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Eden

von

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Huit

Huit

~für Jan~
 

"Der Junge fühlte sich wohl in dem großen Saal. Er stand unter dem Einfluss von Drogen und schlief so tief, dass ihn die anderen Patienten, die sich ebenfalls in dem Raum befanden, nicht wecken konnten.

Er schlief schon lange.

Man hatte ihn am Hafen gefunden, leblos und ruhig. Zuerst hatte man gedacht, er sei hirntot, doch das stimmte nicht. Die Ärzte, die ihn untersuchten, stellten eine rege Gehirntätigkeit fest: Er träumte. Daher wurde der Junge in die städtische Nervenklinik überstellt, wo sich Tag und Nacht Ärzte und Schwestern um ihn kümmerten.

Aber der Junge wollte das nicht. Er wollte in Ruhe gelassen werden. Zuerst merkten die Angestellten nicht, was mit ihnen passierte. Doch als die ersten Schwestern, die den kleinen Schlafenden einmal ohne Handschuhe versorgten, leblos zusammenbrachen, bekam man Angst. Niemand wollte den Jungen versorgen. Er magerte ab und stank.
 

Irgendwann kam ein grau gekleideter Mann in die Klinik.

"Ich nehme den Träumer mit", waren seine einzigen Worte. Er trug lange Handschuhe aus glänzenden Metallfäden. Die Ärzte waren gespannt, als er den Jungen aus seinem Bett hob. Würde er auch zusammenbrechen? Doch nichts geschah. Der Fremde trug den kleinen geschwächten Körper fort.
 

Als der Junge das erste Mal seit drei Jahren erwachte, erblickte er eine in beruhigendem Grün gehaltene Wand. Er versuchte den Kopf zu drehen, doch das war nicht möglich.

"Deine Muskeln sind verkümmert", murmelte jemand.

Der Junge erschrak fast zu Tode. Er wollte weg. So laut und ungedämpft hatte er Stimmen schon lange nicht mehr gehört.

"Beweg dich nicht, Du könntest an der Anstrengung sterben."

Was blieb ihm anderes übrig als zu gehorchen? So verharrte er, Stunden, Tage, Wochen. Irgendwann fielen ihm wieder die Augen zu.
 

Als der Junge das zweite Mal erwachte, fühlte er sofort, dass etwas anders war.

Um ihn herum waren Menschen, die hektisch an elektrischen Geräten herumhantierten oder ihn neugierig anstarrten. Es war entsetzlich laut und viel zu hell. Ein kleiner dicker Mann befühlte seine flache Brust. Er trug Metallhandschuhe. Der Junge schloss gequält die Augen und ließ die Prozedur über sich ergehen. Er fühlte sich wie ein Stück Fleisch. Irgendwann bemerkte er, dass ihm nicht nur Kabel unter die Haut, sondern auch in den Kopf gebohrt wurden. Das Hineindrücken und Schrauben fand er entsetzlich, doch es war nichts gegen das Gefühl des Skalpells, dass sich in seine Schläfen fraß. Er wollte schreien, doch seine Stimme versagte ein ums andere Mal.
 

Wo war er hier?

Was machten all diese Menschen mit ihm?

Wer oder was gab ihnen das Recht, ihn zu quälen?

Wieder zuckten Schmerzen durch seinen Körper.
 

Dann wurde es schlagartig still. Totenstill, weich, warm. Genießend gab er sich der neuen Situation hin. Es war so gemütlich... Wunderbar, so zu träumen.
 

Er schlief lange und tief. Manchmal hörte er die Stimmen von Menschen in seinen Träumen, die sich leise in seiner Nähe unterhielten.
 

"Bald ist er bereit", murmelte jemand.

"Nein, Herr Doktor. Er braucht noch etwas, um sich an die Fremdkörper in seinem Kopf zu gewöhnen", sagte ein anderer, der aufgeregt und jung klang.

"Wenn wir ihn zu früh einsetzen, dann wird er sie abstoßen und das könnte katastrophale Folgen für sein Gehirn haben!"

Ein Lachen. "Welche Folgen denn? Das, was wir bis jetzt vermuten ist, dass er nie mehr erwachen wird. Er ist in ein Wachkoma gefallen."

