Zum Inhalt der Seite

Talkin' in your sleep

Fortsetzung zu "Living Nightmare"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sie hatten es geschafft: X's neues Album war fertiggestellt und stand ab heute in sämptlichen Läden. Yoshiki war mit der Arbeit mehr als Zufrieden; er war der Meinung, dies sei eins der besten Arbeiten, die er bisher an die Öffentlichkeit brachte. Zufrieden mit sich und der Welt begaben sich die Jungs von X in ein Lokal, um ihr neuestes Werk dort zu feiern. Ihre gute Laune würde sich diese Nacht keiner von ihnen nehmen lassen...!

Nach mehreren Stunden und dementsprechend viel Alkohol löste sich die Gruppe von 5 Leuten allmählig auf. Yoshiki schländerte angetrunken alleine zu sich nach Hause; er hatte von allen heute den kürzesten Weg. Darüber war er auch ganz froh, denn er merkte immer deutlicher, dass der Alkohol ihn immer mehr entspannte und sein Körper sich nach seinem gemütlichem Bett sehnte, um dort einige Stunden im schlafendem Zustand zu verbringen.

Yoshiki betrat seine große, ruhige Wohnung. Torkelnd begab er sich durch den Flur, schaffte es irgendwie, sich von seinen Schuhen zu lösen und seinen Mantel abzustreifen und achtlos auf dem Boden liegen zu lassen. Er wanderte alkoholisiert zu seinem Schlafzimmer, musste sich am Türrahmen kurz abstützen. Da glaubte er plötzlich aus der Küche ein ganz leises Klirren zu hören. Hörte er es.....oder spielte ihm sein betäubter Körper schon Streiche? Er verharrte einige Momente bewegungslos im Türrahmen. War da nun was gewesen....? Er hörte nichts weiteres. Musste wohl doch nur Einbildung gewesen sein. Müde schlenderte er nun auf sein schon auf ihn wartendes Bett zu, streifte sich noch irgendwie sein Hemd ab-und für mehr reichte es auch schon nicht mehr. Er ließ sich in die weichen Laken und Decken fallen und schlief sofort ein.
 

Yoshiki blinzelte.

Stille.

Er wand seinen Kopf träge zur Seite, sein Blick fiel auf die Uhr. Später Nachmittag. Wie lange hatte er geschlafen? Und wann war er überhaupt letzte Nacht hier zu Hause angekommen? Er schloss noch einmal die Augen, rief sich die letzte Nacht in Erinnerung. Zumindest hatte er keinen Filmriss, das war schon mal gut. Er drehte sich zur Seite, spührte den angenehm weichen Stoff auf seinem nackten Oberkörper-und erstarrte mitten in der Bewegung. Sein Blick fiel auf die Wand, die ihm gegenüber lag. Diese Wand war beschmiert. Beschmiert mit roter Schrift. Yoshiki richtete sich ungläubig auf. 'Du hast nicht gewonnen und wirst es auch nicht.' Dieser Satz stand unübersehbar an seiner Wand. Yoshiki konnte es nicht glauben, kroch wie in Trance aus seinem Bett herraus und ging langsam auf die Wand zu, seinen Blick stur auf diese Wörter gerichtet. Als er direckt vor der Wand stand, fiel ihm auf einmal auch noch ein Messer auf, welches auf dem Boden davor lag. Ein großes Fleischermesser. Es hatte die gleiche Farbe wie die Schrift. Rot. Sachte hob er das Messer vom Boden auf, drehte und wendete es immer noch fassungslos in seinen Händen. Das Messer war vollkommen mit dieser roten Farbe verschmiert. Und es roch nach.........Blut. Dieser typische, charakteristische, eiserne Geruch von Blut... Yoshikis Fingerspitzen berührten vorsichtig die Schrift an der Wand. Sie war noch feucht. Die Farbe war noch frisch. Nein, es war keine Farbe.....es war Blut....

.....und allmählig wurde Yoshiki auch immer klarer, woher diese Drohung stammte. Besser gesagt, von wem... Ungläubig und mit einem panischem Gesichtsausdruck schüttelte er seinen Kopf, wollte nicht wahr haben, was eigentlich glasklar war...

"Nein!!!", schrie er verzweifelt, brach zusammen und rollte sich auf dem Fußboden völlig verängstigt zusammen. Das Messer hatte er fallen gelassen. Das konnte doch nicht wahr sein.....das durfte es einfach nicht....! Ein halbes Jahr war es nun schon her, dass er diesen Alptraum durchlebt hatte-und nun sollte er all das erneut durchleben?

Die Puppe von damals war tot, davon war er seit dem ausgegangen. Aber das hier....das konnte nur ihr Werk sein. Das konnte nur sie veranstaltet haben...! Und das bedeutete, er würde erneut leiden. Für wie lange? Wieso musste er überhaupt leiden? Warum das alles? Was hatte er einem Spielzeug denn schon böses angetan, dass es sich so sadistisch ihm gegenüber aufführte? Yoshiki weinte. Weinte aus Angst. Dann fiel ihm plötzlich sein Handy ein, welches er auf einer Komode neben sich liegen wusste. Er rollte sich wieder auseinander, griff nach dem kleinem Plastikding und wählte mit zitternden Fingern hides Nummer.

Kaum hatte dieser abgenommen, fing Yoshiki auch sogleich an, mit brüchiger Stimme zu sprechen, ohne hide auch nur die geringste Chance zu geben, sich mit seinem Namen melden zu können. "Hide! Bitte...bitte komm....sofort zu mir....bitte...!"

Hide hörte anhand von Yoshikis Stimme sofort, dass da etwas nicht stimmte. "Yo-chan? Was ist passiert?" Er machte sich schlagartig Sorgen um den Freund.

"Sie......sie ist wieder da.......", schluchzte er.

"Sie?", Hide konnte mit der knappen Beschreibung nicht viel anfangen.

"Die.......Puppe......." Yoshikis Stimme wurde immer leiser, wurde von seinem Schluchtzen verschluckt.

Hide setzte einen Athemzug aus. Was hatte Yoshiki ihm eben gerade gesagt? Die Puppe? Meinte er ernsthaft dieses Monsterding, welches ihn damals fast getötet hätte? "Bleib, wo du bist, Yo-chan! Ich bin sofort bei dir!" Hide legte auf-und war sofort auf dem Weg zu ihm.

Yoshiki starrte auf sein Handy in seiner Hand, nachdem hide aufgelegt hatte und nur noch das Freizeichen ertönte.

Allein.

Bis hide hier eintraf, war er allein. Alleine mit der schlimmen Ahnung, dass er nicht alleine war. Denn die Puppe war in seiner Nähe. Irgendwie war sie es und irgendwie hatte sie ihm diese Botschaft an der Wand zukommen lassen. Aber wenn sie schon hiergewesen war-warum hatte sie ihn dann nicht direckt getötet? War es nicht das, was sie wollte? Oder wollte sie was anderes...?

Wieder weinend krümelte Yoshiki sich auf dem Boden zusammen, wartete darauf, dass hide hier erschien und ihn von der grauenhaften Gewissheit, hilflos und alleine in diesem Zimmer warten zu müssen, befreite.
 

Es klingelte an der Haustür.

Yoshiki horchte auf, hielt die Luft an. War es hide, der vor der Haustür wartete? Oder war es womöglich die Puppe, die ihn wieder heimsuchte...?

Unentschlossen, was nun zu tun war, blieb er einige Momente auf dem Fußboden sitzen.

Hide?

Puppe?

Hide?

Puppe?

Er hielt es nicht mehr aus, sprang urplötzlich blitzartig auf und rannte in Windeseile zu seiner Haustür, riss sie stürmisch auf-und schaute in das erschrockene Gesicht von hide. Sofort spührte Yoshiki unendliche Erleichterung in sich ausbreiten, warf sich dem Freund schluchtzend um den Hals.

Hide wurde von Yoshikis plötzlicher Attacke im ersten Moment erst mal ein-zwei Schritte zurück geworfen. Doch dann legte er sanft die Arme um den zitternden Körper und drückte ihn vorsichtig wieder in den Flur zurück, um auch mal eintreten zu können. Sobald er drinnen war, schloss er die Tür hinter sich.

Yoshiki weinte die ganze Zeit nur, war vollends aufgelöst. "Bleib.......bleib hier.....lass mich nicht allein.......!", bettelte er jämmerlich.

"Is' ja gut, Yo-chan, ich bin doch da", versuchte er ihn mit sanfter Stimme zu beruhigen. Er schloß ihn fester in die Arme und verharrte einige Minuten in dieser Pose. Dann löste er die Umarmung, fasste Yoshiki aber an den Schultern und schaute ihm in das verheulte Gesicht. "Und nun sag: Was ist passiert?"

Yoshikis Lippen zitterten, als er versuchte, etwas zu sagen. "D....da.......Schla-f...zimmer......" Er deutete mit dem Zeigefinger scheu in die Richtung seines Schlafzimmers.

Hide warf einen Blick dorthin. Dann ging er mit sicheren Schritten auf das Zimmer zu.

Yoshiki blieb immernoch zitternd im Flur stehen. Er war unentschlossen, ob er hide folgen sollte, oder das Zimmer lieber nie mehr betreten sollte. Doch hide ging dorthin; blieb er hier im Flur stehen, war er wieder allein....... Ängstlich lief er ihm schließlich nach.

Hide hatte nun mitlerweile das Schlafzimmer betreten-und entdeckte die beschmierte Wand sofort. Für einen Moment erstarrte auch er bei diesem Anblick. Ein kurzer Blick fiel auf das Messer auf dem Boden. Dann wand er sich wieder an Yoshiki. Er erkannte die unendliche Panik und Verzweiflung in den Augen des Freundes. "Seit wann steht das da?", fragte er ruhig aber direckt.

"Ich.....ich weiß nicht......." Seine Stimme war hoch, klang so zerbrechlig. Er senkte den Kopf. "Ich bin....vorhin erst aufgewacht......da hab ich's entdeckt....." Er hob den Kopf wieder und schaute ihn an. "Hide....das ist Blut..........." Die Angst stahl im die Stimme.

Hide schaute ihn einige Momente bewegungslos an. Blut...... Er hatte an Yoshiki keine Wunden feststellen können, also konnte es kaum sein Blut sein, was dort an der Wand klebte. Aber wessens Blut sollte es dann sein...? "Yoshiki?" Er schwieg kurz, bevor er weiter sprach. "Weißt du, wessens Blut das ist?"

Yoshiki war lediglich in der Lage, schwach den Kopf zu schütteln.

Hide schaute noch einmal auf die Schrift an der Wand.

'Du hast nicht gewonnen und wirst es auch nicht.'

