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Angels Destiny [Part1]

von

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1
 

Angel stand wie ein begossener Pudel in der Höhle, und fragte sich, wann Nick

endlich aufkreuzen würde. Sie hatte sich nur zu diesem Abenteuerwochenende

überreden lassen, weil es sich spannend anhörte, ganz allein, ohne die Eltern, weg

zu sein. Allerdings wäre Angel lieber mit ihrem Freund, anstatt mit ihrem älteren

Bruder, unterwegs gewesen.

Sie dachte über die Worte von Nick nach: >>Es wird bestimmt schönes Wetter

werden!<< Oh, ja! Das hatte sie gemerkt, jetzt stand sie hier und war nahe dem

Erfrierungstod.

Angel setzte sich auf einen Felsen, sie dachte an ihren Bruder, voller Wut, aber

auch voller Sorge.

Sie hörte plötzlich ein leises Geräusch, kaum wahrnehmbar, da es von dem Getöse

des Sturmes beinahe übertönt wurde, aber immer noch zu hören. Es ähnelte Schrit-

ten, die sehr hastig näher kamen.

Sie stand auf, um zu sehen, ob es Nick war. Als sie den Eingang der Höhle er-

reichte, sah sie einen menschlichen Schatten auf sich zukommen. Nick erreichte die

Höhle triefend, und versuchte sich die Nässe aus seinem Haar zu schütteln. Angel

sah ihm belustigt dabei zu, als es ihm nicht richtig gelang, lachte sie ihn aus. Sie

wurde jedoch sofort wieder ernst, als sie sah, dass er nichts zu Essen mitgebracht

hatte.

>>Konntest du denn nichts zu Essen auftreiben? Ich verhungere!<< sagte sie ent-

rüstet.

>>Entschuldige bitte, dass ich nicht weitergesucht habe, bis ich vom Blitz getroffen

werde! Ich habe aber schon den halben Wald abgesucht und bin - wie du siehst -

ziemlich durchnässt zurück gekommen.<<

Angel grinste auf die Ironie in seiner Stimme und sagte: >>Die erste Idee wäre gar

nicht schlecht gewesen, aber wenn du nicht mit mir wieder nach Hause kommen

würdest, müsste ich lästige Fragen beantworten. Und darauf habe ich keine Lust!<<

Nick schaute seine Schwester böse an, und hielt es für besser erst mal nichts zu sa-

gen. Er kannte Angel viel zu gut und wusste, dass sie ihm im streiten mit Worten

überlegen war. Sie war ein sehr schönes Mädchen, für ihre fünfzehn Jahre. Beson-

ders ihr hellgoldenes Haar und ihre violetten Augen waren ein Blickfang bei den

Jungs in ihrem Dorf. Fast jeder würde gern mit ihr gehen, das wusste er, weil sie

ihn immer wieder fragten, ob Angels Beziehung schon wieder beendet sei.

Die beiden Geschwister redeten eine Weile, um den Hunger zu unterdrücken und

darauf zu warten, dass der Sturm sich endlich legen würde und sie ohne Gefahren

auf Essenssuche gehen könnten.

Als es langsam langweilig wurde über persönliche Dinge zu reden, fragte Nick:

>>Kannst du dir nicht eine Geschichte ausdenken und sie mir dann erzählen?<<

>>Wie stellst du dir das vor? Soll ich mir eine Geschichte aus den Rippen schnei-

den?<<

>>Du kannst doch so gut Geschichten erzählen. Es wird nämlich langsam langwei-

lig über ernste Dinge zu reden. Also los erzähl!<<

Angel gab nach, und sagte: >>Na gut! Aber ich werde dir eine Geschichte erzählen,

die ich vor Jahren von einem herumwandernden Wanderer gehört habe. Also hör

zu und unterbrich mich nicht!

Der Wanderer erzählte mir, dass er in vielen Ländern war und viele verschiedene

Wesen gesehen habe, deren Schönheit wir uns gar nicht vorstellen können. Zu ih-

nen gehören Einhörner, Drachen, Greife und Engel. Ich muss sagen, dass ich nicht

einmal gewusst hatte, dass diese Wesen überhaupt existieren. Er erzählte mir die

Geschichte über seine Begegnung mit dem Zaphyr.

Die Engel leben in einem Land namens Katahyde, das heilige Land, das nur auser-

wählte Priester kennen und unter dem Eid stehen niemandem über Katahyde zu er-

zählen.<<

>>Moment mal! Wenn nur ausgewählte Priester, die unter Eid stehen, von diesem

Land wissen, woher wusste dieser Wanderer denn davon?<< unterbrach Nick seine

Schwester.

>>Ich habe gesagt >Keine Unterbrechungen<! Aber gut. Ich schätze, dass er ein

verbannter Priester, der sich der Wanderschaft verschrieben hatte.<< antwortete

Angel.

>>Wurde er nur wegen seiner Leidenschaft zum wandern verbannt? Wie unfair!<<

>>Für Priester ist es eine Sünde, seine Heimatstadt zu verlassen. Sie müssen in ihr-

er Heimatstadt Priester zu sein. Die Sünde sie zu verlassen ist normalerweise eine

Todsünde. Bevor du aber fragst, ich weiß nicht, warum er nur verbannt wurde.

Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern weiter erzählen.

Der Wanderer war in der Hauptstadt der Engel, Londo, um sich von seiner langen

Reise zu erholen. In der Stadt sah er jedoch keinen einzigen Engel, den er nach

dem Weg zu einer Bleibe hätte fragen können. Es war nicht so, dass niemand auf

den Straßen war, sondern dass niemand seine Sprache sprach. Er ging eine ganze

Weile durch die Straßen, ohne auch nur einen zu treffen, der ihn hätte verstehen

können.

Vor Müdigkeit und Hunger wäre er beinahe auf der Straße zusammengebrochen,

aber vorher wollte er noch einen Engel nach einer Bleibe fragen.

Als er endlich einen weiteren Engel sah, war er schon so ausgehungert, dass er

kaum noch sprechen konnte. Der Engel jedoch musste ihn auch ohne Worte ver-

stehen, denn er nahm ihn mit zu sich nach Hause und gab ihm zu Essen.

Als der Wanderer zuende gegessen hatte bedankte er sich bei seinem Retter und

fragte nach seinem Namen. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass sein Name

Zaphyr war.

Zaphyr brachte seinen Gast ins Gästezimmer, wo er die Nacht verbringen konnte,

dann verließ Zaphyr das Zimmer, damit sich sein Gast ausruhen konnte.

Der Wanderer sah sich erst einmal im Zimmer um. Es war sehr luxuriös eingerich-

tet. Zaphyr musste so eine Art König sein, denn es war, selbst für einen Engel,

sehr luxuriös. Er nahm sich vor, morgen mit Zaphyr darüber zu reden.

Langsam siegte die Müdigkeit über ihn und er musste sich schnell umziehen und

hinlegen, um nicht doch noch umzukippen.

Er hatte noch niemals so gut und tief geschlafen. Als er aufwachte, musste es

schon lange nach Mittag sein, was er am stand der Sonne sah. Er zog sich schnell

an und ging die Treppe hinunter ins Esszimmer.

šberrascht stellte er fest, dass der Tisch bereits für ihn gedeckt, aber niemand zu

sehen war, bei dem er sich, für das verspätete Frühstück, hätte bedanken können.

Auch als er das ganze Haus durchsuchte und mehrmals Zaphyrs Namen rief, er-

hielt er keine Antwort.

Er aß ausgiebig und beschloss, Zaphyr doch nicht zu fragen, ob er nun ein König

sei, sondern ihm eine Nachricht zu hinterlassen, worauf er sich für alles be-

dankte und sagte, dass er weiter nach Kardis, der Stadt in der es eine Armee der

Engel gab. Aber er sollte niemals dort ankommen.<<

Der Sturm hatte in der Zwischenzeit aufgehört. Angels Magen fing langsam an zu

knurren und forderte sein Recht, genauso wie Nick: >>Erzähl weiter!<< verlangte

er.

>>Es hat aufgehört zu stürmen. Jetzt können wir uns etwas zu Essen suchen ohne

nass zu werden! Also, worauf warten wir?<<

>>Darauf, dass du weitererzählst!<< rief Nick aufgebracht.

Ohne darauf zu achten ging Angel nach draußen und fing an nach etwas essba-

rem zu suchen. Sie fand nicht sofort etwas, aber nach einer Weile sah sie einen

Hasen.

Es war ein sehr schönes Tier, der Körper silberweiß, bis auf die Ohren, die Pfoten

und das Büschelschwänzchen, sie waren von einem hellen braun. Es zerriss ihr

das Herz als sie die Schleuder, die sie von Nick bekommen hatte, erhob.

Als sie in die Augen des Hasen sah, senkte sie die Schleuder wieder. Nick konnte

nicht glauben, was er da sah. Er hätte niemals gedacht, dass seine Schwester so

mitleidig sein konnte.

>>So ein schönes Tier wie dieses kann ich einfach nicht töten, nur, weil ich hun-

grig bin. Ich kann auch auf eine andere Mahlzeit warten. Du jedoch sollst weiter-

leben. Lebe wohl!<< Angel wunderte sich, als sie bemerkte, dass sie bei diesen

Worten weinte. Sie wischte sich verwirrt die Tränen aus den Augen, und sah den

Hasen ebenso verwirrt an.

Erst jetzt merkte sie, dass er violette Augen, wie sie, hatte. Auf einmal verspürte

sie den Drang mit dem Hasen zu sprechen!

Nick sah die Verwirrung in den Augen seiner Schwester und machte sich auf ein-

mal sehr große Sorgen, dass der Hase sie unter irgend einen Bann gezogen hatte.

Schnell lief er zu ihr und hielt sie so fest, wie ihm nur möglich war.

Da löste sich das verlangen mit dem Hasen zu sprechen von Angel. Sie schrak

hoch und fing wieder an zu weinen.

Auf einmal fing der Hase von sich aus zu sprechen: >>Buura et manua.<<

Bei diesen Worten wurden Angels Augen vollkommen leer und sie sprach in der-

selben Sprache: >>Ela nora buura! Du brauchst mir nicht zu danken!<< Nach die-

sen Worten verlor sie die Besinnung. Nick konnte sie gerade noch auffangen,

bevor sie den Boden ganz berührte, dann

sah er den Hasen misstrauisch an. >>Du dämliches Vieh hast sie verzaubert!<<

Dann nahm er seine Schwester auf den Arm und ging zurück in ihr Dorf und dann

in ihr Elternhaus. Maileen, ihre Mutter, sah die beiden überrascht und, als sie An-

gel sah, auch sehr sorgenvoll. Maileen nahm Nick seine Schwester ab, und fragte

ihn, was denn geschehen sei.

Er berichtete seiner Mutter alles, wie er es mitbekommen hatte. Als er an den Teil

ankam, wo Angel sich derselben Sprache wie der Hase bediente, wurde das Ge-

sicht seiner Mutter auf einmal kreidebleich und regelrecht entsetzt. Er fragte sich,

warum dies so sei, nahm sich aber vor, die Frage zu stellen, wenn er seinen Be-

richt beendet hatte und Angel versorgt war.

Plötzlich hörten sie ein scharren an der Tür, ganz leise aber es war doch unver-

kennbar, dass es sich um ein Scharren von einem Tier handelte. Wie unter einem

Zwang erhob sich Nick von seinem Platz, ging zur Tür, und öffnete sie.

Er war sehr überrascht, als er sah, dass der Besucher der merkwürdige Hase war.

Nick wollte die Tür sofort wieder vor der Nase des Hasen zuknallen, aber es war

schon zu spät. Der Hase hatte das Haus bereits betreten und war kurz vor ihrem

Bett, als Maileen ihm den Weg vertrat und schrie beinahe: >>Lass von ihr ab,

wenn du auch nur ein Fünkchen Verstand besitzt lässt du von ihr ab!<<

Da fingen die Augen des Hasen an zu leuchten und Maileen sank keuchend in die

Knie. Nun konnte der Hase ungehindert auf Angels Bett hüpfen. Er sah sich das

dort liegende Mädchen mit den hellgoldenem Haar eine ganze Weile schweigend

an. Dann sprach er plötzlich in der Nick vertrauten Sprache zu ihm: >>Sie braucht

unbedingt Wasser! Los worauf wartest du?!<<

>>Ich lass mir doch von keinem Hasen Befehle erteilen!<< Als er die Stimme des

Hasen hörte, fiel ihm auf, dass es sich wohl um einen männlichen Hasen handelte,

denn seine Stimme war eindeutig, die eins Jungen von vielleicht sechzehn Jahren.

