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Sehnsucht im Herz

Hoffnungsschimmer am Horizont
von

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Prolog

Hi Leute!
 

Lange Rede, kurzer Sinn...;) Nein kleiner Scherz. Hier ist eine Geschichte, die ich mit Ripper und KatoKira geschrieben habe.

Wie findet ihr sie?
 

au revoir,silberengel!
 

Als ich 16 war, änderte sich mein Leben für immer. Viele Leute werden jetzt sicher meinen, dass es nichts besonderes ist, aber dennoch irgend etwas war da.

Heute, 4 Jahre später, schreite ich nun dem Traualtar entgegen. Mit einem Lächeln im Gesicht blicke ich nach vorne in das Gesicht von Julian. In dem schwarzen Anzug und der Schleife am Kragen erkenne ich

ihn kaum wieder. Obwohl wir uns jetzt schon über zwei Jahre kennen, erscheint er mir heute anders als früher. Sein dunkles, langes und ewig zerzaustes Haar wurde nach hinten gekämmt und seine grünen Augen funkeln, wie das frische Gras im Frühling. In der kleinen Kirche sitzen Verwandte, Freunde und einige Leute von der Hochzeitsplanung. Überall wurden kleine, rote und weiße Rosensträuße

aufgestellt.

So hatte ich mir die perfekt Hochzeit in meiner Kindheit vorgestellt. Nun, blicke ich in meine Hand und betrachte mein Blumensträußchen. Tränen steigen mir bei der Erinnerung an meine Vergangenheit in die

Augen. Wie konnte es ein Mädchen wie ich nur zu so einem Leben schaffen?
 

Meine Eltern trennten sich als ich fünf Jahre war. Meiner Mutter wurde das Sorgerecht erteilt. Obwohl sie um mich kämpfte, verlor sie nach dem Urteil jegliche Interesse an mir, als sie Snake kennenlernte. Er gehörte einer Motorradgang an und fuhr deshalb öfters für Wochen weg. Meine Mutter trank dann um ihren Kummer zu bewältigen und weinte nachts bitterlich. In meiner unschuldigen Kindheit wusste ich nicht, was ich tun musste und wendete mich Hilfe suchend an meinen Vater. Als er uns eines Tages besuchte, lag meine Mutter wieder betrunken auf ihrem Bett. Entsetzt über seine frühere Frau nahm er mich mit und verständigte das Jugendamt. "Lea", sagte er dann zu mir,"deiner Mutter geht es nicht gut. Es ist das beste, wenn du erst einmal eine Weile bei mir wohnst." Da ich ihn sehr liebte, ging ich mit ihm, ohne Fragen zu stellen.

Einige Jahre später erfuhr ich, dass meine Mutter eine Therapie wegen ihrer Alkoholsucht macht und mich wieder bei sich haben will. Snake sei bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen und deshalb habe sie beschlossen, ihr Leben wieder normal zu leben. Keine Biker und keinen Alkohol sollte es mehr in ihrem Leben geben.

Mein Vater war aber trotz des Wandels misstrauisch und wollte mich nicht einfach ihr überlassen. Über Wochen zog sich der erneute Kampf über das Sorgerecht und wieder geriet ich zwischen meinen Vater und meiner Mutter. Während der langen Zeit wurde ich vom Jugendamt in einem Haus untergebracht. Schließlich gewann mein Vater und ich blieb bei ihm.

Meine Mutter erlag einem Rückschlag und mit 11 Jahren erfuhr ich von ihrem Tod. Mein Vater erwähnte es einmal nebenbei beim Abendessen, aber mehr wollte er nicht dazu sagen. Ich hatte niemanden, an den ich mich wenden konnte. Obwohl ich öfters einige Freundinnen hatte, zogen diese entweder weg oder suchten sich jemand anderen. So blieb ich alleine und begann Süßigkeiten zu essen. Mit der Zeit nahm ich zu und mein Körperumfang wuchs und wuchs. Meine Noten wurden zugehend schlechter und das beunruhigte meinen Vater. Als ich dann auch noch drohte durchzufallen, beschloss er, mich in ein Internat zu bringen. Dort sollte ich leben, neue Freunde finden und versuchen abzunehmen. Diese Entscheidung machte mich noch unglücklicher, als ich schon war, aber mein Vater hielt seine Idee für gut.

So nahm ich am 15. Juli 1990 Abschied von meinem zu Hause und fuhr in eine ungewisse Zukunft. Mrs. Braun, die Leiterin des Internats, holte mich vom Bahnhof in St. Stein ab und begleitete mich zu meinem neuen Heim. "Ich bin sicher, dass es dir hier gefallen wird. Jedes Jahr kommen neue Mädchen jedes Alters zu uns. Ich freue mich dich hier zu haben." Sie war schon eine Frau, reiferen Alters. Ihre grauen Haare trug sie zu einem Knoten streng zusammengebunden, sodass nicht eine einzelne Haarsträhne herausfiel. Auf ihrer Nase hatte sie eine Brille auf und ihr Mund wies kein Lächeln auf.

Verschreckt betrat ich hinter ihr das Internat und ein alter Geruch stieg mir in die Nase. Was es war, erkannte ich nicht, aber es gefiel mir nicht. In der großen Empfangshalle stand eine Kommode und darüber waren Bilder von einer alten Frau. "Dies war die Gründerin des Internats", klärte mich Mrs. Braun auf, als sie sah, wohin ich blickte.

Mein Zimmer war im dritten Stock und ich musste es mir gemeinsam mit zwei anderen Mädchen teilen. Jessica und Caroline, so hießen sie, waren im selben Alter wie ich, jedoch sahen sie in mir nur ein lästiges Insekt. Immer wieder war ich ihren teuflischen Taten ausgeliefert. Sie drohten mir, falls ich es der Leiterin sagen würde und selbst meinem Vater konnte ich nichts davon berichten, so demütigend war es für mich.

Das erste Jahr war für mich das schlimmste. Man hänselte mich, ignorierte mich und verabscheute mich. Ich dachte öfters daran, mir das Leben zu nehmen, doch weder konnte ich dies meinem Vater antun, noch wollte ich den anderen den Triumph über mich können. Meine einzige Freundin war Marie. Sie konnte nicht viel gegen Caroline und Jessica ausrichten, aber dennoch half sie zu mir. Wir freundeten uns an, da es ihr genauso schlecht ging wie mir. Man nannte uns immer "Das Nilpferd und die Brillenschlange". So verletzend andere waren, wir versuchten das beste aus der Situation zu machen. Uns beiden war klar, dass weder ich mit meinem Körperumfang, noch sie mir ihrer Brille und der abgemagerten Figur je einen Freund finden werden.

Im zweiten Jahr erhielten wir dann die Erlaubnis gemeinsam ein Zimmer zu bekommen, was unsere Freundschaft vertiefte und das Leben im Internat erträglicher zu machen. Jetzt musste ich keine Angst mehr haben, dass jemand meine Sachen durchstöberte oder irgendwelche Dinge zwischen meine Schulbücher zu verstecken. Einmal fand mein Lehrer zwischen meinen Hausübungen ein Kondom. Der Leiterin des Internats versuchte ich vergebens die Situation zu erklären, aber sie glaubte mir nicht. "So etwas hat es noch nie in diesem Haus gegeben. Ich verbiete es dir, Jessica und Caroline so zu beschuldigen. Ihre Eltern spenden nämlich sehr viel Geld. Wir können es uns nicht leisten, darauf zu verzichten!"

Marie und ich verbrachten die meiste Zeit des Jahres in der Bibliothek. Wir lasen Bücher und unterhielten uns stundenlang.

Während des Schuljahres bekamen wir ein neues Mädchen in unsere Zimmer. Claudia war eine echte Beliebtheit an dem Internat. Jedes Mädchen wollte mit ihr befreundet sein. Obwohl uns die anderen mieden, freundete sich Claudia mit uns an. "Es ist mir egal was die anderen sagen. Ich suche mir meine Freundinnen und nicht sie", erklärte sie uns eines Tages.

Mein Leben wendete sich zum Guten und ich begann mich auch an ihm zu erfreuen. Alles war einfach perfekt. Ich hatte endlich wahre Freundinnen und auch meine Noten wurden immer besser.

Doch eines Tages wurde diese Idylle zerbrochen. Ich stand vor einem Scherbenhaufen und wusste nicht mehr, was ich machen sollte.
 

Hier begann nun meine lebensverändernde Geschichte. Ich sah jede Szene meines Lebens noch genau vor mir und hier möchte ich mit meiner eigentlichen Geschichte beginnen. Viele werden es für "gewöhnlich" oder "natürlich" halten, aber das ist es nicht. Für mich war dies alles etwas ganz besonderes. Ich werde jetzt meine Jugend noch einmal durchleben, um jeden davon zu überzeugen, warum es dies für mich ist.
 

Es war der 13. Februar 1993 und ich war 16 Jahre alt. In der Früh dieses Tages ordnete mich die Leiterin des Internats zu sich ins Büro. Verwirrt blieb ich vor der Türe stehen und zögerte mit dem Klopfen. Als ich endlich den Mut aufbrachte zu klopfen, sagte eine klare und ruhige Stimme, ich solle eintreten. Mrs.Braun saß hinter ihrem Schreibtisch und sah zu mir auf. Strahlend hielt sie etwas in der Hand und deutete auf mich. "Da sind Sie ja, Lea. Ich habe hier einen wichtigen Brief für Sie."

Kapitel1

Danke für das Kommi...Hier geht es weiter :)

au revoir,silberengel!
 

Ich verstand nicht genau, was für einen Aufwand ein gewöhnlicher Brief machte. Normalerweise schickte Papa auch Briefe und die bekam ich immer, ohne hier bei der Leiterin des Internats aufzutauchen. Sie deutete mich vor ihren Schreibtisch zu setzen, was ich auch tat. "Sie fragen sich sicher, warum ich sie hier extra her bestellt habe, oder Lea?"

Ja, ich wunderte mich wirklich und dieses strahlende Gesicht von Mrs. Braun machte mich ehrlich gesagt sehr nervös. Ich konnte nicht gerade behaupten in meiner Zeit hier im Internat sie jemals lachen gesehen zu haben, aber das war im Moment egal.

"Hier bitte!" Sie schob den Brief von ihr auf der Tischplatte langsam zu mir. Ich kam mir vor, wie bei einer schmierigen Geldübergabe. Als sie die Hand von dem Brief wegnahm, sah ich auf dieses weiße Papier vor mir. Mrs. Braun stützte ihren Kopf mit ihren Händen am Kinn ab und grinste mich an. Ich konnte dieses Grinsen nicht wirklich deuten, aber ich hatte den Eindruck, als wäre es sehr hinterhältig, ja fast siegessicher!

"Lesen Sie den Brief in ihrem Zimmer ruhig durch! Sie können sich Zeit lassen!"

Ich nahm den Brief an mich und ging aus dem Büro. Als ich draußen vor der Tür stand drehte ich den Brief um, um nach dem Absender zu sehen. Mir stockte der Atem, als ich den mir bekannten Namen las. Mit schon fast allem hatte ich gerechnet, aber NIEMALS mit dieser Person!

Ich rannte auf mein Zimmer und öffnete den Brief mit großer Hektik! Hier versuchte mich doch jemand zu verarschen! Ganz sicher! Ich schmiss mich auf mein Bett und achtete gar nicht auf Marie und Claudia. Die beiden waren ebenfalls in dem Zimmer und guckten mich nur verdutzt an. Ich glaube sie hatten mich noch nie so vertieft und gleichzeitig so wütend und verwundert gesehen. "Lea, was hast du denn?", fragte mich Claudia. Ich antwortete nicht, sondern las bereits die ersten Zeilen des Briefes.

Die Mädchen schauten sich nur gegenseitig an und zuckten mit den Schultern. Sie wussten genau, ich würde ihnen früher oder später davon erzählen. Nach nicht allzu langer Zeit hörten mich meine Freundinnen wahrscheinlich schlurchzen, denn ich spürte beruhigende Hände auf meinem Rücken, die mir tröstend auf und ab strichen.

"Lea! Ja, was ist denn mit dir?" "Lass sie lieber noch ein bisschen in Ruhe, Marie!", flüsterte Claudia zu meiner besten Freundin hin.

Schließlich fing ich mich wieder und versuchte meinen Freundinnen das Geschehene mitzuteilen. "Hier Marie! Lies den Absender!", forderte ich sie auf.

Abs.: Margarete Kupfer

Marie machte ein entsetztes Gesicht. "A....aber....i....ist das nicht......?" Claudia verstand nicht wirklich viel von dieser Situation. Ihr hatte ich auch nie über eine Margarete Kupfer erzählt! "Wer ist denn diese Frau?" Ich atmete tief durch, bevor ich mich zusammen nahm und ihr antwortete. "Ich habe dir doch erzählt, dass meine Mutter vor langer Zeit gestorben ist, oder?" "Ja, und weiter?" "Margarete Kupfer ist meine Mutter!"
 

Liebe Lea!

Wie geht es dir?

Ich weiß, du möchtest bestimmt nichts von mir wissen, aber ich dachte mir mal nach all den Jahren ein kurzes Bild von meinem bisherigen Leben zu berichten.

Du weißt, dass ich eine Alkoholikerin war und diese schreckliche Zeit möchte ich auch schnellstens vergessen!

Aber du bist meine Tochter und ich hab dich sehr lieb!

Mich interessiert, was aus dir geworden ist und ich kann verstehen, wenn du mir nicht auf diesen Brief antworten willst. Ich erwarte auch keine Antwort von dir.

Es war sehr schwer herauszufinden, wo du dich zur Zeit aufhälst, aber für eine Mutter ist es nun mal sehr wichtig zu wissen, wie es dem eigenen Kind geht.

Es mag dir wahrscheinlich spanisch vorkommen, wieso ich mich nach all den Jahren bei dir melde! Das hat bestimmte Gründe! Ich habe mein Leben in den Griff bekommen, was ich bestimmten Personen verdanke! Einer dieser Personen ist Franz Blanz. Er ist ein sehr liebens- und vertauenswürdiger Mann! Er hatte in den letzten Jahren ziemlich viel zu tun und trotzdem hat er mir in meiner Therapie geholfen. Er ließ sich letztes Jahr von seiner Frau scheiden, weil es bei ihnen ebenfalls nicht funktioniert hat, genau wie bei mir und deinem Vater!

Apropos dein Vater! Hat er dir denn gar nichts über mich erzählt? Ich habe versucht über ihn Kontakt zu dir aufzunehmen und da du auf meine anderen vorherigen Briefe nie geantwortet hast, habe ich es irgendwann aufgegeben dir zu schreiben.

Ich wollte dir noch etwas sehr wichtiges in meinem Leben erzählen und dich um etwas bitten. Ich weiß nicht, ob du die Bitte für mich erfüllen wirst, aber es würde mir sehr große Freude bereiten und wir könnten uns mal wieder besser kennen lernen.

Ich werde demnächst heiraten! Ja, ganz genau! Ich werde Franz heiraten!

Und jetzt zu meiner Bitte: Da du nächste Wochen Ferien hast, dachte ich mir, du könntest mal zur Abwechslung mal zu mir kommen, anstatt zu deinem Vater! Dann könntest du meinen zukünftigen Gatten kennen lernen!

Natürlich werde ich dich und deinen Vater zu meiner Hochzeit einladen! Ich hoffe, du kannst wenigstens ein paar Tage zu mir kommen. Meine neue Adresse steht auf dem Rückumschlag des Briefes!

P.S.: Franz freut sich auch auf dich, genauso wie ich! Achja! Das hatte ich noch gar nicht erwähnt! Franz hat einen Sohn, der ungefähr in deinem Alter ist! Er wird auch kommen, um sich die Braut anzusehen und seine zukünftige Mutter!

Dicke Bussis und eine feste Umarmung!

Deine Mama,

Margarete Kupfer
 

Das war alles zu viel für mich! Schließlich musste ich schon wieder weinen und drückte mich zu Marie. Sie verstand sehr gut, wie ich mich fühlte. Claudia versuchte mich ebenfalls zu trösten. Sie gab sich sehr viel Mühe und ich war sehr froh so gute Freundinnen zu haben.

Was sollte ich jetzt tun? Die Woche würde bald um sein! Sollte ich wirklich zu meiner Mutter, die ich all die Jahre für tot glaubte, oder ihre Bitte ignorieren und meine Ferien bei Papa verbringen? Und warum hat mir Papa damals erzählt Mama sei gestorben? Ich verstehe das einfach nicht! Wieso hat mich Papa in bezug auf Mama belogen?

Und was für Briefe erwähnte Mama in ihrem Brief? Ich habe nie welche bekommen!

Papa hat wohl versucht sie von mir fern zu halten! Wie soll ich das wohl auffassen?

Zu viele Fragen, die eine Antwort verlangen!

Irgendwie interessierte ich mich schon für meine Mutter, aber wie sollte ich mich ihr gegenüber verhalten? Ich kann nicht tun, als ob nie etwas gewesen wäre?

Nun musste ich mich entscheiden von wem ich eine Antwort möchte! Von Mama oder von Papa!

Schließlich beschloss ich nach langen Besprechungen mit Claudia und Marie, dass ich zu meiner Mutter fahre. Allerdings werde ich Papa nichts sagen und behaupten die Ferien bei Marie zu verbringen! Marie versprach mir mich zu decken. 'Wenn du diese Chance nicht nutzt, wirst du's vielleicht ewig bereuen! Wie willst du sonst deine Mutter wieder sehen, wenn dein Vater dich von ihr fernhält?'

Das waren die Hauptgründe, warum ich mich zu diesem Schritt wagte. Claudia fuhr mit mir eine Zeit lang im selben Zug. Allerdings musste ich früher aussteigen.

Ich gebe zu, ganz okay fühlte ich mich nicht. Ich war sehr nervös, als ich nun alleine auf dem Bahnhof stand. Kurz überlegte ich auch wieder zurück zu fahren und das alles ins Wasser fallen zu lassen. Schließlich habe ich nicht mal gesagt, dass ich komme oder nicht. Mama hatte auch geschrieben, dass sie keine Antwort erwarte. Im Grunde war ich nur zu feig ihr zurück zu schreiben oder sie einfach anzurufen! Ich ring mich doch noch dazu durch mir ein Taxi zu bestellen und fuhr zu der mir angegebenen Adresse.

Ich bezahlte das Taxi und stieg aus dem blauen Mercedes, der mich vor diesem riesigen Haus vor mir absetzte. Das war ja fast ein Palast! Dieses Haus hatte bestimmt mindestens drei Stöcke und einen riesigen Garten! Ich war gespannt, was mich hier erwarten würde.

Ich hielt meine Tasche fest in meiner Hand und klingelte an dem Haustor. Eine elektronische Stimme antwortete mir an der Gegensprechanlage. Ich antwortete mit meinem Namen, die kurze Zeit für Stille sorgte. Doch dann wurde das Tor geöffnet und ich musste einen langen Kieselweg folgen, um zu dem Haus zu kommen. Auf halben Weg konnte ich sehen, wie die Eingangstür geöffnet wurde....

Kapitel2

Eine schlanke, kleine Frau trat aus der Türe und winkte mir fröhlich. Ich atmete noch einmal tief durch, jetzt gab es kein zurück mehr. Als ich keine Anstalten machte, meine Schritte zu beschleunigen, kam mir die Frau entgegen, zuerst ebenfalls gehend, dann immer schneller werdend, bis sie schließlich auf mich zu gerannt kam. Direkt vor mir machte sie halt. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, trat von einem Bei auf das andere und auch die Frau mir gegenüber schien allen Antrieb verloren zu haben. Verstohlen musterte ich diese Frau, meine Mutter, meine fünf Jahre lang tot geglaubte Mutter. Sie hatte immer noch diese dunklen, dicken Haare, doch es zeichneten sich schon vereinzelte weiße Häarchen auf ihrem Kopf ab. Ihr Gesicht wirkte jünger als ich es in Erinnerung hatte, auch wenn der Alkohol deutliche Spuren hinterlassen hatte. Es schien mir eine endlos lange Zeit, bis sie ihre Sprache wieder fand. Endlich räusperte sie sich. Sie blickte mir in die Augen und ich sah wie sie sich langsam mit Tränen füllten.

"Mäuschen... Es ist so schön dich zu sehen! Wie groß du doch geworden bist, ich hätte dich fast nicht mehr erkannt. Mein kleines Mädchen ist ja schon fast eine Frau geworden! Wie lange ist es her, dass du zuletzt vor mir gestanden bist? Furchtbar! Ich war so eine miserable Mutter...ich..." Ihre Stimme versagt und immer neue Tränen rannen über ihre Wange. Ich fühlte mich völlig hilflos, da stand meine Mutter vor mir, die ich vor über sieben Jahren zuletzt gesehen habe, die ich bis vor ein paar Tagen tot geglaubt habe, ich wusste nicht was ich tun sollte. Aber mit einem Mal war mir alles egal, es war gleichgültig, wie sehr sie mich verletzt hatte, jetzt galt es sie zu trösten, reden konnten wir noch später.

Vorsichtig nahm ich meine Mutter in den Arm. "Ich habe dich so vermisst, Mama, so sehr vermisst!"

Wie ich sie so in meinen Armen hielt kamen alte, längst vergessene Erinnerungen wieder in mir auf. Ich erinnerte mich an den Geruch ihrer Haare, an das Gefühl ihrer Haut auf meiner Wange und ihre kleine Hand die mir über den Rücken strich, die mich so oft gestreichelt und beruhigt hat, wenn ich mir weh getan hatte. Es waren alles so schöne und vertraute Gefühle, dass ich ganz überwältigt wurde und die Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Wir müssen echt einen jämmerlichen Eindruck abgegeben haben, wie wir uns da in den Armen gelegen sind und hemmungslos die Schulter des anderen nass weinten. Ich weiß nicht wie lange wir so dagestanden sind, ich kann mich nur noch an das unglaublich leichte und zufriedene Gefühl erinnern, dass meinen Körper durchströmte, als wir uns endlich beruhigt hatten. Fast schon wieder verlegen mussten wir beide auf einmal durch unseren Tränenschleier durch Lachen. Meine Mutter schnappte sich meinen Koffer und griff mit der anderen Hand nach meiner. Hand in Hand schritten wir auf das riesige Haus zu.

Als wir eintraten verschlug es mir die Sprache. Ich konnte mich nicht erinnern jemals in einem so großen und prunkvollen Raum gestanden zu haben. Gegenüber von der Eingangstür befand sich eine breite Treppe, die in die anderen Stockwerke führte. Ich war wirklich beeindruckt, selbst der Empfangsraum unseres Internats war im Vergleich zu diesem hier winzig und lächerlich. Meine Mutter zwinkerte mir zu: "Nicht schlecht, stimmt's?" Von ihrer Stimme aus meinen Gedanken gerissen merkte ich erst, dass ich den Mund offen hatte. Verlegen schloss ich ihn wieder und räusperte mich. "Hier müssen steinreiche Menschen wohnen! Das ist doch unglaublich!" Meine Mutter lächelte mich nachsichtig an und schritt auf die Treppe zu. "Du hast recht, Franz hat von seinen Eltern ein sehr gut laufendes Unternehmen geerbt und er arbeitet sehr hart, um sich diesen Wohlstand leisten zu können. Du wirst noch sehr staunen!"

Wir hatten den ersten Stock erreicht, stiegen jedoch noch weiter nach oben. Erst jetzt merkte ich langsam wie müde meine Beine waren und in wie schlechter Kondition ich war. Meine Mutter hörte mich schnaufen und lachte mich an. "Tja ja, kein Wunder, dass du so schlecht beisammen bist, mit so einem Bauch hätte ich auch Schwierigkeiten beim Treppen steigen!" Entgeistert starrte ich meine Mutter an, doch diese brach sofort in lautes Gelächter aus. Wie lange hatte ich dieses Lachen nicht mehr gehört, normaler weise hätte ich mich ja gefreut, aber jetzt war ich doch etwas irritiert. "Du Dummchen, das war doch nur Spaß! Jetzt mach doch nicht gleich so ein Gesicht, ich wusste ja nicht, dass du so heikel mit deinem Schwimmreifen bist!" Ich konnte und wollte meinen Ohren nicht trauen, wir sahen uns nach so langer Zeit zum ersten Mal wieder uns sie machte Witze über meine größte Schwäche. Doch meine Mutter war noch immer bester Laune und lachte vor sich hin. Das war zuviel, ich blieb mitten auf den Treppen stehen und dachte nicht daran mich weiter beleidigen zu lassen. Verwundert blieb auch meine Mutter stehen und sah mich fragend an. "Was ist den Mäuschen, die paar Stufen wirst du jetzt doch noch schaffen, oder ist es echt zu schwer für dich?" Mir fehlte die Sprache, entgeistert schüttelte ich meinen Kopf. "Nein? Was ist dann mit dir los? Komm doch!" Sie nahm meine Hand und zog mich die restlichen Stufen hoch. Oben angekommen führte sie mich in ein wundervolles Zimmer in der Mitte des Ganges. Erwartungsvoll schaute sie mich an: "Ich habe für dich extra das schönste Gästezimmer reserviert! Gefällt es dir?" Es war schön, es war sogar wunderschön, aber ich konnte es nicht genießen. Normalerweise wäre ich verzückt durch das Zimmer gehopst und hätte alles aufgehoben, begutachtet und wieder hingestellt. Doch jetzt wollte sich nichts in mir zum Hopsen aufraffen, nichts wollte sich freuen. Ich fühlte mich einfach nur unglaublich schwer und müde. Erschöpft ließ ich mich auf das riesige Bett fallen, ich schüttelte noch immer meinen Kopf. Meine Mutter schien endlich zu verstehen, dass es mir nicht gut ging, denn sie setzte sich zu mir auf das Bett und tat das einzig richtige, sie schwieg und ließ mir Zeit. Langsam sammelte ich mich. "Ich weiß eigentlich nicht, was ich zu all dem sagen soll. Ich weiß noch nicht einmal, ob es richtig war, hier her zu kommen. Du hast doch keine Ahnung wie es mir geht! Es ist alles ziemlich viel für mich! Ich sehe dich nach so langer Zeit wieder und was machst du, du machst Witze über mein Übergewicht. Vielen Dank, da hätte ich gleich im Internat bleiben können, deren Dickenwitze sind viel einfallsreicher als deine!" Meine Mutter schaute mich bestürzt an. "Es tut mir leid, es ist auch für mich nicht so leicht, ich meine als ich dich zuletzt bei mir hatte warst du vielleicht halb so groß wie heute. Es ist wirklich lange her und ich weiß schon, dass wir nicht einfach so tun können, als ob nichts gewesen wäre. Ich habe einige Fehler gemacht und dich dadurch verloren, aber du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe. Vor allem während der Therapie schmerzten die Gedanken an dich am meisten, vor allem, als du nie auf meine Briefe geantwortet hast. Aber Franz ist mir immer bei gestanden und hat mir gesagt, dass ich dir nur Zeit lassen solle. Das habe ich getan und jetzt bist du hier bei mir und ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich bin unglaublich stolz auf dich, du hattest es doch so schwer gehabt und stehst trotzdem vor mir und wie hübsch du doch geworden bist. Aber ich werde keine Witze mehr machen, versprochen! Ich freue mich so sehr dich endlich wieder bei mir zu haben!" Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf an ihre Schulter. "Ich freue mich auch, wieder bei dir zu sein. Ich glaube wir brauchen bloß beide Zeit uns wieder an einander zu gewöhnen. Du weißt gar nicht wie sehr alles in mir drinnen verrückt gespielt hat, als ich den Brief von dir bekommen habe. Ich hatte so eine Angst, dass das wieder nur ein dummer Scherz war, aber irgendwann habe ich wirklich verstanden: du lebst noch! Und da war ich, obwohl ich doch Angst hatte, unglaublich glücklich." Erschrocken schlug ich mir die Hand auf den Mund, jetzt war es also raus und es hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Meine Mutter saß wie vom Blitz getroffen neben mir und brachte kein Wort heraus. Nach einer Ewigkeit löste sich ihr Körper aus der Starre, nur ihre Augen fixierten mich weiterhin weit aufgerissen. "Du verstandest, dass ich noch lebe??"

Kapitel3

So, jetzt wieder ein neuer Teil. Viel Spaß dabei.

au revoir,silberengel!
 


 

Verlegen wante ich meinen Kopf von ihr weg. "Mäuschen? Was bedeutet das?" Mit zitternder Stimme versuchte ich ihr von ihrem angeblichen Tod zu erzählen. "Papa, hat es mir einmal beim Abendessen mitgeteilt. Ich konnte ja nicht wissen, dass er mich belügt und mir meine eigene Mutter verheimlichen wollte." Nun flossen dicken Tränen aus meinen Augen. Meine Mutter nahm mich fester in ihre Arme und versuchte mich zu trösten. "Lea, wenn ich das gewusst hätte. Es tut mir so leid. Wenn ich doch nie süchtig geworden wäre, dann wäre es nie so weit gekommen. Wie konnte Gerald mir nur so etwas antun. Meine eigene Tochter hielt mich für tot!" Jetzt saßen wir beide weinend in dem hübschen Zimmer.

Nach einer Weile hörten wir ein Klopfen an der Türe. "Madame", sagte die etwas ältere Haushälterin," ihr Verlobter ist gerade eingetroffen." Als ich aufsah, erkannte ich, dass sie ungefähr dreißig Jahre alt war. Ihre blonden Haare waren zu einem Knoten zusammengebunden und als Arbeitskleidung trug sie das selbe, wie alle Haushälterinnen. Ihr Gesicht wäre schön gewesen, wenn sie nicht eine Warze auf ihrer Wange gehabt hätte. Meine Mutter wischte sich die Augen trocken und stand auf. "Vielen Dank, Isabella. Würden Sie der Köchin bitte ausrichten, dass sie heute für drei Leute kochen soll?" Mit einem Nicken nahm die Frau diese Bitte an und wollte gerade gehen, als meine Mutter sie noch einmal zurückrief. "Bevor ich es vergesse, die Toiletten im ersten Stock müssten noch einmal gereinigt werden. Ich möchte nur das beste für meine Tochter." "Sehr wohl, Madame." Obwohl die Haushälterin nicht gerade begeistert von ihrer Aufgabe schien, begab sie sich zu ihrer Arbeit.

Meine Mutter sah mich noch einmal an. "Du siehst sehr müde aus, Lea. Du solltest dich ausruhen und erst zum Essen nach unten kommen. Ich werde dir dann Franz später vorstellen. Zieh dir etwas feines zum Essen an, ich werde dich dann rufen lassen." Dankbar erblickte ich noch einmal in das zierliche Gesicht meiner Mutter. Sie gab mir einen Kuss auf meinen Scheitel und wollte gerade den Gang betreten, als sie sich noch einmal zu mir hersah. "Mäuschen, ich freue mich so sehr, dass du da bist. Wir werden eine schöne Zeit miteinander haben." Dann war sie gegangen.
 

Nach einem langen Bad legte ich mich bekleidet mit einem schwarzen Bademantel, den man mir hergerichtet hatte, auf das Bett. Es war wie ein Märchen. Ein Brief von meiner todgeglaubten Mutter und ein riesiges Haus. Obwohl es keinen Grund gab betrübt zu sein, ging mir die Frage nicht aus dem Kopf, warum mir mein Vater diese Lüge erzählt hatte. Wollte er mich beschützen oder mich einfach nur absichtlich von der wichtigsten Person in meinem Leben fernhalten?

Einige Minuten dachte ich darüber nach, entschied mich aber, mich für das Abendessen bereit zu machen. Ich öffnete den Schrank und betrachtete meine Kleidung, die Isabella bereits eingeräumt hatte. Sollte ich in Jeans und T-Shirt hinunter gehen, oder etwas eleganteres tragen oder überhaupt nur in einem Trainingsanzug hinunter gehen? Nach langem hin und her entschied ich mich für ein luftiges Kleid, das gleichzeitig bequem als auch elegant war. Zufrieden betrachtete ich mein Spiegelbild und konnte mir nicht ein Schmunzeln verkneifen. Da mich noch keiner gerufen hatte, betrat ich den angegrenzten Balkon. Eine wundervolle Aussicht, dachte ich mir und sah in der Ferne ein kleines Dorf mit vielen Häusern, aus deren Rauchfängen Rauch stieg. Um mir den Geruch von diesem Ort zu merken, zog ich langsam die frische Luft ein. Obwohl es nicht gerade warm war, fröstelte ich nicht.

Gerade als ich die untergehende Sonne beobachtete, klopfe es an der Türe und die alte Haushälterin trat ein. "Junges Fräulein, das Essen wird serviert. Bitte folgen Sie mir. Ich führe sie ins Speisezimmer." Mit einer Verbeugung wartete sie auf mich und ging dann vor mir durch das Haus. Wiedermal an diesem Tag war ich von der Größe beeindruck. Wie kann ein einziger Mann so ein Haus errichten, es musste doch eine Menge Geld gekostet haben?

Vor einer großen Türe blieb Isabella stehen. Als sie sich entfernte, öffnete ich die Türe und staunte noch mehr. An den Wänden hingen überall Kerzen und in der Mitte des Raumes stand ein langer, gedeckter Tisch. An einem Ende sah meine Mutter mit einem Mann. Er hatte blondes Haar und war trotz seines Alters von schätzungsweise 45 Jahren, noch recht attraktiv. Über seiner Oberlippe besaß er einen kleinen Schnurbart und auf seiner Nase saß eine Brille. Obwohl um seine Augen schon Falten zu sehen waren, erkannte man noch immer die kantigen und ausgeprägten Gesichtszüge.

Als meine Mutter mich sah, stand sie auf und begrüßte mich. "Da bist du ja Lea. Das Kleid steht dir hervorragend. Echt hübsch." Sie führte mich zu dem Mann hin und stellte mich vor. "Das ist Franz Blanz. Franz, das ist meine Tochter Lea." Ihr Verlobter streckte mir die Hand entgegen und lächelte mich gütig an. "Freut mich dich kennen zulernen. Deine Mutter hat mir viel von deiner Kindheit erzählt. Es muss schrecklich für dich gewesen sein, aber jetzt wird sich alles zum Guten wenden." Er deutete mir an sich neben meine Mutter zu setzten und verlangte dann unser Essen.

Man servierte uns die köstlichste Speise in meinem Leben. Zuerst gab es Schinken mit Melone als Vorspeise, daraufhin folgte als Hauptspeise ein gefülltest Huhn mit dem besten Reis, den ich je gegessen hatte. Als dann ein Schokoladenpudding als Nachspeise gebracht wurde, war ich überglücklich.
 

Nach dem Essen ging ich mit meiner Mutter in das angrenzende Wohnzimmer. Der Raum war, wie schon das Speisezimmer, hell erleuchtet. Vorsichtig setzte ich mich auf das dunkelblaue, samtige Sofa und wartete. Meine Mutter durchsuchte ein Regal hinter meinem Rücken. "Ich habe hier etwas in den letzten Jahren zusammengesammelt. Ich weiß, dass es kitschig ist, aber ich konnte nicht anderst. Ich möchte es dir zeigen und es dir auch schenken, wenn du es willst." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. "Ah, hier ist es ja. Ich habe es extra für dich gemacht." Mit schwungvollem Gang kam sie zu mir und setzte sich neben mich. In ihrer Hand hielt meine Mutter einen Ordner. Als sie ihn mir reichte, schlug ich ihn neugierig auf. Gleich auf der ersten Seite war ein Foto von einem Kleinkind zu sehen. Im Hintergrund erkannte ich meine Mutter, nur war sie hier um etliche Jahre jünger. Daneben waren weitere Bilder auch mit meinem Vater darauf. Ich spürte, die mir die Tränen kamen. "Es ist großartig." Mit gepresster Stimme brachte ich diese Wörter hervor.

"Freut mich, dass es dir gefällt. Es war für mich das wichtigste in den letzten Jahren. Jedes Mal, wenn ich mir die Fotos angesehen habe, stellte ich mir vor, dich wieder zu sehen und wie du dich verändert hast."

Dankbar nahm ich ihre Hand in meine. "Oh Mama, ich habe dich so vermisst. Mir erging es so schrecklich und ich konnte nicht mit Papa darüber reden. Ich muss dir dringend alles erzählen, was mir passiert ist. Von Marie, Claudia, Jessica und Caroline." Mit einem Lächeln sah mich meine Mutter an. "Das kannst du, ich würde mich sehr freuen. Aber du solltest dich heute nicht mehr aufregen, du hast einen anstrengenden Tag hinter dir. Ich bin ja so froh, dass du hier bist. Du solltest jetzt schlafen gehen. Es ist schon spät. Wenn du willst, kannst du dir oben noch die Fotos ansehen, aber bleibe nicht zu lange auf. Schließlich wollen wir morgen einiges unternehmen. Ich habe schon ein tolles Programm vorbereitet und eine neue Person sollst du morgen auch kennen lernen." Ich nickte und begab mich auf mein Zimmer. Schnell zog ich mich um und begann noch den heutigen Tag in mein Tagebuch einzutragen.

Danach legte ich mich ins Bett und versuchte zu schlafen. Während ich so dalag, ging die Türe noch einmal auf und ich sah meine Mutter durch den Mondschein. Ihr zartes Gesicht wirkte dadurch noch zerbrechlicher. Sie bemerkte nicht und erwartete sicher auch nicht, dass ich noch wach war, dennoch sprach sie zu mir. "Oh Lea, mein Mäuschen, ich bin ja so stolz auf mein großes Mädchen. Endlich habe ich dich wieder. Ich weiß, dass ich keine gute Mutter war, aber ich werde es ab heute sein. Ich liebe dich."

Nach diesen Worten hatte sie das Zimmer verlassen. "Oh Mama, ich liebe dich auch." Ich drehte mich um und schlief schließlich auch ein.
 

Am nächsten Morgen erwachte ich schon bei den ersten Sonnenstrahlen. Da es im Haus noch ruhig war, zog ich mich leise an und schlich durchs Haus, um mich genauer umzusehen. In einem Zimmer sah ich ein Foto von einem ungefähr 15-jährigen. Darunter war ein Text mit der Aufschrift: Christoph mit 15 Jahren.

Neugierig betrachtete ich das Foto genauer. Es durfte im Sommer aufgenommen worden sein, was die spärliche Kleidung erklärte. Er sehr gut aus mit seinem flachen, jedoch durchtrainierten Bauch und einer schlapprigen Badeshort. Sein blondes Haar wehte im Wind und seine blauen Augen strahlten direkt in die Kamera. Ob das mein Stiefbruder ist?, dachte ich mir.

Ich beschloss, mich noch weiter umzusehen. Ich erreichte einen Flur, in dem ich noch nicht gewesen bin. Ich öffnete eine der Türen und trat ein. Hinter mir viel die Türe ins Schloss und verursachte einen dumpfen Knall. Durch den Schock übersah ich die Boxershorts am Boden und wollte in den anliegenden Raum gehen. Ich öffnete die Türe und ging hinein. Dampf schlug mir entgegen und im nächsten Moment sah ich ihn. Genau zur selben Zeit bemerkte auch mein Gegenüber mich.

Kapitel4

Vor Schreck war ich unfähig mich zu bewegen und starrte den nackten Jungen vor mir mit offenem Mund an. Er blickte ebenfalls mit weit aufgerissenen Augen zu mir. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick zwischen seine Beine wanderte. Überhaupt betrachtete ich den Körper des Jungen in diesen Bruchteilen von Sekunden sehr genau und im Inneren wurde mir bewusst, dass dieser jemand derjenige war, den ich schon auf dem Foto gesehen hatte. Genau, wie am Foto hatte er immer noch diesen wundervollen durchtrainierten Oberkörper und seine schlanke Taille war ebenfalls zum Anbeißen! Seine blonden Haare klebten ihm nass im Gesicht und seine strahlend blauen Augen stachen förmlich hervor, denn sein ganzer Körper war braun gebrannt.

Der Junge reagierte endlich und schnappte sich mit seinem muskulösen Oberarm ein weißes Handtuch, dass er sich schnell vor seine Männlichkeit hielt. Ich fragte mich selbst, wie ich dieses Bild vor mir nur so schnell in mein innerstes Auge brennen konnte!

Endlich registrierte ich, dass mir nicht nur von dem heißen Dampf warm geworden war, sondern, dass ich ziemlich rot angelaufen war. Ich hatte mir mein erstes Treffen mit Christoph wirklich anders vorgestellt! Christoph sprach mich an, ohne, dass ich es bemerkte. "Hallo! Kannst du bitte hier verschwinden!", fuhr er mich schroff an. Ich stammelte eine Entschuldigung und wollte plötzlich so schnell, wie möglich hier weg. Er musste mich ja für den reinsten Vollidioten halten oder sonst noch was Schlimmeres! In meiner Hektik drehte ich mich um und rutschte aus. Ich landete unsanft auf meinem Hintern. Den Schmerz bemerkte ich allerdings, als ich schon aufgestanden war und hinter mir die Tür schloss. Mein schnell schlagendes Herz machte sich nun bemerkbar. Ich hatte das Gefühl, dass es fast heraussprang! Ich hatte noch nie in meinem Leben einen Jungen meines Alters nackt, splitterfaser nackt, gesehen!

Nach den ersten Schrecksekunden, in denen ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte, sah ich mich genauer im Zimmer um und musste feststellen, dass ich mich wahrscheinlich in seinem Zimmer befand! Wie konnte ich auch nur so blöd sein und das erst jetzt bemerken? Dann kam mir der Gedanke, dass der blonde Junge jeden Moment aus dem Badezimmer treten konnte und die Panik stieg erneut in mir hoch. So schnell mich meine Füße tragen konnte verließ ich das Zimmer und suchte nach meiner Mutter. Ich musste mich von diesem Erlebnis ablenken und hoffen, dass ich das alles vergessen würde!

"Da bist du ja Schätzchen! Ich habe dich schon überall gesucht!" Ich war so froh, dass ich meiner Mutter begegnete, denn ich hatte mich irgendwie in diesem Haus verlaufen! Am besten man brachte in jedem Stock einen Plan an, damit man weiß wo man war!

Freudig sprang ich meiner Mutter in die Arme, die darüber herzhaft lachte. Dadurch brachte sich mich auf andere Gedanken und wir beide machten uns auf den Weg wieder in den großen Speisesaal, um zu frühstücken.

Wir frühstückten alleine, da Franz geschäftlich unterwegs war und die Angestellten aßen sowieso nie mit uns. Aber was machte dann dieser Junge? Wo war er und warum aß er nicht mit uns? Er war doch wahrscheinlich derjenige, dem ich heute vorgestellt werden würde, oder täuschte ich mich da? Naja, es war im Grunde genommen doch völlig egal! Ich hatte es nicht eilig ihn wieder zu sehen! Genaugenommen graute es mich davor, denn wie sollte ich mich gegenüber ihn verhalten?

Meine Mutter schien zu bemerken, da ich mit meinen Gedanken an einer ganz anderen Stelle war, nur nicht bei unserem Gespräch. Ohne es zu merken hörte ich meiner Mama gar nicht mehr zu!

"Schatzchen, woran denkst du denn? Ist es wegen deinem Vater?" "Äh....was? Papa? Wie komm...." Ich beschloss ihr nicht von meinem morgendlichen Missgeschick zu erzählen und ließ sie in dem Glauben. "....ja! Es ist wegen Papa! Weißt du ich habe ihn angelogen! Ich sagte ihm ich verbringe die Ferien bei einer Freundin! Er weiß gar nicht, dass ich bei dir bin!" Etwas geschockt sah mich meine Mutti an, doch dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck. "Na egal! Hauptsache du bist bei mir! Aber irgendwann musst du ihm davon erzählen!" "Ich weiß, Mama, aber ich möchte zuerst die Ferien bei dir hier genießen, bevor ich Papa davon erzähle!" "Weißt du was Liebling?" "Nein? Was denn?" "Wir beide machen uns einen schönen Tag! Wie wäre es mit einkaufen?" Meine Augen fingen an zu strahlen! "Oh ich liebe einkaufen!!" "Na dann fahren wir auch einkaufen! Und danach gehen wir am Swimming Pool schwimmen!" "Ihr habt einen Swimming Pool??!!" Erstaunt riss ich meine Augen auf! "Natürlich! Franz ist eben mit allem Drum und Dran ausgestattet!" "Klasse!!" "Aber jetzt mache dich fertig, damit wir loskönnen! Lass die Teller einfach stehen! Die räumt schon Isabella weg!" "Okay!"

Der heutige Tag war ziemlich heiß und ich freute mich gewaltig! Margarete und ich fuhren in einem roten Porsche in die nächstgelegene Stadt und verbrachten in einem riesigen Einkaufszentrum den ganzen Vormittag. Ich bekam fast alles, was mein Herz begehrte und meine Mutter machte es glücklich mich so freudestrahlend erleben zu können! Sie sagte zu mir sogar, dass sie den Eindruck hätte ich machte der Sonne Konkurrenz! War doch eine liebe Behauptung!

Zu Hause angekommen, wollte ich sofort meinen neuen Badeanzug anprobieren und schwimmen gehen.

Ich ließ mir von Isabella den Weg beschreiben, durch welche Tür ich jetzt zu dem draußen angelegten rieseigen Pool kam. Im Endeffekt brachte sich mich gleich hin. Meine Mama wartete bereits mit Franz auf mich. Luftmatratzen gab es in Hülle und Fülle und sogar eine Cocktailbar war angerichtet!

Ich suchte mir eine von den Hundert Liegen aus und legte mein Handtuch darauf. Ich schämte mich zwar wegen meiner Figur und deswegen verschwand ich gleich im kühlen Nass, damit die anderen nicht zu viel zu sehen bekamen. Eigentlich war es mir egal, ob Mama über mich und meine Figur redete, solange sie mich nicht damit konfrontiert, so wie neulich auf den Stiegen. Damit hatte sie mich sehr verletzt! Und wer weiß, was Franz über mich sagte! Wenn ich so recht bedenke, hatte ich noch kein einziges Wort mit ihm geredet! Er war mir fremd und ich glaubte mich ihm gegenüber noch mehr für meine Figur zu schämen. Auf einmal musste ich schon wieder an den morgendlichen Vorfall denken und ich wunderte mich wo Christoph die ganze Zeit über abblieb? Das Haus war riesig, trotzdem könnte man ihn doch Hi und Da mal zu Gesicht bekommen! Und wann dachte meine Mutter mich ihm vorzustellen?

Kaum dachte ich diesen Gedanken zu Ende, tauchte er in der Tür mit einem Handtuch über seine Schulter geschlungen und in Badeshorts auf. Als sich unsere Blicke trafen, schaute ich schnell weg. Ich konnte ihn einfach nicht ansehen, da ich mich immer noch schämte. Franz winkte seinen Sohn zu sich und Mama. Mit einem Seufzer schlenderte er zu den beiden und jetzt rief auch meine Mutter nach mir. *So ein Mist*, dachte ich mir, denn jetzt blieb mir nichts anderes übrig als dort hinüber zu gehen. Widerwillig stieg ich aus dem Pool, schnappte mir mein Handtuch und ging zu den dreien. Ich spürte förmlich die Blicke, die mir die drei schenkten und mir wurde etwas mulmig zu Mute.

Schließlich standen wir uns gegenüber und Franz wollte gerade beginnen mich ihm vorzustellen, da unterbrach Christoph seinen Vater. "Wir hatten bereits das Vergnügen!" Verwundert über seine Aussage, blickte alle drei zu mir. "Äh....ja....wir sind uns kurz begegnet!", antwortete ich hastig, da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.

"Tja, wenn ihr euch schon kennt! Dann verbringt doch ein wenig Zeit miteinander und versucht euch kennen zu lernen!" Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als ich das aus dem Mund meiner Mutter hörte. Ich wollte schon irgendetwas erwidern, aber mir fiel mal wieder nichts ein! Außerdem irritierte mich Christophs Blick, der mich so durchdringend und etwas verächtlich anstarrte. "Sie kennt mich bereits viel zu gut! Sie hat von mir viel zu viel gesehen, was teilweise meine besten Freunde sogar niemals zu Gesicht bekommen werden!"

Ich wünschte ich wäre tot! "Was meint er denn damit Schätzchen?" Christoph hatte es sich auf einer Luftmatratze bequem gemacht und ließ mich hier mit unseren Eltern alleine! Na toll! Was war denn das für eine Scheiß- Frage? "Gar nichts!", erwiderte ich etwas schroff, was ich gegenüber meiner Mama nicht sein wollte. Etwas gekränkt, dass dieser arroganter Schnösel mich vor den anderen so bloß stellen konnte! *Ich hätte mir doch gleich denken können, dass er so ein unausstehlicher Snob war!* Er erinnerte mich schon fast an die zwei blöden Gänse aus dem Internat! Genauso einer war er und ich sah die schreckliche Zeit in Bildern schon vor mir, wo er mich herumkommandieren würde und ich einfach zu feig war dagegen etwas zu sagen. Aus irgendeinem Grund machte er mich so ganz und gar aggressiv! Anscheinend wollte er nichts mit mir zu tun haben, okay! *Das kann er haben! Ich werde ihn ebenfalls ignorieren und damit hat sich die Sache!* Mir war er total egal! Zumindest dachte ich mir nichts dabei, obwohl er die ganze Zeit in meinen Gedanken herumspukte...

ER lag den ganzen Nachmittag faul herum und bewegte sich wirklich nur, wenn es nötig war! Man hatte den Eindruck, als ob er sich etwas brechen würde, wenn er sich zu viel bewegt! Sogar die blöden Cocktails musste ihm Isabella bringen, obwohl er fast direkt daneben in der Sonne lag und sich bräunte! Ich war zwar vom ersten Augenblick von ihm angetan, dass gebe ich zu, aber nur, weil er gut aus sieht? Gutes Aussehen ist noch längst nicht alles! Ich beschloss nicht weiter darüber nach zu denken und wollte einfach meine Ferien in diesem Luxushaus genießen!

Am Abend zog ich mein neues hübsches Kleid an, dass ich mir am Vormittag aussuchte. Ich fand mich eigentlich richtig schick in diesem Kleid und ich sah richtig schlank aus! Ich war gerade auf dem Weg hinunter zu dem Esszimmer, da ich über meine Zimmergegensprechanlage informiert wurde, dass es Zeit zum Essen war. Zuerst erschrak ich völlig und ich wusste nicht, wie mir geschah! Ich schritt gerade die Treppen hinunter und sah, wie Christoph aus seinem Zimmer kam und mich kurz ansah. Ich blieb stehen, keine Ahnung warum, aber sein Gesichtsausdruck machte mir Angst! Er sah mich verächtlich an. Es war nur ein kurzer Augenblick. Schließlich dachte ich mir nichts dabei und ging unbeeindruckt an ihm vorbei. Er folgte mir und ich spürte seine stechenden Blicke hinter mir auf meinem Rücken.

Endlich waren wir wieder im Esszimmer, wo wir alle genüsslich zu Abend aßen! Zum ersten Mal seit langen sah ich meine Mutter richtig glücklich an der Seite von Franz! Ja, ich hatte den Eindruck sie wäre ein verliebter Teenager. Also, wenn meine Mutter ihn mag, so wie sie Papa früher mochte, dann musste er doch nett sein. *Ich sollte unbedingt mal mehr Zeit mit Franz verbringen! Aber Papa würde er trotzdem nicht ersetzten!* Ich unterhielt mich mit Franz und Mama den ganzen Abend und ich genoss es innerlich, wie sich Christoph neben seinem Vater langweilte. Man muss sich doch innerlich über solche kleinen Dinge freuen! Auf jeden Fall war ich nach dem Essen sehr müde und ich wünschte Franz und Mama eine gute Nacht. Bei Mama erkundigte ich mich noch, wo hier denn das Bad zu finden sei, da ich das Chlor von dem Pool abwaschen wollte. Mama teilte mir mit einem lieben Lächeln mit, dass ich in meinem Zimmer ein eigenes Bad hatte, so wie jeder hier. Etwas beschämt über das machte ich mich schleunigst auf den Weg in mein Zimmer. Christoph beachtete ich weiterhin nicht.

Im Badezimmer schloss ich die Tür ab und betrachtete mich nackt im Spiegel. Ich machte echt Fortschritte. Mir ging es gut und ich nahm ab! Das war sogar schon optisch zu sehen! Ich freute mich schon auf den Tag, an dem ich mein Idealgewicht erreicht hatte. Trotzdem wurde ich wieder etwas rot, als ich an den Nachmittag zurückdachte, an den Pool. Ich schämte mich anderen gegenüber immer noch und ich konnte das nicht verhindern. Marie sagte zwar immer, dass ich das nicht brauchte, denn so dick, wie ich immer tat, war ich gar nicht. Irgendwie gab ich ihr ja recht! Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken, denn sonst würde ich noch auf unangenehme Gedanken kommen und damit wollte ich mir meine gute Laune nicht verderben. Aus dem Schrank kramte ich noch ein Handtuch heraus, dass ich neben meinem Pyjama beriet legte. Danach stieg ich in die Dusche und schob die Schiebetür zu. Das warme Wasser tat gut auf der Haut und es entspannte göttlich. Jetzt wurde mir bewusst, wie müde ich eigentlich war. In Gedanken ließ ich noch mal den Tag Revue passieren lassen. Ich wusch mir noch die Haare und das Duschgel duftete herrlich. Leise summte ich mein Lieblingslied und manche Passagen sang ich sogar lauthals mit. Als ich fertig war, schob ich die Tür beiseite, damit ich raussteigen konnte. Ich schnappte mir das Handtuch und trockneten mein Gesicht ab. Ich schaute wieder in den Spiegel und mir wäre fast das Herz stehen geblieben. Hastig drehte ich mich um und starrte unfassbar zu der Person, die hinter mir mit verschränkten Armen an der Wand stand. "Äh...a....." Ich wollte etwas sagen, doch meine Kehle war auf einmal so trocken. Der Junge grinste über sein ganzes Gesicht. "Rache ist süß!"

Kapitel5

Ich machte den Mund auf...und wieder zu, mir fehlte die Sprache. Noch mal öffnete ich den Mund und Christoph schaute mich mit seinen arroganten Augen an, als ob ich der größte Vollidiot wäre. Als ich wieder kein Wort hervor brachte, wandte er sich zum Gehen. "Ich hatte zugesperrt!", rutschte es mir auf einmal heraus, so vieles hätte ich diesem Perverslink an den Kopf werfen wollen, und so ein Blödsinn kam heraus. Er machte sich nicht einmal die Mühe, mir zu antworten und verließ das Badezimmer. Wie versteinert starrte ich ihm nach, das durfte nicht wahr sein, das durfte einfach nicht wahr sein. Christoph hatte mich schon am ersten Tag in die Knie gezwungen, er würde mich von nun an nur noch quälen, sekkieren,... Ich musste etwas tun, irgendwie musste ich das verhindern. Ich schnappte mir meinen Bademantel und stürmte aus dem Badezimmer, ich erreichte Christoph gerade noch bei der Türe und packte seinen Arm. Empört drehte er sich wieder zu mir um und funkelte mich zornig an. "Nimm sofort deine Speckfinger von meinem Arm!" Erschrocken ließ ich seinen Arm wieder los, er war ja doch einen Kopf größer als ich. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, ihn aufzuhalten, plötzlich wünschte ich mir nur noch, dass er ginge und das tat er auch, ohne die Türe hinter sich zu schließen. "Danke schön.", murmelte ich mehr zu mir selbst und schloss die Türe. Der erste Tag und gleich so eine Pleite, warum musste immer mir so etwas passieren? Das war nicht fair. Es war einfach nicht fair. Langsam rutschte ich an der Türe entlang zu Boden. Die erste Träne floss mir über die Wange und ihr folgten immer neue Tränen, dabei wollte ich doch gar nicht weinen, ich wollte Christoph diesen Triumph nicht vergönnen, den Triumph über mich. Doch ich hatte bereits den Kampf aufgegeben und badete mich deprimiert in meinem Selbstmitleid.

Mitten in einer meiner besten Depressionen, wurde mir auf einmal eine scharfe Kante in den Rücken gestoßen. Ich schrie auf, denn der Schmerz durchfuhr meinen Körper. Spitze, an einem Tag hatte ich mir den Hintern blaugeschlagen, eine reisen Demütigung ertragen und jetzt auch noch meinen Rücken lädiert, besser konnte es doch wirklich nicht mehr kommen...

Doch auf einmal wurde mir eine Hand auf die Schulter gelegt, eine große, schwere Hand, größer als die Hand meiner Mutter! Erschrocken versuchte ich mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und drehte mich vorsichtig um, durch meine Tränen hindurch erkannte ich Franz. Typisch, immer musste dem Übel noch ein Weiteres aufgesetzt werden, was sollte er nur von mir halten, ich hatte einen schönen Tag hinter mir mit so viel von ihm gebotenem Luxus und was tat ich, ich saß weinend auf dem Boden meines Zimmers, ich kam mir unglaublich undankbar vor. Doch Franz hockte sich einfach nur neben mich und legte seinen Arm um mich. Ein paar Minuten saßen wir so schweigend bei einander, bis ich mich endlich einigermaßen beruhigt hatte. Er strich mir die an meiner Stirn klebenden Haare aus dem Gesicht und schaute mich aufmunternd an. Mit sachtem Drang brachte er mich dazu aufzustehen und führte mich zu meinem Bett. Als ich mich gesetzt hatte legte er mir noch eine Decke um die Schultern, mir fiel erst jetzt auf, dass ich zitterte. "Geht es jetzt wieder einiger maßen?" Eigentlich wollte ich tapfer mit dem Kopf nicken, doch auf einmal brach ein weiterer Schwall Tränen aus mir heraus. "Gut dann nicht..." sagt Franz schmunzelnd und schloss mich erneut in seine Arme. Doch diesmal schwieg er nicht, sondern begann leise zu erzählen. Er erzählte mir von sich selbst etwas, von seiner Familie und von dem Tag an dem er meine Mutter kennen gelernt hatte und wie sehr sie immer von mir geschwärmt hatte. Es tat mir gut, einfach nur zuzuhören. Am meisten erzählte er jedoch von meiner Mutter, er tat das mit so viel Liebe und Zärtlichkeit, dass in mir die letzten Zweifel wegen der zweiten Hochzeit meiner Mutter verstummten. Ich gab ihnen in Gedanken meinen Segen. Ich weiß nicht wie lange er mich so in den Armen gewiegt hatte und dabei erzählte, doch irgendwann wurde ich doch über all die Aufregungen des Tages müde und musste gähnen. Damit riss ich Franz aus seinen Gedanken, kurz musterte er mich verdutzt musste dann aber lachen. "Ich fürchte ich habe dich etwas zu vol geredet, dabei bist du doch sicher sehr müde, ich werde dich jetzt dann mal schlafen lassen. Ich will nur dass du weißt, dass du, falls du irgendwann mal Probleme hast, jeder Zeit zu mir kommen kannst." Wir waren die ganze Zeit mit dem Rücken zur Türe gesessen und als Franz sich jetzt ächzend erhob drehte ich mich kurz um. Für eine Sekunde sah ich in Christophs Augen, dann war er verschwunden, Franz hatte nichts bemerkt. Franz ging gerade auf die Türe zu, als mir noch etwas einfiel. "Ich würde dich bitten, Mama nichts zu sagen, ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen um mich macht." Franz lächelte mich an: "Versprochen, aber jetzt schlaf gut." Ich lächelte zurück: "Du auch... und: Danke." Behutsam schloss er die Türe.

Leise stand ich auf und schnappte mir meinen Pyjama aus dem Badezimmer. Ich schlüpfte hinein und ließ mich mit einem Seufzer auf mein Bett fallen. Ich verstand immer noch nicht, wie es so weit kommen konnte, ich hätte damit rechnen müssen, dass sich dieser Holzkopf an mir rächen würde. Ich hatte doch zugesperrt... er musste einen zweiten Schlüssel haben, oder er ist über den Balkon gekommen, oder es gibt einen Universalschlüssel... morgen musste ich mich umschauen, schließlich wollte ich auf alle Fälle verhindern, dass so etwas noch einmal passiert... Doch jetzt wollte ich schlafen, ich drehte mich auf die Seite und schloss die Augen. Doch genau als in dem Moment als ich fast eingeschlafen wäre, kam mir wieder, dass ich Christoph ja noch einmal gesehen hatte, als Franz bei mir gewesen war und etwas war anders an ihm gewesen. Ich überlegte lange hin und her, doch es wollte mir einfach nicht einfallen. Es dauerte lange, bis ich in dieser Nacht endlich eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Ruck auf, das war die Lösung. Der Unterschied ist in seinen Augen gelegen, sie hatten an dem Abend keine Spur der Arroganz oder Überheblichkeit mehr gezeigt, in seinen Augen hatte die blanke Eifersucht gestanden.

Kapitel6

Ich freue mich, dass die Geschichte einen Fan hat. ;)

viel vergnügen weiterhin.

au revoir, silberengel!:)
 


 

Ich zog mich um und ging hinunter in de Speisesaal. Am Tisch saßen bereits Mama, Franz und zu meinem Schrecken Christoph. Wie sollte ich mich nur gegenüber ihm verhalten? Vielleicht sollte ich einfach mit ihm reden? Meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken. "Mäuschen, setz dich doch, Ich werde Isabella sofort bitten, dir einen Kakao zu bringen." Sie bot mir den Platz neben sich an und ich setzte mich dankbar zu ihr. "Isabelle, einen Kakao für meine Tochter!"

Nachdem die Bedienstete mir das Gewünschte gebracht hatte, nahm ich mir einen Toast und bestrich ihn mit Marmelade. "Schätzchen, ich habe eine wundervolle Idee." Zufrieden über ihr Einfallsreichtum sah mich meine Mutter an. "Gestern am Abend kam Franz noch zu mir und erzählte mir etwas." Mit einem Augenzwinkern blickte sie zu ihrem Verlobten, kurz zu Christoph und schließlich wieder zu mir. "Christoph geht heute zu einer Poolparty und es würde mich freuen, wenn du mitgehst und ihr euch besser kennenlernt. Ihr werdet schließlich Bruder und Schwester." Ich starrte meine Mutter ungläubig an. Was sollte ich tun? Ihn? Meine Gedanken drehten sich in meinem Kopf. Bevor ich auch nur antworten konnte, kam mir jemand zuvor. Es war Franz. "Liebling, ich denke, Lea sollte sich erst einmal an das Leben hier gewöhnen und sich entspannen." Mit dieser Aussage war meine Mutter nicht einverstanden. "Aber wieso? Wenn sie hier die Ferien öfters verbringt, dann soll sie doch auch andere Menschen kennen außer uns. Ich bin sicher, es würde ihr gefallen. Nicht wahr, Mäuschen?"

Als ich in ihre Augen sah, funkelten diese mich strahlend und hoffnungsvoll an. Es lag ihr sehr viel an dieser Party. Was denkt nur Christoph darüber? Flink blickte ich in seine Richtung, doch der hatte einen ausdruckslosen Gesichtszug auf.

Nach Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, in denen ich nachdachte, mischte sich nun auch mein zukünftiger Stiefbruder in das Gespräch ein. "Ich wäre entzückt, wenn ich sie meinen Freunden vorstellen könnte. Ich bin sicher, dass es ihr hier gefallen würde." Dankbar nickte meine Mutter. "Siehst du Lea, er meint auch, dass es gut für dich wäre. Na was sagst du?" Flehend sah ich noch einmal zu Franz, doch dieser war gerade mit einem Ei beschäftigt. Schließlich fügte ich mich meinem Schicksal. "Eine großartige Idee, Mama. Ich freue mich schon darauf." "Dann ist es also abgemacht. Vergiss nicht den wunderschönen Bikini zu nehmen, den ich dir auch beim einkaufen gekauft habe. Der steht dir ausgezeichnet."

Unfähig auch nur einen Bissen weiter zu essen, beschloss ich auf mein Zimmer zu gehen. Am liebsten wäre ich dort auch gar nicht mehr hinausgekommen, aber ich Versprechen ist nun mal ein Versprechen, auch wenn es der Untergang meines Selbstbewusstseins ist.
 

Ich verbracht den Vormittag in meinem Zimmer. Ich schrieb meine Lage in mein Tagebuch und rief Marie an. Nach dreimaligen Klingeln hob sie ab. "Hallo?" Froh ihre Stimme zu hören, überkam mich ein Redeschwall. "Hi, Marie. Ich bin es, Lea. Du kannst gar nicht glauben, was mir hier schreckliches passiert ist." Gespannt wartete Marie am anderen Ende der Leitung. "Es ist hier traumhaft. Das Haus ist großartig und mein Zimmer ist der reine Wahnsinn." "Und wie ist deine Mutter so?" "Sie bemüht sich echt um mich. Als ich sie traf wurde mir bewusst, dass sie sich in all den Jahren nicht verändert hatte. Der Alkohol hat sie nicht beschädigt." Verlegen biss ich mir auf die Lippen und überlegte, ob ich ihr von Christoph doch noch erzählen sollte. Da ich schwieg, begann sie. "Was ist denn nun so schreckliches passiert, Lea? Du erwähntest es." Da sie mich sehr gut kannte, beschloss ich ihr die Geschichte zu erzählen. "Du kannst dich doch sicher noch an den Stiefbruder erinnern, der in dem Brief erwähnt worden ist. Ich habe ihn gestern kennen gelernt. Auf den Fotos sah er sehr gut aus, doch dann bin ich unabsichtlich in sein Badezimmer eingedrungen, während er darin war." "Du meinst, du hast ihn unter der Dusche gesehen?" "Nein, er war gerade mit ihr fertig." Verlegen brach ich den Satz ab. "Du hast ihn nackt gesehen? Wow, und das wahr das schreckliche Erlebnis?" "Nein, er hat das selbe auch bei mir gemacht. Ich habe vor dem Duschen die Türe zugesperrt, aber als ich hinauskam, stand er im selben Raum und musterte mich. Was soll ich nur tun Marie? Der Kerl hasst mich und wird garantiert nicht aufhören mich zu ärgern." "Ach Quatsch! Du hast ihn doch erst kennen gelernt und sicher war es ihm peinlich. So schlimm kann es nicht sein." "Oh nein, du hättest seinen Blick sehen sollen. Es lag etwas Gefährliches und Bedrohliches darin. Es hatte mir richtig Angst gemacht." "Wenn es dir so ergeht, dann wende dich an deine Mutter. Notfalls kannst du ja zu mir kommen." "Das ist ja das Schlimme. Ich will hier nicht weg. Jetzt habe ich endlich nach der langen Zeit meine Mutter wieder und da kann ich nicht einfach gehen. Du kannst das sicher nicht verstehen, aber ich bin alleine für sie glücklich." Ich hielt einen Moment inne, bevor ich weitersprach. "Sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt aufhören und mich für eine Poolparty fertig machen. Christoph nimmt mich dorthin mit und ich konnte nicht vor meiner Mutter nein sagen. Also, bis bald." "Bye, Lea. Ich wünsche dir viel Spaß und drücke dir die Daumen, dass es dir nicht allzu schlimm ergeht. Wenn es was gibt, ruf mich einfach wieder an. Um Glück sehen wir uns wieder in ein paar Tagen."
 

Gerade als ich auflegte, öffnete sich die Türe und Christoph trat ein. Sofort krampfte sich mein Magen zusammen. In seinem unfreundlichsten Ton wante er sich an mich. "Wieso konntest du nicht einfach nein sagen? Es würde uns beiden so um vieles leichter fallen. Ich will auf eine Poolparty gehen! Sieh dich doch nur an! Du weißt hoffentlich, dass du in Badegarnitur kommen musst. So ist es Vorschrift."

Verletzt blickte ich ihn an. "Ist mir schon klar. Außerdem würden wir nicht in dieser Situation stecken, wenn du meiner Mutter nicht gesagt hättest, dass du entzückt wärest!" Ich sprang auf und sah ihn zornig an. Er baute sich groß vor mich auf, und ich nahm all meinen Mut zusammen, um nicht meinen Blick von ihm zu nehmen. "Du willst jetzt also mir die Schuld geben? Das ganze wäre nicht passiert, wenn du nie hierher gekommen wärst. Konntest du nicht in dem blöden Internat bleiben? Jetzt muss ich dich auf die Party von meinen Freunden mitschleifen. Ich hoffe nur, dass du nicht erwartest, dass ich mich die ganze Zeit um dich kümmern werde. Ich will meinen Spaß haben und nicht den Babysitter spielen." "Keine Angst, ich habe nicht vor, in deiner Nähe zu bleiben. So einen arroganten und eingebildeten Snob habe ich noch nie gesehen." Die Wut in seinen Augen wuchs. Christoph packte mich an den Armen und warf mich auf das Bett. Es ging so schnell, dass ich mich nicht wehren konnte, als er sich auf mich warf. Meine Hände waren in seiner Hand gefangen und bewegen konnte ich mich auch nicht. "Geh runter von mir. Was soll das?" Triumphierend grinste er mich an. "Wehe du nennst mich noch einmal so. Das lasse ich mir nicht gefallen." Ohne Vorwahrung griff er mir auf die Brust und knetete sie. "Hmm. An das habe ich gestern Abend schon gedacht, als du unter der Dusche standest. Du hast eine Menge zu bieten." Tränen rannen mir über die Wange und ich schämte mich furchtbar. "Hör auf damit. Bitte." Gedemütigt sah ich ihn an. Einmal zwickte er mich noch und ließ dann von mir ab. "Wehe, du sagst etwas zu deiner Mutter oder meinem Vater. Sonst könnte ich noch ganz andere Sachen machen, die dir nicht gefallen würden." Christoph ging auf die Türe zu, drehte sich jedoch noch einmal um. "Bevor ich es vergesse. In einer halben Stunde fährt ein Wagen vor und holt uns ab, also sei ja pünktlich." Dann war er weg.
 

Ich blieb einige Minuten liegen und weinte in das Kissen. Wie konnte er nur so etwas machen? Was habe ich ihn getan? Als ich auf die Uhr blickte, erschrak ich. In fünf Minuten musste ich fertig sein. Mama, darf von dem Vorfall hier nichts erfahren. Ich werde damit schon alleine klarkommen. Schließlich bin ich in einigen Tagen ohnehin wieder im Internat. Vielleicht wird die Party außerdem gar nicht so schlecht und ich lernen doch nette Leute kennen, die mit mir noch die letzten paar Tage hier verbringen.

Ich schnappte mir schnell den Bikini und schlüpfte hinein. Ein letzter Blick in den Spiegel sagte mir, dass ich in den letzten Monaten ein bisschen abgenommen habe und ich gar nicht mal so schlecht aussehen wie in all den Jahren. Es war zwar ein leichter Abdruck von Christophs Hand zu sehen, doch der wird sich garantiert in den nächsten Minuten auflösen. Aus meinem Schrank nahm ich mir noch ein Badetuch und ging los. Mama verabschiedete sich bei uns, als wir in den Wagen einstiegen. Christoph blickte mich während der Fahrt kein einziges Mahl an, jedoch konnte ich das unverschämte Grinsen auf seinen Lippen sehen. Vor einem noch größeren Haus als Franz es hatte, hielte wir an und stiegen aus. Was würde die Party nur bringen? Unsicher betrat ich hinter Christoph das Haus. Was kam nur auf mich zu?

Kapitel7

Christoph ging voran, hinaus in den Garten und wurde gleich stürmisch von einigen Jungs begrüßt. Nicht nur, dass ich beobachten konnte, wie die Mädchen anfingen zu kichern, als sie ihn sahen, nein so eine blöde Tussi, die natürlich spindeldürr war, musste sich gleich an ihn heranschmeißen und ihn abknutschen! Wie konnte der nur eine Freundin haben? Bestimmt passen die beiden prima zusammen! So arrogant, wie sie mir erschien. Sie hatte natürlich lange blonde Locken und war viel zu viel geschminkt! Gott! Es war einfach zum Kotzen. "Tina! Bitte! Kannst du nicht damit aufhören?! Wir sind nicht zusammen!" "Aber Chrisi! Ich liebe dich doch!" "Verschwinde wieder zu deinen blöden Freundinnen und lass mich einmal zufrieden!" Beleidigt stampfte das Mädchen wieder weg und der blonde Schnösel atmete erleichtert auf.

Auf einmal sprach mich ein Kerl an, der vorhin Christoph begrüßt hatte. "Wer bist denn du überhaupt?" Ich sah ihn etwas eingeschüchtert an. Gott, ich will sterben! Wie hatte ich mich nur zu dieser Party überreden lassen? "Sie ist niemand!", hörte ich plötzlich eine mir bekannte Stimme, "Sie ist einfach nur ein lästiges Objekt, dass keinerlei Beachtung verdient!" Christoph! Ich hätte es wissen müssen! "Achso!", antwortete der Junge und ging wieder zu seinen Kameraden. Ich könnte schwören, dass Christoph der Teufel höchst persönlich war! Sein fieses Grinsen brannte sich in meine Haut. Ich konnte ihn einfach nicht leiden! Ich verabscheute ihn noch mehr, als er mich in meinem Zimmer überfallen hatte. Dass er so gut bei den Mädchen ankam, war mir ein Rätsel. Als ich so vor mich hinträumte, bekam ich gar nicht mehr mit, dass Christoph schon längst nicht mehr da war. Eigentlich war ich ziemlich froh darüber. Ich suchte mir eine freie Liege, wo ich meine Sachen platzierte und erkundigte mich bei einigen Mädchen, die anscheinend nicht sehr froh über meine Frage waren, nach einem Ort, wo ich mich umziehen konnte. Aber da sie mir keine Antwort gaben, zog ich mich hinter den Büschen um, die hier in Hülle und Fülle vorhanden waren.

Ich breitete mein Handtuch auf der Liege aus und machte es mir bequem. Die Sonne war schön warm und ich schloss meine Augen. Sie tat gut auf meiner Haut, doch störte mich dieser blöde Lärm, der rund um mich herum war. Pool-Parties waren echt laut. Ich erschrak, als plötzlich laute Musik aufgedreht wurde. Ich legte mich auf den Bauch und beobachtete die anderen Leute, die noch anwesend waren. Viele tummelten sich am Buffet und im Wasser. Es war schwierig Christoph unter dieser Menge zu finden. Das war ja fast, als ob man eine Nadel in einem Heuhaufen suchte! Ich erblickte aber diese Tina, die auf einer Decke bei zwei weiteren Mädchen saß. Sie schaute genau zu mir her und redete gleichzeitig irgendwas. Bestimmt sprach sie über mich, da sie gesehen hatte, dass ich mit ihrem heißgeliebten Schatzi gekommen war. Es war mir eigentlich egal, was diese blöde Tussi von mir hielt! Solange sie mich nicht dumm anmachte und mich in Ruhe ließ.

Jetzt wurde mir doch zu heiß und ich wollte mich im Pool etwas abkühlen. So schnell ich konnte bahnte ich mir einem Weg zum Pool und stieg ins kühle Nass. Es war angenehm das Wasser auf meiner Haut zu spüren. Ich sollte mir meine Haut mit Sonnencreme einschmieren, wenn ich wieder auf meiner Liege war. Es war etwas schwierig in dem vollen Swimmingpool zu schwimmen, da fast von jeder Seite dauernd jemand hineinsprang. Deswegen konnte ich mich nicht gut bewegen und schwimmen. Ich musste mich mit einer Hand am Beckenrand festhalten, denn ich konnte hier nicht stehen. Fast aus dem Nichts tauchte auf einmal Christoph auf und spritzte mir aus seinem Mund Wasser ins Gesicht. Ich musste nach Luft schnappen und meine Augen brannten nach dem Chlorwasser. Laut kichernd schwamm er weg. Wenn ich könnte, würde ich ihn auf den Mond schießen! Schon wieder fiel mir die Szene ein, die sich kurz vorher in meinem Zimmer abspielte. Ich hätte schwören können, in dem Augenblick seine Hand auf meiner Brust zu spüren. Ich schüttelte den Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen und hatte endlich wieder Platz zum Schwimmen. Ich stieß mich ab und kraulte zum anderen Ende. Das machte ich ein paar Mal, bis ich von irgendjemanden hinten am Verschluss meines Bikinioberteils unter Wasser gezogen wurde. Ich konnte nicht mehr rechtzeitig genug Luft einatmen und hatte schon bald Luftmangel unter der Wasseroberfläche. Ich versuchte zu erkennen, wer mich da festhielt, doch das Chlor brannte in meinen Augen, dass ich sie fest zusammen kniff. Ich spürte mehrere Hände an meinem Körper, die versuchten mich unter Wasser zu halten. Kurz schaffte ich es wieder an die Wasseroberfläche zu kommen und ein bisschen Luft zu bekommen, leider war ich schon wieder nach unten gezogen worden, bevor ich hätte um Hilfe schreien können. Es wurde allmählich brenzlig, als die Hände von mir abließen. Ich hatte schon halb mein Bewusstsein verloren und sah schon Bilder meiner Vergangenheit vorüberziehen. Ich bekam gar nicht mehr mit, wie mich andere Hände packten und aus dem Pool zerrten. Großes Entsetzten war überall zu hören und ich vernahm ganz leise eine Stimme, die mich zu rufen versuchte. Jemand beugte sich zu mir runter und überprüfte meinen Atem. Kurz darauf spürte ich Lippen, die mir Luft in meinen Hals blies. Kurze Pause. Luft! Ich kam wieder zu mir und ich legte mich auf die Seite, um das Wasser besser aus meiner Lunge zu husten. Mein Retter klopfte mir auf meinen Rücken, damit ich mir leichter tat. Nachdem half er mir auf und ich stützte mich auf ihn. Der Junge brachte mich aus dem Getümmel, ins Haus auf eine Couch. Dort legte ich mich hin und bedankte mich bei ihm. Es war derselbe Junge, der mich schon ganz am Anfang begrüßt hatte. Er brachte mir etwas zu trinken und setzte sich zu mir. Er hatte dunkles, zerzaustes Haar, von dem immer noch Wassertropfen heruntertropften. Er musterte mich von oben bis unten und ich muss zugeben, es war mir äußerst unangenehm. Er erkundigte sich dauernd, ob alles in Ordnung sei und ich bejate jedes Mal. "Ich bin Julian, ein Freund von Christoph!" Auf einmal bekam ich fürchterliches Kopfweh! Der Name Christoph hatte sich noch nie so schrecklich angehört, obwohl dieser Julian eine sehr nette Stimme hatte. "Du bist doch Lea, oder irre ich mich da?" Moment mal! Der kannte ja meinen Namen? Hatte etwa Christoph ihm irgendetwas über mich erzählt? "Äh.....ja....", brachte ich nur hervor und seine schönen grünen Augen lachten mir fröhlich entgegen. Ich hatte absolut keine Ahnung, was ich mit ihm hätte reden sollen, außer, "Danke, dass du mir geholfen hast!" "Es war auch unfair dir gegenüber, wenn du von drei Mädels überfallen wirst! Ich kann die nicht leiden!" "Etwa diese Tina mit ihren Freundinnen?" "Genau die!" Wusste ich's doch, dass die nichts Gutes im Schilde führten! "Die ist doch nur eifersüchtig!" Ist das so offensichtlich? Dabei versteh ich das Ganze einfach nicht!" Ich seufzte. Ich würde liebendgerne mit der tauschen, wenn sie unbedingt zu Christoph wollte, dann sollte sie zu ihm gehen! Ich hielt sie bestimmt nicht auf! "Sie ist in Christoph verschossen und beneidet dich, dass du bei ihm lebst!" "Ich lebe nicht bei ihm! Ich bin nur vorübergehend da!" "Das reicht für sie schon, um ihren Ärger an dir auszulassen!" Julian war ausgesprochen nett! Ich war positiv überrascht! Dass so jemand wie er mit CHRISTOPH befreundet war, wunderte mich ein wenig! Vielleicht täuschte ich mich ja in ihm, aber mir viel es schwer zu glauben, dass er noch eine gute Seite in ihm war. "Geht's dir echt besser?" "Ja!" "Möchtest du nicht wieder rauskommen?" "Äh....ich weiß nicht...." "Wenn du willst, können wir beide etwas gemeinsam machen! Christoph kommt auch bestimmt nicht zu uns, denn er ist sowieso mit den Mädchen beschäftigt!" "Okay! Ich geh nur schnell ins Bad, dann komm ich nach!" "Gut!" Julian und ich standen auf, während er wieder hinaus ging, suchte ich das Bad auf. Vor dem Spiegel musste ich feststellen, dass ich nicht besonders gut aussah. Meine Haare klebten irgendwie zusammen und jetzt bemerkte ich auch den kratzenden Schmerz in meinem Hals. Irgendwie fühlte ich mich elend, obwohl ich vorhin nichts gespürt hatte. Lag das an Julian? Blödsinn! Ich wusch mir das Gesicht und als ich wieder aufsah, sah ich hinter mir Tina und ihre Kumpanen stehen. Rasch drehte ich mich um und sah sie entsetzt an. So eine Situation kam mir doch bekannt vor! Tina schritt auf mich zu und packte meine Haare. Sie riss daran herum und flüsterte mir ins Ohr: "Lass ja die Finger von Christoph! Er gehört mir!" Ich hätte am Liebsten "Du kannst ihn ja haben, er ist mir völlig egal!, geschrieen, aber sie riss so stark an meinen Haaren, dass ich nichts anderes als den Schmerzerstickenden Schrei rausbekam. "Du bist so fett und hässlich, dass es einem ja graust! Glaub bloß nicht, nur weil du bei ihm wohnst, du hättest eine Chance, du Fettsau!" Sie verpasste mir noch eine Ohrfeige, während die anderen beiden mich festhielten, damit ich ja nicht zurückschlagen konnte. Sie wiederholte den Vorgang so lange, bis ich meine Wangen nicht mehr spürte. Bestimmt war ich schon blau auf beiden Seiten. "Hört sofort auf mit dem Quatsch!" Tina machte ein entsetztes Gesicht und hielt in ihrer nächsten Bewegung inne. "Christoph!" Zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh ihn zu sehen.

Kapitel8

Endlich ließ Tina meine Haare los und wandte sich Christoph zu, auch ihre beiden Freundinnen nahmen ihre Hände von meinen Armen. "Und nach solchen Szenen wunderst du dich, wenn ich nichts mehr mit dir zu tun haben will! Ich habe schon lange kein kindischeres Mädchen als dich gesehen.", schnauzte Christoph sie an. Doch Tina war keines Wegs ein Mädchen, das so schnell aufgab. Ihren Hintern schwingend trat sie auf ihn zu und legte ihre Arme um seinen Hals. "Sei mir nicht böse, ich hab es nur für dich getan.", flötete sie ihm ins Ohr, doch Christoph stieß sie grob von sich. Da wurde es auch Tina zu bunt und sie schrie ihn an: "Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du kommst mit dieser fetten Schlampe daher, um mich eifersüchtig zu machen und würdigst mich den ganzen Tag über keines Blickes. Schau dir dieses Rindvieh doch an! Die platzt ja aus allen Nähten und außerdem schaut sie nicht so aus, als ob sie unsere Klasse hätte, mehr als eine arme Bäuerin. Du hast ja keine Ahnung, was für einen Fehler du machst! Wir beide waren DAS Paar, wir passen so perfekt zusammen und du lässt dich auf so Eine ein. Warts nur ab, irgendwann wirst du deinen Fehler einsehen und zu mir zurück kommen, auf allen Vieren wirst du daher kriechen! Wutentbrannt stampfte sie aus dem Badezimmer und ihre beiden Freundinnen gleich hinter her.

Erleichtert, dass diese Wahnsinnigen endlich weg waren, ließ ich mich auf den Rand der Badewanne plumpsen. Ich rieb mir die schmerzenden Arme und betrachtete mein rotes Gesicht im Spiegel, Tina hatte ganze arbeit geleistet. Ich hatte ganz vergessen, dass Christoph noch da war, bis er sich plötzlich neben mich setzte. "Wie wäre es mit einem Danke?" Ich drehte ihm mein geschwollenes Gesicht zu und konnte es nicht fassen, gerade noch wäre ich bereit gewesen, neu anzufangen und alles was zwischen uns passiert war, zu vergessen, doch der Blick den er mir jetzt zuwarf, ließ mir alle Glieder gefrieren. "Ich warte, oder glaubst du, ich beschütze dich gratis? Ich hab ja gewusst, dass ich wieder den Babysitter spielen dürfte." Widerwillig wand ich mein Gesicht wieder von ihm ab, mir wurde der Tag langsam zuviel. "Danke, aber das ganze wäre gar nicht passiert, wenn du nicht so gestörte Freundinnen hättest!" Christoph nahm die Antwort nickend zu Kenntnis und erhob sich dann. Ich atmete auf, endlich. Doch ich hatte mich zu früh gefreut, denn anstatt zu gehen schloss er die Badezimmertüre und kam wieder auf mich zu. Ich fühlte mich immer kleiner und kleiner werden, oder lag es daran, dass er immer größer wurde? Ich rutschte an den äußersten Rand der Badewanne und begann zu beten. "Weißt du, Tina hatte teilweise wirklich recht, du hast keine Klasse und du bist furchtbar fett, aber das schlimmste ist, dass du nicht weißt, wann du die Klappe halten solltest. Du weißt gar nicht wie sehr du mich reizt!" Ich wollte aufstehen, doch er drückte mich brutal zurück, noch bevor ich so recht wusste wie mir geschieht, drückte er seine Lippen auf die meinen und fasste wie schon am Morgen an meinen Busen. Ich versuchte mich zu wehren und drückte gegen seinen Oberkörper, um ihn von mir zu schieben, doch er lachte nur über meine Anstrengungen und packte mit einer Hand meine Hände und drückte sie gegen die Wanne. Gerade als seine noch freie Hand auf Wanderschaft ging, klopfte es an der Türe und Julian kam herein. Geschockt blieb er stehen, lachte kurz nervös und drehte sich dann wieder um. "Entschuldigt, ich wusste nicht, dass ihr euch hier drinnen vergnügt." Und schon war er wieder draußen. Ich nutzte den Moment der Ablenkung und stieß Christoph mit all meiner Kraft, in die Wanne. Er prallte hart auf und ich stürmte aus dem Bad, auf den Gang. Gleich nach der ersten Ecke rannte ich gegen Julian, der an der Wand lehnte. "Ihr seid aber schnell fertig.", stellte er fest und lachte gequält. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, doch noch bevor ich etwas erwidern konnte, kam Christoph um die Ecke gestürmt und bremste jäh ab, als er Julian neben mir sah. Christoph schien mit sich selbst um Beherrschung zu ringen. Endlich hatte er sich beruhigt und fragte betont cool: "Könnt ich dich einen Augenblick sprechen, Lea?" Verzweiflung stieg in mir auf, doch Julian reagierte schneller als ich. "Tut mir Leid, aber du hattest deinen Spaß, jetzt bin ich dran!" Er schnappte meinen Arm und zerrte mich aufs Klo. Er war gewiefter als Christoph und sperrte hinter ihm auf. Ich hatte mich bereits in meine angestammte Ecke gedrängt und war bereit mein Schicksal auf mich zu nehmen, ich hatte keine Kraft mehr, anscheinend gab es auf dieser Welt nur Schweine. Doch nichts geschah, Julian blieb an der Türe stehen und betrachtete mich. "Der Christoph ist dir gegenüber wohl etwas zu weit gegangen?" Ich blickte auf und sah in seine freundlichen grünen Augen und erst da wurde mir bewusst, dass Julian anders war.

Kapitel9

Bevor ich auch nur wusste, wie mir geschah, stürzte ich mich in seine Arme und begann zu weinen. Dicke, heiße Tränen spürte ich über meine Wange laufen. Beschützend legte mir Julian seinen Arm um meine Schulter. Mit leiser Stimme redete er auf mich ein. "Beruhig dich, Lea. Alles wird gut. Was dich auch immer plagt, ich werde dir helfen. So schlimm kann es doch nicht sein, oder?" Erst jetzt blickte ich auf und bemerkte, dass er einen ganzen Kopf größer als ich war. Aus diesem Grund musste ich meinen Kopf heben und ermöglichte ihm so, eine letzte Träne, die aus meinem Auge kam, mit seinem Finger wegzuwischen. Mit belegter Stimme wendete ich mich an ihn. "Du hast ja keine Ahnung. Mein Leben begann gerade wieder schön zu werden. Ich erfuhr, dass ich noch eine Mutter hatte und das diese bald heiraten würde. Ich habe mir alles schon so schön ausgemalt. Das es hier so schlimm wäre, hätte ich nicht gedacht. Alles was ich wollte, war eine richtige Familie und was bekomme ich? Einen perversen und widerlichen Stiefbruder, der mich ohnehin hasst, und lernen gleich in den ersten Tagen seine brutalen und idiotischen Freunde kennen." Julian sah mir tief in die Augen und ich bemerkte ein Gribbeln durch meinen Körper gehen. "Aber das ist doch überall so. Man findet immer Leute, die einen mögen und die einen verabscheuen. Das Christoph dich hassen soll, muss nicht unbedingt stimmen oder hat er es dir schon einmal gesagt? Er ist zwar meistens komisch und gewöhnungsbedürftig, aber ansonsten ein lieber Kerl." Verlegen wante ich mich ab und musste an die Situation in meine Zimmer denken. Sollte ich Julian davon erzählen? Ich beschloss, es vorläufig nicht zu tun. Da ich nichts sagte, zog er mich wieder in seine Arme und ich freute mich irgendwie darüber. Während mir wilde Phantasien in den Kopf schossen, sprach Julian zu mir. "Was hältst du davon, wenn ich dir diese Woche die Gegend ein bisschen zeige? Ich nehme an, dass du jetzt sicher öfters hier sein wirst." "Das würde mir gefallen, aber du musst nicht. Ich meine, du wirst sicher genug zu tun haben. Deine Freundin wäre sicher nicht begeistert, wenn du deine Zeit mit mir verbringen würdest." "Wie kommst du darauf, dass ich eine habe?" Mit einem Lächeln blickte er mich an. Ich spürte Röte in mein Gesicht steigen und versuchte mich trotzdem gelassen zu geben. "Nun ja, du bist ein netter Kerl..." und du siehst auch nicht schlecht aus, fügte ich im Gedanken hinzu. "Oh vielen Dank, aber wie schon gesagt, ich bin ungebunden. Also, wollen wir jetzt etwas gemeinsam machen?" Glücklich nickte ich. "Gut, dann hole ich dich morgen um 10 Uhr ab. Ist dir das Recht?" Wiedermal nickte ich. Wie konnte nur ein Junge so nett zu mir sein? Ich bin überrascht. Nervös begann ich zu stottern. "Da...dann sehen wir.. wir uns morgen. Ich.....ich sollte jetzt nach Hause gehen." Zwinkernd lächelte er und sperrte die Türe des Badezimmers auf. "Ich freue mich schon auf morgen. Komm, ich fahre dich auf meinem Motorrad nach Hause." Mein Herz begann lauter und schneller zu schlagen. "Du hast eines? Das ist ja großartig. Ich wollte schon immer mit einem fahren." "Dann folge mir." Julian ging voran und erst jetzt fiel mir ein, dass ich noch meine Sachen holen musste. Er wollte mich zuerst begleiten, aber ich sagte, er soll draußen auf mich warten. Bei der Liege fand ich mein restliches Gewand und wollte so schnell wie möglich weg von hier.

Als ich gerade die Eingangstüre hinter mir lassen wollte und nach dem Motorrand Ausschau halten wollte, packte mich eine Hand von hinten und hielt mich fest. Eine Stimme flüsterte mir ins Ohr. "So trifft man sich wieder. Wo willst du hin?" Es war Christoph. Mein Magen krampfte sich zusammen und mir wurde übel. "Ich fahre nach Hause. Es gibt nichts, was mich hier hält." "Und wie denkst du, dass du dort hinkommst? Unser Wagen kommt erst in zwei Stunden. Pech für dich, aber ich wüsste schon, wie wir und die Zeit vertreiben könnten." Ich spürte, dass der Griff um meinen Arm fester wurde und schluckte heftig. Gerade als wieder Tränen in meine Augen stiegen, hörte ich eine Hupe. Mein erster Gedanke war Julian! "Hey Christoph, lass sie los. Ich werde sie nach Hause fahren. Das ist kein Problem für mich, da ich auch schon auf dem Heimweg bin." Die Blicke, die Christoph Julian zuwarf, waren mir nicht geheuer. Mit gepresster Stimme antwortete er. "Das ist nett von dir, aber ich möchte sie noch unter die Menschen bringen. Lea, folge mir bitte." Verzweifelt warf ich einen flehenden Blick in Julians Richtung und er dürfte ihn verstanden haben. "Christoph, ich denke, dass will sie nicht. Außerdem würde es mir ein Vergnügen sein, eine solch bezaubernde Lady nach Hause zu führen. Also, lass sie endlich los und andere auch in ihre Nähe." So beherrscht wie er konnte, ließ Christoph mich los und ich flüchtete zu dem schwarzen Motorrand vor mir. Julian fuhr los und ich sah mich noch einmal um. Christoph stand in der Türe mit einem grimmigen Gesicht und geschlossenen Fäusten. Diesen Anblick werde ich nie vergessen. Während der Fahrt sprachen wir kein Wort und vor der Gartentüre ließ Julian mich absteigen und verabschiedete sich. Ich winkte ihm nach, bis er nur noch ein Punkt am Horizont war. Mit einer freudigen Aussicht auf morgen, ging ich ins Haus, grüßte meine Mutter und sagte, ich wäre in meinem Zimmer um mich auszuruhen. Den ganzen Tag hörte ich nichts mehr von Christoph und froh darüber schlief ich am Abend ein.

Plötzlich fuhr ich in der Nacht auf, da ich ein Geräusch gehört hatte. "Hallo....Ist da jemand?" Jetzt hörte ich deutlich Schritte und sie kamen auf mich zu. Bevor ich auch nur etwas sagen konnte, schloss sich eine Hand um meinen Mund. "Du dachtest wohl, dass du mich so leicht loswirst, wenn du dich mit einem Freund von mir einlässt. Da hast du dich aber getäuscht. Julian ist nur ein Zwangsbekannter von mir und im Moment nicht hier." Als er seine Hand weggab, versuchte ich mich irgendwie zu schützen. "Geh weg, oder ich schreie so laut, dass alle im Haus munter sind!" Jetzt lachte Christoph laut. "Das würde dir nicht viel bringen. Unsere Eltern sind heute Nacht weggefahren, um in der nächsten Stadt ein Konzert zu sehen. Sie kommen erst wieder morgen Nachmittag, haben sie gesagt. Also, schrei soviel du willst." Bevor ich auch nur irgendetwas sagen konnte, lag sein Körper auf mir. Ich spürte, dass er nur Boxershorts trug und sonst nichts. Ich wand mich unter seinem Körpergewicht, jedoch ohne Erfolg. "Geh weg, du ekelst mich an." Seine Hände nahmen meine und hielten sie gekonnt leicht fest. "Ich ekle dich an? Das ist unmöglich. Jedes Mädchen hier im Umkreis würde jetzt gerne in deiner Position sein." "Dann geh doch und beglückwünsche eine von denen!" Er begann sich auf mir zu bewegen und Angst durchflutete meinen Körper. "Du bist einfach unglaublich, Lea. Du bist hässlich und sexy zugleich, wenn du dich so aufführst. Mit Gewalt presste er jetzt seinen Mund auf meine Lippen und begann dabei zu stöhnen. In meinem Schoss fühlte ich seine wachsende Männlichkeit und ich musste zugeben, dass es mich neugierig machte. Noch nie war mir ein Junge so nahe, wie er jetzt. Christoph musste es bemerkt habe, und grinste wieder. "Dachte ich mir doch, dass es dir gefällt. Habe ich nicht Recht?" "Und wenn schon. Was würde es dich angehen?" "Oh eine ganze Menge, wenn du so fragst. Du wirst mir jetzt zuhören. Ich weiß, dass wir uns nicht gerade auf die übliche Weise kennen gelernt haben, aber das macht nichts. Ich habe deinen Blick damals gesehen und wusste sofort, dass du begeistert warst von dem, was du sahst. Was mein Verhalten sonst immer anging, ich mag es nicht, dass mein Vater dich anfängt zu mögen, aber dagegen kann ich nichts tun. Zu meinem Bedauern habe ich festgestellt, dass du, obwohl du nicht aussiehst wie ein Model, dennoch sehr anziehend auf mich wirkst. Ich denke, dass merkst du gerade selber." Christoph hielt einen Augenblick inne, bevor er weitersprach. "Als du heute mit Julian weggefahren bist, war ich wütend auf dich und ihn. Ich mag es nicht, wenn er mit dir alleine ist und ich werde es auch nicht länger dulden." Wieder presste er seine Lippen auf meine, nur diesmal öffneten sie sich automatisch. Als er sie wieder wegzog, erlang ich nach einer kurzen Zeit wieder die Sprache. "Aber, wieso? Ich verstehe das nicht." "Ich auch nicht. Aber glaube mir, ich hatte nicht vor, dass ich dich haben will und ich werde es dennoch tun. Niemand wird mich davon abbringen können. Also, sei bereit." Bei diesen Worten stand er auf verließ mein Zimmer. Verwirrt blieb ich zurück und konnte die ganze Zeit kein Auge zu machen. Was sollte das bedeuten? Er hasst mich doch, oder etwa nicht? Und was bedeutete das, was er als letztes gesagt hat? Er wird es doch nicht wahr machen, oder doch? Kurz vor Sonnenuntergang schlief ich doch noch ein.

