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Interitus

Schatten der Vergangenheit
von

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Inflamare

Die Sonne wurde vom Mond verdunkelt

Der Engel hat seine Flügel ausgebreitet

Die Zeit für Schmerzliches ist gekommen
 


 

Anderson stöhnte leise. Das anfängliche Pochen in seinem Unterleib war mittlerweile zu einem nicht mehr zu ignorierenden, beißenden Schmerz geworden. Er knirschte hörbar mit den Zähnen, als er den leeren Krug an den runden, schwitzenden Wirt zurück gab. „Alles in Ordnung mit ihnen Hochwürden?“ fragte dieser besorgt. Anderson versuchte zu lächeln. „Es ist nichts, danke für den Wein.“ Er sah zu der Festung hinüber, die immer noch ruhig vor ihm lag. Hoffentlich machte diese verdammte Seele ihre Sache gut, ansonsten.... Plötzlich ertönte ein heller Klang. Der Priester fuhr herum und sein Blick glitt in die rabenschwarze Dunkelheit, die über den Dächern der Häuser um sie herum lag. Ihnen blieb nicht mehr fiel Zeit.
 

Seras kratzte sich zum wiederholten male am Kopf. Sie hatte die Kammer zwei mal durchschritten, um die Menge an Pulver, die diese faste, ungefähr abzuschätzen zu können. Sie war sich sicher, dass allein die Hälfte genügte um für ein bisschen Brennholz zu sorgen. Doch noch immer war ihr keine Idee gekommen, wie sie das Zeug hier unbemerkt rausbringen konnte. Ihr Blick glitt zur Tür. Vielleicht sollte sie noch mal die anderen Kammern inspizieren. Sie wollte schon zur Tür huschen, als sie es sich anders überlegte. Anstatt zur Tür ging sie zur Wand, hinter der, der nächste Pulverspeicher liegen musste. Ihre Finger glitten über die kahlen Steine. Ihr Meister konnte doch auch durch Wände gehen. Sie konzentrierte sich kurz, dann verschwand der Wiederstand unter ihre Hand und sie stolperte einen Schritt nach vorn. Sie drehte sich um. Keinerlei Gefühl, als wenn dort gar keine Wand gewesen war. Doch die Steine vor ihrem Gesicht waren real, auch wenn sie jetzt auf der anderen Seite der Mauer stand.
 

„Jemand will also den Lauf der Welt verändern?“ Colles Bart zitterte als er langsam mit den Vampiren im Schlepptau zum Altar der Kirche schritt. Integra wechselte kurz einen Blick mit Alucard. „So sieht es aus, nur wie genau das geschehen soll ist uns nichts klar“ Der Priester nickte „Vielleicht liegt die Antwort zu ihren Füssen:“ Die drei Vampire blieben erstaunt stehen. Colle lächelte „ Kommen sie mit. Ich möchte ihnen etwas zeigen.“ Damit ging er zu einer kleinen Holztür, die halbverborgen, hinter einem großen Kerzenleuchter lag. Er drückte die Klinke, doch bevor er die Tür öffnete drehte er sich noch einmal zu ihnen um. „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass einmal der Moment kommen würde, an dem das Schicksal eine Begegnung zwischen unserem Bund und den Kindern der Nacht für mich bereit hält.“
 

