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Cause I Am A Punk

no more, no less
von

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Return To Me Salvation

Chapter IV: // *** Return To Me Salvation***\\

~(Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zu Besserung)~
 


 

Durch die dicke Glasscheibe, die mit Fingerabdrücken soweit beschmiert war, dass man kaum erkennen konnte, was draußen in schnellen Schemen an einem vorbeihuschte, drangen ein paar Sonnenstrahlen in unser Abteil, verbreiteten eine wohlige Wärme und schafften eine freundliche Atmosphäre. Ich fühlte mich ein bisschen beschwingt, ein bisschen wehmütig und wusste meine Gefühle nicht so richtig einzuordnen.

Vor mir lagen nun fünf Tage Klassenfahrt. Fünf verdammte Tage, in denen verdammt viel passieren konnte, was ich verdammt noch mal bereuen könnte. Verdammt. Sollte ich mich jetzt freuen, oder sollte ich Trübsal blasen?

Ich entschied mich fürs Blasen.

Meines Kaugummis zum Beispiel.

Mit der Zunge dehnte ich ihn so weit, das ich ihn aufblasen konnte und brachte ihn dicht vor meinen Augen zum Platzen.

PENG! Schon klebte mir ein bisschen von der elastischen Masse im Gesicht rum und bemühte sich beim Abziehen möglichst darum, dass sie mein Make-up erwischte und mit sich ins Verderben riss.

Sara warf mir einen belustigten Blick zu.

"Na, Fairy? Hat dir denn niemand beigebracht, wie man richtig Kaugummi kaut?"

Ich reagierte nicht, ignorierte geradewegs diese dumme Frage, die sie nur gestellt hatte, um mich auf die Palme zu bringen, und zupfte mir weiter Hubba-Bubba aus meinem Gesicht. Von meiner Stirn. Meiner Wange. Meiner Nase. Und ganz besonders von meiner Oberlippe.

Das Zeug klebte aber auch wie Sau.

Okay. Das mit dem Blasen war eine schlechte Idee gewesen. Und da ich mich nicht mehr dagegen entscheiden konnte, weil es schon passiert war, entschied ich mir dafür, mich das nächste mal dagegen zu entscheiden.

Als ich bemerkte, dass nicht mal mehr ich selbst meinem komplizierten Gedankengang folgen konnte, begann ich, mir ernsthaft Sorgen zu machen.

Ein toller Start für eine Klassenfahrt.

Kaugummi im Gesicht, depressive Verhaltensweisen und komplizierte Bandwurmgedanken.

Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen?

Na, immerhin hatten Sara und ich das Abteil für uns allein. Das hatte ja auch schon mal was für sich. Keine nervenden, hyperventilierenden Zicken, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht hatten, möglichst nah an das Beispiel ihrer nächsten Verwandten heranzukommen. Man fühlte sich manchmal wie von 999 Hühnern umringt, die von allen Seiten auf einen lospickten, einschnatterten und mit den Krallen auf dem Boden scharrten, bis die beste Zeit gekommen war, um zuzuschlagen und dir eins auszuwischen. Diese Hinterhältigen, kleinen Gören, mit ihren meist aufgehellten wasserstoffblonden Haaren, bei denen am Ansatz schon wieder ein brauner Streifen rausschielte, was absolut billig aussah. Ich schüttelte verächtlich den Kopf. Mit denen in meinem Abteil wäre es mein Untergang gewesen. Das hätte ich keine zwei Stunden ausgehalten, lieber hätte ich mich gleich auf die Gleise geschmissen.

Immerhin schien ich einmal im meinem Leben Glück zu haben. Es waren alle Abteile so brechend voll, dass nur Sara und ich übergeblieben waren und uns somit ein kleines am Ende des Ganges teilen zu können. Hier hatten wir unsere wohlverdiente Ruhe, mussten keine Gesellschaftsspiele mitspielen, uns nicht den Lästereien unserer Mitschüler aussetzen und nicht zu irgendwelchen Klatschtanten mutieren.

Hier konnte man die Fahrt vielleicht noch genießen, jawohl. Wenn man so kleine Schwierigkeiten wie das Kauen eines Kaugummis überwand, verstand sich.

Ich lehnte meinen Kopf zurück und machte die Augen zu.

Mit geschlossenen Liedern wühlte ich in meiner Hosentasche und kramte meinen mikroskopisch kleinen MP3-Player hervor. Ich steckte mir die Stöpsel in die Ohren und kurz bevor ich den kleinen Knopf mit der Aufschrift "Play" betätigte, sagte ich noch kurz Sara bescheid.

"Wenn der Lehrer kommt, dann sag bitte bescheid wie immer, ja?", fragte ich sie mit einem bitteren Unterton in der Stimme.

Sie schaute kurz von ihrem Roman auf und nickte mir zu.

"Natürlich."

Jaja... auf die gute Sara war Verlass. Es war schon etwas komisch, was wir hier seit gut einem halben Jahr trieben, aber was tat man nicht alles, um eine gute Zensur zu bekommen? Wenn man das Thema nicht verstand, war Schleimen angesagt. Und wenn man das Fach im allgemeinen nicht checkte, hieß es halt Hardcore-Schleimen.

Was auf Deutsch soviel bedeutete, dass man täglich darauf achten musste, Schuhe mit Noppen zu tragen, damit man nicht auf seiner eigenen kilometerlangen Schleimspur ausrutschte und sich womöglich noch unangenehm auf die Fresse legte.

Wisst ihr eigentlich, wie anstrengend Schleimen sein kann? Alle behaupte ja immer, ein bisschen Schleimen wäre die einfachste Möglichkeit, an eine gute Zensur zu kommen. Aber so einfach war das ja gar nicht! Es war durchaus anstrengend, die ganze Zeit dämlich vor sich rumzulächeln, sodass einem spätestens nach 20 Minuten dermaßen die Gesichtsmuskeln wehtaten, dass man Probleme hat, sein Schulbrot zu essen, weil man so verdammten Muskelkater hatte. Und wenn man jetzt mal hochrechnet, dass wir sechs Wochenstunden bei besagtem Lehrer hatten und das auch noch in zwei Fächern, dann hat man schon mal den ersten Aspekt, warum Schleimen sicherlich nichts für Softis ist. Ich wunderte mich schon seit geraumer Zeit, warum mein Gesicht nicht den doppelten Umfang angenommen hatte, bei den Muskeln, die ich mir Woche für Woche antrainierte.