"Aber Doktor!"

"Verstehen Sie doch, Eisner. Der Träumer wird wahrscheinlich nie wieder erwachen."
 

Doch der kluge Mann hatte sich getäuscht.
 

Als der Junge das dritte Mal erwachte, sah er direkt in das panische Gesicht eines bärtigen Mannes. Zwei weißgekleidete Männer hielten den hysterisch um sich Schlagenden mit eisernem Griff fest, ein dritter presste die zitternde Hand auf die nackte Brust des Jungen. Der Mann schrie auf und erschlaffte augenblicklich.

Es wurde warm, nein, unerträglich heiß im Raum. Und der Junge begann zu weinen, als er das erste Mal bewusst wahrnahm, was er getan hatte.
 

Die sanften Hände in silbrig glänzenden Metallhandschuhen, die seine Tränen rasch trockneten, bemerkte er kaum. Die Wärme verflog schnell, doch die Hitze in seinem Körper blieb. Sein Kopf dröhnte.
 

Er beschloss, nicht noch ein viertes Mal aufzuwachen.
 

In seinen Träumen wurde es eng. Immer mehr schreiende, verzweifelte Menschen tauchten in seinen ausgedachten Wüsten, Schluchten und eisigen Landschaften auf.

Nicht einmal im Dschungel war er noch vor den Verrückten sicher, die auf ihn und seine Gedanken losgelassen wurden. Irgendwann zog er sich als letzten Ausweg tief in sich selbst zurück, dorthin, wo ihm niemand nachfolgen konnte."
 

___
 

Wir nähern uns dem Ende, liebe Leser.

Ich hoffe, die ,Lösung' des Rätsels ist euch nicht auf dem Silbertablett serviert und ihr müsst selbst noch etwas denken.

+lächel+
 

Der Betadank geht wie so oft an zoeS.

Vielen Dank für deine Kritik und seine Anmerkungen.
 

spross



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von: abgemeldet
2006-05-31T15:17:03+00:00 31.05.2006 17:17
Also dies war mit Abstand der interessanteste Teil der Story.
Was soll man dazu noch sagen? :)

LG Aja-san
Von:  Ace_Kaiser
2006-03-20T13:46:04+00:00 20.03.2006 14:46
Hm, komplex, komplex.
Du solltest auf jeden Fall eine klare Trennung einbauen, wenn Du die Erzählperspektive wechelst, ansonsten hast Du es drauf.

Wird es wirklich so einfach sein, dass hier jemand im Traum des anderen gefangen ist? Aber wer? Wer ist gefangen?
Und sind beide real oder ist einer eingebildet?
Fragen über Fragen...
Von:  broetchen
2005-05-04T08:18:16+00:00 04.05.2005 10:18
Also ich gebe mich jetzt mal nicht irgendwelchen wilden Spekulationen hin sondern warte einfach ab, ob ich mit meiner Version der 'Auflösung' richtig liege oder nicht. *hehe* Aber das Kapitel ist dir mal wieder sehr gut gelungen. Wobei ich sagen muss, dass mir die warme, verwirrte Stimmung der Insel-Kapitel besser gefallen hat als die kalte Krankenhaus-Neuzeit-Versuchslabor-Szenerie, die man sich beim Lesen von Huit so vorstellt. ^_^ *knuff*

Na ja, wir dürfen wohl alle gespannt sein auf den nächsten Teil. *hehe* (und natürlich die Endauflösung ^_^)

Liebe Grüße,
brötchen
Von:  zoechan
2005-05-01T21:14:00+00:00 01.05.2005 23:14
> Er träumte.
Ich erahne... dass seine träume in verbindung mit der Insel stehn. Oder? /die Insel existiert nur im Kopf eines Menschen (wobei nur möglicherweise das falsche wort ist... weil die psyche eines Menschen ist ja... tief)/


>Aber der Junge wollte das nicht. Er wollte in Ruhe gelassen werden.
Hm... und wie will er das mitteilen wenn er doch "schläft"?... ausserdem... warum will er das nciht? So würde er doch sterben? (heisst das er will sterben?)