Drohungen von irgendwem bekam Yoshiki in letzter Zeit nicht, davon hätte hide als erster Bescheid bekommen. Nun schien auch er zu begreiffen, dass nur ein Wesen dahinter stecken konnte... Auch wenn ihm absolut unerklärlich war, wie dies möglich sein konnte. Aber es blieb keine andere Möglichkeit offen. Es war die Puppe. Was auch immer sie dieses Mal vor hatte: Wenn sie schon gleich zu Anfang solche drastischen Mittel anwand, konnten sich alle Beteiligten darauf gefasst machen, dass diese Runde härter werden würde, als die Letzte......
 

Zwei Tage waren mitlerweile vergangen seit der Beschriftung von Yoshikis Wand. Seit dem war kein mysteriöses Ereignis mehr geschehen. Doch niemand traute der Ruhe. Yoshiki schon gar nicht. Dieser war so aufgewühlt, dass er seit dieser zwei Tage keine Minute mehr geschlafen hatte. Er wollte und konnte nicht. Er glaubte, sobald er sich der Müdigkeit schutzlos hingab, würde wieder etwas Schreckliches passieren. Irgendwann versuchte Yoshiki sich abzulenken, indem er sich hinsetzte und Songtexte verfasste. Toshi und hide waren an diesem Abend bei ihm. Überhaupt war seit der Geschichte mit der beschmierten Wand rund um die Uhr jemand bei Yoshiki gewesen. Niemand wollte ihn auch nur für eine Minute alleine wissen.-Und Yoshiki selbst hätte sich irgendjemandem ans Bein geklammert, hätten sie ihn auch nur für kurze Zeit verrlassen wollen.

Hide betrachtete den erschöpften Freund, der an einem Schreibtisch saß und mit einem edel aussehendem Füller Zeilen in blauer Tinte auf ein Blatt Papier schrieb. Seine Hand zitterte leicht, sein Blick war starr auf das Papier gerichtet.

"So kann das auf Dauer echt nicht mehr weiter gehen", flüsterte hide Toshi zu, der direckt neben ihm auf dem großem Bett saß.

Toshi schaute ebenfalls zu Yoshiki, sagte jedoch kein Wort. Noch nie hatte er seinen besten Freund so dermaßen verängstigt und eingeschüchtert erlebt. Und er kam sich so hilflos vor.

"Mist....", fluchte Yoshiki auf einmal leise. Sein Füller war nicht ganz dicht und somit waren seine Finger mitlerweile mit blauer Tinte verschmiert. Er stand von seinem Stuhl auf und ging ins Badezimmer, um sich die Tinte abzuwaschen. Er drehte den Wasserhahn etwas auf, hielt seine Hände unter den Wasserstrahl-der plötzlich kein Wasserstrahl mehr war! Es kam mit einem Mal kein klares Wasser mehr aus der Leitung...sondern knallrotes Blut.....! Die rote Flüssigkeit lief als Strahl aus dem Hahn und ihm diereckt über die Hände. Ungläubig starrte Yoshiki auf die Flüssigkeit, die ersten Momente zu geschockt, um auch nur den geringsten Ton herraus zu bringen.

Blut......?

Yoshiki fing an zu schreien. Zu kreischen. Konnte seine Hände nicht unter dem Strahl hinweg ziehen, war zu sehr gelehmt vor Panik.

Toshi und hide hörten seine Schreie und sprangen sofort vom Bett auf, rannten ins Badezimmer! "Yo-chan!!" Hide stürzte durch die Tür des Badezimmers-und erblickte das blutrote Chaos...

Auch Toshi hielt im besagtem Raum an und beäugte ungläubig das Waschbecken mit dem roten Blutstrahl.

Yoshiki schrie noch immer, schrie, als würde man ihn abmetzeln. Zitterte am gesammten Leib ungeheuerlich-schaffte es aber nicht, seine Hände vom fließendem Blut wegzuziehen. Schrie nur. Schrie unendlich.

Nach dem ersten Schock stürmte hide auf Yoshiki zu und riss dessen Hände unter dem Blutstrahl weg. Er schnappte sich eines der Handtücher vom Haken und legte Yoshikis rotgefärbte Hände in Dieses.

Yoshiki selbst ließ es geschehen, konnte in diesen Momenten nicht eigenständig handeln, war nur am schluchtzen und kreischen. "Ich kann nicht.....ich kann nicht mehr....!" Er war am Ende, war am durchdrehen.

Hide schob ihn aus dem Bad hinaus in Toshis Arme, drehte dann den Wasserhahn wieder zu. Fest zu. Dann schob er gemeinsam mit Toshi den aufgelösten Freund zurück ins Schlafzimmer, zielstrebig auf das Bett zu.

"Ich kann nicht!!!! Sie macht mich fertig! Sie macht mich kaputt!! Nein, ich ka-...kann nicht mehr!!!", heulte er lauthals, musste von den beiden anderen schon gestützt werden.

"Leg dich hin, bitte!", bat hide ihn eindringlich und versuchte, Yoshiki auf's Bett zu legen.

Doch dieser fing plötzlich wie wild an zu zappeln! "NEIN!!!! Lasst mich!! Ich will nicht liegen...nicht schlafen!!!! Das darf ich nicht!!!! Dann kommt sie wieder.....!! Bitte....!" Seine Panik wandelte sich in Hysterie um.

"Verdammt, wir müssen ihn irgendwie ruhig kriegen!", meinte hide zu Toshi und hatte Mühe, Yoshiki bei all dem Gezappel festzuhalten.

"Lasst mich!!! Bitte! Ich hab Angst!! Bitte...lasst mich!"

Ein nicht zu überhörendes Klatschen.

Mit einem Mal war Yoshiki mucksmäuschenstill, starrte hide nur mit großen Augen an. Seine Wange brannte und verfärbte sich leicht rötlich. Er strich sich mit der einen Hand sachte über die schmerzende Wange.

Hide kuckte ihm nur geradeherraus in die hilflosen Augen. "Yoshiki. Beruhig dich. Je mehr du austickst, desto weniger Chancen haben wir, gegen diesen Wahnsinn anzukommen." Seine Stimme war schneidend und direckt. Sein Blick bohrte sich in Yoshikis Augen.

Yoshiki wagte in diesem Augenblick nicht, auch nur den geringsten Ton von sich zu geben. Er hatte im Moment zu viel Respekt vor hide.

"Pass mal eben auf ihn auf", meinte hide zu Toshi, strich kurz über dessen Schulter und verschwand kurz in der Küche. Wenige Augenblicke kam er wieder mit einem Glas klarem, sauberem Leitungswasser. Er reichte es Yoshiki und hielt es ihm so lange hin, bis Dieser es sicher mit seinen zitternden Fingern umschlossen hatte. Dann nahm er ein paar kleine Schlucke.

"Trink alles aus. Dann geht's dir ein wenig besser", meinte hide nur.

Yoshiki gehorchte ihm ohne jeglichem Wiederspruch und trank das Glas mit immer größer werdenden Zügen aus.

Hide beobachtete ihn anschließend wortlos. Er wartete auf etwas. Und schon kurz darauf bekam er das zu sehen, was er erwartet hatte: Yoshiki spührte, wie seine Augenlider schwerer wurden, er spührte die immer stärker werdende Müdigkeit, die ihn überrannte. "Nein.......", nuschelte er noch ein Mal, bevor er zur Seite sank und mitten in seinem Bett lag. Noch ein-zwei Mal blinzelte er schwach, dann konnte er sich einfach nicht mehr wehren. Sein Körper war nicht mehr unter seiner Kontrolle zu bringen, zwang ihn zum ausruhen. Zwang ihn zum schlafen.

Etwas ratlos schaute Toshi auf den eingeschlafenen Yoshiki, der nun völlig ruhig da lag. Dann wand er seinen Blick verdaddert zu hide. "Was hast du ihm gegeben?"

Hide betrachtete sich auch den nun friedlich wirkenden Freund. "Schlafmittel. Er braucht Schlaf, er hat sich nun schon seit über 48 Stunden gegen jeglichen Schlaf gewehrt. Er braucht eine Pause. Das hält er sonst nicht mehr aus."

Toshi schwieg eine Weile, bis er erneut das Wort ergriff. "Was sollen wir mit ihm machen? Ihn ins Krankenhaus einliefern?"

Hide starrte Toshi an. "Spinnst du? Dort schließen die ihn weg und stellen ihn rund um die Uhr unter Drogen! Das macht seinen derzeitigen Zustand nur noch schlimmer!"

"Willst du ihm statt dessen jedes Mal, wenn er so austickt, mit Schlafmittel ruhig stellen?"

Hide schaute ihn wortlos an. Er hatte selbst keine Antwort darauf.
 

Yoshiki blinzelte.

Helle, weiße Laken.

Er wand sachte seinen Kopf zur anderen Seite. Ja, er wusste wieder, wo er lag. In seinem Bett. Sicher in seinem großen Bett. Der gesammte Raum war lichtdurchflutet. Die helle Morgensonne schien direckt durch das Fenster über seinem Bett. Alles wirkte hell und freundlich.

Wenn es das doch nur wäre....,dachte Yoshiki bei sich. Seine Hand fuhr sachte über das weiche Bettlaken, fühlte jede Falte. Liebkoste den zarten Stoff. Warum verwandelte sich sein Leben nur in die reinste Hölle? Warum nur...? Er wollte doch nur weiter leben wie zuvor. Wollte seine Musik schreiben und mit seinen Freunden zusammen sein. Mehr nicht. Warum setzte man ihn solcher psychischen Qualen aus? Ein kaum wahrnehmbares Schluchtzen entrann seiner Kehle. Er blickte die ganze Zeit auf den weißen Stoff. Einfach nur friedlich weiter leben. Nur das. Mehr nicht. Warum sollte ihm das verwährt bleiben? Was hatte er schlechtes getan, dass er das nicht durfte?

Eine einzelne Träne floß über das blasse Gesicht. Er wollte doch nur wieder Freude verspühren, Freude und Freiheit. Wollte wieder Spaß am Leben haben. Das simpelste überhaupt. Aber....er durfte nicht. Das war ungerecht.... Er wollte es doch so gerne......

"Yo-chan...wieder wach? Geht's dir gut?" Hides führsorgliche Stimme riss ihn schlagartig aus seinen Gedanken. Er wand den Kopf in hides Richtung, schaute ihn kurz an. Dann nickte er. Doch war es gelogen. Es ging ihm nicht gut, überhaupt nicht. Aber das konnte sich hide wohl auch selber denken.

Drei Tage lang passierte wieder rein gar nichts. Weder Alpträume noch sonstiges. Das Schlafmittel gab hide ihm trotzdem Abend für Abend. Jedoch verabreichte er ihm Mal für Mal eine etwas geringere Dosis. Er wollte nicht, dass sich Yoshikis Körper an dieses Medikament zu sehr gewöhnte. Er sollte irgendwann auch mal wieder ohne Medikamtente einschlafen können. Doch im Moment war dies noch nicht möglich.

