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Der Anfang vom Ende

von

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Visionen bewahrheiten sich

"Mum? Dad?", fragte Hermine erschrocken und sah sich mit weiten Augen um. Doch da war niemand. Fragend blickte sie Harry an. "Wärst du einverstanden, wenn wir noch zwei Gedecke mehr auf den Tisch stellen?" Und mit einer leichten Bewegung seines Arms in die Richtung, aus der die Stimmen zu kommen schienen, hob Harry die Tarnung von Hermines Eltern auf. Mit Freudentränen in den Augen lief Hermine auf ihre Eltern zu und zog beide gleichzeitig in eine Umarmung. "Hey, wir freuen uns auch dich zu sehen!", drückte ihre Mutter sie fest an sich. "Ich habe euch so vermisst!", sagte Hermine leise, während sich die Tränen unaufhaltsam ihren Weg bahnten. Auch für ihre Mutter war es unmöglich, ihre Tränen zurückzuhalten.

"Wenn wir gewusst hätten, dass du für Harry etwas Besonderes geplant hast, wären wir natürlich nicht mitgekommen!", lächelte ihr Vater. Hermine sowie auch Harry liefen dank dieser Anspielung rot an.

Hermine sah ihren Verlobten liebevoll an, bevor sie sich wieder zu ihren Eltern umdrehte und sich nochmals in die Arme nehmen ließ.
 

Harry wollte das kleine Wiedersehen zwischen Hermine und ihren Eltern nicht stören. Mit einer Handbewegung über den Tisch ließ er noch zwei weitere Gedecke erscheinen und entfernte sich leise von ihnen. Auch wenn er sich für Hermine freute, tat es ihm weh - er wollte es nur nicht zugeben. Er hatte zwar in den Weasleys, die ihn immer wie einen Sohn behandelt haben, in den letzten Jahren eine Familie gefunden, doch trotzdem hätte er auch gern gewusst, wie es ist seine wirkliche Familie zu umarmen.

Harry stand schon an der Treppe, die zum zweiten Stockwerk führte, als er Hermine aus dem Esszimmer seinen Namen rufen hörte: "Harry?" Der Gerufene schloss seine Augen und atmete tief durch. "Ich bin hier!", antwortete er und drehte sich wieder um.

Hermine folgte seinem Ruf und nur wenige Sekunden später war sie bei ihm. Mit noch immer nassen Augen stand sie vor ihm und wusste nicht so recht wie sie sich verhalten sollte. Er wirkte so bedrückt, aber warum? "Harry, ist alles in Ordnung mit dir?"

Harry blickte in ihre fragenden Augen, in denen er Sorge erkennen konnte. Gefühlvoll nahm er ihr Gesicht in beide Hände. Ein sanfter Kuss auf ihre weichen Lippen und "Du brauchst dir um mich keine Sorgen machen! Ich bin nur ein wenig angeschlagen und ausgelaugt", ließen sie wieder etwas beruhigter wirken. "Ich wollte mich nur frisch machen und etwas..." Er sah sie von oben bis unten an und Verlangen spiegelte sich in seinen Augen wieder. "...Passendes anziehen. Obwohl", lächelte er verschmitzt, "neben dir jeder verblassen würde, egal was er anhätte." "Charmeur! Ich wette, das sagst du zu jeder Frau", erwiderte Hermine und musste dabei ein Grinsen unterdrücken. "Zu fast jeder!", entgegnete Harry und nahm sie in den Arm. "Das was ich nur dir sagen würde, erfährst du heute Nacht."

"Danke, das du das für mich getan hast!", fuhr Hermine ihm mit ihren Fingern durchs Haar. "Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist. Du musst schon genug..." Hermine hatte ihre Finger auf seine Lippen gelegt und schüttelte leicht ihren Kopf. "Wenn du bei mir bist, bin ich immer glücklich!" Oh, dieser Satz! Wieder kamen Schuldgefühle in ihm auf. War sie wirklich glücklich? Immerhin hat sie ihr ,Leben' für ihn aufgegeben.

Harry hatte ihr bis jetzt nur wehgetan und sie belogen. Er war zu feige, um ihr die Wahrheit zu sagen. ,Feige' Bei dem Gedanken musste er innerlich auflachen. Er, Harry Potter, war die letzte Hoffnung für die Zauberwelt, das hatte man ihm oft genug gesagt. Seine Aufgabe war es, Voldemort zu vernichten, damit jeder ,glücklich' und in Sicherheit leben konnte. Doch hatte er seine Aufgabe noch nicht erfüllt. Nicht mal ansatzweise. Nicht mal einen Kratzer hatte er ihm zugefügt. Dafür aber Voldemort ihm. All dies zeigte Harry, wie schwach er eigentlich war - wie schwach er sich vorkam.
 

Harry und Hermine hatten nicht mitbekommen, dass sie beobachtet wurden. Die Grangers waren stolz auf ihre Tochter. Stolz darauf, wie sie mit der ganzen Situation umging, wie sie zu Harry hielt. Aber sie tat ihnen auch mehr als leid. Sie hatte sich so viel vorgenommen und noch nichts davon erreicht. Was hatte sie ihnen alles erzählt? Sie wollte Jura studieren und B.ELFE.R weiter entwickeln. Das alles hatte sie für nur einen Mann aufgegeben, für den Mann, den sie über alles liebte.

"Wenn ihr beide allein sein wollt, verstehen wir das!", sagte Hermines Mutter und ihr Vater pflichtete seiner Frau mit einem Nicken bei. "Ihr habt schon so wenig Zeit für einander, nutzt euer Wochenende." Sie waren beruhigt, dass es ihrer Tochter gut ging - körperlich jedenfalls. Wie es ihr seelisch ging, vermochten sie nicht mal zu ahnen. Zu gut hatte Hermine sich verstellt. Aber wie lange würde sie das noch durchhalten?

"Nein, bitte bleiben Sie! Sie haben ihre Tochter schon eine Weile nicht gesehen. Unser Wochenende können wir immer noch nachholen", bemerkte Harry. "Geh mit deinen Eltern ins Esszimmer, ich bin gleich bei euch!", wandte Harry sich an Hermine und gab ihr einen liebevollen Kuss.
 

Hermine kam Harrys Wunsch nach und führte ihre Eltern zurück ins Esszimmer. "Ich freue mich so, dass ihr da seid. Ich weiß gar nicht, wie ich Harry das danken soll", sagte Hermine überglücklich, als ihre Mutter sie in den Arm nahm. "Harry weiß, dass du ihm dankbar bist. Er liebt dich! Und er will dir damit auch zeigen, wie dankbar er dir dafür ist, dass du das alles für ihn tust."
 

"Nein, bitte nicht jetzt!", stöhnte Harry. Schwankend stand er im Schlafzimmer vor dem Schrank. Bilder wie Hermine tot vor ihm auf dem Boden lag, traten ihm vor Augen, Bilder die er nicht abschütteln konnte. Immer deutlicher wurden sie. Er drehte sich um und hielt seinen Kopf mit beiden Händen. Langsam rutschte er am Schrank zu Boden und blieb in der Hocke sitzen.

Was hatte er ihr nur angetan? Womit hatte sie so etwas verdient? Sie würde alles für ihn tun, das hatte sie bereits mehr als bewiesen. Warum hatte er ihr nicht die Wahrheit gesagt, sie über die Prophezeiung aufgeklärt? War es vielleicht schon zu spät? Und wenn er ihr von der Prophezeiung erzählen würde, was würde dann geschehen? Würde sie noch bei ihm bleiben, zu ihm stehen, waren seine Sorgen. Wie würde sie es aufnehmen? Er hatte es ihr schon zu lange verschwiegen, sie zu lange belogen. Den ,richtigen' Zeitpunkt hatte er schon längst verpasst.

Egal wann er es ihr sagen würde, er könnte nichts daran ändern. Hermine würde seinetwegen sterben - dies hatte er oft genug gesehen. Dumbledore hatte mal gesagt, dass Visionen verhindert werden können. Doch wie stark müsste ein Mensch sein, um diese Vision zu verhindern? Harry kam sich im Moment alles andere als stark und mächtig vor. Das er die letzte Hoffnung sein soll, klang in seinen Ohren lächerlich. Seinetwegen war die Zauberwelt verloren, machte er sich zum Vorwurf. Voldemort würde weiter morden, jeden vernichten, der sich ihm in den Weg stellt. Harry hatte keine Ahnung, wie er all das verhindern sollte. Seine Versuche Voldemort zu vernichten blieben bisher ohne Erfolg. Laut Prophezeiung soll Harry eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt. Doch er kannte sie selbst noch nicht! Wie um Himmelswillen sollte er die Erwartungen erfüllen, die an ihn gestellt wurden?
 

Das Essen welches Hermine zubereitet hatte, schmeckte köstlich. Gern hätte Harry mehr probiert, doch er konnte nicht mehr. Er war so was von satt.

"Wie war überhaupt dein Gespräch mit Fudge?", fragte Hermine nachdem Harry den Tisch abgeräumt hatte. Harry verzog seinen Mund. "Das willst du nicht wirklich wissen!" Da hatte er sich aber getäuscht. Natürlich wollte Hermine wissen, was Fudge ihm so hübsches an den Kopf gedonnert hat. Hätte sie sonst gefragt? "Es interessiert mich, aber wenn du es nicht sagen darfst, kann ich es durchaus verstehen." Harry lächelte sie verschmitzt an. "Er ist sauer, aber wie!" Für diesen Satz erntete er entsetze Blicke von Hermine. "Er dachte, mich aus der Reserve locken zu können, doch da hatte er sich geschnitten. Ich bin ruhig geblieben und das hat ihn nur noch wütender gemacht. Teilweise war es doch recht amüsant." "Und was hat er dir an den Kopf geworfen?", fragte Hermine weiter. Sie hatte das Gefühl, dass Harry sich um eine richtige Antwort drücken wollte. "Er meint, dass ich es nicht wert sei ein Auror zu sein und dass er seine Entscheidung, mich eingestellt zu haben, bereits mehr als bereuen würde. So in etwa jedenfalls." "Was heißt: ,So in etwa'?" "Na ja, ich meine damit, dass er noch mehr gesagt hat, aber eigentlich alles auf dasselbe hinausläuft. Er hält mich für unfähig, dabei hat er Angst vor mir." Harry erzählte ihnen alles, außer das was Fudge über Hermine gesagt hatte.

"Er will dich ins Gefängnis bringen? Der hat sie doch nicht mehr alle! Warum will er..." "Das fragen wir uns auch", wurde Hermine von Harry unterbrochen. Auch die Grangers hörten aufmerksam zu. "Wir nehmen an, dass er entweder mit Voldemort zusammenarbeitet oder zumindest von ihm manipuliert wird. Besser wäre für uns natürlich, wenn er freiwillig auf seine Seite gewechselt hätte, dann wüssten wir woran wir bei ihm sind und könnten gezielter gegen ihn vorgehen." "Kann diesen Mann - wie heißt er gleich noch mal? Vol..." "Voldemort", verbesserte Hermine ihre Mutter. "Genau, kann ihn denn niemand aufhalten?" "Anscheinend nicht, wir haben jedenfalls noch nichts gefunden, was ihn aufhalten könnte." "Harry", meldete sich Mr Granger, "du musst vorsichtig sein! Wenn dieser Minister tatsächlich versucht... Harry?" "Harry!" Hermine legte ihre Hand auf seine Schulter. "Harry, hörst du mich?" Er antwortete nicht. Er schien sie wirklich nicht zu hören, nicht mal wahrzunehmen. Abwesend saß er am Tisch und sein Blick wirkte glasig. "Was hast du?", begann Hermine ihn zu schütteln. Harry verzog keine Miene. Einen Augenblick später fing Harry an seinen Kopf zu schütteln und seine Augen zusammenzukneifen. "Harry, komm wieder zu dir!", bat Hermine und nahm sein Gesicht in beide Hände, so dass er sie ansehen musste. Er sah aus, als wenn er mit seinen Gedanken in einer völlig anderen Welt wäre.

"Harry, sieh mich an! Harry, du sollst mich ansehen!" "Was?", erwachte Harry wieder aus seiner Trance. Er schien aufgeregt zu sein. Hastig sah er sich im Esszimmer um. Was war nur passiert? "Harry, was war mit dir los?" Er überlegte einen Moment und sah in das ängstliche Gesicht seiner Hermine. "Es war nichts, Hermine, ich habe nur über etwas nachgedacht und war dabei wohl etwas abwesend", log Harry. Seine Ausrede für sich selbst war mal wieder, dass er Hermine nicht noch mehr beunruhigen wollte. Doch das er damit genau das Gegenteil hervorrief, schien er nicht zu bemerken. Oder wollte er es nicht bemerken? Zu sehr hatte er sich in seiner Spur festgefahren. Da Hermine ihn immer noch ängstlich ansah, schenkte er ihr ein liebevolles Lächeln und gab ihr einen sanften Kuss. "Mit mir ist wirklich alles in Ordnung, mir geht es gut! Vielleicht ein wenig müde, aber sonst ist alles bestens!" Zufrieden gab Hermine sich mit dieser Antwort nicht, aber sie wusste, dass sie von Harry nicht mehr erfahren würde. Er hatte noch nie freiwillig seine Schwächen gezeigt und würde es mit Sicherheit auch niemals tun.
 

Es war mittlerweile schon nach 22 Uhr. Die vier hatten gar nicht bemerkt wie schnell die Zeit vergangen war. "Hermine, was hältst du davon, wenn du deinen Eltern das Zimmer zeigst in dem sie schlafen werden? Und sicherlich möchten sie auch den Rest des Hauses sehen. Du gehst mit ihnen nach oben und ich mache uns frischen Tee. Wenn du deinen Eltern alles gezeigt hast, treffen wir uns im Wohnzimmer wieder." "Gut Idee!", rief Hermine. "Kommt, es wird euch gefallen! Es gibt sogar ein Musikzimmer! Der Flügel ist wundervoll!" Hermines Augen strahlten wieder, was ihre Mutter zufrieden nicken ließ. "Aber den Tee bitte normal kochen!" "Natürlich, Mrs Granger, alles was Sie wünschen!" Lachend machte sich Hermine mit ihrer Mutter und ihrem Vater auf den Weg, ihnen ihr Zimmer und anschließend den Rest des Hauses zu zeigen. Harry hatte es geschafft, Hermine abzulenken. ,Wann hört das endlich auf?', fragte sich Harry und dachte an die Bilder, die er noch vor wenigen Minuten ertragen musste. Es waren wieder Bilder von Tod und Elend. Wieder einmal hat er gesehen was passiert, wenn er stirbt und die Prophezeiung sich zu Gunsten des Dunklen Lords erfüllt. Wie lange würde er dies noch ertragen ohne durchzudrehen?
 

So wie es der Wunsch von Hermines Mutter war, bereitete Harry den Tee ohne Zauberei zu. Vier Tassen und eine Kanne brachte er ins Wohnzimmer. Gerade noch rechtzeitig konnte er das Tablett auf dem Tisch abstellen. Ohne Vorwarnung brach erneut eine Vision über ihn ein. Es war bereits die dritte an diesen Abend. Wo sollte das noch hinführen? Es war aber nicht irgendeine seiner bereits zahlreichen Visionen, sondern genau DIE. Das sich diese Vision bewahrheiten würde, davor graute ihm am meisten. Das zu verlieren, was ihm am Wichtigsten ist. Immer stärker wurde die Vision und immer mehr verlangte sie von ihm ab. Wie bei jeder, die er durchleben musste, konnte Fawkes ihm auch diesmal nicht helfen.

Abermals spürte Hermine, dass es Harry nicht gut ging. Krampfhaft hielt sie ihre Kette fest und starrte mit weiten Augen ihre Eltern an. "Liebes, was hast du?", fragte ihre Mutter unruhig. Die pure Angst konnte sie in den braunen Augen ihrer Tochter erkennen. "Harry" Ganz dünn kam dieses Wort über Hermines Lippen, doch drückte es alles aus, was sie gerade fühlte - Entsetzen. Auch wenn Hermine es nur ganz leise gesagt hatte, ihre Mutter ahnte, dass etwas mit Harry nicht stimmte. Ohne weiter auf ihre Eltern zu achten, lief sie an ihnen vorbei aus der Bibliothek, in der sie sich gerade befanden, in Richtung Wohnzimmer, in dem sie Harry vermutete. Fragend sah Mr Granger seine Frau an, bevor beide ihrer Tochter folgten. Was, welches Bild würde die Grangers im Wohnzimmer wohl erwarten?

Hermine blieb abrupt stehen. Harry kniete auf dem Boden und schien unvorstellbare Schmerzen zu haben. Trotzdem kamen nur wenige Laute über seine Lippen - meist nur ein Stöhnen oder ein leises Keuchen. Immer und immer wieder durchlitt er dieselbe Vision. Wie oft, konnte er nicht mehr sagen. Seinen Verstand hatte er ausgeschaltet. Er konnte eh nichts dagegen unternehmen, nur abwarten, bis es endlich vorbei sein würde.
 

Mit weiten und entsetzen Augen traten die Grangers an ihre Tochter heran. Bestürzung, Erschrockenheit, Fassungslosigkeit - was das richtige Wort für diesen Anblick von Harry war, vermochten sie nicht zu sagen.

Hermines Vater wollte auf Harry zugehen, um ihn aufzuhelfen, doch seine Tochter hielt ihn zurück. "Nicht, Dad, wir können nichts daran ändern!" "Aber..." "Dabei können wir ihm nicht helfen." Kopfschüttelnd und mit Tränen in den Augen sah sie ihren Vater an, bevor sie selbst auf ihren Verlobten zuging.

"Harry, hörst du mich?", fragte sie leise. Nichts, keine Antwort. "Harry, ich bin es, Hermine!" Nur noch ein oder zwei Schritte war sie von ihm entfernt, als er plötzlich aufsah. Doch was sie dann sah, ließ sie aufschreien, was sie wiederum versuchte mit ihrer Hand zu unterdrücken. Wie schon einmal - an Harrys Geburtstag - war nichts außer dem Weiß in seinen Augen zu sehen.

Hermine wollte sich zu ihm auf den Boden setzten, doch ließ Harry es nicht zu. Mit seiner ausgestreckten Hand hinderte er sie daran, ihm zu helfen. Aber warum? Warum nahm er ihre Hilfe mal wieder nicht an? Sie wollte doch nur bei ihm sein, ihm zur Seite stehen!

"Nein, nicht schon wieder!", schrie Harry und kippte zur Seite. Sich vor Schmerzen krümmend, blieb er liegen. Er ließ den Schild, welchen er um sich herum aufgebaut hatte, fallen. Seine Kräfte schienen aufgebraucht zu sein. Mit allerletzten Reserven versuchte er sich aufzusetzen, was ihm aber nur teilweise gelang. Hermine sank neben ihm zu Boden und nahm ihn in den Arm. "Harry, ich bin bei dir", flüsterte sie.

Harry verlor sein Bewusstsein und der Kopf fiel ihm nach vorn. Vorsichtig zog Hermine diesen zurück und lehnte ihn an ihre Schulter. "Wir schaffen das, ich helfe dir so gut ich kann!", raunte sie leise, während sie langsam - Harry sicher in ihren Armen - vor und zurück wippte. Sie fühlte sein Herz unter ihre Hand rasen. Er musste Todesängste ausgestanden haben.

Mr und Mrs Granger beobachteten, wie liebevoll sich Hermine um Harry kümmerte. Doch konnten sie nicht sehen, was in ihrer Tochter vorging. Sie sahen nicht ihre Ängste, die drohten die Oberhand zu erlangen. Wie viel Selbstbeherrschung hatte Hermine?

Immer noch wiegte sie Harry vor und zurück, während sie ihm sanft übers Haar streichelte und liebevolle Worte in sein Ohr hauchte.

"Hermine?", fragte ihre Mutter. "Fawkes?", rief Hermine, ohne auf ihre Mutter zu achten. Nur Sekunden später vernahmen sie eine wundervolle beruhigende Melodie. "Bring Harry bitte noch oben, ich komme sofort nach!"
 

"Hermine, was war das?", fragte ihr Vater entsetzt. "Was ist da eben mit Harry passiert?" "Es tut mir leid, dass ihr das eben mit ansehen musstet!", entgegnete Hermine ohne ihren Vater dabei anzusehen. Sie saß noch genau an der Stelle, an der zuvor Harry in ihren Armen gelegen hatte.

Langsam ging ihre Mutter auf sie zu und hockte sich neben sie. "Ist mit dir alles in Ordnung, Liebling?" "Er hat diese Visionen ständig, und wir können ihm dabei nicht helfen. Er tut so viel für uns, doch wir... Selbst Fawkes ist machtlos", sah Hermine mit nassen Augen auf. "Habt ihr seine Augen gesehen?" Stumm nickten ihre Eltern. Auch sie haben nichts mehr von dem leuchtenden Smaragdgrün in Harrys Augen gesehen. "Ich liebe Harry so sehr, ihm darf nichts passieren! Ich will ihn nicht verlieren!" Zitternd stand sie auf und musste von ihrer Mutter gestützt werden. "Er verschweigt mir etwas. Alle anderen scheinen es zu wissen, NUR ICH NICHT!" Tröstend wurde Hermine von ihrer Mutter in den Arm genommen. Auch wenn sie nicht wusste um was es ging, sagte sie: "Er wird seine Gründe dafür haben, vertrau ihm!"