Außerdem ist man dem ständigen Missfallen der Klasse ausgesetzt. Denn man ist ja nicht der einzige, der Schleimen will und da ja leider die Mitschüler viel eher als die Lehrkörper selbst bemerken, was dein ausgetüftelter Plan ist, entstehen wahre Schleimwettkämpfe.

Natürlich sind aber die Schüler, die so intelligent sind (oder doof, das sei nun mal dahingestellt), und sich alles selbst erarbeiten, die schlimmsten. Ständig läufst du Gefahr, von ihnen durch einen dummen Kommentar verpetzt zu werden. Und diese Blicke. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich... mit Sicherheit schon jung gestorben.

Soviel dazu.

Ohne dass ich es bemerkte, begann mein Kopf in Richtung Fensterscheibe zu wandern. Die ruhige Musik, die aus meinen Ohrstöpseln drang, ließ mich müde werden und schließlich hing ich auf halbzwölf schnarchend an der Fensterscheibe.

Scheiß auf die Lehrer.

Ich hatte sowieso die letzten Nächte viel zu wenig geschlafen, dass ich schon Angst haben musste, dass die schwarzen Ringe unter meinen Augen zu einem Dauerzustand wurden. Aber wozu gab es denn Make-Up?

Und wozu gab es eigentlich Kaugummis?!
 

"Fairy! Fairy! Aufwachen, du Penntüte, der Lehrer kommt!!!", flüsterte mir Sara in ihrer gewohnt ruhigen Art ins Ohr und wartete darauf, dass ich missmutig meine Augen öffnete und mich in die Senkrechte brachte. Ich war innerhalb meines kleinen Schläfchens um mindestens einen halben Meter weiter nach unten gerutscht und sah demzufolge auch ziemlich verwuschelt aus. In Windeseile richtige ich meine Haare

Jetzt schon?! Verdammt, so schnell hatte ich gar nicht mit ihm gerechnet!!! Hastig warf ich einen Blick auf die Uhr. Ich hatte mich eine geschlagene halbe Stunde im Land der Träume befunden und somit noch gar nicht auf einen lehrerischen Besuch vorbereitet.

Blitzartig schnellte meine Hand zu meinem Rucksack und kramte aus den tiefgelegensten Zonen das Buch, dass ich mir extra für ihn mitgenommen hatte. Das Buch, was meine Note sicherlich um einiges heben würde. Denn wenn Mr. Taylor registrierte, dass seine Schülerin sogar auf der Klassenfahrt, die ja für die meisten die gleiche Bedeutung hatte wie "Freizeit, Alk und Flirt", ein Buch zum momentanen Thema las, dann würde sich sein angeborenes erzieherisches Ego zu Wort melden und an sein fehlprogrammiertes Hirn die Botschaft weiterleiten, dass noch Hoffnung bestand. Immerhin bei einer Schülerin schien seine Lehre angekommen zu sein, die er den anderen seit Jahren vergebens versucht hatte zu vermitteln.

Wir lernen ja schließlich für die Schule, nicht fürs Leben. Pardon. Fürs Leben, nicht für die Schule. Seine immerwährende Predigt, die keine Chance hatte, ihn ihre ungebildeten Köpfe einzudringen und sie zum Guten zu wandeln und zum Lernen zu bringen. Und mit was? Mit Recht.

Schnell schlug ich den Klassiker der Literatur, mit dessen Titel ich mich nicht weiter beschäftigt hatte, an einer x-beliebigen Stelle auf, knickte das Buch ein bisschen nach außen, damit es auch wirklich so aussah, als hätte ich darin gelesen und setzte mich grade hin.

Ich bezweifelte stark, dass ich auch nur ein Wort von dem verstehen würde, was hier drin stand, selbst wenn ich mich wirklich bemühen würde, es zu lesen.

Es war eines dieser Bücher, wo du jeden Satz mindestens dreimal lesen musstest, damit du ihn auch nur ansatzweise verstandst. Eines dieser Bücher, wo du dich zwingen musstest, umzublättern, weil du keinen Bock auf den nicht vorhandenen Fortgang der Story hattest. Eines dieser Bücher, was du nur anfängst zu lesen, wenn du entweder vollkommen dicht oder eben ein Lehrer warst.
 

Draußen hörte nun auch ich es auf dem Gang poltern. Hatte ich erwähnt, dass unser aller Lieblingslehrer stolzer Besitzer eines Holzbeines war? Keiner wusste, wo es herkam und wieso er es sich zugelegt hatte. Irgendwann war es einfach da. Keiner redete darüber und keinen interessierte es wirklich. Also akzeptierten wir die Dinge so, wie sie waren und ärgerten uns nur manchmal darüber, wenn er während einer Klassenarbeit das Verlangen verspürte, vor der Klasse hin und her zu wandern und uns somit mit dem Klappern seines Beines schier in den Wahnsinn trieb. Wer hatte eigentlich entschieden, dass gerade er mit auf unsere Fahrt kam?

Na, ich bestimmt nicht.

Ich hatte sowieso keinen Bock gehabt, mir fünf Tage lang sein todlangweiliges Gesicht anzutun. Echt, hier hatten wir es mit einer ganz extremen Sorte von Langweilern zutun, von der man eigentlich der Meinung war, dass die Schülerschaft sie schon längst ausgerottet hatte.

Die totale Verpeilung und Planlosigkeit in Person.