Der Hase drehte sich zu ihm um und sagte: >>Willst du genauso wie sie auf dem

Boden landen? Nein? Dann hol endlich Wasser!<<

Nick musste sich eingestehen, dass der Hase recht hatte. Schnell holte er das Was-

ser, das seine Schwester so dringend brauchte. Dann wagte er die Frage zu stellen,

die ihm schon die ganze Zeit beunruhigte: >>Ist unsere Mutter jetzt tot?<<

>>Nein, sie schläft nur. Aber sie ist mit Sicherheit nicht eure Mutter!<< sagte der

Hase bestimmt.

Nick schrak hoch. >>Was meinst du denn damit?<<

>>Na, dass sie nicht deine Schwester sein kann! Was denn sonst?<< antwortete

der Hase.
 

2
 

Angel wachte aus einem langen Alptraum wieder auf, in dem ihr Bruder, ihre

Mutter und ein silberweiss- brauner Hase wichtige Rollen spielten. An mehr

konnte sie sich aber nicht mehr erinnern. Sie versuchte noch einmal einzuschlafen,

in der Hoffnung, sich danach an mehr erinnern zu können, als sie auf einmal eine

unbekannte Stimme hörte. Ihr fiel der sprechende Hase vom Vortag wieder ein-

und mit einem Ruck war sie wieder wach.

>>Sie ist endlich wieder aufgewacht!<< sagte der Hase.

>>Da... das kann doch nicht wahr sein! Was macht der denn hier? Und wieso

spricht er unsere Sprache?<< Da erst merkte sie, dass sowohl Nick als auch Mai-

leen anwesend waren. >>Sagt mir sofort, was der hier macht!<<

>>Warum regst du dich denn so auf? Es ist doch nichts schlimmes, wenn wir mal

einen Gast haben. Das kennst du doch auch schon!<< sagte Maileen um Angel zu

beruhigen.

Böse schaute Angel ihre Mutter an. >>Aber wir hatten ja auch noch niemals ein

sprechendes Karnickel zu Besuch!<<

>>Wenn ich erst einmal aufklären darf: ich bin weder ein Karnickel noch ein Hase!

Ich bin ein Engel!<<

>>Ich wüsste nicht, dass ein Engel die Gestalt eines Hasen hat!<< Angel schrie

nun beinahe.

>>Normalerweise ist dies auch nicht meine wahre Gestalt. Ich wurde von einem

Todesengel in diese Gestalt verbannt!<<

>>Und warum? Weil du zu dumm warst dich zu verteidigen?<< vor lauter Aufre-

gung bediente sich Angel wieder von der fremden Sprache vom Vortag, so, dass

der Hase sie verstehen konnte.

Als dieser antwortete nutzte er ebenfalls die vertraute Sprache: >>Nein<<, sagte

er nur noch schwer beherrscht. >>Ich wurde wegen meiner Herkunft verzaubert.

Mein Großvater war der berühmte Engel Zaphyr. ...!<<

>>Moment mal! Dein Großvater war Zaphyr? Willst du mich für dumm verkau-

fen?<< Angel konnte das einfach nicht glauben! Hatte er tatsächlich >Zaphyr<

Gesagt? Das konnte doch nicht sein!

>>Ja! Mein Großvater war Zaphyr. Hast du was dagegen?<< jetzt konnte er

sich einfach nicht mehr beherrschen, so fing auch er an, laut zu werden.

In Angels Augen blitzte es streitsüchtig auf. Endlich hatte sie jemanden gefunden,

der ihr im Wortkrieg einigermaßen gewachsen war. >>Allerdings! Soviel ich weiß,

können Engel keine Kinder bekommen! Also lügst du!<<

Nick versuchte die Spannung zwischen den beiden zu lösen, indem er nach dem

Namen des vermeintlichen Engels.

Sie ließen sich nur schwer von ihrem Streit ablenken. Aber dann nannte der Hase

doch seinen Namen: >>Ich heiße Saphyr und wurde nach meinem Großvater ge-

nannt.<<

>>Deine Familie hat doch bloß nicht so viel Einfallsreichtum und haben dich des-

wegen so genannt!<<

Das reichte Nick und Maileen. Sie wussten, dass Angel gerade erst in Fahrt kam

und der Streit noch lange anhalten würde. So verließen sie das Zimmer, gingen

hinunter, um etwas zu essen.

Währenddessen stritten sich Angel und Saphyr immer weiter. Es schien kein Ende

zu nehmen, bis Saphyr sagte: >>Du kannst unmöglich ein normaler Mensch sein!

Ich habe euch meinen Namen genannt, aber die Euren kenne ich nicht! Bitte nen-

ne sie mir!<<

>>Wenn's denn unbedingt sein muss: Der Name des Jungen ist Nick, der Name

älteren Frau ist Maileen und mein Name ist Angel!<< sagte Angel resignierend.

>>Aber wieso >Du kannst unmöglich ein normaler Mensch sein<? Natürlich bin

ich ein ganz normaler Mensch!<<

>>Verstehe! Das hat dir bestimmt diese Maileen erzählt!<<

>>Natürlich hat meine Mutter mir das erzählt! Wer denn sonst?<< fragte Angel

verwirrt.

Saphyrs Augen, die so violett wie die ihren waren, blitzten wütend auf, als er das

hörte. >>Nenn sie bloß nie wieder deine Mutter!<< rief er wutentbrannt.

>>Warum soll ich meine Mutter nicht meine Mutter nennen?<< fragte Angel nun

noch verwirrter, nein: schon fast verzweifelt!

>>Fragï sie doch. Auch wenn ich denke, dass sie dir nichts sagen wird!<<

Angel stand auf, wusch sich, zog sich etwas anderes an, nahm Saphyr auf den

Arm und ging nach unten, wo sie auf ihre Mutter und auf Nick stoß.

>>Mutter! Ich habe eine Frage an dich! Saphyr hat zu mir gesagt, dass ich unmö-

glich ein normaler Mensch sein könne. Weißt du, was er damit meint?<< fragte

Angel Maileen.

Maileen zuckte sichtbar zusammen und sah den Hasen strafend an. Saphyr sagte

jedoch nur, dass Angel es irgendwann sowieso selber herausfinden würde. Damit

musste Maileen sich abfinden, das wusste sie, denn Saphyr hatte recht, das wuss-

ten alle in diesem Raum. Denn schließlich wussten sie auch alle, dass Angel keines-

falls dumm war. Im Gegenteil sie war sehr klug, klüger als jeder andere im Dorf.

Da Maileen dies wusste, fing sie an eine Geschichte zu erzählen, die eindeutig von

Angels Herkunft handelte.

>>Angel... seine Worte bedeuten, dass du nicht meine Tochter bist! Aber ich will

dir erst erzählen, wie du in dieses Dorf gekommen bist :

Vor ungefähr vierzehn Jahren ging ich im Wald etwas zu Essen sammeln. Ich war

sehr lange in dem Wald unterwegs. So lange, dass es schon spät in der Nacht war,

als ich auf die Idee kam, endlich einmal nach Hause zu gehen.

Auf halbem Wege hörte ich einen Schrei der mir das Blut in den Adern gefror.

Ich zögerte noch einen Moment, dann aber warf ich den Korb weg, und lief in die

Richtung in der ich glaubte den Schrei zu hören. Ich schnitt mir an den dornigen

Büschen die Haut auf, aber das merkte ich erst als ich nach allem wieder zu Hau-

se ankam und meine Wunden zu versorgen. Aber das gehört jetzt noch nicht zu

dieser Geschichte. Ich hoffte so sehr, dass ich nicht zu spät kommen würde und

die Frau, es war eindeutig eine Frau die dort geschrien hatte, verloren war.

Als ich dann endlich am Ort des Geschehens ankam, bemerkte ich, dass ich wirk-

lich schon zu spät kam, aber ich bemerkte auch, dass es kein Mensch war, den ich

hatte schreien hören, sondern es war ein Engel. Ein weiblicher Engel mit wunder-

schönen hellgoldenen und noch schöneren vollkommen violetten Augen. Ein

schöneres Wesen hatte ich noch niemals in meinem Leben gesehen.

Sie musste entsetzlich gelitten haben, denn sie blutete aus zahlreichen Wunden, die

eindeutig von einer Peitsche stammten. Ich sah mich sicherheitshalber noch ein-

mal um, um sicher zu gehen, dass keiner ihrer Verfolger mehr in der Nähe war.

Erst dann wagte ich mich aus meinem Versteck und lief zu dem Engel. Ich er-

kannte ich, dass der Engel ein Kind bei sich hatte, und fragte ihn ob ich irgendwie

helfen konnte. Der Engel sagte nur ich solle Angel in Sicherheit bringen. Ich

dachte mir, dass sie damit das Kind meinte, allerdings wusste ich nicht, wohin mit

diesem kleinen Engel.

Ich war wohl sehr einsam, denn nach kurzem šberlegen nahm ich das Kind mit in

unser Dorf und nahm mir vor, es wie mein eigenes großzuziehen. Das habe ich,

bis jetzt auch, wie ich meine, gut gemacht.

Jedenfalls bis Saphyr auftauchte. Als er auftauchte, wusste ich, dass ich dich nun

für immer verlieren würde.<<

Damit war ihre Erzählung zu Ende und es herrschte langes Schweigen zwischen

ihnen.

Angel war die Erste, die ihre Sprache wiederfand. >>Warum denkst du, dass du

mich für immer verlieren wirst? Ich bleibe doch hier.<<

>>Nein! Das darfst du nicht sagen! Eine Aufgabe wartet auf dich, du musst Sa-

phyr helfen, wieder ein Engel zu werden! Es kann sein, dass deine Macht auch

schon ausreicht, um ihn hier zurück zu verwandeln, aber du brauchst einen Er-

wecker für deine Kräfte.<<

>>Und den findet man nur in Katahyde! Also egal was wir tun, wir müssen auf

jeden Fall das Dorf verlassen. Aber nach Katahyde ist es ein weiter und gefährli-

cher Weg. Ich muss es ja wissen, schließlich komme ich von dort.<<

>>Ich werde darüber nachdenken, ob ich mit ihm gehe, oder nicht. Würde dich

das beruhigen?<< fragte Angel an Maileen gewandt.

Als diese nickte ging sie, Saphyr immer noch auf dem Arm haltend wieder in ihr

Zimmer.

Sie machte sich bettfertig und legte sich ins Bett. >>Morgen werde ich bestimmt

schon wissen, ob ich dir helfen werde oder nicht. Es könnte aber auch sein, dass

ich es erst übermorgen wissen könnte. Macht das etwas?<<

>>Nein, das macht nichts. Du hast schließlich gerade erst alles über deine Her-

kunft erfahren. Es wäre grausam von mir, mehr von dir zu verlangen als du jetzt

schon leidest.<<

>>Wenn ich mit dir gehe, werde ich dann meine Adoptivfamilie niemals wieder-

sehen?<< fragte Angel mit einem dicken Kloß im Hals.

Saphyr sah sie verständnisvoll an und sagte leise, fast wie zu sich selbst: >>Ich

weiß es leider nicht, da musst du schon dein Herz befragen und auf es hören.<<

>>Das habe ich mir schon beinahe gedacht!<<

>>Wir sollten jetzt besser schlafen. Sonst kommen wir morgen nicht mehr aus

den Federn!<< Saphyr hüpfte auf ihr Bett und schlief beinahe sofort ein. Er muss

viel auf seiner langen Reise, von Katahyde hierher, erlebt und davon musste er

sehr erschöpft sein. Sie streichelte ihn und auf einmal fühlte sie eine tiefe Zunei-

gung zu ihm. Immerhin war er ein Engel, wie sie, und brauchte ihre Hilfe.

Angel nahm sich vor, ihm, auch unter Einsatz ihres Lebens, zu helfen. Sie lag die

ganze wach und dachte über das nach, was den letzten Tag alles besprochen wur-

de.