Yoshiki sagte es nie jemandem, doch innerlich hasste er seine Angst. Er hasste es, dass er Tag für Tag die ganzen Stunden über ausnahmslos nur darauf wartete, dass wieder eine Horrorszene auftauchte. Er konnte sich auf nichts anderes mehr konzentrieren, ließ sich mit nichts mehr ablenken. Es war für ihn nur noch die Hölle. Kein anderes Gefühl hatte in seiner Seele noch Platz-die Angst besetzte jeden erdenklichen Winkel. Er hielt diesen Zustand nicht mehr aus, wollte diese übermächtige Panik bezwingen. Zumindest zeitweise betäuben. So griff er am dritten Abend zum Nervengift Nummer eins: Alkohol.

Hide und Toshi saßen auf dem gemütlichem Sofa im Wohnzimmer, Yoshiki kam kurz darauf mit einigen Flaschen Rotwein ins Zimmer. Ein leichtes, aber auch erkennlich verzweifeltes Lächeln lag auf seinen Lippen.

Seine beiden Freunde musterten ihn, konnten sich schon vorstellen, was er damit vor hatte. Doch sagten sie kein Wort.

Yoshiki stellte die Flaschen behutsam auf dem Tisch, welcher vor dem Sofa stand, ab, köpfte eine der Flaschen und schenkte sich selber ein Glas mit der dunkelroten Flüssigkeit ein. Damit bequemte er sich zu den beiden anderen auf die Couch, schaute sie fragend an. "Ihr auch?"

Hide wusste, dass er in Yoshikis Gegenwart derzeitig voll und ganz da sein musste, so lehnte er ab.

Toshi schüttele nur den Kopf. Beobachtete Yoshiki.

Dieser gab sich dem teuren Rotwein vollkommen hin. Es war ihm egal, ob er sich heute Abend einer Alkoholvergiftung zuziehen sollte oder nicht, er wollte einfach nur diese tosende Angst in sich für einige Momente beschwichtigen. Ihr nicht ausgeliefert sein...
 

Es waren sicherlich schon zwei ganze Weinflaschen, die Yoshiki völlig geleert hatte. Das Aroma des roten Gesöffs war mitlerweile nicht mehr zu ignorieren: Das halbe Wohnzimmer roch mitlerweile danach. Und Yoshiki natürlich am meißten. Toshi und hide hatten die Szene die ganze Zeit über etwas kritisch begutachtet, jedoch nicht viel dazu gesagt. Hide konnte schon ziemlich gut verstehen, warum Yoshiki das hier tat. Alk konnte so verdammt gut beteuben....

Toshis Gesichtsausdruck wurde von Glas zu Glas, welches Yoshiki trank, besorgter. Er war sich wirklich nicht sicher, ob dies der richtige Weg war, um allem zu entkommen.

Yoshiki selbst lallte mitlerweile nur noch, schaukelte ununterbrochen von einer zur anderen Seite, kippte dauernd gegen hide, der dadurch schon 'nen blauen Fleck am Oberarm bekommen hatte. Doch das interessierte Yoshiki überhaupt nicht. Er grinnste überwiegend wie ein Honigkuchenpferd, war zwar recht orientierungslos im derzeitigem Zustand, doch der Alkohol hatte voll und ganz seine erhoffte Wirkung erzielt. Jegliche Angst war vorrübergehend ausgeschaltet. Allerdings nicht nur jegliche Angst.... Schon die ganze Zeit hatten seine Fingerspitzen an hides Shirt rumgezupft. Hide selbst ließ es zu, wusste er doch, worauf dieses Verhalten zurück zu führen war. In diesem beteubten Zustand war Yoshiki wirklich verdammt anschmiegsam; hide wurde das bald schon ein wenig zu viel. Er hatte ja überhaupt nix gegen Körperkontakt, doch hatte er, ähnlich wie der besoffene Drummer, eigentlich fast nichts anderes mehr als die unheimlichen Geschehnisse im Kopf, die jedoch nun schon wieder auf sich warten ließen. Die ganzen Tage über hatte er sich den Kopf zerbrochen, wie man dem allen ein Ende bringen konnte. Sein einziges Ergebnis war so simpel wie auch kaum durchführbar: die Puppe finden und sie entgülltig vernichten. Aber sollten sie das ganze Land nach einer unscheinbar aussehenden Puppe absuchen? Ziemlich unrealistisch. Doch war eigentlich schon die ganze Situation verdammt unrealistisch...

"Hidäääää~.....komm schoooon, Schnucklmäuschhheeeen....", blubberte Yoshiki wieder und lag abermals halbwegs auf hides Schoß.

"Gott ey, bin ich auch so nervig, wenn ich gesoffen hab?", fragte hide mitlerweile schon ein kleines bißchen überfordert.

"Deutlich schlimmer als Yoshiki", antwortete Toshi nüchtern.

Hide schaute Toshi daraufhin nur einige Momente stumm in die Augen.

"Hideschaaazz~....." Yoshikis Lippen kamen hides Gesicht immer näher, wollten ihn küssen. Trafen jedoch nicht wie erhofft die Lippen, sondern landeten auf hides Wange. Egal. Ein dicker fetter Schmatzer war jetzt einfach fällig.

Hide ließ es mit sich machen. Lieber einen besoffenen Freund an der Seite der notgeil wurde, als eine Monsterpuppe im Rücken... Später trugen Toshi und hide den vollends besoffenen Yoshiki ins Bett, zogen ihm die Kleidung aus und deckten ihn zu. Der Alkohol ersetzte die Schlaftabletten und vieleicht konnte wenigstens Yoshiki eine Nacht mal wieder angenehm durchschlafen...
 

........irgendwelche Farben....wandelten durch den Raum........Yoshiki fühlte sich wie betäubt....konnte sich kaum bewegen, spührte seinen Körper überhaupt nicht. Schlug mühseelig die Augen auf und blinzelte in die farbliche Dunkelheit hinein... Farben....dunkle, vermischte, lautlose Farben, Wirbel, sanft, langsam, träge und unnahbar um sich selbst drehend; unergründlich.

Ein leises Stöhnen entglitt Yoshikis Kehle. Was sah er.....? War er beteubt? Es fühlte sich so an.... Wo war er? In welcher Zeit und in welchem Raum? Nichts und Niemand war zu erkennen. Nichts war zu hören. Ein erneutes, leises Stöhnen von Yoshikis Seite aus. Es kostete ihm sehr viel Kraft, doch es gelang ihm schließlich doch noch, sich auf den Unterarmen abzustützen, seinen Kopf zu erheben und diesen sehr langsam zu drehen, um seine ganze Umgebung besser abschätzen zu können.

Doch da gab es nicht viel abzuschätzen. Er sah diese Farbwirbel, hörte die brutale Stille-und war allein. Als ihm Letzteres bewusst wurde, war er schlagartig wach.

Alleine?

Was war passiert? Wo waren die anderen, wo waren seine Freunde?

Yoshiki setzte zum sprechen an, wollte einen der Namen rufen-doch seine Stimme streikte, war wie gestohlen. Er brachte keinen wirklichen Ton hervor. In Zeitlupe wälzte er sich quer über sein Bett, von welchem er nur halbwegs ahnte, dass es auch wirklich Seins war. 'Wo seid ihr?', ging es ihm nur durch den Kopf.

Plötzlich war ein leises Klicken zu hören; es klang wie das Öffnen seiner Schlafzimmertür.

Immernoch viel zu langsam wendete er seinen Blick in die Richtung, in der er die Tür vermutete. Doch ausser der Farben und der Dunkelheit, konnte er kaum Formen erkennen. Und er spührte seinen Körper immer noch nicht. Doch nun erkannte er tief im Dunkeln sich etwas bewegen....etwas bewegte sich sachte auf ihn zu.....

Hide.....

Yoshiki wollte eine Hand nach dem Freund ausstrecken. Doch schon im nächsten Moment erblickte er schwach das Gesicht hides. Und er wusste sofort, dass hier etwas überhaupt nicht stimmte.

Hides Lächeln sah nicht typisch für ihn aus. Es war mehr ein Grinnsen, aber eins, welches nicht ihm gehörte.

Hide.... Yoshikis verstörte, klare Augen schauten nur verwirrt in das vertraute und doch so verfremdete Gesicht vor sich. Er wollte ihn fragen, wollte ihn fragen, was los sei. Was passiert sei. Warum er seinen Körper nicht spührte und nur schwer bewegen konnte.

Hide stand dicht vor Yoshikis Bett, auf dem Selbiger lag und ihn anstarrte. Das fremde Grinsen in hides Gesicht wurde etwas breiter. "Keiner glaubt dir."

Yoshikis eh schon gelähmter Körper erstarrte vollkommen. Er kannte die Stimme, die aus hides Mund kam. Er kannte sie....wünschte sich aber, sie nicht zu kennen. Es war diese süße, klare Stimme.... Die Stimme, die nichts Böses erahnen ließ, würde man sie unter anderen Umständen vernehmen. Es war die Stimme, die nahtlos mit der gefährlichen Ruhe harmonierte.

Es war die Stimme der Puppe.

Es war hide, der vor Yoshiki stand-doch war es gleichzeitig eine tödliche Gestalt. "Keiner glaubt dir", wiederholte sie. "Niemand glaubt dir. Würdest du diese Szenerie jemandem deiner Freunde erzählen, würden sie deine Beobachtungen auf deinen übermäßigen Alkoholkonsum zurück führen. Sie würden dich für betrunken erklären. Aber das bist du nicht." Dieser hide, mit der schrecklichen Stimme, die so klar und kalt und amüsiert war, setzte sich zu Yoshiki auf die Bettkante, unterließ das Grinsen nicht. Seine Augen leuchteten in einem shwarz-rötlichem Schimmer. "Aber du wirst es niemandem erzählen können....." Die Hand, die hide für gewöhnlich gehörte, bewegte sich sachte zu Yoshikis Gesicht, strich ihm mit dem Zeigefinger über die Wange.

Yoshiki konnte sich nicht rühren, sich nicht wehren.

~GREAT PAIN~

Dunkel.

In Yoshikis Seele wurde es in dem Moment der Berührung schwarz. Er spührte leere Schwärze.

Alleine.

Leeren Schmertz.

Zu mächtigen leeren Schmertz.

Er war alleine in der zeit-, raum- und vertrauenslosen Leere, in der Tiefe der Schwärze.

Die Farben waren fremd, farblos, Farben die er nicht kannte in seinem Leben.

Alleine.

"Sie werden dir nicht glauben. Niemand wird dir glauben. Keiner hohlt dich hier raus." Yoshiki vernahm die erneuten Worte dieser Stimme. Doch diesmal schien die Stimme in einiger Entfernung zu liegen. 'Hide' saß jedoch noch neben ihm, das spührte er, auch wenn er im Moment nichts sah. Doch schon im nächsten Augenblick wusste er, dass soeben eine zweite Person den Raum betrat.

Nein, es war die gleiche Person. Es war die gleiche Person, die diesen Raum betrat, die sich auch schon in diesem Raum aufhielt. Das wusste er.