Wie Lehrer halt so sind. Aber an unserer Schule war schließlich alles möglich und sowieso kein Wunder. Selbst dieser graue, eingefallene Typ, dem du in den Staub seiner Brillengläser mit dem Finger ein "SAU" schreiben konntest, passte irgendwie in das Gesamtbild unserer Schule. Mit seinem extravaganten Modestil machte er alles wett, er mischte die unmöglichsten Kombinationen aus den vergangenen drei Jahrhunderten wild durcheinander, kombinierte neu und unmöglich dazu. Das gewisse I-Tüpfelchen war dann immer noch die verschiedensten Variationen seiner Krawatten, bei denen er so extrem penibel war, dass er jeden Tag eine andere hatte. Ich wunderte mich schon manchmal, ob er eine Frau geheiratet hatte, die eine eigene Krawattenfabrik besaß und die ihm für jeden Tag im Jahr eine neue hatte machen lassen. In seinem Arsenal befanden sich rot-grün-karierte, welche mit fliegenden Schweinchen drauf, Autos, Bagger, Fußball. Alles was der Mann halt so brauchte. Ich war schon einmal nahe dran gewesen, ihm eine mit nackten Frauen zu schenken, konnte es mir aber dann doch verkneifen. Die Sechs hätte eine große Falte in mein Zeugnis geworfen, deren Ausbügelung einige Mühen gekostet hätte, die mir die ganze Sache nicht wert waren. Da blieb ich doch lieber bei meiner Fünf.

Wie dem auch sei, die Schritte kamen immer näher. Ich wandte schon mal den Kopf zur Tür, zwang meine überstrapazierten Gesichtsmuskeln, sich ein wenig in Richtung Augen zu verziehen, setzte mich grade hin und hielt mir das Buch in Augenhöhe.

Was innerhalb von ein paar Minuten sicherlich zu einem Krampf der übelsten Sorte führen würde. Denn auf die Körperhaltung legte Mister Krawatte-Taylor ganz besonderen wert. Wahrscheinlich weil er selbst wie der entlaufene Quasimodo aussah.
 

Mit einem Ruck wurde die Tür zu unserem Abteil aufgerissen. Ich schaute mit einem strahlenden und furchtbar gekünstelten Lächeln zu der Stelle, an der sein aschfahles Gesicht auftauchte und befahl meinen Lippen, ein vor Freude überschäumendes "Einen wunderschönen guten Morgen!", zu flöten. Dabei blinzelte ich ein paar mal und legte den Kopf ein bisschen schief, damit es niedlich rüberkam.

Jetzt hieß es dick auftragen. Ich war vielleicht nicht mit allen Wassern gewaschen, aber mit vielen. Und wenn meine Wasser nicht reichten, dann kam halt ein bisschen Shampoo und Duschgel hinzu. Die hielten sowieso am besten sauber.

Ich linste zwischen meinen Augenliedern hindurch, die ich beim Lächeln soweit zu Schlitzen verzogen hatte, dass ich schon Probleme hatte, meine nähere Umgebung wahrzunehmen, und musste feststellen, dass Mister Taylor sich ziemlich verändert hatte.

Statt seiner sonstigen Krawatten-Anzug-Kombination trug er jetzt eine dunkelblaue, zerfetzte Baggy, an deren Seiten Nieten hingen und ein hautenges, schwarz-weißes Oberteil, durch das man leicht erahnen konnte, was sich darunter befand. Seine Brille schien er bei Fielmann vergessen zu haben und in Sachen Haarfarbe und Frisur befand er sich wohl in einer Probier-Phase, die es nur bei Lehrern der allerseltensten Sorte gab.

Kurz: Mister Taylor schien sich abra-kadabra in einen knackigen 18-Jährigen Jungen verwandelt zu haben, der verdammt viel Ähnlichkeit mit meinem geliebten Todfeind Glen Moore zu haben schien.

Meine Mundwinkel sanken innerhalb von zwei Sekunden bis auf den Fußboden hinunter und schlürten da auch noch eine Weile rum, weil besagter junger Mann auch noch seinen Koffer hinter sich herschleppte und damit unverkennbar originell und naturgetreu das Holzbein unseres allgeliebten Herrn Taylors nachgemacht hatte. Ich hätte in diesem Moment am liebsten unser komplettes Anwesen dafür gegeben, wenn es doch nur wirklich der Lehrer gewesen wäre, der die Tür zu unserem Abteil geöffnet hatte.

"Ihnen auch einen wunderschönen guten Morgen. Obwohl der Morgen diese Wünsche ja eigentlich gar nicht braucht, viel mehr könnten Sie diese Adjektive gut gebrauchen, Miss Jones.", quäkte er mit gespielt hoher Stimme in dem gleichen Tonfall zurück, in dem ich Mister Taylor hatte empfangen wollen.

Als ich den Sinn seiner Worte kapierte, verdrehte ich gelangweilt die Augen, setzten einen arroganten Gesichtsausdruck auf und fuhr mir mit der Hand durch meine Haare.

"Was willst du hier? War denn keine Anstalt mehr frei, die dich hätte aufnehmen können?"

Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und hob gekonnt eine Augenbraue, während er den Koffer vor seine Füße zog.

"Nein, leider nicht. War kein Platz mehr frei. Die haben alle Hände voll zu tun, weil ein gewisses Mädchen die Angestellten soweit in den Wahnsinn treibt, dass sie erst mal ihre Arbeiter therapieren und rehabilitieren müssen, bevor sie die Aufnahmekapazität wieder erhöhen."

Ich grummelte etwas Unverständliches in mich hinein und zog eine Grimasse.

Och nö.

Was wollte der Typ denn jetzt hier? Einziehen? Na hoffentlich nicht. In diesem Teil des Abteils war kein Platz mehr für seinen knackigen Hintern, dafür würde ich schon Sorgen. Ich hätte mir eher selbst die Kugel gegeben, als noch anderthalb Stunden mit diesem Punk in einem Abteil verbringen zu müssen.

Er würdigte mich keines Blickes, sondern wuchtete mit einer schnellen Bewegung seinen Koffer in den kleinen Stauraum über unseren Köpfen und machte Anstalten, sich auf den Platz neben mir zu setzen. Einfach so. Ohne Erklärung, was ihn denn hierhin führte.
 