Sie dachte so tief nach, das sie gar nicht merkte, wie die Sonne aufging. Erst als

die Sonnenstrahlen schon ihr Gesicht berührten. Sie stand auf, wusch sich und

zog sich an und ging nach unten. Da Angel Saphyr nicht wecken wollte, war sie

besonders leise. Sie ging aus dem Haus ohne auch nur ein Wort zu Maileen zu sa-

gen, wohin sie wollte. Dann ging sie durch die Straßen zum Haus der Ovings, um

ihren Freund zu besuchen.

Angel klopfte an die Tür, wie es nun mal höflich war, aber niemand öffnete. Das

war sehr seltsam, denn es war bei den Ovings doch immer mindestens einer zu

Hause und früh am Morgen war es auch nicht mehr. Somit musste etwas passiert

sein.

Sie öffnete die Tür und sah sich im ganzen Haus um. Als sie nur noch die Besen-

kammer untersuchen musste, entdeckte sie einen dunklen Fleck auf dem Boden.

Sie beugte sich, um den Fleck zu untersuchen.

>>Menschliches Blut!<< hörte sie eine Stimme hinter sich. Als Angel sich um-

drehte sah sie, dass es Saphyr war.

Angels Augen weiteten sich. >>Das bedeutet ...!<< Sie sprang auf und rannte zu

der Besenkammer. Dann öffnete sie die Tür- und stieß einen Schreckensschrei

aus.

>>Kanntest du ihn?<< fragte Saphyr.

>>Ja, er war mein Freund!<< sagte Angel schon wutentbrannt.

>>Tut mir leid!<<

>>Wer war das?<< Angels Stimme zitterte.

>>Dem Ermordungsstil zu urteilen, ein Todesengel.<< Zu sich selbst fügte er hin-

zu: >>Anscheinend sind sie mir schon auf dem Fersen! Wir haben keine Zeit

mehr!<<

>>Wieso >Wir haben keine Zeit mehr<? Wolltest du nicht eher sagen: >Du hast

keine Zeit mehr<?<< fragte Angel wütend.

>>Entweder brichst du heute noch mit mir auf, oder du bleibst hier und wartest

auf deinen eigenen Tod! Ich kann dir vorhersagen, dass du dann genauso verstüm-

melt wie er aussehen.<<

Angel dachte einen Augenblick nach. Dann fragte sie:>> Bleibt mir etwas ande-

res übrig, als mit dir zu gehen?<<

>>Eigentlich nicht. Du hast keine andere Wahl!<<

In Angels Augen blitzte es, wiedereinmal, streitsüchtig auf:>> Schön, dass ich das

auch mal erfahre! Wenn das Karnickel die Güte hätte, mich ein wenig zu bemitlei-

den, würde ich auch ab und zu etwas netter zu ihm sein!<<

>>Erst mal bin ich kein >Karnickel<, sondern ein Engel! Zweitens, ist es mir egal,

ob du mich nett behandelst oder nicht. Bald werden sie zurück kommen und dann

möchte ich nicht gerade hier sein.<< mit diesen Worten setzte Saphyr sich in Be-

wegung und Angel hielt es für besser, ihm zu folgen. Aber sie schwor den Todes-

engeln ewige Rache. So einfach würde sie nicht zulassen, dass diese eindeutig

bösartigen Wesen so viele Menschen töteten. Sie waren so damit beschäftigt zu-

rück zu rennen, dass sie nicht bemerkten, dass sie von einem Hasen verfolgt wur-

den, der ein Ebenbild von Saphyr hätte sein können, wenn die Farben nicht genau

andersherum wären.
 


 

3
 

Angel und Saphyr gingen zurück in ihr Elternhaus, und Angel packte die nötig-

sten Sachen in einen Rucksack, dann ging sie wieder nach unten und verabschie-

dete sich kurz von ihrer Familie. Dann brachen sie und Saphyr auf, in eine unge-

wisse Zukunft, auf.

Sie wurden von einem braunen Hasen mit weissen Ohren, Pfoten und einem weis-

sen Büschelschwänzchen verfolgt.

Saphyr blieb stehen, als er bemerkte, daß sie verfolgt wurden. >>Halt an!<< sagte

er und drehte sich um, um zu sehen, was sie verfolgte. Als er sah, wer da hinter

ihnen her war. >>Was machst du denn hier?<< fragte er in seiner Muttersprache,

von der er wusste, daß Angel jedes Wort verstand.

>>Kennst du den Hasen, Saphyr?<< fragte sie ihn in derselben Srache.

Saphyr blickte sie an.>>Sie ist genausowenig ein Hase wie wir! Sie ist ebenfalls

ein Engel!<<

>>Wieso spricht dieses... dieses Mädchen unsere Sprache, Saphyr?<< fragte der

braune Hase.

>>Na hör mal! Ich bin kein gewöhnliches Mädchen! Ich bin ein Engel, so wie ihr!

Ausserdem, was willst du hier?<< fragte Angel den Hasen, noch bevor Saphyr

überhaupt etwas sagen konnte.

>>Ich kann doch meinen Verlobten nicht mit so einem Kind wie dir losziehen las-

sen!<< antwortete die Häsin.

>>MOOOOMENT! Verlobter?<< fragte Angel verdattert. Dann sah sie Saphyr

strafend an und sagte:>>Du kleiner Gauner! Warum hast du mir denn nichts da-

von erzählt? Du Schlawiner!<< ärgerte sie ihn.

>>Wir wurden einander versprochen, gerade als wir geboren waren. Aber ich lie-

be sie nicht!<< fügte er in der Angel vertrauten Sprache hinzu, in Gewissheit, daß

die Häsin es nicht verstehen konnte.

Angel senkte betrübt den Kopf. >>Das tut mir leid für dich. Das meine ich ganz

ehrlich! Ich habe Mick auch niemals wirklich geliebt!<<

Saphyr blickte Angel erstaunt an und sagte wieder die Sprache wechselnd:>>Du

warst nicht in ihn verliebt, aber warum warst du dann mit ihm zusammen? Ent-

schuldige, daß ich dich gefragt habe.<< sagte er, als er Angels wutentbrannten

Blick auf sich ruhen sah.

>>Was redet ihr da? Habt ihr schon Geheimnisse vor mir? Dann brauche ich euch

ja auch nicht sagen, daß ihr bereits von den Todesengeln verfolgt werdet und, daß

sie wissen, wer du bist!<< fügte sie, an Angel gewandt, zu.

Saphyr sah entsetzt zu ihr hoch.>>Bist du dir ganz sicher?<<

>>Wie ist eigentlich dein Name? Ich wüsste nämlich gern, von wem ich Ratschlä-

ge annehme, falls ich sie annehme!<< sagte Angel.

Als die Häsin keine Anstalten machte zu antworten, antwortete Saphyr für sie:

>>Ihr Name ist Arina! In unserer Sprache heißt das Liebe, wie du sicherlich

schon erkannt hast. Allerdings kann sie keinerlei Liebe empfinden.<<

>>Also ich finde, daß sie Liebe empfinden kann, wenn sie dir schon bis hierhin

folgt, mußt du ihr sehr viel bedeuten.<< sagte Angel daraufhin.

Saphyr blickte sie verständnislos an und sagte:>>Du kennst sie doch gar nicht, al-

so kannst du auch nicht über sie urteilen. Ich bitte dich deswegen, wenn du also

die Güte hättest,den Mund zu halten und mich mit Arina reden lassen würdest!<<

fügte er, höhnisch und mit etwas wie einem Hofknicks, zu.

>>Wieso solltest gerade du mit mir reden wollen, wo du mich doch so abgrund-

tief hasst?<< fragte Arina böse, aber auch ein wenig neugierig. Ob Saphyr sie

doch ein wenig mochte oder ob er sie nur wegschicken wollte, war ihr egal.

Hauptsache, sie könnte wenigstens in seiner Nähe bleiben.

Angel bekam ihre Gefühle irgendwie mit, ging zu ihr und versuchte sie mit Wor-

ten zu trösten, aber sie wollte sich nicht trösten lassen. Und wahrscheinlich merk-

te sie da erst, daß Arina wirklich keinerlei wahren Gefühle hätte spüren können,

selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie fragte Saphyr, ob Arina nicht ein Todesengel

wäre und er antwortete, daß sie einer ist.

Plötzlich leuchteten Arinas Augen rot auf, und sie nahm die Gestalt eines Engels

an.

Aber was für einer sie wurde, machte Angel unglaubliche Angst: Sie hatte pech-

schwarze Haare, ihre Kleidung war in derselben Farbe, genau wie ihre Engelsflü-

gel. Auch sie waren pechschwarz und ihre Augen waren von einem so tiefen rot,

daß man denken konnte, daß sie von Blut und Hass unterlaufen wären. Arina

sprach auch wieder zu ihnen:>>Wenn du nicht mit mir kommst, Saphyr, wird das

Mädchen zuerst sterben! Und dann wirst du an die Reihe kommen. Ich habe kein

Problem damit, da ich die Gestalt eines Todesengels immer annehmen kann. Du

jedoch wirst in diesem Körper gefangen bleiben, bis jemand von der Rasse der

>normalen< Engel kommt und dich erlöst. Aber du hast ja schon jemanden gefun-

den, der in Frage käme. Schade ist dann nur, wenn sie schon tot ist, bevor sie dir

helfen konnte, wirst du leider Gottes in diesem Körper bleiben müssen! Also, was

ist, kommst du nun mit mir oder muß ich noch ungemütlicher werden?<<

Angel sprang von dem Platz auf, wo sie sich vor Schreck hatte hinsetzen müssen,

und nahm Saphyr schützend in den Arm. >> Wenn du ihn haben willst, wirst du

mich sowieso vorher töten müssen!<< schrie sie.

>> Wenn es weiter nichts ist! << Arina sah sich in Gedanken schon siegen. Sie

hob einen ihrer Arme in die Höhe und sprach eine Zauberformel. In ihrer Hand

begann es langsam zu blitzen.

Angel schloß auch ihre Augen, und konzentrierte sich aufïs höchste.

Währenddessen hatte Arina ihren Spruch beendet, und schickte einen Kugelblitz

auf ihre Feinde, die sich so stark weigerten mit ihr zu gehen. Sollten sie den Preis

für ihr Ungehorsam doch schon jetzt kassieren. Sie hätten sowieso ihre Strafe

vom Meister höchstpersönlich bekommen, und diese Strafe wäre ganz bestimmt

nicht so glimpflich wie ihre ausgefallen.

Der Kugelblitz flog direkt auf Angel zu. Kurz bevor er sie erreichte, öffnete sie

ruckartig die Augen. Und mit ihren Augen öffnete auch eine Kreatur hinter ihr die

Augen.

Arina stieß, fast zur selben Zeit wie Saphyr, einen Schreckensschrei aus.

Angel beherrschte doch tatsächlich die Drachenbeschwörung! Das konnten beide

im ersten Moment gar nicht glauben, da die Beschwörung eines Drachen- im

Kampf -nur den Mitgliedern der Königsfamilie der Engel vorbehalten war.

Den Drachen konnte sie aber auch nur leuchtend halten. Er spie sein tödliches

Feuer, traf Arinas Kugelblitz und tötete Arina.

Als dies vollbracht war, sank Angel völlig erschöpft in eine langweilende Ohn-

macht. Saphyr musste schnell von ihrem Arm runterspringen, um nicht von ihrem

Gewicht zerquetscht zu werden.

Zwei Tage lagen sie so da, bis Angel endlich wieder die Augen öffnete.>>Was

habe ich getan? Wieso lebe ich noch?<< fragte sie Saphyr verwirrt, der sie nur er-

leichtert ansah.

>>Ich bin so froh, daß es dir gut geht. Du lagst schon zwei Tage in Ohnmacht.

Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Das nächste Mal warnst du mich gefälligst

bevor du einen Drachen beschwörst!<<

Angels Augen öffneten sich vor Fassungslosigkeit.>>Ich habe was getan?!<<

>>Einen Drachen beschwört!<<

Plötzlich fühlte Angel einen Schwindel aufkommen, und sie drohte zum zweiten

Mal in Ohnmacht zu fallen. Saphyr merkte dies und sagte, daß sie sich wieder auf

den Weg machen müssten, sie hätten ja schon genügend Zeit verschwendet. An-

gel blieb gar nichts anderes übrig, als ihm zuzustimmen.

Sie gingen weiter, um endlich nach Katahyde zu kommen. Aber wie Saphyr schon

vor einiger Zeit sagte, nämlich als sie losgingen, es war ein sehr weiter und ge-

fährlicher Weg und die Gefahren sollten für sie kein Ende nehmen. Aber das

konnten sie beide noch nicht wissen.