Toshi trat langsam aber zielstrebig auf das Bett zu. Blieb nur knapp einen Schritt davor stehen. "Du bist alleine und wirst all das alleine über dich ergehen lassen. Ohne Hilfe von auswärts." Es waren Toshis Lippen, die sich bewegten. Doch es war haargenau die selbe Stimme wie aus hides Mund.

Yoshiki konnte nun wieder einigermaßen sehen, so gut das in dieser dunklen Suppe ging. Er wollte erneut was sagen, wollte sprechen-doch seine Stimmbänder spielten nicht mit.

"Du brauchst es gar nicht erst zu versuchen. Du kannst es nicht."

Yoshiki war sich ziemlich sicher, dass sich nun die Lippen beider Personen bewegt hatten-doch war die Stimme nur ein Mal zu hören.

Und all diese schrecklichen Erkenntnisse, Gefühle und Wahrheiten, die endlich von Yoshikis Gehirn in diesem Moment versucht wurden, realisiert zu werden, krochen zu tief in seine Gedanken, nahmen zu schnell zu viel Platz ein......! Ohne einen Laut von sich geben zu können, krümmte er sich, fasste sich mit den Händen krampfhaft an den Kopf. Es fühlte sich an wie psychische Zerstörung. War es das?

Die Hand, die hide gehören musste, strich Yoshiki ruhig aber sicher eine Strähne aus dem Gesicht. Nein, er, oder 'es' sollte ihn nicht wieder anfassen! Nicht noch mal berühren! Yoshiki wollte sich schnell zurückziehen-doch diese eine Bewegung kostete ihn erbärmlich viel Zeit, fand sie ebenfalls nur in Zeitlupe statt. All seine Körperbewegungen waren grausam langsam, je hektischer er sich bewegen wollte. Er wollte weg. Keine Berührungen, dieses Wesen sollte ihn nicht anfassen! Er wollte weg, flüchten, vom Bett runter, aus dem Zimmer.....-er wollte, doch konnte er sich kaum bewegen. Kaum etwas sehen. Nicht sprechen.

Zu viel Angst.....

Zu viel Lähmung....

Zu viel..........................weiß.......
 

...............er riss die Augen auf, es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Er riss den Mund weit auf, wollte schreien-er saß kerzengerade im Bett. Die weiße Bettdecke über seinen Beinen liegend.

Mehrere Augenblicke saß er dort, mit aufgerissenen Augen und Mund, still, stumm, rührte sich nicht. Dann öffnete sich eine Tür...

Hide lugte in das helle Schlafzimmer, trat kurz darauf in das Zimmer. Sah Yoshiki in dieser Pose im Bett sitzen. Besorgt trat er eilig auf ihn zu.

"HIDE!" Jetzt erst waren die Laute aus Yoshikis Kehle entglitten, waren draussen, konnten gehört werden. Die Laute, die er schon seit einer Ewigkeit aussprechen wollte. Jetzt erst konnte er sprechen.

"Was ist?" Voller Sorge setzte hide sich zu Yoshiki auf's Bett, wollte ihn in den Arm nehmen, sah seine tiefe Verzweiflung.

Doch schon bei den ersten Anstalten der bevorstehenden Berührungen durch hides Händen, zog Yoshiki sich hastig zurück, rückte von ihm weg bis zur Wand, zog die Schultern hoch und schluchzte. Er hatte Angst vor hide. Auf zweierlei Weise.

Hide konnte sich denken, dass während seiner Abwesenheit in diesem Raum wieder irgendwas passiert war. Wenn er nur wüsste, was. Wortlos sah er Yoshiki an, fühlte sich grauenhaft hilflos.

Yoshiki hatte Angst. Angst sowohl davor, dass er bei hides geringster Berührung genau das gleiche empfand wie bei dem hide, der mit der Stimme der Puppe gesprochen hatte, als auch davor, dass die Stimme Recht hatte. Dass ihm niemand glauben würde. Niemand. Nie mehr.

Bei Yoshikis Anblick bekam hide mitlerweile ernsthafte Zweifel, ob dieser Alptraum tatsächlig auszumerzen war, wie sie es eigentlich vor hatten. Es schien nach jedem Ereigniss unwarscheinlicher zu werden....
 

Yoshiki war panisch, ließ niemanden mehr an sich ran. Er hockte nur noch zusammengekauert auf seinem Bett, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, starrte fast nur noch auf die Bettlaken. Er sprach fast kein Wort mehr, verweigerte jegliche Nahrungsaufnahme.

Hide hatte nach dem letzten Ereignis, welches Yoshiki durchlebt haben musste, Pata und heath zu Yoshikis Haus bestellt. Er und Toshi brauchten dringendst 'ne Pause, obwohl er bezweifelte, dass sie beide die nötige Ruhe dafür finden würden. Kaum waren heath und Pata bei ihnen eingetroffen, schnappte sich hide heath und schliff ihn in einen anderen Raum. Er wollte mit ihm alleine reden. Er klärte heath über die vergangende Nacht auf, so gut er konnte. Selbst was gesehen hatte er ja nicht, er konnte nur vermuten. "Er hält das nicht mehr lange durch, er ist schon völlig am Ende!", seufzte hide.

Heath sah ihn mitleidig an. "Es....es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, diesen Horror zu stoppen!"

"Das hatten wir doch auch schon gedacht, als wir die Puppe damals entsorgt hatten, oder?" Er schaute heath in die Augen.

Dieser schwieg nur. Er wuste, dass hide Recht hatte.

Hide war sichtlich müde und erschöpft, die ganze ununterbrochene Angst um Yoshiki, um das, was noch alles auf sie zukommen könnte, schaffte ihn tierisch. Das sah man ihm überdeutlich an.

Heath strich kurz über hides Schulter. "Hey, nicht aufgeben. Es sieht zwar schrecklich aus im Moment, aber dieses Monstrum wartet doch nur darauf, dass wir aufgeben", meinte heath ermunternd.

Hide blickte ihn an, lächelte dann ein wenig und schlang seine Arme um heath. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass immer jemand da war, auf den man sich verlassen konnte und der einen auffing, wenn man das Gefühl hatte, der Boden unter den eigenen Füßen würde sich regelecht auflösen.

Kurz darauf betrat hide nochmal Yoshikis Schlafzimmer. "Toshi und ich hauen uns mal 'ne Runde auf's Ohr, ja?" Er schaute den ämgstlich zusammengekauerten Yoshiki freundlich an. "Aber Pata und heath sind hier, du bist also nicht alleine. Wir kommen später wieder." Mit diesen Worten verabschiedete er sich erst mal vorläufig von dem Freund und verließ zusammen mit Toshi die große Wohnung, die trotz der Anwesenheit bestimmter Personen eine undefinierbare, unangenehme Stille in sich barg.

Den restlichen Tag tat Yoshiki auch nicht viel mehr, als nur stumm rumzusitzen und nervös an seinen Fingern rumzuspielen. Sogar als schon die Nacht herreingebrochen war, hatte sich an seinem Zustand nicht viel verändert.

Irgendwann tief in der Nacht schien der Mond durch das Fenster in Yoshikis Zimmer. Helles, fahles Mondlicht, welchs seinen Schein durch die dunkle Nacht warf...

Yoshiki betrachtete eine kurze Weile das Mondlicht, welches auf sein Bett schien. Dann löste er sich endlich von seiner zusammengekauerten Pose und krabbelte etwas neugierig bis ans Kopfende seines Bettes, an welchem das Fensterbrett angrenzte. Er stüzte sich mit den Händen auf dem Fensterbrett ab und schaute durch das große Fenster in die dunkle, ruhige Nacht hinein, in den großen Himmel, an welchem der helle Mond schien. Wolken waren auch am Himmel, Wolken, die aussahen, wie der feuchte Sand am Strand, in welchem die Wellen ihre Spuhren hinterlassen hatten. Diese Wellenwolken zogen sanft über den Mond hinweg, ließen ihm aber immernoch genügend Platz, um die Erde mit etwas Licht zu versorgen.

Irgendwann betrat heath leise das Zimmer. Vorsichtig bewegte er sich auf Yoshiki zu, der wie ein kleiner Junge noch immer vor dem Fensterbrett abgestützt kniete. Mit großen Augen sah er heath an.

"Darf ich mich zu dir setzen?", fragte er ihn sanft.

Yoshiki zögerte eine Weile. Doch dann nickte er.

Heath setzte sich sachte auf den Bettrand, legte seine Hände in den Schoß. "Warum weigerst du dich eigentlich, deine Wohnung zu verlassen? Ich meine, hier passieren die ganzen Sachen, vor denen du Angst hast; warum ziehst du nicht vorrübergehend zu einem von uns?"

Yoshikis Hände verließen das Fensterbrett und er setzte sich im Schneidersitz schräg neben heath. "Weil überall anders auch diese Sachen passieren." Seine Stimme war erschreckend blass und kehlig. "Damals, als ich bei hide geschlafen hab, ist auch was passiert. Zwei Mal. Und hide wurde auch weh getan. Nicht nur mir." Er schwieg kurz, bevor er weiter fuhr. "Ich will euch nicht auch noch mehr in Gefahr bringen, als ihr es sowieso schon seid..."

Heath betrachtete den erschöpften, abgemagerten Freund neben sich. "Es muss schlimm für dich sein, dass du diesen Alptraum in deinem eigenem Haus durchleben musst, was...?" Er legte seine Hand vorsichtig auf Yoshikis nackte Schulter.

Yoshiki schaute im ersten Moment erschrocken auf heath's Hand, als er die Berührung spührte. Doch ließ er ihn nach kurzem Überlegen gewehren. Er nickte nur auf diese Frage hin und ließ den Kopf verzweifelt hängen. Die Zwei saßen noch eine Weile so zusammen, sprachen kein weiteres Wort miteinander. Heath war einzig und allein damit bemüht, Yoshiki ein kleines Stück Sicherheit zu vermitteln.

Yoshiki war ihm dafür dankbar. Noch dankbarer wäre er gewesen, währe in dieser Nacht kein weiteres Ereignis passiert. Doch das gehörte mitlerweile schon zum Wunschdenken. Denn irgendwann und mit einem Mal veränderte sich eine der Wände. Es war die Wand, an der vor wenigen Tagen der Schriftzug aus rotem Blut aufgetaucht war. Die Farbe der ansonsten sehr hellen Wand veränderte sich, mutierte zu einem dunklem, rauchig-schmutzigem Rot, vermischt mit silbergrau-schwarz, nicht wirklich einzuordneten Farben...