Ich bekam Panik. Ich wollte AUF GAR KEINEN FALL, dass sich dieser Trottel auch noch neben mich pflanzte und dort für den Rest der Fahrt Wurzeln schlug. Das würde der Horror werden! Reichte es denn nicht, dass wir schon in einem Zimmer schliefen? Genügte das denn nicht, dass ich die selbe Luft atmen musste wie er??? Was zum Teufel hatte ich verbrochen, dass man immer mir solche gemeinen Sachen antat?!

Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen, damit er sich nicht neben mich setzte. Warum hatte ich es nicht so geschickt wie Sara gelöst und einfach meinen Rucksack auf den Platz neben mich gelegt? Dann hätte ich jetzt nämlich ein schönes Problemchen weniger...

Ach ja! Sara! Von einer panischen Sekunden auf die andere viel mir wieder ein, dass sie sich ja in ihn verliebt hatte!!! Scheiße.

Sagt man nicht, macht man, ich weiß... aber... was sollte ich denn jetzt machen? Das würde ja das heillose Chaos werden, wenn ich mit den beiden noch eine halbe Ewigkeit in diesem Abteil hocken müsste! Schlagartig änderte sich meine Stimmung.

Ich musste jetzt so schnell wie möglich versuchen, Glen hier rauszumanövrieren, bevor Saras heißer Tomatenkopf begann, ihren Roman zum Sublimieren zu bringen.

Kurzerhand legte ich einfach den Klassiker der Literatur, den ich grade in meiner Hand hielt, auf den freien Platz neben mich und schaute Glen böse an. Na, da haben wir es ja. Zu irgendetwas mussten diese nutzlosen Werke doch gut sein. Somit hatte dieses Buch dann auch seinen Lebenszweck erfüllt und konnte anschließend verbrannt werden.

Glen hielt in der Bewegung inne, was seine vielen Ketten und Gürtel zum Klimpern brachte und blickte mich irritiert an.

"Besetzt.", murmelte ich scharf und malträtierte ihn mit Blicken.

Sein Gesicht bekam einen belustigten Ausdruck und er grinste schief.

"Ach ja? Und von wem, wenn ich bitte fragen darf?"

"Von dem Buch, siehst du doch." Okay, meine Ausreden waren auch schon mal einfallsreicher gewesen, aber mir fiel so auf die Schnelle partout nichts ein, was ihn davon abhalten konnte, sich neben mich zu setzten. Und wenn dieses Buch der letzte Ausweg war, dann war dem halt so.

"Mach dich nicht lächerlich.", meinte Glen und wischte das Buch mit einer schnellen Handbewegung zur Seite. Danach positionierte er sein Hinterteil auf dem Platz neben mir und rückte ein wenig hin und her, bis er eine bequeme Lage gefunden zu haben schien.

Na geil. Ich konnte jetzt aber auch wirklich gar nichts mehr machen, um den wieder loszuwerden, wie? Warum grade zu uns? WARUM NUR?!

Ich warf noch einen schnellen Blick zu Sara. Der war auch nicht mehr zu helfen. Sah schön bescheuert aus, wie sie das Buch vor ihr Gesicht drückte, in der Hoffnung, dass Glen sie nicht bemerkte. Ich brauchte nicht einmal mehr übernatürliche Fähigkeiten, um ihre Gedanken zu lesen. Sie suchte gradewegs nach dem nächsten Mauseloch, in dem sie sich verkriechen konnte oder wartete darauf, dass sich der Boden vor ihr auftat und sie verschluckte. Mit viel Glück würde uns ja vielleicht gleich die Decke auf den Kopf fallen.

Okay, Farina, jetzt mal tief durchatmen. Keine Panik auf der Titanic, Positive Energien. Das war doch gutes Training für die nächsten fünf Tage. Irgendwann musste man ja mal anfangen, sich mit dieser komischen Natur von Punk auseinander zu setzen. Wer sagte, dass nicht gerade jetzt der beste Zeitpunkt dafür gekommen war?

Ein bisschen Gesprächsstoff lässt sich doch noch gerade mal schnell aus dem Ärmel schütteln um die peinliche Stille zu übertünchen, die langsam aber sicher von diesem Abteil Besitz zu ergreifen schien.

Naja... eigentlich war es ja nur bei Sara eine peinliche Stille. Bei Glen war es eine gleichgültige. Und bei mir eine genervte.

Also eine schöne Grundlage für eine wunderbar entspannte Atmosphäre. Ja, so machte Zugfahren Spaß.
 

Schluss mit dem positiven Gedanken, dass ging ja gar nicht. Das war ja wirklich nicht mehr zum aushalten... wollten die einen neuen Rekord im Schweigen aufstellen? Ich meine, ich hasste Glen ja wirklich sehr... aber noch mehr hasste ich unangenehme Stille!

Also fasste ich mir ein Herz und schielte kurz zu meinem unliebsamen Sitzgefährten rüber.

Es musste doch irgendetwas annähernd interessantes geben, was man so jemanden wie ihn fragen konnte. Ich zermaterte mir das Gehirn. IRGENDETWAS!

"Hey, Glen. Wie viel hat denn dein Haarspray gekostet?" Nein, das was scheiße und interessierte niemanden. "Glen, sag mal, pieksen dich die Nietengürtel denn nicht in den Arsch, wenn du dich draufsetzt?" Schon mal nicht schlecht für den Anfang. Aber dann wäre die Zugfahrt gelaufen. "Und, Glen, hat das Potenzmittel den ersten Testlauf bestanden?" Ha, zum Schreien. Aber das wäre mein Freischein in den Tod gewesen.

Ich schaute ihn mir noch einmal genauer an. Irgendetwas unverfängliches. Irgendetwas, was ihn nicht auf die Palme brachte und was keine weiteren Folgen für mich haben würde.

Heute hatte er sich die Haare in Grün- und Blautönen gefärbt. An seinem rechten Auge blitzten zwei Piercings um die Wette und seinen Hals zierte ein wunderbares Hundehalsband mit Stacheln dran. Na klasse. Musste ich denn jetzt jeden Abend mit ihm Gassi gehen, oder wie war das geplant?