Nach dem Frühstück machte ich mich fertig und freute mich schon auf Julian, um das Geschehene zu vergessen. Pünktlich um 10 Uhr fuhr ein Wagen vor der Türe vor und er stieg aus. In der Freizeitkleidung mit Jeans und ärmellosen Shirt sah er einfach unglaublich aus. Er kam die Stufen zur Türe hinauf und lächelte mich an. "Guten Morgen. Bist du bereit für unsere Verabredung? Ich dachte, ich zeige dir einmal die Gegend. Ich kenne einen Verleih, wo man sich Fahrräder ausborgen kann. Es wird garantiert lustig." Bevor ich auch nur antworten konnte, tat es jemand anderst. "Was wäre lustig?" Julian wand sich glücklich an diesen. "Morgen Christoph. Ich möchte Lea heute nur einmal unsere schöne Gegend zeigen. Dachte mir, wir borgen uns die Räder aus." "Klingt doch hervorragend. Ich denke, ich werde euch begleiten. So ein Tag an der frischen Luft könnte mir nicht schaden." Sowohl Julian, als auch ich starrten ihn sprachlos an. Wie konnte Christoph nur so etwas tun? Sofort schoss mir wieder das Gespräch von der Nacht in den Kopf. Ich mag es nicht, wenn er mit dir alleine ist und ich werde es auch nicht länger dulden.

Kapitel10

Bonjour erstmals....:)

Ich danke meiner "Stammleserin"...es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt und hoffe, dass es weiter so bleibt.

au revoir, silberengel alias sandra!
 


 

Julian ließ sich nichts weiter anmerken, dass ihm die Anwesenheit von Christoph stören würde. "Okay, dann mach dich fertig und lass uns gehen!" Mit einem zufriedenen Lächeln nickte Christoph und ging von dannen. Lea verstand die Welt nicht mehr! Wie konnte dieser hochnäsige eingebildete Snob ihr das anzutun!? Nicht mal ihren ärgsten Feindinnen würde sie den Teufel an den Hals wünschen! Etwas enttäuscht, dass Lea nicht mit Julian allein sein konnte, seufzte sie auf. Ganz in Gedanken versunken, merkte sie nicht, wie sie von Julian angestarrt wurde und er geheimnisvoll grinste. "Lea?" "Ja?" "Pssst!" Julian hielt sich einen Finger vor seine wundervollen geformten Lippen, schnappte mich an meiner Hand und zog mich aus der Tür. Er lief mit mir die Stiegen hinunter und wenn er nicht so kräftig gezogen hätte, wäre ich bestimmt hingefallen! Was hatte er nur vor? "Julian? Was...?" "Frag nicht! Schnell steig ein!" Julian machte die hinterste Tür der Limousine auf und drückte mich sanft hinein. Ich rückte auf die andere Seite, damit Julian nachkommen konnte. "Schnell James! Zum Radfahrverleih!", rief er durch das lange Auto nach vor zum Chauffeur. "Jawohl junger Herr!" Der Mann, der am Steuer saß rückte seine Mütze zurecht und fuhr los.

"Julian!" Jetzt endlich verstand ich seine Handlung. Er wollte genauso wenig, wie ich, dass Christoph bei uns war und ist mit mir vor ihm getürmt! "Ja, was ist denn?" "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir vor ihm weglaufen!" "Wir laufen doch gar nicht weg! Ich sehe das aus einem ganz anderen Blickwinkel!" "Ach und aus welchem, wenn ich fragen darf?" Julian grinste wieder und ich musste feststellen, dass mir sein Lächeln immer besser gefiel. Seine schöne weiße Zähne funkelten mir direkt entgegen. "Ich habe der holden Jungfrau doch eine Verabredung versprochen, oder?" "Äh...ja!" "Eben! Ich habe mein Versprechen gehalten!" Jetzt musste ich erleichtert auflachen. "aber Christoph wird nicht sehr begeistert davon sein!", vermutete ich. "Weißt du was?" "Nein, was denn?" "Das. Ist. Mir. SCHEIßEGAL!!!" Wieder prustete ich los, denn es war einfach zu komisch, wie er es sagte. Und er hatte recht! Was kümmerte mich bloß dieser Vollidiot!? Okay in der letzten Zeit wusste ich nicht genau, was ich von Christoph denken sollte, ob er ein perverses Schwein war, dass mit mir nur spielte und seine unbefriedigten Sexspiele an mir austoben wollte, oder ob er ein krankhaft eifersüchtiger Mensch war, der nur versuchte mir das Leben zur Hölle zu machen! Irgendwie, wenn ich länger darüber nachdachte, traf doch beides exakt auf ihn zu! Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Christoph war einfach gestört! Trotzdem hatte ich ein bisschen Angst vor dem, was mich zu Hause erwarten würde....aber daran wollte ich momentan nicht einmal im Traum daran denken! Ich war ja jetzt mit Julian zusammen und wenn er bei mir war, hatte ich ein beruhigendes Gefühl, als ob mir nichts und niemand etwas antun könnte!

Schließlich hielten wir an diesem besagten Fahrradverleih an. Er war nicht ziemlich groß und etwas abgelegen, aber ich freute mich umso mehr jetzt auf den Ausflug. Julian schickte James noch weg und besorgte uns zwei Fahrräder. Er spannte einen großen Korb auf seinen Gepäckträger mit ein paar Schnüren. Neugierig wollte ich hineinspähen, aber Julian wollte mich einfach nicht gucken lassen! "Das ist für später! Lass dich einfach überraschen!" Wir beide stiegen auf unsere Räder und fuhren los. Gelegentlich hielten wir an, damit Julian auf seinem Plan nachsehen konnte, wo wir lang mussten. Ich hatte absolut keine Ahnung, wo er mich hinführen wollte. "Sag mal, Julian? Wo fahren wir eigentlich hin?" "Geheimnis!" "Jetzt sag endlich! Ich halte vor Neugier nicht mehr aus!" "Tja, du musst dich halt noch ein wenig gedulden!" Damit war für ihn die Diskussion beendet und wir fuhren weiter. Die Strecke, die er ausgesucht hatte war sehr, sehr anstrengend, denn es ging hauptsächlich bergauf! Ich war schon nach kurzer Zeit außer Atem und das war mir sehr peinlich. Ich wollte nicht, dass Julian etwas davon merkte, also sagte ich nichts, dass er mal anhalten sollte. Er fragte zwar ständig, ob es noch ginge und ich sagte ja! "Aber du siehst nicht besonders gut aus!" "Es geht noch! Keine Sorge!" "Es dauert auch nicht mehr lange!" "Okay!" Die Bäume rund herum spendeten einen wohltuenden Schatten. Ich war sehr froh darüber, da es doch ziemlich heiß war. Die Straße, die wir entlang fuhren war nicht wirklich eine Straße, sondern ein viel zu enge Weg, der mit Stöcken und Steinen nur so wimmelte. Ich dachte gerade, wie lange wir denn noch hier fahren würden, da rutschte unter mir das Rad weg und ich stürzte. Julian hörte meinen Schrei, den ich ungewollt von mir ließ und hielt erschrocken an. Mein Rad rutschte ein ganz schönes Stück bergab, aber das kümmerte mich im Moment nicht. Ich hatte mir das Knie aufgeschlagen und es blutete ziemlich heftig. *Na toll! Warum muss immer mir so etwas passieren?!* Julian stieg von seinem Rad ab, legte es schnell hin und kam zu mir herunter. "Ist alles okay?" "Ich bin heil davon gekommen, nur mein Knie!" Ich zeigte dem Jungen mein aufgeschlagenes Knie, der sofort wieder zu seinem Rad ging und etwas aus dem Korb ein kleines weißes Kästchen mit einem roten Kreuz. "Du denkst ja an alles!" Ich musste zugeben, dass er mich mit dem überrascht hatte. Julian versorgte mein Knie und machte sich dann auf den Weg mein Rad wieder zu bringen. Er schob es zu mir hoch und drückte es mir wieder in die Hand. "Ich glaub wir gehen zu Fuß weiter, es ist doch sehr steil hier, aber was uns danach erwartet, wird dich umhauen!" "Du meinst so wie das Rad vorhin?" Julian schenkte mir wieder sein süßes Lächeln und verneinte. "Etwas viel, viel schöneres!" "Da bin ich mal gespannt!" "Tut dir dein Knie noch weh?" "Nein! Du hast eben heilende Hände!" Schließlich gingen wir aus dem Wald heraus und vor uns erstreckte sich eine riesige Wiese, mit einer gigantischen Aussicht! Ich war sprachlos! Julian musste meinen erstaunten Blick gesehen haben. "Na? Zu viel versprochen?" "Äh, was? Äh...nein überhaupt nicht!" Julian schnappte sich erneut den Korb, holte eine Decke hervor und breitete diese aus. Danach folgten einige Verpackungen und Plastikbehälter. Neugierig beobachtete ich ihn. "Was wird das denn jetzt?" "Picknick!" "Super! Hatte schon einen großen Hunger!" Wir machten uns einen schönen Tag, wir aßen fast alles auf, er erzählte mir viel von der Gegend hier und ich erzählte einfach so drauf los, was mir Angst und Freude bereitet, von meinen Freundinnen und von meinem bisherigen Leben. Julian räumte in der Zwischenzeit das übrig gebliebene Essen weg, während er mir aufmerksam zuhörte. Schließlich kam wieder Christoph zur Sprache und wir beide musste über die letzte Aktion lachen. "Ich hätte zu gern sein dummes Gesicht gesehen, wenn er bemerkt hat, dass wir einfach abgehauen sind!" "Ich auch! Oh Mann! Der wird so was von sauer auf mich sein!" "Ist doch jetzt egal, oder?" "Jap! Vollkommen egal!"

Als wir uns schließlich auf den Heimweg machten, schoben wir die Räder langsam den Berg wieder hinunter. Ich ging voran, als mich Julian rief! "Lea! Lea!" "Ja, was ist denn?" Ich drehte mich um und Julian beeilte sich mir nachzukommen. "Wo bleibst du denn?" "Ich hab noch etwas holen müssen!" "Was denn?" "Das hier!" Als er bei mir ankam zauberte er eine wunderschöne weiße Margaritte hervor. "Hier!" "Ist die schön!" Julian steckte sie mir ins Haar und ich war total aufgeregt. Noch nie hatte das ein Junge zuvor bei mir getan. Es war fast wie in einem Film. "Steht dir gut!" "Wirklich?" "Würde ich es sonst sagen?" Als Antwort lächelte ich nur.

Der Abstieg dauerte natürlich nicht solange, wie der Aufstieg. Nach meinem Geschmack war der Tag viel zu kurz gewesen und ich wollte noch nicht nach Hause! Julian gab die Räder bei dem Fahrradverleih wieder zurück und kurz darauf kam die Limousine. Julian machte mir wieder die Tür auf und half mir in das Auto hinein. Ich rückte wieder an das andere Ende, damit er nachrutschen konnte. "James! Auf zu Franz' Villa! Es wird Zeit die junge Lady nach Hause zu bringen!" Mir stieg das Blut in den Kopf bei der Bezeichnung "junge Lady". Viel zu schnell hielt der Wagen wieder an. Julian sprang aus dem Auto und half mir wieder heraus. Ich kam mir schon fast, wie eine Prinzessin vor. Der Grünäugige brachte mich noch vor die Haustür und lächelte mich wieder an. Hatte ich nicht schon mal erwähnt, dass er das bezauberndste Lächeln der Welt hatte? "Es war ein schöner Tag heute!" "Finde ich auch!" "Möchtest du wieder mal etwas mit mir unternehmen?" "Gerne! Bin schon gespannt, was du mir als nächstes zeigen wirst!" "Lass dich überraschen!" Bei den Worten kam er ein Stück näher zu mir hin und streichelte mir über meine Wange. Ich hatte das Gefühl die Zeit würde stehen bleiben und alles rund um mich herum bewegte sich nur mehr in Zeitlupe. Mein Herzschlag war so laut, dass ich Mühe hatte außer dem noch etwas anderes zu hören. Julian beugte sich langsam zu mir hinunter und schloss dabei seine Augen. Ich tat es ihm gleich und wartete voller Aufregung auf das Nächste, was noch passieren würde. Sanft berührte er meine Lippen und er stupste vorsichtig mit seiner Zunge meine Oberlippe an. Ein Zeichen dafür, dass ich meine Lippen aufmachen sollte. Also öffnete ich sie einen kleinen Spalt. *Mein erster richtiger Kuss!* Er kam mit seiner Zunge in meinen Mund und ich konnte in dem Moment nur wage ein Geräusch wahrnehmen. Julian dürfte es auch gehört haben, denn er ließ schnell von mir ab und blickte an mir vorbei nach hinten. Langsam drehte ich mich um und starrte direkt in Christophs Gesicht. Er sah bei weitem nicht gerade erfreut aus! "Na da seid ihr ja wieder!"

Kapitel11

Bonjour!

Naja, der Trick wieso wir es immer so schnell hinausgeben, ist, dass wir schon einen Großteil fertig haben. ;) Naja, aber so ist es besser, weil wir sehr viel zu tun haben in der Schule... Ich hoffe, dass ist zum Nachvollziehen :)

Also, dafür gibt es jetzt den nächsten Teil. Schön, dass du weiterlesen willst.

Au revoir, silberengel alias sandra!
 


 

Julian fand als erster die Sprache wieder und setzte sein souveränes Lächeln auf. "Ja, wir hatten einen herrlichen Tag, schade, dass du nicht dabei warst, aber mein Chauffeur hatte es auf einmal so eilig, wer weiß was den geritten hat. Vielleicht kannst du ja das nächste mal mitkommen, hmm?" Christoph misslang ein höfliches Lächeln, viel eher verzog er das Gesicht zu einer gequälten Grimasse. "Sicher doch, schon vergessen und vergeben. Du solltest vielleicht mal ein ernstes Wort mit deinem Chauffeur reden, bei uns wäre er schon längst geflogen, aber das ist ja typisch für eure Familie..." Langsam kehrte das selbstzufriedene und überhebliche Grinsen Christophs zurück und er wandte sich an mich: "Es freut mich, dass du einen so schönen Tag hattest. Wie wäre es, wenn wir uns dafür einen schönen Abend, oder eine noch schönere Nacht machen...?" Mir wurde schlecht, sollte das die Rache sein... Auch Julian schien Verdacht zu schöpfen, noch hatte ich ihm nichts erzählt, aber er schien zu ahnen, was ich unter Christoph erdulden musste, doch die wirklichen Dimensionen waren damals nicht einmal mir klar. "Könntest du schon kurz vorgehen, ich will mich noch von Lea verabschieden", wandte er sich an Christoph. Doch dieser schüttelte den Kopf, "Lea hat keine Geheimnisse vor mir, ich kenne alles an ihr, stimmt's nicht, Lea?" herausfordernd grinste er mich an. Doch Julian ersparte mir die Antwort, indem er mit der Hand abwinkte. "Schon gut, ich wünsch euch beiden noch einen schönen Tag, ich werde mich bald wieder melden, damit wir etwas unternehmen können." Zufrieden schnappte sich Christoph meine Hand und zog mich mit zum Haus. "Sicher doch, wir platzen jetzt schon vor Freude...", lachte er hämisch vor sich hin. Während ich von Christoph zum Haus hinaufgezogen wurde, warf ich noch einmal einen Blick zu Julian zurück, zerknirscht, dass er mir nicht helfen konnte, blickte er mir nach. "Pass auf dich auf!" schrie er mir noch einmal nach.

Im Haus angekommen stieß mich Christoph gegen die nächste Wand. "Hab ich dir schon einmal gesagt, dass du ein unglaubliches Flittchen bist? Ja, das bist du! Machst mit jedem rum, der dir über den Weg läuft und nicht gleich vor deiner Hässlichkeit davon rennt! Du Schlampe! Aber warte nur, heute Nacht..." Doch weiter kam er nicht, da auf der Treppe Schritte zu hören waren. Einen Moment später tauchte meine Mutter auf der obersten stiege auf. Überglücklich lief ich auf sie zu und fiel ihr um den Hals. "Ich freue mich ja so dich zu sehen, Mama!" Meine Mutter musste sich festhalten, um nicht von meinem Schwung mitgerissen hinzustürzen. "Ich freue mich ja auch, Mäuschen, aber du warst doch gerade mal einen Tag weg..." Ich schnappte mir ihre Hand und zerrte sie mit mir die Stiegen hinauf, weg von Christoph. "Ich muss dir unbedingt vom heutigen Tag erzählen, es war so wunder, wunder schön!" und vor allem bleibst du, wenn ich erzähle bei mir und beschützt mich vor Christoph... Ich schenkte ihm nicht mal mehr einen Blick, als ich mit Mutter die Treppen hinauf zu meinem Zimmer gehen, ich kannte sein von Wut verzerrtes Gesicht schon gut genug, um es anzuschauen. Ich saß tief in der Klemme...

Die nächste Stunde erzählte ich meiner Mutter vom heutigen Tag, dann von immer älteren Erlebnissen, damit sie ja nicht weg ging. Sie tat mir fast Leid, wie sie immer wieder Andeutungen machte, dass sie gehen wollte und ich trotzdem weiter redete, ich wusste, dass sie es niemals übers Herz bringen würde ihr Mäuschen zu unterbrechen und das nutzte ich schamlos aus. Die Zeit verstrich und Isabella kam und kündigte das Essen an. Meine Mutter und ich atmeten gleichzeitig auf. Wieder eine Stunde hinter mich gebracht.

Das Essen dauerte ganze zwei Stunden, ich weiß nicht mehr, wie ich das zu Stande gebracht habe, aber ich habe einfach immer wieder dafür gesorgt, dass entweder Franz oder meine Mutter etwas erzählen mussten, und somit, den guten Manieren gehorchend, nicht gleichzeitig essen konnten. Ich selber aß, trotz meinen strengen Diätregelen, viel zu viel und verlangte zweimal noch einen Nachtisch, damit das Essen ja nicht zu Ende ging. Christoph war wie bei jedem Essen sehr schweigsam, doch ich erkannte die hilflose Wut in seinen Augen, doch um so wütender er wurde, um so langsamer aß ich. Als ich endlich den Löffel abschleckte und in das Glas legte, lehnte sich Franz erleichtert zurück. Doch als er sich erheben wollte, startete ich einen letzten verzweifelten Versuch, mein Leben zu retten. "Wie wäre es, wenn wir den Abend gemeinsam verbringen würden?" Alle drei sahen mich entgeistert an. "Du, Mäuschen, es war ein langer Tag, und besonders du musst doch erschöpft sein, wollen wir uns nicht schön langsam alle in unsere Zimmer zurück ziehen?" Wider meinen schmerzenden Gliedern schüttelte ich den Kopf. "Stimmt nicht, im Gegenteil, die frische Luft auf dem Berg hat mich so richtig aufgepumpt, ich strotze nur so vor Energie!" Franz richtete sich kapitulierend auf. "Na schön, wie wäre es mit einer Partie Billard im Keller? Alle einverstanden?" Murrend erhoben sich nun auch Christoph und meine Mutter, ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen... Doch ich spürte neue Energie in mir und hackte mich munter bei Franz ein. "Ich hab ja noch gar nicht gewusst, dass wir einen Billardtisch im Keller haben..." Franz führte mich aus dem Zimmer zur Treppe. "Aber natürlich, der Keller ist eine richtige Spielhalle, mit Billard, Tischfußball, Tischtennis, Flippern und was weiß ich was alles noch."

Um zwölf Uhr schleppten wir uns in unsere Zimmer, ich hatte durchgesetzt jedes Spiel einmal durchzuspielen und jetzt war jeder von uns erledigt, vielleicht, würde Christoph heute Nacht lieber schlafen, als mich zu besuchen... Meine Mutter begleitete mich auf mein Zimmer und wünschte mir dort eine gute Nacht. "Ist alles in Ordnung mit dir, du warst heute irgendwie so anhänglich...?" Müde ließ ich mich aufs Bett fallen. "Danke, ja, es ist alles Bestens. Ich freu mich nur so, dich endlich wieder zu haben und die Woche wird viel zu schnell vorbei sein." Zufrieden drehte sich meine Mutter um, doch an der Schwelle fiel mir noch ein Anliegen ein. "Mama, ich hätte eine Frage: Mir ist aufgefallen, dass einmal die Badezimmertüre offen war als ich heim kam, aber am Morgen hatte ich sie zugesperrt..." Meine Mutter lächelte. "Wahrscheinlich hat Isabella das Klo geputzt, sie hat einen Universalschlüssel, damit sie ja überall putzen kann... Aber warum machst du dir ums Zusperren Sorgen, wir sind hier sicher, das Haus hat ausgezeichnete Alarmanlagen, also hab keine Angst. Und jetzt ist es wirklich Schlafenszeit, gute Nacht, mein Mäuschen" "Gute Nacht, Mama" und draußen war sie. Ich schlug auf den Polster um meine Wut und Verzweiflung los zu werden, ein Universalschlüssel, warum konnte diese dumme Haushälterin nicht besser auf ihren Schlüssel auf passen?? Aber wenn ich heute Nacht zusperren würde, hätte er vielleicht nicht ihren Schlüssel, oder er hatte schon längst eine Kopie, wer weiß wo er mit diesem Schlüssel im Haus überall herumschnüffelte... Einmal sollten sie ihn erwischen! Aber vielleicht hatte er doch keine Kopie... Für alle Fälle schloss ich die Türe ab, es gab die Chance, dass das Glück auf meiner Seite war und Christoph sich vor meiner Türe grün und blau ärgern würde. Und selbst wenn er den Universalschlüssel besaß, würde ich wahrscheinlich vom aufsperren geweckt werden und wäre gewarnt... Das konnte ja eine Nacht werden.

Kapitel12

Angespannt lag ich in meinem Bett. Obwohl ich schon vor einer Stunde ins Bett gegangen war, konnte ich schlecht einschlafen. Die Angst, das Christoph jede Minute vor meiner Türe stehen konnte, löste bei mir ein Schaudern aus. Wie konnte ein einfacher Junge nur so gemein sein? Erschreckend an dem Ganzen war allerdings, dass ein Teil von mir hoffte, dass er in mein Zimmer eindringen würde. Nach einer weiteren Stunde schlief ich dann doch ein.

Unruhig begann ich zu träumen. Ich stand in einem großen, weißen Raum. Niemand war zu sehen. "Hallo? Hört mich jemand?" Ängstlich blickte ich mich um. Nirgends erkannte ich eine Türe, die mich von diesem schrecklich, grellen Zimmer befreien könnte. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass sich eine Hand auf meine Schulter legte. Erschrocken fuhr ich herum, jedoch war nichts hinter mir. Erschaudernd fühlte ich einen kalten Lufthauch an mir vorbeiziehen. "Hallo?" Verzweifelt versuchte ich an den Wänden einen Ausgang zu finden, aber ohne Erfolg. Traurig und einsam setzte ich mich auf den Boden, zog die Beine an und umarmte meine Knie. Was sollte ich nur tun? Würde ich je von hier wegkommen? Leise fing ich an zu schluchzen. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich in dieser Position verweilte, bis plötzlich eine Stimme erklang. "Lea, Lea, Lea.." Lachen folgte. "Ich hoffe, du hast es hier bequem. Dieses Weiß schmeichelt dir sehr. Es macht mich scharf." Jetzt erst erkannte ich diese Stimme. Christoph! "Was willst du? Lass mich gehen, bitte." Wieder ertönte ein Lachen und hallte an den Wänden wieder. "Das wirst du schon sehen. Habe keine Angst, es wird dir gefallen. Komm!" Dies klang eher wie ein Befehl, als eine Bitte. Kaum schwieg Christoph, ging neben mir eine Türe auf. Da ich keine andere Wahl hatte, erhob ich mich und betrat den schwarzen Gang vor mir. Im Dunkeln tastete ich mich vor, jedoch spürte ich einen festen Schlag auf meinem Kopf und ich wurde ohnmächtig.

Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit verstrichen war, als ich mit Kopfschmerzen erwachte. Der Raum, in dem ich mich jetzt befand, war wieder in weiß, aber nun war er auch mit Möbels ausgestattet. Langsam erhob ich mich und fuhr über die Beule an meinem Hinterkopf. "Ich hoffe, es hat nicht zu sehr weh getan?" Halb belustigt stand Christoph hinter mir. "Es tut mir leid um dein hübsches Köpfchen. Als Entschädigung habe ich dir dieses wunderschöne Kleid angezogen." Erst jetzt sah ich an mir herab und erkannte, dass es nicht mehr mein Pyjama war. Röte stieg in meine Wangen und ich wand verlegen meinen Blick von ihm ab.

"Keine Sorge, du hast einen schönen Körper." Wieder dieser Sarkasmus in seiner Stimme. Ohne ein Wort zu sagen, wich ich einige Schritte von ihm weg und wollte aus der nahen Türe flüchten, als sich sein Arm um mich legte. Obwohl ich versuchte mich aus dieser Umarmung zu befreien, konnte ich ihm nicht entkommen. "Das wird ja heute noch richtig lustig, mein Pummelchen. Ich schätze, wir werden eine Menge Spaß haben. Aber vorher möchte ich dir noch etwas zeigen." Mit Schrecken saß ich in seinen Augen Befriedigung und Triumph. Vor uns tauchte eine Türe auf und bevor ich den nächsten betrat, überkam mich eine schlimme Vorahnung. Vor uns lag eine fast leblose Gestalt auf dem Boden. Mein Mund trocknete aus, als ich diese erkannte. Julian! Ich presste die Hand vor den Mund um nicht laut aufzuschreien. Die Gestalt auf dem Boden stöhnte auf uns versuchte sich zu erheben, jedoch schaffte sie es nicht ganz. Der Anblick war erschreckend. Sein Auge war blau und auf der Lippe erkannte ich eingetrocknetes Blut. "Was...was hast du mit ihm getan?" Tränen stiegen mir in die Augen. Hätte Christoph nicht noch immer seinen Arm um mich gehabt, wäre ich zu einem Häufchen Elend zusammengesunken. Mit einem breiten Lächeln ließ er mich los und schritt auf Julian zu. Er versetzte ihm einen saftige Tritt in die Rippen und lachte höhnisch. Ich brachte nur ein Wimmern über meine Lippen als ich die geschundene Gestalt vor mir aufstöhnen hörte. Christoph bemerkte es und zog Julians Haare so weit zurück, dass er dessen Ohr erreichte. "Ich habe gewonnen. Jetzt gehört sie mir und du kannst nichts unternehmen, mein Freund. Na, wie gefällt dir das?" Er ließ Julian wieder los und kam mit weitausgeholten Schritten auf mich zu. Christoph zerrte mich hoch und schliff mich zu einer weiteren Türe. In dem nächsten Raum stand ein großes Bett, in das er mich warf. "So, und jetzt sei ein bisschen nett zu mir. Wir werden schon Spaß haben." Zu schwach um mich zu wehren, lag ich einfach nur da und plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner Brust. Ein letzter Schrei entrang sich meiner Kehle und ich schreckte hoch.
 

Schweißgebadet saß ich nun in meinem Bett. Was war das für ein abscheulicher Traum?

Würde Christoph wirklich in der Lage sein mich zu vergewaltigen? Unsicher stand ich auf und betrat den Balkon, der aus meinem Zimmer hinausführte. Die Nacht war kühl und frisch. Ober mir befand sich ein klarer Sternenhimmel und ich erkannte, dass es nur noch wenige Tage bis zum nächsten Vollmond waren. Ich versuchte mich zu beruhigen, als ich plötzlich Schritte vor meiner Türe hörte. Sie hielten vor meinem Zimmer an und ich sah ein Rütteln an dem Türknauf. Als dieser nicht nachgab, hörte ich einen Moment lang nichts und dann schließlich ein leises Klimpern von Schlüsseln. So schnell es ging, lief ich wieder in das Zimmer, nahm einen Stuhl und klemmte ihn in der Türe ein. Vom Gang her hörte ich nur noch ein kurzes Fluchen und dann gingen die Schritte weiter. Obwohl jetzt niemand den Raum betreten konnte, legte ich mich dennoch misstrauisch und lauernd ins Bett. Würde er doch noch einen Weg hier hinein finden? Nein, die Türe war zu und der Balkon lag in der oberen Etage. Da müsste Christoph schon durch die Wand brechen und dies stand zweifelsohne nicht in seiner Macht. Nach einiger Zeit fielen mir schließlich doch die Augen zu und ich träumte für den Rest der Nacht nichts mehr.
 

Am nächsten Morgen schlief ich für meine Verhältnisse ungewöhnlich lange und kam erst kurz vor Mittag in das Speisezimmer. Mein Gedeck stand nur noch da. Ich setzte mich gerade, als Christoph den Raum betrat. "Guten Morgen, Lea. Hattest du eine angenehme Nacht?" Er konnte sich ein teuflisches Grinsen nicht verkneifen. Um mir nichts anmerken zu lassen, schenkte ich mir Tee ein und nahm einen Schluck. "Ich habe ausgezeichnet geschlafen. Warum fragst du?" "Nur so. Ich vernahm gestern in der Nacht Schritte auf dem Gang und dachte, dass du vielleicht Sehnsucht nach mir hattest." Seine Bemerkung war einfach unverschämt, da schließlich er derjenige war, der durch die Gänge geschlichen war. "Keine Sorge. Nach dir habe ich garantiert keine Sehnsucht. Wenn dann nach einem anderen." Christophs Miene verzog sich kurz zu einer Grimasse. "Nach Julian? Ha. Der Kerl ist doch ein nichts. Ich könnte dir viel mehr bieten. Nicht nur materielle Sachen." Angewidert trank ich mit einem Schluck meinen Tee aus und verließ das Zimmer. Noch auf den Treppen hörte ich sein widerliches Lachen. Das wirst du mir noch büßen, Christoph. Verlass dich darauf.
 

Gerade als ich das Badezimmer verließ, läutete das Telefon. "Hallo?" Ein Räuspern war am anderen Ende zu hören. "Guten Morgen Lea. Ich hatte schon einmal angerufen, aber du hast nicht abgehoben." "Sorry, ich habe heute lange geschlafen. Danke noch einmal für den wunderschönen Tag gestern. Es hat eine Menge Spaß gemacht." "Kein Problem. Es machte mir eine Freude meine Zeit mit so einem netten, hübschen Mädchen zu machen. Ich hoffe nur, wir können das wiederholen?" Ein Lächeln erschien in meinem Gesicht. "Aber sicher doch. Ich finde es wahnsinnig lieb von dir, deine Zeit mit mir zu verbringen." Jetzt wurde Julians Stimme ernst. "Sag, ist Christoph dir zu nahe getreten, als ich gegangen bin? Hat er Probleme gemacht?" Ich erinnerte mich an den Zwischenfall heute Nacht, behielt in aber für mich. "Nein, meine Mutter kam gestern zufällig zu uns und da bin ich mit ihr mitgegangen. Keine Sorge deswegen." Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. "Gut, dann bin ich beruhigt. Aja, weil der Tag gestern so schön war, dachte ich mir, wir unternehmen heute wieder etwas. Nur wir beide. Was sagst du?" Ich dachte kurz nach und antwortete ihm schließlich. "Okay, ich habe heute eh nichts vor. Hast du schon eine Idee?" "Ich habe da schon eine Idee. Lass dich überraschen. Komm so schnell wie möglich zu mir hinüber und sage aber nur deiner Mutter Bescheid. Christoph braucht es ja nicht zu erfahren." "Geht klar. Der Fahrer wird mich gleich bei dir absetzen. Bis dann." "Ich freu mich schon." Beide legten wir auf und keiner von uns bekam das nachträgliche Klicken in der Leitung mit.

Kapitel13

Ich freute mich riesig auf die Überraschung, die Julian vorbereitet hatte. Ich hatte noch nie einen Jungen getroffen, der sich so viel Mühe gab, wie er! Da fiel mir ein, dass ich schon lange nicht mehr mit Marie telefoniert hatte. Ich beschloss sie vorher noch kurz anzurufen und ihr alles zu erzählen. Ich legte mich auf mein Bett und nahm erneut den Hörer in die Hand. Ich wählte die Nummer meiner besten Freundin und ließ es klingeln. Leider hob sie nach einiger Zeit immer noch nicht ab und ich verschob das Gespräch bis nach dem Ausflug mit Julian. Wer weiß? Vielleicht passierte noch etwas, was ich unbedingt Marie erzählen wollte. Ich sprang vom Bett und überlegte vor meinem Schrank, was ich anziehen sollte. Schließlich fiel mir ein hübsches Sommerkleid in meine Augen, dass ich mit Mama gekauft hatte. Etwas mulmig war mir jedoch, las ich mich im Spiegel betrachtete. Aber was soll's! Julian gefiel es bestimmt! Fröhlich gestimmt, machte ich mich auf die Suche nach meiner Mutter. Ich fand sie draußen am Pool mit Franz rumknutschen. Ich musste grinsen, als ich die beiden erwischte und sie etwas rot auseinander fuhren. "Spätzchen! Was ist denn?" "Mama, ich würde gerne mit Julian weggehen, darf ich?" "Ja sicher! Mach dir einen schönen Tag!" "Danke Mama!" Ich gab ihr einen Abschiedskuss und winkte Franz. Auf dem Weg zum Auto, begegnete ich Christoph. Er stand mit verschränkten Armen vor der Eingangstür und grinste mich finster an. Ich beschloss mir meine Unsicherheit und meine Wut zu unterdrücken und mir nichts anmerken zu lassen. Ich ging schnurstracks an ihm vorbei zum Personal. Ich fragte dort nach jemanden, der mich zur Villa von Julian bringen könnte. Sofort bekam ich jemanden, der das Auto vor die Haustür fuhr. Als ich wieder zu Christoph zurückgehen wollte, läutete es an der Tür. Bestimmt war es der Autofahrer, den ich bestellt hatte. Christoph sah kurz zu mir und grinste wieder breit. Er stieß sich von der Tür ab und öffnete sie. Ein Mann mit Sonnenbrille betrat das Haus und sah sich um. "Danke, dass sie so schnell gekommen sind!" "Kein Problem!" Der Mann nahm die Sonnenbrille ab und ich hatte das Gefühl mein Herz blieb stehen! "Papa...!!!", murmelte ich und in dem Moment sah er zu mir. Julian rief zum warteten Auto hinunter, dass der geplante Ausflug ins Wasser fiel, bevor er die Tür wieder schloss.

Wir saßen alle im Wohnzimmer und keiner wagte etwas zu sagen. Der Besuch von Papa war einfach zu überraschend gewesen. Nur nicht für einen! Christoph! Dieser Mistkerl! Ich war zuerst viel zu sehr geschockt gewesen, als ich meinen Vater das Haus betreten sah, dass ich irgendwie reagieren konnte. Aber jetzt staute sich Wut in meinem Innersten gegen Daddy. Ich glaub ich war noch nie so wütend auf ihn. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und fing an ihn anzuschreien! "Papa! Warum hast du mir nicht gesagt, dass Mami lebt!!!???" Daddy atmete kurz tief ein, bevor er mir antwortete. "Schatz! Ich wollte doch nur das Beste für dich! Ich dachte es ist leichter für dich ohne deine Mutter aufzuwachsen!" "LEICHTER!!!????" Ich glaubte mich verhört zu haben! "Für niemanden ist es leichter ohne ein Elternteil aufzuwachsen! Ich hätte Mami so oft gebraucht!" "Aber Schatz, wir haben doch auch alles zu zweit gemeistert!" "Indem du mich aufs Internat abgeschoben hast!!!??" Tränen bildeten sich schon in meinen Augen und ich wollte nur mehr weg. Ich lief an den anderen vorbei hoch in mein Zimmer und schloss mich, wie vergangene Nacht ein. Ich schmiss mich auf mein Bett und konnte nicht anders, als einfach zu weinen. Ich wollte einfach nur in ruhe gelassen werden, doch zu meinem Bedauern war ich das nicht lange. Kurze Zeit später versuchte jemand in mein Zimmer zu kommen und rüttelte an der Tür. Ich hörte das leider nicht, da ich zu laut weinte. Mit einem anderen Schlüssel wurde mein steckender Schlüssel aus dem Schlüsselloch gedrängt und derjenige konnte problemlos aufsperren. Hinter diesem Jemand wurde wieder sofort zugesperrt und ich spürte wie sich derjenige auf mein Bett setzte und mir sanft über den Rücken strich. Ich hätte schwören können, es wäre Christoph, denn niemand sonst hätte die Tür aufbekommen! Ich blickte kurz hoch, um zu sehen, wer es war. Christoph saß neben mir und ich sprang sofort hoch und wischte mir die Tränen weg. "WAS WILLST DU HIER!!!?? VERSCHWINDE!!!!", schrie ich wütend. Es war immerhin seine Schuld, dass Daddy hier aufgetaucht war. Zu meiner Überraschung, sah der blonde Junge nicht mehr so siegessicher und triumphierend aus. Eher niedergeschlagen? Nein! Das konnte doch nicht sein! "Es tut mir leid!" WAS? Hatte ich mich gerade verhört? Christoph musste wohl meinen ungläubigen Blick gesehen haben. "Es tut mir wirklich leid! Ich wusste nicht, dass du dich mit deinem Vater streitest! Eigentlich wollte ich dir eine Freude bereiten!" Christoph starrte schuldig auf den Boden und blickte anschließend zu mir. Mein Zorn gegen ihn war so schnell, wie er gekommen war, wieder verschwunden. Ich setzte mich neben ihn. "Schon gut! Du konntest es nicht wissen!" Kurze Zeit war Stille zwischen uns, bis er sie wieder brach. "Deine Ma und dein Dad streiten gerade und mein Vater versucht den Streit zu schlichten. Deswegen haben sie mich weggeschickt. Und ich dachte ich sag dir mal bescheid!" "Danke!" Ich wusste nicht genau, wie ich mich verhalten sollte, denn ich hatte ihn noch nie SO gesehen. Normalerweise war er doch ein Ekel und versuchte mich anzugrapschen, aber jetzt? Er war ja fast NORMAL und vielleicht sogar ehrlich! Wieder war Schweigen eingetreten und diesmal fand ich, dass ich diejenige war, die sie brechen sollte. "Christoph?" "Mmh!" "Sag mal, warum bist du so gemein zu mir gewesen? Bist du auf mich eifersüchtig?" Christoph sah mich etwas perplex an und ich konnte ihm ansehen, dass er versuchte sich zu beherrschen. "Nein, bin ich nicht!", sagte er mit einem entschlossenen Unterton und fuhr sogleich fort, "Ich hab es nur nicht leiden können, dass du dich so gut mit meinem Vater verstehst!" "Aber warum denn?" "Verdammt! Eigentlich wollte ich nicht, dass du das erfährst, aber ich glaube du solltest es trotzdem wissen. Früher oder später wirst du es sowieso erfahren!" Christoph machte mich neugierig. "Meine Mutter ist gleich nach meiner Geburt gestorben. Ich hatte keine Gelegenheit sie kennen zu lernen, verstehst du? Ich habe nur meinen Vater und wenn dann so jemand, wie du daher kommt, dann bekomm ich furchtbare Angst, dass mein Vater dich lieber haben könnte, als mich!" "Aber das ist doch vollkommener Blödsinn!" "Ich weiß, dass das Blödsinn ist, aber bei deiner Mutter war es so! Sie ist in sein Leben getreten und ich war Luft für ihn!" "Das kann ich nicht glauben!" "Doch! Es war so! Margarete hier! Margarete da! Und schon hatte er weniger Zeit für mich!" "Aber das heißt doch nicht, dass er dich weniger liebt!" "Ja......aber es kommt mir halt so vor....." Ich war total überrascht! Ich sprach hier mit Christoph ein ganz NORMALES Gespräch! Er erzählte mir, wie sich unsere Elternteile kennen gelernt hatten und wie er darunter gelitten hatte, als sie ihm verkündeten, dass meine Mutter bei ihnen wohnen würde und von der geplanten Hochzeit. Er erzählte mir, dass er so getan hatte, als ob es ihn nicht kümmerte, aber in Wahrheit litt er förmlich darunter und er erzählte mir, was er empfand, als er von mir erfuhr. "Ich war zuerst schockiert und mein einziger Gedanke war dich irgendwie loszuwerden! Tja und jetzt...." "Ja? Was ist jetzt?" "Jetzt möchte ich dich nicht mehr loswerden!" "Was? Äh....wie bitte?" Aus irgendeinem Grund wurde ich allmählich nervös! Seine blauen Augen blickten tief in meine und ich wagte nicht mich zu bewegen. "Du hast mich schon richtig verstanden! Ich mag dich! Sehr sogar!" HILFEEEEEEE!!!!!! Christoph legte seinen Arm um meine Schulter und fing an ein bisschen zu kichern. Hatte er mich gerade verarscht!? "WAS???" "Du hast nur gerade so süß ausgesehen! So entsetzt!" "Ich bin auch entsetzt!" "Wieso denn?" "Na, weil du......weil du....?" "Weil ich was?" Der Blonde kam mit seinem Gesicht gefährlich nahe an meins und ehe ich mich versah spürte ich seine weichen und warmen Lippen auf den Meinen. Reflexartig schloss ich meine Augen und zu meiner eigenen Überraschung gefiel es mir außerordentlich gut. Doch leider wurden wir von einem Klopfen an meiner Tür unterbrochen. "Entschuldige!" , hörte ich von Christoph. Er stand auf, sperrte auf und ging an meinem Vater vorbei und ließ mich mit ihm alleine.

Mein Papa beschloss mich für die letzten 2 Ferientage zu sich zu nehmen. Meine Mutter und Franz hatten nichts dagegen und freuten sich auf den Tag des Wiedersehens. Ich packte nur widerwillig meine Sachen. Ich wollte noch nicht weg, nicht jetzt. Wegen Mama, wegen Julian und wegen Christoph. Wir verstanden uns doch jetzt so gut, obwohl ich aus ihm nicht schlau werde. Ich hatte seit dem Zwischenfall in meinem Zimmer nicht mehr mit ihm geredet. Ich rief Julian noch an und entschuldigte mich dafür, dass ich ihn versetzt hatte und musste ihm leider mitteilen, dass ich bereits wieder abreiste. Er war nicht besonders glücklich darüber und fragte mich, wann wir uns wiedersehen würden. Leider konnte ich ihm nicht genau sagen, wann das sein würde, aber ich versprach ihm mich zu melden.

Als ich mit Packen fertig war, wartete Papa bereits unten vor der Haustür auf mich. Ich verabschiedete mich von Franz und Mama und vermisste ein Gesicht. Christoph war nicht da! Mama sagte, dass er noch etwas wichtiges zu erledigen hatte und nicht kommen konnte. Das war ja mal wieder typisch! Mama und Papa haben sich Gott sei Dank wieder vertragen und in Zukunft würde es so sein, dass ich abwechselnd bei ihnen die Ferien verbringen würde. Aber zuerst freute ich mich auf die Hochzeit! Papa verstaute meine Sachen im Auto und bevor ich einstieg hörte ich jemanden meinen Namen rufen! "Lea! Lea! Warte!!" Es war Julian, der mit einem Fahrrad hinter unserem Auto angebraust kam. Keuchend stieg er von diesem und überreichte mir eine Rose. "Hier! Die ist für dich!" Ich wurde etwas rot und dankte ihm. Zum Abschied gab er mir einen kleinen Kuss auf meine Wange und ich stieg endlich ein. Mir war das ganze ein bisschen peinlich, vor allem weil Papa und Mama ALLES gesehen hatten! Daddy sprach mich kurz darauf an und ich wich ihm aus. Er merkte wohl, dass ich noch nicht mit ihm darüber reden mochte.

Der letzte Ferientag war total schön! Papa widmete mir den ganzen Tag und wir machten nur das, was mir Spaß machte. Aber leider war der Tag viel zu schnell um und Daddy brachte mich zum Bahnhof. Ich rief noch am gestrigen Abend Marie an und erzählte ihr von Julian und Christoph. Dass Julian so süß war und mir eine rote Rose geschenkt hatte und von dem letzten Gespräch mit Christoph. Irgendwie hatte ich gegenüber Julian ein schlechtes Gewissen wegen dem Kuss, der sich zwischen mir und Christoph ereignet hatte. Dieser blonde Vollidiot hatte mich auch total verwirrt. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich für ihn empfinden sollte. Marie beschloss dies mit mir im Zug zu besprechen, denn wir wollten uns dort treffen. "Schneller Papa!! Sonst verpass ich noch den Zug. Mit dem Marie kommt!" "Ich fahr doch schon so schnell ich kann!"

Züge waren doch normalerweise immer verspätet, aber der kam pünktlich und so wollte das Schicksal nicht, dass ich mit meiner besten Freundin zurück ins Internat fahre! Papa beschloss mich persönlich mit dem Auto zum Internat zu fahren. Zwei Stunden später kamen wir dort an und Daddy setzte mich ab und fuhr wieder zurück. Ich begrüßte meine Freundin Claudia! Sie half mir meine Sachen auszupacken und dabei stieß ich auf einen Brief, den ich nicht eingepackt hatte. Der Absender war Christoph. Ich steckte den Brief in die oberste Schublade meines Nachtkastells und wollte auf Marie mit dem Öffnen warten. Derweil erzählte ich Claudia von meinen Ferien, denn sie wollte unbedingt wissen, wie es bei meiner Mutter war und wer Christoph sei! Mitten drinnen beim Erzählen wurden wir leider ins Direktionszimmer bestellt. Ich hoffte nicht, dass rausgekommen war, dass ich wegen meiner Mutter gelogen hatte und nicht mit Marie in die Ferien gefahren war. Mein Herz klopfte, wie wild, als ich neben Claudia vor Mrs. Braun stand. Schon einmal hatte ich eine Nachricht von ihr bekommen, die mein ganzes Leben verändert hatte. Und dieses Mal sollte es wieder so sein! Mrs. Braun machte keinen erfreulichen Eindruck und sie schien Probleme zu haben uns etwas mitzuteilen. "Es geht um eure Zimmergenossin Marie!" Verdammt! Es war ans Tageslicht gekommen, aber wie? "Der Zug, mit dem sie hier ankommen sollte, hatte einen schweren Unfall!" Mein Herz schien stehen zu bleiben! "WAS??", kam es von Claudia. "Ihr ist doch hoffentlich nichts passiert, oder doch?" Ich wollte die Antwort irgendwie gar nicht wissen, denn meine Befürchtungen waren viel zu groß. Mrs. Braun blickte zu Boden und musste sich beherrschen nicht die Fassung zu verlieren. "Marie konnte nicht mehr geholfen werden!" Diese Worte hallten noch eine Ewigkeit in meinem Kopf, bis ich erst den Sinn dieser Worte zu verstehen begriff.

Kapitel14

Mit einmal wurden meine Knie weich wie Pudding und ich sah nur noch ein rieseln vor meinen Augen. Ich versuchte Claudia oder Mrs. Braun auf mich aufmerksam zu machen, doch versagte mir die Stimme, ich hatte absolut keine Kraft mehr. In meinem Hals steckte ein Kloß und es fiel mir auf einmal furchtbar schwer, zu atmen. Ich schnappte mehrmals verzweifelt nach Luft. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, ich konnte nicht mal sagen, ob sie von Claudia oder von Mrs. Braun war. Auf jeden Fall führte sie mich sicher auf den Balkon, wo ich mich hinsetzte. Die frische Luft tat mir gut und ich konnte wieder freier atmen, das Schwindelgefühl in meinem Kopf ließ nach und ich konnte wieder klarer sehen. Neben mir saß Mrs. Braun und in der Balkontüre stand Claudia, sie war so kreidebleich, wie ich mich fühlte. Mrs. Braun schaute mich besorgt an und griff mir an die Stirn. "Ich habe damit gerechnet, dass es euch beide hart treffen wird, da ihr ja die besten Freundinnen von Marie wart, deshalb habe ich eure Eltern verständigt, ihr bekommt eine weitere Woche freigestellt da könnt ihr euch schön von dem Schock erholen und...", Mrs. Brauns Stimme versagte. Ich hätte dieser strengen Frau niemals solche Gefühlsausbrüche zugetraut, doch nun saß sie wirklich neben mir und weinte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich nicht weinte. Während Claudia und Mrs. Braun neben mir ungeniert weinten, brachte ich keine Träne zustande, keine einzige Träne, für meine beste Freundin. War ich durch all die traurigen Dinge, die mir bisher widerfahren waren, so hart geworden, dass ich nicht mal mehr um meine beste Freundin weinen konnte? Mrs. Braun hörte so schnell wieder zu weinen auf, wie sie begonnen hatte, schnäuzte sich einmal kurz in ihr Stofftaschentuch mit dem Symbol des Internats und saß dann wieder so gerade und korrekt vor mir, wie ich es von ihr gewohnt war. Bis auf das verräterische rot in ihren Augen, deutete nichts mehr auf die eben noch gezeigten Gefühle hin. Im Gegenteil, sie wand sich zu Claudia um und schnauzte diese an, sich zusammen zu reißen. Schnell stand ich auf und zog die ganz verzweifelte Claudia mit mir aus dem Büro hinaus. Am Gang fiel sie mir sogleich laut schluchzend um den Hals und als sie so ihre Arme um mich schlang und ich ihre Tränen auf meinem Gesicht spüren konnte, erinnerte ich mich daran, wie oft Marie mich so gehalten hatte, wenn ich traurig war, wie oft sie mich getröstet und mir neue Kraft gegeben hatte. Nie mehr würde es das Nilpferd und die Brillenschlange geben, jetzt war nur noch das große, plumpe Nilpferd in seiner Pfütze übrig. Und ohne, dass ich es zuerst mitbekam, rannen mir Tränen die Wange hinunter. Marie war tot und ich war unglaublich traurig.

Ich hab keine Ahnung, wie lange wir so am Gang stehen geblieben sind und weinten, wir müssen wohl einiges Aufsehen erregt haben, doch niemand traute sich uns anzusprechen, wahrscheinlich haben wir nicht ganz zurechnungsfähig gewirkt. Irgendwann hatte sich Claudia ausgeweint und führte mich leise schluchzend in mein Zimmer. Es war unglaublich hart, dieses Zimmer, das ich jetzt schon so lange mit Marie geteilt hatte mit der Gewissheit, das es nie mehr so sein würde, zu betreten. Claudia blieb, von dem selben Gedanken wie ich ihn hatte, erschrocken in der Türe stehen, ich setzte mich auf Maries Bett. Tief in Gedanken begann ich ihren Polster zu streicheln und stellte mir vor, es wäre Maries Kopf. Nach langer Zeit riss sich Claudia zusammen und stieß sich von der Türe ab. "Komm, wir müssen packen, ich helfe dir, ja?" Sie zog meinen Koffer vom Kasten herunter und öffnete meine Laden. Ich stand auf und schweigend und automatisch wie Maschinen räumten wir meinen Koffer ein. Als wir fast fertig waren, fand Claudia Christophs Brief wieder und zeigte ihn mir. Ich riss ihn ihr aus der Hand und öffnete das Kuvert, doch als ich den Brief in meinen Händen hielt, wurde ich auf einmal unglaublich wütend auf Christoph, wäre er nicht gewesen, hätte mich Papa niemals von Mama abgeholt und ich wäre pünktlich am Bahnhof angekommen und wäre bei Marie gewesen, als das Unglück geschah, selbst, wenn auch ich gestorben wäre, ich wäre wenigstens bei ihr gewesen! Wütend zerriss ich den Brief in vier Teile und warf ihn in die Luft. Claudia sah mich erschrocken an und sammelte die Fetzen ein, doch ich ignorierte sie, schnappte meinen Koffer und trug ihn zum Eingang. Dort teilte mir der Pförtner mit, dass mein Vater sich für in einer halben Stunde angemeldet hatte. Ich beschloss nun auch Claudia beim Packen zu helfen und ging die Treppen wieder hoch.

Zum Abschied umarmten wir uns noch mal und versprachen uns einander anzurufen. Es würde für uns beide keine schöne Zeit werden.

Auf der Heimfahrt waren Papa und ich sehr schweigsam, anfangs hatte er noch versucht, mich abzulenken, doch schon bald hatte er eingesehen, dass mit mir nicht viel anzufangen sei. Aber er hatte mir erklärt, dass er sich für diese Woche frei genommen hatte und wir zusammen viel unternehmen würden, damit ich auf andere Gedanken kommen könnte. Auch Mama hatte er schon benachrichtigt und sie ließ ihn ihre Trauer und ihr Mitgefühl ausdrücken und ihr Versprechen, dass sie, und zwar nur sie, sie bald mal besuchen würde und wenn es mein Wunsch wäre, sie auch zum Begräbnis mitkommen könnte. Es tat mir gut, soviel Zuneigung und Mitgefühl zu erfahren, ich wusste ich war nicht alleine. Sowohl Papa als auch Mama waren für mich da und das war ein schönes, wenn auch ungewohntes Gefühl.

Doch aus Papas Plänen, von vielen gemeinsamen Unternehmungen wurde nichts, da ich schon am selben Abend hohes Fieber bekam, wahrscheinlich vom Schock. Ich lag die ersten drei Tage mit pulsierendem Kopf und schmerzenden Gliedmaßen im Bett und Papa saß neben mir und las mir Geschichten vor, wie einem kleinen Kind. Am vierten Tag bekam ich Post, von Julian. Er schrieb, dass er von meiner Mutter erfahren hatte, was passiert war und er mir baldige Besserung wünschte und er sich schon sehr auf die nächsten Ferien freute, wenn er mich endlich wieder sehen konnte. Als Reaktion darauf war ich am fünften Tag fieberfrei und konnte endlich wieder aufstehen. Ich telefonierte fast täglich mit Claudia, die auch noch immer sehr litt und wir versuchten uns gegenseitig zu trösten, dreimal telefonierte ich sogar mit Mama. Am sechsten Tag kam wieder Post, diesmal war es die Einladung zu Maries Begräbnis, es würde in fünf Tagen stattfinden. Ich rief Mama an und bat sie, mich zu begleiten und sie versprach zu kommen und richtete mir schöne Grüße von Franz und Christoph aus. Erst jetzt wurde ich wieder an Christoph erinnert, ich hatte tatsächlich fast eine Woche lang auf ihn vergessen und jetzt ärgerte ich mich doch, dass ich den Brief zerrissen hatte. Nach dem, wie nett er am letzten Tag zu mir war, war es doch wirklich dumm von mir gewesen, den Brief einfach so zu zerreißen. Mit einem letzten Funken Hoffnung rief ich Claudia an. Zuerst verabredeten wir uns, gemeinsam zum Begräbnis zu fahren, dann erzählte ich ihr von meinem Ärger und sie gestand mir, dass sie den Brief, also die Fetzen aufgehoben hatte. Aufgeregt bettelte ich sie an, ihn mir vorzulesen. Nach kurzem suchen fand sie ihn, klebte die Teile zusammen und las ihn mir durchs Telefon vor:
 

so, das war es mal wieder.... kniffliges ende, nicht? *gg* bald geht es weiter..

au revoir, silberengel!:)

Kapitel15

Liebe Lea!
 

Es tut mir leid für all das, was du durch mich erdulden musstest. Ich habe noch einmal nachgedacht und war von meinem eigenen Handeln entsetzt. Manchmal tue ich Dinge, die ich eigentlich nicht tun sollte.
 

Du musst verstehen, als ich dich damals gemeinsam mit Julian wegfahren sah auf dem Motorrad, ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, was Eifersucht ist. Die Wut konnte ich in jeder meiner Adern spüren.

Am liebsten wäre ich euch nachgefahren und hätte ihn einen Schlag ins Gesicht verpasst. Doch weißt du, was ich stattdessen getan habe? Nein, dass kannst du nicht wissen, aber ich sage es dir. Ich ging zurück auf die Party und habe Tina aufgesucht und wollte mit ihr all die Dinge tun, die ich mir mit dir wünsche zu tun. Allerdings wurde mir, während ich sie in meinen Armen hielt, bewusst, dass ich nicht sie will. Bevor auch nur etwas ernstes passieren konnte, habe ich meine Sachen geschnappt und bin gegangen......
 

Bis jetzt ist mir noch nie so etwas widerfahren. Egal was ich tat, ich hatte immer alles unter Kontrolle und es lief immer alles nach meinem Willen. Doch du, hast mich verwirrt und ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. In meiner Panik habe ich dir Gewalt angetan und mich dir unsittlich genähert. Es tut mir deshalb schrecklich leid.

Mein Verstand war verschwunden, als ich dich dann an dem einen Tag in Julians Armen gesehen habe und er dich küsste. Ich wollte an dieser Stelle sein, verstehst du?

Jedes Mal, wenn ich dich Augen schließe, sehe ich dich und anschließend seine Lippen auf deinen. Wie konntest du mir nur so den Kopf verdrehen?
 

Jeden Morgen wache ich auf und verfluche dich regelrecht. Mein Körper gehört mir nicht mehr und auch mein Geist ist auf dich fixiert. Jede Sekunde, in der du nicht bei mir bist, wächst meine Sehnsucht weiter.
 

Ich habe mir geschworen, dich aus meinem Leben zu verbannen. Nicht nur aus meinem, auch aus dem von Julian. Wenn ich dich nicht haben konnte, dann sollte er dich auch nicht haben. Als ich deinen Vater angerufen habe und ihm erzählt hatte, wo du bist, erfüllte mich ein triumphierendes Gefühl. Ich wusste, dass er kommen würde und dich mitnehmen.

Jedoch, als ich dann sah, wie durcheinander du warst, als du ihn sahst, bekam ich Schuldgefühle. Wiedermal hatte ich das Falsche getan. Als ich dann in dein Zimmer kam und dich aufgelöst vorfand, wünschte ich mir nichts sehnlicheres als dich fest in die Arme zu nehmen und alles wieder rückgängig zu machen. Verzeih mir, wenn ich dich mit dem Kuss überrumpelt habe, aber ich konnte nicht anderst.........
 

So, der eigentliche Grund, warum ich dir diesen Brief schreibe, ist, weil ich dir etwas sagen muss. Ich entschuldige mich bei dir, weil ich es dir nicht persönlich sage, aber ich weiß genau, dass ich nicht den Mut hätte, es dir ins Gesicht zu sagen. Ich denke, dass ich mich in dich verliebt habe. Wahrscheinlich bist du jetzt wieder so entsetzt wie damals, als ich dich in meinen Armen hielt, aber ich musste es dir sagen. An dem Tag, an dem du abgereist bist, habe ich mir viele Selbstvorwürfe gemacht, weil ich so ein Idiot bin.

Ich will ehrlich zu dir sein. Nie hätte ich mir gedacht, dass ich auf dich stehen würde. Und um noch ehrlicher zu sein, ich will es nicht. Alles ist immer nach meinem Willen gelaufen und den will ich jetzt wieder zurück. Wir werden uns eine Weile nicht mehr sehen, daher hoffe ich wieder meine innere Ruhe zu erlangen.
 

Entschuldige noch einmal, dass ich es dir nicht persönlich sagen konnte.

Christoph
 


 

Wie in Trance ließ ich die Worte noch in meinen Gedanken nachklingen. Erst ein Seufzen auf der anderen Seite der Leitung riss mich aus dem Grübeln. "Ach Lea, wie gerne würde ich einmal so einen Brief bekommen. Er ist so gefühlvoll und gleichzeitig so schmerzhaft. Der Junge muss wahre Gefühle für dich hegen." Tut er das wirklich? Von meinen Zweifeln sagte ich Claudia allerdings nicht. Zu sehr war ich noch erstaunt. "Äh ja." "Magst du ihn auch?" Mir schien in Anbetracht der Umstände dieses Thema nicht gerade entsprechend. "Verdammt Claudia, unsere Freundin ist gerade gestorben und du fragst mich über einen Jungen aus! Wie kannst du jetzt nur damit anfangen?" Obwohl ich wütend auf sie war, stiegen mir die Tränen in der Kehle hoch und meine Stimme wurde immer leiser. Claudia dürfte wohl über meine Worte wieder an Marie erinnert worden sein, denn nach kurzem Schweigen fuhr sie fort. "Es tut mir leid, Lea. Du hast Recht. Ich vermisse sie." "Ich auch. Es ist so ungerecht, dass ich nicht bei ihr gewesen bin in dem Zug. Dann hätte sie wohlmöglich nicht alleine leiden müssen." "Sag so etwas nicht! Was redest du für einen Blödsinn. Du hättest auch umkommen können. Zum Glück bist du es nicht." Obwohl mein Herz glaubte, was sie sagte, hörte ich noch immer eine innere Stimme in mir, die mir die Schuld an Maries Tod gab. Auch nachdem ich aufgelegt hatte, hing ich diesen Gedanken nach. Es war ungerecht, dass Marie sterben musste und ich nicht bei ihr sein konnte. Warum nur?
 

Die Woche verging und es wir fuhren zu dem Begräbnis. Meine Mutter traf einen Tag vorher bei uns ein. Sie schloss mich in die Arme und versuchte mir Trost zu spenden. Sie überreichte mir auch Beileidswünsche von Franz und Christoph, aber freuen konnte ich mich über dies nicht. Noch immer nagten die Schuldgefühle an mir und alles nur, weil ich meine Mutter besuchen musste!

Bevor wir zum Friedhof fuhren, kamen Claudia und ihre Eltern zu uns. Ich war froh, dass ich jemanden hatte, der mich unterstützte und dem ich sehr vertraute. Wir lagen uns eine Zeit lang in den Armen bis unsere Eltern zum Aufbruch drängten. Wie ich den Weg zum Grab geschafft hatte, weiß ich nicht mehr. Als ich den Sarg sah, brachen wieder die Tränen los. Den Schmerz, den ich fühlte, konnte ich nicht in Worte fassen. Ich sah Maries Eltern wie sie sich gegenseitig im Arm hielten und sich trösteten. Für sie musste es ein harter Schlag gewesen sein, da Marie ihre einzige Tochter war. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, ob es meinen Eltern ähnlich gehen würde. Beide hatten ein eigenes Leben und Vater hatte eine weitere Tochter von seiner neuen Frau und Mama hat Christoph. Würden sie mich also vermissen?

Der Pfarrer begann über Marie zu erzählen, wie sie als kleines Mädchen war, wie sie jetzt gewesen ist und das die Trauer um sie sehr groß wäre. Obwohl ich nicht abgelenkt war, bekam ich nicht alle Worte des Gottesdieners mit. Immer wieder musste ich an meine Erlebnisse mit Marie denken. Wir wollten doch noch so viel unternehmen. Eine Reise nach Hawaii machen, gemeinsam unsere Hochzeiten planen und ewig Freunde bleiben. Doch der Tod hat uns einen Stich durch die Rechnung gemacht, dachte ich bitter. Wieso ausgerechnet meine beste Freundin? Würde ich je wieder ein schönes Leben führen können? Egal was ich machen würde, immer wieder würde ich gezwungen sein an Marie denken. Mich graust es schon vor unserem Internatzimmer. Nie würde es einen Menschen geben, der Marie ersetzen konnte und ich wollte auch keinen. Marie war einmalig und gütig. Immer wieder fragte mich eine kleine Stimme in meinem Inneren, warum ich nicht in ihren letzten Stunden bei ihr war.
 

Der Pfarrer hatte zu Ende gesprochen und alle Trauernden konnten zum Sarg gehen und Abschied von Marie nehmen. Meine Eltern und ich warteten, bis wir an der Reihe waren. Als es dann endlich so weit war, ging ich ganz langsam auf das Totenbett zu. Marie lag da, als ob sie schlafen würde. In ihrem Gesicht lag ein freudiges Lächeln, so als ob sie einen schönen Traum träumen würde. Jeden Moment dachte ich, sie könnte aufwachen und allen sagen, dass es nur ein Scherz war, doch sie tat es nicht.

Was dann geschah, wusste ich nicht mehr. Ich hörte meine Mutter mit Maries Eltern sprechen, wie sie ihnen Beileid wünschte und dann nichts mehr. Schwärze umfing mich und nahm mich auf die Reise. Ich flog durch die Lüfte durch das Land. Niemand konnte mich aufhalten. Ich fühlte mich frei und unbeschwerlich. Ich landete und legte mich ins grüne Gras. Wieviel Zeit verging, wusste ich nicht, aber ich schloss die Augen. Irgendwann erregte etwas meine Neugierde und ich öffnete sie wieder. Plötzlich stand Marie vor mir. "Marie, was machst du hier? Ich dachte, du seiest tot." Sie lies sich lachend neben mir im Gras nieder und sah mich an. "Das bin ich auch. Aber keine Sorge, es ist nicht so schlimm, wie ich anfangs dachte." "Wie ist es, wenn man tot ist?" "Nun, es ist alles sorgenfrei. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, ob ein Auto kommt, wenn du die Straße überquerst oder ob du eine schwere Krankheit bekommst. Du kannst einfach nicht sterben, du bist es schon." "Es tut mir leid, dass ich nicht mit dir in dem Zug gefahren bin." Obwohl sie noch immer lächelte, wurden ihre Augen ernst. "Es tut dir also leid? Als ich in den Trümmern des Zuges lag, dachte ich an dich. Wieso warst du nicht bei mir? Ich hätte dann bestimmt überlebt und hätte niemanden so viel Kummer bereitet. Wärst du doch nur bei mir gesessen oder besser gleich an meiner Stelle!" "Aber...aber Marie. Wie kannst du nur so etwas sagen? Du bist meine beste Freundin." "Wenn du wirklich meine beste Freundin bist, dann würdest du auch gestorben sein und bei mir sein, aber hast du es getan? Nein! Du bist schuld, dass ich hier einsam bin und das ich gestorben bin. Du elendige Kuh!"
 

Mit einem Schrei setzte ich mich auf. Ich lag auf einer Bank und etwas Nasses hatte man mir auf die Stirn gelegt. Um mich hörte ich besorgte Stimmen und meine Eltern, wie sie sich stritten. "Ich lasse sie auf keinen Fall wieder zurück in das Internat. Du siehst doch Gerald, dass der Tod von Marie sie zu sehr mitnimmt." "Und was schlägst du vor? Sie muss noch zur Schule gehen." Kurzes Schweigen und dann kam die feste Stimme meiner Mutter. "Ich nehme sie mit zu mir. In meinem Haus ist Platz genug." "Das kannst du doch nicht entscheiden! Ich bin ihr Vater und wenn, dann bleibt sie bei mir." Jetzt wurde meine Mutter flehender. "Bitte Gerald. Sie braucht mich und ich sie. Du hast uns jahrelang voneinander getrennt, da kannst du das jetzt nicht auch noch tun." Mein Vater überlegte kurz. "Also, schön. Ich will sie nicht verlieren, aber du hast wohlmöglich Recht. Aber ich möchte sie besuchen kommen, wann ich will." "Danke Gerald. Ich bin dir ewig dafür dankbar. Ich werde ihr einen Platz an einer Privatschule in meiner Nähe besorgen, damit sie weiterlernen kann. Christoph geht an die selbe und er wird sich sicher darüber freuen. Also gut, ich werde mit ihr übermorgen abreisen und ihre Sachen mitnehmen."

Ohne auch nur mich zu fragen, was ich wollte, fuhr ich zwei Tage später mit meinen ganzen Sachen wieder zu dem Haus meiner Mutter. Immer wieder fiel mir mein Traum ein und meine Schuldgefühle kamen von Neuem hoch. Was würde mich in der Zukunft erwarten?

Kapitel16

Bonjour!!:)
 

Ich freue mich, dass ich so einen treuen "Fan" habe *g* jedesmal, wenn ich nachschaue, hast du wieder deinen senf dazugegeben. das finde ich klasse. :)

ich wünschte nur, es würde mehr wie dich geben.

ich hoffe für dich, dass es noch so ausgeht, wie du es gerne hättest, yumata. hast du eigentlich einen favoriten unter den jungs?
 

viel spaß weiterhin, wünscht silberengel alias sandra!
 

Ps: ich weiß, dass alles ein wenig chaotisch ist, aber das gibt der geschichte noch einen gewissen touch, finde ich ;)
 


 

Eh ich mich wieder versah, lag ich wieder auf dem Bett, in dem ich schon fast eine Woche geschlafen hatte und in dem Bett in dem ich schon zwei mal von Christoph belästigt wurde. Mir kam es vor, als ob ich hier nie weggewesen wäre und doch spürte ich in meinem Inneren eine furchtbare Leere! Irgendetwas fehlte mir und ich wusste genau, was es war. Marie! Ich vermisste sie so dermaßen und doch hatte ich panische Angst davor, was noch alles auf mich zu kommen würde. Die Beerdigung hatte ich hinter mir und doch ließ mir der Traum keine ruhige Minute mehr! Es ist einfach schrecklich! Am Liebsten wäre ich an ihrer Stelle gestorben! Aber Claudia und Marie wären bestimmt die einzigen, die um mich trauern würden! Und was war mit Julian? Oder Christoph? Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte nicht darüber nachdenken. Es war doch nur Hirngespinst, dass ich mir in meiner Trauer zusammenreimte. Ich wollte einfach für einen Moment in Ruhe gelassen werden.

Die Tage vergingen, ohne, dass ich mit Christoph oder mit den anderen Mitbewohnern vernünftige Worte sprach. Ich ging ihnen aus dem Weg. Ich ließ mir das Essen auf mein Zimmer bringen und redete nur das Nötigste. Ich vermied es einfach in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen. Ich hatte einfach Angst. Angst davor, dass ich wieder etwas falsch machen würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, je wieder so eng mit einem Menschen befreundet zu sein. Es war einfach zum Verzweifeln. Der einzige Kontakt, den ich pflegte, war zu Claudia. Ihr erzählte ich, wie es mir ging und von meinen Ängsten. Sie verstand mich vollkommen und das beruhigte mich. Ihr ging es genauso. Mir tat es unbeschreiblich leid, dass ich sie in dieser schweren Zeit im Internat alleine lassen musste. Die Welt war einfach ungerecht! Gott war ungerecht! Wie schon so oft in meinem Leben, hatte er mir etwas wertvolles genommen und das so plötzlich, dass man nicht verstand warum! Warum musste ein so junges Mädchen sterben? Und das wegen mir? Alpträume plagten mich jede Nacht, sodass ich kaum Schlaf fand. Davon erzählte ich auch Claudia und sie versicherte mir, dass ich wirklich nichts für den Tod unserer gemeinsamen Freundin konnte. Jeder konnte doch mal zu spät kommen. Claudia sagte auch, dass ein Schutzengel bestimmt dafür gesorgt hatte, dass ich den Zug versäumte, weil meine Zeit noch nicht gekommen war. Irgendwie klangen diese Worte, wenn sie Claudia sagten, doch irgendwie einleuchtend und kaum hatte ich aufgelegt, da waren schon wieder diese Zweifel da. Mit jedem neuen Gespräch, dass wir führten hatte ich das Gefühl mich ein weiteres Stück von ihr zu entfernen. Ich musste demnächst diese neue Schule gehen, auf der auch Julian und Christoph waren und Claudia musste noch die Schulbank unserer alten Schule drücken. Ich versuchte sie zu überreden, dass sie ebenfalls die Schule wechseln sollte, aber sie bestand darauf dort zu bleiben. Sie sagte, dann hätte sie etwas, was sie an Marie erinnern würde. Eines Tages würden wir schon über ihren Tod hinweg kommen und dann würde wieder alles gut. Unsere Wege trennten sich Tag für Tag und die Gespräche wurden auch immer seltener. Das letzte, was Claudia zu mir sagte, war, dass wir einen neuen Abschnitt in unserem Leben bestreiten sollten und dass wir uns bestimmt wieder sehen werden. Vielleicht besuchte sie mich oder ich sie in dem kommenden Sommer. Außerdem versuchten wir in Kontakt zu bleiben, so gut es ging. Es gab ja viele Möglichkeiten. Internet, Handys oder auf die altmodische Art: Briefe!!

Daddy kam mich oft besuchen und es überraschte mich, dass er so viel Zeit für mich schaffen konnte. Mama und Papa taten ihr möglichstes, dass ich wieder ein normaleres Leben führen konnte und mit der Zeit ging es mir besser. Schließlich kam der Tag, an dem ich die neue Schule besuchen sollte. Ohne, dass ich es merkte, bin ich Christoph die ganze Zeit aus dem Weg gegangen und auf die Anrufe von Julian hatte ich ebenfalls nicht geantwortet. Zu allem Überfluss war ich mit den beiden und dieser blöden Kuh Tina in einer Klasse. Das hatte mir meine Mutter erzählt. Was war das bloß für eine blöde Schule, wo man eine Schuluniform tragen musste? Ich musste mir einen dunkelblauen gefalteten Rock anziehen. Dazu weiße knie-hohe Strümpfe, einen Blazer und drunter eine weiße Bluse mit rotkarrierter Krawatte! Aber als ich mich im Spiegel betrachtete, fiel mir richtig auf, dass ich wohl oder übel abgenommen hatte. Jetzt wurde mir bewusst, dass ich in letzter Zeit ziemlich wenig gegessen hatte. Unten wartete bereits ein Wagen, der mich und Christoph zur Schule bringen sollte. Ich stieg ein und hoffte inständig, dass dieser Tag schnell vorbei gehen sollte. Christoph saß mir gegenüber, da wir mit der Limousine fuhren. Ich hatte ein eigenartiges Gefühl ihm gegenüber zu sitzen. Es war nicht, wie bei jedem Essen im riesigen Speisesaal. Es war irgendwie anders! Ich konnte es nur nicht deuten. Einen winzigen Moment gönnte ich mir und schaute auf, direkt zu Christoph. Der blonde Junge stützte sein Kinn mit einer Hand auf und starrte desinteressiert aus dem Fenster. Irgendwie sah er sehr traurig aus. Endlich erreichten wir die Schule und als ich aus dem Auto stieg, glaubte ich zu träumen. Das war die größte Schule, die ich je gesehen hatte! Ich glotzte das Gebäude vor mir mit geöffnetem Mund an und war unfähig mich zu rühren. Christoph stand hinter mir und hielt mir meine Tasche vor mein Gesicht. Es war eine lederne Tasche, wo ziemlich wenig hineinpasste. Ich nahm die Tasche, ohne ein Wort zusagen entgegen und sah Christoph fragend an. "Na komm! Folge mir!" Christoph ging voran und ich ihm nach. Wir durchquerten bestimmt das halbe Gebäude, bis wir endlich einen langen Flur entlang liefen. Mein zukünftiger Stiefbruder schloss einen Spind auf und holte ein paar Bücher heraus. Ich stand neben ihm und fragte mich, warum mich alle anstarrten. Oder bildete ich mir das nur ein? Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, trat Julian in mein Gesichtsfeld. Er kam hergelaufen und begrüßte mich mit einer stürmischen Umarmung. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit Angst vor unserem Wiedersehen gehabt, aber die war vollkommen verflogen. In diesem Augenblick freute ich mich irrsinnig ihn wiederzusehen. Zu dritt machten wir uns auf den Weg in unser Klassenzimmer. Jeder hatte seinen eigenen Platz, nur ich nicht. War ja verständlich! Ich war schließlich DIE NEUE! Alle starrten mich an! Das war keine Einbildung! Aber das konnte doch nicht nur sein, dass ich hier neu war! Julian merkte, dass mit mir etwas nicht stimmte. Er legte besorgt seinen Arm um mich und fragte, was mich bedrückte. "Sag mal, Julian? Starren die mich alle an oder leide ich unter Verfolgungswahn?" Er lachte kurz auf und dann kam die erlösende Antwort. "Sicher starren sie dich an, aber nicht, weil du etwas im Gesicht hast, oder so! Weil du verdammt hübsch bist und weil du mit mir und Christoph sprichst!" "Hä?" Das verstand ich nicht. "Na hör mal! Christoph hat hier einen guten Ruf zu vertreten und ich auch! Außerdem sind wir zwei Jungs, mit denen nicht so einfach gesprochen wird! Man braucht sozusagen gewisse Klasse um mit uns beiden zu verkehren!" "Also, seit ihr beide von den populärsten in dieser Schule?" "Ganz genau!" Das war ja mal was ganz was neues! Normalerweise war ich doch eine, von den Verlierern und jetzt sollte ich zu den beliebtesten gehören? Das war einfach zu hoch für mich! Jetzt erfüllte sich wieder ein Teil meiner vielen kleinen Träume. Ich wollte schon immer zu den Beliebten gehören und jetzt sollte es endlich so weit sein! Aber diesen Traum hatte ich nicht allein! Marie teilte ihn mit mir und wir stellten uns oft vor, wie es wäre, wenn wir beliebt waren. Dann wollten wir es allen zeigen! Aber jetzt war nur ich hier und hatte vielleicht die Gelegenheit dazu und sie? Sie würde nie mehr die Gelegenheit dazu haben! Aber ich nahm mir vor für uns beide stark zu werden und das für sie durchzustehen. Ich würde für uns beide stark sein!

Das Klingeln unterbrach unsere Unterhaltung und der Klassenlehrer kam herein. Ich musste mich allen vorstellen und bekam einen Platz neben einem fremden Jungen, der sich gleich freundlich vorstellte. "Hallo! Ich bin Paul!" "Hi! Ich bin Lea!" "Ich weiß, du hast dich doch gerade der ganzen Klasse vorgestellt!" "Oh, ja, Entschuldigung!" Als Antwort lächelte er mich nur an und sah dann nach vorne zu der Tafel. Paul hatte dunkelbraune Haare, die etwas zerzaust aussahen und einzelne Strähnen in sein Gesicht fielen. Seine grauen, schon fast silbernen Augen stachen nur so heraus und manchmal schien es, als ob sie leuchteten. Noch dazu zierte ein schöner schmaler roter Mund sein Gesicht. Ich hatte noch keine Bücher und so bat mir Paul an, mit ihm mitlesen zu dürfen. Das Angebot nahm ich gerne an, denn am Anfang würde es für mich sehr schwer werden, mich hier zurecht zu finden!

In der Pause, kamen Christoph und Julian zu mir und zeigten mir die ganze Schule. Zu meiner Verwunderung verstanden sich die beiden sehr gut. Sie mussten sich wohl in meiner Abwesenheit wieder vertragen haben. Nicht, dass es mich stören würde, nur war es einfach komisch die beiden so vertraut zu sehen. Auch konnte ich, ohne Hemmungen wieder mit Christoph reden und ihn sogar hie und da necken. Wir machten uns einen schönen Schultag und ich war richtig froh hier zu sein.

Am Abend hatte ich endlich mit Hilfe von Christoph die Hausaufgaben erledigt und ich fühlte mich einfach großartig. Ich lehnte mich zurück und streckte meine Gliedmaßen. Christoph starrte mich an, ohne dass ich es bemerkte. Er grinste nur, als ich ihn wieder ansah. "Was?" "Nichts! Du hast einfach so süß ausgesehen! Das ist alles!" Dieses Kompliment ließ mich etwas erröten und ich musste mich wieder an seinen Brief erinnern. Eigentlich war es ein traumhafter Liebesbrief, der einzige, den ich jemals bekommen hatte und nicht mehr in meinem Besitz war. Ich kam mir, wie in einem falschen Film vor. Sollte nicht Julian hier sitzen und mir solche schönen Komplimente machen? Christoph lächelte etwas beschämt und räumte seine Bücher weg. So hatte ich ihn wirklich noch nie gesehen. Irgendwie kam mir der Gedanke, dass Christoph süß war. "Sag mal Christoph?" "Ja?" Seine blauen Augen sahen mich fragend an. "Stellst du mich mal deinen Freunden vor?" "Sicher. Irgendwann mal, wenn du alt und grau bist!" "Frechheit!" "Haha! Schon gut, war nur ein kleiner Scherz! Deswegen brauchst du doch keine Schnute zu ziehen!" "Ich ziehe keine Schnute!", erwiderte ich empört. Ich stand auf der Stelle auf und wollte meine Sachen nehmen und aus seinem Zimmer verschwinden. "Ich gehe! Gute Nacht! Schlaf gut!" "Warte!" Christoph hielt mich am Arm fest und sah mir direkt in meine Augen. Ich bekam weiche Knie. "Geh noch nicht!" Jetzt drohten sie unter mir zusammenzubrechen. Wie konnte seine Stimmer so sanft klingen? "Äh..." "Ich habe noch immer keine Antwort von dir bekommen!" "Was für eine Antwort?" "Was sagst du zu meinem Brief?" "B...Brief??" Natürlich wusste ich von welchem Brief hier die Rede war, doch wollte ich in dem Moment nur weg hier! "Du kannst mir deine Antwort auch zeigen!" WAS?? BITTE??? Christoph beugte sich wieder zu mir herunter und unsere Lippen berührten sich fast. Ich schloss unbewusst meine Augen und wartete auf diese zärtliche Berührung. "Paul... " Der Junge stoppte und sah mich perplex an. "Paul?!!"

Kapitel17

Ich weiß nicht, ob Christoph erstaunter war, oder ich. Auf jeden Fall fand ich zum Glück schneller wieder die Sprache und begann zu lachen. Verdattert sah er mich an. "Also, ehrlich gesagt, finde ich das gar nicht zum Lachen..." Ich stieß ihn freundschaftlich in die Rippen. "Du Dummerchen, jetzt hab ich dich aber schön reingelegt, du hättest gerade dein dummes Gesicht sehen sollen!" Und um meine Show noch glaubhafter zu machen, wischte ich mir eine nicht vorhandene Lachträne aus dem Gesicht. Christoph musterte mich noch misstrauisch, doch ich beschwichtigte ihn weiter: "Hör zu, wir haben uns heute so gut verstanden, da dachte ich, wir könnten erst mal eine freundschaftliche Beziehung zwischen uns aufbauen, schließlich hab ich dir noch nicht ganz verziehen. Und jetzt schau nicht so verdattert!" Ich lachte ihm ins Gesicht und nahm ihm die letzten Zweifel, an meinem Scherz. Er erhob sich und nickte langsam: "Ja, du hast recht, ich werde es ganz langsam angehen und ich kann dich nur immer wieder bitten, mir zu verzeihen." Ich legte meine Hand auf seine Schulter und machte mich auf zur Türe. "Jaja, aber wenn du mich jetzt nicht schlafen lässt, werde ich stinksauer, ich brauch meinen Schlaf! Also, gute Nacht." Und schon war ich aus der Türe draußen. Ich war von mir selbst überrascht, wie überzeugend ich war und wie schnell mir eine Ausrede eingefallen war. Ich schlenderte tief in Gedanken die Stiegen zu meinem Zimmer rauf, zu meinem Bett und ließ mich darauf fallen. Ich war von mir selbst entsetzt, ich sollte mich endlich mal entscheiden, zuerst ging es ja noch irgendwie, als ich nur Julian hatte, den Retter in der Not, dann war auf einmal auch Christoph nett zu mir und schrieb so unglaublich liebe Briefe, dass er es mir schwer machte, nur an Julian zu denken... und heute, heute ist auch noch Paul dazugekommen, mit seinen strahlend, silbernen Augen, die ich jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss vor mir sah. Ich konnte mich selbst auf einmal nicht mehr leiden, wie konnte man nur so gemein sein, wie ich es derzeit war, mit den Herzen anderer spielend. Doch das merkwürdigste an dem ganzen war ja: wieso um alles in der Welt, zeigten auf einmal Jungen Interesse an mir, ich war doch das Nilpferd! Das von allen gemieden wurde und auf einmal... Naja, zugegeben, von Paul wusste ich ja nicht, ob er auch etwas für mich empfand, dafür war es wohl noch etwas zu früh, aber er ging mir trotzdem nicht mehr aus dem Kopf. Schon der Gedanke an den morgigen Schultag und das damit verbundene Treffen mit Paul, bereitete mir Freude und ich konnte mir ein Lächeln beim Gedanken an seine Augen nicht verkneifen. Ich schlug mir auf die Stirn, so konnte es nicht weiter gehen! Ich musste Klarheit gewinnen! Aber jetzt sollte ich mich wirklich fertig machen, da morgen ein langer Schultag war und ich auf jeden Fall mit dem neuen Stoff klarkommen wollte, da es nichts dümmeres neben den privaten Problemen gäbe, als auch noch Probleme in der Schule. Also ging ich ins Bett und lag eine halbe Stunde später im Bett. Doch sobald ich meine Augen schloss sausten wieder die verschiedensten Bilder durch meinen Kopf und es dauerte doch noch sehr lange, bis ich endlich einschlief.

Ich wachte völlig desorientiert auf. Es dauerte einige Momente, bis ich mir bewusst war, wo ich war. Immer noch etwas verwirrt rieb ich mir die Müden Augen. Draußen zeigten sich gerade mal die ersten Sonnenstrahlen und im ganzen Haus hörte ich schon eifrige Schritte. Wie konnten diese Unmenschen so früh schon so aktiv sein? Während ich mich aufsetzte und noch mal herzhaft Gähnen musste erinnerte ich mich schmunzelnd an meine Träume. Ich wusste nicht mehr wann ich zuletzt so viel geträumt hatte, und noch dazu so verrückt. Leider konnte ich mich nur mehr an Fetzen erinnern, doch insgesamt dürfte so jede Person, die ich jemals getroffen habe, darin vorgekommen sein. Doch am intensivsten erinnerte ich mich an Paul, Julian und Christoph, die Ritterkämpfe ausgetragen hatten um die Hand des Burgfräuleins zu erhalten, die Hand von unserem Mädchen für alles, Isabella. Die drei wackeren Ritter hatten bis zur Erschöpfung gekämpft, dann war ein einfacher Schweinehirte gekommen und hatte leichtes Spiel mit den müden Kämpfern und streckte alle drei nieder. So heiratete Isabella den Schweinehirten. Ich selber hatte in dem Traum nur die Rolle eines Betrachters gehabt. Ich konnte mich jedoch nicht mehr erinnern, um welchen der drei Ritter es mir am meisten Leid getan hatte und das ärgerte mich, da es mir vielleicht bei meiner Entscheidung geholfen hätte... Ich musste mich wieder aus den Gedanken reißen, ich durfte schließlich nicht zu spät kommen, schon an meinem zweiten Schultag. Doch bevor ich endgültig aufstand fasste ich einen Entschluss: ich musste meine Gefühle für Paul auf die Probe stellen, denn es konnte unmöglich so weiter gehen!

Ich sah Christoph erst in der Limousine wieder, da ich zulange getrödelt hatte um mit den anderen zu Frühstücken. Er erwähnte mit keinem Wort die Szene von gestern Abend und ich war ihm unendlich dankbar dafür. Während der Hinfahrt führten wir belanglosen Smalltalk und in der Schule lief uns wie am Vortag schon bald Julian über den Weg und fröhlich plaudernd gingen wir in unsere Klasse, ich war noch immer beeindruckt, wie leicht sich die beiden in dem riesigen Gebäude zurechtfanden. Alleine würde ich nicht weit kommen, ich wusste noch nicht einmal wo das Mädchenklo war... In der Klasse war schon ein Großteil der Schüler auf ihren Plätzen und Paul winkte uns als wir die Klasse betraten. Ich musste mich zusammenreißen und ging zu meinem Platz, neben ihm. Paul fragte mich freundlich, wie es mir bei der Hausübung ergangen war und schon bald steckten wir in einer angeregten Unterhaltung, so dass wir ganz überrascht waren, als der Lehrer schon die Klasse betrat. Der Lehrer erklärte mir kurz, dass ich mir in der langen Pause meinen Tisch beim Schulwart abholen konnte und fuhr dann mit dem Stoff fort. Paul bat mir sofort an, mir beim Transport des Tisches zu helfen und die Stunde verflog wie im Flug, da ich weit weg in Gedanken war...

Kapitel18

"Lea? Lea!", die Stimme von Paul brachte mich wieder in die Realität. Ein wenig enttäuscht das ich meine Phantasie nicht weiterspinnen konnte, sah ich ihn fragend an. Irritiert hob er eine seiner Augenbrauen und blickte mich seltsam an. Aus irgendeinem Grund errötete ich unter seinem durchdringenden Blick. "Es hat bereits vor einigen Minuten geläutet, Lea. Soll ich dir nun bei dem Tisch helfen?" Da mir erst jetzt bewusst wurde, dass ich meine Augen starr auf ihn gerichtet hatte die ganze Zeit, blinzelte ich einige Male. "Ja bitte. Ich weiß ja noch nicht einmal genau, wo der Schulwart ist."

Gemeinsam erhoben wir uns und verließen die Klasse. Dabei bemerkte ich nicht die zwei paar Augen, die mich die ganze Zeit beobachteten. Der Gang war von vielen Schülern überfüllt und so kamen wir nur langsam voran. Ein Mädchen rempelte mir ihren Ellenbogen in die Rippen, das ich nur noch gequält aufatmen konnte. Als wir endlich beim Schulwart angekommen waren, gab uns dieser sogleich einen Tisch und Paul und ich versuchten uns einen Weg durch die Menge zu kämpfen. Das Läuten zur nächsten Stunde kam uns dabei hilfreich entgegen und so erreichten wir nach nur wenigen Minuten den Klassenraum wieder. Erschöpft stellte ich den Tisch ab. Ich war noch nie sonderlich stark gewesen und so war dies hier die reinste Folter für mich. Gerade als ich für das letzte Stück den Tisch noch einmal heben wollte, kam mir Julian zur Hilfe. "Lass mich das machen Lea. Ich helfe dir und Paul, damit du dich nicht überanstrengst und er nicht die ganze Arbeit alleine machen muss." Mit einem fiesen Grinsen blickte er auf mich hinab. Schmollend zog ich eine Schnute. "So schwach bin ich nun auch wieder nicht. Immerhin habe ich den Tisch vom Schulwart bis hierher auch getragen. Du brauchst uns also nicht helfen, da wir darauf nicht angewiesen sind." Um meine Worte effektiver zu machen, sah ich zu Paul, um seine Unterstützung zu bekommen. Der Junge schwieg und lächelte mich nur schwach an. "Vielleicht ist es wirklich besser, wenn Julian mir beim Tragen hilft. Dann sind wir schneller." Mit offenem Mund sah ich einen verlegenen Paul an und nahm nur im Augenwinkel war, wie Julian sich die größte Mühe gab nicht zu lachen. Obwohl ich leicht gekränkt war, wollte ich mir nichts anmerken lassen. "In Ordnung. Wenn man schon einmal Hilfe von einem Jungen bekommt, dann soll man sie auch nicht verschmähen. Auf geht's Jungs." Und wirklich, schon nach wenigen Augenblicken stand der Tisch in der vorletzten Reihe neben dem Tisch von Julian. Obwohl sich tief in mir der Wunsch regte neben Paul sitzen zu bleiben, begab ich mich auf meinen Platz und gerade in diesem Augenblick kam der Lehrer bei der Türe herein.

Die nächsten zwei Stunden vergingen schnell, jedoch danach wurde die Stunde schrecklich. Der Biologielehrer teilte uns in Gruppen ein und ich wurde ausgerechnet zu Tina und ihren schlampenähnlichen Freundinnen zugeordnet. Verzweifelt sah ich mich nach Paul und Julian um, aber beide waren gerade mit irgendwelchen Aufgaben beschäftigt. Mir blieb also nur noch der Ausweg Christoph um Hilfe zu bitten, jedoch wollte ich mir der Blöße vor ihm nicht geben. Ich werde es schaffen, nahm ich mir selber vor. Mit gehobenem Kopf setzte ich mich neben Tina, die mich am liebsten mit ihren Blicken durchbohrt hätte. "Hör mal Tina, ich weiß, dass wir keine Freundinnen sind und du mich auch nicht ausstehen kannst, aber ich denke, wir sollten das beste aus dieser Situation machen. Immerhin wollen wir beide eine gute Note und die bekommen wir nur, wenn wir zusammenarbeiten." Mit einem vielsagenden vor Verachtung strotzendem Blick sah sie mich an. Ich konnte praktisch hören, wie es hinter ihrer Stirne arbeitete und sie ihre Möglichkeiten abwog. Schließlich schien sie sich entschieden zu haben und lächelte mich honigsüß an. "Okay Lea. Versuchen wir einfach für dieses Projekt so zu tun, als ob wir Freundinnen wären." Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, streckte sie mir ihre feine, kleine Hand entgegen und wartete auf meinen Handschlag. Obwohl mir nicht sehr wohl dabei war, schlug ich ein und lächelte zaghaft. Zu meinem Glück war die Stunde schnell zu Ende und ich konnte mich wieder auf meinen Platz zurückflüchten. Tina hat die ganze Zeit mich freundlich behandelt und gerade dies machte mich stutzig. Was hat sie wohl vor oder will sie wirklich nur eine gute Note? Verwirrt sank ich in meine Gedanken zurück, als das Läuten der Glocke zu hören war.
 

Nachdem ich mich von Paul verabschiedet hatte, nicht ohne vorher seine Handynummer geholt zu haben, ging ich den Gang entlang und verließ das Schulgebäude. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich zog tief die Luft ein. "Na, wie fandest du den Schultag heute?" Erschrocken fuhr ich herum und hob meinen Blick, um in die Augen des Jungen zu sehen, der mich angesprochen hatte. "Naja, es ging und wie war deiner Christoph?" Seine Antwort bestand nur aus einem Schulterzucken und wir setzten uns beide in Bewegung, um zu unserem Wagen zu gelangen. Erst im Inneren der Limousine sahen wir uns wieder an. "Ich habe gesehen, wie du vorhin die Handynummer von Paul geholt hast." Sein Grinsen wirkte schurkisch und ich fragte mich, was er wohl jetzt schon wieder hatte. "Und wenn schon. Es geht dich nichts an von wem ich die Telefonnummer bekomme. Du bist immerhin nicht meine Mutter oder mein Vater." Trotzig reckte ich mein Kinn und Christoph konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken, das sah man ihm an. "Schon gut, schon gut Lea. Sei nicht gleich so wütend auf mich, obwohl du, dass muss ich zugeben, sehr sexy aussiehst, wenn deine Augen blitzen und du diese hübsche Falte auf deiner Stirn bekommst. Einfach zum Anbeißen." Ich wollte ihm die Genugtuung nicht lassen sich noch weiter über mein vor Wut verzerrtes Gesicht auszulassen, aber seine Worte trugen nicht gerade zu meinem Seelenfrieden bei. Angewidert wante ich mich der Landschaft außerhalb des Fensters zu und versuchte ihn zu ignorieren. Zu meinem Leidwesen erkannte ich, dass ihn das noch mehr zum Grinsen brachte. "Es tut mir leid Lea. Aber ich kann nicht anderst. Sag mir nur eines, warum hast du dir die Telefonnummer geholt?" Mit einer unglaublichen Ruhe sah ich ihm ins Gesicht. "Möchtest du das wirklich wissen? Nun, dann sage ich es dir. Paul hat mich die ganze Zeit über nett behandelt und ich finde ihn einfach hinreisend. Genügt dir das als Antwort?" Christophs Lächeln erlosch und seine Augen wurden groß. "Wirklich? Willst du damit sagen, dass du ihn magst? Ist es das was du willst? Nettigkeiten, Romantik oder Abstand?" Verdutzt musterte ich ihn. Was ist denn nur mit ihm los? So wütend war er schon lange nicht mehr. Seltsam. Obwohl meine Stimme knapp am Versagen war, versuchte ich ihm zu antworten. "Ich kann nicht abstreiten, dass ich ihn mag. Was den Rest angeht, so kann ich das nicht sagen. Aber ich schätze sein Verhalten sehr. Hast du ein Problem damit?" Für diese Frage hätte ich mir auf die Zunge beißen können. "Ob ich ein Problem habe? Ja! Wieso nur? Was hat er, dass ich dir nicht bieten kann? Was willst du von ihm, wo du doch mich haben kannst! Ich bin besser als er!" Entsetz schwieg ich. Vielleicht hätte ich ihm das nicht sagen sollen. Vielleicht hätte ich auch nur einfach dasitzen sollen und aus dem Fenster starren. Nach Minuten des Schweigens erschien wieder ein schmales Lächeln auf Christophs Mund. "Du wirst schon sehen was du davon hast, dass du dich wohlmöglich in Paul verliebst. Das wirst du schon sehen." Der Wagen hielt mit einem Ruck und Christoph sprang im selben Moment aus ihm und verschwand irgendwo im Garten. Was hatte er wohl mit seinen Worten gemeint? Nachdenklich stieg auch ich aus und ging ins Haus.
 