"Was sind das für... Visionen, die Harry durchmachen muss und wogegen keiner was tun kann?", kam ihr Vater auf beide zu. Unsicher, ob sie es ihren Eltern erzählen sollte, sah sie sie an. Wie würden die beiden es aufnehmen? "Harry hat schon seit seinem siebten Schuljahr Visionen. Als ich am Ende des Schuljahres mit ihm allein war, habe ich etwas gesehen, was sicherlich nicht für meine Augen bestimmt war." "Nicht für deine Augen bestimmt? Was meinst du damit?", wollte Mr Granger wissen. "Du hast ihm doch nicht etwa nachspioniert?!" "Nein, Dad, wir haben uns geküsst, und da habe ich durch seine Augen gesehen, was er den Moment durchlebt hat." "Du hast eine seiner Visionen gesehen?" Ihre Mutter sah sie erschrocken an. Hermine nickte und überlegte, ob sie weiter erzählen sollte oder nicht. "Sagst du uns, was du gesehen hast?", unterbrach ihr Vater ihren Gedankengang. Zögernd sah sie abwechselnd von ihrer Mutter auf ihren Vater. "Darfst du es uns nicht erzählen?" Schulterzuckend wandte Hermine ihren Blick nach oben. Für einen Moment sagte niemand etwas und die Grangers bemerkten, dass ihre Tochter mit sich rang. "Harry lag tot auf der Erde und Blut lief aus seiner Narbe", redete sie plötzlich weiter. "Das ist aber nicht alles!" Hermine wollte es schnell hinter sich bringen. "Er hat mich sterben sehen." Diese nicht gerade erfreuliche Neuigkeit trieb Hermines Mutter die Tränen in die Augen. "Er hat was?!", versuchte sie ihre Fassung zu behalten. Ihr Mann nahm sie tröstend in den Arm. Der Schock, den seine Tochter ihm gerade verpasst hatte, war nicht zu übersehen. Beide versuchten sich gegenseitig Halt zu geben. "Er hat gesehen, wie Voldemort mich umbringt. Und nicht nur mich! Außerdem hatte er eine Vision über seinen Tod, und auch Visionen darüber was danach geschehen wird."

Am liebsten hätten die Grangers ihr einziges Kind sofort mit nach Hause genommen, doch sie wussten von Albus Dumbledore, dass sie außer in Hogwarts nirgends wirklich sicher war. Aber auch von Harry hatten sie noch vor wenigen Stunden gesagt bekommen, dass dieses Haus - Phönixcastle - und der Grimmauldplatz mit die sichersten Orte wären.

"Mum, Dad, Harry wird nicht sterben, und ich auch nicht! Niemand wird es! Visionen können verhindert werden, sie warnen uns. Harry wird es schaffen! Er hat so viel Macht, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen." "Warum will dieser Vold... Egal! Warum will dieser Mann Harry eigentlich umbringen?" Immer neugieriger wurde ihr Vater.

"Hmm, aus Rache? Das sagt Harry jedenfalls. Aber es hat irgendetwas mit dieser Prophezeiung zu tun, das hat er Ron und mir sogar erzählt. Aber was sie besagt, will er mir nicht sagen." "Und du glaubst jeder kennt sie, nur du nicht?" "Ich glaube es nicht nur, ich weiß es! Und das ist es, was mich so ärgert. Wir sind verlobt und er hat nichts..." Hermine stoppte und sah in die weiten Augen ihrer Eltern. "Verlobt?", kam es von beiden gleichzeitig. Schuldbewusst sah Hermine zu Boden. "Ich hatte noch keine Gelegenheit es euch zu sagen. Ich hätte euch wirklich noch..." Das was sie wirklich noch..., sollten ihre Eltern nicht mehr erfahren. Hermines Worte wurden von einer Umarmung ihrer Mutter erstickt. "Ihr seid nicht sauer?" "Warum sollten wir? Auf was für Ideen kommst du nur?", nahm nun auch ihr Vater sie in den Arm. "Geh zu ihm, wir reden später weiter! Harry braucht dich!"
 

Vorsichtig, um Harry nicht zu wecken, legte Hermine sich neben ihm aufs Bett. Mit einem Lächeln beobachtete sie Harry - es ging ihm gut, das war das Wichtigste. Wie von allein ging ihre Hand auf Harry zu und gefühlvoll streichelte sie ihm über die Wange. "Ich liebe dich!"

"Ich liebe dich auch, Hermine!" "Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht wecken. Ich..." "Machst du dir etwa Vorwürfe, weil du mich so sanft aus dem Schlaf geholt hast?", lächelte Harry. Seine Stimme klang noch sehr schwach. Selbst bei diesen wenigen Worten musste er mehrmals stoppen. "Kann ich etwas für dich tun?", fragte Hermine Harry und gab ihm einen zärtlichen Kuss, den er kaum merklich erwiderte. Das Gefühl, welches Hermines Lippen auf seinen hinterließen, wollte er nie wieder missen. Ein dankbares Lächeln schlich sich über sein Gesicht. "Nein, Hermine, du tust schon so viel für mich! Bleib bei mir und halt mich fest - halt mich einfach nur fest!"

Hermine kam Harrys Wunsch nach und nahm ihn in eine Umarmung. Ihn fest an sich gedrückt, sagte sie: "Ich bleibe für immer bei dir!" Sie strahlte eine unbeschreibliche Wärme und aufflammende Hoffnung aus. Dieses Gefühl kam ihm mehr als nur bekannt vor. Fawkes hinterließ ebenfalls dieses Gefühl in ihm, wenn er jegliche Hoffnung verloren hatte. Doch wie konnte es möglich sein? Es war zwar nicht so stark wie das vom Phönix, aber es war zu spüren und äußerst angenehm.

Hermines Nähe und Fawkes sorgten dafür, dass Harry ruhig einschlief.
 

Gemeinsam mit ihren Eltern saß Hermine im Wohnzimmer und unterhielt sich über das, was zuvor geschehen war, als Remus auf dem Flur apparierte. "Harry?", rief er und sah sich um. "Harry, wo steckst du? Warum meldest du dich nicht? Hermine?" Hermine trat mit roten und müden Augen aus dem Wohnzimmer. "Hermine, wo ist Harry? Tut mir leid, dass ich euch stören muss, aber Tonks...", begann Remus sein plötzliches Erscheinen zu erklären. Erst als Hermine direkt vor ihm stand, bemerkte er, dass etwas nicht stimmen konnte. "Was ist passiert, Hermine? Wie siehst du aus?" Hermine wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht. "Harry... Er hatte wieder eine seiner Visionen. Es war grauenvoll, Remus!" "Wo ist er jetzt?", fragte er sichtlich geschockt. Hermine wirkte verzweifelt. "Darf ich?" Sie nickte niedergeschlagen, bevor ihr einfiel, dass Remus etwas von Tonks gesagt hatte. "Remus, was ist mit Tonks?", fragte sie, während beide die Treppen hochstiegen.

"Wir sind in einen Hinterhalt geraten und Tonks wurde dabei schwer verletzt. Wir brauchen Harry und Fawkes, damit sie überlebt." Entsetzen trat auf Hermines Gesicht. "Eine Falle, und Tonks wurde verletzt?"

Harry schlug die Augen auf und setzte sich kerzengerade ins Bett, nur um gleich wieder nach hinten zu fallen. Immer noch hatte er nicht genügend Kraft. Wie oft musste er diese Vision durchlebt haben, dass es ihn so sehr geschwächt hat? Fawkes hatte es bis jetzt immer geschafft, dass Harry bereits nach wenigen Minuten wieder bei Kräften war. Noch nie hatte es länger als eine halbe Stunde gedauert, doch jetzt zeigte die Uhr mittlerweile nach eins an.

Besorgt lief Hermine zu ihm. "Ganz ruhig, Harry!", versuchte sie ihn zur Ruhe zu bringen. "Was ist passiert?", fragte Harry und versuchte sich mit Hermines Hilfe erneut aufzusetzen. Remus trat ans Bett: "Wir hatten erfahren, dass Todesser erneut Muggel angegriffen haben, nur leider war es eine Falle. Als wir ankamen, waren alle Muggel bereits tot. Das blanke Entsetzen stand auf ihren bleichen Gesichtern. Wir wollten gerade nachsehen ob es noch Überlebende gab, da haben uns die Todesser angegriffen. Sie waren uns zahlenmäßig weit überlegen und hatten uns schnell eingekreist. Ein Antiapparationszauber hatte es unmöglich gemacht zu disapparieren. Wir saßen fest." Remus stoppte. Der Gedanke an das, was er den beiden gleich erzählen würde, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Immer wieder sah er dieses Bild. "Mehrere Todesser - ich weiß nicht genau wie viele es waren, vielleicht acht oder neun - haben Tonks angegriffen und gleichzeitig mit Flüchen gefoltert. ,Potter, komm, wo steckst du? Rette deine armseligen Freunde!', riefen sie." "Warum habt ihr mich nicht gerufen?", fragte Harry ärgerlich. "Ich hätte euch helfen können! Ihr habt..." "Wir haben dich gerufen, sogar mehrmals", verteidigte sich Remus, "doch du hast nicht geantwortet. Nur durch den Fehler eines Todessers konnten wir uns befreien. Wer weiß, wie es sonst ausgegangen wäre! Sie kamen aus allen Richtungen!" "Ich habe nichts gespürt, gar nichts", entgegnete Harry wahrheitsgetreu, doch verstand er nicht warum. Harry hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Er fing an zu würgen und immer schneller wurde seine Atmung. Er hatte seine Freunde im Stich gelassen, ging ihm durch den Kopf. Einfach Voldemort und seinen Todessern überlassen. "Harry, ganz ruhig atmen! Harry, hörst du mich? Beruhige dich doch wieder!", flehte Hermine und strich ihm über den Rücken. "Warum habe ich euch nicht gehört? Verdammt, warum nicht? Während ich hier im Bett gelegen habe, habt ihr..." "Harry, hör endlich auf und beruhige dich! Wenn du sagst, du hast uns nicht gehört, dann glaube ich dir das auch. Mach dir bitte keine Vorwürfe!" "Aber...", wollte Harry dagegen reden, als Remus ihm über den Mund fuhr. "Nichts ,aber'", sagte er entschieden. "Sieh dich an, du siehst aus, als wenn dich jemand mit Flüchen eingedeckt hätte!" Harry wollte nicht glauben, was Remus ihm eben erzählt hatte. Das alles war mal wieder nur seinetwegen passiert!

"Wo ist Tonks, und wie geht es ihr?" Harry kratzte jegliche Kraft zusammen und stand auf. "Sie ist im St. Mungo und ihr geht es alles andere als gut. Wir brauchen dringend deine Hilfe. Die Heiler haben die äußeren Wunden geheilt, aber... Sie meinten, dass sie in einer Art Koma liegt und nicht wieder aufwachen wird. Laut den Heilern können wir froh sein, dass sie überhaupt noch atmet. Ihr Gehirn ist zu stark beschädigt."

Mit einer einzigen Handbewegung hatte Harry frische Sachen an. Er wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Entschlossen ging er auf Remus zu, doch drohte er auf halber Strecke das Gleichgewicht zu verlieren. "Harry, vorsichtig!" Schwankend stand er vor Remus. "Lass und gehen, Tonks wartet!" "Harry?", rief Hermine, was ihn dazu veranlasste, sich umzudrehen. Ängstlich klang ihre Stimme und immer noch war Entsetzen auf ihrem Gesicht zu erkennen. "Pass bitte auf dich auf!", flüsterte sie nun mit brüchiger Stimme, als würden dies die letzten Worte sein, die sie Harry jemals wieder sagen würde. Er ging lächelnd auf sie zu und nahm ihre Hände in die seinen. Sanft hauchte er auf jeden Handrücken einen Kuss und anschließend auf ihre zarten Lippen. "Versprochen! Ich bin gleich wieder bei dir!"

"Was ist hier los?", kamen Mr und Mrs Granger ins Schlafzimmer ihre Tochter und ihres zukünftigen Schwiegersohnes. "Harry, was hast du vor? Leg dich bitte wieder hin!" "Mum, lass ihn gehen!" "Aber, Hermine, sieh ihn dir an! Harry kann doch nicht..." "Ich muss, Mrs Granger!", war das Letzte, was sie von Harry hörten. Ein Kopfnicken von ihm in Remus Richtung und lautlos apparierte er gefolgt von Remus ins St. Mungo.

"Hermine, was sollte das?", fragte ihr Vater erstaunt. "Lasst mich bitte, ich kann nicht mehr!", rutschte sie weinend an der Wand zu Boden.
 

Im St. Mungo angekommen, ging Harry sofort auf das Bett von Tonks zu. Kingsley, Arthur, Bill und Charlie standen neben der bewusstlosen Tonks.

"Verdammt, Harry, wo hast du gesteckt? Wir haben dich gebraucht!", stellte Bill sich Harry wütend in den Weg. "Sie hat dich gebraucht!", schrie er fast und stieß Harry mit seinem Finger so hart gegen die Brust, so dass er einen Schritt nach hinten machte. "Bill, ich..." "Wenn sie irgendwelche Schäden zurück behält, nicht wieder aufwacht oder stirbt, Harry - ich schwöre dir Harry, du wirst es bereuen!", unterbrach Bill ihn. "Bill, was soll das? Du tust ihm Unrecht! Reiß dich gefälligst zusammen! Überlege mal bitte, wen du vor dir hast!", maßregelte sein Vater ihn.

Noch immer stand Bill unbeherrscht vor Harry und funkelte ihn zornig an. "Ich werde dir alles erklären" Wie bloß, denn er hatte ja selber keine Ahnung, weshalb er ihre Hilferufe nicht gehört hatte. "aber lass mich erst Tonks helfen!", bat Harry ruhig. Natürlich hätte er sich mit nur einer kleinen Handbewegung den Weg freimachen können, jedoch konnte er Bill sehr gut verstehen. Warum nur hatte er die Rufe des Ordens nicht gehört, ging es ihm immer wieder durch den Kopf. Wütende Augen sahen in schuldbewusste.

Langsam trat Bill zur Seite und ermöglichte Harry damit auf Tonks zuzugehen. Aber Bill hatte es nicht ganz freiwillig getan. Harry konnte sehen, wie Charlie seinen Bruder zu sich zog. "Spinnst du?", flüsterte er ihm leise zu.

"Harry, geht es dir gut? Du siehst aus, als wenn du..." "Nicht jetzt, Arthur!" Harry wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Er musste sich erst einmal ein Bild über Tonks Zustand verschaffen. Er hielt dafür seine rechte Hand, die immer noch etwas zitterte, über ihren Kopf. Während er den Analysezauber sprach, ballte sich seine freie Hand zur Faust. "Diese Schweine!", presste Harry zwischen seinen Zähnen hervor. Betrübt ließ er seinen Kopf hängen und eine vereinzelte Träne löste sich. "Was haben dir ihr nur angetan?!" Bills Kopf schreckte hoch. Mit weiten Augen sah er Harry an. Wieder begann unbeschreibliche Wut in Bill aufzusteigen - Wut auf Harry Potter. "NEIN!" Hätte Charlie ihn nicht an der Schulter gepackt... Charlie war sich sicher, dass Bill in seiner Trauer auf Harry losgegangen wäre. Es waren noch keine zwei Wochen her, dass Tonks und Bill zueinander gefunden hatten. Und jetzt sah alles danach aus, dass er sie verlieren würde. Für Bill trug allein Harry die Schuld an Tonks Situation. Wäre er bei ihnen gewesen, wäre es gar nicht erst so weit gekommen. Doch Harry war auch nur ein Mensch, und Menschen machen nun mal Fehler. Aber konnte man dies als einen Fehler seitens Harrys bezeichnen? Bestimmt nicht, denn er hatte es nicht mitbekommen, hatte ihre Hilferufe nicht gehört. Weshalb auch immer.
 

Harry begann sich wieder zu konzentrieren und ließ erneut seine Hand über Tonks Kopf ruhen. ,Ruhen' war wohl eher das falsche Wort dafür, denn Harry war nicht mal am Ansatz ruhig. Immer weiter drang er in Tonks Geist ein. Je weiter er vorstieß, desto mehr Grauen und Entsetzen sah er. Er konnte alles sehen, was dieser Abschaum von Todessern ihr angetan hatte. Alles Leid, ihre Ängste und jeder noch so kleine Schmerz übertrug sich auf Harry. ,Fawkes, hilf ihr!', rief er in Gedanken seinen Phönix. Nur wenige Sekunden später wurde das Krankenzimmer im St. Mungo von wundervollen Phönixgesängen erfüllt und kurz darauf begann Tonks zu glühen. Es schien fast so, als wäre sie von einer Art Feuer umgeben - vielleicht etwas heller als gewöhnliches Feuer.

Harry begann zu zittern und auch seine Atmung - und wenn es jemand hätte fühlen können, sicherlich auch sein Herzschlag - wurde schneller. Die Anwesenden begannen sich Sorgen zu machen, doch wagte es niemand die Verbindung zwischen Tonks, Harry und Fawkes zu trennen.
 

Es waren bereits mehr als 2 Stunden vergangen, als die feuerähnlichen Umrisse, die Tonks umgaben, verschwanden und auch Harry endlich wieder ruhiger wurde. Er öffnete langsam seine Augen und wandte seinen Blick in Bills Richtung. "Es geht ihr bald wieder gut! Fawkes hat..." Doch was Fawkes hat, sollte keiner von ihm erfahren. Harry begann zu taumeln und hielt sich seinen Kopf. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er das, was gerade vor seinem inneren Auge ablief, zu verdrängen. Alles das, was er durch die Verbindung mit Tonks gesehen und sich auf ihn übertragen hat, versuchte nun an die Oberfläche zu gelangen. Tonks hatte er von ihrem Leid und ihren Schmerzen befreit, doch zu welchem Preis?

Remus stützte Harry, damit dieser nicht das Gleichgewicht verlor. "Lass mich, Remus!", flappte er ihn an. "Harry, du..." "Lass mich, habe ich gesagt!", stieß er ihn weg. Harrys Stimme klang unbeherrscht. Wieder begann er zu zittern. Was war los mit ihm? Immer wieder versuchte Harry sich zu konzentrieren, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. War es doch noch alles viel zu früh? Hatten ihn die letzten Geschehnisse so sehr geschwächt, dass er sich nur schwer davon erholen konnte? Zu viele Rückschläge musste er bereits einstecken.

Tonks wurde unruhig. Abrupt schlug sie ihre Augen auf und sah sich hektisch im Zimmer um. Zuerst fiel ihr Blick auf Bill, den sie erleichtert anlächelte und als letztes auf Harry, den sie besorgt musterte. "Warst du das eben?", fragte sie leise, während sie sich versuchte aufzusetzen, was Harry aber gleich wieder unterband. "Es war Fawkes! Es ist alles wieder gut. Leg dich hin und schlaf!" Kaum hatte Harry diesen Satz ausgesprochen, fielen Tonks auch schon die Augen zu. "Ruh dich aus!"

Ohne weiter auf seine Freunde zu achten, ging Harry zur Tür. "Wo willst du hin?", rief Kingsley ihm nach. "Weg!", war Harrys Antwort, bevor er die Tür hinter sich schloss.

"Verdammt!", schlug er mit der Faust gegen die Wand, als Remus gerade den Flur des Krankenhauses betrat. "Harry, rede mit mir!" "Ich will nicht reden!", zischte er, wobei er noch mal mit der Faust gegen die Wand schlug. Was hatte ihm die Wand nur getan? "Harry, bitte, es war nicht dein Fehler!" ,Bring mich zu ihnen!' , bat Harry Fawkes, ohne weiter auf Remus' Aussage einzugehen. Nur einen Augenblick später verschwand Harry vor seinen Augen. "Du wirst mit mir reden müssen!", versprach Remus, bevor er zurück ins Zimmer ging.
 

"Wo ist Harry?", fragte Arthur. "Verschwunden, Arthur. Ich hoffe nur, dass er zurück zu Hermine ist und nichts Dummes anstellt!" Mr Weasley warf seinem Sohn Bill, der an Tonks Bett saß, einen vorwurfsvollen Blick zu. "Gib nicht Bill die Schuld, er hat im Affekt gehandelt und Harry weiß das! Er wird ihn dafür nicht verurteilen. Harry hätte an Bills Stelle sicherlich auch nicht anders reagiert. Ich nehme eher an, dass Harry sich mal wieder die Schuld gibt. Lassen wir ihm etwas Zeit für sich! Ich werde nachher mit ihm reden, ob er will oder nicht!"
 

Stumm stand Harry in einem kleinen, kühlen, nur von vier Kerzen erhelltem Raum. Rechts von ihm stand ein Phönix in Stein gemeißelt, der die Totenwache hielt und zu seiner linken Seite füllte ein schlichter Altar den Platz aus. Harrys Aufmerksamkeit galt nicht dem steinernen Phönix und auch nicht dem Altar, sondern dem in Bronze gravierten Sätzen: ,Das Leben endet nicht mit dem Tod, der Tod ist ein Teil des Lebens. Die, die uns verlassen, wohnen in unseren Herzen solange wir nicht vergessen.' Ein zaghaftes Lächeln umspielte Harrys Lippen. Obwohl er sie nie richtig kennen lernen durfte, wird er sie nie vergessen. Er las weiter, und wie auch schon beim letzen Mal traten ihm Tränen in die Augen. ,Für Liebe und Hoffnung gestorben - James Potter und Lily Potter'.

Harry war erst ein Mal hier gewesen. Durch den Tod von Albus Dumbledore und der eingegangenen Verbindung mit Fawkes war nun Harry der Geheimniswahrer dieser Gruft - der letzten Ruhestätte von James und Lily Potter. Niemand wusste wo sie sich befand, und auch Harry konnte nur mit der Hilfe von Fawkes dort hingelangen. Doch war er nicht nur der Geheimniswahrer vom Grab seiner Eltern - so wie sein Urururgroßvater zuvor war auch er nun der Geheimniswahrer vom Grimmauldplatz Nummer zwölf, und somit auch des Phönixordens, der Grangers und von Phönixcastle. Mit den Dursleys war er Träger von fünf Geheimnissen.
 

