Erkenntnis
Hidiho!
Aaa~lso, erst mal wollte ich mich bedanken.
Ich hätte nicht gedacht, dass die Story nach über einem halben Jahr doch noch gelesen wird! Arigatou!
Kapitel 7: Erkenntnis
Das konnte doch nicht sein!
Er musste sich verguckt haben...
...das konnten unmöglich die beiden sein! Nein, das konnte nicht....
Kai blinzelte ungläubig.
Er hatte doch nicht gerade wirklich diese beiden brutalen Demolition-Boy-Trottel beim...SPEICHELAUSTAUSCH erwischt?!
Er schluckte trocken.
Noch immer ruhte sein Blick auf die beiden Jungen, die sich eng umschlungen voneinander lösten. Der Größere grinste den Rothaarigen leicht lasziv an und während dessen Gesicht nun Konkurrenz zu seinem Haar aufnahm, strich er sich durch das kurze graue Haar.
Nein, das konnten nicht...
Doch! Kein Zweifel. Das waren sie:
Der ach so tolle Ich-bin-der-Beste-Leader-der-Welt-Tala Ivanov und Bryan Kuznetsov, von dem Kai eigentlich immer gedacht hatte, dass dessen Herz Daueraufenthalt in einer Gefriertruhe feierte.
"Igitt!", fluchte Kai leise.
Anscheinend nicht leise genug.
Verwirrt drehten sich die beiden Russen zu ihm um. Ups!
"Sag mal, hast du ein Problem?!" Verächtlich guckend hatte Bryan ihn fixiert, sah ihn mit einem manisch-mörderischen Gesichtsausdruck an.
FUCK! Fuck, Fuck... warum immer ich? Was mach ich denn jetzt? Weglaufen, ja...weglaufen...
Während Kai sich schon möglichst gute Fluchtpläne zurechtlegte, war ihm doch sein Leben lieb, hatte Tala sich an seinen Freund gewandt: "Beruhig dich lieber mal... sonst tust du ihm nachher noch weh!"
"Würde dich das etwa stören?!" Sichtlich verwundert und auch empört hatte Bryan Tala nun seine gänzliche Aufmerksamkeit geschenkt. Skepsis lag in seinem Blick.
Wollte er jetzt behaupten, dass er auf einmal Mitleid mit jemanden empfand, der ein hübsches Veilchen bekommen sollte und es eindeutig auch verdiente?
Oder ihm predigen, dass es politisch und sozial nicht korrekt sei, anderen das Gesicht zu verschönern? Würde doch farblich perfekt zu seinen blauen Streifen da passen!
...oder wollte er jetzt auch noch "gestehen" Kai zu mögen und ihn deshalb vor Bryan bewahren?
"Um ehrlich zu sein: Ja!", stellte Tala unterdessen eindeutig klar.
Bryan sah ihn verdutzt an. Irgendwie hatte er insgeheim auf ein "Nein" gehofft.
"Und warum bitteschön?!"
Tala sah ihn einen Moment lang etwas verlegen an, versuchte ein Grinsen zustande bringen und sagte dann, mit einigermaßen fester Stimme: "Nun ja... ähm...ich...wollte... dich....äääh...ja... genau, ich wollte dich vor Aggressionen deinerseits bewahren. Ich meine, er könnte dich wegen Körperverletzung anzeigen und du willst doch sicher nicht, dass du einen Eintrag ins..."
"Als ob das der Grund wäre! Lüg.mich.nicht.an!", unterbrach Bryan ihn wütend.
Kai, der etwas verwirrt von einem zu anderen sah und ganz vergessen hatte, wegzulaufen, beachtete er inzwischen gar nicht mehr. "Aber weißt du was?! Ich lasse ihn in Ruhe... aber nicht, weil ich Angst vor ner Anzeige von diesem Möchtegern-Teamleader hab, sondern weil ich verdammt noch mal keine Lust auf deine nervigen Predigten hab! Das ekelt einen ja schon an, wie verweichlicht du geworden bist... Ja, guck nicht so! ... Ich geh jetzt. Arrivederci, Herr Ivanov!"