Der Nachmittag verging relativ ruhig ohne das ich auch nur ein Wort von Christoph hörte. Ich erledigte meine Hausübungen und verbrachte sogar einige Minuten im Swimming Pool. Gerade als ich auf dem Balkon in meinem Zimmer saß und ein Buch las, hörte ich das Telefon klingeln. Von unten ertönte die Stimme meiner Mutter. "Isabella! Richten Sie Lea aus, dass sie am Telefon erwartet wird. Danach kümmern Sie sich bitte diesen widerlichen Schimmelfleck, der sich in meinem Bad an der Wand festgesetzt hat."

Nach wenigen Sekunden ertönte ein Klopfen an meiner Türe und die Haushälterin trat ein. "Verzeihung gnädiges Fräulein, aber Sie werden am Telefon erwartet." Mit einer Verbeugung verließ sie wieder das Zimmer und ich ging hinunter. Wer würde mich den jetzt anrufen?

"Hallo?" Nach kurzer Zeit meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung. "Hallo Lea." Tina! "Ich melde mich bei dir, wegen unserem Projekt. Wir sind ja nicht gerade weit gekommen heut in der Schule und da wollte ich jetzt damit weitermachen. Was sagst du dazu?" Nervös biss ich an meiner Unterlippe und dachte angestrengt nach. Was sollte das von ihr? Eine List oder ein Friedensangebot? "Nun ja, ich weiß nicht so recht. Das ist ein bisschen plötzlich." Tina unterbrach mich einfach während ich sprach. "Ach komm schon. Es ist ja nicht nur das Projekt. Ich dachte mir auch, dass wir uns vielleicht einmal unterhalten können und unsere Probleme beseitigen können. Na, was sagst du?" Jetzt hatte sie mir aus der Seele gesprochen. Ich wünschte mir Frieden von ihr. Es müsste nicht gleich Freundschaft sein, aber immer hin Ruhe. Zögernd sagte ich zu. "Das ist großartig. Komm doch einfach gleich vorbei. Du wirst den Weg schon finden. Frag einfach Christoph, der war schon oft bei mir. Bis dann." "Klar." Langsam legte ich den Hörer auf und machte mich auf die Suche nach meinem zukünftigen Stiefbruder.
 

"Du willst was?" Mit verständnisloser Stimme baute sich Christoph vor mir auf. Seine Augen zu schmalen Schlitzen geformt. Unsicher trat ich von einem Fuß auf den anderen. "Ich muss zu Tina und weiß den Weg nicht. Also bitte sage ihn mir." Noch immer unschlüssig was er davon halten sollte, blickte er mich an. "Ist dir klar, dass das wahrscheinlich eine Falle ist, um dir weiß Gott was anzutun!" "Das muss aber nicht sein. Ich denke, sie will wirklich mit mir reden und unser Projekt zu Ende führen." Unglaublich riss Christoph seine Augenbraun wieder in die Höhe. "Wie naiv bist du eigentlich Lea? Das kann ich nicht glauben. Sie wird die Situation nur wieder ausnützen. Glaub mir, sie will dir nichts Gutes tun!" Jetzt stieg in mir die Wut auf und ich funkelte ihn mit meinen Augen an. "Hör auf damit. Selbst wenn geht es dich nichts an. Also, würdest du mir jetzt bitte den Weg sagen, wenn nicht rufe ich Julian an und er soll mich hinbringen." Resignierend gab Christoph auf und zog mich an der Hand hinter sich fort. "Also schön, ich bringe dich hin. Komm, wir nehmen mein Motorrad." "Du hast eines?" Jetzt grinste er wieder. "Klar, oder dachtest du, dass nur Julian eines hätte?" Ehe ich noch etwas sagen konnte, zog er mich in die Garage und vor mir stand ein dunkelrotes Motorrad. Verblüfft ließ ich mich hinter ihm auf es draufziehen und wir fuhren los. Los zu Tina und zu meinem wohlmöglichen Anfang oder Ende.....

Kapitel19

Nach ungefähr 15 Minuten erreichten wir Tinas Haus. Die Fahrt dorthin kam mir gar nicht so lange vor, wie sie war. Vielleicht trug die wunderbare Wärme von Christoph dazu bei, die von ihm ausging? Moment mal? Seit wann fühlte ich mich in Christophs Nähe so wohl? Da stimmte doch was nicht! Trotzdem machte sich allmählich ein mulmiges Gefühl in mir breit!

Christoph nahm seinen Helm ab und wartete, bis ich vom Motorrad abstieg. "Willst du Wurzeln schlagen, oder auf was wartest du?" Total verdattert, stieg ich so schnell ab, dass ich fast gestolpert wäre. Ich konnte ganz deutlich das Grinsen meines "Stiefbruders" auf meinem Rücken spüren. Christoph verstaute sein Motorrad mit den beiden Helmen und schob es auf die Seite, damit das Gestell kein anderes Fahrzeug in der Auffahrt behinderte. Schließlich standen wir vor der Tür und klingelten. Sofort wurde uns von einer etwas rundlichen Dame die Tür aufgemacht und wir wurden freundlich hereingebeten. Tina erwartete uns bereits in einem großen Raum mit einem Tisch. Sie guckte nicht schlecht, als sie Christoph sah. Aber vielleicht hatte sie innerlich gehofft, dass er mitkommen würde? Warum sonst, sollte sie so aufgetakelt, wie sie war herumrennen? Für mich? Sicher nicht!

Sie begrüßte ihren Schwarm mit dem zuckersüßesten Lächeln, dass sie wohl auf ihr Gesicht auftragen konnte. Mann war das widerlich! Stopp! Noch mal zurückspulen! Stieg Christoph etwa auf das blöde Herumgeflirte ein? Tatsächlich! Er lächelte ebenfalls! Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren und ich konnte bei Gott keinen Zusammenhang von der vorigen Situation, wo mich Christoph vor diesem Miststück beschützen wollte und den Helden spielte, hier her folgen! Was war denn auf einmal los?

Ich kam leider nicht dazu weiter darüber nach zudenken, denn wir setzten uns an einen Tisch, wo bereits die Bio-Sachen von Tina schon vorbereitet lagen. Unwahrscheinlich, aber wahr! Vielleicht wollte sie unser Projekt tatsächlich fertig machen?!

"Na, dann lass uns mal anfangen, sonst werden wir nie fertig!" Mit einem Seufzer ließ ich mich auf den Stuhl sinken und packte meine Sachen aus meinem mitgebrachten Rucksack. Ich staunte nicht schlecht, dass wir mit Christophs Hilfe recht schnell vorankamen und fast fertig wurden. Doch mir schwirrte was ganz anderes im Kopf herum, als dieses lästige Bio-Projekt. Christoph war äußerst gescheit! Das machte mir Angst! Ich dachte immer er wäre ein aufgeblasener ungehobelte, so von sich selbst überzeugter Junge, der von seinem Daddy von vorn bis hinten verwöhnt wurde! Obwohl mich der blonde Junge schon in letzter Zeit überrascht hatte und sich dadurch in meine Gedanken einnistete. Wenn das Absicht war, dann machte er es verdammt gut!

Gelangweilt blickte ich mal wieder von meinem Block zu den beiden, denn es war verdächtig ruhig geworden. Und jetzt sah ich auch den Grund dafür, WARUM es so still war. Die BEIDEN KNUTSCHTEN vor MIR herum!!!!

Das war zuviel! Zuerst machte ER auf eifersüchtig und Held, der mich vor IHR beschützen soll und dann hatte ER Nerven mit IHR vor MIR dieses ekelhafte Zungenspiel auszutauschen!

In mir stieg Wut hoch. Aber ich wollte sie nicht zeigen! Ich knallte mein Buch auf den Tisch und räusperte mich. ENDLICH ließen die beiden voneinander ab und starrten mich fragend an, wobei Tina, dieses Miststück, weiterhin Christoph anlächelte und an ihm KLEBTE! "Was ist?", fragte mich dieser in einem nicht wissenden Ton. Ich ignorierte seine Frage und wandte mich an das schleimige Monster neben ihm. "Den Rest schaffen wir doch in der nächsten Biostunde! Es ist außerdem schon spät geworden und wir müssen nach Hause! Komm Christoph!" Mistkerl! Ich packte meine Sachen zusammen und stand auf. Ich sah abwartend zu Christoph, damit der mal sein verflucht sexy Hinterteil erhob. AHHHH!!! Lea! Fürchterliche Gedanken! Ich schlug mich innerlich sicher zig mal für diesen Gedanken. Wir gingen zur Tür und ich spürte, wie ich langsam wieder Luft bekam. Wann hatte ich denn damit Probleme? Na egal! Ich musste mir noch eine Knutschszene vor mir ergehen lassen, bevor wir endlich zu dem Motorrad kamen. Wenn Blicke töten könnten, hätten beide schon Hunderttausende erlitten. Warum war ich denn auf 180? Ach was sag ich denn? Ich war so wütend, wie noch nie! Irgendwie grauste mich die Vorstellung mich jetzt an Christoph zu schmiegen und mit ihm SO NAH und SO LANGE nach Hause zu fahren. Der Junge war bereits schon aufgestiegen und wartete auf mich. Ich ließ mir provozierend viel Zeit damit und versuchte so viel Zeit wie möglich rauszuschlagen. Es dämmerte bereits und Christoph musste die Scheinwerfer anmachen, damit er auf der Straße etwas sehen konnte. Ich betete, dass die 15 Minuten schnell vergehen würden!

Das waren die längsten 15 Minuten meines Lebens! Ich hasste es! "Na, da haben wir den Besuch bei Tina auch überstanden!" Ich drehte mich von ihm weg und ging schnurstracks, ohne ein Wort darüber zu verlieren aus der Garage. Verdutzt sah mir Christoph hinterher. Meine Mama kam mir lächelnd entgegen und wollte mich begrüßen, aber als sie meinen Gesichtsausdruck sah, wich sie ein paar Schritte zurück. Sah ich denn so furchterregend aus? Stumm marschierte ich an ihr vorbei hinauf in mein Zimmer. Hinter mir konnte ich meine Mama Christoph fragen hören, was ich denn hätte! Ich hatte ABSOLUT gar nichts! DAS WAR DER BESTE TAG IN MEINEM LEBEN!!!! ES WAR DOCH ALLES IN ORDNUNG!!!! Eine flüchtige Antwort bekam sie von ihm und als ich meine Türe schließen wollte, stieß ich auf Widerstand. Christoph hatte im letzten Moment seinen Fuß dazwischen geschoben und drückte mit seinem Gewicht meine Zimmertür auf. "WAS?!" ,schnauzte ich ihn an. "Was ist denn los mit dir?" "HA! Es ist überhaupt nichts los! Aber eines frage ich mich schon die ganze Zeit!" Ich weiß nicht, was mich damals zu diesem Redefluss gebracht hat, aber was sollte es? "Warum hast du die ganze Zeit mit Tina rumgeknutscht? Ich dachte du kannst sie nicht leiden?!" Ich dachte du magst mich! Er grinste mal wieder nur und tätschelte mir auf meinem Kopf. "Aber, aber Lea! Wir werden doch nicht etwa neugierig sein!" WAS sollte denn DAS jetzt? Ich wusste nicht so recht, was ich dazu sagen sollte. Irgendwie......war ich......sprachlos! Als er merkte, dass er wohl ewig auf eine Antwort warten würde, redete er weiter. "Tja, weißt du, ich hab mir überlegt, ob ich es nicht versuchen würde!" Jetzt war ich verwirrt! "Was denn?" "Eine Beziehung mit Tina zu führen!" Okay.....jetzt war ich wirklich sprachlos. Kurzfristig setzte mein Herz aus und die Zeit stand still. Ich wartete einen Moment, bevor ich registrierte, dass ich gerade einen schmerzenden Stich in meinem Herzen gespürt hatte. "Ich wusste es! Ich WUSSTE ES!!!", platzte es auf einmal aus mir heraus, "Du hast mich nur verarscht und mit mir gespielt!!" Christoph musste über meinen Wutausbruch nur schmunzeln. Lässig lehnte er sich an die Wand und grinste mich an. "Du bist eifersüchtig, stimmt's?" WAS??? Wie bitte??? Das war ja wohl eine Frechheit! Das gab's doch nicht! Das war doch totaler Humbug! Völlig absurd! Das war.........total ins Schwarze getroffen! Ich war eifersüchtig! Na und? Brauchte ER doch nicht zu wissen! "PFF!!!" Mit einem Satz knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu und sperrte mich ein. MANN war ich wütend! Und wieso rastete ich so wegen IHM aus!? Mein Herz hörte auch nicht auf sich zu beruhigen! Mir war zum Heulen zu Mute! Scheißkerl...

Am nächsten Morgen beschloss ich diesen Spießer zu ignorieren! Da konnte kommen, was wollte!

Kapitel20

Bonjour....
 

@yumata: ich denke, ich kann mich mal so an dich wenden, denn du bist die einzige, die mir immer kommentare hinterlässt. :)

erstmals finde ich es klasse, das dir die geschichte so gefällt und du auch vor kriik nicht zurückschreckst. Finde ich toll... ich weiß, dass es manchmal ein wenig konfus sein kann, weil wir ja zu dritt geschrieben haben und ein jeder einen andern "liebling" gehabt hat... ganz am Ende wirst du eh sehen, wer sich durchsetzen konnte *gg*

also viel spaß weiterhin beim Lesen...

au revoir, silberengel alias sandra!
 


 


 

Beim Frühstück konnte ich meinen Plan noch gut einhalten, da meine Mutter die meiste Zeit redete. Sie hatte uns eröffnet, dass am nächsten Sonntag eine Dinnerparty, oder so was, zu meinen Ehren stattfinden würde, sozusagen um mich in die Gesellschaft einzuführen und die Nachbarn kennen zu lernen, die alle ja schon so furchtbar neugierig auf mich waren. Die ganze Zeit über lächelte meine Mutter stolz und am Ende erklärte sie, dass wir unbedingt ein schönes Kleid für diesen Anlass finden mussten. Wir vereinbarten noch heute nach der Schule einkaufen zu fahren. Ich atmete auf, da ich dadurch sicher verhindern konnte, dass Christoph mir zu nahe kam.

Doch bereits in der Limousine wurde mein Beschluss auf eine harte Probe gestellt. Wie immer saßen wir uns gegenüber und ich betrachtete gelangweilt die Landschaft die an mir vorüber zog. Auf einmal sprach mich Christoph an: "Freust du dich schon auf Biologie? Da könnt ihr euer Projekt fertig machen..." Ich kratze mich am Hals und entdeckte in der Ferne einen Kirchturm, den ich mit meinem Blick fixierte. Aus dem Augenwinkel konnte ich keine Reaktion von Christoph erkennen. "Hallo! Traummännlein, ich hab dich etwas gefragt!" Erfolglos versuchte ich die Zeit von der Kirchturmuhr zu erkennen, doch sie war einfach noch zu weit weg. Da beugte sich Christoph vor und stieß mich an. "Sag mal was ist los mit dir? Wie wäre es, wenn du auf meine Frage reagieren würdest?!" Ich gähnte einmal herzhaft und fixierte erneut die Uhr, jetzt musste ich die Ziffern aber bald erkennen, oder benötigte ich seit neuestem eine Brille?? Ah, jetzt erkannte ich die Uhrzeit es war- "He, ich rede mit dir!" Schön langsam nahm seine Stimme den bedrohlichen Unterton an, den ich schon so gut kannte. Doch auf einmal lehnte er sich wieder in seinen Sitz zurück, ich sah ihn immer noch nicht an, doch konnte ich das Grinsen auf seinem Gesicht förmlich riechen. "So ist das also, die verschmähte Braut schmollt also! Ist ja süß..." Soso, er versuchte die Taktik zu wechseln, in dem er mich provozierte, aber das zieht nicht mein Junge, ich war dir weit voraus. Ich wusste ganz genau, dass ich ein Spiel mit dem Feuer trieb, es konnte jeder Zeit soweit sein, dass er die Beherrschung verlor, ich musste also vorsichtig sein. Aber noch amüsierte er sich über meinen Trotz. "Es tut mir herzlich Leid Püppchen, aber du hast es dir zu spät überlegt. Du hättest alles von mir haben können, aber jetzt hab ich gänzlich mein Interesse an die verloren. Aber du wirst schon irgendwo Trost finden, zum Beispiel bei Paul." Auf einmal brach er in schallendes Gelächter aus, er schüttelte sich, als ob jemand einen wahnsinnig witzigen Witz erzählt hätte und konnte sich fast nicht mehr beruhigen. Ich schüttelte meinen Kopf, der Typ hatte echt einen merkwürdigen Humor, was war den bitte schön so lustig an dem Gedanken? Ich versuchte klar zu denken, dass musste wieder ein Versuch sein, mich zu verunsichern, das war's! So etwas hatte er gut drauf! Aber ich hatte ihn durchschaut und diese Gewissheit breitete eine herrliche Sicherheit in mir aus. So gestärkt raffte ich mich doch noch, gegen meinen Vorsatz, zur Gegenwehr auf. Ich setzte mein süßestes Lächeln auf und erwiderte: "Oh ja, wie recht du doch hast. Ich verzehre mich nach dir! Tag und Nacht denke ich nur mehr an dich und ich bin nah der Verzweiflung..." Christoph wirkte auf einmal so, als hätte er sich an etwas verschluckt, auf jeden Fall hörte er auf zu lachen. Zufrieden fuhr ich fort: "Jaja, du hast schon richtig gehört. Du hast mich so richtig verzaubert. Ich habe so lange versucht dagegen anzukämpfen, aber jetzt wo du mit Tina zusammen gehen willst, kann ich meine Gefühle nicht mehr unterdrücken!" Christoph starrte mich mit riesigen Augen an, er musste sich erst räuspern, bis er seine Stimme wieder fand: "Ist... ähem.. ist das wirklich dein Ernst?" Ich beugte mich zu ihm vor. Neben bei bemerkte ich, dass wir gerade in den Schulhof gefahren waren. Jetzt oder nie, jetzt war der Moment für meine Rache. Christoph beugte sich nun auch zu mir und unsere Gesichter kamen einander nah. Ich sammelte mich und mit einmal verbannte ich das Lächeln von meinen Lippen und suchte all meinen Ekel, den ich in den Wochen gegen ihn empfunden hatte zusammen und zischte ihm ins Gesicht: "Nein!" Christoph prallte zurück. Ich war selbst ganz erstaunt über die Härte, die ich meiner Stimme verliehen hatte. "Glaubst du ernsthaft ich könnte mich in jemanden verlieben, der die Mädchen wie die Unterwäsche wechselt und dabei auch noch so charmant mit ihnen umgeht wie du? Nein, nicht wirklich! Ich habe mich natürlich von deinem Brief geschmeichelt gefühlt, aber genau, als sich meine Ansichten über dich verbessern wollten, hast du wieder so einen Mist bauen müssen und hast mit der Tina rum gemacht. Nimm's mir nicht böse, ich würde mich freuen, wenn wir Freunde werden könnten, aber solange diese Spannung zwischen uns ist, wird das kaum gut gehen. Deshalb frage ich dir zum letzten Mal die Chance, jetzt wo ich dir meine ehrliche Meinung über dich gesagt habe, fangen wir noch mal ganz, und wirklich ganz von vorne an, gut? Vergessen wir alles was war und was hätte sein können und lass uns nur mehr Freunde sein!" Christoph war zu meiner Verwunderung nicht in Wut ausgebrochen, er saß ganz still und ernst mir gegenüber und schien über mein Angebot nachzudenken. "Das wäre wohl das Vernünftigste... Schließlich sind wir ja bald Geschwister, oder?.... Also, gut." Er streckte mir die Hand entgegen. "Freunde?" Ich schlug ein und nickte ihm zu. Als wir aus dem Auto ausstiegen und auf die Schule zugingen, machte sich unglaubliche Erleichterung in mir breit, da waren's nur mehr zwei, nur mehr Paul und Julian...

Kapitel21

Als ich das Klassenzimmer betrat, hörte ich eine Stimme nach mir rufen. "Lea! Kommst du mal zu mir her, Süße?" Obwohl ich von der Anrede verwundert war, ging ich auf Paul zu, der auf mich wartete. Mit hochgezogener Augenbraue blickte ich ihn an. "Süße? Ist das seid neuerstem mein Kosename?" Ich schmunzelte, doch Pauls Wangen begannen rot zu glühen. Verlegen sah der Junge auf seine Schuhspitze und räusperte sich. "Tut mir leid. Ich habe gestern einen Film gesehen, wo dieser Spruch gefallen ist. Ich wollte so cool sein wie alle anderen, aber scheint nicht zu funktionieren." Jetzt erst hob er den Kopf und lächelte mich verzeihend an. "Schon gut, ich habe es überlebt. Und hey, es hat mir sogar gefallen." Mein Versuch ihn aufzuheitern scheiterte, aber ich bemerkte wie er sich leicht entspannte. "Was wolltest du eigentlich von mir?" Doch bevor ich eine Antwort erhielt, kam der Lehrer hinein und ich begab mich auf meinen Platz.

Die Stunde schlich dahin. Während der Lehrer uns einen Vortrag über die verschiedenen Epochen der Geschichte hielt, kämpfte ich mit Theorien. Was wollte Paul von mir? War es wichtig? Grübelnd saß ich da und blickte aus dem Fenster. Aus Fern drang eine Stimme an mein Ohr und unterbrach meinen Gedankenfluss. "Lea? Komm zu dir!" Die Klasse begann zu lachen und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich angesprochen worden war. "Wie? Was? Oh es tut mir leid, Mr. Rubber. Ich war mit meinen Gedanken anscheinend wo anderst." "Willst du uns nicht daran teilhaben lassen?" Der Lehrer stand mit in die Hüfte gestemmte Arme vor mir und seine Augen verengten sich leicht. "Ja, uns interessiert es wirklich, was unsere kleine Lea phantasiert oder von wem." Breit grinsend und herausfordernd mischte sich Christoph in das Gespräch ein. In seinen Augen konnte ich den Schalk sehen, der zweifellos für mich bestimmt war. Über die Unterbrechung nicht sehr erfreut, wandte sich der Lehrer an ihn. "Wer hat dich nach deiner Meinung gefragt, Christoph? Ich möchte einmal eine Stunde sehen, wo sie sich nicht irgendwo einmischen! Komme nach der Schule zu mir. Du wirst heute nachsitzen." Der Zorn des Lehrers richtete sich nun gegen den Jungen und ich atmete erleichtert auf. Ohne auch nur ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln, setzte Rubber seinen Vortrag fort.

Obwohl es mir nicht sehr gefiel, war ich Christoph für seine Einmischung dankbar. Immerhin hat er es nur mir zu verdanken, dass er seinen Nachmittag in der Schule verbringen muss. Andererseits hätte er sich auch nicht in das Gespräch einmischen müssen.

Kurz vor Ende der Stunde wurde mir ein Briefchen von Paul gereicht: "Hi Lea! Wie geht es dir? Man, der Rubber ist heute aber komisch drauf. Was ich dich fragen wollte, wir haben doch eine Prüfung nächste Woche. Wollen wir gemeinsam lernen?"

Das war also die Frage, was er mir vorhin stellen wollte. Sollte ich gemeinsam mit ihm lernen? Meine Entscheidung war schnell gefallen. Schnell kritzelte ich auf das Blatt ein großes "Ja", als gleich darauf die Glocke zur Pause läutete. Mit fragendem Blick sah mich Paul an und ich reichte ihm meine Antwort. Als er sie gelesen hat, lächelte er und wir verabredeten uns für den heutigen Nachmittag. Ich konnte es nicht fassen. Lernen gemeinsam mit Paul! Nur ich und er! Kein Christopher, der uns stört oder sonst jemand. Das war meine große Chance Paul ein wenig näher kennen zulernen und wer weiß was noch.
 

Kurz, bevor ich das Schulgebäude verlies, um schnell nach Hause zu fahren und meine Sachen zum Lernen mitzunehmen, wurde ich sanft am Arm zurückgehalten. Ich brauchte nicht aufzublicken, um zu wissen, wer mich festhielt. Alleine schon seine Nähe ließ es mich erraten. Dennoch hob ich meinen Kopf und sah ihm fest in die Augen. "Lass mich los, Christoph. Ich muss los." Mit seinem verführerischen Lächeln machte er mich wütend. "Hast du nicht gehört! Nimm deine Finger von mir oder ich schreie!" Obwohl ich im Flüsterton zu ihm gesprochen hatte, konnte selbst ich die Drohung in meiner Stimme hören. "Tu es doch." Erwiderte er siegessicher. Als ich aber keinen Mucks von mir gab, brach er in schallendes Lachen aus. "Siehst du, ich wusste doch, dass du es nicht tun würdest." Mit eiskalten Augen versuchte ich ihn zu erstechen, doch er konnte sich das Lachen nicht verkneifen.

"Christoph, was willst du?" "Sei doch nicht so unfreundlich, immerhin muss ich wegen dir nachsitzen." Meine Empörung war kaum noch zu bremsen. "Wegen mir? Sag mal, du spinnst doch! Hättest du dich nicht in das Gespräch eingemischt, dann würdest du auch nicht den Nachmittag in der Schule verbringen müssen." Sein Griff verstärkte sich und aus seinen Augen war jeder Humor gewichen. "Wenn du das so siehst, dann ja. Du bist noch nicht sehr lange an der Schule hier und weißt deshalb noch nicht alles, deshalb solltest du wissen, dass ich in gewisser Weise deine Tugend geschützt habe." Verblüfft starrte ich ihn an. "Meine Tugend? Ich verstehe nicht ganz?" Christoph ließ ein verächtliches Schnauben hören und grinste, wobei es diesmal nicht bis zu seinen Augen reichte. "Rubber hat den Ruf sich an Mädchen zu vergreifen. Es gibt keine Beweise, aber angeblich wurde er deshalb von einer anderen Schule geschmissen. Verstehst du jetzt, warum ich eingegriffen habe?"

"Das ist doch der größte Blödsinn, denn ich je gehört habe! Das sind doch nur Gerüchte und wenn du sie glaubst, dann bist du nicht so klug, wie ich dachte."

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung und war gleichzeitig dankbar, dass ich nicht unbeobachtet war, denn wenn ich weiterhin Christoph provoziert hätte, dann wäre er mir wahrscheinlich an die Gurgel gesprungen. Es war Tina. "Ich glaube, da will noch jemand mit dir reden, bevor du nachsitzen musst. Man sieht sich." Hinter seiner beherrschten Art spürte ich seine Wut.

Ich entzog mich seinem Griff und ging los. Beim Vorbeigehen grüßte ich Tina und verschwand zu der Limousine, die mich sofort nach Hause brachte.
 

Nachdem ich ein wenig gegessen hatte, verabschiedete ich mich bei Mama und machte mich auf den Weg zu Paul. Ich hatte davor noch schnell geduscht und mir ein wunderschönes Kleid bereit gelegt. Obwohl Mama anfangs enttäuscht war, dass ich nicht mit ihr einkaufen ging, verschoben wir das Geplante auf den nächsten Nachmittag und ich packte meine nötigen Bücher zusammen.

Mit dem Auto fuhr ich ungefähr eine halbe Stunde, bis ich endlich das Haus von Paul erreicht hatte. Es hatte nicht die Größe unseres Hauses, aber der gewisse barocke Stil war auch sehr schön. Der Wagen hielt vor einem großen, mit irgendwelchen Fantasiegestalten verziertem Tor. Respektvoll öffnete ich es und ging den dahinterliegenden Weg entlang. Am Rande des Weges waren Rosenbeete gepflanzt und als ich meinen Blick durch den Garten schweifen ließ, bemerkte ich einen Swimming Pool. Die Gemütlichkeit, die mir diese Szene zeigte, ließ mich wieder in meine Phantasiewelt verschwinden, doch nach kurzer Zeit schüttelte ich den Kopf, da mir wieder eingefallen war, wo ich mich befand und warum ich mich hier befand.

Zielsicher ging ich auf die Eingangstüre zu und läutete. Es dauerte einige Zeit bis sie geöffnet wurde. Als dies endlich geschah, sah ich mich ein kleines, rundliches und mit Schmutz verdrecktes Mädchen vor mir stehen. Ich schätze sie auf vier Jahre. Mit großen Augen blickte sie mich schüchtern an und so kniete ich mich vor ihr hin, damit ich sie mit meiner doch etwas größeren Größe schockte. "Hallo. Mein Name ist Lea und wer bist du?" Das Mädchen nah ihre Faust in den Mund und sagte kein Wort. "Ist Paul hier? Er hat mich eingeladen." Als wieder keine Antwort kam, wurde meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Bevor ich allerdings noch etwas sagen konnte, erschien Paul im Hintergrund.

"Ah Lea! Schön dich zu sehen. Ich hatte schon gedacht, dass du den Weg nicht hierher finden würdest. Bereit zum Lernen?" Aufmerksam zog er mir meinen dünnen Mantel aus und wollte ihn aufhängen. "Man Lea, du siehst großartig aus. Wow." Das mich sein Kompliment so glücklich machen würde, hatte ich nicht erwartet. Ohne es zu wollen, errötete ich leicht. Er schien dies zu bemerken, sagte aber nichts darüber. "Komm, wir wollen keine Minuten verschwenden. Wir haben schon ohne dich angefangen." MIR? Wer war denn noch hier? Ich dachte, dass wir alleine wären. Wie konnte ich mich nur so täuschen? Verdutzt folgte ich Paul in den nächsten Raum und sah, wer noch hier war. Als ich den Raum betrat, stand die Person auf und kam auf mich zu, um mich zu umarmen. "Hallo. Warum Mädchen nie pünktlich sein können." Mit einem Lächeln drückte mich Julian an sich. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie sich Paul versteifte. Was war denn nur mit ihm los? Ob er eifersüchtig auf Julian war? Im Gedanken malte ich mir bereits aus, wie Paul ihn zu einem Duell herausfordern würde.

"Lea, erwache aus deiner Traumwelt. Wir haben genug zu tun." Mit großer Zufriedenheit stellte ich fest, dass Pauls Stimme gereizt und hart klang. Die beiden Jungen führten mich zu einem freien Platz und nahmen anschließend selber wieder ihre Plätze ein. Die nächsten zwei Stunden kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich konnte mittlerweile jede Frage im Schlaf beantworten und saß deshalb gelangweilt da.

Nach einer weiteren halben Stunde bemerkte Julian meinen Zustand. Mit seinem Arm stieß er gegen meinen und schmunzelte mich an. Er schien meine Langeweile falsch zu deuten. "Hey, ich weiß, dass es nicht gerade leicht ist, aber du kannst es sicher auch bald verstehen. Ich könnte dich mit Fragen darüber auflockern und dann sehen wir, wie viel du noch nachzuholen hast. Also, fangen wir an. Wie heißt die Meerenge zwischen Agäischem Meer und Marmarameer?" Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete ich ihm. "Dardanellen." Überrascht sah er mich an. "Das war richtig. Nächste Frage. Wann war die Dardanellenfrage und was bedeutet sie?" Ich tat so, als ob ich angestrengt nachdenken würde. "Sie war im 19. Jahrhundert und bedeutet, dass nicht türkischen Kriegsschiffen die Durchfahrt verboten wurde." Seine Verblüffung war nicht zu übersehen. Julian gab jedoch nicht auf und löcherte mich mit mehr Fragen bis es Paul schließlich zu viel wurde.

"Lass es gut sein Julian. Sie beherrscht den ganzen Stoff." Missmutig rutschte er auf seinem Sessel herum. Julian sah schließlich ein, dass Paul recht hatte und gab auf. Zufrieden lehnte ich mich zurück und grinste vor mich hin. Langsam stand Julian auf und entschuldigte sich für einige Minuten. Weil ich gerade meine Sachen zusammenpackte, bemerkte ich nicht die sehnsüchtigen Blicke, mit denen Paul Julian nachblickte. "Sag mal Lea, stehst du auf Julian?" Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. War er etwa eifersüchtig auf Julian? Meine Freude spiegelte sich in meinen Augen wieder, doch Paul deutete das Glänzen in ihnen falsch.

"Dachte ich es mir doch." War da tatsächlich Enttäuschung in seinen Worten zu hören? Er glaubte wohl, dass sie Julian mochte. Zugegeben Julian war nett und sehr fesch für einen Jungen. Ein jedes Mädchen würde alles tun, damit sie ihn als Freund haben konnte. Natürlich hatte Julian nicht so eine unverschämte Art wie Christoph, was mich aus irgendeinem Grund leicht enttäuschte. WAS dachte ich da nur gerade? Wieso war Christoph schon wieder in meinen Gedanken. Dieser Idiot kann einfach keinen Frieden geben. Schließlich richtete ich wieder meine Aufmerksamkeit auf Paul. Einen Jungen wie ihn würde auch jedes Mädchen wollen. In seiner Nähe spüre ich immer wieder Schmetterlinge in meinem Bauch. Aber hatte er tatsächlich noch nie bemerkt, dass ich in toll fand? Stattdessen war er davon überzeugt, dass ich Julian begehrte. Was wahrscheinlich auch nicht so daneben war. Was war nur los mit dir? Wieso kann ich mich nicht für einen entscheiden? Vielleicht sollte ich nicht so viel darüber nachdenken und einfach das tun, was mir meine Gefühle sagen.

Entschlossen lehnte ich mich zu Paul hinüber und bevor er auch nur eine Möglichkeit hatte zu reagieren, lagen meine Lippen auf den seinen. Ich habe keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, als Paul erschreckt zurückfuhr. "Lea? Was sollte das denn?"

Kapitel22

Irritiert lehnte ich mich wieder zurück. Ich wusste nicht, was mich genau überkam, dass zu tun. Das entsetzte Gesicht von Paul, machte mir ein schlechtes Gewissen, obwohl ich nicht wusste warum! Ich dachte doch, er mag mich! Verlegen stotterte ich vor mich hin. "Ich....ich.....weiß nicht!", gab ich ihm als Antwort. Angeekelt wischte er sich über seine Lippen. Zumindest kam es mir nur so vor. "Was hast du dir dabei gedacht?", kam es sogleich wieder von ihm. Na toll! Was sollte ich da bloß sagen? "Ich.....dachte du magst mich!" Jetzt blickte Paul mich etwas irritiert an. Überrascht hob er eine Augenbraue und fiel kurz darauf in schallendes Gelächter. Ich wusste einfach nicht, was los war! Wieso lachte er mich denn jetzt aus!? Ich verstand die Welt nicht mehr! Beleidigt schnappte ich mir meine gepackte Tasche und stand auf. Paul hört abrupt auf zu lachen, denn er merkte, dass ich aus dem Raum stürzte. Mir reichte es echt! Da heißt es immer, wir Mädchen sein kompliziert! "Lea! Warte mal!" Paul war mir hinterher gelaufen. Ich hatte bereits das Haus verlassen und stapfte ziellos in eine Richtung. Er hielt mich sanft am Arm fest. Ich drehte mich zu ihm um. Er ließ mich daraufhin wieder los und schnaufte noch mal gut durch. "Lea! Warum gehst du schon?" "Na, ich dachte wir wären fertig!" "Mit Lernen ja, aber ich dachte du bleibst noch ein bisschen!" "Nach dem, was gerade passiert ist, NEIN!!" Meine Stimme war ungewollt lauter, als ich ursprünglich wollte. Doch das Zucken von Paul machte mir bewusst, dass ich gerade nicht freundlich zu ihm war. "Lea! Das......der Kuss.....ich mag dich wirklich, aber nicht so! Falls ich dir den Eindruck vermittelt habe, tut es mir leid! Du bist nur eine gute Freundin für mich!" "Warum glaubst du, hab ich mich so rausgeputzt?!" Paul zuckte wieder zusammen und wurde etwas rot. "Ähm.....doch nicht wegen mir?" "Doch!" "Wow!" Verlegen fuhr er sich durch seine Haare. Dies machte er im Unterricht sehr oft. Das war mir aufgefallen. Paul lächelte mich fröhlich an. Sein Lächeln ist einfach umwerfend. "Ich hätte nie gedacht, dass sich ein Mädchen mal wegen mir so rausputzt!" Jetzt musste ich auch lächeln. Es war einfach ansteckend. "Du bist wirklich ein tolles Mädchen, aber ich bin schon verliebt!" Wegen dieser Aussage, spürte ich einen Schmerz in meiner Brust. "Komm doch wieder mit rein! Julian wartet sicher schon und wundert sich, wo wir abgeblieben sind!" Jetzt vergas ich den Schmerz, den ich kurzfristig verspürte und nahm seine Einladung dankend an. Paul reichte mir seine Hand und ich nahm sie etwas zögerlich. Sein Verhalten wunderte mich etwas. Er behandelte mich doch so vertraut und doch sollte er in ein anderes Mädchen verliebt sein? Mit einem komischen Gefühl im Bauch gingen wir wieder zurück. Julian sah schon ganz verzweifelt aus. Irgendwie kam er mir irgendwie verloren vor. Freudig sprang er vom Stuhl auf und kam auf uns zugelaufen. "Hey, wo wart ihr denn??" "Wir waren nur kurz an der frischen Luft!" Mit einem skeptischen Blick musterte Julian uns und sein Blick blieb an unseren Händen haften, denn wir hatten uns noch nicht losgelassen. "Soso! Nur an der frischen Luft! Und was habt ihr denn da so getrieben?" Ich glaubte diese Wortwahl war Absicht von ihm! "Ähm... !" Paul war genauso sprachlos, wie ich! "Wir haben gar nichts gemacht!" Gleichzeitig ließen wir uns los und ich bemerkte diesmal wieder nicht, dass Paul genauso rot angelaufen war, wie ich. Für Julian musste das wirklich ein komisches Bild abgegeben haben, denn er lachte freudig darauf los. "Mann! Das sollte nur ein Scherz sein!" Er kam auf uns zu, stellte sich zwischen uns und legte jeweils einen Arm auf meine und Pauls Schulter. Dieser schüttelte jedoch seinen Arm von ihm runter und trat etwas nervös zu seinem Sessel. "Was machen wir jetzt?", fragte er, um die eingetretene Stille zu unterbrechen. "Keine Ahnung! Ich bin der Meinung, dass wir auf KEINEN Fall weiter lernen, einverstanden?!" Paul und ich stimmten Julian zu. Wir entschlossen uns ein wenig Karten zu spielen. Ich kannte das Spiel nicht und trotzdem gewann ich andauernd. Entweder war das tatsächlich NUR Anfängerglück, oder die beiden hatten mich den ganzen Abend verarscht! Nach einer Ewigkeit sah ich mal auf meine Uhr und musste leider feststellen, dass es schon ziemlich spät geworden war. "Oh, Jungs! Es wird jetzt wirklich Zeit, dass ich nach Hause gehe!" "Was, schon so spät?", fragte Paul entsetzt. Für ihn war wohl die Zeit auch viel zu schnell vergangen. Julian stand als erster auf und bot mir an, mich mit seinem Motorrad nach Hause zu fahren. Meine Augen strahlten vor Freude und ich nahm dankend an. Julian packte seine Schulsachen zusammen, während ich schon mit Paul zum Eingang ging. Ich zog meine Schuhe an, als ich den nachdenklichen Ausdruck von Paul bemerkte. "Paul? Was hast du?" "Äh... nichts! Ähm.....wie lange kennst du Julian schon?" "Ich habe ihn durch Christoph kennen gelernt, aber das war noch nicht allzu lange her, warum?" "Ach, nur so!" "Gibt's da einen bestimmten Grund, warum du das wissen möchtest?!" "Naja... ", Paul lächelte gequält, "Julian spricht andauernd von dir!" "Wirklich?" Diese Tatsache stimmte mich fröhlich. "Was sagt er denn so über mich?" "Na, dass du wunderschön bist und dass er dich mag und jedes mal, wenn wir alleine sind, redet er von dir! Deswegen fragte ich dich, ob du ihn auch magst, denn er ist vollkommen von dir hingerissen!" WOW!!! Nie in meinem Leben war ein Junge so von mir fasziniert, wie Julian! Noch dazu war er genau mein Typ und das ist mir wirklich noch nie passiert! Tja Christoph war vergeben und Paul in jemanden anderen verliebt, also? Blieb nur mehr Julian übrig und er mochte mich anscheinend genauso sehr, wie ich ihn. Plötzlich musste ich mich an unseren gemeinsamen Kuss erinnern. Wie konnte ich nur jemals denken, dass ich Christoph mögen würde? Julian war doch genau der Richtige! Mein Gesicht fing an zu strahlen! "Na, was habt ihr denn so geheimnisvolles zu besprechen?", unterbrach Julian meine Gedanken. "Nichts!", grinste ich ihn an, während sich Paul verlegen am Hinterkopf kratzte. "Hey, Paul, du wirst doch nicht das Ufer wechseln und dich an meine kleine Lea ran machen, oder?" Julian zwinkerte ihm zu, worauf er verdächtig rot anlief. Diese Aussage von Julian verwirrte mich etwas. Ich glaube die beiden Jungs merkten das und Julian grinste mich an, weil er mein entsetztes Gesicht sah. "Lea? Was ist los?" "Äh... " Meine Augen fixierten stumm Paul, der mich etwas verlegen und etwas unsicher anlächelte. "Lea?" Julian fuchtelte vor meinem Gesicht herum. Paul trat auf mich zu und legte eine Hand auf meine Schulter. Dabei verschwand sein, schon sicheres Lächeln nicht. "Lea! Ich glaub ich muss dir etwas sagen!" Gespannt lauschte ich, was mich demnächst erwarten würde. Obwohl ich es mir schon irgendwie denken konnte..... "Ich bin schwul!" BUMM!!! JETZT wurde mir so einiges klar! Diese blöden Kommentare von Christoph kamen jetzt eindeutig zu mir rüber. Ich erkannte langsam die Bedeutungen, die ich immer verwirrt auf mich genommen hatte. Und JETZT wusste ich, warum er meinen Kuss SO aufgefasst hatte. Er mochte keine Mädchen! Er mochte......genau, wie ich......Jungs!! "Das hast du nicht gewusst, Lea?", unterbrach mich schon wieder Julian. "Äh... ja!" "Was für eine Überraschung! Du bist bestimmt die einzige, die nicht davon wusste! Die ganze Schule weiß davon!" "Oh!" "Reden wir doch ein anderes Mal darüber! Es ist wirklich schon spät und wir sollten nach Hause!" "Okay!" Ich schenkte Paul zum Abschied ein unsicheres Lächeln und versank wieder in meine Gedanken, als ich mich auf dem Motorrad an Julians Rücken presste.

Er hielt wieder direkt vor der Tür und begleitete mich noch die Stiegen hoch. Wieder standen wir vor meiner Eingangstür, wie schon bei unserem gemeinsamen Ausflug. "Gute Nacht, Lea! Es war wirklich ein schöner Tag!" "Ja, fand ich auch!" "Lea?" "Ja?" Unsere Lippen trafen sich. Der Kuss war eher schüchtern und nur kurz. Wir lächelten uns an und ich bemerkte erst mein rasendes Herz, als Julian wieder auf sein Motorrad stieg und davon fuhr. Glücklich und mit einem undefinierbaren Gefühl sank ich in mein Bett. Ich freute mich irrsinnig über Julians Kuss! Und wenn ich so weiter darüber nachdachte, könnte ich mir sogar mehr mit Julian vorstellen. Irgendwie wurde mir an dem Abend klar, dass ich Julian gerne als meinen festen Freund haben wollte. Nach unendlichem Grübeln und dahin Seufzen, schweiften meine Gedanken wieder zu Paul. Ich war noch nie einem Homosexuellen begegnet und auf eine gewisse Weise, freute ich mich darüber, dass ich Paul begegnet war. Mein Auftritt war wirklich für eine Komödie gut gewesen, aber ich hatte ja nicht wissen können, dass er schwul war! Moment mal! Wenn ich genauer nachdachte und mich zurückerinnerte, hatte Paul nicht gesagt, er wäre VERLIEBT???? Mit einem ruck setzte ich mich in meinem Bett auf! WER war es, in den er verliebt war? WER??? Ich wollte es wissen und vielleicht sagte er mir ja, wem sein Herz gehört? Und wer weiß, vielleicht wurden wir ja gute Freunde? Vielleicht sogar beste Freunde? Kurz kam mir Marie wieder in den Sinn. Es war klar, dass sie niemand ersetzten konnte! Ein schwuler Junge war doch nicht dasselbe wie meine beste Freundin! Da gab es wesentliche Unterschiede, die ich aber jetzt nicht aufzählen möchte! Mit Paul kamen mir einige Fragen in den Sinn! Woher wusste man, dass man Homosexuell ist? Ich hatte mich noch nie mit so etwas befasst! Meine Neugier wuchs und ich wollte einfach mehr darüber wissen! Und wer konnte mir das alles besser erklären, als Paul selbst? Ich beschloss am nächsten Morgen unbedingt mit Paul zu reden! Zufrieden schlief ich ein. Gott sei Dank hatte ich mein Zimmer, wie jede Nacht abgeschlossen und zur Sicherheit den Schlüssel stecken lassen und einen Stuhl davor gestellt, dass Christoph nicht mal die Klinge runter drücken konnte, falls er kommen sollte. Und er wollte kommen, aber er schaffte es nicht.....

Erfolgreich Christoph ignorierend schaffte ich es in die Schule. Mein erster Weg war natürlich zu Paul, der mich etwas unsicher ansah. Ich schnappte ihn einfach am Arm und zerrte ihn hinaus in den Schulhof. Es waren ziemlich wenige Schüler da, denn es war noch ziemlich früh. Paul sah mich fragend an und ich erklärte ihm, dass ich nichts gegen Schwule habe, falls ich gestern den Eindruck gemacht hatte, dass dies so wäre. Fröhlich nahm er mich in den Arm. Anscheinend hatte ich nicht so falsch gelegen damit. Ich freute mich und wir beide beschlossen gute Freunde zu werden, weil er sich auch ein bisschen einsam vorkam. Es waren nicht alle tolerant genug, um seine sexuellen Neigungen zu akzeptieren. Der Einzige, mit dem er sonst noch sprach waren ein paar andere Mädchen und Julian. Die anderen gingen ihm so gut es ging aus dem Weg. Jetzt wo er es gesagt hatte, musste ich ihm zustimmen. Warum war mir das bloß noch nie früher aufgefallen? Wir saßen auf einer Bank und ich konnte meine Neugier einfach nicht mehr zurückhalten. "Sag mal, Paul?" "Ja?" Paul lachte fröhlich auf, denn ich löcherte ihn schon seit Minuten mit irgendwelchen dummen Fragen. "Was gibt's denn noch? Hab ich dir nicht schon alles gesagt?" "Nur eine Sache nicht!" "Und die wäre?" "Du hast doch gestern gesagt, du wärst schon verliebt? In wen bist du verliebt?" Paul klappte der Mund herunter und sah mich sprachlos und entsetzt an.

Kapitel23

Er setzte sich gerade auf und strich sich wieder durchs Haar. "Hmm... Hab ich das wirklich gesagt... ?" Ich dachte, er wollte mir ausweichen und stieß ihn freundschaftlich in die Rippen. "Na komm schon! Du hast nach dem ich dich geküsst habe gesagt, das du schon verliebt bist. Bitte, verrate mir, ich werde nicht weiter sagen." Paul wurde rot und lachte nervös. "Uh, das war... das war doch nur eine Ausrede, damit du nicht verletzt bist, ... also es war nichts weiter..." Mit gespielter Entrüstung sah ich ihn an. "Och, das find ich aber wirklich nicht nett, dass du mir nicht die Wahrheit sagen willst!" Als Paul wieder verlegen begannen alles abzustreiten unterbrach ich ihn gnädig. "Ist ja schon gut, ich gebe zu, wir kennen uns noch nicht so lange. Aber versprich mir, dass du es mir noch verrätst! Ja?" Paul schüttelte den Kopf "ich bin wirklich nicht..."- "Ich fragte: ja?" Paul kratzte sich im Nacken. "Schon gut, ich werd es dir erzählen, sobald ich mal verliebt bin." Zufrieden stand ich auf. "Schön, dann lass uns in die Klasse gehen, wir wollen Julian doch nicht mit Christoph alleine lassen." Paul lächelte verträumt. "Nein, dass wollen wir nicht." Ich hielt ihm die Türe auf und wir betraten die Klasse. Julian der sich tatsächlich gerade mit Christoph unterhielt, strahlte als er uns erblickte und ging auf uns zu. "Hallo!" wie aus einem Mund, hatten Paul und ich gleichzeitig gegrüßt und wir beide hatten den selben sehnsüchtigen Buick drauf und mit einem Schlag wurde es mir bewusst: Paul liebte Julian!! Mir blieb der Mund offen stehen und Paul bemerkte meine Reaktion, sofort erriet er, dass ich sein Geheimnis durchschaut hatte. Da betrat der Lehrer die Klasse. Paul flüsterte mir noch schnell ins Ohr: "Ich muss nächste Pause mit dir reden." Und verschwand auf seinen Platz. Ich nickte langsam, dass glaubte ich auch.

Die folgende Stunde verging wie im Flug und schon läutete es wieder zu Pause. Die ganze Stunde über hatte ich mir den Kopf zermartert, wie ich diese dumme Situation lösen könnte, es war doch wirklich ärgerlich. Direkt nach dem Läuten stand Paul auf und verließ nach einem Wink die Klasse. Ich sprang auf und rannte ihm nach. Im Pausenhof setzten wir uns. Eine peinliche Stille entstand, während der ich meine Nägel begutachtete und Paul seine Haare glatt strich und aufstellte und glatt strich und aufstellte... Endlich räusperte er sich. "Also?" Fing er an, ohne mich anzusehen. Ich seufzte. "Also,... er ist es also... das könnte dumm ausgehen..." Paul stütze die Ellbogen auf die Knie und lehnte sich vor. Er seufzte ein paar mal auf und er tat mir furchtbar Leid. "Wie lange geht das denn schon?" Paul sah mich weiterhin nicht an, als er mir langsam antwortete. "Lange... ich weiß nicht genau, vielleicht ein Jahr, vielleicht zwei Jahre..." Ich lehnte mich zu ihm nach vorne, doch er wand sein Gesicht von mir ab. "Und ahnt er etwas... ?" Als Paul mir diesmal antwortete war das Zittern in seiner Stimme deutlich zu hören. "Nein, ich hatte nie den Mut ihm die Wahrheit zu sagen. Er ist ja schließlich hetero... Ich wollte unsere Freundschaft nicht gefährden, deshalb vertraute ich ihm nur die halbe Wahrheit an, also dass ich homosexuell bin... Mehr weiß er nicht und mehr soll er auch nicht erfahren." Ich nickte langsam, ich konnte ihn gut verstehen und ich hasste mich dafür, dass Julian Interesse an mir zeigte und ich verachtete mich selbst, weil ich seine Gefühle erwiderte, ich fühlte mich wie ein Mädchen, das einer Freundin den Freund ausspannt... einfach widerlich. Ich schüttelte meinen Kopf immer weiter und strich ihm über die Schulter. "Es tut mir so Leid..." Paul lachte traurig auf und drehte endlich sein Gesicht zu mir. "Du brauchst dir doch keine Vorwürfe zu machen, du kannst ja nichts dafür, dass Julian nicht die selben Neigungen hat wie ich, egal ob er dich liebt, oder eine andere, er liebt nicht mich. Und wenn er sich schon verliebt, so bin ich doch froh, dass es ein Mensch ist, wie du, wir kennen uns noch nicht so lange, doch hab ich das Gefühl, dass du gut zu ihm sein wirst, stimmt's?" Ich musste heftig runter schlucken, wenn Paul wüsste, was für ein Gefühlschaos noch vor kurzem meine Gedanken bestimmte... Doch jetzt war ich mir ja sicher und deshalb nickte ich ihm lächelnd zu. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke" Genau in dem Augenblick standen Julian und Christoph vor uns. Julian lachte. "Das wird ja immer interessanter zwischen euch beiden..." Christoph, der nichts vom gestrigen Tag erfahren hatte, wunderte sich nur. "Ähm, mittlerweile weißt du schon, dass unser lieber Paul ein bisschen... sensibler, rosiger und wärmer ist... ?" Julian, Paul und ich starrten ihn an, doch Christoph musste nur lachen, einer seiner typischen, geschmacklosen Witze. Wie konnte ich nur jemals daran denken... brr, ich wollte es nur mehr vergessen!

Bevor wir noch weiter reden konnten, läutete es erneut zur Stunde und wir marschierten in Richtung Klasse. Doch direkt vor der Klasse hielt mich Julian zurück, während die anderen in die Klasse gingen. Ich schaute ihn verwundert an und Julian drückte mir sanft die Hand. "Ich finde es toll, dass du dich mit Paul ausgesprochen hast, und dass du nichts gegen Homosexuelle hast. Ich hätte es wirklich traurig gefunden, wenn du dich nicht mit ihm vertragen hättest, denn Paul und ich sind schon lange gute Freunde." Ich schmunzelte innerlich, doch äußerlich behielt ich die Fassung. "Ist doch selbstverständlich! Er ist wirklich nett und ich denke, dass wir noch richtig gut Freunde werden..." Julian nickte zufrieden. "Das ist schön." Schon kam der Lehrer der nächsten Stunde und nach einem kurzen Händedruck gingen wir wieder in die Klasse. Doch bereits auf meinem Tisch fand ich die nächste Überraschung, ein kleines gefaltetes Zettelchen. Während wir zur Begrüßung aufstanden grübelte ich von wem er schon wieder sein konnte. Ich vermutete von Paul, der sich noch mal wegen meiner Verschwiegenheit bedanken wollte. Doch gleich als ich mich wieder hinsetzte, musste ich feststellen, dass der Brief von Christoph war. Ich warf einen vorsichtigen Blick auf Christoph, der sich nichts anmerken ließ. So ein Mistkerl, ich würde wohl nie Frieden von ihm finden. Ich faltete den Zettel auf und begann zu lesen, es war nur ein kurzer Absatz, doch reichte er, um mich völlig aus der Fassung zu bringen. Um es kurz zu fassen hatte Christoph mir zu verstehen gegeben, dass es unmöglich von mir wäre, wie ich mich zuerst an ihn, dann an Julian, dann an den schwulen Paul und dann wieder an Julian heranmachte. Wütend zerknüllte ich den Brief und warf ihn in mein Bankfach, ich wollte nichts mehr davon sehen. Um mich zu beruhigen stellte ich mir verschiedene Szenarien vor, um mich wieder zu beruhigen. Auf einer blieb ich lange hängen, da sie mir besonders gut gefiel. Christoph gestand mir darin, dass er den Brief nur aus Eifersucht geschrieben hatte. In meinen Fantasien gestand er mir das vollkommen zerknirscht. Ich fühlte mich richtig gut, bis ich mich in meine eigene Fantasie so weit hineingesteigert hatte, dass ich begann daran zu glauben, mehr noch ich war fast schon davon überzeugt, dass es so sein musste... und auf einmal war ich wieder verunsichert. Was sollte nur aus dieser ganzen Geschichte werden...

Kapitel24

An diesem Nachmittag beschloss ich einfach mal alleine zu sein. Mein Gefühlschaos der vergangenen Tage oder sogar schon Wochen zehrte doch sehr an meinem Gemütszustand. Warum musste das Leben nur so kompliziert sein? Kann nicht einmal alles nach meinen Wünschen und Vorstellungen sein?

Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, starrte ich auf mein Spiegelbild im Badezimmer. Um mich einmal vollkommen entspannen zu können, hatte ich mir eine Quarkmaske auf meine Haut geschmiert. Obwohl ich mir reichlich dämlich damit vorkam, hatte ich diesen Schönheitstipp einmal ausprobiert. Ich rasierte mir die Beine und manikürte mir die Nägel. Schmunzeln über mich selber ging ich auf den Balkon und legte mich auf eine Liege, die darauf stand. Um der Sache noch die Krönung aufzusetzen, klatschte ich mir zwei Gurkenscheiben auf die Augen. Jetzt sollte mein Erholungsprogramm beginnen.

Wer brauchte schon Jungs? Endlich hatte ich alles, was ich schon immer wollte. Ich habe meine Mutter wieder, ich bin einige überflüssige Kilos losgeworden und bin auch in der Schule nicht allzu schlecht. Auf dem Internat konnte ich mir nie vorstellen, dass ich einem auf einen Jungen stehen würde oder einer auf mich und momentan waren es dem Anschein nach zwei, wobei man das aber nicht sicher sagen kann. Christoph hatte mir schon des Öfteren eindeutige Angebote gemacht, aber so wirklich habe ich ihm das nie geglaubt. Die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe, war grobgeschätzt nicht gerade angenehm, dennoch besaß er eine unwiderstehliche Persönlichkeit. Seine Arroganz und sein Übermut zogen einen magisch an. Wenn er nur nicht so männlich und markant wäre, dann könnte man ihm vielleicht widerstehen.

Der zweite Junge ist Julian. Sicher sah auch er wie ein junger Adonis aus. Er behandelt mich mit Respekt und er ist ehrlich, zumindest hat er mir noch keinen Grund gegeben, dass es anders wäre. Julian hilft mir und würde mir die Welt zu Füßen legen, wenn ich sie verlangen würde. Aber wollte ich so einen Jungen? Arroganz oder Liebenswürdigkeit?
 

Während ich so darüber nachdachte, schlief ich ein. Als ich meine Augen wieder aufschlug, befand ich mich in einem Turm. Ich lag auf einem Strohbett und durch das kleine Zimmer fiel nur wenig Licht. Verwirrt erhob ich mich und klopfte das übrige Stroh von meiner Kleidung. Mit Verblüffung bemerkte ich ein weinrotes Kleid mit feinem Spitzenbesatz. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch und mit Schrecken stellte ich fest, dass dicht neben dem oberen Ende der Strohmatte eine Ratte saß. Ein Schrei entwich meiner Kehle und ich stürmte zu der dicken Holztüre. Obwohl ich wusste, dass ich dieses schwere Hindernis nicht alleine bewältigen konnte, wollte ich hier hinaus und wie durch ein Wunder öffnete es sich von selbst. Der dahinter liegende Gang war dunkel und wurde nur von einer weniger lichtliefernden Fackel erhellt. Zögernd ergriff ich sie und ging die Steintreppen hinab. Am unteren Ende der Treppe war ein großer Saal. Meine Schritte halten an dem kalten Boden wieder. Ein Luftzug ließ mich zusammenfahren und blies meine Fackel aus. Fröstelnd und ich Dunkeln versuchte ich meinen Weg fortzusetzen.

Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein junges Mädchen vor mir auf. Ihr Gesicht war blass, dennoch war sie außerordentlich schön mit ihren großen, grünen Augen und ihrer roten Haarpracht. "Mylady, da seid ihr ja endlich. Folgt mir bitte. Sie werden erwartet." Mit einer Verbeugung drehte sie sich wieder um und schritt mir voran. "Erwartet? Wer erwartet mich und warum nennst du mich so?" Ohne mir zu antworten schritt sie flott weiter und wir traten in den Burghof. Hier standen auf allen Seiten Menschen, aber ich kannte keinen von ihnen. Ihre misstrauischen und wütenden Blicke blieben mir nicht verborgen. "Warum sehen die Leute alle so unfreundlich aus?" Obwohl ich nicht mit einer Antwort gerechnet hatte, bekam ich eine. "Mylady, die Leute sind nur aufgebracht wegen ihnen. Sie sind der Grund, dass zwei der besten Ritter um ihre Hand kämpfen, anstatt etwas sinnvolles für das Land erledigen. Sir Christoph de Cutter und Sir Julian la Roffrey sind sehr beliebt bei dem Volk und deshalb sind die Leute nicht darüber erfreut, dass diese beiden bis auf den Tod für Sie kämpfen." War das die Wahrheit? Die beiden wollten mich heiraten und sich bis zum Tod des jeweils anderen ihr Leben einsetzen? Wo war ich hier nur hineingeraten?

Wir erreichten einen großen Platz und auf einer der Tribünen saß mein Vater. Als er mich sah erhellte sich sein Gesicht und er stand auf, um mich auf meinen Platz zu geleiten. "Meine Liebe Lea, du siehst umwerfend aus. Ein jeder ist von deiner Schönheit erfreut und dieses Schauspiel findet nur zu deinen Ehren statt. Ich bin froh, dass Sir Christoph de Cutter und Sir Julian la Roffrey um dich werben. Setz dich." "Vater, das dürfen sie nicht. Einer der beiden wird sterben und das soll nicht meinetwegen passieren." Ein schallendes Lachen erhellte die Umgebung. "Aber Tochter, das ist doch der Sinn und Zweck hier. Genieß es und warte gespannt darauf, wer gewinnt. Du bist hier immerhin die Trophäe."

Die Bezeichnung missfiel mir, aber ich kam nicht zum Antworten. Hinter mir ertönten Jubelrufe und ein Reiter auf einem schwarzen Hengst kam zu mir hergeritten. "Seid gegrüßt, Lady Lea. Ihr seht bezaubernd aus." Der Ritter zog sich den Helm von Kopf und ein attraktives Lächeln war zu sehen. Christop de Cutter. Perplex rührte ich mich nicht und so ergriff er einfach meine Hand und küsste sie. Ich wollte sie ihm wieder entziehen, aber eine bekannte Stimme kam mir zuvor. "Nehmt eure Lippen von dieser Engelshand. Ihr verseucht sie nur mit Eurem Speichel." Julian la Roffrey erschien aus dem Hintergrund. "Da seid ihr ja. Bereit Euer trostloses Leben zu beenden?" Die Augen des Dunkelhaarigen verkleinerten sich und sprühten beinahe Funken. "Komisch, das Selbe wollte ich Euch gerade fragen. Ich werde nämlich gewinnen und dann wird Lady Lea die Meinige. Ich werde jeden Moment genießen an dem ihr röchelnd und nahe dem Tod vor mir liegen werdet."

Die Anspannung zwischen den beiden war deutlich zu spüren. Flehend wendete ich mich an die beiden. "Bitte, lasst von diesem Kampf ab. Was ist denn nur in euch gefahren? Ihr seid doch Freunde!" Christoph zuckte nur mit der Schulter und erwiderte gleichgültig. "Das waren wir einmal. Die Zeiten ändern sich, Lady Lea. Ich werde erst von ihm ablassen, wenn ich mir sicher bin, dass ihr meine Braut und Geliebte seid." Seine Entschlossenheit war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben und so wendete ich mich an Julian, der eigentlich recht vernünftig ansonsten ist. "Bitte, ihr dürft das nicht tun. Ihr könnt mir das nicht antun. Einer von euch könnte dabei sterben." Doch auch er blieb gleichgültig. "Das ist das Schicksal eines Ritters. Mylady, ich würde sogar tausend Tode sterben, um nur einmal eure Gunst zu bekommen. Ihr seid alles, was ich mir immer erhofft habe und möchte." "Genug mit diesem Blödsinn. Ich brenne darauf anzufangen." Christophs ungeduldige Stimme unterbrach Julian. Mein Vater nickte und der Kampf sollte beginnen.

Mit gespanntem Atem saß ich da und musste mit schwerem Herzen zusehen, wie einer der beiden in einen sicheren Tod ritt. Zu wem sollte ich halten? Wenn auch nur einer stirbt, dann könnte ich es mir ein Leben lang nicht verzeihen. Was konnte ich nur tun, um den Kampf zu verhindern? Alles Nachdenken half nicht, denn schon ritten die beiden Kontrahenten aufeinander zu. Die Lanzen brachen am Körper des jeweils anderen ab und rissen die Reiter aus ihren Sätteln. Benommen blieben beide eine kurze Zeit liegen bis sich schließlich Julian als erster erhob. Er stemmte seine Beine in den Boden und bäumte sich vor dem noch am Boden liegenden Christoph breitbeinig auf. Langsam und triumphierend hob er sein Schwert über seinen Kopf und verharrte einen Augenblick. Julian sagte irgendwelche Worte, aber ich konnte sie nicht verstehen. Verzweifelt und schluchzend schloss ich die Augen und verdeckte mit meinen Händen mein Gesicht. Erst ein Raunen des Publikums ließ mich wieder aufblicken. Das Bild, das sich mir bot, erzeugte eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. Christoph lag noch immer am Boden, jedoch steckte Julians Schwert in seiner Brust. Der Angreifer selber stand noch einen Moment kurz aufrecht, als er schließlich, getroffen von Christophs Schwert, umfiel und neben seinem Kontrahenten liegen blieb.

Mit einem heftigen Schrei stürmte ich auf das Schlachtfeld und kniete neben den beiden nieder. "Bitte nicht. Ihr dürft nicht sterben, ich liebe euch doch." Keiner der beiden konnte noch meine Worte hören, sie waren tot.
 

Mit Tränen in den Augen wachte ich auf. Ich befand mich auf meinem Balkon und bemerkte verschwommen, dass die Sonne schon fast untergegangen war. Die Quarkmaske war fast vollkommen von meinem Gesicht getropft und ich hatte einen leichten Sonnenbrand bekommen.

Noch immer entsetzt von meinem Traum richtete ich mich auf. Was war denn das schon wieder für ein schwachsinniger Traum? So ein Blödsinn! Ich als jungfräuliches Burgfräulein und Christoph und Julian als meine Werber. Dennoch lag mir das Ende noch im Herzen. Den Schmerz, den ich verspürt hatte, als ich die beiden tot vor mir liegend sah, verging nur langsam. Das war wirklich ein abschreckendes Beispiel. Vielleicht sollte ich ja einen Schlussstrich unter die ganze Sache ziehen und mich in nächster Zeit nur um mich kümmern. Ich habe es satt immer wieder im Gefühlschaos wegen den beiden zu leben. Ich werde mich schließlich nie für einen entscheiden können.

Am Sonntag würde eine Party zu meinen Ehren stattfinden und diese sollte ich mir nicht vermiesen lassen. Bekräftigt durch meinen Entschluss sowohl Christoph als auch Julian auf Abstand zu halten stand ich auf und beschloss ab dem nächsten Morgen meinen Plan auszuführen.

Kapitel25

Bonjour an alle!:)

So, da ich schon länger nichts mehr von mir hören hab lassen, kommt nun ein neuer Teil...ich hoffe, dass alle leser ihren Spaß daran haben...

Au revoir, silberengel!
 

Der Sonntag kam für meinen Geschmack viel zu schnell. Ich schaffte es beiden Jungs tatsächlich aus dem Weg zu gehen und mit Julian nur das Nötigste zu reden. Langsam bekam ich das Gefühl, dass er sich irgendwie von mir verarscht vorkam. Konnte ich auch irgendwie verstehen! Immerhin hatten wir uns schon öfters geküsst und was war dann? Nichts! Null und nicht die Bohne!

Aber das war mir herzlich egal! Ich hatte die Nase voll und hatte nicht so schnell vor, mir das vermiesen zu lassen! Und mit Christoph sprach ich wirklich kein einziges Wort! In letzter Zeit war Tina öfters bei uns, weil die beiden ja ZUSAMMEN waren! Wer's glaubt! Die einzige Beschäftigung, die sie hatten war mich zu verfolgen und vor meinen Augen sich gegenseitig fast auszusaugen! Ekelhaft! Wenn ich den beiden so zusehe, dann verstand ich echt nicht, wie die beiden dabei Luft bekamen! Oh Mann! Jetzt machte ich mir schon wieder Gedanken über diesen Volltrottel!

Ich half meiner Mutter und Franz bei den Vorbereitungen. Das Essen musste organisiert werden und wir hatten einen Partyservice, der Garten musste dekoriert werden und natürlich machte Christoph keinen Finger krumm! Alle arbeiteten für den heutigen Nachmittag und Mr. Perfekt lag auf der faulen Haut!

Irgendwie war ich fruchtbar nervös und ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Immerhin war diese Party extra wegen mir! Mama redete mir gut zu und verriet mir eine kleine Überraschung. Papa hatte sich extra vorgenommen zu kommen und mich zu besuchen! Das war toll! Damit verflog meine Angst und ich freute mich direkt auf die Party. Aber da wusste ich noch nicht, dass Paul, Tina UND Julian auch kommen würden! Die gehörten ja auch zu unserer Nachbarschaft!

Die Party war im vollen Gange und Papa war immer noch nicht da! Ich hatte ein Glas Sekt in der Hand und spazierte gelangweilt durch den großen Garten. Wieder fiel mein Blick auf die beiden knutschenden Gestalten auf einer Liege. Wäh! Widerlich! Und trotzdem konnte ich nicht anders, als dahin zu starren! Verrückt oder? Ich wandte mich wieder dem Buffet zu und hätte fast mein Glas fallen gelassen! Da kam doch tatsächlich Julian mit einem Lächeln auf mich zu. Verdammt! Dabei hatte ich so gehofft, er würde mich in dem Tumult nicht finden! "Hallo Lea!" Er strahlte über sein ganzes Gesicht und funkelte mich mit seinen Augen an. Wenn ich es nicht schon so oft gesagt hätte, müsste ich direkt sagen, dass er das schönste Lächeln auf der ganzen Welt hatte! "Hallo!" Ich wusste nicht, wie sich mein Hallo angehört hatte, auf jeden Fall hab ich mich zusammengerissen, um es nicht zu freudvoll, zu ironisch und zu abfällig klingen zu lassen. "Und? Wie ist die Party so? Ich bin ja erst jetzt gekommen und hab den Anfang verpasst!" Ich schnaufte auf. Endlich jemand mit dem ich darüber reden konnte! Okay, ich verletzte für einen kurzen Moment meine Prinzipien, aber was sollte ich machen? Ihn einfach so stehen lassen? Das wäre wirklich unfair von mir! Also antwortete ich ihm und ließ meinen Ärger an ihm freien Lauf. "Ich musste jeden Gast begrüßen und Mama hat mich jeden einzeln vorgestellt und voller Stolz ihre Tochter präsentiert! Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen und dann so was!" Julian musste über meine Schnute, die ich zog, lachen. "Was gibt's denn da zu lachen!?" "Gar nichts aber ich find dich einfach süß, wenn du dich so aufregst und dich in etwas hineinsteigerst!" Dieses Kommentar hatte mich zur Sprachlosigkeit getrieben. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt sagen sollte. Aber das war nicht so schlimm, da Julian einfach weitersprach. "Lea? Ich müsste mal mit dir reden! Können wir irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind?" Mist! Ich konnte mir schon vorstellen, worüber er reden wollte! Bestimmt würde er mich fragen, warum ich in letzter Zeit so abweisend zu ihm war und ihm aus dem Weg gegangen war! Bestimmt hatte er es bemerkt! Er war doch nicht blöd! "Sicher! Gehen wir ins Haus!"

Ich zupfte meinen Rock zurecht und stapfte ihm hinterher. Ich wusste nicht genau, wo wir hingehen sollten und wenn ich ehrlich war, wollte ich mit ihm nicht auf mein Zimmer! Irgendwie gefiel mir das nicht! Wir setzten uns auf die Stiegen in dem großen Stiegenhaus nebeneinander und ich kreuzte meine Finger ineinander. Ich wartete ab, denn schließlich wollte Julian mir etwas sagen. "Mach die Augen zu!" "Warum?" Ich sah ihn fragend an. Er erwiderte dies wieder mit einem Lächeln. "Mach einfach die Augen zu und mach sie erst auf, wenn ich es dir sage! Vertrau mir! Es passiert nichts schlimmes! Versprochen!" Also, diese Bemerkung gefiel mir noch weniger, als der bisherige Tag! Würde er mich küssen oder was würde passieren. Etwas nervös willigte ich ein und schloss meine Augen. Ich hörte neben mir ein klickendes Geräusch und spürte, dass Julian mir etwas um den Hals hing. "So! Jetzt mach die Augen wieder auf!", befahl er. Sofort folgte ich seinen Worten und blickte an meinen Hals hinunter und entdeckte eine schöne zierliche Goldkette mit einem Herzanhänger, der kunstvoll geschwungen war. Meine Augen weiteten sich und ich musste den Anhänger sofort berühren, denn sonst hätte ich nicht geglaubt, dass er tatsächlich da war! "Ah... äh... Julian....der ist wunderschön!" "Genau, wie du!", erwiderte er meine Aussage. Erschrocken blickte ich zu ihm und er strich mir sanft über meine Wange. "Du bist wunderschön!" Ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz schneller gegen meine Brust schlug. Wie schaffte er es immer mich total verlegen zu machen?! Schnell drehte ich mein Gesicht wieder von ihm weg. "Ich kann das nicht annehmen!" "Warum denn nicht?!" Seine Stimme wurde plötzlich ernster. "Weil die Kette bestimmt viel zu viel gekostet hat!" "Aber die anderen Gäste haben dir doch auch Geschenke gegeben! Und da ich auch ein Gast bin, wirst du es annehmen!" So kannte ich Julian nicht. Er war schon fast böse, na ja er war ziemlich ernst. Seine Augen waren auch kurzfristig etwas zusammengekniffen. Doch auf einmal schlich sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen und er strahlte mich wieder mit seinen Augen an. "Bitte! Ich würde mich freuen, wenn du sie trägst!" "Na gut! Dankeschön!" Ich freute mich wirklich über das Geschenk, doch irgendwie kam ich mir auch dumm vor. Ich hatte das Gefühl, als ob ich den armen Jungen neben mir ausnutzte und ich wollte ihm nicht dieses Gefühl geben! Dabei hatte ich ihn echt gern! Nur wusste ich einfach nicht, wie ich meine Gefühle im Moment ordnen sollte! Liebte ich ihn? War ich in ihn verliebt? Und was war mit Christoph? "Lea!" Julian riss mich wieder aus meinen Gedanken und legte vorsichtig seine Hand auf meine, die auf meinem Knie geruht hatte. Ich war unfähig mich zu bewegen und starrte einfach gerade aus! "Lea, ich möchte, dass du meine Freundin bist! Ich hab mich unsterblich in dich verliebt!" HILFE!!! Mein Herz droht nun wirklich aus meiner Brust zu springen! So was war mir echt noch nie passiert! Ich bekam Panik! Ich begann zu zittern und zu stottern und versuchte irgendetwas zu sagen, nur ich hatte gar keine Ahnung WAS???!!! "Julian, ich....ich... " Vorsichtig spähte ich zu ihm hinüber. Er war anscheinend genauso nervös, wie ich. Er sah mich nicht an, war über seinen Wangen rötlich gefärbt und ich konnte an seiner Hand spüren, dass er ebenfalls zitterte. Nun blickte er ebenfalls zu mir und mir stieg die Röte ins Gesicht. "Lea?" "Julian, ich... " Langsam näherte sich sein Gesicht dem meinem. Unsere Lippen trafen sich fast, doch ich verhinderte es, in dem ich panisch aufsprang. "Tut mir leid Julian!", brachte ich noch hervor, bevor ich schnell aus dem Stiegenhaus rannte. WARUM ist mir verdammt noch mal auf einmal Christoph durch den Kopf gegangen??

Julian sah mir geschockt nach und er spürte, wie sein Herz einen schmerzenden Stich versetzt wurde. Er dachte Lea würde ihn genauso mögen, wie er sie, doch das war anscheinend ein Irrtum gewesen! Aber wie konnte er sich da nur so täuschen? Sie hatten doch viel Spaß miteinander gehabt und sich sogar öfters geküsst! Und da soll einer aus Mädchen schlau werden? Der Junge spürte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Lea bedeutete ihm wirklich viel. Er war verwirrt und wusste nicht, was er jetzt tun sollte.

Paul kam gerade vorbei und sah seinen Freund mit den Händen vor seinem Gesicht zusammengekauert auf der großen Stiege sitzen. Er bekam einen Schreck und ging sofort auf ihn zu. Er setzte sich neben ihn und streichelte Julian am Rücken. Er zuckte zusammen und sah kurz auf. Mit einem tränenverschleierten Blick schaute er zu Paul, um dann wieder sein Gesicht in seinen Händen zu verstecken. Paul durchzuckte ein schmerzvoller Stich, denn er hatte seine heimliche Liebe noch nie so verzweifelt gesehen! Geschockt versuchte Paul ihn zu beruhigen, doch er erzielte genau das Gegenteil. Der Junge ließ seiner Trauer nun freien Lauf. Er krallte sich an Paul und schluchzte an seine Brust. Paul bekam fürchterliches Bauchkribbeln, doch ermahnte er sich innerlich Julian in so einer Situation nicht auszunutzen. "Julian, sag mir was los ist, dann kann ich dir vielleicht helfen!" Nach einiger Zeit versuchte Julian, noch immer unter Tränen seinem Freund mitzuteilen, was geschehen war.

Ich verschwand wieder draußen im Garten und wollte mich von allen fernhalten. Ich ging ans äußerste Ende der grünen Anlage legte mich auf eine Liege. Wie konnte das auch passieren? Dabei hatte ich mir so vorgenommen, dass ich mich mit Jungs auf keinen Fall mehr abgeben würde! Ich fasste es nicht! Eigentlich hatte ich mir nach meiner Meinung alle Chancen bei Julian vertan. Vielleicht war es ja besser so, doch irgendwie machte mich das wiederum traurig! Wie sollte ich nur aus meinen eigenen Gefühlen schlau werden? Vielleicht sollte ich in aller Ruhe Julian alles erzählen? Möglicherweise versteht er mich ja und mal sehen, vielleicht hätten wir noch eine Chance? Aber wie sollte ich ihm bloß die Situation mit Christoph erklären? Oder sollte ich ihm besser die Kette zurückgeben und kein Wort mehr mit ihm sprechen?

Ich beschloss einfach mal Julian zu suchen und mit ihm zu reden! So abgeneigt bin ich ja gar nicht, nur wollte ich einfach noch keinen Freund! Wie sollte ich auch für einen Freund bereit sein, wenn ich selbst nicht wusste, was ich von mir und meinen Gefühlsausbrüchen halten sollte!? Außerdem ist in meinem Leben in letzter Zeit so viel passiert! Zuerst der Brief von meiner Mama, dann die Sache mit Julian, Christoph und zu allem Überfluss der Tod von Marie! Und jetzt das! Ich musste einfach alles noch verarbeiten und mit meinen Gefühlen ins Reine kommen. Genau DAS würde ich ihm erklären und ich hoffte dabei, dass mir die richtigen Worte einfallen würden!

Paul hatte sich alles von Julian schildern lassen. Paul redete beruhigend auf Julian ein und streichelte ihn über seine, noch nasse, Wange. "Sie hat bestimmt nur Panik bekommen! Nachdem, was du mir erzählt hast, muss sie dich einfach mögen! Sie wäre echt blöd, wenn sie dich abstoßen würde!" Ein leichtes Lächeln huschte auf Julians Lippen. Paul war im Himmel. So nah war er Julian noch nie gewesen, obwohl sie schon lange befreundet waren. "Danke, Paul!" Julian stützte sich mit seiner Stirn auf Pauls Stirn ab und schloss seine Augen. Pauls Herz machte Saltos und er wurde langsam nervös. Doch die Nähe von Julian genoss er. Er wurde wieder rot um seine Nasenspitze, immer wenn er in Julians nähe war. Hoffentlich würde er es nicht merken. Am Liebsten hätte er jetzt die Zeit angehalten und wäre ewig so mit ihm da gesessen. Ihm entfloh ein leiser Seufzer, was Julian dazu veranlasste seine Augen aufzumachen und Abstand von seiner Stirn zu machen. Paul blickte direkt in die wunderschönen grünen Augen, in die er sich sogleich verlor. Unfähig sich länger unter Kontrolle zu halten legte Paul seine Hand in den Nacken seines Freundes und zog ihn zu sich. Ihre Lippen trafen sich und Paul schloss seine Augen. Julian sah etwas stutzig zu Paul.

In dem Moment trat Lea ins Stiegenhaus und blieb abrupt stehen. Ihre Augen weiteten sich und ohne noch zu überlegen, machte sie kehrt und rannte schon wieder weg. Warum hatte dieses Bild vor ihren Augen furchtbar geschmerzt? Wie konnte Paul ihr das nur antun?

Kapitel26

Morgen an alle!:)
 

Hier ist wiedermal der nächste Teil... wünsche euch viel Spaß damit.
 

au revoir, silberengel!
 


 

Ich stürmte durch den vollen Garten, vorbei an all den Gästen, die mir zu Ehren gekommen waren, und ich verfluchte sie, ich verfluchte jeden einzelnen von ihnen! Ich passierte das Tor und rannte noch ein gutes Stück an der Straße entlang, bis mir die Puste endgültig ausging und ich stehen blieb. Mein Atem ging unglaublich schnell und bei jedem Atemzug stach es in meiner Brust. Gegen einen Baum gestützt versuchte ich ruhig zu atmen und nicht umzufallen. Sobald das Stechen in meiner Brust nachgelassen hatte und meine Beine nicht mehr zitterten machte ich mich auf den Weg, die Straße entlag. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hin wollte, die Hauptsache war, dass ich von hier weg kam, ich konnte heute nicht noch mal unter all die lachenden Menschen treten, ich hätte es nicht ertragen. Als sich mein Atem beruhigt hatte, versuchte ich nun auch meine Gedanken zu beruhigen. Ich war am verzweifeln. Einerseits war ich total niedergeschlagen und wollte auf der Stelle los heulen, doch auf der anderen Seite war ich auch furchtbar aggressiv. Meine Wut richtete sich nicht mal gegen einen bestimmten Menschen oder eine bestimmte Sache, es war nur die allgemeine Frustration, die mich so fertig machte. Ich kickte eine Nuss die vor mir auf der Straße lag in hohem Bogen weg. Was sollte ich nur anfangen? So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte zu keinem klaren Gedanken kommen. Immer wieder sausten mir die selben Bilder durch den Kopf: Christoph und Tina einander wild umschlingend, Christoph ganz lieb zu mir, Julian ganz nah bei mir und Julian und Paul einander küssend... Es war vergeblich, ich konnte meine wilden Gedanken weder bremsen noch ordnen. Ich brauchte Abstand zu dem Ganzen, auf keinen Fall wollte ich umdrehen und zurück nach Hause gehen. Ich begann die wildesten Fluchtfantasien zu spinnen, als mir ein Auto ziemlich flott entgegenkam. Schimpfend sprang ich auf die Seite, typisch diese verwöhnten Raser, die hier überall in der Gegend unterwegs waren! Doch unglücklicherweise landete ich mitten auf einem rutschigen Blatt und fand mit meinen hohen Sandalen keinen Halt. Während ich mit dem einen Schuh Halt in der Erde fand und sogleich stecken blieb, riss es meinen zweiten Fuß in hohem Bogen weg und schon lag ich auf dem Boden, der eine Fuß steckte immer noch in der Erde und war durch den Sturz irgendwie merkwürdig verbogen worden. Ich bewegte mich nicht und betrachtete verwundert und auch fasziniert die merkwürdige Lage meines Beins, als sich jemand neben mir auf den Boden stürzte. "Maus! Um Gottes Willen, ist alles in Ordnung? Was ist mit deinem Bein? Ist es gebrochen? Kannst du es bewegen?" So viele Fragen auf einmal! Ich blickte auf die Seite und erkannte erst jetzt meinen Vater neben mir, war er der Fahrer gewesen... ? Doch bevor ich meinen Gedanken weiter nachhängen konnte, packte er mich bei den Schultern und schüttelte mich. "He, komm zu dir! Mit deinem Bein stimmt etwas nicht, ich fahr dich ins Krankenhaus!" Erst jetzt kam ich wieder langsam zurück in die Wirklichkeit und auf einmal verspürte ich einen stechenden Schmerz in meinem linken Bein, ich schrie auf und mir wurde erst jetzt bewusst, dass die Lage meines Beins auf keinen Fall normal war, ich hatte mir etwas gebrochen. Ich glaube, ich war damals einfach zu geschockt um einen vernünftigen Gedanken zu fassen, anders kann ich mir meine verspätete Reaktion nicht erklären. Mein Vater zog meinen Fuß vorsichtig aus der Erde, die an der Stelle sehr lehmig war und half mir hoch. Von ihm gestützt humpelte ich zu seinem Auto und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen, mittlerweile waren die Schmerzen kaum mehr zu ertragen. Im Nu saß mein Vater am Steuer und fuhr los. "Ich glaub, ich fahr vorher schnell bei euch daheim vorbei und sage deiner Mutter bescheid..." Ich fuhr hoch. "Nein! Bitte nicht!... Ich möchte möglichst schnell ins Krankenhaus, wir können sie von dort aus anrufen!" Mein Vater zögerte kurz, nickte dann aber. Ich wollte nicht zurück...

Geblendet von der Sonne wandte ich mich murrend den Kopf um und legte den Polster auf mein Gesicht. Ich schloss wieder die Augen und wollte gerade weiter schlafen, als ich diesen merkwürdigen Geruch wahrnahm. Das war doch unmöglich mein Polster! Irritiert hob ich den Polster noch mal an und blinzelte gegen das helle Licht, das mir entgegen schien. Es dauerte ein bisschen bis sich meine Augen an das helle Licht gewöhnten und noch bevor ich wirklich etwas erkennen konnte schlug ich die Bettdecke zurück und wollte gerade meine Beine über die Bettkante schwingen, als mir bewusst wurde wo ich war. Im Krankenhaus und es hätte mich viele Anstrengungen gekostet die Beine über die Kante zu schwingen, da mein linkes Bein vom Oberschenkel abwärts dick eingegipst war und zudem in einer Schlaufe in der Luft hing. Wie hatte ich das nur vergessen können, seufzend ließ ich mich ins Bett zurück fallen und schloss noch mal die Augen. Ich überlegte kurz wie spät es wohl schon war, doch fand ich keine Uhr in dem Zimmer, doch die Sonne stand schon sehr hoch, außerdem fiel mir erst jetzt auf, dass von draußen geschäftiges Treiben zu vernehmen war. Rund um mein Bett standen noch eine Reihe anderer Betten, jedoch schienen nur drei davon benutzt. In einem schlief ein ungefähr sieben jähriges Mädchen, in dem anderen las eine vielleicht Zehnjährige in einem Buch, dass ich in der Volksschule zuletzt gesehen hatte und das dritte Bett war leer, schien aber benutzt, da die Decke zurückgeworfen und der Polster zerdrückt war. Abermals schloss ich die Augen, ich wollte das alles hier nicht wahrhaben. Doch auf einmal erinnerte ich mich wieder. Da war nicht nur der Unfall, da war noch etwas gewesen: Julian hatte mir eine wunderschöne Kette geschenkt und mich gefragt ob ich nicht seine Freundin sein wollte und ich war einfach so hinaus gerannt. Ich konnte mich wieder an das unbehagliche Gefühl erinnern, dass ich verspürte und das Mitleid, dass ich mit dem armen Julian gehabt hatte und mein Entschluss ihm die Kette zurück zu geben... Auf einmal traf es mich wie ein Schlag, ich griff mir an den Hals, die Kette war noch da! Denn als ich sie ihm zurück geben wollte erwischte ich Paul wie er Julian küsste! Wie hatte ich das nur vergessen können?? Mit einem Mal verspürte ich wieder den unglaublichen Schmerz den ich bei diesem Bild verspürt hatte, viel schlimmer, als wenn Christoph und Julian vor ihr rum machten, viel schlimmer als der Schmerz als das Bein gebrochen war! Und ich Idiotin bin davon gelaufen! Jetzt wo dieses Erlebnis mir meine Gefühle so deutlich gemacht hatte, hasste ich mich dafür, dass ich davon gelaufen bin, und mir dann auch noch das Bein gebrochen hab, als ich dem Auto meines Vaters ausweichen musste, welch Ironie des Schicksals. Doch anstatt darüber zu lachen, brach ich in Tränen aus. Warum nur musste alles immer so schief gehen?

Auf einmal spürte ich eine Hand an meiner Wange die mich langsam streichelte, als ich durch den Tränenschleier langsam blinzelte erkannte ich beschämt, dass das kleine lesende Mädchen neben mir stand und mir ein Taschentuch hin hielt. Ich nahm es dankend an und sie hörte endlich auf meine Wange zu streicheln, statt dessen redete sie mir mit ihrer lieben Mädchenstimme langsam zu: "Du brauchst nicht weinen. Dein Bein wird bald wieder in Ordnung sein und dann kannst du wieder ganz normal spielen! Wenn du willst hol ich deine Eltern rein, sie waren vor einiger Zeit schon hier und haben gesehen dass du noch schläfst und sind wieder gegangen. Aber ich glaube sie sitzen noch draußen, vielleicht können sie dich trösten. Wie heißt du eigentlich? Ich bin die Anni, ich bin schon neun Jahre alt! Wenn du willst können wir später was spielen! Weißt du die anderen beiden sind noch ganz klein und so schrecklich kindisch..." Während ich noch ganz baff von ihrem Redeschwall war trippelte sie schon zur Türe und war kurz darauf verschwunden.

Fünf Minuten später kam sie tatsächlich mit meiner Mutter an der einen und meinem Vater an der anderen Hand zurück. Strahlend führte sie die beiden zu meinem Bett und blieb dann neugierig bei uns stehen. Ich hatte mich mittlerweile wieder beruhigt und meine nassen Wangen getrocknet. Während mich Mama sofort in die Arme schloss blieb mein Papa vorsichtig etwas abseits stehen, er sah ziemlich zerknirscht aus. Als sich meine Mutter endlich wieder von mir trennen konnte trat auch er einen Schritt näher, bremste aber sogleich als sie ihm einen giftigen Blick zuwarf. Sie setzte sich auf den einzigen freien Stuhl und Papa musste sich für sich einen eigenen holen, vorsichtig setzte er sich ans andere Ende meines Bettes, einen großen Bogen um mein eingegipstes Bein machend. Anni hatte da weniger Skrupel beschwingt setzte sie sich zu mir auf die Matratze und strahlte uns an. Gerade als Mama mich ansprechen wollte, plapperte sie von neuem los. Sie erzählte uns ausführlich wie sie aus purer Langeweile die Temperatur des Bügeleisens spüren wollte und zeigte uns dann stolz ihre bandagierten Finger. Gerade als sie uns die Verletzungen meiner anderen Zimmergenossen erklären wollte wurde die Türe geöffnet und eine Frau kam herein, die sich zum Glück als Annis Mutter herausstellte, die mit dem Mädchen spazieren ging. Sobald die Türe zu war, fuhr ich meine Eltern an: "Wollt ihr mich quälen, oder was soll das, dass ich mitten im Kindergarten gelandet bin??" Meine Mutter seufzte leise. "Maus, du musst wissen, dass alle Patienten, die noch nicht 18 sind in die Kinderabteilung kommen... Aber du hast eh noch einmal Glück gehabt, dass nur drei andere Zimmergenossen hast." Versuchte mich mein Vater zu beschwichtigen. "Das ganze wäre ja nie passiert, wenn dein Vater jemals lernen würde nicht immer so zu rasen..." - "Ich war zu spät dran und ich wollte auf keinen Fall noch später erscheinen..." - "Dann fahr das nächste Mal doch rechtzeitig von daheim weg!" Ich schlug mir die Hände vor die Ohren, das durfte doch nicht wahr sein, ich hatte doch wirklich genug Probleme, da fehlte mir eine Streiterei zwischen den beiden doch gerade noch! "Ruhe! Könnt ihr nicht still sein??" Meine Mutter biss sich auf die Lippen: "Es tut mir Leid, Maus... Können wir dir irgend etwas Gutes tun?" Doch auf einmal lächelte sie mich verschmitzt an: "Ich weiß etwas! Da gibt es jemanden, der mich heute schon dreimal besorgt angerufen hat, um zu erfahren wie es dir geht und er lässt dich ganz lieb grüßen! Na weißt du schon um wen es geht? Julian! Er ist so ein netter Junge!" Ich konnte es nicht fassen, das war jetzt wirklich nicht das richtige um mich aufzuheitern. "Mama, könntest du mir wohl ein Glas Wasser von der Leitung holen, ich hab einen schrecklichen Durst!" Sofort sprang mein Vater auf. "Ich hol's dir schon! Wirklich es tut mir so Leid meine arme, kleine Maus!" Sofort hackte meine Mutter wieder nach: "Das sollte es auch! Du hat ihre Ferien ruiniert!" Papa reichte mir zerknirscht das Glas, ich hatte einfach Mitleid mit ihm. "Mama, zieh doch nicht so über den Papa her, er hat mich ja nicht mutwillig angefahren! Er hatte es eilig, weil er nicht zu spät zu meiner Feier kommen wollte, er ist nur wegen mir so schnell gefahren!" Meine Mutter kämpfte mit sich selber, sie sah aus, als ob sie zugleich weinen und toben wollte. Mit geröteten Augen fuhr sie mich an: "Stell mich jetzt ja nicht, als die böse hin! Los, du aller liebster Papa, sag deiner lieben Tochter doch, warum du so spät dran warst! Von wem du dich nicht trennen konntest..." Meinem Vater wich die Farbe aus dem Gesicht. "Margarete!" stieß er mit gepresster Stimme hervor. Jetzt hatte er meine Aufmerksamkeit geweckt. "Was ist los, Papa? Sag mir, was die Mama meint!" Mein Vater zog an seinem Krawattenknoten und schluckte heftig. "Maus, ich fürchte, ich hätte dir schon lange sagen sollen... also da gibt es die Lisl, wir kennen uns schon lange aus der Arbeit, ich glaub du kennst sie auch, sie ist die Geschäftspartnerin von unserer Firma... und sie und ich... nun ja wir sind jetzt schon etwas länger zusammen... kurz, nachdem du zu Margarete gezogen bist... Ja und ich glaube du solltest wissen, dass es mir wirklich sehr, sehr ernst mit ihr ist!"

Kapitel27

Hallo! :)
 

Und wieder kommt ein neues Kapitel....
 

viel Vergnügen damit und au revoir, euer silberengel!
 


 

Sprachlos sah ich meinen Vater an. Irgendwo dämmerte es in meinem Gehirn, wer diese Lisl war. Ich hatte sie schon öfters bei einem Betriebsausflug der Firma meines Vaters gesehen. Sie war, so würde ich sie beschreiben, hochnäsig und eine typische Karrierefrau. Ich bezweifelte nicht, dass sie eine Abneigung gegen Kinder hätte, aber es stand mir ja auch nicht zu über sie zu urteilen, noch dazu da ich sie nur flüchtig kannte. Meinem Vater dürfte sie allerdings etwas bedeuten, sonst wäre er nicht mit ihr zusammen.

"Sehr ernst? Wie meinst du das?" Zögernd stellte ich meine Frage. In all den Jahren nach der Trennung von meiner Mutter hatte mein Vater noch nie eine ernsthafte Beziehung geführt. Sicher hatte er mir öfters irgendwelche Frauen vorgestellt, aber noch nie hatte er so ernst über eine Frau gesprochen. Er nahm meine Hand und ich sah, wie sehr er nervös war. "Maus, es ist so. Ich liebe sie und möchte sie demnächst fragen, ob sie meine Frau werden möchte. Was sagst du dazu?" Das war eine gute Frage. Was sagte ich dazu? "Ich weiß nicht. Ich kenne sie ja schließlich kaum. Aber wenn sie dich glücklich macht, dann solltest du die Chance ergreifen. Immerhin ist man sich selten so sicher wie du es gerade bist." Freudig strahlend gab mir mein Vater einen Kuss auf die Stirne. "Freut mich, dass du es so siehst. Wenn du wieder aus dem Krankenhaus draußen bist, dann werde ich sie dir mal offiziell vorstellen. Aja, sie ist eine begnadete Reiterin. Da du es auch ein bisschen kannst, können wir doch einmal zu dritt einen Ausritt machen. Ich bin sicher, dass Lisl sich sehr darüber freuen würde und ich natürlich auch."