>Doch als die ersten Schwestern, die den kleinen Schlafenden einmal ohne Handschuhe >versorgten, leblos zusammenbrachen, bekam man Angst.
Wah. Radikale methode es ihnen klar zu machen.... aber sie sind doch nicht tot oder? (das wäre dann wirklcih sehr krass)




>"Ich nehme den Träumer mit"
Den Träumer... das mag ich. Der mann scheint denJungen irgendwie zu kennen oder?


>Doch nichts geschah.
Ja, wegen der handschuhe.

> eine in beruhigendem Grün gehaltene Wand.
Naja, für mich ist grün... bsonders eine grüne Wand... eher etwas Beunruhigendes O__o'




>So verharrte er, Stunden, Tage, Wochen.
Aber dieser Zustand muss sich doch ändern... so kann er dochn icht ewig dahinvegitieren T__T. Der mann da soll ihm helfen >__<

>Irgendwann fielen ihm wieder die Augen zu.
Kein Wunder...


> Er trug Metallhandschuhe.
Oh, sie haben wohl herausgefunden wie sie die "kraft" des Jungen unschädlich machen. Somit ist er völlig schutzlos. Ich frage mich ob ich das gut oder schlecht finden soll... Kommt drauf an ob ide Menschen da gut oder böse sind >__<


>Irgendwann bemerkte er, dass ihm nicht nur Kabel unter die Haut, sondern auch in den >Kopf gebohrt wurden. Das Hineindrücken und Schrauben fand er entsetzlich,
Okay, ich finde es eindeutig schlecht, dass er so wehrlos ist. Das muss schrecklich sein...


>doch es war nichts gegen das Gefühl des Skalpells, dass sich in seine Schläfen fraß.
Ich... will mir garn icht ausmalen was für ein abscheuliches Gefühl das sein muss T__T

> Was machten all diese Menschen mit ihm?
"sich-das-auch-grad-frag* ;__;

>Wer oder was gab ihnen das Recht, ihn zu quälen?
Naja.. .wahrscheinlich niemand. Aber es scheint auch niemanden zu geben der sie daran hindert (hat der Junge denn keine angehörige? ... keine Identität?)





>"Nein, Herr Doktor. Er braucht noch etwas, um sich an die Fremdkörper in seinem Kopf >zu gewöhnen"
Was haben dsei ihm denn da implantier? O__o'... und.. was habe nsie bitteschön mit dem armen Jungen vor (er tut mi so~ leid T__T),


>Doch der kluge Mann hatte sich getäuscht.
Na Gott sei dank~



>Und der Junge begann zu weinen, als er das erste Mal bewusst wahrnahm, was er >getan hatte.
Nicht weinen. Diese scheinbar sehr bösen menschen haben es nciht anders verdient ._.

>Die sanften Hände in Metallhandschuhen, die seine Tränen rasch trockneten, bemerkte >er kaum.
Huh? Wer ist das denn nun wieder?


>Er beschloss, nicht noch ein viertes Mal aufzuwachen.
Ich kann ihn verstehen.... aber trotzdem. Das ... geht doch nicht. Das ganze hier zeigt doch was realitätsflucht mit einem Menschen machen kann T__T (ich meine, dieser "schlaf" und dass er nciht wollte, dass man ihm hilft, das ist doch realitätsflucht? Oder?)


>Immer mehr schreiende, verzweifelte Menschen tauchten in seinen ausgedachten >Wüsten, Schluchten und eisigen Landschaften auf.
Sogar da... findet er keinen Frieden. Wie grausam.

> Irgendwann zog er sich als letzten Ausweg tief in sich selbst zurück, dorthin, wo ihm >niemand nachfolgen konnte."
Die... Insel? *mal-so-ganz-direkt-frag* XD


>Ich hoffe, die ,Lösung' des Rätsels ist euch nicht auf dem Silbertablett serviert und ihr >müsst selbst noch etwas denken.
ja... danss man selber nachdenken muss kannst du getrost annhemen XD *auf-meine-ganzen-fragen-da-deut* XDXD

>Der Betadank geht wie so oft an zoeS.
>Vielen Dank für deine Kritik und seine Anmerkungen.
Bitte ^__^
Von: abgemeldet
2005-04-30T20:51:31+00:00 30.04.2005 22:51
*pfeif*

Nicht schlecht, gar nicht schlecht...