Rot vor Wut stapfte Bryan ohne Tala eines weiteren Blickes zu würdigen durch den Schnee. Den letzten Teil hatte er schon fast geschrieen. Eigentlich hatte er das gar nicht so hart sagen wollen, aber irgendwie war alles so aus ihm rausgesprudelt....
Tala stand immer noch da, wo Bryan ihn zurückgelassen hatte.
Unsicher verzog er den Mund etwas, schob die Unterlippe vor, presste sie wieder an die Oberlippe und schob sie dann wieder vor.
Er bemühte sich locker zu wirken; war sich den Blicken des Halbrussen deutlich bewusst, auch wenn er nicht aufsah.
So hatte Bryan wirklich noch in gegenüber ihm reagiert.
Ob er das, was er ihm an den Kopf geworfen hatte, ernst gemeint hatte?
"Ähm...", unterbrach der Leader der Bladebreakers seinen Gedankengang. "Ich denke...ich geh dann mal wieder... Sorry, dass ihr euch meinetwegen gestritten habt."
Etwas irritiert sah Tala auf.
Mit einer Entschuldigung seitens Kai hatte er nun wirklich nicht gerechnet, zumal er wusste, dass Kai sowohl ihn als auch Bryan nicht besonders mochte.
Leicht schüttelte er den Kopf. "Nicht deine Schuld. Ich weiß auch nicht, warum ich damit angefangen hab... aber egal, das renkt sich schon wieder ein. Du kennst Bryan ja... immer etwas aufbrausend.", sagte er und versuchte etwas zu lächeln, was ihm jedoch misslang.
Kai jedoch wollte nicht weiter auf die kläglichen Versuche Talas, seine Nervosität zu verstecken, eingehen. "Ich wusste gar nicht, dass ihr... ihr ein Paar seid.", sagte er daher zusammenhanglos und klang dabei leicht verlegen.
Ein ehrliches Lächeln überkam Talas Gesicht.
"Ja...", antwortete er mit leicht schwärmerischen Unterton. "...Bryan ist das Beste, was mir passieren konnte."
Ja, manche haben eben mehr Glück als andere!, dachte Kai sehnsüchtig und musste zugeben, irgendwie neidisch zu sein, dass Talas Liebe zu Bryan erwidert wurde.
"Was meinst du damit?!", fragte Tala verdutzt.
Was meinte er womit? Er hatte das doch nicht etwa...?
Oh nein, er hatte es doch tatsächlich laut gesagt.
"Ehh... ja, also...ich...ähm, nichts!"
Hastig versuchte er ein unschuldiges Lächeln aufzulegen, doch er ahnte schon, dass ihn sein schauspielerisches Talent, mit dem er zweifellos Hollywood erobern könnte, mal wieder im Stich lassen würde.
"Sicher...", erwiderte Tala tonlos. "Komm schon, Kai. Du weißt mein Geheimnis ja jetzt auch... und ich muss doch irgendwas gegen dich in der Hand haben, falls du vorhast das mit mir und Bryan in der ganzen Welt oder einfach nur Tyson zu erzählen!"
Wissbegierig und fordernd zugleich sah Tala ihm durchbohrend in die Augen.
Vergessen war seine Nervosität und Verletztheit bezüglich Bryan.
Vergessen war, dass er Kai eigentlich gar nicht leiden konnte.
"Und wenn ich es gerade dir nicht sagen will?!"
Anfangs etwas verwirrt, blitzten die eisblauen Augen plötzlich auf.
"HA! Dann hast du also wirklich ein kleines, dreckiges Geheimnis! Wusste ich's doch!"
Siegessicher strahlte Tala über sein ganzes Gesicht. Ha, welch ein Triumph!
Leise seufzend schloss Kai die Augen, öffnete sie jedoch sogleich wieder.
Verdammter Mist! Ich bin ihm voll in die Falle gegangen! ... Er wird mich nun garantiert nicht gehen lassen, bevor ich ihm etwas Glaubwürdiges gesagt habe. Ich kenn seine verflixte Beharrlichkeit. Oh, wie ich ihn hasse! Wie ich mich hasse! Ok, Kai... was kannst du ihm sagen... was kannst du ihm nur sagen?! ... Na ja, du musst ihm ja nicht alles sagen...