Die ganze Zeit hat sich meine Mutter ruhig verhalten, aber jetzt konnte sie nicht mehr still sein. "Werde ich hier gar nicht gefragt? Immerhin ist sie ja auch meine Tochter und man sieht ja, wie gut du auf sie aufpassen kannst, wenn du nur diese Frau im Kopf hast!" Bei den Worten meiner Mutter blieb mir der Mund offen. Wie konnte sie nur so bissig sein? Mein Vater hatte mich ja nicht absichtlich angefahren. Es war schließlich ein Unfall!

"Margarete! Wie kannst du nur so etwas von mir behaupten? Ich liebe Lea und sie ist das wichtigste in meinem Leben. Eine jede Frau ist mir egal, solange ich meine Tochter habe. Ich bin entsetzt, wie du nur so eine Anschuldigung aussprechen kannst."

"Kann ich dich bitte draußen sprechen?" Mit gepresster Stimme kamen meiner Mutter die Worte über die Lippe und sie verließ mit großen Schritten den Raum. Mein Vater küsste mich noch einmal auf die Stirne, seufzte kurz, während er gleichzeitig mit den Schultern zuckte, und ging hinter meiner Mutter hinterher.
 

Die Zeit verging und keiner der beiden betrat wieder das Zimmer. Ich begann mir Gedanken zu machen, warum meine Mutter so wütend auf meinen Vater war und über diese "Lisl". Irgendwann schlief ich schließlich ein und wachte erst traumlos am nächsten Morgen wieder auf.

Die Sonne schien und es dürfte ungefähr 11 Uhr gewesen sein. Verwundert setzte ich mich auf, weil ich sonst nie so lange schlief. Etwas Rotes erregte meine Aufmerksamkeit auf meinem Nachttischchen. Vor mir standen die schönsten Rosen, die ich je gesehen hatte. Daneben lag eine Grußkarte. Neugierig von wem der Strauß war, fischte ich mir die Karte und begann zu lesen.
 

Liebe Lea!

Als ich gestern von deinem Unfall erfahren habe, war ich anfangs geschockt. Ich gebe mir die Schuld, weil ich dich mit meinem Wunsch durcheinandergebracht habe. Es tut mir leid.

Ich hoffe, dass du mir noch einmal verzeihen kannst und mir vielleicht noch eine Chance gibst oder uns beiden.

In Liebe, Julian!
 

Nachdenklich lass ich die Karte noch einmal und noch einmal. War es wirklich seine Schuld? Kopfschüttelnd verneinte ich diese Frage. Es war einfach ein dummer Zufall. In meinen Gedanken versunken fasste ich die Kette an und wickelte sie, so weit es ging, um meinen Finger.

Gerade als ich endlich wieder einen klaren Kopf bekam, öffnete sich die Türe und der Arzt trat ein. "Guten Morgen, Lea. Schön, dass du endlich wach bist. Mein Name ist Dr. Schmidt." Der Mann vor mir hatte schon schütteres, leicht gräuliches Haar und ein sympathisches Lächeln. "Wann kann ich wieder nach Hause?" Obwohl es mir hier sicher nicht schlecht ging, wollte ich so schnell es ging wieder in meinem eigenen Bett liegen. Stirnrunzelnd blickte mich der Arzt an. "Nun ja, du siehst selber, dass du ein gebrochenes Bein hast, dass ruhig liegen bleiben muss und ja nicht bewegt werden darf. Eigentlich sollte dies Grund alleine sein, dich hier zu behalten." Flehendlich sah ich ihn an. "Bitte, ich möchte wieder nach Hause. Ich verspreche auch, brav liegen zu bleiben und mich nicht zu bewegen." Dr. Schmidt wurde ernst und sprach klar. "Nein. Außerdem hast du das nicht alleine zu entscheiden, deine Eltern müssten damit einverstanden sein."

In diesem Moment ging die Türe wieder auf und Christopher betrat den Raum. "Christopher, Gott sei Dank. Hilf mir bitte den Arzt zu überzeugen, dass ich nach Hause darf. Erklär ihm doch, dass ich es dort gut habe." Leicht verdutzt sah er zuerst mich an und anschließend den Arzt. Nach kurzem Nachdenken setzte er sein natürliches Pokerface auf. "Dr. Schmidt, so heißen sie doch laut ihrem Kärtchen." Der Arzt nickte nur über diese unverschämte Gesprächseröffnung. "Lea hat Recht. Zu Hause hat sie ihr eigenes Zimmer und wir haben sogar eine Haushälterin, die schließlich dafür bezahlt wird, dass sie der Familie hilft. Also, wo liegt denn noch das Problem?" Dr. Schmidt ärgerte sich über die arrogante Tour von dem Jungen, sprach aber dennoch ruhig. "Das Problem? Das einzige, was für eine Entlassung noch fehlt, ist das Einverständnis ihrer Eltern. Wenn diese sich mit einem Transport nach Hause einverstanden geben, dann möchte ich nicht dazwischen stehen, wenn die junge Dame uns verlassen will. Ihre Eltern sollen gefälligst zu mir kommen, wenn die Patientin hier wirklich weg will." Mit einem Gruß verließ er das Zimmer und in mir stiegen Schuldgefühle auf, weil wir den Arzt so fies behandelt hatten. Christoph allerdings ließ sich nicht beirren und setzte sich einfach auf mein Bett. "Wie ich sehe, geht es dir relativ gut." Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, sprach ich zu ihm. "Ja, tut es." Ich versuchte mich so wenig wie möglich mit ihm zu unterhalten, doch ich rechnete nicht mit seiner Reaktion. "Was ist los mit dir, Lea? Wieso weichst du mir ständig aus und sprichst nicht mehr mit mir? Habe ich dir irgendetwas getan?" Nun konnte ich ihm nicht mehr länger ausweichen und an Flucht war auch nicht zu denken. "Das habe ich gar nicht getan und wenn doch, dann immer nur dann, damit du mit Tina alleine sein konntest. Ihr seid doch so ein entzückendes Paar." Am liebsten hätte ich mir bei diesen Worten selber in die Zunge gebissen. Noch dazu hatten sich meine Worte sarkastisch und höhnend angehört. "Höre ich da einen Funken Eifersucht aus deinen Worten?" Wieder erschien sein siegessicheres Lächeln auf seinen Lippen. "Eifersüchtig? Auf keinen Fall! Welcher normale Mensch will schon dich als Freund haben?" Wenn ihn meine Worte getroffen haben, dann konnte er sie gut hinter seinem Gesicht verbergen. Stilles Schweigen breitete sich zwischen uns beiden aus. Ich wollte nicht länger mit ihm sprechen und er, nun, was weiß ich, warum er nichts sagte. Schließlich beugte Christoph sich zu mir herab und unsere Gesichter trennten sich nur noch wenige Zentimeter. Ich konnte nicht verhindern, dass sich mein Puls beschleunigte und mein Mund trocken wurde. Würde er mich jetzt küssen? Das dürfte ich nicht zulassen oder doch?

Allerdings tat er es nicht, sondern betrachtete meine Kette, die ich von Julian bekommen hatte. "Die ist ja wunderschön. Wo hast du sie her? Bis jetzt habe ich sie dich noch nie tragen gesehen." Ich wollte ihm nicht verraten, dass sie von Julian war. Schließlich ging es ihn ja nichts an, was ich von wem bekam. Aus Versehen schweiften meine Augen bei der Erinnerung an Julian zu den Rosen und in diesem Moment bereute ich auch schon meine Geste. Christoph stand leichtfüßig von meinem Krankenbett auf und ging zu meinem Nachtisch. "Schöne Rosen. Von wem sind die denn? Zu so einem wunderschönen Strauß bekommt man doch sonst immer eine Karte dazu." Jetzt erinnerte ich mich wieder an die von Julian und wollte danach schnappen, doch Christoph war schneller als ich. Mit angehaltenem Atem sah ich zu, wie er diese lass. Als er fertig war, schien er mir sehr ernst, was ja selten bei ihm ist. "Soso, lass mich raten, die Kette ist auch von ihm. Habe ich Recht?" Trotzig blickte ich in sein Gesicht. "Selbst wenn, es geht dich rein gar nichts an." "Ha, da hast du aber falsch gedacht. Er ist nicht der Richtige für dich." Sein Ton forderte mich förmlich hinaus. "Ist er nicht? Nun, dann sage mir einmal, du Neunmalkluger, wer ist es dann?" Ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen und er beugte sich nahe zu mir hinab. "Ich." Überrascht über diese offene Aussage sah ich ihn fragend an. "Ja klar. Aber schon vergessen, du bist mit Tina zusammen. Du weißt schon, das Mädchen mit dem du ständig herumknutscht." Er richtete sich wieder auf und legte die Grußkarte neben die Rosen. "Wie könnte ich die vergessen. Tina ist ein netter Zeitvertreib, aber du bist etwas besseres. Wenn du mir nur eine Chance geben würdest, dann könnte ich dich sehr glücklich machen. In allen Bereichen." Eine heiße Röte stieg in meine Wangen als ich diese Aussage hörte. "Wie kannst du nur so etwas sagen? Du bist ein Mistkerl und keinen Deut besser als Casanova. Du solltest dich schämen und zur Hölle fahren." "Wie du meinst, aber denk über meine Worte nach. Du weißt ja, wo du mich findest." Nach diesen Worten verließ er das Krankenzimmer. So ein Arsch! Wie konnte er sich nur so eine Dreistigkeit leisten? Den gehörte einmal ordentlich die Meinung gegeigt und von seinem arroganten Trip herunter geholt. Wütend blieb ich in meinem Zimmer und versuchte den Rest des Tages so gut es ging zu überleben. So ein Krankenhausaufenthalt konnte ganz schön fad sein.
 

Am nächsten Tag erschien meine Mutter gemeinsam mit dem Arzt und sie erklärten mir, dass ich nach Hause durfte. Ich dankte jedem Heiligen, der mir in den Sinn kam und nahm Abschied von meinen Zimmergenossen. Der Transport nach Hause war etwas kompliziert, dennoch gelangte ich fast schmerzensfrei in mein Zimmer. Isabella wurde aufgetragen mir jeden Wunsch zu erfüllen und ich lächelte bei dem Gedanken, wie mein Leben in den nächsten Wochen sein würde.

Kapitel28

Hallo!
 

Man, das freut mich, dass ich wieder etwas von dir höre, yumata! ich dachte schon, die geschichte sei zu langweilig geworden oder so..:)

Du bist ja hier die einzige, die irgendwie immer kommis hinterlässt und wenn du auch damit aufghört hättest, dann wäre ich mir wirklich ziemlich mies vorgekommen ;)
 

da morgen meine Matura (Abi) anfängt, gebe ich noch schnell ein neues Kapitel hoch..

viel vergnügen und au revoir, silberengel!
 


 

Die meiste Zeit schlief ich in meinem Bett und scheuchte Isabella im Haus herum, um mir diverse Dinge zu bringen. Ich glaube ich ging ihr mit meinen Wünschen ganz gewaltig auf die Nerven, was sie aber versuchte vor mir zu verbergen. Es war viel zu heiß in meinem Zimmer und ich konnte mich nicht bewegen. Isabella war weit und breit nicht zu sehen und ich schwitzte in meine Bettdecke hinein. Natürlich schlug ich sie auf die Seite, aber ich brauchte frische Luft! Der Sauerstoffmangel war schon zu spüren. Wer hatte denn das Fenster zugemacht!? Es wurde an die Zimmertüre leise geklopft und ich glaubte schon, dass die Haushälterin ENDLICH da wäre, um mich von meinen Leiden zu erlösen, aber ich hatte falsch gedacht! Ein Blondschopf spähte durch den Türspalt, den er langsam aufgemacht hatte. Als ich Christophs Haarfarbe gesehen hatte, beschloss ich in einem Bruchteil einer Sekunde mich schlafend zu stellen. Ich hatte aber echt keine Lust mich wieder auf eine sinnlose Diskussion einzulassen, wo er mir sonst etwas verspricht und sich wieder, wie ein besonderes Stück Fleisch, vor mir anpreist und mir erklären wollte, wie toll und geil ist! Auf das konnte ich echt verzichten! Ich hörte, wie er leise die Tür hinter sich schloss und sich Schritte näherten. Nein, sie gingen an meinem Bett vorbei und öffneten das Fenster. Gott sei Dank! Christoph war doch zu etwas gut! Wenigstens konnte man seinem unterbelichteten Gehirn noch gesunden Menschenverstand zutrauen! Wenig später spürte ich, wie sich die Matratze zu meiner linken Seite etwas einsank. Ein angenehmer Luftzug streifte mein Gesicht und ich nahm diesen Wind mit geöffnetem Mund wahr. Ich musste einfach die frische Luft einatmen! Christoph beobachtete mich und ich glaubte ihn leise kichern zu hören. Er wusste wohl auch nicht, was er tun sollte, denn er summte irgendeine Melodie leise vor sich hin. Was wollte er denn von mir!? Was machte er hier? Er hatte sicher doch etwas besseres zu tun! Zum Beispiel wieder mit Tina rummachen! Bei diesem Gedanken fiel mir wieder unsere Unterhaltung im Krankenhaus ein! DAS hatte ich ja schon GANZ vergessen! TINA WAR doch NUR ein Lückenbüßer! Wer's glaubt wird selig! Pah! Moment? Das Bett bewegte sich leicht und die Melodie wurde immer lauter? Auf einmal spürte ich, wie Christoph mir sanft durch die Haare strich und seine Hand blieb auf meiner Wange liegen, wo sein Daumen mir zärtlich über meine Lippen strich, bevor er sie durch seine Lippen ersetzte. Bildete ich mir das nur ein, oder zitterte Christoph?

Ich glaub ich spinne! Dieser Mistkerl küsste mich doch tatsächlich im "Schlaf! Erst jetzt wurde es mir bewusst, als es schon längst wieder vorbei war. Am Liebsten hätte ich ihn getreten, was mit meinem gebrochenen Bein eine spektakuläre Szene ergeben hätte. Vielleicht sogar für mich etwas schmerzhaft!? Aber ich blieb still. Vielleicht, weil ich mich nicht wirklich traute mich zu enttarnen und weil mein Herz wie wild schlug! Außerdem was sollte ich sagen? "Hey, du, ich hab mich nur schlafen gestellt, weil ich unbedingt sehen wollte, was du mit mir anstellst oder weil ich hoffte, dass du dadurch wieder gehst und mich in Ruhe lässt?!" Nein! Das wäre nicht so gut angekommen! Ganz in meine Gedanken versunken, bekam ich nicht wirklich mit, wie Christoph von meinem Bett runterging und seufzend zur Tür schritt. Erst, als die Tür mit einem leisen Knall ins Schloss fiel, wurde ich wieder in die Realität zurückgeholt. Ich fuhr hoch und starrte zur Tür. Ich konnte es einfach nicht fassen! Was war denn das für eine Aktion gewesen? Wollte er mich so auf seine Seite schlagen, wollte er mich SO dazu bringen, dass ich mich in ihn verliebe?

Ich starrte die Tür an, doch ich blickte ins Narrenkastell und bemerkte nicht, dass ich gar nicht alleine war. Erst als sich etwas neben der rührte. Meine Augen erkannten wieder Umrisse und mir wäre fast das Herz stehen geblieben. Christoph stand mit einem fetten Grinsen mit verschränkten Armen an der Wand gelehnt! Dieser Mistkerl hatte die ganze Zeit gewusst, dass ich wach war und hat das schamlos ausgenutzt! Oder hatte er mit Absicht die Tür etwas lauter zuknallen lassen, um mich aufzuwecken?

"Christoph!", brach ich heiser hervor.

Sein Grinsen wurde breiter.

"Was willst du?!", fuhr ich ihn an und versuchte mir nichts anmerken zu lassen, dass ich von der vorigen Situation etwas wusste. Doch bei dem Gedanken an die vorigen Minuten, lief ich rot an. Eine blöde Körperfunktion, die ich immer noch nicht unter Kontrolle hatte.

"Nichts wichtiges! Ich wollte nur mal sehen, wie es unserem Nilpferd geht!" NILPFERD!!! So wurde ich doch schon seit einer Ewigkeit nicht mehr genannt!

Ich plusterte die Backen auf und pfiff die Luft wieder aus. In der Zwischenzeit hatte sich mein zukünftiger Stiefbruder wieder an die Stelle gesetzt, wo er vorher auch schon gesessen hatte. "Hab ich dich geweckt?", fragte er mit einem Grinsen. Na toll! Ganz toll! Der Schmarotzer wusste doch genau, dass er das irgendwie getan hatte, oder vermutete er, dass ich tatsächlich wach war? Mist! So ein Mist! Schließlich entschied ich mich zu lügen. "Ja, hast du! Mir geht's gut, wenn du mein Zimmer verlässt, denn dann kann ich weiterschlafen! Und schlafen tut jedem gut!" "Mmmh!" Christoph nickte. "Da gebe ich dir völlig recht Lea! Du kannst eine Menge Schönheitsschlaf vertragen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das was helfen würde!" Oh! OH!!! OHHHHHH!!!!! Das war ja wohl eine Riesenfrechheit!!! Christoph schien meinen Ärger zu bemerken und kicherte vor sich hin. "Ach, Lea! Nimm doch nicht alles so ernst! Du bist wunderschön und lass dich nicht durch mich ärgern!!" Hä? Was war denn das jetzt? Verwirrt blickte ich ihn an. Christoph schien etwas am Herzen zu liegen, denn er machte nun einen bedrückenden Eindruck.

"Ich hab Julian gefragt, ob er dir die Kette geschenkt hat!"

Schock! Definitiver Schock! Hatte Julian etwa erzählt was zwischen uns vorgefallen war? Oder wusste er noch mehr? Was war mit Paul? Wusste Christoph irgendetwas über den Kuss zwischen den beiden? Irgendwie wollte ich da unbedingt wissen, was da vorgefallen war! Immerhin konnte Julian die Gefühle von Paul nicht erwidern, denn er hatte mir doch einen Blumenstrauß geschenkt und mit dem Briefchen hatte er sich entschuldigt, dass er mich durcheinander gebracht hatte. Das heißt, dass er bestimmt nicht mit Paul zusammen war! Es wäre auch ein bisschen komisch, wenn er von einer Minute auf die andere schwul geworden wäre! Was war dann bitteschön mit mir und der Kette?! Ach ich machte mir einfach viel zu viele Gedanken! Aber ich wollte unbedingt wissen, was Christoph wusste!

"Was hat er dir erzählt!?!", fragte ich, wie aus der Pistole geschossen. Jetzt fragte ich mich, wie viel ich zwischen seiner Aussage und meiner Antwort gedacht hatte! Ging das überhaupt? Egal!

Christoph sah mich überrascht an, denn damit hatte er nicht gerechnet, dass ich ihn gleich so anfuhr.

"Äh, Lea!" Hä? Was wollte er denn? "Könntest du mich bitte loslassen?" Ups! Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich ihn in meiner Rage am Kragen gepackt hatte. Beschämt ließ ich ihn los und verfluchte meine Gefühlsausbrüche, die ich immer wegen ihm bekam! Der Junge räusperte sich und fing an mir auf meine Frage zu antworten. "Also, Julian hat mir nur erzählt, dass er dir die Kette geschenkt hat, weil du hier fix eingezogen bist! Warum? Gibt's da noch was zu wissen?" "Nein!" Gott sei Dank! Christoph wusste nichts! Aber warum machte mir das so viel aus, dass er von mir und Julian wusste. Eigentlich war doch zwischen mir und Julian doch nichts wichtiges passiert, oder?

"Ich dachte schon du wärst mit Julian zusammen! Bin ich froh!" "Hör auf mit dem scheinheiligen Getue!" "Das ist kein scheinheiliges Getue! Ich weiß, dass Julian dich sehr gern hat und wenn er noch nicht mit dir zusammen ist, dann hab ich doch noch eine Chance! Vor allem, wenn du ihn abgewiesen hast!" Schon wieder das Grinsen! "Glaubst du etwa, so was bleibt vor mir geheim?!" Wut stieg in mir hoch! Aber er hatte Recht! Warum war ich nicht mit Julian zusammen? Etwa wegen Christoph?

Plötzlich erhob er sich und steuerte die Tür an. Er öffnete sie und blickte noch mal zu mir. "Ach übrigens! Du bist eine schlechte Schauspielerin!" ARGH!!! Er hatte es doch gewusst, dass ich wach war! So ein Mist!!

"Warum hast du mich nicht weggestoßen, als ich dich geküsst habe?" Ich blickte stur weg. Zum einen, weil ich nicht wirklich wusste, warum ich es nicht getan hatte und zum anderen, weil es mir jetzt wirklich zu blöd war ihm das zu erklären.

Christoph wartete einige Sekunden lang, bevor er sich endlich dazu entschloss mein Zimmer zu verlassen, doch er blieb ruckartig stehen.

"Oh! Du hast Besuch!" Neugierig über diese aussage, schaute ich wieder zu meinem "Bruder". Julian betrat mit einem Blumenstrauß, etwas schüchtern, mein Zimmer.

Kapitel29

Hallo!

Hier bin ich wieder mit einem neuen Teil. Eigentlich sollte ich Mathe lernen, aber momentan ist mir nicht wirklich danach. :)
 

@yumata: Julian ist tatsächlich ein Milchbubi...ich kann dir aber garantieren, dass er auch einmal anfängt aktiver zu werden.. dieses bild eines hoffnungslosen Romantikers ist wirklich schrecklich *g*

Ich bin ja auch eher der "christoph-anhänger" *g* er hat soetwas böses und arrogantes an sich, was einfach nur geil ist. ich frage mich jeden tag, wieso nicht so ein typ in meiner nähe herumrennt *g* Ich würde nicht nein sagen, wenn ich die Chance hätte, so einen als Freundin zu bekommen. Das Leben wäre garantiert nicht langweilig,oder? ;)
 

so, aber jetzt wünsch ich dir und natürlich auch den "heimlichen" lesern viel spaß beim neuen Kapitel.

au revoir, silberengel!
 

Christoph blieb lässig lehnend in der Türe stehen und betrachtete uns beide mit einem spöttischen Lächeln. Sowohl ich als auch Julian fixierten ihn, doch er schien unberührt. Erst als sich Julian räusperte und ihn bat, uns kurz alleine zu lassen, verließ er seufzend den Raum, ließ aber die Türe demonstrativ offen stehend. Julian verdrehte kurz die Augen, ging dann aber zur Tür und schloss sie. Kurz zögerte er sich, kam dann aber doch auf mein Bett zu, setze sich aber nur auf einen daneben stehenden Sessel. Einerseits war es genau dieses zurückhaltende, schüchterne Verhalten an ihm, andererseits reizte mich Christoph ebenfalls genau durch seine Aufdringlichkeit, ich hatte wirklich ein Problem...

Julian lächelte mich an, doch irgend etwas fehlte heute, es strahlte nicht so kräftig wie sonst, oder bildete ich mir das alles nur ein? Auf einmal schrak Julian hoch: "Jetzt hätte ich doch fast vergessen, dir die Blumen zu geben!" Er sprang auf und hielt mir diesen wundervollen Strauch unter die Nase. "Übrigens: Hallo!" Ich musste einfach lachen, er war zu süß. "Hallo und danke, aber könntest du so lieb sein, die Rosen noch kurz zu halten? Ich kann nicht aufstehen, aber ich kann nach Isabella rufen, damit sie mir eine Vase holt." Julian blickte sich kurz zögernd um. "Weißt du, es wäre mir lieber, wenn wir die Blumen inzwischen in ein Glas oder so stellen würden, aber ich würde jetzt gerne alleine mit dir reden und eure Isabella würde mich nur irritieren..." Beunruhigt musste ich kurz mal durchatmen, deutete dann aber auf einen Krug voll Orangensaft. "Den hat mir die Isabella gestern extra ausgepresst, aber ich finde ihn scheußlich, also kannst du ihn getrost wegschütten und die Blumen hinein geben." Julian zuckte mit den Schultern und richtete alles schön her. Als er fertig war, setzte er sich wieder auf den Sessel, traute sich aber näher zu rücken. "Das mit deinem Bein tut mir wirklich Leid, ich fühle mich so schuldig, dass ich dich da verscheucht habe... es tut mir so schrecklich Leid!" Ich unterbrach ihn schnell und klopfte ihm beschwichtigend auf die nervös spielenden Hände. "He! Beruhig dich, du hast mich nicht vertrieben! Ehrlich ich wollte nur...Luft schnappen! Du weißt doch wie das bei so großen Anlässen ist, irgendwann hat man genug von den ganzen Leuten und will mal schnell raus..." Julian schaute mich mit großen Augen an und beugte sein Gesicht weit vor: "Sicher?" Verlegen wich ich ein Stück zurück und musste nervös lachen. "Jaja, sicher. Sag mal, du wolltest doch mit mir sprechen... ?", lenkte ich ihn schnell vom Thema ab. Julian sank wieder zurück, seine Schultern hingen schlaff herunter und er wirkte viel kleiner als sonst, ein richtig bedauernswertes Häufchen Elend... "Ist es denn so schlimm?", versuchte ich ihm auf die Sprünge zu helfen, doch er zog nur kurz die Schultern hoch und seufzte herzzerreißend. Doch dann raffte er sich endlich auf: "Lea, ich... ich bin unglaublich verwirrt..." Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und strich eine Strähne aus seinem Gesicht. "Ich mein... ich... ich weiß einfach nicht mehr was ich meinen soll! Am einem Tag bist du so lieb zu mir und am anderen gehst du mir aus dem Weg... und dann schenk ich dir diese Kette und du trägst sie sogar, aber als ich dich fragte, ob du meine Freundin sein willst... bist du weg gerannt... ich glaube du hast keine Ahnung, was das in mir ausgelöst hat!" Er machte eine Pause und sah mich an, doch ich schwieg beharrlich, also fuhr er fort: "Ich meine, ich erkläre dir da, dass ich mich in dich verliebt habe... und du läufst davon... also liebst du mich nicht... Das wäre eine so logische Schlussfolgerung, aber mein Herz weigert sich einfach das zu akzeptieren! Verstehst du? Immer, wenn ich mir einreden will: sie liebt dich nicht, das hast du dir alles nur eingebildet, dann kommen mir unser gemeinsamer Urlaub, unser erster Kuss und deine Blicke in den Sinn, und dann denk ich mir wieder, unmöglich, da IST etwas! Ich will jetzt einfach nur noch eine klare Antwort, ob du mich liebst oder nicht, sei bitte ehrlich, denn auch wenn die Antwort nein ist, so habe ich dann wenigstens Klarheit..." Julian hatte dies ohne mir in die Augen zu sehen hervor gepresst, richtete jetzt jedoch seine grünen Augen auf mich und schaute mich erwartungsvoll an. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. "Julian, ich weiß nicht..."- "Nein! Ich habe dich um eine klare Antwort gebeten, sei bitte so fair!" Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt und auf einmal rutschte mir das raus, woran ich die ganze Zeit über denken musste: "Ich habe gesehen wie Paul dich küsste!" Julian saß da und starrte mich an. Er wandte seinen Blick nicht von mir ab, als er endlich die Sprache wieder fand. "Deshalb bist du weggelaufen... und deshalb hattest du den Unfall...", es war keine Frage, nur eine Feststellung. Julian überlegte kurz, fuhr dann aber fort. "Hmm, ja, ich weiß nicht was ich dazu sagen soll... Ich Vollidiot habe über all die Jahre nicht mitbekommen, dass ich es der bin, in den der Paul verliebt ist... Wie kann man nur so dumm sein... Auf jeden Fall... als du vor mir davon gelaufen bist, bin ich ziemlich verzweifelt auf der Stiege sitzen geblieben... und da ist Paul gekommen und hat mich getröstet... und da ist es... über ihn gekommen, so dumm es auch klingen mag..." Er schaute in mein unbewegtes Gesicht. "Er hat sich nach her bei mir entschuldigt... es tut ihm furchtbar Leid, er geht mir seit dem aus dem Weg und ich habe wirklich Angst, dass das unsere Freundschaft ruiniert hat... ich weiß nicht mehr, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte..." Ich räusperte mich kurz: "Und... und heißt das jetzt das du schwul bist, oder so?" Julian prallte zurück, hielt meinem Blick jedoch stand. "Oh Gott, nein! Ich bin nicht bekehrt worden oder so!" Er lachte leise nervös, hielt dann aber inne. "Siehst du, du tust es schon wieder! Diese Frage, bedeutet das, dass es dich verletzt hast, immerhin, war es der Grund, dass du auf die Straße gelaufen bist... Empfindest du also doch etwas für mich!" Seufzend rieb ich mir die Augen, ich konnte ihm nicht mehr länger in die Augen schauen, als ich ihm antwortete. "Gut, du hast recht, ich sollte so fair sein, dir zu sagen, wie es um uns beide steht... Aber das Problem ist, dass ich es selber nicht genau weiß!" Julian sah mich irritiert an. "Du wirst doch wohl wissen, ob du etwas für mich empfindest, oder nicht??" Ich knetete meine Bettdecke, jetzt war es wohl an der Zeit, ehrlich zu sein. "Ja, das weiß ich, ich weiß, dass ich etwas für dich empfinde, aber das ist nicht das Problem..." Julian schien noch immer völlig ahnungslos: "Aber?" Krampfhaft versuchte ich es zu vermeiden, ihm nicht in die Augen zu schauen. "Das Problem ist, dass du nicht der Einzige bist!" Jetzt war es draußen... und ich fühlte mich kein bisschen leichter, von wegen es hilft über seine Probleme zu reden... Julian zog einmal gut hörbar Luft ein, bevor er reagierte. "Darf ich auch wissen, um wen es geht?", fragte er, deutlich hörbar um Fassung ringend. Wie konnte er nur so ahnungslos sein? Damit machte er mir das ganze doch gleich noch viel schwerer! "Julian... es geht um... Christoph." Ich starrte immer noch wie gebannt auf meine Finger, welche die Decke mittlerweile ziemlich zerknäult hatten, doch als Julian einfach nicht reagierte, nahm ich mich zusammen und blicke hoch. Ich werde niemals diesen Schmerz in seinen Augen veressen, diesen unglaublichen Schmerz und ich hasste mich auf einmal. Ich hasste ich dafür, dass ich ihm so unrecht tat. Julian räusperte sich langsam. "Der Christoph... ich muss ehrlich zugeben, damit habe ich nicht gerechnet..." Ich versuchte zaghaft ihm zuzulächeln, doch er erwiderte es nicht. "Ich weiß, dass ich nicht immer ganz fair zu dir war..."- "Nicht ganz fair?? Du hast mich auf den Arm genommen! Wie konnte ich nur so ein Vollidiot sein? Hast du mit ihm das selbe Spiel gespielt?" Verdutzt schaute ich ihn an, seine Trauer war in Windeseile in Wut übergesprungen. "Das ist jetzt wirklich nicht fair von dir! Ich habe..."- "Nicht fair?? Dein Gerechtigkeitsbild dürfte etwas verzehrt sein! Weißt du was nicht fair ist: mit den Gefühlen anderer zu spielen!" Das ging zu weit, wieso musste diese Unterhaltung auf einmal so ausarten? "Hör zu, ich habe dir nie etwas vorgespielt, nie falsche Versprechungen gemacht...", versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Julian schien sich wieder zu beruhigen. "Und wielange geht dass schon mit Christoph?" - "Ich weiß nicht genau... es war irgendwie immer so parallel..." Julian stand mit ernstem Gesicht auf, es verriet weder Trauer noch Wut. "Dann ist es ja gut, dass du mir das jetzt mitgeteilt hast... besser später als nie, nicht wahr?" Erschrocken beobachtete ich, dass er auf die Türe zuging. "Julian warte bitte!" Er drehte sich langsam zu mir um. "Es tut mir Leid.", stammelte ich hervor. "Schön, ich wünsche dir eine gute Genesung für dein Bein. Wenn ich dir einen tipp unter Freunden geben darf: werd dir über deine Gefühle klar. Wer weiß, vielleicht wird dann ja doch noch was aus uns, aber glaub nicht, dass ich so ein Vollidiot bin, der ein Leben lang, einem Mädchen nachtrauert." Und schon öffnete er die Türe... und rannte direkt in Christoph. Ich glaubte, dass mich der Schlag traf! Wie lange stand er schon da draußen?? Julian reagierte nicht weiter auf ihn und verabschiedete sich flüchtig. Kaum war er weg, breitete sich ein breiter Grinsen über Christophs Gesicht: "Ich hab's ja schon immer gewusst!" Furchtbar sauer funkelte ich ihn an: "Du wirst ja nicht mal mehr verlegen, wenn man dich beim Schnüffeln erwischt! Und im übrigen: mach dir bloß keine Hoffnungen, es war nur eine Lüge, um Julian abzuwimmeln, mehr nicht!" Christoph lächelte mich verständnisvoll an: "Ja sicher, dass kann ich vollkommen verstehen, ich werde dich nicht verraten!", um seinen Sarkasmus noch mehr zu unterstreichen zwinkerte er mir zweimal zu. Doch als ich nicht mehr auf ihn reagierte, verließ er endlich das Zimmer. Als die Türe ins Schloss fiel, ließ ich mich zurück fallen. Die ersten Tränen rollten über meine Wangen... ich hatte Julian eben vielleicht für immer verscheucht und der Schmerz darüber war ungeheuerlich groß.

Kapitel30

Hallo an alle!

Jetzt ist es wiedereinmal Zeit für einen neuen Teil...:) ich wette, darauf habt ihr nur gewartet *g*
 

@yumata: ich freue mich immer tierisch, wenn ich ein Kommi von dir bekomme *g* frag mich nicht wieso°°

schade, dass diese jungs alle schon vergeben sind...ansonsten wäre ich dich besuchen gekommen und wir hätten uns an die ran gemacht ;) klingt das nicht toll? *g* ich drücke dir die daumen, dass christoph für dich noch weiterhin auf seiner spur bleibt *g* vielleicht wird er ja zum zahmen schosshunde..wer weiß..
 

@(.): hey....du kennst Kato, nicht? :) Sie hat gesagt, dass du sie kennst, zumindest glaube ich das jetzt.

alle achtung....die ganze geschichte auf einmal? das habe ich auch schon einmal gemacht.... da sitzt man wirklich lange *g* warte nur einmal ab, bis alle teile draußen sind...

an christophs stelle wäre ich auch vor der türe geblieben.... wahrscheinlich wäre ich zu neugierig, was die person, die ich liebe, mit meinem rivalen alleine bespricht.. ist doch zum nachvollziehen,oder? ;)
 

so, aber genug gequatscht.... ihr wollt sicher schon den neuen Teil haben.

also, lehnt euch zurück und lasst ihn auf euch wirken..

au revoir, euer silberengel!
 

Was sollte ich nur machen? Die unbeschreibliche Leere in mir drinnen, zerriss mir beinahe das Herz. Ich hasste mich selber, dass ich ein so grausamer Mensch bin. Der arme Julian verdiente so eine Behandlung nicht. Ich musste etwas unternehmen... Aber was? Ich konnte doch schlechthin zu ihm gehen und ihn um Verzeihung bitten. Das wäre nur ein Anfang und dann?

Bereits während ich so nachdachte, begann ich Julian zu vermissen. Die Sehnsucht nach ihm wuchs und ich verabscheute meine Unentschlossenheit.

Mit meinem Bein durfte ich mich nicht bewegen, aber ich konnte Julian eine Nachricht zukommen lassen. "Isabella! Bitte kommen Sie her!" Schon nach kurzer Zeit hörte ich ein Schnaufen auf der Treppe und Sekunden später stand das Hausmädchen in meinem Raum. Als sich ihr Atme ein wenig verlangsamt hatte, stellte sie sich stramm vor mir auf. "Was kann ich für Sie tun?" Ein bisschen belächelte ich sie, da ich es irgendwie komisch fand, weil jemand unter mir stand und meinen Wünschen Folge leisten musste. Ich deutete auf meinen -Schreibtisch. "Ich hätte gerne das Briefpapier mit einer Unterlage und einem Stift bitte." Mit einem leichten Knurren wandte sich Isabella um und tat, um was ich sie gebeten hatte. Als sie schließlich wieder mein Zimmer verlassen hatte, wendete ich mich schweren Herzens zu dem Brief. Was wollte ich Julian sagen und vor allem, wie sollte ich es ausdrücken?

Seufzend blickte ich aus dem Fenster und dachte nach. Als ich anfing zu schreiben, huschte ein leichter Windstoß in mein Zimmer und brachte frische Luft. Ich sah es als ein göttliches Zeichen, dass mir eine Bestätigung für mein Handeln gab.
 

Lieber Julian!

Es tut mir Leid, dass ich dir so weh getan habe. Wie ich schon gesagt habe, ich hätte nie mit dir und Christoph spielen dürfen. Es war euch beiden gegenüber nicht fair und ich habe eingesehen, dass du zurecht wütend auf mich bist.

Allerdings möchte ich dir auch sagen, dass ich mich nach dir sehne. Ich schreibe dir hiermit diesen Brief, weil ich genau weiß, dass du nichts mit mir mehr zu tun haben möchtest und dich auch auf kein Gespräch einlassen möchtest.
 

Ich hielt einen Moment inne und lass mir das Geschriebene noch einmal durch. Was für ein Schwachsinn das war. Julian würde dies, wenn er es sich überhaupt ansehen würde und nicht zerknüllen würde, wahrscheinlich amüsiert betrachten. Nein, dass konnte ich doch nicht tun.

Vielleicht würde alles gut werden, wenn ich ihm nur einige Zeit zum Abkühlen geben würde.

Also legte ich Stift und Papier zur Seite und versuchte zu schlafen, damit ich die letzen Tage einfach hinter mir lassen könnte.
 

Drei Wochen später durfte ich dann mit Stützen wieder in die Schule gehen. Obwohl meine Mutter der Meinung war, dass ich noch einige Tage zu Hause bleiben sollte, konnte ich nicht mehr länger liegen bleiben. Ich musste endlich wieder hinaus und einmal etwas mehr sehen, als nur unseren Garten.

Christoph war so nett und brachte mir täglich die Hausübungen und half mir beim Nachholen, damit ich nicht zu weit mit dem Stoff hinten den anderen lag. Immer dann, wenn er versuchte das Gespräch auf Privates zu lenken, blockte ich ab. Nach der ersten Woche hatte er eingesehen, dass ich nicht mit ihm reden wollte und versuchte es auch nicht weiter. Obwohl ich sah, dass er über unseren Zustand nicht sehr glücklich war, brachte ich es nicht übers Herz mit ihm zu sprechen.

Von Julian hatte ich in diesen Wochen nichts mehr gehört. Er reagierte weder auf meine Anrufe, noch auf meine Sms. Mit der Zeit begann er mir immer mehr zu fehlen und ich konnte nichts essen, weil ich mich für einen schlechten Menschen hielt. Ich glaube, dass ich in diesen drei Wochen sogar 5 Kilogramm abgenommen hatte. Wie sollte es nur jetzt weitergehen? Ich musste auf jeden Fall mit dem Jungen sprechen und ihm mein Gefühlschaos genau erklären, dass ich in den letzten Monaten und besonderst in den drei Wochen empfunden hatte. Obwohl ich immer wieder die Zeit mit Christoph genossen hatte, wusste ich immer tief in meinem Inneren, dass ich Julian mehr mochte. Genau dies musste ich ihm auch sagen. Vielleicht würde er mir so vergeben und wir könnten ein gemeinsames und unbeschwertes Leben beginnen. Aber würde er mir überhaupt zuhören?

Es gab nur einen Weg um es herauszufinden. Ich musste ihm gegenüberstehen.
 

Unser Wagen fuhr vor und ich stieg gemeinsam mit Christoph ein. Im Gegensatz zu sonst, verhielt er sich merkwürdig zurückgezogen und ruhig. Er saß einfach nur mir gegenüber und starrte aus dem Fenster. Ich rutschte auf die andere Seite des Wagens und sah mir auch die Landschaft an, die an mir vorüberzog. Es hatte sich in den letzten Wochen nicht viel verändert. Einige Pflanzen waren verblüht, dafür waren aber wieder andere erblüht. Es waren nur noch wenige Kilometer bis zur Schule, als Christoph, noch immer die Ferne betrachten, sich an mich wendete. "Bist du schon bereit für den Schultag?" Verwundert über sein ganzes Auftreten runzelte ich die Stirn. Jetzt erkundigte er sich nach meinem Befinden, was war nur los mit ihm? "Du hättest noch ein wenig zu Hause bleiben sollen und dich ausruhen." "Jetzt hör doch auf. Du klingst ja schon wie Mama." Ein leichtes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Verärgert über meine Worte drehte er seinen Kopf zu mir. "Ich mache mir nur Sogen um dich. Wenn du schon so leichtsinnig bist und unbedingt in die Schule gehen möchtest, dann darf ich mich doch wenigstens über dein Wohlbefinden erkundigen, oder?" "Was ist nur los mit dir? Was habe ich dir getan, dass du mich so anfährst?" Zornig packte mich Christopher am Handgelenk. Als ich aber schließlich schmerzverzerrt mein Gesicht verzog, schreckte er zurück und ließ mich los. "Entschuldige, dass wollte ich nicht. Es tut mir leid." Es tat ihm leid?!? Seid wann entschuldigte er sich bei mir? "Christoph? Alles in Ordnung mir dir? Geht es dir nicht gut?" "Nein, es ist nur... " Jetzt wurde ich hellhörig. "Was ist es?" Verlegen, wie ich ihn gar nicht kannte, rutschte er auf seinem Platz hin und her. "Vergiss es einfach. Es ist nicht so wichtig." Schweigend saßen wir beide bis zum Ende der Fahrt da. Immerwieder fragte ich mich, was er mir nicht sagen wollte.

Gemeinsam betraten wir das Klassenzimmer und ich blieb sprachlos stehen. Die Klasse hatte sich in zwei Teile geteilt, so wirkte es auf mich. Auf der einen Seite stand Julian und auf der anderen Christoph. Beide wurden von diversen Freunden umringt. Sprachlos musterte ich das Bild, dass sich mir bot. War das alles meine Schuld? Was war nur passiert, während ich daheim war?

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich mitbekam, wie die Stimmen um mich herum lauter wurden. Als ich den Grund dafür suchte, musste mein Blick nur zu Julian und Christoph schweifen. Beide bauten sich voreinander auf und ich bewunderte die beiden Gestalten in der Klasse. Obwohl Julian nie eine Chance gegen Christoph hatte, da er um einiges schmäler und kraftloser war, stand er mutig vor diesem. Sein Blick glitt zur Seite und mit seinen grünen Augen musterte er mich scharf. Dabei wurde mir plötzlich sehr heiß und ein Schauer rann meinem Rücken hinunter. "Hallo" Das Wort kam nur schwer über meine trockenen Lippen. Ich wartete vergebens auf eine Antwort, denn es kam keine. Ohne mich auch nur weiter zu beachten, sah Julian wieder zu Christoph. "Na, auch wieder da." "Ja klar. Ich konnte Lea doch nicht alleine in die Schule gehen lassen, wenn so ein Affe auch da ist. Wer weiß zu was du alles fähig bist." Wiedermal dieses selbstsichere Grinsen. "Pah, weil ich gerade eine Gefahr bin. Ich denke eher, dass man sie vor DIR beschützen sollte. Du bist ihr Bruder und steigst ihr brav hinterher und sie fällt auch noch auf so einen Arsch wie dich hinein. Sie ist echt zu bemitleiden!" Jetzt wurde es Christoph zu viel und er schlug Julian die Faust ins Gesicht. Durch den festen Schlag fiel Julian auf den Boden, während Christoph in höllisches Gelächter ausbrach. "Na wie ist die Luft da unten?" In diesem Moment betrat der Lehrer das Klassenzimmer. "Was ist denn hier schon wieder los?" Seine Augen überflogen die Menge und stellte seine Tasche mit einem Seufzer auf den Lehrertisch. "Nicht schon wieder. Christoph, Julian, was ist nur los mit euch? Ihr wart doch einmal Freunde. Was auch immer der Grund für euren Streit ist, lasst ihn sein. Oh, schön dich wieder zu sehen Lea. Geht es dir schon besser?" Ich war sprachlos und nickte ihm nur zur Antwort. Es schien ihm zu genügen und er sah wieder die beiden Streithähne an. Auch ich tat es und bemerkte erschrocken Julians blutende Nase. Dem Lehrer war es auch aufgefallen. "Du solltest sofort die Ärztin aufsuchen, damit sie sich um deine Nase kümmert. Einer kann ihn begleiten, die anderen setzten sich bitte auf ihre Plätze." Ich sah endlich meine Chance ein Gespräch mit Julian zu führen und so bot ich dem Lehrer meine Hilfe an, da ich ohnehin wegen meinem Bein zur Ärztin musste. Ich konnte förmlich den verwunderten Blick von Julian sehen und den ungläubigen von Christoph.
 

Nachdem Julian schließlich untersucht worden war und die Blutung gestoppt worden war, entließ uns die Schulärztin. Vor der Türe zu ihrem Zimmer versuchte ich mit Julian zu reden. "Julian, ich.." Ohne mich aussprechen zu lassen, fiel er mir ins Wort. "Lea, vergiss es. Danke, dass du mich begleitet hast, aber es ist wohl jetzt besser, wenn wir uns stillschweigend ins Klassenzimmer begeben." Er beschleunigte seinen Schritt und ich kam nur schlecht mit seinem Tempo mit, da ich mit meinem Bein und den Krücken nur langsam vorankam. "Julian, so warte doch. Ich muss mit dir reden." Doch er hörte nicht auf mich und ging immer weiter. Er erreichte die Stiegen, die hinunter in unseren Stock führten und war beinahe oben, als ich aufschrie. Ich stieß mir meinen Fuß an und vor Schmerzen ließ ich die Krücken fallen. Leicht schuldig, weil er auf mich keine Rücksicht genommen hatte, kam er zurück und ich begann neue Hoffnung zu schöpfen. "Geht es wieder?" Ich spürte noch immer ein Pochen in meinem Bein und ließ mich auf eine Stufe nieder. "Nein, ich muss mich kurz ausruhen. Sonst schaffe ich es nicht weiter." Erschöpft zog ich die Luft ein und sah Julian flehend an. Er schien es richtig zu deuten und ließ sich seufzend neben mir nieder."Also, gut, was wolltest du mir sagen?"

Kapitel31

Hallo an alle!
 

Habe wieder ein neues, schönes Kapitel für euch.....

viel vergnügen damit!
 

au revoir, euer silberengel!!! ;)
 

Ich atmete tief durch und suchte in meinen Gedanken nach den richtigen Worten. Jetzt hatte ich ihn endlich so weit, dass er mir zuhörte und mir fielen die Worte. "Julian, ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll....!" "Sag einfach das, was dir in den Sinn kommt! Ich lauf schon nicht weg, aber denk dran, dass wir nicht die ganze Stunde fehlen dürfen!" Julian zwinkerte mir aufmunternd zu. Ich verstand auf einmal seinen Gefühlswechsel nicht. Was erhoffte er sich denn von diesem Gespräch? Na egal! Ich hielt mich an den Rat von Julian und sprach einfach mal drauf los: "Julian, ich möchte mich mal dafür entschuldigen, dass ich von Anfang an nicht wirklich fair war, aber eins solltest du auf alle Fälle wissen! Seit dem ich dich zum ersten Mal gesehen hab, bin ich von dir fasziniert und du musst mir das glauben, denn ich bin wirklich nicht der Mensch, der gerne mit anderen Gefühlen spielt! Es ist noch alles so neu für mich und ich habe noch keine Erfahrungen auf dem Gebiet Liebe, verstehst du? Bevor ich hierher gekommen bin, war ich nicht gerade sehr beliebt bei den Jungs und jetzt kommst du daher und ich bin ganz verwirrt! Es ist für mich das erste Mal, dass Jungs Interesse an mir zeigen und das macht mir ein bisschen Angst. Aber zu allem Überfluss musste mir Christoph auch noch das Leben erschweren und mich mit seinem komischen Verhalten verunsichern. Er küsste mich einfach und gleichzeitig beleidigte er mich." Das schmerzliche und gleichzeitig entsetzte Gesicht von Julian werde ich niemals vergessen. Für ihn musste es wirklich nicht leicht sein, solche Worte von mir zu hören, vor allem wenn gerade die Rede von einem anderen Jungen die Rede war! Trotzdem wollte ich mich nicht unterbrechen lassen und sprach einfach weiter. Ich faltete meine Hände ineinander, denn das gab mir irgendwie das Gefühl mich an etwas festzuhalten. "Ihr beide wart einfach nett zu mir und vor allem du! Ich wollte immer mehr in deiner Nähe sein und jedes Mal, wenn ich mir vollkommen sicher war, dass ich mich in dich verliebt hatte, dann machte Christoph das wieder zunichte, denn dann verhielt er sich ganz untypisch für ihn mir gegenüber. Das verwirrte mich wiederum und ich spielte mit dem Gedanken, dass ich nicht doch ihn mehr mochte, als dich. Aber wir hatten eine wundervolle Zeit, du hast mir sozusagen meinen ersten richtigen Kuss geraubt, denn die von Christoph kann man nicht wirklich als Kuss bezeichnen. Zumindest teilte ich meine ersten richtigen schönen Küsse mit dir und das hat mich glücklich gemacht. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich so richtig geliebt! Und zwar von dir! Du hast mir einfach das Gefühl gegeben, dass du mich mit all meinen Fehlern magst und dass es dir egal ist, wie hässlich, wie unvollkommen und wie blöd ich bin!" Julian kicherte neben mir. "He! Was ist denn so lustig!?!" Ich stieß ihn in die Seite. "Lass mich gefälligst ausreden!" "Entschuldigung!" "Also, wo war ich? Aja! Ach du hast mich rausgebracht! Mmmh.....aja, auf jeden Fall starb dann meine beste Freundin und ich hatte dann keine Zeit mehr, über meine Gefühle euch gegenüber nachzudenken! Da hatte ich wirklich mehr Sorgen, als mich über meine pubertären Gefühlsausbrüche zu sorgen. Auf jeden Fall hatte ich dann auch wieder einen Brief von Christoph bekommen, in dem er mir irgendwie seine Liebe gestand, was aber wahrscheinlich vollkommen gelogen war, denn kurz darauf ist er mit Tina zusammengekommen." "Äh... " "WAS?!" "Sorry, aber ich wollte nur etwas richtig stellen! Christoph liebt Tina nicht!" "Das weiß ich mittlerweile auch! Dazu komm ich noch, wenn du mich mal ausreden lässt!" "Tut mir ja leid, konnte ich denn ahnen, dass du mich so vollquatschen würdest?!" "Was soll denn das bitteschön heißen!?", brauste ich auf. "Nichts, nur, dass die Stunde gleich um ist!" "Okay, ich werde mich kurz fassen!" Also, weiter im Text! "Also, dann kam ich an unsere Schule und ich dachte wir könnten alle drei gute Freunde werden und ich stellte mir das ziemlich gut vor. Ich hatte mir nämlich vorgenommen mich nicht zu verlieben und wollte alles auf mich zukommen lassen, obwohl ich da eben schon die Vermutung gehabt habe, dass du mich sehr magst! Immerhin hatten wir uns zu der Zeit schon mal geküsst und wenn der Tod von meiner besten Freundin nicht gewesen wäre, wären wir wahrscheinlich schon längst zusammen! Mmmh, tja auf jeden Fall lernte ich dann Paul kennen und ich dachte ich spinne! So jemanden wie ihn hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekannt!" "Du meinst, weil er schwul ist?" "Nein, dass mein ich nicht! Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass er so gepolt ist! Es kommt nämlich noch besser! Ich dachte ich hätte mich in ihn verliebt, tja und da war ja der Tag bei ihm zu Hause, wo wir zu dritt gelernt haben, weißt du noch!?" "Und ob!" "Tja es kommt noch besser! Als du mal kurz weg warst, wollte ich ihm meine Liebe gestehen!" "Oh, nicht echt jetzt, oder?!", lachte Julian. Ich war froh, dass er mittlerweile locker drauf war und meine Geschichte schon komisch fand. Ich fand das zwar nicht so toll, dass er sich über mich lustig machte, aber besser das, als dass er sauer auf mich war oder mir erst gar nicht zuhören wollte. "Auf jeden Fall küsste ich ihn, was ihn völlig entsetzt hatte!" "Wirklich?! Du hasst ihn geküsst! Der arme Paul! Dass er entsetzt war, kann ich mir lebhaft vorstellen!" Ich zog ein Schnütchen. "Machst du dich etwa lustig über mich?" "Nein, nein! Red nur weiter!" "An dem Tag hab ich eben erfahren, dass er ein Homo ist und am nächsten Tag auch, dass er in dich verliebt ist!" "Du hast es da schon gewusst!?" "Ich bin von selbst drauf gekommen, im Gegensatz zu anderen brauch ich nicht Jahre, um die Gefühle anderer zu verstehen!" "Aber du verstehst nicht mal deine Eigenen!" "Ach halt die Klappe und lass mich weiterreden!" "Na dann los!" "Auf jeden Fall hatte ich mal die Schnauze voll von Männern und dann kamst du daher mit deiner Kette und dass du möchtest, dass ich deine Freundin werde! Du hast mich einfach überrumpelt!" "Das tut mir leid, also heißt dass wir sind wirklich jetzt nur Freunde?" "Ähm... " Ich wandte meinen Blick verschämt ab. "Lea?" Alles gut Lea! Es ist alles gut! "Ich trage immer noch deine Kette... " "Oh, die kannst du ruhig behalten!" "Julian! Mir ist so einiges klar geworden, bei deinem letzten Besuch! Ich hatte ziemlich viel Zeit zum Nachdenken und ich hab dich wirklich vermisst!" Etwas verwirrt sah er mich mit seinen wunderschönen dunkelgrünen Augen an. Ein paar Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht und ich musste mich zusammenreißen nicht den Faden zu verlieren. "Wie meinst du das Lea?" "Ich.....ich.....na ja....ich... " "Spuck es doch aus! Du machst mich mit deinem Gestotter noch ganz nervös!" "Ich möchte deine Frage von damals endlich beantworten!" "Welche Frage... ?" "Ja, ich möchte deine Freundin sein, Julian! Ich hab wirklich lange darüber nachgedacht und ich bin auch in dich verliebt! Ich liebe dich!" Seine Augen fingen an zu glänzen und ich konnte ihm seine Freude von seinem Gesicht ablesen. "Wirklich? Und das ist bestimmt nicht so ein Scherz von dir?!" Ich nickte und er schloss mich freudig in seine Arme. "Oh, Lea! Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit machst!" Ich lächelte ihn an. Mann war ich froh, dass ich mir das endlich von der Seele geredet hatte! Ich war glücklich und.....OH! MEIN! GOTT!!!! ICH HATTE EINEN FREUND!!!!!! JUHUUUUUUUU!!!!!! Wir waren zu diesem Augenblick die glücklichsten Teenager der Welt! Julian holte mich wieder aus meinen Gedanken zurück, indem er mir sanft über meine Wange strich und unsere Lippen sich langsam zu einem Kuss trafen. In dem Moment läutete es zur Pause und einige Schüler kamen aus den Klassen gestürmt, doch uns interessierte das nicht und wir ließen uns nicht dabei stören. Wir saßen noch einige Minuten knutschend da, bevor wir uns auf den Weg in die Klasse machten. Dabei fiel mir noch etwas ein. "Julian?" "Geht's oder müssen wir eine Pause einlegen? Mit Krücken ist es bestimmt nicht leicht zu gehen!" "Nein! Das mein ich nicht! Ich hab nur eine Frage!" "Ja? Wenn es darum geht, dass wir den anderen von uns erzählen, das müssen wir nicht sofort tun! Die bekommen das noch schon mit, ohne, dass wir großartig was tun müssen! Dass sieht man mir an, wenn ich glücklich verliebt bin!" "Ähm..." Irgendwie wurde ich wohl rot, denn Julian lächelte mich liebevoll an. "Äh... ich wollte bloß fragen, was zwischen dir und Christoph in den letzten Wochen los war, dass ihr euch so aneinander geraten seid!" Irgendwie hätte ich das nicht sagen sollen. Als ich Julians Gesichtsausdruck gesehen hatte, wünschte ich mir, ich hätte mir meine Zunge abgebissen! "Naja... ", begann er, "....er hat mit Tina Schluss gemacht und allen verkündet, dass er nur dich liebt und ich dir total egal bin! Er hat nämlich unser Gespräch belauscht und hat sich jetzt fest eingeredet, dass du ihn liebst! Naja und das hab ich nicht auf mir sitzen lassen! Er war ein echtes Ekel und ich konnte doch nicht zulassen, dass er so über dich redet! Noch dazu liebst du ihn nicht, sondern mich!" Fröhlich grinste er mich an und ich hoffte, dass sich der Streit zwischen den beiden jetzt legen würde, da ich ja jetzt mit Julian zusammen war und Christoph nicht mehr so einen Blödsinn verzapfen konnte!

Der Schultag verging viel zu rasch und ich glaubte, dass niemand so richtig mitbekam, dass wir zusammen gekommen waren und ich fand das auch gut so. Es sollte schließlich nicht jeder wissen! Auf jeden Fall fuhr ich wieder mit Christoph in der Limousine und ich ignorierte ihn. Was interessierte der mich noch!? Ich war so glücklich, wie schon lange nicht mehr! Ich freute mich auf zu Hause! Ich konnte echt platzen vor Freude! Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass ich beobachtet wurde und ich hatte Recht. Christoph beobachtete mich und als ich ihn ansah, blickte er schnell wieder hinaus aus dem Fenster. Er war in letzter Zeit echt komisch! Aber was kümmerte mich das noch! Schon in ein paar Wochen waren wir offiziell Stiefbruder und Steifschwester. Meine Mama und Franz hatten endlich einen Termin für ihre Hochzeit und ich freute mich schon darauf meine Mama in einem Hochzeitskleid zu sehen! Sie war bestimmt eine schöne Braut! Vielleicht durfte ich ja Julian zur Hochzeit einladen?

Die nächsten Tage vergingen und Julian war fast tagtäglich bei uns. Ich hatte Mama noch am selben Tag von mir und Julian erzählt, obwohl, wenn ich jetzt darüber nachdachte, ich mich fragte, wie ich das hinbekommen hatte. Ich hatte gestottert und war rot angelaufen, doch Mama fasste das ziemlich cool auf und sie freute sich mit mir, was man von Christoph nicht behaupten konnte. Er hatte sich nie wirklich dazu geäußert und war mir, so wie ich ihm, aus dem Weg gegangen und das mit Erfolg, denn ich wusste meine Zeit wirklich besser zu nützen. Mit Julian! Wir machten viel zusammen und eines Tages kam ich mit ihm in ein Gespräch, was ihn und Paul betraf, denn ihre Freundschaft schien wirklich unter dem ungewollten Kuss zu leiden. Ich brachte Julian dazu ein ernstes Gespräch mit Paul zu führen und wir wurden wieder die besten Freunde. Ich hatte sogar das Gefühl, dass Paul endlich über Julian hinweg sei und er schien sich wirklich für mich zu freuen.

Für mich war die Welt wieder in Ordnung und ich freute mich auf jeden Tag, den ich zusammen mit Julian und Paul erleben durfte. Doch am meisten freute ich mich auf Julian. Ich lernte ziemlich viele Seiten an Julian kennen, die mich sehr an ihm überraschten. Auch er begann mich Stück für Stück kennen zu lernen und ich verliebte mich mit jeder Minute mehr in ihn und ich bin mir sicher, dass es ihm nicht anders erging.

An einem Wochenende läutete das Telefon und Isabella kam in mein Zimmer und ich musste das Kartenspiel, dass Paul und Julian mit mir spielten kurz unterbrechen. Ich ging mit Paul die Stiegen hinunter, während Julian im Zimmer auf uns wartete. Paul wollte in der Zwischenzeit Getränke holen. Ich nahm den Hörer in die Hand und fragte: "Hallo?". Es war Papa und ich befürchtete, dass er absagen würde, dass er morgen käme. Er hatte mir nämlich versprochen am Sonntag zu kommen. "Hallo Spatz! Wie geht's dir denn?" "Gut! Was ist denn Papa? Kannst du morgen nicht kommen?" "Doch, aber ich wollte dich etwas fragen!" "Was denn?" "Kann ich noch jemanden mitbringen?" "Etwa diese Lisl?" "Ja, aber nur wenn du nichts dagegen hast!" "Nein, hab ich nicht!" Irgendwie wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte. "Gut! Dann nehme ich sie morgen mit, aber....Spatz?" Ohoh! Das war gar nicht gut! Dieser Tonfall gefiel mir ganz und gar nicht! "Ja?" "Du Lisl hat na ja... wie soll ich sagen......sie hat auch zwei Kinder! Einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter ist ungefähr in deinem Alter und der Sohn ist so um 2 Jahre älter als du und sie würden morgen mitkommen! Weißt du, mir ist da so was blödes passiert! Ich hab dir doch versprochen morgen zu kommen, aber auch hab ich Lisl versprochen morgen ihre Kinder kennen zu lernen und da dachte ich, dass sie vielleicht auch mitkommen könnten? Lea? Spatz?" "Äh... klar, warum nicht! Wird bestimmt lustig!" "Danke Spatz! Dann sehen wir uns morgen! Ich muss jetzt noch schnell Lisl bescheid sagen! Also, Bussi! Bis morgen!" Und schon hatte Dad aufgelegt. WAS WAR DAS!!?? Papa hatte so schnell daher geredet, dass ich nur die Hälfte verstanden hatte! Lisl hatte zwei Kinder und die würden morgen auch kommen? Was hatte Daddy gesagt, der Sohn war um 2 Jahre älter als ich, also so 18/19 und die Tochter in meinem Alter? Na da würde ein mordsmäßiger Tag auf mich zukommen!

Ich schlenderte zur Küche, weil ich sehen wollte, ob Paul schon mit den Getränken fertig war, als ich Christophs Stimme hörte. Ich spähte durch den Spalt und sah, wie Paul brutal von Christoph an die Wand gedrängt wurde. Er hielt ihn an seinen Handgelenken fest und funkelte ihn böse an. Paul schien mächtig Angst zu haben. Außerdem war ein zerbrochenes Glas auf dem Boden...

"Ich frage dich nun zum letzten Mal! Was ist so besonders an Julian! Ich halt das nicht mehr aus, die beiden so glücklich zu sehen! Verdammt! WAS HAT ER WAS ICH NICHT HABE!!! Du bist oder warst doch auch in ihn verliebt, also raus mit der Sprache!! WAS MACHT IHN FÜR LEA SO BESONDERS!!!???"

Kapitel32

So, das ist jetzt das letze Mal vor meiner Mündlichen, dass ich euch ein Kapitel rausstelle... ich hoffe, es nimmt mir keiner übel, doch ich muss jetzt endlich anfangen gescheit zu lernen, sonst könnte es sein, dass ich ziemlich schlecht darstehe dann *g*
 

also, wünsche euch viel vergnügen mit dem Teil und hoffe, ihr hitnerlässt mir wieder Kommis.

au revoir, euer silberengel!
 

Ich stürmte in die Küche und riss Christoph herum. "Wahrscheinlich, das er niemals in seinem ganzen Leben jemand anderen Gewalt antun würde!", brüllte ich ihn an und im nächsten Moment, ich weiß nicht was mich damals geritten hat, gab ich ihm eine schallende Ohrfeige. Christophs rotes Gesicht schien sich langsam abzukühlen, die Ohrfeige hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, trotzdem ging sein Atem eben so wie meiner schneller. Er strich sich die Haare zurück. "Es.. es tut mir Leid... ich weiß nicht was über mich gekommen ist...", stammelte er hervor, ehe er aus der Küche stürmte. Paul und ich blieben, beide noch etwas geschockt stehen. Paul zitterte noch immer und er vermied es mir in die Augen zu sehen. "Ist alles in Ordnung mit dir? Es tut mir furchtbar Leid, ich weiß auch nicht was manchmal mit Christoph durchgeht, aber du weißt ja, dass er es nicht so böse meint." Paul nickte langsam, immer noch bemüht sich wieder zu beruhigen. "Es geht schon... Ich habe das Glas fallen lassen, er hat mich nur so erschreckt..." Ich schüttelte abwehrend den Kopf: "Lass nur liegen, Isabella wird das schon erledigen. Trag du schnell die Getränke hoch, ich sag ihr bescheid." Paul musterte mich kurz, nickte dann aber. Ich ging schon mal los um Isabella zu holen, doch hatte ich noch ein zweites Ziel.

Sobald ich mit Isabella geredet hatte, die mittlerweile an Migräne litt, ging ich einen kleinen Umweg... und kam zufällig an Christophs Türe vorbei. Ich blieb stehen, horchte kurz an der Türe und klopfte dann an. Es kam keine Reaktion von drinnen, doch das war ich von Christoph schon gewöhnt, also öffnete ich trotzdem die Türe. Christoph stand im Bad und wusch sich sein Gesicht mit kaltem Wasser. Als er sich aufrichtete und mich sah, schien er nicht mal überrascht. "Weißt du, was das Problem mit dir ist? Du willst es allen recht machen, wenn die Wünsche jedoch zu gegensätzlich sind kann das nur damit enden, dass niemand glücklich wird." Ich nickte anerkennend, manchmal konnte Christoph richtig vernünftige Dinge von sich geben. Doch wollte ich mich jetzt nicht in eine Debatte über MICH einlassen. "Was hat dich da unten geritten?", fragte ich ihn deshalb ohne auf seine Aussage einzugehen. Christoph ging an mir vorbei in sein Zimmer und setzte sich auf sein Bett, als er mir deutete mich neben ihn zu setzen, winkte ich ab und lehnte mich statt dessen an den Türstock. "Genau das hat mich geritten, Lea. Dein Verhalten. Seit dem ihr beiden dieses glückliche Paar mimt, benimmst du dich zu mir, wie einem Aussätzigen gegenüber. Wir waren doch mal Freunde... doch jetzt beachtest du mich gar nicht mehr!" Ich lächelte ihn an: "Das ist doch gar nicht wahr, du Schussel. Und wir beide können immer noch Freunde werden!" Christoph wandte sein Gesicht von mir ab. "Das genügt mir aber nicht." Als ich nicht reagierte, drehte er sich wieder zu mir und wiederholte es noch mal. "Hörst du, was ich sage? Das genügt mir nicht. Ich will nicht, dass du nur eine Freundin bist, ich will dass du MEINE Freundin bist." Ich ging zur Türe, das führte zu nichts. "Warte doch!", sagte Christoph ganz leise. Warum musste er es mir immer wieder so schwer machen? Ich war derzeit so glücklich und jetzt wollte er das wieder mal kaputt machen. "Nein ich warte nicht! Ich habe genug von dir erduldet, erinnere dich nur an die ersten Wochen! Nur Julian war von Anfang an lieb zu mir, nur ihn liebe ich wirklich. Sieh das endlich ein, du und ich, das wird niemals sein! Ich müsste schon ziemlich masochistisch veranlagt sein, um mit dir zusammen zu gehen!", entgegnete ich ihm trocken. Christoph sah auf den Boden: "Autsch!" Doch ich hatte genug, ich öffnete die Türe und bevor ich sie hinter mir wieder schloss mahnte ich ihn noch: "Jawohl, autsch, dass habe ich mir auch oft gedacht! Doch wenn du mir einen Gefallen tun willst: Hör auf immer den Schläger raushängen zu lassen und andere aus so dummen Gründen zu attackieren, du könntest so viel netter sein, wenn du es nur versuchen würdest!" Seufzend stieg ich die Stiegen hoch. Gerade als ich die Türe erreichte, wurde diese von innen geöffnet und Julian trat heraus. "Wo warst du? Paul hat mir erzählt, was Christoph für eine dumme Szene aufgeführt hat!" Ich schob ihn wieder in mein Zimmer. "Ich habe nur mit jemandem ein ernstes Wörtchen geredet." Julian sah mich noch leicht zweifelnd an: "Bist du sicher?" Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Absolut! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mittlerweile lebe ich vollkommen monogam, bis auf kleine Turtelein mit Paul, aber das kannst du mir nicht verbieten! stimmt´s nicht, Liebster?", schwung voll ließ ich mich neben Paul aufs Bett fallen und schlang meinen Arm um ihn. Paul lief sofort rot an, stimmte mir dann aber mit todernster Miene zu. Julian schlug sich die Hand auf die Stirn. "Ich bin umgeben von Verrückten!"

Am nächsten Morgen wurde ich von Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht geweckt, ich seufzte glücklich, es gab keine schönere Art den Tag zu beginnen. Munter pfeifend zog ich mir den Morgenrock an und machte mich auf zum Frühstück, bis Papa kommen würde, hatte ich noch zwei lockere Stunden Zeit, ich konnte mir also genügend Zeit lassen. Wie meistens am Sonntag morgen, saß ich alleine beim Tisch, da ich am längsten von allen schlief und die anderen nicht so lange auf mich warten wollten. Als ich schon gute zehn Minuten bei Tisch saß und gerade meine zweite Semmel anschnitt öffnete sich die Türe und Christoph trat verschlafen herein, erst als er mich sah schreckte er hoch, lächelte dann aber und wünschte mir einen schönen Morgen. Ich muss zugeben, dass ich auf der Lauer lag, ich wusste ja nicht was mir nach dem gestrigen Zwischenfall und dem nachfolgenden Gespräch heute, bevor stand, Christoph war einfach unberechenbar. Doch Christoph begann sich ebenfalls eine Semmel zu schneiden und schien richtig gut aufgelegt, von den Ringen unter seinen Augen abgesehen. Als er auch noch ein Lied zu pfeifen begann konnte ich mich nicht mehr beherrschen. "Sag mal, was ist heute Morgen mit dir los? Zuerst schläfst du so lange, und dann pfeifst du auch noch fröhlich vor dich hin? Was habt ihr Aliens mit Christoph gemacht??" Doch Christoph winkte nur lachend ab. "Ich habe gestern Nacht einfach nur lange nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass du recht hattest!" "Hab ich das nicht sowieso immer?", erwiderte ich schmunzelnd und auch Christoph ging grinsend auf mich ein. "Ja natürlich, das versteht sich ja von selbst!", mit einem Mal wurde sein Gesicht ernster. "Nein, mal im Ernst, ich habe nachgedacht und habe beschlossen, mich zu bessern, nur wegen dir!", verkündete er feierlich. Ich steckte mir das letzte Stückchen Semmel in den Mund und erwiderte im Aufstehen: "Da wird mir deine zukünftige Frau aber sehr dankbar sein!" Und noch bevor er etwas antworten konnte, war ich schon aus dem Zimmer verschwunden und stieg die Treppen zu meinem Zimmer hoch. Ich hatte noch eine und eine halbe Stunde Zeit, vielleicht könnte ich noch mit Julian telefonieren, bevor Papa ankam.

Mit etwas Verspätung fuhr Papas Wagen vor dem Eingangtor vor, es war immer wieder witzig seinen kleinbürgerlichen Wagen in mitten von all dem Prunk zu sehen. Ich humpelte auf meinen Krücken so schnell es nur ging zu ihm nach unten und kam immer hin gerade als er die Wagen Tür zuschlug an. Auch Lisl stieg gerade aus, nur die hintern Türen blieben noch verschlossen und ich erkannte durch die Scheiben nur wage Umrisse. Papa kam auf mich zu und schloss mich in die Arme. "Schön, dass es dir schon wieder besser geht, Maus. Du bist immerhin schon ganz flott unterwegs mit deinen Krücken!" Doch noch bevor ich etwas erwidern konnte, deutete er mir zu warten und ging zu Lisl, die am Kofferraum hantierte. Er öffnete ihn und holte etwas großes hervor. Verwundert trat ich näher und vergewisserte mich, dass ich mich nicht geirrt hatte. Während Lisl die hintere Wagentür öffnete kam Papa mit einem Rollstuhl hingefahren und zu zweit hoben sie einen ziemlich zerbrechlich wirkenden jungen aus dem Auto, in den Rollstuhl. Ich konnte kaum glauben, dass dieser Junge um zwei Jahre älter war als ich. Nach ihm stieg ein Mädchen aus dem Auto. Was dem Jungen an Fleisch fehlte hatte sie im Überschuss, aber abgesehen von ihrem Gewicht hatte sie ein hübsches, jedoch etwas bekümmert wirkendes Gesicht. Zu viert traten, bzw. rollten, sie mit gegenüber. "Darf ich vorstellen: Das sind Lisl, Marianne und Ludwig. Lisl, das ist meine Tochter!"

Kapitel33

Hallo!!
 

Ich freue mich, dass wieder ein neuer Leser zu der Geschichte hinzugekommen ist. Das finde ich soooooo supi-mega-toll. :)
 

So, also dann hoffe ich, dass euch das neue Kapitel gefällt und das ihr mir wieder Kommis hinterlässt.
 

Au revoir und viel Vergnügen, euer silberengel alias sandra!:)
 


 

Neugierig betrachtete ich die kleine Gruppe vor mir. Lisl war ganz anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Ihr Auftreten zeigte von einer großen Souveränität, dennoch wirkte sie nicht hochnäsig, wie ich anfangs gedacht hatte. Langsam streckte sie mir ihre Hand entgegen und ich erwiderte den Händedruck. "Hallo Lea. Ich habe schon viel von dir gehört. Dein Vater ist kaum zu bremsen, wenn er von seiner hübschen und intelligenten Tochter spricht und ich sehe, dass zumindest das eine schon stimmt." Ich fühlte mich auf Grund ihres Komplimentes sehr geschmeichelt und sogleich wurde mir Lisl sympathisch. "Ich freue mich auch Sie und ihre Kinder kennen zulernen." Mein Blick schweifte zu dem behinderten Jungen und seiner Schwester. Das Mädchen stand verlegen vor mir. Da es mir früher genauso ergangen war und zum Teil auch noch vor anderen geht, konnte ich ihre Verlegenheit verstehen. Ich beschloss, dass ich sie mögen würde und das wir gute Freundinnen werden könnten. Noch dazu besteht ja auch die Möglichkeit, dass wir beiden vielleicht Schwestern werden, wenn es meinem Vater wirklich so ernst ist, wie er behauptet. Der Junge wirkte neben seiner korpulenteren Schwester noch kleiner und zerbrechlicher, als er ohnehin schon war. Allerdings lächelte er im Gegensatz zu ihr.

Mutig machte ich einen Schritt nach vorne und begrüßte die beiden. "Hallo. Mein Name ist Lea, wobei ihr es aber sicher schon wisst. Ich freue mich euch kennen zu lernen und hoffe, dass wir eine schöne Zeit miteinander verbringen werden." Schließlich wendete ich mich wieder an meinen Vater und Lisl. "Kommt erst einmal hinein. Isabella, unser Hausmädchen, hat Jause für uns vorbereitet. Mama musste noch etwas erledigen, aber ich bin sicher, dass sie in der nächsten Stunde zu uns treffen wird. Folgt mir bitte." Ich ging voran und die kleine Gruppe folgte mir. Zufrieden mit dem ersten Treffen und dem positiven Eindruck schlenderte ich vor ihnen ins Haus und hinein in unseren Salon. Staunend, wegen dem Prunk, setzten sie sich nieder und sogleich kam Isabella und servierte uns Tee, Kaffee und Kuchen. Während wir so dasaßen, breitete sich eine unangenehme Stille aus. Die Erwachsenen tranken ihren Kaffee, Ludwig sah sich nur den Raum an und Marianne wirkte unschlüssig, ob sie sich ein Kuchenstück nehmen sollte oder nicht. Um allen die Verlegenheit zu nehmen, versuchte ich ein Gespräch anzufangen. "Wie lange kennt ihr euch schon?" Obwohl diese Frage mehr als überflüssig war, fiel mir nichts besseres ein. Lisl stellte ihre Tasse ab, lächelte meinem Vater zu und wendete sich anschließend an mich. "Wir haben uns bei der Arbeit kennen gelernt. Dein Vater ist mir gleich aufgefallen, als er im Juni 1989 mein Büro betrat. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick, aber dein Vater ignorierte mich anfänglich nur. Unsere Beziehung war rein geschäftlich. Vor ungefähr einem halben Jahr wurde mir bewusst, dass ich diesen Mann heiraten möchte und so habe ich alles darangesetzt, dass er mich beachtet und mich anfängt zu lieben. Wie du siehst Lea, es hat funktioniert und jetzt sitzen wir hier." Diese Geschichte war ja so romantisch, fand ich. "Das klingt ja wunderschön. Es freut mich ja so für euch. Papa war schon so lang alleine, dass ich mir schon langsam anfing Sorgen zu machen. Zum Glück weiß ich jetzt, dass er jemanden hat." Kaum hatte ich diese Worte fertig gesprochen, als die Türe aufging und Mama gefolgt von Christoph. Höflich und distanziert begrüßten sie unsere Gäste und ließen sich, Christoph neben mir und Mama neben Papa, nieder. Bevor sich wieder eine Stille ausbreiten konnte, verwickelte meine Mutter die zwei Erwachsenen in ein Gespräch. Marianne und Ludwig kamen mir so verloren vor und so beschloss ich, mich ihnen zu widmen. "Das ist ein schönes Kleid, Marianne. Ich habe in meinem Zimmer so ein ähnliches." Verlegen sah mich das Mädchen an. "Danke, ich habe es erst vor kurzem gekauft." Ich hoffte, dass sie noch weiter sprechen würde, aber sie tat es nicht. Also wendete ich mich dem Jungen zu. "Du scheinst dich für Bücher zu interessieren. Habe ich Recht?" Ludwig sah mich an und ich sah das Leuchten in seinen Augen. Er dürfte Bücher tatsächlich lieben. "Ja. Du musst wissen, dass das fast mein einziger Lebensinhalt ist. Ich kann nicht so wie andere Jungs Fußballspielen oder mich an Mädchen heranmachen. Seid dem Unfall damals sitze ich ihm Rollstuhl und hoffe auf ein Heilmittel." Jetzt tat mir meine Frage leid, da ich aus Versehen einen wunden Punkt von ihm getroffen hatte. Ich versuchte es zu übergehen und das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. "Hast du sonst noch irgendwelche Hobbys?" Das Gesicht von Ludwig hellte sich ein wenig auf und er sprach voller Enthusiasmus. "Ich lieb die Natur. So oft ich kann verbringe ich einige Zeit im Freien und genieße die Sonnenstrahlen. Ich liebe Blumen und zeichne sie deshalb auch gerne. Ohne jetzt zu prahlen, aber ich kann recht gut zeichnen." Zeichnen? Obwohl ich persönlich nicht sehr viel Talent dazu besaß, sah ich mir dennoch gerne Bilder von Malern an und bewunderte ihr Können. "Wenn du willst, dann kann ich dir den Garten zeigen? Heute ist so schönes Wetter und du wirst sicher begeistert sein von der ganzen Farbenpracht der Pflanzen." "Das klingt himmlisch. Es gibt nur ein Problem. Der Rollstuhl ist sehr schwer und du wirst ihn sicher nicht schieben können, noch dazu, weil die Wiese noch einen größeren Widerstand bietet als ein Marmorboden." Daran hatte ich allerdings nicht gedacht und dabei wollte ich dem armen Jungen eine Freude machen. Geknickt suchte ich nach einer Lösung, als diese mich fand. "Ich könnte doch den Rollstuhl schieben." Überrascht sah ich Christoph an, während er seine Tasse absetzte und ein letztes Stück Kuchen zu sich nahm. "Du willst mir helfen? Seid wann denn das?" Jetzt zeigte er wieder sein unverschämtes Lächeln. "Ich sagte doch, dass ich mich ändern möchte. Außerdem tue ich es gerne." Seine Worte ließen mich innehalten. Das konnte doch nicht echt sein Ernst gewesen sein? Ich dachte eine Weile darüber nach, als er sich wieder zu Wort meldete. "Ich sag dir was. Ich werde Ludwig schieben und du kannst gemeinsam mit Marianne vorausgehen und den Weg bestimmen. Na, was sagst du dazu?" Sein Angebot klangt zu verlockend um es abzulehnen. Ich stimmte also zu. Als wir aufstanden, unterbrach ich meinen Vater beim Reden. "Ich zeige Marianne und Ludwig unseren Garten. Christoph kommt mit und hilft mir beim Schieben. Ist euch das Recht?" "Aber klar doch, Maus. Passt nur auf Ludwig besonders auf, da der Weg nicht gerade einfach zu bewältigen ist, aber zum Glück ist ja Christoph dabei. Viel Spaß dabei."
 

Das Wetter war herrlich. Die Sonne schien und ich spürte, wie sie meine Nase kitzelte. Neben mich trat Marianne und ich bemerkte, dass auch sie sich mehr entspannte. "Ist es nicht schön hier?" Das Mädchen lächelte entkrampfter als sonst. "Ja ist es. Wir leben ja in der Stadt und nirgends ist es so wunderschön wie hier. Ich beneide dich." Die Worte kamen dem Mädchen einfach so von ihren Lippen. "Danke. Ich bin meiner Mutter dankbar, dass sie mich bei sich aufgenommen hat. Es war sehr schön bei meinem Vater, aber gemeinsam mit ihr zu leben ist noch viel besser. Ich könnte hier draußen täglich sein und mich nur ausruhen. Komm, lass uns jetzt losgehen."

Marianne und ich gingen voraus, während uns Christoph und Ludwig folgten. Die beiden Geschwister staunten bei der Artenvielfalt an Pflanzen in dem Garten. Es gab in allen Farben Rosen, Tulpen, Narzissen und noch einige Exotische. Als wir eine Weile gegangen waren, meldete sich Ludwig zu Wort. "Können wir uns nicht ein wenig hier niederlassen? Ich würde gerne einige Bilder malen, wenn es nicht stört?" Da ich wegen den Bildern neugierig wurde, sagte ich ja. Zu meinem Erstaunen versprach Christoph eine Decke für uns aus dem Haus zu bringen, damit wir es bequemer haben. Als er zurückkam, brachte er die versprochene Decke und eine weiße Rose für Marianne und eine rote für mich. Das Mädchen lief rot an, nur ich fühlte mich ein wenig geärgert. Offensichtlich versuchte er seinen Plan durchzuziehen, aber das würde mir rein gar nichts bedeuten. Ich liebte Julian!

Während wir uns unterhielten, malte Ludwig ununterbrochen. Fasziniert wartete ich auf das Ergebnis und konzentrierte mich auf einen Schmetterling, der auf der Wiese von einer Blüte zur anderen flog. Die Zeit verging sehr schnell. Die Sonne war schon ein Stück weitergewandert, als Ludwig erschöpft seinen Stift zur Seite legte. "Ich bin fertig. Tut mir leid, wenn ich euch warten hab lassen." Ich stand auf und ging zu ihm. "Kein Problem. Darf ich einmal sehen?" Stolz über sein Werk hielt er mir den Block, auf dem er gezeichnet, hin und ich beugte mich ein wenig hinab, um es mir genau anzusehen. Vor mir erstreckte sich ein wahres Meisterwerk an Schattierungen und Motiven. Es war einfach traumhaftschön. "So etwas Wunderbares habe ich noch nie gesehen. Du hast wirklich Talent." Erfreut über mein Kompliment gab er mir das Bild. "Hier, ich möchte es dir schenken. Wir werden ohnehin wahrscheinlich einmal Bruder und Schwester. Betrachte es als ein Geschenk unter Geschwistern." "Du denkst, dass unsere Eltern heiraten werden?" "Ich denke es nicht, ich weiß es schon. Der Termin steht sogar schon fest."

Kapitel34

Hallo!
 

Da ich jetzt endlich die Schule abgeschlossen habe, habe ich sofort beschlossen euch einen neuen Teil zum Lesen zu geben.

Danke, das ihr so lange warten konntet und hoffe, das euch die Geschichte weiterhin noch gefällt..:)
 

Viel Vergnügen und au revoir, euer silberengel!
 

Ps: Freut mich, dass ich wieder einen neuen Leser habe. Das baut mich immer so auf ^^
 

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Ludwig lächelte mich freundlich an, so als ob er sich darüber freuen würde, dass wir bald Geschwister werden würden. Ich allerdings war zuerst ein bisschen geschockt. Ich weiß nicht genau warum, aber vielleicht lag es daran, dass diese Nachricht so plötzlich an mein Ohr gedrungen war, so plötzlich, ohne Vorwarnung. Ich dachte mir schon, dass es eines Tages so weit kommen würde, aber JETZT SCHON?? Wie lange war mein Papa mit Lisl zusammen, ohne dass ich es wusste? Mein Papa war wahrlich nicht der Typ, der spontane Dinge tat. Ich wusste warum. Er musste viel zeit zum Planen in so einen Schritt legen, vor allem, als er mir geschworen hat, dass er niemals eine andere Frau heiraten würde. Mit anderen Frauen eventuell zusammen kommen, aber nicht heiraten!

Ludwig schien meine Abwesenheit zu bemerken, denn er sah mich besorgt an und fächelte vor meinen Augen herum. Ich hielt seine traumhafte Zeichnung in meinen Händen und verkrampfte sie so, dass das Blatt Papier Knicke hineinbekam. Irgendwie wurde ich wütend. Ich konnte mir schon denken warum. Ich stand, ohne ein weiteres Wort zu sagen auf und schritt an einem verblüfften Ludwig vorbei. Die anderen starrten mir verwundert nach. Ich schritt mit schnellen Schritten wieder ins Haus, entschlossen, Daddy zu finden. Mittlerweile hatte ich meine Hände zu Fäusten geballt und die Zeichnung war total zerknüllt. Lisl, Dad, meine Mama und auch Franz, der mittlerweile gekommen war, saßen im Wohnzimmer und unterhielten sich prächtig. Doch wurde es still, als sie mich in der Tür entdeckten. Mama machte einen entsetzten Gesichtsausdruck und sprang erschrocken hoch. Sie stürmte zu mir und fragte, ob auch alles in Ordnung sei. Ich war unfähig ihr zu antworten und fixierte Papa mit meinen Augen. Er schien zu spüren, dass ich auf ihn sauer war. Es war ja nicht zum Übersehen. "Papa!?", fragte ich schließlich in einem etwas wütenden Ton. "Stimmt das, was Ludwig sagt?" Mama sah Papa nun fragend an. Anscheinend war ich nicht die einzige, die nichts von der bevorstehenden Hochzeit wusste. Papa räusperte sich und fuhr sich nervös über seine Stirn. "Äh....Spatz, wovon redest du?" "Tu doch nicht so scheinheilig, Papa! Du wirst Lisl heiraten und hast nichts gesagt!" Jetzt war es draußen. Papa riss geschockt die Augen auf. "Ach, das hat dir mein Sohn erzählt!"; fuhr Lisl dazwischen. Ich drehte mich zu ihr um und lächelte sie an, zumindest versuchte ich es. Diese Frau war mir auf einmal so unsympathisch! Was mischte sie sich jetzt ein! Das war eine Unterhaltung zwischen Vater und Tochter! Margarete, meine Mama, wandte sich zu Papa und sah ihn verständnislos an. "Du willst heiraten?", sagte sie fassungslos. "Ich sagte doch, dass ich es mit Lisl ernst meine und ihre Kinder haben nichts dagegen!" "Bist du überhaupt bereit noch mal so einen Schritt in deinem Leben zu tun?" "Glaub mir, ich und Lisl sind das zigmal durchgegangen und wir finden es ist das Beste für uns und alle Beteiligten!" "Aber du bist doch schon so alt!", wandte meine Mama ein. Daraufhin musste Papa nur grinsen. "Das weiß ich und ich muss dir auch sagen du bist nun auch nicht mehr die allerjüngste, meine Liebe!" Daraufhin zog meine Mutter eine Grimasse. Irgendwie fand ich es witzig, wie sich meine Eltern gegenseitig aufzogen. Doch nun musste ich unbedingt etwas loswerden! "Papa! Ich hab nichts dagegen, wenn du wieder heiratest, aber schon so früh? Ludwig sagte, dass der Termin schon feststehen würde!" "Ja, Spatz, das tut er. Wir heiraten bereits nächste Woche!" NÄCHSTE WOCHE!!!???? Anscheinend hatte ich das laut ausgesprochen, denn alle sahen mich entsetz an und ich konnte meine Stimme noch leise verhallen hören. Das wurde mir nun wirklich zu viel! Ich ließ die Zeichnung fallen und lief hinauf in mein Zimmer. "Spatz!!"; hörte ich noch dumpf meinen Papa schreien, doch ich musste mich konzentrieren, wo ich hinlief und aufpassen, dass ich nicht hinfiel.

Irgendwie fand ich mich in meinem Zimmer wieder und ließ mich auf mein Bett fallen. Ich hatte die Tür einfach aufgerissen und mich draufgeschmissen. Ich schnappte mir einen Polster und fing an zu weinen. Eigentlich war es doch nur gut, oder? Papa hatte eine neue Frau, neue Kinder, er war nicht mehr alleine......das war doch gut?! Aber wozu brauchte er dann noch mich? Mich brauchte er ja nicht mehr. Er hatte eine neue Familie und ich wohnte jetzt bei Mama. Ich dachte immer Papa hatte nicht so viel Zeit, aber das war anscheinend gelogen! Er hat mich angelogen!! Und warum hatte er MIR nicht gesagt, dass er sich einsam fühlt, dass er eine neue Frau hat und dass er heiraten wollte!?! Ich kam mir so verraten vor! So hintergangen! Papa, warum hast du mir das nur angetan!?

Draußen vor der Tür hörte ich zwei männliche Stimmen. Ich wollte jetzt alleine sein und meinen Tränen freien Lauf lassen. Ich musste das erst verarbeiten und dann.....dann sollte man mit mir reden. Aber zu meiner Verwunderung ging die eine Stimme weg, die sich nach meinem Vater angehört hatte und der andere trat ein. Die Tür wurde wieder zugemacht und jemand ging an mir vorbei, direkt ins Badezimmer. Mir war es egal, was derjenige im Bad trieb, ich wollte nur ein bisschen weinen. Das half manchmal.

Nach einiger Zeit hörte ich, wie die Dusche anging und sich jemand brauste. Das war jawohl eine Frechheit! Ich hatte mich allmählich beruhigt und meinen Tränenfluss abgestellt, aber das war ja eine Frechheit! Wer war so unverschämt und ging einfach in meinem Badezimmer duschen!?!

Wütend stand ich vom Bett auf stapfte auf das Badezimmer zu. Meine Trauer hatte sich in Wut umgewandelt, also riss ich einfach die Tür auf und machte sie leise hinter mir zu. Und damit mir dieser jemand nicht entkommen konnte, sperrte ich die Tür zweimal zu. Der andere durfte davon nichts bemerkt haben, denn der Duschstrahl prasselte laut auf den nackten Körper herunter. Ich konnte nur verschwommen einen Umriss in der Duschkabine erkennen, da die Tür durchsichtig war. In dem Augenblick vergas ich vollkommen, dass ich vor ein paar Minuten zwei Männerstimmen gehört hatte und eine von denen war direkt vor mir. Ich schlich mich zu der Tür und machte mich bereit diese aufzureißen. Ich atmete noch einmal tief durch und tat es sogar. Wasser spritzte mir entgegen und so schnell konnte ich nicht schauen, wurde ich an einem Arm hineingezogen. Instinktiv klammerte ich mich an den nassen Körper und hielt mich an ihm fest. Eine kleine Erhebung war nämlich bei dem Einstieg zu beachten und da ich auf das nicht vorbereitet war, musste ich doch irgendwie verhindern, dass ich hinfiel. Auf dem nassen Duschboden war es auch nicht einfach zum Stehen, deswegen ließ ich nicht los. Ich kniff die Augen zusammen, bis ich mich wieder gefangen hatte.

Langsam öffnete ich ein Auge, denn Wasser tropfte von oben auch auf mich und durchnässte meine Klamotten. Ich konnte erkennen, dass ich mich an einen muskulösen Körper drückte. Irgendwie hatte ich Angst herauszufinden, wer das war. Aber eine blonde Strähne konnte ich auf meiner Wange spüren und als ich meine Augen zu dem Hals wandte, konnte ich erkennen, dass der Blondschopf Christoph war, der mich immer noch in seinen Armen hielt. Voller Panik stieß ich mich von ihm und landete an der kalten befliesten Wand.

Christoph!!! Was machte der in meinem Badezimmer! Er sah mich einfach an, ohne eine Miene zu verziehen. Seine nassen Haare klebten in seinem Gesicht und von einzelnen Strähnen fielen Wassertropfen. Seine blauen Augen hatten einen leicht verschleierten Eindruck, da die Hitze von dem Wasser aufstieg. Mein Blick wanderte von seinen Augen zu seinen Lippen, die ebenfalls von der Hitze ein wenig rot waren und sehr anziehend. Er hatte sie leicht geöffnet und sah mich jetzt irgendwie besorgt an? Ich glaubte, dass er zu mir irgendetwas gesagt hatte, aber ich hörte das nicht, oder überging es einfach. Mein Blick wanderte weiter zu seinem äußerst attraktiven Hals, zu seiner Brust. Mir war noch nie aufgefallen, dass sie so muskulös war. Ganz anders, als die Brust von Julian. Christophs Oberarme waren etwas angespannt und man konnte dadurch ungefähr vermuten, wie seine Arme aussehen würde, wenn er sie anspannte. Weiter nach unten wollte mein Blick nicht wandern, doch als ich mich an das letzte Mal erinnerte, wo ich ihn nackt gesehen habe, wurde ich rot und wandte meinen Blick zur Seite.

"Lea?!" Ich reagierte nicht auf meinen Namen, erst als Christoph eine Hand neben meinem Kopf platzierte und mit der anderen mein Kinn nahm und meinen Kopf zu ihm drehte. Oh Gott!! Er war viel zu nahe, aber zu meinem Glück ließ er mein Kinn wieder los und entfernte sein Gesicht wieder von dem meinem.

"Lea?! Was hast du dir dabei gedacht, mich in meiner Dusche zu überfallen? Ich dachte, da wäre sonst wer da!", schnauzte er mich an. Was hieß hier SEINE Dusche?? "Das ist mein Badezimmer!" Etwas irritiert sah mich Christoph an, doch fand er seine Sprache schnell wieder. "Seit wann teilen wir ein Bad?" "Wir teilen kein Bad! Und jetzt verschwinde aus meinem Badezimmer!" Demonstrativ zeigte ich mit meiner Hand zu der offenen Duschtür. Christoph lachte kurz auf. "Ich wusste nicht, dass mein Bad auch dein Bad ist!" "Ist es auch nicht, also würdest du bitte mein Zimmer verlassen!?" Es wurde mir echt zu bunt! "Sag mal, hast du dich eigentlich schon mal umgesehen, ob das wirklich dein Zimmer ist?" "Was soll die blöde Frage?" "Sieh dich doch mal um!" Siegessicher verschränkte er vor mir seine Arme und sah mich abwartend an. Ich wusste echt nicht, was das sollte! Also blickte ich aus der Tür hinaus und bekam fast einen Herzinfarkt! Ich war gar nicht in meinem Zimmer! Ich hatte vor Tränen den Weg nicht gefunden und war anscheinend in Christophs Zimmer gelangt! So eine Blamage! "Na? Erkannt, dass du bei mir gelandet bist?" Christoph grinste mich an und machte die Duschtür zu. "Ich mein das wortwörtlich!"

Ich ignorierte diese Bemerkung, aber ich konnte nicht verhindern, dass ich knallrot anlief. "Oder wolltest du mich mal wieder zur Abwechslung im Bad überfallen um einen blick auf mein bestes Stück zu werfen, so wie beim letzten Mal?" Ahh!! "Nein!", schrie ich ihn an. "Das war doch keine Absicht du Vollidiot! Lass mich jetzt hier raus! Ich bin schon ganz durchnässt!" "Also, warum die Eile?" "Ich kann doch nicht hier im Gewand stehen bleiben und dir beim Duschen zusehen?" "Du kannst dich ja auch ausziehen!" Kaum hatte er diese Bemerkung ausgesprochen, hatte er schon eine Ohrfeige von mir verpasst bekommen. "Au!", hörte ich von Christoph, der sich seine schmerzende Backe hielt.

