Zum Inhalt der Seite

Einsamkeit

Die Suche eines Herzens nach Liebe
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wenn ein Eisberg sich nach sonniger Wärme sehnt

2. Kapitel - Wenn ein Eisberg sich nach sonniger Wärme sehnt
 

Nach dem er zu Mittag gegessen hatte seufzte Kai einmal tief auf und legte sich auf sein Bett. Er fragte sich, ob Reis Wohnung genauso angeordnet war wie seine, und ob ihre Schlafzimmer vielleicht nur durch diese doch recht dünne Wand getrennt waren. Der Gedanke entlockte ihm ein kurzes Lächeln, das jedoch sofort erstarb, als er sich dessen bewusst geworden war. Auf dem Weg zur Küche kam er an der Verbindungstür zu der Wohnung des schwarzhaarigen Jungen vorbei und er verharrte in seiner Position, als er Stimmengewirr und leise Musik wahrnahm. Erst wollte er weitergehen, doch als er deutlich seinen Namen vernahm wurde er neugierig und setzte sich vor die Tür um sie zu belauschen.
 

Kenny, Takao und Max lümmelten auf der Liegewiese herum und unterhielten sich, während Rei in der Küche Tee für sie alle kochte. Den dreien gefiel die Wohnung ihres Freundes ausgesprochen gut, sie war auch mehr als geschmackvoll eingerichtet, obwohl sie nicht außergewöhnlich viel Platz bot. Der vorhandene war jedoch perfekt genutzt und das ließ die gesamte Konstruktion so vertrauenswürdig und heimisch wirken.

Der Aufbau der Wohnung war ganz simpel: man betrat als erstes das Vorzimmer, an dessen rechter Wand ein kleines Kästchen stand und eine Reihe von Haken und ein Spiegel, der bis zum Boden reichte, befestigt waren. Gegenüber davon befand sich die Tür zur Toilette. Ging man weiter, so betrat man die Küche, die auch als Esszimmer diente. Die Türen waren allesamt mittig gehalten und teilten die Räume augenscheinlich in zwei Bereiche, so auch die Küche. Links von der Tür befand sich ein quadratischer Tisch mit sechs Stühlen, der mit einer Seite an die Wand geschoben war. In der Ecke fand sich ein breiter Schrank in dem Geschirr, Gläser und Kochutensilien verstaut waren. An der rechten Wand, von der Tür aus gesehen, befand sich nun die Arbeitsfläche, die ebenfalls wie ein langer Tisch wirkte, da sie auf Holzbeinen stand und bis auf zwei kleine Teile war sie unten offen. Ihre Form erinnerte entfernt an ein "U", da sie um die Ecken herum bis zu den Türen reichte. Gleich rechts der Tür die ins Wohnzimmer führte war die Spüle in die Fläche eingebaut und ein Schrank für Reinigungsmittel darunter angebracht. Neben der gegenüberliegenden Türe hatten der Kühlschrank und der Herd einen Platz auf der zweiten schrankartigen Konstruktion gefunden, sodass sie auf einer angenehmen Höhe waren. Als Beleuchtung befanden sich mehrere Spots an der Decke und schlängelten sich in der Form eines chinesischen Zeichens an ihr entlang. Wollte man weiter, so musste man zwei Stufen hinaufsteigen, da man eine Art Podest betrat. Dieses füllte den gesamten Raum aus und war mit etwas dickem und weichem überzogen, dass man entfernt als Matratze bezeichnen könnte. An den Wänden entlang und in der Mitte des Raumes, befanden sich Erhöhungen aus Holz. Die Konstruktion in der Mitte diente als eine Art Couchtisch und deren Platte war mit geschnitzten Ornamenten übersäht. Die freien Stellen der Wandkonstruktion konnte man als Bank nutzen oder ebenfalls als Abstellgelegenheit für allerhand Dinge wie Gläser und ähnliches. Ansonsten befanden sich ein Fernseher, eine Stereoanlage, mehrere Regale mit Büchern, einige Kerzen und ein Paar Figuren darauf. An jeder Wand hingen zusätzlich zwei kleine Kästchen die allesamt bist zum Rand gefüllt waren und unter anderem Dinge wie Videos, CDs oder Photoalben beinhalteten. Deckenlampen hingen tief in den Raum und verbreiteten eine wohlige Atmosphäre. Man verließ den Raum ebenfalls über zwei Stufen und gelangte dann schlussendlich ins Schlafzimmer. Es war der einzige Raum der Fenster besaß und scheinbar als Entschädigung, ein besonders großes. Genau genommen waren es mehrere Fenster die dicht aneinandergebaut waren und beinahe von der Decke bist zum Boden reichten. Von außen war ein etwa 1,30 Meter hohes Gitter angebracht das vor einem Sturz sichern sollte. Einladend stand das Doppelbett mittig in dem Raum und wurde abends von der untergehenden Sonne in ein höchst romantisches Licht getaucht. Außer dem Kleiderschrank, fand sich in dem Raum auch noch eine kleine Computerecke bei der ein Deckenfluter als zusätzliche Beleuchtung dabeistand. Ansonsten erhellte den Raum lediglich ein Leuchter, der direkt über dem Bett hing und den man mittels einer kleinen Fernbedienung ein- und ausschalten, sowie dimmen konnte. Es fiel auch sofort auf, dass das Schlafzimmer schmäler war, als die anderen Räume, was aber daran lag, dass eine Tür an der linken Seite ins Badezimmer führte. Dieses hatte eine sehr rechteckige Form und in ihm befanden sich eine Dusche, ein Waschtisch mit einem breiten Spiegel der extra beleuchtet wurde, ein Kasten der Handtücher und so weiter beherbergte und zu guter letzt ein Medizinschränkchen.