>>Schon bald werden wir die Nebelfelder erreichen.<< sagte Saphyr, als sie

schon eine Weile gegangen waren.>>Da wirst du viele Erinnerungen wiedererle-

ben. Aber merke dir: du kannst nicht eingreifen, egal was oder wen du siehst. Es

wird nur jemand aus deinen Erinnerungen sein. Hauptsächlich werden es verges-

sene Erinnerungen sein, die dir wieder ins Gedächtnis gespeist werden. Also

musst du dich nicht wundern, wenn du jemandem begegnest, den du gar nicht

kennst.<<

>>Wen meinst du denn mit jemand?<< fragte Angel.

>>Ist doch egal. Lass uns weitergehen, sonst kommen wir nie weiter. Ausserdem

sollten wir die Nebelfelder durchquert haben, wenn die Sonne untergeht. Sonst

könnten wir wirklich noch in Schwierigkeiten geraten, und das wollen wir doch

nicht!<<

>>Also ich fand, daß wir vor ein paar Tagen schon in Schwierigkeiten waren.

Aber du hast recht, ich habe schon von den Nebelfeldern gehört, sie sollen sehr

gefährlich f?r Wesen mit einem schwachen Willen sein. Du erzählst mir also nicht

viel neues. Ich habe jedoch noch niemals davon gehört, daß man in den Nebelfel-

dern auch jemandem begegnet, den man gar nicht kennt!<<

>>Hörst du mir nicht zu?<< fragte Saphyr dem Verzweifeln nahe. >>Ich habe ge-

sagt, daß in den Nebelfeldern hauptsächlich verschollene Erinnerungen wiederbe-

lebt werden. Da du in Wirklichkeit ein Engel bist, kann es sein, daß du deine wah-

ren Eltern siehst. Dadurch wird dir bewusst gemacht, wer du wirklich bist. Dies

wiederum könnte dazu führen,daß du sehr verwirrt sein wirst.Hörst du mir zu?<<

fragte er, als er bemerkte, daß Angel ihn nicht mehr ansah.

>>Sei doch mal still! Da kommt etwas oder jemand!<< flüsterte Angel.

Beide fingen an, angespannt zu horchen. Am Anfang konnte Saphyr nur das Rau-

schen des Windes in den Bäumen hören. Dann merkte er was sie meinte. Ausser

das eben erwähnte war nämlich gar nichts zu hören. Kein Vogelgezwitscher, kein

Summen von Bienen -in dem Wald herrschte ewiger Früling- und dann hörte auch

der Wind auf in den Bäumen zu spielen.

>>Was ist das?<< fragte Saphyr.

>>Kannst du jetzt nicht endlich mal still sein?<< fauchte Angel ihn an. Sie wusste

nicht wer oder was da auf sie zukam und das machte ihr Angst. Schliesslich wuss-

te sie auch das letzte Mal nicht,wer oder was sie angriff und beim letzten Mal wä-

re es beinahe um sie geschehen gewesen. Dieses Mal wollte sie unbedingt vorbe-

reitet sein.

Dann erkannte sie das Geräusch. Es waren die Schritte eines Menschen -oder ei-

nes Engels oder eines Todesengels- die sie hörte.

Saphyr wurde immer nervöser. Er spannte jeden einzelnen Muskel in seinem Kör-

per. Dieses mal werde ich, sie beschützen nicht sie, mich! Er hatte mindestens ge-

nausoviel Angst vor dem was noch geschehen mochte, wie Angel.

Als sie sahen was da aus dem Unterholz kam, waren sie erleichtert und geschock

zugleich. Angel stieß einen Erschreckensschrei aus.

Genauso wie die beiden war auch Nick geschockt. Er hatte nicht erwartet, jetzt

schon auf die beiden Engel zu treffen. Er hätte besser aufpassen sollen.

>>Darf ich fragen, was mein wehrter Herr Adoptivbruder hier macht? Nein, war-

te! Sag nichts! Lass mich einfach raten. Du bist uns gefolgt, weil Maileen dich ge-

schickt hat, um auf mich aufzupassen, richtig?<< fragte Angel ihn.

>>Richtig, woher weisst du das denn?<<

Angel sah Saphyr mit einem Blick an, der zeigte, daß sie es gewohnt war, daß ihr

Bruder sich so dumm anstellte.>>Ach, nur soïne Ahnung!<< sagte sie höhnisch.

Das hat sie bisher immer getan, dachte sie. Laut sagte sie:>>Ist das nicht egal?<<

>>Er sollte verschwinden. Schließlich wird die Reise nach Katahyde sehr gefähr-

lich und wir können für nichts garantieren. Also ist es besser, wenn er nicht mit-

kommt. Ich bin absolut dagegen!<<sagte Saphyr, ruhig aber bestimmt.

>>Er hat recht. wir können dich nicht mitnehmen. Es wird zu gefährlich!<<

>>Selbst du bist schon gegen mich? Wie frustrierend!<<

Angel und Saphyr fühlten sich schuldig, ihm schonend zu sagen, daß er nun ein-

mal nicht mitkommen konnte.

So sagten sie:>>Verpiss dich, wir wollen nicht, daß du mitkommst!<< Dann

machten sie Anstalten, wieder weiterzugehen, aber Nick hielt sie noch einmal zu-

rück:>>Ihr könnt mich hier nicht alleine lassen! Ihr werdet schließlich von ein

paar schwarzen Engeln verfolgt!<<

Beide drehten sich auf der Stelle entsetzt um. >>Was hast du gesagt?<< fragten

sie wie aus der Pistole geschossen.

>>Daß ihr von ein paar schwarzen Engeln verfolgt werdet. Aber ist das denn so

wichtig?<<

>>Na gut, du darfst mitkommen!<< sagten Angel und Saphyr wieder im Chor.

Sie gingen nun zu dritt weiter. Nick hielt sich hinten, damit die anderen beiden

nicht merkten, wie er nachhinten schaute, um sicherzugehen, daß sie auch wirk-

lich noch verfolgt wurden. Als er sah, daß die Todesengel noch hinter ihnen wa-

ren, drehte er sich mit einem bösen lächeln wieder nach vorn.
 

4
 

>>Wir gehen jetzt schon eine ganze Weile. sind wir nicht bald da?<< jammerte

Nick.

>>Wir sind noch nicht mal bei den Nebelfeldern. Es kann also noch lange dauern.

Aber wir werden spätestens morgen dort ankommen.<< antwortete Saphyr ge-

nervt.

Es wurde dunkel, und Angel schlug vor, daß sie langsam ihr Lager aufschlagen

sollten. Niemand verneinte diesen Vorschlag, denn jeder von ihnen war erschöpft.

Also schlugen sie ihr Lager genau dort auf, wo sie gerade standen.

>>Warum erzählst du uns keine Geschichte, Angel?<< fragte Nick.

>>Also gut, wenn Saphyr auch damit einverstanden ist tue ich es!<<

Saphyr sah sie an. >>Ich würde mich darauf freuen zu hören, wie du Geschichten

erzählst!<<

>>Dann kann ich ja anfangen. Ich wünsche keine Unterbrechungen während ich

erzähle.

Hmmm... was könnte man denn erzählen? Ah, ich weiß was ich euch erzählen

kann. Ich erzähle euch eine Geschichte von den Einhörnern. Diese Geschichte hat

mir ein anderer Wanderer erzählt, der auch in Londo war. Ich weiß nicht, ob Lon-

do heute immernoch die Hauptstadt der Engel ist, aber früher war sie es.

Auf jeden Fall war zu der Zeit die Army der Engel in Londo stationiert und der

Kommandant wollte unbedingt mit dem Wanderer reden.

Da der Kommandant nicht gerade dafür bekannt war, daß er sehr geduldig war,

machte er sich auch sofort auf den Weg zu ihm.

Den ganzen Weg über dachte er darüber nach, was der Kommandant von ihm

wollte. Kam aber zu keinem logischen Schluß. Was sollte eine so wichtige Person

wie der Kommandant von einem gewöhnlichen Wanderer wie ihm wollen? Wa-

rum sollte er also zu diesem Treffen gehen? Weil er sich vor dem Kommandanten

fürchtete oder weil er zu neugierig war, um nicht hinzugehen und wahrscheinlich

niemals zu erfahren, was derKommandant nun von ihm wollte. ...<<

Angel sah sich um. Sowohl Nick als auch Saphyr auf ihrem Arm waren schon

seelenruhig am schlafen. >>Na. Das finde ich ja toll. Erst wollen sie, daß ich ihn-

en eine Geschichte erzähle, und dann schlafen sie ein noch während ich erzähle!

Typisch!<<

Ihre anfängliche Wut war aber so schnell wieder verraucht, wie sie gekommen

war, als sie etwas bemerkte:>> Sie haben mich nicht einmal unterbrochen! Das ist

- jedenfalls für Nick - sehr, sehr ungewöhnlich. Ich habïs! Er muß krank sein!<<

Auch sie legte sich jetzt schlafen. Sie wusste ja, daß morgen ein sehr anstrengen-

der Tag werden würde. Irgendwie hatte sie sehr große Angst vor dem morgigen

Tag oder vor dem, was sie morgen in den Nebelfeldern erwarten würde. Sie

wusste, daß sie morgen keinen leichten Weg vor sich hatten, aber trotzdem hatte

sie sehr große Angst vor den morgigen Geschehnissen. Vor allem, weil sie nicht

wusste, was genau geschehen würde.

Sie blieb noch eine ganze Weile wach, und dachte weiter über ihren morgigen

Tag nach.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch von Nicks Lager her. Sie schloss, so schnell wie

ihr möglich war, die Augen. Naja, sie ließ sie gerade noch so weit offen, daß sie

zwar noch sehen konnte, aber niemand anderes bemerkte, daß sie noch wach war.

Dann hörte sie Schritte, die sich schnell von dem Lager entfernten. Als Angel sah,

daß Nick sich entfernte, stand sie, langsam und vorsichtig damit Saphr nicht er-

wachte, auf. Ganz gelang es ihr nicht, sie hatte Saphyr geweckt.

>>Wohin willst...<<

Angel legte den Zeigefinger auf den Mund und flüsterte:>>Nick scheint nächtli-

che Spatziergänge zu mögen! Ich gehe ihm nach! Du bleibst hier, klar?<<

Saphyr nickte nur, damit er nicht sprechen musste. Er wollte eigentlich gar nicht,

daß sie alleine geht. Er ahnte nämlich schon die ganze Zeit über, daß etwas ge-

schehen würde. Saphyr ahnte ja noch gar nicht, wie recht er damit hatte.

Angel machte sich auf den Weg und folgte Nick. Damit sie aber nicht entdeckt

wurde, kletterte sie wie ein Affe auf den Bäumen zu dem Ort, an dem sie Nick

vermutete.

Sie fand ihn auch genau dort - in Begleitung von ungefähr zehn Todesengeln.

Angel musste sich richtig zusammenreißen, um keinen Schreckensschrei auszu-

stoßen.

Nick hatte sie und Saphyr verraten! Er hatte sich ihnen angeschlossen, nur weil er

sie die ganze Zeit schon verraten wollte! Angel konnte nicht glauben, daß sie ihm

so einfach geglaubt hatte, wo sie doch wusste, daß er schon immer das Reisen ge-

hasst hatte.

Die Todesengel fingen an zu sprechen und rissen somit Angel aus ihren Gedan-

ken.

>>Kann sie schon gut mit ihren Kräften umgehen?<< fragte ein Engel mit kur-

zem, schwarzen Haar, riesigen schwarzen Fledermausflügeln und roten Augen.

>>Raste nicht gleich aus, Aris! Ich bin mir nicht sicher. Aber eine Drachenbe-

schwörung hat sie schon drauf!<< antwortete Nick darauf.

Es war für Angel nicht schwer zu erraten, daß sie über sie sprachen.

Aris, und alle anderen fuhren erschrocken hoch. >>Sie kann was?<<

>>Hört ihr mir nicht zu? Sie kann eine Drachenbeschwörung!<<

>>Dann müssen wir sie uns im Schlaf schnappen, wenn sie wach ist, kann sie die

Beschwörung locker aussprechen.<< sagte Aris zu seinem Gefolge. Dann streck-

te er die Hand aus und Nick fasste sich mit einem entsetzten Gesichtsausdruck an

den Hals und krümmte sich.