"Ich werde mich ganz bestimmt nicht ausziehen!" "Ich kann dir ja helfen!" Am liebsten hätte ich ihm noch eine verpasst, aber ich war im Moment so baff. Wieder platzierte er seine Hände neben meinem Gesicht, sodass er mir tief in die Augen sehen konnte. "Scherz beiseite! Ich würde nichts tun, was dir schadet, oder was du nicht willst! Ich will mich doch bessern!" "Sch.....schön.......dann lass mich endlich gehen!" Christoph machte mich nervös. "Nein!", flüsterte er vor sich hin und kam dabei mit seinem Gesicht wieder näher. "Ich will nicht, dass du gehst!" Mein Herz beschleunigte sich und Panik machte sich in mir breit. Ich drückte ihn hastig von mir weg und wollte zu Tür schlüpfen, als ich Christoph dazu bracht mit meinem Schubser auszurutschen. Reflexartig packte er nach mir und zog mich mit. Ich hatte nicht wirklich mitbekommen, was da passiert war, aber ich richtete mich wieder auf und bemerkte, dass ich auf Christophs Becken saß und er sich unter mir seinen schmerzenden Kopf rieb.

Er öffnete seine Augen und unsere blicke trafen sich. Christoph richtete sich ein bisschen auf, um mir näher zu sein und mir besser in meine Augen sehen zu können. In dem Moment fiel mir auf, dass ich dem blonden Jungen schon öfters so nahe war, nur bloß nicht so entblößt, wie er unter mir war und ich deutlich spüren konnte. Ich war unfähig mich zu bewegen, da er auch wieder diesen Blick draufhatte, so als ob rund um uns nichts mehr wäre. Ich musterte wieder sein Gesicht und mein Blick blieb an seinen Lippen kleben. Die Wassertropfen fielen immer noch auf uns herab, doch ich hörte sie nicht mehr. Mein Herz schlug wieder unkontrolliert. Ich wusste nicht, was mich so an ihn zog. Es war mir ein Rätsel. Er war so anders als sonst! Obwohl seine Arroganz vorhin wieder zum Vorschein kam. "Lea? Würdest du bitte aufstehen! Ich lass dich ja gehen, aber ich möchte endlich fertig werden!" "Nein!" Langsam beugte ich mich wieder zu ihm hinunter. Christoph war so baff, dass ich ihm widersprochen habe, dass er nichts darauf erwiderte. Er fixierte meine Lippen, genauso, wie ich seine fixierte. Es dauerte nicht lange, da trafen sich unsere Lippen und schon bald wurde das ein leidenschaftlicher Kuss. Die Zeit um uns herum hielt an und ich bekam nichts mehr mit, nur Christoph und mich. Christoph löste sich nach einiger Zeit von mir und begann an meinem Ohrläppchen zu knabbern und meinen Hals zu liebkosen.

Kapitel35

Hallo erstmal! :)
 

Danke einer aufmerksamen Leserin habe ich jetzt einen Fehler ausgebessert... habe aus versehen das falsche Kapitel 33 hochgeladen.... habe mich bei den zahlen vertan und das ausgebessert *g* Dickes Sorry....
 

Als entschädigung gibt es jetzt ein neues Kapitel und ich hoffe, es passiert mir nicht wieder. ;)
 

au revoir, euer silberengel!:)
 

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"Ach Lea...", hörte ich Christoph seufzen. "Lea!" Mit einem Mal war ich wach. Vollkommen verdattert sah ich mich um, ich lag in meinem Bett! Und es war wirklich mein Bett, nicht ein fremdes Bett, und mit Christoph war nichts passiert! Als mir das langsam bewusst wurde, wusste ich nicht ob ich erleichtert oder enttäuscht war. Auf jeden Fall stand Christoph neben meinem Bett und musterte mich besorgt. Auch wenn ich gerade in meinem Traum mit Christoph ziemlich weit gegangen bin, nervte er mich auf einmal, schließlich hatte er mich aus einem... ja, doch, zugegeben aufregenden Traum geweckt. "Was willst du?", schnauzte ich ihn an. Christoph grinste mich an. "Tja, eigentlich wollte ich nach schauen gehen, ob es dir gut geht, weil du so verstört weg gerannt bist, und niemand von den Erwachsenen scheint mir ansprechbar, weil alle auf einmal irgendwie verstimmt sind. Und da komm ich eben besorgt nach oben und finde dich mit deinem Polster in den Armen kuschelnd auf dem Bett liegen. Aber wenn du mich schon wieder anschnauzen kannst, bin ich ja beruhigt. Am besten ich geh dann wieder." Er wandte sich tatsächlich der Türe zu. Es wäre wohl das erste mal, dass ich ihn nicht extra zum gehen auffordern müsste... "Ich habe nicht mit dem Polster gekuschelt, ich habe ihn nur so gehalten..." Christoph drehte sich schmunzelnd um. "Niemand hat behauptet, dass du irgendwelche perversen Phantasien mit deinem Polster auslebst, ich kann ja verstehen, dass du mit ihm kuschelst, um Trost zu suchen, auch wenn ich noch immer nicht weiß, was dich eigentlich bedrückt." Um von der Röte abzulenken die mir, wie einem beim Schokolade stehlendem Kind, auf den Wangen glühte, warf ich meinen Polster nach ihm. Doch Christoph schien wirklich nur die besten Absichten zu haben und so wollte nicht ich diejenige sein, die eine mögliche Freundschaft verhinderte. Also richtete ich mich im Bett auf und erklärte ihm, was mich bedrückte. ".... Es ist ja nicht so, dass ich nicht will, dass Papa mit Lisl glücklich ist, doch ich fühle mich irgendwie verraten, weil er es nicht einmal für nötig gehalten hat, mir von ihrer Hochzeit zu erzählen. Schlimmer noch, sie ist in einer Woche und ich frage mich: wenn er mir bisher von selbst nichts davon erzählt hat, wäre ich dann über eingeladen worden? Oder hätte ich diesen für ihn so wichtigen Tag, nicht mal mitbekommen... Wer weiß, vielleicht hätte er einfach eine Karte geschickt: Wir haben geheiratet!", schloss ich meinen Sorgenbericht. Christoph, der sich während meiner Schilderung zu mir ans Bett gesetzt hatte tätschelte mir die Hand, zog sie dann aber zurück, bevor sie zulange liegen geblieben wäre. "Er hätte es dir sicher noch gesagt, vielleicht wenn ihr einmal alleine gewesen wäret. Oder glaubst du wirklich, dass er so feige und unehrlich wäre, dich per Post von der Heirat zu benachrichtigen?" Ich schüttelte langsam den Kopf, ich fühlte mich, jetzt, da ich alles losgeworden war, um einiges besser. "Danke fürs zuhören!" Christoph nickte, stand auf und ging zur Türe. "Für dich, jeder Zeit!" und schon war er zur Türe draußen und ließ mich wieder alleine.

Mit einem lauten Plumser ließ ich mich wieder im Bett zurückfallen. Mit einem Schlag viel mir wieder mein absurder Traum ein. Doch immerhin konnte ich mittlerweile darüber schmunzeln, nach so vielen mitnehmenden Erlebnissen, durfte man mir einen solchen Traum nicht verübeln... Trotzdem war ich immer noch von mir schockiert. Es hätte Julian unter dieser Dusche stehen sollen und nicht Christoph, zwar wohnte er nicht in unserem Haus, aber es wäre ja genauso unwahrscheinlich dass ich vergesse, dass mein Zimmer im ersten Stock ist, und nicht im Erdgeschoss, wie Christophs und deshalb in seinem Zimmer lande... Wie auch immer, ich war schockiert, selbst in meinen Träumen ließ Christoph nicht davon ab, die Beziehung zwischen Julian und mir auf die Probe zu stellen. Aber ich hatte mich entschieden, und komme was wolle, meine Wahl war auf Julian gefallen... Aber, wenn Christoph in nächster Zeit weiterhin so nett blieb? Egal! Ein Mensch kann nicht von einem Tag zum anderen zum guten Menschen mutieren! Wenn dann, müsste ich ihn längere Zeit beobachten um abzuwarten, wie ernst es ihm mit dem Sinneswandel war. Wahrscheinlich war es nur eine neue Masche, um mich fertig zu machen! Aber Schluss jetzt, dafür, dass ich mich eigentlich für Julian entschieden hatte, dachte ich doch noch ziemlich viel über Christoph nach, dem musste ein Ende gesetzt werden, es wäre Julian gegenüber sonst nicht fair.

Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, ging ich wieder nach unten. Als erstes traf ich meine Mutter, sie war auf dem Weg aus dem Salon, in die Küche. Besorgt musterte sie mich. "Alles in Ordnung mit dir? Du siehst so mitgenommen aus. Hör zu, Papa wollte es dir sicher noch sagen, also nimm dir das ganze nicht so sehr zu Herzen und lächle wieder! Gehst du inzwischen wieder rein? Ich muss Isabella nur noch schnell letzte Anweisungen für unser Abendessen geben, komme dann aber gleich wieder zurück." Ich nickte und unsere Wege trennten sich.

Vorsichtig betrat ich den Salon. Kurz schauten mich alle an, als sie erkannten, dass ich ihnen diesmal nicht wieder eine Szene machen würde, wandten sie sich wieder ihrer vorigen Beschäftigung zu. Inzwischen war Franz nach Hause gekommen und Marianne und Ludwig saßen ebenfalls wieder drinnen, in einer Ecke, auf sich alleine gestellt. Schuldbewusst ging ich zu Papa und Lisl. "Es tut mir Leid, dass ich vorher so überreagiert habe..." Papa stand kurz auf und drückte mir die Hand. "Ach Maus, mir tut es Leid. Ich hätte dir wirklich schon früher bescheid sagen können, aber ich bin gerührt, dass du dir solche Sorgen um meine Entscheidungen machst, aber ich kann dich beruhigen, das Lisl und ich uns alles gut überlegt haben und wir sind uns sicher, dass wir das richtige tun." Auch Lisl nickte mir beschwichtigend zu. "Ich werde deinen Papa gut behandeln, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen!" Ich zwinkerte ihr zu: "Aber verhätscheln Sie ihn mir ja nicht, er soll ruhig kräftig im Haushalt mit anpacken!" Lisl schüttelte mir lachend die Hand. "Abgemacht. Aber weißt du was, ich denke, es wird Zeit, dass du mich duzt, immerhin, bin ich bald deine Stiefmutter... Oh mein Gott wie alt das klingt..." Lachend schlug sie sich die Hand auf die Stirn. Auch ich stimmte ihn ihr lachen ein, mein erster Eindruck, ist doch richtig gewesen, sie war ein sympathischer Mensch! Sie reichte mir ein Glas und wir tranken auf Schwesternschaft.

Ich ging weiter im Salon und landete bei Marianne und Ludwig. Als ich zu ihnen hintrat, versteckte Marianne schnell etwas hinter ihrem Rücken. Doch ich hatte bereits erkannt was es war, Ludwigs schöne Zeichnung, die ich in meiner Wut zerknüllt hatte. "Es tut mir Leid, dass ich die Zeichnung kaputt gemacht habe, aber ich fürchte ich brause manchmal etwas zu schnell auf... Es kam nur so überraschend mit der Hochzeit." Ludwig lachte mich an, er schien nicht sehr nachtragend zu sein. "Das macht doch nichts, ich wäre auch verdutzt gewesen, wenn ich so von der Hochzeit meiner Mutter erfahren müsste. Ich male dir einfach mal ein neues!" Doch Marianne räusperte sich leise und hielt mir verlegen die Zeichnung hin. Sie hatte sie so weit wieder geglättet, dass man die schöne Zeichnung erkennen konnte. "Danke!", ich lächelte sie aufmunternd an. "Du könntest sie dir übers Bett hängen, als eine Art Mahnung, dass du das nächste Mal nicht so schnell aufbraust.", erwiderte sie mit einem schelmischen Grinsen. Verdutzt sah ich sie an, es steckte ja auch in ihr ein munterer Geist! "Wisst ihr was? Es ist so schade, dass ihr heute schon wieder abreist, aber ihr beiden müsst mich unbedingt bald wieder besuchen, vielleicht könntet ihr dann auch mal hier übernachten. Dann können wir mit ein paar meiner Freunde etwas unternehmen, okay?" Beide stimmten erfreut zu und der restliche Abend verlief ohne irgendwelche unangenehmen Zwischenfälle. Es tat mir wirklich leid, als es für die Vier Zeit wurde nach hause zu fahren.

Kapitel36

Hallo Leute!
 

Bin wieder da aus Tunesien und da dachte ich mir, dass ich euch sofort wieder einen Teil hinausstellen sollte :)

Danke an alle, die mir ein Kommi hinterlassen habt.ihr seid spitze :)
 

Ich hoffe, dass euch dieser neue Teil auch wieder gefallen wird.

Au revoir, euer silberengel!
 

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Ein Tag, nachdem sie abgereist waren, saß ich im Garten und lass gerade eines meiner Lieblingsbücher. Da es für mich keine große Anstrengung war, das Buch an einem Tag zu lesen, war ich auch jetzt schon fast fertig damit. Die Sonne schien und ich saß bequem auf einem Liegestuhl unter einem Apfelbaum. Obwohl es in der Sonne wahrscheinlich gute 28°C hatte, war es im Schatten angenehm kühl. Wie traurig dieses Buch doch war. Während ich so las, musste ich sehnsüchtig und wehmütig an Marie denken. Sie war in einer ähnlichen Lage, mit dem Unterschied, dass sie nicht wusste, dass sie sterben würde.

Ach Marie, wie gerne hätte ich hier eine Freundin wie dich. An Tagen wie diesem würde ich gerne mit einer Freundin in den Pool gehen und über Jungs lästern. Ja, das vermisste ich sehr. Sicher gab es hier genug Leute, mit denen ich mich unterhalten konnte und scherzen, aber einer besten Freundin würde ich alles anvertrauen können und sie würde mich verstehen.

Beim letzten Kapitel kamen mir die Tränen und ich begann zu seufzen. Wie einfach mein Leben doch war im Gegensatz zu der Romanheldin. Wie tapfer sie doch dem Tod entgegen getreten war.

"Na, sind wir wieder ein wenig sentimental?" Eine Stimme hinter mir ließ mich zusammenzucken. Schnell wischte ich mir mit meinem Shirtansatz über die Augen, damit man nicht meine Tränen sehen konnte. Anschließend wandte ich mich um und sah Paul hinter mir stehen. "Gar nicht wahr. Bei dir piepst es wohl!" Es gelang mir noch einen Moment ernst und wütend auszusehen, aber schon nach einigen Sekunden prustete ich los. Auch Paul begann zu lachen. Erfreut ihn zu sehen, setzte ich mich auf, damit er neben mir sich niedersetzten konnte, was er schließlich auch tat. "Was ließt du denn so rührseliges? Zeig schon her!" Neckend wollte ich ihm das Buch nicht geben, aber er war nun mal stärker und geschickter als ich und schon hatte er es sich geschnappt. Schnell blätterte Paul durch die Seiten und sah mich auffordernd an. "Zeit im Wind, hmm? Soll ein gutes Buch sein, habe ich zumindest gehört. Ein jedes Mädchen würde sich dabei die Augen ausheulen und ihr Herz würde verglühen. Ist das auch bei dir so?" Seine Art ließ den letzten Rest von Wehmut aus meinem Herzen verschwinden und ich strahlte ihn an. Ich versuchte mein schelmischstes Lächeln aufzusetzen. "Sieht man doch. Ich strahle wie kein zweiter Mensch. Selbst wenn, kann es dir doch egal sein." Resignierend zuckte Paul mit den Schultern und lehnte sich zurück. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich nicht wusste weshalb er hier war. Ansonsten kündete er immer an, wann er kommen würde. Ich stützte mich auf meinen Ellbogen ab und sah ihn neugierig an. "Sag mal Paul, aus welchem Grund bist du heute hier? Habe ich vergessen, dass wir uns Treffen wollten?" Schmunzelnd blickte er hinauf in den Himmel und antwortete erst nach einer Zeit. "Braucht es denn einen Grund, wenn ich dich besuchen möchte?" "Eigentlich nicht, aber es interessiert mich schon. Komm schon, verrat es mir." Ich verzog meinen Mund bittend und anscheinend traf es nicht ganz seine Wirkung, weil Paul plötzlich loslachte.

"Du solltest einmal dein Gesicht sehen. Die Masche mit dem Zuckerschnüdchen hat bei mir außerdem keine Wirkung." Seufzend gab ich auf, mit ein wenig Bedauern. Wenn er was wollte, dann würde er es mir schon sagen.

Schweigend lagen wir nebeneinander. Irgendwo in der Ferne sangen die Vögel munter ihre Lieder und ich begann eine Melodie nachzusummen. Alles war so friedlich. Warum konnte es nicht immer so ruhig und traumhaft sein?

Ich schloss meine Augen und wäre beinahe eingeschlafen, wenn nicht Paul seine Stimme erhoben hätte. "Lea, eigentlich wollte ich dir doch etwas sagen. Wir sind gute Freunde und ich muss dir unbedingt etwas erzählen. Du wirst es nicht glauben." Meine Geduld war zu Ende, da ich so etwas überhaupt nicht besitze, und so platzte ich vor Neugierde. "Was denn?"

Um es ernster aussehen zu lassen, setzte sich Paul auf. Langsam wurde mir aber unheimlich und so tat ich es ihm gleich. Verträumt richtete er seinen Blick in die Ferne und atmete tief ein. "Gestern war ich mit einigen andern Jungs ein wenig um die Häuser ziehen. Es war einfach toll. Wir haben alle Spaß gehabt und ein wenig getrunken. Während wir so gingen, sah ich ein Liebespaar einige Häuserblocks weiter herumknutschen. Du weißt doch, dass ich in Julian verliebt war und ich war auch soweit es ging über ihn hinweg, doch bei dem Anblick musste ich wieder an ihn denken. Ich weiß, dass er mit dir zusammen ist und es freut mich für dich, aber er bedeutete mir noch immer etwas. Also versuchte ich meine Gedanken wegzutrinken und gerade als wir in einer Bar waren, da sah ich einen klasse Kerl und jede Erinnerung an Julian war weg. Kennst du solche Momente im Leben?"

Ob ich solche Momente kannte? Ich wusste nur zu gut, dass es diese gab und hatte schon genug eigene erlebt. Auf was wollte Paul hinaus und erwartete er von mir eine Antwort? Anscheinend nicht, da er einfach weiterfuhr mit seiner Geschichte. "Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte, also verfluchte ich meine Schüchternheit und beobachtete den Kerl heimlich. Und dann kam er plötzlich auf mich zu. Die Leute um uns herum existierten nicht und auch die Musik hörte ich nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz stehen bleiben würde. Was würde jetzt passieren, ging es mir durch den Kopf. Da stand nun dieser total tolle Junge vor mir und ich war unfähig mich zu bewegen." "Ja und? Was ist dann geschehen? Sag schon und spann mich nicht so auf die Folter!" Pauls Augen schwangen zum Himmel und ich sah ihn erwartungsvoll an. "Nun, er fragte mich, ob er sich zu mir setzten könnte. Ich hatte natürlich nichts dagegen und so unterhielten wir uns ziemlich lange. Sein Name war Alex und er war 20 Jahre alt. Wir verstanden uns auf Anhieb gut und wir teilten die selben Interessen." "Wie sah er denn aus?" "Er hatte blondes, kurzes Haar und die wunderschönsten braunen Augen, die ich je gesehen habe." "Das klingt doch ganz perfekt. Ich freue mich so für dich, dass du jemanden gefunden hast." Jetzt fiel mir Paul ins Wort. "Warte mal Lea, ich bin noch nicht fertig." Ich murmelte eine Entschuldigung er und setzte seine Geschichte fort. "Naja, irgendwann war Sperrstunde und so mussten wir die Bar verlassen. Schließlich gingen wir nur so durch die Gassen und da erzählte er mir von seinem neuen Soundsystem. Du weißt ja, wie besessen ich davon bin." Ich nickte nur und seufzte innerlich. Oh ja, dass wusste ich nur zu gut. "Also gingen wir zu ihm nach Hause und er zeigte es mir. Als wir damit fertig waren, nunja.." Paul brach ab und grinste mich verlegen ab. Erst jetzt ging mir ein Licht auf. "Du meinst doch nicht etwa?" Er brachte nur ein schüchternes Nicken hervor und ich atmete tief ein. Paul hatte also tatsächlich sein erstes Mal mit einem Jungen erlebt. Es war das erste Mal, dass jemand mit mir über dieses Thema sprach. "Und, ähm, wie war es? Seht ihr euch wieder oder war es nur ein One-Night-Stand?" "Das Thema ist dir unangenehm, hmm? Naja, es war schön und um deine zweite Frage zu beantworten, wir treffen uns.." er sah auf die Uhr,".. in einer halben Stunde. Es tut mir leid, aber ich muss schon los. Ich finde es schön, dass ich eine Freundin wie dich habe, mit der ich darüber reden kann. Danke!" Ohne das ich noch etwas sagen konnte, sprang er auf, gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand genauso schnell, wie er gekommen war.

Ich blieb also zurück und hing meinen Gedanken nach. Über mein erstes Mal hatte ich noch gar nicht ernsthaft nachgedacht oder mit jemanden darüber gesprochen. Würde Julian bald mit mir schlafen wollen oder hatte er es gar nicht vor? Nein, er ist ein Junge und die wollen doch immer, aber würde er mich nicht abstoßen finden, wenn ich nackt vor ihm liegen würde. Bin ich dafür überhaupt schon bereit oder etwa nicht? Ob Julian der Richtige dafür wäre?

Ich sollte lieber einfach mit ihm reden. Es bringt sich nicht einfach nur darauf herumzukauen.

Also stand ich auf und wollte ins Haus gehen. Ich streckte mich noch einmal und genoss die Sonnenstrahlen, die mich trafen, als ich aus dem Schatten trat. Ich sollte den Rest des Tages am Swimmingpool verbringen, beschloss ich. Gerde als ich zum Haus stapfen wollte, kam mir Isabella entgegen und überbrachte mir das Telefon.

Kapitel37

guten Morgen an alle!
 

So, hier ist wiedermal ein neuer Teil für euch...ich hoffe, ihr genießt die ferien, so fern ihr welche habt ;)

glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche... das was ich habe sind auch keine ferien *g*
 

aber genug davon....jetzt warter auf euch der neue Teil der Geschichte.

Lehnt euch zurück und habt viel vergnügen damit.

Au revoir, euer silberengel! :)
 

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Ich nahm ihr den Hörer ab und wartete, bis sie sich wieder umdrehte und ins Haus zurück ging. Als ich alleine war, legte ich den Hörer an mein Ohr und fragte neugierig. "Hallo?" "Hallo Lea! Ich bin´s Julian!" Schon am Klang seiner Stimme erkannte ich, dass es er war. Sofort stieg mir ungewollt das Blut in meine Wangen, wenn ich daran dachte, was ich noch vor ein paar Minuten mit ihm besprechen wollte. "Hallo Julian!", antwortete ich ihm. Es war nicht Zeit es ihm jetzt zu sagen und außerdem war ich viel zu schüchtern. Was erwartete ich mir eigentlich? Ich hatte einfach nicht den Mut darüber mit irgendwem zu sprechen. Und wie sollte es dann weitergehen, wenn das Thema fiel? Viel zu viele Fragen und ich verdrängte meine Gedanken und lauschte Julians Worten, denn ich wollte endlich wissen, was der Grund für seinen Anruf war. "Lea? Ich muss dir was sagen!" Oje! Das klang aber ernst. "Was denn?" "Ich kann mich heute leider nicht mit dir treffen, wie wir es vorgehabt hatten!" Achja! Das Treffen mit ihm hatte ich ja vollkommen verschwitzt! Trotzdem wollte ich den Grund für seine Absage wissen. "Warum denn nicht?" "Mir ist etwas dazwischen gekommen! Sei mir bitte nicht böse, ja?" Ich konnte am Klang seines Stimme deutlich sein Schnütchen sehen, dass er versteckt hinter dem Hörer zog. "Nein, bin ich dir nicht!" "Gut! Ich versprech´s ich mach es wieder gut!" "Okay!" "Also bis dann!" Ich wollte noch fragen, was ihm dazwischen gekommen war, doch er hatte schon aufgelegt. Das Tuten klang an mein Ohr und irgendwie war ich deprimiert. Julian hatte noch nie ein Treffen abgesagt...

Naja, egal! Also bereitete ich mich auf einen Nachmittag am Pool vor. Ich ging ins Haus, legte den Telefonhörer wieder an seinen Platz und verschwand in meinem Zimmer. Ich öffnete meinen Kasten und wollte gerade meine Badesachen herausholen, als es plötzlich an meiner Tür klopfte. "Ja?", richtete ich mein Wort gegen die Tür und Christoph steckte seinen Kopf herein. "Was willst du?" Ich war nicht gerade begeistert ihn zu sehen. "Lea? Störe ich gerade?" Ja! Ganz gewaltig! Das hätte ich ihm am Liebsten an den Kopf geworfen, aber er wollte sich doch bessern, fiel mir gerade ein. "Nein, komm rein!" Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder dem Schrank zu, und wühlte drin herum. Ich konnte meinen Badeanzug nirgends finden! Christoph hatte es sich in der Zwischenzeit auf meinem Bett bequem gemacht. "Suchst du etwas passendes zum Anziehen für dein Date mit Julian?", fragte er mich nach einiger Zeit. "Nein!" Moment mal? Woher wusste er überhaupt, dass ich heute mit ihm verabredet war? Auf der Stelle drehte ich mich um und sah ihn fragend an. Anscheinend verstand er, was mich in Gedanken beschäftigte, denn er seufzte auf. "Ich hab gehört, wie du dich mit ihm verabredet hast, deswegen weiß ich bescheid!" "Mhm!" Ich drehte mich wieder um und suchte in der nächsten Schublade. "Was suchst du dann, wenn du dich nicht mit ihm triffst?" "Meinen Badeanzug! Ich möchte schwimmen gehen und mich ein bisschen in die Sonne legen!" "Bist du etwa schon mit deinen Hausaufgaben fertig?" "Hausaufgaben??" Fragend blickte ich zu ihm. Er lag bereits vollkommen mit seinem Rücken auf meinem Bett, hatte seine Hände hinter seinem Kopf verschränkt und starrte an die Decke. "Jap! Wir haben welche in Mathe und Englisch bekommen! Hast du sie schon gemacht?" "Nein! Das habe ich ja vollkommen vergessen!" "Naja, du hattest auch in letzter Zeit viel um die Ohren! Aber wir brauchen sie morgen! Soll ich dich abschreiben lassen?" "Nein, danke! Ich mach sie schon alleine!" Das wäre ja noch schöner, dass ich seinen Blödsinn abschreibe! "Wenn du willst, kann ich dir helfen!?" Ich gab die Suche nach dem Kleidungsstück auf und setzte mich an meinem Schreibtisch. "Danke! Ich brauche keine Hilfe! Würdest du bitte mein Zimmer verlassen, ich muss jetzt meine Hausaufgaben machen!" Christoph erhob sich mit einem leisen Stöhner und schlenderte zur Tür. Mann! Langsamer ging es wohl nicht mehr! "Wenn du doch noch Hilfe brauchst, ich bin in meinem Zimmer!" Damit schloss er die Tür und ich machte mich an meine Hausaufgaben.

Nun stand ich vor seiner verdammten Zimmertür. Englisch war ja noch zu schaffen gewesen, aber Mathe? Wer zum Kuckuck verstand das schon?! Ich hob schon zum Dritten Mal meine Hand, um an die hölzerne Tür klopfen zu können, aber wieder ließ ich sie sinken. Ich brauchte dringend Hilfe, aber wieso musste ich mir sie von Christoph holen? Ich könnte genauso gut Franz fragen! Der war doch so ein Genie und könnte mir die Rechnungen sicher erklären! Wieso hatte ich im Unterricht auch nicht wirklich aufgepasst!?, ermahnte ich mich in meinen Gedanken. Als ich mich zum Gehen wandte, öffnete sie sich und Christoph stand nur in Badehosen vor mir und sah mich überrascht an. "Lea?", stieß er überrascht hervor. "Was machst du hier? Brauchst du doch Hilfe?" "Nein!", schnaubte ich und stapfte davon. Ich war rot im Gesicht, das konnte ich fühlen. Meine Wangen waren viel wärmer als sonst! So ein Mist aber auch! Warum musste dieser Blondschopf auch ausgerechnet jetzt auftauchen?! Ich marschierte wieder zurück in mein Zimmer und setzte mich seufzend auf meinen Stuhl. Ich stemmte meinen Kopf in meine Hände und sah auf den Text von meiner ersten Aufgabe. Wieder seufzte ich und bemerkte dadurch nicht, dass meine Zimmertür leise aufgemacht wurde. Ich las wieder und wieder über diese blöden Zeilen und verstand einfach nicht, was von mir verlangt wurde! Arg! Ein Stuhl wurde neben mir abgestellt und ich sah überrascht auf. Christoph hatte sich ein dunkelblaues T-Shirt drübergezogen, sodass er nicht nur in Badehose herumlief und setzte sich neben mich. "Also, was ist dein Problem?"; fragte er mich und sah mir dabei in meine Augen. In dem Moment kam mir mein bescheuerter Traum wieder in den Sinn und bevor ich noch etwas dämliches sagen konnte zeigte ich auf das Mathebuch, dass offen vor mir lag. Er richtete seine Aufmerksamkeit dem Buch und nahm es in die Hand. "Du brauchst nicht gleich rot zu werden, nur weil es dir peinlich ist!" Als Antwort knurrte ich leise und beobachtete Christoph weiter. "Also, ich fand diese Aufgabe ziemlich leicht!" "Jaja! Mach dich nur lustig über mich!" Christoph lächelte, "Nein, ich will mich nicht über dich lustig machen! Also, soll ich es dir jetzt erklären oder nicht?" Ich gab ihm keine Antwort. Natürlich wollte ich, dass er mir bei Mathe half, aber ich konnte ihn einfach nicht bitten! "Soll ich wieder gehen?", fragte er mich nach einiger Zeit des Schweigens. Als ich wieder nichts sagte, erhob er sich wieder und wollte gehen, doch ich hielt ihm am Arm zurück. "Warte!" "Hast du es dir doch anders überlegt?" "Ja...", nuschelte ich und mein zukünftiger Stiefbruder setzte sich wieder.

Nach ungefähr einer Ganzen und einer halben Stunde waren wir fertig. Es war doch anstrengender gewesen, als ich dachte und Christoph war bestimmt meiner Meinung, denn ich war nicht gerade eine Leuchte in Mathe. Erleichtert ließ sich der Junge in den Sessel zurückfallen und streckte sich kräftig durch. "Uahrg!" Ich ließ mich ebenfalls zurück fallen und machte mein Heft zu. "Endlich!" "So! Ich hab jetzt Lust auf ein Eis! Du auch?" "Au ja!" Er stand auf und ich tat es ihm gleich. "Holst du uns eines?" "Nein! Ich möchte mein Lieblingseis und das bekomm ich nur bei meinem Lieblingseislokal!" "Was soll denn das heißen?!" "Du hast doch eh nichts mehr vor! Also lass uns ausgehen! Du wirst sicher begeistert sein! Da gibt es das köstlichste Eis auf der ganzen Welt! Ich lade dich auch ein!" Mmmh. Ich ließ mir dieses Angebot durch den Kopf gehen und ich fand, dass sich das gar nicht so schlecht anhörte. Nur das mit dem ausgehen.... Doch er wollte sein Verhalten, was er sich geleistet hatte wieder gut machen, aber so leicht würde ich es ihm nicht machen. Aber das Eis war doch echt viel zu verführerisch! Das war so unfair! Niemals darf man mich mit Eis bestechen, schon gar nicht, wenn es umsonst war! "Also gut, ich komme mit!" "Super! Dann zieh dir schnell was anderes an und wir treffen, sagen wir mal....uns in eines viertel Stunde wieder? Ist das okay?" Ich nickte und Christoph verließ mein Zimmer. Nun stand ich schon wieder vor meinem Kleiderschrank und wusste nicht, was ich anziehen sollte.

Christoph wartete bereits unten auf mich und unterhielt sich mit meiner Mutter. Ich fragte mich, was sie zu besprechen hatten. Ich kam die Stigen hinunter gelaufen und richtete mit meinem Getrampel die Aufmerksamkeit auf mich. "Hallo Mama!", begrüßte ich meine Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Christoph war schon raus gegangen, um sein Motorrad aus der Garage zu holen. "Ich finde es schön, dass ihr euch endlich vertragt!" "Haben wir doch immer, Mom!", erwiderte ich und ging dann hinaus zu dem Jungen, der bereits den Motor schon gestartet hatte. Christoph hielt mir einen Helm hin und ich setzte ihn mir auf. Schließlich fuhr ich andauernd mit Julian durch die Gegend und wusste schon bestens beschied, wie man so ein Ding anzog. Ich setzte mich auf´s Motorrad und umschlang mit meinen Armen Christophs Taille. Komische Gedanken machten sich in meinem Kopf breit, die ich gewaltsam wieder von mir stieß. Er würde doch nichts perverses denken, nur weil er mich mochte, oder?

Wir hielten am Stadtrand und gingen ein Stück zu Fuß. Ich wusste nicht genau, was ich mit Christoph reden sollte. Er anscheinend auch nicht, denn das erste was er sagte, war: "Da vorn ist der Eissalon!" und zeigte mit dem Finger drauf. Ich bekam nur ein "Aha!" heraus und folgte ihm schließlich hinein. Es war angenehm kühl und wir setzten uns auf einen Tisch für zwei Personen. Christoph nahm die Eiskarte und las mir vor. "Christoph! Ich kann alleine lesen!"; ermahnte ich ihn. "Das ist mir egal! Ich muss dir doch sagen, was davon gut ist!" Ich seufzte und ließ es über mich ergehen. Er bestellte sich einen großen Schokoladenbecher mit Schlagsahne und ich....ich wusste es einfach nicht! Es gab einfach zu viel Auswahl! "Okay, Lea! Ich bestell dir etwas und wenn es dir nicht schmeckt, dann bekommst du einen neuen, okay?" "Na gut!" Christoph bestellte seinen Schokoeisbecher und deutete der blonden Kellnerin sich näher zu ihm herunter zu bücken. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf sie ihn lächelte und ihm zuzwinkerte. Widerlich! Einfach widerlich! Warum musste sie so offensichtlich mit ihm flirten, oder hatte ich einfach nur Illusionen? Auf jeden Fall redeten wir nur über verschiedene Eissorten, bis die blonde Frau wieder mit zwei Eisbechern zurückkam. "So! Hier ist der gute Becher a la Schokolade und hier ein Eisbecher Amore!", sagte sie und stellte mir einen Rieseneisbecher mit roten warmen Waldbeerfrüchten, Vanilleeis und Waffeln in Herzform hin. Die Kellnerin entfernte sich wieder und ich sah langsam von dem Eisbecher zu meinem Gegenüber, der mich die ganze Zeit angestarrt hatte. Nun nahm er aber seinen Löffel in die Hand und begann sein Eis in sich hineinzuschaufeln. Diesen Eisbecher hatte er mit Absicht bestellt um mich in Verlegenheit zu bringen und das klappte! Verdammt! Ich war rot über meine beiden Ohren und begann auch das Eis zu genießen. Wir redeten wieder nicht viel, was mir irgendwie komisch vorkam. Normalerweise redete bzw. stritt er doch mit mir und ich musste zugeben, dass mir das fehlte. Nicht seine Beleidigungen, die er mir sonst an den Kopf warf, nein einfach diese Art von Diskussionen nach seiner Art! Während ich gerade eine Himbeere in meinen Mund steckte sah ich aus dem Fenster, bei dem wir saßen und erblickte eine Gestalt, die mir bekannt vorkam. Als ich genauer hinsah erkannte ich Julian. Voller Freude nahm ich meinen Löffel aus dem Mund und sprach seinen Namen aus. Das war ja eine schöne Überraschung! Vielleicht konnte er sich zu uns setzten!? Christoph sah nun auch zum Fenster hinaus und in dem Moment tauchte neben Julian ein hübsches schlankes Mädchen auf. Was machte Julian mit einem anderen Mädchen? War sie etwa der Grund, warum er unsere Verabredung platzen hat lassen? "Wer ist denn das?", flüsterte ich vor mich hin, ohne dass ich dabei dachte, dass Christoph es hörte. "Das Mädchen?"; fragte er noch mal nach und ich nickte, ohne den Blick von den beiden zu wenden. "Das ist Jill, Julians Ex-Freundin!"

Kapitel38

Hallo an alle!
 

Erstmals danke für diese lieben und interessanten Kommis... ich liebe es, wenn sich andere Gedanken über die Geschichte machen.:)

ich habe leider nicht viel zeit um jetzt eine ausführliche Antwort zu schreiben, also nehmt es mir bitte nicht übel..
 

wünsche euch und den "anonymen" lesern, wie ich sie gerne bezeichne, da niemand von ihnen ein kommi abgibt, weiterhin viel vergnügen. ich kann garantieren, dass es bald so richtig spannend wird..
 

au revoir, euer silberengel! :)
 

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Ich schluckte die Himbeere abrupt runter. Christoph musterte mich kurz, doch dann ging ihm ein Licht auf. "Ach so... Ihr wart doch heute verabredet... Ich wette er hat eine gute Erklärung, warum er sich mit seiner Ex trifft, statt mit seiner Freundin." Auch wenn ich an Christophs Stimmlage erkannte, dass es er wirklich gut gemeint hatte, munterten mich seine Worte nicht auf... Sicher hätte er eine vernünftige Erklärung... nur in wie weit, sie auch der Wahrheit entspricht konnte ich nicht abschätzen. Christoph sah mir an, dass mich dieser Auftirtt belastete und schlug deshalb vor: "Wie wäre es, wenn wir in zu uns einladen, dann kannst du Jill kennen lernen und zugleich erfahren, warum er sich nicht mit dir treffen konnte!?" Ich wollte gerade abwinken, als Julian von selbst gemeinsam mit dieser Jill den Eissalon betrat. Er schien uns nicht zu bemerken, doch als sie nach einem Tisch suchten, wies Jill auf einen Tisch neben uns und da erblickte Julian Christoph und mich endlich. Er klappte den Mund auf und brachte doch kein Wort heraus. Jill zupfte ihn verwirrt am Ärmel und Julian trottete widerwillig auf uns zu. Jill kannte Christoph und grüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln und wandte dann ihr hübsches Gesicht mir zu. Doch Julian dachte anscheinend nicht daran mich vorzustellen, er schien immer noch verwirrt. Also stellte Christoph mich kurzer Hand vor. Als er meinen Namen sagte suchte ich in Jills Gesicht vergebens nach einem Zeichen des Erkennens oder Verstehens... hatte Julian mich nie erwähnt? Jill schnappte sich kurzer Hand einen Sessel und schob ihn zu unserem Tisch heran und blickte erwartungsvoll auf Julian, der keine Anstalten zeigte, das selbe zu tun. Jill zuckte kurz mit den Schultern und begann dann in der Eiskarte zu lesen. Endlich bewegte sich Julian, doch anstatt sich einen Sessel zu holen, beugte er sich zu mir herunter und fragte kanpp: "Kann ich mal kurz draußen mit dir sprechen?" Nickend erhob ich mich, jetzt würde er mir seine Entschuldigung vortragen können, ich war wirklich schon sehr gespannt, denn mittlerweile kochte ich innerlich. Und diese Jill schien es überhaupt nicht zu interessieren, als ich mit Julian raus ging, nur Christoph schaute mir nach, ich glaube sogar Besorgnis in seinem Blick erkannt zu haben. Doch Jill lenkte ihn schnell ab, indem sie ihn in ein Gespräch verwickelte.

"Gehen wir ein Stück...", forderte mich Julian draußen auf. Schweigend schritt ich neben ihm her, ich wollte ihm Zeit geben, sich seine Entschuldigung gut zu überlegen und ihn nicht drängen. Er schien wirklich mit sich selbst zu kämpfen, bis er endlich nachdem wir ein gutes Stück gegangen waren Luft einsog und sich an mich wandte. Zu meiner Überraschung klang seine Stimme scharf und ungewohnt rauh: "Weißt du, es gibt mir schon zu denken, dass wenn ich dich einmal versetze du sofort wieder mit Christoph unterwegs bist... Ich dachte wir hätten das überwunden und unsere Beziehung wäre endlich sicher?!", fuhr er mich an. Völlig perplex starrte ich ihn an, ich hatte mit den verschiedensten Entschuldigung gerechnet, aber auf keinen Fall mit einer Beschuldigung. Empört schnappte ich nach Luft. "Das hab ich eigentlich auch gedacht, aber irgendwie gibst du mir Grund daran zu zweifeln! Du versetzt mich, um etwas mit deiner Exfreundin zu unternehmen und dann vertraust du mir nicht einmal so sehr, dass ich alleine etwas mit Christoph unternehmen kann ohne gleich über ihn her zu fallen! Aber du hältst es nicht mal für nötig, mich deiner lieben Ex vorzustellen!" Wütend starrten wir uns an. Julian beruhigte sich schneller als ich, das war typisch an ihm, er hatte seine Gefühle meistens unter Kontrolle, vielleicht war es genau das Aufbrausende, dass ich an Christoph schätzte. Mit ruhiger Stimme versuchte Julian nun die Situation zu retten. "Es tut mir Leid, dass ich dich versetzt habe, aber es war ganz sicher nicht aus solchen Gründen wie du jetzt glaubst... Jill hat mich heute früh überraschend angerufen und gefragt, ob ich Zeit habe. Sie hat sich vor kurzem von ihrem Freund getrennt und hat Ablenkung gebraucht..." In meinen Augen, war das eindeutig wieder nur eine scheinheilige Ausrede und diesmal wollte ich Julian endlich ertappen und aufdecken. "Merkwürdig, auf mich hat sie aber einen ganz munteren Eindruck gemacht, nicht gerade betrübt...", antwortete ich ihm schnippisch. "Sie ist ein sehr heiterer Mensch, sie lacht fast immer, aber sie versteckt deshalb auch ihre Gefühle gut. Jedoch kenne ich sie gut genug um zu wissen, dass wenn sie sich von ihrem Freund trennt, mit dem sie 7 Monate zusammen war und sich dann bei mir meldet, sie nicht mit mir ins Bett steigen will, sondern Ablenkung braucht." Auf einmal horchte ich auf... sollte diese Aussage bedeuten, dass sie schon miteinander geschlafen hatten, oder nur eine einfache Übertreibung sein... Ich begann in Gedanken zu rechnen, wie alt er wohl war, als er mit ihr zusammen war... Vielleicht sechzehn Jahre... da konnte gut schon etwas passiert sein, bisher hat er aber noch nicht einmal seine frühere Freundin erwähnt... Julian deutete mein Schweigen falsch und fuhr einfach fort. "Ich kann natürlich deine Reaktion verstehen, ich hätte dir sagen sollen, dass ich mit ihr etwas unternehme... Auf jeden Fall möchte ich dir versichern, dass ich dir vertraue! Ich bin nur noch immer ein bisschen unsicher wegen der Geschichte mit Christoph zu Beginn, aber diese Unsicherheit hat nichts mit fehlendem Vertrauen zu tun! Glaub mir das bitte." Ich war immer noch in Gedanken... über uns und über ihn und Jill. Julian ging etwas in die Knie um von unten in mein Gesicht sehen zu können. "Bist du mir noch böse?", fragte er mich mit großen Augen. Noch immer völlig überfordert von meinen verwirrte Gedanken kapitulierte ich einfach und nickte. Julian drückte mir erleichtert einen Kuss auf die Wange und schritt dann mit meiner Hand in seiner los, zurück zum Eissalon.

Am Abend lag ich erschöpft im Bett. Mein Bauch war voll mit Eis. Denn als wir in den Eissalon zurückgekehrt waren, hatte mir zuerst Julian einen großen Eisbecher gekauft, weil mein voriger geschmolzen war und später hatte mir Jill einen spendiert: "zum Beginn einer wundervollen Freundschaft", wie sie so schön und vergnügt verkündet hatte. Auch wenn sich zuerst etwas in mir sträubte, musste ich mir doch eingestehen, dass ich Jill sympathisch fand. Wie Julian gesagt hatte, war sie wirklich ein heiterer Mensch, sie lachte die ganze Zeit und steckte alle mit ihrer Fröhlichkeit an. Es stellte sich heraus, dass sie auf die selbe Schule wie wir ging, nur eine Klasse über uns, also war sie ein Jahr älter als Julian, was mich wieder zu meiner Überlegung von vorher brachte... Als wir das Cafe verließen, schlug Christoph überraschend vor, Jill heim zu fahren, damit Julian und ich noch etwas Zeit gemeinsam hätten. Ich konnte mich noch gut erinnern wie er mir auf dem Weg nach einer Aussage von mir, bezüglich Jills Heiterkeit kühl erwiderte: "Ja, es ist schön einen fröhlichen Menschen um sich zu haben, aber es ist hart, wenn dieser Mensch nicht dazu fähig ist andere Gefühle als Freude zu zeigen..." Diese Aussage von ihm hatte mich nachdenklich gestimmt und als ich mich noch überwand ihn nach der Dauer ihrer Beziehung zu fragen, antwortete er ebenso knapp, dass es 6 Monate gewesen sind. Aus der Art wie er mir antwortete, wenn es um ihre Beziehung ging, schloss ich, dass er die Trennung damals nur schwer überwunden hatte und ich vertiefte mich immer mehr in meine Gedanken, wie damals wohl alles war, hatte jedoch nicht mehr den Mut, Julian weiter auszufragen. Auch Julian hing seinen Gedanken nach, erst als wir bei mir daheim angekommen waren fragte er mich, wieder so heiter wie zuvor, ob wir uns morgen abend sehen könnten. Wir machten uns aus, dass er zu mir kommen würde und wir dann einfach weiter schauen würden, was wir tun könnten.

Stöhnend drehte ich mich im Bett um, ich war immer noch viel zu aufgewühlt um einzuschlafen. In Gedanken war ich immer noch bei Julian und ständig tauchte auch Jill auf, hübsch, mit einer guten Figur und mit jedem Mal wurde ich unsicherer. Was konnte Julian neben ihr überhaupt an mir finden? Jetzt wo Jill wieder Single war, stand einer Wiedervereinigung doch nichts mehr im Wege. Oder was, wenn er irgendwelche Erwartungen in mich setzte? Umso mehr ich nachdachte umso unruhiger wurde ich, letzten Endes konnte ich mich nicht einmal mehr auf den morgigen Abend freuen, so sehr hatte ich mich selbst verängstigt. Nach einer ewig langen Zeit schlief ich dann doch ein.

Kapitel39

Guten Morgen!
 

Habe schon ein paar Tage nichts von mir hören lassen. Aber jetzt kommt das neue

Kapi extra für euch.

Ich hoffe, dass ihr eure Ferien genießt und ihre jede Menge Fun habt.
 

Viel Vergnügen und au revoir, euer silberengel!:)
 

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Es war kurz vor fünf Uhr am Nachmittag, als es an der Türe klingelte. Etwas verunsichert wegen der Sache mit Jill stand ich vor meinem Kleiderschrank und überlegte, in was ich wohl am besten aussehen könnte. Gerade, als ich eine dunkelblaue Bluse in der Hand hielt, hörte ich, wie Isabella unten öffnete und kurz darauf Julians Stimme. Würde er mich wegen Jill je verlassen? Der Gedanke daran brachte mich um. Aber was wollte er schon von mir? Ich war wirklich nicht hübsch und auch nicht schlank. Sicher, es zählen immer die inneren Werte, aber die sind nicht gerade viele. Immerhin habe ich Julian einige Zeit an der Nase herumgeführt und ihn damit verletzt. Jill würde das sicher nicht tun. Sie ist einfach perfekt. Was wohl der Grund für ihre Trennung damals war? 6 Monate waren Julian und sie ein Paar. Ob sie noch Gefühle füreinander haben?

Traurig zog ich mir die Bluse an und überprüfte noch einmal meine Frisur im Spiegel. In einem Vergleich mit Jill würde ich nur negativ abschneiden, also sollte ich versuchen, sie aus meinen Gedanken zu verdrängen. Schnell schlüpfte ich noch in meine Jeans, als auch schon ein Klopfen an der Türe zu hören war. "Lea, bist du fertig? Kann ich reinkommen?" Julian wartete also schon auf mich. Schnell knöpfte ich mir die Hose zu. "Ja, klar. Komm du hinein." Die Türe ging auf und Julian trat strahlend ein. In seiner einen Hand hielt er einen Strauß Nelken und überreichte sie mir. Glücklich darüber zog ich die Blumen in mein Gesicht und atmete tief ein. Wie sehr ich den Geruch von frischen Blumen liebte. Als ich meine Augen von der Farbenpracht abwendete, sah ich, dass mich Julian genau betrachtete. "Was ist denn los? Habe ich etwas im Gesicht?" Statt einer gleichen Antwort nahm er mich in die Arme und gab mir einen langen und leidenschaftlichen Kuss. Mir blieb der Atem weg. Schließlich setzte er mich ab. "Nichts. Gerade ist mir nur klar geworden, dass ich die schönste Freundin der Welt habe." Ein Stein fiel mir vom Herzen. Vielleicht übertrieb ich einfach nur mit meinen Gedanken was Jill angingen. Julian war doch auch nicht der Typ, der einem fremdging. Oder etwa doch? Noch immer nagten zweifelnde Gedanken in mir.

Um mich davon abzulenken, wendete ich mich an ihn. "Was wollen wir jetzt machen? Hast du schon Pläne?" Jetzt sah er schuldbewusst drein. Was sollte das nun bedeuten? Verlegen wischte er mit seiner Hand durch seine dunklen Haare und grinste mich spitzbübisch an. "Naja, weißt du Lea. Eigentlich wollte ich ja mit dir den Abend verbringen, aber nunja.." Aus irgendeinem Grund konnte er mir nicht sagen, was ihm auf dem Herzen lag. "Was ist denn los? Wir unternehmen doch jetzt etwas, oder?" Jetzt nahm Julian mich an den Handgelenken und sah mir tief in die Augen. "Schon, nur..", er atmete tief ein, "wir sind nicht alleine. Jill kommt mit." Nun war es also heraußen. Geschockt blickte ich ihn an und schüttelte ungläubig den Kopf. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! "Wieso?", brachte ich mit zusammengepressten Zähnen hervor. Julians stimme überschlug sich beinahe beim Reden. "Nun, ich habe heute mit ihr telefoniert und da sie noch immer wegen ihrem Ex deprimiert ist, dachte ich mir, dass ein Kinobesuch genau das richtige ist, um sie aufzuheitern." Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Beschwichtigend gab er mir einen Kuss und streichelte mir zärtlich über die Wange. "Bitte Lea, tu mir den Gefallen und komme mit." Ich konnte noch nie seinen flehenden Augen einen Wunsch abschlagen, also nickte ich zögernd. Überglücklich schwang mich Julian im Kreis. "Ich habe die beste Freundin der Welt. Lea, ich liebe dich." Ich hoffe nur, dass du dich immer daran erinnerst, fügte ich im Gedanken hinzu.

Seufzend ließ ich ihn meine Hand nehmen und gemeinsam gingen wir los.
 

An der Kinokasse wartete Jill bereits auf uns. Als sie uns sah, begann sie zu strahlen und ich hätte sie für ihr Lächeln töten können, weil es einfach umwerfend war. Julian begrüßte sie und gab ihr auf jede Wange einen Kuss. Jetzt wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, was kalte Eifersucht bedeutet. So höflich, wie ich konnte, begrüßte auch ich sie. Jill dürfte meine Ablehnung gespürte haben, denn es verschwand für einen kurzen Moment ihr Lächeln, bevor sie wieder zu strahlen begann. Julian sah mich nur scharf von der Seite her an, sagte aber nichts.

Wir entschieden uns für eine Komödie mit Brad Pitt und kauften uns vor dem Film noch einen großen Kübel mit Popcorn. Wir hatten drei Plätze in der letzten Reihe und Julian setzte sich zwischen uns. Obwohl mir das nicht ganz recht war, verhielt ich mich still. Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass Jill einfach nicht still sein konnte und ständig mit Julian reden musste. Ich versuchte mein bestes, um mich auf den Film zu konzentrieren und aß missmutig eine Hand Popcorn nach der anderen.

Eine Stunde später hatten wir einen leeren Kübel und Jill bot sich an, einen neuen zu holen. Dankbar, dass ich sie für einige Zeit los war, seufzte ich erleichtert auf. Julian bemerkte dies. "Was ist los Lea? Ich sehe doch, dass du dich überhaupt nicht wohl fühlst. Was hast du denn?" Am liebsten hätte ich ihm in diesem Moment den Kopf abgerissen, dennoch hielt ich mich zurück. "Es ist nichts. Vergiss es einfach." "Na gut, aber wenn doch etwas los ist, dann sag es mir. Versprichst du es mir?" Wieder dieser Blick. "Ja in Ordnung." Zufrieden beugte er sich zu mir hinüber, als plötzlich Jill vor uns stand. "Tut mir leid, wenn ich euch störe, aber ich habe anscheinend zu wenig Geld. Könntet ihr mir aushelfen?" Frustriert und wütend wendete ich mich von Julian ab, der natürlich sofort in seine Tasche gegriffen hatte, um ihr behilflich zu sein. Sein "Retter in der Not" - Getue ist zwar sehr löblich, nur manchmal übertreibt er es wirklich. Verärgert sah ich mir den Rest des Filmes an und ignorierte sogar Julians Hand, die sich irgendwann auf meinen Oberschenkel gelegt hatte.

Endlich war der Film zu Ende. Ganz wie es Jills Art war, stand sie vor uns. "Der Film war einfach klasse. Brad Pitt ist ja so etwas on sexy! Der könnte jede x-beliebige Rolle spielen und wäre noch immer cool. Was meint ihr?" Zähneknirschend, weil ich ihrer Ansicht war, nickte ich nur. Julian blickte belustigt. "Hey, er ist auch nicht besser als ich. Stimmt´s oder habe ich Recht?" "Oh wie recht du doch hast, Julian." Bildete ich mir das jetzt nur ein, oder hatte sie Sterne in den Augen, als sie dies sagte?

Die beiden begannen zu lachen, was mich noch säuerlicher machte. Schließlich hörte Jill auf und wollte noch etwas trinken gehen. Julian war von der Idee sehr angetan, sah mich aber merkwürdig an. Die Hoffnung, dass ich den Rest des Abends noch mit ihm verbringen würde, war somit geplatzt. "Ich bin eigentlich schon müde. War ein anstrengender Tag heute." Das Lächeln in Jills Gesicht verschwand und Bedauern machte sich breit. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich jetzt sehr miserable. Julian nahm mich an der Hand und zog mich kurz zur Seite. "Was ist denn jetzt los mit dir Lea? Wieso benimmst du dich so bockig gegenüber Jill? Du verdirbst mit deiner Laune unsere ganze Stimmung!" Ich tat was? Julian stellte mich einfach so schlecht her, dabei war er es doch, der sie mitgebracht hatte. "So, ich ruiniere euch also den Abend? Na schön, dann sollte ich euch besser alleine lassen. Was meinst du oder hast du schon die ganze Zeit gehofft, dass ich endlich gehe?" Jetzt wurde auch Julian richtig wütend. "Wenn du wüsstest, wie lächerlich du dich gerade benimmst. Wie kannst du nur so egoistisch sein und so ätzend. So kenne ich dich gar nicht!"

Ohne auch nur zu antworten, drehte ich mich um und stampfte wütend in die Richtung nach Hause. Innerlich hoffte ich, dass Julian mir nachlaufen würde und Jill alleine stehen lassen würde, aber ich gab die Hoffnung auf, als ich die Haustüre erreichte. Die Nachtluft hatte mir gut getan, jedoch hatte ich mich noch tiefer in meine Wut hineingesteigert. Nachdem mir Isabella die Türe geöffnet hatte, ging ich in mein Zimmer und knallte die Türe hinter mir zu. So in Fahrt riss ich mir die Bluse und die Jeans vom Körper und nahm stattdessen meinen Hausanzug. Anschließend warf ich mich auf mein Bett und trommelte mit meinen Fäusten in die Kissen. Erschöpft beschloss ich nach einiger Zeit noch ein wenig in den Garten zu gehen. Da es Vollmond war, war es nicht zu finster draußen.

Gerade als ich die Stiegen hinabstieg, stand Christoph am Ende der Treppe. Stirnrunzelnd sah er mich an. "War der Film so schlecht?" Es sollte ein Witz sein, aber die Wut in mir drinnen brach hervor. "Lass mich doch einfach in Ruhe. Du hast mir gerade noch gefehlt, Mr. "Ich-weiß-alles-besser"!" So schnell ich konnte, lief ich weiter, doch Christoph hielt locker mit mir Schritt. "Lea, was ist denn los mit dir? Willst du darüber reden?" "Nein." "Wo willst hin?" "In den Garten." "Kann ich mitkommen?" "Nein! Verdammt noch einmal, was ist nur mit dir los? Siehst du nicht, dass ich nicht gut aufgelegt bin? Wie blöd kann man noch sein?" Gerade als ich die Gartentüre öffnen wollte, kam mir Christoph zuvor uns hielt die Schnalle. "Hey, ich weiß nicht, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist, aber Tatsache ist, dass ich dir nichts getan habe und aus diesem Grund dein Gekeife nicht verdiene. Verstanden?"

Daraufhin öffnete er die Türe und frische, klare Nachtluft strömte uns entgegen. Ich zog sie tief ein. Er hatte Recht. Wie konnte ich nur meine Wut über Julian an ihm auslassen? Das war wirklich falsch. "Es tut mir leid, Christoph. Das wollte ich nicht. Ich bin nur ein wenig ausgerastet wegen Jill." Wir schlenderten gemütlich nebeneinander im Mondschein und ich begann mich zu entspannen. Christophs tiefe Stimme unterbracht die Ruhe. "Willst du darüber reden? Ich höre dir gerne zu." Obwohl ich es nicht vorhatte, platzten die Worte aus mir hervor. "Es ist nur so ärgerlich. Diese Jill bringt nichts als Ärger. Nicht nur, dass Julian mir gestern aus heiterem Himmel nichts von ihr erzählt hat, nein, heute nimmt er sie einfach wieder mit ohne mich vorher zu fragen. Ich meine, was soll das? Habe ich so eine Behandlung etwa verdient? Jetzt habe ich mich für ihn entschieden und nun kommt die Ex-Freundin. Das schlimmste daran ist ja auch, dass sie einfach perfekt ist. Sie wiegt kein Gramm zu viel und sieht ansonsten auch noch traumhaftschön aus. Bei andern könnte man den Charakter kritisieren, aber sie ist einfach so nett." Meine Wangen röteten sich bei meiner leidenschaftlichen Rede. Als ich schließlich zu explodieren drohte, lenkte Christoph ein. "Lea, du bist doch auch schön. Jeder ist auf seine Weise etwas besonderes. Sieh doch einmal genau in den Spiegel. Vielleicht warst du früher einmal hässlich, aber aus der hässlichen Ente ist ein Schwan geworden. Viele Mädchen würden tauschen wollen mit dir, weil du einfach klasse bist." Um ein wenig der Verlegenheit zu entgehen, blickte ich zum Mond hinauf. Vereinzelt konnte man einige Sterne sehen. "Es ist dennoch ärgerlich. Wieso verschweigt mir Julian alles, was mit Jill zu tun hat. Wenn ich je einen andern gehabt hätte, dann würde ich ihm auch davon erzählen und nicht einfach darauf warten, bis er von selbst darauf kommt." Plötzlich spürte ich Christophs Finger in meinem Nacken, die mich leicht massierten. "Weißt du Lea, Jungs erzählen nicht so gerne vor ihren Freundinnen über ihre Ex. In Julians Fall kann ich es sogar verstehen. Nachdem ihm Jill damals verlassen hatte, ist für ihn eine Welt zusammengebrochen. Sie war seine erste große Liebe, dass musst du verstehen. Als sie eines Tages wegen einem anderen mit ihm Schluss gemacht hatte, lief er nur noch fertig durch die Gegend. Zum Glück ist er über die hinweggekommen." Meine Stimme war nur noch ein flüstern auf Grund der Gänsehaut, die mir über den Rücken lief. "Ist er das wirklich?" Christoph schwieg und seine Finger wanderten vor zu meinen Lippen. Behutsam, als ob sie zerbrechen könnten, strich er darüber. Langsam beugte er sich zu mir hinunter, bis unsere Münder nur noch wenige Millimeter von einander entfernt waren. Ich konnte förmlich seinen Atem spüren und sein Duft erfüllte meine Nase. In diesem Moment wurde mir bewusst, was ich hier gleich passieren würde. Schnell riss ich mich los und lief zurück zum Haus. Wie konnte es nur so weit kommen? Hinter mir hörte ich Christoph, der meinen Name rief, aber ich blieb nicht stehen. Erst in meinem Zimmer hielt ich an und sperrte den Raum ab. Anschließend zog ich mich um und ging zu Bett. Während ich so lag, hörte ich Fußschritte, die vor meiner Türe hielten. Ein leises Klopfen ertönte, aber ich ignorierte es. "Bitte Lea, mach auf. Lass uns darüber reden." Ich verhielt mich ruhig und mit der Zeit verließ Christoph meine Türe und ich hörte Schritte auf der Treppe.

Im Gedanken ging mir noch einmal mein ganzer Tag durch den Kopf. Wie würde es jetzt weitergehen?

Kapitel40

Morgen an alle!
 

So, jetzt kommt wieder ein neues Kapi hinaus mit jeder Menge Ärger...:)
 

wünsche euch viel Vergnügen beim Lesen..

au revoir, euer silberengel!
 

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Ich wachte am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen auf. Der gestrige Tag war wohl zuviel für mich. Ich dachte noch lange bis tief in die Nacht über Julian, Jill und Christoph nach. Das hatte mein Kopf anscheinend nicht wirklich verkraftet. Er fühlte sich an, wie ein zu überfüllter Bienenstock. Ich wand mich in alle Richtungen und musste meinen Kopf festhalten. Er schmerzte höllisch. Kaum ließ ich ihn los, brummte er noch lauter und unangenehmer. Langsam setzte ich mich in meinem Bett auf und mir wurde übel, so richtig übel! Ich wusste noch gar nicht, dass ich so unter Migräne leiden konnte. Schließlich robbte ich zum Rand des Bettes und stand auf. Ich schloss die Zimmertür auf und ließ nach Isabella rufen. Sie kam kurze Zeit später mit einer Schüssel warmen Wasser und einem Waschlappen. Ich ließ sie meine Mutter holen. Derweil legte ich mich wieder ins Bett und hoffte, dass dieser Tag bald vorbei gehen würde!

Meine Mama klopfte leise an meine Tür und trat ein. Sie setze sich auf mein Bett und strich mir sanft durch mein Haar. "Spätzchen! Wie geht´s dir?" "Nicht gut, Mama! Ich habe fürchterliche Kopfschmerzen!" Meine Mutter sah mich mitleidig an und legte den nassen Waschlappen, der mit der Schüssel auf meinem Nachtkästchen stand, auf meine Stirn. Mir ging es sofort besser. "Ich hole dir eine Schmerztablette und du bleibst heute zu Hause! Christoph soll sich um deine Hausaufgaben kümmern!" Ich gab nur einen murrenden Laut von mir, denn ich war schon fast wieder ins Traumland verschwunden.

Zu Mittag klopfte wieder jemand an meine Tür. Ich nahm das Geräusch nur nebenbei wahr und rührte mich nicht. Ich hatte zu allem Überfluss auch noch Fieber bekommen, dass mir der Schweiß aus allen Poren trieb. Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr krank gewesen! Der ganze Stress und alles rund um mich herum hatte mich in letzter Zeit so aufgeregt, dass ich krank geworden war. Ich vernahm ein raschelndes Geräusch auf der anderen Seite meines Bettes, wo die Schüsseln nicht stand. Anscheinend hatte mir jemand Blumen mitgebracht und die wurden gerade in eine Vase gestellt. Ich öffnete ein Auge und erblickte Julian, der sich gerade einen Sessel schnappte und sich drauf setzte. Sofort schloss ich mein Auge wieder, ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich wach war. Ich war wegen ihm noch viel zu böse wegen dem gestrigen Abend! Doch er streichelte mir sanft über meine Wange, da musste man ja aufwachen! Also öffnete ich gespielt verschlafen meine Augen und schaute verwundert zu Julian. Ich wollte etwas sagen, doch er winkte ab. "Lea! Ich muss mich bei dir entschuldigen! Ich habe Mist gebaut! Ich hätte Jill nicht einfach mit ins Kino nehmen dürfen! Wir waren für einen romantischen Abend verabredet und ich hab ihn kaputt gemacht! Ich möchte mich bei dir entschuldigen und dir versprechen, dass so etwas nie wieder vorkommt! Versprochen! Außerdem werde ich dich in Zukunft fragen, wenn sie das nächste Mal mitkommen sollte und ich werde dir immer offen und ehrlich sagen, mit wem ich mich treffe! Ich liebe dich Lea und ich wollte nie mit dir streiten! Es tut mir leid!" "Schon gut! Ist nicht mehr so schlimm!" "Wirklich?" Julian strahlte mich an und wäre mir am liebsten um meinen Hals gesprungen, doch er unterließ es und gab mir stattdessen lieber einen kleinen Kuss auf meinen Mund. "Wie geht´s dir?" Meine Stimme war etwas heiser, aber es ging. Das Fieber war gesunken und ich fühlte mich schon besser. "Es geht!" "Na dann! Ich hab dir die Hausaufgaben mitgebracht! Sie liegen am Schreibtisch! Aber das hat keine Eile! Du bist ja krank und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich dafür verantwortlich bin!" "Ach Quatsch! Bist du nicht! Ich hab mich schon die ganze Zeit nicht besonders gefühlt!" Ich lag damit gar nicht so falsch! Ich hatte mich wirklich nicht wohl gefühlt, aber nicht im körperlichen Sinne! Julian und ich plauderten noch ein bisschen, aber nach einer Stunde musste er wieder gehen.

Mir war stinklangweilig! Ich lag den ganzen Nachmittag im Bett und ich hatte absolut nichts zu tun! Hausaufgaben hatte ich sogar schon gemacht! Ich wunderte mich, dass sich Christoph noch nicht blicken hat lassen, aber denken konnte ich es mir ja, warum er nicht auftauchte. Verdammt! Wir hätten uns fast geküsst! Wie konnte es nur so weit kommen? Nur weil er mir zugehört hatte, nur weil ich meinen ersten Streit mit Julian hatte! Jetzt kamen mir wieder Julians Worte in den Sinn, die mit Christoph zu tun hatten. Ich an seiner Stelle hätte auch Angst, dass mir jemand anderer, für den Julian etwas empfunden hatte mir weggenommen wurde! Und ich musste zugeben dieses Gefühl hatte ich bei Jill! Vielleicht wollte sie ihn wieder zurück und ich musste unbedingt erfahren, was zwischen den beiden war! Sie waren immerhin ziemlich lange zusammen! Verdammt! Ich hätte Julian gleich fragen sollen, als er hier war! Ich könnte ihn anrufen.....

Ich schnappte mir das Telefon und wählte Julians Nummer, die ich schon in und auswendig kannte. Nach zwei piependen Tönen hob er ab. "Lea? Was gibt´s denn?" "Hi, mir war nur so langweilig und da dachte ich mir, ich rufe dich mal an!" "Das ist aber lieb von dir!" "Stör ich?" "Nein! Du störst doch nie!" "Julian....." An meiner Stimme merkte man sofort, dass ich was wollte. "Was ist denn?" "Du...." Ich lief rot an! Mann war ich froh, dass er das jetzt nicht sehen konnte! "Ich hab nachgedacht und du weißt ja, dass du mein erster Freund bist, oder?" "Oje! Warum denke ich jetzt, dass du mich über Jill ausfragen möchtest!" "Weiß ich nicht!" "Hab ich recht?" "Ja...." "Weißt du wir Männer reden nicht gerne über unsere Verflossenen!" "Ja, ich weiß, aber ich bin doch so neugierig! Bitte!" "Also gut! Was willst du wissen?" "Ähm....." Tja, was wollte ich wissen, außer: HAST DU MIT IHR GESCHLAFEN???? Aber das konnte ich doch unmöglich fragen! "Wie seid ihr zusammengekommen?" Julian erzählte mir irgendwas, was mich nicht wirklich interessierte. Freundin von Christoph gewesen, hat nicht funktioniert, Julian hatte sich mit ihr angefreundet tja und irgendwann sind sie zusammengekommen....blablabla! Christoph hatte ja auch fast alle! Das regte mich ja schon wieder auf! "So, das war´s im Großen und Ganzen!" "Ihr wart ja ziemlich lange zusammen! Ähm....habt ihr auch...." Ich musste schlucken. Gleich Lea! Nur ein paar Worte und du bekommst deine Antwort! "....na ja.....du weißt schon.....!" "Ob ich mit ihr geschlafen habe?" "Ja...." Meine Stimme war nur ein Piepsen, aber Julian verstand mich am anderen Ende der Leitung. "Also.....öhm, warte mal! Ich hab wen in der anderen Leitung!" Ich hörte einen Piepser und Julian war weg. Verdammt! Musste ausgerechnet jetzt jemand anrufen?? Verdammt! So ein Mist! Aus Wut schleuderte ich das Telefon neben mir aufs Bett. Grrr!! Ich musste mich beruhigen. Ganz ruhig, Lea! Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mir wieder das Telefon schnappte und hörte. Ich hörte eine Stimme. "......ach, ich liebe sie so sehr! Ich weiß einfach nicht was ich tun soll!" Das war eindeutig Christophs Stimme! "Ich hab sie verletzt! Ich bin so ein Idiot! Ich geb mir alle Mühe nett zu ihr zu sein, ihre Beziehung mit Julian zu akzeptieren, dann streitet sie sich mit ihm und was mach ich? Ich nutze ihre Situation aus und will sie küssen! Wie blöd kann man sein!? Ich war doch schon froh, dass sie sich mir überhaupt anvertraut hat! Wie soll ich dass den wieder gut machen? Ich versteh mich selbst ja nicht mehr! Ich glaub ich war noch nie so verliebt, wie in sie! Ich glaub ich war noch nie verliebt! Aber jetzt? Sie bringt einfach meine ganze Welt durcheinander! Ich dachte immer, dass das alles nur Blödsinn sei. Von wegen Herzflattern, Schweißausbrüche, Herumgestottere und jetzt geht es mir genauso! Zum Glück kann ich das noch halbwegs überspielen! Lange halte ich das nicht mehr aus! Ich muss mich wieder mit ihr vertragen und dann auf Abstand gehen! Ich mach mich ja selbst noch verrückt!...." Auf einmal machte es >klick< und Julian war wieder in der Leitung. "Lea? Bist du da?" "Ja..." Ich starrte immer noch geschockt über das so eben geschehene gerade aus. Was war denn das jetzt? "Ja, ich hab mit ihr geschlafen!"

Kapitel41

Hallo an alle!
 

Ja ich weiß, schon lange nichts mehr von mir hören lassen...aber dafür gibt es jetzt schon einen neuen Teil..freude? *g*
 

@hanni-chan: ein wirkliches Datum gibt es nicht, aber ich kann dir garantieren, dass sie noch kommt und das wird ein Knüller sein...warte es einfach ab :)

ansonsten freue ich mich, dass du mir ein Kommi hinterlassen hast. hoffe, du tust es auch weiterhin..
 

@tearless: natürlich freut es mich auch, dass du mir immer so brav kommis hinterlässt..freue mich jedes mal, wenn ich sehe, dass ich wieder eines habe und dann weiß ich schon, bevor ich draufklicke, dass du es bist...danke...:) jetzt geht es weiter...mal sehen, wie dir die entwicklungen gefallen werden..
 

viel vergnügen allen lesenden und au revoir, euer silberengel!
 

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Vollkommen überfordert lag ich im Bett, am liebsten hätte ich das Telefon einfach aus dem Fenster geschmissen und mich im Zimmer eingesperrt. Doch das wäre wohl nicht sehr vernünftig gewesen... "Lea? Bist du noch dran?" Statt einer Antwort gab ich ein krächzen von mir, schnell räusperte ich mich. "Ja... ich bin noch da, hab dich komplett verstanden, es ist alles in Ordnung, prima..." - "Warum ist das so schlimm für dich?", unterbrach Julian meinen Redeschwall unbeirrt. Ich musste mich noch mal räuspern, ich hatte das Gefühl meine Stimme nie wieder unter Kontrolle bringen zu können. "Ähem... Es ist nicht tragisch, ehrlich... ich bin nur noch etwas vom Fieber geschwächt, da kann es schon vorkommen, dass ich länger für eine Antwort brauche." Nervös zwang ich mich zu lachen, auch wenn mir eher nach dem Gegenteil zu Mute war. Doch Julian ließ sich nicht beirren. "Hör mal, nur weil ich mit Jill geschlafen habe, heißt das noch lange nicht, dass auf dir irgendein Druck oder eine Erwartung lastet, ich werde dich natürlich zu nichts drängen. Wir haben ja Zeit." "Ja, das ist schön so, ... aber ich muss jetzt Schluss machen, Isabella klopft gerade an die Türe.", log ich ihm schnell vor, ich hatte jetzt das dringende Bedürfnis nachdenken zu können. "Schade, kann ich dich morgen wieder besuchen?" Gerührt bejahte ich und wir verabschiedeten uns. Als Julian aufgelegt hatte, lauschte ich noch mal in die Leitung, doch auch Christoph hatte sein Gespräch beendet. Fast wünschte ich mir, das vorige Telefonat nicht gehört zu haben, wie sollte ich mich jetzt Christoph gegenüber verhalten? Aber so sehr mich seine Worte doch berührt hatten, stellte ich doch mit Erleichterung fest, dass ich seine Gefühle nicht erwiderte. Na gut, zugegeben, es gab immer noch dieses leichte Nachprickeln, aber wirklich Liebe spürte ich nur, wenn ich an Julian dachte. Kaum dachte ich an Julian, fiel mir aber auch wieder unser Telefongespräch wieder ein. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder betrübt war. Einerseits war ich froh Gewissheit zu haben, eine Frage weniger die mich Tag und Nacht quälte, doch anderer seits warf sie neue Fragen auf. Auch wenn Julian betont hatte, dass keine Erwartungen auf mir lasteten, fühlte ich mich doch unsicher. Er hatte Erfahrung, ich nicht, ich hatte gerade mal meine Küsse vorzuweisen.... Oder was, wenn wir es wirklich einmal tun und er mich dann mit Jill verglich... Und was wenn dieser Vergleich zu Gunsten Jills ausgehen würde? Oder was, wenn mein plumper Körper überhaupt keinen Reiz für ihn bot? .... Soviele Fragen, ich fühlte wie meine Kopfschmerzen wieder zunahmen. Schluss damit! Es bringt ja doch nichts, mir da den Kopf zu zerbrechen! Ich sollte alles langsam auf mich zukommen lassen! Vielleicht hatte es sogar seine Vorteile einen erfahrenen Freund zu haben...

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich noch meinen Gedanken nach hing, doch wenigstens verging die Zeit schnell und gegen halb sieben besuchte mich erneut meine Mutter. Besorgt strich sie mir über die Stirn und schüttelte das Fieberthermometer. "Ich weiß, du wohnst noch nicht lange bei uns und wir müssen uns immer noch besser kennen lernen, aber ich will, das du weißt, dass du dich jeder Zeit mit deinen Problemen an mich wenden kannst, auf jeden Fall möchte ich nicht, dass du dir deinen hübschen Kopf so sehr zermarterst!" Ich nickte ihr dankend zu, wusste aber nicht so recht, was ich ihr erwidern sollte. Doch sie hatte anscheinend mit keiner Antwort gerechnet, denn sie fuhr einfach ohne Übergang fort. "So, aber warum ich eigentlich gekommen bin, ich wollte dich fragen, ob du dich schon stark genug fühlst, mit uns zu essen, oder ob Isabella dir das Essen hoch tragen soll?" Ich überlegte kurz, doch dann dachte ich an Christoph und schüttelte den Kopf. "Ist gut, ich komme dann später noch mal, um nach dir zu schauen. Kann ich dir irgend etwas geben, zum Beispiel ein Buch? Es muss doch fad sein die ganze Zeit im Bett zu liegen? Da macht man sich nur selbst verrückt!" Um sie zu beruhigen bat ich sie um eines der Bücher aus dem Regal. Zufrieden reichte sie es mir und ging wieder. Ich legte das Buch bei Seite, denn ich hatte eigentlich keine Lust zu lesen. Doch nachdem in meinem Kopf die Gedanken an Julian und Christoph auftauchten, nahm ich es doch wieder in die Hand, vielleicht sollte ich die Dinge wirklich auf mich zukommen lassen, anstatt sie in meinem Kopf totzudenken. Ich warf einen Blick auf das Deckblatt. "Gulivers Reisen", las ich leise. Spitze. Besser konnte es ja nicht kommen, jetzt saß ich da mit so einem Buch... es wurde wirklich Zeit, dass ein paar Mädchenbücher in dieses Haus kamen. Doch da ich wirklich keine Lust mehr hatte, über meine Probleme nachzudenekn, schlug ich widerwillig das Buch auf und begann zu lesen.

Durch ein Klicken wachte ich auf. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass die Sonne ins Zimmer schien. Auf meiner Brust lehnte das angefangene Buch, ich las die Seitenzahl... lange hatte ich nicht ausgehalten, bevor ich eingeschlafen war... Aber das konnte auch am Fieber liegen. Neugierig sah ich mich um, was mich geweckt hatte und entdeckte auf meinem Nachttisch ein Tablett mit Frühstück, wahrscheinlich bin ich aufgewacht, als die Türe wieder geschlossen wurde. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass ich großen Appetit hatte und als ich mir an die Stirn griff, fühlte sie sich fast wieder normal an. Gierig griff ich nach dem Tablett und stellte es auf meine Knie, das Gebäck war noch leicht warm und roch verführerisch. Während ich mir eine Semmel aufschnitt musste ich doch wieder an mein gestriges Telefonat mit Julian denken. Wenn ich so zurückdachte, kam mir meine Reaktion richtig kindisch vor, Julian musste ja denken, dass ich noch lange nicht so weit war... Ich wischte die Gedanken wieder aus meinem Gehirn, ich hatte doch beschlossen, nicht mehr so viel darüber nachzudenken! Ich aß fertig und griff dann doch wieder zu dem Buch an meinem Bettende.

Auch wenn ich zugeben muss, dass das Thema mich nicht wirklich interessierte, bin ich doch dankbar es gehabt zu haben, die Stunden vergingen doch schneller, als wenn ich nur auf meine Gedanken gestützt gewesen wäre. Im Nu war es Mittag. Ich hörte wie unten die Eingangstür aufging und wieder ins Schloss fiel. Ein Blick auf die Uhr, bestätigte meine Vermutung: Christoph war von der Schule heim gekehrt. Seit Vorgestern Abend, hatte er sich nicht mehr bei mir blicken lassen, sonst besuchte er mich doch fast öfter als es mir lieb war. Aber irgendwie war ich erleichtert darüber, anscheinend wollte er mir Zeit geben, das schätzte ich sehr. Doch schon klopfte es an meine Türe. Ich biss mir auf die Lippe, trotzdem rief ich herein. Früher oder später musste ich ja wieder mit ihm reden. Doch zu meiner Überraschung kam nicht Christoph sondern Paul herein. Erfreut richtete ich mich auf. Pau sah gut aus, strahlend kam er auf mein Bett zu und setzte sich auf den Sessel der noch seit Julians gestrigen Besuch dastand. "Wie geht es dir? Wir vermissen dich alle schon in der Schule!", begrüßte er mich lachend. "Danke, ich fühle mich eh schon wieder besser, es war nur ... der Stress, der mich nieder gerafft hat." Paul legte den Kopf leicht schief. "Ich weiß schon, Julian hat mir zerknirscht von dem Treffen zwischen Jill und dir erzählt." Ich nickte langsam. "Kennst du sie gut?", fragte ich ihn neugierig. Paul machte mit der Hand eine wage Bewegung. "Es geht, sie war immerhin mit Christoph und Julian zusammen... Sie ist eine ziemliche Frohnatur... aber irgendwie war sie mir nie so ganz geheuer..." Neugierig horchte ich auf und deutete Paul weiter zu reden. "Naja, Julian war zwar unglaublich verliebt in sie, aber schon früh hat er mir gestanden, wie sehr es ihn verletzte, dass sie nie ihre wahren Gefühle zeigte. Immer wenn es dann zwischen den beiden gekriselt hat, hat sich Jill zusammen gerissen und Julian ist wieder auf Wolke sieben gewesen. Irgendwann ist es ihr aber zuviel geworden und sie hat ihn wegen einem anderen Typen verlassen." Paul überlegte kurz und setzt dann noch hinzu: "Aber ich möchte trotzdem nicht sagen, dass Jill ein schlechter Mensch ist, oder so... Sie war halt nicht die Richtige für ihn, ansonsten, solltest du ihr eine Chance geben, denn es kann ganz angenehm sein, einen so heitern Menschen als Freund zu haben." Ich dachte über seine Worte nach, doch er hatte anscheinend keine Lust, weiter auf diesem für ihn abgeschlossenen Thema herum zu hacken. "Frag mich doch, wie es mir mit Alex geht!", forderte er mich deshalb auf. Aus meinen Gedanken gerissen sah ich auf, ich musste zugeben, dass ich über meine eigenen Probleme komplett auf Paul und Alex vergessen hatte. "Stimmt! Wie geht es dir mit ihm?", fragte ich ihn neugierig und Paul begann zu erzählen und zu erzählen. Er schien wirklich verliebt und fand gar kein Ende mehr in seinen Schilderungen, ich hatte das Gefühl Alex selbst schon seit Jahren zu kennen so viel hatte mir Paul bereits erzählt. Die Zeit verging und plötzlich klopfte es wieder an meiner Türe. Paul stockte irritiert und ich rief erneut herein. Da steckte Julian seinen Kopf durch den Türspalt und grinste mich an. Überrascht grüßte er auch Paul, der vom Eifer des Erzählens ganz rot geworden war. Als Julian herein trat, stand Paul auf und erklärte: "Ich muss jetzt dann gehen, ich wünsch dir noch mal gute Besserung! Vielleicht rufe ich dich später noch mal an." Julian wollte ihn aufhalten, doch nicht wegen ihm zu gehen, doch Paul, der merkwürdiger Weise immer noch rot war, verabschiedete sich und erklärte etwas von, nach Hause zum Essen müssen. Julian sah im verwundert nach, doch ich begriff, dass es Paul wohl unangenehm vor Julian war und ich konnte ihn verstehen.

Kapitel42

Bonjour an alle! :)
 

Ich freue mich, dass meine Geschichte hier immer so zahlreich angesehen wird..ach, das ist der Wunsch eines jeden Schreibers :)

Hoffe auch, dass es weiterhin so bleibt..
 

@tearless: na klar habe ich wieder wieder aufgelauert *g* und das kommentar an dich, dass ist ein guter bestechungsgrund, dass du mir wieder ein kommi hinterlässt *g* nein, kleiner scherz...das habe ich doch gerne gemacht..:)
 

@hanni-chan: was die anzahl der kapitel angeht.. es kommen noch einige, also keine sorge...bestimmt wirst du dir noch denken "ach, wann hört die denn endlich auf?" *g* es freut mich, dass deiner freundin anni die geschichte auch gefällt.. sie hat einen guten geschmack ;) oje, schon wieder so ein kleiner scherz drinnen..schiebe es auf übermüdung oder so..hehe

auf jeden fall viel spaß beim weiterlesen..
 

so leute, genug smalltalk, jetzt geht es los...schnallt euch an und lehnt euch zurück..hier kommt das neue kapi..

viel vergnügen und au revoir, euer silberengel!
 

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Julian setzte sich verdutzt zu mir auf Bett und gab mir einen flüchtigen Kuss. "Was war den mit dem los? Er sah ziemlich erregt aus, als ich hereingekommen bin. Über was habt ihr gesprochen?" Wusste Julian von Alex oder nicht? Ich konnte ihm doch schlecht von dem Jungen erzählen, wenn es Paul unangenehm wäre. "Äh.. über nichts bestimmtes." Super Lea! Was unglaubwürdigeres gibt es gar nicht! Innerlicht verfluchte ich mich selber, als ich Julians Gesichtsausdruck sah. Er kniff seine Augen zusammen und beäugte mich misstrauisch. Mit meiner Hand unterbrach ich ihn, bevor er noch zu sprechen anfangen konnte. "Es ist nichts, aber ich weiß nicht, ob es Paul recht wäre, wenn ich es dir erzähle."

Für einen kurzen Moment dachte ich, dass Julian das Thema für beendet hielt, doch ich irrte mich. "Vertraust du mich nicht? Ich dachte, dass gehört zu zwei Liebenden dazu!" Seine plötzliche Wut traf mich wie ein Schlag. Was war nur los mit ihm? Ich verstand ihn einfach nicht. Ich dürfte blass im Gesicht geworden sein, denn Julian sah mich entsetzt an. "Oh mein Gott, Lea. Es tut mir so leid. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Verzeih mir bitte." Verzweifelt nahm er meine Hand und drückte Küsse auf sie. Ich verstand die Welt nicht mehr. Schlief ich noch immer? War bis jetzt alles nur Einbildung? Auch das Gespräch mit Paul? Ich blinzelte mehrmals, aber noch immer saß Julian vor mir und hielt meine Hand.

"Julian, was ist los mit dir? Du bist so komisch in letzter Zeit. Habe ich etwas nicht mitbekommen?" Ich entzog ihm meine Hand und sah ihn fragend an. Julian atmete tief ein. "Nein. Ich stehe zur Zeit nur so unter Druck. Die Schule ist momentan so kompliziert und dann auch noch der Streit wegen Jill. Ich bin einfach zu unfähig etwas auf die Reihe zu bekommen in letzter Zeit. Vergibst du mir? Bitte sag ja." Als er mich mit seinen wunderschönen Augen ansah, beschloss ich alles auf später zu verschieben. "Ja, ich vergebe dir, du wunderhübscher Kerl." Ich strich ihm durch die Haare und beugte mich zu ihm, damit wir in einem Kuss versanken. Nach einer Weile löste ich mich von ihm. "Ich liebe es, wenn wir uns küssen." Jetzt lächelte auch er wieder und mir schien, als ob alles wieder in Ordnung war.

"Wenn es die besser geht, willst du mit mir in drei Tagen einen Ausflug ins Grüne machen? Nur wir beide alleine." Ich wollte zusagen, doch dann fiel mir die Hochzeit meines Vaters ein, die am selben Tag stattfand. Bedauernd schüttelte ich den Kopf. "Nein leider. Du weißt doch, dass mein Vater an diesem Tag heiratet. Da muss ich dabei sein. Ein anderes Mal dann, okay?" "Ist schon in Ordnung, dein Vater ist wichtiger. Wie konnte ich nur an dieses Ereignis nicht denken? Aufgeschoben ist immerhin nicht aufgehoben." Sein Blick fiel auf die Uhr an der Wand hinter mir und er sprang auf. "Ach du meine Güte. Ich muss noch dringend etwas besorgen. Wir sehen uns morgen." Schnell gab er mir einen Kuss auf die Stirne und war schon aus meinem Zimmer heraußen. Zurück blieb ich und wunderte mich nur.
 

Die Hochzeit war einfach großartig. Nachdem ich wieder genesen war, stand diesem Tag nichts mehr im Weg und er wurde zum großen Erfolg. Ich sah Ludwig und Marieanne wieder und wir hatten alle viel Spaß. Es war nur eine kleine Feier und Mama, Franz, Christoph und ich waren die einzigen Gäste. Meine zwei neuen Geschwister versprachen mir, mich bald zu besuchen und so verabschiedeten wir uns. Mein Vater uns Lisl brachen auf Flitterwochen nach Madrid auf und wir fuhren wieder nach Hause zurück.

Am nächsten Morgen wachte ich entspannt auf. Ich beschloss aufzustehen und in den Garten zu gehen, da ich ja den Rest der Woche im Bett verbracht hatte. Die frische Morgenluft drang tief in meine Lungen und ich spürte, wie alle Lebensgeister in mich zurückfuhren. Ich schlenderte in den Garten, als ich plötzlich an der Stelle stand, an der ich Christoph beinahe geküsst hatte. Ich erinnerte mich wieder an das Telefongespräch, dass ich aus Versehen mitgehört hatte und an seine Worte. Bis jetzt war er mir wirklich aus dem Weg gegangen, aber ich vermisste unsere Streitgespräche. Nie wieder würde es diese wieder geben, da ich seine Gefühle nicht erwiderte. Vielleicht würde er ja schnell über mich hinwegkommen und wir könnten noch Freunde sein. Die Hoffnung in mir drinnen wuchs mit jedem Gedanken und ich setzte mich vergnügt in die Wiese. Ach, war die Welt doch schön. Die Blumen hatten zum Teil noch einen Rest Morgentau auf sich und die ersten Tiere flogen oder krabbelten schon über die Wiese. Ich atmete noch einmal tief ein und wollte gerade aufstehen, als es in der Ferne im Gebüsch raschelte. Neugierig geworden bewegte ich mich zu der Stelle hin. Die Spannung in mir wuchs und ich biss mir auf die Lippen. Da wieder. Das Gebüsch wackelte wieder. Jetzt war ich schon so nahe daran, dass ich es mit meiner Hand verschieben konnte. Plötzlich sprang aus dem Gebüsch ein kleiner Hund und schmiss mich um. Ich schrie überrascht auf, aber da der Hund nicht versuchte mich zu beißen, riss ich mich zusammen und setzte mich auf. Er hatte die Größe eines Schäferhundes, aber sein Fell war dunkel und haarig. Seine freundlichen Augen blickten mich an und er hechelte erwartungsvoll. "Na mein Hübscher, wer bist denn du?" Ich untersuchte seinen Hals nach einem Band, aber ich fand keines. "Wo kommst du denn her oder hast du gar kein zu Hause? Sieh mich nicht so an." In meiner Euphorie, dass ich einen Hund gefunden hatte, strich ich ihm über den Kopf und er sah das wohl als Grund, wiedermal an mir hochzuspringen und mich auch dieses Mal zu Boden zu bringen.

In diesem Moment sah ich eine Gestalt auf uns zulaufen, die irgendeinen Stock oder so in der Hand hielt. Als ich erkannte, dass diese Person auf den Hund losgehen würde, wehrte ich mich mit aller Kraft gegen das Tier. "Halt nein, nicht schlagen. Der Hund ist ganz artig. Tu ihm nicht weh." Erst jetzt erkannte ich, dass es Christoph war. Er dürfte mich verstanden haben, denn er blieb stehen und half mir auf. In seiner Hand hielt er einen Baseballschläger. Zum Glück des Hundes konnte ich Christoph davon abhalten, Bekanntschaft mit dem Schläger zu machen. "Alles in Ordnung mit dir? Ich hörte einen Schrei und als ich sah, wie du mit einem Tier auf dir drauf dalagst, musste ich dir helfen. Man, was für ein Brocken. Kein Wunder, dass er dich umgeschmissen hat." Ich knuffte ihn in die Taille und lachte. "So groß ist er nun auch wieder nicht. Ich habe ihn hier gefunden oder besser, er hat mich gefunden. Sieht er nicht süß aus? Seine großen Augen, einfach umwerfend." "Ja riesig.", gab Christoph sarkastisch zurück. "Wir sollten jetzt zurück gehen. Sicher gibt es gleich Frühstück, komm." Er wollte mich schon wegziehen, aber ich wehrte mich gegen ihn. "Halt warte. Wir können ihn doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen!" Christoph sah zuerst mich, dann den Hund an. Seufzend ließ er mich los und begann davon zustapfen. "Na schön, nimm ihn mit, wenn du willst. Ich gehe jetzt." Bemerkte ich da eine gewisse Nervosität in seiner Stimme? Ansonsten ist er auch nicht so abwendend von mir. Was war nur los mit ihm? Er würde doch keine Angst vor Hunden haben, oder doch? Belustigt über diesen Gedanken sah ich zu dem Hund. "Na komm schon, jetzt gibt es was leckeres zu fressen." Wie durch ein Wunder gehorchte mir der Hund und wir gingen Christoph hinterher.
 

Mama und Franz erlaubten mir den Hund zu behalten, wenn ich mich um ihn kümmern würde. Natürlich stimmte ich zu und war überglücklich von nun an ein eigenes Haustier zu besitzen. Mein erstes Problem war allerdings, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich ihn nennen sollte. Ich saß gerade in meinem Zimmer und überlegte. "Wie würde dir Prinz gefallen? Nein, du hast Recht, dass passt nicht ganz." Der Hund sah mich auffordernd an und ich streichelte ihm gedankenverloren über den Kopf. "Ich hab´s! Von heute an heißt du Cäsar. Na wie klingt das?" Als eine Art Antwort bellte er und so war es beschlossene Sachen. "Okay, Cäsar. Was wollen wir jetzt machen? Wie wäre es mit einem feinem Bad für dich?" Ich stand auf und wollte gerade mit ihm in den Garten gehen, als es an der Türe klingelte. Isabella würde schon aufmachen, ging es mir durch den Kopf. Cäsar lief brav neben mir her und ich griff mir den Gartenschlauch.

Bevor ich ihn allerdings aufdrehen konnte, hielten mit zwei Hände die Augen zu. Cäsar bellte neben mir und ich konnte sogar hören, wie er mit dem Schwanz erfreut wedelte. "Rate, wer ich bin." Ich grinste. "Ich habe dich schon erkannt Paul. Also, lass mich los." Der Junge befolgte meine Bitte und ich drehte mich zu ihm um. "Darf ich dir ...", begann ich, aber ich stockte, als ich den Jungen neben Paul sah. Er räusperte sich. "Lea, ich will dir jemanden vorstellen. Tata, dass ist Alex."

Kapitel43

Hallöchen an alle Leser! :)

hier bin ich wieder mit einem neuen Kapi...
 

@tearless: ja mir geht es gut, danke..und selber? :)

einen schwarzen Labrador? oh..ich wollte auch immer einen, aber in einer Wohnung würde der nur schlecht auskommen..dabei sind die ja so putzig. vielleicht einmal, wenn ich eine eigene wohnung/ haus habe...

ich mag tiere eigentlich auch, solange sie nicht zu viel dreck machen und ich den wegputzen muss *gg* aber auf insekten könnte ich gut verzichten..:)
 

@hanni-chan: du meinst also, dass ich etwas im schilde führe? *g* wäre gut möglich.. in meinem kranken hirn spielen sich immer sehr viele möglichkeiten und geheimnisse ab, und vielleicht kommt ja da etwas noch hinaus... aber ich kann dir garantieren, dass du noch eine menge spaß an der geschichte haben wirst. da kommt wirklich noch einiges auf dich und alle anderen leser zu..lass dich einfach überraschen..

siehst du, diesmal habe ich mich echt beeilt ein neues Kapi hinauszubringen.. ich finde, das gehört gelobt ;)
 

so..aber jetzt wünsche ich euch allen einfach viel vergnügen beim lesen und hoffe, dass wieder fleißig gelesen wird..

au revoir, euer silberengel!
 