Abgesehen von der Wohnungs-, der Toiletten- und der Badezimmertür befanden sich in den Türstöcken lediglich Vorhänge, die aus auf Seilen aufgefädelten Bambusstäben bestanden, welche mit den chinesischen Zeichen für "Liebe", "Glück" und "Hoffnung" bemalt waren; je ein Symbol zierte einen der drei Vorhänge in den Farben dunkelrot, orange und grün.

Rei liebte seine Wohnung und er hatte alles persönlich so eingerichtet. Das Geld dafür hatte er sich hart erarbeitet. Jedes Wochenende kellnerte er in einem Café, dass abends in einen Nachtclub umfunktioniert wurde, und seine Schicht dauerte von acht Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags. Da das Geschäft gut lief, verdiente Rei auch nicht allzu schlecht und kam gut über die Runden.
 

Rei kam mit einem schepperten Tablett ins Wohnzimmer und stellte es auf dem Tisch in der Mitte ab. Aus der Stereoanlage trällerte leise Musik und seine Freunde rappelten sich aus den unzähligen Kissen, die in dem Raum verteilt waren, hoch, um sich ihrer Tasse Tee anzunehmen. Lauthals begannen sie in ihrer gemütlichen Runde über den heutigen Tag und somit auch über Kai zu reden.

"Also echt, so ein unhöflicher Kerl", begann Takao von neuem sich aufzuregen.

"Ich fand ihn auch alles andere als nett", meinte nun sogar Kenny, der anfangs noch unparteiisch geblieben war.

"Du bist so still, Rei, sag du mal was dazu", wurde er von Max aufgefordert.

Nachdenklich nippte der Chinese an seinem Jasmintee und sah seine Freunde dann ernst an.

"Ich bin der Meinung, wir sollten ihm eine zweite Chance geben... es ist nicht einfach plötzlich alleine unter lauter Menschen zu sein, die sich schon scheinbar ewig kennen. Vielleicht hat er einfach ein bisschen... überreagiert, weil ihn die neue Situation überfordert hat."

"Also anfreunden werd ich mich mit dem auf jeden Fall nicht", nuschelte Takao in seine Tasse hinein.

"Wirklich scharf darauf bin ich auch nicht... alleine wie gruselig der immer durch die Gegend schaut..." Kenny lief ein Schauer über den Rücken wenn er an den Blick des Russen dachte.

"Also ich finde ihr übertreibt da gewaltig. Ich meine, er ist doch genauso ein Mensch wie wir auch."

"Das schon... aber ich mag seine Art eben nicht. Ich glaube kaum, dass ich mit dem auskommen könnte", warf Max ruhig aber bestimmt ein.
 

Kai seufzte auf der anderen Seite der Tür auf. Bevor Rei ins Zimmer gekommen war, hatte das Gespräch weit unfreundlichere Züge gehabt und sie hatten bei weitem abfälliger über ihn gesprochen, vor allem Takao. Kai beneidete die anderen um ihre Freundschaft, denn während sie nur einen Raum weiter Spaß und Gesellschaft hatten, saß er wie ein Gefangener daneben und konnte nur stumm zuhören. Er musste auch noch erfahren, was für einen Eindruck er bei den anderen hinterlassen hatte und Rei war der einzige, bei dem er noch eine Chance hatte, denn die anderen hatten sich klar geäußert. Sie fanden ihn unfreundlich und unheimlich. Na ja, auch kein Wunder, so wie er sich immer nach außen hin zeigte. Seufzend stand er wieder auf und setzte seinen Weg in die Küche fort um sich ein Glas Wasser zu holen. Damit schlenderte er in sein Schlafzimmer zurück und legte sich von neuem auf sein Bett. Ein Seufzer folgte dem anderen und mit jeder Sekunde fühlte er sich unglücklicher. Jedes mal wenn ein Lachen bis in seine Wohnung drang überkam ihn diese bekannte Einsamkeit. Er hatte sie schon immer gespürt, doch nie etwas daran geändert, aus Angst, sein Vertrauen könnte wieder so sehr missbraucht werden. Alle Menschen die ihm als Kind etwas bedeutet hatten, hatten ihn betrogen, ihn ausgenutzt, allen voran sein Großvater. Wie sehr er ihn doch dafür hasste, denn er war Kais Meinung nach daran Schuld, dass er nun so einsam war. Er konnte kein Vertrauen mehr fassen und ließ seine innere Verletztheit durch Wut und Aggression auf die Menschen um sich herum niederprasseln. Langsam überfiel ihn die Müdigkeit und während das Glas aus seiner Hand polternd zu Boden fiel und den letzten Rest der klaren Flüssigkeit auf den Parkettboden vergoss, schwand Kais Bewusstsein ins Land der Träume.
 