Die zweite Kammer war, wie die erste, voll mit Pulver. Doch hier, lag der schwarze Stoff nicht lose auf der Erde, sondern jemand hatte ihn bereits ordentlich in braune Jutesäcke gefüllt, die wie dicke Würste aufeinander gestapelt waren. Das war schon praktischer dachte Seras. Sie zählte im Kopf die Namen auf der Liste von Anderson. Sechs Namen, sechs Verstecke. Wenn man für jeden Unterschlupf einen Sack bräuchte, vorrausgesetzt es gab genügend anderes, brennbares Material vor Ort, wäre die Sache schon einfacher zu regeln. Plötzlich hörte sie leise Stimmen durch die Tür neben sich. Anscheinend wurde da draußen gerade ein Wachwechsel vollzogen. Sie seufzte, wie praktisch wäre es, wenn die Männer vor der Tür einfach rein kämen und die Säcke für sie raustragen würden. „Warum zwingst du sie nicht einfach dazu?“ erklang auf einmal Alucards Stimme in ihrem Kopf. Sie verzog überrascht die Brauen. „Wie soll ich das denn machen? Ich kann doch nicht sechs erwachsene Männer hypnotisieren“. Er lachte, das ihr die Ohren dröhnten. „Nein das kannst du nicht, aber du kannst sechs erwachsene Männer zu deinen Sklaven machen, wenn dir der Sinn danach steht!“ Sie verstand erst nicht was er meinte, doch dann traf die Erkenntnis sie mit voller Wucht. Sie schlug erschrocken die Hand vor den Mund. „Aber, das könnt ihr nicht wirklich von mir verlangen, dass kann ich nicht Meister. Ich...“ Seine vor Wut bebende Stimme ließ sie verstummen. „Wir haben keine Zeit mehr, deiner verlorenen Menschlichkeit nachzutrauern Seras. Du wirst mir gehorchen und in meinem Namen die Befehle ausführen, die ich dir auftrage!“ Sie zitterte „Bitte Meister. Verlangt von mir sie zu töten aber nicht ihnen dieses Schicksal anzutun!“ Wieder lachte er „Ob du sie tötest oder ihnen erst später die Gnade des Himmels zu teil werden lässt, wenn sie ihre Aufgabe erledigt haben, wird keinen Unterschied machen, darum Seras Viktoria befolge meinen Befehl!“ Ein schwerer Fels schien sich auf ihre Schulter zu legen und ihre Knie gaben langsam nach, bis sie den Boden berührten. „Gehorche mir!!!!!“ Seras Wiederstand brach wie ein dürrer Ast in einem Wirbelsturm. Ohne das sie es steuern konnte öffnete sich ihre Mund und zwischen ihren wachsenden Eckzähnen spürte sie ihre Zunge sprechen. „Jawohl Herr!“
 

Migel, Integra und Alucard folgten dem Abt eine schmale Wendeltreppe hinunter, die hinter der Tür in die Tiefe führte. Bis auf das Geräusch ihre Schritte war es totenstill. Colle, der vor ihnen ging, beleuchtete die Dunkelheit mit einer dünnen Kerze, deren kleines Licht bedrohlich zitterte und schwankte, aber es erlosch nicht, bis sie den Fuß der Stufen erreicht hatten.

Hier empfing sie ein flacher Gang, in dessen Wände, in regelmäßigen Abständen Kammern eingelassen waren. Integras Augen fingen in der Schwärze einen skelettierten Leichnam ein, dessen gefaltete Hände ein goldenes Kreuz umklammert hielten. Selbst im Tod ließ man vom Glauben nicht ab, schoss es ihr durch den Kopf. Colle führte sie weiter an den toten Mönchen vorbei, immer tiefer in das Herz der Krypta. Dann, nach weiteren endlos scheinenden Minuten, tat sich vor ihnen eine Wand auf, in der ein Rundbogen eingehauen war. Über dem Scheitel des Bogens ragten zwei in Stein gefasste Engel hervor, die eine Rose zwischen ihren ausgestreckten Händen hielten. „ Die Ruhe der Toten ist unsere Wacht.“ Der Geistliche zog einen geschliffenen Rosenquarz unter seiner Kutte hervor, der wie ein Schlüssel in eine kleine Vertiefung in der Wand passte. Erst geschah nichts, dann ertönte auf einmal ein knirschendes Geräusch und die Steine begannen sich langsam zur Seite zu schieben.
 

Seras Körper funktionierte wie ein Roboter, als sie wie ein Geist durch die Tür glitt und den Wachmann von hinten überraschte. Seine Augen weiteten sich vor Schmerz, als sie seinen Kopf herum riss. Seras hörte sein Herz schlagen. Schnell und kraftvoll wie ein Hammer. Die Gier drohte sie zu übermannen, doch der Wille ihres Meisters war stärker. Sie streckte zitternd den Arm aus, biss sich ins Handgelenk und zwang ihn die hervorquellenden Tropfen herunter zu würgen. Es dauerte nur wenige Minuten, dann vollzog sich die Verwandlung. Das Gesicht des Wachmanns schien sich zu verformen, die Pupillen wurden grau wie Stein und sein Körper glitt in eine Art Starre. „Gehorche meinem Willen“ flüstere sie leise und zur Antwort nickte der Kopf, wie eine Marionette. „Hole die Anderen fünf deiner Kameraden her, sie sollen werden was du jetzt bist!“
 

Integra verschlug es bei dem Anblick der sich ihr bot der Atem. Vor ihnen tat sich eine riesige Bibliothek auf. Unendliche Reihen von Regalen überspannten die Wände, die in Form eines Kegels weiter in die Tiefe führten. Auf den verschiedenen Etagen wuselten, wie Ameisen Mönche umher, die auf kleinen Leitern zwischen den Regalen standen. Auf ihren Köpfen waren, wie Helme kleine Laternen befestig, um ihnen die Hände bei ihren Studien frei zu halten. Staunend gingen sie die Stufen, die, die einzelnen Etagen mit einander verbanden hinunter. Alucards Kopf schwang abwechselnd von rechts nach links. „Unglaublich, was ihr unter euren Häusern vor den Augen der Normalsterblichen verbirgt.“ Colle lächelte „Unsere Wissenschaft ist selbst unseren eigenen Glaubensbrüdern ein Dorn im Auge. Darum ist dieser Ort ein wirklich sehr geheimer Platz.“ Der Vampir grinste „Wenn man es genau nimmt, sind wir uns näher, als ihr und die italienische Fraktion.“ Colle erwiderte nichts.
 