"Nun?", war es diesmal an Tala Kais Gedankengänge zu unterbrechen.
Der Halbrusse räusperte sich etwas. "Nun ja... ich...ich meinte nur... ihr seid ja ein Paar und ich...ich...ich bin... na ja...verliebt...unglücklich verliebt."
Er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss und senkte seinen Kopf um es vor Tala zu verbergen.
Hätte Kai dabei nicht so ein entsetzlich ernstes und trauriges Gesicht gemacht, hätte Tala laut aufgelacht. Der große Kai Hiwatari verliebt und mit Klein-Schulmädchen-Benehmen?
Würde er es gerade nicht selber erleben, hätte er das für einen sehr schlechten Witz gehalten.
"Oh", war das einziges, was ihm im Moment einfiel.
Aber womit hatte er auch gerechnet? Warum sollte Kai sonst beim Thema Beziehung von Glück oder auch Unglück faseln...?
"Weiß die Person es?", fragte er dann und Kai nickte langsam, "Und sie hat ,Nein' gesagt?"
Stille.
Kai antwortete nicht, hielt seinen Blick starr auf den Schnee unter ihnen, als wäre er das achte Weltwunder.
"...nicht direkt... wir haben nicht drüber gesprochen. Aber sie wird es...bemerkt haben...", erklärte Kai stockend und bemerkte wie sein Blick glasig wurde.
"Dann solltest du es ihr sagen", meinte Tala etwas verzögert. "Mehr als ,Nein' sagen, kann sie nicht tun, Kai..."
Als Antwort brachte der Angesprochene nur ein Nicken zustande.
Zu groß war der Kloß, der sich gerade eben in seinem Hals gebildet hatte.
Eben vor diesem ,Nein' fürchtete er sich doch... vielleicht auch vor Verachtung und Ekel. Aber vor allem durch die Abweisung durch Ray.
Lange standen sie sich schweigend gegenüber.
"Ich...ich sollte jetzt besser gehen...", sagte Kai leise mit rauer Stimme.
Tala nickte bloß.
Da der Rothaarige ihm nichts mehr zu sagen haben schien, wandte Kai sich nun gänzlich ab und setzte schon fast bleiern einen Fuß vor den andern.
Tala war der Erste gewesen, dem Kai davon erzählt hatte, auch wenn er mit dem eigentlichen Problem der Lage nicht rausgerückt war.
Ein beklemmendes Gefühl durchschlich seinen Körper.
Er wollte einfach nur noch weg. Weg von Tala.
Am liebsten würde er so schnell rennen, wie er konnte, doch seine Beine wollten ihm einfach nicht gehorchen.
Also setzte er langsam seinen mühsamen Kampf mit seinen Gehwerkzeugen fort, drehte sich auch nicht um, als Tala ihm noch etwas hinterher rief: "Ach, und Kai... Bryan und ich sind am Anfang auch nur aneinander vorbeigelaufen!"
"Oh Man(n)! Wenn das mal gut geht...", murmelte Tala seufzend und blickte dem Halbrussen etwas skeptisch nach, bevor er sich umdrehte und sich auf den Weg zur Abtei machte.
Vielleicht sollte er das mit Bryan doch noch klären.
Etwas zögerlich trat er vor seine Tür und klopfte erst zaghaft, dann etwas bestimmter an.
Er musste einfach mit jemanden reden, und hoffte inständig, dass Tyson oder Kenny nicht auch im Raum waren.
Auf der anderen Seite der Tür konnte er Schritte vernehmen, die hastig auf ihn zusteuerten - ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht - und kurz darauf wurde die Tür auch schon von innen geöffnet und helle blaue Augen sahen ihn erst fragend, dann freudig an.
"Ray! Hi!", begrüßte Max ihn fröhlich und lächelte. "Gibt's was Bestimmtes?"
Ray räusperte sich etwas. Sein Hals fühlte sich unglaublich trocken an.