Die Augen Arisï leuchteten. Daran erkannte Ange, daß er seine Macht auf Nick

wirken ließ. Allerdings merkte sie es nicht nur daran. Der Todesengel strömte ei-

ne Macht aus, die der Saphyrs gleichte.

Aris fing an zu sprechen, aber seine Stimme klang jetzt seltsam verzerrt:>>WIR

WERDEN DIR DIE MACHT GEBEN DIE DU BRAUCHST, UM SIE ZU

UNS ZU BRINGEN. ABER WENN DU VERSAGST, WIRST DU STERBEN,

WEIL DIESE MACHT DICH DANN AUFFRESSEN WIRD! SIE WIRD DICH

VERSCHLINGEN, BIS NICHTS MEHR VON DIR šBRIG IST! SOLLTE

DEINE MISSION ABER GELINGEN, WIRST DU VON MIR ZU EINEM

TODESENGEL GEMACHT!<<

Damit senkte er die Hand wieder und Nck rang keuchend nach Luft. Aris warf

Nick eine Kette zu, die er sich auch sofort umband.

Nick bekam auf einmal zwei blutende, strichförmige Wunden auf dem Rücken.

Dann schossen zwei schwarze, befederte Flügel - wie es auch alle Todesengel

ausser Aris hatten - aus den Wunden.

Angel war überrascht, als sie das sah, aber keinesfalls entsetzt. Sie fand langsam,

daá sie genug gehört und gesehen hatte, und machte sich deshalb wieder auf den

Weg zu ihrem Lager, wo Saphyr sie auch schon sehnsüchtig erwartete.

>>Was...<< Er kam nicht dazu weiterzusprechen, denn Angel legte sich sofort

unter die Decke und schloß demonstrativ die Augen. Saphyr verstand diese Bot-

schaft und schloß ebenfalls die Augen.

Kurz darauf kam Nick auch schon wieder. Seine Flügel waren nicht mehr zu se-

hen.

Das überraschte Angel, aber es entsetzte sie auch bis ins Mark, denn Saphyr hatte

ihr erzählt, daß ein Engel, der seine Flügel verstecken wollte, viel Energie brauch-

te. Aber sie wusste doch, daß Aris ihm nur einen Bruchteil seiner eigenen Macht

gegeben hatte. War Aris eventuell so mächtig, daß ein winziger Bruchteil seiner

Energie schon genügte, um sie und Saphyr zu überrumpeln. Aus irgendeinem

Grund versuchte er aber noch nicht sie anzugreifen.

Angel und Saphyr merkten schon bald, daß Nick sie diese Nacht nicht angreifen

würde. So versuchten sie doch endlich den Schlaf zu finden, den sie brauchten.

Sie hatten sich nicht geirrt. Nick griff sie in dieser Nacht nicht an. Sie konnten al-

so den Rest der Nacht durchschlafen. Wenn es auch nicht mehr viele Stunden wa-

ren, die sie noch schlafen konnten. Angels nächtliche Spionage hatte sehr viel Zeit

gekostet - was sie gar nicht gemerkt hatte.

Am nächsten Morgen zogen die drei auch früh schon wieder los. Weder Angel

noch Saphyr sagten irgend etwas. Dafür plapperte Nick so viel, daß man denken

könnte, daß sie alle drei ein ausführliches Gespräch führen.

>>Warum redet ihr denn nicht?<< fragte Nick gerade.

>>Wir haben nur nichts zu erzählen, das ist allles.<< Angel sah Nick bei diesen

Worten nicht an, da sie befürchtete, daß er ihr Misstrauen in ihrem Gesicht sehen

könnte.

Nick fing aber schon von sich aus zu merken, daß etwas nicht stimmte. Also ließ

er nicht locker. >>Aber irgendetwas ist doch los, also sagt mir was! Ihr wisst ge-

nau, daß ich ausgesprochen neugierig bin!<<

Angels Augen blitzten. Jetzt hatte er sich verraten! >>Seit wann bist du denn so

neugierig, Nick?<<

Nick stockte für einen Moment. >>Wie... wie meinst du das?<<

Angel sah ihn an, und das so wütend, wie es ihr nur möglich war. >>Das weisst

du ganz genau! Verräter...!<< Das letzte Wort hatte sie geflüstert, damit er nicht

jetzt schon alles herausfand.

Nick war nun vollends verwirrt. Er fing im geheimen an dem Verstand seiner

Schwester - sie war es immer noch für ihn - zu zweifeln.

Sie erreichten das Gebirge, daß die Grenze des ihnen bekannten Tals darstellte.

Hinter ihm würden sie die Nebelfelder sehen.

Nach einer kurzen Rast begannen sie den Aufstieg, der sich als beschwerlicher

herausstellte, als sie am Anfang dachten.

>>Das ist doch nicht zu fassen! Ich hätte nie gedacht, daß es so schwer ist ein

Gebirge zu bezwingen!<< jammerte Nick bestimmt schon zum tausendsten Mal

vor sich hin.

>>Da können wir auch nichts für! Wir müssen es nun einmal erklimmen, um zu

den Nebelfeldern zu kommen!<< antwortete Saphyr darauf.

Angel sagte nichts.

>>Ist dir nicht gut?<< fragte Nick sie besorgt. >>Sonst fängst du doch immer an,

mich in so einer Situation zu schalten!<<

>>Was soll man denn dazu noch sagen, wenn ich fragen darf? Soll ich dich etwa

nur so schalten?<< Angel wurde langsam richtig sauer. Selbst der strohdumme

Nick müsste langsam gerafft haben, daß sie sich nicht gerade gesprächig ihm ge-

genüber verhielt. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken. Das machte Angel ra-

send.

Sie glangten an eine tiefe Schlucht, welche für Angel und Saphyr kein grosses

Hindernis abgab, da Angel ihre Engelsflügel hatte. Sie ließ ihre Flügel also sicht-

bar werden, nahm Saphyr wieder auf den Arm, und flog hinunter.

Sie setzte Saphyr ab, und schrie wieder hoch:>>Soll ich noch einmal hochkom-

men und dich mitnehmen?<<

>>Das wäre sehr gut!<< sagte Sahyr zu ihr.

Also ließ sie ihn auf dem Boden sitzen und flog noch einmal hoch, um Nick zu

holen. Als sie gerade wieder auf dem Weg nach unten waren, leuchteten Nicks

Augen rot auf. Er umklammerte seine Schwester so fest, daß sie kaum noch Luft

bekam (und kurz darauf bekam sie auch keine mehr). Sie fiel - im Flug - in Ohn-

macht und konnte so nicht fliegen. Sie drohten auf dem Boden aufzuschlagen.

Im buchstäblich letzten Moment breitete Nick seine pechschwarzen Flügel aus

und sagte mit einer unheimlich verzerrten Stimme:>>KEINE SORGE, ICH

BRINGE SIE NUR ZU MEINEM MEISTER, DAMIT ER SIE... UUPS! ICH

REDE WOHL EIN BISSCHEN ZU VIEL! HA, HA, HA, HA, HA!<<

Damit waren er und Angel auch schon verschwunden.

Saphyr saß nun vollkommen allein da. Nun musste er sich allein auf den Weg

nach Katahyde machen, wo sich - mit Sicherheit - auch Angels Vater befinden

würde. Also machte er sich auf den Weg, denn noch mehr Zeit konnte - und woll-

te - er nicht investieren.
 

5
 

Angel lief einen sehr langen Gang entlang. Sie wusste nicht, wie lange sie noch

laufen musste, um endlich das Ende dieses langen Ganges zu erreichen.

Sie hörte auf einmal ein wimmern, daß eindeutig von einer menschlichen Stim-

me kam. Sie folgte den Lauten und kam bald in einen riesigen, vollkommen

dunklen Raum - nein, das was sie sah konnte man nicht mehr als Raum bezeich-

nen, es war... etwas, das so gross, wie das Dorf Randig war, in dem sie bis jetzt

gelebt hatte.

Mitten in diesem dunklen Raum saß ein kleines Mädchen, daß um eine Gestalt

weinte, die auf dem Boden lag.

>>Alles in Ordnung?<< Angels Stimme hallte in dem Raum mehrfach wieder

zurück.

Das Mädchen sah erschrocken auf. >>Wer bist du?<< fragte sie ängstlich.

Angel fand, daß sie jemanden ähnlich sah, den sie glaubte kennen zu müssen.

>>Mein Name ist Angel, und wie heisst du?<< Sie musste sich bemühen, um

nicht so verwirrt zu klingen, wie sie sich fühlte.

>>Du lügst!<< sagte das kleine Mädchen. Ihre Stimme klang schon viel siche-

rer. Erst jetzt fiel Angel auf, daß sie ein Engel sein musste, da sie - wie sie - vio-

lette Augen hatte. >>Mein Name ist Angel! Also kannst du nicht auch so heis-

sen!<<

Angel erschrak zu tode. Dieses Mädchen sollte genauso wie sie Angel heissen?

Das konnte sie einfach nicht glauben! Mit klopfenden Herzen und nur zögernd

fragte sie:>>Bist... du... ein Engel?<< Diese Frage war ausgesprochen dumm.

Schließlich konnte dieses Mädchen nur ein Engel sein, wenn es violette Augen

hatte.

>>Natürlich bin ich ein Engel! Oder hast du schon jemals ein anderes Wesen

mit violetten Augen gesehen?<<

>>Nein habe ich nicht!<< Angel konnte es nicht glauben! Sie tat etwas voll-

kommen unmögliches: sie sprach mit ihrer eigenen Vergangenheit!

Mit zitternder Stimme fragte sie:>>Wer ist diese Frau?<<

Die Augen des Mädchens füllten sich wieder mit Tränen, als sie antwortete.

>>Das ist meine Mutter! sie ist schwer verletzt! Kannst du ihr helfen?<< Man

merkte, daß sie wirklich Hilfe brauchte. Nicht zuletzt, weil die Frau, die da lag

schwerstens verletzt war.

>>Ich kann ihr leider nicht helfen. Es tut mir ehrlich leid!<< Du glaubst aber

gar nicht, wie sehr ich es wollte, fügte sie in Gedanken hinzu.

>>Versuche es trotzdem!<< die Stimme die da sprach war nicht die von dem

Mädchen. Sie kam von hinten - ganz nebenbei bemerkte Angel, daß ihr diese

Stimme bekannt vorkam.

Sie drehte sich um - und nur wenige Schritte hinter ihr stand ein Engel! Es war

eindeutig ein männlicher.

>>Versuche es!<< sagte er.

>>Das... das kann ich nicht!<< antwortete Angel. Sie sah sich den Engel nun

etwas genauer an. Er hatte so hellbraunes Haar, daß es schon wieder golden

wirkte. Seine Flügel waren schneeweiß, und er hatte wunderschöne, reine vio-

lette Augen, die eine grosse Freundlichkeit aber auch einen ebenso grossen

Stolz wiederspiegelten.

Er lächelte. >>Natürlich kannst du das. Du musst es nur versuchen.<<

>>Wer bist du?<<

>>Du kennst mich sehr gut.<< - nach einer kurzen Pause fügte er hinzu -

>>Wenn auch in einer etwas anderen Ausführung!<<

Angel erschrak. >>Saphyr?<< das war das einzige Wort, daß sie hervorbrach-

te.

>>Hast du es endlich verstanden!<< Nun lachte er, aber er wurde sofort wie-

der ernst. >>Aber sage mir, warum, denkst du, kannst du ihr nicht helfen?<<

Angel drehte sich wieder um. Sie konnte ihn einfach nicht weiter ansehen, wa-

rum wusste sie selber nicht. Das, was ihre Antwort war, fiel ihr ungeheuer

schwer:>>Weil ich damit die Vergangenheit ändern würde, und das wäre ein

Verstoß gegen jegliche Regeln der Zeit.<<

Saphyr lächelte wieder.>>Ich bin erstaunt, daß du jetzt schon so viel über die

Gesetze der Natur und der Zeit weisst. Wo du doch erst vor ein paar Tagen er-

fahren hast, was du bist.<<

Das kleine Mädchen und die verletzte Frau fingen an durchsichtig zu werden.

Bis sie schließlich ganz verschwunden waren.

Saphyr legte seine Hand auf Angels Schulter, drehte sie zusich herum - und gab

ihr einen Kuß auf die Stirn.