Anderson sah überrascht auf, als sich plötzlich hinter den Mauern der Munitionsstätte etwas tat. Man hörte leises Rufen, Pferdewiehern und dann öffnete sich das Tor. Die Fußgänger, die in diesem Moment davor lang liefen, beeilten sich ehrfürchtig zur Seite zu treten, als ein Zweispänner aus dem Hof auf die Straße bog. Erst dachte er, er würde sich täuschen, doch dann war er sich sicher, dass der Kutscher mit dem Winken ihn meinte. Langsam marschierte er zu dem Gefährt hinüber und staunte nicht schlecht, als Seras schneeweißes Gesicht unter einem Helm der städtischen Wachmannschaft hervor kam. „Wie zum Teufel hast du das hinbekommen?“ Ihre Mine verfinsterte sich „Fragen sie nicht, sondern steigen sie auf.“ Sie rutschte auf dem Bock ein Stück zur Seite und ließ den Priester neben sich Platz neben. Er schaute über die Schulter auf die Plane, die, die Ladefläche verdeckte. „Sag mir nicht, dass du, was immer du gefunden hast, so einfach hier raus fahren kannst, ohne das einer dieser Schießhunde Einwände erhebt.“ Seras vermied es ihm in die Augen zu sehen und konzentrierte sich darauf, die Pferde durch die engen Gassen zu lenken. „Von nichts kommt nichts Hochwürden, das sollten sie wissen.“ Seine grünen Augen verengten sich zu engen Schlitzen. „Hast du etwa die gesamte Kohorte vernichtet?“ Sie schnalzte mit der Zunge „Sie überschätzen mich und meine Fähigkeiten. Ich bin nur ein Diener einer höheren Macht, genau so wie sie.“ Der Priester musterte sie mit einem durchdringenden Blick. Sie nutzte den Moment um seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. „Also, wo sollen wir zu erst zu schlagen?“ Er wies mit der Hand gerade aus. „Hier sind wir richtig. Die dritte Querstraße links und dann müsste es irgend wann auftauchen.“
 

„Wie viele Jahre Wissen mögen sich in alle diesen Büchern und Schriften verbergen?“ Migels Augen leuchten voller Erfurcht. Integra erging es nicht besser. „Sind sie denn überhaupt in der Lage, all diese Sprachen übersetzten? Ich nehme doch an, dass sich hier auch viele verlorene Kulturen wiederfinden?“ „Das ist in der Tat ein nicht zu verkennendes Problem, mit dem wir uns ständig auseinander setzten müssen.“ Colle seufzte „Ich befürchte das uns viele Geheimnisse für immer verborgen bleiben werden.“ In Migels Augen erschien ein spöttischer Ausdruck. „Vielleicht ist das alles bald nicht mehr wichtig, wenn ein neues Zeitalter anbricht.“ Colle wandte sich zu ihnen um „Sie meinen, ein Zeitalter ohne jeglichen Glauben?“ Migel nickte. „Was wäre das für eine Welt?“ fragte Integra leise. „Eine ohne Hoffnung“ antwortete Alucard.
 