"Ähm...mmh, können wir...reden...?", fragte er so leise, dass Max ihn beinah kaum verstanden hätte, und sah zu Boden. "Du weißt...worüber..."
Max nickte, wobei ihm nicht auffiel, dass Ray es ja gar nicht sehen konnte, und trat ein Stück zurück, damit Ray in sein Zimmer treten konnte.
Der Schwarzhaarige blickte etwas fragend in Max' lächelndes Gesicht, schloss daraus, dass er mit ihm reden konnte und ging an ihm vorbei in das Zimmer.
Max schloss derweil wieder die Tür und setzte sich neben Ray, der auf seinem Bett Platz genommen hatte.
Eine Weile saßen sie schweigend da.
Max hielt es für besser, wenn Ray anfangen würde.
Es schien ihm sichtlich schwer zu fallen und er wollte ihn nicht weiter unter Druck setzen.
Er beobachtete, wie der junge Chinese nervös mit seinen Fingern spielte und unaufhörlich die Lippen aneinander presste, dass sie kurzzeitig leicht weiß wurden.
"Max, ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll", brach es plötzlich aus Ray heraus. "Ich versteh das alles nicht. Ich meine...warum hat er das getan? Und warum hab ich,..."
Er brach ab, begann wieder die Lippen aufeinander zu pressen.
"...dich nicht gewehrt?", beendete Max den Satz für ihn und sah fragend und besorgt zugleich zu seinem Freund.
Dieser nickte nur.
"Vielleicht... weil es dir unbewusst gefallen hat...?", sagte Max behutsam flüsternd und zog seine eigenen Beine aufs Bett, um sich im Schneidersitz zu setzen.
Ray blickte verwirrt auf.
Hatte es ihm gefallen?
Wenn er ehrlich drüber nachdachte... trotz des Schocks darüber war ihm noch nie in den Sinn gekommen, dass er wegen dem Kuss an sich das Problem hatte.
Also,... hatte es ihm damit wirklich unbewusst...gefallen? Hatte er Kai deswegen nicht weggestoßen?
"Ja, vielleicht...", antwortete er daher ebenso leise, wie Max gesprochen hatte. "Aber..."
Wieder verfiel er in Schweigen, konnte seine Gedanken nicht richtig koordinieren.
Wieso sollte er Max nur seine Probleme verständlich machen?
"Aber was?", hakte der Blonde nach. "Wenn du dich fragst, wie Kai das ganze sieht, Ray, dann kann ich dir nur einen Rat geben: Rede mit ihm!"
Es hatte bestimmender geklungen, als er es gewollt hatte, doch wahrscheinlich hätte Ray, egal in welcher Tonart Max gesprochen hätte, nicht anders reagiert, als mit aufgerissenen, ängstlich blickenden Augen und dem abwehrenden, all bekannten Satz: "Das kann ich nicht!"
Kaum hörbar seufzte Max.
"Aber du kannst doch auch nicht immer davor weglaufen. Das macht es doch auch nicht besser.", versuchte er die zusammengekauerte Gestalt neben ihm sanft zu überzeugen. "Es geht mich ja eigentlich auch nichts an, wie ihr das regelt... Aber meinst du nicht, dass es einfach für euch beide besser wäre, wenn ihr das klären würdet?"
Erneut nickte Ray leicht, dass Max es kaum gesehen hätte, hätte er sich nicht darauf konzentriert.
"Aber was, wenn Kai abblockt oder... es einfach nur für ein Spiel hält...?"
Unsicherheit lag in seiner Stimme und Max sah, wie Rays Augen leicht zu glänzen begannen. Am liebsten hätte er ihn jetzt in den Arm genommen, doch er wusste nicht, ob das bei dem verwirrten Zustand des Schwarzhaarigen eine so gute Idee war.
Deshalb beließ er es dabei, ihn einfach nur mitleidig und besorgt anzusehen.