Harry stand ehrfürchtig vor dem Grab seiner Eltern. "Wenn ihr sie doch nur kennen lernen könntet... Ich liebe sie!" Mit diesen Worten ließ er sich langsam auf den Boden sinken und blieb mit gesenktem Kopf auf seinen Knien sitzen.

Harry schwieg. Er dachte an Hermine, welche Gefühle sie in ihm auslöste, was sie für ihn bedeutete, an die zwar wenigen, aber wunderschönen gemeinsamen Stunden mit ihr. Er dachte daran, dass er sie fast verloren hätte. Derjenige, der Schuld an diesem ganzen Elend trug, trat ihm vor Augen. "Voldemort", knurrte Harry leise. "Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran ... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt ... und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt ... und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt." Mit hasserfüllter Stimme murmelte er die Prophezeiung vor sich her, bevor er in Tränen ausbrach. Hier sah ihn niemand, hier brauchte er nicht den starken und mächtigen Harry Potter spielen, sich nicht verstellen. "Mum, Dad, helft mir! Ich schaffe das nicht allein!" Er stützte sich mit seinen Händen am Boden ab und Tränen der Trauer und Angst benetzten den kühlen Steinboden. "Ich weiß, dass ich viele Freunde habe, die in der Lage sind mir zu helfen und auch ohne Ausnahme bereit dazu wären, aber... Ich will das nicht, ich kann es nicht zulassen! Ich lasse nicht zu, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen! Diese Prophezeiung zerstört schon mein Leben, das reicht. Voldemort hat es mal wieder geschafft. Frauen haben Angst um ihre Männer, Mütter und Väter um ihre Söhne und Töchter, Kinder verlieren ihre Eltern. Sie werden einfach so auseinander gerissen. Sie werden sterben und ich kann es nicht verhindern!" Harry sah zur Grabtafel seiner Eltern auf: "ES IST ABER MEINE AUFGABE!"

Vielleicht erwartete Harry, dass er eine Antwort bekam, doch blieb diese aus. "Wenn Hermine stirbt, dann... Ich weiß nicht was ich dann machen soll", flüsterte er leise. "Jeden Tag aufs Neue ihren Tod zu sehen, ist ein Fluch. Und jedes Mal wird es schlimmer. Es wird sicherlich bald passieren. Wie soll ich sie davor beschützen? Helft mir doch!" Aus Harry sprach die pure Verzweiflung. Selbst Fawkes' Gesänge vermochten nichts daran zu ändern - er ließ sich nicht beruhigen. "Und nicht nur Hermine - Ron, Ginny, Fred und George, Alicia und Angelina. Selbst Bill und Charlie. Das darf nicht passieren!"

Harry begann zu zittern. Nicht vor Kälte - irgendwas stimmte nicht mit ihm. Fawkes, der sich auf den steinernen Phönix niedergelassen hatte, verschwand in einer Flamme. Nur Sekunden später schien es Harry besser zu gehen. Visionen waren es also diesmal nicht, denn dagegen konnte selbst Fawkes nichts ausrichten.

Wieder schwieg Harry und genoss die Stille. Minuten vergingen und flossen zu Stunden zusammen.
 

"Ja, Fawkes", stand Harry plötzlich auf, "ich weiß, dass sie sich Sorgen machen. Nur noch einen Augenblick! Gib mir noch einen Moment Zeit!" Er hatte noch etwas zu erledigen, etwas fehlte hier noch.

Harry schloss seine Augen und konzentrierte sich. Langsam hob er seine Arme und zeitgleich erschien über dem Phönix auf der rechten Seite eine weitere Tafel aus Bronze: ,Für Ewig in unseren Herzen - In Gedanken an Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore - Es gibt keine Sinnlosen Opfer!'

Diese Tafel reichte bei weitem nicht, um Albus Dumbledore gerecht zu werden, doch darum würde Harry sich später kümmern. Wenn Voldemort erstmal besiegt und vernichtet war, würde jeder, der für diesen Krieg sein Leben gelassen hatte, seine Anerkennung bekommen. Das waren die Lebenden ihnen schuldig.
 

"Remus, wo ist Harry?", sprang Hermine aufgeregt von der Couch. Zusammen mit ihren Eltern hatte sie sehnsüchtig auf Harrys Rückkehr gewartet. Es war bereits nach acht Uhr, doch noch immer hatten sie kein Lebenszeichen von ihm. Fragend blickte Remus ins übermüdete Gesicht von Hermine. "Ich habe angenommen, er sei bei dir, denn im Hauptquartier ist er auch nicht! Er ist, nachdem er Tonks geholfen hat, verschwunden. Das war vor mehr als fünf Stunden."

"Remus, wo ist er? Seitdem du ihn geholt hast, war er nicht mehr hier. Wie konntet ihr ihn einfach gehen lassen? Du hast doch gesehen, dass es ihm nicht gut ging! Ich hätte mit euch gehen sollen! Wir konntet ihr das nur zulassen?" Erneut kam Angst auf - Angst, die ihre Eltern versucht hatten ihr zu nehmen. "Sag mir bitte, dass es nicht wahr ist, dass du weißt wo Harry ist und dass es ihm gut geht!", flehte Hermine ihn an. Doch Remus schüttelte nur seinen Kopf. "Ich wollte ihm etwas Zeit für sich geben und habe ihn gehen lassen. Ich war der festen Überzeugung, dass er zu dir zurückkehren würde. Er weiß doch, dass du auf ihn wartest. Und... Und er sagte: ,Bring mich zu ihnen!'" Instinktiv griff Hermine sich an ihre Kette und schloss ihre Augen. "Du hättest bemerkt, wenn ihm etwas zugestoßen wäre!" "Aber nur wenn er seine Kette bei sich trägt, anders nützt es gar nichts", schluchzte Hermine. "Außerdem ist Fawkes bei ihm, er passt auf ihn auf." Alle Beruhigungsversuche halfen nichts. Mit aller Kraft versuchte Hermine ihre Fassung zu behalten. "Wir müssen ihn suchen, Remus!" "Natürlich werden wir ihn suchen, und mit Sicherheit auch finden, dass verspreche ich dir! Aber du bleibst hier bei deinen Eltern!"

Aufgeplustert stand Hermine vor Remus: "Du glaubst doch wohl nicht etwa, dass ich hier bleibe? Das kannst du nicht verlangen! Auch ich werde Harry suchen!" "Das wirst du nicht! Hier bist du sicher, draußen nicht." Hermine ließ sich von ihrem Vorhaben, Harry zu suchen, nicht abbringen. "Ich kann auf mich aufpassen! Harry ist verschwunden, und ich werde ihn suchen! Wenn ihm irgendetwas passiert ist, ich werde..."
 

"Ihr braucht mich nicht zu suchen!" "Harry!", schreckte Hermine rum und fiel ihm um den Hals. "Harry, wo warst du so lange? Warum hast du dich nicht gemeldet, ich bin fast umgekommen vor Sorge! Remus hat gesagt, dass du schon vor mehr als fünf Stunden aus dem St. Mungo los bist. Ist mit dir alles in Ordnung, geht es dir gut?"

Harry nahm seine Verlobte in den Arm und drückte sie fest an sich. "Beruhige dich, ich bin ja wieder da! Mir geht es gut, wirklich." "Harry Potter, hör auf mir was vorzumachen! Was soll das? Warum versteckst du dich vor mir? Noch am Freitag hast du gesagt, dass du mir vertraust. War das etwa nur so daher gesagt?" "Hermine, was denkst du von mir? Warum sagst du das?", fragte Harry schockiert. "Harry, versteh mich nicht falsch, ich habe Angst um dich, ich möchte dich in Sicherheit wissen!" Er schloss seine Augen und atmete tief durch. "Du willst also wirklich wissen wie es mir geht? Mir geht es beschissen, ich bin fertig, kann kaum noch aufrecht stehen! Wolltest du das hören? Willst du vielleicht auch noch sehen, wie ich wirklich aussehe?" Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ er seine Maske fallen. Hermine konnte nichts erwidern. Bestürzung und Erschrockenheit konnte Remus auf ihrem Gesicht erkennen, aber auch ihm ging es nicht anders. Was bezweckte Harry mit diesem Versteckspiel?

"Hör auf, Harry, es reicht!", rief Remus ärgerlich und ging auf beide zu. "Als du nach dem letzten Angriff von Voldemort auf dich bewusstlos warst, hat Hermine um dich geweint. Sie war jeden Tag an deinem Bett, selbst nachts. Sie hat kaum geschlafen, trotzdem hat sie weiter unterrichtet. Sie hat sich nicht helfen lassen, sondern völlig verausgabt, bis sie zusammengebrochen ist." Harry sah mit aufgerissen Augen von Remus auf Hermine, der Tränen an ihren Wangen hinunterliefen. Harry fühlte sich schuldig. Er liebte Hermine wie nichts anderes auf dieser Welt, und trotzdem tat er ihr dies alles an. "Ich... Hermine, ich..." "Harry, nicht, du brauchst nichts sagen!", hielt sie ihn auf. "Es ist deine Entscheidung was du machst, das habe ich schon verstanden." "Bitte!", zog Harry Hermine wieder zu sich. "Ich wollte das nicht, bitte glaube mir! Ich liebe dich!" "Natürlich glaube ich dir! Ich weiß, dass du mich liebst, das habe ich auch nie bezweifelt!" Sie legte ihre Arme um seinen Hals. Ganz langsam, schon fast schmerzend, näherten sich ihre Lippen den seinen, um sie mit einem Kuss zu versiegeln. "Du vergibst mir?", lächelte Harry und erwiderte ihren Kuss mit aufkommender Leidenschaft.

"Chrm, chrm!", machte Remus auf sich aufmerksam. "Entschuldigt bitte die kleine Störung, aber bevor ich wieder verschwinde, hätte ich gern noch gewusst, wo du die ganze Zeit über gewesen bist!" Gezwungener Maßen lösten sich Harry und Hermine voneinander, doch ihre Hände blieben fest umklammert. "Ich war bei Mum und Dad", gestand Harry. Diesmal waren es Remus' Augen, die weit aufgerissen waren. Nicht vor Entsetzen, eher wirkte er verwundert, fast schon verwirrt. "Wie?", fragte er knapp. "Durch die Verbindung mit Fawkes weiß ich wo sie ihre letzte Ruhe gefunden haben. Ich bin zwar der Geheimniswahrer ihres Grabes, aber auch ich kann nur mit Fawkes dort hingelangen. Sie sind perfekt geschützt, besser geht es kaum!"

In Remus kamen Erinnerungen hoch - schöne, aber auch traurige. Gedankenversunken stand er vor Harry und Hermine. Wieder beobachteten die Grangers alles was passiert und waren dabei erschüttert und tief gerührt zugleich.

"Möchtest du zu ihnen?", brachte Harry Remus in die Gegenwart zurück. "Ist das denn möglich?", fragte Remus zurück, der Lily und James Potter sehr vermisste. Und nicht nur diese beiden, auch Sirius wird nie aus seinen Erinnerungen verschwinden. "Mit Fawkes ja. Ich werde dir diese Chance nicht nehmen. Du und Sirius wart ihre besten Freunde, und niemand kann dir verwehren, an ihrem Grab zu stehen. Wenn alles vorbei ist, wird auch ihr Grab wieder für alle Freunde zugänglich sein." "Es würde mir sehr viel bedeuten und auch helfen, Harry."

Hermine stellte sich vor Harry und sah ihm ins tiefe Smaragdgrün seiner Augen. "Darf ich mit ihm gehen?" Behutsam strich er ihr durch ihre vollen Locken. "Selbstverständlich darfst du das, aber willst du das wirklich?" Ganz sanft, als wenn sein Gesicht das Zerbrechlichste wäre, was es auf der Welt gibt, strich sie ihm über die Wangen. Harry genoss diese atemberaubende Berührung. "Harry, auch ich habe deinen Eltern viel zu verdanken. Hätte es sie nicht gegeben, dann... dann wärst du jetzt nicht bei mir." Das war Wahnsinn! Dieser Satz löste in Harry eine Reihe von Gefühlen aus, die er nie wieder vergessen wollte. Tränen drohten wie Bäche an seinen Wangen hinunterzulaufen. Hermine nahm sein Gesicht in beide Hände. "Habe ich etwas Falsches gesagt?", fragte sie vorsichtig. "Wenn ja, dann..." "Ganz und gar nicht!" Mehr brachte Harry nicht hervor. Er war immer noch gefesselt von so viel Liebe und Zuneigung. Wie gern wäre er jetzt mit seiner Verlobten allein gewesen. Wie gern würde er sie jetzt in den Arm nehmen und nie wieder loslassen, in ihren Armen einschlafen. Er liebte diese Frau von Minute zu Minute mehr!
 

Nachdem Fawkes Remus und Hermine zur letzten Ruhestätte von James und Lily Potter gebracht hatte, wandte sich Harry an die Grangers. "Mr und Mrs Granger, ich müsste kurz mal mit Ihnen sprechen! Geht das?" "Natürlich, aber möchtest du dich nicht erstmal hinlegen und ausruhen? Du kannst ja kaum noch deine Augen offen halten." Da hatten sie Recht. Mit Fawkes sah Harry schon schlecht aus, aber jetzt, wo der Feuervogel bei Remus und Hermine war, sah Harry elendig aus. Hermines Mutter hatte Angst, dass Harry jeden Moment zusammenbrechen könnte. "Nachher, lassen Sie uns ins Wohnzimmer gehen!"

"Was hast du auf dem Herzen?", fragte Hermines Vater nachdem sie es sich auf Sofa und Sessel gemütlich gemacht hatten. "Du siehst besorgt aus, stimmt etwas nicht?" Harry stand wieder auf und wirkte aufgeregt und angespannt, was auch auf die Grangers abfärbte. "Mr und Mrs Granger, ich liebe Ihre Tochter über alles! Sie ist mir das Wichtigste, wichtiger als mein Leben. Ich würde alles für sie tun!" Er blieb stehen und sah beide erwartungsvoll an. Wie würden sie wohl auf das reagieren, was Harrys ihnen gleich sagen wird? Lena Granger musste leicht schmunzeln, sie ahnte, was jetzt kommen würde. ,Ich kann so was nicht! Ich kann so was einfach nicht!', spukte es Harry durch den Kopf. Tief durchgeatmet und weiter ging es. "Ich habe Ihre Tochter gebeten, mich zu heiraten, und sie... sie hat ja gesagt!" Jetzt war es raus. Er hatte ja keine Ahnung, dass ihre Eltern bereits davon wussten, woher auch. "Ich weiß, dass ich Sie hätte vorher fragen müssen, ob Sie damit einverstanden sind, doch kam ich noch nicht dazu. Darum bitte ich Sie für meine Unhöflichkeit um Verzeihung und um Ihre Erlaubnis, Ihre Tochter heiraten zu dürfen." "Erlaubnis erteilt, Mr Potter! Machen Sie unsere Tochter glücklich!", lachte Mr Granger, stand auf und zog den auf diese Reaktion doch etwas verdutzten Harry in eine Umarmung. Nur kurz darauf wurde er von seiner Frau abgelöst, die Freudentränen in den Augen hatte. "Es gibt keinen Besseren für unsere Hermine. Willkommen in unserer Familie!" Wenn die Grangers genau hingehört hätten, dann hätten sie den riesigen Stein, der Harrys Herz fast erdrückt hätte, fallen hören. "Danke!", ließ Harry sich zurück in den Sessel fallen.

"Harry, es gibt aber noch etwas, worüber wir mit dir reden müssen", sagte Hermines Vater ruhig und er und seine Frau nahmen ebenfalls wieder platz. "Ich bin ganz Ohr!", entgegnete Harry und legte zur Entspannung seinen Kopf auf die Lehne.

"Es geht um Hermine." Der Name und der besorgte Ausdruck in der Stimme ihrer Mutter ließ Harry wieder hellhörig werden. "Was ist mit ihr?" "Wir machen uns große Sorgen um unsere Tochter. Sie weiß, dass du ihr etwas verschweigst, Harry. Sie geht daran zu Grunde." Ihr Vater klang äußerst ernst. Harry nickte nachdenklich. Darüber wollte er eigentlich nicht mit Hermines Eltern reden. "Harry, was verschweigst du ihr?", fragte nun ihre Mutter. "Ihr solltet keine Geheimnisse voreinander haben, jedenfalls nicht solche, an denen der Partner kaputt geht. Was ist es, was du ihr nicht erzählen kannst oder nicht willst?" Schweigend sah Harry seine zukünftigen Schwiegereltern an. Wie sollte er anfangen? Oder sollte er es ihnen überhaupt etwas erzählen?

"Hermine hat vorhin etwas von einer Prophezeiung erzählt, und dass du ihr nicht sagen willst, was sie beinhaltet", erklärte Mr Granger. Harry nickte kaum merklich. "Aber das ist nicht alles was du ihr verschwiegst, habe ich Recht?" "Ja, Mr Granger!" "Vor was hast du Angst, Harry?" Harry stützte seinen Kopf und schloss die Augen. "Davor, dass Hermine mich verlässt." "Warum sollte sie das? Sie liebt dich!", sagte ihre Mutter, als wenn es daran nie Zweifel geben würde. "Ich habe eine verdammte Angst davor, dass sie mich verlässt, weil ich sie belogen und ihr nicht alles erzählt habe, obwohl sie mich mehrmals darum gebeten hat. Sie macht alles für mich, ohne dabei an sich zu denken. Aber wofür? Es ist zwecklos!" "Was ist zwecklos?", stand Mr Granger auf. "Warum sollte es zwecklos sein, das versteh ich nicht!" "Alles ist zwecklos, alles!", schüttelte Harry seinen Kopf. Hermines Vater kniete sich neben den Sessel, in dem Harry saß. "Hermine hat erzählt, dass du eine Vision über deinen Tod hattest, genauer genommen über das, was vor einer Woche passiert war." Wieder nur ein stummes Nicken von Harry. Er konnte ihnen nicht mehr in die Augen sehen. "Diese Vision ist nicht eingetroffen, du lebst!" "Diese nicht, aber das war nur eine von vielen." Mrs Granger musste schlucken. "Eine von vielen?" Nun musste Harry weitererzählen. "Ja, ich hatte schon mehrere Visionen über meinen Tod, doch eine kommt immer häufiger und jedes Mal ist sie stärker. So lange habe ich sie noch nicht, vielleicht drei oder vier Wochen, aber es ist kaum noch auszuhalten. Ich weiß nicht wann und wo, und auch nicht wie und wer mich umbringen wird, aber es wird passieren." "Wenn du es verhinderst, nicht!" "Wenn, Mr Granger, wenn!"

"Du zerbrichst an deinen Geheimnissen, merkst du das nicht?", fragte Mrs Granger besorgt. "Doch, und es tut weh. Jeder Tag zerbricht mich mehr!"

"Erzählst du uns von der Prophezeiung?", stellte sich Hermines Vater wieder hin. "Werden Sie es für sich behalten, wenn ich es Ihnen erzähle?" Harry und Mr Granger sahen sich lange an. "Werden Sie Hermine von der Prophezeiung erzählen?", fragte Harry weiter. "Ich müsste lügen, wenn ich nein sagen würde." "Dann müssen Sie mich verstehen, wenn ich auch nein sage!" "Harry, tu' unserer Tochter nicht weh, bitte!", bat Hermines Mutter. Das war das Letzte was er wollte, doch genau das war es, was er ständig tat.
 

"Darf ich Sie beide um etwas bitten?", fragte Harry eindringlich. Diesmal war es an den Grangers zu nicken. "Wenn es so weit kommen sollte, dass ich sterbe, dann gehen Sie bitte mit Hermine weit weg. Es ist alles schon geplant. Arthur Weasley und Remus Lupin wissen was sie zu tun haben und werden Sie und Ihre Tochter in Sicherheit bringen. Der Dunkle Lord, wie er sich so schön nennt, wird nicht aufhören, bis er hat was er will." Harry hob seine Hand und nur einen Augenblick später hielt er ein Stück Pergament in dieser. "Das hier ist mein Testament. Hiermit ist Hermine abgesichert, egal ob wir heiraten sollten oder nicht. Sie wird keine finanziellen Probleme haben. Ich möchte, dass Sie das wissen. Sie bekommt nicht nur mein gesamtes Vermögen, sondern auch dieses Haus und das Land auf dem es steht, sowie auch das Haus meines Paten. Es wird ihr an nichts fehlen!"

"Und wenn doch? Was soll ich mit all dem, wenn du nicht bei mir bist?", hörte Harry eine ihm wohl bekannte Stimme. Er kniff seine Augen zusammen und hielt die Luft an. Er hatte das Gefühl, dass sein Herz stehen bleiben wollte. Das war nicht für Hermines Ohren bestimmt gewesen! Als wenn sie seine Gedanken lesen könnte, fragte sie: "Du hattest nicht vor mir davon zu erzählen, habe ich Recht?" "Noch jedenfalls nicht", drehte sich Harry zu ihr um. "Wann denn? Wann hätte ich es erfahren? Hätten Remus, Arthur oder Professor McGonagall es mir irgendwann erzählt? Vielleicht an deinem Grab? Einen von ihnen hast du doch mit Sicherheit schon zum Nachlassverwalter bestimmt!" "Remus", bestätigte Harry ihre Vermutung. "Harry, ich will dass du bei mir bist und nicht dein Geld!" "Ich möchte auch mit dir zusammen sein, aber es..." Harry stoppte sich selbst. "Was ,aber'?" "Ich liebe dich, Hermine, das kann ich dir gar nicht oft genug sagen! Ich möchte nur, dass du abgesichert bist, falls mir etwas zustoßen sollte. Es beruhig mich." "Aber mich nicht, Harry!" Zärtlich wischte er ihr die Tränen fort und küsste sie sanft. "Hab keine Angst, ich werde dich nicht allein lassen, du wirst mich nicht mehr los." Harry könnte sich selbst ohrfeigen. Wieder hatte er sie belogen, sich nicht getraut, ihr die Wahrheit zu sagen, obwohl sie es doch eigentlich schon ahnte.