Die Pferde blieben mit einem empörten Wiehern stehen, als Seras an den Zügeln zog. Sie waren an einem verdunkelten Haus stehen geblieben, vor dem nicht einmal eine Laterne brannte oder Fackel brannte. Anderson sprang vom Bock „Scheint, als wären alle Vögel ausgeflogen.“ Seras Augen suchten die verrammelte Fensterfront ab, doch es gab keinerlei Hinweise, dass sich im Haus jemand befand. „Sind sie sicher, dass wir hier richtig sind? Nicht das wir aus versehen jemanden die Hütte unterm Hintern wegbrennen.“ Der Priester lachte. „Du sorgst dich um Unschuldige? Wir sind hier richtig, aber ich zeige dir etwas was alle Zweifel auslöscht.“ Er trat auf den Hauseingang zu und griff dann an unter seinen Talar. Seras sah zwischen seinen Fingern ein kleines Säckchen. „Was ist das?“ Er grinste und öffnete es. Der Inhalt fiel langsam in seine Handfläche. Es sah aus, wie weißer Staub, den er nun vor die Haustür streute und der, kaum hatte er den Boden berührt, wie von einem unfühlbaren Wind zu einem umgekehrten Kreuz geformt wurde. Anderson wandte sich mit einem zufriedenen Lächeln zu ihr um „ Das ist gesegneter Elfenbein. Hervorragend einsetzbar um alles Gottlose und Verdammte aufzuspüren, das sich versucht vor den reinigenden Klingen der Kirche zu verbergen.“ Er verstaute den Beutel wieder unter seiner Robe und ging nun zu der Ladefläche der Kutsche. „Jetzt wollen wir doch mal sehen, was du so mitgebracht hast.“ Er schlug die Plane zu Seite und verzog dann beim Anblick der toten Wachmänner die Stirn. „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“ Seras schlug auf die Säcke, die neben den Leichen lagen. „Ansonsten wäre an das Zeug ohne Theater nicht ranzukommen gewesen.“ Der Priester sagte nichts, sondern packte den ersten Sack. „Was ist da drin?“ „Schießpulver“ Die Falten auf seiner Stirn verschwanden. „Die perfekte Grundlage für unsere Mission, die jetzt ihren Anfang nimmt.“ Er schulterte den Sack und ging an Seras, die immer noch auf der Kutsche saß, vorbei zur Tür. „Was haben sie denn vor?“ „Folge mir, dann wirst du es sehen.“
 

Nach dem sie einige Etagen, der geheimen Bibliothek passiert hatten, führte sie der Abt tiefer zwischen die Reihen der Regale. In den letzten freien Nischen standen hölzerne Schreibpulte. An einem saß ein Mönch, der emsig dabei war in einem dicken Lederband zu blättern. „Das ist Bruder Linus“ stellte Colle ihn seinen Begleitern vor und der Mönch nickte ihnen, mit einem freundlichen Lächeln, zu. Als seine Augen, die von Integra einfingen, wich das Lächeln einem eher fassungslosen Staunen. „Ist das möglich? Sind sie tatsächlich ein?“ „Ja, Bruder, eure Sinne täuschen euch nicht. Es ist tatsächlich eingetroffen, wonach wir uns schon seit so vielen Jahren sehnen. Endlich einmal den Wesen von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten, deren Geschichte wir so emsig studieren.“ Colle deutete auf die drei Vampire. „Eine Chance, die uns vielleicht nur ein einziges mal zu Teil wird.“ Pater Linus graublauen Augen huschten rasch über die drei Personen vor ihm, als wenn er versuchte jedes Detail von ihnen in seinen Kopf zu bannen. „Verzeihen sie mir meine Aufregung, aber sie können sich nicht vorstellen, was es für mich bedeutet. Mein ganzes Leben habe ich der Erforschung ihrer Art gewidmet.“ Alucard lächelte dünn. „Reicht denn dafür ein Menschenleben aus?“ Colle lachte „Oh nein, gewiss nicht. Doch Bruder Linus hat sich durch eine besondere Hingabe zu der Geschichte der Verdammten verdient gemacht. Ich denke das ich nicht übertreibe, wenn ich behaupte, dass es keinen besseren Historiker auf diesem Gebiet gibt.“ Der Mönch errötete bei diesem Lob und murmelte so etwa wie danke. „Verzeihen sie mir Pater, wenn ich unhöflich erscheine, doch was hat das mit dem Grund unseres Besuchs zu tun?“ Integra wurde trotz der interessanten Dinge um sie herum langsam ungeduldig. Colle wechselte rasch einen blick mit Bruder Linus. „Nun, ich denke, dass das Ereignis, was sie zu uns gebracht hat, viel mehr mit ihrer Geschichte zusammen hängt, als sie ahnen.“
 