Über seinem weißen Shirt trug er ein schwarzes Netzhemd, das an einigen Stellen schon ziemlich ausgefranst und teilweise sogar eingerissen war. Sexy. Standen wir nicht alle ein bisschen auf fetzige Kleidung?

"Sachma... was führt dich eigentlich in unser Abteil? Jetzt mal ernsthaft.", stellte ich in zur Rede. Ich beobachtete, wie er sich eine blaue Strähne, die sich von seinem Kamm gelöst hatte, hinter die Ohren schob und mir danach einen stechenden Blick zuwarf.

Er öffnete leicht seinen Mund, lächelte mich frech an und blickte dann wieder hinunter auf seinen Eastpak, der vor Aufnähern nur so strotzte. An den Schulterteilen hatte er Nieten angebracht und überall verdeutlichten diese Wörter wie "anarchy", "destroy" oder ein durchgestrichenes Hakenkreuz seien politische Richtung.

Er schien, als würde er für einen Moment seine Augen schließen und seinen Kopf nach hinten lehnen.

Hallo? Junge? Hast du das Sprechen verlernt? Deine Zunge verschluckt? Einen Frosch im Hals? Ich schaute ihn irritiert an.

"Warum antwortest du mir nicht?"

Immer noch keine Reaktion. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und grummelte vor mich hin:

"Jaja, ignorier du mich bloß. Du hast es ja nötig. Nach der Aktion, die ich mit dir abgezogen habe, hätt' ich das auch gemacht. Aber nicht mal mehr antworten, wenn ich eine Frage stelle, ist doch nun mehr als unnötig unhöflich. Pah, ich brauch auch nicht mit dir zu reden, wenn..."

Da unterbrach Sara mich plötzlich. Hochrot im Gesicht und mit leichten Schweißperlen auf der Stirn kroch sie hinter ihrem Bucher hervor und fragte mit heiserer Stimme:

"Was für eine Aktion, Fairy?"

Ups. Sie wusste ja gar nichts von meinem Rachefeldzug. Und das hatte ich bisher auch immer für besser gehalten, wenn ich ehrlich war. Sie würde mich gnadenlos in den Boden stampfen, wenn ich ihr erzählte, was ich mit ihrem lieben Punk gemacht hatte.

Ich wich ihren Blicken aus und schaute zum Fenster hinaus.

"Och... nichts besonderes. Ist wirklich nicht so wichtig, nicht wahr, Glen?" Ich lächelte in mich hinein. Wenn er jetzt mit "es ist nicht so wichtig" antworten würde, dann hätte ich seine Bestätigung, dass es wirklich nicht so schlimm war und dass ich mich nicht entschuldigen brauchte. Wenn er mit allerdings behaupten würde, dass es wirklich wichtig war, dann müsste er Sara die ganze Story beichten, und das wäre ihm wahrscheinlich viel zu peinlich gewesen. Er saß also in der Zwickmühle.

Und was antwortete unser lieber Glen?

Gar nichts.

Schon wieder diese Schweigetour? Was sollte der Mist?

Sara räusperte sich kurz und flüsterte dann, ohne ihren Blick von besagtem Objekt wegzulenken:

"Im Übrigen verstehe ich nicht, warum du die ganze Zeit mit Glen reden willst und ihn anmeckerst, wo er doch aufgrund seines MP3-Players in den Ohren eh nichts mitbekommt."

...

Meine Augen weiteten sich. Ich folgte dem kleinen, dünnen und gemeinen Kabel, dass sich von der Hosentasche seiner Baggy hinauf unter seinem T-Shirt hindurch einen Weg zu seinem Ohr bahnte. Tatsächlich. Dieser Schwachkopf hörte doch wirklich Musik, während ich verzweifelt versuchte, mit ihm zu reden!!!

Was für eine Blamage!

Ich lehnte mich blitzschnell zu ihm rüber, zog ihm mit einem Ruck die Stöpsel aus den Ohren und brüllte:

"Verdammt noch mal! ICH REDE MIT DIR!"

Er zuckte sichtlich zusammen, weil er damit nicht im geringsten gerechnet hatte und blickte mich aus funkelnden Augen an.

Dann fing er plötzlich haltlos an zu kichern. Ich weiß nicht, ob es echt war oder ob er damit wieder seine schauspielerischen Talente zur Geltung bringen wollte. Wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte ich von ihm selten mal ein echtes Lachen gehört. Ja, wann eigentlich? Bisher wohl eher gar nicht.

"Ja, ja, urkomisch, nicht wahr? Jetzt gib das Ding her, oder ich schraub dich unangespitzt in den Fußboden!"

Damit meinte ich seinen MP3-Player. Allerdings ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie verhängnisvoll das Unterfangen werden würde, ihm das Teil abzunehmen.

Er kicherte noch eine Weile vor sich hin und lehnte dann wieder seinen Kopf zurück, schloss die Augen und murmelte mit einer unverschämten Gelassenheit:

"Nö."

"Wie ,nö'?"

"Na, nö halt. Wieso sollte ich dir meinen MP3-Player geben?"

"Weil... weil... weil... ich ihn mir sonst selbst holen werde."

Hehe. Damit hatte ich ihn. Er war bestimmt nicht besonders scharf darauf, dass ich ihm an seinen Klamotten rumfummelte. Geschweige denn darunter.

"Versuch's doch."

Okay, er schien doch scharf drauf zu sein. Oder es war einfach nur wieder einer seiner blöden Tricks, mich zu ärgern.

Ich warf ihm einen arroganten Blick zu und belächelte ihn kurz.

"Aha. Ich hatte ja schon immer gewusst, dass du sie nicht mehr alle hast. Aber dass du auch noch notgeil bist, ist mir neu."

Er verzog kurz die Mundwinkel und fletschte die Zähne.

"Und ich hatte schon immer gewusst, dass deine Argumentationsfähigkeit bei einer Skala von Eins bis Hundert unter Null liegt, aber dass du auch noch feige bist, ist mir ebenfalls neu."