"Harry, versprich mir bitte, dass du mich in deine Geheimnisse einweihst, bevor es zu spät ist!" Damit hatte Harry nicht gerechnet. Eher hatte er daran gedacht, dass sie ihn vor ihren Eltern ausquetschen würde. Dankbar dafür, dass sie es nicht tat, lächelte er sie an: "Versprochen!"
 

"Wir werden euch beide allein lassen, verbringt den Rest des Wochenendes zusammen!", versuchte sich Mrs Granger von ihrer Tochter und Harry zu verabschieden. "Nein, bitte bleiben Sie! Hermine..." "Nein, Harry, du brauchst deine Ruhe! Und auch Hermine hat noch nicht geschlafen", unterbrach sein Fastschwiegervater ihn. "Soll das etwa heißen, dass Sie und Hermine die ganze Zeit wach waren und auf mich gewartet haben?" Fragend sah er Hermime an. Erst jetzt stellte er bewusst fest, dass sie schon fast elendig aussah. "Auch wenn ich mich hingelegt hätte, ich hätte nicht ein Auge zugetan, Harry." Ganz sacht strich er ihr über die Wange. Hermine hatte das Gefühl, dass ihre Haut unter dieser zarten Berührung brennen würde. Genüsslich schmiegte sie ihre Wange an seine Hand. "Hermine, geh mit deinen Eltern! Ich habe ihnen ein Wochenende mit ihrer Tochter versprochen, und sie sollen es auch bekommen." "Ich kann dich nicht..." "Bitte, tu' mir den Gefallen! Selbst wenn ihr euch noch hinlegt, habt ihr später noch genügend Zeit miteinander. Fawkes wird dich begleiten und zur Sicherheit bei dir bleiben." "Willst du hier etwa allein bleiben? Ich lasse dich nicht allein, nie wieder, Harry!" "Bitte, Hermine! Ich werde mich auch schlafen legen, versprochen. Ich wundere mich so oder so, dass ich noch stehen kann", grinste er. "Harry, bitte sei doch vernünftig!", flehte Hermine. "Wenn ich gehe, dann aber nur ohne Fawkes. Er bleibt bei dir, du brauchst ihn!" "Ich bin vernünftig! Du kannst mich gern nach oben begleiten, um sicher zu gehen, dass ich mich auch wirklich hinlege. Meinetwegen leg auch einen Zauber über mich, der verhindert, dass ich wieder aufstehe, aber dann gehst du mit deinen Eltern! Wir sehen uns heute Abend!" "Als wenn dich ein Zauber von mir aufhalten könnte!", schnaubte Hermine trotzig. "Kopf hoch, irgendwann ist immer das erste Mal!" "Du bist unmöglich, Harry Potter!" "Ich weiß!" "Los, ab nach oben, du gehörst ins Bett!"

Oben angekommen, nahm Harry Hermine noch mal in den Arm. "Es geht auch mal ohne Fawkes. Er wird dich begleiten" Wieder grinste er. "und dafür sorgen, dass du ruhig schläfst!"
 

Seit einer Stunde war Hermine bereits bei ihren Eltern, doch noch immer hatte sie sich nicht hingelegt. Sie war nicht mal in der Lage stillzusitzen. Besorgt lief sie im Wohnzimmer ihrer Eltern auf und ab und hielt ihre Kette dabei ängstlich umklammert. "Hermine", trat ihre Mutter an sie heran und zog sie mit sich auf die Couch. "Bitte geh zurück zu Harry! Es tut mir weh dich so zu sehen - geh zu ihm und hilf ihm! Egal was er gesagt hat, es wäre Harry sicherlich auch viel lieber, wenn du bei ihm wärst." "Ihr seid wirklich nicht böse, wenn ich wieder gehe?" "Harry braucht dich jetzt!", kam ihr Vater auf sie zu, der die Unterhaltung mit angehört hatte. "Zeig ihm, dass du immer für ihn da bist, egal was passiert!" "Danke!", schluchzte Hermine, umarmte ihre Eltern stürmisch und apparierte zurück nach Phönixcastle. Sie bekam nicht mehr mit, wie ihre Mutter weinend in die Arme ihres Mannes fiel.
 

Harry schlief seelenruhig, als Hermine mit einem kaum hörbaren ,Plopp' ins Schlafzimmer apparierte. Hermine konnte nicht anders, sie musste lächeln. Es beruhigte sie doch etwas, dass Harry ruhig und friedlich im Bett lag. Hatte sie doch schon fast etwas anderes befürchtet. Eine erdrückende Müdigkeit überkam sie. Sie zog sich bis auf ihre Unterwäsche aus und legte sich leise neben Harry ins Bett.

Hermine versuchte das, was sie vorhin zufällig mitbekommen hatte, aus ihrem Kopf zu verdrängen. Er war erst neunzehn und machte schon sein Testament! Welcher junge Mensch würde das tun, wenn er nicht wüsste, dass er... Hermine brachte diesen Gedanken nicht zu Ende. Sie wollte jetzt einfach nicht daran denken, dass sie Harry verlieren könnte. Kaum hatte sie ihre Augen geschlossen, sah sie Harry mit blutender Narbe auf dem Boden liegen. Es war genau dieses Bild, welches sie von Harrys Vision mitbekommen hatte - ihre größte Angst. "Nein, das wird nicht geschehen, er wird leben! Es darf einfach nicht geschehen! Du bleibst für immer bei mir", flüsterte sie leise vor sich her, während sie sich an Harry kuschelte. Harry merkte nicht, dass Hermine neben ihm lag, er schlief immer noch tief und fest. Das dachte Hermine zumindest.
 

Es dauerte nicht lange, Hermine war gerade in einen leichten Dämmerzustand geglitten, da fing Harry an unverständliche Worte zu murmeln. Er begann unruhig zu werden und versuchte scheinbar etwas oder jemanden abzuwehren. "Tonks... helfen... Todesser...", waren die Worte, die Hermine nun doch verstand. Immer deutlicher wurden sie. "Nein, wagt es nicht!" Hermine wurde hektisch, da sie Harry nicht wach bekam. Sie legte ihm ihre Hand auf die Narbe, doch er beruhigte sich nicht. "Ich muss... Tonks!" "Harry, komm zu dir! Es ist alles in Ordnung! Tonks geht es dank dir wieder gut!" Hermine konnte nicht mal ansatzweise ahnen was Harry gerade sah. Doch warum sah er es? Mit Voldemort konnte es nichts zu tun haben, denn es war bereits geschehen. Nur wenn der Dunkle Lord jemanden folterte oder auch ,nur' angriff, nur dann konnte Harry es sehen. Durch seine Narbe war er mit Voldemort verbunden und über diese konnte er es sehen. Ganz im Gegensatz zu seinen Visionen, die kamen unabhängig vom Dunklen Lord.
 

"NEIN!", schreckte Harry aus seinem Alptraum hoch. Scheinbar wollte er gerade einen Fluch auf jemanden abfeuern, denn aus dem Nichts schoss ein Strahl blauen Lichts auf die gegenüberliegende Wand zu und zerstörte das Bild, welches an ihr hing. Schwer atmend sah Harry sich im Zimmer um und erblickte eine ängstlich dreinschauende Hermine. "Ich muss los, Tonks... Sie werden angegriffen, es ist eine Falle!", rief er und wollte aufstehen. Hermine hielt ihn fest und zog ihn zurück aufs Bett. "Nein, Harry, du brauchst nicht zu ihnen, Tonks geht..." "Hermine, sie brauchen meine Hilfe! Ich kann sie nicht im Stich lassen. Was verlangst du von mir? Todesser haben Tonks umzingelt und foltern sie mit Flüchen!" Harry begriff nicht, wie Hermine so ruhig bleiben konnte. "Harry, es ist alles vorbei, Tonks geht es wieder gut!" "Hermine, was..." "Harry, hör mir doch mal bitte zu! Das was du eben erzählt hast, ist schon gestern Nacht passiert." Harry erstarrte: "Gestern Nacht?" Er versuchte seine Gedanken zu sortieren. Mit aller Gewalt brachen die Erinnerungen der letzten Stunden auf ihn ein. Er saß auf seinem Bett und blickte starr geradeaus. Hermine kniete sich hinter ihm. "Komm, leg dich bitte wieder hin, es war nur ein Alptraum. Ich war mit Remus noch kurz bei Tonks - es geht ihr gut, sie ist fast wieder die Alte. Sie hat nach dir gefragt, wie es dir geht. Sie möchte gern mit dir reden."

"Warum bist du nicht bei deinen Eltern?", drehte Harry sich um. "Ich wollte dich nicht allein lassen, und Mum und Dad haben es verstanden." Hermine lächelte. "Sie haben mich wieder zurück geschickt. Leg dich wieder hin und schlaf noch etwas! Nachher sieht alles anders aus." Harry ließ seinen Kopf auf seine Knie sinken. "Hermine, ich habe jede Einzelheit, die Tonks unter Qualen durchleben musste, gesehen, den Schmerz gespürt, den sie meinetwegen erleiden musste." Hermine strich ihm mit kreisenden Bewegungen über den Rücken. "Warum hast du es gesehen?" "Im St. Mungo habe ich ihren Schmerz und auch das Erlebte in mich aufgenommen, so dass Fawkes sie heilen konnte. Ihr Gehirn war dermaßen stark beschädigt - ich habe bis zuletzt nicht daran geglaubt, dass Fawkes und ich es schaffen. Sie weiß nur noch, dass und von wem sie angegriffen wurde, aber nicht, was dann passiert ist. Ich konnte ihr diese Erinnerungen und die Schmerzen, die damit verbunden waren, nicht zurückgeben. Es hätte sie wieder umgerissen, und dann hätten wir nichts mehr für sie tun können." "Soll das etwa heißen, dass du jetzt ständig siehst, was die Todesser Tonks angetan haben?", fragte Hermine entsetzt. "Für eine gewisse Zeit, ja. Aber irgendwann wird es wieder aufhören. Es ist doch eine gerechte Strafe für mich! Bill hat Recht, hätte ich meinen Job gemacht, wäre es nie so weit gekommen." "Harry, bitte", flehte Hermine inständig, "tu' dir das nicht an!"

"Was soll ich mir nicht antun, Hermine? Ich habe sie nicht gehört. Meinetwegen... Wenn irgendjemandem von euch meinetwegen etwas passiert... Mir wächst die ganze Sache über den Kopf! Auroreneinheit, Phönixorden und dann noch Voldemort, der hinter mir her ist - ich schaffe das nicht! Ich habe Angst, dass ich versagen werde und euch verliere. Ich möchte niemanden enttäuschen!"

Hermine brachte Harry dazu sich hinzulegen und hauchte ihm einen sanften Kuss auch seine Narbe, bevor sie diese mit ihrer Hand abdeckte. Das tat gut! Er schloss seine Augen und atmete tief durch. "Danke!"

"Harry, du weißt, dass wir dir helfen, du musst es nur wollen und auch zulassen!" Harry schüttelte nur seinen Kopf. Darin hatte er schon richtig Übung bekommen. "Warum lässt du dir nicht helfen, warum nur? Hilf mir dich zu verstehen!" "Ich liebe dich, Hermine!", war das Einzige, was er darauf antwortete. Bedrückt schmiegte sie sich an ihm. "Schlaf, Harry, es wird bestimmt alles gut! Ich werde dir helfen wo ich kann und du es mir erlaubst. Das mit Tonks war nicht deine Schuld, also mach dir bitte keine Vorwürfe! Du warst einfach zu sehr erschöpft von der Vision, die du vorher hattest."

Das war es! Das war der Grund gewesen. Harry war nach seiner letzten Vision völlig weggetreten. Daher hatte er also keinen Hilferuf hören können.

Da war es wieder, dieses Gefühl, welches ihm so sehr bekannt vorkam - diese wunderbare und beruhigende Wärme. Und wieder ging es nicht von Fawkes aus.

Kurz nachdem Harry in einen ruhigen Schlaf versunken war, schlief auch Hermine an seiner Seite ein. Arm in Arm lagen beide nebeneinander im Bett und schliefen bis zum späten Nachmittag.
 

Hermine hatte es geschafft, Harry davon zu überzeugen, das Abendessen in Hogwarts einzunehmen. Gemeinsam mit den Schülern und Lehrern aßen sie ihr Abendbrot in der Großen Halle. Doch saß Harry nicht am Lehrertisch wie Hermine, sondern zwischen den Gryffindors.

Kaum hatten sie das Schloss betreten, war er umzingelt von einer riesigen Traube von Schülern, die ihn mit Fragen bombardierten. Besonders die Schüler, die Harry noch aus seiner Schulzeit kannte - die dritten bis siebten Klassen - zeigten keine Scheu ihm gegenüber. Seine Abenteuer, die er zusammen mit Ron, Hermine und seinen anderen Freunden erlebt hatte, waren Thema Nummer eins. Aber auch Quidditch war eins der Hauptthemen gewesen. Er war zu Schulzeiten ein begnadeter Quidditchspieler gewesen. Wenn man es genau nahm, war er es immer noch. Er hatte einfach nur keine Zeit zum Spielen. Auf dem Besen fühlte er sich frei von Sorgen und ohne irgendwelche Verpflichtungen, das war schon immer so gewesen. Der Wind wehte all seine Sorgen fort.
 

Nach dem Essen umringten ihn auch die Lehrer, ganz besonders Professor Flitwick, der kleine Lehrer für Zauberkunst. Im Lehrerzimmer bat er Harry, ihm einige Zauber zu zeigen. Die Augen gingen ihm fast über - er war einfach fasziniert von Harrys Macht. Und nicht nur er! "Mr Potter, Sie wären ein sehr..." Flitwick sah verlegen in Hermines Richtung. "Nicht böse sein, Miss Granger! Sie wären ein sehr guter Ersatz für Miss Granger, die uns ja leider verlassen will", wandte er sich wieder an Harry. "Vielen Dank für das Kompliment, das soll schon was heißen", erwiderte Harry "aber ich befürchte, dass wird nicht gehen." "Warum eigentlich nicht?", fragte nun Prof. McGonagall. "Das ist eine sehr gute Idee!" Harry sah seine ehemalige Lehrerin erstaunt an. "Professor, ich bin ein Auror und ich habe auch nicht vor in Hogwarts zu wohnen." Schlechte Ausrede! "Ich möchte mit Hermine zusammenleben. Und außerdem..." "Wir hatten schon einige Auroren als Lehrer an unserer Schule, wo ist da das Problem? Und du kannst doch trotzdem mit Hermine zusammen wohnen und hier arbeiten", warf Minerva McGonagall als Argument ein. "Ich würde gern nach Hogwarts kommen, liebend gern", sagte Harry ruhig "aber Hermine gibt den Job hier auf und ich fange an? Nein, das geht nicht!" Und noch eine miese Ausrede. Eigentlich hatte er doch schon genug Übung im Bezug auf Ausreden gehabt, warum stellte er sich jetzt so stümperhaft an? "Harry!", nahm Hermine seine Hand. "Ich habe mich für B.ELFE.R und Gringotts entschieden, deshalb verlasse ich Hogwarts, das habe ich dir bereits gesagt." Hermine glaubte einen Anflug eines Schmollmundes bei ihrem Verlobten erkennen zu können. Leicht grinsend, fügte sie noch hinzu: "Die Zeit, die ich dadurch mehr mit dir verbringen kann, ist mir das Wichtigste daran! Du brauchst also kein schlechtes Gewissen haben, wenn du das Angebot annimmst, und ich werde auch nicht eifersüchtig oder gekränkt sein, versprochen! Hogwarts war schon immer dein Zuhause. Du bist der Beste, du kannst den Schülern zeigen, wie sie sich richtig verteidigen können, wie sie überleben. Meine Fähigkeiten und Kenntnisse sind dagegen mehr als bescheiden." Harry wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, doch Hermine hielt ihn davon ab. "Lass mich bitte erst ausreden! Überlege doch mal! Du bist der Einzige, der überall ungehindert hingelangt. Da wirst du es ja wohl von Daheim nach Hogwarts schaffen, oder nicht?"

"Nein, Hermine, es geht wirklich nicht!", sagte Harry entschieden. Es tat weh dies zu sagen. Hermine hatte Recht, Hogwarts bedeutete ihm sehr viel. Am liebsten hätte er sofort ,Ja' gesagt. "Überlegen Sie es sich noch einmal!", bat Prof. Hooch und die Professoren Vector und Sprout nickten zustimmend.
 

Harry zuckte zusammen und musste sich am Tisch abstützen. Die anwesenden Lehrer beobachteten ihn erschrocken, allerdings dauerte es nicht lange, und Harry hatte sich wieder im Griff. "Es gibt noch einen Grund, weshalb ich dieses Angebot nicht annehmen kann", sagte Harry. "Voldemort!" Na endlich rückte er mal mit der Wahrheit heraus! Immer noch zuckten einige Lehrer beim Klang des Namens des Dunklen Lords zusammen. "Er wird nicht eher ruhen, bis er mich hat. Ich wäre eine viel zu große Gefahr für Hogwarts", stellte Harry sich aufrecht hin. "Voldemort wird nicht ewig leben, Harry!", erklärte die Schulleiterin, ging auf Harry zu und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Vielleicht doch!", entgegnete Harry ohne sie anzusehen. "Sie haben gesehen, zu was er fähig ist. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Wie es aussieht, bin ich wohl doch nicht so toll und mächtig wie alle denken." An Voldemorts Angriff auf Harry erinnert zu werden, fand McGonagall nicht gerade prickelnd. Sie hatte furchtbare Angst um ihn gehabt. "Überlege es dir!" Harry wollte etwas erwidern. "Bitte!", kam McGonagall ihm zuvor. Harry sagte nichts mehr.
 

"Was ist denn hier los?", betrat Severus Snape das Lehrerzimmer. "Gibt es hier was umsonst?" "Nicht ganz, Severus", antwortete McGonagall. "Wir versuchen gerade Harry davon zu überzeugen, dass er Hermines Nachfolge antritt." "Und, macht er es?", sah er Harry an. "Nein, Severus, er macht es nicht! Er hat keine Zeit dafür!" "Wenn ich dir einen Vorschlag machen dürfte, Harry - du solltest diese Stelle annehmen, denn damit wärst du dann aus Fudges Schusslinie. Er hätte keine Kontrolle mehr über dich." "Das hat er so oder so nicht!", lachte Harry. "Du weißt wie ich das meine! Er würde dir nicht mehr so viel Ärger bereiten und dir im Weg stehen!" "Aber Fudge hat bei der Stellenvergabe ein kleines Wörtchen mitzureden, und er würde mich niemals..."

Voldemort schien die Verbindung zwischen sich und Harry nicht richtig getrennt zu haben, denn Harry wirkte abermals abwesend. Er blickte starr gerade aus - kein Lidschlag. "Wie viele Leben hat dieser Bengel eigentlich? Immer wieder durchkreuzt er meine Pläne. Ich will ihn tot sehen! Wenn ich erstmal seine Kräfte habe, kann mich niemand mehr aufhalten - ich werde unsterblich sein. VERDAMMT, ich will endlich die Ketten der beiden Gören haben! Besorgt sie mir endlich! Ohne sie kann ich den ganzen Plan vergessen. Potter muss ausgelöscht werden!" "Er ist in Hogwarts, My Lord, last uns einfach angreifen! Wir wissen genau, dass er dort ist." "Nein, Lucius, Potter wird es wieder vereiteln. Er ist wie Unkraut, das kommt auch immer wieder durch. Er wird sterben - ich werde ihn töten und meine Rache haben! Das er über Nacht seinen so genannten Freunden nicht zur Hilfe gekommen ist, war nur Taktik von ihm. Ich habe erfahren, dass es dieser Aurorin Tonks wieder besser geht. IHR HABT VERSAGT! Crucio!" Auch Harry schrie auf. Hermine wollte zu ihm, jedoch hielt Snape sie auf. "Nicht!" "Bevor er aber stirbt, Lucius, wird er zusehen, wie ich sein Schlammblut töte. Er wird vor mir knien und um Erlösung betteln. Ich werde ihn leiden lassen, so wie er noch nie gelitten hat. Ich werde im alles nehmen was ihm wichtig ist, alles. Er wird nichts mehr haben, für das es sich zu leben lohnt. Bald, mein treuer Diener, bald habe ich ihn so weit!"

Die hohe, kalte und emotionslose Stimme Voldemorts verschwand aus Harrys Kopf. Das war es also, was Voldemort so dringend suchte - die Ketten von Hermine und Harry, die zuvor schon von Harrys Eltern getragen wurden.

Harry erwachte aus seiner Trance und sah in die besorgten und angespannten Gesichter der Anwesenden. "Entschuldigen Sie mich bitte!" Zaghaft lächelnd ging er auf Hermine zu: "Ich möchte nur einen Moment allein sein!" Hermine nickte verständlich und gab ihm einen liebevollen Kuss. "Wenn du mich brauchst, rufst du, ja? Ansonsten findest du mich in meinem Büro." "Danke!", flüsterte er, bevor er disapparierte.
 