In das Innere des Hauses zu gelangen, war leichter, als sie gedacht hatten. Anderson hatte kurz überlegt durch eines der hinteren Fenster einzusteigen, aber dann entschied er sich noch einmal um. Mit dem Sack auf der Schulter klopfte er donnernd an die Vordertür, während Seras überlegte ob das eine wirklich gute Idee war. Auf das herzliche Anklopfen, folgte zu nächst nur Stille, doch dann öffnete sich langsam die Tür. Ein ausgemergelter, junger Mann stand dem Priester gegenüber und Seras brauchte nur einen Blick in seine Augen zu werfen um zu wissen, dass sein Körper im Dienste eines anderen stand. Anderson jedoch schien sie grauen Linsen nicht aufzufallen. „Gott zum Gruße junger Herr, darf ich im Namen des Herren um eine milde Gabe bitten?“ er schlug mit der einen Hand auf den Sack. „Die anderen guten Seelen der Stadt haben ihren Obolus bereits gegeben um den armen dieser Stadt Gnade zu kommen zu lassen.“ Der Mann schwieg, doch dann breitetet sich ein Lächeln auf seinen hohlen Wangen aus. „ Selbstverständlich, tretet ein, damit wir euch unsere Gabe überlassen können.“ Er trat zur Seite und Anderson verschwand im Dunkeln des Hauses. Der Diener warf Seras noch einen raschen Blick zu, doch diese hatte den Helm auf ihrem Kopf tief ins Gesicht gezogen und tat als ob sie schliefe. Als sie hörte das er die Tür verriegelte, hob sie den Kopf. Anscheinend hatten die Vampire, die sich dort drinnen aufhielten, die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Wenn sie heute Abend schon nicht raus durften, dann wollten sie sich auf keinen Fall die Freihauslieferung entgehen lassen. Sie verzog das Gesicht. Wenn die wüssten, wen sie da gerade reingeben hatten. Sie musterte noch einmal die Fassade, als sie die dünne, schwarze Spur bemerkte, die sich wie eine lange Schlange, von der Kutsche bis zur Haustür zog. Seras überlegte kurz, dann fiel es ihr ein. Das Schießpulver! Der Sack auf Andersons Schulter schien nicht ganz dicht zu sein und nun rieselte es wie eine Zündschur hinter ihm her. Wider ein Gedankenblitz. Es könnte funktionieren, wenn er den Sack da drinnen irgendwo abgestellt hatte! Seras sah zu dem gegenüberliegenden Haus hinüber, an dem eine brennende Fackel angebracht war. Sie führte die Pferde erst ein Stück weiter die Straße hinauf, dann sprang sie von der Kutsche ging zurück und zog die Fackel aus der Halterung. Eigentlich, war das doch ganz im Sinne der Sache, was sie jetzt vorhatte oder? Gut, vielleicht könnte eine verflucht große Explosion entstehen, bei der auch der Priester in die Luft flog, aber was war schon ohne Risiko? Sie hielt die rotglühende Flamme auf den Anfang der Spur gerichtet. Funken flogen zur allen Seiten, die sich rasant nach vorne zur Tür bewegten. Als sie unter dem Holz hindurch verschwanden fing Seras leise an zu zählen. Bei Zwölf hörte man lautes Fußgetrappel, bei sechszehn einen lauten Schrei und als Seras gerade bei neunzehn angelangt war, geschah es. Mit einem Ohrenbetäubenden Knall schossen die Tür und die Klappen der Fenster aus den Rahmen und wirbelten wie loses Herbstlaub durch die Luft. Aus den offenen Höllen schossen gelbe Flammen empor, die gierig nach Luft schnappten. Nur wenige Sekunden später krachte es erneut und das Dach, das noch eben völlig bewegungslos da gestanden hatte fiel wie ein umgeblasenes Kartenhaus in sich zusammen. Seras sah mit offenem Mund zu wie auch die Seitenwände langsam nachgaben und nach vorne stürzten. Sie hörte die Pferde hinter sich voller Angst wiehern und rannte zu ihnen zurück um sie am Weglaufen zu hindern, als sie plötzlich einen beißenden Schmerz im Hals spürte. Bevor sie wusste was passiert war, stach eine silberne Klinge unter ihrem Kinn hervor.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Integra-sama
2006-09-29T13:06:49+00:00 29.09.2006 15:06
Wie immer ganz großes Kino. Eigentlich braucht sich Seras nicht zu wundern, dass sie eine silberne Klinge im Hals stecken hat. Warum jagt sie auch den armen Andy in die Luft? ^^
Von:  NordicNidhogg
2006-09-12T14:18:12+00:00 12.09.2006 16:18
weiter schreiben, weiter schreiben *singt* lalala weiter schreiben^^
Von:  Kopfnuss
2006-09-12T11:55:43+00:00 12.09.2006 13:55
Sehr sehr gut...
obwohl Seras es doch nicht einfach so wagen darf, Andersen in die Luft zu sprengen. Irgendwie krank, harharhar.
Die mönche hab ich nun wirklich ins Herz geschlossen, einfach klasse...
Gutes kapitel, jep, immer weiter so!
Von: abgemeldet
2006-09-12T10:26:59+00:00 12.09.2006 12:26
weiterrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr​rrrrrrrrrrrrr

^^ ^^


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