"...das kann man natürlich nicht ausschließen...", begann er etwas zögernd zu antworten, darauf achtend, nicht das Falsche zu sagen. "Denn immerhin wissen wir ja nicht, was für...ähm... Beweggründe Kai da hatte. Aber Ray, ... er ist dir den ganzen Tag ausgewichen, war nicht beim Frühstück und ist auch schon lange aus dem Haus und ich bezweifle stark, dass er wirklich etwas vorhat! Vielleicht liebt er dich, vielleicht aber auch nicht; das weiß wohl nur er selber. Dennoch... würde er sich so verhalten, wenn es für ihn nur ein Spaß gewesen wäre? Denk doch mal nach. Dann würde er doch lieber sehen wollen, wie du reagierst oder vielleicht so tun, als wäre nichts gewesen, aber er würde sich doch nicht so verhalten! ...Oder?"
Irgendwie war Max sich seiner eigenen Worte unsicher geworden, auch wenn sie in seinen Ohren durchaus plausibel klangen.
Andererseits... konnte man Kai wirklich gut einschätzen?
Er war öfters mal für - nicht immer unbedingt positive - Überraschungen gut gewesen. Man erinnere sich nur an damals, als er kurzzeitig bei den Demolition Boys war.
Doch seine Worte schienen ihre Wirkung bei Ray nicht verfehlt zu haben; schienen etwas Einsicht erreicht zu haben.
"Ja, stimmt schon...", gab er zu. "Ich sollte vielleicht wirklich einfach mit ihm reden... aber es ist schwer...verdammt schwer. Und ich weiß auch gar nicht, was ich ihm sagen soll..."
Er spürte, wie Finger sein Kinn umfassten und seinen Kopf so drehten, dass er in Max sanft lächelndes Gesicht blicken musste.
"Wie wär's, wenn du ihm einfach sagst, was du fühlst?"
Es war eher eine rhetorische Frage, eine Art bestimmender Ratschlag oder auch eine Anweisung, die Max noch etwas mehr lächeln, Ray aber umso unsicherer wirken ließ.
Schweigend saßen sie einfach wieder nebeneinander.
Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.
Zweifelnd wippte Ray mit dem rechten Fuß; ließ ihn umknicken und stellte ihn wieder gerade...
Wie sollte er mit Kai über seine Gefühle sprechen, wenn er einmal ansatzweise wusste, wie Kai empfand..., wenn er sich nicht mal sicher war, was er selber empfand...
Angespannt wippte er nun auch den linken Fuß.
Wieso war das alles nur so kompliziert sein?
Er hörte, wie hinter ihm die Tür zu seinem Zimmer geöffnet und wieder geschlossen wurde.
Er brauchte nicht von seinem Buch aufzusehen, um zu wissen wer es war.
Es gab eigentlich nur eine Person, die ohne Anklopfen oder ein Wort sein Zimmer betrat.
Und es machte ihm auch nichts aus.
Normalerweise hätte er sich nun umgedreht und die andere Person angelächelt, aber er beließ es dabei, mit dem Rücken zu ihm zu liegen und in sein Buch zu starren.
Er hörte, wie er auf Socken auf ihn zukam und der Teppichboden und seinen Füßen nachgab, bis er endlich an seinem Bett angekommen war.
Er spürte, wie die Matratze etwas einsackte, als er sich zu ihm legte.
"Bryan, bist du sauer auf mich?"
Zaghaft wurden ihm die Worte ins Ohr geflüstert.
Eigentlich hatte Bryan sich vorgenommen, Tala noch etwas zappeln zu lassen, aber er konnte einfach nicht anders, als den Kopf zu schütteln.
Er klappte das Buch zu, legte es weg und drehte sich seufzend um, nur um in fragend blickende, faszinierend blaue Augen zu gucken.
"Wirklich nicht...?", fragte Tala noch einmal zweifelnd nach.
Grinsend schüttelte Bryan erneut den Kopf und legte Tala einen Arm um die schmalen Hüften, zog ihn damit näher zu sich.
Tala lächelte leicht, schmiegte sich noch enger an den warmen Körper des anderen, während Bryan sein Gesicht in Talas Halsbeuge grub.
"Es tut mir wirklich Leid", hauchte er leise in Bryans Ohr, "...wegen vorhin..."