Heath's und Yoshiki's Augen wurden immer größer, als sie diese Veränderung mitverfolgten. Unwillkührlich klammerte sich Yoshiki an heath fest. Beide beobachteten die Wand, derren neue Farben sich zuerst noch desorientiert zu drehen und wenden schienen, kurz darauf sich aber doch für eine Richtung entschieden hatten und sich nun alle immer in eine Richtung drehten. Es schien erneut wieder ein Wirbel zu sein. Doch waren die Bewegungen diesmal deutlich träger und langsamer. Allerdings wurden die Augen der beiden Betrachter durch die unerklärliche 3-D-Optik, die zeitweise schon fast vierdimensional zu sein schien, extremst verwirrt und wurden dadurch schon beinahe in ihren Bann gezogen. Und auf einmal schien etwas aus dieser undefinierbaren Optik herrauszutreten... Doch niemand wusste, was, da es nicht wirklich zu sehen war und schon gar nicht zu hören! Doch sowohl Yoshiki als auch heath waren sich ziemlich sicher, dass irgendetwas aus diesem Wirbel austrat und unsichtbar im Rest des Zimmers zu verschwinden schien. Sie hatten beide keinerlei Erklärungen für das, was sie glaubten zu sehen, respektive nicht sehen konnten. Aber es war da. Was auch immer es war.

Heath konnte von seiner Neugier nicht ablassen, und obwohl sein Verstand ihm klar und deutlich zu verstehen gab, dass es nichts gutes sein konnte-seine kindliche Neugier siegte wieder einmal. Sehr langsam und sehr behutsam stand er vom Bett auf, lies diesen leisen Wirbel aus Farben und Dimensionen nicht aus den Augen und bewegte sich schleichend darauf zu.

Yoshiki fiepte ängstlich, als er begriff, was heath vor hatte. "Heath......nein.....bitte bleib......." Er war vor Angst halb gelehmt, konnte sich kaum bewegen, wollte am liebsten aufspringen, wollte sich auf heath stürzen und ihn mit aller Kraft von seinem Vorhaben abhalten. Doch er konnte nicht aufspringen. Konnte sich nicht auf ihn stürzen. Konnte nur hilflos und verzweifelt fiepen. Mit ansehen, wie gefährlich heath's Vorhaben doch mal wieder war.

Heath selber konnte nicht anders; die undefinierbare Dimensionsdarstellung war zu magisch, es war schir unmöglich, sich dieses nicht zu betrachten. Und er wollte verstehen, was für..."Dinger" aus diesen Dimensionen herraustraten, auch wenn sie nicht zu sehen waren...zumindest kaum...

....dafür aber zu spühren. Denn das tat heath auf einmal deutlich. Lautlos, wie es schien, hatte ihn etwas getroffen, und es konnte nur aus diesen Dimensionswirbel gekommen sein. Nur "was" es war, wusste er immer noch nicht. Er wusste im Moment so gut wie gar nichts. Er spührte etwas mitten in seiner Bauchgegend, spührte ein betäubendes Gefühl, begrif aber nichts...

Yoshiki hatte beobachten können, dass heath plötzlich zusammengezuckt war, und im nächsten Moment einen Blick in den Augen hatte, der Unbegreiflichkeit ausdrückte. Yoshiki verspührte sofort Panik, als er diesen Blick bei heath sah. Er sprang blitzartig auf, hastete die paar Meter zu heath hin, der noch immer da stand, sein Blick scheinbar keinen speziellen Punkt fixierte.

Heath spührte kaum was, wusste kaum was, wusste nur, dass ihn was getroffen hatte. Ganz plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung. Wie.....wie......es musste wie ein Pistolenschuss gewesen sein, der einen plötzlich, wie aus heiterem Himmel, traf und man ihm nie hätte ausweichen können. Wie ein Schuss, nur lautlos.... Seine Bauchgegend schmerzte nicht, sie fühlte sich nur tief betäubt an. Als hätte sich eine Schusspatrone in seinen Körper gefressen, tief in sein Fleisch, tief hinein... Doch diese tödliche Realität war nicht zu begreiffen, verstand heath nicht die Art daran zu sterben.... Ein Taubheitsgefühl, Nichtverstehen. Seine Augen blickten verwirrt umher.

Yoshiki hielt ihn fest, hatte Angst, heath würde jeden Moment zusammenbrechen oder sich in Luft auflösen. Etwas stimmte nicht mit dem Freund, das war das Einzige, was für ihn offensichtlich war. Und schon im nächsten Augenblick erkannte er an seiner Hand Blut. An der Hand, die heath am Bauch festhielt. Die Kleidung um diesen Berreich herrum war feucht, warm...Blut sickerte immer weiter durch. "Heath.....", keuchte er tonlos, als er seine Hand betrachtete. Er schaute dem Freund ins Gesicht.

Heath blickte ihn nur mit reinem Nichtverstehen an, aber auch mit Ruhe; er verstand es nicht, zu sterben. Im nächsten Moment sackte er in sich zusammen.

Yoshiki konnte ihn noch festhalten, war mit dieser Situation jedoch überfordert. Er spührte in diesen Augenblicken nur eins: Sein Freund starb in seinen Armen.

Er brauchte Hilfe, er brauchte dringendst Hilfe. Hilfe woher...? "PATAAA!"
 

Yoshiki kauerte auf einem der Stühle im Flur, nagte an seinen Fingernägeln herrum und starrte bewegungslos auf einen fiktiven Fleck auf dem Boden.

Pata hatte heath sofort vom Notarzt abholen lassen, als er die schreckliche Entdeckung machte, fuhr mit Yoshiki hinterher zum Krankenhaus, nachdem er hide und Toshi über die momentanen Umstände aufgeklärt hatte.

Im Moment wusste niemand, weder Pata noch Yoshiki, was mit heath war. Er war bei den Ärzten, wurde opperiert, wurde versorgt. Keiner hatte ihnen bisher jegliche Auskünfte geben können.

"Was ist mit heath???", hallte plötzlich eine etwas schrille Stimme durch die langen, weißen Krankenhausflure. Hide rannte auf Yoshiki und Pata zu. Toshi folgte ihm hastig.

Pata sah die beiden an. "Wir wissen es noch nicht. Die...die Ärzte waren noch nicht bei uns, er wird noch opperiert", berichtete Pata nur knapp.

Yoshiki reagierte auf die zwei Ankömmlinge überhaupt nicht. Er saß weiterhin stumm und Nägelkauend auf seinem Stuhl.

Hide sah ängstlich und besorgt von Pata zu Yoshiki und wieder zu Pata. "Was zum Teufel ist denn überhaupt passiert??" Seine Stimme klang verdammt besorgt und von daher auch etwas laut. Er machte sich tierische Sorgen um den verletzten Freund, über den er im Moment keinerlei Informationen zu erhalten schien.

Pata legte ihm seine Hände auf die Schultern, versuchte ihn dadurch ein wenig zu beruhigen. "Wir wissen es alle nicht so genau. Heath wurde von irgendwas getroffen......Yoshiki war dabei, kann aber auch nix Genaues sagen. Es war.....es war aber etwas 'Irreales', sagte er."

Hide riss sich etwas grob von Pata los. "'Irreal' ist unser aller verdammtes Leben schon seit einer gewissen Zeit", grummelte er nur, ging unruhig auf und ab.

Die vier Freunde mussten noch einige Zeit auf den Fluren warten, bis sich der erste Arzt mal endlich blicken ließ. Er trat aus dem Behandlungsraum, in welchem sie heath zuvor gebracht hatten.

Pata bemerkte ihn als erstes und ging sofort auf ihn zu. Gefolgt von Toshi und hide. Selbst Yoshiki erhob sich stumm von seinem Platz und folgte den anderen.

Der Arzt erblickte die kleine Gruppe und wusste sofort, dass sie zu heath gehören mussten. Er hatte ein ernstes, erschöpftes Gesicht.

"Was ist mit ihm? Lebt er? Was hat er? Ich will zu ihm!", sprudelte es aus hide sofort herraus, würde den Arzt nicht an sich vorbei lassen, ohne die erforderlichen Informationen von ihm erhalten zu haben.

Der Arzt seufzte müde. "Ihr Freund lebt, im Moment zumindest noch. Ob er diesen schweren Eingriff wirklich verkraften wird, zeigen die kommenden 24 Stunden."

"Was genau hat er?", schaltete sich nun auch Toshi ein.

Der Arzt runzelte seine Stirn. "Sowas hab ich auch meinen Lebtag noch nie gesehen.....", murmelte er. "Er hatte starke Verletzungen in der Bauchgegend. Es müssen Einschusslöcher gewesen sein, nur...wodurch diese Einschüsse verursacht worden sind, ist mir selbst ein Rätsel."

Hide legte den Kopf schief, hatte nur ein riesengroßes Fragezeichen über den Schädel, und auch Pata, Toshi und Yoshiki starrten den Arzt völlig verwirrt und fragend an.

"Nun...es wurde etwas in dem Körper ihres Freundes gefunden. Es konnte bloß noch nicht analysiert werden, um was für 'Gegenstände' es sich hierbei handelt. Das, womit es am meißten Ähnlichkeiten hat, sind Patronen einer Schußwaffe." Der Arzt machte eine kurze Pause. "Aber Patronen solcher Art existieren meines Wissens überhaupt nicht."

Keiner der vier Freunde verstand auch nur ein Wort. Doch hide war im Moment eh alles egal, denken strengte im Moment auch zu sehr an-er wollte einfach nur heath sehen, wollte ihn in seiner Nähe wissen. "Wo ist er?"

"Er wird gerade auf ein Einzelzimmer gebracht. Aber sie können jetzt noch nicht zu ihm, schon gar nicht sie alle zusammen."

Hide packte den Kragen des Arztes, funkelte ihn aus dunklen, fest entschlossenen Augen an. "Wo. Ist. Heath?" Seine Stimme war bedrohlich, ruhig und leise.

Der Arzt zögerte noch einen Moment, wusste dann aber, dass es keinen Zweck hatte, ihn dem anderen vorzuenthalten. Er nannte ihnen die Zimmernummer.

Sofort schwirrten die Vier durch die Flure und suchten das besagte Zimmer. Sie hatten es schon bald gefunden, betraten es besonders leise.

Hide huschte zu dem einzigem Bett, welches sich im Zimmer befand, setzte sich vorsichtig auf den Bettrand und schaute besorgt in heath's blasses Gesicht.

Der Bassist lag regungslos da, angeschlossen an etlichen Apperaten, die nervige Töne von sich gaben. Er sah so blass aus, so kreidebleich. Hatte eine weiße Haut wie eine Leiche.

Hide lief bei diesem Gedanken ein Schauer über dem Rücken, den er schnell wieder abzuschütteln versuchte. Er nahm vorsichtig eine Hand von heath in Seine, streichelte sie sanft und zärtlich. Innerlich erschrak er jedoch, wie kalt heath sich anfühlte...