"Severus, pass du bitte auf Hermine auf! Ich werde jeden Abend nach ihr sehen, aber wenn ich nicht da bin, gib du bitte aus sie acht!" Harry überlegte hin und her, ob er Snape erzählen sollte, was er von Voldemort und Lucius Malfoy eher unfreiwillig erfahren hatte, tat es dann aber doch.

"Eure Ketten? Was sollte er damit wollen?" "Wenn ich das nur wüsste. Du darfst sie nicht aus den Augen lassen, versprich es mir! Pass bitte auf, dass sie das Schloss nicht verlässt!"
 

"Es gibt ein Problem, Remus!", rief Harry, als er im Hauptquartier ankam. "Oh, Professor McGonagall!", stellte er verdutzt fest. "Lasst mich raten, Arthur kommt auch gleich!" "Ich bin hier, Harry!", hörte er dessen Stimme aus Richtung Flur. Harry war klar, weshalb sie hier waren und seine Vermutung sollte sich gleich bestätigen.

"Harry, was war das heute Abend?", fragte McGonagall ohne Umschweife und ließ sich in einen der großen Sessel des Salons nieder. Auch Harry nahm Platz. "Nun, willst du uns nicht sagen, was da vorgefallen ist?" Ohne auf McGonagalls Frage einzugehen, hob Harry seine Arme und das Zimmer begann sich zu drehen. Sie befanden sich nicht mehr im Salon vom Grimmauldplatz Nummer 12, sondern in einer Art Unterschlupf. Na ja, vielleicht war Unterschlupf nicht gerade das geeignete Wort dafür. Es war schon etwas mehr, doch komfortabel konnte man es auch nicht nennen. Es sah doch recht ungepflegt aus. Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich Voldemort und Lucius Malfoy auf, die sich unterhielten: "Wie viele Leben hat dieser Bengel eigentlich? Immer wieder durchkreuzt er meine Pläne. Ich will ihn tot sehen! Wenn ich erstmal seine Kräfte habe, kann mich niemand mehr aufhalten - ich werde unsterblich sein. VERDAMMT, ich will endlich die Ketten der beiden Gören haben! Besorgt sie mir endlich! Ohne sie kann ich den ganzen Plan vergessen. Potter muss ausgelöscht werden!" "Er ist in Hogwarts, My Lord. Last uns einfach angreifen! Wir wissen genau dass er dort ist." "Nein, Lucius, Potter wird es wieder vereiteln. Er ist wie Unkraut, das kommt auch immer wieder durch. Er wird sterben - ich werde ihn töten und meine Rache haben! Das er über Nacht seinen so genannten Freunden nicht zur Hilfe gekommen ist, war nur Taktik von ihm. Ich habe erfahren, dass es dieser Aurorin Tonks wieder besser geht. IHR HABT VERSAGT! Crucio!" Lucius Malfoy wandte sich vor Schmerz auf dem kalten steinigen Boden. Markerschütternde Schreie kamen über seine Lippen, die einen das Blut in den Adern gefrieren ließen. Immer lauter schrie er, und Voldemort hatte gefallen daran. "Bevor er aber stirbt, Lucius, wird er zusehen, wie ich sein Schlammblut töte. Er wird vor mir knien und um Erlösung betteln. Ich werde ihn leiden lassen, so wie er noch nie gelitten hat. Ich werde im alles nehmen was ihm wichtig ist, alles. Er wird nichts mehr haben, für das es sich zu leben lohnt. Bald, mein treuer Diener, bald habe ich ihn so weit!"

"Er will die Ketten?", fragte Remus erschrocken und wurde bleich. Arthur schwieg und Prof. McGonagall schüttelte nur ihren Kopf. Was war hier los, was sollte das? "Ja, Remus, er will die Ketten! Ich habe aber keine Ahnung, was er damit will. Wozu braucht er die, was nützen sie ihm? Und vor allem: Was ist das für ein Plan, der ohne die Ketten nicht funktioniert?" Remus fing an sich eigenartig zu verhalten, und auch Arthur und Minerva McGonagall wurden sichtlich nervös. Wussten die drei mehr über die Ketten, als sie Harry gesagt hatten? Genau genommen, hat nur Remus mit Harry über die beiden Ketten gesprochen. Er hatte ihm erzählt, dass er und sein Vater sie zusammen als Verlobungsgeschenk gekauft hatten und dass diese dem Träger zeigen würde, wie es seinem Gegenstück ging. Mehr hatte er ihm nicht erzählt. Warum war Voldemort also so scharf auf die Ketten?

"Wir müssen rausbekommen, was er damit will!", versuchte Remus von sich abzulenken. "Außer dass dir deine Kette zeigt, wie es Hermine geht, gibt es an ihr nichts Besonderes."

"Weiß du denn eine Möglichkeit, wie wir es herausbekommen könnten?", spielte Harry mit. "Noch nicht, aber ich werde mein Bestes geben!"
 

Die Woche verlief einigermaßen ruhig. Bis auf einige kleinere Einsätze passierte nichts Außergewöhnliches. Voldemort schien sich bedeckt zu halten, was Harry gar nicht gefiel. Fudge kritisierte ihn jeden Tag aufs Neue und Harry frage sich langsam, wann er endlich die Lust daran verlieren würde. Es war äußerst nervig, jeden Tag die gleichen blöden Sprüche zu hören, sich für nichts nieder machen zu lassen, doch er blieb ruhig.

Wie er es versprochen hatte, besuchte er jeden Abend Hermine in Hogwarts. Er hatte ihr mal wieder nichts von dem erzählt, was er gesehen und gehört hatte.

Harry schlief jede Nacht in Hogwarts. Hermine war beruhigt zu wissen, dass es Harry gut ging, und auch Harry konnte sich davon überzeugen, dass seine Verlobte in Sicherheit war.
 

Es war Freitagnachmittag - da Harry im Ministerium noch einiges zu erledigen hatte, was bis in die Nacht rein dauern würde, hatte er sich mit Hermine erst wieder für Samstagnachmittag im Phönixcastle verabredet. Es war doch allerhand Arbeit liegen geblieben.

Remus, Shaklebolt und Tonks waren ebenfalls noch anwesend. Sie hatten sich in den Kopf gesetzt, Harry so lange nicht allein zu lasen, wie Fudge noch im Ministerium war. Die drei hatten keinen blassen Schimmer, wann dieser Feierabend machen würde. Fast hatten sie schon den Verdacht, dass Fudge bleiben wollte, bis Harry sich dazu entschied nach Hause zu gehen. ,Das wird eine lange Nacht werden', rollte Remus innerlich mit den Augen. Zwei Sturköpfe, und keiner von beiden würde nachgeben. Wobei es fatal für die Zauberwelt wäre, wenn Harry nachgeben würde. Er darf es einfach nicht!

Während Remus und Shaklebolt sich über den Zaubereiminister unterhielten, ob dieser freiwillig auf Voldemorts Seite stand oder nicht, beobachtete Tonks Harry, wie er in eine Akte vertieft an seinem Schreibtisch saß. "Möchtest du mich etwas fragen, Tonks?", fragte Harry, ohne vom Schreibtisch aufzusehen. Auf der Suche nach etwas durchblätterte er genervt die dicke Akte. Tonks war erst am Vormittag aus dem St. Mungo entlassen worden, doch ließ sie sich nicht davon abhalten, ins Büro zu kommen. Sie wollte sich nicht ausruhen oder schonen - Tonks war der Meinung sich genug geschont zu haben. "Danke, Harry!" Der genannte sah auf. "Ohne dich, da..." "Bitte nicht, Tonks! Ich habe deinen Dank nicht verdient, nicht mal im Entferntesten." "Warum sagst du so was?", fragte Tonks verwundert über seine Reaktion. "Warum, Tonks? Wenn ich euch gleich zur Hilfe gekommen wäre, hättest du die Woche nicht im St. Mungo verbringen müssen. Es war mein Fehler, dass ich euch nicht gehört habe, ein Fehler, der euch fast das Leben gekostet hätte!" Wieder wollte Tonks etwas dagegen sagen, doch Harry hinderte sie daran. "Außerdem war nicht ich es, der dir geholfen hat, sondern allein Fawkes!" "Hör auf, Harry, Remus hat mir erzählt weshalb du unsere Rufe nicht gehört hast und auch was du getan hast, damit ich wieder gesund werde. Ohne dich hätte Fawkes es nicht geschafft. Egal was du jetzt dagegen sagen wirst, ich bin dir unendlich dankbar. Sag mir bitte, wie ich dir das danken kann!"

Einen Moment trat Stille ein. "Harry?", fragte Tonks wieder vorsichtig an. "Hm?" "Ich... Ich habe keine Erinnerungen mehr an das, was nach dem Angriff passiert ist. Ich weiß nur noch, dass wir in eine Falle gelockt und angegriffen wurden. Hast du damit auch etwas zu tun? Remus wollte mir darüber nichts sagen." Harry sah wieder auf und blickte in die fragenden Augen seiner Kollegin und guten Freundin. Nickend und mit einem matten Lächeln gab er ihr Antwort. "Was hast du getan und warum?"

"Ich habe dir die Erinnerung und den damit verbundenen Schmerz genommen, da Fawkes dich sonst nicht hätte heilen können. Dein Gehirn war zu sehr beschädigt, du konntest nur noch diese Erinnerungen und den Schmerz wahrnehmen. Auch wenn du im Koma gelegen hast, du hattest unvorstellbare Schmerzen. Wenn ich dir diese zurückgegeben hätte, würdest du jetzt nicht hier vor mir stehen. Gib dir noch eins, zwei Wochen Zeit und dann erzähle ich dir was passiert ist - einverstanden?" "Wo sind sie jetzt?" Darauf gab Harry keine Antwort, aber Tonks ahnte es. Kopfschüttelnd stand sie vor ihm. "Wer hat das von dir verlangt?" "Niemand, Tonks! Das brauchte auch niemand von mir verlangen, es gab keine andere Möglichkeit. Lass uns bitte über etwas anderes reden!"

Tonks erklärte sich einverstanden, da sie aus Harry nichts mehr herausbekommen würde. "Wann triffst du Hermine?", lenkte sie in ein anderes Thema ein. Betrübt schloss Harry die Akte vor sich: "Morgen Nachmittag erst. Ich muss erst noch das hier erledigen, bevor Fudge mich auseinander nimmt. Mir klingeln jetzt noch die Ohren von seinem dummen Gelaber. Vielleicht sollte ich den ganzen Müll hier hinwerfen!" "Und uns mit ihm allein lassen? Vergiss es, Harry Potter!"

Harry war nicht in der Lage gegen anzureden. Er verzog sein Gesicht und hielt seinen Kopf mit beiden Händen. "Was ist jetzt schon wieder?", presste er zwischen seinen Zähnen hervor. Doch plötzlich nahm er Schreie und Hilferufe wahr. Bilder traten ihm vor Augen - Bilder die von Sekunde zu Sekunde klarer wurden.
 

Er sah den Fuchsbau, Schreie halten durch die Luft: "Lasst meine Kinder! NEIN!" Ein kaltes und gefühlloses Lachen übertönte die Schreie von Molly Weasley - Voldemorts Lachen. Harry sah Arthur bewusstlos neben seiner Frau liegen, die verzweifelt versuchte ins Haus zu gelangen. Immer mehr Todesser apparierten zum Fuchsbau. Fawkes erschien kreischend über Harry. Es musste wahr sein, es war so real. Selbst wenn es eine Falle seine sollte, Harry musste es riskieren. Er durfte keine Zeit mehr verlieren.

"Remus, Kingsley, wir werden gebraucht!", rief er den beiden entgegen, die sich immer noch über Fudge unterhielten. "Der Fuchsbau wird angegriffen!" Tonks schreckte rum und hielt Harry am Arm fest. "Bist du dir sicher, Harry?" "Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher - es könnte auch wieder eine Falle sein. Aber Fawkes ist sich sicher. Wenn es nicht der Wahrheit entsprechen würde, würde Fawkes sich nicht so aufführen. Kingsley, geh du bitte den Orden alarmieren und du, Tonks, gehst ins Hauptquartier und bleibst dort!" "Das kannst du nicht von mir verlangen!", protestierte sie. Harry kannte Tonks bereits so gut, dass er wusste, dass sie nicht untätig rumsitzen würde. "Doch, du wirst dich da schön raushalten!" "Harry, nein, ich werde..." Jedoch was sie würde, sollten die drei Auroren nicht mehr erfahren, denn Tonks lag bereits schlafend in Harrys Armen.

Doch der Fuchsbau war nicht das einzige Problem. Wenn es doch eine Falle sein sollte, dann war das Hauptangriffsziel mit Sicherheit Hogwarts. Voldemort würde alles daran setzen, Hermine in seine Finger zu bekommen. Prof. McGonagall und Snape wies er telepatisch an, für den Fall, dass Voldemort versuchen sollte die Schule anzugreifen, sie zusammen mit den anderen Lehrern zu sichern. Harry war sich fast sicher, dass der Dunkle Lord noch irgendetwas in dieser Richtung geplant hatte. Er würde so schnell wie möglich zu ihnen stoßen. Auch durfte Hermine nichts von dem Angriff auf den Fuchsbau erfahren. Wenn sie doch Wind davon bekäme, würde sie nicht zögern, Harry zu helfen. Und genau das versuchte er zu verhindern. "Sperrt alle Kamine, niemand darf oder raus. Passt bitte auf, das Hermine im Schloss bleibt, meinetwegen schließt sie irgendwo ein. Egal was, nur Voldemort darf sie nicht kriegen!"

"Lasst uns los! Kingsley, nimm Tonks bitte mit zum Grimmauldplatz, dort ist sie sicher!"
 

Ein schreckliches Bild tat sich vor ihren Augen auf, als Remus und Harry am Fuchsbau ankamen. Das Dunkle Mal schwebte über dem Haus der Weasleys, welches von einer Art Kraftfeld umgeben war. Nach und nach kamen auch die gerufenen Ordensmitglieder an und stellten sich gemeinsam mit Kingsley Shaklebolt den Todessern entgegen.

Molly hatte kaum noch Kraft, vergeblich hatte sie versucht die Barriere zu durchbrechen, und ihr Mann lag immer noch bewusstlos auf dem Boden.

"Molly, wie geht es dir?", fragte Harry sie. "Harry, sie sind alle da drin! ALLE!" Harry drückte sie zum Trost fest an sich. "Ich hole sie dort raus, versprochen! Ihnen wird nichts geschehen, ihr werdet sie gesund wieder sehen." "Fawkes, kümmere dich bitte um Arthur und Molly! Bring beide ins St. Mungo und komm schnellstmöglich wieder! Ich brauche dich!"

Kaum war Fawkes mit den Weasleys verschwunden, erschienen vor ihnen einige Todesser. Harry erkannte die Augen von Lucius Malfoy. "Du bist zäh, Potter, zu zäh!", höhnte Malfoy Senior. "Kämpf, Malfoy", schrie Remus und stürzte mit erhobenem Zauberstab auf sie zu. Harry wich einigen Flüchen aus und feuerte eigene ab. Er streckte einen Todesser nach dem anderen nieder. Macht flammte in ihm auf, Macht die nicht zu übersehen war.

Harry stand kampfbereit vorm Haus der Weasley. Die Flüche, die nun die immer mehr werdenden Todesser auf ihn losließen, prallten einfach so an ihm ab. Das eigenartige daran war, das keiner der Todesser den Avada Kedavra benutzte. Hatte Voldemort es ihnen etwa untersagt? Und wo war Voldemort überhaupt? Vorhin hatte Harry dessen kaltes und grausames Lachen noch gehört.

"Harry, was hast du vor?", lief Remus, den Malfoy gerade entwischt war, auf ihn zu und wehrte noch einige Flüche ab. "Willst du da etwa rein? Das Kraftfeld ist viel zu stark, es bringt dich um!" "Ich muss da rein! Ich kann sie nicht im Stich lassen, Remus. Ich warte nur noch auf Fawkes." Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, erschien Fawkes auch schon über ihm und verschwand in einer Flamme. Harry konzentrierte sich und auf einmal konnte man mehrere Aufschreie hören. Einige der anwesenden Todesser lagen regungslos am Boden. Die übrigen Todesser versuchten zu fliehen. "Haltet sie auf, sie dürfen uns nicht entkommen!", rief Harry dem Orden zu. Remus erschrak, als er in Harrys Augen sah. Da war nichts mehr von dem sonst so leuchtenden Smaragdgrün, sondern nur Macht, Hass und Wut. "Harry, bitte tut das nicht! Jedenfalls nicht allein!", flehte Remus ihn an. "Ich bin nicht allein, Fawkes ist bei mir. Haltet hier die Stellung und sorgt dafür, dass niemand mehr auf dieses Gelände apparieren kann! Hoffentlich bis gleich!", entgegnete Harry und verschwand, wie zuvor der Feuervogel, in einer Flamme. "Harry, du bist wahnsinnig!"
 

Harry erschien in der Küche der Weasleys, doch war diese leer - kein Laut war zu hören, kein Lebenszeichen der Weasley-Kinder. Harry gingen die schrecklichsten Gedanken durch den Kopf. War er etwa schon zu spät? Er versuchte sich auszumalen, was Voldemorts Todesser mit seinen Freunden gemacht haben könnten.

,Was war das?' Aufmerksam sah Harry sich in der Küche um, doch konnte er immer noch nichts erkennen. Aber er spürte, dass jemand anwesend war, jemand der furchtbare Angst hatte. Da war es wieder. Hatte er sich also doch nicht verhört. Ein immer wiederkehrendes Schluchzen drang an seine Ohren, ein Schluchzen, welches immer lauter wurde. Er ging in die Richtung, aus der das Schluchzen zu kommen schien. Auf einmal sprang jemand mit erhobenem Zauberstab aus seinem Versteck hervor und rief: "Stupor!" Ein roter Lichtstrahl raste auf Harry zu, allerdings verebbte dieser, bevor er sein Ziel überhaupt erreichte. Für Harry war es ein Leichtes, solche Flüche aufzuhalten.

"Harry?", fragte Ginny, wobei sie ihren Zauberstab immer noch kampfbereit in der Hand hielt. "Harry!", rief sie, als sie realisierte, wer wirklich vor ihr stand. "Bist du verrückt? Die wollen dich! Verschwinde wieder, bevor sie merken..." "Zu spät Rotschopf, haben wir dich! Expelliarmus!" Nichts geschah. Ginny hatte ihren Zauberstab noch immer in der Hand. Verwunderung stand auf den Gesichtern der beiden Todesser, die sich an Harry und Ginny rangeschlichen hatten. "Das war wohl nichts, was?", grinste Harry. "Was... Potter ist..." "Oh nein, ist er nicht!" Mit einer leichten Drehung seiner rechten Hand sackten die beiden Todesser in sich zusammen.

"Harry, du musst hier wieder raus! Die wollen dich umbringen!", fiel Ginny weinend zu Boden. Sie wusste, dass sie Harry niemals dazu bringen würde. "Niemals, Ginny, ich lasse euch hier nicht allein! Wenn sie mich haben wollen, müssen sie auch damit fertig werden", versuchte er sie ,aufzuheitern'. "HARRY, du wirst mit ihnen nicht allein fertig!", versuchte sie noch einmal ihr Glück.

"Wie geht es dir, bist du verletzt?", kniete Harry sich neben Ginny, ohne weiter auf ihren Kommentar einzugehen. "Nein, ich bin nicht verletzt, ich habe mich gleich versteckt. Sie wissen nicht, dass ich auch im Haus bin. Glaube ich zumindest", fügte Ginny noch leise hinzu. "Das ist gut!" Ginny ließ ihren Kopf hängen. "Ginny, dir ist das doch hoffentlich nicht peinlich? Was du getan hast, war das einzig Richtige. Weißt du wo deine Brüder sind?" Ginny zuckte mit den Schultern: "Nein, ich weiß nicht wo sie sind, aber Angelina und Alicia sind auch hier irgendwo." "Mach dir keine Sorgen, ich werde sie finden und euch dann hier raus bringen. Bleib solange hier und versteck dich weiter!" "Wie geht es Mum und Dad?", hielt sie Harry davon ab aufzustehen, um damit das eigentlich Unvermeidliche zu verhindern. Sie hatte Angst, wenn er sich den Todessern stellen würde, dass sie ihn nicht mehr lebend wieder sehen würde. "Ihnen geht es gut", versuchte er sie zu beruhigen. "ihr werdet euch bald wieder sehen!" Harry konnte sich gut vorstellen, wie es wohl in Ginny aussehen musste. "Harry, bitte, du kannst sie nicht allein aufhalten, es sind zu viele! Sie bringen dich um!", bettelte sie und hatte dabei seine Hand fest umklammert. "Ich habe sie gehört, sie haben irgendetwas geplant." "Ganz ruhig, bitte versteck dich wieder!" Harry hielt seine freie Hand über Ginnys Kopf: "Ein kleiner Desillusionierungszauber zur Sicherheit." Zeitgleich spürte Ginny, wie ihr etwas Kaltes vom Kopf aus über den gesamten Körper lief. "Bitte tu' mir den Gefallen, höre ein Mal auf jemand anderes, als auf dich selbst!", versuchte er die Situation für Ginny etwas einfacher zu gestalten. Ein kurzes Nicken gefolgt von einem ermutigenden Lächeln und Harry sprang auf, um die anderen zu suchen.
 