Ich stutzte kurz. War ich feige? Nein, was sollte es mir schon ausmachen, ihm kurz das Teil abzunehmen? Immerhin hatte ich dann meine Ruhe.

Ich warf kurz einen unsicheren Blick zu Sara, die sich aber wieder hinter ihrem Taschenbuch verkrochen hatte. Das nächste mal würde ich ihr einen Weltatlas geben., da war die Fläche größer und man würde nicht ihr kochendes Gesicht sehen. Na ja, sie wusste ja, dass ich nicht in ihn verknallt war. Und was machte es schon, wenn ich ihn nur einmal kurz berühren würde?! Gut, es bestand die Möglichkeit der Bazillenübertagung, aber das Risiko musste ich eingehen. No risk, no fun.

Also erhob ich mich, baute meinen Körper vor ihm auf und beugte mich über ihn rüber. Glen blieb unverändert in einer halb sitzenden, halb liegenden Position und hielt die Augen geschlossen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schien es zu genießen, dass er mich wieder mal zu etwas gebracht hatte, was ich unter normalen Umständen nie und nimmer gemacht hätte. Aber was war hier eigentlich noch normal?

Ich fummelte den Stöpsel, der sich nach hinten verabschiedet hatte, aus seinem Nacken und überlegte, wie ich es weiter anstellen konnte. Das Kabel verlief unter seinem Shirt her hinunter in seine Hosentasche. Was hieß, dass ich von unten ziehen müsste, wenn ich das Ding heute noch haben wollte.

Also suchte ich die Stelle, wo das Kabel wieder unter seinem T-Shirt hervorlugte, ignorierte die Tatsache, dass ich dabei ein Stückchen seines Bauches freilegte und zog einmal kräftig dran. Der Stöpsel verschwand wie geplant unter seiner Kleidung.

Na, es ging doch, man musste nur fest dran glauben. Ich zog Stückchen für Stückchen weiter an der Strippe und lächelte verschmitzt in mich hinein. War doch gar nicht so schwer.

...

Was war das?!

Plötzlich ging es nicht weiter. Das Kabel war gespannt, der Stöpsel irgendwo hängen geblieben. Was ging denn jetzt ab? Worin sollte sich denn bitteschön der Ohrstöpsel verharkt haben?

Ich atmete tief durch und versuchte, die Ruhe zu bewahren.

Nein, ich würde jetzt garantiert nicht mit der Hand unter sein Shirt fahren, um nachzuschauen. Ich würde jetzt noch ein bisschen dran weiterziehen, bis es von alleine kam. So schwer konnte das doch nicht sein. Ein bisschen fühlte ich mich, wie im falschen Film. Das war doch alles nicht mehr zum aushalten!

Ich zupfte noch circa eine Minute vergebens an dem verfluchten Kabel und versicherte mir damit, dass es auch wirklich nicht weiterging. Na toll.

Dann eben nicht.

Ich konnte auch anders.

Von plötzlichem Ehrgeiz ergriffen, blickte ich ihm noch einmal fest in die Augen, die er belustigt einen Spalt geöffnet hatte und fuhr ihm mit der Hand unter sein Shirt. Meine Hände waren im Gegensatz zu seinem Körper eiskalt. Er schien fast so warm zu sein wie Saras Birne, das ganze war bei ihm allerdings eine Ganzkörperwärme. Ich spürte, wie er leicht zusammenzuckte und die Augen zu Schlitzen verengte.

Mit leicht zitternden Fingern suchte ich nach dem Übeltäter, der sich erdreistet hatte, den Stöpsel in Gefangenschaft zu nehmen und mich dazu brachte, so unmöglich anzügliche Sachen mit meinem schlimmsten Feind zu machen. Es herrschte eine unangenehme Stimmung in unserem Abteil. Ich fühlte Saras stechende Blicke in meinem Rücken, es gehörte nicht viel dazu, ihre Gedanken zu lesen. Na toll, also beliebt machte ich mich mit dieser Nummer ganz sicher nicht.

Zumindest nicht bei Sara.

Und endlich hatte ich ihn gefunden. Den Übeltäter. Oder sollte ich besser sagen "Es"?

Ja, es.

Das unliebsame,

funkelnde,

und metallharte

BRUSTPIERCING!!!

Ich verschluckte mich an der Luft, die ich grade geatmet hatte und begann zu husten.

Ich hätte ihm ja viel zugetraut, aber dass er so viel Courage hatte und sich so ein Ding durch seine Brustwarze zu schießen, hätte ich nicht gedacht.

Ich beendete meinen Hustenanfall mit einem Räuspern und schaute Glen noch einmal an. Der Hauptbestandteil seines Gesichtes schien aus einem fetten Grinsen zu bestehen.

Dieser Fiesling! Hatte er denn nichts besseres zu tun, als mich pausenlos zu ärgern??!!

Ich fragte mich, was Sara an ihm fand.

Wenn sie sich schon in so einen Arsch verliebte, dann wunderte es mich, warum sie dann nicht jeden Hintern mochte, der ihr auf der Straße entgegenkam.

Er öffnete leicht seinen Mund und hauchte mir ein paar Worte entgegen. Ich musste zugeben, ein bisschen kribbelte es schon... dieser verdammte Tonfall...!!!

Konnte er nicht auch normal sprechen? Wollte er mich anmachen, oder was?

Was wollte er eigentlich?

Die Antwort auf diese Frage dämmerte mir, als ich registrierte, was er gesagt hatte:

"Du hast Kaugummi im Gesicht. Steht dir. Sieht fast noch besser aus als diese Barbie-Verkleidung." Dabei leckte er sich mit der Zunge leicht über die Lippen und warf mir einen vielsagenden Blick zu.

Er wollte mich ärgern.

JETZT REICHTE ES ABER! Genug mit dem Unfug, Ende Gelände, Aus die Maus.