Mehrere Stunden waren inzwischen vergangen und Takao, Kenny und Max hatten sich vor kurzem verabschiedet um selbst noch genug Schlaf zu finden, immerhin wartete am nächsten Tag ein neuerlicher Schultag auf sie.

Rei räumte die abgewaschenen und inzwischen getrockneten Teetassen zurück in den Schrank und beschloss, etwas frische Luft schnappen zu gehen. Im Schlafzimmer riss er die großen Fenster förmlich auf, lehnte sich gegen das Gitter und atmete tief die frische Nachtluft ein. Ein Blick zum Himmel genügte, um ihn vollends glücklich zu stimmen, denn der Mond, der nun beinahe voll zu ihm herab schien, verwischte mit seinem weichen Licht alle Konturen und ließ die Umgebung unwirklich, traumähnlich erscheinen. Umso mehr erschrak er, als er neben sich ein seufzen vernahm. Als er dem Geräusch auf den Grund ging fiel sein Blick auf Kai, der ebenfalls aus dem Fenster, oder eher, genau zu ihm sah.

"Du siehst verschlafen aus...", meinte Rei vorsichtig, da ihm das verwuschelte Haar und der immer noch etwas glasige Blick nicht entgangen waren.

"Ich hatte auch bis vorhin geschlafen", antwortete Kai kühl wie immer.

"Hm...", machte Rei bloß noch und ließ die Augen wieder verträumt zum Mond über ihnen abschweifen. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er schlug für einen Moment die Lider nieder, atmete tief ein und wandte sich dann wieder seinem Nachbarn zu.

"Findest du diese Atmosphäre nicht auch... wunderschön?", fragte er ihn leise.

"Ich wüsste nicht was daran so interessant sein sollte", antwortete Kai, nachdem er eine Weile den Himmel angestarrt hatte.

"Na sieh dir das doch an... dieses Meer an Sternen, der gelb leuchtende Mond...es ist wie in einem Traum. Wenn ich den Himmel ansehe und diese unzähligen kleinen Lichter mich anfunkeln, dann spüre ich, dass ich nie allein sein werde..."

Kai schwieg eine Weile und ließ diese Worte auf sich wirken. Nie mehr alleine sein war genau dass, was er sich sehnlich wünschte, aber vermutlich nicht erreichen würde. Das lag an ihm, das wahr ihm bewusst, denn könnte er vertrauen zu jemandem fassen... und sei es nur ein einziger Mensch, so würde dieser seine Einsamkeit beenden...er seufzte noch einmal tief, drehte sich dann um und schloss das Fenster.

Rei blickte ihm nach, sich fragend, ob er etwas Falsches gesagt hatte. Wenige Minuten später schloss auch er die gläsern wirkende Wand und machte sich nachtfertig. Einen letzten Blick warf er auf den nächtlichen Glanz des Firmamentes, bevor er die schweren Vorhänge zuzog und sich in sein, mit Satin überzogenes, weiches Bett kuschelte. Selig driftete er mit seinen Gedanken ab und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  teufelchen_netty
2006-04-19T18:01:31+00:00 19.04.2006 20:01
romantisch, romantisch am ende. richtig lieblich schön. das passte genial rein.
Von:  Pheo
2004-11-04T21:58:35+00:00 04.11.2004 22:58
Das war wirklich ein super Chapter ^-^
Dummerweise hat Kai mitbekommen, was die anderen über ihn denken, aber vielleicht hat er ja so wenigstens gemerkt, dass er sich zumindest mit Rei anfreunden könnte^^
War gut und flüssig geschrieben, freu mich schon auf's nächste Kapitel ^0^
baba Pheo
Von: abgemeldet
2004-11-04T17:01:18+00:00 04.11.2004 18:01
Kai tut mir ja so leid. das geht richtig ins Herz ;_; Schreib schnell weiter und danke für die ENS^^
Von:  Lynija
2004-11-04T07:55:19+00:00 04.11.2004 08:55
Kai ist echt einsam! Irgendie gefällt mir nicht, dass er so trübsal bläßt!! War wirklich gut!!
Danke für die ENS, mach weiter so!
MfG Helga
Von: abgemeldet
2004-11-03T22:02:23+00:00 03.11.2004 23:02
Armer Kai!!
Wie kann takao so über ihn reden! *sich aufreg*
hast es escht super beschreiben! Weiter so!!
Bye
PS: Danke für die ENS! :)


Zurück