Mittlerweile dürfte wohl dem unaufmerksamsten Leser aufgefallen sein dass das keine "normale" Shonen Ai-FF ist, Glückwunsch dazu ;)
Sprachlich natürlich ein interessanter Kontrast zur Ich-Perspektive der restlichen Kapitel, unterstreicht das "Außenstehende" der Situation. Guter Sprachrhythmus, effektvolle Bilder, bin gespannt auf die Auflösung^^
Von: abgemeldet
2005-04-30T16:46:13+00:00 30.04.2005 18:46
das erinnert mich stark an eine folge aus cowboy bebop, aber das wird dir wohl nichts sagen.
so, ich werde dich jetzt mal nicht mit endlosen komplimenten überschütten. es ist ja sinnlos das jedes mal zu tun ^^ was nicht bedeutet, dass du nicht einfach genial bist *zwinker*
zum inhalt: man merkt, dass wir dem ende (und auch der lüftung des geheimnises) immer näher kommen. ich finde es übrigens toll, wie du die geschichte aus verschiedener perspektive erzählst.
mir stellen sich nun einige neue fragen. bin gespannt ob sie beantwortet werden ^^
das jan-chan
Von: abgemeldet
2005-04-30T14:05:04+00:00 30.04.2005 16:05
das kapi hatte ich schon gelesen, seit du mir die ens geschick hast, aber jedesmal wenn ich es kommentieren wollte, hat mich animexx raus geschmissen >-<

jetzt aber zum kommi:

ich hab zwar nur die hälfte verstanden, aber das wird sich ja noch klären ^^ im endeffekt fand ich es aber sehr gut ^-^
Von: abgemeldet
2005-04-29T21:36:27+00:00 29.04.2005 23:36
hab ich schonmal gesagt das ich deine FF liebe?

*knüffz*


irgendwie beängstigend das Kapitel...

also nicht nur weils so gut ist....

hmm...

ich freu mich schon RIESIG auf das nächste #______________________#
Von:  Tsuya
2005-04-29T16:11:55+00:00 29.04.2005 18:11
silbertablett?
wo?
ich seh keines *lol*...also ich bin verwirrt....>.<
schreib weiter
*quängel*
ich will endlich wissen warum, wieso, und und und
*gg*
aber das is ein super kap
*nicknick*
der arme....er tut mir wirklich leid...ich möchte nicht unbedingt in seiner haut stecken *kopfschüttel*

freu mich schon wenns weiter geht
bsye
tsuya
Von:  YU-Rl
2005-04-28T20:56:21+00:00 28.04.2005 22:56
>Zuerst merkten die Angestellten nicht, was mit ihnen passierte.
Doch als die ersten Schwestern, die den kleinen Schlafenden einmal ohne Handschuhe versorgten, leblos zusammenbrachen, bekam man Angst.<

Ôo hn?? wirklich interessant der kleine. die schwestern können ihn nich ohne handschuhe anfassen...aba der franzose schon?? seltsam...

>Irgendwann bemerkte er, dass ihm nicht nur Kabel unter die Haut, sondern auch in den Kopf gebohrt wurden. Das Hineindrücken und Schrauben fand er entsetzlich, doch es war nichts gegen das Gefühl des Skalpells, dass sich in seine Schläfen fraß.<

gott, wie brutal! was sind das bloß für monster, die nem anderen lebewesen sowas antun?!
ach nein, warte. ich weiß die antwort: menschen. -___-

>Der Mann schrie auf und erschlaffte augenblicklich.<

hah. recht geschiehts ihm!

nya...aba was soll das heißen, wir nähern uns dem ende?? ,_____, ne, oda?? *snif* *drops*
*tee schlürf* *kekse mampf*
übrigens...jetzt hab ichs echt geschafft. ich hab nich nur husten etc. sondern auch fieber. toll, nich?? T___T
*dir n luftküsschen schick* hab dich lieb spross.
*ins bettchen wusl* *husd*


PS: nochma danke fürs aufmuntern @connichi! ^____^"
*herzchen geb*


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