Das ging nun wirklich zu weit. Ich hasste es, wenn er den Spieß einfach umdrehte und alles in einem falschen Licht erschienen ließ. Musste er denn immer so die Tatsachen verdrehen? Jetzt stand nicht mehr zur Debatte, ob er vielleicht notgeil war. Nein, vielleicht war ich es ja auch?

Ich fummelte in einem Wahnsinnstempo den Stöpsel aus seinem Piercing und wollte grade die Hand wieder unter seinem Shirt hervorziehen, als mit einem Ruck die Tür aufging.

Das Blut schoss mir unweigerlich in den Kopf und ich starrte entsetzt in Richtung Tür. Nein, das durfte doch alles nicht wahr sein.

"Äh... Guten Tag... Herr... Herr Taylor!"

Mit weit aufgerissenen Augen und mindestens genauso überrascht wie ich blickte er auf meine Hand, die sich immer noch unter Glens T-Shirt befand.

Innerlich sah ich meine Note den Bach runter gleiten.

Ich stotterte ein paar unverständliche Silben vor mich hin, bevor ich Glen den MP3-Player entgültig aus der Tasche zog und mich schnurstracks auf meinen Platz setzte.

Mr. Taylor stand immer noch in der Tür und schien zur Salzsäule erstarrt zu sein.

"Es... ähm... es sieht nicht so aus, wie es ist... äh... es ist nicht so, wie es aussieht, meine ich... Herr Taylor! HERR TAYLOR!" Ich versuchte noch, ihn am zuschlagen der Tür zu hindern, doch er hastete schon zurück zu seinem Abteil um mich ins Klassenbuch einzutragen und mir wahrscheinlich mit viel Liebe eine Sechs in sein kleines, grünes Büchlein zu schreiben.

«Farina Jones belästigt ihre Mitschüler durch sexuelle Übergriffe.»

Ich sah den Eintrag schon vor meinem inneren Auge auf und ab hüpfen.

Ich blickte Glen an, der ein undefinierbares Pokerface aufgesetzt hatte.

Verzweiflung stieg in mir auf. Ich konnte seinen Blick nicht mehr ertragen. Sollte sich doch Sara mit ihm rumschlagen. Ich würde kein weiteres Wort mehr an ihn verlieren.

Seufzend rannte ich aus dem Abteil und irrte durch den Zug auf der Suche nach einer Ecke, in der ich mich ungestört mit meinem Schicksal abfinden konnte.

Okay, das war doch ein bisschen übertrieben.

Also noch mal:

Seufzend rannte ich aus dem Abteil und setzte mich in den Speisesaal, um Glen auf immer und ewig zu verfluchen.
 

Was sollten denn jetzt die Lehrer von mir halten? War ich doch nicht die brave Musterschülerin, die sich bemühte, immer alles richtig zu machen und immerzu lächelte?

In Gedanken versunken spielte ich mit einem Bierdeckel, der vor mir auf dem Tisch lag.

Das mit der Schleimerei konnte ich nun wohl vergessen.

Je länger ich drüber nachdachte, desto mehr freundete ich mich mit dem Gedanken an, mein Image bei den Lehrern zu ändern. Ich wettete, dass sie meine Schleimerei eh schon längst durchschaut hatten. Was sollte es also noch?

Vielleicht wurde es endlich mal Zeit, ehrlich zu sein.

Vor allem ehrlich zu mir selbst.
 

Vielleicht sollte ich zuerst mal meine Einstellung ändern. Nicht komplett, aber vielleicht ein bisschen.
 

Ich blickte auf Glens Mp3-Player, um den sich meine Hand fest geschlossen hatte. Aus einem Impuls heraus steckte ich mir die Stöpsel in die Ohren und drückte auf "Play".

Sofort dröhnten mir die harten Punkrocktöne von WIZO entgegen. Ich schloss die Augen und lauschte dem Text.

"Ich bin schwul, ich bin jüdisch und ein Kommunist dazu,

Ich bin schwarz und behindert, doch genauso'n Mensch wie du,

Ich bin hochintelligent und doch so dumm wie Sauerkraut,

Ich bin schön, ich bin hässlich, ich bin fett und gut gebaut.

Es gibt nichts, NICHTS, nichts,

Was dich besser macht als mich,

Denn auch du hast deine Fehler, deine Fehler so wie ich.

Doch die Fehler sind nichts schlechtes, sie gehör'n zu dir und mir,

Und wenn du's nicht auf die Reihe kriegst, kann keiner was dafür.

Du bist einer von Milliarden und das musst du akzeptier'n,

Du bist einer von Milliarden Ärschen auf der Welt..."
 

Wenn ich genauer drüber nachdachte, gefiel mir diese Musik.

Irgendwie hatte dieser Punk ja schließlich recht. Wenn ich es mir genau überlegte, war ich auch nicht besser als er. Ich war sogar noch schlimmer. Ich war eine hinterhältige Schlange.

Oder besser gesagt: Auch nur einer von Milliarden Ärschen auf der Welt.
 

Chapter IV/ *** Return To Me Salvation ***\ End



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Kommentare zu diesem Kapitel (26)
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Von: abgemeldet
2005-07-07T13:32:23+00:00 07.07.2005 15:32
YAH !
Wetten, das glaubst du yetz nich ?
Aber es bin trotzdem ich >_____<
The real one and only ---> MELISSA xD!

