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Vogel des Schwarzen Feuers

von

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Der Duft von Winterkraut

Der Schnee lag fast knietief auf der Ebene am Waldrand. Die eisige Winterstille wurde hier zu einem kalten Wind.

Es war wie ein normaler Morgen der kalten Jahreszeit, doch die Tiere des Waldes spürten die Anwesenheit eines Wesens, welches sich körper- und lautlos zwischen den Bäumen bewegte. Jeder Waldbewohner, der diese Präsenz spürte, versuchte nicht zu atmen, bis sie sich weiter Ihren Weg Richtung Waldrand bahnte.
 

Die kleine Menschensiedlung erwachte gerade erst und die Nachtwächter torkelten leicht Schlaftrunken in Richtung ihrer Holzhütten.

Suri schürte das Feuer im Kamin, während ihre Mutter den Fleischeintopf für das Frühstück vorbereitete. Laut polternd betrat Ihr Vater die Kleine Hütte. Er war diese Nacht ein Teil der Nachtwache gewesen, die das Vieh vor Wölfen beschützte.

"Guten Morgen Vater, war es ruhig diese Nacht?", fragte Suri.

"Guten Morgen meine Kleine. Ruhig war es wohl, aber es war unheimlich kalt und geschneit hat es auch wie verrückt. In letzter Zeit wird es von Jahr zu Jahr kälter. Ich frage mich, ob wir die Siedlung noch lange halten können, das Vieh erfriert uns noch irgendwann.", gab er besorgt zurück.

"Daran wollen wir noch gar nicht denken Kunok.", warf die Mutter ein und hing den Kessel mit dem Eintopf übers Feuer. "Die kalte Jahreszeit ist immer hart. Bald wird es wieder milder."

"Ich werde jetzt mal Intu und Fatu wecken. Die Beiden müssen heute mit zu den Gehegen.", meinte Suri und ging zur Tür die in die hinteren Zimmer führte.
 

Ein Alter Polarwolf durchstreifte den Wald. Er war auf der Suche nach einem Rudelmitglied, das sich zu weit von der Gruppe abgesetzt hatte. Als Alphamännchen war es seine Aufgabe, das Rudel zusammen zu halten. Er war etwas gereizt, denn durch die Sucherei konnte er bei der heutigen Jagd nicht dabei sein. Und je länger er der Fährte folgte, desto mehr Sorgen machte er sich, denn der gesuchte Wolf war der Reviergrenze gefährlich nahe.
 

Suri half ihrem jüngeren Bruder Fatu in die dicken Fellstiefel, in denen er förmlich versank.

"Suri, sag mal, ist es denn spannend bei den Gehegen?", fragte Fatu mit großer Neugier in der Stimme.

"Na ja, oft ist es eher langweilig. Aber wenn die Wölfe kommen, dann wird es spannend."

"Hast du denn schon mal einen Wolf getötet, Schwester?", interessierte sich Intu, Fatu's. Zwillingsschwester.

Das junge Mädchen schaute seine kleine Schwester verdutzt an.

"Nein Intu, wir töten die Wölfe nicht. Sie wissen doch nicht, dass die Rentiere uns gehören. Wir verjagen sie nur, und zeigen ihnen, dass die Gehege zu unserem Revier gehören. Wir jagen ja auch nicht im Wald, wo die Wölfe ich Revier haben."

"Aber was machen wir, wenn sie doch mal ein Rentier töten?", fragte der Junge.

"Auch dann jagen wir sie nur fort. Wenn wir einen Wolf töten, wird sich Uniku an uns Menschen rächen."

Suri's kleine Geschwister schauten sie verwirrt an.

"Uniku ist der Schutzgeist der Winterland-Wölfe. Sie mag die Menschen nicht, sie duldet sie nur. Und wenn wir Menschen den Wölfen etwas tun, wird sie nicht zögern, uns anzugreifen.", Erklärte Suri, die ihrer Schwester gerade den Mantel zuschnürte.

"Haben wir Menschen denn keinen Schutzgeist?", fragte Intu.

"Doch, den haben wir. Aber der schläft schon sehr lange und sehr tief. Er heißt Shinlou, aber mehr weiß ich auch nicht über ihn."

"Kinder! Beeilt euch, die anderen warten schon!", rief die Mutter aus der Küche.

"Wir kommen!", riefen die drei wie aus einem Munde.

"Geht schon mal vor ihr zwei, bleibt bei den Männern. Ich muss noch etwas erledigen.", sagte die große Schwester.

Als die beiden das Zimmer verlassen hatten, ging Suri zu ihrem Bett und zog unter der Rentierfelldecke ein kleines Päckchen aus Rindenstücken hervor. Sie öffnete es behutsam und sogleich stieg ihr der markante und würzige Geruch von Winterkraut in die Nase.

In dem Päckchen befand sich ein kleines Säckchen. Sie nahm es heraus und band es sich mit einer langen Schnur um den Hals.

"Nur zur Sicherheit." murmelte sie und wandte sich zum gehen.

Doch plötzlich drangen gellende Schreie von draußen herein und tiefe Männerstimmen schrieen in einer unbekannten Sprache. Sogleich warf sich Suri auf den Boden und kroch auf allen Vieren zum Fenster. Ihre Augen weiteten sich mit Schrecken als sie sah, was sich in der Siedlung abspielte. Unzählige, hoch gewachsene Männer in schwarz-grünen Rüstungen befanden sich auf dem Feuerplatz. Sie hatten alle Bewohner der Siedlung zusammen getrieben und gefesselt. Einigen Frauen rissen sie die Kleider vom Leib und vergingen sich unter animalischem Geschrei an ihnen und schnitten ihnen mit ihren Dolchen die Gesichter ein. Suri suchte mit ihren Blicken nach den Geschwistern und ihren Eltern. Doch sie waren nicht zu sehen. Bis sich ein schriller Schrei vom ganzen Gebrüll abhob. Da entdeckte sie einen der Angreifer. Seine kurzen, feuerroten Haare wehten im eisigen Wind als er mit verklärtem Blick und heruntergelassener Hose von Intu aufstand. Ihre kleine Schewster war leichenblass und ihre aufgebissenen Lippen bluteten heftig.

Suri's Augen füllten sich mit Tränen. Intu war doch erst zehn Jahre alt. Und nun lag sie da, versuchte mit ihrer zerfetzten Kleidung den geschändeten Körper zu verdecken. Suri konnte sich nicht bewegen. In ihr brannte unbändiger Hass und der Drang zu töten.



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