>>Ich glaube, daß du auch den Todesengeln widerstehen kannst.<< sagte er

wieder lächelnd. Dann verschwand er ebenso, wie vorher das Mädchen und die

Frau.

>>DA DENKST DU ABER FALSCH SAPHYR! SIE GEH™RT SCHON BEINA-

HE UNS! DU BIST ALSO SCHON ETWAS ZU SPŽT! HA, HA, HA!<< es war

Arisï Stimme, die da sprach und -

Angel aufweckte.

Sie wachte in einem Dunklen Raum auf, der von nur drei Fackeln erhellt wurde.

Ihre Flügel waren - wie sie jetzt bemerkte - immernoch sichtbar. Sie versuchte, sie

wieder zu verstauen. Es funktionierte nicht, da sie an ihnen gefesselt war. Angel

kümmerte sich nicht weiter darum. Schließlich war es sowieso sinnlos. Stattdes-

sen dachte sie darüber nach, wie sie hier wieder rauskommen sollte, und wie lange

sie hier schon lag.

Die Tür wurde geöffnet und ein Todesengel trat ein. Angel konnte aber sein Ge-

sicht nicht erkennen.

>>Fünf Wochen!<< sagte er. Angel war geschockt. Die Stimme gehörte Nick.

>>Er hat dich also tatsächlich zu einem Todesengel gemacht. Alle Achtung. Hät-

te ich nicht von ihm gedacht.<<

>>Oh. Du hast uns im Wald belauscht? War ja zu erwarten.<<

>>Was meintest du mit >fünf Wochen<?<< fragte Angel verwirrt.

>>So lange hast du geschlafen.<<

>>Was? So lange? Wo bin ich hier?<< Nick stieß sich von der Wand ab, an der

er vorher die ganze Zeit über gelehnt

hatte.>>Du bist in Londo. Der Hauptstadt der Todesengel. Der Herr möchte

dich sehen. Komm mit.<< Er zog ein Messer hervor und zerschnitt die Seile, die

sie festhielten.

>>Also los! Komm!<< verlangte Nick.

Angel stand auf, und sie bewegten sich in Richtung Thronsaal, wie ihr Nick er-

zählte.

Angel hörte jedoch kaum hin. Sie dachte lieber über ihre bald kommende Flucht.

Wenn sie wirklich in Londo war, dann wären es nur wenige Kilometer bis nach

Katahyde. Das Problem war nur: Sie musste hier raus!

Nun standen sie vor einem wirklich riesenhaften Tor. >>HERR! IHR WOLLTET

ANGEL SEHEN! SIE IST HIER!<< sagte Nick.

Das Tor öffnete sich langsam und sie traten ein.

Auf dem Thron saß ein Todesengel, mit Flügeln, die tausendmal schwärzer wa-

ren, als eine Neumondnacht. Es tat Angel richtig in den Augen weh diese Flügel

anzusehen.

Was soll ich nur tun? dachte sie. Du musst mir helfen, Saphyr. Wie soll ich einem

Todesengel widerstehen, wenn er so voller Hass ist, daß seine Flügel so dunkel

sind, daß es in den Augen weh tut?

Der Todesengel lächelte verächtlich.>>Du brauchst gar nicht erst um Hilfe zu

flehen. Denn du bist uns hier ausgeliefert. Lass uns allein!<<

Der letzte Satz galt Nick, der sich verbeugte und den Raum verließ.

Der Todesengel betrachtete Angel aufmerksam. >>Wer sind Sie und was wollen

Sie von mir?<<

>>Habe ich mich noch nicht vorgestellt? Entschuldige meine Unhöflichkeit. Ich

bin Évil. Der König der Todesengel.<<

>>Das habe ich mir schon beinahe gedacht! Könnten Sie vielleicht auch die ande-

re Frage beantworten?<<

>>Tut mir leid, aber das kann ich leider nicht. Das würde dir nämlich nicht so

ganz gefallen.<<

Bei diesen Worten stand er auf und näherte sich ihr langsam. >>Wagen Sie es

nicht mich anzufassen! Falls Sie es doch wagen sollten: ich werde nicht zögern

mit Ihnen zu kämpfen!<< Angel streckte die Arme aus, um, wenn es nötig wäre,

zu einer Beschwörung anzusetzten.

Évil lächelte wieder, nur dieses Mal war es nicht verächtlich. Es war anerken-

nend.

>>Du willst eine Beschwörung gegen mich einsetzen? Alle Achtung! Es wird dir

aber nichts nützen. Immerhin ist deine gesamte magische Kraft blockiert!<<

>>Für die Beschwörung, die ich einsetzten werde wenn Sie mich dazu zwingen,

brauche ich keine Magie!<<

Er lächelte wieder, aber dieses Mal war es nicht mehr so ruhig wie vorher. >>Du

willst >Draco< rufen? Das würde dich umbringen!<< sagte er entsetzt.

>>Und wenn schon! Das kann Ihnen doch sowieso egal sein! Wenigstens würde

ich Sie mit ins Jenseits nehmen!<<

Évil setzte sich wieder. Er lachte. >>Wie edel! Woher willst du denn wissen, daß

Draco mich töten würde? Es ist schließlich nicht sicher, daß er es tut!<<

>>Wenn ich Draco nur wegen Ihnen heraufbeschwöre, können Sie sicher sein,daß

er tun wird worum ich ihn gebeten habe. Sie brauchen sich also keine Sorgen ma-

chen! Er wird Sie töten!<<

Angel sprach bereits die Formel für die Beschwörung. Évil brach in Schweiß aus.

>>Sei nicht dumm! Hör mit der Beschwörung auf! Du wirst sterben!<<

Angel hatte das wichtigste beendet. Sie musste nur noch den Namen des Wesens

sagen, und es würde auftauchen. Also sah sie Évil an, grinste böse und sagte nur

noch ein Wort:>>Draco!<<

Ein mächtiger Wind kam auf. Er fegte Évil fast von den Socken. Der Wind nahm

auf einmal gestalt an.

šber Angel erschienen auf einmal zwei böse dreinblickende Augen aus Wind. Sie

hatten sogar Farbe angenommen. Die Augen waren orange und als Pupille hatten

sie einen schmalen Strich.

>>NOCH K™NNT IHR AUFGEBEN, ÉVIL! FALLS IHR ES NICHT TUN

SOLLTET, WIRD DRACO EUCH VERNICHTEN! ALSO? WIE ENTSCHEI-

DET IHR EUCH?<< fragte Angel, nun mit verzerrter Stimme, weil sie ihrer

Macht freien Lauf ließ.

Évil lachte und rief:>>Berserker Implore!<<

Der Wind hörte plötzlich auf zu wehen. Angels Beschwörung fand ein Ende.

>>Wa... was ist passiert?<< fragte sie verwirrt.

>>Ich habe nur eine Gegenbeschwörung angewandt. Ich hoffe, daß es dich nicht

stört!<< Évil lachte höhnisch. >>Zudem war deine Beschwörung mehr als

schwach. Du solltest keine Beschwörungen anwenden, wenn du gerade erst erfah-

ren hast, daß du ein Engel bist. Du kannst die Drachen noch nicht in unsere Wirk-

lichkeit rufen!<< Er lachte wieder.

>>Ich finde, daß ich die Beschwörungen schon recht gut hinbekomme. Dafür,

daß ich erst vor kurzem erfahren habe, wer ich wirklich bin!<<

>>Was? Du denkst wirklich, daß du schon alles über deine Herkunft weisst? Wie

dumm du bist! Saphyr hat dir noch lange nicht alles über deine wahre Herkunft

erzählt! Und du dachtest wirklich, daß er dir schon alles gesagt hat? Oh, nein! Er

hat dir sogar sehr viel verschwiegen!<< Évil lachte wieder, aber dieses Mal war es

durch und durch böse.

Seine Worte verwirrten Angel, und machten sie sehr unsicher. Saphyr sollte ihr

noch lange nicht alles erzählt haben? Was sollte er ihr denn noch verschwiegen

haben? Es musste etwas wichtiges sein, sonst hätte Évil nicht darüber geredet.

Es half alles nichts sie musste aus Londo raus um endlich alles von Saphyr zu er-

fahren.

Angel fuhr hoch, als sie einen Seufzer hörte.

>>Nick! Bring sie wieder auf ihr Zimmer!<< rief Évil.

Die gigantische Tür öffnete sich und Nick trat ein. >>Komm mit.<< das war alles,

was er sagte.

Angel gehorchte ihm. Es hatte schließlich keinen Sinn sich noch weiter mit Évil

zu unterhalten. Also folgte sie ihm, wenn auch widerwillig. Sie gingen einen ande-

ren Weg als vorher. Angel sah viele Statuen von Engeln, Todesengeln, Einhör-

nern, Drachen und noch anderen Wesen, von denen sie noch miemals gehört -ge-

schweige denn eines gesehen- hatte.

Sie stellte eine entsprechende Frage, aber Nick winkte mit einer genervten Bewe-

gung ab.

Sie erreichten Angels Zimmer erst nach einer Weile.

>>Du solltest dich eine Weile ausruhen. Morgen wirst du nämlich wieder zum

Herrn gerufen. Das kannst du aber glauben. Und dann wirst du gegen ihn verlie-

ren. Gute Nacht!<<

Angel legte sich auf ihr Bett, und versuchte einzuschlafen. Sie konnte es nicht. Zu

viele Gedanken schwirrten ihr im Kopf herum. Was hatte Évil damit gemeint, das

sie noch lange nicht alles über ihre Herkunft wusste? Und was genau hatte Saphyr

ihr verschwiegen? In Gedanken schwor sie, diesen verblödeten Hasen eine Lek-

tion zu erteilen, die er niemals vergessen würde.
 

6
 

Saphyr war zutiefst bestürzt. Er hatte seine Aufgabe nicht erfüllt. Naja. Er hatte

sie teilweise erfüllt. Immerhin hatte er Angel gefunden und sie wenigstens ein

Stück näher nach Katahyde gebracht.

Aber etwas bedrückte Saphyr. Er hatte vorgehabt, ihr alles, was er ihr noch zu er-

zählen hatte, in Katahyde zu sagen. Nun konnte er es nicht mehr.

Dann endlich machte er sich auf den langen Weg nach Katahyde. Er hasste diese

Hasengestalt! Sie war so unpraktisch. Immerhin würde er jetzt dreimal so lange

wie vorher brauchen, um sein Zuhause zu erreichen.

Saphyr brauchte sehr lange, um die Nebelfelder auch nur zu erreichen ( insgesamt

zwei Tage ). Und das Schlimmste war, daß er, als er sie endlich erreichte, sie all

seine Erinnerungen hervorriefen. Er musste fast seine gesamte Vergangenheit

nochmal erleben. Und es waren sehr selten schöne Erinnerungen.

Saphyr hörte auf einmal Schritte. Obwohl er sich nicht sicher war, ob es nun

Schritte waren, die er wirklich hörte, oder ob die Nebelfelder sie hervorriefen,

war ihm so ziemlich egal. Er drehte sich um - und vor ihm stand ein kleiner Junge.

>>Du bist aber ein niedlicher Hase!<< sagte das durchaus freundliche Gesicht des

Jungen.

>>Nenn mich nicht >Hase<! Ich bin ein Engel!<< antwortete Saphyr schroff.

Der Junge sah ihn mit einer Miene an, die sein ganzes erstaunen ausdrückte.

>>Einen sprechenden Hasen habe ich ja noch nie gesehen!<< sagte er.

Das reichte Saphyr! Dieser Junge schien ihm nicht zuzuhören, und soetwas hasste

er. >>Wie oft muss man dir etwas sagen, bis du endlich mal zuhörst? Ich bin ein

Engel! Verstanden? Ein E-n-g-e-l!<< schreite Saphyr jetzt regelrecht.

Der Junge lachte. >>Einen Engel habe ich mir aber anders vorgestellt! Viel

freundlicher und in menschlicher Gestalt!<<

>>Wir sind halt alle verschieden.<< bei diesem Jungen musste man wohl erst

schreien bevor er einen verstand. Saphyr unterließ es trotzdem. >>Was macht

überhaupt ein Junge wie du in den Nebelfeldern?<< fragte er.