So weit Harry wusste, waren neben Ginny und Ron auch die Zwillinge, Charlie und Bill im Haus. Aber nicht nur diese sechs, sondern laut Ginny auch noch die Freundinnen von Fred und George. Harry keuchte leise auf. Alle Weasley-Kinder, außer Percy, waren hier gefangen. ,Nein, nein, nein!' Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass dies eine seiner Visionen war. Es war verdächtig ruhig, niemand war zu hören. Er musste sie schnellstens finden. Das Haus hatte zu viele Zimmer, es würde einfach zu lange dauern, sie alle zu durchsuchen, und rufen war ja auch schlecht möglich, denn damit hätte er sich dann verraten. Also musste er versuchen sie zu orten. Wie schon auf der Suche nach Snape schloss Harry seine Augen und versuchte sich auf seine Freunde zu konzentrieren. "Fred, George, wo seid ihr?", rief er sie telepatisch. Harry konnte bereits die Furcht der Zwillinge spüren, was hieß, dass sie am Leben sein mussten. "Ich bin es - Harry!", gab er sich ihnen zu erkennen. "Harry, bist du wahnsinnig? Verschwinde wieder!" "Wo steckt ihr?", fragte Harry noch einmal. "Wir haben uns in unserem Zimmer verbarrikadiert." Kaum hatte Fred gesagt wo sie waren, erschien Harry in dem Zimmer der Zwillinge. Doch es war leer, wie ausgestorben. "Verdammt, Fred, was soll das? Das ist kein Spiel! Jetzt sagt mir endlich wo ihr seid!" " Ich dachte, du wärst einer der Todesser, hätte ja sein können." "Wir sind im Wohnzimmer, aber ich glaube nicht, dass die Schutzzauber noch lange halten", antwortete George. Auch dieses Mal waren es nur Sekunden und Harry erschien am genannten Ort. "Spinnst du Fred?", begrüßte Harry sie. "Das müssen wir wohl eher dich fragen! Was machst du hier? Hast du sie nicht mehr alle oder bist du etwa lebensmüde? Die wollen dich, Harry, einen anderen Grund gibt es für diese Aktion nicht! Und dann kommst du uns servierst dich ihnen auf dem silbernen Tablett. Anscheinend..." "Es reicht, George, ich habe dich schon verstanden! Aber glaubst du wirklich, ich überlasse euch Voldemort und seinen Todessern?" "Damit rechnen sie doch nur", erwiderte Fred. "Nein, natürlich nicht!", trat Alicia an George und Harry heran. "George meint es nicht so. Natürlich lässt du uns nicht im Stich, aber wir hätten nicht gedacht, dass du hier rein kommst." "Irgendwie müsst ihr hier doch raus." "Ja, aber sie wollen dich töten!" Alicia zitterte am ganzen Leib. Liebevoll nahm George seine Freundin in den Arm. "Keine Angst, Alicia, so schnell stirbt sich das nicht. Voldemort und seine Stiefellecker haben es schon so oft versucht und nicht geschafft. Und auch diesmal werden sie damit keinen Erfolg haben!" Wenn es sich da mal nicht täuschte. Aber sie schienen seinen Worten nicht zu glauben, doch andererseits wussten sie, welche Macht Harry hatte, zu was er fähig war.

Angelina stellte sich neben Fred und nahm seine Hand. "Harry, wie bist du..." "Stupor!", unterbrach Fred sie. Hinter ihnen standen plötzlich mehrere Todesser. Unbemerkt war ihr Schutzzauber zusammengebrochen, was die Todesser natürlich ausnutzten. Einen von ihnen hatte Fred erwischt, doch die anderen drei feuerten ihre Flüche gleichzeitig auf Harry ab. Schon fast wie ein Reflex baute sich um Harry, Fred, George, Alicia und Angelina ein starker Schutzschild auf, an dem die Flüche abprallten. Einer - es schien ein sehr starker Schockzauber zu sein - fiel auf einen der drei Todesser zurück. "Da waren es nur noch zwei", grinste Harry intrigant und drehte sich zu den letzten beiden Todessern um. "Du hast Mut, Potter, hier ganz allein aufzutauchen!" "Mut? Um mit euch Flaschen fertig zu werden, brauche ich keinen Mut. Und wer sagt überhaupt, dass ich allein gekommen bin?" "Daran gibt es eigentlich keinen Zweifel, Potterchen", lachte der rechte der beiden Todesser. "Du würdest niemals jemanden deiner ,Freunde'" - dieses Wort brachte er so was von abfällig hervor, dass man hätte glauben können, es wäre pures Gift es auszusprechen - "hier mit reinziehen und sie wohlmöglich noch opfern. Wir kennen dich einfach zu gut." "Sicher dass ihr mich kennt? Wenn ja, dann wärt ihr nicht so leichtsinnig, mir gegenüber zu treten." Hätte jemand genau hingesehen, dann hätte derjenige ein Augenzwinkern erkennen können, als gleichzeitig die Zauberstäbe der beiden Todesser in Harrys Hand erschienen. Aber es war bestimmt nur ein einfacher Lidschlag, ein Schutzreflex der Augen. Die Todesser staunten nicht schlecht, ebenso wie die Zwillinge und ihre Freundinnen. "Was nun?", frage Harry und winkte mit ihren Zauberstäben. Er sah in die entsetzten Augen seiner Gegner. "Ihr kennt mich wohl doch nicht so gut, was?" Harry trat aus dem Schutzschild und stellte sich direkt vor die Todesser. Beide trauten sich nicht auch nur einen Schritt zu machen. Harry bemerkte, was die beiden stattdessen vorhatten. Da der Antiapparationszauber nicht für die Todesser galt, machen sie Anstalten zu disapparieren, jedoch hinderte Harry sie daran - sie konnten sich nicht mehr bewegen. Er sah wie ängstlich ihre Augen durchs Wohnzimmer der Weasleys huschten. "Kämpfe wie ein Mann, Potter!", zischte einer der Todesser unter seiner Kapuze. Harry lachte: "Ich habe keinen Zuberstab, seht ihr? Ich habe hier nur eure." Ohne große Kraftanstrengung zerbrach er die beiden Zauberstäbe. "Ups, war ich das etwa? Entschuldigt bitte, nun habt ihr auch keinen mehr. Na dann los, lasst uns wie Männer kämpfen!", verlangte Harry spielerisch. Fred, George, Alicia und Angelina verfolgten besorgt das Schauspiel.

Wieder versuchten sich die Todesser aus dem Staub zu machen, doch auch dieses Mal ohne Erfolg. Harry hob beide Arme und führte sie rasch zusammen. Im gleichen Moment schlugen die Köpfe der Todesser begleitet von einem unschönen Geräusch zusammen. Wie Mehlsäcke sackten sie in sich zusammen. "Genug gespielt! Habt ihr eine Ahnung wo die anderen sind?", wandte Harry sich an die vier, die ihn mit offenen Mündern anstarrten. "Stimmt etwas nicht?" "Harry, erinnere uns bitte daran, immer auf deiner Seite zu stehen, auch falls du sie wechseln solltest!" "In Ordnung, Fred, aber wisst ihr nun wo sie sind?", fragte er wieder. "Wir müssen hier endlich raus!"

Bedrückt schüttelten die vie ihren Kopf und Harry fing erneut an sich zu konzentrieren.

"Bill, Charlie und Ron geht es gut. Ich weiß zwar im Moment nicht genau wo sie sind, aber es geht ihnen wirklich gut. Das liegt am Schild der Todesser, oder besser gesagt an Voldemorts Schild, denn die Todesser würden niemals ein Kraftfeld dieser stärke aufbauen können", beantwortete er Freds unausgesprochene Frage. "Ich konnte auch nur durch Fawkes hier her gelangen. Ich war mich nicht mal sicher, dass es funktionieren würde. Hätte auch schief gehen können."
 

"Wir sind hier!", rief Charlie und kam gefolgt von Bill ins Wohnzimmer. "Aber wir können Ron und Ginny nicht finden. Die Todesser sind immer noch hier." Dabei fiel sein Blick auf die am Boden liegenden Todesser. "Ich sehe, du hast schon angefangen aufzuräumen." "Ginny hat sich versteckt, ihr geht es gut. Sie ist auch nicht verletzt. Ron werde ich noch finden!" Die sechs atmeten erleichtert auf. Wenigstens das jüngste Familiemitglied konnte sich verstecken. "Hast du eine Ahnung wie es Mum und Dad geht?", fragte Charlie. "Auch sie sind in Sicherheit. Euer Vater war zwar bewusstlos, aber Fawkes hat ihn ins St. Mungo gebracht. Ich denke, nein ich bin mir sicher, dass es ihm bereits wieder gut geht und beide auf euch warten. Also sollten wir zusehen, dass wir euch hier raus bringen! Wie viele Todesser sind im Haus?" "Insgesamt?", überlegte Charlie, während Bill stumm neben ihm stand. "Etwa zehn, aber genau weiß ich es nicht." Harry entgegnete nichts darauf. Wie versteinert stand er zwischen ihnen und fixierte die gegenüberliegende Wand. "Harry?", fragte Fred. Harry hob die Hand und wies ihn an, still zu sein. "Es kommen noch mehr", sagte Harry leise. "Ich muss etwas unternehmen, damit sie hier nicht rein können. Falls doch, dann... Na ja, daran mag ich lieber nicht denken."

Er fiel auf seine Knie und ließ den Kopf sinken. Einige Male atmete er tief ein und aus. Immer tiefer wurden seine Atemzüge und seine Haare begannen zu fliegen. Um ihn herum baute sich ein immer deutlicher werdender silbriger Schleier auf, bis er ganz von ihm umgeben war. Eine unvorstellbare Macht, die selbst die vier Weasley, Angelina und Alicia spüren konnten, ging von Harry aus. Er breitete seine Arme aus und ein durchsichtiger Phönix stieg empor und verschwand durch die Decke. Ein ohrenbetäubender Knall war zu hören, welcher Harry verriet, dass er es tatsächlich geschafft hatte.

Erschöpft stützte er sich mit seinen Händen auf dem Boden ab. "Geschafft!" "Was hast du geschafft?", fragte Alicia verblüfft und half ihm auf. "Danke! Es kann jetzt niemand mehr hier rein. Auch das Antiapparationsfeld der Todesser ist zerstört und mein eigenes steht. Sie sitzen in der Falle. Stellt euch dicht zusammen und fast euch an den Händen! Fawkes bringt euch hier raus und dann ist alles vorbei." "Und du?", fragte Charlie. "Ich kümmere mich um die Todesser!" "Aber nicht allein!", warf Bill ein. Das war das erste Mal, dass er seit dem Vorfall im St. Mungo etwas zu Harry gesagt hatte. "Und ob, Bill!" "Nein, Harry, ich bleibe und werde dir helfen!" "Das wirst du nicht! Du gehst mit Fawkes und ich werde Ron suchen und anschließend den Todessern Manieren beibringen!" "Harry, du..." "Bill, es langt, ich habe nein gesagt!"

Die sechs taten was Harry ihnen sagte und stellten sich im Kreis auf. Alle nahmen die Hand ihres Nachbarn, nur Bill drehte sich noch einmal zu Harry um. "Harry, das im St. Mungo..." "Nicht jetzt, darüber reden wir später!" "Ich hatte solche Angst um sie!", versucht Bill sich zu rechfertigen. "Die war auch mehr als berechtigt, Bill. Nun los, bevor es zu spät ist!"
 

"Das ist es jetzt wohl!", rief jemand, dessen Stimme Harry nur zu gut kannte - es war die Stimme von Draco Malfoy. "Ich habe auch nichts anderes erwartet!", erwiderte Harry und erschuf gleichzeitig ein starkes Schutzschild um seine Freunde. "Haltet euch bereit! Und egal was passiert, ihr bleibt ruhig!", flüsterte er ihnen zu, bevor er sich umdrehte.

Ihm blieb fast die Luft weg, als er sah wer bei Draco Malfoy und vier weiteren Todesser stand oder besser kniete. "Ron!", keuchte Harry. Ron kniete mit blutverschmiertem Gesicht zu Malfoys Füßen. Dieser zog den Kopf des verletzten Weasleys nach hinten und hielt ihm seinen Zauberstab an die Kehle. "Hau ab!", zischte Ron Harry entgegen. "Ich glaube nicht, dass du in der Lage bist etwas zu sagen, Wiesel!", ranzte Malfoy ihn an und zog noch heftiger an seinen Haaren, so dass dessen Blick zur Decke ging. Von oben herab sagte Malfoy: "Ich habe dir doch versprochen, dass ich dich fertig machen werde, schon vergessen?" Bill, Charlie und die Zwillinge machten Anstalten Ron zu helfen, doch kamen sie nicht durch Harrys Schutzschild. Abermals deutete Harry an, dass sie sich ruhig verhallten sollten. "Nein, habe ich gesagt!"

"Was ist das für ein Gefühl, Potter, hier zu stehen und nicht zu wissen, was man machen soll? Du willst ihn doch nicht verletzen, oder?", grinste Malfoy Junior hinterlistig und die restlichen Todesser lachten wie auf Bestellung. Harry überlegte hin und her was er tun sollte. Natürlich wäre es ein leichtes für ihn, die Todesser auszuschalten, doch wäre da noch die Gefahr, dass er Ron dabei verletzen würde. Er musste zugeben, Malfoy hatte alles gut geplant. Aber war es tatsächlich Draco Malfoy gewesen, dem dies alles eingefallen war? Vor so einer Situation hatte er immer Angst gehabt - seine Freunde waren seinetwegen in Gefahr. "Was, Potter ist sprachlos? Ein Wunder!", lachte Malfoy abfällig. "Davon habe ich lange geträumt - Harry Potter weiß nicht was er tun und sagen soll."

"Was hast du davon, was hat dir Voldemort versprochen?", fragte Harry und machte ein Schritt auf ihn zu. "Der Dunkle Lord brauchte mir nichts versprechen." ,Der Dunkle Lord' betonte Draco so stark, als wenn es die einzig wahre Bezeichnung für seinen Meister wäre und jeder andere Name eine Beleidigung ihm gegenüber, ein Frevel, ein Verstoß der geahndet werden muss. Und genau das hatte er auch vor. Er wollte Harry zeigen, wie schwach und hilflos dieser in Wirklichkeit war, ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Doch hatte Draco Malfoy sich nicht immer schon ein wenig überschätzt? "Dich leiden zu sehen, am Boden zerstört, das ist Lohn genug!" Harrys Augen verengten sich bei der grinsenden Visage seines ehemaligen Schulkameraden. "Der Lord ist gleich hier und dann bist du fällig!" Wieder lachten die Todesser diabolisch, was Harrys Wut noch höher spielte. "Wo ist er denn, was hält ihn auf?", fragte Harry ungehalten. "Ich denke, er will mich unbedingt haben, dann soll er auch kommen, denn so viel Zeit habe ich leider nicht. Auf mich wartet noch genug Arbeit, die ich wegen eurer kleinen Show hier unterbrechen musste." Malfoys Grinsen wurde noch breiter, sofern dies überhaupt möglich war. "Nicht was, Potter, sondern wer hält ihn auf? Er ist noch sehr beschäftig." Er sah auf Ron und dann wieder zu Harry. "Aber sag mal, Potter, wie würdest du dich entscheiden? Wen würdest du retten wollen? Das Wiesel hier oder deine Schlammblutschlampe beim Dunklen Lord?" Harry wurde blass vor Entsetzen. Er griff an seine Halskette und sah in Rons ebenfalls geweiteten Augen. Auch dieser begriff, was Malfoy meinte. "Na, Potter, er oder sie?"

Harry begann zu zittern - vor Wut oder aus Angst um Hermine, konnte man nicht genau sagen, wohl eher beides. "Das glaube ich nicht!" "Nein? Schade! Aber vielleicht ist sie ja auch schon tot", entgegnete Malfoy kühl. Ihm war Hermines Schicksal völlig egal. Es interessierte ihn nicht, wie es ihr ging, wie sie durch Voldemort leiden musste. Er mochte sie noch nie und würde sie auch nie mögen. Seiner Meinung nach war sie es nicht wert, einen Zauberstab zu besitzen. "Ich hätte gemerkt wenn ihr etwas passiert wäre!", erwiderte Harry nun nicht mehr so sicher. Er hatte Angst. Malfoys selbstgefälliges Grinsen beunruhigte ihn sehr, obwohl er wusste, dass dieser ein sehr guter Schauspieler war. Aber schon einmal hatte Harry nicht gespürt, dass jemand seine Hilfe benötigte. "Nich doch, nich doch! Nicht wenn wir dieses Spektakel gleichzeitig inszeniert hätten. Oh ja, diese Schreie übertreffen alles!"

Harry stand am Abgrund, er musste nur noch springen. "Ihr habt das alles veranstaltet, nur um Hermine in die Finger zu kriegen?", fragte er schon fast verzweifelt. Beim Klang von Harrys verzweifelter Stimme schien Draco noch mehr Ehrgeiz zu entwickeln. "Na irgendwie mussten wir dich und deine ach so tapferen Gefährten doch ablenken! Und auch die Wieselbande wäre ansonsten mit Sicherheit nicht mehr am Leben. Das ihre verräterischen Herzen noch schlagen, hast du eigentlich nur der Granger zu verdanken!"

Malfoy zog seinen Zauberstab ein Stückchen weg von Ron, doch zeigte die Spitze immer noch auf sein auserwähltes Opfer. Harry war unfähig irgendetwas zu tun oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Genugtuung konnte er auf dem Gesicht des Malfoyerben erkennen, Genugtuung ihn, Harry Potter, am Boden zerstört zu sehen. "Du kannst hier nicht mehr raus, Potter!", redete er weiter. "Du kannst ihr nicht mehr helfen! Erst wirst du leiden, leiden und nochmals leiden - immer und immer wieder, bis alle deine Freunde tot sind. Und dann bist du an der Reihe zu sterben, und zwar ganz langsam! Ich werde dir dabei in die Augen sehen, bis du sie für immer geschlossen hast!" Malfoy schien gefallen an seiner kleinen Rede zu haben. "Erst stirbt deine Seele mit jedem deiner so genannten Freunde Stück für Stück. Einen tollen Freund hast du da Wiesel! Lohnt es sich tatsächlich, für ihn zu sterben?" Draco wandte sich wieder an Harry. "Und dann, Potter, stirbt dein Körper und all deine Macht bekommt der Lord!" Erst jetzt schien Ron zu begreifen, was Harry damit gemeint hatte, als er sagte: ,Falls Voldemort mich tötet, wird es schlimmer und grausamer als je zuvor!' "Noch ist es nicht zu spät, Malfoy, gib auf!", rief Harry und funkelte sein Gegenüber wütend an. Langsam schien sein Kampfwille wieder zu ihm zurückzukehren. "Warte, warte, es wird noch besser!", rief Malfoy lachend, bevor er tief Luft holte und die Worte "Avada Kedavra", formte. Ohne groß darüber nachzudenken, hob Harry seine Arme und lief auf Ron und die Todesser zu. Malfoys Augen weiteten sich. Er konnte nicht glauben, was Harry vorhatte. War dieser Kerl denn völlig übergeschnappt? "NEIN!", schrie er. Aber wieso? Wieso wollte Draco Malfoy nicht, dass Harry vom Avada Kedavra getroffen wurde? Er wäre ihn dann los. Aber schon vor dem Fuchsbau hatte keiner der Todesser den Todesfluch auf Harry losgelassen.
 

Die Todesser flogen allesamt auseinander und Malfoy schlug unsanft an der Wand an. Den Fluch hatte er unwiderruflich ausgesprochen, doch kam dieser nie bei Ron an. Harry hatte sich noch gerade rechtzeitig vor Ron geworfen und ein dicker silbern-rötlich schimmernder Schleier umgab beide. Der Avada Kedavra war einfach so an ihnen abgeprallt und hatte stattdessen einen der anwesenden Todesser getroffen, der lautlos zu Boden sackte. Es ging alles so schnell, er hatte nicht mal Zeit aufzuschreien. "Was?", keuchte Malfoy, der immer noch an der Wand stand. Nun ja, stehen konnte man nicht direkt dazu sagen, er klebte förmlich daran. "Das war der Todesfluch!" Harry rappelte sich auf und half Ron auf die Beine. "Wie geht es dir, Kumpel?" "Danke! Geht schon, Harry, aber was ist mit Hermine?" Harry wandte sich von Ron ab und ging auf Malfoy zu. "Wo ist er?" Der angesprochene schüttelte seinen Kopf. "Wo habe ich gefragt?", schnaubte Harry ihn an hielt mit seiner rechten Hand dessen Kehle fest umklammert. Wieder schüttelte Malfoy seinen Kopf und fing an zu lachen: "Es ist zu spät, Potter, sie ist längst tot!" "Sie ist nicht tot! Er will sie vor meinen Augen töten, Malfoy. Ich denke, du weißt, was dein ,Meister' alles geplant hat!?" Harry versuchte die Kontrolle über sich zu behalten, er brauchte jetzt einen klaren Kopf. Immer noch der Meinung, dass er gewinnen würde, sagte Malfoy: "Potter, du stehst eindeutig auf der falschen Seite, auf der Verliererseite! Dein Schlammblut wird sterben und du kannst nichts daran ändern - sie ist verloren. Ich kann ihre Schreie in meinen Ohren hören, das muss Musik gewesen sein!" Das war zu viel für Harry. Eine Handbewegung in Malfoys Richtung und dessen Kopf schlug geräuschvoll gegen die Wand. Blut lief ihm unaufhaltsam aus der Nase, was Harry wenig störte.