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Ähh...ähh....was sollte ich jetzt sagen? Ich war viel zu überrumpelt! Alex grinste mich freundlich an. Er hatte wirklich wunderschöne braune Augen! Seine blonden Haare waren sehr schön. Er hielt mir die Hand zur Begrüßung hin. Ich musterte ich noch stumm und musste dabei feststellen, dass Paul einen wirklich guten Geschmack hatte. Aber das wusste ich ja im Grunde schon, als ich erfahren hatte, dass er in Julian verliebt war. Alex war ein ganzes Stück größer als ich und Paul. Er war sehr schlank, trug ein schwarzes enges Muskelshirt und enge schwarze Jeans. Der Kerl stand wohl auf die Farbe Schwarz! Aber das brachte seine Haarfarbe zur Geltung. Mann! Sein Lächeln ist echt umwerfend und diese wunderschönen weißen Zähne! Echt beneidenswert! Irgendwie hatte ich das Gefühl war ich mit meinen Gedanken zu weit abgedriftet, denn ich betrachtete Alex ziemlich genau und blieb an einer Stelle hängen, wo ich lieber nicht hinsehen sollte! Jemand räusperte sich und riss mich wieder aus meinen Gedanken und ich ergriff die ausgestreckte Hand. "Hallo! Ich bin Lea!" "Ich weiß! Du bist die allerbeste Freundin von meinem Schatz, aber deswegen brauchst du mich nicht gleich so anzustarren! Ich werde Paul schon nicht weh tun!" "Oh, ähm, tut mir leid, das wollte ich nicht! Ich wollte mich lediglich davon überzeugen, ob Paul nicht übertrieben hätte!" "Oh ,er hat von mir erzählt? Was sagt er denn so?" "HALT STOPP!!!", unterbrach uns Paul. Was war denn mit ihm los? "Lea, kann ich mal mit dir sprechen?" "Äh...sicher?", antwortete ich perplex und schaute noch irritiert zu Alex, der mich genauso ratlos anblickte. Paul zerrte mich ein Stück weg von ihm und fuhr mich barsch an. "Du brauchst ihm gar nicht zu erzählen, was ich dir über ihn erzählt habe, klar?!" "Wieso denn nicht?" "Weil das geheim bleiben soll! Du bist meine Freundin und sollst nicht alles ausplaudern!" "Schon okay, aber ich hätte ihm doch eh nichts erzählt!" "Schon gut, tut mir ja leid, aber ich wollte eure Flirterei unterbrechen!" Ich riss zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten meine Augen auf. Bitte WAS??? "Wie bitte?" "Du hast mit ihm geflirtet!" "Hab ich nicht!", verteidigte ich mich. "Aber du hast ihn angesabbert!" "Du spinnst doch! Außerdem, wenn ich es getan habe, dann nur, weil du einen guten Geschmack hast und er wirklich toll aussieht! Das ist dann nur ein Kompliment an dich!" Auf einmal wurde Paul verlegen. Mann, den sollte man einer verstehen! "Wirklich? Du findest ihn toll?" "Naja, ich hab keine Ahnung, wie er so ist, aber er scheint recht nett zu sein! Und zu deiner Information, ich hab nicht mit ihm geflirtet und selbst wenn, welchen Grund hätte ich denn? Ich hab doch Julian und außerdem steht er auf Jungs!", grinste ich ihn an und stieß ihn freundschaftlich in die Seite. Ein kurzer Beller war zu hören und wir richteten unsere Aufmerksamkeit zu Cäsar und Alex. Alex warf einen Stock und mein süßer Hund flitzte sogleich davon und brachte das Stöcken wieder brav zurück. Paul und ich taten es dem Hund gleich und gingen wieder zu dem Blonden zurück. "He, Lea? Wer ist denn das?", fragte mich Paul endlich. Ich dachte schon ihm würde der Hund gar nicht auffallen. "Das? Das ist mein neuer Hund! Hab ihn gefunden, oder besser gesagt, er hat mich besprungen und mir einen Schrecken eingejagt! Er gehört anscheinend niemandem und deswegen behalte ich ihn." "Süß!" Paul kniete sich zu ihm herunter und streichelte ihn. Cäsar schien das zu gefallen, denn er lehnte sich gegen Paul, sodass er das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Cäsar lag jetzt auf ihm drauf und hechelte stolz. Ich musste mir das Lachen verkneifen, denn Paul sah wirklich komisch aus, doch als Alex zu lachen begann, konnte ich nicht anders und musste mitlachen. "Das find ich nicht witzig!", grummelte Paul vor sich hin. Während er versuchte sich von dem Hund zu befreien, entschuldigte ich mich für mein unmögliches Benehmen bei dem anderen Jungen.

Alex winkte das mit einer Handbewegung ab. "Ach, wir haben dich mit meinem Besuch einfach zu überrumpelt! Das macht nichts! Mich würde es trotzdem interessieren, was er so über mich spricht!" Den letzten Satz hatte er in meine Richtung geflüstert. "Lea! Hilf miiiirrr! Ruf deinen Schoßhund zurück! Büdddeee!!!", flehte Paul, der noch immer mit Cäsar kämpfte. "Cäsar! Komm zu Frauchen!" Wie auf Kommando sprang der Hund von ihm runter und lief zu mir. "Uh!", kam noch von Paul. Alex grinste. "Das hört sich bei mir schöner an!"; meinte er, woraufhin Paul rot wurde. "Alex!", ermahnte er ihn, worauf dieser wieder lachen musste. Ich hockelte bei meinem Hund und musste über die beiden schmunzeln. Irgendwie beneidete ich Paul darum, dass er schon Sex in seiner Beziehung hatte, obwohl sie sich erst so kurz kannten. Wenn man es recht bedachte, hatten sie es an dem Tag getan, an dem sie sich kennengelernt hatten! Ich wüsste nicht, ob ich das könnte! Aber irgendwie wurde ich schon neugierig, wie das so ist! Paul rappelte sich hoch und trat zu Alex und sah mich an. "Cäsar? Du hast ihn Cäsar getauft?" "Hast du was gegen den Namen!!", fuhr ich ihn gleich an. Cäsar hatte sich den Namen ausgesucht und war glücklich und ich auch! Da konnte Paul so viel reden wie er will! Mir gefiel der Name! "Nein, nein, hab ich nicht!" Ich glaubte, dass Paul manchmal Angst vor mir hatte, was ich irgendwie witzig fand. "Bist du sicher, dass sie einen männlichen Namen haben möchte?", mischte sich auf einmal Alex ein. "Hä? Wieso?" "Naja, ich kenne mich mit Hunden aus und so weit ich das vorhin sehen konnte ist Cäsar ein Mädchen!" "Ein Mädchen.....?", wiederholte ich geistesabwesend. "Na und?! Der Name ist perfekt und SIE ist genauso glücklich, wie ich mit dem Namen!" "Schon gut, ich dachte nur, vielleicht weißt du gar nicht, dass dein Hund ein Weibchen ist!" Er hatte recht, ich hatte keine Ahnung, ich hatte einfach angenommen, dass der Hund ein Männchen war! Wie dumm von mir. "Hey, deswegen brauchst du doch nicht so zu schauen!", munterte mich Alex gleich wieder auf. Seltsam! Irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde ich Alex schon ewig kennen und der Altersunterschied machte überhaupt keine Schwierigkeiten! Anscheinend auch nicht bei Paul und Alex. Ihnen kam es womöglich auf ganz andere Dinge, als das Alter an. Ich schlug vor hinein zu gehen und uns von Isabella einen großen Eisbecher bringen zu lassen. Beide waren einverstanden und ich musste Cäsar zu waschen auf später verschieben oder ich bat einfach Isabella das zu tun. So viel war bestimmt nicht den ganzen Tag im Haus zu erledigen?

Wir warteten bereits auf den Eisbecher, doch vorher musste unbedingt noch Christoph ins Wohnzimmer kommen. Er sah sich um und erblickte den Fremden. "Wer´s n das?", fragte er in einem unhöflichen Ton und sah ihn verächtlich an. Doch er erwartete keine Antwort, denn er hatte gerade die Hand von Alex entdeckt, die auf Pauls Knie ruhte. "Is nich wahr! Du hast einen?" Mit Kopfschütteln und Gekichere verließ mein Halbbruder wieder das Wohnzimmer und ich entschuldigte mich für sein ungehobeltes Benehmen. Paul war das sichtlich peinlich, doch Alex störte das nicht im Geringsten. Er flüsterte seinem Liebsten irgendetwas ins Ohr, was Paul erröten ließ und er lächelte wieder. Dieses Bild war einfach zum Beneiden! Plötzlich schnappte sich Alex das Kinn von Paul und zog sein Gesicht zu ihm, um ihn in einem süßen Kuss zu verwickeln. Sofort wurde Paul noch roter um seine Nasenspitze und stieß sich etwas nervös von ihm. "Alex! Lea sieht doch zu!" Der Angesprochene grinste nur. "Mich stört das nicht!" Und schwubs küsste er ihn erneut. Ach, wie süß! Ich musste mich zwar erst an den Anblick an zwei Jungs zusammen gewöhnen, aber mit der Zeit fand ich das nur lieb! Jetzt hätte ich auch jemanden in meiner Nähe, der mich einfach in den Arm nahm und mich genauso küsste. Irgendwie hatte ich Sehnsucht nach Julian, doch auf einmal musste ich mich erinnern, wie Christoph mich mal in meinem Bett überfallen hatte und ich seine Erregung spürte. Erschrocken über mich selbst wurde ich rot. Gott sei Dank sahen das die beiden anderen nicht, denn sie waren immer noch mit sich selbst beschäftigt. Aber was sollte denn das jetzt? Ich liebte Julian und nicht Christoph! War ich etwa so neugierig auf Sex??

Kapitel44

Hallo und guten Morgen! :)
 

Es tut mir leid, dass ich schon wieder so lange nichts von mir hören hab lassen, aber ich habe so viel zu tun... oh mann, und im oktober beginnt das Studium...oje sage ich da nur ;)
 

@musics: es freut mich, dass ich einen neuen leser hinzugewonne habe. :) was meine andere geschichte angeht..nunja... das war wie gesagt meine erste geschichte und irgendwie ist die immer weiter und weiter gegangen, bis ich irgendwann nicht mehr wollte... muss direkt einmal schauen, wo die stehen geblieben ist *g*

aber ich hoffe, dass du weiterhin an dieser story dranbleibst...:)
 

@Gummibaerchen88: hallo!! ja von dir habe ich ja schon länger nichts mehr gehört! :) schön, dass du wieder was von dir hören lässt...hmm.. ich weiß, dass die meisten hier mit der situation julian&lea nicht zufrieden sind und das sie umbedigt mit christoph zusammenkommen soll, aber den anfang kann ich auch nicht mehr ändern...hehe...warte einfach ab, was noch so alles passiert....;)
 

so und ohne große reden, hier kommt nun der neue teil..

viel vergnügen und spaß, euer silberengel!
 

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Ich schüttelte schnell meinen Kopf um die Gedanken zu vertreiben, schön langsam stimmte es mich doch nachdenklich, dass ich in letzter Zeit scheinbar nur noch an das eine dachte... Mitten in diesem Gedanken fiel mir ein, wie lange ich doch Julian nicht mehr gesehen hatte. Natürlich telefonierten wir täglich mindestens einmal miteinander, doch getroffen hatten wir uns zuletzt, als ich noch krank im Bett gelegen bin. Es wurde Zeit, dass wir uns wieder trefen, ich beschloss ihn gleich anzurufen, wenn Paul und Alex wieder gegangen waren.

Gerade als ich das dachte, riss sich Paul wieder von Alex los. Beiede hatten jetzt rote Wangen und lächelten mich an. Paul etwas verlegen, doch Alex wie immer mit seinem gewinnenden Lächeln. "Tut mir Leid, dass wir dich da alleine sitzen lassen...", meldete Paul sich zu Wort. Doch winkte ich ab. "Ich finde euch beide lieb, es ist schön zu sehen, wie gut es dir geht." "Stimmt, also sei nicht so verkrampft, Lea ist ein aufgeklärtes Mädchen, und ich vermute, dass ihr nichts von dem, was wir tun, fremd vorkommt. Ab ich nicht recht?", richtete er sich schelmisch grinsend an mich. Ich nickte lachend, wobei ich Alex innerlich bewunderte, wie er so ungeniert und schamlos Witze reißen konnte, etwas von seinem Mut würde mir auch nicht schaden. "Paul hat mir erzält, dass du auch einen Freund hast, einen gewissen... Juli... us, nein.... irgendwas mit Juli..." Empört stemmte ich die Hände in die Hüften, doch bevor ich antworten konnte, kam mir Paul zuvor. "Julian, ich hab dir doch eh schon so oft gesagt, dass er Julian heißt.... Dein Gedächtnis ist miserabel!" Alex zuckte ungerührt mit den Schultern, "Das liegt am Alter... Nicht jeder ist so stark, gutaussehend, galant, intelligent, gnädig, talentiert, charmant, gut gebaut und jung wie du!" Paul legte ihm den Arm um die Schulter: "Ich weiß, aber du musst deshalb nicht traurig sein, ich akzeptiere dich mit all deinen Fehlern und Schwächen!" Alex fuhr sich Rührung heuchelnd über die Augen. "Ich sag ja, niemand ist so gnädig wie er! Stimmts nicht, mein kleiner Herkules?" Ich konnte mir ein lächeln nicht verkneifen, die beiden waren einfach herzig und umso länger ich den beiden zusah, umso mehr verzehrte es mich innerlich nach Julian. Ich wünschte mir fasst, wir wären auch schon so weit in unserer Beziehung, doch bei uns beiden war es ja schon eine Sensation, wenn wir einmal über Sex redeten... Ich seufzte leise. Anscheinend riss ich dadurch die beiden Turteltauben aus ihren Gedanken, oder besser ihrem Kuss, denn beide richtetn sich wieder auf und Paul wand seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. "Ich krieg ein richtig schlechtes Gewissen, wenn wir uns die ganze Zeit mit einander beschäftigen und Lea inzwischen daneben sitzt und Däumchen dreht!", sagte er zu Alex. Ich wollte verneinen, doch Alex stimmte ihm zu. "Wie wäre es wenn wir eurer alten Bedienung sagen, sie soll den Eisbecher vergessen...", er stockte kurz, sah auf die Uhr und fuhr fort: "Nagut, anscheinend hat sie eh schon darauf vergessen... Und in die Stadt fahren um dort ein Eis essen zu gehen?" Paul warf mir einen vorsichtigen Blick zu, er wusste schließlich, das ich das letzte mal dort Julian und Jill gesehen hatte. Doch ich lächelte ihn an und stimmte zu, dort hin zu fahren. Alex erklärte sich bereit, einen Chauffeur aufzutreiben, während Paul und ich Isabella aufsuchen würden.

"Und wie gefällt er dir bisher?", fragte mich Paul während wir zur Küche gingen. Er bekam wieder einen leicht roten Schimmer auf den Wangen doch seine Augen glänzten. "Ich finde ihn toll! Er scheint ein irrsinnig witziger und offener Mensch zu sein. Und selbst, wenn ich etwas an ihm auszusetzen hätte müsste ich nur dich anzuschauen, um die Zweifel los zuwerden! Du solltest dich sehen, du wirkst so glücklich, das ich richtig eifersüchtig werde. Aber ich freue mich total mit dir und kann das Gribbeln in deinem Bauch richtig mitfühlen!" Paul Lächelte mich an. "du weißt gar nicht, wie froh ich bin, das er dir so gut gefällt. Ich hatte richtig Angst, was du wohl zu ihm sagen würdest!" Von der Erleichterung beschwichtigt stieß er die Küchentür auf. Zuerst hörten wir nur einen dumpfen Schlag, dann das Geräusch eines dumpfen Aufpralls und schließlich ein furchtbares Klirren. Erschrocken sah Paul mich an und wir ahnten beide böses. Diesmal vorsichtig drückte ich die Türe einen Spalt weit auf und lugte in die Küche. Auf dem Boden lag Isabella und neben und auf ihr unser Eis. Der Becher war in hunderte kleinere und größere Splitter zerbrochen. Ich drückte die Türe nun ganz auf und betrat tapfer die Küche. Isabellas Gesicht war rot angelaufen, doch sie hatte sich unter Kontrolle. "Es tut mir furchtbar Leid, Isabella!", ich reichte ihr die Hand um ihr hoch zuhelfen. Paul, der immer noch draußen stand, den Isabella von ihrem Platz aus jedoch nicht sehen konnte, grinste breit. Ich warf ihm einen giftigen Blick zu, es würde mir gerade noch fehlen, wenn er mich jetzt in einer so dummen Situation auch noch zum lachen bringen würde, schließlich wollte ich Isabellas Nerven nicht überreizen. Isabella, die sich inzwischen aufgerichtet hatte und die Hände an ihrer Schürze abwischte, hatte schließlich fast eine Stunde an unserem Becher gearbeitet. Mittlerweile hatte sie wieder ihre Ruhe gefunden und die Röte verschwand aus ihrem Gesicht. "Mir tut es auch Leid, ich hätte auch besser aufpassen können.", stieß sie stolz hervor. "Ich werde ihnen natürlich einen neuen Becher zubereiten, sobald ich hier aufgeräumt habe!" Ich winkte schnell ab. "Das ist nicht nötig, wir fahren einfach in die Stadt und setzen uns in einen Salon." Isabella kräuselte die Lippen, ich konnte nicht sagen ob sie mehr erzürnt, empört oder vielleicht doch erleichtert, dass sie nicht noch einen Becher machen musste war. "Wie Sie wünschen, ich wünsche Ihnen guten Appetit.", erklärte sie kurz, drehte sich dann um und verschwand in Richtung Besenkammer. Jetzt konnte Paul es nicht länger an sich halten und prustete los. Ich schaute schenll, ob Isabella eh nicht in Hörweite war und stimmte in sein Gelächter ein. Ich fand diese Lösung doch besser, als wenn wir Isabella mit dem fertigen Eis hätten erklären müssen, dass wir es nun doch nicht wollten.

Draußen wartete schon ungeduldig Alex auf uns und wir fuhren in die Stadt.

Als wir endlich in dem Salon saßen und unser löffelten unser Eis richtete ich mich an Alex. "Paul hat mir zwar schon so manches über dich erzählt, aber mich würde trotzdem mehr über dich interessieren!" Gespannt richtete Alex seine braunen Augen auf mich. "Um dir etwas über mich erzählen zu können, muss ich erst mal wissen, was du denn schon über mich weißt...? Oder hast du auch dagegen etwas, Paulchen?" Paul lief rot an und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Grinsend wandte sich Alex wieder an mich: "Manchmal hab ich das dumpfe Gefühl Paulchen mag den Namen Paulchen nicht..." Paul ging voll auf seine Provokation ein: "Du weißt genau, dass ich diesen Namen hasse, dann muss ich immer an den rosaroten Panther denken!" Alex schüttelte sich vor lachen, doch ich verstand nur Bahnhof. "Was bitte schön ist so schlimm am rosaroten Panther fragte ich die beiden verdutzt. Alex musste bei dem Gedanken noch mehr lachen und verschluckte sich an seinem Eis. Während er hustend auf seinen Brustkorb schlug,, erklärte mir Paul nun auch leicht schmunzelnd: "Es ist nur, als ich mich vor meinen Eltern outete, haben die mir unglaublich viel rosaroter Panther- Zeugs gekauft. Unterwäsche, T-Shirts, Socken, Badetücher, Bettdecken, .... einfach alles was sie finden konnten." Ich starrte ihn ungläubig an, das klang für mich nach dem größten Schwachsinn aller Zeiten. Paul verstand meine Ratlosigkeit und fuhr fort zu erklären. "Sie haben damals versucht mich zu unterstützen und die liberalen Eltern raushängen zu lassen... Und da mein Vater sich einbildete sich erinnern zu können bei einer Homosexuellen- Parade auf einem Wagen den rosaroten Panther gesehen zu haben, glaubte er, das Vieh sei eine Symbolfigur für alle Homos... und drückte mit diesem Kauf seine Unterstützung aus. Mein halbes Zimmer ist rosa, wegen diesen Artikeln... Und Alex findet das natürlich sehr amüsant." Schloss er seine Erklärung und stieß Alex freundschaftlich in die Rippen. "Und unser Kleiner fällt jedesmal darauf herein und regt sich fürchterlich auf!", setzte er noch hinzu. "Lea wollte dass du etwas von dir erzählst!", erinnerte Paul Alex und mich jetzt wieder wie zufällig an unser voriges Thema. "Achja, du wolltest doch wissen, was ich schon erfahren hab... also... ich fürchte ich weiß nur dass du 20 bist und eine tolle Hifi- Anlage hast... und dass Paul verrückt nach dir ist." Alex lachte heiter auf. "Ich bin beeindruckt, Paul scheint ununterbrochen von mir zu erzählen, sowiel du da schon von mir weißt..." Paul wollte etwas erwidern, aber Alex winkte ab und Paul wusste, dass es nur ein Spaß war. "Also... Hmm, es ist so schwer über sich selbst zu erzählen, also, ja ich bin 20 und..." Mitten im Satz brach er ab. Er schaute mich besorgt an. Und er hatte allen Grund dazu. Er saß mit dem Rücken zum Fenster und aus dem Augenwinkel hatte ich zwei Figuren vor dem Fenster wahrgenommen, die mir fast die Sprache verschlugen. "Lea? Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte mich Alex verwirrt. Paul folgte meinem Blick zum Fenster. "Oh nein...", war alles was er hervor brachte. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, doch ich erkannte die beiden Personen ganz eindeutig, es waren Jill und Julian. Ich kniff die Augen zusammen und sagte mir selbst, dass es viel zu unwahrscheinlich war, das ich ausgerechnet hier schon wieder die beiden traf, und überhaupt, warum sollten sie schon wieder zusammen unterwegs sein? Vorsichtig öffnete ich wieder die Augen, doch sie standen immer noch da und unterhielten sich angeregt. Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte, sprang Paul auf und stürzte auf die Türe zu.

Kapitel45

Guten Morgen an alle!
 

Erstmals freut es mich, dass ich wieder ein paar Kommis bekommen habe..danke, danke,danke...:)
 

diesmal habe ich es eilig und da ihr sowieso wahrscheinlich nur hierher geklickt habt, um die geschichte zu lesen, will ich euch nicht länger auf die folter spannen..*g*
 

viel vergnügen und au revoir...euer silberengel!
 

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Während ich mich langsam erhob, sah ich, wie Paul zu den beiden hinstürmte. In seiner Panik wackelte er wild mit seinen Händen, als er mit ihnen sprach. Kaum war er fertig, wandte er sich um und zeigte mit seiner Hand in meine und Alex Richtung. Julian starrte mich nur entsetzt an, ich aber war noch immer unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. In meinen Ohren hörte ich immer nur eine kleine Stimme, die mir sagte, dass Jill seine Exfreundin war.

Mittlerweile hatte sich auch Alex erhoben und blickte fragend zu Paul, der aber wiederum nur noch stumm dastand und zu Boden starrte. "Lea, was ist denn los? Wer ist der Junge und das bezaubernde Mädchen an seiner Seite?" Obwohl er nichts dafür konnte, fuhr ich ihn an. "DAS ist meine Freund und die Person daneben ist seine Exfreundin, die immer wieder in seiner Nähe ist." Sofort erinnerte ich mich wieder mit wem ich sprach und verstummte. Schuldgefühle gegenüber dem freundlichen, jungen Mann stiegen in mir hoch. Ich legte beschwichtigend meine Hand auf seinen Arm und nickte ihm verzeihend an. Alex verstand meine Geste und lächelte mich aufmunternd an. Als ich wieder zu Julian blickte, bemerkte ich, dass er zögernd zu mir kam. Er wirkte verlegen und, wie ich feststellte, schuldig. Ich hatte mit einem Mal ein merkwürdiges Gefühl, konnte aber nicht sagen warum.

Direkt vor mir, vielleicht in einem Abstand von einem halben Meter, hielt er an und versuchte zu lächeln. "Hallo Lea." Flüchtig küsste er mich auf den Mund, wobei es aber eher nur ein schneller Schmatz war und keiner der Küsse, die wir sonst miteinander austauschten. Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn, während er seine Hände in seine Hosentaschen verbarg. "Ich sehe schon, du wunderst dich sicher, wieso ich hier bin. Weißt du, es ist ja so ein schöner Tag und gerade als ich dich anrufen wollte, klingelte mein Handy und Jill fragte mich, ob wir nicht einen Spaziergang machen könnten." Julian brach abrupt ab und sah mich entschuldigend an. Noch immer ein wenig perplex, was ich von der ganzen Sache halten sollte, dachte ich nach. "Fein, du bist also mit ihr losgezogen, dennoch konntest du mir doch wenigstens Bescheid sagen. Wir haben uns schon seid Tagen nicht mehr gesehen und ich vermisse dich. Ständig unternimmst du etwas mit Jill und ich bleibe auf der Strecke. Ich dachte, wir sind ein Paar. Da sollte man füreinander da sein und gemeinsam Sachen unternehmen und nicht jeder für sich alleine. Verdammt noch einmal, ich dachte, du liebst mich!"

Julians Augen weiteten sich und wirkten geschockt. Seine Stimme überschlug sich beinahe beim Reden. "Aber das tue ich ja, Lea. Es gibt keinen anderen Menschen, der mir so wichtig ist wie du." "Ach wirklich? Davon habe ich in letzter Zeit nicht viel mitbekommen. Wenn es der Fall ist, wieso besuchst du mich nicht mehr oder rufst mich an?" Seine Antwort abwartend sammelte ich innerlich alle Hoffnung zusammen. Was würde er mir sagen? Nervös knetete ich meine Finger zusammen. Ich konnte spüren, wie sie vom Schweiß nass waren. Ich konnte förmlich sehen, wie es hinter Julians Stirn zu arbeiten anfing. Schließlich seufzte er einfach nur und streckte seinen Arm nach mir aus. Ich ließ es zu und er legte ihn auf meine Schulter. "Ich möchte dich nicht anlügen Lea. Jill braucht meine Hilfe. Sie ist noch immer so wegen ihrem Ex fertig und da wollte ich nur die Zeit mit ihr totschlagen. Wir sind schließlich gute Freunde."

Ich konnte einfach nicht anders. Tief in meinem Inneren drang ein seltsames Lachen heraus und mir kamen sogar einige Tränen. Verduzt sahen mich Julian und Alex an, aber auch Paul und Jill schienen mich aus der Entfernung zu beobachten. Julian wollte näherkommen und mich in den Arm nehmen, doch ich stieß ihn zurück. Irgendwie schaffte ich es, dieses Lachen abzustellen und sah ihn stattdessen eiskalt an, zumindest versuchte ich es. "Fass mich nicht an! Es ist zwar schön, dass du einem "Freund" helfen willst, aber muss es ausgerechnet deine Exfreundin sein? Es gibt so viele Menschen, die Hilfe brauchen, aber nein, der Herr kümmert sich lieber um die arme ehemalige Freundin. Ich weiß zwar nicht, wie es dir dabei geht, aber mich kotzt es an. Ich finde es gemein von dir, dass du mich wegen deiner Ex vernachlässigst. Das ist echt mies, findest du nicht auch Alex?" Dieser sah mich nur abwehrend an. "Es ist wohl besser, wenn du mich da hinaus lässt. Ich kenne eure Geschichte zu wenig, um das zu beurteilen." Er hob entschuldigend die Hände und trat den Rückzug zu Paul an. Mit wütendem Gesicht sah ihm Lea nach. Auch Julian war mittlerweile verärgert und konnte nur mit viel Glück gelassen bleiben. "Weißt du eigentlich, wie lächerlich du dich machst? Wieso kannst du dich nicht einfach damit abfinden, dass ich ihr helfen will? Bist du wirklich so blöd?" Seine Stimme war gedämpft und gezwungen leise, aber genau das reizte mich weiter. "Hast du mich gerade blöd genannt? Sag das noch einmal! Wie kannst du es wagen?" "Wie ich das kann? Du treibst mich dazu! Ich will doch nur Jill ablenken und du machst hier so eine Szene. Du solltest dich schämen. Findest du das etwa richtig? Ich mache doch auch keine Szene, wenn du dich mit Christoph unterhältst, oder?" Für einen kurzen Moment war ich verwundert, dass plötzlich das Gespräch in eine andere Richtung ging, aber ich erinnerte mich wieder an das Bild, dass ich vor der Eisdiele gesehen hatte "Julian in einer angeregten Unterhaltung mit Jill". "Was hat er jetzt hier zu tun? Du weißt genau, dass ich mich für dich entschieden habe und nicht für ihn." Langsam trat er einen Schritt näher. "Ach hast du?" Seine Augen sahen mich verächtlich an und langsam wurde mir unwohl. Auf was wollte er nur hinaus? Ich habe doch nichts falsches getan, das würde ich doch ansonsten wissen. "Julian, was soll das? Ich habe dir nie einen Grund gegeben an meiner Treue zu zweifeln. Ich war immer eine gute und ehrliche Freundin!"

Mittlerweile sahen uns schon die paar wenigen Leute an, die in dem Salon saßen. Doch das störte weder Julian und mich. Dennoch kam Paul auf uns zu und sah etwas hin- und hergerissen aus, als er sich an uns wendete. "Ihr solltet nicht so laut sein. Die Leute schauen schon auf euch. Lasst uns lieber gehen und ihr könnt das wo anders ausdiskutieren. Kommt schon." Etwas eingeschüchtert, weil wir ihn nur böse angefunkelt hatten, ging er vor uns voran und Julian und ich folgten ihm widerwillig.

Als wir den Salon verließen, grüßte mich Jill unsicher, was meine Wut auf sie nur noch mehr entfachte. Wie konnte sie nur so seelenruhig danebenstehen und mich jetzt auch noch grüßen? Diese Heuchlerin! Julian und ich streiten nur wegen ihr und sie hat auch noch den Nerv freundlich zu mir zu sein. Sie will ihn doch nur für sich, diese scheinheilige Schlange.

In meinen Zorn hineingesteigert überging ich ihre Begrüßung und stampfte missmutig an ihr vorbei. Julian kam nach mir, doch keiner wollte mit dem anderen Momentan ein Wort wechseln. Nach einer Weile ertönte Jills perfekte Stimme an mein Ohr, als sie mit Julian sprach. "Wohin gehen wir jetzt? Ich dachte, wir wollten noch ins Kino gehen." Ins Kino, na klar! Verächtlich grunzte ich nur und versuchte schneller zu gehen, doch die Antwort von Julian ließ mich stoppen. "Von mir aus gehen wir. Ich habe keine Lust mich weiterhin so zu behandeln zu lassen." Kochend drehte ich mich um und blickte ihn wütend an. "Wie behandle ich dich denn?" "Du hast absolut kein Vertrauen in mich. Du hast keinen Grund eifersüchtig auf sie zu sein. Dennoch denkst du, ich würde dich betrügen und glaubst mir nicht, wenn ich dir sogar die Wahrheit sage!" Jill stand zwischen uns und blickte von einem zum andern. Verzweifelt suchte sie Hilfe von Paul zu bekommen, doch der hielt sich gekonnt zurück. Alex hingegen beobachtete mich und Julian genau. Der musste sich ein schlechtes Bild von uns machen. Wir sind wirklich lächerlich. Dennoch wollte ich mich nicht als Verlierer gegen Julian durchsetzten. Ich vertraute ihm doch, oder?

"Dein Schweigen ist auch eine Antwort. Komm Jill, lass uns gehen." Ich konnte Enttäuschung aus seiner Stimme heraushören. Jede Form von Ärger war gewichen und er ging niedergeschlagen von mir weg. Habe ich ihm Unrecht getan? Nachdem sie gegangen waren, standen mir Alex und Paul gegenüber. Mit Schulgefühlen wandte ich mich an die beiden. "Hatte er Recht? Vertraue ich ihm zu wenig?" Fragend sah ich sie an, bis sie schließlich Paul rührte. "Naja, sicher solltest du ein wenig mehr Vertrauen in ihn haben, aber er hat auch nicht ganz Recht. Immerhin könntest du ihm das selbe vorwerfen, was Christoph angeht. Immerhin bist du auch mit ihm befreundet und Julian regt sich deshalb auf, auch wenn er vielleicht nicht gleich so schnell wie du wütend wird." Erstaunt sah ich ihn an, aber es stimmte. Wenn ich schon so wegen Jill auszuckte, dann müsste es noch viel ärger für Julian sein, da ich mit Christoph in einem Haus wohnte und es offensichtlich für Julian war, dass Christoph in mich verliebt war. Seufzend blickte ich Alex an. "Es tut mir so leid, dass du mich an so einem Tag kennen gelernt hast. Normalerweise geht es ganz ruhig bei uns zu, nur momentan kriselt es ein wenig. Entschuldige." Ich versuchte ihn nett anzulächeln, aber es gelang mir nicht wirklich. "Macht doch nichts. Es kann schon mal zu Beziehungsproblemen kommen, nicht wahr? Oh Mann, Paul. Ich hoffe, dass wir uns nicht so schnell zoffen." Liebenswürdig strich er über Pauls Wange und gab ihm anschließend einen Kuss. Neid stieg in mir hoch. Wann hatte Julian das zuletzt bei mir getan? Es schien mir schon Jahre zurückzuliegen.
 

Nachdem ich die beiden verlassen hatte, ging ich noch ein wenig durch die Straßen, um nachzudenken. Zu Hause angekommen, erwartete mich meine Mutter schon. "Da bist du ja endlich Mäuschen. Ich habe schon auf dich gewartet. Franz und ich haben eine Überraschung für dich. Sie steht in deinem Zimmer." Schmunzelnd sah sich mich an, aber sie merkte sofort, dass ich nicht gerade in bester Laune war. "Ist alles in Ordnung mit dir, Lea? Willst du darüber reden?" Dankbar blickte ich sie an, konnte ihr aber nicht die Wahrheit sagen. "Mir geht es gut. Der Tag war nur ein wenig anstrengend, deshalb bin ich so müde. Aber ich freue mich schon auf das, was da oben in meinem Zimmer wartet. Kann ich nachschauen gehen?" Meine Mutter nickte mir nur und ich ging ihr voran die Treppe hinauf. Langsam betrat ich das Zimmer und staunte, als ich auf meinem Schreibtisch einen Computer stehen sah. "Ein Pc? Das ist ja großartig. Aber wieso?" Ich wandte mich an sie, doch sie lächelte nur. "Wir dachten uns nur, dass du ihn vielleicht für die Schule brauchst, weil das du dir auf Dauer mit Christoph einen Computer teilen musst. Jetzt hat jeder von euch einen und ihr kommt euch nicht mehr in die Quere." Ich ging zu dem Bildschirm und fuhr ehrfurchtsvoll über die Fläche. "Ich lasse dich jetzt am besten alleine mit dem Ding, damit du dich mit ihm vertraut machen kannst. Leider kenne ich mich mit diesem Ding nicht aus, aber wenn du Fragen hast, kannst du ja Christoph fragen. Der weiß über das Gerät Bescheid. Also, viel Spaß damit."

Neugierig setzte ich mich auf den Sessel und startete den Pc. Da ich so ein ähnliches Gerät schon einmal bedient hatte, kannte ich mich ein wenig damit aus. Den Rest konnte ich mir ja selber zusammenreimen, da ich keine Lust hatte zu Christoph zu gehen und ihm um Hilfe zu bitten.

Schon nach kurzer Zeit hatte ich den Computer ganz gecheckt. Er hatte Word, Excel, einen Internetanschluss und so weiter. Begeistert wollte ich schon etwas zum Arbeiten anfangen, als Cäsar hineinkam. Mit ihrem Schwanz wedelnd stolzierte sie zu mir und sah mich flehend an, zumindest hatte ich den Eindruck, dass sie das machte. "Willst du etwa einen Spaziergang machen?" Als ob sie mich verstanden hätte, bellte sie mich an und ich gab nach. Ich erhob also meine müden Glieder und wir machten uns auf den Weg nach draußen. Auf der Kommode lag eine Leine, die ich verwundert in einer Lade gefunden hatte, schnallte sie Cäsar um den Hals und wir machten uns auf den Weg.

Der frische Wind, welcher aufgekommen war, ließ mich erschaudern, aber ich wollte nicht mehr zurückgehen. Ich hatte keine Ahnung wie lange wir herumgingen, aber langsam ging die Sonne unter. Cäsar schnüffelte an jeder Ecke, was unsere Geschwindigkeit immer wieder schwinden ließ. Schließlich war es dunkel und ich wollte mich auf den Heimweg machen, als wir in der Ferne ein Geräusch hörten. Cäsar stürmte sofort los und riss mich beinahe zu Boden, wenn ich nicht die Leine losgelassen hätte. "Warte Cäsar! Wo willst du denn hin? Komm sofort zurück! Hörst du! Komm her!" Doch der Hund hörte mich nicht und lief in den Wald hinein, der in der Nähe von uns war. Obwohl mir nicht wohl bei dem Gedanken war, ging ich ihr nach und rief immer wieder ihren Namen.

Ich wusste nicht wie weit ich in den Wald vorgedrungen war, aber plötzlich rutschte ich ab und schlug hart auf dem Boden auf. Durch den Sturz drang die Luft aus meinen Lungen und alles um mich wurde schwarz.

Kapitel46

Hallo!
 

Schön, dass ihr wieder hier seid und die Story lesen wollt...:)

Also, dann lehnt euch zurück und genießt einen weiteren Teil..
 

Au revior, euer silberengel!
 

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Ich fühlte mich gut. Ich dachte ich schwebte durch Wolken und war federleicht! Ich war vor unserem Haus und lugte durch ein Fenster. Dort sah ich meine ganze neue Familie am Tisch speisen. Jeder war da, nur ich nicht. Was war denn nur los? Wieso trugen denn alle Schwarz? War denn jemand gestorben? Ich flog auf die andere Seite des Hauses und landete im Garten. Dort dürfte jemand vor nicht allzu langer Zeit neben dem großen Blumenbeet begraben worden sein. Ein Holzkreuz steckte noch in der frischen Erde und ein Name stand darauf. Ich schritt barfuss in meinem weißen Engelsgewand da hin und las den Namen. L-E-A stand darauf. Das konnte doch nicht sein! Ich war doch hier! Ich sah an mir herab und bemerkte das seltsame Gewand, dass ich anhatte und einen Heiligenschein über meinem Haupt. War ich denn wirklich tot? Ich bekam langsam aber sicher die Panik. Ich wollte doch noch gar nicht tot sein! Ich war doch noch so jung und ich wollte noch so viel tun und erleben! Plötzlich kam ein Platzregen und obwohl ich fast unsichtbar war, wurde ich schnell durchnässt. Aber das Komische war, dass nur mein Gesicht nass wurde. Wäh! Und dieser Regen stank auch noch fürchterlich. Ich hatte das Gefühl, als ob jemand über mein Gesicht leckte. Seltsam! Moment mal! Das letzte an das ich mich erinnern konnte, war doch, dass ich Cäsar in den Wald gefolgt war und dann? Kein Ahnung!

Plötzlich realisierte ich, dass das alles nicht echt war, sondern nur der Regen auf meinem Gesicht. Ich öffnete meine Augen und spürte Cäsars Zunge auf meiner Wange. Sofort kniff ich meine Augen wieder zusammen und richtete mich auf. "Schon gut, Cäsar! Schon gut! Hör auf!", bat ich meinen Hund und er leistete Folge. Ich setzte mich hin und betrachtete meine Umgebung. Was war denn nur passiert? Es war völlig Finster und manchmal war eine Eule zu hören. Cäsar saß still da und neigte ihren Kopf auf die Seite. Ihre treuherzigen und besorgten Blicke konnte ich deutlich auf meiner Haut spüren. Entschlossen den Weg wieder nach Hause zu finden, stand ich auf und nahm Cäsar an der Leine. Doch dieses Mal wickelte ich sie mir zweimal über mein Handgelenk, damit sie mich nicht noch mal mit so einer Aktion überraschen konnte.

"So, Cäsar! Ich hab keine Ahnung, wo ich bin! Du musst jetzt den Weg nach Hause finden!" Cäsar schien zu verstehen und trabte sofort los. Na hoffentlich gingen wir in die richtige Richtung! Ich wollte lieber gar nicht dran denken, was mir passieren könnte, wenn wir nicht mehr nach Hause finden würden. Außerdem dürfte es schon seeehhhhhr spät sein, denn es war schon sehr kühl und ich begann zu frieren!

Als wir beide eine Weile gegangen waren, hörte ich in nicht allzu weiter Ferne ein paar Stimmen. Cäsar spitzte ihre Ohren und bellte. Sie sprintete mal wieder los und riss mich so mit, dass ich hinfiel, aber die Leine nicht losließ. Zumindest die ersten paar Sekunden, dann lag ich auf meinem Bauch und verfluchte diesen Tag! Cäsar musste unbedingt lernen, dass man seinem Herrchen nicht davon rennt! Ich stand jetzt schon zum zweiten Mal von dem feuchten Waldboden auf und klopfte mir so gut es ging den Schmutz von meinen Klamotten. Ich hörte Cäsar wild bellen und schon nach kurzer Zeit kam sie wieder zu mir zurückgelaufen mit jemand anderen an der Leine. Eine Taschenlampe leuchtete mir direkt ins Gesicht. Ich hob verständnislos meine Hand, um von diesem störenden Licht nicht geblendet zu werden. Mein Gegenüber ließ sie nach ein paar Sekunden fallen und riss mich in eine Umarmung, dass ich im ersten Moment nicht wusste, was mit mir geschah.

Christoph riss sich wieder von mir los und sah mich plötzlich sehr wütend an. "Sag mal, was fällt dir ein uns allen so einen Schrecken einzujagen!", fuhr er mich an. Ich verstand nur Bahnhof. "Mach das nie wieder! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wo warst du denn überhaupt!? Du kannst mir doch nicht sagen, dass du über vier Stunden mit Cäsar im Wald spazieren warst!" Jedoch bevor ich nur auf irgendeine andere Frage antworten konnte, war meine Mama, Franz und Isabella bei mir. Alle waren überglücklich mich wieder bei sich zu haben.

Später in meinem Zimmer, kam ich frisch geduscht aus der Dusche. Ich zog meinen Bademantel über und trocknete meine Haare mit einem Handtuch. Ich hatte allen geschildert, was mir passiert war und schon kam wieder ein bissiges Kommentar von Christoph. Doch noch vor einer Stunde dachte ich wirklich noch, dass er sich Sorgen um mich gemacht hatte. Echt! Ich verstand ihn manchmal echt nicht!

Obwohl es schon halb drei Uhr Nachts war, beschloss ich noch zu meinem neuen PC zu gehen. Ich schaltete ihn ein und surfte ein bisschen im Internet, als ich auf eine Chattseite stieß. Neugierig, weil ich so was noch nie gemacht hatte, versuchte ich es einmal. Außerdem wollte ich sehen, wie viele Leute noch zu so einer späten Stunde chatten.

Lea meldete sich mit dem Namen LittlePrincess an und betrat den Chatroom. An der Seite waren noch ein paar andere Namen zu sehen und schon wurde sie promt angesprochen.
 

MisterUniverse: ,Hi!'

LittlePrincess: 'Hallo!'

MU: 'Wie geht´s?'

LP: ,Gut, und dir?'

MU: ,Auch gut! Wieso bist du denn so spät noch im Chat? Ich hab dich vorher noch nie hier gesehen!'

LP: ,Das liegt daran, dass ich jetzt zum ersten Mal hier bin!'

MU: ,Und dann mitten in der Nacht?'

LP: ,Jap, ich wollte noch nicht schlafen gehen und dann hab ich ein bisschen im Internet gesurft und bin dann hier gelandet!'

MU: ,Na dann hab ich ja richtig Glück gehabt^-^

LP: ,*gg* Stimmt!'

MU: ,Wie alt bist du denn?'

LP: ,17 und du?'

MU: ,Toll! Ich auch! Wie heißt du denn richtig?'

LP: ,Pf! Warum sollte ich dir das sagen?'

MU: ,Weil du mich gern hast?'

LP: ,Woher willst du denn das wissen? Ich kenne dich doch erst seit ein paar Minuten!'

MU: ,Das ist mein Charme! ^^

LP: ,Du bist ganz schön eingebildet!'

MU: ,Ich weiß^^

LP: ,Wie oft bist du denn im Chat?'

MU: ,Fast jeden Tag zu jeder möglichen und unmöglichen Stunde! *gg*

LP: ,Hast du nichts besseres zu tun?'

MU: ,Wieso denn? Chatten macht doch Spaß!'

LP: ,Ich hab so was noch nie versucht! Das ist das erste Mal überhaupt!'

MU: ,Und? Machts Spaß?'

LP: Mmh^^

MU: ,Na da bin ich aber froh!'

LP: ,Wieso?'

MU: ,*gg* Ich dachte schon ich nerv dich!'

LP: ,Vielleicht tust du es ja!^^

MU: ,Frechheit! Dann geh doch!'

LP: ,Wollte ich eh schon lange! :P

MU: ,Kommst du eigentlich mal wieder?'

LP: ,Keine Ahnung! Willst du denn, dass ich wieder komme?'

MU: ,Vielleicht'

LP: ,Willst du oder willst du nicht?'

MU: ,Schon, wann hast du morgen Zeit?'

LP: ,Wie wär´s so gegen Abend?'

MU: ,Ich werde da sein!'

LP: ,Gute Nacht!'

MU: ,Ich wünsch dir süße Träume, meine Prinzessin!'

Bevor Lea noch etwas schreiben konnte, war er schon weg. Was fiel dem eigentlich ein, sie SEINE Prinzessin zu nennen! Na den würde sie morgen ordentlich den Marsch blasen!

Ich fuhr den Rechner runter und zog mir meinen Schlafanzug an. Gähnend legte ich mich in mein Bett und versuchte zu schlafen. Aber irgendwie konnte ich nicht schlafen und ging noch einmal in die Küche, um etwas Essbares zu suchen. Immerhin war es schon einige Zeit her, dass ich was zwischen meine Beißerchen bekommen hatte.

Zu meiner Überraschung war ich nicht allein in der Küche. Christoph steckte gerade seinen Kopf in den Kühlschrank und holte Wurst und Käse raus. Irgendwie verging mir der Appetit und ich wollte mich wieder leise wegschleichen, als mich Christoph ansprach.

Kapitel47

Hallo Leute!
 

Danke erstmals für eure netten Kommis :)

Und weil ihr mir so liebe geschrieben habt, gebe ich euch noch schnell ein neues Kapi bevor ich auf die uni muss....
 

viel vergnügen und au revoir, euer silberengel!
 

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"Kannst du nicht schlafen?", fragte er mit fahlem Gesicht, er schien sehr müde und erschöpft. "Ich habs noch gar nicht versucht, ich war bis jetzt am Computer.", gestand ich ihm ehrlich, "Aber was ist mit dir? Warst du auch noch im Internet surfen?" Doch Christoph winkte müde ab. "Nein, ich versuche eigentlich immer wie jeder vernünftige Mensch zu normalen Zeiten ins Bett zu gehen, und nicht erst um...", er reckte seinen Kopf nach der Küchenuhr, "Um 4 Uhr, man ist es spät! Was hast du solange getrieben?" - "Ach, bloß verschiedene Seiten besucht... Ich hatte schon so lange nicht mehr die Möglichkeit dazu." Christoph schien mir nicht mal richtig zuzuhören und nickte nur abwesend. "Ja, es ist ein sehr gutes Gerät. Und du kommst ganz alleine damit zurecht?" Verwundert betrachtete ich ihn, er antwortete mir zwar, doch schien er gleichzeitig im Stehen zu schlafen. "Ich hatte mal Informatikunterricht und da hatten wir sehr ähnliche Programme, also geht alles problemlos, aber danke." Christoph schnitt geistesabwesend seine Semmel auseinander und belegte sie sich. Ich konnte meine Neugierde nicht länger zügeln, also sprach ich ihn einfach an. "Sag mal, wenn du schon so lange schlafen wolltest, warum lümmelst du dann in der Küche herum?" Christoph zuckte mit den Achseln. "Schlafprobleme.", antwortete er schlicht. Ich war nach dem witzigen Chat gut aufgelegt und wollte auch Christoph helfen, also erkundigte ich mich hilfsbereit: "Und weißt du was dich vom Schlafen abhält?" Christoph blickte sie mürrisch an. "Nein.", kam die knappe Antwort. "Ist es vielleicht zu heiß in deinem Zimmer, oder hast du irgendein aufwühlendes Buch vor dem Schlafengehen gelsen, oder vielleicht ist dein Magen zu voll?", erkundigte ich mich, mit einem Deut auf die halbe Semmel in seiner Hand. Als er stur schwieg, wollte ich eben weitere mögliche Gründe aufzuzählen als Christoph sich unvermutet umdrehte und mich grob anfuhr: "Hör doch auf! Bitte hör auf damit, das hilft nichts! Glaub mir ich weiß das!" Ich wollte so schnell nicht aufgeben, schließlich wollte ich ihm doch helfen. "Warum? Hast du es schon länger? Vielleicht ist das irgendwie krankhaft, wenn du das schon seit Jahren hast hat das vielleicht irgendwelche tiefenpsychologischen Gründe..." Auf einmal sackte Christoph vor mir in sich zusammen, eben hatte er mich noch angefahren, doch jetzt schien er alle Energie verloren zu haben. "Lass das.", sagte er schwach, "Deine Fragen sind ja gut gemeint, aber sie helfen mir nicht weiter, verstehst du? Ja ich leide jetzt schon seit ein paar Monaten an Schlafproblemen, aber das ist nicht weil ich einen Knacks oder sonst was habe. Bitte, lass mich einfach in frieden, sonst machst du es nur schlimmer." Verständnislos sah ich ihn an. "Kannst du, oder willst du nicht verstehen?", fragte er mich vollkommen erschöpft. "Christoph es tut mir Leid, aber ich hab..."- "Verdammt, du bist es die mich um den Schlaf bringt! Kapierst du nicht? Ich zerbreche mir stundenlang den Kopf darüber, wie ich dir zeigen kann, wie viel du mir bedeutest, verflucht noch mal, ich bin ein besserer Mensch geworden! Ist dir das überhaupt aufgefallen?", ich war unfähig zu antworten, doch Christoph fuhr einfach fort. "Nein, natürlich nicht! Du hast die ganze Zeit nur Augen und Ohren für Julian, ausgerechnet, Und die knappe Zeit die dir noch über bleibt, verbringst du mit Paul, und in Zukunft wahrscheinlich vor deinem Computer! Wie wäre es wenn du Julian einfach an Jill abtreten würdest und den anderen Leuten in deinem Umfeld und auch mir wieder mehr Zeit widmen würdest, dann wären alle glücklich!" Entgeistert starrte ich ihn an, ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so tief für mich empfand und irgendwie tat es mir gut, nach so langer Zeit wieder Zuneigung zu bekommen, trotzdem ärgerte es mich, was er von mir verlangte. "Das wären sie nicht, ich wäre unglücklich ohne Julian und er ohne mich, und Jill will doch gar nichts mehr von ihm, das ist vorbei zwischen den beiden.", erklärte ich ihm um Fassung ringend, manchmal wünschte ich mir in solchen Situationen Julians Gelassenheit oder Christophs Collness, dann wäre es so oft einfacher für mich. Doch Christoph schien wenig beeindruckt, im Gegenteil, er lachte kalt. "Natürlich! Komm doch runter von deinem rosa Wölckchen! Wann hast du dich zum letzten Mal mit Julian verabredet? Und ich meine damit nicht ihn zufällig auf der Straße begegnen. Na? Du kannst dich nicht erinnern! Aber wann auch immer ich in den Straßen spazieren gehe, kommt mir ein anderes Pärchen entgegen.. und wer ist das? Na Julian und Jill! Welch Überraschung!" Sein ätzender Ton tat mir furchtbar weh und noch mehr der Gedanke, das er genau das aussprach, was mich ebenfalls beunruhigte. Doch wollte ich mir das nicht anmerken lassen. "Ich danke dir für deine Sorgen um mich, doch das ist nicht nötig. Ich habe mit Julian gesprochen und ich kann ihm vertrauen. Er ist kein Mensch der sich des Nachts in fremde Zimmer schleicht um die Bewohner zu belästigen.", zu meiner Überraschung klang ich überzeugender als ich mich fühlte, ich glaubte ja selber nicht was ich da sagte. Aber es zeigte Wirkung auf Christoph, er räumte den leeren Teller in die Abwasch und wand sich zum Gehen. "Es tut mir Leid. Vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen. Ich werde mich nicht mehr einmischen." Und schon war er aus der Türe verschwunden. Hilflos blieb ich in der Küche stehen. Ich blickte minutenlang gedankenverloren in diesen großen Raum, ohne wirklich konkrete Gedankenzüge zustande zu bringen. Irgendwann riss ich mich mit Gewalt aus meinen tristen Gedanken. Ich blickte noch mal in die Küche und musste mir eingestehen, dass mir mein Appetit mittlerweile endgültig vergangen war. Ich machte kehrt und ging auf mein Zimmer und legte mich endlich in mein Bett. Wenigstens hatte Christoph mit seinem Geständnis eines erreicht: heute Nacht lag er nicht alleine wach...

Am nächsten Morgen wurde ich durch leises Klopfen an meiner Türe geweckt. Müde rieb ich mir die Augen, zuerst bekam ich einen schrecken, dass ich verschlafen hatte, als mir einfiel, dass wir ja heute frei hatten. Ich warf einen Blick auf die Uhr, es war gerade mal halb zehn, ich hatte vielleicht gerade mal drei Stunden geschlafen. Mürrisch, wer mich schon so früh weckte rief ich "Herein". Die Türe öffnete sich und Isabella trat ein, sie knickste kurz vor mir und kündigte dann den Besuch von einem Fräulein Namens Jill, dass unten wartete und gleich heraufkommen wolle, an. Mich traf der Schlag, ich musste schrecklich aussehen. Ohne Isabella weiter zu beachten stürmte ich ins Bad. Ich hatte mir gerade mal kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt als es schon wieder an der Türe klopfte.

Kapitel48

Hallo ihr Lieben!
 

Damit ich nicht wieder zu lange auf mich warten lassen, lade ich gleich ein neues Kapi hinauf.

Danke erstmals für die netten Kommis wieder...:)

und vielleicht habe ich ja doch einen kleinen Hang zum Sadismus *gg* aber dafür bekommt ihr gleich wieder etwas...
 

au revoir und viel vergnügen, euer silberengel!
 

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Schnell huschte ich zurück in mein Zimmer und wollte gerade in meinem Schrank nach etwas Anziehbarem suchen, als bereits die Türe aufging. Verzweifelte hielt ich mir ein T-Shirt über meinen rosa farbenen Schlafanzug, jedoch mit wenig Erfolg. Was sollte sie nur tun? Wie peinlich es doch war in einem Nachtgewand gesehen zu werden. Schließlich fiel mir wieder ein, dass es sich bei dem Besucher nur um Jill handelte. Was kümmerte es sie schon, wie ich aussah.

"Guten Morgen Lea. Ich wollte ...." Erst jetzt bemerkte sie, dass ich noch nicht angekleidet war. Verlegen blickte sie zu Boden und räusperte sich. "Wenn du willst, komme ich später noch einmal." Irgendwie tat sie mir sofort leid und ich lächelte sie aufmunternd an. "Nein, bleib ruhig hier und sag mir, was du sagen wolltest." Noch immer widerwillig setzte sich Jill auf einen Sessel und ich musste neidisch feststellen, dass sie dies auf elegante Weise machte. Langsam riss ich meinen Blick von ihr und setzte mich im Schneidersitz auf meine Bettdecke. Ein Schweigen breitete sich aus und ich bemerkte, dass Jill förmlich nach den richtigen Worten suchte. Was wollte sie mir nur sagen? Unfreiwillig erinnerte ich mich an die Szene, als ich sie gemeinsam mit Julian getroffen hatte.

Neugierig geworden seufzte ich. "Also, was wolltest du mir sagen? Ist etwas passiert?" Wiedereinmal senkte sie ihren Blick und erweckte meine Interesse. Mit zittriger Stimme begann sie ihren Vortrag.

"Lea, ich weiß nicht, wie es passieren konnte. Es geschah einfach ohne, dass ich darauf Einfluss nehmen konnte. Naja, du weißt sicher von Julian, dass ich vor kurzem eine Beziehung hatte, die nun zu Ende ist." Zustimmend nickte ich. Zögernd sprach sie weiter. "Ich war am Ende, aber zum Glück hat mir Julian seine Hilfe angeboten. Er ist einfach der netteste Junge, den ich kenne."

Während Jill dies erzählte, bekam ich ein flaues Gefühl im Magen. Worauf wollte sie hinaus? "Das weiß ich schon, aber warum erzählst du es mir?" Plötzlich begann sie zu schluchzend und auch einige Tränen zierten ihre sonst so fröhlichen Augen. Aus Reflex reichte ich ihr ein Taschentuch, das auf meinem Nachtkästchen stand. Als sich Jill ein wenig beruhigt hatte, erzählte sie weiter. "Ich erzähle es dir, weil ich finde, dass du es wissen solltest, auch, wenn du nie wieder mit mir sprechen wirst. Also, als du und Julian diesen Streit hattet, sind wir anschließend ins Kino gegangen. Er war so wütend auf dich und verletzt. Ich wollte ihn trösten, so wie er es bei mir getan hatte. Der Film interessierte ihn nicht wirklich, also beschlossen wir früher zu gehen und setzten uns auf eine Parkbank. Ich habe gespürt, dass er nicht darüber reden wollte, dennoch versuchte ich es mit besänftigenden Worten. Schließlich nahm ich ihn auch in die Arme und wir sahen uns in die Augen. In diesem Moment walten alte Gefühle für ihn wieder auf und ich habe ihn geküsst. Es tut mir so leid, Lea. Ich konnte nicht anders und er brauchte jemanden, der ihn Kraft gab. Ich weiß auch nicht, wie ich das rechtfertigen soll." Geschockt saß ich auf meinem Bett und hörte Jills Stimme aus der Ferne. War dies nur noch ein böser Alptraum? Das musste es sein. Wie um mich zu überzeugen, kniff ich in meinen Arm und spürte den Schmerz und das Pochen. Es war also die Wirklichkeit. Die Erkenntnis traf mich tief im Herzen.

Wütend blickte ich Jill ins Gesicht und wünschte mir, dass sie nie aufgetaucht wäre. "Was meintest du mit alten Gefühlen? Liebst du ihn noch?" Die Antwort schon vermutend, sammelte ich all meine Kräfte. Die Luft fühlte sich stickig und abgenutzt an. Noch immer wartete ich auf eine Antwort bis sich Jill aus ihrer Starre löste. Entschlossen und schuldig hielt sie meine Augen mit ihren gefangen. "Ja, das tue ich noch." Keine anderen Worte hätten mich so geschockt, wie es diese taten. Wie ging es nun weiter? Würde Julian sie verlassen, wenn er von Jills Gefühlen wusste? Eine plötzliche Kälte ließ mich erschaudern. Plötzlich fielen mir Christophs Worte wieder ein. "Wann hast du dich zum letzten Mal mit Julian verabredet? Und ich meine damit nicht ihn zufällig auf der Straße begegnen. Na? Du kannst dich nicht erinnern! Aber wann auch immer ich in den Straßen spazieren gehe, kommt mir ein anderes Pärchen entgegen.. und wer ist das? Na Julian und Jill!" Empfand Julian vielleicht das selbe wie Jill?

In meinen Gedanken versunken bemerkte ich Jill nicht. Sie kam auf mich zu und strich beruhigend über meinen Arm. Ihre noch immer feuchten Augen sahen mich mitfühlend an, so als ob sie bereits wüsste, dass Julian mich verlassen würde. Schockiert über ihr Mitgefühl, rüttelte ich mich frei von ihr. "Geh! Ich will dich nie wieder sehen. Julian liebt mich und nicht dich. Wir sind ein Paar und daran wird sich nichts ändern!" Den letzten Satz hatte ich geschrieben. Jill schüttelte nur ihren Kopf und ich konnte leise hören, wie sie murmelte. "Bist du dir da so sicher, Lea?" Diese falsche Schlange! Nahm sich die Frechheit und erklärt mir, dass sie meinen Freund liebt und er mich deshalb verlassen würde. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen, stand ich auf und öffnete meine Türe, damit Jill verschwinden sollte. Als diese das Zimmer verlassen hatte, brach ich weinend zusammen.
 

Was sollte jetzt nur geschehen? Den ganzen Tag hatte ich mir die Frage gestellt. War Jill eine Bedrohung für unsere Beziehung? Die Antwort war ein eindeutiges "Ja". Vielleicht sollte ich mit Julian reden und ihn um Verzeihung bitten? Das erschien mir logisch und ich griff nach meinem Handy. Nervös wählte ich seine Nummer und hörte es klingeln. Einmal. Zweimal. Doch anstatt, dass er abhob, meldete sich seine Sprachbox. Entmutigt legte ich das Handy wieder weg und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Warum hob er nicht ab? Hatte er genug von mir oder war Jill gerade bei ihm? Anstatt mich unbekümmert hinzusetzen, machte ich mir Gedanken, was er alles mit ihr anstellen konnte. Würde er sie betrügen?

Über mich selber verärgert, dass ich schon wieder eifersüchtig reagierte, ging ich zu meinem Pc. Wahrscheinlich würde ein wenig Ablenkung mir genügen. Wie schon am Vortag logte ich mich im Internet ein und betrat den Chat. Vielleicht würde mir das helfen? Die Gespräche, die hier geführt wurden, erschienen mir wenig intelligent und so wollte ich gerade gehen, als ich von Mister Universe angesprochen wurde.
 

MU: Hallo, schön dich wieder zu sehen. Wie geht es dir denn? Ich halte schon die ganze Zeit Ausschau nach dir.

LP: Hier bin ich. Es geht mir nicht so besonders. Aber das ist eine langweilige Geschichte und die will ich dir nicht antun.

MU: Macht ja nichts. Ich liebe langweilige Geschichten. Es gibt nichts schöneres.

LP: Es geht um meinen Freund. Seine Ex hat mir heute erklärt, dass sie ihn immer noch liebt und ihn wiederhaben will. Jetzt bin ich ratlos.

MU: Vielleicht solltest du mit ihm reden.

LP: Das wollte ich auch schon, aber er geht nicht an sein Handy. Jetzt weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.

MU: Kopf hoch, so ein liebes Mädchen wie du, sollte nicht deprimiert sein. So gefällst du ihm bestimmt nicht, oder?

LP: Ja, du wirst recht haben. Wenn ich herumrenne, wie eine Vogelscheuche, dann wird er sich sicher für die andere entscheiden. Danke fürs Zuhören, aber näher will ich darauf nicht eingehen. Ich kenne mich selber nicht ganz auf.

MU: Gern geschehen, aber falls du vielleicht doch darüber reden möchtest, dann bin ich für dich da.
 

Das Gespräch setzte sich bis tief in die Nacht fort. Wie sprachen über alles mögliche und ich begann Gefallen am Verborgenen zu finden. Einem völlig Fremden von seinen Problemen zu erzählen, ließ mich das ganze aus einer neuen Perspektive sehen. Ich beschloss noch einmal bei Julian anzurufen und falls es nicht funktionierte, würde ich eben morgen zu ihm gehen und mit ihm persönlich sprechen.

Glücklich endlich einen Weg gefunden zu haben, was ich jetzt machen sollte, ging ich ins Bett und schlief nach der letzten schlaflosen Nacht sofort ein.

Kapitel49

Morgen!
 

Oh das freut mich aber, dass ihr mir so zahlreiche Kommis geschrieben habt...und das ich wieder wen neuen hinzubekommen habe, der gleich eine kleine Diskussion ausgelöst hat :) klasse...
 

ich weiß, dass Lea vielleicht ein wenig komisch reagiert, aber tja... ich kann garantieren, dass sie ihre verrückte phase sein lässt und irgendwann wieder normal wird..sofern ein mensch normal sein kann *gg*
 

so.. und jetzt kommt der nächste teil.....

viel vergnügen und au revoir, euer silberengel!
 

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Genau, wie ich es am Abend vorgehabt hatte, ging ich zu Julian. Oder besser gesagt wurde ich von unserem Cheuffeur hingefahren. Ich stieg aus der Limousine und klingelte an der Tür. Ich wollte endlich Klarheit über Jill und den Kuss. Ich hatte einen fürchterlichen Traum und der ließ mich in meinen Gedanken nicht mehr in Ruhe. In meinem Traum hatte mich Julian verlassen und ist wieder mit Jill zusammengekommen! Schrecklich! Noch dazu hat Alex mit Paul Schluss gemacht und ist mit Christoph zusammengegangen! Völlig absurder Traum! Ich und mein bester Freund wurden verlassen und die schrägsten Pärchen kamen da heraus! Auch konnte ich mich an Tina erinnern, die in ein Kloster kam. Das passte nun überhaupt nicht zu ihr!

Ein Buttler machte mir auf und begrüßte mich mit einem Grinsen. Er kannte mich bereits und sagte mir, wo Julian zu finden war. Er war im Garten. Ich schritt hinaus zu ihm und sah, wie er irgendetwas in ein Blumenbeet pflanzte. Ich dachte noch kurz im Moment, ob ich Gärtner Ferien hatte, weil Julian das selbst erledigte. Meine Güte! Was war denn das für ein Stuss, der da in meinem Kopf herumspukte!?

Ich blieb knapp hinter ihm stehen und wollte mich gerade bemerkbar machen, als Julian mich begrüßte. "Hallo Lea!" Überrascht war ich schon. Woher wusste er denn, dass ich es war? War doch so leise. Schließlich fragte ich ihn. Mit einem Lächeln im Gesicht drehte er sich zu mir um und stand auf. Er wischte sich mit seinem Arm über die Stirn und streifte anschließend die verdreckten Blumenhandschuhe aus. "Ich wusste es, weil du eine eigene Art hast zu gehen! Ich hab dich gehört!" Er wollte sich zu mir runterbeugen, um mir einen Begrüßungskuss zu geben, aber ich blockte ab.

"Was ist los?" Pah! ER fragte MICH, was los sei!? Tut so, als ob nix gewesen wär! So ein elender Lügner! "Da fragst du noch?!?!", fuhr ich ihn scharf an. Meine Wut kam wieder ans Licht. Eigentlich wollte ich es in Ruhe angehen lassen und ihm eine Chance geben es mir von alleine zu erzählen, aber ich hatte einfach keine Geduld! Verwundert blickte er mir in meine Augen und sah mich mit einem fragenden Blick an. "Was ist denn?" "Wie war denn dein DATE mit JILL???" Kurz schaute er etwas entsetzt zu mir, bevor er sich abwandte und mir nicht mehr in die Augen sehen konnte. Also doch!! Jill hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt!

Julian ballte die Fäuste und biss sich auf die Lippen. "Es war kein Date...." "Das ist ja jetzt total egal, was das war! Weißt du, sie war gestern bei mir!" Wieder war mein Freund überrascht über diese Aussage. "wie bitte?" "Ja, du hast richtig gehört! Sie war bei mir und hat mir sooooo verständnisvoll von eurem VERSEHENTLICHEN Kuss vorgeschwärmt!! Ist das nicht ausgesprochen nett von ihr?" Ich strotzte nur so von Sarkasmus! Ich tobte! Ich war so wütend und gleichzeitig so traurig, mit einem Gemisch aus Furcht! "Lea, ich ......!" "Ah!" Ich streckte meine Hand aus, und gab ihm somit ein Zeichen den Mund zu halten. Ich war gerade so schön in Fahrt, dass er mich nicht unterbrechen sollte. Klar, er verdiente eine Aussprache mit mir, aber bevor ich ihm die Gelegenheit gab, mir alles aus seiner Perspektive zu erklären, musste ich noch mal Salz in die Wunde streuen. "Jetzt streit es nicht ab!!" "Will ich doch gar nicht!" "Also gibst du es zu!?" "Nein, ich meine....ja!" Seine Stimme wurde immer leiser. "Ich wollte das nicht! Das war eine sehr blöde Situation! Ich....sie war so unendlich traurig und ehe ich mich versah, küsste sie mich!" Gut, das hatte Jill auch gesagt, aber WAS hatte er in dem Moment gefühlt? Im Grunde war er ja unschuldig, solange er ...... "Hast du ihn erwidert?" "......" Stille! STILLE!!!! Das sagte ja wohl alles! "Also hast du....." ,beantwortete ich seinen Satz. Ein stummes Nicken war Antwort genug, um mein Herz erneut bluten zu lassen. Wieso musste das auch nur mir passieren? Auf einmal ging es mir gar nicht mehr gut und mir wurde kotzübel. Meine Wut wurde durch Trauer ersetzt und ich drohte jeden Moment vor ihm heulend zusammenzubrechen. Meine Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich brachte mühselig und wütend "Hat es dir wenigstens gefallen?", heraus, bevor ich losheulte. Verdammt noch mal! Warum musste diese blöde Kuh nur in meinem Leben auftauchen?! Hätte sie nicht dort bleiben können, wo sie war? Ich hasste sie! Ich hasste sie dafür, dass sie mit Julian geschlafen hatte! Ich hasste sie dafür, dass er sie deswegen niemals vergessen würde! Und ich hasste sie für ihr tolles Aussehen! Sie war einfach zu perfekt für mich!

Langsam schwand die Hoffnung, dass Julian bei mir bleiben würde und die Angst stieg, dass sich mein Traum erfüllen würde! Wozu sagte man denn ,Träume werden wahr'? So ein Schwachsinn!

Julian kam zu mir und wollte mich beruhigen. Er sagte dauernd Jill würde ihm nichts bedeuten, aber dass er den Kuss auch noch erwidert hatte, das war einfach zu viel! Wieso hatte er das nur getan, wenn ihm Jill nichts mehr bedeuten würde?

Was wäre denn gewesen, wenn Jill nicht bei mir aufgetaucht wäre? Hätte Julian mir das verschwiegen? Wie sollte ich ihm denn noch trauen? Konnte ich seinen Worten noch Glauben schenken?

Mein Schluchzen übertönte die vergeblichen Versuche von Julian mit mir zu reden. Ich glaubte er mich trösten und alles erklären, dass alles halb so schlimm sei. Pah! Das konnte er sich sonst wohin stecken!

Ich schlug seine Hand weg und lief zurück zum Haus zu unserem Auto. "Nach Hause!", befahl ich dem Mann der am Steuer saß und schon quietschten die Reifen. Ich sah Julian noch aus dem Haus laufen und wie er mir hinterher sah. Aber das war mir so egal! Sollte er doch ein schlechtes Gewissen haben! Sollte er doch dran krepieren! Mir so weh zu tun! So was hatte nicht mal Christoph oder diese Schnepfe Tina verdient!

Zu Hause schloss ich mich in mein Zimmer ein und wollte niemanden mehr sehen. Ich heulte wieder mal stundenlang in mein Kissen, bevor ich mich entschloss unter die Dusche zu springen. Das Wasser hatte mir gut getan. Ich fühlte mich frischer, aber doch lag ein Gewicht auf meinem Herzen, dass meine Laune noch immer im Keller war. Ich hatte noch nie vorher Liebeskummer oder etwas in der Art gehabt, aber durch die Filme, die ich immer sehe, wusste ich, dass ich mich ablenken sollte. Konfrontationstherapie wollte ich mir nicht antun. Da wünschte ich mir lieber jemanden an meiner Seite, bei dem ich mich ausweinen konnte. Also wollte ich mir keine Schnulzen ansehen und müde war ich auch nicht. Mir ging es einfach nicht gut und plötzlich lachte mich mein PC an. Ich beschloss ihn mal einzuschalten und einen kleinen Blick zu riskieren, ob MisterUniverse da war.

Ich loggte mich wieder ein und kurz darauf wurde ich schon angesprochen.

MU: ,Hi!'

LP: ,Hallo!'

MU: ,Du klingst ja nicht gerade begeistert mich zu sehen!'

LP: ,Das stimmt nicht...'

MU: ,Kommt mir aber trotzdem so vor! Is schon wieder was nicht in Ordnung?'

LP: ,Muss ich darüber reden?'

MU: ,Vielleicht geht es dir ja dann besser?'

LP: ,Vielleicht.....ich denk drüber nach!'

MU: ,Gut!'

LP: ,Willst du mir nicht was erzählen? Hast du denn keine Probleme?'

MU: ,Doch! Genug!'

LP: ,Magst du mir nicht was davon erzählen?'

MU: ,Wieso sollte ich?'

LP: ,Weil du mir damit eine Freude bereiten kannst!?'

MU: ,Du erfreust dich an dem Leid anderer? ^^

LP: ,Du weißt doch genau, wie ich das meine!'

MU: ,Schon gut! Aber ich wollte dich nicht eifersüchtig machen!'

LP: ,Wieso eifersüchtig? Hätte ich denn Grund dazu? Gg

MU: ,Ja, hättest du!'

LP: ,Dann überprüf, ob ich wirklich eifersüchtig werde!'

MU: ,Auf deine Verantwortung!'

LP: ,Mach mich nicht so neugierig!'

MU: ,Aaaalso gut! Da gibt es dieses Mädchen ^^

LP: ,Und weiter?'

MU: ,Ich bin voll in sie verknallt!^^

LP: ,Das ist doch schön!'

MU: ,Da gibt´s nur ein kleines Problem!'

LP: ,Welches?'

MU: ,Sie hat einen Freund und kann mich nicht ausstehen!'

LP: ,Das ist allerdings ein Problem!'

MU: ,Sag ich ja!'

LP: ,Na wenigstens kann sie dich dann nicht hinter deinem Rücken mit einem anderen rumknutschen!'

MU: ,Wieso? Hat dein Freund mit einer anderen rumgemacht?'

LP: ,Ja....er hat seine Ex-Freundin geküsst!'

Plötzlich hörte man Christoph im Stiegenhaus "Juhuuu!!!" brüllen. Was hatte den der auf einmal?

MU: ,Das is schlimm....'

LP: ,Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll!'

MU: ,Da kann ich dir auch nicht helfen! Wie hast du das mit dem Kuss herausgefunden?'

LP: ,Seine Ex-Freundin ist gestern zu mir gekommen und hat es mir erzählt! Sie hat auch gesagt, dass ihre Gefühle für meinen Freund bei ihr wieder erwacht wären!'

MU: ,O.o! Das heißt?'

LP: ,Na was wohl? Sie will ihn wieder haben und glaubt auch noch, dass sie ihn bekommt!'

MU: ,Weiß denn dein Freund, dass du von dem Kuss weißt?'

LP: ,War heut bei ihm und hab ihn zur Rede gestellt! Er hat ihn sogar erwidert.....'

MU: ,Mistkerl! Der hat dich nicht verdient!'

LP: ,Das ist lieb von dir, aber es tut trotzdem weh!'

MU: ,Kann ich gut verstehen! Was wirst du denn tun?'

LP: ,Ich weiß es ja nicht....ich glaube ich werde abwarten......'

MU: ,Würde ich nicht tun! Dann ergreift nämlich das andere Mädchen ihre Chance und schnappt ihn dir weg!'

LP: ,Glaubst du? Aber ich brauch mal meine Ruhe! Ich muss in Ruhe nachdenken und abwarten! Er soll gefälligst zu mir kommen und sich entschuldigen! Das hat er nämlich immer noch nicht getan!'

MU: ,Er hat sich nicht bei dir entschuldigt?

LP: ,Nein!'

MU: ,Ich sag ja! Der ist nichts für dich! Such dir jemanden anderen!'

LP: ,Wen denn?'

MU: ,Gibt´s denn niemanden in deiner Nähe, der dich liebt?'

LP: ,Doch....'

MU: ,Wen denn?'

LP: ,Meinen Stiefbruder!'

MU: ,Und? Wie findest du ihn?'

LP: ,.....keine Ahnung!'

MU: ,Wie meinst du das?'

LP: ,Ich finde ihn eigentlich ganz süß!'

Kapitel50

Hallo an alle!:)
 

Es freut mich, dass wieder so oft auf die geschichte zugegriffen wurde.... daraus schließe ich, dass es viel mehr Leser gibt, als ich Kommis bekomme, aber das ist egal...
 

danke meinen "stammkommi-schreibern" ;) ihr seid spitze und es macht mir immer wieder freude, dass euch meine kapiteln gefallen...merci,merci,merci :)
 

genug gelabbert.. ich hoffe, dass euch dieser teil auch wieder gefällt.

viel vergnügen und au revoir, euer silberengel!

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Lea zuckte zusammen, als es irgendwo in der Wohnung laut rummste. Schön langsam reichte es ihr. Was führte Christoph heute schon wieder auf? Um die Ruhe wieder herzustellen beschloss sie, zu dem Störenfried zu gehen und ihn zurecht zu weisen. Sie vergewisserte sich, dass Mister Universe noch nicht geantwortet hatte und stampfte wütend aus ihrem Zimmer.

Betont ruhig klopfte sie an die Türe und machte sie auf. Christoph lag am Boden und rieb sich den schmerzenden Kopf, unter ihm sein anscheinend umgekippter Sessel. Als er sie sah sprang er ruckartig auf und stellte sich so, als wolle er etwas hinter sich vor Lea verstecken. "Was kann ich für dich tun?", fragte er halb verkrampft, halb überglücklich vor Freude, dabei jedoch darauf bedacht, ihre Augen mit seinen zu fixieren, damit sie ja nicht wegschaute. Lea ignorierte seine Frage und versuchte an der Seite an ihm vorbei zu schauen. Jedes Mal verstellte ihr Christoph gleich wieder den Blick, jedoch hatte sie für den Bruchteil einer Sekunde erkannt, dass sein Computer aufgedreht war. Auf einmal ging ihr ein Licht auf. Christoph schien die Veränderung in ihrem Gesicht zu verstehen und wurde kreide bleich im Gesicht. Lea kämpfte mit sich selbst, um den Grinser zu unterdrücken, der sich an die Oberfläche kämpfen wollte. Sie war fest davon überzeugt, dass sie Christoph beim Surfen auf "pikanten Seiten" erwischt hatte... Als Christoph erkannte, dass sie nicht über ihn herfallen würde atmete er erleichtert auf. Zwar schien er etwas verwundert, doch Lea war zu sehr damit beschäftigt ihn nicht auszulachen, als dass sie das gemerkt hätte. Sie beschloss ihm den Gefallen zu tun, ihn nicht bloßzustellen und so zu tun als hätte sie sein "Geheimnis" nicht durchschaut. Also wandte sie sich zur Türe und ging. "Es hat sich erübrigt. Ich will dich auch nicht weiter stören... was immer du auch treibst... tust, ich meinte tust!" Und schon war sie zur Türe hinaus und lief die Stufen in ihr Zimmer hoch, mittlerweile musste Mister Universe sich schon wundern...

MU: Bist du noch da?

LP: Ja, ja, die Verzögerung tut mir Leid, ich war nur gerade auf einem Sprung bei meinem Stiefbruder.

MU: Und, wie geht's ihm? Erzähl doch etwas von ihm.

LP: Nun ja, ich glaub ich habe ihn eben dabei erwischt, als er auf einer ... ähem... nicht jugendfreien Seite war.

Durch ihre offen gelassene Zimmertüre hörte sie wie Christoph laut aufstöhnte, obwohl es mehr gequält als glücklich klang, doch dann lachte er auf einmal laut los. Lea stand halb geekelt, halb fasziniert auf, doch als sie keine weiteren Geräusche hörte schloss sie ihre Türe.

MU: Ähm... ich weiß nicht was ich dazu sagen soll...

LP: Kann ich verstehen, ich musste den Schock nur mit jemandem teilen, du musst wissen, dass ich fast alle Geräusche die er macht höre... und gerade eben hat er sogar laut gestöhnt...

MU: Ach, du hörst das??

LP: Ich hatte meine Zimmertüre offen, damit es nicht so heiß wird.

MU: Hoppala

LP: Wem sagst du das, stell dir vor, er wüsste, dass ich von dieser peinlichen Aktion weiß! Aber genau solche Dinge sind es, wegen denen ich mit Julian gehe und nicht mit ihm.

MU: Aber hast du die Seite denn wirklich gesehen?

LP: Nein, aber er hat krampfhaft versucht sie vor mir zu verstecken...

MU: Vielleicht tut er etwas anderes was du nicht sehen sollst

LP: Zum Beispiel?

MU: Was weiß ich, vielleicht chattet er mit einem lieben Mädchen?

LP: Glaub ich nicht, warum sollte er das geheim halten??

MU: Vielleicht ist es ihm peinlich...

LP: Nein, dem ist so schnell nichts peinlich

MU: Sehr viel hälst du wohl nicht von ihm...?

LP: Nein, er hat sich in letzter Zeit gewaltig gebessert.

MU: Dann wird vielleicht doch noch was aus euch beiden?

LP: Wer weiß das schon. Aber jetzt reden wir schon wieder von mir! Erzähl mir etwas von deiner Angebeteten!

MU: Sie ist wunderschön, obwohl sie das nicht zugeben will, sie hat nämlich enorme Zweifel an sich selbst. Außerdem ist sie witzig und gutherzig, sie hat mir schon so manchen Blödsinn verziehen, aber trotzdem ist sie unberechenbar und kann von einer Sekunde zu anderen furchtbar aufbrausen. Aber genau das alles reizt mich so an ihr!

LP: Witzig, sie erinnert mich sehr an mich selbst.

MU: Tatsächlich...?

LP: Ja, aber ich finde es schön wie sehr du für sie schwärmst! Wenn sie einen Funken Verstand hat, wird sie sich für dich entscheiden.

MU: Ihr Freund ist aber so ein richtiger Strahlemann...

LP: Ach, wer will die schon? Eine Frau will erobert werden, und ich zum Beispiel sehne mich manchmal sogar nach einem richtigen Bösewicht...

MU: Und ist dein Freund einer?

LP: Haben wir nicht gesagt nicht mehr über mich zu sprechen?

MU: Schon gut, schon gut

Lea blieb noch lange beim Computer sitzen und chattete mit Mister Universe. Erst als es draußen schon dunkel war und ihre Augen zu schmerzen begannen konnte sie sich endlich von ihm trennen. Von einer schon lange nicht mehr dagewesenen Zufriedenheit erfüllt ließ sie sich auf ihr Bett fallen und schloss die Augen um sich besser ihren Gedanken hinzugeben. Es hatte ihr gut getan endlich wieder vernünftig mit jemandem reden zu können, ohne Eifersucht oder Streit. Überhaupt schaffte es Mister Universe immer wieder, sie von ihren Sorgen abzulenken oder ihr sogar zu helfen. Wie er wohl in Wirklichkeit hieß? Irgendein schöner Name... hundert prozentig... Vielleicht Lukas, oder Benjamin... und wie er wohl aussah? Von seinem Namen her gab es in ihren Augen zwei Mäglichkeiten: entweder war er ein zu klein geratenes Kerlchen, das mit seinem Namen über seine Größe und seine Komplexe hinweg täuschen wollte, oder ein großer Junge, der sich nicht zu verstecken brauchte. Immerhin wusste sie, dass er siebzehn war... falls er kein alter Kinderverschlepper war, der sie zu täuschen versuchte... aber nein, alles was Mister Universe war viel zu real und herzlich, als dass er ein geisteskranker alter Mann sein könnte. Aber wenn er wirklich groß und gutaussehend war, warum hatte er dann kein Glück beim Mädchen seiner Träume? Er hatte ja sogar gesagt, dass sie ihn hasse... Warum bloß? Sie hatte vergessen ihn zu fragen. Auf einmal wurden ihr die ganzen Parallelen bewusst und sie musste schmunzeln. Sowohl Christoph als auch Mister Universe waren hoffnungslos in ein vergebenes Mädchen verliebt, und Mister Universe Mädchen, war ihr selbst so ähnlich... Vielleicht konnte sich Mister Universe dann auch in sie verlieben? Mit einem Mal kam ihr wieder, was Mister Universe geantwortet hatte, als sie ihm von Christoph erzählte: vielleicht chattete er mit einem netten Mädchen?! Hatte er sie schon überwunden? Sogar schon eine neue Flame gefunden? Lea musste sich eingestehen, dass ihr der Gedanke einen Stich versetzte. Aber das war doch unfair Christoph gegenüber! Eigentlich sollte Lea sich doch freuen, wenn er mit einer anderen glücklich wurde, aber in Wirklichkeit, wünschte sie sich, dass es nicht so war. Lea biss sich auf die Lippen, würde sie jemals von ihm loskommen? Wollte sie überhaupt von ihm loskommen?

Am nächsten Morgen wachte Lea spät auf. Verwundert stellte sie fest, dass sie noch in dem Gewand, das sie nach der Dusche angezogen hatte dalag, sie musste irgendwann eingeschlafen sein... Müde rieb sie sich die Augen. Heute war der letzte freie Tag und morgen würde die Schule wieder beginnen, was wiederum hieß, dass sie Julian wieder begegnete, vielleicht sogar Jill. Ein Schauer durchfuhr sie bei dem Gedanken. Sie warf einen Blick auf die Uhr, es war fast zwölf Uhr. Sie beschloss den Computer aufzudrehen und zu schauen, ob Mister Universe anwesend war. Gestern war er auch schin mittags dagewesen. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie noch nicht mal wusste, ob er noch zur Schule ging, oder bereits arbeitete. Wenn er zur Schule ging, hatte er gestern also auch frei, vielleicht gingen sie sogar auf die selbe Schule? Als sie so nachdachte, drehte sie den Computer auf und versuchte eine Internetverbindung herzustellen, doch immer wieder, wurde diese unterbrochen. Also verließ sie ihr Zimmer und machte sich auf die Suche nach Christoph.

Als sie ihm ihr Problem geschildert hatte, machte er den Vorschlag, sich ihren Computer anzusehen, während sie seinen benutzen durfte. Erleichtert doch noch ins Internet zu kommen stimmte sie zu und ging in sein Zimmer.

Nachdem sie etwa eine Stunde mit Mister Universe geplaudert hatte, der kurz nach ihr gekommen war, beschloss sie einmal schnell während sie auf Mister Universe Antwort wartete, nach oben zu schauen um zu sehen, wie es Christoph mit ihrem Computer ging. Eigentlich bezweifelte sie, das er was erreicht hatte, sonst hätte er sich doch schon protzend bei ihr gemeldet um sie aus seinem Zimmer zu vertreiben. Doch als sie ihre angelehnte Türe aufstieß, war nicht nur der Computer aufgedreht und Christoph beschäftigt etwas zu schreiben, als sie erkannte, auf welcher Seite er sich befand verschlug es ihr fast den Atem.

Kapitel 51

Bonsoir! :)
 

So... jetzt lade ich schnell für euch ein neues Kapi hoch...immerhin habt ihr mir wieder so fleißig kommis hinterlassen....und einen lolly ;) juhhu...
 

so viele sachen gehören meiner meinung nach belohnt...

hoffe, dass euch der neue Teil gefällt und das ihr wieder brav mitfiebert.
 

au revoir, euer silberengel! :)
 

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Geschockt stand Lea einige Sekunden in der Türe. Christoph hatte von ihrem Erscheinen nichts mitbekommen, zu sehr war er in sein Schaffen vertieft. Noch immer erstarrt, bemerkte sie, wie er sich am Kopf kratze und wartend dasaß. "Na komm schon, Little Princess." Seine Stimme drang von Ferne an ihr Ohr. Erst jetzt fiel ihr ein, dass Mister Universe auf eine Antwort von ihr warten musste.

Lautlos lehnte sie die Türe wieder zu und ging in Christophs Zimmer. Noch immer ratlos, was sie jetzt machen sollte, setzte sie sich vor den Computer und starrte auf den Bildschirm. Die Gedanken schossen ihr ihm Kopf herum. Christoph war Mister Universe, aber warum? Die Dreistigkeit, sie so auszuhorchen, hätte sie ihm nicht zugetraut. Wie konnte er nur?
 

MU: Little Princess? Bist du noch da?
 

Die Worte standen schwarz auf weiß auf dem Bildschirm. Was sollte sie nur antworten? Lea lachte verzweifelt. So hatte es ja kommen müssen, dachte sie sich. Jetzt hatte sie Christoph von Julian und Jill erzählt und ihm auch noch gesagt, dass sie in süß fände. Konnte man sich noch mehr erniedrigen? Eindeutig nein! Und schon wieder war Christoph daran verwickelt. "Nein, ich kann jetzt nicht mehr mit ihm reden.", sagte Lea zu sich selbst.

In diesem Moment wurden Schritte vor der Türe hörbar. Sie musste nicht aufzusehen, um zu bemerken, wer so eben den Raum betreten wollte. Schnell erhob sie sich und machte einige Schritte dem gang entgegen. "Lea? Ist alles in Ordnung bei dir? Ich warte schon die ganze Zeit auf dich. Habe mir schon Sorgen gemacht, dass dir etwas passiert sein könnte." Grinsend kam ihr Stiefbruder in sein Zimmer, erschreckte aber, als er sie so perplex im Raum stehen sah. "Was ist los?" Besorgnis war in seiner Stimme und Lea wurde beinahe schlecht von seiner Unschuldsmiene. Er wirkte so ehrlich, aber dennoch log er. Eine seiner Strähnen hing ihm ins Gesicht.

Als Lea ihm nicht antwortete, ging er auf sie zu, wurde aber gestoppt, als sie ihre Hand hob. "Nein, komm nicht näher. Komm nie wieder in meine Nähe. Du ekelst mich an!" Den letzten Satz presste sie wütend zwischen ihren Zähnen heraus. Hilflos stand der Junge ihr gegenüber und wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. "Ja aber was.." Wieder wurde er von ihr unterbrochen. "Das fragst du noch? Du elender Heuchler! Ich will dich nie wieder sehen!" Ohne ihn auch noch weiter zu beachten, verließ Lea sein Zimmer und eine Träne begann ihre Wange hinabzulaufen. Gerade als sie ihr eigenes Zimmer betreten wollte, wurde sie von einer Hand gepackt und umgedreht. Im Schwung stieß sie mit einer harten Brust zusammen. Erschrocken kreischte sie, gewann aber dann wieder ihre Fassung, als sie bemerkte, um wen es sich handelte. Christoph stand vor ihr und sah sie aufmerksam an. "Lea, was ist los mit dir? Was habe ich schon wieder getan?" Doch das Mädchen schwieg weiterhin. All seine Selbstwürde verlierend flehte er sie an. "Bitte sag es mir! Bitte." Die Verzweiflung sprach aus ihm, aber gleichzeitig klang seine Stimme wütend, eine Wut, weil er nicht wusste, was jetzt geschehen war.

Lea konnte ihn noch immer nicht in die Augen sehen. Die Erniedrigung war einfach zu stark.

Mit viel Geschickt versuchte sie sich aus seinen Armen zu befreien, doch seine Hände lagen wie Ketten um sie. "Sag es mir!" Sein Drängen wurde immer qualvoller. Was sollte sie nur machen?

"Lass mich los, ich will das nicht. Nimm deine Hände von mir, du Mistkerl!" Schluchzend übertönte ihre Bitte und ihr Körper begann zu zittern.

Die beiden waren sosehr miteinander beschäftigt, dass sie eine andere Person im Hintergrund nicht bemerkten. Wie ein Blitz schoss diese vor und schlug Christoph nieder. Mit weit aufgerissenen Augen musterte Christoph seinen Widersacher. "Was machst du hier, Julian?" Seine Augen sprühten Funken, aber dennoch entgegnete er Julian mit Gelassenheit. Lea stand abseits der beiden und konnte sich nicht rühren. "Was ich hier mache? Ich muss mit Lea sprechen, aber was machst du mit meiner Freundin in deinen Armen? Hast du es so nötig, dass du dich an die Freundin anderer schon ranmachst?" Der Satz hatte gesessen und Christoph sprang zornerfüllt wieder auf. "Das sagt gerade der richtige. Hast du nicht mit Jill herumgemacht?" Entsetzt fiel Julians Blick auf Lea. Was hatte sie ihrem Stiefbruder alles erzählt und warum? "Du schweigst, Julian? Nun, dann stimmt es also tatsächlich. Wie konntest du ihr das nur antun? Bedeutet sie dir so wenig? Ich würde es ihr nie antun! Sie hat etwas besseres als dich verdient!" Jetzt wurde es Julian zufiel und er packte Christoph am Kragen seines T-Shirts. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Das ist eine Sache zwischen Lea und mir und du hast darin nichts zu suchen. Ich weiß, dass es nicht fair ihr gegenüber gewesen war, aber ich wollte es ihr heute erklären. Verdammt, ich habe es nicht mit Absicht getan! Ich bin der letzte Mensch auf Erden, der einem Mädchen so etwas antun würde." Auf Christophs Gesicht wurde ein Grinsen sichtbar, obwohl er von Julian gehalten wurde. "Denkst du in echt, dass sie dir das abkaufen wird? Sie ist doch nicht so belämmert, um weiterhin mit einem Idioten und Triebgesteuerten zusammenzusein. Du hast sie nicht verdient!"

"Ach, und du schon?" Jetzt mischte sich Lea ins Gespräch ein, die bis jetzt geschwiegen hatte. Ihr Gesicht wirkte bleicher und sie schwankte leicht im stehen, aber ihre Augen sprachen tausend Wörter aus, die den beiden Jungs die Kehle zuschnürten. "Du bist nicht besser als er Christoph. Ich habe euch beiden vertraut, aber dennoch wurde ich beide Male enttäuscht. Ich dachte ehrlich, dass alles in Ordnung wäre in meinem Leben. Aber wahrscheinlich habe ich mich geirrt. Nie wieder in meinem Leben werde ich jemanden wieder vertrauen können und daran seid ihr beide schuld!" Tränen stiegen ihr in die Augen. Lange würde sie es nicht mehr aushalten.

Verdutzt ließ Julian Christoph los und beide standen ratlos vor ihr. Schließlich war es ihr Stiefbruder, der als erster die Sprache wiederfand. "Wenn das war ist, dann sage mir doch, wie ich dein Vertrauen missbraucht habe." Es kostete Lea fiel Disziplin, um ihm nicht ins Gesicht zu spucken. Er wusste es also noch immer nicht. Herausfordernd blinzelte sie die Tränen weg und stellte sich breitbeinig vor ihm auf. "Wie lange dachtest du, könntest du das Spiel mit mir weiterspielen, Mister Universe?" Julian wusste nicht, wovon sie sprach, aber Christoph zuckte zusammen. Seine Miene veränderte sich und Schock wurde sichtbar. "Woher..?" Seine Stimme brach ab. "Woher ich das weiß? Ich habe dich vorhin gesehen, als du an meinem Computer gesessen bist! Dachtest du echt, dass ich mich ewig für dumm verkaufen lasse?" Ihr kalter Ton ließ ihn erschaudern, aber Julian lachte hämisch. Sollte sich die Wut zuerst auf einen anderen richten, dann konnte er sie anschließend trösten und sie würde ihm leichter verzeihen.

Doch er hatte nicht mit dem Seitenblick gerechnet, den Lea ihm zugeworfen hatte. "Zu dir komme ich jetzt. Du bist um keinen Deut besser als Christoph! Wie konntest du nur mit Jill herummachen? Ich weiß, dass er zwischen uns nicht besonders gut gelaufen ist in den letzten Wochen, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, mich zu betrügen. Mir hat die Situation zwischen uns auch nicht gefallen, aber habe ich mich deswegen in Christophs Arme geworfen?" Julian konnte nur sprachlos mit seinem Kopf verneinen. "Na siehst du´s!" Seufzend drehte sich Lea um und wollte in ihr Zimmer gehen, um endlich wieder Schutz zu finden, aber diesmal hielt Julian sie zurück. "Bitte geh nicht, es tut mir alles so schrecklich leid. Ich weiß auch nicht, warum ich es getan habe." Wütend ging Lea auf ihn zu und blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen. Ihre Stimme war leise, aber dennoch konnte Julian sie verstehen. "Aber ich weiß es. Ich wollte es mir bis jetzt nicht eingestehen, aber gerade ist es mir klargeworden. Du empfindest immer noch etwas für Jill. Ich weiß nicht, wie stark diese Gefühle sind, aber bis du dir klar geworden bist, wen du wirklich willst, halte ich es für besser, wenn wir uns trennen. Es hat so keinen Sinn mehr." Schnell gab sie dem überraschten Julian einen Kuss auf die Wange und ließ ihn neben Christoph stehen.

Hinter sich schloss sie ihre Türe und lehnte sich dagegen. Durch sie konnte sie noch hören, wie sich die beiden Jungs unterhielten. Julian klang geknickt. "Warum nur? Wie konnte es nur so weit kommen?" Christophs Stimme war hohl. "Sie hat vielleicht recht. Du hast schon immer sehr an Jill gehangen. Warum gibst du nicht einfach zu, dass Lea recht hat und wirst wieder mit Jill ein Paar?" "Weil ich mir nicht sicher bin, was ich fühle. Außerdem würde ich Lea nie jemanden wie dir überlassen." Sein Ton wurde fester. "Das wird dir auch nichts helfen. Ich werde so lange um sie kämpfen, wie ich muss. Irgendwann wird sie schon sehen, dass ich der bessere für sie bin. Verlass dich darauf!" Entschlossenheit wurde hörbar. Ohne, dass einer von ihnen noch ein weiteres Wort sagte, gingen sie davon und Lea hörte nur noch ihre Schritte auf dem Flur. Warum musste das Leben so hart sein?

Kapitel52

Hallo an alle!
 

Es tut mir leid, dass ich heute nicht sonderlich viel hierhinschreibe, obwohl ich euch natürlich für die Kommis wieder danke...bin leicht im stress :)
 

naja, auf jeden fall wünsche ich euch viel vergnügen beim lesen und noch einen schönen tag.

au revoir, euer silberengel!
 