Yoshiki, immernoch mit einem verstörtem Blick im Gesicht, seit sie hierhergefahren waren, trat nun auch etwas näher zu heath. Wortlos betrachtete er den jungen Freund, der doch ursprünglich nur auf ihn aufpassen wollte. Nun lag Dieser bewusstlos und ohne jegliche Regung in diesem weißen, sterilen Krankenbett, sah aus wie tot. Er wollte ihn doch nur beschützen; warum musste soetwas Schreckliches mit ihm passieren? Yoshiki zitterte schwach. Sein Blick wich jedoch nicht von heaths Anblick. Warum begann sie nun auch, seine Freunde zu zerstören? Dieses Monster von Puppe wollte ihn -warum versuchte sie nun auch noch, seine Freunde umzubringen? Er hatte immer noch genau das Bild vor Augen, als heath in seinen Armen zusammenbrach, mit diesem unschuldigem Blick des Nichtverstehens. Fühlte immernoch den Stoff seiner Kleidung, durch welche langsam das flüssige Blut sickerte. Er sah heath hier liegen, in diesen weißen Laken-und doch war er geistich dort stehengeblieben, als heath sein Gleichgewicht nicht mehr halten konnte, von Yoshikis Händen gehalten werden musste, keine eigene Kraft mehr aufbringen konnte.

Schluchtzend brach Yoshiki vor dem Bett zusammen. Er hatte keine Kraft mehr.

Hide starrte erschrocken auf den Boden zu Yoshiki, Toshi und Pata knieten sich zu dem abgemagerten Drummer, versuchten ihm wieder hoch zu helfen. Doch ziemlich schnell begriffen sie, dass Yoshiki mit seiner Kraft am Ende war.

"Toshi, bringt ihn zu dir nach Hause! Er braucht unbedingt Ruhe, bringt ihn hier raus. Das bekommt ihm nicht...", sprach hide eindringlich und schaute Toshi dabei fest aber bittend an.

"Und du?", fragte Pata, stüzte mit Toshis Hilfe Yoshiki und stand etwas hilflos da.

Hide blickte kurz wieder in heaths Gesicht. "Ich bleibe bei ihm. Bis mir die Ärzte sagen können, ob er durchkommt oder nicht....." Jedes seiner Wörter wurde Mal zu Mal leiser.
 

Toshi und Pata hatten den völlig aufgelösten Yoshiki nach hides Anweisung in Toshis Wohnung verfrachtet. Dort saß er nun, zusammengekrümelt auf einem Stuhl in der Küche, die Beine an den Körper gezogen, die Arme um Selbige geschlungen und nur stumm und apathisch auf den Tisch vor ihm starrend.

Pata und Toshi befanden sich bei ihm in der Küche, betrachteten ihn nur hilflos und mitleidig. Irgendwann hielt Toshi jedoch dieses grauenhafte Schweigen nicht mehr aus und er wandte seinen Blick zu Pata. "Was meinst du, wann die Ärzte Genaueres über heath's Zustand sagen können?"

Pata schlürfte schon die ganze Zeit Kaffee. Das ganze Chaos um ihn herrum ließ ihn noch schneller ermüden als sonst. "Du hast doch gehört, dass die kommenden 24 Stunden entscheidend sind. Dann wird sich Näheres zeigen." Er nahm wieder einen Schluck. "Solange wird hide wohl auch bei heath bleiben. Und wir müssen uns um Yoshiki kümmern...." Er schaute schon die ganze Zeit auf den Freund, der zusammengekauert auf dem Stuhl hockte. Ob er ihr Gespräch überhaupt noch mitbekam? Oder ob schon alles an ihm vorrüberzog, ohne dass er überhaupt noch was registrierte, ausser seine eigenen, geheimen, stummen Gedanken? Yoshiki zeigte seit seinem Zusammenbruch im Krankenhaus keinerlei Reaktionen mehr. Überhaupt nicht mehr. Und das gefiel Pata überhaupt nicht.

Auch Toshi wand seinen Blick wieder von Pata zu Yoshiki. Wie lange würde dieses unerträgliche Spiel wohl noch weiter gehen?
 

Die 24 Stunden waren mitlerweile verstrichen und heath's Zustand hatte sich deutlich gebessert. Er war sogar aufgewacht. Natürlich befand sich hide noch immer an seiner Seite. Doch nachdem heath ihm versicherte, dass es ihm schon wieder besser ging und er hide darum bat, zurück zu Yoshiki zu gehen und auf ihn aufzupassen, lies dieser sich breitschlagen und verließ, deutlich müde, das Krankenhaus und begab sich zu Toshis Wohnung. Dort angekommen, erkundigte er sich bei Pata und Toshi sogleich nach Yoshikis Zustand, obwohl er sich die Antwort schon denken konnte.

"Er ist mitlerweile total apathisch", meinte Toshi. "Ich hab ihn in mein Bett geschickt, doch er will nicht schlafen."

Hide starrte Toshi entgeistert an. "Ihr lasst ihn alleine in einen Raum? Hat euch das letzte Ereignis noch nicht gereicht, oder was?"

Beim letztem Ereignis war heath bei Yoshiki im Zimmer und es passierte trotzdem etwas, dachte Pata bei sich. Doch er sprach seine Gedanken nicht aus. Er wusste, dass ein Streit im Moment am unangebrachtesten war.
 

Yoshiki saß leicht gekrümmt mitten auf dem Bett, starrte nur trübe auf seine Knie. Die dunklen Ringe unter seinen Augen waren nicht zu übersehen. Er hatte das Zimmer abgedunkelt, die Gardinen vor die Fenster gezogen. Warum, wusste er eigentlich selbst nicht so wirklich. Plötzlich vernahm er das dezente Knartschen der Schlafzimmertür. Er hob den Kopf und blickte zur Tür.

Hide trat durch die soeben geöffnete Tür. "Hey...." Langsam und schwach lächelnd ging er auf Yoshiki zu. Bei ihm angekommen, stellte er eine Tasse Tee auf dem kleinem Nachtschrank neben dem Bett ab. "Hier... -Kannst du vieleicht ganz gut gebrauchen..." Er lächelte ihn aufmunternd an.

Yoshiki hatte jede Bewegung hides mitverfolgt, erwiederte jetzt aber nichts. Schaute etwas irritiert nur die Teetasse an, dann hide. Doch schon ziemlich schnell schien sich was an diesem Bild zu verändern. Der Stoff von hides Klamotten verfärbte sich in der Brustgegend dunkel, und diese Verfärbung zog sich bis hinab zum Bauch. Es war ein dunkles Rot, welches durch den Stoff drang. Und es wurde immer mehr.

Yoshikis Augen weiteten sich entsetzt. Er begriff irgendwann, was das zu sein schien, welches die Bekleidung des Freundes verfärbte... "Hide....!" Nur die heisere Namensnennung, mehr brachte Yoshiki nicht zu Stande. Immernoch fassungslos starrte er auf die Verfärbungen, dann in hides Gesicht.

Das Lächeln hatte sich zu einem ruhigem, wehleidigem Ausdruck verändert. Er hatte die Lippen leicht geöffnet. Doch keinerlei Laute drangen aus seinem Mund. Er schaute Yoshiki nur schwach und irgendwie....leidend an. Aber er sagte keinen Ton.

Yoshiki streckte zitternd eine Hand nach hides Brust aus, berührte den Blutgetränkten Stoff etwas. Sogleich klebte das rote Blut an seinen blassen Fingerspitzen. Völlig entsetzt und ungläubig starrte er auf seine Finger, konnte nicht begreiffen, warum er hides Blut an den Fingern hatte, warum sein Freund auf einmal so stark blutete und nichts sagte.

Hide stand einfach nur vor ihm, das dunkle Blut sickerte immer weiter durch seine Kleidung, schien kein Ende nehmen zu wollen. Irgendwann konnte er sich nicht mehr halten, sank sachte und lautlos dicht vor Yoshikis Augen zu Boden, gab keinen Laut von sich, keinen Schrei, kein Flüstern, sank wie eine leblose Puppe zu Boden........
 

"HIDE!" Ein kurzer, schriller Aufschrei. Die Bettdecke von sich schon längst weggestrampelt. Aufrecht im Bett sitzend starrte Yoshiki auf das Laken, auf welchem er sich befand. Sekundenlang bewegte er sich keinen Milimeter, vergas das Athmen. Hide.....wo war er? Was war mit ihm? Ruckartig riss er seinen Kopf zur Seite, auf die Seite, wo das Nachtschränkchen stand, auf die Seite, auf der er hide auf dem Boden liegend erwartete.

Doch dort lag niemand. Keiner, auch nicht hide.

Yoshiki starrte wieder einige Augenblicke ausdruckslos auf diese Stelle. Nein, dort lag niemand. Es befand sich dort noch nicht einmal Blut. Er schloß die Augen. Spührte auf einmal das unheimliche Hämmern seines Herzen und das unnatürlich schnelle Rasen seines Pulses. Ein Alptraum. Wieder nur ein Alptraum. So glaubte er....

Das leise Knarren einer Tür war auf einmal zu vernehmen.

Yoshiki riss augenblicklich den Kopf hoch, richtete seinen starren Blick zur Tür.

Die Tür wurde langsam geöffnet und zum Vorschein kam ein rothaariges Gestrüpp in bunten Klamotten. Hide. Yoshiki brauchte einen kurzen Moment um tatsächlig zu realisieren, wen er da gerade ansah.

"Hey...." Hide trat leicht lächelnd durch das Zimmer auf das Bett und Yoshiki zu. Er trug irgendetwas behutsam in seinen Händen, welches er im nächsten Moment auf den Nachttisch abstellte.

Yoshiki betrachtete es. Es war eine Tasse. Gefüllt mit Tee.

"Hier...-Kannst du vieleicht ganz gut gebrauchen..."

Diese Worte.....

Nach mehreren Sekunden des angestrengten Nachdenkens riss Yoshiki abruppt den Kopf hoch, schaute hide angsterfüllt in die erschöpften Augen. Schon wieder? Was war das jetzt? Träumte er noch immer? Oder war er wach? War dies die Realität und das vorhin nur ein Traum? Oder würde jetzt jeden Moment das gleiche passieren wie vorhin?

Panik...unbeschreibliche und unendliche Panik kroch in Windeseile durch Yoshikis abgemagerten Körper. W a s p a s s i e r t e ? Er zitterte vermehrt, seine Augen funkelten vor lauter Tränen.

Hide nahm die erneute Panikattacke des Freundes sofort wahr. Besorgt setzte er sich zu ihm. Streichelte vorsichtig die Wange Yoshikis.

Yoshiki spührte die Hand des Freundes auf seiner Haut. Er spührte ihn, er konnte jetzt nicht sterben. "Hide....!" Schluchtzend und hilflos warf er sich hide um den Hals, weinte hemmungslos.

Hide hatte zwar absolut keinen blassen Schimmer, was in Yoshikis Kopf gerade vor sich ging, was ihm so einen erneuten Schock versetzt hatte, aber er hielt ihn trotzdem fest in den Armen, wiegte ihn leicht zur Beruhigung. "Es ist gut...ich bin da...es ist gut, keine Angst..." So lächerliche Worte...wie häufig hatte er sie in den vergangenden Tagen nun schon benutzt? Hide wusste es selbst schon gar nicht mehr. Er wusste, dass sie Yoshiki in keinster Weise auch nur einen Funken Angst nehmen konnten. Nach all denm ganzen Ereignissen. Aber er wusste mitlerweile einfach nicht mehr ein noch aus. Diese simplen, lächerlichen Worte waren so unnütz in dieser Situation, und doch das Einzige, was ihm derzeitig einfiel.