Aber nun wurde Malfoy so richtig wütend! Seine blutende Nase ignorierend, stürzte er sich fauchend auf Harry. Dieser hatte nicht damit gerechnet und musste so einen harten Faustschlag in den Magen hinnehmen. Dies hatte Malfoy nicht umsonst getan! Harry explodierte förmlich und deckte seinen Widersacher mit einer Reihe von harten Schlägen ein. Immer weiter prügelte er auf den Malfoy-Sprössling ein, prügelte seine ganze Wut, seinen Frust und auch seine Angst um Hermine auf Malfoy nieder. Vergessen war die Magie - jetzt regierte in Harry nur noch der lang angestaute Hass auf Draco Malfoy! Anfangs wehrte sich dieser noch, aber gegen einen wütenden Harry hatte er keine Chance - nicht die Geringste! Wie von Sinnen schlug Harry auf Malfoy ein, und nicht nur einmal konnte man einen Knochen mit einem trockenen Knacken brechen hören und Blutspritzer davon fliegen sehen. Schließlich lag Malfoy als blutendes Bündel auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. "Lass gut sein, Harry!", versuchte Ron ihn zu stoppen, bevor er den Blonden noch umbrachte. Rons Geschwister befreiten sich nun auch von dem Schutzschild und gemeinsam schafften sie es, Harry von Malfoy zurück zu ziehen. Schnell suchte Bill nach Malfoys Puls. 'Zum Glück, er lebt noch!' Keiner wollte dass Harry zum Mörder wurde, auch wenn es Malfoy noch so sehr verdient hätte! Zum Mörder wurde? War genau dies nicht sein Schicksal? Entweder er würde zum Mörder werden oder Voldemort würde ihn umbringen. Entweder oder - es gab nur diese beiden Möglichkeiten...

Langsam beruhigte sich Harry wieder etwas. Immer noch schwer atmend starrte er auf das blutige Etwas, dass einmal der Prinz der Slytherins gewesen sein sollte. Wieder zu Sinnen gekommen, sah er in die schockierten Gesichter seiner Freunde. Nein, er schämte sich nicht Malfoy so vermöbelt zu haben, aber es war ihm peinlich, dass gerade seine Freunde sehen mussten, wie er ausgerastet war. Wortlos trat der Rotschopf an seinen besten Freund heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Komm, Harry, lass ihn, wir müssen uns jetzt um Hermine kümmern", sagte er mit ungewohnt ruhiger Stimme. "Ich spüre nichts, Ron!", sagte Harry wieder etwas ruhiger, doch seine Augen verrieten ihn. Aus irgendeinem Grund glaubte er Malfoy. Er hatte Angst - Angst Hermine zu verlieren.

Bill, Charlie und die Zwillinge verschnürten unterdessen die noch lebenden Todesser. "Ich gehe sie suchen!", bemerkte Harry entschlossen. "Ihr seid hier sicher, es kann kein Todesser mehr ins Haus, nur ausgewählte Ordensmitglieder und natürlich eure Eltern." "Harry, bleib!", flehte Ron ihn an. "Geh nicht ohne Hilfe!" "Ron, ich kann sie nicht Voldemort überlassen!" "Das sollst du auch nicht, aber bitte, geh wenigstens nicht allein!", bat Ron inständig. Doch Harry ließ sich nicht umstimmen. "Ich hoffe bis nachher!", verabschiedete er sich und war nur Sekunden später verschwunden. "Harry, nicht!", brüllte Ron ihm sinnloser Weise nach. "Wir müssen den anderen bescheid geben, damit sie Harry suchen! Wenn Remus erfährt was er vorhat - er rastet aus!", rief Charlie. "Er schafft das nicht allein! Wer weiß, was dort auf ihn wartet", warf Bill ein und apparierte vor den Fuchsbau, was dank Harrys Hilfe für die Weasleys nun kein Problem mehr war.
 

Dass Harry nicht spürte, wie es seiner Hermine ging, machte ihn noch nervöser. Was wäre, wenn Malfoy gelogen hatte und ihn damit nur in eine Falle locken wollte? Immerhin wusste er, wie alle anderen auch, dass Harry alles für seine Freunde, insbesondere für Hermine, tun würde. Egal, er durfte es nicht riskieren, ihr Leben aufs Spiel zu setzen.

Harry versuchte sich trotz seiner Sorgen und Ängste zu konzentrieren - er musste sie schnellstens finden. "Severus!", versuchte Harry in dessen Geist zu gelangen. "Harry, es war alles nur Ablenkung!", antwortete ihm Snape, doch schien es auch ihm nicht besonders gut zu gehen. "Er hat Hermine, ich konnte sie nicht beschützen!" Selbst in seinen Gedanken wurde Snape immer schwächer. Harry hatte zu kämpfen, dass die Verbindung zwischen ihm und Snape nicht abriss. "Sag mir wo du bist und ich komme und helfe dir!" "Nein, Harry, bleib wo du bist! Es ist eine Falle, sie warten hier irgendwo auf dich. Ich kann sie zwar nicht sehen, aber sie sind hier, da bin ich mir sicher." "Wo ist hier, wo steckst du? Verdammt, hör auf deinen Geist vor mir zu verschließen zu wollen, das funktioniert so oder so nicht, es hält nur auf und kostet dich Kraft! Das Spielchen hatten wir doch schon mal. Fawkes, such bitte diesen Sturkopf!" "Auf dem Hügel in Little Hangleton", gab Snape endlich auf. Auch wenn es etwas länger dauern würde, Harry hätte ihn so oder so gefunden. "Komm bitte nicht allein, du brauchst Hilfe!"

Die Verbindung zwischen den beiden brach ab. Augenblicklich apparierte Harry nach Little Hangleton und fand seinen früheren Zaubertränkelehrer verletzt am Boden vor dem ehemaligen Anwesen der Familie Riddle liegen.
 

"Severus! Severus, wach auf! Was haben die mit dir gemacht?", flüsterte Harry fast. Auch er war sich sicher, dass die Todesser hier auf ihn warten würden. Alle seine Sinne waren aufs Äußerste geschärft, damit er einen Angriff auf sich nicht zu spät bemerkte.

Er sprach einen Analysezauber über seinen ehemaligen Professor und atmete erleichtert auf. "Fawkes, weck ihn bitte auf!" Ganz langsam und mit größter Kraftanstrengung hob Snape seinen Kopf. "Ich war nicht in der Lage sie zu beschützen, Harry, ich habe versagt." Stöhnend ließ er seinen Kopf wieder zurück ins feuchte Gras fallen. Er sah schlimm zugerichtet aus. "Ganz ruhig Severus, niemand macht dir Vorwürfe!" "Die haben sie..." "Überanstreng dich nicht! Weißt du wo sie Hermine hingebracht haben?" "Nein", antwortete Snape. "Es ging alles so schnell, wir hatten kaum eine Chance. Sie hat nach dir gerufen, hat gesagt, du stirbst. Ich habe sogar die Bilder gesehen, die der Dunkle Lord ihr in den Kopf gesetzt hat. Die beste Okklumentik hätte dagegen nichts genützt. Ich habe versucht sie davon zu überzeugen, dass die Bilder nicht wahr sind, aber sie hat mir nicht geglaubt. Harry, sie hat auf einmal Kräfte, die ich bei ihr noch nie gesehen habe. Sie konnte in Hogwarts apparieren. Und nach dem letzten Angriff auf dich..." Snape war völlig fertig, er konnte nicht mehr. Jedes Wort brachte ihn der Ohnmacht ein Stückchen näher. Harry ließ sein Blick über das Anwesen gleiten und dann hinunter ins Dorf. "Natürlich, der Friedhof!" Er konzentrierte sich auf Hermine und tatsächlich, sie war auf dem kleinen Friedhof von Little Hangleton. "Nicht allein!", brachte Snape brüchig hervor. "Ich muss, Severus! Fawkes, bring ihn zurück nach Hagwarts, Madame Pomfrey wird sich um ihn kümmern. Beeil dich bitte, ich brauche dich dann auf dem Friedhof!" Auch Fawkes schien dies nicht für eine all zu gute Idee zu halten, er wollte Harry nicht allein lassen. "Bitte", streichelte er den Phönix "er braucht Hilfe!" Fawkes schmiegte seinen Kopf an Harrys Hand und ließ eine Träne in diese fallen. "Danke, ich weiß, dass ich auf dich zählen kann! Wir treffen uns auf dem Friedhof." Doch wie heißt es so schön? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Entschlossen stand Harry auf - er würde sie niemals allein lassen. "Ich hole sie da raus, wie sehen uns gleich wieder!", verabschiedete er sich von Snape und disapparierte.
 

Harry stand auf dem Friedhof von Little Hangleton, auf dem Voldemort vor etwas über vier Jahren mit Harrys Hilfe seinen Körper zurückbekommen hatte. Hätte er zu dem Zeitpunkt doch nur das gekonnt, was er jetzt beherrschte - Cedric würde noch leben und Voldemort wäre nicht wieder auferstanden! Und wieder einmal wurde ihm schmerzlich bewusst, dass auch sein Pate sich seines Lebens erfreuen würde.

Der Friedhof war verlassen, keine Menschenseele war zu sehen oder zu hören, selbst der Wind schien zu schweigen. Aber wieso? Er war nicht mal zu spüren. Vorhin noch war es schon fast stürmisch gewesen!

Hinter Harry befand sich das Grab von Tom Riddle, Voldemorts Vater, an dessen Grabstein er Harry gefesselt hatte. Harry drehte sich um, um seine Erinnerungen zu vervollständigen. Nie wieder würde er diesen Tag vergessen können. Auch wenn er es wollte, würde ihm die fies grinsende Visage des Dunklen Lords nicht in Frieden lassen. Sie würde ihn verfolgen, bis zum Ende.

"Hermine!", keuchte er erschrocken auf. Sie war genau wie Harry damals an den Grabstein gefesselt, jedoch schien sie ohnmächtig zu sein. Er kniete sich neben seine Verlobte und beugte sich vor: "Hermine", strich er ihr vorsichtig über die Wange. "Wach auf!", flüsterte er ihr zu und löste mit einer einzelnen Handbewegung ihre Fesseln. Langsam wurde sie wach und sah Harry mit weiten Augen an, in denen er Furcht und Entsetzen erkennen konnte. "Harry, was machst du hier? Es ist eine Falle, du musst hier sofort verschwinden! Sie kommen bestimmt gleich wieder!", sagte Hermine, während sie versuchte aufzustehen. Es gelang ihr nicht ganz. Ihr Bein schien verletzt zu sein. "Ich werde nicht ohne dich gehen, Hermine!" "Es tut mit Leid!", rief sie aufgeregt. "Ich dachte, du wärst verletzt und wollte dir helfen. Voldemort hat... Es kam mir so real vor! Severus hat versucht mich aufzuhalten. Er ist mir sogar bis nach Little Hangleton gefolgt. Er hat gesagt, dass es dir gut geht, das Voldemort mich versucht zu manipulieren, aber ich habe ihm nicht geglaubt! Ich konnte auf einmal... Ich weiß nicht, wie Severus mich gefunden hat. Als er mich mit zurücknehmen wollte, wurden wir angegriffen." Ihre Stimme zitterte, sie war völlig erschöpft. "Harry, verzeih mir, ich wollte dicht nicht..." "Sccchhh!", strich Harry ihr zur Beruhigung sanft über die Wange. "Ich bin bei dir!" "Wie geht es Severus, lebt er?" "Später, Hermine, wir müssen erstmal hier weg! Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist", küsste Harry sie. "Ich dachte schon sie hätten dich..." Harry konnte diesen Satz nicht beenden, stattdessen suchte er erneut ihre Lippen.

"Komm, wir müssen, bevor sie wiederkommen!" Er nahm Hermine auf seine Arme, welche sich ängstlich an ihm festhielt. "Wir sind gleich zu Hause!" Einen letzten Kuss und Harry apparierte zusammen mit Hermine. Zumindest hatte er es vor.

Verwundert sah er Hermine an und probierte es gleich noch einmal. Doch wieder ohne Erfolg. "Was ist los? Harry, warum kannst du nicht apparieren?" Ängstlich sah Hermine sich um, doch konnte sie niemanden sehen. Auch sie hatte vorhin mehrmals versucht zu apparieren, was nicht geklappt hatte, aber Harry? Warum funktionierte es bei ihm nicht? "Ich kann nicht, Hermine, irgendetwas hindert mich daran!" Vorsichtig setzte er sie wieder auf dem Boden ab. "Fawkes!" Doch auch hier geschah nichts. "Fawkes!", rief er wieder in Gedanken. "Verdammt, ich kann Fawkes nicht erreichen! Was ist das für ein Kraftfeld?" "Harry, pass auf, hinter dir!", warnte Hermine ihn. Harry begriff und nickte ihr zu. Er konnte sich schon denken, wer hinter ihm stand. Harry lächelte Hermine und gab ihr einen Kuss, der ihr Mut zusprechen sollte. "Ich liebe dich!", flüsterte er ihr leise zu.
 

"Wie rührend!", rief Voldemort, der mit auserwählten Todessern hinter Harry und Hermine stand. Harry stand auf und drehte sich zu ihm um. "Na, Potter, wie gefällt dir mein kleines Kraftfeld? Ist mir gut gelungen, oder nicht? Da du ja so tapfer und heldenhaft mein Kraftfeld von dieser schäbigen Bruchbude überwunden hast, hast du mir mehr als geholfen. Daher habe ich genau gewusst, was dich aufhält!"

Harry staunte nicht schlecht, damit hatte er nicht gerechnet. Er könnte Fawkes jetzt sehr gut gebrauchen, aber anscheinend musste er auf ihn verzichten. "Ich habe genau gewusst, dass du kommen und deine kleine Freundin retten würdest, Potter", lachte Voldemort kalt und ging ein Schritt auf Harry zu.

"Schön für dich!", zischte Harry ihm genau so kalt entgegen und stellte sich schützend vor Hermine. "Und was hat dich da so sicher gemacht?", wollte Harry weiter wissen. Er musste Voldemort unbedingt ablenken. "Hermine, versuch zu apparieren, versuch es immer und immer wieder! Und wenn es geklappt hat, komm ja nicht zurück!" "Ach, Harry", seufzte Voldemort theatralisch und ging noch weiter auf beide zu. "Versuch es weiter, bitte!" "Der größte Fehler den man begehen kann, ist zu lieben. Du siehst wo das hinführt. Du liebst" Bei diesem Wort schüttelte sich Voldemort, was seine Todesser zum Lachen veranlasste. "dein Schlammblut viel zu sehr, um sie mir zu überlassen!" "Ich bin aber nicht allein gekommen!", fauchte Harry. "Nur eine kleine Handbewegung und der gesamte Orden steht an meiner Seite, um dir kräftig in den Arsch zu treten!" Voldemort lachte auf: "Das denke ich nicht! Hier kommt niemand außer meinen treuen Todesser rein oder raus. Nicht mal dein lästiger Phönix, wie du schon bemerkt hast. Und außerdem würdest du mir niemanden freiwillig ausliefern. Du würdest niemanden in den Tod schicken, lieber versuchst du es allein. So bist du, Potter - berechnend, und das schätze ich an dir!"

In Harry stieg wieder unbeschreibliche Wut auf. "Für was hältst du ich eigentlich?", warf er dem Dunklen Lord an den Kopf. Voldemort sah seine Todesser grinsend an. "Für den größten? Für den Herrscher der Welt?" Diese Worte klangen in Harrys Ohren mehr als lächerlich. "Wohl eher größenwahnsinnig! Was sollte das mit den Weasleys?", fragte Harry, und auch er ging einen weiteren Schritt auf seinen Widersacher zu. Nur noch wenige Meter waren die beiden von einander entfernt. "Es war nur ein Test, Harry, den du mit Bravur bestanden hast, wenn ich dir das sagen darf. Ich habe alles beobachtet - tolle Leistung muss ich zugeben!", sagte Voldemort anerkennend. "Eigentlich hätte es niemand schaffen können mein Kraftfeld zu durchbrechen, aber du... Und wie du den Bengel vor dem Avada Kedavra gerettet hast - ich dachte erst, du willst dich selbst umbringen und mir die Freude nehmen", lachte der Lord. "Ach so, und dann war da ja noch dein eigener Schutz fürs Haus. Ich hätte es nicht besser machen können - Glückwunsch!"

Harry glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. "Das war alles nur ein Spiel?", fragte er fassungslos. "Ja, warum nicht? Ich wollte wissen, welche Macht du noch so hast, welche Kräfte noch alles in dir stecken. Harry, ich mache dir ein Angebot." Er sah fies grinsend zu Hermine und dann wieder zu Harry. "Schließ dich mir an und du wirst erfahren, was wirkliche Macht bedeutet! Wenn du einwilligst, rettest du ihr damit das Leben."

Harry sah Voldemorts Augen aufblitzen. Er drehte sich zu Hermine um und sah ihr fest in die Augen. Harry schien wirklich über Voldemorts Angebot nachzudenken. Hermine wusste, dass Harry alles tun würde, um sie zu retten. Sie schüttelte ihren Kopf und versuchte erneut aufzustehen, was ihr jedoch wieder nicht gelang. "Nein, niemals!", rief sie dem Dunklen Lord entgegen. "Halt dich da raus, Schlammblut!", bellte er und richtete seinen Zauberstab auf sie. Er konnte sich gut vorstellen, welchen Einfluss Hermine auf Harry hat. "Misch dich nicht in Dinge ein, von denen du keine Ahnung hast!" Harry stellte sich ihm in den Weg. "Mut, Potter, den hast du! Wie entscheidest du dich?" "Sie hat dir die Frage bereits beantwortet", entgegnete Harry bereit zum Kampf. "Du lässt dich von so was beeinflussen?", höhnte Voldemort belustigt. "Mit dir einem Mörder? Das soll wohl hoffentlich ein Scherz sein!", rief Hermine dazwischen. "Mörder? Wie leicht sich das doch sagen lässt. Aber lehn dich bloß nicht zu weit aus dem Fenster, Mäuschen! Hast du schon mal durchgezählt, wie viele meiner Todesser dein Harry getötet hat? Nein? Dann nenn mich nicht einen Mörder! Aber eigentlich, Harry", grinste er ihn wieder fies an "müsste ich dir dankbar sein. Auf deine Kräfte freue ich mich schon! Du hast keine Chance gegen mich, die Prophezeiung wird sich zu meinen Gunsten entscheiden und ich werde endlich unsterblich sein!" Mit Genuss kamen diese Worte über Voldemorts Lippen. Lange genug musste er ja auch auf diesen Moment warten.
 

Der Dunkle Lord erblickte Hermines erschrockenes Gesicht. "Was, Harry, hast du ihr etwa nichts von unserer gemeinsamen Prophezeiung erzählt, davon wie du enden wirst?", lachte er. "Halt deinen Mund!", brachte Harry ihm mit eisiger Stimme entgegen. "Ich fass es nicht! Ich dachte, du hast es ihr erzählt. Du tust doch sonst alles, um im Mittelpunkt zu stehen!" "Da hast du dich dann wohl geirrt!" "Ach, Harrylein, das hätte ich nicht erwartet. Also weiß sie gar nicht, weshalb ich dich töten werde?" "Ich warne dich, Voldemort!"

"Wenn wir schon sterben sollen, will ich wenigstens wissen wieso!", rief Hermine, die ihre Chance witterte, endlich von der Prophezeiung zu erfahren, auch wenn es nicht gerade der perfekte Moment war. "Dann werde ich sie mal aufklären!" Voldemort setzte an zu erzählen. "NEIN!", schrie Harry und Voldemort flog durch die Luft und landete auf einen der Gräber. Die Todesser, die sich bisher im Hintergrund ruhig verhalten hatten, machten Anstalten ihrem Meiser zu helfen. "STOP!", streckte Harry ihnen seine rechte Hand entgegen. Sie waren unfähig sich zu bewegen, auch nur einen Schritt zu machen. Nicht mal den kleinen Finger konnten sie anheben. "Du!", schrie der Lord wütend, doch trotzdem grinste er etwas überlegen, als er aufstand. Er schnippte mit seinen Fingern und noch mehr Todesser tauchten auf und kreisten sie ein. "Sag ich doch, feige!", schnaubte Harry und versuchte sich unbeeindruckt zu zeigen. "Nicht feige, nur vorbereitet. Ich will nicht noch eine böse Überraschung erleben. Heute Abend bringen wir es zu Ende!", erwiderte Voldemort darauf. "Oh, und ich dachte, du liebst Überraschungen. Aber vielleicht sollte ich aufhören zu denken und lieber handeln."

Wieder wollte Harry einen Fluch loslassen. Einer der Todesser, die geraden angekommen waren, bemerkte dies und schickte ihm einen Fluch. Dieser traf Harry unvorbereitet und er wurde durch die Luft geschleudert. Unsanft kam er neben Hermine am Boden auf, die in seine wütenden Augen blickte. Etwas Flehendes lag in ihrem Blick. Harry deutete ihr an, ruhig zu bleiben und ihm zu vertrauen. "Ich bring dich gleich hier weg!"