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Lea hörte ein komisches Geräusch an der Tür. Es klang wie ein Kratzen und doch war sie sich absolut sicher, dass die zwei Jungs weg waren. Ihr war zum Heulen zu Mute und doch kam keine Träne zum Vorschein. Schließlich setzte sie sich in ihrem Bett auf, da das Kratzen nicht verschwinden wollte. Vorsichtig öffnete sie dir Tür einen Spalt und lugte hinaus. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Cäsar kam hereingestürmt. Ein Lächeln schlich sich auf Leas Lippen. Nach dem sie wieder die Tür geschlossen hatte nahm sie ihren lieben Hund in den Arm, der ihr tröstende Wärme spendete. Und jetzt, jetzt konnte sie weinen, ihren ganzen Frust herauslassen. Sie wusste einfach nicht mehr weiter! Lea war schon am Rande der Verzweiflung! Was hatte sie denn bitteschön getan, dass sich die zwei Jungs so um sie stritten. Bestimmt fanden das viele Mädchen aufregend, aber irgendwie tat es ihr weh, denn Julian und Christoph waren doch mal Freunde gewesen und nun bekriegten sie sich richtig und das im Grunde nur wegen einem Mädchen!

Was empfand Julian für sie? Anscheinend wusste er nicht so genau, was er für sie selbst empfand, seit dem Jill wieder in sein Leben getreten war. Sie bedeutete ihm viel, dass konnte er nicht mehr leugnen und das wusste Lea. Irgendwie verständlich, wenn sie das Mädchen war, mit dem er zum ersten Mal geschlafen hatte. Aber trotzdem! Das Leben geht weiter und nun war sie doch Julians Freundin und nicht diese Jill!

Und was empfand Christoph? Christoph ist ein egozentrischer Mistkerl, der wahrscheinlich nur eifersüchtig auf Julian ist! Aber, was wenn nicht? Wenn er doch so etwas wie Liebe für sie empfand? Was dann? Er war ja manchmal richtig süß, aber er nutzte ihr Vertrauen aus und das war äußerst hinterhältig von ihm. Das würde sie ihm so schnell nicht verzeihen!

Cäsar schleckte ihr übers Gesicht und trocknete so ihre Tränen. Lea musste wieder lachen, denn das kitzelte auch ein wenig.

Den Rest des Tages verbrachte sie in ihrem Zimmer, bis das Telefon klingelte und Isabella sie holte, denn der Telefonanruf war für sie. Widerwillig ging Lea hinunter zum Telefon. Wenn das Julian wär, dann konnte er sicher sein, dass sie einfach auflegen würde! Aber zum Glück war es es nicht!

"Hallo Mäuschen! Ich bin´s, dein Papa!" Leas Stimmung stieg bei dem Klang seiner Stimme wieder an. Sie hatte ja schon lange nichts mehr von ihrem Papa gehört! "Hallo Papa! Wie geht´s dir?" "Mir geht es gut, meine Kleine, aber das ist nicht der Grund, warum ich anrufe! Wie geht es meiner kleinen Prinzessin?" "Geht so!" "Das hört sich aber nicht gerade gut an!" "Naja, es ist viel los bei uns!" "Kann ich mir vorstellen! Jetzt müssten bei euch ja die Hochzeitsvorbereitungen ja in Hochtouren laufen!" "Hochzeitsvorbereitungen?" "Ja, Schatz! Deine Mutter wird doch bald heiraten!" "Ups! Das hab ich vollkommen vergessen!" "Lea, Lea, Lea! Deine Mutter wird heiraten und du vergisst das einfach?" "Papa! Die Schule ist einfach anstrengend und da hab ich das gar nicht mitbekommen! Aber jetzt weiß ich, warum fast niemand da ist!" "Hahaha! Na dann bin ich gespannt, ob du meine Hochzeit auch vergisst!" "Papa! Das ist nicht lustig!" "Schon gut! Weißt du überhaupt wann deine Mutter heiratet? Ich wollte mich erkundigen, wann ich bei euch aufkreuzen muss!" "Öhh.....ich schau mal im Kalender nach! Warte kurz!" Lea legte den Hörer beiseite und hätte fast einen Herzinfarkt gehabt! Hinter ihr stand Christoph mit verschränkten Armen. Er musste gehört haben, dass sie hinuntergegangen war. "Sie heiraten das kommende Wochenende bei uns im Garten! Sag deinem Vater er soll um 10 Uhr hier auftauchen!" Und schon drehte er sich um und verschwand wieder nach oben in sein Zimmer. Was war denn das für eine Aktion? Egal! Dankbar war sie ihm deswegen bestimmt nicht! Also ob sie zu blöd war im Kalender nachzuschauen! Lea sagte ihrem Vater bescheid und die beiden quatschten noch eine Weile, wo die meiste Zeit ihr Vater redete. Er erzählte von Jill und ihren beiden Kinder. Irgendwie freute sich Lea so, dass ihr Papa so glücklich war und sie konnte sich gut vorstellen, dass Ludwig und Marianne nette zukünftige Geschwister sein würden! Im Gegensatz zu gewissen anderen Personen, die ihr Leben total auf den Kopf stellen!

Die Zeit bis zu diesem Wochenende verging, wie im Flug und Lea versuchte sich so gut, wie möglich mit Helfen für die Zeremonie abzulenken und konnte den beiden Jungs so gut es ging aus dem Weg gehen. Christoph war sogar schon so verzweifelt, dass er sie im Chat mehrmals ansprach, aber sie reagierte nicht. Nun war es so weit. Margarete stand in ihrem Zimmer und ein paar Freundinnen halfen ihr bei dem Hochzeitskleid. Sie sah einfach traumhaft aus. Sie trug einen Blumenkranz in ihrem dunkeln Haar. Ein schönes weißes Hochzeitskleid zierte ihren schlanken Körper und ihre Augen strahlten, als ob sie Diamanten wären. Lea hatte, wie alle anderen Blumenmädchen ein lachsfarbenes Kleid an und ihr Haar war ebenfalls mit ein paar Blumen verziert.

Franz war inzwischen bei den anderen Männern und war sichtlich nervös und zur gleichen Zeit total glücklich. Sein Sohn klopfte ihm auf die Schulter und sagte ihm, er solle das nicht so ernst nehmen! "Ich soll das nicht so ernst nehmen? Ich liebe diese Frau und heute wird eines der schönsten Tage, die ich je erlebt habe!" "Schon gut! Ich wollte dich doch nur beruhigen!"

Die Gäste saßen bereits alle auf den Bänken, die im Garten aufgestellt wurden. Ein Gang ging zwischen den Reihen, bis zur Gartentür. Alles war in einem Weiß und mit Blumen geschmückt.

Franz musste nun mit Christoph den Gang entlang gehen und stellten sich neben den Priester. Christoph hatte ebenfalls, wie sein Vater einen Anzug an, was ihn erwachsener erscheinen ließ. Beide Blanz blickten zu dem Gang, wo jede Minute die Braut auftauchen würde. Zuerst kamen kleine Kinder, die den Weg mit Blumen bestreuten, dann die Blumenmädchen, die fröhlich Blumen umherschmissen und schließlich kamen Lea mit ihrer Mutter im Arm. Die Gäste erhoben sich und blickten mit einem Leuchten zu der Braut, die langsam mit ihrer Tochter nach vorn schritt.

Vorne stand auch Leas Vater mit den Ringen für´s Brautpaar.

Margarete stellte sich ihrem zukünftigen Ehemann gegenüber und lächelte ihn an. Lea gesellte sich zu ihrem Vater und hielt vorübergehend während der Hochzeitszeremonie den Brautstrauß.

Die beiden Liebenden schwörten sich ewige Liebe und besiegelten dies mit einem Kuss. Wieder wurden Blumen gestreut und es wurde heftig in die Hände geklatscht. Nun war das Gartenfest mit dem Buffet eröffnet. Eine Kappelle spielte abseits Musik, damit auch getanzt werden konnte. Das Brautpaar eröffnete die Tänze mit dem traditionellen Tanz und schnitten die Hochzeitstorte an, damit sich jeder ein Stück nehmen konnte.

Lea saß an dem Tisch von ihrem Vater mit Jill und den Kindern. Sie beobachtete ihre Mutter, wie sie fröhlich mit Franz Arm in Arm tanzte und beneidete sie darum. Würde sie auch einmal den Mann für´s Leben finden? Würde sie auch zwei Versuche brauchen, um das Glück zu haben, was jetzt ihre Mutter und Franz miteinander teilten? Und würde sie auch so glücklich auf ihrer eigenen Hochzeit mit ihrem Geliebten tanzen? Irgendwie lief alles in ihrem Leben schief und das Leben anderer so perfekt!

Seufzend schob sie sich ein weiteres Stück der Hochzeitstorte in den Mund, als sich neben ihr jemand räusperte. Sie drehte ihren Kopf auf die Seite und erblickte ihren offiziellen Stiefbruder. "Würde mir meine Schwester einen Tanz erweisen?" Christoph beugte sich etwas nach vor und reichte ihr, wie ein Gentelman den Arm. Zuerst wusste Lea nicht, was sie machen sollte. Sie war ja immer noch total sauer auf ihn und war ihm bis jetzt erfolgreich aus dem Weg gegangen, nur jetzt hatte sie für ein paar Minuten nicht aufgepasst. Noch immer sprachlos hörte sie, wie ihr Vater für sie antwortete. "Natürlich wird Lea mit dir tanzen, Christoph! Nicht wahr mein Schatz?" Mit einem gequälten Lächeln antwortete sie ihrem Monster von einem Bruder und erhob sich.

Er geleitete sie zu der Tanzfläche und legte den Arm um sie und in die andere Hand legte er ihre. Panik schlich sich jetzt in Leas Herz. Sie fühlte sich total unwohl. "Christoph! I....ich kann gar nicht tanzen!" Diese Aussage brachte ihn kurz zum Auflachen. "Ich doch auch nicht! Aber wir schaffen das schon! Und wenn wir uns blamieren sollten, schieb es einfach auf meine miserablen Führungskünste!" "Na gut!" Christoph drückte sie noch näher an sich und begann sich im Takt der Musik zu bewegen. Lea konnte Christophs Gesicht nicht sehen, da sie fast Wange an Wange miteinander tanzten und es ging erstaunlich gut! Von wegen er konnte nicht tanzen! Dieser Heuchler!

Dieser Gedanke trieb sie wieder zu MisterUniverse und schon war ihre Angst wieder weg und Zorn ersetzte sie. "Du weißt, dass ich nur mit dir tanze, weil mein Vater mich quasi dazu gezwungen hat!" "Natürlich!" "Ich bin immer noch sauer auf dich!" "Ich weiß!" "Ich hasse dich!" "Und trotzdem tanzt du mit mir! Das ist schon das zweite Lied, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte!" Lea wollte sich von ihm wegdrücken, doch er hielt sie fest. "Lass mich los!" "He beruhig dich! Das war ein Scherz! Das ist noch immer der selbe Tanz! Glaubst du ich würde dir zumuten mehr als einen Tanz mit so einem schlechten Tänzer, wie mir zu tanzen?" Lea antwortete nichts darauf, sondern schaute angestrengt in irgendeine andere Richtung und versuchte dort irgendwas zu finden, was sie mehr interessieren könnte, als Christoph!

"Ich möchte mich für diese blöde Aktion entschuldigen, aber sonst hättest du nie mit mir geredet! Und dabei wünsch ich mir nichts anderes, als das wir uns wenigstens als Bruder und Schwester verstehen, wenn du dich schon für Julian entscheiden solltest! Ich kämpfe nämlich immer noch um dich!" "Genau deswegen rede ich nicht mit dir!" "Wieso? Weil du Angst haben könntest, dass du mir hoffnungslos verfallen bist?" "Pah! Das hättest du wohl gerne!" "Immerhin findest du mich süß!" Dieses Kommentar ließ Lea erröten. Verdammt! Wieso hatte sie das auch nur geschrieben?! Das war so unfair! Und wieso zum Henker hatte sie auf einmal Herzklopfen?! Verdammt noch mal! Das war sicher nicht mehr der normale Rhythmus eines Herzschlages!

"Na und!? Ich finde eine Menge Jungs süß!" "Achja? Nenn mir einen!" "Julian!" "Der zählt nicht! Einen anderen!" "Paul!" "Paul? Der zählt auch nicht! Der ist schwul!" "Dann zählt Alex wohl auch nicht?" "Auch ein Homo! Ich möchte einen Hetero!" "Hab ich doch schon gesagt!" "Ich hab aber meinen Namen noch nicht gehört!" "Spinner! Das werde ich niiiieeeemals wieder über meine Lippen bringen! Außerdem hab ich Julian gesagt! Julian! Verstanden?" "Gibt´s noch jemanden, den du süß findest?" "Mehr fällt mir im Moment nicht ein!" "Na eben! Ich bin einer von zwei Heteros, die DU süß findest! Da stehen meine Karten gar nicht so schlecht, findest du nicht?" Lea konnte sich das hämische Grinsen von ihrem Bruder bildlich vorstellen. Das Mädchen seufzte einfach nur. Es hatte keinen Sinn darüber mit ihm zu streiten ,er würde ja doch nicht locker lassen!

Seltsam, irgendwie konnte Lea Christoph nicht mehr böse sein. Er hatte sich zwar entschuldigt, aber sie würde es ihm bestimmt nicht leicht machen. Trotzdem konnte man sich richtig gut mit ihm unterhalten, das hatte sie schon beim Chatten gemerkt. Eigentlich verstanden sie sich ganz gut, nur die anfänglichen Problemchen hatten ihr Verhältnis getrübt! Vielleicht sollte sie ihm eine Chance geben, wenigstens ein gutes Verhältnis zwischen Bruder und Schwester aufzubauen?

"Übrigens, jetzt ist das nächste Lied angegangen....." "Oh...äh..." Lea löste sich aus der Tanzposition und konnte Christoph nicht ansehen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, was in so einer Situation vollkommen verständnislos war! Sie konnte doch einfach wieder auf ihren Platz zurückgehen! "Darf ich dich noch für einen weiteren Song behalten?" Überrascht blickte sie in sein Gesicht, der sie hoffnungsvoll ansah. Konnte man da nein sagen, wenn er einem mit großen treuherzigen tiefblauen Augen ansah und ihm ein paar blonde Strähnen ins Gesicht hingen? "Aber wirklich nur für einen weiteren Tanz!" Sein Gesicht fing an zu strahlen und er drückte sie sofort wieder an seinen Körper. "Nur einen!" "Jaja...!"

Kapitel53

Bonjour an alle!
 

Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich schon lange nichts mehr von mir hören hab lassen, aber dadurch das Animexx eine zeitlang nicht gegangen ist und dann auch noch gleich so viele auf einmal ihr FFs hinaufhaben wollten, habe ich nichts getan..großes Sorry an euch! :)
 

aber dafür bekommt ihr alle jetzt ein neues Kapi!

Danke an alle Kommi-Schreiber und ich finde es toll, dass immer wieder neue dazukommen.
 

also dann.... viel vergnügen und au revoir, euer silberengel!
 

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Wir tanzten eine Zeit lang schweigend Wange an Wange. Ehrlich gesagt fühlte ich mich auf einmal unglaublich wohl in seinen Armen. Er hielt mich in seinen starken Armen, doch trotzdem nicht zu fest. Ich roch seinen angenehmen Geruch und spürte wie weich seine Haut eigentlich war. Nach einiger Zeit hebte Christoph sein Gesicht ein bisschen um mir ins Gesicht schauen zu können. "Ich weiß nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, und ich hoffe damit nicht die schöne Stimmung zu ruinieren, aber ich muss mich endlich bei dir Entschuldigen!" Ich versteifte mich unbewusst bei der Erinnerung an die ganzen unangenehmen Dinge die vorgefallen waren, doch noch bevor ich vollkommen von meiner Wolke runter kam fuhr Christoph fort. "Ich fühle mich furchtbar mies. Ganz ehrlich, auch wenn du mich für einen harten, gefühlslosen Klotz hältst..." Ich schüttelte schwach meinen Kopf: "Das tue ich doch gar nicht..." Doch Christoph ließ sich nicht beirren. "Lass mich bitte ausreden. Wie gesagt, alles in mir nagt an dem unglaublich starken Schuldgefühl, die letzten Nächte habe ich kaum mehr schlafen können... Es tut mir einfach so schrecklich Leid! Alles. Ich bin mir vollkommen bewusst, dass ich dich unglaublich verletzt habe und zudem auch noch dein Vertrauen missbraucht habe, aber ich... Keine Ahnung, es gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten und ich kann es selbst nicht erklären..." Ich wollte nicht weiter darüber reden und versuchte deshalb ihn zum Aufhören zu bewegen. "Es ist schon in Ordnung, ich war wirklich sehr verletzt, als ich die Wahrheit erfahren habe... aber ich kann damit leben, ich bin mittler weile so einiges gewöhnt... Also mach dir keine Gedanken, ich schaff das schon..." Doch meine Antwort schien ihn nur noch mehr aufzuwühlen. "Das ist ja das Schlimme!", fuhr er auf, "Ich habe dir so viel angetan bisher, dass es für dich schon etwas ganz alltägliches ist! Aber ich möchte die ganz ehrlich sagen, dass als ich dich zum ersten Mal im Chat angesprochen habe ich nicht gewusst habe, dass du es bist, ich bin irgendwann dahinter gekommen und zuerst wollte ich diesen witzigen Zufall aufklären, doch dann habe ich mir überlegt, dass das ein neuer Weg wäre dir zu beweisen, dass ich netter sein kann, als ich es zu dir war..." Ich blickte ihm spöttisch ins Gesicht. "Ohja, wie bei ``E-Mail für dich´´. Irgendwann hätten wir uns ein Treffen ausgemacht und ich hätte überglücklich erkannt, dass du es bist!" Christoph grinste mich an: "Hätte ja passieren können...Auf jeden Fall wollte ich nicht das es so endet! Ich bin mir völlig darüber im klaren, dass es ein Schock für dich gewesen sein muss und du jetzt sehr verletzt bist." Schön langsam wurden mir seine Entschuldigungen unangenehm und ich wollte ihn abschütteln, deshalb erwiderte ich trotzig: "Ach, seit neuestem kann der Herr mit anderen Menschen mitfühlen? Bisher war das aber nicht deine Stärke, da war es dir doch immer egal, was andere bei dem Empfinden was du tust, im Gegenteil noch, du hast sie bewusst verletzt!" Kurz zögerte Christoph fuhr dann aber fort: "Ich mache dir keine Vorwürfe, dass du mir immer noch nicht verziehen hast, dass ich dich damals so gemein behandelt habe, ja vielleicht sogar belästigte..." - "Vielleicht??", unterbrach ich ihn scharf. "Nein, nicht vielleicht sondern tatsächlich. Und auch das tut mir so Leid! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich es heute bereue, hätte ich damals gewusst, was ich mir damit alles ruiniere... Aber ich kann das geschehene nicht rückgängig machen und ich kann auch nicht von dir verlangen, dass du alles vergisst, es ist vielleicht ganz gut, dass du mich immer wieder daran erinnerst, als eine Mahnung... aber ich will versuchen es zu erklären... nein nicht erklären, für soetwas gibt es keine Erklärung, ich will versuchen dir zu schildern, was damals in mir vorging... Ich meinen es war eine harte Zeit für mich, mein Vater hat wieder eine Freundin gefunden und ich fühlte mich vernachlässigt, bisher bin ich immer sein Verbündeter, sein Freund gewesen, doch nun habe ich mich überflüssig gefühlt. In der Schule hatte ich Stress mit Tina, ich habe mich kurz davor von der Verrückten getrennt und sie wollte einfach nicht loslassen und hat mich mit Anrufen terrorisiert und dann... ja dann bist du aufgetaucht. Und das hat mich noch mehr verwirrt, einerseits hat es mich fertig gemacht, zu sehen wie sehr dich mein Vater mag, er hat sich um dich bemüht und ich bin mir vollkommen ungeliebt vorgekommen und dann hat mich auch noch irgend etwas an dir gereizt und ich habe nicht mehr gewusst was ich für dich fühle... Das alles hat mich furchtbar aggressiv gemacht, ich wusste nicht wie ich anders mit meinen Gefühlen umgehen sollte und wurde immer aggressiver und aggressiver... bis ich es an dir ausgelassen habe... und du hast dich nicht gewehrt und das hat mcih noch mehr herausgefordert und provoziert..." Christoph hielt kurz inne und atmete tief ein um fortzufahren. "Ich bin mir vollkommen bewusst, dass ich viel zu weit gegangen bin und das was ich getan habe eigentlich unverzeihlich ist, aber ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass du es mir trotzdem eines Tages vergeben wirst." Ich war unglaublich bewegt. Vielleicht lag es an der vertrauten Bewegung beim Tanzen, den zärtlichen Berührungen, oder an dem was er da alles sagte... auf einmal fühlte ich mich ganz anders. "Warum?", fragte ich ihn leise, von meinen Gefühlen fast überwältigt. Christoph zuckte ungeduldig mit den Schultern: "Naja, du weißt ja eh..." Doch ich wollte es hören und richtete meinen Blick deshalb genau in seine wundervoll tiefblauen Augen, als ich meine Frage wiederholte. "Warum?" Etwas blitzte in Christophs Augen auf, vielleicht eine Vorahnung, auf jeden Fall antwortete er diesmal mit fester Stimme: "Weil ich dich liebe." Irgend etwas in mir explodierte und aufgeregt wie ein kleines Mädchen, bei ihrem ersten Kuss näherte ich mich zaghaft seinem Gesicht, zuerst küsste er mich nur vorsichtig, wie etwas furchtbar zerbrechliches, doch als wir beide merkten, wie schön es war gewannen wir an vertrauen und unser Kuss wurde inniger und leidenschaftlicher. Als ich mich endlich wieder von ihm trennte wusste ich nicht, was ich von all dem halten sollte. Der Kuss war so unglaublich schön gewesen, ich hatte ja nicht mal gewusst, dass Christoph so zärtlich sein konnte. Auch Christoph schien um Fassung zu ringen. Doch er fand als erstes die Sprache wieder. "Die glaube, dass ist das erste Mal, dass du mich nicht von dir gestoßen hast, wenn ich dich küsse...", sagte er ganz leise, noch immer von seinen Gefühlen überwältigt. Mit einem Mal erschrak ich, ich hatte ja komplett auf all meine Probleme vergessen! Und auf Julian ebenfalls! Heftig stieß ich Christoph nun doch von mir! "Was habe ich getan?", stieß ich verstört und entsetzt hervor, die Verwirrung in mir war jetzt wirklich perfekt! "du hast mich geküsst... Aus freien Stücken.", antwortete Christoph mir vorsichtig, da er nicht wusste was in mir vorging. "Das hätte ich nicht tun dürfen!", antwortete ich, darauf bedacht nicht zu laut zu werden, da wir immer noch mitten auf der Tanzfläche standen. "Das hätte ich wegen Julian nicht tun dürfen!" Christoph ließ die Schultern sinken. Doch noch wollte er nicht aufgeben. "Sei doch einmal ehrlich zu dir selbst! Eure Beziehung ist schon langsam nicht mehr das, was sie mal gewesen ist! Schon bevor Jill wieder aufgetaucht ist... Das hat jeder bemerkt! Ich glaube sowieso, dass das bei dir nur eine Schwärmerei war, kein Wunder, nach dem Schock den ich dir verpasst habe, war Julian natürlich der strahlende Ritter, aber mit der Zeit hättest du eingesehen, dass es nicht mehr ist. Ich traue mich wetten, dass auch wenn Jill nicht aufgetaucht wäre, du und Julian kein Paar mehr wäret, oder zumindest nur noch ein schwer angeknackstes!" Verwirrt blickte ich zu Boden, ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, doch fiel es mir unglaublich schwer. Auf einmal griff mir Christoph behutsam unters Kinn und hob meinen Kopf an um mich zu zwingen, ihm in die schönen Augen zu sehen. "Sei ehrlich zu mir und zu dir selber, liebst du Julian noch, ja oder nein?"

Kapitel54

Morgen! :)
 

Tja.. da geht es jetzt aber zu in der Geschichte. Was wird Lea wohl sagen? Liebt sie den weichen Julian oder doch eher den "gefährlichen" Christoph? Wenn ihr es wissen wollt, dann lest selbst *g*
 

hier kommt das neue Kapi..Vielen Dank für eure letzten Kommis.Ihr seid klasse leute :)
 

schönen tag noch und au revoir, silberengel!:)
 

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Das war eine gute Frage. Liebte ich Julian noch? Im Moment gingen mir so viele Gedanken durch den Kopf, das ich nichts wusste. Überhaupt nichts! In mir herrschte ein Gefühlschaos, dass zu keiner Richtung führte. Julian war oder ist meine erste große Liebe, die ich natürlich nicht einfach vergessen konnte. Es stimmt, wir haben meistens unsere Probleme gehabt und es war auch nicht mehr so harmonisch wie am Anfang unserer Beziehung, aber würde das jetzt heißen, dass wir nicht zusammenpassen? Immerhin war er doch immer eifersüchtig auf Christoph, aber seit diese Jill aufgetaucht ist, scheint Julian doch wieder an ihr interessiert zu sein. Andererseits brauchte ich Julian, da er mir als erster das Gefühl gegeben hat, etwas besonderes zu sein. Doch mittlerweile haben wir uns wohl beide ziemlich verändert, wenn wir ständig aneinander vorbeireden oder in Streit geraten. Wäre es besser ihn einfach aus meinem Leben zu verdrängen und vollkommen neu anzufangen? Ich sah Christoph noch immer in die Augen. Wäre er der richtige für mich? Immerhin hatte er mir gerade ein Liebesgeständnis gemacht, dass mich tief im Herzen bewegt hat. Eine verschlossene Türe war aufgegangen, aber konnte ich ihm wirklich noch vertrauen und mich auf ihn einlassen? Vielleicht war es aber wieder nur ein Scherz von ihm, dass er mit mir zusammensein will. Konnte ich das Risiko eingehen? Bei Julian war ich mir sicher, dass er mich mochte und das er ich respektierte. Er hat mich immer liebevoll behandelt und mir nie wehgetan, bis zu dem Zeitpunkt, als Jill aufgetaucht ist. Er will es nicht wahrhaben, aber wenn man die beiden miteinander sieht, wie sie vertraut miteinander umgehen und lachen, dann sieht Julian sie immer so liebevoll an, als ob sie etwas Wertvolles war, das er unbedingt haben möchte. Wie ein kleines Kind, das einen Lolly vom obersten Regal haben möchte. Der Gedanke ließ mich kichern. Der Vergleich war im Angesicht der Situation ziemlich fehl am Platz, aber dennoch erheiterte er mich.

Noch immer sah mich Christoph an und wartete auf meine Antwort. In seinen Augen lass ich verschiedene Gefühle ab. Flehen, Unsicherheit, Anspannung und Hoffnung. Ich war einfach unfähig, was ich sagen sollte. Jetzt brach seine Ungeduld hervor, was bei ihm selten vorkam. "Lea, ja oder nein? Es sind nur zwei Wörter, also kann die Antwort nicht so schwer sein." Sein Griff an meinem Kinn verstärkte sich und ich schluckte. Meine Stimme war ein leises Flüstern. "Christoph, ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht." Tränen flossen aus meinen Augen und tropften auf seine Finger. Erschrocken über meine Reaktion ließ er mich los und zog mich in seine Arme. Behutsam strich er mir über den Kopf. "Beruhig dich wieder. Ich..Es tut mir leid, dass ich dich so unerwartet mit dem Geständnis bedrängt habe. Ich wollte nicht, dass du deshalb in Tränen ausbrichst. Weißt du, ich denke nur, dass du etwas besseres als ihn verdient hast. Die ganzen Probleme, die du mit ihm gehabt hast, machten mich wütend. Ich war hilflos die ganze Zeit und konnte dir nicht helfen, schließlich hast du mich meistens ignoriert, was meine Liebe zu dir nicht gerade leicht machte. Wie gerne hätte ich Julian einmal ordentlich verprügelt, für all die Sachen, die er sich geleistet hat. Aber das ging leider nicht, denn sonst hätte wäre ich in deinen Augen noch mehr gesunken. Ich hoffe, du verstehst mich ein wenig. Den Schmerz, den du hattest, fühlte ich tief in meinem Herzen und ich wollte Julian am liebsten Umbringen, damit es dir besser ging." Christoph hielt einen Moment inne und seufzte. Ich spürte, wie er sein Kinn auf meinen Scheitel legte und konnte hören, dass er tief einatmete. "Dein Shampoo riecht lecker. Was ist es?" Jetzt musste ich leicht lachen. Die Tränen waren versiegelt und ich wollte einfach nur so stehen bleiben. Gepresst antwortete ich ihm. "Es heißt "Exotic Jungle". Wenn du mich fragst, dann riecht es eher wie irgendeine Frucht wie Maracuja oder so." Es war schön so vertraut miteinander umzugehen.

Ich wusste nicht, wie lange wir so standen, aber schließlich öffnete ich meine Augen wieder und erstarrte. Weniger als einem Meter von uns entfernt stand Tina und sah mich mit hasserfüllten Augen an. Als ich sie so stehen sah, fielen mir die vielen Male ein, wo sie und Christoph vor mir herumgemacht hatten. Sie hatte ein schönes, aufgetakeltes blassrosa Kleid an, dass ihren Körper betonte. Ihr Haare hingen ihr lose ins Gesicht und ihr Mund war wutverzerrt. Mit Schrecken wurde mir bewusst, dass ihre Wut mir galt. Wie lange hatte sie schon hier gestanden und uns beobachtet? Christoph bemerkte meine Erstarrung und sah mich verwundert an. "Lea, was ist denn mit dir los? Alles in Ordnung?" Als er meinem Blick folgte und Tina stehen sah, gab er ein merkwürdiges und erschrecktes Grunzen von sich. "Lea, egal was sie sagt, es ist nicht wahr. Bitte, glaube mir." Kaum hatte er das gesagt, da kam Tina auf uns zu und piekste mich mit ihrem Finger in den Arm. "Sag mal, wofür hältst du dich eigentlich? Hast einen eigenen Freund und machst dich dennoch an meinen ran! Du hast vielleicht Nerven Christoph schöne Augen zu machen! Lass ihn gefälligst in Ruhe, er ist mein Freund!" Als ihre Worte in mein Hirn drangen, war ich sehr überrascht. Ich wendete mich an Christoph und sah ihn fragend an. "Stimmt es, dass du ihr Freund bist?" Er winkte verlegen mit seinen Händen und verzog gequält das Gesicht. "Ja, aber sie bedeutet mir nichts. Wirklich nicht, ich liebe nur dich." Tinas Augen wurden groß und ihr Gesicht rötete sich vor Zorn. "Was bildest du dir eigentlich ein ihr zu sagen, dass du sie liebst? Erst vorgestern hast du das zu mir gesagt, bevor wir ins Bett gegangen sind. Du bist ein widerliches Schwein!" Die Verletzung, die Tina hatte, ließ mein Herz erweichen und ich nahm sie tröstend in den Arm. Wie konnte Christoph nur so ein Blödmann sein. "Du bist echt das Letzte. Sag mal, was sollte das? Du hast es ihr nur gesagt, dass du mit ihr ins Bett steigen kannst! Und jetzt hast du es auch bei mir probiert. Tja, dein Pech ist, dass sie gekommen ist und mich vor einem großen Fehler bewart hat." Nervös strich er sich durch seine blonden Haare und flehte mich beinahe an. "Lea, das stimmt doch gar nicht. Ich war mit ihr in den letzten Tagen nicht einmal beisammen. Sie sagt das doch nur, damit du mich nicht willst. Verstehst du das denn nicht?" Verzweiflung lag in seiner Stimme und Frustration. Als Tina herzergreifend neben mir schluchzte, loderte in mir wieder Misstrauen gegenüber Christoph auf. Aus irgendeinem Grund konnte sie nur dem Mädchen in ihren Armen trauen. "Und ob ich das verstehe. Du benutzt Mädchen nur! Nie würdest du es mit einer ehrlich meinen, nie. Du würdest alle Mittel in Bewegung setzten, nur damit du dein Ziel erreichst." Die Erkenntnis traf mich wie ein Schock. Ein Teil von mir hatte sich so nach ihm gesehnt, wurde mir klar, aber jetzt war alles vorbei. "Aber.." Verletzt fiel ich ihm ins Wort. "Kein aber! Verschwinde sofort aus meinen Augen!" Traurig sah er mir in die Augen. "Ist das dein letztes Wort Lea?" Ich dachte einen Moment nach und nickte. "Mein letztes." Christoph machte einen Schritt auf mich zu. "Du magst Recht haben, dass ich manchmal manipulativ sein kann, aber das liegt in meiner Natur." Er machte eine dramatische Pause, bevor er weitersprach, nachdem ich ihn noch immer eiskalt anstarrte. "Na schön, aber wenn du denkst, dass ich dich jetzt in Ruhe lasse, dann täuschst du dich, nicht nach diesem Kuss. Ich werde solange dich umschwärmen, bis du von meiner Liebe überzeugt bist. Ich meine es nämlich ernst." Dann drehte er sich um und verschwand in der Menschenmenge. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass uns die Leute die ganze Zeit beobachtet hatten. Peinlich berührt versuchte ich nur zu lächeln und schob Tina von der Tanzfläche. Einige Stunden später brachten Christoph und ich unsere Eltern zum Flughafen, wo sie in ihre Flitterwochen nach Hawaii aufbrachen. Wie gerne hätte ich Mama und Franz begleitet um allen hier aus dem Weg zu gehen, aber ich hatte keine Wahl. Nachdem das Flugzeug weg war, gingen wir schweigend zum Auto zurück und Christoph fuhr nach Hause. Keiner von uns beiden wagte auch nur ein Wort zu sagen. Die nächsten zwei Wochen konnten ja schön werden, dachte ich ironischerweise zu mir selber.

Kapitel55

Hallo und willkommen bei meiner Story! :)
 

Heute kommt wieder ein neuer Teil und ich hoffe, dass sich euer langes Warten ausgezahlt hat.

Danke für eure Kommis und am besten sage ich Dank, indem ich einen neuen Teil hinausgebe.
 

viel Vergnügen dabei und au revoir!

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Als wir zu Hause ankamen verzog ich mich sofort in mein Zimmer. Christoph versuchte mit mir zu reden, doch ich ignorierte ihn völlig. Er schrie mir nach, als ich die Treppen hinaufstieg und dann verfolgte er mich bis vor die Tür meines Zimmers. Ich sperrte sie zu und er hämmerte eine Zeitlang gegen sie. "Lea, bitte! Lass uns doch über alles reden! Tina lügt, wie gedruckt! Ich bin nie mit ihr in die Kiste gestiegen! Das musst du mir glauben! Ich.....ich bekomm doch nur einen hoch, wenn ich an dich denke!" Den letzten Satz flüsterte er und ich konnte nicht verhindern, dass ich dadurch rot geworden war. Doch im nächsten Moment wurde ich wütend, noch wütender, als ich es schon war. Was machte den diese perverse Sau unten in seinem Zimmer??? Lieber nicht darüber nachdenken! "Deine bescheuerten Körperreaktionen interessieren mich überhaupt nicht und jetzt mach, dass du von meiner Tür wegkommst!" Ohne es wirklich beabsichtigt zu haben wurde ich tatsächlich laut! Ich hörte ein Seufzen und dann schließlich die erlösenden Schritte, die sich endlich entfernten.

Ich schmiss mich auf mein Bett und schnappte mir meine Ohrstecker und drehte meine Lieblingsmusik auf. Irgendwie konnten mich die Bangels noch am allerbesten beruhigen und schon nach kurzer Zeit hatte ich Christoph für ein paar Momente vergessen, als es wieder an der Tür klopfte. "Christoph! Verschwinde und lass mich endlich in Ruhe!" Ich hatte meine Kopfhörer abgenommen, um zuhorchen, ob er irgendetwas sagte. Aber nicht er antwortete etwas, sondern Isabella. "Telefon, für Sie!"
 

Ich nahm den Hörer in die Hand und lauschte, doch am anderen Ende der Leitung war nichts zu hören. "Ja?" "Lea?!" Ich erstarte. Das war die Stimme von Julian! Ich wollte schon den Hörer zurück auf die Gabel fallen lassen, als er plötzlich weitersprach. "Lea, bitte leg jetzt nicht auf!" Als ob er meine Gedanken lesen hätte können! Ich blieb stumm und das machte Julian etwas unsicher. Er wusste ja nicht, ob ich seiner Bitte nachgekommen war und ihm nur nicht zuhörte, indem ich einfach wegging. Doch ich hörte ihm zu, so gemein war ich nicht, obwohl ich kurze Zeit diesen Gedanken in Erwägung zog. "Lea, bist du noch da? Okay, du willst anscheinend nicht mit mir sprechen und ich kann das gut verstehen! Ich möchte auch nicht so mit dir sprechen, ich möchte dich sehen und mit dir von Angesicht zu Angesicht sprechen! Hättest du Zeit? Du musst auch nicht, wenn du denkst, es ist noch zu früh!" In mir schwirrten verschiedene Gedanken durch meinen Kopf und ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Ich wollte noch nicht mit ihm reden, doch fand ich war auch schon zu viel Zeit vergangen und es war sogar zu einem ,freiwilligen' Kuss mit Christoph gekommen, den ich wieder bereute. Ich fühlte mich von dem Blonden hintergangen, so wie ich mich von Julian immer noch hintergangen fühlte. Doch nach allem, was geschehen war, mochte ich Julian wieder zurück und beschloss meine Stummheit aufzugeben, um mit ihm ein Treffen zu vereinbaren. Wir beschlossen uns in einer Stunde bei mir zu treffen. Ich fand das zwar nicht so toll, einerseits, weil Christoph hier war und andererseits weil ich aus irgendeinem Grund nicht wollte, dass er noch mal her kommt. Trotzdem stimmte ich zu unter der Vorstellung wir würden uns vertragen und dann konnte ich Christoph zeigen, wie sehr ich Julian liebte und ihm somit seine bescheuerte Antwort auf die Frage geben, die er mir gestellt hatte.
 

Es klingelte und Isabella öffnete natürlich die Tür. Julian wartete im Wohnzimmer auf mich. Ich jedoch überlegte mir noch, was ich sagen sollte. Anlügen wollte ich ihn nicht und es wäre besser, wenn ich ihm gleich von dem Kuss mit Christoph erzählte. Mit zittrigen Knien stapfte ich die Stufen hinunter und hörte schon seine Stimme. Ich trat zum Wohnzimmer und sah Christoph mit ihm reden. War ja so klar, dass er sich wieder einmischen musste. Wütend trat ich ein und packte Christoph am Arm. "Christoph, bitte lass mich mit Julian alleine!" Ich wusste selbst nicht, warum ich den Blonden darum bat uns allein zu lassen, obwohl ich innerlich vor Wut kochte. Ich verstand einfach nicht, warum er sich immer in meine Angelegenheiten einmischen musste. Zu meiner Überraschung kam mein Stiefbruder dieser Bitte nach und verließ das Wohnzimmer, ohne sich dagegen zu sträuben. Nun war ich mit Julian wieder alleine. Ich starrte ihn an und auf einmal fragte ich mich, ob Christoph mit seiner Behauptung nicht doch recht hatte, dass ich mich nur in Julians Arme geflüchtet hatte, weil er am Anfang so gemein zu mir war. Konnte mein arroganter Bruder tatsächlich damit recht haben? Aber warum hatte ich immer weiche Knie und Herzklopfen, wenn Julian und ich uns küssten? Alles nur Einbildung? Ich glaubte nicht daran und schüttelte innerlich meinen Kopf. Ich sollte nicht so viel nachdenken und erst einmal abwarten, was Julian mit mir besprechen wollte, obwohl ich schon genau wusste, um was es sich handelte. Wir beide standen uns gegenüber und ich bot ihm an sich zu setzten. Anschließend setzte ich mich zu ihm auf die Couch und plötzlich trat diese peinliche Stille zwischen uns. Ich wusste ebenfalls nicht, was ich sagen sollte, doch fand ich war er dran etwas zu sagen. Schließlich räusperte er sich und ich wusste, dass er gleich zu sprechen anfangen würde, also richtete ich mich ein bisschen in seine Richtung. Wir sahen uns an und ich konnte Julians Gesichtsausdruck nicht deuten. Irgendwas war komisch, doch ich wusste nicht was. "Lea....ich muss dich etwas fragen!" "Ähm...was denn?" "Warum hast du dich nicht bei mir gemeldet?" Was war denn das für eine Frage? Deswegen musste er mich sehen, um mich das zu fragen? Das hätte er ruhig auch am Telefon machen können! "Weil ich sauer auf dich bin! Immerhin hast du deine Ex-Freundin geküsst!" "Ich hab dir doch gesagt, dass es mir leid tut und wie es dazu gekommen ist, hab ich dir doch auch schon erklärt! Was muss ich denn noch tun, dass du mir verzeihst?" "Julian, es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, aber das ist alles so neu für mich und du hast mich mit Jill sehr verletzt. So etwas ist mir nämlich noch nie passiert, weil du mein erster Freund bist. Ich weiß einfach nicht, wie man sich dabei richtig verhält und außerdem hat meine Mutter endlich geheiratet und da habe ich noch nebenbei geholfen. Also hätte ich nebenbei eh keine Zeit gehabt, mich mit dir noch einmal auszusprechen! Es tut mir leid, aber ich möchte, dass du weißt, dass du mich sehr verletzt hast!" Julian sah schuldbewusst auf seine Knie. Es entstand wieder diese unangenehme Stille. In diesem Moment wusste ich, dass es nie wieder so zwischen uns sein würde, wie früher, bevor Jill aufgetaucht war. Ich glaubte zu spüren, dass er genau dasselbe dachte, wie ich. Und auf einmal begann er wieder zu sprechen. "Und wie geht´s jetzt weiter?" Tja, das war eine gute Frage! "Ich weiß es nicht, aber ich möchte dich nicht verlieren!" "Das möchte ich doch auch nicht! Ich liebe nur dich und ich schäme mich so, was ich getan habe! Ich war so blöd!" "Julian, ich möchte nicht, dass du dich wieder mit Jill triffst!" "Ich werde einfach mit ihr telefonieren, wenn sie wieder Kummer hat! Ich treffe sie niiiiiieeee mehr wieder! Versprochen! Und falls es wirklich mal sein sollte, dann nicht ohne dich!" "Gut!" In dem Moment war er sooo lieb! Man merkte ihm an, dass er es ernst meinte und sich daran hielt. Mein Vertrauen war etwas angeknackst, aber schließlich sollte man auch verzeihen. Außerdem hatte ich sowieso eher Jill misstraut und nicht meinem Schatz. "Also, ist alles wieder gut?" "Ich denke schon!" Freudig fiel mir Julian um den Hals und ich spürte, wie er zitterte. Er hatte wirklich Angst gehabt mich zu verlieren. Ich erwiderte die Umarmung und drückte ihn ganz nah an mich. Ich glaubte ein leises Schniefen gehört zu haben, doch Julian löste sich wieder von mir, bevor ich ihn fragen konnte. Ich sah Tränen in seinen Augen, die mir die Frage beantworteten. Ich fand ihn so süß und war gleichzeitig überwältigt von seinen Gefühlsausbrüchen, die ich verursacht hatte.

Auf einmal fiel mir jedoch der Kuss zwischen mir und Christoph ein und ich fand, wenn wir uns noch eine Chance gaben, dann mussten wir auch alle mit einem reinen Gewissen beginnen. "Julian, ich muss dir noch etwas sagen!" "Ich liebe dich doch auch und ich schwöre dir alles zu sagen! Ich halte nichts mehr vor dir geheim!" Ich winkte ab und schüttelte meinen Kopf, um ihm klar zu machen, dass ich das nicht meinte. "Julian, mir ist auf der Hochzeit etwas passiert!" Nach dem Gesichtsausdruck zu schließen hatte er keine Ahnung, was ich ihm jetzt sagen würde. "Christoph und ich.....wir haben uns geküsst!"

Kapitel56

Hallo!
 

Es geht wiedermal weiter:) das 56.Kapitel kommt nun und ich hoffe, dass ihr euch schon alle darauf gefreut habt.

tja... viel gibt es dazu nicht zu sagen...lehnt euch zurück und genießt es einfach.
 

viel vergnügen wünscht euer silberengel!

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"Scheiße...", entfuhr es Julian. Verblüfft schaute ich ihn an, solche Ausrücke war ich nun wirklich nicht von ihm gewohnt und außerdem hatte ich wohl eher mit Wut oder Entsetzen gerechnet. Abwartend blickte ich ihn an, kurz schien er alles in seinem Kopf abzuwägen, dann richtete er seinen festen Blick auf mich und antwortete: "Okay. Dann sind wir wohl quitt." Ich war fassungslos, ich traute mich nicht, dieser guten Reaktion zu trauen und rechnete immer noch jeden Augenblick mit einem Angriff. "Meinst... meinst du das ernst?", fragte ich ihn vorsichtig. Julian musste fast lachen. "Nun ja... Ja!" "Aber... Stört es dich denn gar nicht??" Julian blickte mich mit seinen ernsten Augen an. "Du hast alles so gemeint, wie du es eben gesagt hast? Das du mich nicht verlieren willst?" Heftig nickte ich mit meinem Kopf. "Dann meine ich es wirklich so. Was würde es schon bringen, wenn ich jetzt wieder aufbrausen würde? Nur einen weiteren Streit, eine weitere Trennung. Aber da du mir so offen die Wahrheit gesagt hast, brauche ich nicht daran zu zweifeln, dass du nichts mehr für ihn fühlst. Ich muss dir wohl einfach mal vertrauen, so wie du mir im Bezug auf Jill vertrauen müssen wirst." Mir fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen. Befreit atmete ich tief ein, mein Leben fing an mir wieder zu gefallen. "Wir sind wohl beide etwas zu eifersüchtig...", fragte ich ihn schmunzelnd. Auch Julian musste grinsen. "Das kannst du wohl laut sagen. Stell dir all den Ärger vor, den wir uns ohne unsere Eifersucht erspart hätten!" Doch ich winkte lachend ab: " Dann wäre unser Leben doch furchtbar öde gewesen!" Julian umfasste mich an den Hüften und fixierte meinen Blick. "Schon, aber in Zukunft wird unser Leben hoffentlich auch ohne Streitereien schön und aufregend sein! Wie wäre es jetzt mit einem Spaziergang?" "Spitze, ich lauf nur schnell hoch und zieh mir einen Pullover über!"

Als ich die Stufen wieder runter kam vernahm ich gedämpfte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Ich war gut aufgelegt und hatte keine Lust mir von Christophs Streiterein die Stimmung verderben zu lassen. Also öffnete ich die Wohnzimmertüre mit einem souveränen Lächeln und unterbrach Christoph der gerade am Wort war. "Christoph, du wirst uns bitte entschuldigen, aber Julian und ich werden jetzt zu zweit spazieren gehen. Wenn du willst kann ich dir Caesar da lassen, damit auch du Gesellschaft hast." Doch Christoph ignorierte meine Anspielung an seine Angst vor Hunden und ging einfach aus dem Zimmer. In der Türe wand er sich jedoch noch einmal um und sagte zu Julian: "Du kannst mir ruhig glauben." Als er draußen war warf ich Julian einen fragenden Blick zu doch schüttelte dieser scheinbar müde seinen Kopf. "Er wollte nur mal wieder einen Keil zwischen uns beide schlagen." Scheinbar empört erklärte ich: "Es ist eine Frechheit, wie hartnäckig er immer wieder versucht uns beide aus einander zu bringen!", doch in Gedanken überlegte ich, was Christoph Julian wohl verraten hatte. "Vergessen wir ihn, er ist ein armer Dummkopf, der nichts von den Gefühlen anderer Menschen versteht und immer nur auf ihnen rumtrampeln kann und sie ausnutzt." Zuerst wollte ich meinen Halbbruder verteidigen, doch dann fiel mir die Szene nach unserem Kuss ein, als Tina mir sein wahres Gesicht entblößte und ich stimmte Julian nickend zu, er hatte recht, leider. "Da hast du vollkommen recht..." Julian schnitt eine böse Grimasse: "Jaja, er ist eigentlich schon ein bemitleidenswertes Wesen, er tut mir ja so fuuuuurchtbar Leid!", antwortete er mir mit einem ätzenden Ton und brach dann in lautes Gelächter aus. Ich unterdrückte tapfer ein in mir aufsteigendes Gefühl und versuchte die aufschreienden Gedanken in meinem Kopf zu besänftigen. Julian hatte doch schließlich allen Grund, auf Christoph sauer zu sein... Trotzdem missfiel mir sein Spott. Ich atmete tief ein, fest entschlossen unseren Neubeginn nicht gleich wieder zu zerstören. "Lass uns das Thema wechseln, ich habe keine Lust mir mit diesen Gedanken die Laune verderben zu lassen. Erzähl mir lieber, was du in den letzten Wochen so getrieben hast. Schließlich haben wir uns so selten gesehen!" Julian schnappte sich munter meine Hand und schlenderte mit mir in Richtung Türe. "Du meinst abgesehen davon, Tag und Nacht nur an dich zu denken und wie ich dich wieder zurück gewinnen kann?"

Nach einem zwei stündigen Spaziergang schmerzten meine Füße von den hohen Sandalen so sehr, dass wir beschlossen uns in ein Restaurant zu setzten. Wir betraten den angenehm kühlen Raum und suchten uns ein leeres Eck in dem wir es uns bequem machten. Ich kramte in meiner Handtasche nach ein paar Pflastern, als Julian mich unauffällig anstupste. "He, da drüben sitzt Tina mit ihren werten Freundinnen. Wenn du willst wechseln wir das Lokal?" Ich drehte mich unauffällig um und zuckte dann mit den Achseln. "Weißt du, vor kurzem haben Tina und ich entdeckt, dass wir Leidensgenossinnen sind. Wir können also ruhig hier bleiben." Julian betrachtete mich, als ob ich ein drittes Auge hätte und fragte mich dann verständnislos: "Aber hast du schon vergessen, dass sie dich mit eben diesen Freundinnen einmal beinahe ertränkt hätte??" Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln. "Und du hast mich damals gerettet, glaubst du wirklich das könnte ich vergessen? Das war überhaupt der Tag, an dem wir uns kennen gelernt haben! Aber zu deiner Beruhigung, es ist jetzt wirklich alles in Ordnung zwischen uns, ihr ist von Christoph einfach nur übel mitgespielt worden..." Julian tätschelte liebevoll meine Hand. "Na hoffen wir mal, dass das stimmt und im Notfall würde ich jeder Zeit wieder Mund zu Mund Beatmung machen, Ehrenwort!" Ich fischte endlich die gesuchten Pflaster aus der Tasche und lächelte Julian an. "Das glaub ich dir sogar, aber wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, ich muss mich schnell mal zupflastern, sonst kann ich heute keine drei Meter mehr zurücklegen..." "Ist gut, ich schau inzwischen ob mich irgend etwas im Menü anspricht..."

Quietschend schloss ich die Kabinentüre hinter mir. Um an meine Blasen ranzukommen musste ich die Beine hoch heben und ich hatte keine Lust von allen Toiletten Besuchern angestarrt zu werden, vor allem trug ich nur einen kurzen Rock. Von klein an hatte man mir gepredigt, mich in öffentlichen Toiletten niemals hinzusetzen also versuchte ich verzweifelt im Stehen an die wunden Stellen zu kommen. Als ich gerade wieder bedenklich schwankte, ging draußen die Türe auf und ein paar schnatternde Stimmen wurden laut. Zuerst schenkte ich ihnen keine Aufmerksamkeit, doch erkannte ich die Stimmen und hörte automatisch zu. Gerade war eine von Tinas Freundinnen am Wort, die ich sowieso nie auseinander halten konnten, da sie nur kleine Tina Kopien waren. "Ich kann noch immer nicht glauben wie dumm manche Menschen sind!", stieß sie mit ihrer lachend mit ihrer Raucherstimme hervor. Auch die anderen lachten, bis Tina wieder das Wort ergriff, während sie sich in die Kabine neben mir schloss. "Das habe ich mir auch gedacht. Ich hätte wirklich nie damit gerechnet, dass sie es mir so schnell abkauft und Christoph war so verdattert, dass sich der arme Idiot gar nicht richtig verteidigen konnte. Ich hatte also leichtes Spiel." Irgend etwas in mir verkrampfte sich und ich konzentrierte mich, damit ich ja kein Wort von draußen verpasste. "Und willst du ihn dir jetzt wieder holen?", ertönte die Stimme von Tina Kopie Nummer 2. "Oh Gott, nein! Mal ehrlich, ich habe schon vor einem Monat die Lust an ihm verloren! Wer will schon so einen armen Spinner, der ein Leben lang ein und demselben Mädchen nachtrauert. Ich wollte einfach nur meine Rache an dem Fettklops. Sie ist selbst schuld, wenn sie mir alles gleich glaubt!" Fast wäre ich von dem Klositz gerutscht, auf den ich mittlerweile geklettert war, als ich ihre harte Stimme hörte. Ich war völlig vor den Kopf gestoßen. "Aber Christoph ist auch schuld an seinem Untergang, hätte er nicht so eine lange Verflossenen Liste, hätte Lea mir sicher nicht so locker geglaubt, dass er mit mir in der Kiste war." "Ja schon, und außerdem hast du ja nicht hundert prozentig gelogen, immerhin habt ihr ja schon miteinander geschlafen, du hast nur mit dem Zeitpunkt ein bisschen geflunkert..." Und wieder brachen sie in dröhnendes Gelächter aus. Endlich betätigte Tina die Klospülung und während sie sich weiterhin über mich und Christoph das Maul zerrissen, verließen sie das Klo. Völlig erschöpft stieg ich wieder von der Klobrille und pickte die restlichen Pflaster auf die schmerzenden Stellen.

"Ich dachte schon, du wärst von der Klomuschel verschluckt worden! Hast du schön mit deiner neu gewonnenen Freundin Tina geplaudert, ich habe gesehen, dass sie auch für kleine Mädchen gegangen ist." Abwesend schüttelte ich meinen Kopf. "Lass uns bitte gehen, ich habe mich wohl doch in ihr geirrt und möchte nicht, dass sie mich sieht!" Gehorsam stand Julian auf und folgte mir nach draußen, aber auf der Straße sagte er mit ernstem Gesicht: "Weißt du was Christoph gesagt hat?" Ohne meine Antwort abzuwarten fuhr er fort. "Er hat mir ebenfalls von eurem Kuss erzählt. Als ich ihm sagte, dass ich es schon längst wusste fuhr er fort, ob ich auch wüsste, dass du praktisch schon fast seine Freundin warst, als Tina kam und eine Lüge verbreitete, die dich von ihm abstieß. Anschließend sagte er noch, dass sobald du die Wahrheit erfahren würdest, zu ihm zurück kommen wirst..." Abwartend schaute er mich an. "Typisch, er wirklich zu sehr von sich selbst überzeugt...", antwortete ich um Julian zu beruhigen, während ich selbst vollkommen aufgewühlt war. Vielleicht zog es mich ja wirklich zu Christoph...

Kapitel57

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel58

Hallo Leute!
 

Ich habe euch wiedermal warten lassen.. das tut mir leid, aber naja, ich bin halt ein klein wenig schlampig *g*
 

auf jeden fall viel vergnügen mit dem neuen teil und ich denke, dass die meisten sich bestimmt schon denken, dass wir am ende der geschichte sind.. aber ich kann sagen, bevor es zum schluss kommt, kommt noch ein ordentlicher showdown:)
 

also, viel spaß mit dem teil, euer silberengel!
 

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Sein Gesicht hellte sich auf und er strahlte mich noch mehr an, als er es eh schon tat. Sein Lächeln war in dem Moment das schönste, was ich jemals gesehen hatte, sogar schöner als das Lächeln von Julian, viel schöner. Ich fing auch an zu lächeln und Christoph nahm mich in den Arm und drückte sich an mich. Ich glaubte ihn noch nie so glücklich gesehen zu haben. Und wenn ich ehrlich war, war ich der glücklichste Mensch, den man sich je vorstellen kann! Ich sprühte nur so vor Glück und ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich gerade mein erstes Mal hinter mir hatte, es erlebt hatte. Noch dazu mit Christoph! Ich hätte echt nicht gedacht, dass es mit ihm passieren würde, sondern eher geglaubt es würde mit Julian sein, obwohl ich schon einmal einen komischen Traum mit Christoph gehabt hatte. Ich erinnerte mich jetzt mit einem Grinser daran, als ob ich es im Unterbewusstsein gespürt hätte, dass es mit Christoph geschehen würde. Wir hielten uns noch eine lange Zeit in den Armen und kuschelten. Ich genoss seine Wärme und wir brauchten nichts sagen. Irgendwie war die ganze Stimmung wunderschön und ich fühlte mich gut, obwohl ich kurz an Julian denken musste. Was war denn das für ein Tag gewesen? Irgendwie war ich doch noch glücklich mit Julian und plötzlich lieg ich in Christophs Armen. Julian hatte mich wohl aufgegeben und wenn ich ehrlich war, wäre ich wahrscheinlich schon auf der Hochzeit mit Christoph zusammen, wenn Tina nicht diese böse Intrige geschürft hätte. Irgendwie war ich so froh, dass ich diese Kuh am Klo belauscht hatte, aber was hieß hier belauscht? Ich war einfach zur Richtigen Zeit am richtigen Ort! Wieder einmal dankte ich Gott dafür, dass es mir im Moment so gut ging. Obwohl mir Julian furchtbar leid tat. Plötzlich riss mich Christoph wieder aus meinen Gedanken, weil er sich über mich beugte und mich küsste. Es war ein schöner Kuss und noch mehr Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch. Irgendwann beschlossen wir jedoch uns anzuziehen und runter zu gehen. "Na, ihr zwei? Wo kommt ihr denn her?", grinste mich Paul an. Wie zum Henker ist er rein gekommen? Doch, meine Frage erübrigte sich, als Paul gleich weitersprach. Er dürfte wohl meinen erstaunten Gesichtsausdruck gesehen haben. "Isabella hat mir aufgemacht! Na, schon lang nimmer gesehen! Was habt ihr zwei denn in der Zwischenzeit getrieben?" Paul grinste mich an und ich konnte nicht verhindern, dass mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich wusste nicht, ob es Absicht gewesen war von ihm genau diese Worte auszusprechen, trotzdem versuchte ich irgendetwas zu sagen. Christoph kam mir aber dazwischen. "Das wüsstest du wohl gerne!" Er grinste lasziv und legte einen Arm um mich, den ich voller Panik abschüttelte. Kurz entstand eine unangenehme Stille, denn ich hatte anscheinend bei Paul den Eindruck geweckt, dass irgendwas war. "Naja...Paul, dann lass ich dich mal mit Lea alleine, ihr habt sicher viel zu bereden, ihr habt euch ja schon lang nimmer gesehen!" "Ja, das haben wir allerdings!" Paul sah mich intensiv an und ich wusste, dass ich ihm eine Erklärung schuldig war. Christoph ließ uns allein und wir machten uns auf den Weg in mein Zimmer. Paul setzte sich mit einem Seufzer auf mein Bett und sah mich immer noch durchdringend an. "Sag mal Lea? Was ist denn so in letzter Zeit bei dir so passiert? Anscheinend hat sich ja sehr viel verändert!" "Weißt du Paul...es ist alles ein wenig kompliziert..." "Ich hab Zeit!" Irgendwie war mir es unangenehm mit ihm über die letzten Ereignisse zu sprechen. Vielleicht hatte ich Angst vor seiner Reaktion, wenn er erfuhr, dass ich mit Christoph geschlafen hatte und es mit Julian aus war. Immerhin war er einer der besten Freunde von Julian. Ich setzte mich mit einem unguten Gefühl ihm gegenüber und sah ihm fest in die Augen. "Versprich mir, dass du nicht ausrasten wirst, okay?" "Warum sollte ich denn ausrasten?" "Das wirst du schon noch sehen, versprich es mir!" "Lea, du machst mir Angst! Aber ich verspreche es!" "Also gut!" Ich erklärte Paul in knappen Worten, was in letzter Zeit so los war. Angefangen mit dem Chatten, bis hin zu meinem ersten Mal mit Christoph. Er blieb die ganze Zeit ruhig und ließ mich ausreden. Das mochte ich an Paul so und das bewunderte ich an ihm! "Also, was sagst du?" Paul machte ein nachdenkliches Gesicht und überlegte, was er jetzt sagen sollte. "Also, Lea...ich weiß ehrlich nicht gesagt, was ich davon halten soll. Anscheinend hat es mit Julian nicht geklappt, aber dann gleich mit Christoph in die Kiste zu hüpfen...tut mir leid, aber das versteh ich nicht! Zumal weil du selbst gesagt hast, dass du mit deinen Gefühlen momentan nicht klar kommst und nicht weißt, was du jetzt fühlen sollst oder nicht! Bist du dir auch ganz sicher, dass du Julian nicht mehr liebst, sondern Christoph? Also ich weiß nicht, ob du dich da verrennst! Es mag schon stimmen, dass du in letzter Zeit nicht so gut mit Julian ausgekommen bist, aber musst du deswegen gleich zu Christoph gehen?" Irgendwie machten mich seine Worte wütend. Ich wusste selbst, dass das alles viel zu schnell für mich ging und das ich noch Zeit brauchte, um das alles verarbeiten zu können, aber musste er so direkt sein? "Paul, ich weiß auch nicht, wie das alles passieren konnte, aber es ist nun mal passiert und ändern kann ich es auch nicht mehr!" "Das ist mir schon klar, ich mach mir doch nur Sorgen um dich! Ich möchte nämlich, dass es dir gut geht und du nicht unglücklich wirst! Außerdem denke ich solltest du vielleicht endlich Abstand zu Jungs nehmen, vielleicht bist du für all das nicht bereit?" "Doch, ich bin dafür bereit und ich bin jetzt mit Christoph zusammen! Ob es dir passt, oder nicht, aber ich möchte es mit ihm versuchen!" "Wissen deine Eltern schon davon?" "Nein..." "Wirst du es ihnen sagen?" "Dass ich mit meinem Halbbruder zusammen bin und mit ihm geschlafen hab? Ich weiß nicht..." "Was sagt denn Christoph dazu?" "Das weiß ich nicht...es ist ja erst eben passiert..." "Vielleicht solltest du mal wieder mit ihm darüber reden, wie es mit euch weitergeht, mein ich! Anscheinend ist da noch einiges zu klären!" "Ach, ich kenn mich doch mit all dem noch gar nicht aus! Wie war es denn bei dir?" "Mein erstes Mal?" "Ja! Woher wusstest du was du tust, oder fühlst oder was der andere denkt?" "Mein erstes Mal mit einem Mädchen oder mit einem Jungen?" Paul grinste mich unverschämt an, das war ich gar nicht gewöhnt von ihm! "Mit ... äh...egal! Mit beiden!" "Also von Alex hab ich dir eh erzählt und da war es für mich einfach klar, dass wir zusammengehören! Wir haben uns einfach angesehen und geküsst, dann wusste ich es! Die ganze Stimmung war einfach toll und es hat alles gepasst, während mit dem Mädchen...da war alles so verkrampft und ich fühlte mich einfach nicht gut, das hat sie auch gemerkt und dann wussten wir beide, dass da nichts draus wird!" "Also bei Christoph und mir war auch alles entspannt und es war alles so schnell vorbei, aber die Stimmung war auch schön!" "Dann gehört ihr vielleicht doch zusammen!" "Meinst du wirklich?" Ich spürte, wie ich mich besser, erleichtert fühlte. Ich merkte, wie ich strahlte und meine Mundwinkel schon vom ewigen Lächeln weh taten. Aber ich fühlte mich einfach gut und ich dachte ich könnte platzen vor Freude! "Ja, wäre doch möglich!" Paul blieb noch zwei Stunden, wo wir uns einfach über alles mögliche erzählten. Er hatte eine Menge zu erzählen und ich freute mich, dass er nicht wirklich was gegen mich und Christoph hatte. Ich brachte ihn dann zur Tür und machte mich auf die Suche nach meinem Halbbruder. Er saß in seinem Zimmer, auf seinem Bett und las in irgendeiner Zeitschrift. Er bemerkte mich gar nicht, als ich eintrat. Also schritt ich zu ihm und setzte mich neben ihn auf´s Bett. Überrascht guckte er mich an und legte sofort die Zeitschrift weg, um mir einen Kuss auf meine Lippen zu hauchen. "Na, wie war´s denn mit unserem lieben Pauli?" "Ganz nett!" Ich grinste. Christoph strahlte und nahm mich in seine starken Arme. Ich kuschelte mich zu ihm und machte es mir auf seinem Bett bequem. "Ach Lea, ich bin so glücklich!" Ich konnte Christophs Gesicht nicht sehen, aber ich wusste, dass er die Wahrheit sagte. "Ich auch!", antwortete ich, "Sogar sehr!". Wir brauchten wieder nicht viel sagen, denn wir wussten, was der andere dachte. Doch ich versank immer mehr in meine Gedanken. Mir kamen auf einmal die Worte von Paul wieder in den Sinn und sie ließen mich nicht mehr los. "Christoph?" "Mmh?" "Sind wir eigentlich ....zusammen?" Christoph lachte kurz auf. "Na, was hast du denn gedacht?" "...es hat nur niemand ausgesprochen..." "Das mussten wir doch gar nicht, oder?" "Nein, mussten wir nicht!" Mein Bruder nahm mich noch fester in den Arm. "Ich liebe dich so sehr, Lea!" "Ich liebe dich auch!" Wir kuschelten noch eine Weile, bevor ich wieder die Stille durchbrach. "Chris? Sagen wir es eigentlich unseren Eltern?" "Wieso nicht? Ich bin sicher, sie würden sich für uns freuen!" "Bist du sicher?" "Ja, bin ich!" "Weißt du, ich denke, wir sollten es geheim halten...."

Kapitel59

Hallo!
 

Hehe... ich verrate euch nicht, was noch alles kommen wird.. lasst euch einfach überraschen und entweder könnt ihr mich nacher hochjubeln lassen oder auch verdammen *g* wartet am besten mal ab..;)
 

auf jeden fall wünsche ich euch viel vergnügen mit dem neuen teil und danke für eure kommis...ein herzliches willkommen für Shiruja, die neu dazu gestoßen ist..:)
 

au revoir, euer silberengel!
 

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Christoph drückte mich etwas von sich, damit er in mein Gesicht sehen konnte. Er wedelte spielerisch mit seinem Finger vor meinem Gesicht herum: "Sag mal, ist es dir peinlich?" "Hm, was?? Nein!" Doch Christoph lies zur Abwechslung mal nicht locker. "Ach komm, wir kennen uns doch wirklich gut genug, glaubst du wirklich, du könntest mir etwas vormachen?" Ich überlegte kurz, seine warmen, sicheren Arme um mich herum beruhigten mich und ich sah wirklich keinen Grund, nicht zu sagen, was ich denke. "Naja, ich weiß nicht, was sie davon halten werden... Das ist doch irgendwie... irgendwie..." "Wie Inzest?", fragte mich Christoph lachend. Als er es so aussprach, fand auch ich es mit einem Mal witzig und stimmt in sein Lachen ein. Als sich Christoph wieder beruhigte drückte er mich wieder an sich und gab mir einen Kuss auf meinen Scheitel. "Ja, irgendwie klingt das komisch, aber trotzdem glaube ich, dass sie sich nach der ersten Verblüffung für uns freuen werden, oder?" "Stimmt, da hast du eh recht..." Doch anscheinend hatte ich Christoph jetzt ins Grübeln gebracht, denn er fuhr nachdenklich fort. "Aber da gibt es jemand anderen, der nicht so gut reagieren wird..." Ich schluckte kurz runter, ich hatte gehofft, wir würden dieses Thema vermeiden, ich wollte in meinem Glück einmal nicht an Julian erinnert werden. "Paul hat es gut aufgenommen und freut sich für mich, also wieso sollten andere damit Probleme haben...", versuchte ich das Thema herab zu spielen. "Lea...", fing Christoph vorsichtig an. "Schon gut...", unterbrach ich ihn, "Ich weiß, dass ich es Julian wohl irgendwie mitteilen sollte..." Christoph begann uns beide sachte hin und her zu schaukeln. "Wenn er es von einer anderen Seite erfährt, wäre das wohl nicht fair...", fuhr ich fort, in der Hoffnung mir selbst Mut zu zu reden. "Wenn du willst begleite ich dich. Als seelischen Beistand." Sachte, um nicht hart gegen Christophs Kopf zu stoßen, verneinte ich Kopf schüttelnd. "Das würde wohl schief gehen... ausarten..." Christoph hielt kurz mit dem Schaukeln inne. "Als ob ich ihm jemals etwas getan hätte..." Antwortete er mit gespielter Entrüstung. "Jaja, ihr beiden habt euch wirklich schon genug geleistet. Es wird Zeit, dass ich zu dem stehe, dass ich verbocke..." Christoph lachte amüsiert auf. "Jaja, da hast du wirklich Sch... gebaut, was hat dich da nur geritten?" Ich räusperte mich. "Soll ich wortwörtlich auf diese Frage antworten?" Wieder musste Christoph lachen und auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, wir hatten schon lange nicht mehr so ungezwungen mit einander gescherzt, vielleicht sogar noch nie, auf jeden Fall war es wundervoll. "Lea, Lea, solche perversen Anspielungen bin ich von dir ja gar nicht gewohnt...", erwiderte er, immer noch grinsend. "Aber jetzt ernsthaft, ich kann mir gut vorstellen, dass es hart für dich wird, mit Julian zu sprechen und du sollst wissen, dass ich für dich da bin." Ich wandte mein Gesicht ihm zu und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. "Ich weiß, danke."

Nachdem wir eine weile neben einander gesessen waren, streckte ich meinen Rücken durch. "Ach, sag nicht, dass du schon gehen willst!?" Vorsichtig hob ich seinen um meine Taile liegenden Arm hoch und hob ihn über meinen Kopf, um ihn auf Christophs Schoß zu legen. "Ich fürchte doch, aber denk mal: wir wohnen im selben Haus!" Noch lies mich Christoph nicht los. "Aber dann kannst du doch gleich bei mir bleiben!" "Nein, ich würde mich gerne umziehen..." "Von mir aus, bräuchtest du dich nie wieder anziehen...", antwortete Christoph mit gespielt verführerischen Augenaufschlägen. "Aber mir ist kalt..." "Ich hab hier unten einen Kleiderschrank voll mit warmen Gewändern..." Ich musste einfach lachen. Christoph schnitt eine unglaublich süße Grimasse und sah mich mit seinen schönen Augen flehend an. "Ich verspreche wieder zu kommen, okay?" Vorsichtig erhob ich mich von seinem Bett doch Christoph sah mich einfach nur mit großen Hundeaugen an. "Und du kannst mich auch jeder Zeit in meinem Zimmer besuchen!", versuchte ich es weiter. Als er immer noch nicht reagierte setzte ich noch eins drauf. "Du hast ja sogar den Universalschlüssel, also kannst du mich überall erwischen..." Vielleicht war es die Anspielung auf frühere Zeiten, oder er sah einfach nur ein, dass er es mir unglaublich schwer machte zu gehen, auf jeden Fall stand Christoph endlich auch, wenn auch seufzend, auf. Mit einem Mal schien er eine Idee zu haben, denn er ging mit neuer Energie zu seinem Schreibtisch. Während er in den Laden wühlte betrachtete ich aufmerksam seinen Körper. Er hatte wirklich einen schönen Körper und der Gedanke, dass er, zumindest zum Teil, mir gehörte, erfüllte mich mit einem wohligen Schaudern. Ich wanderte mit meinem Blick weiter und erreichte mit meinen Augen das Bett. "Ich kann noch immer nicht glauben, dass das alles passiert ist.", sprach ich meine Gedanken laut aus. Christoph richtete sich auf und kam auf mich zu. Als er mich mit seinen Armen sanft umschloss, flüsterte er in mein Ohr: "Ich auch nicht, aber ich bin froh, dass es so gekommen ist. Bereust du irgend etwas?" "Hab ich irgendwann diesen Eindruck gemacht?" Christoph lächelte mich verträumt an. "Eigentlich nicht..." Ich küsste ihn sachte auf den liebgewonnenen Mund. "Stimmt, ich bereue nicht das geringste, im Gegenteil, ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr!", antwortet ich und küsste ihn erneut. Als er seine Lippen von meinen löste, drückte er mir gleichzeitig etwas in die Hand. Verblüfft entdeckte ich einen Schlüssel in meiner Hand. "Ist das...", fing ich an. Christoph fixierte meinen Blick. "Stimmt, das ist mein Universalschlüssel. Du sollst ihn haben, damit du in Zukunft die Macht hast!", sagte er mit seinem verspielten Grinsen. "Und damit wir diese dumme Vergangenheit endgültig hinter uns lassen...", fügte er noch kleinlaut hinzu. "Das ist schon längst passiert, spätestens seit heute Nachmittag." "Danke." Mit einem letzten Kuss verabschiedete ich mich endgültig von ihm und stieg die Treppen zu meinem Zimmer hinauf.

Nach einem ausgiebigen Bad, mit Aromabadeperlen und einer romantischen CD im CD-Player, knotzte ich mich im Schlafmantel auf mein Bett. Vor mir lag das Telefon. Doch alles in mir verkrampfte sich, als ich zaghaft danach griff. Also legte ich es wieder beiseite und überlegte, was ich noch tun konnte, um das Telefonat hinauszuzögern. Nach dem ich mir die Nägel an Händen und Füßen geschnitten, gefeilt und lackiert hatte betrachtete ich nachdenklich das Resultat, noch wollte ich nicht anrufen also schnappte ich mir die nächst beste Creme, die ich fand und schmierte mich ein, sonst nahm ich mir sowieso nie die Zeit, für einen Pflegetag... Doch als ich fertig war, warf ich einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon ziemlich spät war, wenn ich Julian wirklich noch anrufen wollte, musste ich es jetzt hinter mich bringen. Ich griff wieder zum Telefon und sprach mir in Gedanken gut zu, es war das richtige, Julian anzurufen und ich versprach mir selbst, wenn ich fertig war nochmal zu Christoph runter zu gehen, vielleicht die Nacht bei ihm zu verbringen. Entweder mein gutes Zureden oder meine Rationalität siegten, auf jeden Fall rang ich mich endlich durch und wählte Julians Nummer. Nach dem vierten Läuten hob er ab, ich hatte die ganze Zeit mitgezählt in der Hoffnung, er würde nicht mehr ran gehen, doch nun war es Zeit, reinen Tisch zu machen. "Hallo Julian.", hauchte ich mit aller Kraft ins Telefon. "Lea? Ich hätte heute nicht mehr mit einem Anruf von dir gerechnet... Wie geht es dir?" Bei seiner Frage schoss mir die Röte ins Gesicht. Konnte ich ihm einfach so an den Kopf werfen, dass ich überglücklich war, weil ich einen neuen Freund hatte? Das wäre wohl das aller letzte gewesen... "Ich... nun ja...Das ist eine gute Frage...", stotterte ich ins Telefon. "Was ist los? Du klingst so verstört! Komm schon, sag es ruhig, wir werden schon eine Lösung finden!"

Kapitel60

Hallo!
 

Ich dachte mir, dass ich mal schnell wieder was Neues hochlade.. Hoffe, dass euch der neue Teil gefällt :) nur mehr ungefähr 10 Teile und dann habt ihr es geschafft.
 

Schönen Tag noch und au revoir, euer Silberengel!
 

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Ich wusste nicht, wie ich es ihm am besten sagen sollte. Tausend Möglichkeiten schossen mir durch den Kopf, aber mein Mund war zu keiner bereit. "Jetzt sag schon Lea. Ich verspreche dir auch nicht böse zu sein. So schlimm kann es ja nicht sein." Sein lockerer Ton täuschte nur, dass wusste ich. Immerhin kannte ich Julian schon so gut, das ich seine Stimmungen vorhersehen konnte.

Als ich noch immer nichts sagte, räusperte er sich. "Hör mal, wenn es wegen heute nachmittag ist, dann tut es mir leid. Ich hätte nicht so vor Christophs Augen mit dir reden dürfen. Ein Wunder, dass du überhaupt noch mit mir reden willst. Es tut mir also leid. Kannst du mir noch einmal verzeihen?" Seine Stimme klang so ungezwungen und ehrlich, dass ich unfähig war, ihm auch nur zu antworten. Stattdessen stiegen mir Tränen in die Augen und ich begann zu schluchzen. Wenn doch alles anders gekommen wäre in der Vergangenheit, dann müsste ich ihn nicht so verletzen. Ein Schaudern durchlief meinen Körper.

"Also schön, Lea, was ist denn nun los? Mit dir stimmt etwas nicht und ich höre, dass du weinst. Soll ich vorbeikommen? Es ist zwar schon spät, aber ich würde es gerne machen." Seine freundliche Art verstärkte mein schlechtes Gewissen.

Ich sammelte meinen ganzen Mut und schluckte den Klos in meinem Hals hinunter. "Ich bin mit Christoph zusammen!" Jetzt hatte ich es endlich ausgesprochen, aber ich wusste nicht, wie Julian reagieren würde. Eine halbe Minute, die mir wie fünf Minuten vorkamen, sagte er kein Wort. Meine Worte hatten ihn anscheinend tief getroffen und ich verdammte alle Ereignisse der letzten Wochen. So viel Kummer und Schmerz, den wir uns beide zugefügt hatten und der jetzt seinen Höhepunkt erreicht hatte. Zögernd wandte ich mich an ihn. "Julian? Bist du noch da?" Diese wenigen Worte erforderten viel von meiner Kraft, aber ich musste mich ihm stellen. Es wäre wirklich gemein, wenn er es von anderen erfahren würde. Dies war die beste Lösung.

"Habe ich dich richtig verstanden? Du bist mit Christoph zusammen?" Seine Stimme klang hart und eisig. Obwohl es sein Recht war mich so zu behandeln, verletzte mich sein schroffer Tonfall. "Du hast mich richtig verstanden. Es tut mir so unbeschreiblich leid..." Bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte er aufgelegt. Mein Herz pochte und ich fühlte mich schrecklich. Eine Weile lauschte ich noch dem Tuten des Telefons, als ich schließlich auflegte. Lange konnte ich nicht einschlafen.
 

Bereits früh am Morgen wurde ich aufgeweckt. Der Duft von frischem Gebäck und Marmelade stieg mir in die Nase und ich roch auch einen Früchtetee. Als ich die Augen aufschlug, sah ich Christopher mit einem Tablett neben mir stehen. "Guten Morgen, meine Prinzessin. Ich habe dir dein Frühstück gebracht." Mit seinem gewinnenden Lächeln stellte er seine Last auf meinen Nachttisch und setzte sich selber auf den Bettrand. Mit einer Hand kniff er mir freundlich in die Wange.

Noch immer niedergeschlagen, wegen dem Telefonat am Vortag, zwang ich mich zu einem Lächeln. Christoph schien dies zu merken und er sah mich besorgt an. "Was ist denn los? Bist du krank? Ist alles in Ordnung mit dir?" Vorsichtig fühlte er meine Stirn und schüttelte den Kopf. "Fieber hast du keines. Willst du darüber reden?" Traurig blickte ich ihm in die Augen und gestattete ihm, seinen Arm um mich zu legen. "Ich habe gestern abend noch Julian angerufen." Ich ließ die Worte im Raum stehen, um zu sehen, wie Christoph reagieren würde. Bei der Erwähnung von Julians Namen fiel er wieder in seine Coolheit zurück und nahm eine Semmel von dem Tablett. "Und wie hat er es aufgenommen?"

Ich beobachtete ihn, wie er Marmelade auf das Gebäck strich und es mir hinhielt. Als ich ablehnte, zuckte er nur mit den Schultern und biss selber hinein. "Also, sag schon." Seufzend sah ich aus dem Fenster. "Er hat einfach aufgelegt. Ich wollte es ihm noch erklären und mich entschuldigen, aber er hat einfach aufgelegt. Kannst du dir das vorstellen? Er hat mir nicht einmal Zeit gegeben, alles zu erklären. Was war ich nur für eine miserable Freundin?" Die Worte kamen mir über die Lippen, obwohl ich das Gefühl hatte, aus der Entfernung dem Gespräch zu folgen.

Sichtlich verärgert warf Christoph den Rest der Semmel wieder auf den Teller zurück und sah mich merkwürdig an. "Hör auf so einen Unsinn zu reden. Ihr habt von Anfang an nicht zusammengepasst und das weißt du auch. Ich hätte ihn dir nie vorstellen dürfen, dass hätte vielleicht einiges verhindert. Aber ich möchte nicht, dass du dir jetzt Vorwürfe machst, denn schließlich bist du jetzt meine Freundin. Bei mir wird dir das nicht alles passieren, das schwöre ich dir. Denkt nicht ständig an ihn, sondern lieber an mich. Ich bin dein Freund und nicht er." Mittlerweile stand ihm die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Anscheinend hatte ich einen wunden Punkt seines Stolzes getroffen. Obwohl mir seine Reaktion missfiel, nickte ich nur. Christoph hatte Recht. Am besten sollte ich die Vergangenheit vergessen und es dieses Mal mit ihm besser machen. Ein wenig erleichtert richtete ich mich auf und gab ihn einen Kuss auf die Lippen. Sanft erwiderte er ihn und die Welt um uns begann zu versinken.

Schließlich zog er sich ein wenig zurück und flüsterte mir ins Ohr. "Ich liebe dich Lea. Du bist das beste, was mir je in meinem Leben passiert ist. Du bist so süß und unschuldig, bitte bleib bei mir." Seine Worte drangen mir tief in die Seele und berührten sie. Ich hatte keine Ahnung, wie nötig ich das Gefühl hatte, dass mich jemand einfach so lieben würde. Instinktiv zog ich ihn noch näher zu mir und wir blieben zufrieden Arm in Arm liegen.
 

Eine Stunde später stand ich auf und ging ins Bad. Die Person im Spiegel sah einfach furchtbar aus. Wo war die lebensfrohe Lea hin, die ich noch vor Wochen war? Kein Wunder das es immer wieder zu Streiten mit Julian gekommen war, wenn ich aussah, wie eine Vogelscheuche. Bei Christoph wusste ich, dass er mich mochte, wie ich war, denn sonst wären wir nie zusammengekommen.

Nachdem ich mir die Haare gewaschen hatte und mich ein wenig hergerichtet hatte, beschloss ich einen Ausgang mit Cäsar zu machen. Immerhin war es ein ansonsten schöner Tag und die Sonne schien. Ein wenig frische Luft würde mir sicher auch nicht schaden. Schnell zog ich mir noch etwas an und begab mich auf den Weg hinab. "Cäsar, wo bist du denn? Komm zu Frauchen!" Mittlerweile kam der Hund sogar, wenn man ihn rief. Und tatsächlich musste ich nicht lange warten, als ein wuscheliger Kopf um die Ecke schoss, gefolgt von einem massigen Körper. Freudig begrüßte er mich und schleckte mir über die Hand, als ich versuchte, ihm die Leine anzulegen. "Ist ja schon gut, mein Süßer. Ich streichle dich ja eh gleich." "Und wer streichelt mich?" Christoph kam in das Vorzimmer, blieb aber in einem Abstand von zwei Metern stehen. Seine Angst vor Hunden war irgendwie komisch. "Du hattest doch vorhin schon genug oder?" Mit unschuldigen Augen sah ich ihn an und lachte, als ich seinen angespannten Gesichtsausdruck bemerkte. Dann trat schließlich sein unwiderstehliches Grinsen auf seine Lippen. "Ich meinte aber nicht mein Gesicht. Ich will deine Hände wo anderst spüren."

Als ich seine Bemerkung verstand, lief ich rot an. Bei meiner Reaktion schmunzelte er und warf mir eine Kusshand zu. Mit zuckersüßer Stimme fügte er hinzu. "Ich sehe, du weißt was ich meine. Pass gut auf dich auf, wenn du rausgehst."

Schnell verließ ich das Haus und blieb noch einmal vor dem Postkasten stehen. In der Hoffnung eine Karte von unseren Eltern zu finden, öffnete ich ihn und zog einige Briefe, Umschläge und sonstiges hinaus. Ein dicker Brief war an mich adressiert. Während ich die anderen wieder zurücklegte, öffnete ich meinen. Es war ein dicker Katalog mit Schüleraustauschprogrammen, den ich einmal gemeinsam mit Julian bestellt hatte. Wir wollten beide gemeinsam in ein fernes Land gehen und dort für ein, zwei Jahre bleiben. Daraus wird wohl nichts mehr, dachte ich betroffen und machte mich auf den Weg, als Cäsar ungeduldig an der Leine zerrte. In Eile steckte ich den Katalog in meine Tasche und ließ mich von meinem Hund nachschleifen. Insgeheim hoffte ich, dass ich heil wieder zurück kommen würde.

Kapitel61

Hallo!
 

Und wiedermal kommt ein neues Kapi online.. viel vergnügen damit und danke für die geduld immer zu warten.. ungefähr noch 10 teile kommen..also, seid gespannt ;)
 

au revoir, euer silberengel!
 

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Cäsar schleifte mich durch den ganzen Wald und ich hatte richtig Mühe sie festzuhalten. Sie durfte irgendein Kaninchen gerochen haben und wollte mich hinter dem armen Tier herschleifen. Ich konnte Cäsar Gott sei Dank davon abhalten mir endgültig zu entwischen und schimpfte sie auch ein bisschen, dass sie nicht so einfach weglaufen solle. Mit ihrem treuherzigen Hundeblick schaute sie mich aus ihren großen Augen an und ich konnte ihr dann einfach nicht mehr böse sein! Ich streichelte sie, um ihr zu zeigen, dass alles wieder in Ordnung war und wir führten unseren Spaziergang fort. Nach einer geschlagenen Stunde kamen wir wieder nach Hause, wo Christoph einen großen Bogen um uns machte. Ich fand es immer wieder witzig ihn so ängstlich zu sehen. Ich wusste, dass das ziemlich gemein war, aber ich konnte mir einfach kein Schmunzeln verkneifen. Cäsar tollte dann im Garten herum und spielte sich mit dem neuen Ball, den ich mal für sie gekauft hatte. Ich sah ihr dabei zu, als sich zwei Arme um mich schlangen. "He, Süße! So ganz allein?" "Jetzt nicht mehr!" Ich drehte mich zu Christoph um und wir küssten uns. Ich liebte seine Küsse, sie waren so wunderschön und ich fühlte mich jedes Mal, wie auf Wolken. Die restliche Woche verging wie im Flug und ich genoss die Zweisamkeit mit Christoph. Ich schlief jede Nacht bei ihm im Bett und wir schliefen auch wieder miteinander! Doch jetzt war die Zeit gekommen, dass unsere Eltern wieder von ihren Flitterwochen zurückkamen. Es war Sonntag, als meine Mutter mit Franz zurückkamen. Ich hatte sie wirklich noch nie so erholt und verliebt zugleich gesehen. Das Glück schien vollkommen, doch hielt ich es trotzdem für besser, ihnen nichts von mir und Christoph zu sagen. Zu Mittag gingen wir groß essen in ein vornehmes Restaurant und wir amüsierten uns alle prächtig, bis meine Mutter mich vor Christoph nach Julian fragte. "Na, mein Schatz, wie geht es denn dem lieben Julian?" Ich stockte und hätte beinahe meine Gabel fallen gelassen. Hatte sie denn nicht bemerkt, dass er gar nicht auf der Hochzeit da war? "Mama, ich möchte nicht darüber reden!" "Aber Schatz?! Ihr hattet doch nicht euren ersten richtigen Streit oder?" Jetzt wurde mir allmählich klar, wie wenig meine Mutter in letzter Zeit davon mitbekommen hatte! Ich sollte ihr wohl mehr erzählen, aber das mit Christoph? Lieber nicht! Erst kam mal das mit Julian ins Gespräch! "Wir haben uns getrennt, Mama!" "Das ist ja schrecklich!", warf jetzt sogar Franz ein. Ich legte meine Gabel auf die Seite, denn mir war der Hunger vergangen. "Ja, wir haben uns getrennt!" "Aber wieso denn, mein Schatz?!" "Mama, bitte nicht hier!" "okay, meine Kleine!" Meine Mutter warf mir noch einen mitleidigen Blick zu, den sie sich wirklich ersparen konnte. Irgendwie hatte mich das Gespräch getroffen. Mir tat mein Herz weh und ich konnte es nicht leugnen. Immerhin war Julian mein erster richtiger Freund und den vergas man doch nicht so schnell. Irgendwie hatte ich gar kein Herzschmerz, so wie in all den Soaps! Das lag wahrscheinlich daran, dass Christoph gleich bei mir war! In dem Moment spürte ich einen Fuß unter dem Tisch, der mich anstupste. Ich blickte von meinem halbleeren Teller hoch und direkt in Christophs besorgtes Gesicht. Er durfte wohl bemerkt haben, dass ich in Gedanken war und ich ein bisschen angeschlagen war. Ich lächelte ihn ein bisschen gequält an und hoffte, dass damit die Geschichte gegessen war. Zu Hause angekommen belagerte mich Mama in meinem Zimmer und ich konnte endlich mein Herz ausschütten. Ich brachte fast kein Wort heraus, denn der Schmerz, den ich solange vergraben hatte, kam mit einem Male hoch. Ich erzählte ihr die ganze Geschichte mit Jill und ließ Christoph komplett aus. Meine Mutter bestellte bei Isabella einen riesigen Eisbecher für mich, den ich im Restaurant verschmäht hatte. Danach ging es mir wieder besser und ich suchte Christoph auf. Ich fand ihn in seinem Zimmer und setzte mich zu ihm auf´s Bett. "Na? Wie geht's?", fragte er mich sogleich besorgt. "Geht schon! Ich musste jetzt die ganze Geschichte mit Julian durchkauen!" Christoph antwortete nur mit einem "Mmh!" und blickte wieder in seine Zeitschrift. "Ich hab aber nicht gesagt, dass wir zusammen sind!" "Wieso nicht? Ich meine, ich liebe dich doch und möchte es nicht geheim halten! Außerdem wissen es doch schon fast alle, außer unsere Eltern!" "Ja, ich weiß, aber ich denke wir sollten es ihnen jetzt noch nicht sagen!" "Willst du, dass sie es um ein paar Ecken erfahren?" "Nein, natürlich nicht!" "Gut, dann sagen wir es ihnen heute beim Abendessen!" Christoph hatte ja recht und ich hatte Angst davor, wie Franz und Mama darauf regieren würden. Ich nickte nur stumm, denn es hatte keinen Sinn Christoph zu widersprechen, denn ich wusste, er würde es mit oder ohne mein Einverständnis heute tun. Der Abend kam nach meinem Geschmack viel zu schnell und somit auch das Abendessen! Wir saßen alle bereits am Tisch und jeder schmierte sich seine Brote. Mom und Franz unterhielten sich wieder über ihre Reise und Christoph warf mir schon einen wissenden Blick zu, dass er nur mehr auf die richtige Gelegenheit wartete. Ich fühlte mich gar nicht gut und versank in meine Gedanken. Ich malte mir die möglichen Reaktionen aus und hoffte, es würde nicht so schlimm werden. "Ach Lea! Isabella hat mir einen Brief gegeben, den sie in deiner Tasche gefunden hat, als sie waschen war! Da ist ein Schüleraustauschprogramm dabei gewesen! Sie haben es dir also endlich geschickt! Warum hast du denn nichts gesagt?" Völlig überrumpelt antwortete ich noch, dass ich das vergessen hatte. Christoph sah mich mit einem fragenden Blick an, denn ich wusste, dass er von meinen Plänen mit Julian nichts wusste. "Ach, Schatz! Das wird sicher eine reiche Erfahrung für dich und da du eh nur mehr ein Jahr Schule hast, solltest du das wirklich im Ausland verbringen! Das wird sicher eine reiche Erfahrung sein! Ich hab auch schon mit Franz gesprochen und er meint auch, dass es gut sein würde, nicht wahr mein Schatz?" Mama blickte zu ihrem Ehemann, der ihr zunickte. Ich war vollkommen perplex. "Also haben wir beschlossen, dass du dahin fährst! Am besten England oder Irland, dann können wir auch mal wieder unser Englisch aufbessern, wenn dann jemand aus dem Land zu uns kommt! Auch Christoph wird davon profitieren können! Also haben wir schon fast alles organisiert! Wir hätten schon eine Familie in Irland und in England gefunden, die mit uns diesen Tausch eingehen würden! Wir brauchen jetzt nur mehr dein Einverständnis und in welches Land du möchtest!" Mit strahlenden Augen sahen mich meine Eltern an und ich war vollkommen platt! Mit dem hatte ich wirklich nicht gerechnet! Meine Mutter schien zu merken, dass ich nichts sagen konnte und meinte, ich solle es mir überlegen. Mit dem aufklärenden Gespräch, dass Christoph und ich zusammen waren, wurde nichts draus und ich verzog mich auf mein Zimmer. Ich lag auf meinem Bett und überlegte und überlegte. Sollte ich oder sollte ich nicht? Was würde dann aus Christoph und aus Julian? Er hatte doch sicher das Schreiben auch bekommen! Mich reizte das Austauschprogramm sehr und ich wollte auch schon immer mal nach Irland oder England! Das war einer meiner größten Träume und er war nun zum Greifen nahe! Aber jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich von hier weg mochte. Ich hatte hier eine neue Familie und einen neuen Freund, Christoph! Verdammt! Es war alles so schwer! Ich beschloss mal Julian anzurufen, obwohl mir da auch nicht ganz mulmig zumute war. Es klingelte einmal, dann hob Julian bereits ab. Zuerst entstand eine peinliche Stille, doch schon bald kamen wir ins Gespräch. Es war am Anfang etwas drückend doch dann verbesserte sich die Stimmung und ich konnte ihn endlich nach dem Brief fragen. Er hatte ihn auch bekommen und er war auch noch am Überlegen, oder besser gesagt, seine Eltern waren am Überlegen, ob sie ihn für ein Jahr oder länger tatsächlich wegschicken sollten. Er war fest entschlossen zu fahren und zwar würde er gerne nach England. Ich freute mich für ihn und drückte ihm die Daumen. "He, wäre das nicht schön, wenn wir zusammen nach England gehen würden, dann hätten wir wenigstens jemanden, den wir kennen!" "Ja, das wäre schon schön..." Ich erzählte ihm, dass meine Eltern damit einverstanden sind und ich mir nur mehr ein Land aussuchen brauchte. Er beneidete mich und merkte aber, dass ich nicht so ganz glücklich damit war. Vielleicht war es falsch ihn von Christoph zu erzählen, aber mit irgendwem musste ich darüber sprechen. "Mhh, es ist deine Entscheidung, was du machst, aber ich würde schon gehen, denn Männer kommen immer wieder, aber diese einmalige Chance kommt nie wieder! Ich möchte dich jetzt nicht zu etwas überreden, was du nicht willst, aber ich denke schon, dass du solltest, auch wenn ich nicht darf!" Nach dem Gespräch dachte ich noch eine Weile darüber nach und machte einen Entschluss. Ich wollte fahren! Und nichts würde mich davon abhalten! Nicht einmal Christoph! Ich musste endlich meinen eigenen Weg gehen und ich fand das kam ganz recht so! Also beschloss ich gleich zu Franz und Mama zu gehen und ihnen sagen, dass ich mich für England entschieden hatte. Ich kam ins Wohnzimmer, wo Christoph und meine Eltern waren und über irgendetwas sprachen. Doch als ich kam, verstummten sie sofort, Christoph sah etwas mitgenommen und wütend aus. Ich fragte mich nur, was hier vor sich gegangen war, doch wollte ich endlich mit den Neuigkeiten herausplatzen! "Franz, Mama, Christoph! Ich habe beschlossen nach England zu gehen!"