>>Na was soll man schon in den Nebelfeldern? Ich lebe hier.<<

Saphyr war erstaunt. Dieser Junge musste ein Nebelmesch sein. Er hatte zwar

schon Geschichten über diese menschenähnlichen Wesen gehört, aber da wurden

sie als Wesen beschrieben, die nur aus Nebel bestanden. Nicht als Wesen mit ei-

nem festen Köper. >>Du bist ein Nebelmensch?<< fragte er ihn. Er hatte grossen

Respekt vor dem Jungen bekommen. Immerhin hatten die Nebelmenschen die Fä-

higkeit, die Gedanken ihres Gegenüber zu lesen und hatten, wie die Engel magi-

sche Kräfte. Allerdings war auch das wieder eine der Geschichten, von denen er

nicht sagen konnte, ob sie wahr waren.

Der Junge sah ihn böse an. >>Wir bevorzugen es, wenn man uns Nebelwächter

nennt! Mein Name ist M,sa!<<

>>Entschuldige, wenn ich dich beleidigt haben sollte. Mein Name ist Saphyr.<<

M,sa lächelte wieder. >>Die Entschuldigung ist angenommen. Freut mich dich

kennenzulernen, Saphyr. Willst du dich ausruhen? Du kannst mit mir in unser

Dorf kommen. Da bekommst du etwas zu essen und einen Schlafplatz. Na, wie

wärïs?<<

>>Das ist zu freundlich, aber ich will nicht zur Last fallen.<< sagte Saphyr.

M,sa lachte wieder. >>Du wirst uns nicht zur Last fallen. Ich habe dich eingela-

den. Also auf gehts!<< Mit diesen Worten nahm er Sapyr in die Arme und ging

mit ihm immer tiefer in die Nebelfelder hinein. Erst nach ungefähr zwei Stunden

erreichten sie das Dorf, von dem M,sa gesprochen hatte.

auf dem Weg mit M,sa über den Grund geredet, warum er in den Nebelfeldern

unterwegs war. Saphyr war mit seinen Erzählungen auch noch nicht fertig, als sie

das Dorf erreichten.

M,sa setzte ihn vor einem der Häuser ab. >>Du wartest am besten hier.Ich werde

meinen Eltern bescheid sagen, daß wir heute einen Gast haben.<< Er öffnete die

Tür und verschwand im Innern des Hauses.

Er war aber sofort wieder da, und holte Saphyr ins Haus.

Im Haus saßen ein Mann, eine Frau und ein Mädchen an einem Tisch und sahen

ihm entgegen. >>Und dieser Hase soll sprechen können?<< fragte das Mädchen.

>>Oh, ja! Wie ihr hört kann ich sprechen. Ich möchte mich herzlich bei ihnen be-

danken, daß ich heute hier übernachten darf. Ich möchte aber keine Umstände

machen. Deswegen würde ich es bevorzugen, nur eine Nacht hier zu bleiben.<<

sagte Saphyr.

>>Du kannst so lange hierbleiben wie du willst! Nicht wahr, Vater?<< sagte das

Mädchen. >>Natürlich darfst du das. Aber wir respektieren auch deinen Wunsch,

so schnell

wie möglich nach Katahyde zu gelangen. Deswegen werden wir dich nich zwin-

gen hierzubleiben.<< sagte der Vater. >>Wir sollten uns aber erst einmal vorstel-

len. M,sa, unseren jüngsten, kennst du ja bereits. Das hier<<, - er zeigte auf das

Mädchen - >>ist S,rra, unsere Tochter. Das ist meine Frau M-ra und ich bin Co-

ra. Dein Name war... Saphyr hat uns unser Sohn erzählt?<<

>>So ist es. Es freut mich euch kennenzulernen.<< antwortete Saphyr.

>>Nein, nein! Wir freuen uns dich kennenzulernen! Du kannst bei mir übernach-

ten!<< sagte S,rra aufgeregt.

Ihr Vater sah sie böse an. >>Er wird bei M,sa schlafen. Immerhin kennt er ihn am

besten von uns. Aber vorher wird er essen müssen, um wieder zu Kräften zu

kommen. Bitte, setz dich zu uns.<< fügte er an Saphyr gewandt zu.

>>Ich möchte gern das Essen überfliegen, und gleich schlafen gehen. Natürlich

nur, wenn es ihnen nichts ausmacht, heist das!<< sagte Saphyr.

Cora sah ihn eindringlich an. >>Willst du unsere Ehre verletzen?<<

>>Natürlich nicht! Entschuldigung. Na gut. Ich werde essen. Aber ich kann nicht

sagen, daß ich viel essen werde, weil ich sehr schnell wieder los muss.<< erwider-

te Saphyr höflich.

>>Dann laß es dir schmecken, du höflicher, kleiner Hase. Wir sollten auch lang-

sam anfangen zu essen. Also: Guten Appetit.<<

Saphyr und die Familie der Nebelwächter fielen sogleich über das Essen her.

Nachdem sie fertig waren, war Saphyr so müde, daß er sofort nach einem Schlaf-

platz fragte.

>>Ich habe bereits erwähnt, daß du bei M,sa übernachten kannst. Ich hoffe nur,

daß du heute auch gut schlafen wirst. Gute Nacht.<<

>>Ich werde bestimmt gut schlafen können. Vielen Dank!<< erwiderte Saphyr lä-

chelnd.

>>Komm! Ich zeige dir mein Zimmer! Es ist im ersten Stock!<< rief M,sa fröh-

lich. Dann nam er Saphyr in den Arm und lief mit ihm auf sein Zimmer.

Irgendwie erinnert er mich an Angel, dachte Saphyr, ob es ihr gut geht? Wenn

nicht, würde ich es mir nie verzeihen! Ach was! Ihr wird es schon gut gehen,

schließlich brauchen sie sie lebend, um ihre Pläne auszuführen!

M,sas Zimmer war in höchstem Luxus eingerichtet: Es hatte zwei Fernseher, drei

Computer, zwei Betten, eine Stereo-Anlage und ein Aquarium, das in die Wand

eingebaut war. Saphyr fragte M,sa sehr viel darüber, warum er so viele Dinge

zwei Mal hatte. Darauf lachte M,sa und antwortete:>>Die meisten Sachen habe

ich wegen meinen Freunden. Zum Beispiel sind die Computer da, damit alle das

spielen können, was sie wollen und die Fernseher? Der eine ist wegen Sateliten-

empfang, und der andere wegen Kabel.<<

>>Ich muß morgen sehr früh auf nach Katahyde. Ich muß dort unbedingt meinen

Vater treffen, damit er mir hilft, meine Freundin zu befreien.<< Saphyr hatte zum

ersten Mal seit Monaten das Bedürfnis, sich jemanden anzuvertrauen und M,sa

war halt gerade in der Nähe. >>Angel ist einfach zu wichtig, für die Existenz der

Engel... Ich mache mir riesige Sorgen um sie.<<

>>Du bist in sie verliebt! Die arme S,rra!<< warf M,sa dazwischen.

Saphyr wurde rot. >>Ich... ich bin nicht in sie verliebt!<< widersprach er verle-

gen.

>>Schon gut, schon gut! Wir sollten das Gespräch jetzt aber lieber einstellen,

sonst kommen wir nie mehr zum schlafen! Gute Nacht.<<

>>... Gute Nacht...!<<

Saphyr legte sich auf das rote Kissen, das M,sa ihm während ihres Gespräches

hingelegt hatte. Er schlief so gut wie gleich ein. Seine Träume waren in dieser

Nacht nicht gerade von der Art ruhiger Träume, die man sonst hat, und sich nach

dem erwachen nicht mehr erinnern kann. Es war ein Alptraum!

Angel stand vor Évil, und sollte ihm ihre Macht zeigen, damit er, wenn sie ge-

schwächt war, ihre Gedanken lenken konnte, wie es nun einmal so seine Art war.

Saphyr saß in einem Käfig und musste zusehen, wie Angel alles machte, was

Évil ihr befahl.

Es war für Saphyr die reine Hölle! Er konnte Angels Angst fühlen, als wenn es

seine eigene sein würde. Das war aber nicht das allerschlimmste! Er konnte

ebenfalls ihre Gedanken lesen, die ihn unablässig um Hilfe baten. Sie sagten

ihm aber auch, daß Angels Drachenbeschwörungen keinerlei Wirkung auf Évil

hatten.

Sie sprach Zaubersprüche, die sie eigentlich nicht hätte kennen dürfen und Be-

schwörungen, die jedem anderen, alle Energie entrissen hätten. Ihr nicht. Nicht

Angel!

Ihre Macht glaubte Saphyr nun wirklich körperlich zu spüren. Nicht nur im

Traum.

Angel würde diese Energie nicht mehr lange durchhalten, das wusste er. Er

musste ihr helfen.

Auf einmal brach sie zusammen. Ihre Energie war verbraucht! Évil lächelte

hähmisch und sagte:>>Ich dachte schon, daß du ewig Energiereserven hast!<<

Er streckte seine Hand nach ihrem Kopf aus, um die Konntrolle über sie zu ge-

winnen und dann-

wachte Saphyr mit einem Schrei auf.

Er keuchte ein paar Mal und sah sich dann verwirrt um, ehe ihm einfiel, wo er ei-

gentlich war. Er war nach wie vor in M,sas Zimmer, aber etwas war anders. Und

als er zum Fenster sah, wusste er auch, was es war. Es war bereits helligter Tag,

und er musste doch so schnell wie nur irgend Möglich aufbrechen!

Also machte er sich auf den Weg nach unten. Das war nicht so einfach für einen

Hasen. Schließlich schaffte er es dann aber doch. Und erlebte eine šberraschung,

als er sah, wie die gesamte Familie der Nebelwächter am Tisch saß.

>>Bist du auch mal wach?<< fragte M,sa lächelnd.

>>Entschuldigt! Ich muß leider sofort los. Ich bin nämlich schon viel zu spät auf-

gewacht.<<

>>Wir haben gerade etwas beschlossen! Bitte nimm noch einmal bei uns Platz.<<

sagte Cora.

Die Neugier, die für Saphyr typisch war, meldete sich wieder. Er nahm an dem-

selben Platz platz, an dem er auch schon am Vortag gesessen hatte.

>>Wir haben, auf eine Bitte von M,sa, beschlossen<<,begann Cora mit seiner Er-

leuterung, >>daß M,sa dich auf deiner Reise nach Londo begleiten sollte. Denn

er sollte seine Erfahrungen erweitern. Er sollte eine neue Kultur kennenlernen.

Warum also nicht die der Engel? Bitte nimm ihn mit.<<

>>Mich musst du auch mitnehmen! Ich will auch mit!<< rief S,rra aufgeregt.

>>Warum darf er immer mit den niedlichen unterwegs sein?<<

Alle sahen sie angewidert an. Saphyr aber sah sie nur traurig an. Sie erinnerte ihn

an Angel.

>>M,sa ist nun mal jünger als du. Und er hat noch nicht viel von der Welt gese-

hen.<<

Das musste S,rra wohl einsehen. Auch wenn es ihr schwer fiel.

>>Also? Was sagst du, Saphyr? Nimmst du mich mit?<< fragte M,sa.

Saphyr musste ernsthaft über diese Frage nachdenken. Immerhin würde die Reise

nach Katahyde sehr gefährlich werden. Er wusste schließlich nicht, ob sie den To-

desengeln noch einmal begegnen würden. Trotzdem sagte er:>>Ich kann dir

nichts verbieten. Also tu, was du willst!<<

>>Gut dann gehen wir! Wir sollten keine Zeit mehr verlieren!<<

Eine Weile nachdem dieser Satz gefallen war, brachen sie auch schon auf, um

endlich näher an Katahyde zu kommen. Sie durchquerten die Nebelfelder ohne

weitere Vorkommnisse.
 

7
 

Angel stand an ihrem Fenster, und sah der Sonne zu, wie sie erwachte. Es war

kein sehr schöner Anblick, was unter diesen Umständen vollkommen normal war.

Sie wusste immer noch nicht, warum Évil sie überhaupt festhielt. Möglicherweise

hielt er sie einfach nur deswegen fest, weil sie als Geisel für Saphyr dienen sollte.

Er war schließlich der Enkel von Zaphyr, dem damaligen Herrscher! Demnach

musste er sehr mächtig sein, wenn seine Kräfte nicht durch seine Hasengestalt

versiegelt wären.

Angel merkte aber, daß irgendetwas an ihrem Gedankengang falsch war! Sie

wusste nur nicht, was es war.