Voldemort und seine Todesser lachten. "Na, nicht aufgepasst, Potter?", feixte Tom Vorlost Riddle. "Bringt Granger um, ich will den Schmerz in seinen Augen sehen!" Mehrere Todesser richteten gleichzeitig ihren Zauberstab auf Hermine, die schon fast panisch rückwärts kroch. "Nun macht schon!", ranzte der Lord seinen Handlangern entgegen. "Nun, Potter, wirst du sehen, was es heißt, sich mit Lord Voldemort, dem größten Zauberer anzulegen! Du wirst jede Minute deines wertlosen Lebens bereuen!" Harry hob seinen linken Arm leicht an und gleichzeitig baute sich um Hermine ein Schutzschild auf. Die Todesser blickten nervös auf den Schutzschild. Das lag wohl daran, dass bereits einige von ihnen Bekanntschaft mit Harrys Kräften gemacht hatten, auch wenn sie keine Ahnung hatten, zu was er noch alles im Stande war. Nicht mal Harry selbst kannte seine ganze Macht. Keiner von ihnen traute sich Hermine anzugreifen. Sie wussten nicht, wie stark der Schutzschild war. "Schwächlinge!", donnerte Voldemort wütend und feuerte selbst einen Fluch auf Hermine ab, der allerdings nur abprallte. Auch dieses Mal war es kein Avada Kedavra. Nun war es Harry der grinste: "Na, du größter Zauberer, ich warte! Du wolltest mir doch was zeigen!" "Deine Arroganz werde ich dir noch austreiben, bevor du stirbst, Potter!", fauchte er und hob abermals seinen Zauberstab. Eine unsichtbare Hand schloss sich um Harrys Hals und würgte ihn. "Was ist das denn? Nur ein kleiner jämmerlicher Würgefluch? Ich hätte mehr erwartet, aber du hast ja schon immer leere Versprechungen gemacht", würgte Harry hervor. Wenn Harry versucht hatte Voldemort zu provozieren, hatte er es tatsächlich geschafft.

Plötzlich fiel Harry auf seine Knie. Voldemort hatte zusätzlich noch einen Cruciatus-Fluch eingesetzt. "Warum schreist du nicht, Potter?" Trotz der Schmerzen, die Harry in dem Moment erlitt, kam kein Laut über seine Lippen, auch den Schutzschild, welches Hermine umgab, hielt er immer noch aufrecht. "Weil mir deine kleinen lächerlichen Flüche nichts anhaben können!", erwiderte Harry nicht ganz wahrheitsgetreu und stand wieder auf. Voldemort konnte nicht sehen, wie viel Kraft es seinem Gegner gekostet hatte unter seinem Fluch aufzustehen.

Er hatte seine Augen weit aufgerissen, denn Harry stand mit erhobenen Armen vor ihm und schickte ihm seine eigenen Flüche mit doppelter Kraft zurück. Ein markerschütternder Aufschrei war zu hören - damit hatte er nicht gerechnet. Wäre der Friedhof nicht durch ein starkes Kraftfeld von der Umgebung abgeschnitten, hätte man die Schreie sicherlich bis in die Mauern Hogwarts gehört. Die Todesser schreckten herum und versuchten Harry mit Flüchen zu belegen, doch nur mit seinen Gedanken erschuf er vor sich ebenfalls ein starkes Schutzschild aus silbrigem Nebel, an dem alle Flüche abprallten. "Du kannst mir nichts anhaben, Voldemort, und deine kleinen Todesser schon lange nicht!", rief Harry und ließ von ihm ab. Völlig außer Atem kniete Voldemort auf dem Boden und funkelte Harry wütend an. Überdimensionalen Hass hatte er auf den neunzehnjährigen Potterjungen. "Bringt sie endlich um, ich kümmere mich um unseren Wunderknaben!", dröhnte er mit immer noch leicht schmerzverzerrter Stimme, während er auf Hermine deutete.
 

Angetrieben durch ihren Meister schleuderten die Todesser einen Fluch nach dem anderen auf Hermine, um den Schutzschild zum Einsturz zu bringen. Es hielt, nur wie lange noch? Solange dieses noch aufrecht stand, traute sich niemand den Avada Kedavra zu sprechen, auch wenn dieser Fluch alles beenden würde. Die Angst, dass dieser Fluch auf sie zurückkommen könnte, war einfach zu groß. Niemand wusste, dass Harry ihn im Fuchsbau nur abblocken konnte, da Fawkes bei ihm war.

Auch Voldemort kämpfte verbissen mit Harry, doch konnte er ihn nicht wirklich schwächen. Das glaubte er zumindest.

Nach einer Weile schien Voldemort die Lust an diesem Hin und Her zu verlieren und rief nun doch: "Avada Kedavra!" Da Fawkes nicht bei Harry war, wollte er es nicht riskieren Todesfluch getroffen zu werden. Reflexartig wich er dem Fluch aus. "Fawkes, hörst du mich? Ich brauche dich hier dringend!", versuchte er noch einmal mit seinem Phönix Kontakt aufzunehmen. Doch wieder keine Antwort. Immer weiter versuchte er ihn zu erreichen. "Was, Potter, wirst du etwa ängstlich? Hast du Schiss, oder warum bist du meinem Fluch ausgewichen?" In Voldemorts Kopf schien jede einzelne Gehirnwindung auf Hochtouren zu arbeiten. "Sag bloß, dass du nur dank deines Phönixes den Todesfluch bei den Verrätern der Zauberwelt aufgehalten hast! Sollte das wirklich wahr sein?" Kaum dass Harry sich wieder hingestellt hatte, feuerte Voldemort erneut den Avada Kedavra auf ihn ab. Nun hatte er die Gewissheit, dass er siegen würde. Gleichzeitig, da er nicht mehr ausweichen konnte, ließ Harry einen gewaltigen Schockzauber los. Beide trafen sich und die Luft schien förmlich zu brennen. Voldemort und Harry waren von einem rot-grünen Licht umgeben.

"Wir haben sie gleich!", rief einer der Todesser und Harry schreckte rum. Jedoch hielt er die Verbindung zu Voldemort. Hermines Schutz hatte er vernachlässigt. Er war zu sehr abgelenkt gewesen, hatte sich zu sehr auf den Dunklen Lord konzentriert, hatte gehofft, ihr Schutzschild würde halten. Erneut nahm er seinen linken Arm hoch und ein dicker silberner Nebel schoss hervor, welcher Hermine anschließend blitzartig umgab. Indem er die Verbindung zu Hermine aufrecht hielt, blieb der Schild stabil, denn immer und immer wieder trafen mehrere Flüche gleichzeitig auf Hermines Schutz.
 

"Überanstreng dich nicht, Potter!", rief Lucius Malfoy, der neben Voldemort apparierte. "Ah, Lucius, gerade rechtzeitig, um dem Ende von Harry Potter beizuwohnen!" Malfoy entfernte sich einige Meter von seinem Meister und ging langsam und mit engen Augen auf Harry zu, dem die Anstrengung nun doch im Gesicht stand. Zwei Schutzschilde und dann noch Voldemort waren doch etwas zu viel. Es brachte ihn an den Rand der Erschöpfung. "Was du meinem Sohn angetan hast, war gar nicht nett, Potter, so was macht ein anständiger Zauberer nicht!" "Er wollte Ron umbringen!", presste Harry zwischen seinen Zähnen hervor. "Ich war noch viel zu sanft mit ihm!" Fast hätte er Hermines Schutzschild fallen lassen. "Na, machst du etwa schlapp, Kleiner? Du wirst dafür bezahlen! Ich werde dich..." "LUCIUS!", rief Voldemort aufgebracht und Malfoy wandte sich von Harry ab. Auch Harry sah zu Voldemort, der kaum noch Kraft hatte. "Na, wirst wohl langsam zu alt, was?", versuchte Harry belustig zu klingen. Immer mehr gewann er die Oberhand. Voldemort begann zu zittern und ging etwas in die Knie. "Ja, My Lord!" "Los!", schnauzte Voldemort. Malfoy Senior nickte und richtete seinen Zauberstab auf Harry. Mit einem gehässigen Grinsen auf dem Gesicht, rief er: "Avada Kedavra!"

Harry mobilisierte seine letzten Reserven und versuchte auch Fawkes' Kräfte einzusetzen, obwohl dieser nicht bei ihm war und sie steuerte. Noch nie hatte er es ausprobiert, es war zu gefährlich - gefährlich für ihn. Doch jetzt hatte er keine Wahl, er musste dieses Risiko eingehen, wenn er und Hermine dies überleben wollten. Er verstärkte sein Schild, welches jetzt die Farbe des Phönix' annahm. Ungeheuere Macht überflutete ihn in diesem Moment - Macht, die er kaum unter Kontrolle hatte. Doch würde auch diese Macht irgendwann erschöpft sein.

Da Voldemorts und seine Magie immer noch durch einen Zauber mit einander verbunden waren, hielt das Kraftfeld, welches beide umgab. Harry zuckte zusammen, er hatte alle Mühe ohne Fawkes mit dieser Kraft umzugehen. Da Harry so sehr mit sich zu tun hatte, wurde Hermines Schutz erneut schwächer. "Na, Potter, ist alles ein bisschen viel für dich, was? Ohne deinen Phönix bist du ein Nichts!", lacht Malfoy, doch konnte Harry auch Furcht in dessen Augen sehen. Furcht, dass er diese Macht doch noch beherrschen könnte und sie ihm zu spüren geben würde.
 

Harry musste sich konzentrieren, und schaffte es schließlich ihr Schild zu halten und sogar wieder zu verstärken. Aber zu welchem Preis? Seines wurde dadurch schwächer und er konnte es nicht mal verhindern.

Immer mehr Flüche trafen auf Harrys Schild, diesmal nicht nur die von Lucius Malfoy, der seinem Lord tapfer zur Seite stand. Hermine und er standen jetzt völlig unter Beschuss. Er hatte kaum noch kraft und fiel auf seine Knie ins nasse Gras des Friedhofs. Um Voldemort endgültig zu besiegen und Hermine zu beschützen, brauchte er alle Kraft, die er aufbringen konnte, allerdings verebbte diese von Sekunde zu Sekunde schneller. Sein eigener Schutz war kaum noch vorhanden, nur noch ein leichter Hauch von Nebel umgab ihn. Auch Fawkes' Kräfte hatten ihn verlassen, so schien es jedenfalls. Die Flüche der Todesser durchbrachen teilweise sein Schutzschild und er war ihnen fast ausgeliefert. Schmerzflüche, wie Harry sie noch nicht erlebt hatte, musste er erleiden. Er konnte seine Schreie nicht mehr unterdrücken. Wie Musik klang es in Voldemorts Ohren und mit seiner linken Hand dirigierte er die Schreie.

Hermine standen die Tränen in den Augen. Ihretwegen musste Harry so leiden. Warum hatte sie nicht auf Severus Snape gehört. "HARRY!", rief sie, während ihre Tränen, die an ihren Wangen hinunter liefen, auf ihrer Hose versiegten. "Harry, lass es gut sein, rette dich!", rief sie ihm flehend entgegen. Nur ein Kopfschütteln erntete sie von ihm, denn das ,Nein' ging in einem erneuten Aufschrei unter.

"Du verbrauchst deine Kraft, nur um sie zu retten? Sei nicht dumm, Harry, das nützt nichts, sie wird sterben!", rief Voldemort. Auch ihm blieb natürlich nicht verborgen, dass Harry immer schwächer wurde. Mit Genugtuung stellte der Lord fest, dass das Kraftfeld, was bis zu dem Zeitpunkt beide noch umgab, zusammenbrach und er frei war. Gerade wollte er den alles entscheidenden Avada Kedavra sprechen, als er es sich anders überlegte. Zu sehr hatte er sich in seine Euphorie hineingesteigert und fast vergessen, dass er Harry ja etwas versprochen hatte. Aber ob das so klug war?

"Du solltest doch miterleben wie deine kleine Freundin stirbt, das habe ich dir ja versprochen! Und was ich verspreche, halte ich auch!" Doch bevor er sich an Hermine wandte, rief er noch einmal: "Crucio!" Harry keuchte und stöhnte vor Schmerz auf und seine Narbe riss auf. Er brauchte dringend mehr Kraft, wenn er verhindern wollte, dass Voldemort Hermine tötet. Er ließ den Rest vom eigenen Schutzschild fallen, der so oder so nur noch kleine harmlose Flüche blockte, und leitete ein Teil der noch übrigen Kraft in Hermines Schutzschild, welches sich dadurch nochmals etwas verstärkte und den anderen Teil gegen Voldemort. Es schien trotzdem aussichtslos zu sein. Er würde Voldemort nicht besiegen können und Hermine würde nur so lange am Leben bleiben, wie er sie mit seinem Schutzschild beschützen konnte. Wenn er aufgeben würde, wäre sie verloren. Das was er hier auf dem Friedhof erlebte, war die Vision, die ihn Tag für Tag heimsuchte.

"Bevor ich es vergesse, grüß bitte deine Eltern von mir! Erst das Schlammblut und dann erledige ICH Potter!", rief Voldemort seinen Todessern entgegen. Alle Zauberstäbe waren auf Hermine gerichtet, nur der von Voldemort zeigte auf Harrys Brust. "Alle gleichzeitig!" Harry schloss seine Augen: ,Nein... Nein... NEIN!' "Sieh dem Tod ruhig in die Augen, Harry!", lachte Voldemort kalt. "Fawkes, bitte hilf mir!", flehte Harry. Jegliche Hoffnung war verschwunden. Gerade wollte er aufgeben und damit auch den Rest seiner kläglichen noch verbliebenen Energie an Hermine weiter leiten, da hörte er Phönixgesänge. Aber woher kamen sie? Fawkes war nirgendwo zu sehen und auch nur er schien es zu hören. Ein kleiner Funken Hoffnung flammte wieder auf, Hoffnung, dass Fawkes ihn doch noch erreichen würde.

Er konnte wenigstens wieder einen Teil von Fawkes' Macht spüren. Er konzentrierte sich noch stärker mit der wenigen Kraft, die ihn noch zur Verfügung stand.

Plötzlich war Harry von blauem Licht umgeben. "Was machst du da?", schrie Voldemort entsetzt. Harry konnte Angst in dessen Stimme erkennen. "Avada Keda...", wollte Voldemort ansetzen, bevor es zu spät war und Harry wieder genügend Kraft hatte - darauf schien es nämlich hinauszulaufen - als Harry die Augen öffnete und eine Art Druckwelle von ihm ausging. Die Todesser und Voldemort schrieen auf. Sie wurden von ihren Füßen gerissen und blieben regungslos am Boden liegen.

Erst sah es so aus, als wenn auch Voldemort außer Gefecht gesetzt wurde, doch leider hatte es auch nur den Anschein. Er war nur geschwächt und sein Zauber, den er auf den Friedhof gelegt hatte, gebrochen. Augenblicklich erschienen Fawkes und die Ordensmitglieder. Voldemort verschwand mit seinen bewusstlosen Todessern. Nur die, die ihr Leben bereits ausgehaucht hatten, ließ er zurück, als wären sie nichts wert.
 

Harry hingegen war zu nichts mehr in der Lage. Wie in Zeitlupe sackte er zusammen. Sein letzter Zauber hatte alles von ihm abverlangt. Nur Hermines Schutzschild hielt noch. Niemand wusste, woher Harry die Kraft dazu noch hatte. Es flackerte zwar schon, aber er hatte seinen Arm noch immer zu ihr ausgestreckt und hielt es damit aufrecht. Er musste sie um jeden Preis beschützen, dass war seine Aufgabe. "Er ist verschwunden, es ist vorbei!", kniete sich ein besorgt aussehender Remus Lupin neben Harry. Ohne seine Augen zu öffnen, antwortete Harry: "Nichts ist vorbei, es hat noch gar nicht richtig angefangen!" Ganz leise kamen diese Worte über Harrys Lippen. Er schien bewusstlos zu werden, doch fing er sich immer wieder. Fawkes ließ sich auf Harry nieder und wollte gerade in einer Flamme verschwinden. "Nein, Hermine! Hilf ihr, sie braucht deine Hilfe!" Fawkes schien nicht im Entferntesten daran zu denken. "Hermine habe ich gesagt!" Diese Aussage ließ kein Ungehorsam zu.

"Harry, lass los", flüsterte Kingsley ihm beruhigend zu "es passiert ihr nichts mehr! Du brauchst deine Kraft!" Harry begann sein Gesicht zu verziehen, er musste sehr starke Schmerzen haben. Wieder versuchte Fawkes zu ihm zu gelangen, jedoch ließ Harry es auch dieses Mal nicht zu. Er drehte seinen Kopf in Hermines Richtung und lächelte sie an. Hermine lächelte liebevoll und dankbar zurück und ihre Hand bewegte sich auf seine zu, die immer noch den Schutzschild aufrecht hielt. Aber sie konnte seine Hand nicht erreichen. "Harry, bitte, wir bringen euch nach Hause!", sagte Remus und versuchte ihn dazu zu bewegen, das Kraftfeld, welches Hermine immer noch umgab, fallen zu lassen. "Bitte, Harry, lass es fallen! Du bringst dich damit um!", weinte Hermine.
 

Harrys letzte Lebensenergie war aufgebraucht. Ganz langsam verschwand der silbrige Schleier um Hermine, während gleichzeitig seine Augen zufielen. Sie ergriff seine Hand und schmiegte sie an ihre Wange. Harry spürte ihre Wärme und ihre Tränen ,Sie lebt!' "Danke, Harry!", wisperte Hermine leise. Ein kaum vernehmbares "Immer" entfloh seiner Kehle, bevor er bewusstlos wurde. Ein plötzliches Aufbäumen von Harry begleitet von einem kläglichen Schrei ließ die Anwesenden erstarren. Bevor Harrys Oberkörper wieder den Boden berührte, löste Remus sich aus seiner Erstarrung und fing ihn auf. Fawkes stürzte auf Harry zu. Das Blut seiner Narbe lief ihm übers Gesicht.
 

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Ich wollte noch ein wenig Werbung machen: Vielleicht habt ihr ja mal Lust, euch die Story von Ali - NES - Never Ending Story durchzulesen und ihr eure Meinung in einem Kommentar mitzuteilen.
 

Bis zum Nächsten!!! bepa



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Noelia
2005-09-29T18:54:29+00:00 29.09.2005 20:54
So!
Ich habe jetzt fast einen Tag gebraucht, um die Story zu lesen und ich finde sie der HAMMER!
Mach bitte weiter so und lad so schnell wie möglich das nächste Kapi hoch.
Ho
Von: abgemeldet
2005-08-02T10:25:25+00:00 02.08.2005 12:25
hey
wie lange sitzt ich jetzt schon am pc und hab mir deine story durchgelesen ich glaub seit gestern mittag
bin nur zum schlaffen ins bett gegangen so faszienierent und spannend ist die
ich hab schon ganz eckige augen ;-)
ich dachte es ist jetzt endlich aus aber nein er is wieder feige abgehauen
wie kann man nur an so einer stelle aufhören zu schreiben??

gruss
amarid
Von: abgemeldet
2005-05-17T16:07:40+00:00 17.05.2005 18:07
ich glaub, ich bin fast zu geschockt, um hier jetzt ein anständiges kommi zu schreiben!
das war ja der wahnsinn!hab mehrmals fast nen herzkasper bekommen!*herz immer noch rast*
und dann war das auch noch sooooo lang!24000wörter! und keine silbe langweilig. Respekt!!!

hoffentlich gehts bald weiter?!

bye
mio
Von: abgemeldet
2005-05-15T10:47:05+00:00 15.05.2005 12:47
Menno hatte gestern vor Aufregung doch glatt vergessen, hier noch nen Kommi zu hinterlassen! *sich selbst ohrfeigen*
Das Kapitel war einfach der Wahnsinn!!!!!!! Es war vollgeladen mit Spannung und Dramatik^^! Ich bin noch immer ganz hibbelig! XD
Boah bei der Szene mit Voldemort konnte ich nicht mehr ruhig sitzen bleiben, es war einfach genial geschrieben!
Und das Harry noch dazu Hermine beschützt hatte... WOW!
Der Cliff am Schluss war echt fies!!! ><"
Ich kann es kaum noch abwarten, bis das nächste Chap on ist!!!
Schreib schnell weiter!!!!!! Und wärs du so lieb und würdest mir dann eine ENS schicken? Büdde!!!!!!

LG Itako
Von: abgemeldet
2005-05-14T20:52:20+00:00 14.05.2005 22:52
Dieses Kapi war der hammer!ich dachcte schon es kommt zum großen Showdown,aber du lässt uns ja noch zappeln.Schreib bitte ganz schnell weiter ich muss unbedingt wissen wie es weiter geht!
Von:  Prinzessin
2005-05-12T19:12:21+00:00 12.05.2005 21:12
Umwerfend !!!! Ich bin begeistert!!!!! Dieses Kapitel war umwerfend und super spannend. Bitte mach schnell weiter !!!
Von:  yulia1911
2005-05-12T14:43:53+00:00 12.05.2005 16:43
wie kannst du da einfach aufhören zu schreiben??? der teil war einfach nur wahnsinn! ich kann es nicht anders beschreiben! ich zitter immer noch von dem ende!!
bitte schreib gaaaanz schnell weiter!!
bussal julia
Von:  silberstreif
2005-05-12T14:08:50+00:00 12.05.2005 16:08
mein gott, ich glaube ich lese jetzt gleich das Kapitel noch einmal^^ das war ja nur noch Dramatik pur und dann auch noch das mit Hermine... wahnsinn. *immer noch vor aufregung zitter*
besonders gut fand ich vor allem Harrys Verhalten insgesamt. Er ist der übermächtige Held und macht immer noch Fehler, wow.
*noch mal lesen geh*
Gruss
silberstreif
Von:  elina-memory
2005-05-12T13:47:36+00:00 12.05.2005 15:47
wahh, will weiter lesen ...
das war so goil! Vor allem die Szene bei VOldemort!!!
echt spannend geschrieben!!!!!!
Ein supper langes und klasse chap ^^
bis hoffentlich gaaaaanz baald !
eln
Von: abgemeldet
2005-05-11T19:24:50+00:00 11.05.2005 21:24
dazu kann man nur sagen:wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow,wow und noch mal wow!!Einfach super teil......
bye r-t


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