Kapitel62

Irritiert blinzelte meine Mutter kurz und auch Franz schien irgendwie verlegen. "Mäuschen, das ist jetzt vielleicht ein etwas ungelegener Zeitpunkt..." Verwundert schaute ich die drei an, doch wollte mich keiner aufklären. "Ja, aber hast du nicht gesagt, dass es gut für mich wäre?" Christoph wandte sein Gesicht mir zu. "Das finden sie immer noch, nur haben sie mir gerade gestanden, dass ein zweiter Gedanke hinter dem ganzen ist, das ich endlich mal eine nette Freundin finde... Ist das nicht witzig?" Mein Mund klappte überrascht auf. Doch noch ehe ich etwas sagen konnte, fiel meine Mutter ein: "Ja, wir haben uns überlegt eine Fliege mit zwei Klappen zu schlagen. Du kannst neue Selbständigkeit in einem fremden Land finden und deine Sprachkenntnisse verbessern und Christoph findet nebenbei eine Freundin! Ist das nicht eine großartige Idee?" "Ja, Lea, ist das nicht eine großartige Idee?", fragte mich Christoph mit einem für mich undefinierbaren Gesichtsausdruck. Als ich noch immer nichts erwiderte fuhr nun Franz fort. "Das ist doch echt nicht so kompliziert. Wir haben uns einige tolle Familien angeschaut, also nur das beste für dich und dann haben wir halt noch geschaut ob da zufällig Töchter in eurem Alter sind. Christoph hatte in letzter Zeit häufig Pech mit seinen Freundinnen und wer weiß, vielleicht ist das ein Wink des Schicksals." "Na, ist doch toll, oder, Lea?", fragte mich Christoph mit durchdringendem Blick. "Ähm...", stotterte ich, "Ich weiß nicht so recht.... wisst ihr...", während ich nach den richtigen Wörtern suchte sah ich, wie Christoph hoffnungsvoll den Kopf hob, "Wisst ihr, vielleicht solltet ihr Christoph selbst die Wahl lassen, er wird sich schon von selbst jemanden finden.", schloss ich unsicher. Christoph lies enttäuscht den Kopf sinken. "Es hat wohl keinen Sinn weiter zu reden.", murmelte er und stapfte aus dem Zimmer. Verwundert blickte ihm Franz nach. "Komisch, vor einem Monat noch hätte er sich über jede neue Bekanntschaft gefreut." Meine Mutter legte den Amr um ihn und erwiderte schmunzelnd: "Vielleicht wird auch er endlich vernünftig und sucht sich ein Mädchen, dass im Vergleich zu dieser Tina und all den anderen endlich mal zu ihm steht und mit der es länger geht als ein, zwei Wochen." Franz nickte langsam, hob dann wieder den Kopf und sagte lächelnd zu mir: "Aber jetzt zu dir, wie wärs, wenn wir uns gleich die Familien anschauen, die wir in die engere Auswahl gezogen haben?" Aus meinen Gedanken gerissen blickte ich auf. "Nein.... später...", stammelte ich hervor, "Ich muss nur kurz etwas erledigen..." Und schon verschwand ich aus dem Zimmer. "Unsere Kinder werden in unserer Abwesenheit doch nicht etwa Drogen genommen haben?", hörte ich noch meine Mutter seufzen.

Vorsichtig klopfte ich an die Türe. Als keine Antwort kam drückte ich kurzerhand die Schnalle runter und betrat Christophs Zimmer. Er saß mit dem Rücken zu mir an seinem Schreibtisch und hatte Kopfhörer auf, also ging ich zu ihm und tupfte ihm auf die Schulter. Erschrocken riss es Christoph aus dem Sessel. "Herr Gott! Erschreck mich nie wieder so sehr!", fuhr er mich mit geweiteten Augen an. Ich musste schmunzeln: "Seit wann ist denn mein Mister Universe so schreckhaft?" Christophs Gesicht wurde ernst und er setzte sich auf sein Bett. Ich ließ mich plumpsend neben ihm nieder und griff nach seiner warmen Hand. "Was ist los mit dir?" Christoph stütze seine freie Hand auf seinem Knie ab und legte seinen Kopf darauf. "Ich weiß auch nicht... mir gefällt das alles nicht..." Ich legte den Kopf schief und betrachtete ihn von der Seite. "Was, das die beiden dich verkuppeln wollen?", fragte ich ihn vorsichtig. Nun drehte auch Christoph mir sein Gesicht zu. Ich schaute in seine ernsten Augen und verliebte mich wie jedesmal aufs neue in sie. "Nein, das ist noch das harmloseste. Es bedrückt mich, dass du es einfach nicht über dich bringst, den beiden von uns zu erzählen, ist es dir peinlich? Bereust du irgend etwas? Oder nimmst du uns beide nur einfach nicht ernst genug?" Ich stieß ihn vorsichtig in die Seite. "Du weißt, dass das nicht stimmt!" Christoph zog die Luft laut ein und seufzte. "Warum sagst du es dann nicht, das eben war doch die perfekte Situation! Es kommt selten eine so gute Gelegenheit!" Als ich nicht antwortete fuhr er leiser fort. "Außerdem hat es mich verletzt, dass du einfach so zugesagt hast. Immerhin sind wir ein Paar." Verdutzt sah ich ihn an: "Willst du etwa, das ich mir diese einmalige Chance entgehen lasse?" Erbost schüttelte Christoph den Kopf. "Das hab ich nicht gesagt. Ich meinte, dass du mit mir darüber hättest reden können. Fragen, ob es mir etwas ausmacht. Dann hättest du auch erfahren, wie sehr ich mich für dich freue, auch wenn ich dich furchtbar vermissen werde. Aber was solls, mir wurde ja eh schon ein Ersatz ausgesucht.", setzte er schmunzelnd hinzu. Grinsend musterte ich ihn, er war immer wieder für Überraschungen gut. "Du hast recht, es tut mir Leid, manchmal geht mein Egoismus mit mir durch.", entschuldigte ich mich. "Das weiß ich doch, eine deiner vielen Eigenheiten..." "Für die du mich sooooooo sehr liebst.", ergänzte ich seinen Satz. "Natürlich, genau das wollte ich sagen!", grinste Christoph zurück. "Wie siehts aus? Willst du heute Nacht wieder hier unten schlafen, oder hast du Angst man könnte uns erwischen?" Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Sehr gerne, aber jetzt entschuldige mich bitte. Ich muss noch kurz etwas erledigen." Christoph verzog das Gesicht. "Ich komm ja gleich wieder...", sagte ich und versuchte seinen schweren Arm von meiner Schulter zu heben. Als ich mich endlich befreit hatte stand ich auf und verließ sein Zimmer. Während unserem Gespräch hatte ich einen Entschluss gefasst du wollte ihn sogleich hinter mich bringen. Ich ging also auf das Wohnzimmer zu und riss die Türe auf, doch verdutzt bemerkte ich, dass es leer war. Etwas irritiert betrat ich es und schaute mich um, als ich Stimmen aus dem kleinen Büro nebenan hörte. Ich ging die paar Schritte auf das Zimmer zu und lugte hinein. Drinnen saß Franz vor dem Bildschirm seines Computers und meine Mutter neben ihm gab ihm ein paar Anweisungen. "Klick doch mal da hin! Was steht denn da?.... Spule doch nicht immer so schnell, woher weißt du denn, das du nicht etwas wichtiges überspulst??" Vorsichtig räusperte ich mich. Franz und meine Mutter drehten sich überrascht um. "Ah, Lea, gut, hast du alles erledigt, dann können wir ja beginnen, bevor mich deine Mutter mit ihren Ratschlägen noch fertig macht." Meine Mutter strahlte: "Schau mal her, diese Familie ist aus Irland und die leben in einem wirklich schönen Haus, etwas abgelegen von Dublin. Und sieh dir mal ihre Tochter an, ich glaube die würde Christoph wirklich nicht missfallen.", sagte sie kichernd. "Nein, das würde mir dann wohl missfallen.", antwortete ich trocken. Verblüfft starrten mich die beiden an. Nach kurzem zögern öffnete Franz ein anderes Fenster und zweigt auf ein anderes Foto. "Wie sieht es hiermit aus. Das sind Engländer, gute alte Briten. Sie leben in einer guten Lage und auch ihre Tochter sieht reizend aus, eine würdige Schwiegertochter.", sagte er schmunzelnd. "Die Idee missfält mir noch viel mehr.", entgegnete ich kurz. "Schätzchen, ich versteh nicht ganz...", begann meine Mutter. "Das kannst du auch nicht, weil ich bisher noch nichts erwähnt habe, aber Christoph ist mein Freund." In den Augen meiner Mutter schien so etwas wie Verständnis aufzuflackern, doch Franz hackte ahnungslos nach: "Ja, aber seit ihr das nicht schon von Anfang an gewesen?" Ich schüttelte langsam den Kopf. "Nein, ich meine nicht ein Freund, sondern mein Freund!" Als Franz mich immer noch verständnislos anstarrte, wurde es mir langsam peinlich. Schnell kam mir meine Mutter zur Hilfe: "Hase, ich würde sagen, wir brauchen keine Engländerin, oder Irin für deinen Sohnemann suchen, wir haben schon jemand viel besseren..." Langsam machte Franz den Mund auf... und schloss ihn wieder. "Also du meinst, dass du und Christoph...", brachte er endlich hervor. "Wir sind ein Paar.", half ich ihm den Satz zu vollenden. "Das ist....das ist...", stotterte er immer noch etwas überrumpelt, doch dann hellte sich sein Gesicht endlich auf, "Das ist doch toll! Ich mein ich könnte mir kaum eine bessere Partie für meinen Sohn vorstellen und du als meine Schwiegertochter, wo du doch praktisch eh schon meine Tochter bist... Toll!" Seelig lächeln saß er da und starrte ins Nichts. Erleichtert atmete ich auf, dass es endlich draußen war und beide sich für mich und Christoph freuten. "Ich geh dann mal, schauen wir uns morgen die Familien an, ja?" Die beiden lächelten mir nur nach und ich ging zurück ins Wohnzimmer. Zu meiner Überraschung saß da Christoph auf einer der Bänke und lächelte mich an. "Danke.", sagte er und zog mich dann an der Hand in sein Zimmer. "Du wirst dich doch nicht von irgend so einer Austauschschülerin becircen lassen, oder?", fragte ich ihn glücklich lächelnd. "Nur, wenn du den feschen Engländern widerstehst." "Und was ist mit den Iren?", fragte ich ihn neckend. "Ach ich dachte, du machst dir nichts aus roten Haaren, aber wenn doch färbe ich mir meine Haare für dich und du lässt auch von den Iren die Hände." Zur Besiegelung unserer ``Vereinbarung´´ bekam ich einen weiteren wundervollen Kuss von Christoph.

Kapitel63

Die Nacht mit Christoph war schön. Wir alberten bis früh in den Morgen und beteuerten immer wieder unsere Liebe. Warum konnte die Zeit nicht immer so unbeschwert sein wie in diesen unschuldigen Stunden? Gemeinsam scherzen und die Zeit einfach stillhalten. Doch das war nur ein Traum, das Leben war ganz anders.

Scheppernde Töpfe ließen mich aufwachen. Vorsichtig löste ich mich von Christophs Seite und wollte aus dem Bett steigen, als mich eine Hand festhielt. Eine verschlafende Stimme brummte. "Wo willst du hin, Süße. Komm und leg dich wieder zu mir. Ich möchte gerne noch ein wenig kuscheln." Wie konnte ich da schon nein sagen?

Freiwillig ließ ich mich zu ihm zurückfallen und streichelte zart über seine Wange, die vom Schlaf noch ein wenig gerötet war. Dieses Moment, werde ich mir merken, beschloss ich.

Nachdem wir uns ein wenig geküsst hatten, stand ich dennoch auf und verschwand durch die Türe auf den Flur. Ein leichter Frühstücksgeruch nach Kaffee und Brötchen lag in der Luft, sodass sich meine Stimmung noch mehr hob. Schnell huschte ich die Stiegen zu meinem Zimmer hinauf und fischte eine kurze Sommerhose und ein T-Shirt hinaus. Meine Haare band ich mir zu einem Zopf zusammen und wusch mir das Gesicht.

Anschließend ging ich wieder hinab und fand Franz und meine Mutter bereits am Essenstisch sitzen, sie in einer ihrer Frauenzeitschriften vertieft und ihn hinter einer großen Zeitung beschäftigt. Als sie mich kommen hörten, blickten sie kurz auf und wünschten mir einen schönen Morgen. Zufrieden mit der Welt um mich setzte ich mich auf meinen Platz und griff nach einem frischen Brötchen. Gerade als ich vergnügt summend Marmelade hinaufstreichen wollte, kam Christoph und gab mir zu meiner Verdutzung einen Kuss. Meine Mutter und Franz sagten nichts, doch ich bemerkte ihre Blicke. Mama schien seelig zu sein, aber irgendwie war es mein Stiefvater nicht. Für einen kurzen Moment schien es, als ob er die Stirn kräuselte, anschließend aber wieder vertieft in der Zeitung lass. Wahrscheinlich habe ich mir das nur eingeredet, schoss es mir durch den Kopf und ich beruhigte mich dadurch selber.

Kurz bevor wir fertig gefrühstückt hatten, ergriff meine Mutter das Wort. "Wir sollten dann gleich beginnen über die Gastfamilien zu sprechen. Je eher wir eine gefunden haben, desto eher bekommst du de Platz bei ihnen. Oh ich bin ja so aufgeregt. Kaum habe ich mein Baby wieder, da verlässt es mich schon wieder. Lea, ich freu mich so für dich." Eine einzelne Träne war in ihren Augen zu sehen, aber sie hielt sich zurück. Ich konnte sie verstehen. Endlich schien alles wieder in Ordnung zu sein und ich verlasse sie schon wieder, Mama, Franz und natürlich Christoph. "Aber es ist nur zu meinem besten", schwor ich mir selber.
 

Bereits eine Stunde später waren wir in Bildern und Filmen der verschiedenen Familien vertieft. Einige sahen tatsächlich nett und verträglich aus. Natürlich machte ich mir auch Gedanken, wer statt mir hier leben würde. Würde sie vielleicht wirklich Christoph gefallen? Immer wieder musste ich dran denken.

Schließlich riss mich meine Mutter aus meinen Gedanken. "Wie wäre es mit dieser hier? Die Umgebung ist auch sehr schön, soweit ich mich erinnern kann. Ich war einmal vor Jahren dort drüben. Ein herrliches Fleckchen Erde, sage ich dir. Am liebsten würde ich dich ja begleiten." Franz mischte sich ein und kniff sie in die Hüfte. "Nichts da, du bleibst schön bei mir. So leicht lasse ich dich nicht gehen." Er besiegelte seine Worte mit einem Kuss und ich sah wehmütig zu Christoph hinüber. Er fing meinen Blick auf und zuckte nur mit der Schulter.

Plötzlich erregte ein Bild meine Aufmerksamkeit. Es zeigte eine nette, ältere Frau mit einem schlaksigen Mann neben sich. Ihre Tochter war ein bezauberndes Mädchen, das neben sich einen süßen Jungen stehen hatte, vermutlich ihr Bruder. Die Gegend hinter ihnen wirkte friedlich und freundlich. "Das ist es," flüsterte ich. Obwohl ich es leise sagte, hörte es jeder im Raum und wendete mir Aufmerksamkeit zu. "Zeig mal her, Lea." Franz beugte sich zu mir herüber und nahm mir das Bild ab. Zufrieden reichte er es seiner Ehefrau und diese gab das Bild weiter an Christoph. Sein Blick verfinsterte sich ein wenig, als er den Jungen bemerkte, lächelte mich aber anschließend wieder an. "Eine ausgezeichnete Wahl, Mäuschen. Ich kenne die Gegend zwar nicht, aber sie wirkt sehr harmonisch. Wenn du willst, kümmern wir uns gleich darum." Ich nickte nur und die Sache war beschlossen. Ich würde in eine kleine Stadt im westlichen Teil von England fliegen. Meine Mutter und Franz machten sich sofort vergnügt an die Arbeit. Zurück blieben nur Christoph und ich.

Ich starrte wieder auf das Bild, als mich seine Hand auf meinem Oberschenkel in die Gegenwart zurückrief. "Mir gefällt die Idee noch immer nicht ganz." Mitleidig sah ich ihn an. "Ich weiß mir auch nicht, aber es ist eine einmalige Chance, die ich ergreifen kann und das will ich auch. Diese Möglichkeit werde ich nie wieder haben. Verstehst du das?" Stumm nickte er nur und zog meine Hand an seine Lippen. Sein Mund berührte sanft meinen Handrücken und ein Kribbeln lief meinen Rücken hinab.

"Ich würde gerne noch mehr Zeit mit dir verbringen, aber ich muss noch einiges erledigen." Ich stand auf und seufzte tief. "Ich beeile mich und dann machen wir etwas gemeinsam. Okay?" Ich lächelte Christoph honigsüß an und das zeigte auch seine Wirkung. Sein Grinsen erschien auf seinen Lippen, und ich schmolz wieder dahin. "Ist gut, ich werde inzwischen mir die Zeit ein wenig vertreiben und sobald du fertig bist, darf ich mir aussuchen, was wir machen." Bevor ich noch etwas sagen konnte, gab er mir einen Kuss und verschwand aus dem Zimmer.
 

Den restlichen Vormittag verbrachte ich mit Nachdenken. Was würde ich mitnehmen? Was würde mich nur erwarten? Würde ich überhaupt die Engländer verstehen? Lauter solche Fragen schossen mir durch den Kopf, während ich in meinem Zimmer auf und ab rannte. Es war eine großartige Idee diesen Austausch zu machen, aber ein wenig mulmig war mir schon. Immerhin reiste man nicht alle Tage in ein fernes Land und lebt ein neues Leben.

Immerhin werde ich nicht ganz alleine sein. Julian würde schließlich auch nach England reisen. Julian! Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass auch er in das Land fliegen würde. Vielleicht wäre er sogar in meiner Nähe! Dann wäre ich nicht ganz alleine. Sobald mir diese Gedanken kamen, wurde mir auch bewusst, dass es Probleme mit Christopher deswegen geben würde. Seine Eifersucht könnte durchbrechen und es könnte alles in die Brüche gehen. Der Schock ließ mich innehalten. Wie sollte ich es nur Christoph erklären?

In diesem Moment läutete die Türglocke. Neugierig ging ich die Stiegen hinab und hörte, wie Christoph mit jemanden sprach. Als ich näher kam, identifizierte ich die zweite Stimme als die von Paul. Freundlich wurde er eingelassen und ich stürmte auf den Jungen begeistert zu. Sein letzter Besuch war schon einige Tage her und ich freute mich ehrlich ihn wieder zu sehen. "Hey Lea, wurde ja auch Zeit, dass wir uns wiedersehen. Was gibt es neues?" Bevor ich ihm antwortete, zog ich ihn hinter mir ins Wohnzimmer. Er setzte sich mir gegenüber auf das Sofa und beobachtete, wie Christoph neben mir Platz nahm und meine Hand in seine legte. Pauls Miene veränderte sich nicht und so atmete ich erleichtert auf. Es schien ihn wirklich nicht zu stören, dass ich mit Christoph zusammenwar.

Paul erzählte mir, wie glücklich er mit Alex in den letzten Tagen war und was sie alles unternommen hatten. Die beiden schienen verliebt zu sein, wie am ersten Tag. Ich freute mich für Paul, das er so ein Glück hatte einen perfekten Partner gefunden zu haben.

Als er schließlich mit seiner Erzählung geendet hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit auf mich. "Und was hast du so alles erlebt, Lea?" "Eigentlich gibt es nichts besonderes, bis auf das, dass ich ein Austauschprogramm nach England machen werde." Ich sah, dass Paul meine Worte nicht wirklich überraschten, immerhin wusste er von Julians und meinen Plänen. Ich hatte es ihm einmal erzählt und auch er war davon begeistert, hatte aber gleichzeitig erklärt, dass er so etwas nicht machen würde. Bestimmt wusste er auch, dass Julian auch nach England gehen würde. Gerade als er etwas sagen wollte, fiel ich ihm ins Wort und signalisierte ihm, dass er nichts sagen sollte. Ich konnte es Christoph noch nicht sagen, dazu fehlte mir der Mut. Also unterhielten wir und noch ein wenig bis Paul schließlich wieder gehen musste. Gemeinsam mit Christoph brachte ich ihn noch zur Türe. Als Paul gegangen war, wandte er sich an mich. "Warum bist du vorhin Paul einfach so ins Wort gefallen?" War ja logisch, dass er es bemerkt hatte. Schnell suchte ich nach einem Ausweg. "Wirklich? Das ist mir gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich war es nur ein dummer Zufall, das kennst du doch." "Oja, das kenne ich." Der Ton seiner Stimme sagte mir, dass er mir nicht glaubte, aber ich ignorierte ihn. "Ich habe noch etwas zu erledigen. Bitte entschuldige mich."
 

Ich stand gerade auf meinem Balkon, als die Türe hektisch geöffnet wurde. Christoph trat ein und an seiner Haltung erkannte ich, dass er wütend war. Den Grund kannte ich allerdings nicht. Einen Meter vor mir blieb er stehen und starrte mich ungläubig an. "Warum hast du es mir nicht gesagt?" Hilflos sah ich ihn an, da ich nicht wusste, wovon er sprach. "Tu nicht so, du weißt doch genau, worüber ich spreche. Hältst du mich etwa für dumm?" Eine leise Vorahnung schlich sich in meinen Kopf. Hatte er es tatsächlich herausgefunden?

Kapitel64

"Was, was meinst du?" Ich gab die Hoffnung nicht auf, dass Christoph wegen etwas anderem sauer auf mich war, doch die Chancen waren zu gering. Außerdem wie konnte ich sicher sein, dass Julian mit mir nach England fuhr? Immerhin war es bei ihm doch nicht so sicher, ob er auch nach England ging. Irgendwie ließ mich aber der wütende Gesichtsausdruck von Christoph wirklich daran zweifeln, dass es Julians Eltern nicht doch verboten hatten. "Stell dich nicht dumm, Lea! Du weißt genau von was ich rede!" "Ich hab keine Ahnung!" "Wolltest du mir je davon erzählen, dass JULIAN auch nach England geht und ihr euch wahrscheinlich jeden Tag seht??", wütend ging Christoph hin und her. Ich konnte ja verstehen, dass er gekränkt und sauer war, aber musste er mir so viel Angst dabei machen? "Doch, ich wollte dir davon erzählen....", versuchte ich mich zu verteidigen, doch Christoph kaufte es mir nicht ab. "Wunderbar! Wahrscheinlich am Flughafen, wo er uns so zufällig über den Weg gelaufen wäre?!?" "Christoph, ich wusste nicht, dass er tatsächlich nach England geht!" "Ja sicher!" Noch immer funkelten mich seine blauen Augen an und ich fragte mich, warum wir beide uns immer streiten mussten. Vielleicht tat uns die zukünftige Trennung ja gut, oder täuschte ich mich da? "Du glaubst doch nicht etwa, dass ich das zulasse, dass du mit dem Kerl nach England abzischt! Er liebt dich doch noch immer und er wird sicher versuchen dich rumzubekommen!!" "Christoph, das ist doch Schwachsinn!" "Achja?" Mein Bruder hielt sich am Geländer fest und schien ruhiger geworden zu sein. "Das glaub ich nicht! Lea, wir werden ein ganzes Jahr lang getrennt sein! Glaub mir, da kann viel passieren! Du wirst mich vergessen und den Engländern hinterher sehen! Und wenn dann noch Julian bei dir ist, ist es ganz normal, wenn ich keine große Rolle für dich spielen werde! Wie heißt es denn so schön? ,Aus dem Auge, aus dem Sinn!'...." Ich war sprachlos. Er hatte sich anscheinend schon Gedanken darüber gemacht und was tat ich? Ich freute mich wahnsinnig auf England und doch tat es mir furchtbar leid, dass ich ausgerechnet jetzt gehen musste. Jetzt, wo alles so schön war...ich hatte einen lieben Freund und in meiner Familie war auch wieder alles okay. Das alles würde ich für eine sehr lange Zeit zurücklassen und mein eigenes Leben leben. Am Liebsten würde ich ja Christoph mitnehmen, aber das wäre wahrscheinlich unseren Eltern nicht recht. Noch dazu war die Anmeldefrist schon vor einer Ewigkeit hinfällig. Ich umarmte meinen Freund und schmiegte mich an ihn. "Christoph! Ich werde dich nie vergessen! Wir schaffen das schon! Wir überstehen das Jahr und dann können wir für immer zusammen sein! Das verspreche ich dir!" Ein leises Grummeln war zu hören, bevor sich der Blonde umdrehte und mir tief in die Augen sah. Gott! Ich könnte dahinschmelzen, meine Beine fühlten sich jedes Mal aufs Neue an wie Pudding. "Versprochen?", fragte er mich mit einem Schmollmund und verstellter Stimme. "Ja, versprochen! Und ich kann dir eines sagen: Julian interessiert mich nicht die Bohne!" "Das will ich auch schwer hoffen!" Christoph zwickte mich in die Seite und drehte sich mit mir im Kreis, bevor wir zu einem liebevollen Kuss verschmolzen.

Der Tag der Abreise kam viel zu schnell. Meine Koffer waren gepackt und ich lag im Bett von Christoph. Er neben mir. Wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen, wir hielten uns nur fest und der Wecker verriet uns, dass es bald Zeit zum Aufstehen war. Irgendwie konnte ich es noch immer nicht fassen. Heute war es soweit und ich würde für ein ganzes Jahr oder länger in England leben. Der Wecker ging runter und ich setzte mich auf. "Nun ist es soweit..." Christoph tat es mir gleich und verschwand im Bad. Ich fühlte mich furchtbar. So gern ich auch das Austauschprogramm machen wollte, umso mehr bereute ich es jetzt. Schon allein die Tatsache, dass eine fremdes Mädchen in meinem Zimmer wohnen würde und meinen Platz in der Familie bekam, verursachte ein merkwürdiges flaues Gefühl in meinem Magen. Ich verließ Christops Zimmer und zog mich in meinem Zimmer an. Danach versammelten sich alle am Frühstückstisch. Mama war gut gelaunt und bestimmt auch so nervös, wie ich. Nur ließ sie es sich nicht anmerken. Vielleicht hatte ich auch nur das Gefühl, dass sich alle freuten mich loszuwerden, was natürlich vollkommener Schwachsinn war. "Na? Schon aufgeregt?" "Ja!" Franz, Mama, Christoph, Paul und ich fuhren mit der Limousine zum Flughafen, wo Julian und seine Familie bereits auf uns warteten. "Ich bin ja so froh, dass Lea nicht alleine fliegen muss!", begrüßte Mama Julians Mutter. Christoph hielt meine Hand und Franz trug meinen Koffer. Julian lächelte mich an und begrüßte mich. Er schenkte Christoph kaum Beachtung und verabschiedete sich von seinen Eltern. Ich drückte Franz, Mama und Paul, bevor ich mich von Christoph verabschiedete. Er küsste mich noch einmal und steckte etwas in meine Tasche, sodass ich es aber nicht bemerkte. Jeder wünschte mir und Julian eine gute Reise. "Und dass du ja anrufst, wenn du gelandet bist, Mäuschen!" "Ja, Mama!", rief ich noch zurück, bevor ich mich mit Julian zum Aufenthaltsort begab, wo wir auf das Flugzeug warteten. "Bist du sehr nervös?" "Ja, irgendwie schon!" "Ich auch, aber wir haben ja noch uns!" "Stimmt!" Ich krallte mich in meine Jacke und versank in meine Gedankenwelt. Wie sehr sich mein Leben doch verändert hatte! Schließlich durften wir an Bord gehen. Julian war so nett und verstaute meinen Rucksack im Gepäckraum ober unseren Sitzen. Ich saß am Fenster und wartete, bis wir uns alle anschnallen mussten, damit das Flugzeug starten konnte. "Lea....!" Das Flugzeug setzte sich in Bewegung und der Pilot stellte sich vor. "Lea!" Nun war das Flugzeug auf die richtige Bahn gefahren und der Start konnte beginnen. "Lea!" Julian nahm meine Hand und ließ mich zusammen zucken. Ich wollte Julian unfreundlich anfahren, aber als ich seinen Gesichtsausdruck sah, verkniff ich es mir. "Hast du Angst?", fragte ich ihn noch, wobei das Flugzeug schon Gas gegeben hatte und langsam in die Höhe stieg. "Ja...", hörte ich ihn noch neben mir flüstern. Ich hielt seine Hand so gut es ging fest, wobei ich das nicht wirklich brauchte, da mir Julian sowieso das Blut absperrte. Irgendwie fand ich das ganz witzig und musste mich stark zusammenreißen, dass ich ihn nicht angrinste. Kaum war das Flugzeug in eine ruhige Position verfrachtet, ließ er mich los und atmete tief aus. "Das Schlimmste ist geschafft!", wollte ich ihn beruhigen, doch er lächelte mich nur an. "Falsch! Das Schlimmste kommt erst! Die Landung!" "Keine Angst, dann kannst du meine Hand wieder halten!"

Völlig fertig stiegen wir aus dem fliegenden Ungetüm in London aus. Julian ging es nicht gut und meiner Hand auch nicht! Wir schnappten uns so schnell, wie möglich unsere Koffer und gingen zum Ausgang. Dort sollten uns unsere neue Familie abholen und unsere echten Familien das neue Familienmitglied, dass unseren Platz bei uns zu Hause einnahm. Julian und ich standen suchend am Ausgang und blickten in die Menge, wo einige Tafeln in die Höhe ragten. Julian und ich sahen uns suchend um, doch ich entdeckte niemanden. Wir sahen, wie immer mehr Leute abgeholt wurden und sich die Menschenmenge lichtete. Dann, als ich mich fragend zu Julian wandte, hellte sich sein Gesicht auf. "Was ist?" "Mein Name steht dort auf dem Schild!" "Wirklich?" Ich drehte mich wieder um und tatsächlich. Dort drüben stand eine Frau mit ihrem Mann und hielten ein Schild hoch, wo Julians Name stand. Julian gab mir einen Kuss und flüsterte irgendwas von "Komm mit!" Also schlenderten wir beide zu der nettaussehenden Family. Sie begrüßten ihren Schützling mit einer freundlichen Umarmung und Julian erklärte ihnen, dass ich noch auf meine Familie warten musste. Die Frau nickte verständlich und blickte sich suchend um. Doch wir entdeckten einfach nichts. Wir warteten geschlagene zehn Minuten, bis mir ein komischer Typ ins Auge fiel. Er ging dauernd auf und ab und sah auf die Uhr. Ich zupfte Julian am Ärmel und zog ihn etwas zu mir hinunter. "Julian? Glaubst du der sucht mich?" "Keine Ahnung! Frag ihn doch einfach!" "Spinnst du?" "Na, wenn er zu dir gehört! Außerdem sieht er so aus, als ob er in unserem Alter ist! Hast du nicht gesagt, du hast einen Bruder?" "Ja schon...." "Dann geh hin und frag ihn, ob du ihm helfen kannst!" "Na gut...." Seufzend stellte ich meinen Rucksack ab und marschierte zu dem schwarzhaarigen Jungen mit Lederjacke. "Excuse me?" Der Junge blickte erstaunt zu mir. "Can I help you?" "Oh..." Der Junge schien von meiner Freundlichkeit überrascht und sein finsterer Blick hellte sich auf. Dabei fielen mir seine schwarzen dunklen Augen auf. Sein linkes Ohr zierte ein silberner Ohrring und seine Haare hingen ihm Strähnchenweise ins Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, dass ich ihn angestarrt hatte, aber seine Stimme riss mich wieder aus meinen Gedanken. "Yes, I´m looking for a girl. Her name is Lea McKean!" Ich lächelte ihn an und strich mir mein Haar verlegen aus dem Gesicht. Sein Lächeln war einfach wunderschön und irgendwie machte mich das verlegen. "I´m Lea McKean!" "Oh! Welcome in England!"

Kapitel 65

Hallo!
 

Sorry, dass ich schon so lange nichts mehr von mir hören hab lassen, aber jetzt kommt ein neues kapitel.. jetzt dauert es ja nicht mehr lange und die geschichte ist fertig..:)
 

viel vergnügen damit und au revoir, euer silberengel!
 

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Die Fahrt zu meinem neuen Heim verging wie im Flug, da ich mich die ganze Zeit über mit meinem neuen Bruder unterhielt. Ich bin in der Schule zwar nie die Beste in Englisch gewesen doch war ich positiv überrascht, dass ich ihn fast vollständig verstand. Ich konnte mich an der neuen Umgebung kaum satt sehen, da ich bisher in meinem Leben noch nicht viele Urlaube unternommen hatte, wie auch, in einem Internat? Irgendwie war zwar alles ähnlich wie bei uns, ähnliche Geschäfte, ähnliche Menschen, aber andererseits war es auch komplett anders. Ich wurde von Minute zu Minute aufgeregter und wollte am liebsten nie wieder weg von dieser tollen Insel. "The guy... at the airport, is he your boyfriend?", fragte mich der Junge neben mir gerade und riss mich aus meinen Gedanken. Ich musste lachen, doch schüttelte ich meinen Kopf. "No... it´s over.", grinste ich ihn an. Mein Nachbar zögerte kurz und fuhr dann fort: "Sorry. So... have you got a boyfriend?" Ich war etwas überrascht über seine direkte Art, aber irgendwie gefiel mir das. Ich kramte kurz in meinem Rucksack und zog mein Geldbörsel hervor und das darin aufbewahrte Foto von Christoph. "This is my boyfriend, Christoph.", deutet ich ihm stolz. Er warf einen Blick darauf und hob verwundert die Augenbraue. "Kristof...", sprach er den Namen nachdenklich, aber komplett falsch aus, "I thought he is your brother? I have seen a photo...." Über sein verwundertes Gesicht musste ich einfach lachen. "Yes, he is...", antwortete ich, als ich mich wieder eingekriegt hatte. Mein neuer englischer "Bruder" verzog mit einem mal angewidert das Gesicht. Ich schien ihn furchtbar anzuekeln. "Oh! It is not like that!", versuchte ich ihn schnell wieder zu beruhigen, als mir bewusst wurde, was ich eigentlich gesagt hatte. Aber der Junge neben mir schüttelte nur den Kopf. "Ah... it´s no problem...." Doch die Abneigung gegen mich blieb ihmins Gesicht geschrieben. "Wait!", flehte ich ihn verzweifelt an, wie sollte ich das nur so schnell auf englisch erklären? "He is the son of my father... no! He is the son of his father and I am the daugther of my mother... yes!", brabelte ich in meiner Panik mir gleich am ersten Tag alles zu verscherzen los. Doch mein Nachbar wollte immer noch nicht verstehen, mittlerweile hielt er mich wohl schon für komplett durchgeknallt. Ich atmete tief ein und aus. "Once more!", nahm ich einen weiteren Anlauf. "Christophs father is not my father, he is only the husband from my mother. We are not brother and sister. Do you undersand what I´m trying to say?" Der Junge nickte, doch schien er immer noch kein Vertrauen zu mir zu fassen. Egal, sagte ich mir, dann hält er mich eben für eine Kranke, die Inzest treibt... Aber nein, es wäre nicht typisch für mich wenn ich so schnell aufgeben würde! Ich versuchte ihn einfach nur anzulächeln, nur schien ihn das noch mehr zu verunsichern. Verflixt. Wie zeige ich, dass ich nicht geisteskrank bin? "What about you, do you have got a girlfriend?", versuchte ich deshalb das Gespräch neu anzuwärmen. Seine abwehrende Haltung ließ etwas nach und er lächelt leicht. "Soon, she is our neighboor and we are in love. Your friend lives in their house." Ich lächelte ihn an, die Idee fand ich süß. "How is she like?", fragte ich ihn. Er schien jetzt komplett locker und gut aufgelegt. "She is a great girl. A little shy, but very intelligent and so beautiful!", antwortet er mir, mit verträumten Blick, "But not as crazy as you...", setzte er hinzu. Als er mein verstörtes Gesicht sah musste er lachen und stieß mich freundschaftlich in die Seite. "Come on, your funny!" Nun musste auch ich lachen, obwohl ich nicht ganz sicher war ob er mit mir, oder über mich lachte... immerhin verstanden wir uns.

Als wir in die Auffahrt fuhren, rollte das Taxi von Julian und seiner Familie gerade wieder auf die Straße. Sie wohnten tatsächlich nur ein paar Häuser weiter, das musste für meinen Gastbruder und seine Flamme sehr schön sein. Ich war neugierig auf das Mädchen aber keiner aus Julians Gastfamilie war mehr vor dem Haus, wahrscheinlich schmissen sie drinnen bereits eine Willkommensparty.

Unser Haus wirkte von außen zwar lieb, aber es stach nicht sonderlich hervor, es war eines von vielen Reihenhäusern. Aber es war mein Reihenhaus und das erfüllte mich mit Stolz. Mein Bruder zahlte dem Taxler und hievte ächzend meine Koffer aus dem Kofferraum. Ich war es gewohnt von starken Jungen umgeben zu sein und war zuerst richtig verdattert, als ich den Jungen da so hilflos mit den Koffern kämpfen sah, und es wirkte als ob er am verlieren war. Schnell eilte ich ihm zu Hilfe und nahm ihm die Hälfte ab. Als wir beide die Schwelle zu meinem neuen Zuhause erreichten grinste er mich nochmal breit an: "Ready?" Ich grinste frech zurück "Ja!", stieß ich in meiner Aufregung hervor. Doch verstand er problemlos und stieß die Tür auf. Kaum hatten wir den Vorraum betreten kamen schon zwei sehr unterschiedliche Gestalten auf uns zu. Die eine war ein große hagere Mann, mit einem eingefallenen Gesicht, ich schätzte ihn auf ca. 50 Jahre ein. Neben ihm kam eine kleine alte Frau ins Zimmer, sie hatte ein liebes Gesicht und ich fasste sofort Vertrauen zu ihr. Langsam wurde mir klar, dass das Foto aus dem Internet wohl etwas veraltet war. Das würde erklären warum ich nicht einen kleinen süßen Gastbruder hatte, sondern einen in meinem Alter, auch die beiden Erwachsenen schienen mir älter, als auf dem Foto. Aber das würde ebenfalls bedeuten, dass das Mädchen, dass jetzt bei uns daheim war, bereits um die zwanzig sein musste... Armer Christoph dachte ich mir beruhigt. "Herzlich willkommen!", begrüßte mich die alte Dame in gebrochenem deutsch. Überrascht wollte ich sie nach ihren Deutschkenntnissen fragen, als mir der große Mann ins Wort fiel. "Why is she carrying her suitcases?", fragte er verärgert meinen Gastbruder. Als ihn die Frau neben ihm anstieß wandte er mir kurz das Gesicht zu und grüßte mit einem halbherzigen Lächeln auf den Lippen: "Welcome...", doch schon drehte er sich wieder zum Jungen. "You are late!", fuhr er ihn erneut an. Der Junge ballte die Fäuste in seiner Lederjacke. "I couldn´t find her!", antwortete er trotzig. Da hielt ihm der Mann ein Schild vor die Nase. "Maybe, because you forgot this??", fragte er ihn erzürnt. Ich erkannte ein Schild auf dem mein Name steht... Als der Mann eben wieder zu schimpfen begann, nahm mich die alte Frau bei der Hand und führte mich zu den Stiegen. "Du musst müde sein, ich zeig dir gleich mal das Zimmer von unserer Mandy, dein neues Zimmer." Ich folgte ihr gehorsam und fragte sie neugierig: "Woher sprechen sie eigentlich so gut deutsch?" Die alte Frau an meiner Hand kicherte leise. "Ich hatte ein paar Jahre einen Deutschen als Freund... da lernt man gerne eine andere Sprache. Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich mit dir deutsch spreche, aber ich würde gerne meine Sprache auffrischen, du wirst wahrscheinlich mehr Zeit mit den Jungen verbringen und die sprechen nur englisch, also wirst du schon genug lernen." Von unten hörte ich gerade wie mein Gastbruder irgendwas zurück schrie, als ich antwortete: "Kein Problem, aber Sie hätten es echt nicht nötig ihr deutsch aufzubessern." "Danke, aber bitte nenne mich Grann, das tun alle hier, ich bin die Oma."

Grann zeigte mir mein Zimmer und erklärte mir, wo Bad und WC waren. "Ich sollte jetzt ruhe, du wirst dich wahrscheinlich ausruhen wollen. Es wird Zeit den Streit da unten zu beenden, dann kann er dir die Koffer hochtragen." "Geht das immer so schlimm zwischen den beiden?" Grann schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Das sind Vater und Sohn, sie sind nur beide sture Köpfe." Ich lachte sie an: "Sturschädel?" "Ja, das wird das Wort gewesen sein.", lachte sie auch, als sie die Türe hinter sich schloss.

Ich schaute mich ein bisschen in meinem Zimmer um. Mandy hatte zwar einen komischen Namen, aber ein schönes Zimmer. Naja, Lea musste für Engländer auch komisch klingen, wenn ich nur daran dachte, wie mein Gastbruder meinen Namen auf dem Flughafen ausgesprochen hat... Neugierig öffnete ichein Fach nach dem anderen und warf einen Blick hinein. Mir gefiel es hier wirklich gut. Und diese Grann schien der Fels in der Brandung dieser Familie zu sein. Was wohl mit der Mutter war? Aber am meisten beeindruckt war ich von Granns tollen Deutschkenntnissen, ob es echt genügte verliebt zu sein, um eine Sprache so gut zu erlernen? Bei mir würde das sicher nicht reichen, da fehlte mir wohl das Talent. Ich stand nun in der Mitte meines Zimmers und schaute mich um, alles bestens, zufrieden steckte ich die Hände in meine Jackentasche, als ich da auf einmal etwas spürt, dass heute früh noch nicht dagewesen war. Christoph? Gerade als ich es aus der Tasche ziehen wollte, klopfte es an die Türe. "Herein!", reif ich in Gedanken, besserte mich aber schnell aus, "Come in!" Mit einem leicht gerötetem Gesicht kam mein Gastbruder herein und stellte die Koffer plumpsend ab. Ich überlegte gerade ob die Farbe von der Streiterei oder der Anstrengung kam, als er sich wieder zum Gehen wandte und mir mit einem Mal etwas komisches einfiel. "What´s your name?", fragte ich ihn grinsend, da es doch komisch war, dass mir das erst jetzt eingefallen war.

Kapitel 66

Lachend strahlten mich seine bemerkenswert schönen Augen an. „My name is David.“ Er machte eine Verbeugung und grinste abermals amüsiert. Ein wenig verlegen, dass ich ihn nicht schon vorher danach gefragt habe, lächelte ich zaghaft. „It´s very beautiful. Thank you,for helping me.” David nickte freundlich und schloss anschließend hinter sich die Türe.

Seufzend hievte ich einen Koffer auf das Bett und öffnete ihn, um mein Gewand auszuräumen. Das erforderte ein ganzes Stück Arbeit, weil ich natürlich zu viele Klamotten mitgenommen hatte. Aber schließlich will man doch für alles vorbereitet sein, oder nicht? Ich lobte im Gedanken meine Vorsicht und begann mit dem Ausräumen. Berge von T-Shirts und Pullovern verstaute ich im Kleiderschrank und hängte gerade meine letzte Hose auf einen Hacken, als mir das Ding in meiner Jacke einfiel. Neugierig griff ich in die Jackentasche und brachte eine kleine Schachtel hervor. Vorsichtig schüttelte ich sie und hörte ein wenig herumpoltern. Verwundert betrachtete ich das hübsch eingepackte Ding. Wer hatte es mir hineingegeben und was war darin?

Letztere konnte ich leicht beantworten. Ein wenig zu ungestüm riss ich das Papier herum auf und staunte, als ich es öffnete. Als erstes sah ich ein Funkeln, dass die Sonne hinter mir am Fenster hervorrief. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass es sich bei dem Geschenk um einen Ring handelte. Er war Silber und mir viel eine Schrift in seinem Inneren auf. Wo du auch sein magst, ich liebe dich. Christoph! Tränen stiegen mir in die Augen, da ich einfach überwältigt war von dieser Geste. Der Junge liebte mich wirklich und ich war einfach auf und davon. Ein klein wenig Schuldgefühle stiegen in mir auf, aber ich kämpfte sie nieder, da es sicher ein Vorteil für mich wäre, wenn ich hier wäre.

Ich schluckte also meine letzten Tränen hinunter und nahm den Ring auf meinen Finger. Er passte! Warum wunderte mich das nicht? Wenn Christoph etwas machte, dann erlaubte er sich keine Fehler. Das mochte ich so an ihm. Bei ihm schien immer alles zu funktionieren, ganz egal, wie groß das Problem ist.

Schnell sah ich auf die Uhr. Es war 18.37 Uhr. Es dürfte noch nicht zu spät sein, um ihn anzurufen und sich zu bedanken. Zum Glück hatte mein Handy empfang und ich wählte seine Nummer. Gleich nach dem ersten Klingeln hob er ab. „Lea! Endlich! Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung bei dir? Gab es irgendwelche Probleme? Du musste es nur sagen und ich komme dich holen. Das würde ich wirklich gerne tun.“

Damit er sich nicht noch weiter in seine Sorgen hineinstürzte, unterbrach ich ihn. „Es ist wirklich schmeichelhaft, wenn sich jemand solche Sorgen um einen macht, aber ich kann dich beruhigen, alles ist in bester Ordnung.“ Ein leichter Missmut sprach aus seiner Stimme, als er weitersprach. „Das ist klasse.“

Eine kurze Pause entstand, in der keiner von uns ein Wort sagte. Schließlich seufzte er leicht. „Aus welchem Grund rufst du eigentlich an?“ „Darf ich meinen Freund nicht anrufen, wenn ich Lust dazu habe?“ Ein wenig überrascht war er von meinen Worten. „Doch natürlich darfst du. Ich hatte nur gedacht, dass du nichts mehr von mir wissen willst, jetzt wo du in England bist.“ Dachte er wirklich, dass ich ihn einfach vergessen würde? Wie konnte ich, schließlich habe ich mit ihm Sachen erlebt, wie mit keinem anderen Jungen sonst. Beruhigend lachte ich auf. „Aber Christoph, du weißt doch, dass ich dich liebe. Wir zwei gehören zusammen und daran wird niemand etwas ändern. Selbst wenn ich auch einige tausend Kilometer entfernt bin, werde ich immer bei dir sein und du bei mir.“ Jetzt fiel mir auch der eigentliche Grund ein, warum ich ihn angerufen hatte. „Übrigens, danke für diesen wunderschönen Ring. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. So ein schönes Geschenk habe ich noch nie von einem Jungen bekommen.“ In diesem Moment schoss mir ein Wort in den Kopf :HEUCHLERIN! Natürlich hatte mir schon einmal ein Junge Schmuck geschenkt, nämlich Julian diese Kette in Herzform. Damals war ich auch überglücklich über dieses Geschenk, aber das musste Christoph nicht wissen. Schließlich liebte ich jetzt ihn und nicht mehr Julian. Außerdem stimmte es Christoph sicher glücklich, wenn ich ihm sagte, dass ich hocherfreut über den Ring war, was ich ja auch wahr.

Erleichterung sprach aus seiner Stimme. „Das freut mich, schließlich ist das zwischen uns etwas ganz besonderes. Aber jetzt erzähl mal, wie ist das Leben da drüben?“ Ich erzählte ihn von meinen Eindrücken, die ich erlebt habe. Auch über mein kleines Erlebnis am Flughafen, als ich ohne irgendeine Ahnung dagestanden hatte und nicht wusste, wohin ich sollte. „Wie ist dieser Kerl so?“ Ich konnte ein wenig die Eifersucht aus seinen Worten hinaushören und freute mich ein wenig darüber. „Ach, der ist ganz nett. Hält mich ein wenig für verrückt, aber ansonsten kommen wir sehr gut miteinander aus. Aber keine Sorge mein Süßer, du siehst viel besser als er aus und außerdem hat er sich in ein anderes Mädchen verliebt, das hat er mir schon erzählt.“ War das ein Aufseufzen, das ich da durch das Telefon hörte? Dieser süße Spinner!

„Wie ist das deine neue Schwester?“ „Ganz in Ordnung. Sie war ziemlich hochnäsig als sie bei uns angekommen ist und verzog beim Anblick deines Zimmers ihr Gesicht. Du siehst also, wir haben es nicht gut getroffen. Vielleicht schnappe ich noch irgendwann über und komme einfach zu dir hinüber, wenn es mir hier mit ihr zuviel wird. Sie sagt auch, dass sie zweiundzwanzig ist. Kannst du dir das vorstellen? Wie kann nur eine völlig erwachsene Frau soetwas mitmachen? Verstehe ich nicht.“ Plötzlich musste ich ohne Vorwarnung lachen. Ich stellte mir sein Gesicht vor, wie er der Frau gegenüberstand und trotzte. Die Engländer würden sicher sehr viel von unserer Gastfreundschaft halten.

Ohne Vorwarnung ging meine Türe auf und Julian trat ein. „Hey Lea! Ich…” Als er sah, dass ich telefonierte, verstummte er und lächelte verzeihend. „Okay Christoph, ich muss jetzt aufhören. Man verlangt nach mir. Richte Mama und Franz schönes Grüße aus und das es mir gut geht. Ich liebe dich.“ Seine Stimme klang wieder finster. „Werd ich machen. Ich liebe dich auch.“ Ohne ein weiteres warmes Wort legte er auf und ich starrte nur mein piepsendes Handy an. Seltsam war er manchmal. Da erinnerte ich mich, dass Julian in meinem Zimmer stand und etwas von mir wollte. „Schön dich schon so früh wiederzusehen. Wie kann ich dir helfen?“ Sein Lächeln vertiefte sich und seine Augen strahlten mich an. „Wir, das heißt, meine Gastschwester und ich, dachten, dass wir zu vier die Gegend erkunden könnten. Na, was sagst du?“ Ich brauchte gar nicht lange zu überlegen, denn ich war begeistert von seinem Vorschlag. Außerdem war ich noch viel zu aufgeregt, um ruhig zu sitzen. Schnell schnappte ich mir meine Jacke und wir gingen hinab ins Wohnzimmer, wo bereits David mit einem sanft aussehenden Mädchen saß. Natürlich gab es sicher Mädchen, die besser als sie aussahen, aber durch ihr ruhiges Auftreten, strahlte sie einen besonderen Glanz aus. Ich konnte nicht sagen, was es war, aber sofort fand ich sie sympathisch. Die Art, wie David sie ansah, ließ mich schmunzeln. Er dürfte wirklich bis über beide Ohren in sie verliebt sein. Ob es bei ihr ähnlich war? Bestimmt würde ich es noch herausfinden.

„Hello, my name is Lea. Nice to meet you.” Da ich nicht wusste, wie ich sie begrüßen sollte, streckte ich ihr meine Hand entgegen. Sie erwiderte meine Geste. „Nice to meet you too. I´am Karen. Are you alright? Has Julian ask you for going out?” Ich nickte nur und ihr liebliches Lächeln vertiefte sich. David hatte bis jetzt nur daneben gestanden und uns zugehört, doch jetzt räusperte er sich und wir gingen los. Karen und ich vorne, die Jungs hinter uns.

Wir kamen an den schönsten Parks vorbei und an vielen historischen Schönheiten. David und Karen erklärten uns einiges und mir wurde während des Spazierganges klar, dass ich mich richtig entschieden hatte. Tief in mir spürte ich eine Verbundenheit zu diesem Land und war froh, dass es so war. Hier könnte ich wirklich leben, dachte ich. Christoph würde es hier nicht gefallen. Er würde eher in den Süden wollen, wo nur die Sonne schien. Schade eigentlich. Als es finsterer wurde, setzten wir uns in ein kleines Kaffee und unterhielten uns. Die Blicke, die gelegentlich Karen David zuwarf, ließen mich vermuten, dass auch sie an ihm interessiert war und ich freute mich für die beiden, da sie so gut zueinander passten.

Nach einiger Zeit waren unserer Getränke ausgegangen und so ging ich an die Theke, um noch etwas zu holen. Julian folgte mir und grinste mich an. „Was ist?“ Neugierig geworden sah ich in die selbe Richtung wie er. David war näher an Karen herangerutscht und nur noch wenige Zentimeter trennten die beiden voneinander. „Sind sie nicht ein schönes Paar?“ Ich konnte ihm einfach nur zustimmen, da dies auch meine Gedanken waren. Als ich nur nickte, aber nichts sage, fuhr er fort. „Ich glaube, wir waren auch einmal so. Kannst du dich noch daran erinnern?“ Ein wenig Wehmut spürte ich tief in mir. „Ja, so waren wir einmal.“ Jetzt wandte er seine Augen auf mich und sah mich eigenartig an. „Denkst du manchmal daran, was aus uns werden hätte können?“ Verstört beobachtete ich ihn. Auf was wollte er hinaus? „Was soll das Julian? Ich bin jetzt mit Christoph zusammen und denke nicht, dass wir darüber reden sollten.“ Ein wenig erstaunt über meine schroffe Ansprache, sah er mich an. „Du hast recht, es tut mir leid. Das hat hier wirklich nicht hergepasst.“ Ohne, dass ich auch nur noch etwas sagen konnte, schnappte er sich zwei der Getränke und ging vor mir zum Tisch zurück.

Was sollte ich nur mit ihm machen? Im Gedanken drehte ich Christophs Ring und bekam nicht mit, wie alle anderen aufstanden, um zu gehen. „Lea, come on. It´s time to go.” David legte mir eine Hand auf meine Schulter und rief mich aus meinen Gedanken. „Yes.“ Schnell zog ich mir meine Jacke an und wir gingen nach Hause. Als wir vor Karens Haus angelangt waren, gingen Julian und ich noch drei Schritte weiter, damit David sich von Karen verabschieden konnte. „Es tut mir leid wegen vorhin Lea. Du bist meine beste Freundin und das sollst du auch weiterhin bleiben. Ich will dich hier in der Fremde nicht verlieren.“ Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte, also gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn, aus einem spontanen Gefühl heraus. Im Augenwinkel sah ich noch, wie David sich vorbeugte und Karen einen zaghaften Kuss auf den Mund gab. Wie schön für die beiden, dachte ich nur, als wir uns kurze Zeit später zu unserem Haus aufmachten.

Zufrieden kuschelte ich mich in mein Bett und seufzte tief. „Hier gefällt es mir. Das Jahr wird bestimmt zu schnell vorbei gehen.“

Kapitel 67

Das Jahr war viel zu schnell um! Ich lebte mich in meiner Familie sehr gut ein und mein Kontakt zu meinen Eltern und Christoph blieb erhalten. Doch wurde er immer weniger, desto länger ich in England war. Julian und ich kamen wunderbar zurecht und wir verstanden uns besser denn je. Ich freute mich sehr darüber, dass er mit mir nach England gekommen war und war sehr dankbar dafür. Mit der Zeit, die ich hier verbrachte, verliebte ich mich wieder in Julian. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr zurückhalten, denn sie machten mich schon fast wahnsinnig. Ich konnte nicht schlafen und in seiner Nähe fühlte ich mich einfach wohl. Meinem Host-Bruder erzählte ich davon und er meinte, ich solle es Julian sagen und meinen Bruder zu hause vergessen. Ich glaubte, er dachte immer noch ich würde meinen leiblichen Bruder lieben, obwohl er immer wieder beteuerte, dass es nicht so war. Nach einem halben Jahr war ich mir absolut sicher, dass mein Herz nicht mehr Christoph gehörte, sondern Julian. Ab diesem Tag trug ich auch den Ring nicht mehr, den mir mein Stiefbruder geschenkt hatte. Irgendwie tat es mir weh, als ich die Schatulle mit dem Ring in mein Nachtkasterl verstaute und nicht mehr herausholte. David war nun wirklich fest mit Karen zusammen, was natürlich dazu führte, dass Julian und ich das Nachtleben jedes Wochenende erkunden durften und an einem Abend hatte ich mir vorgenommen meine Liebe Julian zu gestehen. Ich hoffe nur, dass sich seine Gefühle für mich nicht verändert hatten, doch das Risiko war es mir wert. Auch weil mich David immer mehr dazu ermutigte. "Julian, ich muss mal mit dir reden! Es ist wichtig!" David grinste mich an, weil er wusste, dass ich meine Gefühle nicht in Englisch gut rüber brachte und jetzt mit Julian Deutsch gesprochen hatte. Wir hatten es uns nämlich angewöhnt auch miteinander Englisch zu sprechen, weil wir der Meinung waren, so lernen wir es besser. Julian und ich standen vor der Bar, in der wir immer waren und ich stotterte vor mich herum. Irgendwie wunderte ich mich über meinen Mut, den ich aufgebracht hatte mich dazu durchzuringen Julian von meinen Gefühlen zu erzählen. Doch wo war er nun geblieben? "Was ist denn so wichtig Lea?" "Naja,....ich hab mich in dich verliebt!" Ich traut mich nicht in Julians Gesicht zu schauen, da ich viel zu viel Angst davor gehabt habe, wie er reagiert. Er sagte nichts und diese Stille war noch unerträglicher, als ich gedacht hatte, also wagte ich einen Blick zu riskieren. Julian lächelte mich an und seine Augen strahlten. "Ist das wahr?" "Ja, das ist wahr!" Stürmisch nahm mich Julian in seine Arme und wir küssten uns. Seit dem waren wir ein glückliches Paar. Kurz danach verlangte er von mir mit Christoph zu sprechen und ihm von uns zu erzählen, doch ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Schließlich log ich Julian vor, ich hätte mit ihm am Telefon Schluss gemacht, obwohl nach seiner Meinung wir gar nicht mehr zusammen waren, seit dem Tag, als ich in das Fugzeug mit Julian gestiegen war. In meinen Träumen meldete sich gelegentlich noch das schlechte Gewissen, dass ich mein Versprechen Christoph gegenüber gebrochen hatte und Julian etwas vorgelogen hatte. Die Telfongespräche wurden immer weniger und ich ließ nur mehr Grüße ausrichten. Nach unserem gemeinsamen Schulabschluss beschlossen Julian und ich noch länger in London zu bleiben. Es gab hier gute Universitäten und unsere Eltern hatten auch nichts dagegen. Ich studierte mit Julian auf der selben Universität, wo auch Karen und David waren. Die Mittagspausen verbrachten wir immer zusammen und eines Tages saßen wir vier wieder zusammen. Und plötzlich aus heiterem Himmel stand David auf und kniete sich vor Karen hin. David machte Karen an diesem Tag inmitten von vielen Studenten einen Heiratsantrag, den sie überglücklich annahm. Drei Monate später heirateten die beiden bei uns im Garten. Es war eine schöne Feier und ich fühlte mich zu Hause. Julian saß bei mir auf einem der aufgestellten Tische und aß ein Stück Hochzeitstorte. Ich fand, dass er schon einige Zeit komisch drauf war, dachte mir aber nichts dabei. Doch als ich ihn lustlos in der Torte herumstochern sah, platze mir der Kragen. "Julian, ich weiß nicht, was mit die los ist, aber heute ist so ein schöner Tag und du mit deiner miesen Laune! Das ist einfach zu viel! Du verdirbst mir so einfach den Tag!" "Es tut mir leid Lea! Aber ich weiß einfach nicht, wie ich dir das sagen soll!" "Was denn?" Julian legte die Gabel auf die Seite und sah mich ernst an. "Lea, wir sind schon ein Jahr zusammen und ich habe noch nie eine Frau so sehr geliebt wie dich!" "Das weiß ich doch!" Julian atmete tief durch, so als ob er sich beruhigen müsste. Doch in mir wuchs Beunruhigung und das machte mich wahnsinnig. "Julian, was ist los? Sag es mir! Irgendetwas bedrückt dich doch!" Ich wurde den Verdacht nicht los, dass mich Julian betrogen hatte. Mein Freund holte etwas aus seiner Jackettasche heraus und hielt es mir unter die Nase. Mich funkelte ein riesiger Diamantring an und hoffende leuchtende dunkelgrüne Augen. "Lea, willst du meine Frau werden?" Der Antrag kam so überraschend und im ersten Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ein paar Sekunden saßen wir uns o stille gegenüber, bis mir die Tränen kamen und ich mein Glück einfach nicht fassen konnte. "Ja, ja natürlich will ich das!" Julian nahm den Ring heraus und steckte ihn mir an. Sofort danach bat er um seine Aufmerksamkeit und ließ alle anderen Gäste an unserem Glück teilhaben. Den ganzen restlichen Tag waren wir zusammen und verliebter als jemals zuvor. Ich wusste gar nicht wie schön das Leben sein konnte. Später beschlossen wir zu Hause bei unseren Eltern zu heiraten, ihnen aber von unserer Vermählung noch nichts zu sagen. Wir wollten sie überraschen. Nach unserem ersten Studienjahr wussten wir nicht, ob wir weiterhin in England weiter studieren sollten oder in unserer alten Heimat. Julian und ich waren uns einig, dass wir das erst nachher besprechen werden, nun war aber erst mal der Flug nach Hause wichtig. Immerhin hatte ich all meine damaligen Freunde und Verwandte zwei Jahre nicht mehr gesehen, nicht mal an den Feiertagen. Im Flugzeug wurde ich immer nervöser und nervöser, je näher wir der Heimat kamen. Julian hatte seine Flugangst immer noch nicht überwunden und quetschte meine Hand. Ich sah aus dem Fenster und sah, wie die Wolken in Windeseile vorüberzogen. Der Flug war für mich viel zu kurz. Einerseits wollte ich all die anderen wiedersehen, doch hatte ich davor Angst. Vor allem, was würde Christoph dazu sagen? Ich fuhr mit dem Taxi nach Hause und wagte es kaum an der Tür zu klingeln. Julian stand neben mir und drückte meine Hand. "Vor was hast du Angst, Schatz? Ich weiß, wir waren lange nicht mehr hier und es wird sich einiges verändert haben, aber ich denke sie alle werden sich freuen!" "Du hast recht!" Ich klingelte an der Tür und Isabella machte uns auf. Sie hatte sich in den zwei Jahren nicht sonderlich verändert, nur ihre Warze schien sie wegoperiert zu haben, denn sie war unauffindbar. Wir traten ein und ein paar neue Butler, die ich nicht kannte, nahmen uns unser Gepäck ab. Wir stolzierten in das Wohnzimmer, wo meine Mutter uns freudig empfing. "Lea, meine Süße! Bist das wirklich DU?" "Ja Mama!" "Meine Güte, bist du hübsch geworden und so dünn! Du strahlst ja richtig!" "Du auch Mama! Aber Mama! Du bist ein bisschen dicker geworden, kann das sein?" "Ja, mein Schatz! Wir erwarten Nachwuchs!" "Wirklich? Wow!" "Oh und wen haben wir denn da? Julian! Was für eine Freude dich zu sehen! Wie ich sehe, hast du mir mein Mäuschen wohlbehalten wieder zurückgebracht! Ach, kommt doch mal mit in den Garten! Es ist so schönes Wetter draußen!" Wir folgten meiner Mutter in den Garten, wo zu unserer Überraschung eine Willkommensparty gegeben wurde. Alle waren da, Julians Eltern, Paul mit Alex, ein paar andere Freunde, Papa, seine Frau und meine zwei Geschwister. Es war einfach traumhaft! Doch eine Person vermisste ich. "Mama, wo ist denn Christoph?" "Tja, keine Ahnung, Kind! Er musste noch dringend etwas erledigen! Aber er kommt sicher bald!" "Aha!" Eine Stunde später, als ich mit allen geredet habe, kam er endlich und er strahlte mich an. Ich freute mich ihn wieder zu sehen und in mir kam ein Gefühl wieder zum Vorschein, dass ich nicht beschreiben konnte. Christoph war noch attraktiver geworden und mein Herz konnte sich kaum beruhigen. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich mir vorstellen, was Liebe auf den ersten Blick bedeutete. Doch ich kam gar nicht mehr dazu mit ihm zu reden! Julian schlang besitzergreifend einen Arm um meine Hüfte und bat um Aufmerksamkeit. Ich konnte noch im Augenwinkel sehen, wie sich Christophs Gesicht verzog. "Alle Mann hergehört! Ich muss etwas verkünden! Lea und ich, wir werden heiraten!"

Kapitel 68

Alle freuten sich und drängten sich um uns, um das glückliche Paar. Menschen, die ich noch nie gesehen hatte drückten mir die Hand und gratulierten mir zu meiner guten Wahl. Selbst Tina schüttelte strahlend meine Hand, doch als ich sie misstrauisch ansah winkte sie ab, "Lass uns vergangenes vergessen! Du wirst Ehefrau.... und ich bin es bereits!" Und schon schlenkerte sie mit ihrer Hand vor meiner Nase herum und tatsächlich thronte da ein riesiger Ring. Bestürzt sah ich mich nach Christoph um, doch Tina zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich: "Aber nein, du Dummerchen! Glaubst du echt, dass ich mich nach all dem immer noch mit diesem Waschlappen abgeben würde?? Mein Roman ist ein echter Mann. Seine Familie ist stink reich und er ist schon der Vizepräsident, nach seinem Vater, dem die Firma gehört. Aber ist ja schon 25, also wunder dich nicht." Ich gratulierte Tina flüchtig obwohl ich mir in Gedanken schon überlegte, wie lange es wohl zur Scheidung dauern würde... Einer nach dem anderen beglückwünschte mich und ich hatte das Gefühl ersticken zu müssen, als die Massen endlich nachließen und ich mich wieder frei bewegen konnte. Ich warf einen Blick auf Julian, der etwas von mir weg gedrängt worden war, doch er strahlte über das ganze Gesicht. Anscheinend hatte er alles erreicht, was er wollte. Aber warum war ich so betrübt?

Endlich wurde es Abend und ein Gast nach dem anderen ging nach Hause. Zuletzt ging Julian, es wurde schließlich Zeit, dass er seine Eltern begrüßte. Ich atmete erleichtert auf, endlich wieder alleine zu sein. Obwohl ich müde war beschloss ich noch ein wichtiges Gespräch zu erledigen. Als meine Eltern schliefen schlich ich langsam die Stiegen hinunter und blieb zaghaft vor der Türe stehen. Ich wollte gerade anklopfen, als mir jemand von hinten auf die Schulter tupfte. Erschrocken fuhr ich herum und sah in Christophs blaue Augen. Er wandte seinen Blick sofort von mir ab und ging auf seine Türe zu. Ich fühlte mich absolut miserabel, doch was sein muss, muss sein. "Christoph, warte kurz.", bat ich ihn mit schwacher Stimme. Christoph blieb kurz auf der Schwelle zu seinem Zimmer stehen, dann drehte er sich endlich zu mir um. Sein Blick war leer und ich konnte nicht die geringste Regung in ihm erkennen, als er sagte: "Es tut mir Leid, das ich dir bisher noch nicht gratuliert habe, aber ich musste vorher wieder weg. Aber jetzt geht es ja: herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung." Ich konnte es einfach nicht fassen. Er war schon immer ein Meister im Gefühle vortäuschen, und verbergen, aber das her gab mir den Rest. Ich bin eigentlich zu ihm gegangen, um zu sehen, was die Gefühle am Nachmittag, als ich ihn wieder sah, bedeuteten, doch das hier hatte ich nicht erwartet. Konnte es sein, dass ihn das ganze wirklich so unberührt ließ? Hatte er es so schnell überwunden? "Meinst du... ist das... ist das dein Ernst?", brachte ich leicht schluchzend hervor. Ich wusste selbst nicht was mich ritt, aber es tat höllisch weh, ihn so gleichgültig zu sehen. Irgend etwas in Christophs Augen blitzte auf. Er sah sich kurz um und packte mich am Arm. Widerwillig ließ ich mich von ihm in den Garten zerren. Er stieß mich auf eine Bank, die außer Hörweite unseres Hauses war. Während ich schluchzend auf die Bank fiel stampfte er um die Bank herum. Er schien sehr aufgebracht und machte mir Angst, zum ersten Mal seit so langer Zeit, spürte ich wieder diese gewisse Gefahr, die von Christoph oft ausging. "Christoph...", versuchte ich ihn zu besänftigen. Ich schaffte es tatsächlich ihn zum Stehen zu bringen, doch anstatt, das wir nun reden konnten, fuhr er mich an: "Verdammt Lea! Was treibst du eigentlich für kranke Spielchen?", schrie er mir fast schon ins Gesicht. Ich zuckte unter seinen harten Worten zusammen, nie zuvor hatte ich ihn so aufgebracht gesehen. "Du hast mich überhaupt nicht mehr angerufen, gut. Du hast versäumt mir mitzuteilen, dass wir nicht mehr zusammen sind, gut. Du bist wieder mal mit Julian zusammen gegangen, gut. Du hast dich mit Julian verlobt, auch gut. Aber verdammt nochmal warum kommst du jetzt wieder zu mir? Quälst du deine Mitmenschen absichtlich so sehr?" Erschöpft sackte er auf die nasse Wiese und blieb ganz still sitzen. Ich konnte ihm nicht antworten. Ich fühlte mich elend in meiner Haut und verabscheute mich selbst. Christoph hatte recht, ich spielte wirklich mit den Gefühlen anderer, aber ich wusste es nicht besser. Leise Tränen rannen an meiner Wange hinunter. Als Christoph mich kurz ansah seufzte er vernehmlich, stand dann aber auf und setzte sich zu mir auf die Bank. Behutsam legte er seinen Arm um meine Schulter und wiegte mich leicht hin und her. "Tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe. Das ganze hat mich ziemlich überrumpelt." Ich schloss die Augen um mich selbst zu beruhigen. Es war ein so wundervolles und vertrautes Gefühl hier wieder in seinen Armen zu sein. Es fühlte sich so richtig an. Aber was dachte ich da? Ich war verlobt! Trotzdem konnte ich es nicht bei mir halten: "Es ist schön, wieder hier bei dir zu sein...." Christoph hielt abrupt in der Bewegung inne. Mit einem Mal drückte er mich von sich und zwang mich ihn anzusehen. "Was wird das hier schon wieder?", fragte er mich und erneut flackerte Wut in seinen Augen auf. "Christoph.... ich...", stammelte ich hilflos, da ich selbst nicht wusste was ich denken und fühlen sollte. Aber Christoph schüttelte vehement den Kopf. "Nein!", fuhr er mich erneut an, "Seit einem Jahr oder so hast du fast nichts mehr mit mir gesprochen, weil du mit Julian zusammen warst, du bist zwar zu feige gewesen, mir die Wahrheit zu sagen, aber Lea, ich bin nicht blöd! Ich habe mir schon gedacht, dass da irgend etwas zwischen dir und Julian läuft. Zugegeben, ich hätte nie gedacht, dass es so weit geht, aber ich habe versucht mich auf den Tag vorzubereiten. Ich würde dich entweder mit offenen Armen empfangen, wenn du nicht mit Julian kommen würdest, und wenn doch, würde ich endlich einen Schlussstrich ziehen. Und das tue ich jetzt! Keine Spielchen mehr, Lea! Es reicht!" Entschlossen sprang er auf und stürmte davon.

Von diesem Abend an ging Christoph mir aus den Weg, und wenn wir uns doch einmal auf dem Gang begegneten wich er meinem Blick aus. Doch wenn ich hin und wieder einen Blick erhaschen konnte, wünschte ich immer, es wäre mir nicht gelungen, denn was ich in Christophs Augen sah schnürrte mir die Kehle zu. Ich hasste mich selbst, dafür dass ich etwas so Schönes zerstört hatte und einen so lieben Mann verletzt hatte. Nach knapp zwei Wochen verkündete Christoph beim Frühstück, er würde zu einem Freund ziehen und ich fühlte mich für diese Entscheidung verantwortlich. Ich redete mir tagtäglich ein, dass der Schmerz, den seine Abwesenheit in mir hervor rief, nur melancholische Erinnerungen an frühere Zeiten wären, doch schrie irgend etwas in mir immer auf, es ist Liebe, aber ich unterdrückte die Stimme. Ich würde Julian heiraten, und folglich liebte ich auch Julian! Aber trotzdem trug ich von diesem Abend an immer den kleinen Ring von Christoph in einem Täschchen bei mir. Julian und ich sahen uns fast täglich und er schaffte es immer wieder mich von meinen Gedanken abzulenken. So verflog die Zeit schnell, und im Nu war der Morgen meiner Hochzeit da.

Kapitel 69

„Lea, wach auf! Es ist bereits Zeit für deine Hochzeit.“ Unsanft wurde ich aus meinen Träumen gerissen. Meine Mutter stand neben meinem Bett und sah mich gehetzt an. Auf ihrer Stirne schimmerte Schweiß und ihr dicker Bauch war knapp vor meiner Nase.

Nur widerwillig erhob ich mich, nachdem sie das Zimmer verlassen hatte. „Also schön Lea, du wirst heute heiraten, also freu dich gefälligst.“ Mit diesen Gedanken trat ich vor den Spiegel und musterte mein Aussehen. Einzelne Haarsträhnen standen aus den Lockenwicklern hinaus und unter meinen Augen waren leichte Schatten zu erkennen, da ich am Vorabend meinen Jungeselenabend gehabt hatte. „Fabelhaft siehst du aus. Einfach klasse.“

Nachdem ich mir einen Kaffee gegönnt hatte, ging ich zu meinem Kleiderschrank und holte das Hochzeitskleid hinaus. Die Seide war perlmutterfarben und knisterte, als ich es hinaushob. Tina hatte mir beim Aussuchen geholfen, da sie es anscheinend als Wiedergutmachung für die Vergangenheit sah. Mit allen Mitteln hatte ich versucht sie loszuwerden, aber das war schwieriger als ich dachte. Also musste ich mich meinem Schicksal fügen.

Eigentlich hatte sie einen guten Geschmack, dachte ich mir beim jetzigen Betrachten des Kleides. Vorsichtig schlüpfte ich hinein und strich ehrfurchtsvoll über den Stoff. Es war recht schlicht gemacht worden, da ich nicht aussehen wollte, wie eine Barbiepuppe. Der Schleier dazu war hingegen recht lang, da ich mir wie eine Prinzessin im Märchen vorkommen wollte, schon seit ich ein kleines Mädchen war. „Wenn Christoph mich nur hören würde, er sicher die Nase rümpfen. Der hatte noch nie etwas für Kitsch über, zumindest nicht in diesem Ausmaß.“ Das Lächeln auf meinen Lippen gefror, da ich mir erst jetzt bewusst wurde, was ich soeben gesagt hatte. Christoph! Wie sehr schmerzte es mich, dass er mich so kühl behandelte. In den letzten Wochen nach seinem Auszug hatte er kein Wort mehr mit mir gesprochen, zu sehr konnte er mich nicht mehr ausstehen.

Während ich so nachdachte, begann ich die Lockenwickler zu entfernen. Leicht krausend fielen mir die Locken ins Gesicht und kringelten sich um meine Ohren. Es war wirklich viel Arbeit sie einzuwickeln und nicht einmal 24 Stunden später öffnete man sie wieder. Welch eine Verschwendung, aber meine Mutter wollte es so.

Gerade, als ich mit dem Kamm durch meine Haare fahren wollte, klopfte es an der Türe. Bevor ich antworten konnte, ging diese bereits auf und ein fertigangezogener Julian kam herein. „Du siehst fantastisch aus, mein Schatz.“ Erschrocken fuhr ich herum und versuchte mit einem Shirt vom Vortag mein Gesicht zu verbergen. „Geh sofort wieder hinaus! Es bringt Unglück die Braut vor der Trauung zu sehen.“ Leicht genervt und blind, wegen dem Shirt, warf ich meine Bürste nach ihm, die ihn natürlich nicht traf. Lachend blieb er stehen. „Ich gehe ja schon, aber ich konnte es nicht mehr aushalten. Das ist der schönste Tag meines Lebens.“ „Jaja, aber jetzt gehe sonst werde ich nicht fertig.“ Mit einem „dein Wunsch sei mir Befehl“ verschwand er aus meinem Zimmer und ließ mich alleine zurück. Ein wenig verärgert ging ich durch den Raum und hob die Bürste wieder auf. Als ich wieder aufstand, fiel mein Blick auf einen weißen Gegenstand, der unter dem Bett lag. Obwohl ich genau wusste, um was es sich handelte, hob ich ihn auf. Vorsichtig öffnete ich den weißen Umschlag und holte eine Karte hinaus.
 

Lea McKean und ihr Verlobter Julian Deshwood laden Sie herzlich zu ihrer Hochzeitfeier ein.

Die Hochzeit findet am 23. Mai 2004 um 12 Uhr kirchlich statt.

Wir bitten um Pünktlichkeit und Anwesenheit.
 

Weiter wollte ich nicht lesen, nur das Handgeschriebene weiter unten erregte meine Aufmerksamkeit. Es war meine eigene Handschrift, die sagte, dass es mir Leid täte und ich ihn vermissen würde. Christoph hatte den Brief nicht einmal geöffnet, denn er war ungeöffnet wieder zurückgeschickt worden. Tief in meinem Inneren sollte ich glücklich sein, dass er es nicht getan hat, aber so war es nicht. Der Gedanke, dass er mich hasste, traf mich einfach schmerzlich. Hinzukam auch noch meine ständigen Gedanken an ihn, die ich mir nicht erklären konnte. Er sollte mir doch eigentlich egal sein, immerhin würde ich Julian heiraten, weil ich ihn mochte und auch auf eine Art liebte. Aber für Christoph empfinde ich auch noch etwas, dass ich aber nicht verstehe. Was soll ich nur tun? Verzweifelt versuchte ich mich zu schminken, was aber nicht richtig funktionierte. Unruhig geworden beschloss ich das einzig richtige zu tun, das mir einfiel. Ich musste noch einmal mit ihm reden.
 

„Mama, wo bist du?“ Ich suchte meine Mutter im ganzen Haus und fand ich sie in der Küche. „Lea, du siehst bezaubernd aus.“ Ihre Augen wurden leicht feucht und schimmerten glücklich. „Mama, ich habe nicht viel Zeit, also bitte sage mir, wo ich Christoph finden kann.“ Verwundert sah sie mich an und runzelte ihre Stirn. „Mäuschen, was ist los mit dir? Ich..“ Weiter kam sie nicht, denn meine Ungeduld brach hervor. „Bitte! Es ist wirklich wichtig für mich.“ Anscheinend erkannte sie die Dringlichkeit und sie gab mir Christophs Adresse.

Zwei Minuten später saß ich in ihrem Wagen, den ich mir ausgeborgt hatte, und fuhr zu der Adresse. Was wollte ich ihm überhaupt sagen? Würde er mir zuhören oder mir gleich die Türe vor der Nase zuschlagen? Die Antworten konnte ich nur beantworten, indem ich zu ihm ginge.

Erstaunt von meinem eigenen Mut drehte ich den Motor ab und sperrte den Wagen ab. Vor der Wohnungstüre zögerte ich wieder. Aufatmend läutete ich schließlich an und wartete. Wie lange ich dastand, weiß ich nicht mir, aber schließlich öffnete sich die Türe vor mir. Ein verblüffter Christoph stand vor mir und sah mich fragend an. „Was willst du denn hier?“ Die Stimme drohte mir zu versagen, so räusperte ich mich. „Ich muss mit dir reden.“ „Du musst? Nun, ich habe dafür aber keine Lust. Außerdem solltest du zu einer Hochzeit, wenn du nicht zu spät kommen willst und deinen Bräutigam enttäuschen willst.“ Seine Worte schmerzten tief, aber gleichzeitig hatte er recht. Was machte ich hier? Julian wartete in der Kirche auf mich und ich stand hier mit Christoph.

Komm schon Lea, sag etwas. „Ich..ähm... ich habe einen Fehler begangen.“ Jetzt hatte ich seine ganze Aufmerksamkeit, denn er sah mir diesmal tief in die Augen. „Einen Fehler? Inwiefern?“ „Ich hätte dir sagen sollen, dass es aus zwischen uns ist und das ich wieder mit Julian zusammenbin. Ich habe mich nur nicht getraut es dir zu sagen, weil ich wusste, was du für mich empfindest.“ Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen zwischen uns, bis er sich schließlich rührte. „Wenn das jetzt alles ist, was du mir sagen wolltest, dann kannst du ja auch wieder gehen. Ich nehme deine Entschuldigung an und wünsche dir viel Glück mit Julian. Ihr beide passt hervorragend zusammen.“ Verwirrt und verletzt sah ich ihn an. Wieso musste er nur so grausam auf allem herumreiten? Ist er nicht erwachsen genug, um es zu verstehen, warum ich so gehandelt habe? „Bitte Christoph..“ „Nein Lea, es ist zu spät. Geh jetzt sonst kommst du wirklich noch zu spät.” Die Kälte in seiner Stimme lief mir kalt den Rücken hinunter. „Aber ich..“ Diesmal brach meine Stimme ab und eine einzelne Träne tropfte aus meinem Auge. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich das beste, was mir in meinem Leben passiert war, verloren hatte. Ich liebte ihn noch immer, den arroganten und attraktiven Christoph, aber er mich nicht mehr. Diese Erkenntnis schüttelte meinen ganzen Körper durch.

„Fang bloß nicht an zu weinen oder willst du Julian verweint gegenübertreten?“ Aus Mitleid reichte er mir ein Taschentuch, das ich aber nicht benutze. Seine Augen flehten mich an zu gehen. Ich wünschte, ich könnte ihn überzeugen, dass alles anders wäre, aber das würde er mir nicht mehr glauben. Ich konnte ihm den einzigen Wunsch, den er von mir verlangte erfüllen, indem ich einfach gehen würde. Bevor ich mich allerdings umdrehte, sah ich ihn noch einmal in seine wunderschönen blauen Augen und erinnerte mich wieder an die Zeiten, die wir gemeinsam erlebt hatten. Wie wir uns kennenlernten, unserer Streits, die Internetgeschichte und schließlich die Zeit, als wir ein Paar waren. Ich würde ihn nie wieder vergessen, das wusste ich.

„Ich werde jetzt gehen, aber bevor ich gehe, möchte ich, dass du weißt, dass du für den Rest meines Lebens einen Platz in meinem Herzen einnehmen wirst. Egal, was alles passiert ist in der Vergangenheit, ich möchte dennoch, dass du Glück hast in Zukunft und mich nie vergisst.“ Bevor er reagieren konnte, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf seine Lippen. Die Magie, die schon früher zwischen uns gelebt hatte, ließ die Luft knistern. Verwirrt löste Christoph den Kuss und sag mich fragend an. „Leb wohl Christoph.“ Nach diesen Worten ließ ich ihn ratlos zurück.
 

In der Kirche erwartete man mich bereits sehnsüchtig. Mama zog mich gleich zur Seite und begann an meinem Schleier herumzuzupfen. Ihre Nervosität war sichtbar und ich legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. „Würdest du mir bitte ein Glas Wasser bringen? Ich muss dringend noch etwas Trinken, bevor ich da hinausgehe.“ Meine Mutter nickte nur und verschwand aus dem kleinen Vorraum der Kirche. Damit ich meinen Lippenstift richten konnte, kramte ich in meiner Tasche nach ihm und ertastete dabei ein kleines, silbernes Ding. Es handelte sich dabei um den Ring, den mir Christoph geschenkt hatte. Es war nicht richtig, dass ich Julian heirate, wenn ich Christoph liebe, aber so kann ich wenigstens einen glücklich machen.

Mama kam mit dem Glas zurück und überreichte es mir. „Bist du bereit, Mäuschen?“
 

Hier möchte ich nun mit meiner Geschichte aufhören, denn nun schreite ich den Gang zum Altar entlang. Von überall blitzen Fotoapparate und hindern mich ein wenig am Vorrankommen. Ich weiß, dass es ein Fehler ist Julian zu heiraten, aber ich tue es trotzdem. Mein Handeln mag sicher für viele unverständlich sein, aber mir bleibt nichts anderes über. Vielleicht würden dann endlich alle Probleme aus der Welt geschaffen sein.

Als ich die ersten Reihen passiere, sehe ich Paul neben Alex und davor meine Mutter mit Franz. Von beiden strahlen die Augen und ich muss mich in diesem Moment an die Hochzeit der beiden erinnern. Christoph hatte mir dort seine Liebe gestanden. Eine Liebe, die mir damals zu schön vorkam. Jetzt wünsche ich sie mir wieder her. Überglücklich reicht mir Julian seinen Arm und ich trete nervös neben ihn. Eine Stimme in mir, warnt mich vor der Heirat, aber ich überhöre sie absichtlich. Ich liebe zwar Julian nicht so sehr wie Christoph, aber dennoch sollte es für eine gemeinsame Zukunft reichen.

Der Pfarrer begann mit der Predigt und hinter mir hörte ich Leute Schnäuzen und tuscheln. Immer wieder fühle ich Julians Blick auf mir und ich versteife mich innerlich. Er darf nie erfahren, dass ich mir nicht sicher bin, was die Trauung angeht. Aufmunternd drückt er meine Hand und ich lächle ihm schwach zu. Ihm ist nicht entgangen, dass ich mich nicht wohl fühle, aber er versucht mir durch seine Nähe Halt zu geben.

Gerade als eine Bibelstelle vorgelesen wird, ertönt ein Motorengeräusch in der ansonsten Stille. Schließlich kommt der Pfarrer zu einer bekannten Stelle und ich richte meine Aufmerksamkeit wieder der Hochzeit zu. „Und so frage ich, gibt es hier irgendeinen der Anwesenden, die etwas gegen diese Verbindung einzuwenden haben?“ Die Türe ächzt als sie aufgemacht wird und eine mir nur zu bekannte, feste Stimme antwortet. „Ich habe etwas gegen diese Bindung!“

Epilog

Mein Herz schlägt auf einmal viel schneller, als ich mich langsam zu Christoph umdrehe. Neben mir höre ich ein leises „Oh nein!“ von Julian, doch meine Augen fixieren den Blonden, der mit schnellen Schritten den Gang entlang stapft. Ich habe auf einmal das Gefühl zu ersticken und glaube zu träumen. Nie hätte ich gedacht, dass Christoph hier auftauchen würde! Meine Mutter steht empört auf und wollte Christoph aufhalten, doch er ignoriert sie. Stattdessen fixiert er mich mit seinen stechenden Augen. Julian verzieht das Gesicht zu einer Grimasse und wäre wahrscheinlich über ihn hergefallen.

Der Priester räuspert sich und setzt zu einer weiteren Frage an: „Darf ich fragen warum, Sie etwas gegen diese Verbindung haben?“ Mit lauter und bestimmter Stimme antwortet Christoph, während er immer näher zu dem Altar kommt: „Ja, das dürfen Sie!“ Er bleibt vor mir und Julian stehen und zeigt auf mich. „Lea! Lea liebt Julian nicht!“ Gemurmel kommt von den Gästen, die diese Szene mit Entsetzen verfolgen. Julian geht auf Christoph einen Schritt zu und will ihn am Kragen packen. „Wie kannst du es wagen so etwas zu behaupten?“ Mit einem Grinser, den ich schon kannte, seit ich meinem Stiefbruder zum ersten Mal begegnet bin, versucht sich der Blonde von dem Griff zu befreien. „Lass mich los Julian!“ „Nicht eher du das Gegenteil behauptest!“ „Aber dann müsste ich lügen! Frag doch deine Braut, ob sie dich liebt! Los frag sie! Oder hast du Angst vor der Wahrheit? Hast du Angst, dass du gleich zu hören bekommst, dass sie immer noch mich liebt?“ Julian lässt ihn los und starrt ihn mit zornigen Augen an. „Verschwinde! Du hast unsere Einladung nicht angenommen, also hast du hier auch nichts zu suchen!“

„Das stimmt schon, aber frag doch mal Lea wo sie vor der Trauung war! Warum glaubst du ist sie zu spät gekommen? Sie war bei mir und hat mir von ihren wahren Gefühlen erzählt!“ Irgendwie wird mir schlecht. Ich kann nicht fassen, was sich vor meinen Augen abspielt. Julian schweigt und sieht mich nach langem wieder an. Er wartet, genauso, wie all die anderen, auf eine Antwort von meiner Seite. Ich sehe Julian an, dass er sich beherrschen muss und merke, wie er seine Hände zu Fäusten ballt. „Ist das wahr Lea? Warst du bei ihm?“ Ich schaue zu Boden und seufze. Nach kurzer Zeit blicke ich auf und antworte entschlossen mit einem „Ja, ich war vorhin bei ihm!“ „Was hat das zu bedeuten?“

Ich kann schon den leichten Glanz in Julians Augen sehen, denn er scheint das Schlimmste zu befürchten. Es ist ganz still und die anderen wagen nicht mal zu atmen, oder mir kommt es nur so vor. Kurz überlege ich, was ich sagen soll, doch was würde es bringen, wenn ich jetzt lügen würde? Ich würde Julian heiraten und den Rest meines Lebens mit ihm unglücklich werden, denn tief in meinem Herzen weiß ich genau, wem es gehört. Natürlich könnte ich mich scheiden lassen, aber da das gegen meine Überzeugung ist, würde ich selbst das nicht tun! Ich könnte jedes Mal platzen, wenn ich irgendetwas von einer Scheidung höre, also kommt das für mich nicht in Frage. Kurzum, ich habe mich entschlossen mit der Wahrheit rauszurücken. Ich kann wahrlich keinen besseren Zeitpunkt abwarten, als diesen hier, oder?

Ich atmete tief ein, um mich selbst zu beruhigen. Ich mag es nicht, wen ich anderen Menschen weh tun musste. „Es tut mir leid, Julian! Ich liebe Christoph!“ Ich wage es nicht in Julians Gesicht zu sehen. „Gut, wenigstens bist du jetzt ehrlich zu mir!“ Ich höre noch, wie sich Schritte entfernen und ich kann mir denken, dass es Julian ist. Ich blicke nun doch auf und kann ihn noch sehen, wie er mit schnellen Schritten die Kirche verlässt. Julians Eltern springen auf, lassen in meine Richtung noch irgendeinen Fluch los und stapfen ihrem Sohn nach. Keiner von den anderen Gästen scheint zu wissen, was jetzt zu tun ist. Der Priester klappt sein Buch zusammen und wollte schon gehen, als Christoph ihn am Arm zurückhält.

„Warten sie bitte noch!“ Verwirrt schaut der Priester zu dem Blonden und dann zu mir. Nun bekomme ich die Aufmerksamkeit von Christoph, der sich vor mir niederkniet. Ich schlage eine Hand vor meinen Mund, denn ich kann mir schon denken, was dieser Verrückte ausheckt! Er nimmt meine andere Hand und blickt mir tief in die Augen. „Lea, ich liebe dich! Willst du mich hier und jetzt heiraten?“ Tränen rollen mir an meinen Wangen hinunter und ich kann nur nicken. Christoph steht auf und nimmt mich in seine Arme. „Nimmst du mich auch mit Jeans und T-Shirt?“, flüstert er mir in mein Ohr. „Spinner! Natürlich nehme ich dich auch so!“ Der Priester räuspert sich. „Haben sie auch einen Ring für die junge Dame?“ Unbeholfen kratzt sich Christoph in seinem Nacken „Mist....“, fluchte er leise vor sich hin und auf einmal kommt mir die zündende Idee. „Paul! Schnell lauf ins Kammerl, wo ich vor der Trauung war, da ist meine Handtasche! Da muss ein Ring drinnen sein! Holst du mir den bitte?!“ Paul springt auf und läuft nach hinten. Christoph sieht mich verblüffend an. „Lea?“ Doch ich grinse ihn nur an. Schließlich kommt Paul mit dem Ring zurück und drückt ihn Christoph in die Hand. „Wehe, du machst sie diesmal unglücklich!“ Er grinste und versprach hoch und heilig es nicht zu tun.

Die Zeremonie beginnt wieder von neuem, wobei einige Gäste, die wegen Julian gekommen waren, die Kirche verlassen, aber das ist mir egal. Ich sehe nur mehr Christoph vor meinen Augen und sein wundervolles Lächeln. Er steckt mir schließlich den Ring an und dann kommt der legendäre Kuss, der den Schwur besiegelt. Jetzt waren Christoph und ich ein Ehepaar.

Strahlend nimmt mich Christoph an der Hand und läuft mit mir den Gang entlang. Bevor hinter mir die Kirchentür zufällt werfe ich meinen Blumenstrauß hinein und steige zu Christoph aufs Motorrad, mit dem er hergefahren war. „Wo willst du hin, mein Schatz?“, fragte mich Christoph. „Ist mir egal, Hauptsache, ich bin mit dir zusammen!“ „Ich würde sogar bis zu den Sternen fahren, wenn du es wünscht!“ Ich lächelte ihn an und versiegelte seinen Mund mit meinen Lippen. Er warf den Motor an und fährt los. Die Leute auf der Straße schauten uns blöd an, denn sie haben wahrscheinlich noch nie eine Braut auf einem Motorrad gesehen. Aber mir ist das egal, denn ich bin glücklich!
 

Ende....



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Kommentare zu dieser Fanfic (126)
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Von: abgemeldet
2007-01-27T17:19:57+00:00 27.01.2007 18:19
Ende gut alles gut! ENDLICH ENDLICH ENDLICH ist sie mit Chris zusammen!!! Aba ich frag mich was wohl aus julian geworden ist..?
Insgesamt war das ne super FF, sehr anschaulich und spannend geschrieben und mit tollen Hauptpersonen ^.^
Von: abgemeldet
2007-01-27T17:13:11+00:00 27.01.2007 18:13
GENAU! Aber jetzt tut mir Julian doch ein bisschen Leid, jetzt wo er dachte Lea gehört ihm für immer. tja pech gehabt ^.^
Von: abgemeldet
2007-01-27T17:03:20+00:00 27.01.2007 18:03
Es bleibt spannend... ich könnte wetten auf der Hochzeit passiert noch was!
*gleich weiterles*
Von: abgemeldet
2007-01-27T16:57:53+00:00 27.01.2007 17:57
*kreisch*
NEEEEEEEINNNNNNN!!!!!!! Sie muss mit Chris zusammen kommen, der is doch viiieeeeeeeel süßer! Abgesehen davon super kapi!
ich lese gleich mal weiter!!!
anny
Von: abgemeldet
2007-01-19T12:47:06+00:00 19.01.2007 13:47
Puh - endlich hat sie sich entschieden.
(gute Wahl übrigens *g*)
Wie schon gesagt eine tolle Fanfic und ein super Ende.
- Was gibt es Schöneres, als mit dem Motorrad nach der Hochzeit zu verschwinden. *g*
Von: abgemeldet
2006-11-03T17:41:12+00:00 03.11.2006 18:41
Das Jahr wird bestimmt zu schnell vorbei gehen.“

Na das hoffe ich auch! Lea muss unbedingt zu Christoph zurück, bevor dieser vll noch fremdgeht(zuzutrauen wärs ihm)
Bidde schreib schnell weida!
deine anny ^.^
Von: abgemeldet
2006-05-15T18:01:00+00:00 15.05.2006 20:01
Hallöchen....
...ich find auch dass es n klasse Kapitel geworden ist! ^_^
Ich hoffe, dass du bald wieder ein neues postest!

Greetz Morri
Von: abgemeldet
2006-04-29T09:11:17+00:00 29.04.2006 11:11
Hey, tolles Kapitel!
Tja, jetzt ist sie ja wohl in England, würd ich auch ganz gerne hin! ^^
Ihr "bruder" ist ja scheinbar auch ein ganz netter! ^-^
Aber mit Julian versteht sie sich ja scheinbar wieder ganz gut! *smile*

bussi
deine Tear
Von: abgemeldet
2006-04-14T21:02:53+00:00 14.04.2006 23:02
Hi!! Bin fest in diese Geschichte geankert, kann dises Kapitel nicht lesen *heuuuuul* Na ja, von Tearless' Kommentar weiss ich gröstenteils was passiert ist :P
Könntest du mir bitte dieses Kapitel schicken?

Zu der Frage Julian oder Christoph kann ich nur sagen, auch wenn Julian im Inneren nett und so ist, hat er noch lange nicht so vieles wie Cristoph bewiesen, deswegen sollte dieser sie verdienen (wird er anscheinend auch *gg*!) Naja, und so ein Feuer wie in ihm findet man selten, da sollte sie schon zugreifen!!

So, fertig mit dem Gelaber. Nochmal danke im Vorraus für das Kapi!

Strawberry-Kiss
Von:  Herzig_Sisters
2006-04-11T17:19:00+00:00 11.04.2006 19:19
ARGH!Wie bitte schön kannst du an dieser stelle einfach aufhören?
Schreib weiter, schnell! Ich bin stark suchtgefährdet, ach ja und wenn du sowieso schon dabei bist kannst du mir auch so einen tollen und gefühlvollen Mann stricken. *Seuftz* Schon klar die kann es ja nur in Geschichten geben!
Ach ja kommen wir zum wichtigen Teil, das Lob. Nun gut, das Lob fällt hier kurz aus, aber effektiv! Ich bin mir sicher das ist das beste was ich seit langem gelesen habe! Ich bin hoch beeindruckt von deinem Stil, ich hab die Story nur so verschlungen! (Reicht oder? ;))
Ach, mir tut die arme Isabella total leid, immer wird sie herumgehetzt und bekommt niemals ein Danke. Das kannst du doch nicht so stehen lassen, oder?

Ganz liebe Grüße
die erste Herzig_Sister


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