Sie beschäftigte sich nicht weiter mit diesen Gedanken. Sondern sie fing an sich

über eine Kampfstrategie Gedanken zu machen. Mit einer Drachenbeschwörung

würde sie nicht viel ausrichten können, da Évil seinen Antizauber jederzeit einset-

zen konnte. Sie musste einen vollkommen neuen Zauber entwickeln, der stark ge-

nug war, um Évil mit einem Schlag zu töten.

Es klopfte genau in diedem Moment an der Tür und Nick kam herein, ohne daß

Angel ein Wort darüber verloren hätte, daß er eintreten dürfe.

>>Will er mich wieder sprechen?<< fragte sie ihn ohne sich auch nur umzudre-

hen. Denn sie wusste ja, daß er es war.

Nick lächelte. >>Nein! Ich bin nur hier, weil ich dachte, daß du dich unterhalten

möchtest!<<

Angel drehte sich jetzt doch zu ihm. >>WARUM SOLLTE ICH AUSGERECH-

NET MIT EINEM VERRŽTER WIE DIR REDEN WOLLEN?<< Sie war kurz

davor, ihren Kräften freien Lauf zu lassen.

>>Lass es lieber. Du kannst mich in deinem momentanen Zustand sowieso nicht

schlagen. Also gib lieber gleich auf.<<

Er hatte recht, sie wusste natürlich, daß sie noch nicht in der Lage war, eine wirk-

lich gute Beschwörung zu sprechen. Geschweige denn ihn zu töten.

Sie fing also wider an, sich zu beruhigen. >>Wie lange schon?<< fragte sie auf

einmal.

Nick sah eindeutig verwirrt drein. >>Was meinst du?<<

>>Wie lange bist du schon einer von ihnen?<<

>>Ach, das meinst du! Lass mich nachdenken...<< Angel wusste, daß er gar kei-

ne Zeit zum nachdenken brauchte, aber das war jetzt egal. >>... Ich glaube...

seit... meiner Geburt! Maileen war ebenfalls einer. Aber als Évils Leute herausfan-

den, daß sie dich bei sich aufgenommen hatte - übrigens haben sie es durch mich

herausgefunden -, haben sie sie getötet. Irgendwie schon schade, oder? Deswegen

solltest du sie von Saphyr nicht deine Mutter nennen. A-propos! Weisst du ei-

gentlich, wer Saphyr ist und wie er wirklich aussieht?<<

Angel sah ihn böse an. >>Es ist mir egal, wie er wirklich aussieht! Hauptsache ist doch, daß wir Freunde sind!<<

Jetzt sah Nick sie wieder mit einem sehr bösem Lächeln an, das Angel das Blut in

den Adern gefrieren ließ. >>Er weiß mehr über dich als du selbst. Ist dir das nicht

unheimlich. Er weiß sogar, warum du hier bist. Während du es nicht weisst!<<

Sie zuckte bei diesen Worten zusammen.

Es blitzte in Nicks Augen. Er hatte ins schwarze getroffen.

>>Was willst du noch hier? Ich möchte mich nicht mehr mit dir unterhalten. Also

verschwinde!<< er hatte sie in eine Falle getrieben, aus der sie keinen Ausweg

mehr sah. Sie hatte ihm zu viel über ihre Gefühle gezeigt. Ein größeren Fehler

hätte sie gar nicht machen können. Sie sah an seinen Augen, daß er etwas über

ihre Gefühle wusste, was sie sich nichteinmal vorstellen konnte. Und sie wusste,

daß er ihr nicht erzählen würde, was es war, weil er sonst in Gefahr geraten wür-

de.

>>Ach ja! Der ehrwürdige Meister will dich sehen!<< sagte er auf einmal.

Angel konnte seine Blödheit gar nicht fassen. Sie hatte ihn schließlich am Anfang

des Gesprächs gefragt, ob Évil sie sehen wollte. >>Hab ich's mir doch gedacht!

Du bist also doch nicht nur wegen einem Gespräch hier!<<

>>Du sollst gleich mit mir kommen.<<

Angel wusste, wenn sie ihm widersprechen würde, würde er sie angreifen und sie

würde verlieren, das wusste sie ganz genau. Also sagte sie: >>Also gut, gehen

wir.<<

Sie gingen wieder denselben Gang entlang, den sie auch schon am Vortag gegan-

gen waren. Angel kam sich nicht gut vor, nicht nur, weil sie nicht wusste, was

Évil genau von ihr wollte, sondern auch, weil sie wusste, daß es nichts gutes sein

konnte.

Sie erreichten den Thronsaal schneller als am Vortag.

Nick sagte den Satz, der anscheinend sein Standartsatz war:>>HERR, IHR

WOLLTET ANGEL SEHEN! HIER IST SIE!<<

Wieder öffnete sich die Tür, sie öffnete sich dieses Mal aber nicht so langsam, wie

beim letzten Mal, sondern sie war mit einem Ruck offen!

Angel schrak bei diesem mal auch zurück, weil sie erwartete, daß die Tür sich

wieder langsam öffnen würde.

Sie traten in den Thronsaal.

Évil erwartete sie auch schon. Das erste, was er tat: er schickte Nick aus dem

Raum. Dieser verbeugte sich kurz und ließ sie wieder allein.

>>Setz dich doch...<< sagte Évil sogleich und deutete auf einen Stuhl direkt ge-

genüber von ihm.

Sie zögerte. Dann setzte sie sich doch, um nicht noch mehr Schwierigkeiten zu

bekommen, als sie schon hatte.

Évil lächelte. >>Ich möchte dir meinen Sohn Diablo vorstellen. DIABLO!<<

Aus einer hinteren Kammer kam ein etwa fünfzehnjähriger Junge.

>>Meine Tochter hast du ja schon getötet.<<

Angel musste nachdenken. Als sie nicht darauf kam, was er hätte meinen können,

klärte Diablo sie auf: >>Schonmal was von Arina gehört? Sie hast du am Anfang

eurer Reise getötet!<<

Beide sagten das so, als ob es ihnen nichts ausmachen würde. Sie sagten es kalt,

und irgendwie herzlos. Diese Kälte ließ Angel einen kalten Schauer über den Rü-

cken laufen. Sie redeten über ein enges Familienmitglied, als wenn es ihnen völlig

egal war, was mit ihm geschehen ist.

Und sie wusste immer noch nicht, was die Todesengel eigentlich von ihr wollten.

An Évils lächeln konnte sie erkennen, daß er ihre Gedanken gelesen hatte. Darauf

sagte sie: >>Es ist sehr unhöflich, die Gedanken anderer zu lesen. Und im übrigen

frage ich mich, ob ihr eine Eurer Untertaninnen gezwungen habt, mit euch ein

Kind zu zeugen. Ich könnte mir nämlich sonst nicht vorstellen, wie ihr einen Sohn

und eine Tochter haben könntet!<<

Diablo sah sie sehr wütend,

ber die eindeutige Feindseligkeit, an.

Évil aber lächelte nur wieder. >>Ich hatte nicht gedacht, dass du mir so etwas um

die Ohren jagst! Ich habe dich wohl unterschätzt! Und ich glaube, daß das nicht

sehr gut ist! Aber du musst verstehen, wir haben dieselben Bräuche wie ihr auch,

nur wir sind nicht so dumm, wie ihr! Wir nehmen uns einfach, was wir brauchen,

wenn du verstehst, was ich meine!<< er lachte lautstark.

>>Und wie ich es verstehe! Ihr seid echt pervers! Aber, ich möchte jetzt endlich

wissen, warum ich hier bin! Ich habe immerhin ein Recht darauf, es zu erfahren!

Also sagt es mir endlich!<<

>>Weisst du, wer deine Eltern sind?<< fragte Diablo sie.

Angel dachte darüber nach. >>Saphyr hat mir gesagt, daß sie Engel sind!<<

Dieses Mal war es Évil, der die nächste Frage stellte. >>Mehr weisst du nicht ü-

ber deine Herkunft?<<

>>Nein!<< antwortete sie ehrlich.

Évil lachte jetzt sehr böse. >>HAST DU DAS GEH™RT, MEIN SOHN? SIE

WEISS NICHT MEHR šBER IHRE HERKUNFT! DAS IST FANTASTISCH!

Willst du etwas über deine Herkunft wissen?<< fragte er dann wieder an Angel

gewandt.

Eigentlich wollte sie es wissen, aber dann schüttelte sie doch den Kopf. >>Nein

danke! Ich habe so das Gefühl, daß das nicht so gut wäre!<<

>>Da hast du natürlich recht, aber das du es nicht weisst, wird vieles sehr viel ein-

facher für uns machen!<< sagte Évil grinsend.

Angel sah ihn mit einem Mal sehr wütend an. Sie wusste es immer noch nicht,

was er damit meinte. Aber wenigstens wusste sie nun, daß es nichts gutes sein

konnte.

Ein freudiges glitzern erschien in den Augen beider Todesengel. >>Du kannst ja

richtig schön blicken! Hätte ich nicht gedacht!<<

Dieser Satz widerte Angel irgendwie an. Sie hatten keine Ahnung, was mit ihnen

geschehen würde, wenn sie wirklich wütend wurde. Sie würden sich wünschen ihr

niemals begegnet zu sein.Durch ihre Wut konnte sie sich nicht mehr zurückhalten.

Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf und wurde auf einmal von Feuer umgeben.

Endlich setzt sie ihre wahre Macht ein, dachte Évil, mal sehen, ob sie wirklich die

Welt der Engel retten kann.

Angel hatte nicht gewusst, welche Macht sie besaß und jetzt spürte sie sie am ei-

genen Leib. Jetzt wusste sie, warum Évil an ihr interessiert war. Es war allein ihre

Macht, an der er interessiert war. Und um zu wissen, ob sie auch die richtige war,

wollte er sie sehen. Er hatte sie nochmal zu sich gerufen, um ihre Macht zu sehen.

Als Angel das klar wurde, beruhigte sie sich wieder. Sie durfte nicht auf ihn he-

reinfallen. Sie durfte ihren Gefühlen keinen freien Lauf mehr in seiner Gegenwart

lassen.

Das Feuer das sie umgab verschwand.

Wütend blickte Évil auf sie herab. >>Warum setzt du nicht deine ganze Macht ge-

gen mich ein? Wenn du das tun würdest, könntest du mich locker töten! Glaube

mir!<<

>>Ihr könnt mich nicht mit euren Worten dazu bringen, euch zu zeigen welche

Macht ich besitze. Ihr könnt diese heuchelei also lassen!<< ich weiss ja nicht ein-

mal selbst, welche ich besitze, dachte sie.

Jetzt wurde Évil rot vor Wut. >>NICK! Brin sie wieder in ihr Zimmer. Oder noch

besser: töte sie!<<

>>Wie ihr befehlt! Ich werde meine Arbeit tun.<< antwortete Nick, der gerade in

diesem Augenblick wieder eintrat.

Er nahm Angel am Arm und führte sie wieder hinaus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  HellAngel
2001-09-28T20:05:50+00:00 28.09.2001 22:05
gut ich werd versuchen, sie morgen zu schicken... allerdings wird sie wohl doch etwas länger, als ich dachte ^^" (den nächsten teil mein ich) im moment nimmt die story schon über 40 seiten ein ^^" (DinA4)
naja ich hoffe, man liest sie auch noch weiter ^^"
cu
Hell
Von: abgemeldet
2001-09-26T17:32:46+00:00 26.09.2001 19:32
ich hab sie auch gelesen und sie ist wirklich super :)
ich warte auch schon lange auf die fortsetzung :))
Von:  HellAngel
2001-09-12T14:35:36+00:00 12.09.2001 16:35
jo es gibt eine und die wird etwas kürzer ausgehen (hoffe ich zumindest ^^") danke dass du dir die mühe gegeben hast, die story zu lesen ^^"
Von: abgemeldet
2001-08-19T16:58:26+00:00 19.08.2001 18:58
ich find die geschichte überhauptnich schrecklich ^_^
höchstens etwas lang, aber das kannst du ja nich ändern!
ich fand die geschichte schön und freue mich schon auf die fortsetzung....
gibts da eine?! *bettel
Von:  HellAngel
2001-04-12T20:59:46+00:00 12.04.2001 22:59
ist die geschichte so schrecklich, oder so lang, dass niemand ein kommentar abliefern will?
Von:  HellAngel
2001-03-18T12:55:42+00:00 18.03.2001 13:55
ich hätte vielleicht als kommentar oben noch hinschreiben sollen, das dieser teil recht lang ist oder?


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