Eine leichte Gänsehaut überkam ihn, als er spürte wie sich Bryans Lippen an der empfindlichen Haut bewegten.
"Nein, mir tut es Leid, Tala", nuschelte der Grauhaarige gegen die Halswand. "Ich hab ... irgendwie... überreagiert."
Langsam schloss er die Augen; bekam so nicht mit, wie sich ein Grinsen auf Talas Gesicht schlich. Es war wahrlich selten, dass Bryan zugab, dass er der Schuldige war geschweige denn, dass er vielleicht zu empfindlich reagiert hatte.
Langsam strich er mit seiner rechten Hand Bryans Wirbelsäule nach, zog mit den Fingern einige Kreise auf dem Rücken seines Geliebten.
Die tiefen und gleichmäßigen Atemzüge, die seinen Hals streiften, sagten ihm, dass Bryan eingeschlafen war.
Lächelnd legte er sanft seine Lippen auf Bryans, gab ihm einen kurzen, aber liebevollen Kuss und sank etwas tiefer, um seinen Kopf an die Brust seines Freundes zu kuscheln...
"Ich glaube...vielleicht... hab ich mich schon... in ihn verliebt.", antwortete Ray nach einer Weile unschlüssig.
Die ganzen Minuten, die Max und er schweigend nebeneinander gesessen hatten, hatte er über seine Gefühle zu Kai nachgedacht; jeder einzelne Augenblick zwischen ihm und dem Halbjapaner noch einmal durchdacht...
Das Zusammentreffen nachts in der Küche, wo Kai so überstürzt und stotternd wieder auf sein Zimmer geflohen war und er selber sich vor lauter Nachdenken über das Verhalten ihres Teamleaders mit Mineralwasser eingesaut hatte...
Der Streit am Frühstückstisch... wo er eindeutig überreagiert hatte (an die armen Teller musste er immer noch denken...)
Dieser Moment zwischen ihnen in der Trainingshalle; wie Kai ihn fast schon mit seinen Blicken ausgezogen und er diese Blicke eindeutig genossen hatte...
...und schließlich der Kuss...
Noch nie hatte ihn ein solch einfacher Kuss so sehr beschäftigt, so sehr aufgewühlt...
Noch nie hatten sich seine Beine danach angefühlt, als bestünden sie aus Wackelpudding...
...und noch nie hatte ein so simpler Kuss solche Gefühle in ihm ausgelöst, dieses Kribbeln im Magen... Er konnte sich jetzt noch genau daran erinnern, wie schnell sein Herz geschlagen hatte. Und nun, da er diese Worte ausgesprochen hatte, tat es das wieder.
"Dann rede mit ihm.", sagte Max darauf nur ruhig und schmunzelte. "Alles andere wird sich schon von alleine klären."
Ray erwiderte das Lächeln zaghaft. "Ja, vielleicht..."
Max seufzte.
"Sei nicht immer so negativ!", meinte er leicht tadelnd und knuffte Ray in die Seite.
Dieser wich erschrocken etwas zurück, lächelte Max jedoch dann verlegen, aber auch ehrlich, an. "Ok...", antwortete er.
Etwas zögerlich rückte er wieder etwas näher an den Blonden heran und legte langsam seine Arme um diesen.
Zunächst leicht verwirrt, nahm dieser ihn auch in den Arm. "Ray?", hakte er besorgt nach.
"Danke...", antwortete der Chinese ihm daraufhin. "Danke, dass du mir zuhörst und so hinter mir stehst..."
Der US-Amerikaner lächelte.
"Wozu hat man wahre Freunde..."
Um seine Worte zu unterstützen, zog er Ray noch etwas enger an sich, bis dieser erschrocken zusammen zuckte.
Hatte er da gerade gehört, wie jemand die Haustür aufgeschlossen hatte?
Bitte... doch noch nicht JETZT!
TBC
Na ja, wirklich zufrieden bin ich damit nicht, aber ich denke, mal kann es überleben... -.-
Ich hoff, euch hat's trotzdem gefallen ^^
