite Tasse umfasste, folgte ihrem Weg nach oben zu Hidakas Gesicht, zu den blassrosa Lippen, die sich langsam öffneten, um die warme Flüssigkeit einzulassen, wie sich die Augen halb schlossen um den süßen Geschmack zu kosten.
 

Er nahm seine eigene Tasse und trank einen Schluck Kaffee, wobei er sich natürlich prompt die Zunge verbrannte. Verflucht so was war ihm doch schon ewig nicht mehr passiert, warum hatte er das nicht vorausgesehen und war vorsichtiger gewesen? Oder hatte gleich von Anfang an besser aufgepasst. Er schalt sich im Stillen einen Narren, denn mit siebenundzwanzig sollte man wissen, dass frischer Kaffee heiß war, zumal dann, wenn man ihn jeden Tag Literweise trank.
 

Doch in seinem Gesicht rührte sich kein Muskel, der den kurzen Schmerz verraten könnte, das wäre ja noch schöner. Wozu trainierte man den jahrelang seine Beherrschung bis zur Perfektion? Genau! Damit man sich nicht vor seinem Feind beim Trinken lächerlich machte, so wie er es gerade im Begriff war. Und doch wanderten seine Augen über die gerade Linie von Kens Kinn weiter nach unter zum Hals des Sportlers, bevor er sich dann doch dem Treiben vor dem Fenster des Cafes zuwandte.
 

Ken saß offenbar entspannt in seinem Stuhl und tat es ihm gleich. Er beobachtete gerade, wie eine Mutter mit ihrem Kind diskutierte, das offensichtlich in eines der Süßwarengeschäfte wollte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht als er sah, wie geduldig die Frau war, denn er wusste, wie nervig und anstrengend quengelnde Kinder sein konnten.
 

Vorsichtig, um sich nicht zu verbrennen, trank er noch einen Schluck Schokolade und warf dann einen Blick zu Crawford hinüber, war überrascht, das dieser von den Leuten genauso fasziniert zu sein schien wie er selbst, zumindest klebte sein Blick an der Fensterscheibe. "Ist interessant oder?", versuchte der Weiß ein bisschen Konversation in Gang zu bringen, damit sie hier nicht die ganze Zeit schweigend nebeneinander saßen.
 

Graue Augen wandten sich ihm zu und einen Moment erschauerte er unter dem eisigen Blick, Irgendwie gefiel ihm der andere Brad wesentlich besser als dieser Unterkühlte. "Was meinst du?" Die Stimme war genauso frostig wie immer und Ken trat sich selbst mehrmals in den Hintern, dass er sich zuvor etwas Anderes eingebildet hatte. Wahrscheinlich hatte er sich beim letzten Sturz über Yohjis Klamotten den Schädel ein wenig zu heftig angeschlagen.
 

Schnell sah er wieder in die Passage hinaus. "Die ganzen Menschen... wie sie durcheinander laufen, Einige mit Ziel, Andere einfach nur so, weil sie Zeit haben... so viel Leben..." Er klang fast etwas wehmütig und Brads Stirn runzelte sich etwas, als er den Jungen von der Seite her ansah, doch seine Stimme war kühl wie immer.
 

"Du wärst gerne einer von ihnen, nicht wahr?", schoss er einfach mal ins Blaue. Er hatte keine Ahnung, ob er Ken damit nun zu nahe trat, oder ob er völlig falsch dachte, aber irgendwie machte der Braunhaarige diesen Eindruck.
 

Der Angesprochene hob die Schultern und trank noch einen schluck. "Manchmal ja... so normal... ihnen kommen alltägliche Probleme schlimm vor... das würde ich gerne mal erleben..." Sich einfach nur Gedanken über seine Mitbewohner und seinen Job machen zu müssen, ohne Nachts irgendwelche Verbrecher zu jagen und seine Hände noch mehr in das Blut unzähliger zu tauchen, das war ein Traum, den er sich wohl nie würde erfüllen können. Er seufzte leise, doch dann riss er sich zusammen, schließlich saß er hier ja nicht mit irgendwem, sondern mit seinem Erzfeind und er wusste selbst nicht, wieso er im Moment dazu neigte, diese Tatsache zu vergessen.
 

Doch zu seiner Überraschung kamen tatsächlich ein paar Worte zurück. "Ich weiß, was du meinst... doch du kannst es nicht ändern, also denk nicht darüber nach..." Etwas grob vielleicht, aber immerhin etwas. Ken legte den Kopf schief und betrachtete nun Crawfords kühles und doch anziehendes Gesicht. Das Gesicht eines Mannes, der keine Gefühle, kein Gewissen zu besitzen schien, was die letzte Äußerung nur wieder bestätigte und doch.... Der Junge wusste nicht, woran es lag, doch irgendwas faszinierte ihn, seit er den Schwarz so hilflos im Supermarkt gesehen hatte, als er noch nicht wusste, wer dieser war, auch wenn er es sich nicht erklären konnte. Er hasste den Anderen noch immer, das fühlte er ganz genau, aber warum war er ihm dann zeitweise sogar so etwas wie sympathisch?
 

Der Fußballer schüttelte den Kopf und Brad fragte sich, womit sich der Kleinere wohl gerade wieder auseinandersetzte. Von Schuldig wusste er, dass der Weiß sich oft über die nichtigsten Dinge Gedanken machen konnte und meist dazu neigte, eher sich selbst, als Anderen ein Fehlverhalten anzulasten. Eine sehr kraftraubende Strategie sein Leben zu meistern, wie der Schwarzhaarige fand, da war seine doch bedeutend besser. Es gab relativ wenig, über das er wirklich nachdachte, Fehler machte er keine, also waren immer die anderen Schuld, dafür sorgte seine Gabe im Normalfall.
 

Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, während Ken über die Worte seines Feindes nachdachte. Irgendwie hatte er ja schon Recht, aber es ging nun einmal absolut gegen sein Gemüt, sich über solche Dinge keine Gedanken und Sorgen zu machen. und außerdem durfte ja wohl jeder einen Traum haben, oder? Bestimmt hatte auch Crawford einen. Vielleicht so was wie: Alle Weiß tot und er Chef von Takatoris Laden oder so, aber einen Traum hatte er ganz sicher!
 

Keiner von Beiden konnte später sagen, wie lange sie dort gesessen hatten, nicht mal Brad, der ja eigentlich über eine gute innere Uhr verfügte, aber als Ken das nächste Mal auf die Uhr sah, bekam er einen gewaltigen Schreck. Er war fast eine Dreiviertelstunde überfällig und sollte schon längst wieder zu Hause sein. Aya würde toben! Hastig erhob er sich, was ihm einen seltsamen Blick von Crawford einbrachte.
 

"Du bist zu spät...", stellte der gegnerische Leader ohne mit der Wimper zu zucken fest. Kens Blick verdüsterte sich gewaltig. "Du hast es gewusst!" Er musste sich wirklich beherrschen, um nicht lauter zu werden. Zu seinem maßlosen Ärger, hatte der Schwarz nicht einmal den Anstand, es abzustreiten, sondern nickte nur. "Seit etwa fünf Minuten..."
 

Der Junge blinzelte verwirrt, entspannte sich dann aber wieder. Warum sollte der andere lügen? Brachte ihm ja in diesem Fall nichts. Oder log ein Schwarz generell? Langsam hatte er aber genug von diesem ständigen hin und her zwischen Abneigung und Auftauen und es nervte ihn gewaltig, dass er rein gar nichts dagegen machen konnte.
 

Also schnaubte er nur und ging zu seinem Wagen. Kurz bevor er ihn erreichte, drehte er noch einmal den Kopf nach hinten. "Nächste Woche um neun hier." Mehr sagte er nicht, mehr war auch gar nicht nötig und damit verschwand er im Laufschritt, wich alten Omas und kleinen Kinder aus, um sie nicht über den Haufen zu fahren. Jetzt musste er aber wirklich machen, dass er nach Hause kam und sich dabei eine wirklich gute Ausrede einfallen lassen, warum er so lange gebraucht hatte. Autoschaden ging ja schlecht, dann würde Yohji ihn mit Sicherheit sehr langsam töten.
 

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In einem kleinen Cafe in einem großen Einkaufszentrum lehnte sich ein schwarzhaariger Mann in seinem Stuhl zurück, trank die letzten Reste seines Kaffees und blickte einem der vielen Menschen nach, die vor der Glasscheibe in seinem Blickfeld vorbeizogen.

"Ich weiß..."

Dann stand er auf, bezahlte und machte sich ebenfalls auf den Heimweg.
 


 


 

Denk ihr an den Kommi? *liebschau*



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Corrychan
2005-05-02T21:23:04+00:00 02.05.2005 23:23
So, wie versprochen wieder ein Kommi XD Auch wenn er etwas spät kommt, aber besser spät als nie, nicht wahr! XD *der test wohl doch die wahrheit gesagt hat und wie kenny bin* XD
Ich find das Kapitel auch sehr toll und vor allem auch sehr drollig XD Ich fand ja nie dass die beiden sehr gut zusammen passen, aber nach diesem Kapitel kann ich mich damit schon eher anfreunden XD *knuff*
Gott sei dank hast du das mit dem hilflos verbessert, ich glaub da wären dir e in paar Brad-Fans tierisch an die Gurgel gesprungen XD *ja selbst kurz davor war obwohl brad nicht so mag*
Auf alle Fälle bin ich sehr gespannt wie sich das mit den zwei Beiden noch entwickelt.. >33 wird auf jedenfall eine ziemliche Herausforderung möhö...XD
Von:  kalenowo
2005-05-02T17:23:08+00:00 02.05.2005 19:23
Klasse!!Mein liebstes Kapitel!! und Pairing!!^^ Bitte weiter! Hoffentlich blamier ich mich nicht wieder im Supermarkt wenn ich das nächste Mal einkaufen gehe!! *heul, mit mir geht keiner mehr, nachdem ich immer so laut lache**
Ich liebe es, Brad hilflos zu sehen*lechz* Hab keine Zeit mehr, muß es einfach noch mal lesen!!
*ganz lieb gucken* Biiiiitttteee weiter scheiben, ja?
Tschüss
Von:  Kalay
2005-05-01T16:40:00+00:00 01.05.2005 18:40
Das Pairing ist klasse!!! *zustimm*
ich hab nur so gelacht, weil Ken einfach so süß war und seine nervosität Oracel gegenüber einfach zum knutschen war!! XDD
Und es war auch sehr spannend. ich konnte so schnell gar nicht mehr aufhören. Mach weiter so und zwar schnell!!!
Von: abgemeldet
2005-04-29T18:12:48+00:00 29.04.2005 20:12
Hi!

*lach* Also an manchen Stellen musste ich echt aufpassen um nicht vom Bett zu fallen ^^" Und du schreibst immer so schön lange Kapitel *smile*
Mir gefällt das Pairing BradxKen auch gut, bist demnach nicht ganz alleine auf weiter Flur ;-)

tschüss
Peng


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