Yoshiki klammerte sich fest an hide, wollte seinen Körper ganz nah bei sich spühren, wollte spühren, dass er nicht verletzt war, dass er lebte und bei ihm war. Ein anderer Gedanke hatte momentan keinen Zutritt zu seiner Psyche. Nur nach einiger Zeit irgendwann, seine Finger griffen erneut nach dem Stoff von hides Bekleidung am Rücken, fühlte sich etwas fremdartig an. Etwas an seinen Fingern... Etwas, was bis eben noch nicht da gewesen war. Yoshiki blinzelte, hob seine Hand und lies hide somit mit dieser los-und sah Blut.

..................

Blut. An seinen Fingerspitzen. Blut. Von hides Rücken. Rotes Blut.

"Hide.....hide, verdammt......hide!", krächzte er mit erneut aufsteigender Panik. "Nein....nein, verdammt!" Das Blut an seinen Fingern konnte nicht echt sein! Es durfte einfach nicht so enden! Das ging nicht!

Hide sagte kein Wort.

Yoshiki lies ihn los, packte ihn an den Schultern und starrte ihm ins Gesicht. Er hatte Angst vor dem Blick, der ihn erwarten könnte, doch er wollte es wissen. Was hier passierte.

Hides Blick war ruhig, aber nicht entspannt. Er schaute Yoshiki zuerst nicht in die Augen, schaute nur ins Leere, hatte den Mund geöffnet, als würde er einen verzweifelten Schrei ausstoßen wollen. Doch er konnte nicht schreien. Als sein Blick Yoshikis Augen traf, sah er ihn nur traurig und verzweifelt an. Er sah Yoshikis Verzweiflung und Angst in seinen Augen und er spührte selbst eine unerklärliche Art der Verzweiflung. Aber eine für ihn bisher unbekannte Art. Und vor allem fühlte er sich mit jedem Augenblick schwereloser. Er wusste sehr wohl, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Was es war, wusste er nicht. Doch er sah, dass Yoshiki zumindest teilweise zu wissen schien, was mit ihm hier passierte. Denn Yoshikis Blick ließ keinen anderen Verdacht zu, als dass mit ihm, hide, im Moment etwas schreckliches passierte, was nicht passieren dürfte....

Dass sich das Blut über seinen ganzen Rücken ausbreitete, wusste hide nicht, das sah nur Yoshiki. Genauso wie er sah, dass hide deutlich an Kraft verlieren zu schien. Sein Blick wurde leerer, deutete nur noch auf Eins hin..... Auf das, wovor Yoshiki doch bis eben noch glaubte, dass es nur ein schlimmer Traum war. War es jetzt auch wieder ein Traum...? War es Einer....? War es Einer oder starb hide wirklich vor seinen Augen...?
 

Nun lag auch hide als zweites, unerklärliches Opfer im Krankenhaus. Gerade noch rechtzeitig, wie sich herrausstellte. Einige Minuten später, und er wäre verblutet, meinten die Ärzte. Woher jedoch die plötzlich aufgetauchten Wunden an hides Körper auftauchten, konnte sich niemand erklären. Hides Rücken und Brust wiesen mehrere schwere, tiefe Wunden auf. Durch was jedoch diese Wunden verursacht worden waren, konnte sich keiner der Ärzte erklären. Die Wunden sahen wie keinerlei andere Wunden aus, die je behandelt wurden. Niemand wusste, durch was das Aufreissen der Haut verursacht wurde. Es waren Wunden und diese waren einfach da......

Yoshiki konnte nicht mehr. Ihm flossen pausenlos nur noch Unmengen von Tränen über's Gesicht, konnte kaum eigenständig mehrere Meter gehen, war ausnahmslos am zittern, sprach fast nicht mehr-und wenn er doch was sagte, klang er erschreckend erbärmlich, heiser, schwach. Hilflos. Er hatte schon tagelang nichts mehr gegessen, war abgemagert.

"Sie zerstört euch................sie zerstört euch, um mich alleine zu haben........", schluchzte Yoshiki. "Sie schafft euch alle aus dem Weg, um mich in meiner Einsamkeit zu quälen. Denn ich bin einsam, ohne euch.........."

Toshi kniete sich zu dem auf einem Küchenstuhl sitzenden Freund, legte ihm eine Hand auf's Knie. Er wollte ihm was sagen, wollte ihm aufmunternde Worte spenden. Wollte ihm mitteilen, dass er noch nicht alleine war, dass er noch Freunde um sich hatte, die sich um ihn kümmern konnten. Doch es gelang ihm nicht. Egal was für Worte er sich in Gedanken zurechtformulierte-keines von Ihnen schien auch nur annähernd zu passen.

Yoshiki starrte nur vor sich hin. Wie schon die ganzen letzten Tage über.
 

Dunkelheit.

Tiefe, stille Dunkelheit.

Unendlich weit.

Unergründlich.

Zeitlos.

Leise, unbekannte Geräusche, und doch geräuschlos. Geräusche, die so unbekannt sind, dass man sie nicht wahr nehmen kann.

Yoshiki befand sich inmitten dieser Dunkelheit. Oder vieleicht auch am Anfang von ihr, er wusste es nicht. Er ging einige Schritte ins Nichts hinein und wusste zeitgleich noch nicht einmal, ob er sich eigentlich bewegte. Er wand seinen Kopf, erblickte aber nichts als unergründliche Dunkelheit. Oder starrte er die ganze Zeit auf ein und demselben Fleck?

Erklärlos.

Wahrnehmungslos.

Seine Sinne erhielten keine Antwort.

Keine Gegenreaktion.

...

Und irgendwann war es zu hören. Das Geräusch einer Schaukel. Nicht das Quitschen einer ungeölten Schaukel, nein, das Geräusch welches vorhanden war, wenn jemand auf einer Schaukel vor und zurück schwang. Ohne Quitschen. Ohne Knartschen. Nur der reine Luftzug, der dadurch entstand. Das war das einzig Hörbare.

Yoshiki wusste, dass er nicht weit entfernt von dieser Schaukel stand-wenn er stand. Vieleicht saß er auch. Vieleicht lag er auch. Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass die Schaukel vor ihm war und sich bewegte.

Die Dunkelheit veränderte sich, dämmerte ein wenig, ließ für das menschliche Auge genügend Sicht zu, um alles um sich herrum optisch zu erkennen.

Ein Spielplatz.

Einsam, leer, verlassen.

Völlig ruhig, bewegungslos.

Mit Ausnahme der Schaukel. Auf der Schaukel saß jemand, den Yoshiki kannte. Es war hide. Dieser saß völlig ruhig, sanft und beinahe schon zerbrechlig auf der Schaukel, schwang sachte vorwerts und rückwerts, immer und immer wieder, immer hin und her. Seine Augen schauten Yoshiki an. Es lag vollkommene Melancholie in Ihnen.

"Warum hast du das getan?" Hides Stimme war ruhig und leise, zerbrechlig.

Yoshiki blickte ihn an. "Was getan?", fragte er fast automatisch. Sein Mund war schneller als seine Gedanken.

"Warum hast du das zugelassen, hast meine Verletzungen geduldet?" Diese Augen, diese braunen, funkelnden Augen, aus denen jeder Zeit Tränen fließen konnten und so unsagbar unschuldig waren, waren unausweichlig. Seine Stimme hatte eine Art, die nicht typisch für ihn war. Sie war zu schwach. Als würde sie bei der geringsten Erschütterung zerbersten.

Yoshikis Augen wurden größer, weiteten sich ungläubig. Gab hide ihm die Schuld für seine unerklärlichen Verletzungen? Tausend Gedanken wirbelten durch Yoshikis Kopf-doch er konnte keinen Einzigen von Ihnen aussprechen. "Hide....." Er ging noch ein-zwei Schritte auf ihn zu. Jetzt konnte er wieder realisieren, dass er ging und wie weit er sich wohin bewegte.

Hide schaukelte unentwegt sachte weiter. "Warum? Warum tust du das, Yoshiki?"

Der Angesprochene verstand ihn nicht. Verstand nicht, weswegen er ihm Vorwürfe machte. Warum er ihm überhaupt Vorwürfe machen konnte. Was hatte er denn für eine Schuld?

"Du zerstörst selbst alles. Du zerstörst uns. Mich."

"Nein......das tu ich nicht..."

"Doch. Du tust es. Und du wirst selbst daran zu Grunde gehen. Warum, Yoshiki? Warum?"

"Nein...ich....." Yoshiki fielen keine Worte mehr ein. Warum sagte hide ihm soetwas? Warum warf er ihm soetwas vor?

Auf einmal lösten sich hides Hände von den Seilen der Schaukel, welche er eben noch sicher umfasst hatte. Yoshiki erlebte das Geschehniss plötzlich in Zeitlupe: In dem Augenblick, in welchem hides Hände die Seile los ließen, sich von ihnen lösten, fiel er nach hinten vom Schaukelbrett, landete im Sand unter der Schaukel, blieb dort liegen. Mit offenen Augen. Sein Körper veränderte sich. Sein Körper wurde wieder zu dem eines Kindes. Doch sein Gesichtsausdruck voller Melancholie und Enttäuschung blieb. Tränen flossen lautlos über das kindliche Gesicht. Sein unveränderter Blick war ins Leere gerichtet.
 

Warum?

Warum das?

.....Es war die gleiche Frage. Trotz Anschuldigungen, trotz Wiederspruch beider Seiten; Yoshiki und hide hatten beide die gleiche Frage gestellt.

Doch die Antwort blieb aus.
 

Nachdem Yoshiki aus diesem Traum erwachte, begann er zu weinen. Die letzte Kraft und Energie, die noch tief in ihm steckte, setzte er voll und ganz für's Weinen drauf. Er heulte laut und hemmungslos, wie ein Kind. Er weinte und schluchzte sich die Seele aus dem Leib, lag quer auf dem Bett, die Laken völlig zerwühlt, nur noch in seinem Heulkrampf vertieft.

Toshi und Pata, die ziemlich schnell auf diesen Lärm aufmerksam wurden, gelang es nicht, Yoshiki auch nur im Geringsten zu beruhigen. Egal was sie taten, egal was sie sagten.

Yoshiki reagierte nicht auf sie, reagierte auf rein gar nichts. War nur damit beschäftigt, Unmengen von heißen, verzweifelten und schmerzenden Tränen zu vergießen. Er wusste mitlerweile schon nicht mehr, wo die Grenze zwischen Traum und Realität lag. Innerlich schien die Grenze schon lange überschritten worden zu sein. Doch nicht von ihm selber. Er konnte die Träume nicht steuern, das tat jemand anderes....