Ich hab das Kapi yetz gelesen. Es sind SommerferYen, ich hab endlich mal nix zu tun und Langeweile und dann fiel mir was ein....
Nämlich deine Story xD!
Aber genug davon.. ^^

Yetzt mal zur eigentlichen Sache hier... °g°

Das Kapi ist natürlich wieder mal genial x)
Hast du wahnsinnig gut geschrieben, aber.. blabla..
Da sag ich dir ya nix Neues ^^

Allerdings fand ichs schon etwas unglaubwürdig, dass sie WIZO gut fand. Das passte ya mal gar nicht ^^
Sie hätte eher sagen müssen, dass das Schrott ist °find° xD
Ich mein, selbst wenn sie den Text gar nicht so schlecht fände.. im ersten Moment achtet man doch auf die Musik und das ist totales Gedröhne.. °das Lied ya kenn° ^^
Und das passt gar nich zu ihr °g°

Ansonsten war das Kapi süüüpäääär :D
Von: abgemeldet
2005-01-18T10:31:34+00:00 18.01.2005 11:31
Thehe lustig xD alles was die in die Hand zu nehmen scheint, geht irgendwie schief *g*
Was ich aber nich verstehe.. Wieso is Glen so ruhig, wenn sie ihn doch so blamiert hat? Oo
Na ja und sie hört zum ersten Mal WIZO nach jahrelanger Kommerzbestrahlung und findet es gut? *lol* alle Achtung xD

Na ja ansonsten hab ich mich wieder sehr an ihren Ausartungen erfreut xDD
Von: abgemeldet
2005-01-02T16:13:53+00:00 02.01.2005 17:13
Hey
Ich wollte nur sagen das mir die Fanfic super geil gefällt und du umbedingt weiter schreiben solltest! viele Grüße
Joan452
Von: abgemeldet
2004-12-24T17:34:38+00:00 24.12.2004 18:34
oh mann...des kappi is ja sowas von geil. Ich piss mir immer vor lachen fast in die hose. Mann...sowas geiles. lass mich mit dem neuen kappi bloß nüsch zu lang warten...ich bin süchtig nach der fic!!! xDDDD

Amönschen
Von: abgemeldet
2004-12-20T18:19:42+00:00 20.12.2004 19:19
ok ich weiß ich bin viiiiiiel zu spät dafür dass ich gemeckert hab dass es net vorran ging, aber ich hatte echt viel um die ohren. klausuren usw.
zum chap, es ist einfach bombisch Xd allenernstes ich bin total begeistert, die idee mit dem piercing ist echt hammer.
ich denke mal dass glen nen schnieken oberkörper hat, hätte echt gern mit fairy getauscht *hehe* aber wer hätte das nicht??
ich hätte gern noch en bisschen was connor erfahren, hast ihn im letzten chap einfach erwähnt und das wars, schade eigentlich.

in dem chap ist leider so wenig passiert aber es war trotzdem super ^.~ ich mag die veränderungen die fairy so langsam durchmacht speziell gegen ende des chaps
also ich offe dass das nächste schneller kommt und ich wenn ich ausm urlaub komme min. zwei chaps lesen kann *hohe ansprüche hat* XD
also bis denne *knuddel*
Baerchen
Von:  LittleDestiny
2004-12-19T12:51:36+00:00 19.12.2004 13:51
Wwohh... woher hast du denn die Songtext (sehr rebellisch, ich kenne ihn jedenfalls nicht)
Ist sehr mutig, das du dir einen solchen Song als Unterstützung ausgesucht hast. Und irgendwie sollte er ja auch den Charakter von Glen beschreiben, oder nicht (jedenfalls habe ich so das Gefühl) Der gute Junge scheint sich allerdings nur von einer Seite zu zeigen, ebenso wie Fairy. Tut mir leid, aber ich bin mit ihr noch nicht so richtig warm geworden (sie ist mir wahrscheinlich im denken zu ähnlich**kleine fiese Hexesein**
Verdammt... UND ICH WEIß GANZ GENAU DAS DU UNS NUR AUF DIE FOLTER SPANNEN WILLST..........WAANNN GEHT'S DENN ENDLICH LOS??
Ich meine das war ja kein schlechter Anfang (**versaut auf den Bildschirm sabbern**)
Oh.. und er hat ein Nippelpiercing... **likeit*
Was haben wir vergessen... nun... mach ja nicht so lange..
Bis denn
Cu deine Suse;))
Von: abgemeldet
2004-12-16T02:21:20+00:00 16.12.2004 03:21
Haaaalloooo!
Also erst mal ein fettes Lob!Wie du siehst is es schon ziemlich spät aber ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen!einfach super wie du schreibst.Besonders wie du Glen beschreibst und darstellst (*selber punk is*wenn ich das mal so sagen darf *unqualifizierter Kommentar*)allgemein gesehen.Die ganzen Klischees von Punks wo ich eigentlich nit drüber lachen kann musste ich jetzt doch drüber lachen(*sich selbst wieder erkannt)und zwar nit zu knapp.Aba leg nich so viel wert auf mein gebrabbel, bin nämlich erstmal total übermüdet und zweitens auch ein wenig geistig gestört *hehe...hehe...hehaha...Gollum*.Schreib schnell weiter!

greetz Leah
P.S.:Punks rulezzz!
Von:  Hitokiri_Kurai
2004-12-15T22:26:31+00:00 15.12.2004 23:26
Die "Barbie-Tussi-Szene" war wirklich genial, ich habe mich selten so schlapp gelacht.
Ansonsten sticht mir vor allem der flüssige, reibungslose Erzählstiel ins Auge, und der ausgewogene, gut proportionierte Handlungsaufbau.
Das die Story - wie nicht anders zu erwarten - durch Kreativität glänzt, brauch ich wohl kaum zu erwähnen?
Von: abgemeldet
2004-12-15T15:22:08+00:00 15.12.2004 16:22
MAAHHHHH!!!!!!! WIE GEILL!!!!!!!!!!!!!!! WIIIIZOOOOO!!!!!!!! MEIN LIEBLINGSLIED AU NOCH!!!!! MAAAAAAA!!!!! wie geil!!!!!!*vor freude durch die gegend spring* das isch ja eeeewwwwwiiiigggg genial!!!!!!!!!!!!!!!
toll toll toll toll !!! mein tag isch gerettet!!!!!!
Von:  Ming-Ling
2004-12-13T15:28:14+00:00 13.12.2004 16:28
Hi hi!! Und Farina ist mal wieder ins Fettnäpfchen getreten, wie imma!! Super geschrieben, auch wie imma!!! Was soll ich noch Groß sagen??? Vielleicht, dass du das nächste mal schneller Schreiben sollst, also ne künstlerische Pause steht ja jedem zu!!! Aba das nächste mal schneller!! HDL Ming


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