Die darauffolgenden Tage jedoch passierte wieder gar nichts. Kein Alptraum, kein Anschlag auf Pata oder Toshi, nichts Beunruhigendes. Das einzig Beunruhigende war Yoshikis Zustand. Niemand hatte ihn bis zu diesem Zeitpunkt in so ausnahmslos schlechtem Zustand erblickt. Noch nicht einmal Toshi, der ihn schon fast das ganze Leben über kannte. Ihm kamen mitlerweile schon die Tränen, wenn er nur einen flüchtigen Blick auf Yoshiki warf.

Yoshiki glich schon mehr einer geschundenen Leiche, als einem Menschen. Er war auch geschunden-seelisch. Und ob er sich noch unter den Lebenden befand, vermochte er selbst schon lange nicht mehr zu beurteilen. Dafür fühlte er sich zu leer. Zu mißbraucht. Zu zerfressen.

Hide, der mit seinen mysteriösen Verletzungen noch im Krankenhaus lag, bestand auf sofortige Entlassung seiner Person, schon kurz nachdem er aus seiner Bewustlosigkeit erwacht war. Er wollte und konnte Yoshiki keine Minute alleine lassen, jetzt noch weniger den je.

Doch die Ärzte bestanden drauf, ihn noch eine Weile in ihrer Klinik zu behalten. Zu schwerwiegend waren angeblich seine Verletzungen.

Doch seine Verletzungen am halbem Körper interessierten hide überhaupt nicht. Er nahm sie schon nach geringer Zeit gar nicht mehr wahr. In Gedanken war er nur bei Yoshiki.

In der dritten Nacht, die er im Krankenhaus verbrachte, stahl er sich klammheimlich aus dem Bett, verließ das Krankenzimmer, huschte leise über die Krankenhausflure und floh zu Toshis Wohnung. Die ganze Aktion im Nachthemd.

Toshi und Pata schauten beide etwas bedebbert, als sie mitten in der Nacht hide vor Toshis Wohnungstür erblickten. Doch irgendwie war es auch wiederum klar gewesen, dass sowas oder Ähnliches kommen würde. Waren hides Sorgen doch grundsätzlich bei anderen. An sich selbst dachte er immer erst als Letztes.

Sofort begab hide sich in Toshis Schlafzimmer, trat an das Bett, auf welchem ein zerwühlter und unglaublich mieß ausschauender Yoshiki lag. Er hatte die Augen geschlossen, rührte sich nicht.

Hide blickte zu den anderen beiden. "Schläft er?"

Toshi nickte. "Er kann nicht mehr."

Wieder ließ hide seinen Blick über Yoshiki schweifen. Grauenhaft. Das war der einzige Gedanke, den er bei dem Anblick seines Freundes hatte. Yoshiki sah einfach grauenhaft aus. Wie viel Qualen konnte eine einzige Seele verkraften...? Oder war die Grenze des Verkraftens schon längst überschritten......?

Hide krabbelte sehr behutsam zu ihm auf's Bett, streichelte sanft den abgemagerten, knochigen Körper. "Ich bin und bleibe bei dir", flüsterte er ihm sehr leise ins Ohr. Ob er es hörte, wusste er nicht. Hide legte sich neben Yoshiki, legte schützend einen Arm um den Freund. Irgendwann schlief er auch ein.
 

Warme Sonnenstrahlen.

Das war das Erste, was hide am nächsten Morgen spührte. Er hatte noch die Augen geschlossen, nahm nur die sanfte Wärme auf seinem Körper war, spührte das helle Licht. Er blinzelte schlaftrunken, gähnte müde. Verwundert warf er seinen ersten Blick zum Fenster. Die Gardinen waren zur Seite gezogen worden und es schien tatsächlig die Sonne mit all ihrer Kraft und ihrem angenehmen, morgendlichem Licht ins Zimmer. Hide verstand das nicht; noch in der Nacht zuvor und auch die ganzen letzten Tage waren die Gardinen in diesem Zimmer immer zugezogen gewesen. Yoshiki hatte das gemacht. Warum, hatte er keinem gesagt.

Yoshiki.

Hides Gedanken waren blitzartig wieder voll und ganz bei seinem Freund. Er wand seinen Kopf vom Fenster weg, schaute neben sich.

Doch-nein, es lag dort kein ruhig schlafender Yoshiki. Aber etwas anderes lag dort. Hide brauchte mehrere Momente, bis sein Hirn realisiert hatte, auf was er da starrte.

Neben ihm im Bett lag eine Puppe. Aber es war nicht die Puppe, die Yoshiki diesen ganzen Alptraum bescherte, das erkannte er sofort. Ungläubig griff er nach einiger Weile nach der Puppe, nahm sie in seine beiden Hände. Diese Puppe hatte eine große Ähnlichkleit, eine viel zu große Ähnlichkeit mit........Yoshiki . . . .

Verwirrt und verunsichert blickte hide sich hektisch im Raum um. "Yo-chan?", rief er. Er wartete hoffnungsvoll auf eine Antwort.

Doch es erklang Keine.

"Yoshiki!" Seine Stimme wurde energischer, aber auch panischer.

Das konnte doch nicht wirklich wahr sein.......

Er blickte wieder die Puppe an. Sie sah haargenau aus wie Yoshiki. Und es waren nicht nur die Kleider und die Haare. Nein, die ganze Puppe hatte Yoshikis Merkmale. Die Hände, das Gesicht...ja, ganz besonders das Gesicht......

Hide blickte in die Augen dieser Puppe....in die melancholisch schauenden Augen....die so tief waren......so lebendig.............-und mit einem Mal wusste hide, dass diese Puppe Yoshiki war. Er wusste es von hier auf jetzt, seine Psyche teilte es ihm unverständlich mit und ließ keinen Zweifel zu. Es existierte in dieser Existenz keine andere Möglichkeit.

Es war so.

Unendliche Panik und Angst fraß sich augenblicklich durch hides gesammten Körper. Er spührte die Entgültigkeit dieser Tatsache. Spührte, dass Yoshiki aus diesem Gefängnis nie wieder herraus kam. Nie mehr.

Tränen füllten in Windeseile seine Augen, er konnte seinen verstörten Blick nicht von der Puppe in seinen Armen reissen. Die Augen, Yoshikis Augen, waren starr und unbeweglich, wie nur Puppenaugen sein konnten. Aber er sah das noch existierende Leben in Ihnen. Das Leben, welches in einer Grausigen Hülle gefangen gehalten wurde.

Krampfhaft und voller nicht verstehenwollender Panik presste hide die Puppe fest an seine Brust. "YO-CHAAAAAN!!!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-12-27T01:53:39+00:00 27.12.2006 02:53
uuuaaragh...ich hab Gänsehaut und muss gleich schlafen gehen...*zitter*

super geschrieben! Auch die Idee mit der Yoshiki Puppe! Klasse!
Von:  sindaze
2005-02-06T19:36:20+00:00 06.02.2005 20:36
Wow! O.O Das ist ja echt Wahnsinn! Ich kann es nicht oft genug sagen: Du schreibst einfach unvergleichbar erstklassig!!! *standigovation* *klatschklatsch* Das ist wirklich filmreif!
Ich finde es echt unbeschreiblich gut, wie du das alles so bildhaft schreibst. Jede Einzelheit ist genau umschrieben und doch hält das den Fluss der Geschichte keinesfalls auf... einfach nur bewundernswert! *altarfürdichbau* ^^
"Hideschaaazz~....." *säusel* xDDDDD Das war cool, kann ich mir nicht verkneifen... das hat die Geschichte ein wenig aufgelockert und dem Leser meines Erachtens eine kleine Pause zum Verschnaufen gegeben. Mit deiner unbändigen Fantasie muss man ja auch igendwie fertig werden -.~... Ich fand auch den Einfall einfach genial, dass sich keiner erklären kann, was das für Wunden sind und selbst die Ärzte keine Erklärung dafür finden. Als AkteX-Fan gefällt mir sowas natürlich besonders ^^° !
Auf jeden Fall einsame Spitze, muss ich sagen *immernochapplausklatsch* *schonrotehändebekomm* ^___^
Weiter so! *nodnod*
Von:  Enah
2004-11-04T12:49:53+00:00 04.11.2004 13:49
HEY, nicht aufhören!!!

Verdamt noch mal, tu irgendetwas! Du kannst die Beiden doch nicht so sehr leiden lassen.
Trotzdem, die Story ist endgeil und ich würde sie immer wieder lesen *kräftig nicken tu*
Du hast deine ganz eigene Art Dinge glaubhaft zu machen. Deine FF ist richtig lebendig.
Du hast eine klasse Fortsetzung geschrieben und ich hoffe, der nächst Teil kommt auch bald *ganz stark hoffen tu*

ChuChu Enah
Von:  rei_negishi
2004-11-01T21:09:57+00:00 01.11.2004 22:09
Diese FF ist einfach der Hammer.
Das Ende hatte ich so gar nicht erwartet...war es überhaupt schon das Ende? Ich hoffe mal nicht!
Mittlerweile interessieren sich auch immer mehr Leute für diese FF. Irgendwie scheine ich meine Banknachbarn in der Schule damit anzustecken *eg* -> der unberechenbare green-psyche-Virus XD
Nu denn, großes Lob an dich (^^)b
Gruß Rei
Von: abgemeldet
2004-10-10T09:50:18+00:00 10.10.2004 11:50
OoO
Das erinnert mich erstens teilweise an 'Nightmare on Elmstreet' und zweitens an 'Hexen-Hexen'
Von der Story her aber echt gut...man wird ziemlich depressiv....tja das kommt davon, Yoshiki hat zu leicht aufgegeben und überhaupt nicht gekämpft!
Von: abgemeldet
2004-10-08T13:32:48+00:00 08.10.2004 15:32
;___; Armes Yochan... aber auch armer Rest... besonders hide T__T
Ich bin auch froh das es noch hell ist... so sehr hab ich mich nichtmal bei ES gegruselt. >.<
Gibt es noch einen Teil? O.o oder is es jetzt Ende?
Echt gruselig und traurig zugleich >___<b
Von: abgemeldet
2004-10-08T13:29:09+00:00 08.10.2004 15:29
hm, mehr drama und tragik als horror diesmal.....
ich frag mich auch grad wieviel eine menschenseele allein an schmerz vertragen kann ;_; *mit yoshiki fühlt*... armer yo-chan...
armer hide...
oh gott ._.
der wird doch nie wieder lachen können... oder immer mit der puppe rumrennen...
aber das gibt auch ne logische erklärung ^^... gott sei dank... sonst hätte die puppe nr. eins von natur aus böse sein müsse.. und an sowas kann ich nicht glauben ^^'''
armer yoshiki ._. *flausch*
Von: abgemeldet
2004-10-08T08:42:20+00:00 08.10.2004 10:42
Oh.Mein.Gott! Ich bin froh das es noch hell drausen ist und ich erst zur Schule gehen werde! Ich hoffe doch sehr stark das der nächste Teil nicht lange auf sich warten lässt?!
Zudem find ich manche Sachen echt niedlich... Auch wenn das Wort für die Situation unpassend ist. Ich find hides Reaktioen immer toll... Ähm... Schmerz ohne T dazwischen. ^.-


Zurück